https://offene-bibel.de/mediawiki/api.php?action=feedcontributions&user=Olaf&feedformat=atomDie Offene Bibel - Benutzerbeiträge [de]2024-03-28T09:13:53ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.35.0https://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Einf%C3%BChrung&diff=39147Einführung2023-11-11T16:22:57Z<p>Olaf: QM aktualisiert</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Autorenhilfe]]<br />
<br />
Du willst mithelfen? Na, wunderbar - herzlich willkommen bei der Offenen Bibel! <br />
<br />
Mit der Offenen Bibel haben wir uns an ein anspruchsvolles Unterfangen gewagt. Nach dem Wikiprinzip gleich drei Bibelübersetzungen erstellen, die gleichzeitig möglichst genau, möglichst verständlich und möglichst auf der Höhe der neuesten wissenschaftlichen Forschungen sein sollen? Schwierig, schwierig...<br />
<br />
Wir haben uns deshalb für jeden der einzelnen Schritte des Übersetzungsvorgangs eine Arbeitsweise überlegt, die es erleichtern soll, diese Ziele tatsächlich verwirklichen zu können. Der Einführung in diese Arbeitsweise ist diese Seite gewidmet.<br />
<br />
{{anchor|Erklärung_Studienfassung}}<br />
==Schritt 1: Erstellen der Studienfassung. Übertragung aus dem Urtext==<br />
<br />
===[[Seitengestaltung | Eine Seite bearbeiten]]===<br />
<br />
In der [[Kapitelliste]] siehst du eine Übersicht mit sämtlichen Kapiteln der Bibel.<br /><br />
Für die blau gedruckten Kapitel existieren bereits vollständige oder wenigstens teilweise Übersetzungen. Auf diesen Seiten musst du einfach direkt unter der grünen Leiste am oberen Bildschirmrand auf „Bearbeiten“ klicken, um die Seite im Bearbeitungsmodus zu öffnen:<br />
<br />
[[File:Bearbeiten.png|400px]]<br />
<br />
Die Übersetzung der rot gedruckten Kapitel dagegen steht noch aus. Klickst du auf diese Kapitel, öffnet sich die Seite direkt im Bearbeitungsmodus.<br /><br />
Das sieht dann ungefähr so aus:<br />
<br />
[[File:Studienfassung_bearbeiten.png]]<br />
<br />
<br />
<nowiki>{{S|1}}, {{S|2}}</nowiki> etc. sind die Angaben der einzelnen Verse des Kapitels. Hinter diesen Versangaben wird die Übersetzung des jeweiligen Verses eingefügt:<br />
<br />
[[File:Studienfassung_bearbeiten2.png]]<br />
<br />
Wie du Texte in unserem Wiki formatieren kannst, erfährst du [[Seitengestaltung|hier]].<br />
<br />
===[[Wegweiser Studienfassung | Übersetzen aus dem Urtext]]===<br />
<br />
Der erste Schritt des Übersetzungsvorgangs ist das Erstellen einer Erstübersetzung. Übertragen wird direkt aus dem Urtext. Bei den Frühschriften des Alten Testaments orientieren wir uns dabei an den wissenschaftlichen Ausgaben des [http://crosswire.org/study/passagestudy.jsp?mod=OSMHB&key=Gen+1 Codex Leningradensis] (= [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/biblia-hebraica-stuttgartensia-bhs/ BHS-Haupttext]), bei den Spätschriften an denen der [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/septuaginta-lxx/ Septuaginta Editio Altera] bzw. der [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/biblia-sacra-vulgata/ Vulgata Editio Quinta] und beim Neuen Testament an den Ausgaben [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/novum-testamentum-graece-na-27/ NA27], [http://www-user.uni-bremen.de/~wie/ECM/ECM-index.html ECM] und [http://crosswire.org/study/passagestudy.jsp?mod=SBLGNT&key=Mt+1 SBLGNT].<br />
<br />
{{anchor|Erklärung_Studienfassung-Kriterien}}<br />
Die '''Studienfassung''' hat hauptsächlich zwei <u>Intentionen</u>: (1) Sie will möglichst viele sprachliche Details des Ausgangstextes abbilden und (2) sie will gewährleisten, dass auch Übersetzer, die des Hebräischen, Aramäischen, Griechischen und Lateinischen nicht mächtig sind, auf ihrer Basis urtext-nahe Lesefassungen erstellen können (für eine ausführlichere Beschreibung von Profil und Intention der Studienfassung vgl. unsere [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=%C3%9Cbersetzungskriterien#Studienfassung „Übersetzungskriterien“]).<br />
<br />
Aus diesem Grund ist sie nicht bloß eine möglichst wörtliche Übersetzung, sondern reichert die wörtliche Übersetzung auch noch an um: <br />
* <u>Übersetzungsalternativen</u>, die der Urtext neben der gewählten Primärübersetzung auch zulässt (gekennzeichnet durch <code>(Übersetzungsalternative)</code>)<br />
* <u>Einfügungen</u>, die wegen der unterschiedlichen stilistischen Normen und Sprachstrukturen der biblischen Ursprachen und des Deutschen bisweilen nötig sind (gekennzeichnet mit <code>[Einfügung]</code>)<br />
* <u>Auslassungen</u>, die wegen der unterschiedlichen stilistischen Normen und Sprachstrukturen der biblischen Ursprachen und des Deutschen bisweilen nötig sind (gekennzeichnet mit <code>{Auslassung}</code>)<br />
* <u>Fußnoten</u> (realisiert durch <code><nowiki><ref>Fußnoteninhalt</ref></nowiki></code>), die<br />
** Übersetzungsentscheidungen erklären<br />
** auf stilistische Besonderheiten (z.B. den Einsatz von rhetorischen Stilmittel) im Urtext hinweisen<br />
** für die Übersetzung nötiges Hintergrundwissen zu Umwelt und geschichtlichen Hintergründen liefern<br />
** über alternative Übersetzungsvorschläge, die in der Sekundärliteratur geboten werden, informieren<br />
** textkritische Eingriffe in die wissenschaftlichen Textausgaben erläutern (diese Fußnoten-„gattung“ wird zusätzlich eingeleitet durch ein <code>'''Textkritik:'''</code>)<br />
<br />
Eine solche fertige Erstübersetzung könnte dann in etwa so aussehen:<br />
<br />
[[File:Studienfassung_bearbeiten4.png]]<br />
<br />
Fertig? - Super!<br /><br />
Nun muss nur noch der Status aktualisiert werden. Sind nur einige Verse übersetzt, fügst du dafür ganz oben auf der Kapitelseite <code><nowiki>{{Studienfassung in Arbeit}}</nowiki></code> ein; ist das ganze Kapitel übersetzt, fügst du ein: <code><nowiki>{{Ungeprüfte Studienfassung}}</nowiki></code>.<br /><br />
„<nowiki>{{Studienfassung in Arbeit}}</nowiki>“ und „<nowiki>{{Ungeprüfte Studienfassung}}</nowiki>“ gehören zu dem [[Hilfe:Status | Statussystem]], das wir erarbeitet haben, um den Qualitätsstatus der einzelnen Kapitelseiten messbar zu machen. Sie bedeuten: <br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:SF in Arbeit.png|verweis=:Kategorie:Studienfassung in Arbeit]] || style="width: 600px;" | '''Studienfassung in Arbeit.''' <br />Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:SF ungeprüft.png|verweis=:Kategorie:Ungeprüfte Studienfassung]] || style="width: 600px;" | '''Ungeprüfte Studienfassung.''' <br />Die Übersetzung ist vollständig, aber noch nicht mit den '''[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Einf%C3%BChrung#.C3.9Cbersetzungskriterien_Studienfassung Übersetzungskriterien]''' und den Standards der '''[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Einf%C3%BChrung#Qualit.C3.A4tskriterien_Studienfassung.3D Qualitätskriterien]''' abgesichet worden.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
{{anchor|Tipp_Lesefassung}}Ein '''Tipp''': Wenn du einen in sich geschlossenen, vollständigen Sinnabschnitt übersetzt hast, kannst du auch nur für diesen Sinnabschnitt einen Status vergeben. Hast du z.B. in [[Matthäus 6]] nur das Unser-Vater in Vv. 9-13 übersetzt, kannst du folgendes tun: Für die gesamte Studienfassung fügst du ganz oben den Status ein: <code><nowiki>{{Studienfassung in Arbeit}}</nowiki></code>. Darunter kannst du speziell für die Verse 9-13 einen anderen Status vergeben, z.B. <code><nowiki>{{Ungeprüfte Studienfassung|Vers 9-13}}</nowiki></code>. In diesem Fall muss zwischen dem Status der gesamten Studienfassung und dem Sonderstatus dieses einzelnen Abschnitts außerdem manuell ein Gesamtstatus für die Lesefassung eingefügt werden, nämlich <code><nowiki>{{Lesefassung folgt später}}</nowiki></code>. Am Seitenkopf würde dann also stehen:<br /><br />
<code><nowiki>{{Studienfassung in Arbeit}}</nowiki><br /><nowiki>{{Lesefassung folgt später}}</nowiki><br /><nowiki>{{Ungeprüfte Studienfassung|Vers 9-13}}</nowiki></code>.<br />
<br />
Erledigt? - Na dann: Gratulation! - Du hast gerade deine erste Studienfassung erstellt!<br />
<br />
==Schritt 2: Qualitätssicherung Studienfassung==<br />
<br />
Jede Kapitelseite hat auch eine Diskussionsseite. Diese Diskussionsseiten dienen primär der '''Qualitätssicherung'''. Die bereits getane Arbeit am jeweiligen Kapitel wird hier nämlich (1) <u>dokumentiert</u> und (2) <u>diskutiert</u>.<br />
<br />
===Die Studienfassungs-Qualitätstabelle===<br />
<br />
Zur '''Dokumentation''' steht auf jeder Seite bereits eine sogenannte <u>Qualitätstabelle</u> bereit. Im Bearbeitungsmodus sieht diese etwa so aus:<br />
<br />
<pre style="width: 600px;"><nowiki><br />
{{Checkliste Studienfassung<br />
|Übersetzte Verse = <br />
|Überprüfte Verse = <br />
|Alternativen = <br />
|Zweifelsfälle dokumentiert = <br />
|Studienfassung verstehbar = <br />
|Anliegen dokumentiert = <br />
|Kommentare eingesehen = <br />
|Übersetzungsvergleich = <br />
|Übrige Überprüfungen =<br />
|Was fehlt = <br />
}}<br />
</nowiki></pre><br />
<br />
Die entsprechenden Werte der jeweiligen Attribute (z.B. „Alle Verse“, „Alternativen“ etc.) werden einfach direkt hinter dem Gleichheitszeichen eingetragen, am besten (zwecks Übersichtlichkeit) nach einem Zeilenumbruch. Das sähe im Bearbeitungsmodus dann etwa so aus:<br />
<br />
<pre style="width: 600px;"><nowiki><br />
{{Checkliste Studienfassung<br />
|Übersetzte Verse = <br />
<u>Vers 1–12</u>: Anton<br /><br />
<u>Einteilung</u> nach Wolter 2007, S. 145 (Anton)<br />
|Überprüfte Verse = <br />
<u>Vv. 1-3</u>: Philipp<br />
|Alternativen = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: Daniel<br />
|Zweifelsfälle dokumentiert = <br />
<u>Vv. 1-12</u>: teilweise (Emil)'<br />
|Studienfassung verstehbar = <br />
<u>V. 6</u>: „nach dem Fleisch“ ist noch unklar (Friedrich)<br />
|Anliegen dokumentiert = <br />
<u>V. 5</u>: Schwurformel (Vera)<br />
|Kommentare eingesehen = <br />
<u>Vv. 13-17</u>: Bovon 1990 (Heinrich)<br />
|Übersetzungsvergleich = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: EÜ, NeÜ (Juliett)<br />
|Übrige Überprüfungen =<br />
<u>Rechtschreibung</u>: 1.1.2015 (Philipp)<br />
|Was fehlt = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: Anmerkung fehlt (Ludwig)<br />
}}<br />
</nowiki></pre><br />
<br />
Würde die Seite gespeichert, ergäbe das im Ansichtsmodus dann folgendes:<br />
<br />
{{anchor|Erklärung Statustabelle}}<br />
{{Vorlage:Checkliste Studienfassung<br />
|Übersetzte Verse = <br />
<u>Vers 1–12</u>: Anton<br /><br />
<u>Einteilung</u> nach Wolter 2007, S. 145 (Anton)<br />
|Überprüfte Verse = <br />
<u>Vv. 1-3</u>: Philipp<br />
|Alternativen = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: Daniel<br />
|Zweifelsfälle dokumentiert = <br />
<u>Vv. 1-12</u>: teilweise (Emil)'<br />
|Studienfassung verstehbar = <br />
<u>V. 6</u>: „nach dem Fleisch“ ist noch unklar (Friedrich)<br />
|Anliegen dokumentiert = <br />
<u>V. 5</u>: Schwurformel (Vera)<br />
|Kommentare eingesehen = <br />
<u>Vv. 13-17</u>: Bovon 1990 (Heinrich)<br />
|Übersetzungsvergleich = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: EÜ, NeÜ (Juliett)<br />
|Übrige Überprüfungen =<br />
<u>Rechtschreibung</u>: 1.1.2015 (Philipp)<br />
|Was fehlt = <br />
<u>Vv. 1-17</u>: Anmerkung fehlt (Ludwig)<br />
}}<br />
<br />
===Eigenschaften einer guten Studienfassung===<br />
<br />
An der oben abgebildeten Qualitätstabelle kannst du bereits ablesen, welche Eigenschaften einer Studienfassung am Ende zukommen müssen (Am ''Ende'' - eine Erstübersetzung muss selbstverständlich noch lange nicht alle dieser Eigenschaften haben: Die Arbeitsweise der Offenen Bibel sieht vor, dass jede Übersetzung über einen längeren Zeitraum hinweg und von mehreren Mitarbeitern immer weiter verbessert wird). Es sind die selben Eigenschaften, die wir auf der Seite [http://offene-bibel.de/wiki/%C3%9Cbersetzungskriterien#Studienfassung Übersetzungskriterien] als Kriterien einer sehr guten Studienfassung bestimmt haben:<br /><br />
* '''A''': Alle Verse wurden direkt aus dem Urtext übersetzt.<br />
* '''B''': Zusätzlich wurde die Übersetzung, ihre Fußnoten, Anmerkungen etc. durch mindestens einen weiteren Übersetzer noch einmal mit dem Urtext abgeglichen.<br />
* '''C''' + '''D''': Beim Übersetzen muss man sich bei unterschiedlichen möglichen Deutungen irgendwann für eine dieser Deutungen entscheiden. Andere plausible und sinnvolle Deutungen werden in der Studienfassung aber nicht einfach verschwiegen, sondern in Form von ''Übersetzungsalternativen'' in die Übersetzung selbst integriert und, falls nötig, in einer Fußnote erläutert. C bezieht sich dabei v.a. auf mehrdeutige ''Begriffe'', D auf mehrdeutige ''Syntax'' und ''Textüberlieferung''. Zu näherem s. SF-Kriterium 1a.<br />
* '''E''': In der Bibel findet sich vieles, was nicht nur sprachlich, sondern auch konzeptuell ohne das nötige Hintergrundwissen schwer zu verstehen ist. Die Studienfassung soll daher auch dieses Hintergrundwissen in Fußnoten und Anmerkungen erläutern, um den Bibeltext möglichst zugänglich zu machen.<br />
* '''F''': Bibeltexte sind (meist) nicht (nur) ''art pour l'art'', sondern ''funktionale Gebilde'': Sie wurden mit einem bestimmten Anliegen verfasst. Eines der Hauptziele der Offenen Bibel ist es daher, ihrem Leser dieses Anliegen vermitteln zu können. In der Studienfassung dienen dafür v.a. die '''Anmerkungen''', die dieses Anliegen möglichst präzise zusammenfassen sollen.<br />
* '''G''': Die Offene Bibel orientiert sich in ihren Übersetzungsentscheidungen weniger an den „althergebrachten“ Übersetzungen, sondern an der plausibelsten wissenschaftlichen Deutung. Aus diesem Grund ist für eine sehr gute Studienfassung ein Abgleich mit mindestens einem ordentlichen und aktuellen Kommentar ein Muss.<br />
* '''H''': Auch ein Abgleich mit anderen Übersetzungen ist aus diesem Grund (und anderen Gründen) hilfreich; eine sehr gute Studienfassung sollte daher außerdem mit einigen Übersetzungen verglichen worden sein (es empfiehlt sich, dies möglichst früh zu tun, da dieser Arbeitsschritt recht schnell geht und dennoch zumindest grobe Schnitzer leicht zu vermeiden hilft).<br />
* '''I''': Im Laufe der Zeit haben wir einige Detailregelungen für die Studienfassung getroffen - z.B. die Wiedergabe biblischer Namen nach der Schreibweise der Loccumer Richtlinien -, zu finden sind sie im [[Übersetzungs-F.A.Q.]]. Eine sehr gute Studienfassung muss auch diesen Detailregelungen nachkommen.<br />
* '''J''' schließlich ist nicht eigentlich eine Eigenschaft einer sehr guten Studienfassung, sondern dient dem Zweck, anderen Mitarbeitern einen schnellen Überblick darüber zu verschaffen, was auf jeden Fall noch zu tun ist, bevor der Studienfassung ihr höchster Status verliehen werden kann.<br />
<br />
<br />
{{anchor|Erklärung Lesefassung kann erstellt werden}}Wird eine Studienfassung ausreichend vielen dieser Qualitätssicherungsmaßnahmen gerecht, ist sie bereit für den Status <code><nowiki>{{Zuverlässige Studienfassung}}</nowiki></code>; wird sie gar allen gerecht, ist sie bereit für den Status <code><nowiki>{{Sehr gute Studienfassung}}</nowiki></code>. Sobald einer Studienfassung einer dieser beiden Status verliehen wurde, kann mit der Übertragung dieser Studienfassung in eine Lesefassung begonnen werden. Die Status bedeuten:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| style="width:135px;" | [[Datei:SF zuverlässig.png|verweis=:Kategorie:Zuverlässige Studienfassung]] || style="width: 600px;" | '''Zuverlässige Studienfassung.''' <br />Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die [[Übersetzungskriterien]] und wurde mit einigen Standards der [[Qualitätssicherung]] abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:sehr gut.png|verweis=:Kategorie:Sehr gute Studienfassung]] || style="width: 600px;" | '''Sehr gute Studienfassung'''<br />Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die [[Übersetzungskriterien]] und wurde mit allen Standards der [[Qualitätssicherung]] abgesichert.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
<div class="status" style="width: 800px;"><br />
<big>'''Wichtig!'''</big><br /><br />
Die Status <code><nowiki>{{Zuverlässige Studienfassung}}</nowiki></code> und <code><nowiki>{{Sehr gute Studienfassung}}</nowiki></code> sind sozusagen die „Meisterklassen“ unter unseren Studienfassungs-status. Sicherheitshalber dürfen daher diese Status nur von den sog. ''[[Die Offene Bibel:Qualitätsmoderatoren | Qualitätsmoderatoren]]'' (kurz: „QM“) gesetzt werden. Zu unseren QMs zählen derzeit:<br />
* [[Benutzer:Olaf|Olaf]]<br />
* [[Benutzer:Sebastian Walter|Sebastian]]<br />
</div><br />
<br />
Fertig? Gratulation! - Du hast soeben deine erste Studienfassung lesefassungsreif gemacht.<br />
<br />
<div class="status" style="width: 800px;"><br />
<big>'''Doch Stop!'''</big>:<br><br />
<u>Ein Wort noch zu '''Zweitlesern'''</u>:<br /><br />
Die Offene Bibel ein ''Gemeinschaftsprojekt''. Darin liegt auch, dass jeder Übersetzer maximal ''Co''-Autor ist. Wenn also im Laufe der Zeit Änderungen an einer Übersetzung vorgenommen werden, bedeutet das, dass damit die Übersetzung ''verbessert'' wird; nicht etwa „verfälscht“. Für den Erstübersetzer heißt das, dass er mit Kritik an seinen Übersetzungsentscheidungen rechnen muss und auch nicht etwas wie ein „Vetorecht“ bei Bearbeitungen hat; für einen Zweitleser, dass er nicht einfach an bereits erstellten Übersetzungen herumdoktern sollte. Als sinnvollstes Vorgehen hat sich bei der Zusammenarbeit von Erstübersetzern und Zweitlesern Folgendes erwiesen:<br /><br />
Ein Zweitleser kann die Ergebnisse seiner Qualitätsprüfung entweder <br />
* direkt in die Übersetzung einfügen, wenn sie mit der eingestellten Erstübersetzung konform gehen oder diese „nur“ ergänzen, oder<br />
* kritisch auf der Diskussionsseite anmerken, damit Erstübersetzer und Zweitleser gemeinsam noch einmal über die betreffende Stelle nachdenken können. Reagiert der Erstübersetzer einige Zeit lang nicht auf diese Anmerkung, hat der Zweitleser freie Hand, sollte dann aber seinerseits fähig zum Umgang mit (verspäteter) Kritik des Erstübersetzers oder von anderen Zweitlesern sein.<br />
* Können sich Erstübersetzer und Zweitleser in einer Frage durchaus nicht einig werden - das ist allerdings bisher so gut wie nicht vorgekommen - tut eine dritte Stimme Not; in diesem Fall sollte dies unter Punkt '''J''' vermerkt werden - à la „Bei der unter der Überschrift X auf der Diskussionsseite geführten Diskussion konnte noch keine Einigkeit erlangt werden.“<br /><br />
Dass solche Diskussionen stets respektvoll und höflich ablaufen sollten, versteht sich von selbst.<br />
<br />
Fällt einem Zweitleser allerdings ein so schwerwiegendes Problem an einer Übersetzung auf, dass er den aktuellen Status für nicht gerechtfertigt hält, kann er unter den aktuellen Status zusätzlich einfügen: <code><nowiki>{{Überprüfung angefordert}}</nowiki></code>. Für den Fall, dass es sich dabei um einen nur unvollständig übersetzten Vers handelt, gibt es außerdem <code><nowiki>{{Vers unvollständig übersetzt}}</nowiki></code>. Beide verleihen der Seite zusätzlich zu ihrem aktuellen Status den Status „Überprüfung angefordert“. Er bedeutet: <br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| style="width: 135;" | [[Datei:Überpr.png|verweis=Kategorie:Überprüfung angefordert]] || style="width: 600px;" | '''Überprüfung angefordert'''<br />Einem Nutzer ist ein größeres Problem in der Übersetzung aufgefallen und hat es auf der Diskussionsseite vermerkt.<br />
|-<br />
|}<br />
</div><br />
<br />
==Schritt 3: Erstellen der Lesefassung oder der Fassung in Leichter Sprache==<br />
<br />
===Das Übertragen der Studienfassung===<br />
<br />
Lesefassungen oder Fassungen in Leichter Sprache können erst erstellt werden, wenn eine Studienfassung gut genug dafür ist. Aus diesem Grund haben wir auch für die Lesefassung und Fassung in Leichter Sprache ein Statussystem erarbeitet, um einem Mitarbeiter direkt ersichtlich zu machen, ob bereits an einer Lesefassung bzw. Fassung in Leichter Sprache gearbeitet werden kann, ob vielleicht schon daran gearbeitet wurde und welche Qualität diese Lesefassung oder Fassung in Leichter Sprache hat.<br />
====Die Lesefassung====<br />
Anfangs haben Lesefassungen daher stets den „Null-Status“ <code><nowiki>{{Lesefassung folgt später}}</nowiki></code>.<br /><br />
Er bedeutet: <br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:Folgt-später.png|verweis=:Kategorie:Lesefassung folgt später]] || style="width: 600px;" | '''Lesefassung folgt später.''' <br />Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Sobald ein Qualitätsmoderator einer Studienfassung den Status <code><nowiki>{{Zuverlässige Studienfassung}}</nowiki></code> oder <code><nowiki>{{Sehr gute Studienfassung}}</nowiki></code> ([[#Erklärung Lesefassung kann erstellt werden|s.o.]]) verliehen hat, erhält die Lesefassung damit automatisch den Status <code><nowiki>{{Lesefassung kann erstellt werden}}</nowiki></code>. Von diesem Moment an kann mit der Übertragung von Lesefassungen begonnen werden. Der Status bedeutet:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:Kann-erstellt-werden.png|verweis=:Kategorie:Lesefassung kann erstellt werden]] || style="width: 600px;" | '''Lesefassung kann erstellt werden.''' <br />Die Studienfassung ist ausgereift genug, dass eine vorläufige Lesefassung erstellt werden kann.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Das Erstellen der Lesefassung funktioniert im Prinzip genau so wie das [[#Erklärung_Studienfassung | Erstellen der Studienfassung]]. Einziger Unterschied: Die Versnummern müssen per Hand auf die Kapitelseite eingefügt werden. [[#Kopiervorlage_Lesefassung |Unten]] ist, um das zu erleichtern, eine Kopiervorlage angefügt. <br />
<br />
Ist eine Lesefassung vollständig übersetzt, kann ihr der Status „Ungeprüfte Lesefassung“ verliehen werden. Dafür muss einfach ganz oben auf der Kapitelseite unter <code><nowiki>{{Zuverlässige Studienfassung}}</nowiki></code> bzw. <code><nowiki>{{Sehr gute Studienfassung}}</nowiki></code> eingefügt werden: <code><nowiki>{{Ungeprüfte Lesefassung}}</nowiki></code>. Der Status bedeutet:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:LF_ungeprüft.png|verweis=:Kategorie:Ungeprüfte Lesefassung]] || style="width: 600px;" | '''Ungeprüfte Lesefassung.''' <br />Die Übersetzung ist vollständig, aber noch nicht mit den [[Übersetzungskriterien]] abgeglichen und nach den Standards der [[Qualitätssicherung]] abgesichert worden. <br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Ein '''Tipp''': [[#Tipp_Lesefassung|Entsprechendes wie für die Studienfassung]] gilt auch für die Lesefassung: Wenn du einen in sich geschlossenen, vollständigen Sinnabschnitt übersetzt hast, kannst du auch nur für diesen Sinnabschnitt einen Status vergeben. Nehmen wir einmal an, die ''gesamte'' Studienfassung von Mt 6 hätte den Status „Ungeprüfte Studienfassung“, Verse 9-13 aber hätten den Status „Zuverlässige Studienfassung“ und könnten daher in eine Lesefassung übertragen werden. In diesem Falle stünde am Kapitelkopf:<br /><br />
<code><nowiki>{{Ungeprüfte Studienfassung}}</nowiki><br /><nowiki>{{Lesefassung folgt später}}</nowiki><br /><nowiki>{{Zuverlässige Studienfassung|Vers 9-13}}</nowiki><br /><nowiki>{{Lesefassung kann erstellt werden|Vers 9-13}}</nowiki></code>.<br /><br />
Nach der Einstellung einer Lesefassung der Vv. 9-13 müsste nur dieser letzte Status ausgetauscht werden durch <code><nowiki>{{Ungeprüfte Lesefassung|Vers 9-13}}</nowiki></code>. Ganz einfach, oder?<br />
<br />
====Die Fassung in Leichter Sprache====<br />
Bei der Übersetzung in Leichte Sprache muss viel Wert auf die Lesbarkeit gelegt werden. Zu Beginn erhält eine neu erstellt Seite in Leichter Sprache immer den Status "In Arbeit":<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| [[Datei:LS_in_Arbeit.png|links|50px|verweis=:Kategorie:Leichte Sprache in Arbeit|In Arbeit]] || Zuerst ist ein Text sicherlich eine lange Zeit in Arbeit. Texte in Leichte Sprache zu übersetzen ist nämlich eine komplizierte Sache.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Aber damit ist er vielleicht doch nicht fertig? Dann wird er überarbeitet und neu von der Kontrollgruppe gelesen. Dieser Vorgang wird daher so lange wiederholt, bis die Übersetzer zufrieden sind und die [[Übersetzungskriterien Leichte Sprache|Übersetzungskriterien für Leichte Sprache]] wie auch die Übersetzungskriterien für die Studienfassung erfüllt bleiben.<br />
<br />
Und wie kommen Texte in die Überblicksseite zu Leichter Sprache? Manuell. Daher sind nicht immer alle Seiten, die gerade bearbeitet werden, dort schon eingetragen. Das muss also niemanden beunruhigen.<br />
<br />
==Schritt 4: Qualitätssicherung Lesefassung und Leichte Sprache==<br />
<br />
===Die Lesefassungs-Qualitätstabelle===<br />
<br />
Auch für die Lesefassung gibt es eine sog. <u>Qualitätstabelle</u>. Aktuell muss diese noch per Hand auf der Diskussionsseite unter die [http://offene-bibel.de/wiki/Einf%C3%BChrung#Die_Studienfassungs-Qualit.C3.A4tstabelle Qualitätstabelle der Studienfassung] eingefügt werden; hier eine Kopiervorlage:<br />
<br />
<pre style="width: 600px;"><nowiki><br />
{{Checkliste Lesefassung<br />
|Welche Sinnabschnitte = <br />
|Welche Anliegen = <br />
|Offene Übertragungsfragen = <br />
|Prüfung Verständlichkeit und Vorlesbarkeit = <br />
|Vermeidung von Fachsprache = <br />
|Fehlende LF-Fußnoten = <br />
|Nähe zur SF = <br />
|Überprüfte Kriterien = <br />
}}<br />
</nowiki></pre><br />
<br />
Sinn dieser Qualitätstabelle ist folgendes: Eine sehr gute Lesefassung soll am Ende den [http://offene-bibel.de/wiki/%C3%9Cbersetzungskriterien#Lesefassung Übersetzungskriterien] genügen. Um garantieren zu können, dass eine Lesefassung diesen Kriterien auch tatsächlich genügt, haben wir eine mehrschrittige <u>Qualitätssicherungs</u>-methode erdacht, die nach und nach von verschiedenen Mitarbeitern abgearbeitet werden kann, um die Lesefassung immer weiter zu verbessern. Die Qualitätstabelle dient dabei der Dokumentation, welche Arbeit bereits von wem an einer Lesefassung vorgenommen wurde. Hierfür müssen in der Qualitätstabelle einfach direkt hinter dem Gleichheitszeichen die entsprechenden Werte der jeweiligen Attribute (z.B. „Welche Sinnabschnitte“, „Offene Übertragungsfragen“ etc.) eingetragen werden; am besten (zwecks Übersichtlichkeit) nach einem Zeilenumbruch. Im Bearbeitungsmodus könnte das dann z.B. so aussehen: <br />
<br />
<pre style="width: 600px;"><nowiki><br />
{{Checkliste Lesefassung<br />
|Welche Sinnabschnitte = <br />
<u>Vv. 1-12</u>: Josef<br /><br />
<u>Vv. 13-24</u>: Matthias<br />
|Welche Anliegen = <br />
<u>Vv. 1–17</u>: Leiden als Prüfung Gottes (Peter)<br /><br />
<u>Vv. 18-20</u>: Mahnung zur Wachsamkeit (Tiger Lily)<br />
|Offene Übertragungsfragen = <br />
<u>V. 7</u>: Bedeutung ist mir unklar (Wendy)<br /><br />
<u>Vv. 30-45</u>: Anliegen fehlt (Minli)<br />
|Prüfung Verständlichkeit und Vorlesbarkeit = <br />
<u>Vv. 1-10</u>: Wurde für einen Kindergottesdienst verwendet; bei der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass alle Kinder die Verse verstanden hatten (Simon)<br /><br />
<u>Vv. 15-17</u>: Habe gestern mit meiner Mutter (72, Volksschulabschluss) länger auf der Basis dieser Übersetzung über diese Verse diskutiert; die Übersetzung hat sie ohne Probleme verstanden (Lukas)<br /><br />
<u>V. 21</u>: Habe den Vers zur Probe meiner Tochter vorgetragen. Sie hatte Probleme mit dem Wort „Schwachheit“ (Momo)<br />
|Vermeidung von Fachsprache = <br />
<u>Vv. 17-34</u>: Mit Wortliste abgeglichen. „Christus“ in V. 18 habe ich belassen, da es wie ein Eigenname verwendet wird (wurde auf Wortliste vermerkt) (Meister Hora)<br />
|Fehlende LF-Fußnoten = <br />
<u>V. 27</u>: Für „Geist“ sollte noch eine FN erstellt werden (Fabian)<br /><br />
<u>V. 38</u>: „Messias“ könnte eine Fußnote brauchen (?) (Hieronymus)<br />
|Nähe zur SF = <br />
<u>Vv. 13-17</u>: Sehr nah. Vielleicht könnte V. 14 sogar noch etwas freier formuliert werden (Nuriel)<br /><br />
<u>Vv. 18f.</u>: Nicht sehr nah. Entsprechend den LF-Kriterien schien es mir sinnvoll, das Gleichnis in einem Stil und in einer Sprache zu formulieren, in der man auch heute so ein Gleichnis formulieren würde (Berta)<br />
|Überprüfte Kriterien = <br />
<u>Vv. 34-45</u>: Rechtschreibung, Zwischenüberschriften (Josef)<br /><br />
<u>Vv. 46-50</u>: Verständlichkeit aus sich selbst heraus. Ich glaube, man müsste noch eine Bemerkung ergänzen, dass Jesus zuvor am anderen Ufer des Sees Gennesaret war (Charles)<br />
}}<br />
</nowiki></pre><br />
<br />
Würde die Seite dann gespeichert, ergäbe das im Ansichtsmodus folgendes:<br />
<br />
{{Checkliste Lesefassung<br />
|Welche Sinnabschnitte = <br />
<u>Vv. 1-12</u>: Josef<br /><br />
<u>Vv. 13-24</u>: Matthias<br />
|Welche Anliegen = <br />
<u>Vv. 1–17</u>: Leiden als Prüfung Gottes (Peter)<br /><br />
<u>Vv. 18-20</u>: Mahnung zur Wachsamkeit (Tiger Lily)<br />
|Offene Übertragungsfragen = <br />
<u>V. 7</u>: Bedeutung ist mir unklar (Wendy)<br /><br />
<u>Vv. 30-45</u>: Anliegen fehlt (Minli)<br />
|Prüfung Verständlichkeit und Vorlesbarkeit = <br />
<u>Vv. 1-10</u>: Wurde für einen Kindergottesdienst verwendet; bei der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass alle Kinder die Verse verstanden hatten (Simon)<br /><br />
<u>Vv. 15-17</u>: Habe gestern mit meiner Mutter (72, Volksschulabschluss) länger auf der Basis dieser Übersetzung über diese Verse diskutiert; die Übersetzung hat sie ohne Probleme verstanden (Lukas)<br /><br />
<u>V. 21</u>: Habe den Vers zur Probe meiner Tochter vorgetragen. Sie hatte Probleme mit dem Wort „Schwachheit“ (Momo)<br />
|Vermeidung von Fachsprache = <br />
<u>Vv. 17-34</u>: Mit Wortliste abgeglichen. „Christus“ in V. 18 habe ich belassen, da es wie ein Eigenname verwendet wird (wurde auf Wortliste vermerkt) (Meister Hora)<br />
|Fehlende LF-Fußnoten = <br />
<u>V. 27</u>: Für „Geist“ sollte noch eine FN erstellt werden (Fabian)<br /><br />
<u>V. 38</u>: „Messias“ könnte eine Fußnote brauchen (?) (Hieronymus)<br />
|Nähe zur SF = <br />
<u>Vv. 13-17</u>: Sehr nah. Vielleicht könnte V. 14 sogar noch etwas freier formuliert werden (Nuriel)<br /><br />
<u>Vv. 18f.</u>: Nicht sehr nah. Entsprechend den LF-Kriterien schien es mir sinnvoll, das Gleichnis in einem Stil und in einer Sprache zu formulieren, in der man auch heute so ein Gleichnis formulieren würde (Berta)<br />
|Überprüfte Kriterien = <br />
<u>Vv. 34-45</u>: Rechtschreibung, Zwischenüberschriften (Josef)<br /><br />
<u>Vv. 46-50</u>: Verständlichkeit aus sich selbst heraus. Ich glaube, man müsste noch eine Bemerkung ergänzen, dass Jesus zuvor am anderen Ufer des Sees Gennesaret war (Charles)<br />
}}<br />
<br />
===Eigenschaften einer guten Lesefassung===<br />
<br />
Auch an dieser Qualitätstabelle lässt sich bereits ablesen, welche Eigenschaften einer Lesefassung am Ende zukommen müssen (wieder: Am ''Ende'' - eine Erstübersetzung muss selbstverständlich noch lange nicht alle dieser Eigenschaften haben: Die Arbeitsweise der Offenen Bibel sieht vor, dass jede Übersetzung über einen längeren Zeitraum hinweg und von mehreren Mitarbeitern immer weiter verbessert wird): <br />
<br />
* '''A''': Hier soll v.a. dokumentiert werden, wer an welchen Versen der Lesefassung gearbeitet hat (zum Beispiel für den Fall, dass ein weiterer Übersetzer sich mit einer Anfrage auf der Diskussionsseite an diese(n) Übersetzer wenden will).<br />
* '''B''' dient dem Nachweis, dass ein Lesefassungsübersetzer das in den '''Anmerkungen''' der Studienfassung herausgearbeitete Anliegen eines Sinnabschnittes richtig erfasst hat und versucht hat, es in seine Übertragung der Lesefassung einfließen zu lassen. '''C''' geht in die andere Richtung: Oft fällt erst bei der Übertragung einer Lesefassung auf, wenn Anmerkungen nicht verständlich oder genau genug verfasst sind. In diesem Falle ist das in dieser Spalte zu vermerken.<br />
* '''D''': Ein Muss für eine sehr gute Lesefassung ist ihre Verständlichkeit und Vorlesbarkeit. Weil diese auf verschiedenste Weise geprüft werden kann, haben wir keine bestimmte Vorgehensweise für die Sicherung dieser Qualität definiert. In der obigen Beispieltabelle findest du drei exemplarische Wege, wie Verständlichkeit und Vorlesbarkeit geprüft werden könnten.<br />
* '''E''': Die Lesefassung ist besonders gedacht für „Menschen, die über die Allgemeinbildung hinaus über kein bibelkundliches oder theologisches Vorwissen verfügen“ (s. [http://offene-bibel.de/wiki/%C3%9Cbersetzungskriterien#Lesefassung Übersetzungskriterien]). Viele Begriffe - wie z.B. „Gnade“, „Sünde“ etc. - können daher eine Hürde für die Verständlichkeit einer Übersetzung sein und sollten idealiter durch eine allgemeinverständliche Variante ersetzt werden, mit einer Fußnote versehen werden oder auf ähnliche Weise verständlich gemacht werden. Auf der Seite „[http://offene-bibel.de/wiki/Qualit%C3%A4tssicherung/Liste_missverst%C3%A4ndlicher_W%C3%B6rter Missverständliche Wörter]“ ist eine Liste am Entstehen, welche Begriffe als solche „schwierigen“ Begriffe gelten müssen; für den Fall, dass einem Mitübersetzer ein noch nicht auf dieser Liste verzeichnetes Wort auffällt, wäre es hilfreich, wenn er dieses gleich auf dieser Seite verzeichnen könnte.<br />
* '''F''': Oberstes Ziel der Lesefassung sollte es zwar sein, den Text möglichst aus sich selbst heraus verständlich zu machen. Da das aber nicht immer möglich sein wird, müssten in solchen Fällen auch in der Lesefassung Fußnoten gesetzt werden. In dieser Spalte soll daher dokumentiert werden, wo solche Fußnoten noch fehlen könnten.<br />
* '''G''': Die Lesefassung folgt in ihren Übersetzungsentscheidungen der Studienfassung (s. genauer die [http://offene-bibel.de/wiki/%C3%9Cbersetzungskriterien#Lesefassung Übersetzungskriterien]); in geringerem Maße außerdem in ihrer Formulierung. In dieser Spalte soll daher dokumentiert werden, in welchem Maße sie diesem Kriterium nachkommt.<br />'''Wichtig''': Wie schon an obiger Beispieltabelle zu sehen ist: Auch in Fällen, in denen hier „nicht sehr nah“ eingetragen werden müsste, kann die Lesefassung gerade damit diesem Qualitätskriterium genügen; z.B., wenn es Sinn macht, im Stil vom Urtext abzuweichen, um damit die Anliegen des Urtextes besser kommunizieren zu können.<br />
* '''H''' schließlich ist ein Sammelbecken zur Dokumentation der Sicherung der übrigen Qualitätskriterien; diese Spalte sollte selbsterklärend sein.<br />
<br />
<br />
Wird eine Studienfassung ausreichend vielen dieser Qualitätssicherungsmaßnahmen gerecht, ist sie bereit für den Status <code><nowiki>{{Zuverlässige Lesefassung}}</nowiki></code>; wird sie gar allen gerecht, ist sie bereit für den Status <code><nowiki>{{Sehr gute Lesefassung}}</nowiki></code>. Diese Status bedeuten:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| style="width:135px;" | [[Datei:LF_zuverlässig.png|verweis=:Kategorie:Zuverlässige Lesefassung]] || style="width: 600px;" | '''Zuverlässige Lesefassung.''' <br />Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die [[Übersetzungskriterien]] und wurde mit einigen Standards der [[Qualitätssicherung]] abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5"<br />
! Symbol || Bedeutung <br />
|-<br />
| [[Datei:sehr gut.png|verweis=:Kategorie:Sehr gute Lesefassung]] || style="width: 600px;" | '''Sehr gute Lesefassung'''<br />Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die [[Übersetzungskriterien]] und wurde mit allen Standards der [[Qualitätssicherung]] abgesichert.<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
<div class="status" style="width: 800px;"><br />
<big>'''Wichtig!'''</big><br /><br />
Auch hier gilt: Die Status <code><nowiki>{{Zuverlässige Lesefassung}}</nowiki></code> und <code><nowiki>{{Sehr gute Lesefassung}}</nowiki></code> sind sozusagen die „Meisterklassen“ unter unseren Studienfassungs-status. Sicherheitshalber dürfen daher diese Status nur von den sog. ''[[Die Offene Bibel:Qualitätsmoderatoren | Qualitätsmoderatoren]]'' (kurz: „QM“) gesetzt werden. Zu unseren QMs zählen derzeit:<br />
* [[Benutzer:Ben|Ben]]<br />
* [[Benutzer:Olaf|Olaf]]<br />
* [[Benutzer:Sebastian Walter|Sebastian]]<br />
* [[Benutzer:Wolfgang_Loest|Wolfgang]]<br />
</div><br />
<br />
Fertig? Gratulation! - Jetzt bist du wirklich fertig.<br />
<br />
====Qualitätssicherung in Leichter Sprache====<br />
<br />
Die Qualitätskontrolle in Leichter Sprache braucht viel Abstimmung zwischen der Zielgruppe und den Übersetzerinnen und Übersetzern. Dabei ist wichtig, dass die Zielgruppe sehr vielfältig ist. Daher ist es oft wichtig, zusätzliche Erklärungen einzufügen. <br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
| [[Datei:LS_in_Arbeit.png|links|50px|verweis=:Kategorie:Leichte Sprache in Arbeit|In Arbeit]] || Zuerst ist ein Text sicherlich eine lange Zeit in Arbeit. Texte in Leichte Sprache zu übersetzen ist nämlich eine komplizierte Sache. Denn der Inhalt muss ja stimmen und die Sprache darf dabei nicht aus dem Blick geraten.<br />
|-<br />
| [[Datei:Tmp 13895-Siegel LS-78088126.jpg|links|50px|verweis=:Kategorie:Leichte_Sprache_noch_zu_prüfen]] || Der Text passt zur Studienfassung? Toll. Dann schauen wir uns den Text genauer an. Sobald wir den Eindruck haben, dass ein Text die Kriterien der Leichten Sprache erfüllt, wird er als ungeprüfte Leichte Sprache kategorisiert. <br />
|-<br />
| [[Datei:604px-Leichte_sprache_logo_klein.jpg|links|50px|verweis=:Kategorie:Geprüfte Leichte Sprache]] || Nun können wir ihn Testlesern aus der Zielgruppe zur Kontrolle geben.<br /><br />
Dann müssen vielleicht noch einige Dinge geändert werden. <br />Alle können den Text verstehen? Dann kann der Text auch als geprüfte Leichte Sprache markiert werden. <br /><br /><br />
|}<br />
<br />
Vgl. [[Wegweiser Leichte Sprache]] bzw. [[Leichte Sprache]]<br />
<br />
==[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=%C3%9Cbersetzungs-F.A.Q.#Wie_.C3.BCbersetze_ich_den_Gottesnamen.3F Wie übersetze ich den Gottesnamen in der Lesefassung?]==<br />
<br />
Entschuldigung - das war gelogen. Eine Besonderheit gibt es noch in der Lesefassung:<br /><br />
Die Übersetzung des Gottesnamens {{hebr}}יהוה{{hebr ende}} „JHWH“ ist eine sehr schwierige Frage (vgl. dazu unseren Lexikon-Artikel [[JHWH]]). In der Lesefassung beschreiten wir daher neue Wege: Jeder Leser kann selbst entscheiden, welchen Übersetzungsvariante er am liebsten lesen möchte. Realisiert haben wir dies durch die Installation eines Umschalters, der bei einem Klick darauf die unterschiedlichen Varianten anzeigt und die jeweilige Auswahl für die Dauer einer Sitzung speichert.<br /><br />
Nach langen Diskussionen haben wir uns darauf geeinigt, standardmäßig als erste Auswahlmöglichkeit „Mein/Unser Gott“ anzuzeigen. Allerdings kann es aus diversen (in poetischen Texten z.B. aus rhythmischen) Gründen doch sinnvoll sein, auch andere Übersetzungsweisen als primäre anzuzeigen, daher ist auch das durchaus zulässig. Für genaueres vergleiche im F.A.Q. den Abschnitt [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=%C3%9Cbersetzungs-F.A.Q.#Wie_.C3.BCbersetze_ich_den_Gottesnamen.3F Wie übersetze ich den Gottesnamen?].<br />
<br />
In der Lesefassung erfolgt daher die Notation des Gottesnamens stets nach folgendem Muster:<br />
<br />
<center><code>(/|Standardanzeige|/gramm. Form von „unser Gott“/Personalpronomen/)</code></center><br />
also z.B. <nowiki>„(/|Mein GOTT|/Unser GOTT/DU/)“</nowiki>, <nowiki>„(/|der Herr|/Unser GOTT/ER/)“</nowiki> oder <nowiki>„(/|den Herrn|/Unseren GOTT/IHN/)“</nowiki>.<br /><br />
<br />
In der fertigen Lesefassung sieht das dann etwa so aus:<br />
<br />
[[File:Umschalter.png]]<br />
<br />
Fertig? Gratulation! - Jetzt bist du wirklich, wirklich fertig. Versprochen :)<br />
<br />
==Anhang==<br />
<br />
{{anchor|Kopiervorlage_Lesefassung}}<br />
===Kopiervorlage Lesefassung===<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
|-<br />
! '''Versnummern Lesefassung''' <br />
|- <br />
|<nowiki>{{L|1}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|2}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|3}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|4}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|5}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|6}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|7}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|8}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|9}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|10}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|11}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|12}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|13}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|14}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|15}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|16}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|17}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|18}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|19}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|20}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|21}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|22}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|23}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|24}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|25}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|26}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|27}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|28}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|29}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|30}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|31}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|32}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|33}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|34}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|35}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|36}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|37}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|38}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|39}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|40}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|41}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|42}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|43}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|44}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|45}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|46}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|47}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|48}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|49}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|50}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|51}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|52}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|53}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|54}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|55}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|56}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|57}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|58}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|59}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|60}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|61}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|62}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|63}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|64}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|65}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|66}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|67}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|68}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|69}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|70}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|71}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|72}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|73}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|74}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|75}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|76}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|77}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|78}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|79}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|80}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|81}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|82}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|83}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|84}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|85}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|86}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|87}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|88}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|89}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|90}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|91}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|92}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|93}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|94}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|95}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|96}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|97}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|98}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|99}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|100}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|101}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|102}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|103}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|104}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|105}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|106}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|107}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|108}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|109}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|110}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|111}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|112}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|113}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|114}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|115}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|116}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|117}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|118}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|119}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|120}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|121}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|122}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|123}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|124}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|125}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|126}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|127}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|128}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|129}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|130}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|131}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|132}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|133}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|134}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|135}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|136}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|137}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|138}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|139}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|140}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|141}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|142}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|143}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|144}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|145}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|146}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|147}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|148}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|149}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|150}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|151}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|152}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|153}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|154}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|155}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|156}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|157}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|158}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|159}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|160}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|161}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|162}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|163}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|164}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|165}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|166}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|167}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|168}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|169}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|170}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|171}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|172}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|173}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|174}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|175}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|176}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|177}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|178}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|179}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|180}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|181}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|182}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|183}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|184}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|185}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|186}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|187}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|188}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|189}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|190}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|191}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|192}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|193}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|194}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|195}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|196}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|197}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|198}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|199}}</nowiki><br /><nowiki>{{L|200}}</nowiki><br /><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<references /></div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Letzte_%C3%84nderungen_im_Wiki&diff=39146Letzte Änderungen im Wiki2023-11-11T16:06:16Z<p>Olaf: Neue Übersicht</p>
<hr />
<div>{{Special:RecentChanges}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Autorenportal&diff=39145Autorenportal2023-11-11T15:38:52Z<p>Olaf: Toter Link entfernt</p>
<hr />
<div>__NOTOC__ __NOEDITSECTION__<br />
Hier erhalten Helfer, Übersetzer und interessierte Leser einen Überblick über die wichtigsten und nützlichsten Seiten in unserem Wiki.<br />
<br />
Dieses Portal ist noch recht neu. Schreibt uns auf der [[Diskussion:Autorenportal|Diskussionsseite]], wie man es noch verbessern könnte!<br />
<br />
{{Portalbox2<br />
|title=Inhalte<br />
|title-color=#ffffff<br />
|title-background-color=#89BC75<br />
|background-color=#ffffff<br />
|border=1px solid #89BC75<br />
|width=300px<br />
|margin=4px<br />
|float=left<br />
|inline=<br />
*[[Kapitelliste|Kapitelliste Studien- und Lesefassung]]<br />
*[[Kapitelliste Leichte Sprache]]<br />
*[[Kommentar:Hauptseite|Kapitelliste Kommentar]]<br />
*[[Bibellexikon]]<br />
*[[Bibliographie]], [[Literaturliste]], [[Sekundärliteratur Hauptseite|Sekundärliteratur]], [[Offene Bibelrezeption]]<br />
}}<br />
<br />
{{Portalbox2<br />
|title=Kriterien, Vorgaben<br />
|title-color=#ffffff<br />
|title-background-color=#89BC75<br />
|background-color=#ffffff<br />
|border=1px solid #89BC75<br />
|width=300px<br />
|margin=4px<br />
|float=left<br />
|inline=<br />
*[[Übersetzungskriterien]]<br />
*[[Übersetzungskriterien Leichte Sprache]]<br />
*[[Übersetzungs-F.A.Q.]]<br />
*[[Die Quellen]]<br />
*[[Loccumer Richtlinien]]<br />
*[[Die Offene Bibel:Urheberrecht|Lizenz]]<br />
*[[Zitate]]<br />
*[[Regeln zur Zusammenarbeit]]<br />
}}<br />
<br />
{{Portalbox2<br />
|title=Hilfen, Einführungen<br />
|title-color=#ffffff<br />
|title-background-color=#89BC75<br />
|background-color=#ffffff<br />
|border=1px solid #89BC75<br />
|width=300px<br />
|margin=4px<br />
|float=left<br />
|clear=left<br />
|inline=<br />
*[[Einführung]]<br />
*[[Wegweiser Studienfassung]]<br />
*[[Wegweiser Lesefassung]]<br />
*[[Wegweiser Leichte Sprache]]<br />
*[[Über Leichte Sprache]]<br />
*Qualität:<br />
**[[Qualitätssicherung]]<br />
**[[Hilfe:Status]]<br />
**[[Die_Offene_Bibel:Qualit%C3%A4tsmoderatoren|Qualitätsmoderatoren]]<br />
**[[Checklisten zur Qualitätssicherung]]<br />
*[[Fast fertig]]<br />
}}<br />
<br />
{{Portalbox2<br />
|title=Referenzen<br />
|title-color=#ffffff<br />
|title-background-color=#89BC75<br />
|background-color=#ffffff<br />
|border=1px solid #89BC75<br />
|width=300px<br />
|margin=4px<br />
|float=left<br />
|inline=<br />
*[[Grammatik]]<br />
*[[:Kategorie:Glossar|Glossar]]<br />
*[[Vokabelliste AT ]], [[Vokabelliste NT]]<br />
*[[Abkürzungsregister]], [[Namensregister]]<br />
*[[Liste von Bibelübersetzungen im Internet]]<br />
*[[Bibelprogramme]]<br />
}}<br />
<br />
{{Portalbox2<br />
|title=Technik<br />
|title-color=#ffffff<br />
|title-background-color=#89BC75<br />
|background-color=#ffffff<br />
|border=1px solid #89BC75<br />
|width=300px<br />
|margin=4px<br />
|float=left<br />
|clear=left<br />
|inline=<br />
*[[Seitengestaltung]]<br />
*[[Hilfe:Vorlagen]]<br />
*[[Sandkasten]]<br />
*[[Hilfe:Chat]] und [[Hilfe:IRC-Bot]]<br />
*[[Hilfe:Matrix]]<br />
*[[Hilfe:Hebräisch und Griechisch eingeben]]<br />
*[[Hilfe:Fußnoten]]<br />
*[[Syntaxfehler]]<br />
}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Verein&diff=39123Verein2023-11-05T16:43:00Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>__NOTOC__<br />
<br />
Der Verein '''Offene Bibel e.V.''' repräsentiert unser Offene Bibel Projekt als juristische Person in der Öffentlichkeit und kommt für die laufenden Kosten auf. Seit 2010 ist der Verein vom Finanzamt Münster-Außenstadt (seit 2014 vom Finanzamt Gütersloh) als gemeinnützig anerkannt.<br />
<br />
==Kontakt==<br />
<br />
<div class="row"><br />
<div class="col-md-4"><br />
[mailto:vorstand@offene-bibel.de vorstand@offene-bibel.de]<br />
<br />
0228 / 68 88 68 5<br />
</div><br />
<div class="col-md-8"><br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offene Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
</div><br />
</div><br />
<br />
==Vorstand==<br />
<br />
<div class="row"><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Olaf Schmidt-Wischöfer</span></big><br /><br />
1. Vorstand<br /><br />
[mailto:olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de]<br />
</div><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Sebastian Walter</span></big><br /><br />
2. Vorstand<br /><br />
[mailto:dawalda@gmail.com dawalda@gmail.com]<br />
</div><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Dorothee Janssen</span></big><br /><br />
Kassiererin<br /><br />
[mailto:dorothee.janssen@offene-bibel.de dorothee.janssen@offene-bibel.de]<br />
</div><br />
</div><br />
<br />
==Mitgliedschaft==<br />
<br />
===Fördermitgliedschaft===<br />
Fühlst du dich von unserem Anliegen angesprochen oder bewegst dich ähnliche Gedanken und Meinungen, wie wir sie vertreten? Dann würden wir uns sehr freuen, dich bald als unser neues Fördermitglied in unserem Verein willkommen zu heißen!<br />
<br />
Jedes neue Fördermitglied gibt unserem gemeinsamen Anliegen mehr Gewicht. Dein Jahresbeitrag von mindestens 50 Euro hilft uns vor allem bei der Präsentation in der Öffentlichkeit und der Qualitätssicherung.<br />
<br />
Für die Fördermitgliedschaft im Offene Bibel e.V. gibt es keine Einschränkungen, jede sog. „juristische“ Person kann also Mitglied werden, egal ob eine Einzelperson, Gemeinde oder eine Firma.<br />
<br />
Die Ziele des Vereins kann man in unserer Vereins-Satzung nachlesen.<br />
<br />
Die Mitgliederbeiträge sind von der Steuer abzugsfähig. Mitglieder erhalten automatisch eine entsprechende Bescheinigung vom Verein zur Vorlage beim Finanzamt.<br />
<br />
Auch Menschen, die sich nicht an einen Verein binden möchten, aber trotzdem spenden möchten, können dies gerne tun. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden für unsere Arbeit lassen sich also steuerlich voll absetzen. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Zuwendungsbestätigung (gemäß § 10b des Einkommensteuergesetzes) aus.<br />
<br />
===Vollmitgliedschaft===<br />
<br />
Die '''Vollmitgliedschaft''' ist für aktive Mitwirkende des Projekts möglich. Laut Satzung werden diese von einem, Vereinsmitglied vorgeschlagen und durch eine Abstimmung unter den Mitgliedern bestätigt. Der Mitgliedsbeitrag ist bewusst niedrig gehalten. Zur Zeit beträgt er '''10 € pro Jahr'''.<br />
<br />
===Beitrittsformulare zum Herunterladen===<br />
Die Anmeldung bedarf in jeden Fall der Schriftform.<br />
* [https://offene-bibel.de/drupal/sites/default/files/Beitrittserklaerung_Foerdernde_Mitgliedschaft.pdf Offene Bibel e.V. Beitrittsformular (PDF)]<br />
Das unterschriebene Formular bitte einsenden an:<br />
<br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offenen Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
<br />
Die Mitgliedschaft beginnt mit der Gutschrift des Mitgliederbeitrages auf dem Konto des Vereins.<br /><br />
Bitte bei Beitragszahlungen Namen und Postanschrift mit angeben.<br />
<br />
==Satzung==<br />
<br />
Unsere Satzung haben wir der Länge wegen auf einer extra Seite abgelegt.<br /><br />
[[Vereinssatzung | Satzung]]</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Psalm_90/Pers%C3%B6nliche_Fassung_(Norbert_G%C3%B6ttig)&diff=39053Psalm 90/Persönliche Fassung (Norbert Göttig)2023-10-14T18:59:19Z<p>Olaf: Tippfehler korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Persönliche Fassung}}<br />
<br />
<small>Diese Fließtextfassung ist die Grundlage für die Lesefassung von [[Psalm 90]] Sie ist eine persönliche Fassung von Norbert Göttig in einfacher Sprache und wie die Offene Bibel insgesamt frei kopierbar (CC-BY-SA 3.0). Weitere mit Hilfe der Studienfassung der Offenen Bibel erstellte Psalmtexte unter CC-BY-SA 3.0 in einfacher Sprache sind [http://feiertagsinfo.de/108701.html hier] zu finden. Bearbeitungen müssen unter derselben Lizenz stehen und folgende Quellenangabe enthalten: „‹Neuer Autorenname› unter Verwendung eines Textes von "Norbert Göttig“. Alle diese Texte dürfen in den offiziellen Fassungen der Offenen Bibel (z.B. Studienfassung, Lesefassung, Fassung in Leichter Sprache) verwendet werden. Dann genügt für diese Fassungen sowie für abgeleitete Texte die Quellenangabe „Offene Bibel“.</small><br />
<br />
'''{{L|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes: Gott, du bist unsere Schutzhütte von Generation zu Generation.<br />
'''{{L|2}} Schon vor Erschaffung der Berge, vor der Schöpfung der Erde und der Welt, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.<br />
'''{{L|3}} Du lässt den Menschen wieder zu Erdenstaub werden. Du sprichst: Kehrt dahin zurück, ihr Kinder des Erdenmenschen Adam!<br />
'''{{L|4}} Tausend Jahre sind in deinen Augen ja nur wie der vergangene Tag oder ein paar Nachtstunden.<br />
'''{{L|5}} Die wäschst du dir weg wie den Schlaf am Morgen. Sie sind wie schnell wachsendes Gras.<br />
'''{{L|6}} Am Morgen grünt es, wächst und blüht bis zum Abend. Dann verwelkt es und verdorrt.<br />
'''{{L|7}} So vergehen auch wir durch deinen Zorn. Durch die Hitze deiner Wut werden wir verschreckt.<br />
'''{{L|8}} Du deckst unsere Verfehlungen vor dir auf. Unsere gut versteckten Geheimnisse durchleuchtest du mit deiner Gegenwart.<br />
'''{{L|9}} Denn keiner unserer Tage kann vor deinem Zorn bestehen. Am Ende unserer Jahre bleibt nur noch ein Stoßgebet.<br />
'''{{L|10}} Die Tage unserer Jahre haben wir siebzig Jahre lang. In guter Gesundheit können es achtzig Jahre werden. Und doch ist ihr Stolz nur nichtiges Bemühen. Es ist schnell vorbei und fliegt nur so dahin.<br />
'''{{L|11}} Wer erkennt denn die Wucht deiner Wut und wie furchtbar dein Zorn ist?<br />
'''{{L|12}} Darum bringe uns das Zählen unserer Tage bei. Dann bekommen wir ein Herz voller Weisheit.<br />
'''{{L|13}} Wende dich uns wieder zu, du unser Gott! Wann wird das sein? Zeige deinen Dienern dein Mitleid.<br />
'''{{L|14}} Mache uns morgens durch deine Freundlichkeit satt. Dann werden wir jubeln und uns freuen jeden neuen Tag. <br />
'''{{L|15}} Erfreue uns viele Tage lang. Denn viele Jahre lang hast du uns betrübt. Du hast uns Unglück sehen lassen.<br />
'''{{L|16}} Zeige deinen Dienern nun dein Handeln und ihren Kindern deine unfassbare Ausstrahlung!<br />
'''{{L|17}} Die Freundlichkeit Gottes, unseres Gottes, sei über uns! Lass unserer Hände Arbeit bei uns Frucht bringen! Ja, die Arbeit unserer Hände bestätige!</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Psalm_90&diff=39052Psalm 902023-10-14T18:58:29Z<p>Olaf: Tippfehler korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<small>Siehe auch: [[Psalm 90/Persönliche Fassung (Norbert Göttig)]]</small><br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
{{L|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes:<br />
<poem><br />
Herr, du bist unser Zufluchtsort<br />
_ von Generation zu Generation.<br />
{{L|2}} Schon vor Erschaffung der Berge,<br />
_ vor der Schöpfung der Erde und der Welt,<br />
_ von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{L|3}} Du lässt den Menschen wieder zu Erdenstaub werden.<br />
_ Du sprichst: „Kehrt dahin zurück, ihr Menschenkinder!“<br />
{{L|4}} Tausend Jahre sind in deinen Augen ja nur<br />
_ wie der vergangene Tag,<br />
_ wie ein paar Nachtstunden.<br />
{{L|5}} Die wäschst du dir weg wie den Schlaf.<br />
_ Sie vergehen, so schnell morgens das Gras wächst:<br />
{{L|6}} Am Morgen grünt es, wächst und blüht –<br />
_ bis zum Abend. Dann verwelkt und verdorrt es.<br />
{{L|7}} So vergehen auch wir durch deinen Zorn.<br />
_ Durch die Hitze deiner Wut werden wir verschreckt.<br />
{{L|8}} Du deckst unsere Verfehlungen vor dir auf.<br />
_ Unsere gut versteckten Geheimnisse durchleuchtest du mit deiner Gegenwart.<br />
{{L|9}} Denn keiner unserer Tage kann vor deinem Zorn bestehen.<br />
_ Am Ende unserer Jahre bleibt nur noch ein Stoßgebet.<br />
{{L|10}} Siebzig Jahre lang haben wir die Tage unserer Jahre,<br />
_ achtzig vielleicht bei guter Gesundheit.<br />
Und doch ist ihr Stolz bloß nichtiges Bemühen.<br />
_ Es ist schnell vorbei und fliegt nur so dahin.<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{L|11}} Wer erkennt denn die Wucht deiner Wut<br />
_ und wie furchtbar dein Zorn ist?<br />
{{L|12}} Darum bringe uns das Zählen unserer Tage bei.<br />
_ Dann bekommen wir ein Herz voller Weisheit.<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{L|13}} Wende dich uns wieder zu, du unser Gott!<br />
_ Wann wird das sein? Zeige deinen Dienern dein Mitleid.<br />
{{L|14}} Mache uns morgens durch deine Freundlichkeit satt.<br />
_ Dann werden wir jubeln und uns freuen jeden neuen Tag. <br />
{{L|15}} Erfreue uns so viele Tage lang, wie du uns betrübt hast,<br />
_ so viele Jahre, wie Du uns hast Unglück sehen lassen.<br />
{{L|16}} Zeige deinen Dienern nun dein Handeln<br />
_ und ihren Kindern deine unfassbare Ausstrahlung!<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{L|17}} (/Die Freundlichkeit Gottes, unseres HERRN/SEINE, Gottes, Freundlichkeit/), sei über uns!<br />
_ Lass unserer Hände Arbeit bei uns Frucht bringen!<br />
_ Ja, die Arbeit unserer Hände bestätige!<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
{{S|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes: {{par|Deuteronomium|33|1}}<br />
<poem><br />
Mein Herr (Herr), eine [sichere] Wohnung (Zufluchtsort) bist du für uns gewesen (bist du, warst du)<br />
_ von Generation (Zeitalter, Zeit, Geschlecht, Zeitspanne) zu Generation<ref>D.h. wahrscheinlich „in allen Generationen“</ref>. {{par|Deuteronomium|32|7}}{{par|Deuteronomium|33|27}}<br />
{{S|2}} Bevor [die] Berge geboren waren (wurden)<br />
_ und du die Erde und die [irdische] Welt<ref>Dieses Wort hat keinen allumfassenden Sinn wie „Kosmos“, sondern ist i.d.R. mit „Erde“ Synonym – hier klar ein Hendiadyoin. </ref> hervorgebracht (geboren)<ref>Das Verb heißt eigentlich „sich (in Schmerzen) winden“ und steht oft in Zusammenhang mit der Geburt. Hier wird es bildhaft verwendet. Die Grenzen der deutschen Sprache machen eine genauere Übersetzung nicht möglich. </ref> hattest<ref>Nach der LXX und anderen Zeugen kein Polel, sondern Polal → Passiv: „Bevor … die Erde und die Welt hervorgebracht waren“ (NET Ps 90,2 Fußnote 3)</ref> (hervorbrachtest),<br />
_ {und} von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott (bist du, Gott)<ref>Die LXX liest „nicht“ ({{Hebr}}אַל{{Hebr ende}}) statt „Gott“ ({{Hebr}}אֵל{{Hebr ende}}) und hängt das als Verneinung an den Beginn des nächsten Verses, dann lediglich: „Bevor..., und von Ewigkeit... bist du.“</ref>.{{par|Deuteronomium|33|15}}<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|3}} Du lässt [den] Menschen zum Staub zurückkehren<ref>LXX: „Du lässt nicht zurückkehren“ (vgl. letzte Fußnote V. 5)</ref>{{par|Genesis|3|19}}<br />
_ und sprichst: „Kehrt zurück (kehrt um)<ref>''Kehrt zurück'' wird meistens als Wiederholung und Verstärkung der ersten Vershälfte verstanden: ''Keht zurück [zu Staub]! = Werdet wieder zu Staub!'' (vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 608). Denkbar ist aber auch die Deutung: ''Kehrt zurück ins Leben!''</ref>, ihr Kinder des Menschen (Adams Söhne, Menschenkinder)!“<br />
{{S|4}} Denn (ja) tausend Jahre [sind] in deinen Augen wie [der] gestrige Tag,<br />
_ wenn er vergangen ist<ref>Eigentlich ein (zeitloses) Imperfekt. Im Kontext des gestrigen Tages als Vergangenheit übersetzt. </ref>,<br />
_ oder (und) eine Wache in der Nacht (Nachtwache)<ref>Kann sich auf die israelitische Nachtzeiteinheit „Nachtwache“ beziehen (NET Ps 90,4 Fußnote 8).</ref>. <br />
{{S|5}} Du schwemmst sie weg<ref>Die genaue Bedeutung des Verbs ist unklar. NET: „beendest ihr Leben“</ref>, sie sind [wie] Schlaf (Du schwemmst sie weg [wie] Schlaf),<br />
_ am Morgen wie Gras<ref>Oder: „[wie] Schlaf am Morgen, wie Gras“</ref>, [das] aufsprosst (sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst).<ref>V. 5 beinhaltet eines der schwierigsten textkritischen Probleme des Alten Testaments. Der Vers ist im masoretischen Text schwierig zu deuten, weil er wenig klar zugeordnete Elemente enthält. Dazu kommen verschiedene Lesarten in LXX und Peschitta, aus der die BHS den möglichen Ursprungstext „Du sähst sie aus Jahr für Jahr, sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst.“ konstruiert (so EÜ, Zür1931). Die Gewichtung der Textzeugen und die lectio difficilior im masoretischen Text (die nicht aus dem Vorschlag erklärt werden kann) gibt diesem aber klar Vorrang. </ref><br />
{{S|6}} Am Morgen blüht (grünt) es und sprosst auf (blüht),<br />
_ zum Abend verwelkt<ref>EÜ: „wird es geschnitten“</ref> und verdorrt (vertrocknet) es. <br />
{{S|7}} Denn (ja) wir vergehen durch deinen Zorn (Gesicht),<br />
_ und durch deine Zorneshitze (Zorn, Grimm, Hitze)<ref>Die beiden Wörter werden ins Deutsche häufig als „Zorn“ und „Grimm“ übersetzt. Letzteres ist jedoch heutzutage nicht mehr allgemein verständlich. Im Grunde sind beide synonym. Das häufige Wort für „Zorn“ heißt ursprünglich „Nase, Gesicht“ und enthält die Konnotation des zornigen Schnaubens. Das zweite Wort heißt eigentlich Hitze und enthält also die Konnotation der Zorneshitze.</ref> werden wir verstört.<br />
{{S|8}} Du stellst (hast gestellt) unsere Fehler (Missetaten, Ungerechtigkeiten) vor dich,<br />
_ unsere Geheimnisse (verborgenen [Dinge]; was wir verborgen haben) vor das Licht deiner Gegenwart (deines Gesichts). <br />
{{S|9}} Ja (denn), alle unsere Tage fahren dahin (verschwinden)(sind dahingefahren) durch deinen Zorn (Grimm),<br />
_ wir vollenden (haben vollendet) unsere Jahre wie einen Seufzer (Stöhnen). <br />
{{S|10}} Die Tage unserer Jahre, in ihnen [sind] siebzig Jahre,<br />
_ und mit Kraft (durch [deine] Kraft [unterstützt]<ref>So Hossfeld/Zenger 2000, S. 602. Die meisten deutschen Übersetzungen halten es hier mit Luther: „wenn es hoch kommt“</ref>, wenn in Kraft) achtzig Jahre.<br />
{und} Ihr Stolz<ref>D.h. der Stolz der Jahre → die Blüte des Lebens.</ref> [ist] Mühe und Beschwerde (Unglück, Nichtigkeit, Last),<br />
_ denn (ja) er ist (vergeht) schnell vergangen und wir fliegen [davon] ([dahin]).<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|11}} Wer erkennt die Stärke deines Zorns?<br />
_ {und} Wie die Furcht vor dir (deine Furcht) [ist] dein Grimm (Zorn) (und gemäß deiner Furcht deinen Grimm?).<br />
{{S|12}} Darum (also, so) lehre uns, unsere Tage zu zählen,<br />
_ damit (dann, und) wir ein Herz der Weisheit (weises Herz) bekommen (erlangen, gewinnen). <br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|13}} Kehre doch (Wende dich doch [zu uns]) zurück, JHWH! Wie lange (bis wann)? {und} Habe Mitleid mit deinen Knechten (Sklaven, Dienern)! {{par|Exodus|32|12}}{{par|Deuteronomium|32|26}} <br />
{{S|14}} Sättige uns am Morgen [mit] deiner Güte (liebenden Treue, Gnade, Liebe),<br />
_ dann (so dass, damit; und) werden wir jubeln und uns freuen an allen unseren Tagen! <br />
{{S|15}} Erfreue uns so [viele] Tage, [wie] du uns bedrückt hast (hast Leiden lassen, gebeugt hast),<br />
_ [so viele] Jahre, [wie]<ref>Die parallele Satzstruktur weist darauf hin, dass aus der einen vergleichenden Präposition (vor „Tage“) weitere ergänzt werden müssen. In hebräischer Dichtung ist das nicht ungewöhnlich (vgl. V. 5).</ref> wir Unglück (Böses, Unheil) gesehen haben! <br />
{{S|16}} Zeige (lass sehen)<ref>REB: „Lass an deinen Knechten sichtbar werden“</ref> deinen Knechten (Sklaven, Dienern) dein Handeln<br />
_ und deine Herrlichkeit (Glanz, Majestät, Macht) ihren Kindern (Söhnen)! {{par|Deuteronomium|32|18}}<br />
</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|17}} Die Freundlichkeit (Gunst) des Herrn (meines Herrn), unseres Gottes [sei] über uns!<br />
_ {und} Das Werk unserer Hände festige<ref>SLT: „fördere“, EÜ: „lass gedeihen“</ref> über uns,<br />
_ und (ja) das Werk unserer Hände, festige es! <br />
</poem><br />
<br />
{{Anliegen}}<br />
<br />
Thema dieses Klagepsalms und Klagegebets ist die menschliche Vergänglichkeit. Im Zentrum steht Vers 12 mit der Bitte an Gott, uns zu guter Erkenntnis angesichts unseres sicheren Todes zu führen: „Lehre uns, unsere Tage zu zählen“.<ref>Vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 604 und 606</ref><br />
<br />
Der Psalm ist Mose zugeordnet und verweist sprachlich auf das Bittgebet des Mose (Exodus 32), das Lied des Mose ([[Deuteronomium 32]]) und den Segen des Mose ([[Deuteronomium 33]]) – siehe Parallelstellenangaben.<ref>Vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 609</ref><br />
<br />
Der Text beginnt mit einer Gottesanrufung. Die Verse '''1–2''' rufen in Erinnerung, dass der ewige Gottes die Menschen stets [vor Gefahren] geschützt hat. <br />
<br />
Auf die Betonung der göttlichen Ewigkeit folgt dann in '''3–10''' eine ''Vergänglichkeitsklage'' und ''Anklage Gottes''<ref>Vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 610''f.''</ref>. In klaren Worten wird beschrieben, dass Gott die Menschen sterben lässt. Die Kürze des menschlichen Lebens steht in Kontrast zur Existenz Gottes.<br />
<br />
Diese Klage mündet in Vers '''11–12''' in die Bitte an Gott, die Sterblichkeit akzeptieren zu können, so dass „ das Leben als Gottes Gabe angenommen und erfüllt gelebt werden kann“<ref>Vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 612</ref>. <br />
<br />
Nun folgt ein „Bitten um ein Eingreifen Gottes (V 11–16) mit Ausblick in eine heilvollere Zukunft (V 17)“<ref>Vgl. Hossfeld/Zenger 2000, S. 604</ref>. Dieser Schlussteil des Psalms nimmt sprachliche Motive vom Anfang auf (3: Kehrt zurück [Menschen], 11: Kehre zurück [Gott]; Tag; Morgen). Zugleich bildet er inhaltlich eine Brücke zum folgenden Psalm 91 (Verheißung einer guten Zukunft) uns sprachlich zu Psalm 92 (Dank).<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Verein&diff=39050Verein2023-10-10T14:50:46Z<p>Olaf: Kompaktere Darstellung</p>
<hr />
<div>__NOTOC__<br />
<br />
Der Verein '''Offene Bibel e.V.''' repräsentiert unser Offene Bibel Projekt als juristische Person in der Öffentlichkeit und kommt für die laufenden Kosten auf. Seit 2010 ist der Verein vom Finanzamt Münster-Außenstadt (seit 2014 vom Finanzamt Gütersloh) als gemeinnützig anerkannt.<br />
<br />
==Kontakt==<br />
<br />
<div class="row"><br />
<div class="col-md-4"><br />
[mailto:vorstand@offene-bibel.de vorstand@offene-bibel.de]<br />
<br />
0228 / 68 88 68 5<br />
</div><br />
<div class="col-md-8"><br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offene Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
</div><br />
</div><br />
<br />
==Vorstand==<br />
<br />
<div class="row"><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Olaf Schmidt-Wischöfer</span></big><br /><br />
1. Vorstand<br /><br />
[mailto:olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de]<br />
</div><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Sebastian Walter</span></big><br /><br />
2. Vorstand<br /><br />
[mailto:dawalda@gmail.com dawalda@gmail.com]<br />
</div><br />
<div class="col-md-4"><br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Dorothee Janssen</span></big><br /><br />
Kassiererin<br /><br />
[mailto:d.janssen@posteo.de d.janssen@posteo.de]<br />
</div><br />
</div><br />
<br />
==Mitgliedschaft==<br />
<br />
===Fördermittgliedschaft===<br />
Fühlst du dich von unserem Anliegen angesprochen oder bewegst dich ähnliche Gedanken und Meinungen, wie wir sie vertreten? Dann würden wir uns sehr freuen, dich bald als unser neues Fördermitglied in unserem Verein willkommen zu heißen!<br />
<br />
Jedes neue Fördermitglied gibt unserem gemeinsamen Anliegen mehr Gewicht. Dein Jahresbeitrag von mindestens 50 Euro hilft uns vor allem bei der Präsentation in der Öffentlichkeit und der Qualitätssicherung.<br />
<br />
Für die Fördermitgliedschaft im Offene Bibel e.V. gibt es keine Einschränkungen, jede sog. „juristische“ Person kann also Mitglied werden, egal ob eine Einzelperson, Gemeinde oder eine Firma.<br />
<br />
Die Ziele des Vereins kann man in unserer Vereins-Satzung nachlesen.<br />
<br />
Die Mitgliederbeiträge sind von der Steuer abzugsfähig. Mitglieder erhalten automatisch eine entsprechende Bescheinigung vom Verein zur Vorlage beim Finanzamt.<br />
<br />
Auch Menschen, die sich nicht an einen Verein binden möchten, aber trotzdem spenden möchten, können dies gerne tun. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden für unsere Arbeit lassen sich also steuerlich voll absetzen. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Zuwendungsbestätigung (gemäß § 10b des Einkommensteuergesetzes) aus.<br />
<br />
===Vollmitgliedschaft===<br />
<br />
Die '''Vollmitgliedschaft''' ist für aktive Mitwirkende des Projekts möglich. Laut Satzung werden diese von einem, Vereinsmitglied vorgeschlagen und durch eine Abstimmung unter den Mitgliedern bestätigt. Der Mitgliedsbeitrag ist bewusst niedrig gehalten. Zur Zeit beträgt er '''10 € pro Jahr'''.<br />
<br />
===Beitrittsformulare zum Herunterladen===<br />
Die Anmeldung bedarf in jeden Fall der Schriftform.<br />
* [https://offene-bibel.de/drupal/sites/default/files/Beitrittserklaerung_Foerdernde_Mitgliedschaft.pdf Offene Bibel e.V. Beitrittsformular (PDF)]<br />
Das unterschriebene Formular bitte einsenden an:<br />
<br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offenen Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
<br />
Die Mitgliedschaft beginnt mit der Gutschrift des Mitgliederbeitrages auf dem Konto des Vereins.<br /><br />
Bitte bei Beitragszahlungen Namen und Postanschrift mit angeben.<br />
<br />
==Satzung==<br />
<br />
Unsere Satzung haben wir der Länge wegen auf einer extra Seite abgelegt.<br /><br />
[[Vereinssatzung | Satzung]]</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Verein&diff=39049Verein2023-10-10T14:39:16Z<p>Olaf: Reihenfolge geändert</p>
<hr />
<div>__NOTOC__<br />
<br />
Der Verein '''Offene Bibel e.V.''' repräsentiert unser Offene Bibel Projekt als juristische Person in der Öffentlichkeit und kommt für die laufenden Kosten auf. Seit 2010 ist der Verein vom Finanzamt Münster-Außenstadt (seit 2014 vom Finanzamt Gütersloh) als gemeinnützig anerkannt.<br />
<br />
<br />
==Kontakt==<br />
<br />
Für die Kontaktaufnahme stehen unterschiedliche Wege zur Verfügung:<br />
<br />
'''E-Mail''': [mailto:vorstand@offene-bibel.de vorstand@offene-bibel.de]<br/><br />
<br />
'''Post''':<br /><br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offene Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
<br />
'''Telefon''': 0228 / 68 88 68 5<br />
<br />
Alternativ kann auch direkt zu den Vorstandsmitgliedern Kontakt aufgenommen werden:<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Olaf Schmidt-Wischöfer</span></big><br />'''Funktion''': 1. Vorstand<br />'''E-Mail''': [mailto:olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de]<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Sebastian Walter</span></big><br />'''Funktion''': 2. Vorstand<br />'''E-Mail''': [mailto:dawalda@gmail.com dawalda@gmail.com]<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Dorothee Janssen</span></big><br />'''Funktion''': Kassiererin<br />'''E-Mail''': [mailto:d.janssen@posteo.de d.janssen@posteo.de]<br />
<br />
==Mitgliedschaft==<br />
<br />
===Fördermittgliedschaft===<br />
Fühlst du dich von unserem Anliegen angesprochen oder bewegst dich ähnliche Gedanken und Meinungen, wie wir sie vertreten? Dann würden wir uns sehr freuen, dich bald als unser neues Fördermitglied in unserem Verein willkommen zu heißen!<br />
<br />
Jedes neue Fördermitglied gibt unserem gemeinsamen Anliegen mehr Gewicht. Dein Jahresbeitrag von mindestens 50 Euro hilft uns vor allem bei der Präsentation in der Öffentlichkeit und der Qualitätssicherung.<br />
<br />
Für die Fördermitgliedschaft im Offene Bibel e.V. gibt es keine Einschränkungen, jede sog. „juristische“ Person kann also Mitglied werden, egal ob eine Einzelperson, Gemeinde oder eine Firma.<br />
<br />
Die Ziele des Vereins kann man in unserer Vereins-Satzung nachlesen.<br />
<br />
Die Mitgliederbeiträge sind von der Steuer abzugsfähig. Mitglieder erhalten automatisch eine entsprechende Bescheinigung vom Verein zur Vorlage beim Finanzamt.<br />
<br />
Auch Menschen, die sich nicht an einen Verein binden möchten, aber trotzdem spenden möchten, können dies gerne tun. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden für unsere Arbeit lassen sich also steuerlich voll absetzen. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Zuwendungsbestätigung (gemäß § 10b des Einkommensteuergesetzes) aus.<br />
<br />
===Vollmitgliedschaft===<br />
<br />
Die '''Vollmitgliedschaft''' ist für aktive Mitwirkende des Projekts möglich. Laut Satzung werden diese von einem, Vereinsmitglied vorgeschlagen und durch eine Abstimmung unter den Mitgliedern bestätigt. Der Mitgliedsbeitrag ist bewusst niedrig gehalten. Zur Zeit beträgt er '''10 € pro Jahr'''.<br />
<br />
===Beitrittsformulare zum Herunterladen===<br />
Die Anmeldung bedarf in jeden Fall der Schriftform.<br />
* [https://offene-bibel.de/drupal/sites/default/files/Beitrittserklaerung_Foerdernde_Mitgliedschaft.pdf Offene Bibel e.V. Beitrittsformular (PDF)]<br />
Das unterschriebene Formular bitte einsenden an:<br />
<br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offenen Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
<br />
Die Mitgliedschaft beginnt mit der Gutschrift des Mitgliederbeitrages auf dem Konto des Vereins.<br /><br />
Bitte bei Beitragszahlungen Namen und Postanschrift mit angeben.<br />
<br />
==Satzung==<br />
<br />
Unsere Satzung haben wir der Länge wegen auf einer extra Seite abgelegt.<br /><br />
[[Vereinssatzung | Satzung]]</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Verein&diff=39048Verein2023-10-10T14:33:10Z<p>Olaf: Adresse Verein</p>
<hr />
<div>__NOTOC__<br />
<br />
Der Verein '''Offene Bibel e.V.''' repräsentiert unser Offene Bibel Projekt als juristische Person in der Öffentlichkeit und kommt für die laufenden Kosten auf. Seit 2010 ist der Verein vom Finanzamt Münster-Außenstadt (seit 2014 vom Finanzamt Gütersloh) als gemeinnützig anerkannt.<br />
<br />
Laut Satzung können nur aktive Mitarbeiter eine '''Vollmitgliedschaft''' erwerben, die zudem von einem Vereinsmitglied vorgeschlagen und durch eine Abstimmung unter den Mitgliedern bestätigt werden müssen. Dieses etwas kompliziert anmutende Verfahren wurde zum Schutz vor Unterwanderung eingerichtet. Der Mitgliedsbeitrag ist bewusst niedrig gehalten. Zur Zeit beträgt er '''10 € pro Jahr'''.<br />
<br />
'''Fördermitglied''' kann hingegen jede Person ("echte" Personen und juristische Personen) werden. Da Fördermitglieder hauptsächlich durch ihr Geld und nicht durch ihre direkte Mitwirkung am Projekt beteiligt sind liegt der Mitgliedsbeitrag hier bei mindestens '''50 € pro Jahr'''.<br />
<br />
Menschen, die sich nicht an einen Verein binden möchten, aber trotzdem spenden möchten, können dies gerne tun. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden für unsere Arbeit lassen sich also steuerlich voll absetzen. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Zuwendungsbestätigung (gemäß § 10b des Einkommensteuergesetzes) aus.<br />
<br />
==Mitgliedschaft==<br />
<br />
===Bedingungen und Kosten===<br />
Fühlst du dich von unserem Anliegen angesprochen oder bewegst dich ähnliche Gedanken und Meinungen, wie wir sie vertreten? Dann würden wir uns sehr freuen, dich bald als unser neues Fördermitglied in unserem Verein willkommen zu heißen!<br />
<br />
Jedes neue Fördermitglied gibt unserem gemeinsamen Anliegen mehr Gewicht. Dein Jahresbeitrag von mindestens 50 Euro hilft uns vor allem bei der Präsentation in der Öffentlichkeit und der Qualitätssicherung.<br />
<br />
Für die Fördermitgliedschaft im Offene Bibel e.V. gibt es keine Einschränkungen, jede sog. „juristische“ Person kann also Mitglied werden, egal ob eine Einzelperson, Gemeinde oder eine Firma.<br />
<br />
Die Ziele des Vereins kann man in unserer Vereins-Satzung nachlesen.<br />
<br />
Die Mitgliederbeiträge sind von der Steuer abzugsfähig. Mitglieder erhalten automatisch eine entsprechende Bescheinigung vom Verein zur Vorlage beim Finanzamt.<br />
<br />
===Beitrittsformulare zum Herunterladen===<br />
Die Anmeldung bedarf in jeden Fall der Schriftform.<br />
* [https://offene-bibel.de/drupal/sites/default/files/Beitrittserklaerung_Foerdernde_Mitgliedschaft.pdf Offene Bibel e.V. Beitrittsformular (PDF)]<br />
Das unterschriebene Formular bitte einsenden an:<br />
<br />
'''Offene Bibel e.V.'''<br /><br />
Am Hofacker 41a<br /><br />
50354 Hürth<br />
<br />
Die Mitgliedschaft beginnt mit der Gutschrift des Mitgliederbeitrages auf dem Konto des Vereins.<br /><br />
Bitte bei Beitragszahlungen Namen und Postanschrift mit angeben.<br />
<br />
===Satzung===<br />
<br />
Unsere Satzung haben wir der Länge wegen auf einer extra Seite abgelegt.<br /><br />
[[Vereinssatzung | Satzung]]<br />
<br />
==Kontakt==<br />
<br />
Für die Kontaktaufnahme stehen unterschiedliche Wege zur Verfügung:<br />
<br />
'''E-Mail''': [mailto:vorstand@offene-bibel.de vorstand@offene-bibel.de]<br/><br />
<br />
'''Post''':<br /><br />
Olaf Schmidt-Wischhöfer (Vorstand Offene Bibel e.V.)<br /><br />
Clemensstr. 43<br /><br />
53225 Bonn<br />
<br />
'''Telefon''': 0228 / 68 88 68 5<br />
<br />
Alternativ kann auch direkt zu den Vorstandsmitgliedern Kontakt aufgenommen werden:<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Olaf Schmidt-Wischöfer</span></big><br />'''Funktion''': 1. Vorstand<br />'''E-Mail''': [mailto:olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de olaf.schmidt-wischhoefer@offene-bibel.de]<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Sebastian Walter</span></big><br />'''Funktion''': 2. Vorstand<br />'''E-Mail''': [mailto:dawalda@gmail.com dawalda@gmail.com]<br />
<br />
<big><span style="color:#75BD5C;">Dorothee Janssen</span></big><br />'''Funktion''': Kassiererin<br />'''E-Mail''': [mailto:d.janssen@posteo.de d.janssen@posteo.de]</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Vereinssatzung&diff=39001Vereinssatzung2023-10-01T15:13:34Z<p>Olaf: Schützte „Vereinssatzung“ ([Bearbeiten=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt))</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Offene Bibel - intern]]<br />
<br />
=Satzung Offene Bibel e.V.=<br />
Verabschiedet am 02.05.2010<br />
<br />
==§ 1 (Name, Sitz und Geschäftsjahr)==<br />
(1) Der Verein führt den Namen „Offene Bibel“. Er soll in das Vereinsregister eingetragen werden und trägt dann den Zusatz „e.V.“<br /><br />
(2) Der Sitz des Vereins ist Münster. Sofern keine feste Geschäftsstelle eingerichtet ist, folgt die Verwaltung dem Wohnort des jeweiligen Vorstandsmitglieds, das die Geschäftsführung wahrnimmt.<br /><br />
(3) Das Geschäftsjahr des Vereins beginnt am 1.Juli .<br />
==§ 2 (Gemeinnützigkeit)==<br />
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung.<br />
==§ 3 (Zweck des Vereins)==<br />
(1) Zweck des Vereins ist:<br /><br />
(a) die Förderung der Religion<br /><br />
(2) Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch das Zugänglichmachen einer am wissenschaftlichen Erkenntnisstand orientierten Bibelübersetzung und inhaltlich bezogener weiterer Bibelkommentare, Texte, Medien und Programme. In diesem Rahmen soll die religiöse und philosophischer Beschäftigung sowie die Kunst und Kultur, die Wissenschaft und die Forschung im Zusammenhang mit der Bibel, zu ihren Inhalten und zu ihrer Sprache, zu ihrer Entstehungszeit und<br />
zu ihrer Rezeptionsgeschichte bis in die Gegenwart gefördert werden. Hierzu betreibt der Verein eine Informations- und Austauschplattform im Internet. Die Verwendung Freier Lizenzen soll eine breite und unkomplizierte Verfügbarkeit ermöglichen.<br /><br />
(3) Der Verein ist konfessionell und parteipolitisch unabhängig und ungebunden.<br /><br />
(4) Eine Änderung des Vereinszwecks darf nur im Rahmen des durch § 2 und § 4 gegebenen Rahmens erfolgen.<br />
==§ 4 (Selbstlose Tätigkeit)==<br />
Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.<br />
==§ 5 (Mittelverwendung)==<br />
(1) Mittel des Vereins dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins.<br /><br />
(2) Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck der Körperschaft fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden.<br />
==§ 6 (Mitgliedschaft)==<br />
(1) Vereinsmitglieder können natürliche Personen oder juristische Personen werden. Es sind zwei Arten von Mitgliedschaft vorgesehen: Ordentliche Mitglieder und Fördermitglieder.<br /><br />
(2) Ordentliche Mitglieder sind natürliche Personen, die den Vereinszweck und die Verwirklichung der Vereinsziele durch Mitarbeit unterstützen.<br /><br />
(a) Die Ordentliche Mitgliedschaft wird auf Vorschlag eines Ordentlichen Mitglieds durch eine Internetabstimmung erworben. Hauptentscheidungskriterium für die Aufnahme soll das von den Aufnahmekandidaten über einen längeren Zeitraum gezeigte Engagement und der dabei geleistete Beitrag im Sinne der Vereinsziele sein.<br /><br />
(3) Fördernde Mitglieder sind außerordentliche Mitglieder, die den Vereinszweck und die Vereinsziele insbesondere durch einen finanziellen oder Sachbeitrag fördern. Sie werden auf eigenen Wunsch auf der Webseite des Vereins veröffentlicht und haben das Recht zur Teilnahme an der Mitgliederversammlung, ohne damit ein Stimmrecht zu erwerben.<br /><br />
(a) Der Aufnahmeantrag für eine Fördermitgliedschaft ist schriftlich beim Vorstand zu stellen. Über den Aufnahmeantrag entscheidet der Vorstand. Gegen die Ablehnung, die keiner Begründung bedarf, steht dem/der Bewerber/in die Berufung an die Mitgliederversammlung zu, welche dann endgültig entscheidet. Die Fördermitgliedschaft beginnt mit dem Eingang der ersten Beitragszahlung.<br /><br />
(4) Die Mitgliedschaft endet durch Austritt, Ausschluss, Tod oder Auflösung der juristischen Person.<br /><br />
(a) Der Austritt erfolgt durch schriftliche Erklärung gegenüber einem vertretungsberechtigten Vorstandsmitglied. Die schriftliche Austrittserklärung muss mit einer Frist von einem Monat jeweils zum Ende des Geschäftsjahres gegenüber dem Vorstand erklärt werden.<br /><br />
(b) Ein Ausschluss kann nur aus wichtigem Grund erfolgen. Wichtige Gründe sind insbesondere ein die Vereinsziele schädigendes Verhalten, die Verletzung satzungsmäßiger Pflichten oder Beitragsrückstände von mindestens einem Jahr trotz einmaliger Mahnung. Über den Ausschluss entscheidet der Vorstand. Gegen den Ausschluss steht dem Mitglied die Berufung an die Mitgliederversammlung zu, die schriftlich binnen eines Monats an den Vorstand zu richten ist. Die<br />
Mitgliederversammlung entscheidet im Rahmen des Vereins endgültig. Dem Mitglied bleibt die Überprüfung der Maßnahme durch Anrufung der ordentlichen Gerichte vorbehalten. Die Anrufung eines ordentlichen Gerichts hat aufschiebende Wirkung bis zur Rechtskraft der gerichtlichen Entscheidung.<br /><br />
(5) Von den Mitgliedern werden Beiträge erhoben. Die Höhe der Beiträge und deren Fälligkeit bestimmt die Mitgliederversammlung.<br />
==§ 7 (Organe des Vereins)==<br />
Organe des Vereins sind<br /><br />
(a) die Mitgliederversammlung<br /><br />
(b) der Vorstand.<br />
==§ 8 (Mitgliederversammlung)==<br />
(1) Die Mitgliederversammlung ist das oberste Vereinsorgan.<br /><br />
(2) Zu ihren Aufgaben gehören insbesondere<br /><br />
(a) die Wahl und Abwahl des Vorstands,<br /><br />
(b) Entlastung des Vorstands,<br /><br />
(c) Entgegennahme der Berichte des Vorstandes,<br /><br />
(d) Wahl und Abwahl der Kassenprüfer/innen<br /><br />
(e) Festsetzung von Beiträgen und deren Fälligkeit,<br /><br />
(f) Beschlussfassung über die Änderung der Satzung,<br /><br />
(g) Beschlussfassung über die Auflösung des Vereins,<br /><br />
(h) Entscheidung über die Aufnahme von Fördermitgliedern in Berufungsfällen und über den Ausschluss von Mitgliedern in Berufungsfällen.<br /><br />
(i) sowie weitere Aufgaben, soweit sich diese aus der Satzung oder nach dem Gesetz ergeben.<br /><br />
(3) Die ordentliche Mitgliederversammlung findet einmal jährlich statt.<br /><br />
Der Vorstand ist zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung verpflichtet, wenn mindestens ein Fünftel der Mitglieder dies schriftlich unter Angabe von Gründen verlangt.<br /><br />
(4) Die Mitgliederversammlung wird vom Vorstand unter Einhaltung einer Frist von mindestens vier Wochen durch persönliches Einladungsschreiben unter Angabe der Tagesordnung einberufen. Die Frist beginnt mit dem auf die Absendung des Einladungsschreibens folgenden Tag. Das Einladungsschreiben gilt als den Mitgliedern zugegangen, wenn es an die letzte dem Verein bekannt gegebene Anschrift gerichtet war. Die Einladung kann auch elektronisch erfolgen, z.B. per E-Mail, sofern das Mitglied diesem Verfahren zugestimmt hat. Die Zustimmung kann jederzeit durch schriftliche Erklärung an den Vorstand mit einer Übergangsfrist von zwei Wochen widerrufen werden.<br /><br />
(5) Jedes Mitglied kann bis spätestens eine Woche vor dem Tag der Mitgliederversammlung beim Vorstand beantragen, dass weitere Angelegenheiten nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Ergänzung ist zu Beginn der Versammlung bekanntzumachen. Über Anträge auf Ergänzung der Tagesordnung, die vom Vorstand abgelehnt wurden oder die erst in der Versammlung gestellt werden, beschließt die Mitgliederversammlung.<br /><br />
(6) Anträge über die Abwahl des Vorstands, über die Änderung der Satzung und über die Auflösung des Vereins, die den Mitgliedern nicht bereits mit der Einladung zur Mitgliederversammlung zugegangen sind, können erst auf der nächsten Mitgliederversammlung beschlossen werden.<br />
==§ 9 (Beschlussfassung der Mitgliederversammlung)==<br />
(1) Die Mitgliederversammlung ist ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen Mitglieder beschlussfähig.<br /><br />
(2) Die Mitgliederversammlung wird von einem Vorstandsmitglied geleitet.<br /><br />
(3) Zu Beginn der Mitgliederversammlung ist ein Schriftführer zu wählen.<br /><br />
Über die Beschlüsse der Mitgliederversammlung ist ein Protokoll anzufertigen, das vom Versammlungsleiter und dem Schriftführer zu unterzeichnen ist.<br /><br />
(4) Jedes Ordentliche Mitglied hat eine Stimme. Das Stimmrecht kann nur persönlich oder für ein Mitglied unter Vorlage einer schriftlichen Vollmacht ausgeübt werden.<br /><br />
(5) Soweit die Satzung nichts anderes bestimmt, entscheidet bei der Beschlussfassung die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Stimmenthaltungen und ungültige Stimmen bleiben außer Betracht.<br /><br />
(6) Satzungsänderungen und die Auflösung des Vereins können nur beschlossen werden<br /><br />
(a) durch Abstimmung auf der Mitgliederversammlung mit Zustimmung von mehr als 50 % aller Ordentlichen Mitglieder, und/oder<br /><br />
(b) durch Abstimmung auf der Mitgliederversammlung mit einer Mehrheit von mindestens 2/3 der abgegebenen Stimmen, wenn auch bei einer anschließenden Internetabstimmung eine Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen erreicht wird, und/oder<br /> <br />
(c) durch Abstimmung auf der Mitgliederversammlung mit einer Mehrheit von mindestens 2/3 der abgegebenen Stimmen, wenn bei einer anschließenden Internetabstimmung mehr als 50 % aller Ordentlichen Mitglieder zustimmen.<br /><br />
==§ 10 (Internetabstimmung)==<br />
(1) Jedes Ordentliche Mitglied ist berechtigt, an Internetabstimmungen des Vereins teilzunehmen.<br /><br />
Die Anmeldung zu den Internetabstimmungen erfolgt, indem das Mitglied dem Vorstand eine funktionierende E-Mail-Adresse mitteilt.<br /><br />
(2) Die Abmeldung von den Internetabstimmungen erfolgt durch Mitteilung des Mitglieds an den Vorstand. Die Abmeldung darf auch erfolgen, falls die E-Mail-Adresse ihre Gültigkeit verloren hat und das Mitglied vom Vorstand über dieses Problem informiert wurde. Zeitweise technische Störungen bleiben unberücksichtigt.<br /><br />
(3) Internetabstimmungen sind nur gültig, wenn von allen zur Internetabstimmung angemeldeten Mitgliedern mindestens 20 % mit Ja und/oder mindestens 20 % mit Nein gestimmt haben.<br /><br />
(4) Soweit die Satzung nichts anderes bestimmt, entscheidet bei Internetabstimmungen die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Stimmenthaltungen und ungültige Stimmen bleiben außer Betracht.<br /><br />
==§ 11 (Vorstand)==<br />
(1) Der Vorstand im Sinn des § 26 BGB besteht aus dem/der 1. und 2. Vorsitzenden und dem/der Kassierer/in. Sie vertreten den Verein gerichtlich und außergerichtlich.<br /><br />
(2) Jede/r der beiden Vorsitzenden und die/der Kassierer/in haben jeweils Einzelvertretungsbefugnis. Im Innenverhältnis wird festgelegt, dass die/der 2. Vorsitzende nur bei Verhinderung der/des 1. Vorsitzenden zur Vertretung berechtigt ist und die/der Kassierer/in nur bei Verhinderung der Vorsitzenden.<br /><br />
(3) Der Vorstand wird von der Mitgliederversammlung auf die Dauer von einem Jahr / zwei Jahren gewählt.<br /><br />
Vorstandsmitglieder können nur Mitglieder des Vereins werden. Wiederwahl ist zulässig. Der Vorstand bleibt solange im Amt, bis ein neuer Vorstand gewählt ist.<br /><br />
(4) Bei Beendigung der Mitgliedschaft im Verein endet auch das Amt als Vorstand.<br /><br />
==§ 12 (Kassenprüfung)==<br />
(1) Die/der Kassierer/in hat über die Kassengeschäfte Buch zu führen und eine Jahresabrechnung zu erstellen.<br /><br />
(2) Die Mitgliederversammlung wählt für die Dauer von einem Jahr eine/n oder mehrere Kassenprüfer/in. Diese/r darf nicht Mitglied des Vorstands sein. Wiederwahl ist zulässig.<br /><br />
(3) Die Jahresabrechnung ist von den Kassenprüfer/inne/n zu prüfen. Sie ist der Mitgliederversammlung zur Genehmigung vorzulegen.<br />
==§ 13 (Auflösung des Vereins)==<br />
(1) Die Auflösung des Vereins kann nur in einer zu diesem Zweck einberufenen Mitgliederversammlung beschlossen werden.<br /><br />
(2) Bei Auflösung oder Aufhebung des Vereins oder bei Wegfall steuerbegünstigter Zwecke fällt das Vermögen des Vereins an den LUKi e.V. mit Sitz in Donauwörth , der es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke zu verwenden hat.<br /><br />
<br />
<br />
Diese Satzung wurde errichtet am Sonntag, den 2. Mai 2010 in Frankfurt am Main.</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Exodus_20&diff=38520Exodus 202023-08-28T13:00:12Z<p>Olaf: Gottesnamen-Umschalter</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung folgt später}}<br />
{{Zuverlässige Studienfassung|Vers 1-17}}<br />
{{Lesefassung kann erstellt werden|Vers 1-17}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}} Dann sprach Gott alle diese Worte:<br /><br />
<br />
{{L|2}} „Ich bin (/euer HERR/ICH/), dein Gott, der dich aus deinem Sklavenhaus, aus dem Land der Ägypter, geführt hat.<br /><br />
<br />
{{L|3}} Du darfst in meiner Gegenwart keine anderen Götter haben.<br /><br />
{{L|4}} Du darfst dir kein Kultbild anderer Götter machen: Keinerlei Darstellung von etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.<br /><br />
{{L|5}} Du darfst dich vor ihnen nicht verneigen und dich ihnen nicht unterwerfen lassen.<br /><br />
<br />
Denn ich, (/euer HERR/ICH/), dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott. Wer mich hasst, für dessen Verbrechen bestrafe ich noch seine Nachkommen bis zur dritten, nein, bis zur vierten Generation; {{L|6}} aber meine Güte erweise ich bis zur tausendsten Generation an denen, die mich lieben und meinen Geboten folgen.<ref>Missverständlicher Satz, der zusammen mit [[Numeri 14 |Num 14]] gelesen werden muss: Dort handelt Gott explizit nach dem Prinzip „4 Generationen Strafe, 1000 Generationen Güte“ – und ''vergibt'' daher den Schuldigen. „4 Generationen Strafe, 1000 Generationen Güte“ heißt also wahrscheinlich nur: „Weitaus bereiter zur Vergebung als zur Strafe“.</ref><br /><br />
<br />
{{L|7}} Du darfst dich nicht unheilvoll (/zu eurem HERRN/zu MIR/), deinem Gott, bekennen, denn (/euer HERR/ER/) wird denjenigen nicht freisprechen, der sich unheilvoll zu ihm bekennt.<br /><br />
<br />
{{L|8}} Vergiss nicht, den Sabbat-Tag als heiligen Tag zu begehen! {{L|9}} Sechs Tage lang darfst du arbeiten und deinen Geschäften nachgehen, {{L|10}} aber der siebte Tag ist der Sabbat; er gehört (/eurem HERRN/IHM/), deinem Gott. Da darfst du keinem Geschäft nachgehen: Du nicht, dein Sohn und deine Tochter nicht, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein bei dir angestellter Immigrant aus deinem Ort nicht! {{L|11}} Denn sechs Tage lang hat (/euer GOTT/ER/) den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darauf und darin ist, gemacht, aber am siebten Tag hat er sich ausgeruht. Deshalb hat (/euer GOTT/ER/) den Sabbat-Tag gesegnet und ihn zum heiligen Tag erklärt.<br /><br />
<br />
{{L|12}} Sei respektvoll und gehorsam gegenüber deinem Vater und deiner Mutter. Dann wirst du lange leben können auf dem Land, dass (/euer HERR/ER/), dein Gott, dir geben wird.<br /><br />
<br />
{{L|13}} Du darfst weder Mord noch Totschlag begehen.<br /><br />
<br />
{{L|14}} Du darfst keine Ehe brechen.<br /><br />
<br />
{{L|15}} Du darfst nicht stehlen.<br /><br />
<br />
{{L|16}} Du darfst vor Gericht nicht falsch gegen deinen Mitmenschen aussagen.<br /><br />
<br />
{{L|17}} Du darfst dir das Haus deines Mitmenschen nicht aneignen wollen.<br /><br />
<br />
Du darfst den Ehepartner deines Mitmenschen oder seinen Knecht oder seine Magd oder sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas, das deinem Mitmenschen gehört, nicht entführen wollen.“<br />
{{L|18}}<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
{{L|21}}<br />
{{L|22}}<br />
{{L|23}}<br />
{{L|24}}<br />
{{L|25}}<br />
{{L|26}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<br />
{{S|1}}<ref>Die Offene Bibel folgt hier der Verszählung der BHS. Recht eigentlich ist das nicht gut zu rechtfertigen: Für Ex 20 und Dtn 5 gilt die Besonderheit, dass in tiberischen hebräischen Handschriften zwei Verszählungen gleichzeitig durch die masoretischen Akzente markiert werden. Die erste, „''ṭa´ame ha-`eljon''“ genannt („obere Akzente“), teilt den Text in zehn Abschnitte, die offenbar der Zehnzahl der Sprüche entsprechen sollen. Die zweite („''ṭa´ame ha-taḥton''“, „untere Akzente“) akzentuiert den Text, wie man gewöhnliche biblische Texte akzentuieren würde, und zieht daher z.B. die vier kurzen Sprüche gegen Ende zu einem Vers zusammen. In der lateinischen Tradition der Verszählung wurden aber ''beide'' zusammenaddiert, weshalb in westlichen Bibeln die zehn Sprüche erst in V. 17 enden.<br />Einer der Gründe für das Aufkommen der besonderen Akzentuierung war gewiss, dass unsicher ist, ''welche'' der nun folgenden Sätze jeweils zu den „''zehn'' Sprüchen“ zusammengezogen werden müssen: Auch, wenn wir naheliegend davon ausgehen, dass jeder mindestens ein Ge- oder Verbot enthalten muss, finden wir insgesamt mindestens 12 davon, die irgendwie zu kombinieren sind (vgl. zur Problematik schön allgemeinverständlich z.B. Youngblood 1994). Einigkeit herrscht bei V. 7-16. Aber erstens ist V. 17 in Dtn 5 so gestaltet, dass man ihn dort als zwei Gebote auffassen muss. So zählen auch traditionell v.a. Katholiken und Lutheraner; so wird aber auch bereits durch die Einteilung des hebräischen Texts durch Freiräume („Petucha und Setuma“) gedeutet, die daher in Ex 20 nur auf 9 Abschnitte kommt. Zweitens und vor allem sind Vv. 2-6 umstritten: In der synagogalen Interpretation nimmt man heute V. 2 als eigenes Gebot und dann Vv. 3-6 als ''ein'' langes Gebot über die Verehrung fremder Götter. So gliedern auch Katholiken und Lutheraner, nehmen V. 2 dann aber als Prolog für alle zehn Sprüche. Ebenfalls in der synagogalen Interpretation verbreitet war die alternative Ansicht, Vv. 2-6 bildeten nur ''ein'' Gebot (und V. 17 dann eben zwei). Die Stuttgarter Handschrift [https://digital.wlb-stuttgart.de/sammlungen/sammlungsliste/werksansicht?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=8528&tx_dlf%5Border%5D=title&tx_dlf%5Bpage%5D=206&cHash=a73852f24a7663b9f1417e08e45ca0d3 Cod.Bibl.fol. 2] etwa, wo für gewöhnlich nach jedem hebräischen Vers der entsprechende Vers eines Targum steht, hat daher hier den Targum erst nach V. 6; so will neuerdings auch wieder DeRouchie 2013 gliedern. Orthodoxe, reformierte und anglikanische Kirchen sehen V. 2 ebenfalls als Prolog für die gesamten 10 Sprüche, teilen dann aber auf in die zwei Gebote V. 3 und Vv. 4-6. Adventisten schließlich zählen Vv. 2-3 als das erste und Vv. 4-6 als das zweite Gebot.<br />[[Datei:Ex 20,2-4.png|mini|Links: Damaskus-Pentateuch. Oben: „Bei ‚Ich‘ gehört der Akzent Paschta zu den unteren Akzenten[, die erste Akzentreihe der ''oberen'' endet also mit V. 2, weil die untere weiter reicht].“<br />Unten erklärt Jacobson als: „[Erst] ‚Du sollst nicht machen‘ [in V. 4 ist] Versbeginn bei den unteren Akzenten“, heißt aber nur: „Merka gehört zur unteren Akzentreihe[, ergo das folgende Pazer zur oberen].“<br /> Rechts: G20. Oben: „Bei ‚Ich‘ gehört der Akzent Tifcha zu den unteren Akzenten[, also endet die erste Akzentreihe der ''unteren'' Akzente mit V. 2, die der oberen also frühestens in V. 3].“<br />Das „Bei ‚du sollst nicht haben‘ [in V. 3] gehört Merka zu den unteren Akzenten“ müsste dann allerdings ein Fehler sein. Bei der nächsten Anmerkung ist G20 aber wieder auf der früheren Spur.]]'''Genauer''': Man nimmt heute gemeinhin an, die masoretischen Akzente sprächen für die erste synagogale Interpretation: V. 2 als erstes Gebot, Vv. 3-6 als zweites und V. 17 als ''ein'' Doppelgebot. Das ist so aber wahrscheinlich nicht richtig, was offenbar bisher noch niemandem aufgefallen ist. Welche Akzente jeweils zu den die Gebote markierenden ''ṭa´ame ha-`eljon'' gehören, ist nicht immer klar zu erkennen. Vgl. zur heute traditionellen Interpretation bes. ausführlich Japhet 1896, S. 157-166 (man ignoriere seine Ausführungen zum Rebia in V. 2; dieses ist nur ein Druckfehler in seiner Textausgabe). Breuer 1990 nun hat versucht, diese Interpretation noch weiter abzustützen, indem er erstens die Regel aufgestellt hat, zu den ''ṭa´ame ha-`eljon'' gehörten bei nebeneinanderstehenden Akzenten immer die Linken, und indem er auf den Damaskus-Pentateuch hingewiesen hat, wo vermerkt ist, dass der Silluq am Ende von V. 3 ''nicht'' zu dieser Reihe gehöre, wonach man also V. 3 bei der Gebotszählung nicht von V. 2 scheiden dürfe. Bei dieser Interpretation der Akzente sind ihm Jacobson o.J. und DeRouchie 2013 gefolgt; auch Dotan druckt die 10 Sprüche so in der Biblia Hebraica Leningradensia ab. Aber die Rechts-Links-Regel scheint falsch zu sein; man vergleiche rechts die Position der beiden Merkaim. Und neben den Anmerkungen im [https://www.loc.gov/resource/gdcwdl.wdl_11364/?sp=145&r=0.063,0.092,0.599,0.302,0 Damaskus-Pentateuch], die ähnlich übrigens auch im „[https://digitalcollections.jtsa.edu/islandora/object/jts%3A267103#page/197/mode/1up Codex Hilleli]“ und in [https://www.nli.org.il/en/discover/manuscripts/hebrew-manuscripts/viewerpage?vid=MANUSCRIPTS&docid=PNX_MANUSCRIPTS990001516540205171-1 EVR I Bibl 86] (Bild 88) stehen (die Randbemerkungen geben übrigens an, welche konjunktiven Akzente zu den unteren Akzenten gehören, nicht, wo jeweils ein Vers beginnt), scheint z.B. [https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b107203474/f104.item.zoom G20] eine alternative Tradition zu bezeugen, nach der die erste Akzentreihe der ''ṭa´ame ha-`eljon'' ''nicht'' in V. 2 endet. Nach dieser Tradition reichte wie bei den Adventisten das erste Gebot von V. 2 bis V. 3 und das zweite von V. 4 bis V. 6, wie wahrscheinlich auch schon JosAnt 3.91f und Philo, Dec 50f. und sicher Sifre Num 112 gegliedert haben. Damit lassen hebräische Handschriften zu: (1) Vv. 2-6 sind ''ein'' Gebot (Petucha und Setuma; Targum). (2) V. 2 ist Prolog oder ''ein'' Gebot und Vv. 3-6 sind ''ein'' weiteres (Akzente: Tradition 1; Judentum, Katholiken, Lutheraner). (3) Vv. 2-3 sind ein Gebot und Vv. 4-6 ein weiteres (Akzente: Tradition 2; Adventisten). Von den Handschriften her – die, wie man hier wunderbar deutlich sieht, aber ja auch nur ''bestimmte'' theologische Traditionen und Interpretationen festhalten, nicht „die richtige“ Interpretation – ist nur die Interpretation unmöglich, die nur V. 3 und Vv. 4-6 als zwei Gebote betrachtet.<br />'''Anm. d. ZL (S.W.)''': Übrigens irritiert mich sehr, wie in Ex 20 Sof Pasuq verwendet wird. In Dtn 5 folgt die SP-Setzung offenbar keiner Regel. Aber in Ex 20 finden wir 10x Sof Pasuq, und dies offenbar unabhängig von der oberen und unteren Akzentuierung. Möglicherweise wird durch Sof Pasuq also auch noch eine vierte (!) Zählweise festgehalten, bei der V. 6 als eigener Ausspruch herausgehoben werden sollte: (1) V. 2 („Ich bin dein Gott“) – (2) Vv. 3-5 (Fremdgötter und Götterbilder) – (3) V. 6 (1000 Generationen Gnade) – (4-9) Vv. 7-16 (Name - Falschzeugnis) – (10) V. 17 (Begehren).</ref>Dann sprach Gott alle diese Worte {wie folgt}:<br />
<br />
{{S|2}} „Ich [bin] JHWH, dein Gott<ref>Nicht: „Ich, JHWH, bin dein Gott“ (so z.B. Jacob 1997; BigS) – jedenfalls nicht nach der masoretischen Akzentuierung: Apposition schlägt jede andere Wortfügung, wenn es darum geht, welche Wortverbindungen durch die Akzente zusammengezogen und welche getrennt werden. Bei „Ich, JHWH, bin dein Gott“, wo „''JHWH''“ Apposition zu „''ich''“ wäre, müsste der Trenner stattdessen nach „''JHWH''“ stehen, nicht wie hier nach „''ich''“.<br />Gott stellt sich also hier seinem Volk vor als „dein Gott JHWH, der dich aus Ägypten geführt hat“ (eine geprägte Wendung im Deuteronomium, bei der ebenfalls stets „dein Gott“ in Apposition zu „JHWH“ steht, s. die Parallelstellen) – ähnlich, wie er sich Mose zuvor als „JHWH, der Gott deiner Vorfahren“ vorgestellt hatte ([[Exodus 3#s6 |Ex 3,6]]). Anders also dort ist JHWH aber hier kein „Gott der Vergangenheit“ mehr: Er ist ein Gott, der ''soeben'' heilsam an seinem Volk gehandelt hat und der auf dieser Basis die nun folgenden Vertragsbedingungen für einen Vasallenvertrag mit seinem Volk stellen kann.<br />Auch formal erinnert der Vers an die Eröffnung einen Vasallenvertrags, da diese ähnlich wie unser Abschnitt regelmäßig mit einer kurzen Selbsteinführung desjenigen begannen, der die Vertragsbedingungen bestimmen konnte. Köckert 2007, S. 44 und Coogan 2014, S. 52 etwa denken auch wirklich, der Vers sei bewusst antiken Vasallenverträgen nachempfunden worden. Eine weitere mögliche und noch nähere Parallele sind aber antike Gesetzessammlungen. Hammurapi beginnt seinen berühmten Codex bspw. mit „Ich bin Hammurapi, der Hirte...“; Ähnliches begegnet in den Gesetzessammlungen von Urnammu, von Lipit Ischtar und im Codex Eschnunna. Müsste man sich die Gestaltung der Einleitung erklären, sollte man besser an diese Parallelen denken (so hier z.B. auch Albertz 2015; Reicke 1973, S. 2 überschreibt den Vers gar mit „Die Autorität des Gesetzgebers“). Aber der Sinn des Verses erschließt sich ja auch ohne diese Parallelen ganz von selbst.</ref>, der dich aus dem Land der Ägypter (Ägypten), dem Haus der Sklaven (Knechte; aus dem Sklavenhaus) herausgeführt hat. {{par|Exodus|13|3}} {{par|Exodus|13|14}} {{par|Deuteronomium|6|12}} {{par|Deuteronomium|7|8}} {{par|Deuteronomium|8|14}} {{par|Deuteronomium|13|6}} {{par|Deuteronomium|13|11}} <br />
<br />
{{S|3}} Du sollst (darfst; [Deshalb] darfst du...) keine anderen Götter vor mir (neben mir, statt mir?, mir ins Angesicht?)<ref>''vor mir (neben mir, statt mir?, mir ins Angesicht?)'' - sehr unklarer Ausdruck. W. „vor/auf/gegen mein(em) Angesicht“; „''Angesicht''“ ist im Heb. aber sehr häufig derart bedeutungsentleert, dass Ausdrücke mit „Angesicht“ oft nur als umständlichere Präpositionen verwendet werden können (vgl. z.B. BrSynt §110k), daher z.B. „vor meinem Angesicht“ = „vor mir“. Dass ''grundsätzlich'' gefordert wird, keine anderen Götter ''neben'' JHWH zu verehren, ist klar. „Neben mir“ oder „außer mir“ ist daher mit gutem Recht die mit Abstand häufigste Übersetzung (so auch schon LXX, Syr und die Targumim), obwohl die häufige Wortfügung sonst ''nie'' in dieser Bed. verwendet wird. Will man sich an der gewöhnlichen Bedeutung der Wortfügung orientieren, übersetzt man daher besser wie unten unter (3).<br />'''Andere Deutungen''', die daher vorgeschlagen wurden: (1) Markl 2007, S. 105 und Stoppel 2018, S. 68 haben die alte Deutung „mir zum Trotz“ (König 1917, S. 87) aufgefrischt; S. erklärt sie wie schon Propp 2006 witzig entsprechend dem Englischen „in your face“. Dagegen vgl. aber richtig Knieriem 1965, S. 25; Weinfeld 1991: Aus den drei von König zitierten Stellen [[Ijob 1#s11 |Ijob 1,11]]; [[Ijob 6#s28 |6,28]] und [[Jesaja 65#s3 |Jes 65,3]] lässt sich diese Bed. nicht ableiten.<br />(2) Krebernik 1995, S. 31 und Köckert 2007, S. 50 nehmen an, der Ausdruck stamme aus der Formelsprache antiker Vasallenverträge, da es in einem assyrischen Vasallenvertrag Assurbanipals einen ähnlich schlecht verständlichen Ausdruck gibt: „''ihr sollt keinen anderen König ''ina UGU-šú'' (w.: ‚auf ihm‘) suchen!''“ „Auf ihm“ soll dann ein ungewöhnlicher Ausdrück für „an seiner Statt“ sein. Aber von nur einem assyrischen Beleg und einem hebräischen, die einander nicht einmal entsprechen, auf eine sprachübergreifende Formel zu schließen, ist viel zu gewagt. Propp 2006 will die selbe Bed. aus heb. Parallelstellen ableiten, aber bei keiner der von ihm zitierten Stellen macht das auch nur Sinn.<br />(3) Möglich scheint mir (S.W.) daher nur die Deutung von Knieriem 1965 und Dozeman 2009: „Vor meinem Gesicht“ = „vor meinen Augen“: Fremde Götter haben nichts in meinem Tempel oder vor meinem Zelt oder vor meinem heiligen Berg zu suchen. Aber genau dort werden die Israeliten in den nächsten Kapiteln ihre Götten erschaffen. Dann würde hier gar nicht allgemein die Fremdgötterei verboten, sondern nur der Mischkult. Das kann schon sein: Wir werden noch zwei weitere Male feststellen, dass der Dekalog laxer ist als andere Gebotssammlungen und mitnichten so allgemein und umfassend formuliert ist, wie man zunächst meint.</ref> haben.<ref>W. „Andere Götter dürfen vor mir nicht für dich ''sein''“. Übersetzen wir „vor mir“ mit den alten Versionen als „außer mir, neben mir“ (s. vorige FN), lässt es die Formulierung sowohl zu, bei diesem Gebot an einen echten Monotheismus zu denken („Du sollst davon ausgehen, dass außer mir keine anderen Götter existieren“) als auch, wie meist angenommen wird, an „Monolatrie“, also die Verehrung allein von JHWH, obwohl gleichzeitig die Existenz anderer Götter anerkannt wird. Verwandte theologische Entwicklungen im Umfeld Altisraels (vgl. z.B. Baumann 2006) machen auch bei einer Übersetzung mit „neben mir“ wirklich die Monolatrie-Deutung weit wahrscheinlicher.</ref> {{par|Exodus|22|19}} {{par|Exodus|23|13}} {{par|Exodus|23|24}} {{par|Exodus|34|14}} {{par|Deuteronomium|6|14}} {{par|Deuteronomium|11|16}} {{par|Deuteronomium|13|2|4}} {{par|Psalm|81|10}} {{par|Jeremia|25|6}}<br />
{{S|4}} Du sollst (darfst) dir (kein Bild=) kein Götterdarstellung machen: (und) (Jegliches=) Keinerlei Gestalt<ref>Exodus verknüpft die beiden Ausdrücke mit ''Waw''. In [[Deuteronomium 5#s8 |Dtn 5,8]] stehen sie dagegen unverbunden hintereinander. Die Formulierung in Dtn ''könnte'' man als hebräische Constructus-Verbindung auflösen („Du sollst dir keine Götterdarstellung''von'' jeglicher Gestalt machen“). Hossfeld 1982 und Dohmen 1985 nehmen das an und gehen sogar so weit, dass sie glauben, das „keine Götterdarstellung ''und'' keinerlei Gestalt“ in Ex solle mit seinen ''zwei'' Objekten das Plural-Personalpronomen „sie“ in V. 5 auffangen, das sich dann auf diese beiden Worte bezöge statt auf die Fremdgötter wie in Dtn, und so V. 3 und Vv. 4-5 in zwei Gebote splitten. Aber das liegt ganz fern; dann würde mit „und keinerlei Gestalt“ ja jegliche bildliche Darstellung verboten, nicht nur die von Göttern. Besser nimmt man daher mit Childs 1974; Graupner 1987, S. 314 und Albertz 2015 an, dass das Waw hier ein sog. „explikatives Waw“ ist: „Du sollst dir keine Götterdarstellung machen, ''das heißt präziser'': keinerlei Gestalt...“ Ist das richtig, bezieht sich das „vor ''ihnen''“ auch in Ex zurück auf die Fremdgötter, wonach dann mit der „Götterdarstellung, jeglicher Gestalt“ ebenfalls konkret Darstellungen ''anderer'' Götter gemeint sein müssen. Vgl. so klar die Umformulierung von LAB 11,6: „''Du sollst dir keine geschnitzten Götter machen und auch kein verabscheuungswürdiges Bild von [anzubetenden] Sonne und Mond.''“<br />Spätere Autoren haben daher dem Dekalog [[Deuteronomium 4 |Dtn 4]] vorangestellt (zu Dtn 4 als späterer Interpretation des Bilderverbots vgl. v.a. Holter 2003), wo auch die „Gestaltung“ von ''JHWH''-Bildern verboten wird ([[Deuteronomium 4#s15 |Dtn 4,15f.]]) – aber in ''unserem'' Vers liegt dies noch nicht im Blick (richtig Obbink 1929; Houtman 2000; Dozeman 2009).</ref> [von etwas], das am (im) Himmel oben oder {das} auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde [ist]. {{par|Exodus|20|23}} {{par|Exodus|34|17}} {{par|Leviticus|19|4}} {{par|Leviticus|26|1}} {{par|Deuteronomium|27|15}}<br />
{{S|5}} Du sollst (darfst) dich nicht vor ihnen<ref>''ihnen'', also den Göttern. S. die Parallelstellen, die nur eine Auswahl derer sind, die man nennen können hätte: „sich niederwerfen und dienen“ tut man nach biblischem Sprachgebrauch standardmäßig (vor) fremden Göttern (richtig z.B. Zimmerli 1950, S. 37f.; Schüngel-Straumann 1973, S. 80; Miller 2009, S. 14). Die Logik von Vv. 3-5a ist also: „(1) In meiner Gegenwart will ich keine anderen Götter sehen. (2) Fang gar nicht erst an, sie mit Kultbildern darzustellen. (3) Vor allem sollst du dich fremden Göttern nicht unterwerfen. Denn: ...“</ref> niederwerfen und dazu bringen lassen, ihnen zu dienen,<ref>'''tFN''': ''sich dazu bringen lassen, ihnen zu dienen'' - so mit der hebräischen Vokalisierung, die auch durch 1QPhyl; 4QDtn<sup>n</sup>; 4QPhyl<sup>b.j</sup> bezeugt wird. Die Üs. der großen Mehrheit, „du sollst ihnen nicht dienen“, vokalisiert entweder ''to´obdem'' um zu ''ta´abdem'' (so z.B. Albertz 2015) oder erklärt mit [https://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/60._Imperfect_with_Pronominal_Suffixes GKC §60b] als irreguläre Wortbildung mit der selben Bed. wie ''ta´abdem'' (so z.B. BHQ Dtn). Aber dafür gibt es keinen Anlass; „sich zum Dienst ''bringen lassen''“ passt hervorragend in einem Kontext, in dem dieser Dienst bewusst parallelisiert wird dem Sklavendienst in Ägypten. Mit dem heb. Text übersetzen daher z.B. auch Dohmen 2004 und Stoppel 2018, S. 68. Der Einwand von Propp 2006, dies erfordere noch ein Suffix, ist mir (S.W.) unverständlich; Hofal in dieser Bed. steht regelmäßig ohne Suffix.</ref> {{par|Exodus|23|24}} {{par|Deuteronomium|8|19}} {{par|Deuteronomium|11|16}} {{par|Deuteronomium|17|3}} {{par|Deuteronomium|29|25}} {{par|Deuteronomium|30|17|18}} {{par|Josua|23|16}} {{par|Richter|2|19}} {{par|1 Könige|9|6}} {{par|2 Könige|17|35}} {{par|Jeremia|13|10}}<br /><br />
denn ich, JHWH, dein Gott, [bin] ein eifersüchtiger (leidenschaftlicher) Gott, [der für] die Schuld (Sünde) der (Väter=) Vorfahren (die=) ihre (Söhne=) Nachkommen heimsucht (bestraft) bis in die dritte und vierte [Generation] [bei denen, die] mich hassen<ref name="hassen">''hassen'' + ''lieben'' wird gelegentlich so erklärt, dass die Begriffe hier keine Emotionen bezeichneten, sondern beide Worte Begriffe aus dem altorientalischen Vasallenvertragswesen seien und Menschen beschrieben, die ihrem Vertragsherrn ''treu'' vs. ''untreu'' sind (vgl. z.B. Levinson 2006, S. 168; Köckert 2007, S. 52). Ich (S.W.) bin unsicher, ob das so richtig ist. Es stimmt zwar, dass Vasallen in solchen Verträgen häufig dazu aufgefordert werden, ihre Herren zu „lieben“. Dass das ''gleichbedeutend'' ist mit „Vasallentreue“, ist damit aber noch nicht gesagt, und die Forderung, dass sie ihre Herrn nicht „hassen“ sollen, ist in Verträgen nicht ähnlich gebräuchlich. Besser geht man daher nicht von Vertragsterminologie aus und erklärt die beiden Worte daher stattdessen doch z.B. mit Jacob 1997 und Dozeman 2009 so, dass Gott hier auf emotionale Begriffe aus den Bereichen von Liebe und Ehe zurückgreift: Für den „eifersüchtigen“ Gott teilt sich die Welt in solche, die ihn „lieben“ und solche, die ihn „hassen“. Andere gibt es nicht. Auch das Schwarz-Weiß-Denken ist eine der Sprachen der Liebe.</ref>,<ref>Vieldiskutierter Vers, da Gott hier auf den ersten Blick die ''Sippenstrafe'' für Fremdgötterverehrung verhängt (vgl. zu dieser Deutung am klarsten Krašovec 1994). Es ''gibt'' in der Bibel Verse, aus denen eine ähnliche Vorstellung von einer generationenübergreifenden Strafe spricht. Diese sind dann aber regelmäßig Beteuerung der eigenen Unschuld, die von Leidenden gesprochen werden: „Ich leide unter der Schuld meiner Vorfahren[; ich selber bin aber doch ganz unschuldig!]“ ([[Psalm 79#s8 |Ps 79,8]]; [[Klagelieder 5#s7 |Klg 5,7]]; ähnlich [[2 Chroniken 29#s6 |2 Chr 29,6-9]]; ähnlich auch [[2 Könige 22#s13 |2 Kön 22,13]]; ähnlich schließlich auch der Fluchspruch in [[Psalm 109#s8 |Ps 109,8-15]]). Man darf sie daher nicht als dogmatische Thesen missverstehen. Dass Gott nüchtern betrachtet und de facto ''nicht'' so handelt, sagen eine ganze Reihe von Versen explizit; s. [[Deuteronomium 7#s9 |Dtn 7,9f.]] (fast direkt nach dem deuteronomischen Dekalog); [[Deuteronomium 24#s16 |Dtn 24,16]]; [[Jeremia 31#s29 |Jer 31,29f.]]; [[Ezechiel 18#s2 |Ez 18,2-4.19f.]]. Auch davon unabhängig ist der Vers wahrscheinlich missverstanden, wenn man ihn als Androhung generationenübergreifenden Strafhandelns liest:<br />Wichtig für das rechte Verständnis des Verses ist es erstens, zu sehen, dass der Vers V. 2 wieder aufgreift: „Ich [bin] dein Gott JHWH, der...“ – „Ich, dein Gott JHWH, bin...“ (gut gesehen von Auffret 2014, S. 818). Wichtig ist es zweitens, zu sehen, dass der zweite Teil der Begründung gar nicht den vorangehenden Hauptsatz begründet (*„Verehre keine fremden Götter, denn meine Huld währt 1000 Generationen für jene, die mich lieben“). Vv. 5b-6 begründen also nicht nur 5a, sondern schließen und runden die in V. 2 begonnene Selbstvorstellung Gottes ab und begründen den ganzen Abschnitt Vv. 3-5b: „Ich, JHWH, will dein Gott sein, also bete nicht stattdessen zu anderen Göttern und verehre nicht stattdessen Götterbilder, denn ich, JHWH, bin ein eifersüchtiger und ein huldvoller Gott.“<br />Für dies letztere lies: „denn ich, JHWH, bin ein ''besserer'' Gott als diese“: Die Pointe beim letzten Teil ist natürlich das Verhältnis 4 Generationen Strafe vs. 1000 Generationen Huld. Gott greift den verbreiteten Volksglauben von der generationenübergreifenden Strafe auf – und transformiert ihn durch seine Ergänzung in V. 6 (ähnlich in [[Exodus 34#s6 |Ex 34,6f.]] durch eine andere Ergänzung, s. gleich). Wie, das zeigt [[Numeri 14 |Num 14]], wo dieses Prinzip angewendet wird (und ''nicht'' in einem Kontext von Fremdgötterverehrung angewendet wird, was das eben Gesagte bestätigt): Wieder einmal murren die Israeliten. Da erscheint JHWH, gerät in Eifer und droht, sein ganzes Volk zu vernichten (V. 12). Doch Mose beschwichtigt ihn, indem er in V. 18 unseren Teilvers (in der Version von Ex 34,6f.) zitiert – „Du gerätst doch nur langsam in Zorn, bist groß an Güte, vergibst Ungerechtigkeit und Gesetzesbruch, entschuldigst aber nicht die Schuldigen und suchst die Ungerechtigkeit der Väter heim an ihren Nachkommen der dritten, nein, der vierten Generation!“ – und in V. 19 fortfährt: „Darum vergib doch die Ungerechtigkeit dieses Volkes!“ – und das ''tut'' Gott; entsprechend seinem Wesen straft er die Übeltäter ''nicht'' bis zur vierten Generation, sondern vergibt ihnen (V. 20) und beschränkt daher seine Strafe auf die aktuelle Generation (Vv. 22f.).<br />„Ich strafe für vier Generationen, bin aber huldvoll für 1000 Generationen“ ist danach keine verquere göttliche Arithmetik, bei der Gott leider ganz übersieht, dass die 1000 Generationen Huld doch leere Worte sind, wenn gleichzeitig jede Missetat bis in die vierte Generation bestraft wird. Sondern es ist nur eine verquere Formulierung für „ich bin ein eifernder Gott. Aber meine Huld ist noch viel größer als mein Eifer. So einer bin ich, JHWH, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat.“<br />Dennoch werden die Verse üblicherweise verstanden als Ausdruck für das generationenübergreifende Strafhandeln Gottes; seit Beginn der Bibelauslegung hat man es daher unternommen, die Verse zu entschärfen. '''Einige Beispiele''' (weitere z.B. bei Neudecker 2000; Weiss 2017):<br />(1) In der Mechilta de Rabbi Schimon ist die Meinung festgehalten, das Wort für „heimsuchen“ müsse man hier nur i.S.v. „bemerken“ nehmen, was rein sprachlich möglich wäre. Ähnlich noch Dohmen 2004: „der die Schuld der Väter bei ihren Kindern ''prüft''“. Beides ist sprachlich möglich, aber der Satz ist ein Gemeinplatz in der Bibel, bei dem man daher nicht einfach einzelne Worte gegen den Strich deuten darf; s. die Parallelstellen; s. auch die Umformulierung in [[Deuteronomium 4#s23 |Dtn 4,23-26]].<br />(2) Die häufigste Variante: Was hier gesagt wird, gilt nur, wenn sich auch die Kinder der Übeltäter ähnlich schuldig machen. Daher ergänzt z.B. der Targum Onkelos: „Ich räche die Sünden der Väter an ihren ''rebellischen'' Kindern; bis zur dritten und vierten Generation bei denen, die mich hassen, ''wenn die Kinder ihren Vätern im Sündigen nachtun''.“ (fast ebenso TgN; b.San 27b; Raschi); ähnlich LAB 11,6: „Ich bin ein Gott, der die Sünden der ''bereits Gestorbenen'' an den ''lebenden'' Söhnen der Gottlosen vergilt, ''wenn auch diese auf den Wegen ihrer Eltern wandeln'', bis ins dritte und vierte Geschlecht.“ – hier wird also sogar noch zusätzlich eingeschränkt, Kinder würden allenfalls dann für die Schuld ihrer Vorfahren bestraft, wenn diese schon vor ihrer Zeit aus ihrer Verantwortung entschlafen sind. Einige neuere Ausleger wollen dies zusätzlich damit abstützen, dass sie „''bei denen, die ihn hassen/lieben''“ nicht auf die Missetäter beziehen, sondern auf deren Kinder: „Ich suche die Schuld der Väter bei ihren Nachkommen heim, genauer gesagt bei jenen [Kindern], die mich hassen.“ So oder ähnlich z.B. schon Ambrosiaster, Quaestiones 14; z.B. auch Cassuto 1967; Schmid 1999, S. 33; Houtman 2000; Baker 2017, S. 54f. Das ergäbe ein ähnliches theologisches Modell wie (3), aber dass mit den „Hassenden“ die Missetäter selbst gemeint sind, ist nach dem Parallelstellen ziemlich klar.<br />(3) Richtiger übersetzen müsste man: „''Spätestens'' in der vierten Generation“: Gott ist zwar ein gerechter Gott, der Missetaten durchaus bestraft – aber er ist auch ein langmütiger Gott, der den Familien von Missetätern bisweilen bis zur vierten Generation Zeit gibt, Buße zu tun. Spätestens dann aber wird er zur Tat schreiten, denn länger lebt ja kein Missetäter (Rabbi Juda [2. Jhd.] in der Mechilta de Rabbi Schimon; Ephräm der Syrer; ibn Ezra; Ramban). Das müsste man dann anders als Juda, Ephräm oder ähnlich z.B. Muffs 1992, S. 21f. wenigstens so verstehen, dass dann Gottes Strafe über sämtliche vier Generationen hereinbricht, die ja nun lange genug Zeit zur Buße hatten, und nicht so, dass ''nur'' später bestraft wird: Dass Gott Missetäter davonkommen lässt, aber ihre unschuldigen Urenkel bestraft, eignet sich weder gut für einen Aufweis der Gnade Gottes noch als Warnung vor Vergehen. Sprachlich wäre das möglich, konzeptuell harmonierte es aber ebenso wenig mit Dtn 7,9 etc. wie die traditionelle Interpretation, wenn auch Gott am Ende etwas besser da steht.<br />(4) Hieronymus, Ep 147,10: Das ist zwar so, wie man es für gewöhnlich versteht, schon richtig verstanden. Aber es ist nicht ernst gemeint, sondern soll nur eine leere Drohung sein.<br />(5+6) Köckert 2007, S. 51f.: 1000 Generationen Gnädigkeit sind doch viel länger als vier Generationen Strafe, der Text nimmt also zwar Sippenhaft an, will aber vor allem zum Ausdruck bringen, dass Gottes Huld viel größer ist als sein Eifer. Mit ähnlicher Schlagseite Houtman 2000: Nur vier Generationen zu bestrafen, das ist doch immerhin noch besser als Stellen wie [[2 Samuel 12#s10 |2 Sam 12,10]] oder [[1 Samuel 2#s31 |1 Sam 2,31-33]]; [[2 Samuel 3#s29 |2 Sam 3,29]], wo sogar noch ferne Generationen unter der Schuld von Missetätern zu leiden haben. Ähnlich schon Augustinus, Enchiridion 47: Dass Gott sein Strafhandeln maximal bis zur vierten Generation ausdehnt, ist doch schon Gnade! Aber beides ist doch nur zynisch – der vierten Generation hilft das wenig.</ref>{{par|Exodus|34|7}} {{par|Numeri|14|18}} {{par|Jesaja|14|21}} {{par|Jeremia|2|9}} {{par|Jeremia|32|18}}<br />
{{S|6}} aber (Huld=) liebende Treue (Liebe, Güte) tausenden [Generationen] [bei denen] erweist (tut), [die] mich lieben und meine Gebote befolgen.<br />
{{S|7}} Du sollst (darfst) den Namen JHWHs, deines Gottes, nicht unnütz (schändlich)<ref>''unnütz (schändlich)'' - w. „zu Nichtigem/Schändlichem“.</ref> tragen ([auf den Lippen] tragen?),<ref name="tragen">''tragen'', Heb. ''naśa`'', hält man meist für eine Abkürzung des Ausdrucks „etwas auf den Lippen tragen“, der sich aber sonst nur noch einmal in [[Psalm 16#s4 |Ps 16,4]] findet. Gemeint wäre dann, dass der Name „nicht unnütz/schändlich ausgesprochen werden darf“ (so z.B. Houtman 2000; Markl 2007, S. 111; Miller 2009, S. 68; Albertz 2015), was man dann wiederum schon in der Antike mit Abstand am häufigsten konkret auf ein verkehrtes Schwören bei Gott bezogen hat. Die Annahme einer geprägten Wendung nur auf der Basis der einen Belegstelle Ps 16,4 und die noch weiterführende Annahme, diese Wendung sei hier auch noch abgekürzt, ist äußerst gewagt. Besser sollte man auf [[Jesaja 3#s7 |Jes 3,7]] und wohl [[Exodus 23#s1 |Ex 23,1]] verweisen, wo anscheinend wirklich alleiniges ''naśa`'' i.S.v. „sprechen“ verwendet wird. Was genau man sich unter einem „den Namen Gottes zu Nichtigem/Schändlichem sprechen“ vorzustellen hat, ist dann aber immer noch unklar; dass wirklich etwas wie Schwüre beim Gottesnamen gemeint sind, ist allenfalls ein educated guess. Neuere Ausleger beschränken sich in der Auslegung daher oft darauf, verschiedene Gelegenheiten aufzuzählen, bei denen man den Gottesnamen aussprechen und damit falsch handeln könnte: Bei Schwüren, aber auch bei Gelübden, bei Flüchen, in der Zauberei, ... (s. z.B. Dozeman 2009; Baker 2017, S. 64f.; Rom-Shiloni 2019, S. 141). Nota bene: Die Präzisierung „zu Nichtigem/Schändlichem“ setzt voraus, dass das strenge Verbot, den Gottesnamen überhaupt auszusprechen, noch nicht galt. Selbst die alten jüdischen Ausleger dachten zumeist nicht hieran, anders als viele aktuelle populärtheologische Auslegungen.<br />[[Datei:Haremhab.jpg|mini|Skulptur des ägyptischen Generals Haremhab; hier dargestellt als Schreiber. Auf seinem Arm das Symbol des Gottes Amun. Ägypten, 13. Jhd. v. Chr. CC0 via [https://www.metmuseum.org/art/collection/search/544692 TheMet]]]Unabhängig davon findet neuerdings in der Auslegung eine alternative Deutung immer mehr Anhänger: Der entsprechende akkadische Ausdruck „''našû'' einen Namen“ heißt „(als Zeichen der Zugehörigkeit) einen Namen ''als Brandmal'' tragen“ (CAD 11, S. 86). Bei der im CAD verzeichneten Belegstelle wird dies von einer gebrandmarkten Kuh gesagt; der entsprechende Brauch ist aber im ganzen Umland Israels und der westlichen Antike auch bei Menschen sehr breit bezeugt: Besonders Sklaven eines Besitzers, Soldaten eines Königs oder Diener eines Gottes trugen den Namen oder das Symbol ihres Herrn als Branding, als Tattoo oder als Narbendekoration auf der Haut, meist entweder auf dem Arm oder auf der Stirn (für Beispiele s. z.B. ThWNT VII s.v. ''stigma'', Stolper 1998; Huehnergard/Liebowitz 2013; für Beispiele speziell für den Namen oder das Symbol JHWHs vgl. z.B. Jacobs 2014, S. 7-16 und s. zu [https://offene-bibel.de/wiki/Gen_4/Pers%C3%B6nliche_Fassung_(Sebastian_Walter)#l15 Sebastians PF von Gen 4,15]). Auch von Judäern ist dies belegt; so im Elephantine-Brief B33: „''Peṭosiri ..., ein Sklave, brandmarkte seine rechte Hand auf Aramäisch [mit] einem Brandmal, das lautete: ‚gehört Mibtahiah‘.''“ (Üs. nach Porten 1996, S. 200). Noch [https://de.wikisource.org/wiki/Phokylides Pseudo-Phokylides] muss um die Zeitenwende dazu mahnen, die Brandmarkung von Sklaven doch bitte zu unterlassen (225) und Philo berichtet noch zur selben Zeit in SpecLeg I 58 vom entsprechenden Brauch beim „Götzendienst“. Bar-Ilan 1989, 2018; Block 2011 und v.a. Imes 2018 in Buchlänge haben daher vorgeschlagen, den Ausdruck auch hier entsprechend zu deuten: Gott soll der einzige Gott der Israeliten sein, entsprechend sollen diese – wahrscheinlich metaphorisch – seinen Namen tragen, und dies nur nicht ''laššaw`'': „ohne Effekt“ oder gar so, dass sie ''gleichzeitig'' freveln – und hieraus folgen dann glatt alle weiteren Ge- und Verbote im folgenden Text. Diese Deutung ist besser: so gelesen ist der Ausdruck klar und fügt sich das Gebot besser zum Vorangehenden und baut eine Brücke zum Folgenden.</ref> denn JHWH wird [denjenigen] nicht für unschuldig erklären (vergeben, ungestraft lassen), der seinen Namen unnütz trägt ([auf den Lippen] trägt).<ref name="tragen" /> <br />
{{S|8}} (Denke/Erinnere dich an den Sabbat-Tag, ihn zu heiligen=) Denke (Erinnere dich) daran, den Sabbat-Tag zu heiligen<ref>'''tFN''': Casus pendens. So übersetzen sehr merkwürdig aber nur H-R und TEX; fast alle anderen: „Denke an den Sabbat, ''dass'' du ihn heiligst“, was man sogar im Deutschen als Casus pendens erkennt. Will man die Wortstellung des Heb. nachahmen, kann man übersetzen wie EÜ: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig“.</ref> (Denke an den Sabbat, indem du ihn heiligst / um ihn [so] zu heiligen). <br />
{{S|9}} Sechs Tage [lang] darfst (sollst, kannst) du arbeiten<ref>''arbeiten'' - Heb. ''´abad'', das übliche Wort für „arbeiten“. Gleichzeitig aber dasselbe Wort, das auch in V. 5 i.S.v. „dienen“ verwendet wird und wovon auch das Wort für „Sklave“ in „Sklavenhaus“ (V. 2) abgeleitet ist: Nachdem Gott Israel aus dem Sklavenhaus befreit hat, verhindert er mit seinen Vorgaben, dass sich Israel anderen göttlichen Herrn als Sklaven unterwerfen und zu Sklaven ihrer Arbeit werden können: Israel hat frei zu sein, grundsätzlich und speziell in Bezug auf andere Götter und die Arbeit (gut Crüsemann 1983, S. 58).</ref> und alle deine Arbeit verrichten,<br />
{{S|10}} doch der siebte Tag [ist] [der]<ref>'''tFN''': „Sabbat“ schillert zwischen Eigenname und Klassennomen; es gibt daher mehrere Stellen wie diese, bei denen man einen Artikel vermisst und im Dt. ergänzen muss (vgl. Grund 2011, S. 94). Die Üs. „ein Ruhetag“ in manchen Üss. ist falsch; sie geht noch von der alten Meinung aus, „Sabbat“ leite sich ab vom Verb ''šabbat'' („aufhören“, also: „Aufhör-Tag“ = „Ruhetag“) statt vom akkadischen ''šabattu'' („Vollmond“, s. zur Etymologie bes. Rechenmacher 1996; Grund 2011, S. 43-49).</ref> Sabbat für JHWH,<ref>''Sabbat für JHWH'', d.h. er ist „JHWH geheiligt“, „''gehört'' nicht mehr dir, sondern JHWH“.<br />'''Anm. d. ZL''' (S.W.): Aber der Fokus liegt hier klar auf „''für JHWH''“, nicht auf „''Sabbat''“. Ich möchte daher vorschlagen, „''Sabbat''“ als Apposition zum „''siebten Tag''“ aufzulösen (zur Artikellosigkeit s. vorige FN): „Der siebte Tag, der Sabbat, [ist/sei] für JHWH“: er ''gehört'' JHWH. Im Heb. ist das Prädikat dann nur ''l-JHWH'', wie man auch beim auf die Haut geschriebenen Gottesnamen ''l-JHWH'' geschrieben hätte. Eine Neben-Pointe ist dann: „Gehörst du mir, gehört auch dein Sabbat mir“. So hat m.W. aber bisher niemand aufgelöst.<br />'''Spekulation d. ZL''' (S.W.): Ist das richtig, fällt auf, dass „Sabbat“ hier alle drei Male präzisiert wird: In Vv. 8.11 durch die Formulierung „Sabbat-''Tag''“ und die jeweilige Ergänzung, dass es der siebte Tag nach den sechs Tagen nicht-Sabbat ist, und in V. 10 durch die besagte Apposition „der siebte Tag, der Sabbat“. Man ist sich heute in der Forschung recht einig, dass der alte Ruhetag alle sieben Tage (s. [[Exodus 23#s10 |Ex 23,10-12]]; [[Exodus 34#s21 |34,21]] und der alte Vollmond-Sabbat (s. bes. [[2 Könige 4#s23 |2 Kön 4,23]]; [[Jesaja 1#s13 |Jes 1,13]]; [[Hosea 2#s13 |Hos 2,13]]; [[Amos 8#s5 |Am 8,5]]) erst in der exilischen oder früh-nachexilischen Zeit zusammengeführt wurden, wonach erst der je siebte Tag zum arbeitsfreien Sabbat wurde (vgl. einführend [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/25732/ Sabbat (AT) (WiBiLex)]; dort weitere Lit.). Man ist sich auch einig, dass der Dekalog – oder, falls wirklich eine ''Kurzform'' des Dekalogs schon älter sein sollte, mindestens die erste Vollform des Sabbatgebots – nicht wesentlich später entstanden sein dürfte. Es ist dann gut möglich, dass das doppelte „der Sabbat-Tag ... ''am siebten Tag''“ und das „''der siebte Tag'' – gemeint ist der Sabbat“ gezielt dazu dienten, die Identität von siebtem Tag und Sabbat überhaupt erst zu etablieren (vgl. ähnlich z.B. Köckert 2007, S. 69f.). Dann wäre dies der Witz der priesterschriftlichen Variante des Sabbatgebots in Ex: Anders als in der Dtn-Version würde bewusst nicht dazu aufgefordert, „die Heiligung des Sabbats zu ''achten''“, sondern sich daran „zu ''erinnern''“, und der Sabbat würde nicht mit dem einstigen Frondienst in Ägypten begründet, sondern als ältester und bereits mit der Schöpfung in [[Genesis 2#s1 |Gen 2,1-3]] eingeführter Feiertag vorgestellt, um damit diesen neuen heiligen Tag als ältestmögliche Tradition darzustellen.</ref> deinen Gott. Du sollst [an diesem Tag] (darfst) keinerlei Arbeit verrichten – [weder] du noch dein Sohn und deine Tochter, noch dein Knecht (Sklave) und deine Magd (Sklavin) und dein Vieh (Tier) und dein Gast (Fremder), der [sich] in deinen [Stadt-]Toren [aufhält].<ref>''Fremder in deinen Toren'' - Also der in deinem Ort wohnende Immigrant, der oft als Tagelöhner für dich arbeitet, weil er selbst keinen Landbesitz hat.</ref> {{par|Exodus|23|12}} {{par|Exodus|34|21}} {{par|Leviticus|23|3}} {{par|Jeremia|17|22}}<br />
{{S|11}} Denn sechs Tage [lang] (in sechs Tagen) hat JHWH den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darin (in ihnen) [ist], gemacht, aber (dann; und) am siebten Tag geruht. Deshalb hat JHWH den Sabbat-Tag gesegnet und ihn als heilig erklärt (geheiligt). {{par|Genesis|2|1|3}} {{par|Exodus|31|13|17}}<br />
{{S|12}} Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit (deine Tage lang sein werden=) dein Leben lang sein wird auf dem Land (dem Grund), den JHWH, dein Gott, dir geben wird.<ref>Gut Meynet 2013, S. 11: Erwartet hätte man erstens „Ehre deine Eltern, damit ''ihre'' Tage lang sein werden“ und zweitens „damit deine Tage lang sein werden auf dem Land, dass ''sie'' dir geben werden“. Beide naheliegenden Zusammenhänge werden hier aufgebrochen: ''Du selbst'' bist es, dessen Tage sich so verlängern werden, und ''Gott'' ist es, der dir das Land gibt, auf dem du deine langen Tage verbringen darfst. Man darf sich danach wahrscheinlich nicht fragen, was eigentlich der logische Zusammenhang von Elternehrung und langem Leben ist: Die überraschende Formulierung soll gerade zum Ausdruck bringen, dass dies die Frucht der Treue zu diesem Gebot Gottes ist. Vgl. LAB 11,9, wo dies durch eine Ergänzung ausdrücklich gemacht wird: ''Gott'' ist es, der dich dann derart segnen wird („''Liebe deinen Vater und deine Mutter, und du sollst sie fürchten, und dann wird dir dein Licht aufsteigen. Und ich werde dem Himmel Befehl geben, und er wird dir seinen Regen gewähren, und die Erde wird ihre Frucht schnell bringen. Und du wirst viele Tage leben...''“, Üs.: Dietzfelbinger). Verwandt ist die Erklärung von Cassuto 1967: Langes Leben folgt nicht speziell aus der Ehrung der Eltern, sondern Gott lohnt grundsätzlich gutes Handeln wie insbesondere die Treue gegenüber seinen Geboten mit langem Leben (s. [[Exodus 23#s24 |Ex 23,24-26]]; [[Deuteronomium 6#s1 |Dtn 6,1f.]]; [[Deuteronomium 11#s8 |11,8f.]]; [[Deuteronomium 22#s6 |22,6f.]]; [[1 Könige 3#s14 |1 Kön 3,14]]; [[Psalm 41#s2 |Ps 41,2f.]]; dagegen [[Deuteronomium 4#s26 |Dtn 4,26f.]]; [[Deuteronomium 30#s16 |30,16-20]]).<br />Will man bei dieser Deutung nicht mitgehen, bieten sich verschiedene Optionen an, den '''Zusammenhang''' doch „logischer“ zu erklären: (1) [[Jesus Sirach 3#s8 |Sir 3,8f.]] („''In Wort und Tat ehre deinen Vater, damit von ihm Segen auf dich kommt! Der Segen des Vaters schafft den Wurzelgrund, der Fluch der Mutter jedoch rupft die Pflanze aus.''“; der zweite Satz ist wahrscheinlich Entfaltung der Rede vom „lange leben auf dem Land“ in unserem V.) legt nahe, dass es der Segen der Eltern ist, der langes Leben verleiht (zum lebensverlängernden Segen s. [[Deuteronomium 30#s16 |Dtn 30,16-20]]). (2) Vorstellen könnte man sich mit Bekhor Schor, Köckert 2007, S. 75 und Miller 2009, S. 203f. auch noch etwas wie: Wenn du deine Eltern ehrst, werden wahrscheinlicher auch deine Kinder dich ehren und so wirst du lange leben können – vgl. insb. [[Jesus Sirach 3#s5 |Sir 3,5]]: „''Wer den Vater ehrt, wird selbst durch die eigenen Kinder erfreut werden.''“ Diesen Konnex gibt es auch häufiger in der griechischen Spruchweisheit (z.B. Sprüche der sieben Weisen, Spruch 8: „''Welche Gefälligkeit du den Eltern erweist, solche kannst du auch selbst im Alter von deinen Kindern erwarten.''“; Pseudo-Isocrates, Ad Dem 14a: „''Verhalte dich so gegenüber deinen Eltern, wie du dir wünschst, dass deine Kinder sich dir gegenüber verhalten.''“ (3) Die Erklärung von Jacob 1997 und Houtman 2000, Ehrung der Eltern sei Bedingung für einen gesunden Volkskörper, der dann als Kollektiv lang im Land Israel existieren kann (ähnlich schon ibn Ezra), scheint mir (S.W.) arg kompliziert. (4) Markl 2007, S. 118 deutet anscheinend so: Auf das Verfluchen der Eltern und den Ungehorsam ihnen gegenüber steht die Todesstrafe ([[Leviticus 20#s9 |Lev 20,9]]; [[Deuteronomium 21#s18 |Dtn 21,18f.]]); „lange leben“ heißt also nur: „nicht vorzeitig zur Strafe getötet werden“. Aber „lange leben“ ist doch wohl etwas anderes als „nicht früh getötet werden“?<br />'''Wie aber „ehrt“ man eigentlich seine Eltern?''' – Besonders zwei Deutungen bieten sich an:<br />(1) Die aussagekräftigste Parallele in der Bibel ist [[Maleachi 1#s6 |Mal 1,6f.]]: „''Ein Sohn muss den Vater ehren und ein Sklave den Herrn. Wenn ich, Gott, Vater bin, wo werde ich geehrt? Und wenn ich Herr bin, wo werde ich gefürchtet? ... Ihr bringt unreines Brot als Opfer auf meinem Altar dar und sprecht dann auch noch: ‚Hm? Wo sollen wir dich denn verunreinigt haben?!‘, und gleichzeitig: ‚Ich verachte JHWHs Altar!‘''“. JHWH als Vater zu „ehren“ hieße demnach, ihm durch Wort und Tat nicht den gebührenden Respekt zukommen zu lassen. Ähnlich ist wahrscheinlich auch [[Leviticus 19#3 |Lev 19,3]] zu verstehen: „''Ihr sollt vor euren Eltern Furcht/Ehrfurcht haben!''“ Was das in Bezug auf die eigenen Eltern konkreter bedeuten kann, lässt sich dann ex negativo bestimmen: Es gibt viele Stellen in der Bibel, die sagen, wie man sich gegenüber den eigenen Eltern ''nicht'' verhalten soll und die gut mit diesen beiden Stellen und unserem Vers harmonieren. Dazu gehört es insbesondere, die eigenen Eltern zu ''verachten'' ([[Deuteronomium 27#s16 |Dtn 27,16]]; [[Sprichwörter 23#s22 |Spr 23,22]]; [[Sprichwörter 30,17 |30,17]]; [[Ezechiel 22#s7 |Ez 22,7]]; [[Micha 7#s6 |Mi 7,6]]) und sie zu ''verfluchen'' oder zu ''verspotten'' ([[Exodus 21#s15 |Ex 21,15.17]]; [[Leviticus 20#s9 |Lev 20,9]]; [[Sprichwörter 20#s20 |Spr 20,20]]; [[Sprichwörter 30#s11 |30,11]]; [[Jesus Sirach 3#s16 |Sir 3,16]]. Vgl. noch [[Jesus Sirach 3#13 |Sir 3,13]]: Dies gilt auch, wenn sie bereits dement sind). Außerdem beziehen [[Epheser 6#s1 |Eph 6,1-3]] und 4QInstr<sup>b</sup> 2 III 15-19 das Gebot konkreter auf die Pflicht, seinen Eltern zu ''gehorchen'' (s. auch [[Deuteronomium 21#s18 |Dtn 21,18-21]]; [[Sprichwörter 1#s8 |Spr 1,8]]; [[Sprichwörter 23#s22 |23,22]]; [[Sprichwörter 30#s17 |30,17]]; [[Micha 7#s6 |Mi 7,6]]; [[Jesus Sirach 3#s1 |Sir 3,1]]; [[Tobit 4#s4 |Tob 4,4]]), was an diesen Stellen übrigens zumeist die Pflicht ''erwachsener'' Kinder ist, nicht von minderjährigen. Nicht direkt zur Pflicht der „Ehrung“ gehört es wahrscheinlich, die Eltern nicht zu ''berauben'' ([[Sprichwörter 28#s24 |Spr 28,24]]) oder gar handgreiflich gegen sie zu werden ([[Sprichwörter 19#s26 |Spr 19,26]]), aber dies versteht sich danach ja von selbst.<br />(2) Im Alten Israel gab es keine Altersvorsorge und keine Pflegeheime; versorgt und gepflegt wurden alte Eltern von ihren Kindern (s. z.B. [[Tobit 4#s3 |Tob 4,3f.]]; Talmud, b.Jeb 65b). Vor allem im Talmud, b.Qid 31b, wird unser Ausdruck so verstanden: „''Die Weisen lehren: Was heißt ... ‚(die Eltern) ehren‘? – Sie mit Essen und Trinken versorgen, sie bekleiden und bedecken, sie ausführen und zurückbringen''“ So deuten unseren Vers z.B. auch Lang 2015, S. 32; Zink 2016, S. 43f. und Trimm 2017, S. 249. Näher liegt vom Wort her aber Deutung (1).<br />'''tFN''': Ptz., verwendet als Futurum instans (vgl. [https://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/116._The_Participles#GHGpar-116-p GKC §116p]).</ref> <br />
{{S|13}} Du sollst (darfst) nicht morden.<ref>''morden'' - nicht: „töten“; heb. ''raṣah'' steht speziell für das „gewalttätige ... Töten“ (ThWAT VII, Sp. 654), allerdings nicht notwendig auch für das „schuldhafte“ (ebd.), sondern auch für den versehentlichen Totschlag ([[Deuteromium 4#s41 |Dtn 4,41f.]]; [[Josua 20#s3 |Jos 20,3]]). Wieder ist der Deklaog laxer als z.B. [[Genesis 9#s6 |Gen 9,6]], wo das Blutvergießen schlechthin mit der Todesstrafe belegt wird.</ref> {{par|Exodus|21|12|14}} {{par|Numeri|35|15|28}} {{par|Deuteronomium|19|4|13}} {{par|Jeremia|7|9}} {{par|Hosea|4|2}}<br />
{{S|14}} Du sollst (darfst) nicht die Ehe brechen.<ref>Wichtig: ''Ehebruch'' ist im polygamen Israel nicht schon jeder Verkehr außerhalb der eigenen Ehe. Geschlechtsverkehr zwischen einem verheirateten Mann und einer unverheirateten Frau z.B. ist kein „Ehebruch“, sondern hat nur zur Folge, dass der Mann dann auch noch diese Frau heiraten muss ([[Exodus 22#s15 |Ex 22,15f.]]; [[Deuteronomium 22#s28 |Dtn 22,28f.]]). Gemeint ist hier also nur der ''Einbruch'' in eine ''andere'' Ehe (vgl. z.B. Köckert 2007, S. 78; Coogan 2014, S. 84; Baker 2017, S. 113f.).</ref> {{par|Leviticus|20|10}} {{par|Deuteronomium|22|22|24}}<br />
{{S|15}} Du sollst (darfst) nicht stehlen (kidnappen?<ref>''kidnappen'' - so Mechilta; b.San 85b; Raschi, Ramban; kürzlich auch wieder Coogan 2014, S. 85, da ihm sonst die Überschneidungen dieses Gebots mit dem letzten zu groß wären. Vgl. [[Exodus 21#s16 |Ex 21,16]]; [[Deuteronomium 24#s7 |Dtn 24,7]], wo zwar das selbe Verb verwendet wird, aber natürlich anders als hier noch präzisiert wird, dass von „gestohlenen“ ''Menschen'' die Rede ist. Dass dies auch hier gemeint ist, liegt äußerst fern. S. noch zum letzten Gebot.</ref>). {{par|Leviticus|19|13}} {{par|Sacharja|5|3|4}} {{par|Epheser|4|28}}<br />
{{S|16}} Du sollst (darfst) nicht aussagen gegen deinen (Nächsten=) Mitmenschen<ref name="Nächster">Der ''Nächste'', heb. ''re´'', von ''ra´ah'' („zusammensein, Umgang haben mit“), ist jeweils der, mit dem man „Umgang hat“ (Jacob 1997; Dohmen 2004; Albertz 2015) und daher nicht auf bestimmte Gruppen von Menschen wie den „Volksgenossen“ (Cassuto 1967; Childs 1974; Baker 2017, S. 136) oder gar nur den „Vollbürger aus dem eigenen Volk“ (Childs 1974; Crüsemann 1983, S. 63; Houtman 2000) eingeschränkt: In [[Exodus 11#s2 |Ex 11,2]] etwa sind auch ''Ägypter'' „Nächste“ von Israeliten. Die Pointe des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter ([[Lukas 10#s25 |Lk 10,25-37]]) ist es ebenfalls, dass nicht nur Volksgenossen und erst recht nicht nur höhergestellte Volksgenossen „Nächste“ sind. Am besten übersetzt man daher mit etwas wie „Mitmensch“. Köckert 2007, S. 81 verbindet den Ausdruck klug mit der Philosophie von Kant: Der „Nächste“ ist jeweils das Gegenüber, „an dem die eigene Freiheit ihre Grenze findet“.</ref> [als] lügnerischer Zeuge ([mit] lügnerischem Zeugnis).<ref>''Zeuge'' - Gemeint ist mit dem Wort speziell derjenige, der vor Gericht aussagt. Inbegriffen ist allerdings auch der, den man heute als „Ankläger“ oder „Verteidiger“ bezeichnen würde (vgl. Wells 2004, S. 44-48); am treffendsten ist daher zu übersetzen: „Du sollst vor Gericht nicht lügen“. Ein drittes Mal ist der Dekalog hier laxer als z.B. [[Leviticus 19#s11 |Lev 19,11]], wonach man grundsätzlich nicht lügen darf, oder [[Exodus 23#s7 |Ex 23,7]], wonach man nicht einmal in die Nähe von Lügen kommen soll.</ref> {{par|Exodus|23|1}} {{par|Deuteronomium|19|16|19}} {{par|Sprichwörter|25|18}}<br />
{{S|17}} Du sollst (darfst) nicht gieren<ref>''gieren'' - trad. „begehren“. So sollte man nicht mehr übersetzen, da das Gebot in der populären Auslegung oft ungut und unzutreffend dahin konkretisiert wurde, sich in die Frau eines anderen zu verlieben oder einen anderen um seine Habe zu beneiden. Das kann das heb. Wort ''ḥamad'' selten zwar auch bedeuten ([[Jesaja 53#s2 |Jes 53,2]]: „Hässliche Menschen ''attraktiv finden''“; [[Sprichwörter 1#s29 |Spr 1,29]]: „''Lust daran haben'', andere zu verspotten“; [[Hohelied 2#s3 |Hld 2,3]]: „''Gefallen daran finden'', im Schatten eines Baums zu sitzen“). Sonst steht das Verb aber stets dafür, etwas ''haben zu wollen'', oft konkret als Vorstufe des Raubs (z.B. [[Exodus 34#s24 |Ex 34,24]]; [[Deuteronomium 7#s25 |Dtn 7,25]]; [[Josua 7#s21 |Jos 7,21]]; [[Sprichwörter 12#s12 |Spr 12,12]]; [[Amos 2#s7 |Am 2,7]]; [[Micha 2#s2 |Mi 2,2]]). Das ist hier weit wahrscheinlicher gemeint, da ja kaum verboten wird, z.B. das Rind eines Mitmenschen prachtvoll zu finden (richtig z.B. Houtman 2000; Dohmen 2004; Köckert 2007, S. 83). Schüngel-Straumann 1973, S. 57; Crüsemann 1983, S. 76f.; Coogan 2014, S. 90; Albertz 2015, S. 70 glauben gar, das Verb stehe gar nicht für das „Gieren“, sondern synekdochisch bereits für den Raub. Aber dann hätte Coogan recht und das Gebot wäre wirklich identisch mit den Verboten von Diebstahl und Ehebruch und setzte nur schon eine Stufe früher an.</ref> nach dem Haus deines (Nächsten=) Mitmenschen.<ref name="Nächster" /> Du sollst (darfst) nicht gieren nach der Frau deines (Nächsten=) Mitmenschen<ref name="Nächster" /> oder seinem Sklaven (Knecht) oder seiner Sklavin (Magd) oder seinem Rind oder seinem Esel oder irgendetwas, das (irgendjemandem, der) deinem (Nächsten=) Mitmenschen<ref name="Nächster" /> [gehört].“ <br />
<br />
<br />
{{S|18}} Und das ganze Volk sah den Donner, die Fackeln, den Hörnerschall und den rauchenden Berg. Als nun das Volk das sah, zitterten sie, blieben von ferne stehen<br />
{{S|19}} und sagten zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören. Aber JHWH soll nicht mit uns reden, damit wir nicht sterben.<br />
{{S|20}} Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Denn um euch zu prüfen ist JHWH gekommen und damit die Furcht vor ihm auf eurem Gesicht sei, damit ihr nicht sündigt.<br />
{{S|21}} So blieb denn das Volk von ferne stehen. Mose aber näherte sich dem Wolkendunkel, wo JHWH war.<br />
{{S|22}}<br />
{{S|23}}<br />
{{S|24}}<br />
{{S|25}}<br />
{{S|26}}<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
Der in '''Vv. 1-17''' überlieferte Text ist als „Die Zehn Gebote“ bekannt und lässt sich in seiner historischen Wirkung kaum überschätzen. Ob allerdings im Exodusbuch hier wirklich „zehn Gebote“ erlassen werden, ist gar nicht so klar. Der Text ist doppelt überliefert und steht noch ein zweites Mal in [[Deuteronomium 5#s6 |Dtn 5,6-21]]. Es gibt einige Unterschiede auch im Wortlaut des Textes selbst. Doch dies ist nicht das Verwirrende; verwirrend sind vielmehr die Unterschiede in der Rahmung: „Zehn Worte“ (nie: „Gebote“) auf „zwei steinernen Tafeln“ sind der Text in Ex 20,1-17 // Dtn 5,6-21 nur im Buch Deuteronomium ([[Deuteronomium 4#s13 |Dtn 4,13]]; [[Deuteronomium 5#s22 |5,22]]). Die natürlichste Bedeutung des Texts im Exodusbuch dagegen ist, dass Gott dem Mose laut [[Exodus 24#s12 |Ex 24,12]]; [[Exodus 31#s18 |31,18]] das in [[Exodus 20#s22 |Ex 20,22-23,33]] überlieferte ''Bundesbuch'' und vielleicht das nachgereichte Sabbatgebot in [[Exodus 31#s13 |Ex 31,13-17]] auf steinernen Tafeln überreicht, dass Mose diese Tafeln in [[Exodus 32#s15 |Ex 32,15f.19f.]] zerbricht und dann in [[Exodus 34#s28 |Ex 34,28]] mit [[Exodus 34#s10 |Ex 34,10-26]] ''andere'' Worte noch einmal auf steinerne Tafeln schreibt, und dass erst diese als „zehn Worte“ bezeichnet werden. Für den Text in Ex 20,2-17 gilt beides nicht: Weder steht er auf den berühmten steinernen Tafeln noch wird er irgendwo als „zehn Gebote“ o.ä. bezeichnet. Hinzu kommt dann noch die Merkwürdigkeit, dass in '''Vv. 18-21''' das um den Sinai versammelte Volk von der eben ergangenen Offenbarung gar keine Notiz zu nehmen scheint; als hätte Gott geschwiegen, wenden sie sich an Mose, dass bitte er für sie mit Gott sprechen solle.<br />
<br />
<small>In der neuen Auslegung werden beide Merkwürdigkeiten – dass Ex 20,2-17 nach der Logik des Texts gar nicht die „zehn Worte“ zu sein scheinen und dass das Volk so gar nicht auf die Offenbarung dieser Verse reagiert – meist texthistorisch erklärt. Die Rekonstruktion der Textgeschichte ist wieder äußerst umstritten, aber am plausibelsten ist die schon ältere von Hossfeld 1982 (auch Hossfeld 2005; ebenso z.B. Schmidt 1993, S. 29; Konkel 2008, S. 270): Ex 20,1-17 stand ursprünglich gar nicht im Exodus-Text, sondern an [[Exodus 19#s18 |Ex 19,18]] schlossen sich unmittelbar '''Vv. 18-21''' als Einleitung des sehr alten Bundesbuches an. Die Autoren hinter [[Deuteronomium 5 |Dtn 5]] hätten aus Bundesbuch(, Ex 34) und [[Hosea 4#s2 |Hos 4,2]] eine Einleitung zu ihrer Gesetzessammlung in Dtn 12-26 verfasst, die sie als direkte Offenbarung Gottes an das Volk gestaltet hätten, um etwas von ähnlicher Würde zu konstruieren wie das Bundesbuch als von Gott selbst formuliertem Vertragstext. Als dann gegen Ende der biblischen Textgeschichte Gen-Num und Dtn-2 Kön zusammengefügt wurden, hätten die Redaktoren Ex und Dtn unter anderem dadurch aneinander angeglichen, indem sie den Text aus Dtn 5 leicht verändert nach Ex 20 kopiert hätten. Aber:</small><br />
<br />
Auf den ersten Blick ist der Text in Ex 20 also recht sperrig. Aber man kann auch den Text, wie er jetzt vorliegt, gut verstehen: Nachdem Gott wie nie zuvor und auch danach nie wieder höchstselbst dem gesamten Volk auf dem Sinai erschienen ist, spricht er auch noch Face to Face zu seinem Volk, was ebenfalls einzig hier im Ersten Testament vorkommt. Doch die Israeliten – wieder: die nörgelnden und ungehorsamen Israeliten (s. [[Exodus 14#s11 |Ex 14,11f.]]; [[Exodus 15#s24 |15,24]]; [[Exodus 16#s2 |16,2f.]].[[Exodus 16#s25 |25-29]]; [[Exodus 17#s2 |17,2-7]]) – beachten diese unüberbietbare Offenbarung gar nicht, sondern schicken Mose als Unterhändler auf den Berg. Darauf überbietet sich Gott dann doch sogar noch einmal selbst, formuliert eigenhändig einen Vertragstext aus und fertigt darüber hinaus eigenhändig zwei Gesetzestafeln an ([[Exodus 24#s12 |Ex 24,12]]). Aber ''wieder'' erweist sich Gottes erwähltes Volk als völlig unzulänglich, und bastelt sich just in dem Moment, da Mose die Tafeln in Empfang nehmen will, einen eigenen Götzen. Als Zeichen des Vertragsbruches zerbricht Mose in [[Exodus 32#s19 |Ex 32,19f.]] die Tafeln mit dem Vertragstext, und erst nach langer Diskussion lässt sich Gott darauf ein, noch einen Vertrag mit Israel zu schließen – diesmal auf der Basis des Vertragstextes von Ex 34.<br /><br />
Was also ist im Exodusbuch dann der Text in 20,2-17? Lediglich Gottes erster Entwurf, der aber schon beim Hören zu viel ist für die Israeliten, der daher direkt in der Folge gleich zweimal revidiert wird und nur noch aus sozusagen archivarischem Interesse im Exodusbuch überliefert wird? Oder die unüberbietbare Formulierung des Vertrags zwischen Gott und Israel – das, was Gott ''eigentlich'' von seinem Volk verlangt? Und was bietet der Text in Ex 34,10-26? Bloß die klägliche Restmenge an Geboten, die allein Israel einzuhalten imstande ist? Oder die „Zehn Gebote letzter Hand“, die Krone der Gesetzeswerke im Exodusbuch? Beides werden wir uns zu [[Exodus 34 |Ex 34]] noch einmal fragen müssen. Einstweilen genügt es, dass wir uns damit bescheiden, dass immerhin im Buch Deuteronomium die „zehn Worte“ ''mitnichten'' überholt werden, sondern dass vielmehr das gesamte deuteronomische Gesetzeswerk präsentiert wird als Auslegung dieser grundlegenden zehn Sätze Gottes.<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Datenschutz&diff=37853Datenschutz2023-07-17T21:39:40Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>Verantwortlich für den Datenschutz bei der Offenen Bibel ist der Offene Bibel <br />
e.V. (Kontakt: [https://www.offene-bibel.de/verein Verein]).<br />
<br />
== Personenbezogene Daten: Email-Adresse und Benutzername ==<br />
<br />
Wenn Sie sich für eine der Mailinglisten angemeldet haben, dann benötigen wir <br />
zum Zusenden der Mailinglisten-Emails an Sie natürlich ebenfalls Ihre Email-<br />
Adresse. Sie können sich jederzeit von der Mailingliste wieder abmelden. Dann <br />
wird Ihre Email aus dem System gelöscht.<br />
<br />
Wenn Sie ein Email an eine der Mailinglisten schicken, dann wird diese (ebenfalls per Email)<br />
an alle Abonnenten der Mailingliste weitergeleitet (und verlässt somit wie bei Mailinglisten<br />
generell beabsichtigt unsere eigene Infrastruktur und unsere Kontrolle). Wir bieten den<br />
Abonnenten unserer Mailinglisten an, dass sie das Email-Archiv der Mailinglist per Webbrowser<br />
lesen können. Falls Sie Ihre Nachricht hier entfernen lassen möchten, dann<br />
[https://www.offene-bibel.de/verein Kontaktieren Sie uns bitte].<br />
<br />
Wenn Sie bei der Offenen Bibel ein neues Benutzerkonto erstellen, dann erheben <br />
wir einen frei wählbaren Benutzernamen (der auch ein Pseudonym sein darf) <br />
sowie eine Email-Adresse. Die Email-Adresse wird für folgende Zwecke <br />
verwendet:<br />
a) Verifizierung der Registrierung<br />
b) Passwort-Zurücksetzen-Funktion<br />
c) Technische Benachrichtigungen unseres Wikis, falls Sie diese<br />
[[Spezial:Einstellungen|abonniert haben]]<br />
(z.B. Nachrichten anderer Nutzer oder Benachrichtigung über <br />
Seitenbearbeitungen, falls gewünscht).<br />
<br />
Sie können Ihre Email-Adresse jederzeit<br />
[[Spezial:E-Mail-Adresse_ändern|ändern oder entfernen]].<br />
Dann wird Ihre alte Adresse aus dem System gelöscht.<br />
<br />
Wenn Sie eine Seite bearbeiten, dann wird Ihr Benutzername sowie der Zeitpunkt <br />
der Bearbeitung in der Versionsgeschichte angezeigt.<br />
<br />
Falls Sie Ihren Benutzernamen ändern möchten oder Ihr Benutzerkonto <br />
anonymisieren lassen wollen, dann<br />
[https://www.offene-bibel.de/verein kontaktieren Sie uns bitte].<br />
<br />
Sie können zusätzlich zum Nutzernamen einen bürgerlichen Namen angeben <br />
(optional). Falls angegeben, kann er verwendet werden, um eine Zuordnung für <br />
Ihre Beiträge zu geben. Sie können ihn jederzeit wieder<br />
[[Spezial:Einstellungen|ändern oder entfernen]].<br />
<br />
Rechtsgrundlage für unsere Speicherung Ihrer Email-Adresse sowie eines <br />
Benutzernamens ist die Erforderlichkeit wegen berechtigtem Interesse (Art. 6 <br />
Abs. 1 lit. f DSGVO). Rechtsgrundlage für die Speicherung Ihres bürgerlichen <br />
Namens ist Ihre Einwilligung zu der Verarbeitung für einen den genannten Zweck <br />
(Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO).<br />
<br />
== Personenbezogenen Daten: IP-Adresse ==<br />
<br />
Um Web-Seiten an Ihren Browser Sie ausliefern zu können, werden bei einem <br />
Zugriff auf eine Seite die folgenden Informationen verarbeitet: IP-Adresse, <br />
Datum, Zeit, die Adresse der Seite (URL) sowie der verwendete Browser (user <br />
agent string). Um korrektes Funktionieren der Technik sicherzustellen, um <br />
potentielle Angriffe auf diese Website abwehren zu können und um vollständig <br />
anonymisierte statistische Zusammenfassungen erstellen zu können, werden diese <br />
Informationen temporär in einer Log-Datei gespeichert. Rechtsgrundlage ist die <br />
Erforderlichkeit wegen berechtigtem Interesse (Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO). <br />
Nach einer Woche werden die Log-Dateien gelöscht.<br />
<br />
== Personenbezogene Daten von Vereinsmitgliedern ==<br />
<br />
Bei Vereinsmitgliedern speichern wir den bürgerlichen Namen, die Adresse die <br />
Telefonnummer und die Email-Adresse, damit wir Sie für Mitgliederversammlungen <br />
und Mitgliedsbeiträge kontaktieren können. Rechtsgrundlage ist die <br />
Erforderlichkeit wegen berechtigtem Interesse (Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO). <br />
<br />
== Tracking und Cookies ==<br />
<br />
Wir verwenden auf offene-bibel.de aktuell kein Tracking. Wir setzen einige technisch notwendige<br />
Cookies (Unterstützung von JavaScript; Verwaltung von Anmeldung/Login), die keine Thrid-Party-Cookies<br />
sind und die keine Sanmlung personenbezogener Daten ermöglichen.<br />
<br />
== Ihre Rechte ==<br />
<br />
Sie haben die folgenden Rechte: Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde; Auskunft über gespeicherte personenbezogenen Daten; Datenübertragbarkeit; Berichtigung; unter bestimmten Voraussetzungen: Löschung und Einschränkung der Verarbeitung / Widerspruch gegen die Verarbeitung.</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=MediaWiki:Mainpage&diff=37359MediaWiki:Mainpage2023-06-09T09:18:58Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>Willkommen bei der Offenen Bibel</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Willkommen_bei_der_Offenen_Bibel&diff=37358Willkommen bei der Offenen Bibel2023-06-09T09:00:17Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Licht1.jpg|1170px|Wir übersetzen die Bibel]]<br />
<br />
<div class="row"><div class="col-md-6 col-lg-5"><br />
{{Portalbox | titel= Offen und gemeinsam - wir übersetzen die Bibel| titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline=<br />
<br />
* Unsere Bibelübersetzungen sind '''frei verfügbar''', dürfen kopiert und weitergegeben oder bearbeitet werden.<br />
* Wir übersetzen in mehrere Versionen:<br>ausführliche Studienfassungen, Lesefassungen und Bibel in Leichter Sprache <br />
* Eine '''zuverlässige Qualität''' möchten wir durch ein mehrschrittiges Vorgehen erreichen<br>(Übersetzung aus dem Urtext, systematische Überprüfung anhand der wissenschaftlichen Literatur).<br />
* Wir sind Freiwillige mit unterschiedlichen Konfessionen und Schwerpunkten.<br />
}}<br />
</div><div class="col-md-6 col-lg-7"><br />
{{Anker|Momentmal}}{{Portalbox | titel=<big>Moment mal!</big> <small><small>Im {{CURRENTMONTHNAME}} {{CURRENTYEAR}}: [[Philipper 4 in Leichter Sprache#l10|Phil 4,10]]</small></small>| titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline= <div class="leichtesprache">[[Datei:Screenshot_2018-04-19-23-14-48-1.png|50px|right|Folgen Sie uns|link=https://www.instagram.com/offenebibel/]] <br />
<gallery>Datei:Dank.jpg <br />
Ich freue mich sehr. Und ich danke Gott.<br />
Denn ihr kümmert euch um mich.<br />
</gallery><br />
</div>}}<br><br />
<br />
</div></div><br />
<br />
{{Portalbox | titel= So sehen unsere Übersetzungen aus: [[Psalm 23]] | titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline=<br />
<br />
<div class="row"><div class="col-md-4 col-lg-5"><br />
<br />
==Studienfassung==<br />
Die '''Studien&shy;fassung''' hilft, sprach&shy;liche Details des Urtextes zu verstehen, und zeigt wissen&shy;schaftlich gesicherte Bedeu&shy;tungs&shy;varianten.<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="studienfassung"><br />
<br />
{{S|1}} Ein Psalm <span class="alternative">(begleitetes Lied)</span> von <span class="alternative">(für, über, nach Art von)</span> David.<br />
<poem><br />
JHWH ist mein Hirte.<ref>E. Zenger übersetzt in seinem Kommentar: „»Mein Hirte ist der Herr« (und niemand sonst)“ (Hossfeld/Zenger 1993, 153). Psalm 23 vergleicht Gottes Fürsorge mit der eines Hirten für seine Schafe.</ref> Nichts fehlt mir (wird mir fehlen)<ref>Freier formuliert: „Mir fehlt nie etwas“. Der Gedanke des „nie“ scheint durch die Formulierung mit Ipf. ausgedrückt zu werden (Vgl. LUT, REB, SLT, EÜ). Unter Umständen auch möglich: „Ich werde nicht fehlen“ i.S.v. „ich werde nicht verloren gehen“,vgl. 1Kön 17,14 („Das Öl soll nicht fehlen“); Jes 32,6 („Der Trank des Durstigen fehlt“); vgl. auch Dahood 1965, S. 146</ref>.{{Par|Ezechiel|34|11}}{{Par|Psalm|78|52}}<br />
{{S|2}} Er sorgt dafür <span class="alternative">(macht es möglich, erlaubt mir<ref>so Waltke 2010, S. 434</ref>)</span>, dass ich mich auf Weiden mit saftigem Gras <span class="alternative">(grünen/frischen Wiesen/Auen/Weiden)</span><ref>Die Constructus-Verbindung hier kann verschieden aufgelöst werden. Diese Übersetzung ist wörtlicher; s.a. NGÜ, GNB. </ref> ausruhen <span class="alternative">(hinlegen, rasten)</span> kann<ref>''„Er sorgt dafür, dass ich mich ... ausruhen kann“'' Auf Hebräisch eine einzige Verbform im Hifil. Das Hifil drückt aus, dass JHWH hier dafür sorgt, dass etwas geschieht; also die Handlung ermöglicht. <br />Wenn Schafe sich hinlegen und ausruhen, dann schlafen oder wiederkäuen sie. Das ist hier im Blick. Nur im Stehen fressen sie. vgl. Clines 2007, S. 70f.; vgl. auch NAB: „In green pastures you let me graze“</ref>.{{Par|Psalm|80|2}}{{Par|Ezechiel|34|14}}<br />
Zu ruhigen <span class="alternative">(stillen)</span> Gewässern <span class="alternative">(einem Gewässer, Gewässern der Rast, natürlichen Tränken, murmelnden Bächen)</span><ref>Gelegentlich wird dies verstanden i.S.v. „Wasser, an denen man rasten kann“ - so z.B. Deissler 1989: „Wasser der Rastplätze“; Nötscher 1959: „Wasser mit Ruheplätzen“; Zenger 1987: „Ruhe an Wassern“; Zuber 1986: „Wassern der Ruheplätze“. Dag. Ehrlich 1905, S. 60: „[... Der Ausdruck] ist weder Wasser der Erquickung [...], noch Wasser, an denen man ruhen kann, was doch alle Wasser sind. Der Ausdruck bezeichnet ruhige, nicht reissende Wasser. Denn tiefe, reissende Wasser scheuen die Tiere, namentlich Schafe, wenn sie das Maul zum Trinken oder auch nur den Fuss hineintun.“ Der Sinn von „gut trinkbarem Wasser“ legt sich auch deshalb nahe, weil der Halbvers parallel steht zu v. 2a, in dem es um schmackhaftes - d.h., „gut essbares“ - Gras geht; vgl. auch Clines 2007, S. 73. Die nächste deutsche Entsprechung ist daher vermutlich etwas wie „murmelnde Bächlein“ oder etwas Ähnliches.</ref> führt er mich <span class="alternative">(wird er mich führen)</span>.{{Par|Psalm|105|41}} {{Par|Matthäus|11|28}}<br />
{{S|3}} Meine Lebenskraft <span class="alternative">(meine Kehle, meinen Lebensatem, mein innerstes Wesen, mich selbst)</span><ref>Das Wort „näfäsch“ ({{Hebr}}נֶפֶשׁ{{Hebr ende}}) bezeichnet den Atem eines Lebewesens, die Kehle, mit der man atmet, sowie die grundsätzliche Lebenskraft/Lebendigkeit/Vitalität, den Personenkern. Die traditionelle Übersetzung „Seele“ erinnert an einen vermeintlichen Körper-Seele-Gegensatz, an den im hebräischen Urtext überhaupt nicht gedacht ist. (Vgl. [http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/24713/ Wibilex.de, Art. „Leben“], und Gesenius, Art. {{Hebr}}נֶפֶשׁ{{Hebr ende}}). Im Kontext dieses Psalms ließe sich das Wort sowohl auf Bildebene ( „Meine Kehle erfrischt er.“) als auch auf Sachebene („Mein innerstes Wesen erneuert er.“) übersetzen. Die gewählte Formulierung („Meine Lebenskraft bringt er zurück“) ist sowohl für die Bildebene als auch für die Sachebene offen.</ref> bringt er zurück (wird er erneuern, erfrischt er)<ref>Die Einheitsübersetzung hat: „Er stillt mein Verlangen.“ E. Zenger schlägt in seinem Kommentar als Alternative hierzu vor: „Er stellt meine Lebenskraft wieder her.“ (Hossfeld/Zenger 1993, 153)<br />
</ref>.<br />
Er führt mich <span class="alternative">(wird mich führen)</span> auf richtigen Pfaden <span class="alternative">(Pfaden der Gerechtigkeit)</span>{{Par|Psalm|5|9}} {{Par|Jeremia|23|3}}<br />
zur <span class="insertion-start">[</span><span class="insertion">Wahrung</span><span class="insertion-end">]</span> seines Namens <span class="alternative">(guten Rufs)</span>.{{Par|Exodus|3|14}} {{Par|Jesaja|48|9}}<br />
</poem><br />
<br />
<references/><br />
<br />
</div></div><div class="col-md-4 col-lg-3"><br />
==Lesefassung==<br />
Die '''Lese&shy;fassung''' hält an einem guten, hoch&shy;sprach&shy;lichen Deutsch fest und geht neue Wege, wo etablierte Formu&shy;lie&shy;rungen proble&shy;ma&shy;tisch geworden sind.<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="lesefassung"><br />
<br />
{{L|1}} Ein Davidspsalm. <br />
<poem><br />
Mein Hirte – das ist (/unser GOTT/ER/).<br />
Darum fehlt mir nichts:<br />
{{L|2}} Auf saftigen Weiden lässt er mich ruhen<br />
und führt mich zum Trinken an ruhige Bäche.<br />
{{L|3}} Meine Lebenskraft bringt er zurück,<br />
und er führt mich auf richtigen Pfaden,<br />
um seinem Namen gerecht zu werden.<br />
</poem><br />
<br />
</div></div><div class="col-md-4"><br />
==Fassung in Leichter Sprache==<br />
'''Leichte Sprache''' will Barrieren beim Lesen abbauen – Sprache kann schön und leicht verständlich sein. Lesen Sie selbst:<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="leichtesprache"><br />
<br />
Das ist ein Lied von David:<br />
<br />
<poem><br />
Gott ist immer bei mir.<br />
Darum geht es mir gut.<br />
Ich habe alles, was ich brauche.<br />
</poem><br />
<poem><br />
Gott sorgt für mich.<br />
Ich esse und trinke und werde satt.<br />
Ich finde Ruhe.<br />
Das tut mir gut.<br />
Mein Atem wird kräftig.<br />
Ich lebe.<br />
</poem><br />
<poem><br />
Gott zeigt mir den richtigen Weg.<br />
Gott macht mir Mut.<br />
Gott macht mich stark.<br />
Er hat es versprochen.<br />
Davon will ich erzählen.<br />
</poem><br />
<br />
</div></div></div><br />
<br />
[[Psalm 23|Zum kompletten Psalm 23]]<br />
}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Willkommen_bei_der_Offenen_Bibel&diff=37357Willkommen bei der Offenen Bibel2023-06-09T08:59:29Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Licht1.jpg|1200px|Wir übersetzen die Bibel]]<br />
<br />
<div class="row"><div class="col-md-6 col-lg-5"><br />
{{Portalbox | titel= Offen und gemeinsam - wir übersetzen die Bibel| titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline=<br />
<br />
* Unsere Bibelübersetzungen sind '''frei verfügbar''', dürfen kopiert und weitergegeben oder bearbeitet werden.<br />
* Wir übersetzen in mehrere Versionen:<br>ausführliche Studienfassungen, Lesefassungen und Bibel in Leichter Sprache <br />
* Eine '''zuverlässige Qualität''' möchten wir durch ein mehrschrittiges Vorgehen erreichen<br>(Übersetzung aus dem Urtext, systematische Überprüfung anhand der wissenschaftlichen Literatur).<br />
* Wir sind Freiwillige mit unterschiedlichen Konfessionen und Schwerpunkten.<br />
}}<br />
</div><div class="col-md-6 col-lg-7"><br />
{{Anker|Momentmal}}{{Portalbox | titel=<big>Moment mal!</big> <small><small>Im {{CURRENTMONTHNAME}} {{CURRENTYEAR}}: [[Philipper 4 in Leichter Sprache#l10|Phil 4,10]]</small></small>| titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline= <div class="leichtesprache">[[Datei:Screenshot_2018-04-19-23-14-48-1.png|50px|right|Folgen Sie uns|link=https://www.instagram.com/offenebibel/]] <br />
<gallery>Datei:Dank.jpg <br />
Ich freue mich sehr. Und ich danke Gott.<br />
Denn ihr kümmert euch um mich.<br />
</gallery><br />
</div>}}<br><br />
<br />
</div></div><br />
<br />
{{Portalbox | titel= So sehen unsere Übersetzungen aus: [[Psalm 23]] | titleforeground=#fffff | titlebackground=#89BC75 |editlink= |editlink-color= |title-align= |title-font-size= |title-font-weight= |title-color= |title-background-color=|title-padding= |title-margin= |title-border-bottom= |background-color=|background-image= |margin= |padding= |border= | bordercolor=#6FDE75 | width= |float= |min-width= |text-align= |content-margin=#1DF929 |include= | inline=<br />
<br />
<div class="row"><div class="col-md-4 col-lg-5"><br />
<br />
==Studienfassung==<br />
Die '''Studien&shy;fassung''' hilft, sprach&shy;liche Details des Urtextes zu verstehen, und zeigt wissen&shy;schaftlich gesicherte Bedeu&shy;tungs&shy;varianten.<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="studienfassung"><br />
<br />
{{S|1}} Ein Psalm <span class="alternative">(begleitetes Lied)</span> von <span class="alternative">(für, über, nach Art von)</span> David.<br />
<poem><br />
JHWH ist mein Hirte.<ref>E. Zenger übersetzt in seinem Kommentar: „»Mein Hirte ist der Herr« (und niemand sonst)“ (Hossfeld/Zenger 1993, 153). Psalm 23 vergleicht Gottes Fürsorge mit der eines Hirten für seine Schafe.</ref> Nichts fehlt mir (wird mir fehlen)<ref>Freier formuliert: „Mir fehlt nie etwas“. Der Gedanke des „nie“ scheint durch die Formulierung mit Ipf. ausgedrückt zu werden (Vgl. LUT, REB, SLT, EÜ). Unter Umständen auch möglich: „Ich werde nicht fehlen“ i.S.v. „ich werde nicht verloren gehen“,vgl. 1Kön 17,14 („Das Öl soll nicht fehlen“); Jes 32,6 („Der Trank des Durstigen fehlt“); vgl. auch Dahood 1965, S. 146</ref>.{{Par|Ezechiel|34|11}}{{Par|Psalm|78|52}}<br />
{{S|2}} Er sorgt dafür <span class="alternative">(macht es möglich, erlaubt mir<ref>so Waltke 2010, S. 434</ref>)</span>, dass ich mich auf Weiden mit saftigem Gras <span class="alternative">(grünen/frischen Wiesen/Auen/Weiden)</span><ref>Die Constructus-Verbindung hier kann verschieden aufgelöst werden. Diese Übersetzung ist wörtlicher; s.a. NGÜ, GNB. </ref> ausruhen <span class="alternative">(hinlegen, rasten)</span> kann<ref>''„Er sorgt dafür, dass ich mich ... ausruhen kann“'' Auf Hebräisch eine einzige Verbform im Hifil. Das Hifil drückt aus, dass JHWH hier dafür sorgt, dass etwas geschieht; also die Handlung ermöglicht. <br />Wenn Schafe sich hinlegen und ausruhen, dann schlafen oder wiederkäuen sie. Das ist hier im Blick. Nur im Stehen fressen sie. vgl. Clines 2007, S. 70f.; vgl. auch NAB: „In green pastures you let me graze“</ref>.{{Par|Psalm|80|2}}{{Par|Ezechiel|34|14}}<br />
Zu ruhigen <span class="alternative">(stillen)</span> Gewässern <span class="alternative">(einem Gewässer, Gewässern der Rast, natürlichen Tränken, murmelnden Bächen)</span><ref>Gelegentlich wird dies verstanden i.S.v. „Wasser, an denen man rasten kann“ - so z.B. Deissler 1989: „Wasser der Rastplätze“; Nötscher 1959: „Wasser mit Ruheplätzen“; Zenger 1987: „Ruhe an Wassern“; Zuber 1986: „Wassern der Ruheplätze“. Dag. Ehrlich 1905, S. 60: „[... Der Ausdruck] ist weder Wasser der Erquickung [...], noch Wasser, an denen man ruhen kann, was doch alle Wasser sind. Der Ausdruck bezeichnet ruhige, nicht reissende Wasser. Denn tiefe, reissende Wasser scheuen die Tiere, namentlich Schafe, wenn sie das Maul zum Trinken oder auch nur den Fuss hineintun.“ Der Sinn von „gut trinkbarem Wasser“ legt sich auch deshalb nahe, weil der Halbvers parallel steht zu v. 2a, in dem es um schmackhaftes - d.h., „gut essbares“ - Gras geht; vgl. auch Clines 2007, S. 73. Die nächste deutsche Entsprechung ist daher vermutlich etwas wie „murmelnde Bächlein“ oder etwas Ähnliches.</ref> führt er mich <span class="alternative">(wird er mich führen)</span>.{{Par|Psalm|105|41}} {{Par|Matthäus|11|28}}<br />
{{S|3}} Meine Lebenskraft <span class="alternative">(meine Kehle, meinen Lebensatem, mein innerstes Wesen, mich selbst)</span><ref>Das Wort „näfäsch“ ({{Hebr}}נֶפֶשׁ{{Hebr ende}}) bezeichnet den Atem eines Lebewesens, die Kehle, mit der man atmet, sowie die grundsätzliche Lebenskraft/Lebendigkeit/Vitalität, den Personenkern. Die traditionelle Übersetzung „Seele“ erinnert an einen vermeintlichen Körper-Seele-Gegensatz, an den im hebräischen Urtext überhaupt nicht gedacht ist. (Vgl. [http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/24713/ Wibilex.de, Art. „Leben“], und Gesenius, Art. {{Hebr}}נֶפֶשׁ{{Hebr ende}}). Im Kontext dieses Psalms ließe sich das Wort sowohl auf Bildebene ( „Meine Kehle erfrischt er.“) als auch auf Sachebene („Mein innerstes Wesen erneuert er.“) übersetzen. Die gewählte Formulierung („Meine Lebenskraft bringt er zurück“) ist sowohl für die Bildebene als auch für die Sachebene offen.</ref> bringt er zurück (wird er erneuern, erfrischt er)<ref>Die Einheitsübersetzung hat: „Er stillt mein Verlangen.“ E. Zenger schlägt in seinem Kommentar als Alternative hierzu vor: „Er stellt meine Lebenskraft wieder her.“ (Hossfeld/Zenger 1993, 153)<br />
</ref>.<br />
Er führt mich <span class="alternative">(wird mich führen)</span> auf richtigen Pfaden <span class="alternative">(Pfaden der Gerechtigkeit)</span>{{Par|Psalm|5|9}} {{Par|Jeremia|23|3}}<br />
zur <span class="insertion-start">[</span><span class="insertion">Wahrung</span><span class="insertion-end">]</span> seines Namens <span class="alternative">(guten Rufs)</span>.{{Par|Exodus|3|14}} {{Par|Jesaja|48|9}}<br />
</poem><br />
<br />
<references/><br />
<br />
</div></div><div class="col-md-4 col-lg-3"><br />
==Lesefassung==<br />
Die '''Lese&shy;fassung''' hält an einem guten, hoch&shy;sprach&shy;lichen Deutsch fest und geht neue Wege, wo etablierte Formu&shy;lie&shy;rungen proble&shy;ma&shy;tisch geworden sind.<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="lesefassung"><br />
<br />
{{L|1}} Ein Davidspsalm. <br />
<poem><br />
Mein Hirte – das ist (/unser GOTT/ER/).<br />
Darum fehlt mir nichts:<br />
{{L|2}} Auf saftigen Weiden lässt er mich ruhen<br />
und führt mich zum Trinken an ruhige Bäche.<br />
{{L|3}} Meine Lebenskraft bringt er zurück,<br />
und er führt mich auf richtigen Pfaden,<br />
um seinem Namen gerecht zu werden.<br />
</poem><br />
<br />
</div></div><div class="col-md-4"><br />
==Fassung in Leichter Sprache==<br />
'''Leichte Sprache''' will Barrieren beim Lesen abbauen – Sprache kann schön und leicht verständlich sein. Lesen Sie selbst:<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="leichtesprache"><br />
<br />
Das ist ein Lied von David:<br />
<br />
<poem><br />
Gott ist immer bei mir.<br />
Darum geht es mir gut.<br />
Ich habe alles, was ich brauche.<br />
</poem><br />
<poem><br />
Gott sorgt für mich.<br />
Ich esse und trinke und werde satt.<br />
Ich finde Ruhe.<br />
Das tut mir gut.<br />
Mein Atem wird kräftig.<br />
Ich lebe.<br />
</poem><br />
<poem><br />
Gott zeigt mir den richtigen Weg.<br />
Gott macht mir Mut.<br />
Gott macht mich stark.<br />
Er hat es versprochen.<br />
Davon will ich erzählen.<br />
</poem><br />
<br />
</div></div></div><br />
<br />
[[Psalm 23|Zum kompletten Psalm 23]]<br />
}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Die_tuecken_der_leichten_sprache&diff=36722Die tuecken der leichten sprache2023-03-27T14:21:41Z<p>Olaf: Olaf verschob die Seite Die tuecken der leichten sprache nach Die Tücken der Leichten Sprache</p>
<hr />
<div>#WEITERLEITUNG [[Die Tücken der Leichten Sprache]]</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Die_T%C3%BCcken_der_Leichten_Sprache&diff=36721Die Tücken der Leichten Sprache2023-03-27T14:21:41Z<p>Olaf: Olaf verschob die Seite Die tuecken der leichten sprache nach Die Tücken der Leichten Sprache</p>
<hr />
<div>=Meine gebildeten Freunde und ich=<br />
Leichte Sprache macht klug.<br><br />
Die Idee kommt von denen, die Leichte Sprache brauchen. Sie brauchen kurze Sätze mit nur einer Aussage und keine Spezialwörter. Aber da streiken meine gebildeten Freunde. Sie haben wunderbare Texte geschrieben und zugestimmt, dass diese Texte in Leichte Sprache übertragen werden. Aber das Ergebnis gefällt ihnen nicht. Die ganze schöne Arbeit ist auf wenige Aussagen zusammengeschrumpft. Abgesehen davon, können Fachleute sich gut mit Fachbegriffen verständigen. Das vereinfacht ihren Austausch. Aber auch diese Fachbegriffe sind auf einmal weg. Ärgerlich.<br><br />
Jetzt würde ich sie gerne auf die Feinheiten und die Qualität von Leichter Sprache aufmerksam machen. Das geht natürlich nur, wenn es sowas wie eine Qualitätssicherung gibt. Und die gibt es. Aber die ist nicht einheitlich. Eigentlich waren es mal die Menschen der Aktion [http://www.menschzuerst.de/pages/startseite/wer-sind-wir/verein.php People First], die sagen konnten, was verständlich ist und was nicht. Sie hatten die Leichte Sprache ja erfunden. Aber sie wurden von den gebildeten Menschen nicht ernst genommen. Lange Geschichte.<br><br />
Mittlerweile kann man Leichte Sprache studieren und es gibt Büros für Leichte Sprache, in denen die Texte geprüft werden.<br><br />
==Wie gründet man ein Büro für Leichte Sprache?==<br />
Bis Leichte Sprache zu einem Fachbegriff wurde, haben meine gebildeten Freunde konsequent von "leichter Sprache" geschrieben. Da konnte unsereins erklären, wie sie wollte: solange es nicht im Duden steht, spielt es keine Rolle. Mittlerweile gibt es einen Duden "Leichte Sprache". Jetzt wird alles anders. <br><br />
Das Prüfen von Texten, die in Leichte Sprache übertragen wurden, geschieht durch Menschen mit Lernbehinderung, also Menschen, die selbst solche Texte konsumieren. Sie werden quasi ausgeliehen von ihren Arbeitgebern, den Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Es gibt vielleicht auch Büros für Leichte Sprache, in denen Menschen mit Behinderung so bezahlt werden, wie alle anderen. Das wäre mein Ziel, wenn ich ein Büro für Leichte Sprache gründen könnte.<br><br />
Für Tipps bin ich dankbar.<br><br />
==Von der Studienfassung zur Leichten Sprache==<br />
Wir haben bei der Offenen Bibel das Ziel, eine Bibel in Leichter Sprache zu erstellen, die in ständigem Austausch mit der Studienfassung bleibt. Denn auch das Verständnis der Bibel bleibt fraglich und fluide. Exegeten und Exegetinnen forschen an Texten und mit Hilfe der Archäologie, tauschen sich aus und widersprechen einander.<br><br />
Wir sind manche Texte der Bibel gewohnt. Zum Beispiel: das Vaterunser. Es wäre Blödsinn, das Vaterunser in Leichte Sprache zu übertragen und Gottesdienstbesucher*inn*en zu geben, wenn diese mit dem Vaterunser bereits vertraut sind. Auch ich erschließe mein Verständnis manche Texte durch stetiges Nutzen derselben und durch den Austausch mit anderen. Ein Mensch mit Lernbehinderung würde das Vaterunser auf einmal schiwerig finden, wenn es nicht mehr vertraut ist.<br><br />
<poem>Merke:<br><br />
Auch schwere Texte können gut sein.</poem><br><br />
===Stolperstein Poesie===<br />
Die Bibel steckt voll wunderbarer Bilder. Auch wir gebildeten Menschen müssen acht geben, dass wir die Botschaft der Bibel nihct gründlich missverstehen, weil wir eine schnelle Antwort auf verstörende Botschaften haben. <br><br />
Menschen mit Lernbehinderung haben als Regel für die Leichte Sprache festgelegt: <br />
<poem>Weglassen, was zu schwer ist. <br><br />
Und dabei darauf achten, <br><br />
dass nichts Wichtiges verloren geht.</poem><br />
Wir können also bei unserer Arbeit nicht alles so formulieren, wie es wissenschaftlich korrekt wäre. Die Frage bei unserer Arbeit muss immer sein: Ist das die Botschaft.<br><br />
Die ständige Offenlegung unserer Arbeitsprozesse macht manches mühsam, aber es hilft, zu wahrhaft guten Ergebnissen zu kommen, die alle zufrieden stellen. Diese Ergebnisse sind immer vorläufig. Denn schon bald kann jemand mit einem guten Hinweis kommen und es gibt wieder Änderungen.<br><br />
Für die poetischen Texte der Bibel suchen wir nach entsprechender Poesie in Leichter Sprache.<br><br />
===Der Gottesname===<br />
Alle Exegeten und Exegetinnen sind im Umgang mit dem Gottesnamen, wie Mose ihn am Dornbusch erfahren hat, sehr behutsam. In Leichter Sprache ist eine Umschreibung kaum möglich, ohne zu viel Bedeutung zu verlieren. Das bringt uns zur Wiederentdeckung eine wichtigen Funkton biblischer Texte:<br />
===Die Bibel ist ein Buch für die Gemeinde===<br />
Wir lesen heute in einer vollen Schriftkultur. Würde jemand in der Straßenbahn seine Zeitung laut lesen, wären seine Mitfahrenden minimal amüsiert und maximal gestört. Aber früher war das üblich. Noch früher las jemand für alle vor. Man sprach über das Gehörte. Sogar im Theater waren Zwischenrufe üblich. <br><br />
Wir sind heute ein volle Schriftkultur. Sie Welt ist voller Bedeutung und transportiert diese in Bildern und Texten verschiedenster Formen. Und obwohl uns alles möglich ist, ist doch der Zugang zur Bildung faktisch nur wenigen möglich.<br><br />
Wir könnten in unseren Gemeinden die Bibel wieder standardmäßig in dialogischer Form lesen.<br><br />
Menschen mit Lernbehinderung brauchen die Lektüre in Gemeinschaft. Sie stellen Fragen und können einen ganz schön ins Schwitzen bringen. Dagegen ist das Lesen von Bibeltexten im Sonntagsgottesdienst ein Kinderspiel. Aber nach dem Sonntagsgottesdienst wissen die wenigstens der Gemeindemitglieder, was sie gehört haben.<br><br />
Die Bibellektüre bedarf der Gemeinde.<br><br />
So gesehen können wir anhand der Leichten Sprache und ihrer Kultur etwas wiederentdecken, was uns in der Liturgie verloren gegangen ist: die Gemeinschaft und den Diskurs.<br><br />
<br />
==Bitte widersprechen Sie mir==<br />
Nur so kann ich lernen.<br />
<br />
<br />
Dorothee Janssen<br />
dorothee.janssen@bistum-essen.de<br />
<br />
===Perspektiven aus dem Vorangegangenen?===<br />
Leichte Sprache macht klug. Auch uns gebildete Freundinnen und Freunde. Denn wenn ich den Glauben auch mit einfachen Worten vermitteln kann, habe ich ihn erfasst. Wenn ich etwas mit einfachen Worten erklären kann, habe ich es verstanden.<br />
<br />
Manche Fachwörter müssen wir auch in den Texten behalten, damit die Kommunikation mit anderen Menschen gelingt. Wir gebildete Freundinnen und Freunde müssen sie erklären und so unser Wissen teilen, damit wir miteinander sprechen und einander verstehen lernen. Bei meiner Arbeit habe ich dazu auf der Website ein Tool, das wir Akkordeon nennen. Ich füge es zwischen den Abschnitten ein. Mit dem Hinweis "Klicken und nachlesen" stehen da untereinander Fragen wie: "Was heißt Prophet?", die man anklicken kann, um das entsprechende Fachwort erklärt zu bekommen. Die Erklärungen werden also nur auf Wunsch geöffnet. Ich bin gespannt, wie das ankommt.<br />
<br />
Wenn unsere Medienlandschaft sich verändert, das geschriebene Wort nicht mehr so wichtig ist (versuch mal Bücher antiquarisch loszuwerden...), sollten wir unsere Texte zu gesprochenem Wort machen. Mit einer Vorlesefunktion, einem Audiotrack zu einer Seite oder mit einem Video. Was wäre die Kommunikation mit meiner tauben Freundin ohne Videos!<br />
<br />
--[[Benutzer:Akelei|Ilga Bliek ]] ([[Benutzer Diskussion:Akelei|Diskussion]]) 15:21, 27. Mär. 2023 (CEST)</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Benutzer:Olaf/Jona&diff=35339Benutzer:Olaf/Jona2022-10-23T15:28:32Z<p>Olaf: Die Seite wurde neu angelegt: „{{Jona 1}} {{Jona 2}} {{Jona 3}} {{Jona 4}}“</p>
<hr />
<div>{{Jona 1}}<br />
{{Jona 2}}<br />
{{Jona 3}}<br />
{{Jona 4}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Jona_4&diff=35338Jona 42022-10-22T16:38:10Z<p>Olaf: Studienfassung ergänzt; Lesefassung hinzugefügt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}} Jona jedoch wurde zornig und war außer sich vor Wut.<br />
{{L|2}} Er betete zu (/unserem GOTT/IHM/): „Ach (/HERR/unser HERR/DU/), das habe ich doch gesagt, als ich noch in meinem eigenen Land war! Das wollte ich vermeiden, indem ich nach Tarschisch floh! Ich wusste ja, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und dass du Mitleid hast angesichts des Übels.<br />
{{L|3}} Und jetzt, (/HERR/unser HERR/DU/), nimm doch mein Leben von mir, denn mein Tod ist besser als mein Leben.“<br />
{{L|4}} Da antwortete (/unser GOTT/ER/): „Bist du mit Recht zornig?“ <br />
{{L|5}} Jona verließ die Stadt und ließ sich im Osten der Stadt nieder. Dort machte er sich eine Hütte. Es setzte sich hinein in den Schatten um zu beobachten, was in der Stadt geschah.<br />
{{L|6}} (/Unser GOTT/ER/), der Herr, ließ eine Rizinusstaude wachsen. Sie wuchs hoch über Jona und spendete seinem Kopf Schatten. Das nahm die Wut von Jona fort. Er freute sich sehr über die Rizinusstaude.<br />
{{L|7}} Dann aber ließ Gott einen Wurm wachsen am Morgen bei Sonnenaufgang, und er befiel die Rizinusstaude, und sie ging ein.<br />
{{L|8}} Und als die Sonne aufging, ließ (/unser GOTT/ER/) einen glühend heißen, sengenden Ostwind aufkommen. Die Sonne brannte auf Jonas Kopf, und er kollabierte. Er wollte wieder sterben und sprach: „Mein Tod ist besser als mein Leben!“<br />
{{L|9}} Gott sprach zu Jona: „Bist du mit Recht zornig?“ Jona sagte: „Ja, zu Recht bin ich zornig, bis zum Tod!“<br />
{{L|10}} Da sprach (/unser GOTT/ER/): „Du bist betrübt wegen der Rizinusstaude, um welche du dich nicht abgemüht hast und die du nicht groß gemacht hast, die in einer Nacht entstand und in einer Nacht wieder zugrunde ging.<br />
{{L|11}} Und ich sollte nicht betrübt sein wegen der großen Stadt Ninive, in der über 120.000 Menschen sind, die nicht unterscheiden können zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und viele Tiere?“<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
{{S|1}} Aber Jona geriet in große Bosheit<ref>Wieder eine fig. ethym., wörtl.: „er wütete große Wut“</ref> und wurde zornig:<br />
{{S|2}} Da betete er zu JHWH und sagte: Ach JHWH, sind das nicht meine Worte [gewesen], als ich in meinem Land war, weshalb ich [dem] zuvorgekommen bin, indem ich nach Tarschisch floh, denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und dass du des Übels gereust.<br />
{{S|3}} Und jetzt, JHWH, nimm doch mein Leben von mir, denn mein Tod ist besser als mein Leben.<br />
{{S|4}} Da sprach JHWH: Bist du mit Recht zornig? <br />
{{S|5}} Da zog Jona aus der Stadt und ließ sich im Osten der Stadt nieder und machte sich dort eine Hütte und ließ sich nieder unter ihr im Schatten, {solange} bis er sähe, was in der Stadt passiert.<br />
{{S|6}} Und JHWH der Herr ließ eine Rizinusstaude wachsen und sie wuchs über Jona hinaus, sodass sie zum Schatten wurde über seinem Kopf und seine Bosheit von ihm nahm. Und Jona freute sich sehr über die Rizinusstaude.<ref>Wörtl.: „er freute sich große Freude“</ref><br />
{{S|7}} Aber Gott ließ einen Wurm wachsen am Morgen bei Sonnenaufgang, und er befiel die Rizinusstaude, und sie ging ein.<br />
{{S|8}} Und es geschah, dass die Sonne aufging, und JHWH ließ einen glühend heißen, sengenden Ostwind aufkommen, und die Sonne brannte auf Jonas Kopf, und er kollabierte (fiel in Ohnmachtm brach zusammen), da wünschte er für sich zu sterben und sprach: Mein Tod ist besser als mein Leben.<br />
{{S|9}} Und Gott sprach zu Jona: Bist du mit Recht zornig? (Du bist aber richtig zornig!) Und er sprach: Es ist richtig, dass ich zornig bin (Ich bin richtig zornig), bis zum Tod!<br />
{{S|10}} Da sprach JHWH: Du bist betrübt wegen der Rizinusstaude, um welche du dich nicht abgemüht hast, und die du nicht groß gemacht hast, die als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zugrunde ging.<ref>„Sohn von“ drückt im Hebräischen auch das Alter aus; Die Rizinusstaude wurde also nur einen Tag alt, war eine „Eintagsfliege“.</ref><br />
{{S|11}} Und ich sollte nicht betrübt sein wegen der großen Stadt Ninive, in der über sind 120.000 Menschen, die nicht unterscheiden können zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und viele Tiere?<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Jona_2&diff=35337Jona 22022-10-22T15:59:19Z<p>Olaf: Wortalternative ergänzt; Lesefassung präziser gemacht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}} Da suchte (/sich |Gott, unser Herr,|/unser HERR sich/ER sich/) einen großen Fisch, damit dieser Jona verschlang. Und Jona verbrachte drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches.<br />
{{L|2}} Dann fing Jona an, aus dem Bauch des Fisches zu (/unserem HERRN/IHM/), seinem Gott, zu flehen.<br />
{{L|3}} Und er sprach:<br />
<poem><br />
In meiner Not rief ich zu (/unserem HERRN/IHM/),<br />
Und er antwortete mir.<br />
Aus dem Bauch der Unterwelt seufzte ich,<br />
Du erhörtest meine Stimme.<br />
{{L|4}} Und du warfst mich in die Tiefe,<br />
Mitten ins Meer,<br />
Und eine Strömung umfloss mich,<br />
Deine ganze Macht überrollte mich völlig.<br />
{{L|5}} Und ich sagte:<br />
Ich bin verstoßen vor deinen Augen,<br />
aber dennoch höre ich nicht auf,<br />
den Tempel, dein Heiligtum anzuschauen.<br />
{{L|6}} Wasser ging mir bis ans Leben,<br />
Der Ozean bedrängte mich, Seetang war um meinen Kopf geschlungen.<br />
{{L|7}} Bis zum Untersten der Berge sank ich hinab,<br />
Der Erde Tore hallten ewiglich,<br />
Aber Du hast mein Leben herausgeführt aus der Grube,<br />
(/HERR/Unser HERR/DU/), mein Gott!<br />
{{L|8}} Als mein Leben zu vergehen drohte,<br />
Da dachte ich an (/unseren HERRN/IHN/),<br />
Und mein Gebet erreichte dich,<br />
{{L|9}} Die völlig Sinnloses verehren,<br />
Die verlassen ihre Gnade.<br />
{{L|10}} Ich aber will dir zum Opfer die Stimme des Dankes erheben,<br />
Was ich versprochen habe, will ich zu Ende bringen,<br />
Rettung ist bei dir, (/HERR/unser HERR/DU/)!</poem><br />
{{L|11}} Da redete (/unser GOTT/ER/) zu dem Fisch, und dieser spuckte Jona wieder auf das Festland.<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
{{S|1}} Da (und) bestellte (bestimmte, schickte; hatte bestimmt) JHWH einen großen Fisch, um (damit) Jona zu verschlingen (verschlucken), und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte.<br />
{{S|2}} Da (und) flehte (betete) Jona zu JHWH, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches,<br />
{{S|3}} und er sprach:<br />
<poem><br />
Ich rief aus meiner Not (Angst, Bedrängnis) zu JHWH<br />
Und er antwortete mir.<br />
Aus dem Bauch der Unterwelt (des Scheol) schrie ich um Hilfe<ref>„um Hilfe schreien“ ist auf Hebräisch ein Wort.</ref> -<br />
Du hörtest meine Stimme (Rufen; was ich sagte).<br />
{{S|4}} {und} Du warfst (hattest geworfen) mich [in die] Tiefe,<br />
Mitten ins Meer<ref>Wörtlich: „ins Herz der Meere“</ref>,<br />
Und eine Strömung ([die] Fluten) umschloss (umgab) mich,<br />
All deine Brecher (Wogen, Wellen) und {deine} Wellen (Wogen) (brechenden Wellen)<ref>Dann nominaler Hendiadyoin (vgl. NET Jona 2,3 Fußnote 11).</ref> überrollten (gingen über) mich.<br />
{{S|5}} Und ich<ref>Hier wird ein eigenständiges Personalpronomen gebraucht, das oft zur Betonung benutzt wird (Übersetzung dann etwa: „ich selbst“). Es ist allerdings kein Bemühen zur Abgrenzung erkennbar; es muss wohl als pleonastisch verstanden werden. </ref> sagte (dachte)<ref>Viele Übersetzungen (u.a. Lut, EÜ) übersetzen das Verb hier kontextbedingt als „denken“. Auf Hebräisch kann in Gedanken „gesagt“ werden, was auf Deutsch gedacht würde. </ref>:<ref>Oder: „Ich dachte, ich war verstoßen“, was das Perfekt des folgenden Verbs besser berücksichtigt.</ref> Ich bin verstoßen (verbannt, vertrieben) aus deiner Sicht (Nähe, Augen)<ref>D.h. aus dem Sichtbereich; w. „von vor deinen Augen {weg}“.</ref>.<br />
Dennoch (doch; wie)<ref>Griech. Rezension Theodotions: „Wie (πῶς) werde ich...?“, dann wird {{Hebr}}אֵךְ{{Hebr ende}} als defektive Form von {{Hebr}}אֵיךְ{{Hebr ende}} verstanden (vgl. EÜ, Menge, NRSV). Alle weiteren Zeugen interpretieren als „doch“ (NET Jona 2,4 Fußnote 17). Da die externe Evidenz für „doch“, die interne aber für „wie“ spricht, wurde „wie“ als Variante ergänzt. </ref> werde ich wieder {zu} deinen heiligen Tempel (den Tempel, dein Heiligtum) anschauen (sehen, erblicken)<ref>Oder wie manche Übersetzungen (LUT, GNB, NET): „Ich dachte, ich war verstoßen ... würde nicht wieder anschauen“ als direkt angehängte Fortsetzung von 5a (indirekte Rede). </ref>.<br />
{{S|6}} Wasser umgaben mich bis an die Kehle (das Leben, die Seele),<br />
Der Ozean bedrängte mich, Seetang war um meinen Kopf geschlungen.<br />
{{S|7}} Bis zum Untersten der Berge sank ich hinab,<br />
Der Erde Riegel [sind] für immer,<br />
Aber Du hast mein Leben herausgeführt aus der Grube,<br />
JHWH, mein Gott!<br />
{{S|8}} Als meine Seele (mein Leben, meine Kehle) am Verschmachten war,<br />
Da dachte ich an JHWH,<br />
Und mein Gebet ging ein bei dir,<br />
Im Tempel, deinem Heiligtum.<br />
{{S|9}} Die völlig Nichtiges<ref>Wörtl. „leeren Windhauch“, was bei Kohelet „das Eitle“ ist</ref> verehren,<br />
Die verlassen ihre Gnade.<br />
{{S|10}} Ich aber will mit der Stimme des Dankes Dir opfern,<br />
Was ich gelobt habe, will ich vollenden,<br />
Rettung [ist] bei JHWH!<br />
</poem><br />
{{S|11}} Da sprach JHWH zu dem Fisch, und er spie {den} Jona aus auf das trockene Land (Festland).<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Jona_2&diff=35336Jona 22022-10-22T15:41:07Z<p>Olaf: Wortalternative ergänzt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}} Da suchte (/sich |Gott, unser Herr,|/unser HERR sich/ER sich/) einen großen Fisch, damit dieser Jona verschlang. Und Jona verbrachte drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches.<br />
{{L|2}} Dann fing Jona an, aus dem Bauch des Fisches zu (/unserem HERRN/IHM/), seinem Gott, zu flehen.<br />
{{L|3}} Und er sprach:<br />
<poem><br />
In meiner Not rief ich zu (/unserem HERRN/IHM/),<br />
Und er antwortete mir.<br />
Aus dem Bauch der Unterwelt seufzte ich,<br />
Du erhörtest meine Stimme.<br />
{{L|4}} Und du warfst mich in die Tiefe,<br />
Mitten ins Meer,<br />
Und eine Strömung umfloss mich,<br />
Deine ganze Macht überrollte mich völlig.<br />
{{L|5}} Und ich sagte:<br />
Ich bin verstoßen vor deinen Augen,<br />
aber dennoch höre ich nicht auf,<br />
den Tempel, dein Heiligtum anzuschauen.<br />
{{L|6}} Wasser umgaben mich bis an die Seele,<br />
Der Ozean bedrängte mich, Seetang war um meinen Kopf geschlungen.<br />
{{L|7}} Bis zum Untersten der Berge sank ich hinab,<br />
Der Erde Tore hallten ewiglich,<br />
Aber Du hast mein Leben herausgeführt aus der Grube,<br />
(/HERR/Unser HERR/DU/), mein Gott!<br />
{{L|8}} Als meine Seele keine Hoffnung mehr schöpfte,<br />
Da dachte ich an (/unseren HERRN/IHN/),<br />
Und mein Gebet erreichte dich,<br />
{{L|9}} Die völlig Sinnloses verehren,<br />
Die verlassen ihre Gnade.<br />
{{L|10}} Ich aber will dir zum Opfer die Stimme des Dankes erheben,<br />
Was ich versprochen habe, will ich zu Ende bringen,<br />
Rettung ist bei dir, (/HERR/unser HERR/DU/)!</poem><br />
{{L|11}} Da redete (/unser GOTT/ER/) zu dem Fisch, und dieser spuckte Jona wieder auf das Festland.<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
{{S|1}} Da (und) bestellte (bestimmte, schickte; hatte bestimmt) JHWH einen großen Fisch, um (damit) Jona zu verschlingen (verschlucken), und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte.<br />
{{S|2}} Da (und) flehte (betete) Jona zu JHWH, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches,<br />
{{S|3}} und er sprach:<br />
<poem><br />
Ich rief aus meiner Not (Angst, Bedrängnis) zu JHWH<br />
Und er antwortete mir.<br />
Aus dem Bauch der Unterwelt (des Scheol) schrie ich um Hilfe<ref>„um Hilfe schreien“ ist auf Hebräisch ein Wort.</ref> -<br />
Du hörtest meine Stimme (Rufen; was ich sagte).<br />
{{S|4}} {und} Du warfst (hattest geworfen) mich [in die] Tiefe,<br />
Mitten ins Meer<ref>Wörtlich: „ins Herz der Meere“</ref>,<br />
Und eine Strömung ([die] Fluten) umschloss (umgab) mich,<br />
All deine Brecher (Wogen, Wellen) und {deine} Wellen (Wogen) (brechenden Wellen)<ref>Dann nominaler Hendiadyoin (vgl. NET Jona 2,3 Fußnote 11).</ref> überrollten (gingen über) mich.<br />
{{S|5}} Und ich<ref>Hier wird ein eigenständiges Personalpronomen gebraucht, das oft zur Betonung benutzt wird (Übersetzung dann etwa: „ich selbst“). Es ist allerdings kein Bemühen zur Abgrenzung erkennbar; es muss wohl als pleonastisch verstanden werden. </ref> sagte (dachte)<ref>Viele Übersetzungen (u.a. Lut, EÜ) übersetzen das Verb hier kontextbedingt als „denken“. Auf Hebräisch kann in Gedanken „gesagt“ werden, was auf Deutsch gedacht würde. </ref>:<ref>Oder: „Ich dachte, ich war verstoßen“, was das Perfekt des folgenden Verbs besser berücksichtigt.</ref> Ich bin verstoßen (verbannt, vertrieben) aus deiner Sicht (Nähe, Augen)<ref>D.h. aus dem Sichtbereich; w. „von vor deinen Augen {weg}“.</ref>.<br />
Dennoch (doch; wie)<ref>Griech. Rezension Theodotions: „Wie (πῶς) werde ich...?“, dann wird {{Hebr}}אֵךְ{{Hebr ende}} als defektive Form von {{Hebr}}אֵיךְ{{Hebr ende}} verstanden (vgl. EÜ, Menge, NRSV). Alle weiteren Zeugen interpretieren als „doch“ (NET Jona 2,4 Fußnote 17). Da die externe Evidenz für „doch“, die interne aber für „wie“ spricht, wurde „wie“ als Variante ergänzt. </ref> werde ich wieder {zu} deinen heiligen Tempel (den Tempel, dein Heiligtum) anschauen (sehen, erblicken)<ref>Oder wie manche Übersetzungen (LUT, GNB, NET): „Ich dachte, ich war verstoßen ... würde nicht wieder anschauen“ als direkt angehängte Fortsetzung von 5a (indirekte Rede). </ref>.<br />
{{S|6}} Wasser umgaben mich bis an die Kehle (die Seele, das Leben),<br />
Der Ozean bedrängte mich, Seetang war um meinen Kopf geschlungen.<br />
{{S|7}} Bis zum Untersten der Berge sank ich hinab,<br />
Der Erde Riegel [sind] für immer,<br />
Aber Du hast mein Leben herausgeführt aus der Grube,<br />
JHWH, mein Gott!<br />
{{S|8}} Als meine Seele (Kehle) am Verschmachten war,<br />
Da dachte ich an JHWH,<br />
Und mein Gebet ging ein bei dir,<br />
Im Tempel, deinem Heiligtum.<br />
{{S|9}} Die völlig Nichtiges<ref>Wörtl. „leeren Windhauch“, was bei Kohelet „das Eitle“ ist</ref> verehren,<br />
Die verlassen ihre Gnade.<br />
{{S|10}} Ich aber will mit der Stimme des Dankes Dir opfern,<br />
Was ich gelobt habe, will ich vollenden,<br />
Rettung [ist] bei JHWH!<br />
</poem><br />
{{S|11}} Da sprach JHWH zu dem Fisch, und er spie {den} Jona aus auf das trockene Land (Festland).<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Jona_3&diff=35335Jona 32022-10-22T15:39:58Z<p>Olaf: Lesefassung präziser</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}} Zum zweiten Mal sprach (/|Gott, unser Herr|/unser HERR/ER/) zu Jona: <br />
{{L|2}} „Steh auf und geh in die große Stadt Ninive. Verkünde den Menschen dort, was ich dir jetzt sagen werde!“<br />
{{L|3}} Da stand Jona auf und ging nach Ninive, wie (/es |unser Gott|/unser GOTT es/ER es/) befohlen hatte. Ninive war eine so große Stadt, dass man drei Tage brauchte, um sie zu durchqueren.<br />
{{L|4}} Jona ging eine Tagesreise weit in die Stadt hinein und rief: „Noch vierzig Tage, dann wird Ninive wird untergehen!“<br />
{{L|5}} Da glaubten die Menschen von Ninive an Gott und fingen an zu fasten. Auch zogen sie, von den einflussreichen bis zu den einfachen Leuten, zum Zeichen ihrer Reue Bußgewänder an.<br />
{{L|6}} Als die Nachricht auch den König von Ninive erreichte, erhob sich dieser von seinem Thron und legte seinen Mantel ab. Stattdessen zog er sich auch ein Bußgewand an und setzte sich auf den Erdboden.<br />
{{L|7}} Dann ließ er verkünden: „Auf Befehl des Königs und seiner Fürsten! Weder Menschen noch Esel, Rinder oder Kleinvieh sollen noch etwas essen, sie sollen auch nicht weiden und kein Wasser trinken.<br />
{{L|8}} Jeder soll sich mit Bußgewändern bekleiden, Menschen wie Esel. Sie sollen mit aller Kraft zu Gott rufen, jeder soll sich von seinem bösen Weg abwenden und von der Gewalttat, die in seinen Händen ist.<br />
{{L|9}} Wer weiß, aber vielleicht ändert Gott seine Meinung und er wird sich von seinem hitzigen Zorn abwenden und wir werden nicht umkommen. <br />
{{L|10}} Gott sah, was sie taten und wie sie von ihrem bösen Weg abkehrten. Da bereute Gott, dass er ihnen solches Übel angedroht hatte, und verschonte sie. <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
{{S|1}} Und es geschah das Wort JHWHs zu Jona zum zweiten Mal {folgendermaßen}:<br />
{{S|2}} Stehe auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Botschaft<ref>„Rufen“ und „Botschaft“ sind im Hebräischen von derselben Wurzel, d.h. es liegt eine figura ethymologica vor.</ref> zu, die ich dir sage(n werde).<br />
{{S|3}} Und Jona stand auf und ging nach Ninive, dem Wort JHWHs gemäß, aber Ninive war eine große Stadt vor (für) Gott, drei Tagesreisen<ref>Wörtl.: „eine Reise(strecke) von drei Tagen“.</ref> [weit] (lang)<ref>Nach dem Kontext eingefügt.</ref>.<br />
{{S|4}} Und Jona begann, in die Stadt hineinzugehen eine Tagesreise<ref>Wörtl.: „die Reise(strecke) eines Tages“.</ref> [weit] und rief und sprach: Noch vierzig Tage, und Ninive wird umgestürzt (werden).<br />
{{S|5}} Da glaubten die Menschen von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen Säcke (Bußgewänder) an, von ihren Großen bis zu ihren Kleinen.<br />
{{S|6}} Als (und) die Angelegenheit vor<ref>Wörtl. „berührte“.</ref> den König von Ninive kam, da erhob er sich vom Thron, löste seinen Mantel ab, bekleidete sich mit einem Sack (Bußgewand) und setzte sich in den Staub.<br />
{{S|7}} Und er ließ ausrufen und sagen über Ninive: Auf Befehl des Königs und seiner Fürsten (Großen) {folgendermaßen}: Der Mensch und der Esel, das Rind und das Kleinvieh sollen überhaupt nichts genießen, sollen nicht weiden und vom Wasser nicht trinken.<br />
{{S|8}} Da bekleideten sich mit Säcken (Bußgewändern) die Menschen und die Esel und sie riefen zu Gott mit Gewalt und ein jeder bekehrte sich von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die in seinen Händen ist.<ref>Vers 8 kann auch als Fortsetzung des Befehls aufgefasst werden. Dann heißt es „Es sollen sich bekleiden mit Säcken die Menschen und die Esel, und sie sollen rufen zu Gott mit Gewalt und ein jeder soll sich bekehren von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die in seinen Händen ist.“</ref><br />
{{S|9}} Wer weiß, [vielleicht] kehrt sich {der} Gott um und er verliert die Lust (es gereut ihn) und er wird sich abwenden von seinem hitzigen Zorn und wir werden nicht zugrunde gehen.<br />
{{S|10}} Da sah Gott ihre Taten, dass sie umkehrten vom bösen Weg, und es gereute Gott bezüglich des Übels, wovon er gesagt hatte, dass er es ihnen antun würde, und tat es nicht.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Jesaja_12&diff=35090Jesaja 122022-10-08T09:00:34Z<p>Olaf: Status</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Zu jener Zeit wirst du sagen:<br />
<br />
<poem>Ich preise dich, JHWH! Als<ref>כִּ֥י kann einen Nebensatz einleiten: ‚dass’, kausal: ‚weil’ oder temporal: ‚als’ übersetzt werden. Noch Luther 84 übersetzt: „Ich preise dich, dass du zornig gewesen bist.” Gottes Zorn wird als „Wohltat” aufgefasst, vgl. Hebr 12,6: „wen der Herr liebhat, den züchtigt er”. Die wilhelminische Auffassung von der Züchtigung als Wohltat wird in dem Spielfilm „Das Haus in Montevideo” persifliert: Sohn (zum Vater): „Ich habe Strafe verdient und bitte um eine gehörige solche.” Vater (verpasst Sohn eine Ohrfeige). Sohn: „Aua!” Vater: „Wie bitte?” Sohn: „Danke, Vater.” Dieser Gedanke, dass Strafe eine Wohltat sein könnte, ist uns heute unerträglich und wird m.E. auch dem Text nicht gerecht. Denn der zweite Halbvers spricht davon, dass der Psalmbeter für die Rücknahme des Zorns und den Trost dankbar ist. Daher übersetzen Luther 2017 und Zürcher Bibel das כִּ֥י nicht, halten aber die Zuwendung Gottes noch in der Schwebe: „Du hast mir gezürnt. Möge dein Zorn sich wenden.” Dadurch bleibt offen, worauf sich der Lobpreis bezieht. Etwa doch auf den Zorn? Die BasisBibel wird deutlicher, wenn sie übersetzt: Du bist zornig auf mich gewesen. Doch nun hat sich dein Zorn gelegt.” Diese weitergehende Übersetzung gibt m.E. das Gemeinte am besten wieder. Deshalb schlage ich eine temporale Übersetzung des כִּ֥י vor: Gott ist grundsätzlich bereit zur Vergebung.</ref> du mir zürntest, <br />
wendete sich dein Zorn und du hast mich getröstet.<br />
<br />
{{S|2}} Sieh, Gott ist meine Hilfe (mein Heil).<br />
Ich vertraue [ihm] und fürchte mich nicht,<br />
<br />
denn meine Kraft und Stärke<ref>זִמְרָת֙ hat keine Personalendung und steht im status constructus. Dieser Satz: עָזִּ֤י וְזִמְרָת֙ יָ֣הּ steht auch 2.Mose 15,2. Der Apparat der BHS schlägt vor, mit 2 hebräischen Handschriften die Personalendung der 1.Person Sg. anzuhängen.</ref> ist Jah<ref>„Jah” ist eine Kurzform des Gottesnamens JHWH, wie er z.B. auch in Namen vorkommt: Jeremi-(j)a. 2 hebräische Handschriften, die Septuaginta und die Vulgata streichen ihn.</ref> JHWH<br />
und er wurde mir zur Hilfe (zum Heil).<br />
<br />
{{S|3}} Und ihr werdet Wasser schöpfen mit Jubel (Freude)<br />
aus den Quellen der Hilfe (des Heils).<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{S|4}} Und ihr werdet sagen zu jener Zeit:<br />
<br />
<poem><br />
<br />
Preist JHWH, ruft ihn mit seinem Namen an.<ref>So Köhler-Baumgartner s.v.</ref><br />
Tut kund den Völkern seine Taten (Handlungen)!<br />
Bekennt, wie erhaben sein Name ist (dass sein Name erhaben ist)!<br />
<br />
{{S|5}} Singt (preist) JHWH, weil er Erhabenes tut (bewirkt).<br />
Bekanntes<ref>Im Text steht das Partizip Pual von ידע, Bekanntes, Vertrautes; die Masora korrigiert zum Nomen.</ref> [sei] dies bei allen Völkern. <br />
<br />
{{S|6}} Kreische (Jauchze)<ref>Köhler-Baumgartner: cry shrilly. Das Verb heißt auch „wiehern”. M.E. sind hier Tonhöhe und Lautstärke betont, zumal eine weibliche Person angeredet wird.</ref> und rufe gellend, Bewohnerin Zions,<br />
denn groß ist in deiner Mitte (bei dir) der Heilige Israels.<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
Das Lied gliedert sich in zwei Teile (1-3, 4-6), die jeweils mit „du wirst sagen” bzw. „ihr werdet sagen” eingeleitet werden. Möglicherweise sind hier zwei Lieder zu einem zusammengefügt worden. Bemerkenswert ist, dass der Name JHWH in diesem Lied eine so große Rolle spielt. Er kommt in Vers 2 in zwei Formen hintereinander vor: „Jah JHWH”, und in Vers 4 wird dazu aufgefordert, ihn „mit seinem Namen” anzurufen. Die andere Stelle, an der קרא בשם vorkommt, ist 1.Könige 18,24-26, die Auseinandersetzung Elias mit den Baalspropheten, wo jede Seite Gott mit seinem Namen anrufen soll. Es geht wohl darum, auf welchen Namen Gott hört, bzw. dass das Bekenntnis zu Gott erfordert, dass man nicht „einen” Gott (אֵ֧ל), sondern den Gott Israels, JHWH, bekennt. In Vers 4 wird zudem dazu aufgefordert, die Erhabenheit des Namens JHWH zu bekennen. Das Bild in Vers 3 „Wasser schöpfen aus den Quellen der Hilfe” bezieht sich auf JHWH, der anderen genauso hilft, wie er dem Psalmbeter geholfen hat.<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Deuteronomium_8&diff=35089Deuteronomium 82022-10-08T08:57:40Z<p>Olaf: Status</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
{{L|15}}<br />
{{L|16}}<br />
{{L|17}}<br />
{{L|18}}<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Alle Gebote, die ich dir heute gebiete, sollt ihr halten, dass ihr sie tut, damit ihr am Leben bleibt<ref>Wörtlich: leben werdet.</ref> und zahlreich werdet und hingelangt und in Besitz nehmt das Land, das JHWH euren Vätern (zu)geschworen hat.<br />
<br />
{{S|2}} Und du sollst dich erinnern an den ganzen Weg, den dich JHWH, dein Gott, geführt hat diese 40 Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen (demütig zu machen)<ref>Das Verb hat die Grundbedeutung „erniedrigen, unterdrücken” und ist stets mit negativer Konnotierung verbunden. „Später hat es in gottesdienstliche Sprache Eingang gefunden und bezeichnet dort nicht mehr die brutale Unterdrückung und Versklavung, sondern die Haltung einer Demut (vgl. Ps 90,15; 119,75; Hi 30,11): Gott ist es, der ‚niedrig’ macht. Dieser Sprachgebrauch der Frömmigkeit liegt hier vor; die Formulierung ist als Kontrastbegriff zum ‚erhöhten Herzen’ (= Überheblichkeit) von V. 14 gewählt.” Rose, S. 459.</ref> und zu prüfen (auf die Probe zu stellen), um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote befolgen wirst oder nicht.<br />
<br />
{{S|3}} Und er demütigte dich (machte dich demütig) und ließ dich hungern. Und er gab dir das Man(na)<ref>מָּן֙ ist das Manna, aber auch das Fragewort Was?, vgl. die Etymologie zu Manna Exodus 16,15.</ref> zu essen, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht gekannt hatten, um dich erkennen zu lassen, dass nicht allein vom Brot der Mensch lebt, denn (sondern) von allen Äußerungen<ref>Wörtlich: sondern von dem ganzen Ausgehen des Mundes JHWHs. Nicht nur das verbale Wort ist gemeint, sondern die Schöpfermacht Gottes, vgl. Rose, S. 459f.</ref> des Mundes JHWHs lebt der Mensch.<br />
<br />
{{S|4}} Deine Kleidung ist nicht zerfallen von dir (ist dir nicht vom Leib gefallen) und deine Füße sind nicht angeschwollen diese 40 Jahre.<br />
<br />
{{S|5}} Erkenne in deinem Herzen, dass wie man sein Kind<ref>Wörtlich: seinen Sohn</ref> zurechtweist, JHWH, dein Gott, dich zurechtweist.<br />
<br />
{{S|6}} Und du sollst die Gebote JHWHs, deines Gottes, befolgen, indem du auf seinem Weg gehst und ihn fürchtest.<br />
<br />
{{S|7}} Denn JHWH, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land. Ein Land mit Wasserläufen,<ref>Gemeint sind Wadis, die üblicherweise die meiste Zeit trocken sind und nur bei Regen Wasser führen - hier führen sie immer Wasser, vgl. Rose, S. 461.</ref> Quellen und Grundwasser,<ref>Das Wasser, auf dem die Erdscheibe schwimmt, die „Urflut”, das aus dem Boden austritt, vgl. Rose, S. 461.</ref> das hervorkommt (hervorsprudelt) in der Ebene und auf dem Hügel.<br />
<br />
{{S|8}} Ein Land mit Weizen und Gerste, mit (Wein)Rebe, Feige und Granatapfel. Ein Land mit Ölbaum und Honig.<br />
<br />
{{S|9}} Ein Land, in dem du dein Brot nicht rationiert<ref>„Das im hebräischen Text gebrauchte Wort stammt aus der Sprache Mesopotamiens und meint nicht allgemein ‚Armut’ (um die zu bezeichnen, brauchte man nicht einen Begriff aus einer anderen Sprache als Fremdwort zu übernehmen!), sondern ein besonderes soziales und wirtschaftliches Phänomen. Am wahrscheinlichsten ist, bei diesem Begriff an eine staatlich gelenkte Versorgungs- und Rationierungspraxis zu denken.” Rose, S. 461.</ref> essen<ref>„Brot essen” ist eine Umschreibung für „sich ernähren”, vgl. Rose, S. 461.</ref> wirst. In ihm wird es dir an nichts fehlen. Ein Land, in dem die Steine Eisen(haltig) sind und aus dessen Bergen du Kupfer aushauen (brechen, schürfen) wirst.<ref>Der Reichtum an Bodenschätzen entspricht nicht der Realität: Das westjordanische Bergland hat so gut wie keine Bodenschätze zu bieten, vgl. Rose, S. 462.</ref><br />
<br />
{{S|10}} Du wirst essen und satt werden und JHWH, deinen Gott, preisen wegen des guten Landes, das er dir gab.<br />
<br />
{{S|11}} Hüte dich, dass du JHWH, deinen Gott, nicht vergisst, dass du nicht befolgst seine Gebote, seine Rechtssatzungen und seine Vorschriften, die ich dir heute gebiete.<br />
<br />
{{S|12}} Dass (Damit) nicht, wenn du isst und satt wirst und schöne Häuser baust und [be]wohnst,<br />
<br />
{{S|13}} und deine Rinder und dein Kleinvieh zahlreich wird, Gold und Silber sich bei dir mehren und alles, was dein ist, mehr wird,<br />
<br />
{{S|14}} dein Herz stolz wird und du JHWH vergisst, deinen Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenzwinger (Sklavenhaus).<br />
<br />
{{S|15}} Der dich führte in der großen und furchtbaren Wüste der Feuerschlange und des Skorpions<ref>Die „Aufzählung konkreter Details … beginnt mit dem Aspekt der Wasserlosigkeit. Um diese anschaulich zu machen, werden an erster Stelle die Schlangen genannt, von denen man annahm, dass sie den trockenen Erdboden fressen (Mi 7,17; Jes 65,25; vgl. 1.Mose 3,14) … Der Akzent liegt also nicht primär auf der Bedrohung des Menschen durch die Tiere der Steppe und Wüste (dann hätte man z.B. die Nennung des Löwen erwarten können), sondern in der Veranschaulichung der Wasserlosigkeit.” Rose, S. 463.</ref> und der Gebiete, wo es kein Wasser gibt. Der für dich Wasser hervorbrachte aus dem Kieselfels.<ref>Ein Fremdwort aus der Sprache Mesopotamiens, das die besondere Härte des Felsens betont. Im Arabischen steht das Wort für ‚Diamant’, vgl. Rose, S. 464. Übertragen könnte man übersetzen: Aus dem härtesten Fels.</ref><br />
<br />
{{S|16}} Der dir Man(na) zu essen gab in der Wüste,<ref>Manna, das zuckerhaltige Sekret von Schildläusen, die an Tamarinden saugen und das in Form runder Tröpfchen auftrocknet, war ein bekanntes Nahrungsmittel in der Wüste, vgl. Rose, S. 464.</ref> das deine Väter nicht gekannt hatten, damit er dich demütigte (demütig machte) und damit er dich auf die Probe stellte, um dir zuletzt<ref>Wörtlich: Um dich gut zu machen/ dir Gutes zu erweisen in deinem Danach, vgl. Rose, S. 464.</ref> wohl zu tun.<br />
<br />
{{S|17}} Wenn<ref>Konsekutives Perfekt zu Beginn der Verse 17 und 18 beschreibt m.E. ein wenn-dann-Verhältnis.</ref> du in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Machtfülle meiner Hand verschafften (machten) mir dieses Vermögen,<br />
<br />
{{S|18}} dann sollst du an JHWH, deinen Gott, denken. Denn er gab dir Kraft, Vermögen zu erwirtschaften (schaffen), indem er den Bund aufrichtete, den er deinen Vätern geschworen hatte, wie es heute ist.<br />
<br />
{{S|19}} Und es soll geschehen: Wenn du wirklich<ref>Figura etymologica aus Infintiv absolutus und finiter Form desselben Verbs.</ref> JHWH, deinen Gott, vergisst, dass<ref>Consekutives Perfekt.</ref> du anderen Göttern hinterherläufst und ihnen dienst und sie anbetest (verehrst), dann warne ich euch heute, dass ihr gewiss (sicher)<ref>Figura etymologica aus Infintiv absolutus und finiter Form desselben Verbs.</ref> zugrunde gehen werdet.<br />
<br />
{{S|20}} Wie die Völker, die JHWH vor euch ausrottete (vernichtete), so werdet ihr ausgerottet (vernichtet) werden dafür, dass ihr nicht auf die Stimme JHWHs, eures Gottes, gehört habt.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Galater_6&diff=35088Galater 62022-10-08T08:57:10Z<p>Olaf: Status</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Studienfassung in Arbeit}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
{{L|15}}<br />
{{L|16}}<br />
{{L|17}}<br />
{{L|18}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} [Liebe] Geschwister,<ref>Wörtlich: Brüder.</ref>, wenn auch ein Mensch bei einer Verfehlung (Sünde) ertappt wird, bringt ihr, die<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> ihr geistlich seid, diesen zurecht (helft ihm, das Richtige zu tun) im Geist der Sanftmut (Gütigkeit), indem<ref>Partizip, modal aufgelöst.</ref> du darauf achtest, dass du nicht selbst in Versuchung kommst (versucht wirst).<br />
<br />
{{S|2}} Tragt einander die Lasten und erfüllt so das Gesetz Christi.<br />
<br />
{{S|3}} Wenn nämlich einer meint, etwas zu sein - obwohl<ref>Partizip, konzessiv aufgelöst.</ref> er nichts ist, täuscht (betrügt) er sich selbst.<br />
<br />
{{S|4}} Doch jeder prüfe sein eigenes Werk, und dann wird jeder für sein [Werk] allein Anerkennung (Ruhm, Lob) erhalten und nicht für das eines anderen.<br />
<br />
{{S|5}} Jeder wird nämlich seine eigene Last tragen.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|6}} Es soll aber Anteil gewähren der, der<ref>Partizip, relativisch aufgelöst, so auch das folgende.</ref> unterrichtet wird (der Schüler) dem, der unterrichtet (dem Lehrer) an allen Besitztümern (Gütern, Wohltaten).<br />
<br />
{{S|7}} Täuscht euch nicht, Gott lässt sich nicht austricksen (verhöhnen)! Was nämlich ein Mensch sät, das wird er auch ernten.<br />
<br />
{{S|8}} Weil der, der<ref>Partizip, relativisch aufgelöst, so auch das folgende.</ref> auf seinen Leib (auf sein Fleisch) sät, von seinem Leib (Fleisch) Vergänglichkeit (Verderben) ernten wird, wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.<br />
<br />
{{S|9}} Als die, die<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> das Gute tun, lasst uns (wollen wir) nicht müde werden. Zu seiner Zeit (zum bestimmten Zeitpunkt) werden wir ernten, wenn wir nicht matt werden (erschlaffen).<br />
<br />
{{S|10}} Folglich also, während wir Zeit<ref>Es geht nicht um Zeit allgemein. Der καιρός (Kairos) ist eine Hoch-Zeit, ein Zeitpunkt oder Zeitraum, der so nicht wiederkehrt, wir würden sagen: Eine einmalige oder günstige Gelegenheit.</ref> haben, lasst uns das Gute tun gegenüber allen [Menschen], am meisten aber gegenüber den Glaubensgenossen.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|11}} Seht, mit wie großen Buchstaben ich euch geschrieben habe mit eigener Hand!<ref>Paulus betont damit seine Urheberschaft, vor allem aber die Dringlichkeit seines Anliegens: Die Größe der Buchstaben soll zeigen, wie ernst es ihm ist.</ref><br />
<br />
{{S|12}} Alle, die<ref>Die Gegner des Paulus.</ref> eine Rolle spielen (ein gutes Ansehen haben) wollen im Leiblichen (Fleischlichen, Äußerlichen), diese drängen (nötigen, zwingen), dass ihr euch beschneiden lasst, nur, damit sie nicht wegen des Kreuzes Christi verfolgt werden.<br />
<br />
{{S|13}} Denn keineswegs beachten die, die<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> euch beschneiden [wollen], das Gesetz, sondern sie wollen, dass ihr beschnitten werdet, um sich wegen eures Leibes (Fleisches) zu rühmen.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|14}} Mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, außer des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das die Welt für mich gekreuzigt wurde und ich der Welt.<br />
<br />
{{S|15}} Denn weder gilt Beschneidung etwas noch Unbeschnittenheit, sondern neue Schöpfung.<br />
<br />
{{S|16}} Und wie viele diesem Maßstab (dieser Regel) folgen, Friede wird über sie [kommen] und Mitleid (Erbarmen) auch über das Israel Gottes.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|17}} Zukünftig (Hinfort)<ref>χρόνου ist zu ergänzen.</ref> mache (bereite) mir keiner Mühe. Denn ich trage die Malzeichen (Stigmata) Jesu an meinem Leib.<br />
<br />
{{S|18}} Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus [sei] mit eurem Geist, [liebe] Geschwister.<ref>Wörtlich: Brüder.</ref> Amen.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=1_Samuel_3&diff=350871 Samuel 32022-10-08T08:56:36Z<p>Olaf: Status</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Studienfassung in Arbeit}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
{{L|15}}<br />
{{L|16}}<br />
{{L|17}}<br />
{{L|18}}<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
{{L|21}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Nun (und)<ref>Die beiden Sätze dieses Verses sind Ergänzungen (markiert durch Satzfolgeunterbrechung), die die Situation zwischen den beiden Erzählungen erklären. </ref> diente der Junge (Jugendliche) Samuel JHWH vor (unter der Aufsicht) Eli. Und das Wort JHWHs war selten (kostbar) in jenen Tagen; es gab keine häufigen Offenbarungen (Erscheinungen, Visionen)<ref>Eigentlich ein Sg.</ref>. <br />
{{S|2}} Und {es geschah} an jenem Tag –<ref>Oder: „Und an jenem Tag geschah [folgendes]:“. S. V. 4.</ref> {und}<ref>Durch Satzfolgeunterbrechung markierte, eingeschobene Erklärung (bis V. 4). </ref> Eli lag (schlief, ruhte) [gerade] an (in) seinem Platz (Ort, Privatraum). {und} Seine Augen hatten begonnen (begannen) schwach zu werden. Er konnte nicht [mehr] sehen. <br />
{{S|3}} {und} die Lampe Gottes war noch nicht (bevor) ausgegangen (gelöscht worden)<ref>„bevor“ steht im Hebräischen mit Ipf. </ref>,<ref>Oder: „{und} Bevor die Lampe Gottes ausging/gelöscht wurde“. Die gewählte Variante bietet sich aber wegen der Satzfolgeunterbrechung an. </ref> {und} Samuel lag (schlief, ruhte) im Heiligtum (Tempel)<ref>Gemeint ist hier die „Stiftshütte“. </ref> JHWHs, wo die Lade Gottes [war] – <br />
{{S|4}} {und}<ref>Dies ist semantisch gesehen die Fortsetzung des Anfangs von V. 2: „Und an jenem Tag … rief JHWH Samuel“. Die dazwischen liegenden Teile sind Anmerkungen, die den Hintergrund der Erzählung wiedergeben. </ref> rief JHWH {zu} Samuel. {und} [Dieser] sagte: Hier bin ich!<br />
{{S|5}} {und} Er rannte (lief) zu Eli und sagte: Hier bin ich, {denn} du hast mich gerufen! {und} [Dieser] antwortete (sagte): Ich habe dich nicht gerufen. Geh zurück (kehre um) [und] leg dich [wieder] hin (schlaf [weiter])! Also (und) ging er [zurück] und legte sich [wieder] hin. <br />
{{S|6}} Da rief JHWH erneut (weiterhin)<ref>Der verbale Hendiadyoin hier drückt das Moment des „erneut“, „wieder“, „weiterhin“ durch ein Verb aus. </ref> {wieder}: Samuel! Also (und) stand Samuel auf, {und} lief (ging) zu Eli und sagte: Hier bin ich, {denn} du hast mich gerufen! Doch (und) [dieser] sagte: Ich habe nicht gerufen, mein Sohn! Geh zurück (kehre um) [und] leg dich [wieder] hin (schlaf [weiter])! <br />
{{S|7}} {und}<ref>Ergänzende Anmerkung mit Satzfolgeunterbrechung. </ref> Samuel hatte (kannte, erkannte) JHWH noch nicht (bevor) erkannt und das Wort JHWHs war ihm noch nicht (bevor) offenbart worden. <br />
{{S|8}} Da rief JHWH Samuel erneut (weiterhin)<ref>S. Anm. V. 6.</ref> zum dritten Mal, und [wieder] stand er auf, {und} lief (ging) zu Eli und sagte: Hier bin ich, {denn} du hast mich gerufen! Da (und) merkte Eli, dass [es] JHWH [war, der] den Jungen (Jugendlichen) rief. <br />
{{S|9}} Deshalb (und, also, da) sagte Eli zu Samuel: Geh [und] leg dich [wieder] hin! {Und es wird geschehen} Wenn er dich [wieder] ruft, dann (und) antworte (sage): Sprich, JHWH, {denn} dein Diener (Knecht) hört! Da (also, darauf, und) ging Samuel [zurück] und legte sich [wieder] an seinen Platz. <br />
{{S|10}} Nun (und) kam JHWH, {und} trat heran und rief wie die vorigen Male<ref>Idiom. Wörtlich etwa „wie mal in mal“.</ref>: Samuel, Samuel! Da (und) antwortete (sagte) Samuel: Sprich, {denn} dein Diener (Knecht) hört! <br />
{{S|11}} Da (und) sagte JHWH zu Samuel: Schau (Siehe), ich tue<ref>Partizip, das auch progressiv (?) wiedergegeben werden könnte: „Ich bin dabei...“</ref> etwas (Sache, Wort) in Israel, so dass (wenn; das) jedem, der davon hört,<ref>Aufgelöstes substantiviertes Partizip.</ref> beide Ohren gellen werden. <br />
{{S|12}} An jenem Tag werde ich gegenüber (gegen, an) Eli all das zu Ende bringen (erfüllen, verwirklichen), was ich gegen (gegenüber) sein Haus angekündigt (gesprochen) habe, vom Anfang bis zum Ende ([ich will es] anfangen und vollenden)<ref>Eigentlich zwei Inf. abs. Wörtlich „anfangen und beenden“. </ref>.<br />
{{S|13}} {und} Ich habe ihm [immer wieder] angekündigt (gesagt)<ref>Ein konsekutives Perfekt, das hier vermutlich nicht futurisch, sondern durativ verwendet wird (LBBH).</ref> (werde ihm ankündigen; du sollst ihm sagen)<ref>Alternativ zu dem in der vorigen Fußnote erklärten Verständnis kann hier vielleicht ein Schreibfehler angenommen werden, obwohl es keine textkritischen Hinweise darauf gibt. „Du sollst zu ihm sagen“ würde mehr Sinn ergeben und lediglich das Weglassen eines Jods und eine geringfügige Änderung der Vokalisierung erfordern als die masoretische Form (NET 1Sam 3:13 Fußnote 6). </ref>, dass ich sein Haus (Familie) für alle Zeiten richte für sein Vergehen (Schuld), das er kennt (erkannt hat); denn (denn er weiß, dass) seine Söhne verfluchen (verfluchten) Gott<ref>So LXX. Der MT bezeugt „(zu) ihnen“ ({{Hebr}}לָהֶם{{Hebr ende}}), was als „sie brachten einen Fluch über sich“ gedeutet werden kann; dies ist jedoch grammatikalisch und semantisch problematisch. Vermutlich wollte ein Kopist die Stelle aus Gottesfurcht abmildern und ließ ein Alef und ein Jod des Wortes „Gott“ weg, was dann zu der bezeugten Form führt (vgl. NET 1Sam 3:13 Fußnote 8).</ref> und er hat sie nicht zurechtgewiesen. <br />
{{S|14}} Und darum habe ich dem Haus (Familie) Elis geschworen: Das Vergehen (Schuld) des Hauses (Familie) Elis wird nicht durch ein Schlachtopfer noch (und) durch ein Speiseopfer gesühnt werden für alle Zeiten (in Ewigkeit). <br />
{{S|15}} Danach (und) lag (legte sich hin) Samuel bis zum Morgen, dann (und) öffnete er die Tür zum (des) Haus (Zeltes) JHWHs. Aber (und) Samuel fürchtete sich davor, Eli die Vision zu erzählen (berichten). <br />
{{S|16}} Da (und) Eli rief Samuel und sagte: Samuel, mein Sohn! {Und} Er antwortete (sagte): Hier bin ich. <br />
{{S|17}} Darauf (und) sagte [Eli]: Was [war] das Wort (Gesagte, Redeinhalt), das er zu dir gesprochen hat? Verbirg (du wirst/darfst … verbergen) [es] doch nicht vor mir! Das (so) soll dir Gott tun und so weiter (noch einmal)<ref>„weiter“ wird durch das Verb {{Hebr}}הוֹסִיף{{Hebr ende}} („erneut tun“) ausgedrückt (verbaler Hendiadyoin). </ref>,<ref>Hebräische Schwurformel.</ref> wenn du vor mir [auch nur] ein Wort von allem {Gesagten}, was er zu dir gesagt hat, verbirgst! <br />
{{S|18}} Also (da, und) berichtete Samuel ihm alle Worte, und er verbarg nichts ([sie] nicht) vor ihm. Da (und) sagte [Eli]: Er [ist] JHWH, das Gute in seinen Augen soll (möge, wird) er tun (tue/tut er). <br />
<br />
{{S|19}} Samuel wurde groß und JHWH war mit ihm und ließ keins seiner Worte zur Erde fallen. <br />
{{S|20}} Und ganz Israel erkannte, von Dan bis Beer Sheva, dass Samuel zuverlässig war als Prophet JHWHs.<br />
{{S|21}} Und JHWH fuhr fort, sich in Silo zu zeigen. Denn JHWH gab sich Samuel zu erkennen in Silo durch das Wort JHWHs.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=1_Samuel_4&diff=350861 Samuel 42022-10-08T08:56:08Z<p>Olaf: Status</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und es geschah das Wort Samuels an ganz Israel. Und Israel zog aus gegen die Philister zum Krieg. Und sie schlugen ihr Kriegslager auf bei Eben Ezer, und die Philister lagerten in Afek.<br />
<br />
{{S|2}} Und die Philister stellten sich zum Kampf auf gegen(über) Israel, und der Krieg breitete sich aus.<ref>Das Verb נטש bedeutet im qal ein Feld brach liegen lassen, etwas aufgeben. Für unsere Stelle wird eine Ableitung von יטש erwogen: zusammenschlagen (wie Wellen), zusammenprallen (so Köhler-Baumgartner). Gesenius schlägt die Übersetzung ‚sich ausbreiten’ vor, analog dem nif’al.</ref> Und Israel wurde geschlagen im Angesicht der Philister. Und es fielen in dem in der Schlachtordnung stehenden Heer auf freiem Feld etwa 4.000 Mann.<br />
<br />
{{S|3}} Und das Volk kam in das Lager und die Ältesten Israels sagten: Warum hat JHWH uns heute geschlagen im Angesicht der Philister? Lasst uns aus Silo die Lade des JHWH-Bundes (die Lade des Bundes mit JHWH) holen. Und er wird in unsere Mitte kommen und uns aus der Hand unserer Feinde retten.<br />
<br />
{{S|4}} Und das Volk sandte nach Silo, und sie holten von dort die Lade des Bundes mit JHWH Zebaot, thronend über den Cherubim. Und dort waren die zwei Söhne Elis bei der Lade des Bundes mit Gott (des Gottesbundes), Hofni und Pinchas.<br />
<br />
{{S|5}} Und es geschah, als die Lade das Bundes mit JHWH (des JHWH-Bundes) ins Lager kam, da jubelte ganz Israel mit großem Jubelgeschrei, sodass die Erde bebte.<br />
<br />
{{S|6}} Und die Philister hörten den Lärm des Jubels. Und sie sprachen: Was für ein großer Jubellärm ist dies im Lager der Hebräer? Und sie erfuhren, dass die Lade JHWHs ins Lager gekommen war.<br />
<br />
{{S|7}} Und die Philister fürchteten sich, sodass sie sprachen: Gott ist ins Lager gekommen. Und sie sprachen: Wehe uns! Denn so etwas ist noch nie geschehen!<ref>Wörtlich: ist früher nicht geschehen.</ref> <br />
<br />
{{S|8}} Wehe uns! Wer wird uns der Hand dieser mächtigen Götter entreißen? Diese sind die Götter, die Ägypten geschlagen haben mit allen Plagen in der Wüste.<br />
<br />
{{S|9}} Philister, zeigt euch stark und seid Männer! Sonst werdet ihr den Hebräern als Sklaven dienen, wie sie euch gedient haben. Seid also Männer und kämpft!<br />
<br />
{{S|10}} Und die Philister kämpften, und Israel wurde geschlagen. Und sie flohen, jeder in sein Zelt. Und es war eine sehr große Niederlage. Und es fielen aus Israel 30.000 Fußsoldaten.<br />
<br />
{{S|11}} Und die Lade Gottes wurde weggenommen. Und die zwei Söhne Elis, Hofni und Pinchas, starben.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|12}} Und es lief ein Benjaminiter aus der Schlachtordnung und kam nach Silo an jenem Tag und sein Gewand war eingerissen und er hatte Erde auf seinem Haupt.<br />
<br />
{{S|13}} Und er kam, und da saß Eli auf dem Stuhl neben der Straße und hielt Ausschau, denn er hatte ein ängstliches Herz wegen der Lade Gottes. Und der Mann kam, um es der Stadt zu melden und die ganze Stadt schrie auf.<br />
<br />
{{S|14}} Und Eli hörte das Geschrei und er sagte: Was bedeutet dieser Lärm? Da eilte der Mann und kam und meldete es Eli.<br />
<br />
{{S|15}} Und Eli war 98 Jahre alt und seine Augen waren starr geworden und er konnte nicht mehr sehen.<br />
<br />
{{S|16}} Und der Mann sprach zu Eli: Ich bin der, der vom Heer gekommen ist.<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> Ich bin heute von der Schlachtordnung geflohen. Und er sprach: Wie steht es denn, mein Sohn?<br />
<br />
{{S|17}} Und der Melder<ref>Partizip, wörtlich: der Meldende.</ref> antwortete und sprach: Israel ist vor den Philistern geflohen und eine große Niederlage ist dem Volk geschehen und auch deine beiden Söhne sind tot, Hofni und Pinchas, und die Lade wurde weggenomme<br />
<br />
{{S|18}} Da geschah es, als der Bote die Lade Gottes erwähnte, da fiel er rücklings vom Stuhl, der an der Seite des Tores war. Und er brach sich das Genick und starb, denn er war ein alter Mann und schwer (korpulent). Und er hatte Israel 40 Jahre gerichtet.<br />
<br />
{{S|19}} Und seine Schwiegertochter, die Frau des Pinchas, war hochschwanger. Und als sie die Nachricht hörte über das Wegnehmen der Lade Gottes und dass ihr Schwiegervater gestorben war und ihr Mann, da brach sie zusammen und gebar, denn die Wehen kamen über sie.<br />
<br />
{{S|20}} Und als sie im Sterben lag, da sprachen die um sie stehenden [Frauen]<ref>Partizip femininum Pl., im Deutschen ist „Frauen” zu ergänzen.</ref> zu ihr: Fürchte dich nicht, denn du hast einen Sohn geboren! Aber sie antwortete nicht und nahm es sich auch nicht zu Herzen.<br />
<br />
{{S|21}} Und sie nannte den Sohn Ikabod und sagte: Die Herrlichkeit ist aus Israel weggegangen, weil die Lade Gottes aus Israel weggenommen worden war und wegen des Schwiegervaters und ihres Mannes.<br />
<br />
{{S|22}} Und sie sprach: Fortgegangen ist die Herrlichkeit aus Israel, denn die Lade Gottes wurde weggenommen.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Vorlage:Par&diff=35035Vorlage:Par2022-09-25T16:40:58Z<p>Olaf: Erklärung ergänzt</p>
<hr />
<div><includeonly>[{{fullurl:Spezial:Bibelstelle|abk={{urlencode:{{{1}}} {{{2}}},{{{3}}}}}}}#{{anchorencode:s{{{3}}}}} <span title="{{{1}}} {{{2}}},{{{3}}}{{#if:{{{4|}}}|-{{{4}}}|}}"><sup>&weierp;</sup></span>]</includeonly><noinclude>Die Vorlage ermöglicht die einfache Auszeichnung von Parallelstellen im Text.<br />
<br />
Sie wird folgendermaßen benutzt: <nowiki>{{par|BiblischesBuch|Kapitel|Vers}}</nowiki> oder <nowiki>{{par|BiblischesBuch|Kapitel|Vers von|Vers bis}}</nowiki>.<br />
<br />
Beispiel: <nowiki>{{par|Genesis|1|1}}</nowiki> oder <nowiki>{{par|Genesis|1|1|3}}</nowiki></noinclude></div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_6&diff=33777Daniel 62022-04-03T13:07:14Z<p>Olaf: Status hochgesetzt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und der Meder Darius übernahm das Königtum als 62 jähriger.<br />
<br />
{{S|2}} Und es gefiel Darius, 120 Satrapen im ganzen Königreich einzusetzen.<br />
<br />
{{S|3}} Und über ihnen drei Minister, von denen Daniel einer war, denen diese Satrapen ihren Bericht erstatteten, damit dem König kein Schaden entstand.<br />
<br />
{{S|4}} Und dann tat sich Daniel hervor vor den Ministern und Satrapen, eben deshalb, weil ein außergewöhnlicher Geist auf ihm war. Und der König beabsichtigte, ihn einzusetzen über das ganze Reich.<br />
<br />
{{S|5}} Dann suchten die Minister und Satrapen einen Vorwand gegen Daniel zu finden, der ihn von der Seite des Königs wegreißen würde, aber sie vermochten keine Vorwände und nichts Schlechtes zu finden. Eben deshalb, weil es nichts gab, fanden sie keine Irrtümer und Schlechtigkeit bei ihm.<br />
<br />
{{S|6}} Daraufhin sprachen diese Männer: Wir haben diesem Daniel gegenüber keine Ursache zur Anklage gefunden, außer wir finden etwas gegen ihn im Gesetz seines Gottes.<br />
<br />
{{S|7}} Dann stürmten diese Minister und Satrapen zum König herein, und so sprachen sie zu ihm: Der König Darius lebe ewig!<br />
<br />
{{S|8}} Alle königlichen Satrapen, Vorsteher und Minister, Staatsräte und Statthalter berieten sich, kundzutun eine Verordnung dem König und in Kraft zu setzen ein Verbot: Jeder, der eine Bitte richtet an irgendeinen Gott oder Menschen für 30 Tage außer an dich, König, der soll geworfen werden in die Grube der Löwen.<br />
<br />
{{S|9}} Jetzt, König, erlasse das Verbot und schreibe die Urkunde, die gemäß dem Gesetz der Meder und Perser nicht zu ändern ist und die nicht aufgehoben wird.<br />
<br />
{{S|10}} Dementsprechend [geschah] dieses: König Darius schrieb die Urkunde und das Verbot.<br />
<br />
{{S|11}} Sobald Daniel erfuhr, dass er die Urkunde geschrieben hatte, stieg er auf sein Haus, und die Fenster wurden von ihm geöffnet in seinem Obergemach in Richtung Jerusalem, und dreimal am Tag fiel er nieder auf seine Knie, und er betete und pries vor seinem Gott, eben deshalb, weil er sein Knecht war. Dies [machte er] seit jeher.<br />
<br />
{{S|12}} Dann stürmten diese Gegner hinein und fanden Daniel. Er betete und flehte vor seinem Gott.<br />
<br />
{{S|13}} Daraufhin traten sie hin und sprachen vor dem König über das Verbot: Hast du nicht ein Verbot erlassen, dass jeder Mensch, der seinen Gott oder einen Menschen für dreißig Tage anbetet und nicht dich, König, geworfen wird in die Grube der Löwen? Der König hub an und sagte: Diese Sache ist gewiss gemäß dem Gesetz der Meder und Perser, das nicht aufgehoben wird.<br />
<br />
{{S|14}} Daraufhin hoben sie an und sprachen vor dem König: Daniel aus dem Stamm der Exilierten aus Juda nimmt keine Rücksicht auf dich, König, und den Befehl und das Verbot, das du erlassen hast. Dreimal am Tag verrichtet<ref>Wörtlich: bittet.</ref> er seine Gebete.<br />
<br />
{{S|15}} Daraufhin, als der König die Angelegenheit (die Nachricht, die Anklage) hörte, missfiel sie ihm sehr. Und er richtete seinen Sinn auf David, wie er ihn retten könnte.<ref>Wörtlich: um ihn zu retten.</ref> Und bis zum Sonnenuntergang war es sein Bemühen, ihn zu retten.<br />
<br />
{{S|16}} Dann stürzten diese Männer herein zum König und sprachen zum König: Wisse, König, das Gesetz der Meder und Perser [lautet], dass jedes Verbot oder eine Verordnung, die der König erlassen hat, nicht abzuändern (zu übertreten) ist.<br />
<br />
{{S|17}} Daraufhin sprach der König: Daniel soll [her]gebracht werden und geworfen werden in die Löwengrube.<br />
Der König hub an und sprach zu Daniel: Dein Gott, dem du unablässig dienst, er möge dich retten.<br />
<br />
{{S|18}} Und man brachte einen Stein und legte ihn auf die Öffnung der Grube. Und der König versiegelte [ihn] mit seinem Siegelring und den Siegelringen seiner Räte (Grossen), damit nichts für Daniel verändert wurde.<br />
<br />
{{S|19}} Darauf ging der König in seinen Palast und verbrachte die Nacht fastend. Und Konkubinen (?, Speisen?, Musikinstrumente? Wohlgerüche? ein Tisch?)<ref>Die Bedeutung des Wortes ist unsicher; es kommt nur an dieser Stelle vor. Vielleicht könnte man übertragen sagen: Er gönnte sich keinen Luxus.</ref> brachte er nicht hinein vor sich. Und der Schlaf floh ihn.<br />
<br />
{{S|20}} Dann, in der Morgendämmerung, stand der König bei Tagesanbruch in Eile auf. Und er ging zur Löwengrube.<br />
<br />
{{S|21}} Und als er hinzutrat zur Grube, zu Daniel, schrie er mit betrübter Stimme. Der König hob an und sprach zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen Gottes! Dein Gott, dem du unablässig dienst, konnte er dich vor den Löwen retten?<br />
<br />
{{S|22}} Darauf redete Daniel mit dem König: Der König lebe ewig!<br />
<br />
{{S|23}} Mein Gott schickte seinen Boten (Engel), der verschloss das Maul der Löwen, und sie verletzten mich nicht, weil vor ihm meine Unschuld gefunden wurde. Und auch vor dir, König, beging ich kein Verbrechen.<br />
<br />
{{S|24}} Darauf freute sich der König sehr und befahl, Daniel aus der Grube heraufzubringen. Und Daniel wurde aus der Grube heraufgebracht, und es fand sich keine einzige Verletzung an ihm, weil er auf seinen Gott vertraut hatte.<br />
<br />
{{S|25}} Und der König befahl, dass diese Männer gebracht werden sollten, die Daniel verleumdet hatten.<ref>Wörtlich: Ein Stück von ihm gegessen, zerstört hatten - ein wunderbares Bild für die Verleumdung!</ref> Und man warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder<ref>Wörtlich: Söhne.</ref> und ihre Frauen. Und sie erreichten nicht den Boden der Grube, bevor sich die Löwen ihrer bemächtigten und alle ihre Knochen zermalmten.<br />
<br />
{{S|26}} Dann schrieb König Darius allen Völkern, Nationen und Sprachgemeinschaften, die auf der ganzen Erde wohnten: Reiches Wohlergehen euch!<br />
<br />
{{S|27}} {Von meiner Seite aus} habe ich den Befehl erlassen, dass man im ganzen Herrschaft[sgebiet] meines Königreiches zittere und sich fürchte vor dem Gott Daniels.<br />
<br />
<poem> <br />
<br />
Denn er ist der lebendige Gott,<br />
und er (über)dauert für immer.<br />
Und sein Königtum wird nicht zerstört (zugrunde gehen),<br />
und seine Herrschaft [währt] bis zum Ende.<br />
<br />
{{S|28}} Er rettet und befreit und er tut<br />
Zeichen und Wunder im Himmel und auf Erden.<br />
Er rettete Daniel aus der Gewalt der Löwen.<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{S|29}} Und diesem Daniel ging es gut während Darius’ Königtum und während des Königtums des Persers Kyrus.<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_11&diff=33776Daniel 112022-04-03T13:06:24Z<p>Olaf: Status hochgesetzt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und ich, im ersten Jahr des Meders Darius, ich bin bereit,<ref>Wörtlich: stehe auf.</ref> ihm zu helfen und ihn in Sicherheit zu bringen.<ref>Möglicherweise sind in 10,21 und 11,1 einige Versteile durcheinander geraten. 10,21a passt besser vor 11,2 und 11,1b besser hinter 10,21 - allerdings müsste dann, wie es im Apparat der BHS vorgeschlagen wird, eine Angleichung bei den Formen vorgenommen werden, wie es die syrische Version tut. Dann würden die beiden Verse lauten: 10,21 Und es ist kein einziger, der sich zu mir hält gegen diese außer Michael, eurem Fürsten, der (Partizip statt finite Verbform) aufsteht (bereit ist), zu helfen und mich (֚לי statt לו) in Sicherheit zu bringen. 11,1 Jedoch teile ich dir mit, was aufgezeichnet ist im Buch der Wahrheit. Der Versteil 11,1a ist laut Apparat der BHS als Hinzufügung zu streichen.</ref><br />
<br />
{{S|2}} Und nun teile ich dir Wahrheit mit: Sieh, noch drei Könige erheben sich für Persien. Und der vierte erwirbt sich größeren Reichtum als alle. Und wie er stark wird durch seinen Reichtum, bietet er alle auf (stachelt er alle auf) gegen das Königreich Griechenland.<br />
<br />
{{S|3}} Und es erhebt sich ein Kriegerkönig und beherrscht ein großes Reich. Und er tut, was ihm gefällt.<br />
<br />
{{S|4}} Aber sowie er sich erhebt, zerbricht seine Herrschaft und zerteilt sich auf die vier Winde des Himmels. {Und} sie geht nicht auf seinen Nachkommen über, und er wird nicht herrschen, wie er herrschte, denn ausgerissen wird seine Herrschaft und anderen außer ihnen [zuteil].<br />
<br />
{{S|5}} Dann herrscht der König des Südens, und einer seiner Oberen herrscht über ihn und beherrscht ein Reich, das größer ist als seine Herrschaft.<br />
<br />
{{S|6}} Und nach einigen Jahren verbünden sie sich, und die Tochter des Königs des Südens kommt zum König des Nordens, um Frieden herzustellen (einen Ausgleich zu schaffen), aber sie behält nicht die Macht des Armes, und sein (!) Nachkomme wird nicht bestehen. Und sie wird in diesen Zeiten dahingegeben (preisgegeben), sie und die sie hinbrachten, der sie zeugte<ref>ihr Vater.</ref> und der sie heiratete.<ref>ihr Mann.</ref><br />
<br />
{{S|7}} Und es tritt auf einer aus dem Spross ihrer Wurzel an seiner Stelle, und er kommt zu Vermögen<ref>Oder: er kommt zum Wall/ zur Mauer.</ref> und er kommt zur Festung des Königs des Nordens, und er handelt an ihnen und erweist sich mächtig.<br />
<br />
{{S|8}} Und auch ihre Götter mit den Gottesbildern, mit den kostbaren Geräten aus Silber und Gold, bringt er als Beute nach Ägypten. Und jahre[lang] hält er dem König des Nordens stand.<br />
<br />
{{S|9}} Und er kommt in das Reich des Königs des Südens, aber er kehrt um in sein Land.<br />
<br />
{{S|10}} Und seine Söhne rüsten und sammeln eine Menge, eine große Streitmacht, und sie kommen gewaltig<ref>Figura Etymologica, oder: sie kommen zu ihm, vgl. Apparat BHS.</ref> und überschwemmen und gehen darüber hin, dann kehren sie um und rüsten für die Festung.<br />
<br />
{{S|11}} Und der König des Südens ergrimmt und zieht aus und kämpft mit ihm, mit dem König des Nordens. Und er stellt eine große Menge auf, aber die Menge wird preisgegeben in seine Hand.<br />
<br />
{{S|12}} Und er bringt die Menge weg, und sein Herz überhebt sich, und er bringt Unzählige zu Fall, aber er besteht nicht.<br />
<br />
{{S|13}} Und der König des Nordens wendet sich [nach Süden] und stellt eine große Menge auf, größer als die erste. Und am Ende der Zeiten, [nach einigen] Jahren kommt er gewaltig<ref>Figura Etymologica, oder: er kommt zu ihm, vgl. Apparat BHS.</ref> mit großer [Heeres]Macht und großem Tross.<br />
<br />
{{S|14}} Und zu dieser Zeit erheben sich viele gegen den König des Südens, und Räuber<ref>Gemeint sind wohl: Guerillakämpfer.</ref> aus deinem Volk erheben sich, um die Vision wahr zu machen, aber sie straucheln.<br />
<br />
{{S|15}} Und der König des Nordens kommt und schüttet einen Belagerungswall auf und nimmt befestigte Städte ein. Und die Nachkommenschaft [des Königs] des Südens hält nicht stand, noch die Auslese (die Besten) des Volkes, und es gibt keine Kraft, standzuhalten.<br />
<br />
{{S|16}} Und der gegen ihn zieht wird handeln nach seinem Wohlgefallen, und keiner hält ihm stand, und er wird bleiben im Land der Herrlichkeit,<ref>Gemeint ist Israel.</ref> und die Vernichtung ist in seiner Hand.<br />
<br />
{{S|17}} Und er wird danach trachten,<ref>Wörtlich: sein Angesicht darauf ausrichten.</ref> dessen ganzes Königreich mit Gewalt einzunehmen, und die Frommen [sind] mit ihm, und er tut es. Und eine Tochter der Frauen <ref>Eine seiner Töchter?</ref> wird er ihm geben, um es<ref>Das Königreich</ref> zu verderben, aber es (?) hat keinen Bestand und es wird ihm nicht gelingen.<ref>Wörtlich: nicht sein für ihn.</ref><br />
<br />
{{S|18}} Und er wird sein Augenmerk richten<ref>Wörtlich: sein Angesicht ausrichten.</ref> auf die Inseln und viele besetzen. Und ein Anführer wird ihn zwingen, seine Schmähungen zu beenden, und seine Schmähung wird sich gegen ihn kehren.<br />
<br />
{{S|19}} Und er wird sich wenden gegen die Festungen seines Landes, und er wird straucheln und fallen. Und er wird nicht gefunden werden.<br />
<br />
{{S|20}} Und an seiner statt tritt auf einer, der [Abgaben] des erhabenen Königreiches eintreibt, und in wenigen Tagen wird er umgebracht, aber nicht öffentlich und nicht im Krieg.<br />
<br />
{{S|21}} Und es tritt auf an seiner statt ein gering geschätzter Mensch, und sie ließen ihm die Pracht des Königtums nicht zuteil werden, und er kommt überraschend<ref>Wörtlich: in Sorglosigkeit.</ref> und er ergreift das Königtum durch List.<br />
<br />
{{S|22}} Und die Nachkommen der Flut werden weggespült von ihm und vernichtet, und auch der Fürst des Bundes.<br />
<br />
{{S|23}} Und nachdem er sich mit ihm verbunden hat, betrügt er und geht hinauf und wird stark mit wenigen Leuten.<br />
<br />
{{S|24}} Überraschend<ref>Wörtlich: in Sorglosigkeit.</ref> kommt er in die fruchtbaren Gegenden des Landes und tut, was seine Väter und die Väter seiner Väter nicht taten, Plünderung und Beute, und den Besitz teilte er ihnen aus. Und gegen die Festungen schmiedet er Pläne zu dieser Zeit.<br />
<br />
{{S|25}} Und er wird seine Kraft und seinen Mut aufreizen gegen den König des Südens mit großer Stärke. Und der König des Südens wird mit großer Kraft kämpfend vordringen und sie werden sehr stark sein, aber er wird nicht bestehen, denn sie haben Pläne gegen ihn geschmiedet.<br />
<br />
{{S|26}} Und die an seiner Tafel speisen, werden ihn vernichten, und sein Heer wird sich verlaufen (fortspülen), und viele Erschlagene fallen.<br />
<br />
{{S|27}} Und beider Könige Absicht (Wille) [ist] auf Böses [gerichtet], und am selben<ref>Wörtlich: an einem.</ref> Tisch sprechen sie Lüge (Täuschung), aber ohne Erfolg, denn der Termin des Endes [kommt erst] noch.<br />
<br />
{{S|28}} Und er wird in sein Land zurückkehren mit großem Tross und wird seine Absicht gegen den heiligen Bund richten und [so] handeln und in sein Land zurückkehren.<br />
<br />
{{S|29}} Zum bestimmten Zeitpunkt zieht er erneut<ref>Wörtlich: kehrt er um und zieht.</ref> gegen den Süden, aber es wird beim zweiten Mal nicht so sein wie beim ersten Mal.<br />
<br />
{{S|30}} Und es ziehen gegen ihn zypriotische Schiffe, und er verzagt. Und er zürnt erneut<ref>Wörtlich: kehrt um und zürnt.</ref> gegen den heiligen Bund und handelt [entsprechend], und achtet erneut<ref>Wörtlich: kehrt um und achtet auf.</ref> auf die, die<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> den heiligen Bund verlassen.<br />
<br />
{{S|31}} Und Streitkräfte von ihnen<ref>ein Teil der Streitkräfte?, vgl. Zürcher Bibel.</ref> werden antreten, und sie entweihen das Burgheiligtum<ref>הַמִּקְדָּ֤שׁ הַמָּעֹוז֙ als Constructus-Verbindung aufgefasst. Luther übersetzt „Das Heiligtum und die Burg”, die Zürcher Bibel „das Heiligtum, die Burg”. Gemeint ist der Zionsberg mit dem Tempel und der salomonischen Burganlage.</ref> und schaffen das tägliche Opfer ab und stellen auf das Kultbild des Verwüsters.<ref>Eine Verballhornung des semitischen Gottes Ba’al Schamem, „Herr des Himmels”.</ref><br />
<br />
{{S|32}} Und die sich schuldig machen gegen den Bund, wird er mit glatten Worten zum Abfall bringen. das Volk aber derer, die ihren Gott kennen, wird sich mächtig zeigen und [dementsprechend] handeln.<br />
<br />
{{S|33}} Und die Frommen (Einsichtigen) des Volkes werden viele zur Einsicht bringen, aber sie werden zum Straucheln (Stolpern) gebracht durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Plünderung für eine gewisse Zeit.<br />
<br />
{{S|34}} Und bei ihrem Straucheln werden sie ein wenig Hilfe finden, und es werden sich ihnen viele anschließen mit Falschheit.<br />
<br />
{{S|35}} Und von den Frommen (Einsichtigen) werden [einige] straucheln, um durch sie geläutert zu werden, und um gereinigt und weiß gemacht zu werden für die Zeit des Endes, denn der Termin [kommt erst] noch.<br />
<br />
{{S|36}} Und der König handelt, wie im beliebt, und er überhebt sich und macht sich größer als alle Götter, und gegen den Gott der Götter führt er unerhörte Reden. Und er wird Gelingen haben bis zum Ende des Zorns, denn was beschlossen wurde, wird ausgeführt.<br />
<br />
{{S|37}} Und auf den Gott seiner Väter (Vorfahren) wird er nicht achten, noch auf den Liebling der Frauen<ref>Damit ist der griechische Gott Adonis gemeint.</ref> noch auf irgendeinen Gott wird er achten, denn über alle wird er sich erheben.<br />
<br />
{{S|38}} Aber Zeus Olympios<ref>Wörtlich: den Gott der Festungen.</ref> wird er an seiner statt ehren, {und} einen Gott, den seine Väter (Vorfahren) nicht kannten, wird er ehren mit Gold und Silber (Geld), edlen Steinen und Kostbarkeiten.<br />
<br />
{{S|39}} Und er geht vor gegen befestigte Städte mit einem ausländischen Gott. Wer ihn anerkennt, dessen Würde macht er groß und lässt sie herrschen über viele, und Land teilt er als Lohn aus.<br />
<br />
{{S|40}} Und zur Zeit des Ende wird mit ihm zusammenstoßen der König des Südens, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Streitwagen und Reitern und einer Menge an Schiffen. Und er wird in die Länder kommen und sie überfluten und darüber hingehen.<br />
<br />
{{S|41}} Und er kommt in das herrliche Land,<ref>Israel</ref> und viele werden straucheln. Aber diese werden aus seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die Ersten<ref>Oder: der Hauptteil?</ref> der Kinder Amons.<br />
<br />
{{S|42}} Und er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern. Und für das Land Ägypten wird es kein Entrinnen geben.<br />
<br />
{{S|43}} Und er wird herrschen über verborgene Schätze von Gold und von Silber und über alle Kostbarkeiten Ägyptens. Und Lybier und Kuschiter werden in seinem Gefolge sein.<br />
<br />
{{S|44}} Und Gerüchte werden ihn in Bestürzung versetzen aus dem Osten und aus dem Norden. Und er wird ausziehen in großem Zorn, um viele auszurotten und mit dem Bann zu belegen.<br />
<br />
{{S|45}} Und er wird aufschlagen<ref>Im masoretischen Text steht יִטַּע, pflanzen. Der Apparat schlägt vor, statt dessen יִטַה zu lesen, aufschlagen. Die beiden Verben unterscheiden sich nur im letzten Buchstaben (Ajin bzw. He), sodass eine Verschreibung vorliegen könnte.</ref> seinen Zeltpalast zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde.<ref>Gemeint ist der Zion.</ref> Und er kommt an sein Ende, und es gibt keinen Helfer für ihn.<br />
<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Lukas_4&diff=33775Lukas 42022-04-03T13:03:12Z<p>Olaf: Status hochgesetzt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Jesus aber, voll des heilgen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde im (vom) Geist in der Wüste geführt,<br />
<br />
{{S|2}} vierzig Tage lang, wobei er vom Teufel versucht wurde. Und er aß nichts in jenen Tagen und als sie zu Ende gingen (vollendet, erfüllt wurden), hatte er Hunger (hungerte er, ihn).<br />
<br />
{{S|3}} [Es] sagte ihm aber der Teufel: Wenn du Sohn Gottes bist, sag diesem Stein, dass er Brot werde.<br />
<br />
{{S|4}} Und [es] antwortete ihm {der} Jesus: Es steht (ist) geschrieben: {dass} „Nicht von Brot allein wird der Mensch leben“<ref>Wörtlich aus Dtn 8,3 in der Fassung der Septuaginta.</ref>.<br />
<br />
{{S|5}} Und er führte ihn hinauf und zeigte ihm alle die Reiche der bewohnten Welt in einem Augenblick (Punkt der Zeit)<br />
<br />
{{S|6}} und [es] sagte ihm der Teufel: Dir werde ich diese ganze Vollmacht geben und ihren<ref>Bezieht sich auf die in Vers 5 erwähnten Reiche.</ref> Ruhm (Glanz, ihre Herrlichkeit), denn mir wurde [sie] übergeben und ich gebe sie, wem ich will;<br />
<br />
{{S|7}} du also – wenn du dich [verehrend] vor mir niederwirfst (mich anbetest), wird sie ganz dein sein. <br />
<br />
{{S|8}} Und Jesus antwortete und sagte ihm: Es steht (ist) geschrieben: „Den Herrn, deinen Gott sollst (wirst) du dich niederwerfend verehren (anbeten) und ihm allein sollst (wirst) du dienen.“<ref>Am nächsten kommen Septuaginta Dtn 6,13 und 10,20, wo es allerdings heißt: „Den Herrn, deinen Gott sollst (wirst) du fürchten und ihm sollst (wirst) du dienen.“ (D.h. „fürchten“ statt „dich niederwerfend verehren“ und ohne „allein“.) Nur der Septuagintatext des Codex Alexandrinus (5. Jahrhundert) hat den exakten Wortlaut.</ref><br />
<br />
{{S|9}} Er führte ihn aber nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinnen (den Rand) des Tempels und sagte ihm: Wenn du Sohn Gottes bist, wirf dich von hier hinab (nach unten),<br />
<br />
{{S|10}} denn es steht (ist) geschrieben: {dass} „Seinen Engel wird er deinetwegen (in Rücksicht auf dich) befehlen, dich zu bewahren (bewachen)“ <ref>Exakte Wiedergabe eines Teils von Septuagina Ps 90 (91), 11.</ref><br />
<br />
{{S|11}} und {dass} „auf Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht gegen einen Stein stößt.“<ref>Exakte Wiedergabe Septuaginta Ps 90 (91),12.</ref> <br />
<br />
{{S|12}} Und {der} Jesus antwortete und sagte ihm: {dass} Es ist gesagt worden: „Du sollst (wirst) den Herrn, deinen Gott nicht versuchen.“<ref>Exakte Wiedergabe von Septuaginta Dtn 6,16a.</ref><br />
<br />
{{S|13}} Und nachdem (als) der Teufel alle Versuchung zu Ende gebracht (vollendet) hatte, ließ er von ihm ab bis zu einem gelegenem Zeitpunkt (einer passenden Gelegenheit).<br />
<br />
{{S|14}} Und {der} Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiäa zurück. Und Kunde ging aus in die ganze Umgebung über ihn. <br />
<br />
{{S|15}} Und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen gerühmt.<br />
<br />
{{S|16}} Und er kam nach Nazareth, wo er (großgezogen worden =) aufgewachsen war, und ging {hinein} (gemäß =) nach seiner Gewohnheit (am Tag des Sabbats =) am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen.<br />
<br />
{{S|17}} Und ihm wurde überreicht (übergeben) das Buch (= die Buchrolle) des Propheten Jesaja<ref>Ich würde hier βἰβλιον mit "Buch" übersetzen, weil es m.E. nicht die Buchrolle meint, sondern den Titel. Im nächsten Satz ist dann von der Buchrolle die Rede, die aufgewickelt wird.</ref>. Und als<ref>Partizip Aorist, temporal aufgelöst</ref> er die Buchrolle aufwickelte, fand er die Stelle, wo geschrieben stand:<br />
<br />
{{S|18}} <poem>Der Geist des Herrn ist auf mir,<br />
der deswegen mich salbte,<br />
um Armen gute Nachricht zu bringen,<br />
mich schickte,<br />
zu verkündigen Gefangenen Entlassung (aus dem Gefängnis)<br />
und Blinden Wiedererlangung des Gesichts,<br />
zu schicken Gebrochene in Entlassung,</poem><br />
<br />
{{S|19}} <poem>auszurufen ein günstiges (angenehmes, willkommenes) Jahr des Herrn<ref>Luther übersetzt "Gnadenjahr"</ref>.</poem><br />
<br />
{{S|20}} {Und} nachdem<ref>Partizip Aorist, temporal übersetzt</ref> er die Buchrolle zusammengerollt und<ref>Partizip Präsens, beiordnend übersetzt</ref> sie dem Diener zurückgegeben hatte, setzte er sich. Und aller Augen in der Synagoge blickten gespannt auf ihn.<br />
<br />
{{S|21}} Er {aber} hob an, zu ihnen zu sprechen<ref>ὅτι zitativum entfällt, im Dt. durch den Doppelpunkt wiedergegeben</ref>: Heute wurde diese Schriftstelle<ref>γραφἠ bezeichnet nicht nur die Bibel als (Heilige) Schrift, sondern auch die einzelne Schriftstelle (Periskope), s. Bauer WB s.v.</ref> in<ref>ἐν Präposition mit Dativ, wird lokal = in oder instrumental = durch übersetzt. Luther übersetzt "vor euren Ohren", analog zu "vor euren Augen", was man als "lokale" Übersetzung gelten lassen könnte, aber hier geht es m.E. um mehr als die Ohrenzeugenschaft: die Zuhörer haben Anteil an der Erfüllung der Schrift, indem sie glauben, was Jesus sagt, daher die (etwas holprige) Übersetzung "in euren Ohren"</ref> euren Ohren erfüllt.<br />
<br />
{{S|22}} {Und} alle spendeten ihm Beifall und staunten (wunderten sich) über die Worte der Anmut, die aus seinem Mund gekommen waren, und sprachen: Ist das (dieser) nicht Josefs Sohn?<br />
<br />
{{S|23}} Und er sprach zu ihnen: Sicherlich werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten:<ref>Wörtlich: sagen.</ref> Arzt, heile dich selbst! Was wir in Kapernaum geschehen hörten, das tu auch in deiner Vaterstadt!<br />
<br />
{{S|24}} Er sprach aber: Wirklich (Amen, wahrlich), ich sage euch, dass kein Prophet in seiner Heimatstadt willkommen ist.<br />
<br />
{{S|25}} Wahrhaftig {aber}, sage ich euch, es gab viele Witwen in Israel in den Tagen Elias, als der Himmel verschlossen war für drei Jahre und sechs Monate, sodass eine gewaltige Hungersnot im ganzen Land entstand,<br />
<br />
{{S|26}} aber zu keiner von ihnen wurde Elia geschickt außer dem sidonischen Sarepta zu einer verwitweten Frau.<ref>Vgl. 1.Könige 17.</ref><br />
<br />
{{S|27}} Und viele Lepröse gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, aber keiner von ihnen wurde rein außer dem Syrer Naaman.<ref>Vgl. 2.Könige 5.</ref><br />
<br />
{{S|28}} Und alle in der Synagoge, die das hörten, wurden zornig<ref>Wörtlich: erfüllt von Zorn.</ref>,<br />
<br />
{{S|29}} {und} standen auf, trieben ihn aus der Stadt und führten ihn bis zur Klippe (zum Abhang) des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen.<br />
<br />
{{S|30}} Er aber schritt durch ihre Mitte und ging fort.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|31}} Und er ging hinab nach Kapernaum, eine Stadt Galiläas. Und er lehrte sie am Sabbat.<br />
<br />
{{S|32}} Und sie gerieten außer sich über seine Lehre, weil sein Wort in Vollmacht geschah.<br />
<br />
{{S|33}} Und in der Synagoge war ein Mensch, der den Geist eines unreinen Dämonen hatte und mit gewaltiger Stimme schrie:<br />
<br />
{{S|34}} Ach! (O Weh!), was haben wir mit dir zu tun (schaffen), Jesus Nazarener? Kamst du, uns zu vernichten (töten, verderben)? Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes.<br />
<br />
{{S|35}} Aber Jesus bedrohte ihn und sprach: Schweig und fahre aus ihm aus! Und der Dämon riss ihn in die Mitte (mitten hinein)<ref>In die Mitte des Raumes oder mitten hinein in die versammelte Gemeinde.</ref> und fuhr von ihm aus, ohne ihn zu schädigen.<br />
<br />
{{S|36}} Und ein Entsetzen (Schrecken) widerfuhr allen, sodass<ref>καί consecutivum, BDR § 442.2.</ref> sie sich miteinander besprachen {und sagten}: Was ist das für ein Wort, das<ref>Im Text steht ότι, das hier kausal/konsekutiv aufgefasst werden muss: in Anbetracht dessen, dass (BDR § 456.2). Eine im Deutschen angemessene Wiedergabe ist der Relativsatz. Das bedeutet, dass sich das folgende Verb ἐπιτάσσει in der 3.Pers.Sg. auf das Wort als Subjekt bezieht, nicht auf Jesus. Freilich könnte die Doppeldeutigkeit Wort/Jesus auch schon von Lukas bedacht und mitgemeint gewesen sein.</ref> mit Vollmacht und Kraft den unreinen Geistern gebietet (befiehlt), und sie fahren aus?<br />
<br />
{{S|37}} Und die Kunde über ihn (sein Ruf) ging aus zu allen Orten der Umgebung.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|38}} Nachdem<ref>Partizip Aorist, temporal aufgelöst.</ref> er sich {aber} von der Synagoge aufgemacht hatte, ging er in das Haus Simons. Die Schwiegermutter des Petrus aber wurde von einem schweren Fieber bedrängt, und sie baten ihn für sie. <br />
<br />
{{S|39}} {Und} er stellte sich über sie und schalt (ermahnte) das Fieber, und es verließ sie. Sofort {aber} stand sie auf und diente ihnen.<br />
<br />
{{S|40}} Als<ref>Partizip, temporal aufgelöst.</ref> die Sonne {aber} untergegangen war, brachten sie alle, die an verschiedenartigen Krankheiten litten, zu ihm. Er aber heilte sie, indem<ref>Partizip, kausal aufgelöst.</ref> er jedem einzelnen von ihnen die Hände auflegte.<br />
<br />
{{S|41}} Aber auch Dämonen fuhren von vielen aus, schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und indem<ref>Partizip, kausal aufgelöst.</ref> er sie ermahnte, verwehrte er ihnen zu sprechen, denn sie wussten, dass er der Messias (Christus) war.<br />
<br />
{{S|42}} Nachdem<ref>Partizip, temporal aufgelöst.</ref> es Tag geworden war, ging er fort und wanderte an einen wüsten Ort. Aber das Volk suchte ihn auf (verlangte nach ihm) und ging zu ihm und hielt ihn fest, damit er nicht von ihnen weggehen konnte.<br />
<br />
{{S|43}} Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Gottesreich verkündigen, denn dazu bin ich gesandt.<br />
<br />
{{S|44}} Und er predigte in den Synagogen der Juden.<br />
<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Lukas_4&diff=33774Lukas 42022-04-03T13:02:32Z<p>Olaf: Status hochgesetzt</p>
<hr />
<div>{{Studienfassung zu prüfen}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Jesus aber, voll des heilgen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde im (vom) Geist in der Wüste geführt,<br />
<br />
{{S|2}} vierzig Tage lang, wobei er vom Teufel versucht wurde. Und er aß nichts in jenen Tagen und als sie zu Ende gingen (vollendet, erfüllt wurden), hatte er Hunger (hungerte er, ihn).<br />
<br />
{{S|3}} [Es] sagte ihm aber der Teufel: Wenn du Sohn Gottes bist, sag diesem Stein, dass er Brot werde.<br />
<br />
{{S|4}} Und [es] antwortete ihm {der} Jesus: Es steht (ist) geschrieben: {dass} „Nicht von Brot allein wird der Mensch leben“<ref>Wörtlich aus Dtn 8,3 in der Fassung der Septuaginta.</ref>.<br />
<br />
{{S|5}} Und er führte ihn hinauf und zeigte ihm alle die Reiche der bewohnten Welt in einem Augenblick (Punkt der Zeit)<br />
<br />
{{S|6}} und [es] sagte ihm der Teufel: Dir werde ich diese ganze Vollmacht geben und ihren<ref>Bezieht sich auf die in Vers 5 erwähnten Reiche.</ref> Ruhm (Glanz, ihre Herrlichkeit), denn mir wurde [sie] übergeben und ich gebe sie, wem ich will;<br />
<br />
{{S|7}} du also – wenn du dich [verehrend] vor mir niederwirfst (mich anbetest), wird sie ganz dein sein. <br />
<br />
{{S|8}} Und Jesus antwortete und sagte ihm: Es steht (ist) geschrieben: „Den Herrn, deinen Gott sollst (wirst) du dich niederwerfend verehren (anbeten) und ihm allein sollst (wirst) du dienen.“<ref>Am nächsten kommen Septuaginta Dtn 6,13 und 10,20, wo es allerdings heißt: „Den Herrn, deinen Gott sollst (wirst) du fürchten und ihm sollst (wirst) du dienen.“ (D.h. „fürchten“ statt „dich niederwerfend verehren“ und ohne „allein“.) Nur der Septuagintatext des Codex Alexandrinus (5. Jahrhundert) hat den exakten Wortlaut.</ref><br />
<br />
{{S|9}} Er führte ihn aber nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinnen (den Rand) des Tempels und sagte ihm: Wenn du Sohn Gottes bist, wirf dich von hier hinab (nach unten),<br />
<br />
{{S|10}} denn es steht (ist) geschrieben: {dass} „Seinen Engel wird er deinetwegen (in Rücksicht auf dich) befehlen, dich zu bewahren (bewachen)“ <ref>Exakte Wiedergabe eines Teils von Septuagina Ps 90 (91), 11.</ref><br />
<br />
{{S|11}} und {dass} „auf Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht gegen einen Stein stößt.“<ref>Exakte Wiedergabe Septuaginta Ps 90 (91),12.</ref> <br />
<br />
{{S|12}} Und {der} Jesus antwortete und sagte ihm: {dass} Es ist gesagt worden: „Du sollst (wirst) den Herrn, deinen Gott nicht versuchen.“<ref>Exakte Wiedergabe von Septuaginta Dtn 6,16a.</ref><br />
<br />
{{S|13}} Und nachdem (als) der Teufel alle Versuchung zu Ende gebracht (vollendet) hatte, ließ er von ihm ab bis zu einem gelegenem Zeitpunkt (einer passenden Gelegenheit).<br />
<br />
{{S|14}} Und {der} Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiäa zurück. Und Kunde ging aus in die ganze Umgebung über ihn. <br />
<br />
{{S|15}} Und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen gerühmt.<br />
<br />
{{S|16}} Und er kam nach Nazareth, wo er (großgezogen worden =) aufgewachsen war, und ging {hinein} (gemäß =) nach seiner Gewohnheit (am Tag des Sabbats =) am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen.<br />
<br />
{{S|17}} Und ihm wurde überreicht (übergeben) das Buch (= die Buchrolle) des Propheten Jesaja<ref>Ich würde hier βἰβλιον mit "Buch" übersetzen, weil es m.E. nicht die Buchrolle meint, sondern den Titel. Im nächsten Satz ist dann von der Buchrolle die Rede, die aufgewickelt wird.</ref>. Und als<ref>Partizip Aorist, temporal aufgelöst</ref> er die Buchrolle aufwickelte, fand er die Stelle, wo geschrieben stand:<br />
<br />
{{S|18}} <poem>Der Geist des Herrn ist auf mir,<br />
der deswegen mich salbte,<br />
um Armen gute Nachricht zu bringen,<br />
mich schickte,<br />
zu verkündigen Gefangenen Entlassung (aus dem Gefängnis)<br />
und Blinden Wiedererlangung des Gesichts,<br />
zu schicken Gebrochene in Entlassung,</poem><br />
<br />
{{S|19}} <poem>auszurufen ein günstiges (angenehmes, willkommenes) Jahr des Herrn<ref>Luther übersetzt "Gnadenjahr"</ref>.</poem><br />
<br />
{{S|20}} {Und} nachdem<ref>Partizip Aorist, temporal übersetzt</ref> er die Buchrolle zusammengerollt und<ref>Partizip Präsens, beiordnend übersetzt</ref> sie dem Diener zurückgegeben hatte, setzte er sich. Und aller Augen in der Synagoge blickten gespannt auf ihn.<br />
<br />
{{S|21}} Er {aber} hob an, zu ihnen zu sprechen<ref>ὅτι zitativum entfällt, im Dt. durch den Doppelpunkt wiedergegeben</ref>: Heute wurde diese Schriftstelle<ref>γραφἠ bezeichnet nicht nur die Bibel als (Heilige) Schrift, sondern auch die einzelne Schriftstelle (Periskope), s. Bauer WB s.v.</ref> in<ref>ἐν Präposition mit Dativ, wird lokal = in oder instrumental = durch übersetzt. Luther übersetzt "vor euren Ohren", analog zu "vor euren Augen", was man als "lokale" Übersetzung gelten lassen könnte, aber hier geht es m.E. um mehr als die Ohrenzeugenschaft: die Zuhörer haben Anteil an der Erfüllung der Schrift, indem sie glauben, was Jesus sagt, daher die (etwas holprige) Übersetzung "in euren Ohren"</ref> euren Ohren erfüllt.<br />
<br />
{{S|22}} {Und} alle spendeten ihm Beifall und staunten (wunderten sich) über die Worte der Anmut, die aus seinem Mund gekommen waren, und sprachen: Ist das (dieser) nicht Josefs Sohn?<br />
<br />
{{S|23}} Und er sprach zu ihnen: Sicherlich werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten:<ref>Wörtlich: sagen.</ref> Arzt, heile dich selbst! Was wir in Kapernaum geschehen hörten, das tu auch in deiner Vaterstadt!<br />
<br />
{{S|24}} Er sprach aber: Wirklich (Amen, wahrlich), ich sage euch, dass kein Prophet in seiner Heimatstadt willkommen ist.<br />
<br />
{{S|25}} Wahrhaftig {aber}, sage ich euch, es gab viele Witwen in Israel in den Tagen Elias, als der Himmel verschlossen war für drei Jahre und sechs Monate, sodass eine gewaltige Hungersnot im ganzen Land entstand,<br />
<br />
{{S|26}} aber zu keiner von ihnen wurde Elia geschickt außer dem sidonischen Sarepta zu einer verwitweten Frau.<ref>Vgl. 1.Könige 17.</ref><br />
<br />
{{S|27}} Und viele Lepröse gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, aber keiner von ihnen wurde rein außer dem Syrer Naaman.<ref>Vgl. 2.Könige 5.</ref><br />
<br />
{{S|28}} Und alle in der Synagoge, die das hörten, wurden zornig<ref>Wörtlich: erfüllt von Zorn.</ref>,<br />
<br />
{{S|29}} {und} standen auf, trieben ihn aus der Stadt und führten ihn bis zur Klippe (zum Abhang) des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen.<br />
<br />
{{S|30}} Er aber schritt durch ihre Mitte und ging fort.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|31}} Und er ging hinab nach Kapernaum, eine Stadt Galiläas. Und er lehrte sie am Sabbat.<br />
<br />
{{S|32}} Und sie gerieten außer sich über seine Lehre, weil sein Wort in Vollmacht geschah.<br />
<br />
{{S|33}} Und in der Synagoge war ein Mensch, der den Geist eines unreinen Dämonen hatte und mit gewaltiger Stimme schrie:<br />
<br />
{{S|34}} Ach! (O Weh!), was haben wir mit dir zu tun (schaffen), Jesus Nazarener? Kamst du, uns zu vernichten (töten, verderben)? Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes.<br />
<br />
{{S|35}} Aber Jesus bedrohte ihn und sprach: Schweig und fahre aus ihm aus! Und der Dämon riss ihn in die Mitte (mitten hinein)<ref>In die Mitte des Raumes oder mitten hinein in die versammelte Gemeinde.</ref> und fuhr von ihm aus, ohne ihn zu schädigen.<br />
<br />
{{S|36}} Und ein Entsetzen (Schrecken) widerfuhr allen, sodass<ref>καί consecutivum, BDR § 442.2.</ref> sie sich miteinander besprachen {und sagten}: Was ist das für ein Wort, das<ref>Im Text steht ότι, das hier kausal/konsekutiv aufgefasst werden muss: in Anbetracht dessen, dass (BDR § 456.2). Eine im Deutschen angemessene Wiedergabe ist der Relativsatz. Das bedeutet, dass sich das folgende Verb ἐπιτάσσει in der 3.Pers.Sg. auf das Wort als Subjekt bezieht, nicht auf Jesus. Freilich könnte die Doppeldeutigkeit Wort/Jesus auch schon von Lukas bedacht und mitgemeint gewesen sein.</ref> mit Vollmacht und Kraft den unreinen Geistern gebietet (befiehlt), und sie fahren aus?<br />
<br />
{{S|37}} Und die Kunde über ihn (sein Ruf) ging aus zu allen Orten der Umgebung.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|38}} Nachdem<ref>Partizip Aorist, temporal aufgelöst.</ref> er sich {aber} von der Synagoge aufgemacht hatte, ging er in das Haus Simons. Die Schwiegermutter des Petrus aber wurde von einem schweren Fieber bedrängt, und sie baten ihn für sie. <br />
<br />
{{S|39}} {Und} er stellte sich über sie und schalt (ermahnte) das Fieber, und es verließ sie. Sofort {aber} stand sie auf und diente ihnen.<br />
<br />
{{S|40}} Als<ref>Partizip, temporal aufgelöst.</ref> die Sonne {aber} untergegangen war, brachten sie alle, die an verschiedenartigen Krankheiten litten, zu ihm. Er aber heilte sie, indem<ref>Partizip, kausal aufgelöst.</ref> er jedem einzelnen von ihnen die Hände auflegte.<br />
<br />
{{S|41}} Aber auch Dämonen fuhren von vielen aus, schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und indem<ref>Partizip, kausal aufgelöst.</ref> er sie ermahnte, verwehrte er ihnen zu sprechen, denn sie wussten, dass er der Messias (Christus) war.<br />
<br />
{{S|42}} Nachdem<ref>Partizip, temporal aufgelöst.</ref> es Tag geworden war, ging er fort und wanderte an einen wüsten Ort. Aber das Volk suchte ihn auf (verlangte nach ihm) und ging zu ihm und hielt ihn fest, damit er nicht von ihnen weggehen konnte.<br />
<br />
{{S|43}} Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Gottesreich verkündigen, denn dazu bin ich gesandt.<br />
<br />
{{S|44}} Und er predigte in den Synagogen der Juden.<br />
<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Psalm_121&diff=33209Psalm 1212022-01-07T18:18:41Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Ein Lied zu den Wallfahrten<ref>Wörtlich: den Hinaufzügen - Jerusalem liegt im Bergland, der Weg führt von der Ebene hinauf. Der gewundene Pfad die Berge hinauf bietet viele Angriffsmöglichkeiten für Räuber.</ref><br />
<br />
<poem><br />
<br />
Ich erhebe meine Augen auf die Berge,<br />
woher wird meine Hilfe kommen?<br />
<br />
{{S|2}} Meine Hilfe [kommt] von JHWH,<br />
Schöpfer<ref>Partizip.</ref> des Himmels und der Erde.<br />
<br />
{{S|3}} Er wird nicht geben (zulassen), dass dein Fuß wankt.<br />
Dein Beschützer (Wächter, Hüter)<ref>Partizip.</ref> ist nicht schläfrig (schlummert nicht).<br />
<br />
{{S|4}} Sieh (Da), nicht schläft und nicht untätig ist<br />
der Beschützer (Wächter, Hüter)<ref>Partizip.</ref> Israels!<br />
<br />
{{S|5}} JHWH ist dein Beschützer (Wächter, Hüter)<ref>Partizip.</ref>.<br />
JHWH ist dein Schatten<ref>Schatten über der Hand als Symbol für Gottes Schutz: Jesaja 49,2; 51,16. Schatten allein: Hosea 14,8. Auf dem Gesicht: Psalm 17,8; 36,8; 57,2; 63,8.</ref><br />
über deiner rechten Hand.<br />
<br />
{{S|6}} Tagsüber wird die Sonne nicht schlagen<br />
und der Mond [nicht] des Nachts.<br />
<br />
{{S|7}} JHWH möge dich beschützen (behüten, bewahren) vor allem Bösen.<br />
Er möge deine Seele beschützen (behüten, bewahren).<br />
<br />
{{S|8}} JHWH möge dein Ausgehen beschützen (behüten, bewahren) und dein Zurückkehren<br />
von nun an bis in Ewigkeit.<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=R%C3%B6mer_13&diff=33205Römer 132022-01-05T05:18:37Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Jedermann soll sich übergeordneten Obrigkeiten (Gewalten) unterordnen (gehorchen). Denn es gibt keine Obrigkeit (Gewalt) außer von (durch) Gott, die bestehenden aber sind von Gott verordnet (bestimmt, festgesetzt) worden.<br />
<br />
{{S|2}} Daher widersetzt sich, wer der Obrigkeit (Gewalt) Widerstand leistet, dem Gebot (der Anordnung) Gottes. Die aber Widerstand leisten, werden ihr Urteil empfangen.<br />
<br />
{{S|3}} Denn die Herrschenden (die Behörden) sind keine Einschüchterung (Furcht) für die gute Tat, sondern für die schlechte. Willst du aber die Obrigkeit (die Gewalt) nicht fürchten müssen? Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr empfangen.<br />
<br />
{{S|4}} Denn sie ist eine Dienerin (Helferin, Vollstreckerin) Gottes, dir zum Guten. Wenn du aber das Schlechte tust, fürchte dich: Sie trägt das Schwert nicht umsonst (grundlos)! Denn sie ist Gottes Dienerin (Helferin, Vollstreckerin), eine Staatsanwältin des Strafgerichts für den, der<ref>Partizip, relativisch aufgelöst.</ref> Schlechtes tut.<br />
<br />
{{S|5}} Deshalb ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein wegen des Strafgerichts, sondern auch des Gewissens wegen.<br />
<br />
{{S|6}} Deswegen zahlt ihr ja auch Steuern. Denn sie sind Beamte (Diener) Gottes, eben damit beschäftigt (eben darauf ausgerichtet).<br />
<br />
{{S|7}} Erfüllt allen gegenüber eure Pflicht: Abgabe, wem Abgabe [gebührt], Steuer, wem Steuer [gebührt], Furcht, wem Furcht [gebührt], Ehre, wem Ehre [gebührt].<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|8}} Seid keinem etwas schuldig, außer das einander Lieben. Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.<br />
<br />
{{S|9}} Denn das „du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren”<ref>Deuteronomium 5,17-21, Exodus 20,13-17, nach der Septuaginta zitiert.</ref>, und welches andere Gebot [noch wäre], in diesem Wort sind sie zusammengefasst, in dem: „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst”.<ref>Leviticus 19,18, zitiert nach der Septuaginta, vgl. Matthäus 22,39.</ref><br />
<br />
{{S|10}} Die Liebe tut dem Nächsten nichts Schlechtes (Böses). Folglich ist die Liebe die Erfüllung<ref>πλήρωμα kann hier bedeuten: 1. das, was füllt = der Inhalt; 2. die Erfüllung.</ref> des Gesetzes.<br />
<br />
{{S|11}} Und das [lasst uns tun]<ref>Καὶ τοῦτο stellt eine Ellipse dar, eine sprachliche Verkürzung, weil damalige Leser den fehlenden Begriff automatisch ergänzten, vgl. BDR § 480, Anm. 9.</ref>, weil<ref>Partizip, kausal aufgelöst.</ref> ihr die Zeit<ref>καιρός meint nicht eine bestimmte Uhr- oder Tageszeit, sondern das, was wir im Dt. mit „rechtzeitig” ausdrücken: einen Zeitpunkt, den man nicht kennt, aber (durch Glück oder Vorherbestimmung) „erwischt”. Daneben steht der Begriff auch für die Endzeit, vgl. BW Sp. 800-803.</ref> wisst, denn schon ist die Stunde [da], dass ihr vom Schlaf aufsteht, denn jetzt ist unsere Rettung (unser Heil) näher als [zu der Zeit], da wir gläubig wurden.<br />
<br />
{{S|12}} Die Nacht ist vorgedrungen (vorangeschritten), der Tag {aber} nahe gekommen. Lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis, anlegen aber die Waffen des Lichts.<br />
<br />
{{S|13}} Lasst uns wie am Tage<ref>Im Dt. müsste ergänzt werden: „wie es am Tage üblich/ Pflicht ist, wie es sich am Tage gehört” oder „wie es der Tag gebietet”. Vermutlich steht der Gedanke „die Sonne bringt es an den Tag” dahinter: Am Tage tut man nichts Unanständiges, weil es jede/r sehen könnte.</ref> anständig wandeln (das Leben führen), nicht mit Gelagen und Trunkenheit, nicht mit Sex (Beischlaf) und Geilheit, nicht mit Zorn und Eifersucht,<br />
<br />
{{S|14}} sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt nicht für den Körper, sodass Begierden entstehen.<ref>So BW Sp. 595.</ref><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=R%C3%B6mer_11&diff=33204Römer 112022-01-05T05:16:53Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Ich frage<ref>Wörtlich: sage, aber hier liegt eine Frage vor.</ref> nun: Hat Gott etwa sein Volk verworfen (abgelehnt)? Gott behüte!<ref>μὴ γένοιτο ist eine starke Verneinung nach rhetorischen Fragen, „bloß nicht!”, „um Gottes willen nicht!” oder eben „Gott behüte!” Käsemann übersetzt in seinem Kommentar ”Unmöglich!” (s. 288).</ref> Auch ich bin ein Israelit, von Abrahams Samen, aus dem Stamm Benjamin.<br />
<br />
{{S|2}} „Gott hat sein Volk nicht verstoßen”,<ref>Psalm 94,14.</ref> das er im Voraus ersah. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift bei Elia sagt, als er Gott anrief (bat) gegen Israel?<br />
<br />
{{S|3}} Herr, „deine Propheten haben sie getötet, deine Altäre niedergerissen, und ich allein bin übrig geblieben und sie trachten mir nach dem Leben!”<ref>1.Könige 19,10.14.</ref><br />
<br />
{{S|4}} Aber was antwortet ihm der Gottesspruch? „Ich habe für mich zurückbehalten 7.000 Männer, die ihr Knie für Baal nicht gebeugt haben.”<ref>1.Könige 19,18.</ref><br />
<br />
{{S|5}} So ist nun auch zum jetzigen Zeitpunkt ein durch Gnadenwahl bewirkter Rest [vorhanden].<br />
<br />
{{S|6}} Wenn aber aus Gnade, nicht mehr aus Werken, da ja sonst Gnade nicht mehr Gnade wäre.<br />
<br />
{{S|7}} Was [bedeutet] das nun? Was Israel wünschte (erstrebte), hat es nicht erlangt, aber die Erwählung<ref>ἐκλογὴ steht im Nominativ und ist Subjekt, nicht Objekt: Israel hat es nicht aufgrund eigener Taten („durch Werke”) erlangt, sondern kraft seiner Erwählung.</ref> hat es erlangt. Die übrigen aber wurden verstockt,<br />
<br />
{{S|8}} wie geschrieben steht:<ref>Deuteronomium 29,3; Jesaja 29,10.</ref><br />
<br />
<poem><br />
„Gott gab ihnen einen Geist der Betäubung,<br />
Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören,<br />
bis auf den heutigen Tag.”<br />
</poem><br />
<br />
{{S|9}} Und David spricht:<ref>Psalm 69,23f.</ref><br />
<br />
<poem><br />
„Ihr Tisch wurde ihnen zur Schlinge (Fallstrick) und zum Netz (Falle)<br />
und zu einer Falle und zur Vergeltung für sie,<br />
<br />
{{S|10}} ihre Augen mögen sich verfinsterten, dass sie nicht sehen,<br />
und ihr Rücken möge sich immer krümmen!”<br />
</poem><br />
<br />
<br />
<br />
{{S|11}} Ich frage<ref>Wörtlich: sage, aber hier liegt eine Frage vor.</ref> also: Sind sie etwa angestoßen,<ref>I.S. von fehlen, sündigen; entsprechend ist das Fallen das Fallen aus der Gnade.</ref> damit sie fallen? Gott behüte! Sondern durch ihr zu-Fall-Kommen (ihre Sünde) ist das Heil (die Rettung) zu den Heiden [gelangt], um sie neidisch zu machen.<br />
<br />
{{S|12}} Wenn aber ihr zu-Fall-Kommen (ihre Sünde) Fülle (Reichtum) der Welt [ist] und ihre Niederlage Fülle (Reichtum) der Heiden (Völker), wieviel mehr [wird] ihre Fülle<ref>τὸ πλήρωμα: das, was auf das Vollmaß gebracht ist = die Vollzahl, oder: die volle Summe = die Fülle, oder: die Erfüllung.</ref> sein!<br />
<br />
{{S|13}} Euch aber, den Heiden (Völkern), sage ich: in dem Maße also, in dem ich Heidenapostel (Völkerapostel) bin, preise ich meinen Dienst,<br />
<br />
{{S|14}} ob ich mein Fleisch<ref>Die Menschen, von denen er abstammt = die Israeliten. Im Dt. sagt man „mein Fleisch und Blut”.</ref> [und Blut] nicht eifersüchtig (neidisch) machen und einige von ihnen retten könnte.<br />
<br />
{{S|15}} Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt [bedeutet], was ist dann ihre Annahme anderes als Leben von (aus) den Toten?<br />
<br />
{{S|16}} Wenn aber die Erstlingsgabe<ref>Beim Backen von Hefeteig spricht man vom „Ansatz” oder „Starter”; hier ist aber speziell die Gott zustehende Erstlingsgabe vom Brotteig gemeint, vgl. Numeri 15,18-21.</ref> heilig ist, dann auch der Teig. Und wenn die Wurzel heilig ist, auch die Zweige.<br />
<br />
{{S|17}} Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden, du aber, der du ein wilder Ölbaum bist, unter sie eingepfropft wurdest und Teilhaber an der Wurzel der Fettigkeit des Ölbaumes wurdest,<br />
<br />
{{S|18}} überhebe dich nicht über die Zweige! Wenn du dich aber überhebst, [sollst du wissen:]<ref>Hier liegt Brachylogie vor: ein für den Gedanken notwendiges Glied wird der Kürze wegen übergangen, BDR § 483.2.</ref> nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich.<br />
<br />
{{S|19}} Du wirst nun sagen: Die Zweige wurden ausgebrochen, damit ich eingepfropft würde.<br />
<br />
{{S|20}} Richtig. Wegen des Unglaubens wurden sie ausgebrochen, du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich:<br />
<br />
{{S|21}} Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, könnte<ref>μή πως drückt die Sorge aus, vgl. BDR § 370.</ref> er auch dich nicht verschonen.<br />
<br />
{{S|22}} Achte also auf die Güte (Freundlichkeit) und die Strenge Gottes: Strenge gegenüber denen, die gefallen sind, dir gegenüber aber Gottes Güte, solange du in der Güte bleibst; sonst wirst auch du abgehauen.<br />
<br />
{{S|23}} Jene aber, wenn sie nicht im Unglauben verharren, werden wieder eingepropft werden. Denn Gott ist in der Lage dazu, sie wieder einzupropfen.<br />
<br />
{{S|24}} Denn wenn du vom von Natur aus wilden Ölbaum abgehauen und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wieviel mehr werden die natürlicherweise [zu ihm Gehörenden] in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden.<br />
<br />
<br />
<br />
{{S|25}} Denn ich möchte nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt ist, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet, nämlich dass Israel zu einem Teil Verstockung widerfahren ist, bis die Fülle der Völker eingegangen ist.<br />
<br />
{{S|26}} Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Aus Zion wird kommen der Retter, der die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden wird.<br />
<br />
{{S|27}} Und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehme.<br />
<br />
{{S|28}} Was das Evangelium betrifft, sind sie zwar Feinde um euretwillen, aber was die Erwählung betrifft, sind sie Geliebte um der Väter willen.<br />
<br />
{{S|29}} Denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes.<br />
<br />
{{S|30}} Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam wart, jetzt aber Erbarmen gefunden habt infolge ihres Ungehorsams,<br />
<br />
{{S|31}} so sind sie jetzt infolge des Erbarmens, das ihr gefunden habt, ungehorsam geworden, damit jetzt auch sie Erbarmen finden.<br />
<br />
{{S|32}} denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.<br />
<br />
{{S|33}} <br />
<br />
{{S|34}} <br />
<br />
{{S|35}} <br />
<br />
{{S|36}} <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_9&diff=33155Daniel 92021-12-18T14:20:49Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Achaschweros, von dem Stamm der Meder, der König wurde über das Reich der Chaldaeer. <br />
<br />
{{S|2}} In dem ersten Jahr seiner Herrschaft, verstand ich, Daniel, aus den Büchern die Zahl der Jahre, von denen das Wort Jahwes kam zu Jeremia, dem Propheten, dass 70 Jahre erfüllt werden in der Verwüstung Jerusalems. <br />
<br />
{{S|3}} Und ich richtete mein Angesicht zu Jahwe, meinem Gott, um in Gebet und Flehen mit Fasten und in Sackkleidern in Asche ihn zu suchen. <br />
<br />
{{S|4}} Und ich betete zu Jahwe, Gott, legte mein Bekenntnis ab und sagte: Du Grosser und Schrecklicher, der du hältst hältst den Bund und die Gnade denen, die dich lieben, und denen, die deinen Geboten folgen. <br />
<br />
{{S|5}} Wir haben gesündigt, haben Übel getan und taten böse; wir haben uns aufgelehnt, sogar beim Verlassen deiner Vorschriften und Urteile.<br />
<br />
{{S|6}} Wir haben deinen Knechten nicht gehorcht, die in deinem Namen zu unseren Königen sprachen, unseren Prinzen, unseren Vätern und zu allem Volk des Landes. <br />
<br />
{{S|7}} O Jahwe, Gerechtigkeit ist unter Dir, aber unter uns Verwirrung auf unseren Gesichtern wie an diesem Tag, bei den Männern Judas und den Einwohnern Jerusalems und bei allen, die nah und fern sind, in allen Ländern, wohin du sie verstreut hast, wegen ihrer Vergehen, die sie gegen dich begangen haben. <br />
<br />
{{S|8}} O Jahwe, bei uns ist Verwirrung auf unseren Gesichtern, bei unseren Königen, Prinzen und Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben. <br />
<br />
{{S|9}} Jahwe, Gott gehört Gnade und Vergebung, obwohl wir uns gegen ihn aufgelehnt haben. <br />
<br />
{{S|10}} Weder haben wir der Stimme unseres Gottes gehorcht, noch sind wir in seinen Gesetzen gewandelt, die er uns gesetzt hat durch seine Diener, die Propheten. <br />
<br />
{{S|11}} Ja, ganz Israel hat dein Gesetz übertreten, sogar durch Verlassen, dass sie nicht deiner Stimme gehorcht haben; deshalb ist der Fluch ausgegossen über uns und der Eid, der im Gesetz Mose, dem Diener Gottes, geschrieben ist, weil wir gegen ihn gesündigt haben. <br />
<br />
{{S|12}} Und er hat sein Wort bestätigt, daß er gegen uns gesprochen hat und gegen unsere Richter, die uns gerichtet haben, indem er großes Übel über uns gebracht hat: unter dem ganzen Himmel ist nicht geschehen, was Jerusalem geschehen ist. <br />
<br />
{{S|13}} Wie geschrieben ist im Gesetz Mose, ist alles dieses Übel über uns gekommen: trotzdem haben wir unser Gebet nicht vor Jahwe, unserem Gott gebracht, dass wir von unseren Missetaten umkehren und die Wahrheit verstehen. <br />
<br />
{{S|14}} Deshalb hat Jahwe über das Übel gewacht und hat es über uns gebracht: denn Jahwe, unser Gott ist gerecht in allen seinen Werken, die er tut: denn wir haben seiner Stimme nicht gehorcht. <br />
<br />
{{S|15}} Und nun, Jahwe, unser Gott, dass du dein Volk aus dem Land Ägypten mit deiner mächtigen Hand gebracht hast und hast sie zu diesem Tag hierher gebracht; wir haben gesündigt und wir haben böse gehandelt. <br />
<br />
{{S|16}} O Jahwe, gemäß Deiner Gerechtigkeit flehe ich zu dir, lass deinen Ärger und Zorn von deiner Stadt Jerusalem fern sein, von deinem heiligen Berg wegen unserer Sünden und wegen der Missetaten unserer Väter, Jerusalem und dein Volk sind zu all dem hier gekommen. <br />
<br />
{{S|17}} Nun denn, unser Gott, höre das Gebet deines Knechte und sein Flehen und lass dein Angesicht scheinen über dein Heiligtum, das zerstört ist um Jahwe willen. <br />
<br />
{{S|18}} O mein Gott, neige dein Ohr und höre; öffne deine Augen und sieh die Verwüstungen und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist: denn wir richten unser Flehen zu dir nicht nach unserer Gerechtigkeit, sondern nach deiner großen Gnade. <br />
<br />
{{S|19}} O Jahwe höre, o Jahwe vergib, o Jahwe merke auf und handle; lass nicht ab um deiner willen, o mein Gott, für deine Stadt und für dein Volk, die nach deinem Namen genannt sind. <br />
<br />
{{S|20}} Und während ich redete, betete, meine und meines Volkes Sünde bekannte und mein Flehen vor Jahwe, meinem Gott und für den heiligen Berg meines Gottes darbrachte, <br />
<br />
{{S|21}} ja, während ich im Gebet sprach, berührte mich zur Zeit des Abendgebets sogar der Mann Gabriel, den ich in der Vision am Anfang gesehen habe, und bewegte sich im schnellen Flug. <br />
<br />
{{S|22}} Und er gab mir Nachricht, sprach mit mir und sagte: O Daniel, ich bin jetzt hierher gekommen, um Vermögen und Verstehen dir zu geben. <br />
<br />
{{S|23}} Zu Beginn deines Flehen kam der Befehl heran und ich kam dir zu zeigen; du bist vielgeliebt; deshalb verstehe die Angelegenheit und bedenke die Vision. <br />
<br />
{{S|24}} Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und deine Stadt bestimmt, um die Uebertretung zu beenden, den Sünden ein Ende zu machen, Versöhnung für die Missetaten zu leisten, in ewige Gerechtigkeit zu bringen, die Vision und die Prophetie zu erfüllen und das Allerheiligste zu salben. <br />
<br />
{{S|25}} Wisse und verstehe, dass vom Ausgehen des Befehls, Jerusalem und den Tempel wiederherzustellen und zu bauen, sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen sein werden; bis zu einem gesalbten, hochgeborenen Mann sind es die 62 Jahrwochen nochmals (genannt), und die Stadt und die Mauer werden sogar in unruhigen Zeiten gebaut. <br />
<br />
{{S|26}} Nach den 62 Jahrwochen wird der gesalbte Mann nicht für sich getötet, das Volk eines kommenden Prinzen wird diese Stadt und das Heiligtum zerstören, das Ende wird mit einer Flut sein, und bis zum Ende des Krieges sind Verwüstungen bestimmt. <br />
<br />
{{S|27}} Und er wird einen Bund mit vielen bestätigen für eine Woche, und in der Mitte der Woche wird er dafür sorgen, dass das Opfer und die Gabe aufhört, und auf dem (Altar)flügel von Gräueln wird er zum Verwüsteten machen, sogar bis die Vollendung und, was bestimmt ist, sich über das Verwüstete ergießt.<br />
<br />
{{Bemerkungen}} Vers 25: Durch die künstliche Trennung der Masoreten mittels eines Atnachs nach den 7 Jahrwochen müssen die 62 Jahrwochen vor dem Semikolon ergänzt werden. Neben der Stadt wurde auch der Tempel wiederaufgebaut, was hier ergänzt wurde. Der königliche Befehl des persischen Befreiers, Kyrus II., Jerusalem und den Tempel wiederaufzubauen, wurde von den zurückgekehrten Juden im Jahr 536 v. Chr. befolgt, und er wurde von einem Nachfolger, dem persischen König Darius I. erneuert bis zu seinem Todesjahr 486 v. Chr., dem Ende der 7 Jahrwochen. Danach lebten die Juden unsicher zur Zeit des Buches Esther. Das hebräische Wort Messias wurde mit "gesalbter..." übersetzt. Das Wort Prinz wurde mit "hochgeborener Mann" übersetzt. Nur auf diesen Mann, nicht auf den Wiederaufbaubefehl beziehen sich die 62 Jahrwochen, was auch in Vers 26 deutlich wird. Der göttliche Wiederaufbaubefehl bestand schon in der Tempelrede Jeremias in Jer. 7 im Jahr 609 v. Chr., von dem ab die 62 Jahrwochen zählen, bis zum Mord an dem rechtschaffenen Hohepriester in Erbfolge, Onias III. im Jahr 171 v. Chr., weil er sich für den Erhalt des von dem syrischen König Antiochus IV. Epiphanes geplünderten Tempelschatzes einsetzte. Danach zur Mitte der letzten Jahrwoche im Jahr 167 v. Chr. entweihte dieser König den Jerusalemer Tempel und starb im Jahr 164 v. Chr., dem Ende der letzten Jahrwoche, nachzulesen in den Makkabaeerbuechern. Von der Länge der halben Jahrwoche in Dan. 12, Vers 11, nämlich 1290 Tage für 3 1/2 Jahre, können 368,6 Kalendertage und z. B. nach der Rechnung 62x7x368,6/365,25 gerundet 438 Sonnenkalenderjahre für die 62 Jahrwochen bestimmt werden, entsprechend auch für die 7 Jahrwochen 49 1/2 Jahre zur Nachrechnung der o.g. Jahrwochenzeitpunkte.<br />
<br />
[[Altes Testament/Daniel/Jahrwoche]] <br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_2&diff=33154Daniel 22021-12-18T14:20:02Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}} Da sprachen die Wahrsager<ref>W. „Chaldäer“. Die Chaldäer waren ein Volksstamm aus dem Umland von Babylon, der ab dem 8. Jh. in Babylon großen Einfluss gewann, später wird der Name „Chaldäer“ praktisch zum Synonym für „Babylonier“. Sie schafften es in dieser Zeit auch, praktisch alle Wahrsage-Priester im Bel-Tempel von Babel zu stellen, sodass „Chaldäer“ („Kasdäer“) hier referenzidentisch für diese auf die Wahrsagerei und Gelehrsamkeit spezialisierten Kleriker gebraucht wird (Koch 2005, 45f; vgl. dort den Exkurs 45-66). </ref> zum König auf Aramäisch: <ref>Von hier an ist der Text Aramäisch (Dan 2,4b-7,28). Neben diesem Abschnitt aus dem Danielbuch sind auch Esra 4,8-6,18; 7,12-26 auf Aramäisch verfasst bzw. aus aramäischen Quellen zitiert (zudem Jer 10,11 und ein Teil von Gen 31,47). </ref>„Ewig lebe der König! Erzähle deinen Sklaven doch den Traum, dann werden wir dir erklären können, was er bedeutet.“ <br /><br />
{{L|5}} Doch der König antwortete: „Mein Wort ist unwiderruflich:<ref>Fast sicher falsch ist das schon ältere Verständnis, wonach diese Phrase sinngemäß als „Ich habe den Traum vergessen“ übersetzt wurde (so etwa KJV). Vielmehr möchte der König sich der Zuverlässigkeit seiner Wahrsager dadurch vergewissern, dass er ihnen in der Wiedergabe seines Trauminhalts eine verifizierbare Testaufgabe stellt (NET Dan 2,5, Fußnote 14; s.a. V. 9). </ref> Wenn ihr mir den Traum und seine Bedeutung nicht mitteilen könnt, werde ich euch jedes Glied einzeln ausreißen und eure Häuser in Müllhaufen umwandeln lassen! {{L|6}} Könnt ihr mir den Traum und seine Bedeutung jedoch erklären, dann werdet ihr von mir Geschenke, Belohnungen und große Ehre empfangen. Nun erklärt mir den Traum und seine Bedeutung!“ <br /><br />
{{L|7}} Die Wahrsager versuchten es noch einmal: „Der König möge seinen Sklaven den Traum doch erzählen, danach werden wir ihm die Bedeutung erklären!“ <br /><br />
{{L|8}} Der König erwiderte: „Jetzt weiß ich ganz sicher, dass ihr nur versucht Zeit zu gewinnen, weil ihr seht, dass ich es ernst meine! {{L|9}} Wenn ihr meinen Traum nicht wiedergeben könnt, kann das nur eines heißen: Ihr habt euch abgesprochen, mir Falsches und Lügen aufzutischen, bis die Zeit sich ändert!<ref>Oder „bis die Zeit (=diese Audienz?) verstrichen ist“ (so ähnlich Koch 2005, 91). HfA: „So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat.“ NLB: „in der Hoffnung, mich damit hinhalten zu können“. GNB lässt den Halbsatz aus und kommentiert, er sei schwer verständlich; NEÜ meint „Damit verdächtigte er sie wahrscheinlich, Umsturzpläne zu verfolgen.“ Es erscheint aber wahrscheinlicher, dass die Wahrsager (mit Koch) angesichts der ob der Regierungsgeschäfte sicher knappen Zeit des Königs (vgl. die Anmerkung zu V. 16) auf ein ergebnisloses Ende der ungeplanten Audienz spekulieren, als dass sie auf einen Umsturz oder eine sonst veränderte Lage (EÜ) hoffen. Für eine solche Hoffnung bräuchten sie nämlich einen unmittelbaren Anlass, der zumindest im Kontext unserer Erzählung nicht erkennbar ist. </ref> Darum erzählt mir den Traum, damit ich weiß, dass ihr mir auch seine Bedeutung zuverlässig erklären könnt!“ <br /><br />
{{L|10}} Da antworteten die Wahrsager dem König: „Es gibt keinen Menschen auf dem trockenen Land, der in der Lage wäre, diese Anforderungen zu erfüllen! Aus diesem Grund hat zuvor auch noch kein großer und mächtiger König eine solche Tat von einem Wahrsager, Beschwörer oder Sterndeuter verlangt. {{L|11}} Was der König fordert, ist zu viel für uns, und es gibt niemanden sonst, der dem König diese Informationen geben könnte, außer den Göttern, und die wohnen nicht bei uns Menschen!“ <br /><br />
{{L|12}} Darüber wurde der König so wütend, dass er gebot, alle Weisen<ref>''Weisen'' Nicht nur die Wahrsager und Sterndeuter, sondern gleich alle Weisen – wie die folgenden Verse zeigen, also einschließlich der Judäer – trifft der Zorn des Königs. Dennoch kommt es nicht zu einem Pogrom, sondern ein rechtlich ordentlicher Erlass (V. 13) stellt sicher, dass die Sache geordnet abläuft – und gibt Daniel Zeit für seine Rettungsaktion (V. 14ff.)(Koch 2005, 153f.). </ref> Babels umzubringen. {{L|13}} Ein entsprechendes Gesetz wurde veröffentlicht, und man traf die Vorbereitungen, um alle Weisen hinzurichten. Auch Daniel und seine Freunde wurden gesucht, um sie zur Hinrichtung abzuführen. {{L|14}} Da übermittelte Daniel einen Rat und Vorschlag an Arioch, den Obersten der königlichen Leibgarde, der schon unterwegs war, um die Weisen Babels hinzurichten. {{L|15}} Er fragte Arioch: „Du Mächtiger des Königs<ref>Oder „Er fragte Arioch, den Bevollmächtigten des Königs: Was...“</ref>, was soll dieses strenge Gesetz von seiten des Königs?“ Da klärte Arioch Daniel darüber auf, was passiert war.<ref>Daniel kennt also den Erlass, erfährt aber erst jetzt die Geschichte, die dahinter steht, und kann die richtige Entscheidung treffen (vgl. Koch 2005, 157f.). </ref> {{L|16}} Daniel ersuchte sofort um eine Audienz mit dem Versprechen, er werde dem König die gesuchte Deutung geben.<ref>''Audienz'' So sonst nur ESV, sonst „Frist“ oder „Zeit“. Anders als in Dan 2,8-9 wird hier ein Wort gebraucht, das „Zeit(punkt), Termin, Augenblick“ (GesD) bedeutet (in Dan 2,8-9 für die Zeit, die die Wahrsager zu gewinnen versuchen, stattdessen eines mit der Bedeutung „Zeit“), was die Interpretation als „Audienz“ untermauert. Auf die von GesD angegebene Übersetzung passt „Audienz“ zudem besser als „Frist“. Wenn Daniel wirklich um eine Audienz bittet, dann zeigt das sogar noch mehr Kühnheit und Gottvertrauen als die Bitte um eine Fristverlängerung. Entweder hat er dabei darauf vertraut, dass diese nicht sofort erfolgt, oder er hat nach der Bekanntgabe des Termins die Gelegenheit genutzt, um noch einmal sein Haus aufzusuchen und sich die Unterstützung seiner Freunde zu sichern. Für dieses Gesuch müsste er übrigens in keinem Fall persönlich vorsprechen (vgl. Koch 2005, 94.159). </ref> {{L|17}} Daraufhin begab er sich zu seinem Haus und informierte seine Freunde Hananja, Mischaël und Asarja über das, was vorgefallen war. {{L|18}} Er bat sie, im Angesicht dieser unlösbaren Aufgabe vor dem Gott des Himmels um Erbarmen zu bitten, damit Daniel und seine Freunde nicht das Schicksal der übrigen Weisen Babels teilen müssten.<br />
<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
{{L|21}}<br />
{{L|22}}<br />
{{L|23}}<br />
{{L|24}}<br />
{{L|25}}<br />
{{L|26}}<br />
{{L|27}}<br />
{{L|28}}<br />
{{L|29}}<br />
{{L|30}}<br />
{{L|31}}<br />
{{L|32}}<br />
{{L|33}}<br />
{{L|34}}<br />
{{L|35}}<br />
{{L|36}}<br />
{{L|37}}<br />
{{L|38}}<br />
{{L|39}}<br />
{{L|40}}<br />
{{L|41}}<br />
{{L|42}}<br />
{{L|43}}<br />
{{L|44}}<br />
{{L|45}}<br />
{{L|46}}<br />
{{L|47}}<br />
{{L|48}}<br />
{{L|49}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im zweiten Jahr der Königsherrschaft Nebukadnezars träumte Nebukadnezar einen Traum und sein Geist wurde beunruhigt und um seinen Schlaf war es geschehen<ref>Wörtlich: Sein Schlaf war dahin für ihn.</ref>.<br />
<br />
{{S|2}} Und der König befahl<ref>Wörtlich: Sagte.</ref> herbeizurufen die Gelehrten und die Beschwörer und die Zauberer und die Astrologen, zu deuten dem König seinen Traum. Und sie kamen und traten vor den König.<br />
<br />
{{S|3}} Und der König sagte zu ihnen: Ich träumte einen Traum, sodass mein Geist in Unruhe war, den Traum zu verstehen.<br />
<br />
{{S|4}} Da (und) sprachen die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter)<ref>Die Chaldäer waren ein Volksstamm aus dem Umland von Babylon, der ab dem 8. Jh. in Babylon großen Einfluss gewann, später wird der Name „Chaldäer“ praktisch zum Synonym für „Babylonier“. Sie schafften es in dieser Zeit auch, praktisch alle Wahrsage-Priester im Bel-Tempel von Babel zu stellen, sodass „Chaldäer“ („Kasdäer“) hier referenzidentisch für diese auf die Wahrsagerei und Gelehrsamkeit spezialisierten Kleriker gebraucht wird (Koch 2005, 45f; vgl. dort den Exkurs 45-66). </ref> zum König [auf] Aramäisch:<ref>Von hier an ist der Text Aramäisch (Dan 2,4b-7,28). Neben diesem Abschnitt aus dem Danielbuch sind auch Esra 4,8-6,18; 7,12-26 auf Aramäisch verfasst bzw. aus aramäischen Quellen zitiert (zudem Jer 10,11 und ein Teil von Gen 31,47). </ref> „Ewig lebe der König!<ref>W. „Oh König, lebe {für} ewig!“</ref> Erzähle (sage) deinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum, dann (und) werden wir [seine] Bedeutung (Deutung) erzählen (erklären).“<br />
{{S|5}} Der König antwortete {und sagte zu} den Chaldäern (Wahrsagern, Sterndeutern): „Mein Wort ist unwiderruflich:<ref>W. etwa „Das Wort von mir [ist] unwiderruflich“. ''von mir'' ist eine Formulierung, die das Pronomen betont (Koch 2005, 89). ''unwiderruflich'' oder „bekannt“ (Koch 2005, 90, vgl. GesD).<br /> <br />
Fast sicher falsch ist dagegen das ältere Verständnis, wonach diese Phrase sinngemäß als „Ich habe den Traum vergessen“ übersetzt wurde (so etwa KJV). Vielmehr möchte der König sich der Zuverlässigkeit seiner Wahrsager dadurch vergewissern, dass er ihnen in der Wiedergabe seines Trauminhalts eine verifizierbare Testaufgabe stellt (NET Dan 2,5, Fußnote 14; s.a. V. 9). </ref> Wenn ihr mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung) nicht mitteilen könnt (mitteilt), werdet ihr zu Körperteilen (Gliedern) gemacht<ref>D.h. „werdet ihr in Stücke gerissen/gehauen werden“ (vgl. Koch 2005, 90). </ref> und eure Häuser in Müllhaufen (Latrinen; Trümmerhaufen)<ref>''Müllhaufen (Latrinen, Trümmerhaufen)'' Die Übersetzung dieses unbekannten Worts beruht auf Herleitungen, die auf einen widerwärtigen Ort wie einen Müllhaufen oder eine öffentliche Latrine schließen lassen. Die eigentliche Bedeutung könnte ganz anders lauten (Koch 2005, 90). </ref> verwandelt werden!<br />
{{S|6}} Aber (und) wenn ihr den Traum und seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt, werdet ihr von mir Geschenke, {und} Belohnungen (Geschenke, Kostbarkeiten)<ref>Ein unbekanntes Wort (Sg.). ''Belohnungen'' nach DBL Aramaic, GesD tendiert zu „Geschenk, Gabe“, Koch 2011, 90 übersetzt „Ehrenurkunden/Kostbarkeiten“. </ref> und große Ehre empfangen. Darum (nur wenn) erklärt mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung)!“<br />
{{S|7}} Sie antworteten noch einmal (ein zweites Mal) {und sagten}: „Der König möge seinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum sagen, danach (und) werden wir die Bedeutung (Deutung) erklären!“<br />
{{S|8}} Der König antwortete {und sagte}: „[Jetzt] weiß ich ganz sicher, dass ihr [versucht] Zeit [zu] kaufen,<ref>Die Einfügung von „jetzt“ und „versucht“ ist aufgrund des Partizips sowie sinngemäß angebracht. Der König erkennt also, was gerade vor sich geht: Die Wahrsager versuchen Zeit zu gewinnen. </ref> weil [ihr] seht (gesehen habt), dass mein Wort unwiderruflich ist<ref>S. die Fußnote in V. 5. Der Satz wird in V. 9 fortgesetzt (Koch 2005, 91). NLB (vgl. GNB): „dass ich meine Drohungen wahr machen werde.“ </ref>:<br />
{{S|9}} {dass} Wenn ihr mir den Traum nicht mitteilt, gibt es [nur] ein Urteil (Beschluss, Strafe, Gesetz) [über] euch:<ref>D.h. „kann das nur eines heißen“. Oder: „dass es nur ein … gibt, wenn ihr … nicht mitteilt. Aber (und) ihr habt euch [offenbar] abgesprochen...“ Der Vorwurf der bewussten Lüge ab 9b wäre dann nicht das Urteil, sondern eine daran angeschlossene Vermutung (so Koch 2005, 91, Zür). </ref> {und} Ihr habt euch abgesprochen (verschworen, entschlossen), falsche und verlogene (verdorbene) Worte (Sache) vor mir zu sprechen (mir zu sagen), bis die Zeit sich ändert (ändern wird).<ref>Oder „bis die Zeit (=diese Audienz?) verstrichen ist“ (so ähnlich Koch 2005, 91). HfA: „So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat.“ NLB: „in der Hoffnung, mich damit hinhalten zu können“. GNB lässt den Halbsatz aus und kommentiert, er sei schwer verständlich; NEÜ meint „Damit verdächtigte er sie wahrscheinlich, Umsturzpläne zu verfolgen.“ Es erscheint aber wahrscheinlicher, dass die Wahrsager (mit Koch) angesichts der ob der Regierungsgeschäfte sicher knappen Zeit des Königs (vgl. die Anmerkung zu V. 16) auf ein ergebnisloses Ende der ungeplanten Audienz spekulieren, als dass sie auf einen Umsturz oder eine sonst veränderte Lage (EÜ) hoffen. Für eine solche Hoffnung bräuchten sie nämlich einen unmittelbaren Anlass, der zumindest im Kontext unserer Erzählung nicht erkennbar ist. </ref> Deshalb (Wenn) sagt mir den Traum, dann (und) werde ich wissen, dass ihr mir seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt!“<br />
{{S|10}} Die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) antworteten {vor} dem König {und sagten}: „Es gibt keinen Menschen auf dem trockenen Land (der Erde)<ref>''auf dem trockenen Land'' Eine emphatische Metonymie des Subjekts für „auf der ganzen (bewohnbaren) Erde“. </ref>, der erklären könnte, was der König verlangt (sagt)!<ref>W. „die Aufgabe (Wort, Sache) des Königs“ GNB: „diese Forderung erfüllen“</ref> Entsprechend (Deshalb) hat noch kein großer und mächtiger (herrschender) König (großer König oder (und) Herrscher) eine solche Tat<ref>W. „eine Aufgabe (Sache, Wort) wie diese (eine solche)“ EÜ: „ein solches Ansinnen“</ref> von einem Wahrsager, Beschwörer oder Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) verlangt (gefordert, erbeten).<br />
{{S|11}} Was der König fordert,<ref>W. „Die Sache (Aufgabe, das Wort), die der König verlangt (fordert)“</ref> [ist uns] zu schwierig (schwierig; unmöglich, zu hoch), und es gibt niemand anderen, der {vor} dem König [das Geforderte] mitteilen (erklären) könnte außer Göttern (Gott)<ref>Hier sind wohl die babylonischen Götter gemeint, es lässt sich jedoch nicht ausschließen (und ist auch grammatisch denkbar), dass von JHWH die Rede ist. </ref>, deren Wohnung nicht beim Fleisch ist!“<ref>''Fleisch'' Metonymie der Adjunktion für die Sterblichen, d.h. „die Götter leben nicht unter den Menschen (Sterblichen)“.</ref><br />
{{S|12}} Darüber wurde (war) der König wütend und sehr zornig<ref>''wütend und sehr zornig'' Die Dopplung und Steigerung zum besonders intensiven {{hebr}}קצף{{hebr ende}} drücken zusammen mit {{hebr}}שַׂגִּיא{{hebr ende}} sehr eine sehr große Wut aus, die sich auch an seinem folgenden Befehl erkennen lässt. </ref> und gebot, alle Weisen<ref>''Weisen'' Nicht nur die Wahrsager und Sterndeuter, sondern gleich alle Weisen – wie die folgenden Verse zeigen, also einschließlich der Judäer – trifft der Zorn des Königs. Dennoch kommt es nicht zu einem Pogrom, sondern ein rechtlich ordentlicher Erlass (V. 13) stellt sicher, dass die Sache geordnet abläuft – und gibt Daniel Zeit für seine Rettungsaktion (V. 14ff.)(Koch 2005, 153f.). </ref> Babels umzubringen.<br />
{{S|13}} Bald (und) erging das [entsprechende] Gesetz und die Weisen sollten hingerichtet (getötet) werden. Auch (und) Daniel und seine Freunde (Gefährten) suchte man,<ref>Unpersönlich formuliert, oder: „suchten sie (3. Pl. m.)“ (vgl. Koch 2005, 92). Wie hier wird die 3. Person Perfekt des aramäischen Verbs gelegentlich ohne erkennbares Subjekt unpersönlich gebraucht. Das Subjekt ist unwichtig und wird nicht genannt, wichtig ist die Handlung (Muraoka, Notes on the Syntax of Biblical Aramaic, in: JSS 11/2 1966, 164f.). </ref> um [sie] hinzurichten (zu töten).<br />
{{S|14}} Da übermittelte Daniel einen Rat und Vorschlag (einen verständigen Rat)<ref>''übermittelte einen Rat und Vorschlag'' nach Koch 2005, 92f. („einen Rat und Verfahrensvorschlag“). ''einen verständigen Rat'' So GesD, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}; NET, dabei werden die beiden Nomina als Hendiadyoin aufgefasst, allerdings muss dabei {{hebr}}טְעֵם{{hebr ende}} „Beschluss, Befehl“ eine sonst unbezeugte zusätzliche Bedeutung „Verstand, Klugheit“ zugeschrieben werden (Koch 2005, 93). Oder, wie die meisten Übers.: „wandte/sprach sich vorsichtig und verständig“ (so oder ähnlich Lut, EÜ, GNB, SLT, Zür; HALAT, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}) Die beiden Nomina werden (wie oft Hebr.) adjektivisch übersetzt. Neben der fraglichen Übersetzung „verständig“ ist aber vor allem das Prädikat viel eher als „übermitteln“ zu übersetzen (GesD, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}; Koch 2005, 92f.). </ref> an Arioch, den Obersten der Leibgarde (Scharfrichter)<ref>''Obersten'' W. „den Größten (Großen) der Leibgarde“ Die Alternative „Scharfrichter“ wird in DBL Aramaic als solche genannt (vgl. Zür, SLT, NET). Das Wort heißt ursprünglich „Schlächter, Koch“, aber wurde wegen dessen Nähe zum König (er wagt es, dessen Befehl nicht unmittelbar auszuführen, sondern erst nachzuforschen, V. 15f.) schon früh als Bezeichnung des Obersten der Leibwache verstanden (Koch 2005, 93). </ref> des Königs, der unterwegs (aufgebrochen, sich aufgemacht, losgegangen) war, um die Weisen Babels hinzurichten (zu töten).<br />
{{S|15}} Er fragte (antwortete) {und sagte zu} Arioch: „Du Mächtiger (Bevollmächtigter; mächtigster [Mann]) des Königs (Arioch, den Bevollmächtigten des Königs)<ref>Die Lesart als Vokativ „Du Mächtiger des Königs“ wurde gewählt, um die doppelte Betitelung Ariochs zu vermeiden. Sie ist auch bei anderen Exegeten seit der griechischen Übersetzung Theodotions (der den Vers mit „du Mächtiger/Bevollmächtigter“ beginnen lässt), gegen den masoretischen Akzent, verbreitet, weil „eine Rede Vorgesetzten gegenüber mit Nennung des Titels zu beginnen pflegt“ (Koch 2005, 93). Koch glaubt aber, der Text sei gekürzt und eine solche Anrede darum ausgelassen, und folgt MT und den dt. Übersetzungen. Die Doppelung und Variation des Titels wäre jedoch ein ausschlaggebendes Gegenargument, auf das er nicht eingeht. </ref>, warum [dieses] strenge (übereilte, dringliche)<ref>Die Bedeutung des Adjektivs muss rekonstruiert werden. ''übereilte'' ist die bevorzugte Herleitung Kochs, der für die vermutete Bedeutung „streng“ (die meisten Übersetzungen) zu wenig Belege findet (Koch 2005, 93).</ref> Gesetz von seiten des Königs (warum ist das Gesetz … [so] streng)?“<ref>Ohne die vokativische Übersetzung (vgl. erste Fußnote) ist es auch möglich, die Frage indirekt zu übersetzen (EÜ, vgl. GNB). </ref> Da klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) Arioch Daniel [über] die Angelegenheit (Sache) auf,<ref>Daniel kennt also den Erlass, erfährt aber erst jetzt die Geschichte, die dahinter steht, und kann die richtige Entscheidung treffen (vgl. Koch 2005, 157f.). </ref><br />
{{S|16}} und Daniel trat ein und erbat vom König, dass er ihm eine Audienz (Frist)<ref>''Audienz'' So sonst nur ESV, alle anderen Übers. ''Frist'' oder „Zeit“. Anders als in Dan 2,8-9 wird hier {{hebr}}זְמַן{{hebr ende}} „Zeit(punkt), Termin, Augenblick“ (GesD) gebraucht (dort für die Zeit, die die Wahrsager zu gewinnen versuchen, {{hebr}}עִדָּן{{hebr ende}} „Zeit“), was die Interpretation als „Audienz“ untermauert. Auf die von GesD angegebene Übersetzung passt „Audienz“ zudem besser als „Frist“. Wenn Daniel wirklich um eine Audienz bittet, dann zeigt das sogar noch mehr Kühnheit und Gottvertrauen als die Bitte um eine Fristverlängerung. Entweder hat er dabei darauf vertraut, dass diese nicht sofort erfolgt, oder er hat nach der Bekanntgabe des Termins die Gelegenheit genutzt, um noch einmal sein Haus aufzusuchen und sich die Unterstützung seiner Freunde zu sichern. Für dieses Gesuch müsste er übrigens in keinem Fall persönlich vorsprechen (vgl. Koch 2005, 94.159). </ref> gewähre,<ref>Oder schöner „ersuchte beim König um eine Audienz“.</ref> dann (und) werde [er] dem König die Bedeutung (Deutung) erklären.<br />
{{S|17}} Daraufhin (sofort) begab sich Daniel zu seinem Haus (nach Hause) und klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) seine Freunde (Gefährten) Hananja, Mischaël und Asarja [über] die Angelegenheit (Sache) auf.<br />
{{S|18}} {und} Er [bat sie], angesichts dieser unlösbaren Aufgabe (dieses Geheimnisses)<ref>Meist als ''Geheimnis'' übersetzt, doch vgl. DBL Aramaic, {{hebr}}רָז{{hebr ende}}: „'''mystery''', secret, i.e., information or omens so enigmatic or baffling that only revelation from God can make it understandable “ Es geht hier also vordergründig um unerreichbares, rätselhaftes Wissen, nicht um ein Geheimnis (das ja nur eins des Königs wäre). </ref> vor dem Gott des Himmels um Erbarmen zu bitten, damit (sodass) man Daniel und seine Freunde (Gefährten) nicht mit den übrigen Weisen Babels umbrächte<ref>Unpersönliche Formulierung. Vgl. Fußnote in V. 13. </ref>.<br />
{{S|19}} Da wurde (dem) Daniel in einer nächtlichen Erscheinung das Geheimnis offenbart. Da lobte Daniel den Gott des Himmels.<br />
{{S|20}}Daniel hob an und sagte: Der Name Gottes soll gelobt sein von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn die Weisheit und die Stärke – sein sind sie.<br />
{{S|21}} Denn er ändert die Jahre und die Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein, er gibt den Weisen die Weisheit und den Verstand denen, die Verstand kennen.<br />
{{S|22}} Er offenbart die Tiefen und die verborgenen Dinge; er weiß, was im Dunkeln (geschieht), und das Licht wohnt bei ihm.<br />
{{S|23}} Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, denn die Weisheit und die Stärke hast du mir gegeben, und nun hast du mich wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache des Königs wissen lassen.<br />
{{S|24}} Deshalb ging Daniel hinein zu Arjoch, den der König beauftragt hatte, die Weisen Babels umzubringen; er ging hinein und so sprach er zu ihm: Bringe die Weisen Babels nicht um! Führe mich hinein vor den König und ich werde dem König die Deutung kundtun!<br />
{{S|25}} Daraufhin führte Arjoch Daniel eilends für den König und sprach zu ihm so: Ich habe einen Mann gefunden von den Söhnen der Gefangenschaft Judas, der dem König die Deutung mitteilen wird/kann/will.<br />
{{S|26}} Der König hob an und sagte zu Daniel, dessen Name Beltschazar ist: Du vermagst, mich den Traum wissen zu lassen, den ich gesehen habe, und seine Deutung?<br />
{{S|27}} Daniel antwortete (vor) dem König und sagte: Das Geheimnis, das der König verlangt, können Weise, Wahrsager, Magier, Zeichendeuter dem König nicht kundtun.<br />
{{S|28}} Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart, und er ließ den König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und die Erscheinungen deines Kopfes auf deinem Lager waren dies:<br />
{{S|29}} Dir, König, stiegen auf deinem Lager deine Gedanken auf, was nach diesem geschehen werde, und der, der die Geheimnisse offenbart, hat dich wissen lassen, was geschehen wird.<br />
{{S|30}} Aber mir wurde dieses Geheimnis nicht offenbart durch die Weisheit, die in mir vor (mehr als in) allen Lebewesen ist, sondern damit sie/man den König die Deutung wissen lasse(n) und du die Gedanken deines Herzens verstehst.<br />
{{S|31}} Du, König, hast gesehen, und siehe, ein großes Bild. Jenes Bild war groß und sein Glanz war außerordentlich. Es stand vor dir und sein Aussehen war fürchterlich.<br />
{{S|32}} Das Bild (von diesem Bild gilt): sein Kopf war aus gutem/reinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Hüfte aus Bronze;<br />
{{S|33}} seine Schenkel (waren) aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton.<br />
{{S|34}} Du hast gesehen, bis sich ein Stein nicht durch Hände löste und das Bild an seinen Füßen aus dem Eisen und dem Ton traf und sie zermalmte.<br />
{{S|35}} Dann wurden zugleich zermalmt das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold und wurden wie Spreu von den Tennen des Sommers und der Wind verwehte sie und keine Spur von ihnen wurde (mehr) gefunden. Und der Stein, der das Bild traf, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.<br />
{{S|36}} Dies war der Traum. Auch seine Deutung werden/wollen wir vor dem König sagen.<br />
{{S|37}} Du, König, bist der König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Kraft und die Stärke und die Ehre gegeben hat,<br />
{{S|38}} und in allem (überall), wo die Söhne des Menschen wohnen, hat er das Tier (die Tiere) des Feldes und die Vögel des Himmels in deine Hand gegeben, und hat dich als Herrscher über sie alle eingesetzt. Du bist der Kopf aus Gold.<br />
{{S|39}} Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, geringer als du, und ein anderes drittes Königreich aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird.<br />
{{S|40}} Und ein viertes Königreich wird hart sein wie Eisen, weil Eisen alles zermalmt und zerschmettert, und wie das Eisen, das zertrümmert, wird es diese alle zermalmen und zertrümmern.<br />
{{S|41}} Und dass du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast, (das) wird ein geteiltes Königreich sein. Und von der Härte des Eisens wird (etwas) in ihm sein, weil du das Eisen mit Ton aus Lehm gemischt gesehen hast.<br />
{{S|42}} Und die Zehen der Füße waren teils aus Eisen und teils aus Ton: Zum Teil wird das Königreich mächtig sein und zum Teil wird es zerbrechlich sein.<br />
{{S|43}} Dass du das Eisen mit Ton aus Lehm gemischt gesehen hast: Sie werden vermischt sein im Samen des Menschen und/aber sie werden nicht untereinander haften so wie das Eisen sich nicht vermischen lässt mit dem Ton.<br />
{{S|44}} Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich errichten, das in Ewigkeit nicht zugrunde gehen wird, und das Königreich wird nicht einem anderen Volk überlassen werden. Es wird alle jene Königreiche zermalmen und (ihnen) ein Ende machen. Und es (selbst) wird bestehen in Ewigkeit.<br />
{{S|45}} Weil du gesehen hast, dass sich von dem Berg nicht durch Hände ein Stein gelöst und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmt hat: Ein großer Gott hat den König wissen lassen, was danach geschehen wird; und der Traum ist sicher und seine Deutung zuverlässig.<br />
{{S|46}} Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und huldigte Daniel und befahl, ihm ein Opfer und ein Rauchopfer darzubringen.<br />
{{S|47}} Der König antwortete (dem) Daniel und sagte: Von Wahrheit (Wahrhaftig) ist euer Gott Gott von Göttern und Herr von Königen und einer, der Geheimnisse offenbart, denn du konntest dieses Geheimnis offenbaren.<br />
{{S|48}} Da verlieh der König (dem) Daniel einen hohen Rang und gab ihm viele große Geschenke und setzte ihn als Herrscher ein über die ganze Provinz Babel und zum obersten Statthalter über alle Weisen Babels.<br />
{{S|49}} Und Daniel bat den König (von dem König), und er (dass er…) beauftragte mit der Verwaltung der Provinz Babel Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Und Daniel war (blieb) im Tor (am Hof) des Königs.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_5&diff=33153Daniel 52021-12-18T14:19:12Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} König Belschatzar machte ein großes Mahl für seine tausend Mächtigen. Vor diesen tausend trank er Wein.<br />
<br />
{{S|2}} Belschatzar befahl<ref>Wörtlich: Sagte.</ref>, als der Wein schmeckte, zu bringen die goldenen und silbernen Gefäße, die sein Vater Nebukadnezar herausgeholt hatte aus dem Heiligtum in Jerusalem, dass aus ihnen trinken sollten der König und seine Mächtigen sowie ihre Gemahlinnen und Konkubinen.<br />
<br />
{{S|3}} Dann brachten sie die goldenen Gefäße, die sie herausgeholt hatten aus dem Heiligtum, dem Haus Gottes in Jerusalem, und es tranken aus ihnen der König, seine Mächtigen, ihre Gemahlinnen (Palastdamen) und Konkubinen.<br />
<br />
{{S|4}} Sie tranken Wein und priesen die Götter aus Gold und Silber, Bronze, Eisen, Holz und Stein.<br />
<br />
{{S|5}} In diesem Augenblick gingen Finger aus von der Hand eines Menschen und schrieben vor dem Leuchter auf den Kalk der Wand des königlichen Heiligtums (Palastes). Und der König sah die {Handfläche der} Hand, die schrieb.<br />
<br />
{{S|6}} Dann veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken erschreckten ihn, und das Gelenk seiner Hüfte löste sich, und seine Knie schlugen aneinander.<br />
<br />
{{S|7}} Und der König rief laut, zu holen die Magier, Astrologen und Wahrsager, und der König hob an und sprach und sagte zu den Weisen Babels: Jeder Mensch, der diese Schrift lesen kann und seine Deutung mir kundtut, wird Purpur anziehen und eine Halskette aus Gold um den Hals, und herrschen in meinem Reich als Drittmächtigster.<br />
<br />
{{S|8}} Darauf kamen hinauf alle Weisen des Königs, und sie vermochten nicht, die Schrift zu lesen und ihre Deutung dem König zu verkünden.<br />
<br />
{{S|9}} Dann wurde König Belschatzar sehr erschreckt, und seine Gesichtsfarbe veränderte sich {auf ihm}, und die Mächtigen wurden verwirrt.<br />
<br />
{{S|10}} Als die Angelegenheit des Königs und seiner Mächtigen vor die Königinmutter [kam], ging sie hinauf zum Haus des Gelages, und die Königinmutter hob an und sprach: Der König lebe ewiglich! Lass dich von deinem Gedanken nicht erschrecken und deine Gesichtsfarbe verändere sich nicht!<br />
<br />
{{S|11}} Es gibt einen Mann in deinem Königreich, auf dem der Geist des heiligen Gottes ruht. Und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung, Einsicht und Weisheit gemäß der Weisheit Gottes bei ihm gefunden. Und König Nebukadnezar, dein Vater, setzte ihn ein als Obersten der Beschwörer (Magier), Zauberer, Astrologen und Wahrsager, dein Vater, der König.<br />
<br />
{{S|12}} Eben deshalb, weil er einen außergewöhnlichen Geist und Verstand und Einsicht, Träume zu deuten und Rätsel kundzutun, hatte, fand sich für ihn, Daniel, die schwierige Aufgabe zu lösen, dem der König seinen Namen Beltschtzar gegeben hatte. Jetzt soll Daniel gerufen werden, und er soll die Deutung kundtun.<br />
<br />
{{S|13}} Darauf wurde Daniel vor den König geführt. Der König hob an und sprach zu Daniel: Du bist Daniel von den Deportierten aus Juda, die mein Vater, der König, aus Juda brachte.<br />
<br />
{{S|14}} Und ich habe über dich gehört, dass der Geist Gottes auf dir ist, Erleuchtung, Einsicht und außerordentliche Weisheit sich bei dir finden (bei dir gefunden werden).<br />
<br />
{{S|15}} Und jetzt wurden die Weisen und die Beschwörer vor mich geführt, diese Schrift zu lesen und mir ihre Deutung mitzuteilen. Aber sie waren nicht imstande, das Wort zu deuten, um es kundzutun.<br />
<br />
{{S|16}} Und ich habe über dich gehört, dass du eine Deutung geben und eine schwierige Aufgabe lösen kannst. Wenn du jetzt die Schrift lesen und mir ihre Deutung mitteilen kannst, sollst du Purpur anziehen und eine Halskette aus Gold um den Hals [tragen] und als Dritter im Königreich herrschen.<br />
<br />
{{S|17}} Darauf antwortete Daniel und sprach vor dem König: Deine Gabe behalte, und dein Geschenk gib einem anderen. Aber ich werde die Schrift dem König vorlesen, und die Deutung werde ich mitteilen.<br />
<br />
{{S|18}} Du bist der König. Der höchste Gott gab das Königtum, die Größe, die Ehre (Würde) und die Herrlichkeit Nebukadnezar, deinem Vater.<br />
<br />
{{S|19}} Und vor der Größe, die er ihm gab, bebten alle Völker, Nationen und Sprachgemeinschaften und fürchteten sich vor ihm. Wen er wollte, tötete er, und wen er wollte, schlug er, und wen er wollte, erhöhte er, und wen er wollte, erniedrigte er.<br />
<br />
{{S|20}} Und als sein Herz sich erhob und sein Geist sich verhärtete, übermütig zu handeln, wurde er vom Thron seines Königtums gestürzt und die Würde nahm man ihm.<br />
<br />
{{S|21}} Und von den Menschenkindern wurde er vertrieben, und sein Herz machte man gleich dem Getier, und bei den Wildeseln war seine Wohnung. Gras wie den Stieren gab man ihm zu essen, und vom Tau des Himmels wurde sein Körper benetzt, bis er erkannte, dass der höchste Gott Herr ist über die Königreiche der Menschen, und wen er will, setzt er darüber ein.<br />
<br />
{{S|22}} Du aber, sein Sohn Belschatzar, hast dein Herz nicht gedemütigt, obgleich du all das wusstest.<br />
<br />
{{S|23}} Und über den Herrn des Himmels hast du dich erhoben, und die Gefäße seines Hauses brachte man vor dich, und du und deine Großen, deine Gemahlinnen (Palastdamen) und Gespielinnen tranken Wein aus ihnen. Und Götter [aus] Silber und Gold, Bronze, Eisen, Holz und Stein, die nicht sehen und nicht hören und nichts wissen, hast du gepriesen. Aber den Gott, der dir deinen Odem durch seine Macht und dein ganzes Ergehen [gab], hast du nicht verherrlicht.<br />
<br />
{{S|24}} Darum wurde von ihm die Hand gesandt, und diese Schrift wurde geschrieben.<br />
<br />
{{S|25}} Und diese Schrift, die geschrieben wurde, [lautet]: Mine, Mine, Schekel und halbe Minen (halbe Schekel)<ref>Die Schrift an der Wand besteht aus den Währungsbezeichnungen der Zeit Daniels.</ref>.<br />
<br />
{{S|26}} Dies ist die Deutung des Wortes Mine: Gezählt hat Gott deine Königsherrschaft und macht ihr ein Ende.<br />
<br />
{{S|27}} Schekel: Du wurdest gewogen auf der Waage und minderwertig gefunden.<br />
<br />
{{S|28}} Halbe Mine (halber Schekel): Dein Königreich ist zerteilt und gegeben dem Meder und Perser.<br />
<br />
{{S|29}} Darauf sprach Belschatzar: Bekleidet Daniel [mit] dem Purpur und [mit] der Halskette aus Gold um seinen Hals und ruft öffentlich aus über ihn, dass er Herrscher über den dritten Teil des Reiches ist.<br />
<br />
{{S|30}} In derselben Nacht wurde Belschatzar, der König der Chaldäer, umgebracht.<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_2&diff=33152Daniel 22021-12-18T14:01:19Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Studienfassung in Arbeit}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}} Da sprachen die Wahrsager<ref>W. „Chaldäer“. Die Chaldäer waren ein Volksstamm aus dem Umland von Babylon, der ab dem 8. Jh. in Babylon großen Einfluss gewann, später wird der Name „Chaldäer“ praktisch zum Synonym für „Babylonier“. Sie schafften es in dieser Zeit auch, praktisch alle Wahrsage-Priester im Bel-Tempel von Babel zu stellen, sodass „Chaldäer“ („Kasdäer“) hier referenzidentisch für diese auf die Wahrsagerei und Gelehrsamkeit spezialisierten Kleriker gebraucht wird (Koch 2005, 45f; vgl. dort den Exkurs 45-66). </ref> zum König auf Aramäisch: <ref>Von hier an ist der Text Aramäisch (Dan 2,4b-7,28). Neben diesem Abschnitt aus dem Danielbuch sind auch Esra 4,8-6,18; 7,12-26 auf Aramäisch verfasst bzw. aus aramäischen Quellen zitiert (zudem Jer 10,11 und ein Teil von Gen 31,47). </ref>„Ewig lebe der König! Erzähle deinen Sklaven doch den Traum, dann werden wir dir erklären können, was er bedeutet.“ <br /><br />
{{L|5}} Doch der König antwortete: „Mein Wort ist unwiderruflich:<ref>Fast sicher falsch ist das schon ältere Verständnis, wonach diese Phrase sinngemäß als „Ich habe den Traum vergessen“ übersetzt wurde (so etwa KJV). Vielmehr möchte der König sich der Zuverlässigkeit seiner Wahrsager dadurch vergewissern, dass er ihnen in der Wiedergabe seines Trauminhalts eine verifizierbare Testaufgabe stellt (NET Dan 2,5, Fußnote 14; s.a. V. 9). </ref> Wenn ihr mir den Traum und seine Bedeutung nicht mitteilen könnt, werde ich euch jedes Glied einzeln ausreißen und eure Häuser in Müllhaufen umwandeln lassen! {{L|6}} Könnt ihr mir den Traum und seine Bedeutung jedoch erklären, dann werdet ihr von mir Geschenke, Belohnungen und große Ehre empfangen. Nun erklärt mir den Traum und seine Bedeutung!“ <br /><br />
{{L|7}} Die Wahrsager versuchten es noch einmal: „Der König möge seinen Sklaven den Traum doch erzählen, danach werden wir ihm die Bedeutung erklären!“ <br /><br />
{{L|8}} Der König erwiderte: „Jetzt weiß ich ganz sicher, dass ihr nur versucht Zeit zu gewinnen, weil ihr seht, dass ich es ernst meine! {{L|9}} Wenn ihr meinen Traum nicht wiedergeben könnt, kann das nur eines heißen: Ihr habt euch abgesprochen, mir Falsches und Lügen aufzutischen, bis die Zeit sich ändert!<ref>Oder „bis die Zeit (=diese Audienz?) verstrichen ist“ (so ähnlich Koch 2005, 91). HfA: „So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat.“ NLB: „in der Hoffnung, mich damit hinhalten zu können“. GNB lässt den Halbsatz aus und kommentiert, er sei schwer verständlich; NEÜ meint „Damit verdächtigte er sie wahrscheinlich, Umsturzpläne zu verfolgen.“ Es erscheint aber wahrscheinlicher, dass die Wahrsager (mit Koch) angesichts der ob der Regierungsgeschäfte sicher knappen Zeit des Königs (vgl. die Anmerkung zu V. 16) auf ein ergebnisloses Ende der ungeplanten Audienz spekulieren, als dass sie auf einen Umsturz oder eine sonst veränderte Lage (EÜ) hoffen. Für eine solche Hoffnung bräuchten sie nämlich einen unmittelbaren Anlass, der zumindest im Kontext unserer Erzählung nicht erkennbar ist. </ref> Darum erzählt mir den Traum, damit ich weiß, dass ihr mir auch seine Bedeutung zuverlässig erklären könnt!“ <br /><br />
{{L|10}} Da antworteten die Wahrsager dem König: „Es gibt keinen Menschen auf dem trockenen Land, der in der Lage wäre, diese Anforderungen zu erfüllen! Aus diesem Grund hat zuvor auch noch kein großer und mächtiger König eine solche Tat von einem Wahrsager, Beschwörer oder Sterndeuter verlangt. {{L|11}} Was der König fordert, ist zu viel für uns, und es gibt niemanden sonst, der dem König diese Informationen geben könnte, außer den Göttern, und die wohnen nicht bei uns Menschen!“ <br /><br />
{{L|12}} Darüber wurde der König so wütend, dass er gebot, alle Weisen<ref>''Weisen'' Nicht nur die Wahrsager und Sterndeuter, sondern gleich alle Weisen – wie die folgenden Verse zeigen, also einschließlich der Judäer – trifft der Zorn des Königs. Dennoch kommt es nicht zu einem Pogrom, sondern ein rechtlich ordentlicher Erlass (V. 13) stellt sicher, dass die Sache geordnet abläuft – und gibt Daniel Zeit für seine Rettungsaktion (V. 14ff.)(Koch 2005, 153f.). </ref> Babels umzubringen. {{L|13}} Ein entsprechendes Gesetz wurde veröffentlicht, und man traf die Vorbereitungen, um alle Weisen hinzurichten. Auch Daniel und seine Freunde wurden gesucht, um sie zur Hinrichtung abzuführen. {{L|14}} Da übermittelte Daniel einen Rat und Vorschlag an Arioch, den Obersten der königlichen Leibgarde, der schon unterwegs war, um die Weisen Babels hinzurichten. {{L|15}} Er fragte Arioch: „Du Mächtiger des Königs<ref>Oder „Er fragte Arioch, den Bevollmächtigten des Königs: Was...“</ref>, was soll dieses strenge Gesetz von seiten des Königs?“ Da klärte Arioch Daniel darüber auf, was passiert war.<ref>Daniel kennt also den Erlass, erfährt aber erst jetzt die Geschichte, die dahinter steht, und kann die richtige Entscheidung treffen (vgl. Koch 2005, 157f.). </ref> {{L|16}} Daniel ersuchte sofort um eine Audienz mit dem Versprechen, er werde dem König die gesuchte Deutung geben.<ref>''Audienz'' So sonst nur ESV, sonst „Frist“ oder „Zeit“. Anders als in Dan 2,8-9 wird hier ein Wort gebraucht, das „Zeit(punkt), Termin, Augenblick“ (GesD) bedeutet (in Dan 2,8-9 für die Zeit, die die Wahrsager zu gewinnen versuchen, stattdessen eines mit der Bedeutung „Zeit“), was die Interpretation als „Audienz“ untermauert. Auf die von GesD angegebene Übersetzung passt „Audienz“ zudem besser als „Frist“. Wenn Daniel wirklich um eine Audienz bittet, dann zeigt das sogar noch mehr Kühnheit und Gottvertrauen als die Bitte um eine Fristverlängerung. Entweder hat er dabei darauf vertraut, dass diese nicht sofort erfolgt, oder er hat nach der Bekanntgabe des Termins die Gelegenheit genutzt, um noch einmal sein Haus aufzusuchen und sich die Unterstützung seiner Freunde zu sichern. Für dieses Gesuch müsste er übrigens in keinem Fall persönlich vorsprechen (vgl. Koch 2005, 94.159). </ref> {{L|17}} Daraufhin begab er sich zu seinem Haus und informierte seine Freunde Hananja, Mischaël und Asarja über das, was vorgefallen war. {{L|18}} Er bat sie, im Angesicht dieser unlösbaren Aufgabe vor dem Gott des Himmels um Erbarmen zu bitten, damit Daniel und seine Freunde nicht das Schicksal der übrigen Weisen Babels teilen müssten.<br />
<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
{{L|21}}<br />
{{L|22}}<br />
{{L|23}}<br />
{{L|24}}<br />
{{L|25}}<br />
{{L|26}}<br />
{{L|27}}<br />
{{L|28}}<br />
{{L|29}}<br />
{{L|30}}<br />
{{L|31}}<br />
{{L|32}}<br />
{{L|33}}<br />
{{L|34}}<br />
{{L|35}}<br />
{{L|36}}<br />
{{L|37}}<br />
{{L|38}}<br />
{{L|39}}<br />
{{L|40}}<br />
{{L|41}}<br />
{{L|42}}<br />
{{L|43}}<br />
{{L|44}}<br />
{{L|45}}<br />
{{L|46}}<br />
{{L|47}}<br />
{{L|48}}<br />
{{L|49}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im zweiten Jahr der Königsherrschaft Nebukadnezars träumte Nebukadnezar einen Traum und sein Geist wurde beunruhigt und um seinen Schlaf war es geschehen<ref>Wörtlich: Sein Schlaf war dahin für ihn.</ref>.<br />
<br />
{{S|2}} Und der König befahl<ref>Wörtlich: Sagte.</ref> herbeizurufen die Gelehrten und die Beschwörer und die Zauberer und die Astrologen, zu deuten dem König seinen Traum. Und sie kamen und traten vor den König.<br />
<br />
{{S|3}} Und der König sagte zu ihnen: Ich träumte einen Traum, sodass mein Geist in Unruhe war, den Traum zu verstehen.<br />
<br />
{{S|4}} Da (und) sprachen die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter)<ref>Die Chaldäer waren ein Volksstamm aus dem Umland von Babylon, der ab dem 8. Jh. in Babylon großen Einfluss gewann, später wird der Name „Chaldäer“ praktisch zum Synonym für „Babylonier“. Sie schafften es in dieser Zeit auch, praktisch alle Wahrsage-Priester im Bel-Tempel von Babel zu stellen, sodass „Chaldäer“ („Kasdäer“) hier referenzidentisch für diese auf die Wahrsagerei und Gelehrsamkeit spezialisierten Kleriker gebraucht wird (Koch 2005, 45f; vgl. dort den Exkurs 45-66). </ref> zum König [auf] Aramäisch:<ref>Von hier an ist der Text Aramäisch (Dan 2,4b-7,28). Neben diesem Abschnitt aus dem Danielbuch sind auch Esra 4,8-6,18; 7,12-26 auf Aramäisch verfasst bzw. aus aramäischen Quellen zitiert (zudem Jer 10,11 und ein Teil von Gen 31,47). </ref> „Ewig lebe der König!<ref>W. „Oh König, lebe {für} ewig!“</ref> Erzähle (sage) deinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum, dann (und) werden wir [seine] Bedeutung (Deutung) erzählen (erklären).“<br />
{{S|5}} Der König antwortete {und sagte zu} den Chaldäern (Wahrsagern, Sterndeutern): „Mein Wort ist unwiderruflich:<ref>W. etwa „Das Wort von mir [ist] unwiderruflich“. ''von mir'' ist eine Formulierung, die das Pronomen betont (Koch 2005, 89). ''unwiderruflich'' oder „bekannt“ (Koch 2005, 90, vgl. GesD).<br /> <br />
Fast sicher falsch ist dagegen das ältere Verständnis, wonach diese Phrase sinngemäß als „Ich habe den Traum vergessen“ übersetzt wurde (so etwa KJV). Vielmehr möchte der König sich der Zuverlässigkeit seiner Wahrsager dadurch vergewissern, dass er ihnen in der Wiedergabe seines Trauminhalts eine verifizierbare Testaufgabe stellt (NET Dan 2,5, Fußnote 14; s.a. V. 9). </ref> Wenn ihr mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung) nicht mitteilen könnt (mitteilt), werdet ihr zu Körperteilen (Gliedern) gemacht<ref>D.h. „werdet ihr in Stücke gerissen/gehauen werden“ (vgl. Koch 2005, 90). </ref> und eure Häuser in Müllhaufen (Latrinen; Trümmerhaufen)<ref>''Müllhaufen (Latrinen, Trümmerhaufen)'' Die Übersetzung dieses unbekannten Worts beruht auf Herleitungen, die auf einen widerwärtigen Ort wie einen Müllhaufen oder eine öffentliche Latrine schließen lassen. Die eigentliche Bedeutung könnte ganz anders lauten (Koch 2005, 90). </ref> verwandelt werden!<br />
{{S|6}} Aber (und) wenn ihr den Traum und seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt, werdet ihr von mir Geschenke, {und} Belohnungen (Geschenke, Kostbarkeiten)<ref>Ein unbekanntes Wort (Sg.). ''Belohnungen'' nach DBL Aramaic, GesD tendiert zu „Geschenk, Gabe“, Koch 2011, 90 übersetzt „Ehrenurkunden/Kostbarkeiten“. </ref> und große Ehre empfangen. Darum (nur wenn) erklärt mir den Traum und seine Bedeutung (Deutung)!“<br />
{{S|7}} Sie antworteten noch einmal (ein zweites Mal) {und sagten}: „Der König möge seinen Sklaven (Dienern, Knechten) den Traum sagen, danach (und) werden wir die Bedeutung (Deutung) erklären!“<br />
{{S|8}} Der König antwortete {und sagte}: „[Jetzt] weiß ich ganz sicher, dass ihr [versucht] Zeit [zu] kaufen,<ref>Die Einfügung von „jetzt“ und „versucht“ ist aufgrund des Partizips sowie sinngemäß angebracht. Der König erkennt also, was gerade vor sich geht: Die Wahrsager versuchen Zeit zu gewinnen. </ref> weil [ihr] seht (gesehen habt), dass mein Wort unwiderruflich ist<ref>S. die Fußnote in V. 5. Der Satz wird in V. 9 fortgesetzt (Koch 2005, 91). NLB (vgl. GNB): „dass ich meine Drohungen wahr machen werde.“ </ref>:<br />
{{S|9}} {dass} Wenn ihr mir den Traum nicht mitteilt, gibt es [nur] ein Urteil (Beschluss, Strafe, Gesetz) [über] euch:<ref>D.h. „kann das nur eines heißen“. Oder: „dass es nur ein … gibt, wenn ihr … nicht mitteilt. Aber (und) ihr habt euch [offenbar] abgesprochen...“ Der Vorwurf der bewussten Lüge ab 9b wäre dann nicht das Urteil, sondern eine daran angeschlossene Vermutung (so Koch 2005, 91, Zür). </ref> {und} Ihr habt euch abgesprochen (verschworen, entschlossen), falsche und verlogene (verdorbene) Worte (Sache) vor mir zu sprechen (mir zu sagen), bis die Zeit sich ändert (ändern wird).<ref>Oder „bis die Zeit (=diese Audienz?) verstrichen ist“ (so ähnlich Koch 2005, 91). HfA: „So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat.“ NLB: „in der Hoffnung, mich damit hinhalten zu können“. GNB lässt den Halbsatz aus und kommentiert, er sei schwer verständlich; NEÜ meint „Damit verdächtigte er sie wahrscheinlich, Umsturzpläne zu verfolgen.“ Es erscheint aber wahrscheinlicher, dass die Wahrsager (mit Koch) angesichts der ob der Regierungsgeschäfte sicher knappen Zeit des Königs (vgl. die Anmerkung zu V. 16) auf ein ergebnisloses Ende der ungeplanten Audienz spekulieren, als dass sie auf einen Umsturz oder eine sonst veränderte Lage (EÜ) hoffen. Für eine solche Hoffnung bräuchten sie nämlich einen unmittelbaren Anlass, der zumindest im Kontext unserer Erzählung nicht erkennbar ist. </ref> Deshalb (Wenn) sagt mir den Traum, dann (und) werde ich wissen, dass ihr mir seine Bedeutung (Deutung) erklären könnt!“<br />
{{S|10}} Die Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) antworteten {vor} dem König {und sagten}: „Es gibt keinen Menschen auf dem trockenen Land (der Erde)<ref>''auf dem trockenen Land'' Eine emphatische Metonymie des Subjekts für „auf der ganzen (bewohnbaren) Erde“. </ref>, der erklären könnte, was der König verlangt (sagt)!<ref>W. „die Aufgabe (Wort, Sache) des Königs“ GNB: „diese Forderung erfüllen“</ref> Entsprechend (Deshalb) hat noch kein großer und mächtiger (herrschender) König (großer König oder (und) Herrscher) eine solche Tat<ref>W. „eine Aufgabe (Sache, Wort) wie diese (eine solche)“ EÜ: „ein solches Ansinnen“</ref> von einem Wahrsager, Beschwörer oder Chaldäer (Wahrsager, Sterndeuter) verlangt (gefordert, erbeten).<br />
{{S|11}} Was der König fordert,<ref>W. „Die Sache (Aufgabe, das Wort), die der König verlangt (fordert)“</ref> [ist uns] zu schwierig (schwierig; unmöglich, zu hoch), und es gibt niemand anderen, der {vor} dem König [das Geforderte] mitteilen (erklären) könnte außer Göttern (Gott)<ref>Hier sind wohl die babylonischen Götter gemeint, es lässt sich jedoch nicht ausschließen (und ist auch grammatisch denkbar), dass von JHWH die Rede ist. </ref>, deren Wohnung nicht beim Fleisch ist!“<ref>''Fleisch'' Metonymie der Adjunktion für die Sterblichen, d.h. „die Götter leben nicht unter den Menschen (Sterblichen)“.</ref><br />
{{S|12}} Darüber wurde (war) der König wütend und sehr zornig<ref>''wütend und sehr zornig'' Die Dopplung und Steigerung zum besonders intensiven {{hebr}}קצף{{hebr ende}} drücken zusammen mit {{hebr}}שַׂגִּיא{{hebr ende}} sehr eine sehr große Wut aus, die sich auch an seinem folgenden Befehl erkennen lässt. </ref> und gebot, alle Weisen<ref>''Weisen'' Nicht nur die Wahrsager und Sterndeuter, sondern gleich alle Weisen – wie die folgenden Verse zeigen, also einschließlich der Judäer – trifft der Zorn des Königs. Dennoch kommt es nicht zu einem Pogrom, sondern ein rechtlich ordentlicher Erlass (V. 13) stellt sicher, dass die Sache geordnet abläuft – und gibt Daniel Zeit für seine Rettungsaktion (V. 14ff.)(Koch 2005, 153f.). </ref> Babels umzubringen.<br />
{{S|13}} Bald (und) erging das [entsprechende] Gesetz und die Weisen sollten hingerichtet (getötet) werden. Auch (und) Daniel und seine Freunde (Gefährten) suchte man,<ref>Unpersönlich formuliert, oder: „suchten sie (3. Pl. m.)“ (vgl. Koch 2005, 92). Wie hier wird die 3. Person Perfekt des aramäischen Verbs gelegentlich ohne erkennbares Subjekt unpersönlich gebraucht. Das Subjekt ist unwichtig und wird nicht genannt, wichtig ist die Handlung (Muraoka, Notes on the Syntax of Biblical Aramaic, in: JSS 11/2 1966, 164f.). </ref> um [sie] hinzurichten (zu töten).<br />
{{S|14}} Da übermittelte Daniel einen Rat und Vorschlag (einen verständigen Rat)<ref>''übermittelte einen Rat und Vorschlag'' nach Koch 2005, 92f. („einen Rat und Verfahrensvorschlag“). ''einen verständigen Rat'' So GesD, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}; NET, dabei werden die beiden Nomina als Hendiadyoin aufgefasst, allerdings muss dabei {{hebr}}טְעֵם{{hebr ende}} „Beschluss, Befehl“ eine sonst unbezeugte zusätzliche Bedeutung „Verstand, Klugheit“ zugeschrieben werden (Koch 2005, 93). Oder, wie die meisten Übers.: „wandte/sprach sich vorsichtig und verständig“ (so oder ähnlich Lut, EÜ, GNB, SLT, Zür; HALAT, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}) Die beiden Nomina werden (wie oft Hebr.) adjektivisch übersetzt. Neben der fraglichen Übersetzung „verständig“ ist aber vor allem das Prädikat viel eher als „übermitteln“ zu übersetzen (GesD, {{hebr}}תוב{{hebr ende}}; Koch 2005, 92f.). </ref> an Arioch, den Obersten der Leibgarde (Scharfrichter)<ref>''Obersten'' W. „den Größten (Großen) der Leibgarde“ Die Alternative „Scharfrichter“ wird in DBL Aramaic als solche genannt (vgl. Zür, SLT, NET). Das Wort heißt ursprünglich „Schlächter, Koch“, aber wurde wegen dessen Nähe zum König (er wagt es, dessen Befehl nicht unmittelbar auszuführen, sondern erst nachzuforschen, V. 15f.) schon früh als Bezeichnung des Obersten der Leibwache verstanden (Koch 2005, 93). </ref> des Königs, der unterwegs (aufgebrochen, sich aufgemacht, losgegangen) war, um die Weisen Babels hinzurichten (zu töten).<br />
{{S|15}} Er fragte (antwortete) {und sagte zu} Arioch: „Du Mächtiger (Bevollmächtigter; mächtigster [Mann]) des Königs (Arioch, den Bevollmächtigten des Königs)<ref>Die Lesart als Vokativ „Du Mächtiger des Königs“ wurde gewählt, um die doppelte Betitelung Ariochs zu vermeiden. Sie ist auch bei anderen Exegeten seit der griechischen Übersetzung Theodotions (der den Vers mit „du Mächtiger/Bevollmächtigter“ beginnen lässt), gegen den masoretischen Akzent, verbreitet, weil „eine Rede Vorgesetzten gegenüber mit Nennung des Titels zu beginnen pflegt“ (Koch 2005, 93). Koch glaubt aber, der Text sei gekürzt und eine solche Anrede darum ausgelassen, und folgt MT und den dt. Übersetzungen. Die Doppelung und Variation des Titels wäre jedoch ein ausschlaggebendes Gegenargument, auf das er nicht eingeht. </ref>, warum [dieses] strenge (übereilte, dringliche)<ref>Die Bedeutung des Adjektivs muss rekonstruiert werden. ''übereilte'' ist die bevorzugte Herleitung Kochs, der für die vermutete Bedeutung „streng“ (die meisten Übersetzungen) zu wenig Belege findet (Koch 2005, 93).</ref> Gesetz von seiten des Königs (warum ist das Gesetz … [so] streng)?“<ref>Ohne die vokativische Übersetzung (vgl. erste Fußnote) ist es auch möglich, die Frage indirekt zu übersetzen (EÜ, vgl. GNB). </ref> Da klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) Arioch Daniel [über] die Angelegenheit (Sache) auf,<ref>Daniel kennt also den Erlass, erfährt aber erst jetzt die Geschichte, die dahinter steht, und kann die richtige Entscheidung treffen (vgl. Koch 2005, 157f.). </ref><br />
{{S|16}} und Daniel trat ein und erbat vom König, dass er ihm eine Audienz (Frist)<ref>''Audienz'' So sonst nur ESV, alle anderen Übers. ''Frist'' oder „Zeit“. Anders als in Dan 2,8-9 wird hier {{hebr}}זְמַן{{hebr ende}} „Zeit(punkt), Termin, Augenblick“ (GesD) gebraucht (dort für die Zeit, die die Wahrsager zu gewinnen versuchen, {{hebr}}עִדָּן{{hebr ende}} „Zeit“), was die Interpretation als „Audienz“ untermauert. Auf die von GesD angegebene Übersetzung passt „Audienz“ zudem besser als „Frist“. Wenn Daniel wirklich um eine Audienz bittet, dann zeigt das sogar noch mehr Kühnheit und Gottvertrauen als die Bitte um eine Fristverlängerung. Entweder hat er dabei darauf vertraut, dass diese nicht sofort erfolgt, oder er hat nach der Bekanntgabe des Termins die Gelegenheit genutzt, um noch einmal sein Haus aufzusuchen und sich die Unterstützung seiner Freunde zu sichern. Für dieses Gesuch müsste er übrigens in keinem Fall persönlich vorsprechen (vgl. Koch 2005, 94.159). </ref> gewähre,<ref>Oder schöner „ersuchte beim König um eine Audienz“.</ref> dann (und) werde [er] dem König die Bedeutung (Deutung) erklären.<br />
{{S|17}} Daraufhin (sofort) begab sich Daniel zu seinem Haus (nach Hause) und klärte (informierte über, berichtete von, weihte ein in) seine Freunde (Gefährten) Hananja, Mischaël und Asarja [über] die Angelegenheit (Sache) auf.<br />
{{S|18}} {und} Er [bat sie], angesichts dieser unlösbaren Aufgabe (dieses Geheimnisses)<ref>Meist als ''Geheimnis'' übersetzt, doch vgl. DBL Aramaic, {{hebr}}רָז{{hebr ende}}: „'''mystery''', secret, i.e., information or omens so enigmatic or baffling that only revelation from God can make it understandable “ Es geht hier also vordergründig um unerreichbares, rätselhaftes Wissen, nicht um ein Geheimnis (das ja nur eins des Königs wäre). </ref> vor dem Gott des Himmels um Erbarmen zu bitten, damit (sodass) man Daniel und seine Freunde (Gefährten) nicht mit den übrigen Weisen Babels umbrächte<ref>Unpersönliche Formulierung. Vgl. Fußnote in V. 13. </ref>.<br />
{{S|19}} Da wurde (dem) Daniel in einer nächtlichen Erscheinung das Geheimnis offenbart. Da lobte Daniel den Gott des Himmels.<br />
{{S|20}}Daniel hob an und sagte: Der Name Gottes soll gelobt sein von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn die Weisheit und die Stärke – sein sind sie.<br />
{{S|21}} Denn er ändert die Jahre und die Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein, er gibt den Weisen die Weisheit und den Verstand denen, die Verstand kennen.<br />
{{S|22}} Er offenbart die Tiefen und die verborgenen Dinge; er weiß, was im Dunkeln (geschieht), und das Licht wohnt bei ihm.<br />
{{S|23}} Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, denn die Weisheit und die Stärke hast du mir gegeben, und nun hast du mich wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache des Königs wissen lassen.<br />
{{S|24}} Deshalb ging Daniel hinein zu Arjoch, den der König beauftragt hatte, die Weisen Babels umzubringen; er ging hinein und so sprach er zu ihm: Bringe die Weisen Babels nicht um! Führe mich hinein vor den König und ich werde dem König die Deutung kundtun!<br />
{{S|25}} Daraufhin führte Arjoch Daniel eilends für den König und sprach zu ihm so: Ich habe einen Mann gefunden von den Söhnen der Gefangenschaft Judas, der dem König die Deutung mitteilen wird/kann/will.<br />
{{S|26}} Der König hob an und sagte zu Daniel, dessen Name Beltschazar ist: Du vermagst, mich den Traum wissen zu lassen, den ich gesehen habe, und seine Deutung?<br />
{{S|27}} Daniel antwortete (vor) dem König und sagte: Das Geheimnis, das der König verlangt, können Weise, Wahrsager, Magier, Zeichendeuter dem König nicht kundtun.<br />
{{S|28}} Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart, und er ließ den König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und die Erscheinungen deines Kopfes auf deinem Lager waren dies:<br />
{{S|29}} Dir, König, stiegen auf deinem Lager deine Gedanken auf, was nach diesem geschehen werde, und der, der die Geheimnisse offenbart, hat dich wissen lassen, was geschehen wird.<br />
{{S|30}} Aber mir wurde dieses Geheimnis nicht offenbart durch die Weisheit, die in mir vor (mehr als in) allen Lebewesen ist, sondern damit sie/man den König die Deutung wissen lasse(n) und du die Gedanken deines Herzens verstehst.<br />
{{S|31}} Du, König, hast gesehen, und siehe, ein großes Bild. Jenes Bild war groß und sein Glanz war außerordentlich. Es stand vor dir und sein Aussehen war fürchterlich.<br />
{{S|32}} Das Bild (von diesem Bild gilt): sein Kopf war aus gutem/reinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Hüfte aus Bronze;<br />
{{S|33}} seine Schenkel (waren) aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton.<br />
{{S|34}} Du hast gesehen, bis sich ein Stein nicht durch Hände löste und das Bild an seinen Füßen aus dem Eisen und dem Ton traf und sie zermalmte.<br />
{{S|35}} Dann wurden zugleich zermalmt das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold und wurden wie Spreu von den Tennen des Sommers und der Wind verwehte sie und keine Spur von ihnen wurde (mehr) gefunden. Und der Stein, der das Bild traf, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.<br />
{{S|36}} Dies war der Traum. Auch seine Deutung werden/wollen wir vor dem König sagen.<br />
{{S|37}} Du, König, bist der König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Kraft und die Stärke und die Ehre gegeben hat,<br />
{{S|38}} und in allem (überall), wo die Söhne des Menschen wohnen, hat er das Tier (die Tiere) des Feldes und die Vögel des Himmels in deine Hand gegeben, und hat dich als Herrscher über sie alle eingesetzt. Du bist der Kopf aus Gold.<br />
{{S|39}} Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, geringer als du, und ein anderes drittes Königreich aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird.<br />
{{S|40}} Und ein viertes Königreich wird hart sein wie Eisen, weil Eisen alles zermalmt und zerschmettert, und wie das Eisen, das zertrümmert, wird es diese alle zermalmen und zertrümmern.<br />
{{S|41}} Und dass du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast, (das) wird ein geteiltes Königreich sein. Und von der Härte des Eisens wird (etwas) in ihm sein, weil du das Eisen mit Ton aus Lehm gemischt gesehen hast.<br />
{{S|42}} Und die Zehen der Füße waren teils aus Eisen und teils aus Ton: Zum Teil wird das Königreich mächtig sein und zum Teil wird es zerbrechlich sein.<br />
{{S|43}} Dass du das Eisen mit Ton aus Lehm gemischt gesehen hast: Sie werden vermischt sein im Samen des Menschen und/aber sie werden nicht untereinander haften so wie das Eisen sich nicht vermischen lässt mit dem Ton.<br />
{{S|44}} Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich errichten, das in Ewigkeit nicht zugrunde gehen wird, und das Königreich wird nicht einem anderen Volk überlassen werden. Es wird alle jene Königreiche zermalmen und (ihnen) ein Ende machen. Und es (selbst) wird bestehen in Ewigkeit.<br />
{{S|45}} Weil du gesehen hast, dass sich von dem Berg nicht durch Hände ein Stein gelöst und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmt hat: Ein großer Gott hat den König wissen lassen, was danach geschehen wird; und der Traum ist sicher und seine Deutung zuverlässig.<br />
{{S|46}} Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und huldigte Daniel und befahl, ihm ein Opfer und ein Rauchopfer darzubringen.<br />
{{S|47}} Der König antwortete (dem) Daniel und sagte: Von Wahrheit (Wahrhaftig) ist euer Gott Gott von Göttern und Herr von Königen und einer, der Geheimnisse offenbart, denn du konntest dieses Geheimnis offenbaren.<br />
{{S|48}} Da verlieh der König (dem) Daniel einen hohen Rang und gab ihm viele große Geschenke und setzte ihn als Herrscher ein über die ganze Provinz Babel und zum obersten Statthalter über alle Weisen Babels.<br />
{{S|49}} Und Daniel bat den König (von dem König), und er (dass er…) beauftragte mit der Verwaltung der Provinz Babel Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Und Daniel war (blieb) im Tor (am Hof) des Königs.<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_10&diff=33151Daniel 102021-12-18T13:59:26Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im dritten Jahr des Kyrus, König der Perser, wurde Daniel, der Beltschatzar genannt worden war, eine Sache (ein Wort) offenbart. Und wahr war die Sache (das Wort), und große Mühe hatte er, die Sache (das Wort) zu verstehen, und Einsicht [gewann] er während der Erscheinung.<br />
<br />
{{S|2}} In diesen Tagen befand ich, Daniel, mich in einer Trauerzeit von drei Wochen.<br />
<br />
{{S|3}} Schmackhaftes Brot aß ich nicht, Fleisch und Wein gelangten nicht in meinen Mund, und ich salbte mich überhaupt nicht,<ref>Figura Etymologica.</ref> bis die [Trauer]zeit von drei Wochen voll war.<br />
<br />
{{S|4}} Und am 24. Tag des ersten Monats befand ich mich am Ufer des großen Tigris-Flusses.<br />
<br />
{{S|5}} Und ich blickte auf und sah, und da, ein Mann, bekleidet mit Leinen, und um die Hüften gegürtet mit Gold aus Ophir.<br />
<br />
{{S|6}} Und sein Leib war wie ein Tarsis,<ref>Ein Edelstein.</ref> und sein Gesicht wie das Leuchten<ref>Wörtlich: Die Erscheinung.</ref> eines Blitzes, und seine Augen wie Feuerfackeln. Und seine Unterarme und seine Füße<ref>Also das, was aus dem Leinengewand hervorschaut.</ref> sahen aus wie polierte Bronze. Und seine Rede klang wie Getöse.<br />
<br />
{{S|7}} Und ich, Daniel, sah die Erscheinung allein, die Männer aber, die bei mir waren, sahen die Erscheinung nicht, sondern große Angst hatte sie befallen, und sie liefen ins Versteck.<ref>Hier steht der Infinitiv mit ב, wörtlich: ins sich Verstecken. Im Apparat wird vorgeschlagen, statt ב die Präposition ל zu lesen: um sich zu verstecken.</ref><br />
<br />
{{S|8}} Ich aber blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung. Und ich hatte keine Kraft mehr {übrig}, und meine Hoheit wandelte sich mir in Verderben, und ich behielt keine Kraft.<br />
<br />
{{S|9}} Und ich hörte den Klang seiner Worte, und wie ich den Klang seiner Worte hörte, befand ich mich (war ich) betäubt (tief schlafend) auf meinem Gesicht, und mein Gesicht war auf dem Erdboden.<br />
<br />
{{S|10}} Da berührte mich eine Hand und zerrte mich hoch (rüttelte mich auf), gestützt auf Knie und Handflächen.<br />
<br />
{{S|11}} Und er sagte zu mir: Daniel, liebenswerter Mann, achte auf die Worte, die ich dir sage. Stelle dich auf deinen Platz, denn nun bin ich zu dir gesandt. Und während er dieses Wort zu mir sprach, stellte ich mich bebend (zitternd) auf.<br />
<br />
{{S|12}} Und er sagte zu mir: Früchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz hergabst, um zu verstehen und dich zu demütigen vor deinem Gott, wurden deine Worte erhört. Und ich bin gekommen wegen deiner Worte.<br />
<br />
{{S|13}} Und der Fürst des Königreiches Persien stand mir gegenüber einundzwanzig Tage. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen. Und ich blieb übrig<ref>Im Sinne von: Ich überlebte, weil Michael mir half?</ref> dort neben dem König der Perser.<br />
<br />
{{S|14}} Und ich bin gekommen, um dir zu erklären, was deinem Volk in den letzten Tagen widerfahren wird.<ref>Wörtlich: das Zusammentreffen deines Volkes mit den letzten Tagen.</ref> Denn die Vison handelt wiederum von diesen Tagen.<br />
<br />
{{S|15}} Und während er diese Worte zu mir sprach, neigte ich mein Angesicht zur Erde und schwieg.<br />
<br />
{{S|16}} Und siehe, einer, der aussah wie ein Mensch, rührte meine Lippen an. Und ich öffnete meinen Mund und sprach und redete zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, durch die Vision kamen Krämpfe über mich, und ich behielt meine Kraft nicht.<br />
<br />
{{S|17}} Aber wie vermag der Knecht meines Herrn dieses: dies zu sprechen mit meinem Herrn? Von nun an bleibt mir keine Kraft mehr, und ich bin atemlos.<ref>Wörtl: Atem bleibt mir nicht übrig.</ref><br />
<br />
{{S|18}} Und er fuhr fort, und es berührte mich, der wie ein Mensch aussah, und er stärkte mich.<br />
<br />
{{S|19}} Und er sprach: Fürchte dich nicht, liebenswerter Mensch! Friede sei mit dir. Sei stark, sei stark! Und als sein Wort mit mir war, fasste ich Mut. Und ich sprach: Mein Herr möge reden<ref>3. Sg. Imperfekt = Jussiv.</ref>, denn du hast mich stark gemacht.<br />
<br />
{{S|20}} Und er sprach: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? {Und} Nun kehre ich zurück, um mit dem Fürsten der Perser zu kämpfen. Und wenn ich mit [ihm] fertig geworden bin, siehe, dann kommt der Fürst der Griechen.<br />
<br />
{{S|21}} Jedoch will ich dir kundtun, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist. Und es stärkt mich nur einer,<ref>Wörtlich: nicht einer stärkt mich, außer.</ref> das ist Michael, euer Fürst.<br />
<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_8&diff=33150Daniel 82021-12-18T13:58:14Z<p>Olaf: Status erhöht</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im dritten Jahr der Herrschaft Belschatzars hatte ich, Daniel, eine Vision nach dem, was mir am Anfang erschienen war.<br />
<br />
{{S|2}} Und ich sah in der Vision, und es geschah in meinem Sehen und ich war in der Zitadelle Susa, die im Bezirk Elam liegt. Und ich sah in der Vision und ich war am Fluss Ulai.<br />
<br />
{{S|3}} Und ich erhob meine Augen und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss, und er hatte zwei Hörner. Und die beiden Hörner waren hoch, und das eine war höher als das zweite, und das höhere war später gewachsen.<ref>Wörtlich: aufgestiegen.</ref> <br />
<br />
{{S|4}} Ich sah den Widder nach Westen stoßen und nach Norden und nach Süden, und kein Lebewesen konnte vor ihm bestehen und seiner Hand entrissen werden. Und er tat, was ihm gefiel und wurde größer.<br />
<br />
{{S|5}} Und ich sah, und siehe, ein Ziegenbock der Ziegen kam von Westen über die ganze Erde und berührte nicht die Erde. Und der Ziegenbock hatte ein besonderes Horn zwischen seinen Augen.<br />
<br />
{{S|6}} Und er kam zum Widder, der die beiden Hörner besaß, den ich am Fluss stehen sah, und er rannte zu ihm in der Hitze seiner Kraft.<br />
<br />
{{S|7}} Und ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn und schlug den Widder und zerbrach seine beiden Hörner. Und es war keine Kraft in dem Widder, um vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und es war keiner da, der den Widder aus seiner Gewalt (Hand) befreien konnte.<br />
<br />
{{S|8}} Und der Ziegenbock der Ziegen wurde sehr groß (mächtig), und gerade da<ref>Eigentlich bedeutet עצם „Knochen, Gebein”, kann aber auch Wesenheit und dann Übereinstimmung ausdrücken. כְעָצְמֹ֗ו ist ein Vergleich, daher übersetzen wir sinngemäß „gerade da”.</ref> wurde sein großes Horn zerbrochen. Und es wuchsen vier besondere an seiner Stelle nach den vier Winden des Himmels (nach den vier Himmelsrichtungen).<br />
<br />
{{S|9}} Und aus einem von ihnen ging hervor ein Horn, aus dem Kleinsten, und es wurde außerordentlich groß in Richtung Süden und in Richtung Osten und in Richtung der Zierde.<ref>D.i.: Jerusalem.</ref><br />
<br />
{{S|10}} Und es wuchs bis zum Heer des Himmels. Und es warf zur Erde einige von dem Heer und einige von den Sternen und zertrat sie.<br />
<br />
{{S|11}} Bis zum Herrn der Heerscharen erhob es sich und nahm ihm das regelmäßige Opfer weg, und es wurden zerstört sein Tempel und sein Heiligtum.<br />
<br />
{{S|12}} Und an Stelle des täglichen Opfers für die Schuld wurde Frondienst geleistet.<ref>Wörtlich: Und das Heer wurde zum Opfer gegeben für die (Auflehnung =) Schuld? Der Satz ist schwierig zu verstehen; Gesenius und Köhler-Baumgartner kapitulieren. Handelt es sich hier um eine Randglosse, die in den Text gerutscht ist? Eine sinnvolle Übersetzung ergibt sich, wenn man צָבָ֛א als „(Fron)Dienst” auffasst.</ref> Und es warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.<br />
<br />
{{S|13}} Und ich hörte einen Heiligen sprechen, und es sagte ein (anderer) Heiliger zu dem, der sprach: Wie lange [gilt] die Vision vom täglichen Opfer, und das Verbrechen, und die Verwüstung, und dass (preis)gegeben werden des Heiligtums und des (Opfer)Dienstes zum Zertreten?<br />
<br />
{{S|14}} Und er sagte zu mir: 2.300 Abend- und Morgenopfer, dann wird das Heiligtum wieder in seine Rechte eingesetzt.<br />
<br />
{{S|15}} Und {es geschah} als ich die Vision hatte<ref>Wörtlich: sah.</ref>, suchte ich, Daniel, nach Einsicht. Mit einem Mal<ref>Wörtlich: Und da; Siehe.</ref> stand einer mir gegenüber, der Erscheinung nach wie ein junger Mann.<br />
<br />
{{S|16}} Und ich hörte eine menschliche Stimme (die Stimme eines Menschen) zwischen [den Armen des] Ulai. Und sie (er) rief und sagte: Gabriel, erkläre diesem die Vision!<br />
<br />
{{S|17}} Und er kam neben meinen Platz (Standort). {Und} bei seinem Kommen wurde ich mit Schrecken erfüllt und fiel auf mein Gesicht. Und er sprach zu mir: Pass auf, Menschenkind! Denn vom Ende [handelt] die Vision.<br />
<br />
{{S|18}} {Und} während er mit mir redete, lag ich wie betäubt mit meinem Gesicht auf der Erde. Da berührte er mich und richtete mich auf an meinem Platz (Standort).<br />
<br />
{{S|19}} Und er sprach: Sieh, ich lasse dich wissen, was sein wird am Ende des Zorns (Fluchs). Denn von der festgesetzten Zeit des Endes [handelt die Vision].<ref>Die Septuaginta ergänzt η ορασις; möglicherweise ist das Wort hier ausgefallen.</ref><br />
<br />
{{S|20}} Der Widder mit zwei Hörnern, den du gesehen hast, [sind] die Könige der Meder und Perser.<br />
<br />
{{S|21}} Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Und das große Horn zwischen seinen Augen, das ist der erste König.<br />
<br />
{{S|22}} Und es zerbrach, und es traten vier auf an seiner Stelle. Vier Königreiche aus einem Volk werden auftreten, aber nicht mit seiner Macht<ref>D.h. nicht so mächtig wie der erste König.</ref><br />
<br />
<poem><br />
<br />
{{S|23}} Und am Ende ihrer Herrschaft, wenn sie ihre Auflehnung vollendet haben,<br />
wird ein trotziger (unverschämter) König auftreten, ein in doppelsinniger Rede Erfahrener.<br />
<br />
{{S|24}} Und er ist mächtig in seiner Kraft, aber nicht mit seiner Macht.<ref>Möglicherweise sind die Worte וְלֹ֥א בְכֹחֹֽו aus Vers 22 hier hineingerutscht. Sonst wird seine Macht wieder mit der des ersten Königs verglichen.</ref> Und er wird unerhörtes Unheil anrichten, und Erfolg haben mit dem, was er tut.<br />
Starke wird er vernichten, und das Volk der Heiligen.<br />
<br />
{{S|25}} Und über …<ref>Möglicherweise ist das „Volk der Heiligen” aus Vers 24 hierher zu ziehen.</ref> hat er Erfolg, und Erfolg hat Hinterlist in seiner Hand.<br />
Und in seinem Herzen wird er überheblich, und viele, die [sich] in Sicherheit [wiegen], wird er vernichten.<br />
Und dem Obersten der Obersten wird er entgegentreten, und von keines [Menschen] Hand wird er zerschlagen werden.<br />
<br />
{{S|26}} Und die Vision des Abends und Morgens, die dir erschien: Sie ist wahr.<br />
Du aber halte die Vision geheim (verschließe sie), denn sie [gilt] für viele Tage (sie bezieht sich auf eine lange Zeit).<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{S|27}} Und um mich, Daniel, war es geschehen, und ich war [mehrere] Tage krank. Dann stand ich [wieder] auf und tat meine Aufgaben (Geschäfte, Dienste, Pflichten) beim König. Ich war aber bestürzt von der Vision und begriff sie nicht.<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Daniel_7&diff=33064Daniel 72021-12-02T17:02:08Z<p>Olaf: Status hochgesetzt</p>
<hr />
<div>{{Ungeprüfte Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Im ersten Jahr, als Beltschatzar König in Babel war, hatte Daniel eine Traumvision, und die Erscheinung war in seinem Kopf auf seinem Lager. Daraufhin schrieb er den Traum auf, indem er [folgenden] wesentlichen Inhalt berichtete.<br />
<br />
{{S|2}} Daniel hob an und sprach:<br />
Ich hatte die Vision während der Nacht. Und siehe da, vier Winde des Himmels wühlen das große Meer auf.<br />
<br />
{{S|3}} Und vier große Tiere stiegen aus dem Meer auf, eins vom anderen verschieden (= vier verschiedene Tiere).<br />
<br />
{{S|4}} Das erste wie ein Löwe, und Flügel, wie ein Adler sie hat. Und ich sah, dass seine Flügel ausgerissen waren, und er wurde aufgehoben von der Erde und auf die Füße gestellt wie ein Mensch, und das Herz eines Menschen wurde ihm gegeben.<br />
<br />
{{S|5}} Und siehe da, ein anderes, zweites Tier ähnlich einem Bären und zur Seite aufrecht gestellt, und drei Rippen in seinem Mund zwischen seinen Zähnen. Und so sagten sie zu ihm: Steh auf und iss viel Fleisch.<br />
<br />
{{S|6}} Nach diesem hatte ich diese Vision, und siehe da, ein anderes [Tier] wie ein Panther, und er hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und vier Tierköpfe, und die Herrschaft wurde ihm gegeben.<br />
<br />
{{S|7}} Nach diesem sah ich in der Erscheinung der Nacht, und sieh da, ein viertes, fürchterliches Tier, schrecklich und überaus stark. Und es hatte viele Zähne aus Eisen [zum] Fressen und Zermalmen. Und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Und es war anders als alle Tiere, die vor ihm waren. Und es hatte zehn Hörner.<br />
<br />
{{S|8}} Ich betrachtete die Hörner, und siehe, ein anderes, kleines Horn wuchs zwischen ihnen. Und drei von den früheren Hörnern wurden von dem ersten ausgerissen. Und siehe da, Augen wie Augen eines Menschen waren an diesem Horn und ein laut redender Mund.<br />
<br />
<poem><br />
<br />
{{S|9}} Ich sah eine Vision,<br />
dass ein Thronsessel gesetzt wurde<br />
und ein Hochbetagter setzte sich.<br />
Sein Gewand weiß wie Schnee,<br />
und das Haar seines Kopfes rein wie Wolle.<br />
Sein Thron bestand aus Feuerflammen,<br />
und seine Räder brennendes Feuer.<br />
<br />
{{S|10}} Ein Strom aus Feuer floss<br />
<br />
und er ging von ihm aus.<br />
<br />
tausend Tausende dienten ihm<br />
<br />
und zehntausend Zehntausende standen vor ihm.<br />
<br />
Und das Gericht setzte sich<br />
<br />
und Bücher wurden geöffnet.<br />
<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{S|11}} Ich hatte sogleich die Vision vom Klang hochmütiger Worte, die das Horn redete.<br />
Ich hatte die Vision, dass das Tier getötet wurde. Und sein Körper wurde vernichtet und dem brennenden Feuer übergeben.<br />
<br />
{{S|12}} Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft weggenommen. Und die Länge an Leben wurde ihnen weggenommen bis zu Zeit und Stunde.<br />
<br />
{{S|13}} Ich sah in der nächtlichen Vision,<br />
<br />
<poem>Und siehe da, mit den Wolken des Himmels,<br />
wie ein Menschensohn (war er am Kommen =) kam er.<br />
Und er gelangte zum Hochbetagten.<br />
Und sie ließen ihn vor ihm hineingehen.<br />
<br />
{{S|14}} Und ihm wurde die Herrschaft übergeben und die Ehre und die Königsherrschaft.<br />
Und alle Völker, Nationen und Sprachgemeinschaften dienten ihm.<br />
Und seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht.<br />
Und sein Königtum wird nicht zerstört werden.<br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{S|15}} Ich, Daniel, war bekümmert in meinem Geist im Inneren des Körpers,<ref>Wörtlich: der Geist im Inneren der Scheide (wie das Schwert in einer Scheide steckt). Der Begriff נִדְנֶ֑ה ist ein Hapax Legomenon, seine Bedeutung ist unsicher. Es wird auch, in Anlehnung an den Text der Septuaginta, eine Verschreibung in Betracht gezogen; dann wäre „darüber” zu lesen.</ref> und die Vision in meinem Kopf erschreckte mich.<br />
<br />
{{S|16}} Ich trat zu einem der Dastehenden, und zuverlässige Auskunft erbat ich von ihm über all dies. Und er sprach zu mir und teilte mir die Deutung der Sache mit:<br />
<br />
{{S|17}} Diese großen Tiere, jene vier: Vier Könige werden sich erheben von der Erde.<br />
<br />
{{S|18}} Und die Heiligen des Höchsten werden die Königsherrschaft empfangen. Und sie werden die Königsherrschaft besitzen bis in alle Ewigkeit.<br />
<br />
{{S|19}} Darauf begehrte ich, genaueres zu erfahren über das vierte Tier, das von ihnen allen verschieden war. Überaus furchtbar [war es]. Seine beiden Zahnreihen [waren] aus Eisen, und seine Krallen aus Bronze. Es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen,<br />
<br />
{{S|20}} und über seine zehn Hörner {die} auf seinem Kopf, und das andere, das heraufkam, zuvor waren drei abgefallen. Und jenes Horn hatte Augen und einen Mund, der Freches redete, und es schien größer als die anderen<ref>Wörtlich: Sein Aussehen war größer als die anderen.</ref>.<br />
<br />
{{S|21}} Ich schaute, und jenes Horn führte Krieg gegen die Heiligen und überwältigte sie.<br />
<br />
{{S|22}} Bis der Hochbetagte kam und das Gericht gegeben wurde den Heiligen des Höchsten. Und die Zeit war da (war eingetreten), dass die Herrschaft den Heiligen gegeben wurde.<br />
<br />
{{S|23}} So sprach er: Das vierte Tier:<br />
Ein viertes Königreich wird auf Erden sein, das anders sein wird als alle Königreiche.<br />
Und es wird die ganze Erde verheeren, es wird zertreten und zermalmen.<br />
<br />
{{S|24}} Und die zehn Hörner:<br />
Aus diesem Königreich werden sich zehn Könige erheben. Und nach ihnen wird sich ein anderer erheben.<br />
Und er wird anders sein als zuvor, und drei Königreiche wird er erniedrigen.<br />
<br />
{{S|25}} Und er wird Worte gegen den Höchsten sprechen, und die Heiligen des Höchsten wird er aufreiben.<br />
Und er wird trachten abzuändern Feste<ref>Wörtlich: (heilige) Zeiten.</ref> und Gesetz.<br />
Und sie werden in seine Hand gegeben dreieinhalb Jahre<ref>Wörtlich: bis zu (einem) Jahr und (zwei?) Jahren und einem halben Jahr.</ref><br />
<br />
{{S|26}} Und der Gerichtshof wird tagen <ref>Wörtlich: sitzen.</ref> und seine Macht wird man nehmen, zu vertilgen und zu vernichten bis zum Ende.<ref>Man könnte freier übersetzen: gänzlich zu vertilgen.</ref><br />
<br />
{{S|27}} Königsherrschaft und die Macht und die Größe der Königsherrschaft unter dem gesamten Himmel <br />
wird man geben dem Volk der Heiligen des Höchsten.<br />
Seine Königsherrschaft ist eine ewige Herrschaft, und alle Mächte (Reiche) dienen ihm und gehorchen ihm.<br />
<br />
{{S|28}} Hier endet der Bericht.<ref>Wörtlich: Bis hierher ist das Ende des Berichtes (der Sache).</ref> Mich, Daniel, erschreckten meine Gedanken sehr, und meine Gesichtsfarbe änderte sich {an mir}. Und ich bewahrte die Angelegenheit (Sache) in meinem Herzen.<br />
<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Kohelet_12&diff=32562Kohelet 122021-10-19T18:16:21Z<p>Olaf: Statusangabe</p>
<hr />
<div>{{Studienfassung in Arbeit}}<br />
{{Zuverlässige Studienfassung|Vers 1-7}}<br />
{{Lesefassung kann erstellt werden|Vers 1-7}}.<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<poem><br />
{{S|1}} Und ({Und})<ref>''Und ({<s>Und</s>})'' - ''Und'' könnte hier wie in [[Kohelet 11#s7 |Pred 11,7]] bloß einen neuen Unterabschnitt einleiten (so z.B. Longman), aber gerade hier ist es ganz unproblematisch: Pred 12,1-8 ist sehr klar die Fortsetzung von Pred 11,7-10. S. die Anmerkungen.</ref> sei eingedenk deines Schöpfers<ref>Mitgehört werden kann wohl wirklich auch: ''Sei eingedenk deines Schöpfers [und damit auch der Tatsache, dass du Geschöpf und damit sterblich bist]'' (so z.B. Cohen, Fox, Murphy). Zunächst und zuvorderst ist V. 1 aber eine sehr viel ausführlichere Variante von [[Kohelet 11#s9 |Pred 11,9e]]: „(Jüngling, mach, was dir gefällt,) aber denke dabei daran, dass Gott dich für alles bestrafen wird [was du Falsches tust].“ Und dann hier: „[Mach, was dir gefällt, Jüngling,] aber denke dabei an Gott [der dich für Missetaten bestrafen wird]“.<br />„Schöpfer“ (wie ähnlich in [[Ijob 32#s22 |Ijob 32,22]]; [[Ijob 36#s3 |36,3]]; [[Jesaja 43#s1 |Jes 43,1]]) sieht aus wie Plural, ist aber entweder nur Pluralis majestatis für Sg. (z.B. Murphy), späte Orthographie (z.B. Fox), Wortbildung eines III-Alef-Wortes nach dem Muster eines Verbum tertiae infirmae (z.B. Gordis, Seow) oder ähnlich wie in [[Kohelet 11#s9 |Pred 11,9]]; [[Kohelet 12#s7 |12,7]] abnormale Wortbildung zur Herstellung eines Reims (vgl. ''bore`eka'' „dein Schöpfer“ – ''beḥuroteka'' „deine Jugend“; weitere Bspp. bei [[Amos 5#s25 |Am 5,25]]). Auch alle Versionen übersetzen mit Sg. Wohl wegen der ungewöhnlichen Form haben die Alten dennoch intensiver über dieses Wort nachgedacht. Zum Beispiel: „''Akabja ben Mahalalel sagte: ‚Sei dreier Dinge eingedenk, und du wirst nicht der Macht der Sünde unterliegen: Woher du kamst, wohin du gehst, und vor wem du dich in Zukunft verantworten werden musst. [...]‘ (m.Ab iii 1). Das hat er aus diesem Vers abgeleitet: ‚Sei eingedenk deines ''bore`eka'' [Schöpfers], vor dem du dich verantworten werden musst, sei eingedenk deines ''boreka'' [Grabes], einem Ort von Erde, Maden und Würmern, und sei eingedenk deiner ''be`ereka'' [Quelle], die aus ihrem Ort entspringt, das heißt, dem stinkenden Tröpflein weißen Samens.''‘“ (Raschi nach j.Sot xi 2). Auch Raschi las den Vers also schon in dieser doppelten Bedeutung: (1) „Denke bei deinem Handeln stets an Gott, denn er wird dir dein Tun vergelten“ und (2) „Denke daran, dass du nur ein Geschöpf bist, (entstanden aus ‚stinkendem Samen‘ und bestimmt für den Ort von Erde, Maden und Würmern).“</ref> in den Tagen deiner Jugend,<ref>''in den Tagen deiner Jugend'' deshalb, weil hier noch der mit [[Kohelet 11#s9 |Pred 11,9]] begonnene Unterabschnitt fortgesetzt wird, in dem die Jugendzeit mit den „vielen Tagen“ des Langlebigen in Pred 11,8 kontrastiert wird. Fast alle alten und die große Mehrheit der neueren Kommentatoren nehmen allerdings dieses Wort mit dem Rest des Verses zum Schlüssel für den ganzen Abschnitt und denken, dass in Pred 12,1-7 davon die Rede sei, wie schlimm ein hohes Alter ist. Das kann kaum richtig sein; Pred 11,8 macht klar, dass man (natürlich) auch mit einem langen Leben dieses ganze Leben hindurch Freude haben kann. Richtig die Zohar (I 204a): „''Was sind die ‚argen Tage‘? Wenn du glaubst, das seien die Tage des Alters, liegst du daneben. Ein Mensch kann auch in hohem Alter freudige Jahre genießen, umgeben von Kindern und Enkelkindern. Was sind die argen Tage also dann? Es sind die Tage, an denen man sündigt.''“ (nach Broch 1982, S. 253). Die „Tage und Jahre, die kommen“ sind dann nicht die Tage und Jahre des Alters, sondern je und je die dunklen Tage, die sich in jedem Lebensabschnitt stets dem Menschen zuschicken können.<br />Erwähnenswert noch: Maimonides hat auf diesem Vers einen zentralen Aspekt seiner Ethik aufruhen lassen, nämlich seine Theorie der wahren Umkehr: Speziell vom ''Jugendlichen'' sei hier deshalb die Rede, weil man zwei Modi der Umkehr unterscheiden muss. Erstens die Umkehr zu einer Zeit, da man eine Missetat begangen hat und ''noch imstande wäre, sie ein weiteres Mal zu begehen'', es aber wegen einer „Umkehr“ (''teschubah'') nicht tut, und zweitens die Umkehr zu einer Zeit, da man eine früher begangene Untat zwar bereut, sie aber hauptsächlich deshalb nicht mehr begeht, weil man wegen fortgeschrittenen Alters oder verstrichener Gelegenheit ohnehin nicht mehr die Chance dazu hat. Nur, wer auf die erste Weise „umkehrt“, ist ein echter ''ba`al teschubah'' („Meister der Umkehr“); vgl. Hilkot Teschubah 2,1.</ref><br />
_Bevor kommen werden die argen (bösen) Tage<ref>''die argen Tage'' im Gegensatz zur „Zeit des Lichts“ in [[Kohelet 11#s7 |Pred 11,7f.]]. Dort war das Licht „gut, angenehm“. Nun dagegen werden die „argen, bösen“ Tage geschildert, die „dunkle“ Tage sind (V. 2). In der LF besser nicht: „böse Tage“; ''ra´ah'' („böse, arg“) ist ein Leitwort in Kohelet und „böse Tage“ sind natürlich nicht „moralisch üble“ Tage, sondern „''schlimme'' Tage“.</ref><br />
Und nahen werden die Jahre, über die (an denen) du sagst:<br />
_„Für mich [liegt] nicht in ihnen<ref>'''tFN''': ''ihnen'' bezieht sich zurück sowohl auf die „Jahre“ (im Heb. fem.) als auch die „Tage“ (im Heb. mask.), daher maskulin. Annahme von Genus-Inkongruenz (so z.B. Lauha, Murphy mit Verweis auf [https://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/135._The_Personal_Pronoun#GHGpar-135-o GKC §135o]) ist hier unnötig.</ref> Freudiges!“,<ref>''Für mich liegt nicht in ihnen Freudiges'' - Fast stets übersetzt als „Sie gefallen mir nicht“ oder „Ich habe keinen Gefallen an ihnen“. Im Heb. wird dies aber ganz objektiv geschildert: Es liegt wirklich nichts Freudiges für den Sprechenden in ihnen. Besser in der LF daher vielleicht: „Ich finde an ihnen gar keinen Gefallen.“</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|2}} Bevor sich verfinstern werden (die Sonne und das Licht=) das Licht der Sonne<ref>''(die Sonne und das Licht=) das Licht der Sonne'' - Hendiadyoin, so sicher richtig Kugel 1999, S. 305.338; Savran 2018, S. 157. „Die Sonne und das Licht“ = daher „das Licht der Sonne“ oder „die leuchtende Sonne“.<br />Fast alle, die auf das „Licht“ ''neben'' „Sonne, Mond und Sternen“ eingehen, behaupten mit Verweis auf [[Genesis 1#s3 |Gen 1,3-5]], im Weltbild des Alten Israel habe Licht unabhängig von den Himmelskörpern existiert. Das liegt aber schon in Gen 1 ganz fern: nach Gen 1,5 schafft Gott in Gen 1,3-5 nicht „Licht“, sondern „''den Tag''“, und in Gen 1,14f. heißt es explizit, dass die Himmelskörper „Lichter sein“ und „über der Erde scheinen“ sollen. Vgl. ähnlich [[Jesaja 13#s10 |Jes 13,10]]; [[Ezechiel 32#s7 |Ez 32,7]] und v.a. [[Amos 8#s9 |Am 8,9]], wo Gott jeweils die Himmelskörper verfinstert, um Dunkelheit über die Erde zu bringen.</ref><br />
_Und der Mond und die Sterne<br />
_Und die Wolken nach dem Regen zurückkehren<ref>V. 2 muss nicht unbedingt übernatürliche Geschehnisse schildern. Lesende / Hörende sollen sicher an die apokalyptische Schilderungen wie in [[Jesaja 5#s30 |Jes 5,30]]; [[Jesaja 8#s20 |8,20]]; [[Jesaja 13#s10 |13,10]]; [[Ezechiel 30#s18 |Ez 30,18]]; [[Ezechiel 32#s7 |32,7]]; [[Joel 2#s2 |Joel 2,2.10]]; [[Joel 3#s3 |3,3-4]]; [[Joel 4#s15 |4,15]]; [[Amos 5#s18 |Am 5,18.20]]; [[Zefanja 1#s15 |Zef 1,15]] denken (richtig z.B. Fox; Seow; Beal 1998, s. 295; Kang 2016, S. 332), aber auch diese apokalyptischen Geschehnisse könnten zumeist durchaus realistische Vorkommnisse schildern: „[Wie es in der Klimazone Israels tatsächlich gewöhnlich ist, lässt d]ie winterliche Jahreszeit [...] die regelmäßige Helle des Sonnenlichtes bei Tage, und in der Nacht auch das Licht der Nachtgestirne vermissen, indem nach einem Regenguß anders als in den hellen Jahreszeiten der Himmel sich nicht wieder entwölkt, sondern gleich die Wolken für den nächsten Regenguß aufziehen.“ (Zimmerli 1962, S. 246 nach Hertzberg 1957, S. 115; ähnlich z.B. Galling, Lauha). So und so; wichtig ist vor allem: Geschildert werden hier ''dunkle'' Tage; diese werden im Folgenden noch weiter spezifiziert, und auch im Folgenden weiterhin als Tage beschrieben, an denen es nicht etwa einem einzelnen Menschen schlecht geht, sondern in denen wirklich und objektiv der ganze Kosmos freudlos ist. Stark Raschbam: „''Dieser Vers ist vergleichbar mit [[Jesaja 50#s3 |Jes 50,3]], und ist eine Metapher dafür, wie die Welt für Menschen in ihrem großen Leid dunkel ist.''“</ref><br />
{{S|3}} Am Tag, an dem schlottern (zittern) werden die Hüter (Wächter) des Hauses<ref>Die ''Hüter des Hauses'' sind entweder echte Securities, also eine Gruppe von Angestellten, die reichere Anwesen vor Einbrechern etc. sichern sollten (so z.B. Ginsburg, Kang 2016, S. 332; Pérez 2020, S. 185) oder eine Art Hausmeister, die sich ähnlich um das Anwesen zu besorgen hatten, wie z.B. in [[Hohelied 8#s11 |Hld 8,11f.]] die „Hüter von Salomos Weingarten“ landwirtschaftliche Subunternehmer sind, die für Salomo dessen Weingarten bestellen (so z.B. Cohen, Fox; Savran 2018, S. 163). Angezielt ist aber klar der Kontrast zwischen dem „Schlottern“ und dem erwartbaren Stark-Sein der „Hüter“, der auch durch den Parallelismus der „Hüter“ mit den „mächtigen Männern“ unterstrichen wird. Viel besser käme dies in der LF durch eine Üs. mit „Wächter“ zum Ausdruck.</ref><br />
_Und sich krümmen werden mächtige Männer<ref>''mächtige Männer'' - w. „Männer von ''ḥajil''“, ein Wort mit weiter Bedeutungsspanne, das aber v.a. für „Kraft, Stärke“ (z.B. [[1 Samuel 2#s4 |1 Sam 2,4]]; [[Psalm 18#s40 |Ps 18,40]]; [[Kohelet 10#s10 |Pred 10,10]]) oder für „Besitz, Wohlstand“ steht (z.B. [[Ijob 5#s5 |Ijob 5,5]]; [[Jeremia 17#s3 |Jer 17,3]]; [[Jesaja 60#s5 |Jes 60,5]] s. V. 6). Wegen der zweiten Bedeutung sind hier vielleicht die Dienstgeber der „Hüter“ gemeint, die die behüteten Häuser bewohnen; der Fokus liegt aber auch dann auch auf dem Stark-Sein auch dieser Männer (so auch Savran 2018, S. 163; Pérez 2020, S. 185).</ref><br />
Und aufhören (nicht arbeiten) werden die Mahlerinnen,<ref>''Mahlerinnen'' - nicht: „Müllerinnen“; dies weckt die falschen Assoziationen. Zum Mahlen vgl. z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/200957/ Mühle (WiBiLex)]: Gemahlen wurde Mehl im Alten Israel nicht automatisch in Windmühlen oder Wassermühlen, sondern mit Handmühlen im Privathaushalt, mit denen man Getreide zwischen zwei Steinen händisch zu Mehl zerrieb. Die Handmühle gehörte so sehr zum Grundbedarf eines Haushalts, dass für sie noch strenger als für den Mantel bestimmt wurde, dass sie gar nicht verpfändet werden durfte ([[Deuteronomium 24#s6 |Dtn 24,6]]). Das Mehl-Mahlen war so mühsam und zeitraubend, dass eine Person für das Mahlen des „Tagesbedarf[s] von 4-6 Personen einen ganzen Tag mit Mahlen beschäftigt war“ (ebd.). Es musste daher in der Gesellschaft des Alten Israel, in der Männer tagsüber außer Haus ihren Brotberuf ausüben mussten, notwendig zur Frauenarbeit werden (eine Ausnahme ist [[Richter 16#s21 |Ri 16,21]], dazu s. aber dort). Haushalte, die sich das leisten konnten, beschäftigten daher dafür Mahl-Mägde oder kauften sich Mahl-Sklavinnen (s. [[Exodus 11#s5 |Ex 11,5]]; [[Jesaja 47#s2 |Jes 47,2]]). Das Geräusch des Mahlens war so charakteristisch für die Gesellschaft des Alten Israel, dass das Verstummen der Mühlen auch in [[Jeremia 25#s10 |Jer 25,10]] und [[Offenbarung 18#s22 |Offb 18,22f.]]) als Metapher für die Endzeit genommen werden kann: Selbst diese Tätigkeit wird nicht mehr ausgeführt werden. Sehr ähnlich ja hier auch im nächsten Vers.<br />Etwas besser ist daher jedenfalls die Üs. von H-R: „Mahlmägde“. Ideal ist aber auch diese Üs. noch nicht.</ref> weil sie wenig geworden sind,<ref>Klangspiel: „sie werden aufhören, weil sie wenig geworden sind“ ist im Heb. ''ba'''ṭ'''elu ha'''ṭṭ'''oḥano'''t''' ki mi´e'''ṭ'''u''. Noegel 2007, S. 14 denkt, diese Häufung von ''t''-Lauten solle Onomatopoesie für das Mahlen von Mühlen sein. Das ist gut möglich.<br />„Sie“ sind kaum die Mahlerinnen, die ja gerade nicht aufhören dürften, wenn ihrer nur noch wenige wären. „Sie“ dürften stattdessen ''alle'' Menschen sein: Es braucht nicht mehr gemahlen zu werden, weil hier und im Folgenden eine Geisterstadt beschrieben wird. So z.B. richtig z.B. Davis 1991, S. 309; Fox 1989, S. 292 (vs. S. 302).<br />Möglich wäre auch, das Verb gegen die Akzente noch in die nächste Zeile zu schieben: „Die Mahlmägde hören auf, weil die aus-dem-Fenster-Guckerinnen so wenig geworden sind und sich verfinstert haben“. Dann müssten die Frauen aus der ersten Gruppe kaum noch mahlen, weil die Frauen der anderen Gruppe, denen sie dienstbar sind, so wenige geworden sind. So aber m.W. niemand.</ref><br />
_Und sich verfinstern<ref>''sich verfinstern'' - D.h. zunächst: Man sieht sie schlechter, weil es so dunkel ist (Delitzsch). Gleichzeitig aber starkes Bild: Die Verfinsterung der Welt in V. 2 ist natürlich nicht nur eine Naturschilderung, sondern Bild für das düstere Dasein. Hier verschwimmen beide Ebenen endgültig: Nicht nur die Welt verfinstert sich, sondern sogar die Menschen selbst. Gut BigS + van Ess: „Es wird denen finster, die durch die Fenster sehen“; am besten PAT: „Dunkel wird es den Frauen, die aus den Fenstern blicken“.<br />Von Menschen wird dieses Wort sonst nicht mehr gesagt, in [[Klagelieder 5#s17 |Klg 5,17]]; [[Psalm 69#s24 |Ps 69,24]] und im aramäischen Spruch des Aḥiqar 73 („Gute Augen mögen nicht verdunkelt werden / und gute Ohren [mögen nicht verstopft werden]“, Weigl 2010, S. 374) aber von Augen: In Ps und Aḥ wirklich vom Erblinden, in Klg aber wahrscheinlich vom Erblinden-vor-Tränen. Seow nimmt daher an, so müsse auch unsere Stelle verstanden werden: „Die Frauen verfinstern sich“ < „Die Augen der Frauen verfinstern sich“ < „Die Frauen weinen so viel, dass sie kaum noch sehen können“. Fox ähnlich kompliziert: Heb. ''qadar'' heißt ebenfalls „verdunkeln“, wird aber häufiger i.S.v. „trauern“ von Menschen gesagt (z.B. [[Psalm 35#s14 |Ps 35,14]]; [[Jeremia 8#s21 |Jer 8,21]]; [[Jeremia 14#s2 |14,2]]). Das soll entsprechend dann nur hier auch für dieses Wort gelten. Ganz fernliegend schließlich Gordis: „Die Frauen verfinstern sich“ = man sieht sie schlechter, weil sie seltener ans Fenster gehen (so auch H-R: „die durch die Fenster lugen, verbergen sich“) Solche Umwege sind gar nicht nötig und machen den Text schwächer, als er ist.</ref> werden sich die aus-den-Fenstern-Guckerinnen,<ref>''aus-den-Fenstern-Guckerinnen'' - Kohelet ist ein junger Text aus der hellenistischen Zeit. Charakteristisch besonders für diese war es, dass Frauen in der israelitischen Gesellschaft idealiter im Haus bleiben mussten, sich nicht auf öffentlichen Plätzen zeigen sollten und nicht mal im Haus selbst von fremden Männeraugen gesehen werden durften (s. z.B. [[Jesus Sirach 42#s9 |Sir 42,9-14]]; [[2 Makkabäer 3#s19 |2 Makk 3,19]]; 3 Makk 1,18; 4 Makk 18,7; Ps.-Phokylides 215f.). Ein krasses Beispiel aus noch etwas jüngerer Zeit: „''[Als die Häuser der Juden durchsucht wurden, trauerten diese, weil] die weggeschlossenen (!) Frauen, die nicht in die Öffentlichkeit gingen, und die Mädchen, die zu Hause blieben, weil sie sich aus züchtiger Scham vor Männeraugen selbst vor ihren Verwandten verbargen, nun nicht nur Fremden, sondern sogar Soldaten zum Anblick dargeboten wurden.''“ (Philo, Flac 89). Ebenso krass aber schon Sir 42,11f.: „''Wache streng über deine Tochter ...: Wo sie sich aufhält, soll kein Fenster sein, kein Ausblick auf die Wege ringsum; keinem Mann darf sie ihre Schönheit zeigen.''“ Selbst der Liebende in [[Hohelied 2#s9 |Hld 2,9]] muss daher „durchs Fenster und durchs Gitter“ um seine Angebetene werben. Frauen – besonders höhergestellte Frauen – werden in der Bibel daher noch häufiger am Fenster dargestellt; s. noch [[Richter 5#s28 |Ri 5,28f.]]; [[2 Samuel 6#s16 |2 Sam 6,16]]; [[2 Könige 9#s30 |2 Kön 9,30-37]]; [[Sprichwörter 7#s6 |Spr 7,6]] LXX; [[Tobit 3#s11 |Tob 3,11]] (übrigens gibt es von diesen „Frauen im Fenster“-Motiven zufällig auch bildliche Darstellungen aus dem 9.-7. Jhd.; einige bekanntere Bspp. finden sich z.B. bei [http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1103/1/Rehm_Abschied_von_der_Heiligen_Hure_2003.pdf Rehm 2003, S. 506f.]. Die biblische Frau im Fenster und diese Darstellungen hängen aber nicht miteinander zusammen.). Frauen sind zur Abfassungszeit des Kohelet-Buches also häufig „Fenster-Wesen“; besonders höhergestellte Frauen bekam man anders als durchs Fenster kaum zu Gesicht. Von solchen ist dann eben auch hier die Rede. Orientiert man sich daran, dass auch die meisten der anderen biblischen „Fenster-Frauen“ höhergestellte Frauen sind, kann man annehmen, dass dies auch für die Frauen in diesem Vers gelten muss und dass demnach die Fenster-Frauen sich zu den Mahlerinnen also ebenso verhalten wie die mächtigen Männer zu den Hauswächtern. So z.B. auch Ginsburg, Cohen und Fox.<br />Seow hat leider auf den Aufsatz von Abramsky 1980 hingewiesen, wo diese die Erzählungen von Siseras Mutter (Ri 5), Michal (2 Sam 6) und Isebel (2 Kön 9) miteinander vergleicht, und ihr Ergebnis zusammengefasst mit „The motif of women who look through the window belongs to a literary convention, often used to express the dashed hopes of the women“ (S. 356). So nun z.B. auch Bartholomew; Enns; Bennett 2018, S. 226f.; Savran 2018, S. 164; Pérez 2020, S. 180. Das ist kaum eine adäquate Widergabe von Abramskys Aufsatz, erst recht keine adäquate Deutung der entsprechenden Stellen und darf daher sicher auch nicht von dort aus hier hineingelesen werden.</ref><br />
{{S|4}} Und man schließen wird die Doppelpforte auf der Straße (?, auf dem Platz, zur Straße / zum Platz hin)<ref>''die Doppelpforte auf der Straße (?, auf dem Platz, zur Straße / zum Platz hin)'' - „Straße“ ist im Heb. nicht ''derek'', ''oreaḥ'' o.Ä., sondern ''šuq'': die „geschäftige Straße, auch: der Straßenbasar“ – die „Markt-Straße“. Vgl. arab. ''suq'' („der Markt“). Richtig schon LXX: ''agora'', „der Platz“. Gut dann Alter: „auf dem Markt“, Kugel 1999, S. 305 + Savran 2018, S. 157: „auf dem Markplatz“, am besten Seow: „auf dem Straßen-Basar“. Schon ibn Tibbon hält die „Doppelpforte zur Straße“ daher für die Tür eines Ladens auf einem Markt, in dem Brot verkauft wird. Der Dual von „Tür“ (daher hier „Doppel-Pforte“) legt allerdings nahe, dass an ein großes, zentrales Tor mit zwei Flügeln gedacht ist. Was diese „Doppelpforte zu/auf“ dieser Marktstraße dann aber sein soll, ist ungewiss; vgl. LamR 1,1: „Jeder ''šuq'' hatte 24 [sc. viele] Passagen“ – man kann sich altorientalische Märkte also nicht als abgeschlossenen Platz vorstellen, zu dem man durch ein Haupttor Zugang hatte (was ohnehin klar ist). Der Sinn des Bilds ist dennoch deutlich: Der Markt der Geisterstadt ist tot, auch öffentliches Leben gibt es dort keines mehr.</ref><br />
_Beim (Sinken=) Verklingen des Klangs (der Mühle=) des Mühlsteins;<ref>Die sehr aus der Reihe fallende Formulierung mit mit ''b-'' + Infinitiv markiert hier wahrscheinlich das Ende eines Unterabschnitts. Ab der nächsten Zeile ist erst mal nicht mehr vom Menschen die Rede. Ein ähnlicher Stilbruch begegnet sonst nur noch in 5f mit Partizip statt Yiqtol oder Weqatal, und auch dort folgt darauf in V. 6 sehr klar ein neuer „bevor“-Unterabschnitt.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
Und (sich erhebt=) erklingen wird der Klang des Vogels (und man aufstehen wird zum/beim Klang des Vogels?; und [jemandes Stimme] sich erheben wird zu Vogelgepiepse?; und sich erheben wird zum Klang=Gesang der Vogel?; und sich [wieder] erheben wird zum Klang des Vogels?)<ref>'''tFN''': ''erklingen wird der Klang des Vogels (und man aufstehen wird zum/beim Klang des Vogels?; und [jemandes Stimme] sich erheben wird zu Vogelgepiepse?; und sich erheben wird zum Klang=Gesang der Vogel?; und sich [wieder] erheben wird zum Klang des Vogels?)'' - Wg. dem Lamed vor „Klang“ auf den ersten Blick etwas wie die Alternativen. Am besten nimmt man es mit Seow und Savran 2018, S. 170 nach JM §125l als Lamed des Subjekts. Alternativ: Variante 1 die meisten Neueren (z.B. Lauha, Murphy, Longman, Köhlmoos): Man hat einen so leichten Schlaf, dass man schon wegen Vogelgezwitscher aufwacht („zum“=„wegen“) oder schon beim Hahnenschrei aufsteht („beim“). So fast alle dt. Üss. Variante 2 auch nicht wenige (z.B. Plumptre, Zimmerli, Hertzberg): Alte Menschen bekommen qua Alter eine hohe Stimme, die an Vogelgepiepse erinnert (ist das wahr?). Daher BigS: „so dass das Knirschen der Mühle [das für die Stimme eines alten Menschen stehen soll, s. die Anmerkungen] schwindet, hoch wie das Zwitschern der Vögel klingt.“ Variante 3 nach Ginsburg; der Satz bedeutete dann nur: Vögel fliegen auf, um zu singen. Aber „zum Klang“ wäre doch eine unschöne Umschreibung von „um zu singen“. Ähnlich, aber sprachlich unmöglich, Taylor. Variante 4 z.B. PAT: „der Laut der Mühle verklingt – er wird wieder erklingen mit der Stimme der Vögel“. Ähnlich, und wirklich erwägenswert BB: „das Geräusch der Mühle wird leiser, bis es in Vogelgezwitscher übergeht.“ Verbreitet ist schließlich fünftens noch die Textkorrektur von ''wejaqum leqol'' zu ''wejiqmal qol'', was heißen soll: „es verwelkt die Stimme“ (z.B. Wildeboer, Zapletal, Levy, Galling, BHS). Daher ZÜR 31: „wenn das Zwitschern des Vögleins erstirbt“. Aber richtig Seow: Nach den bekannten Kognaten (z.B. akk. ''kalmatu'' „Ungeziefer“, arab. ''qaml'' „Laus“, syr. ''qmal'' „schimmlig werden“, ''qalma'' „Laus“, s. Ges18) müsste das heißen: „die Stimme verlaust“.</ref><br />
_Und herunterkommen werden alle Töchter des Lieds,<ref>''Töchter des Lieds'' - Theoretisch könnten das Sängerinnen sein (z.B. Fox: Klagesängerinnen, die sich beugen, wie dies der Klage gemäß ist); nach dem Parallelismus sind es aber sicher ebenfalls die Vögel, die sich nun nicht mehr nur hören lassen, sondern niederlassen: Die Geisterstadt wird durch die Tierwelt zurückerobert.</ref><br />
{{S|5}} Sie laut (außerdem) [schon] aus der Höhe blicken werden (Man sich außerdem vor Hohem fürchten wird und...)<br />
_Auf {und}<ref>'''Textkritik''': ''jr`w w...''. ''jr`w'' könnte entweder defektiv geschriebenes ''jjr`w'' (wie plene z.B. [[Deuteronomium 2#s4 |Dtn 2,4]]; [[2 Könige 17#s28 |2 Kön 17,28]]; [[Psalm 33#s8 |Ps 33,8]]) von ''jr`'' („sich fürchten“) sein oder von ''r`h'' („sehen, blicken“) kommen. MT, VUL und ähnlich Syr deuten als die erste Variante, viele MSS, LXX und Sym als die zweite. Gegen die zweite Variante spricht zunächst das ''w-'' („und“), das aber entweder Dittographie (s. Syr) oder emphatisches Waw sein könnte („die ''Schrecken''“). Die meisten Kommentatoren und alle dt. Üss. folgen MT; wie LXX aber wohl besser Seow, Savran 2018, S. 171. Poetisch läge das näher: Wenn in den vorangehenden Zeilen von den Vögeln die Rede ist und es auch in den folgenden Zeilen um die Natur gehen wird, läge es näher, wenn das auch für diese beiden Zeilen gälte. Die Deutung als „sich fürchten“ ließe sich leicht aus dem parallelen „Schrecken“ erklären. Ist das so, sollte man außerdem ''gam'' („außerdem“) besser als ''gam'' II („laut“) nehmen; zu diesem Wort vgl. z.B. Dahood 1960, S. 402; Beirne 1963, S. 201-3; McDaniel 1968, S. 31; Hillers 1972, S. 10. Gut dann Savran 2018, S. 171f.: „The strophe as a whole gives increasing importance to the birds – first their voice is heard, then they fly low over the scene, and finally they observe and record [the terror on the street].“<br />Anat 1970, S. 379; Schoors 2013b, S. 807f.; Pérez 2020, S. 180 deuten „Hohes“ als Umschreibung für Gott, den „Hohen“. Aber richtig Fox (1989, S. 305): Ohne Artikel ist das extrem unwahrscheinlich; die Rede ist nicht von „dem Hohen“, sondern allgemein von „Hohem“. In seinen beiden jüngeren Kommenataren (1999, S. 327; 2004, S. 80) hat sich Fox dann doch einer Variante dieses Vorschlags angeschlossen: Er will ''miggaboah'' umvokalisieren zu ''miggobah'' („[sie fürchten] die Höhe“. Genauer tatsächlich sogar: „[Sie fürchten] aus der Höhe“, was dann angeben soll, aus welcher Richtung das kommt, was da gefürchtet wird. Aber ''m-'' „aus“ markiert nach ''jr`'' „fürchten“ oft auch nur entsemantisiert das Objekt der Furcht, vgl. DCH IV 278, s. z.B. [[Ijob 5#s21 |Ijob 5,21f.]] ''bis''; [[Psalm 91#s5 |Ps 91,5]]; [[Jeremia 42#s16 |Jer 42,16]] u.ö. Diese Auflösung wäre bei dieser Deutung klar vorzuziehen). Das ist zwar grammatisch besser, dafür ist aber „sie fürchten die Höhe“ doch wohl kaum ein verständlicher Ausdruck für „sie fürchten Gott-in-der-Höhe“. Außerdem hat dieser Vorschlag natürlich noch grundsätzlich gegen sich, dass dafür erst noch umvokalisiert werden muss.</ref> die Schrecken auf der Straße (dem Platz)<ref>Wortspiel: Im Wort „Schrecken“ (''ḥtḥtjm'') steckt das Wort ''tḥt'' („unten“), was schön mit dem „aus der Höhe“ zusammenstimmt.<br />Nimmt man dagegen die vorangehende Zeile als „Man fürchtet sich vor Hohem“ (s. vorige FN), bildeten die Zeilen derart einen Merismus: Man fürchtet sich (1) vor Hohem und (2) vor Schrecken-auf-der-Straße = Tiefem > Allüberall lauert Schrecken.</ref><br />
Und blühen wird (verachtet werden wird)<ref>'''tFN''': Heb. ''wejane`ṣ''. Nach den Vokalen soll dies offenbar eine Kontraktion eines apokopierten ''wejane`eṣ'' sein („er wird verachtet werden“ so Ginsburg; auch Seow; Kang 2016, S. 333) oder das Wort kommt mit intrusivem Alef von ''nṣṣ'' („er wird blühen“). Noch einmal anders vokalisiert hat offenbar Sym (s. BHQ *110): ''wina`aṣ'' („und er wird unaufmerksam sein“); LXX, VUL und Syr dagegen deuten als „blühen“. Auch fast alle neueren folgen dem. Zu Seows Einwand, derartige intrusive Alefs für den Vokal ''e'' gebe es nicht, s. die Bspp. in Kutscher 1974, S. 162 und s. [[Ijob 41#s7 |Ijob 41,7]] ''g`wh'' für ''gewoh'' (s. LXX, Aq, VUL; vgl. Delitzsch 1920 §31b; Sutcliffe 1949, S. 68), wohl auch [[Jesaja 30#s21 |Jes 30,21]] ''t`mjnw'' für ''teminu'' (Delitzsch 1920 §31b).</ref> (die Mandel=) der Mandelbaum<ref>''der Mandelbaum'' - Eine der ersten Pflanzen, die nach dem Winter wieder aufblüht – nämlich gar schon, bevor ihm Blätter gewachsen sind. Ben Chorin hat ihm daher ein literarisches Denkmal gesetzt, in dem er als Symbol für das Wiedererwachen der Natur erscheint: „''Freunde, dass der Mandelzweig / sich in Blüten wiegt, / bleibe uns ein Fingerzeig, / wie das Leben siegt.''“ Ironischerweise gilt dies hier aber ''nur'' für die Natur, dass das „Leben siegt“. Nicht für den Menschen, s. V. 7.</ref><br />
_Und sich beladen wird die Heuschrecke<ref>D.h. wohl: „sie frisst sich voll“; vgl. LXX, VUL: „Sie wird fett“. Das „schleppt sich ab/dahin“ in fast allen dt. Üss. ist eine andere Deutung des Hithpael („schleppen“ > „sich schleppen“), aber sicher ein false friend: „sich dahinschleppen“ ist ja ein dt. Idiom. Anders Loretz 1964b, S. 190: „sie wird schwanger“; so wohl auch Syr, daher: „sie vermehrt sich“.<br />Fox (2004), Seow, Savran 2018, S. 172; Pérez 2020, Alter u.a. denken, zwischen den beiden Pflanzen müsse auch die „Heuschrecke“ eine Pflanze sein und deuten daher auf den Johannisbrotbaum, weil dieser im Englischen ''locust'' („Heuschrecke“) heißt. Vom Englischen aufs Hebräische zu schließen, ist aber nun wirklich ein non sequitur. Besser noch Ginsberg,Fox 1989, S. 280, NJPS, die den Text von ''ḥgb'' zu ''ḥzb'' („Meerzwiebel“) korrigieren, oder Löw 1881, S. 263, der rein aus dem Kontext ableitet, „Heuschrecke“ sei der Name der Kapernblüte. Beides geht nicht an. So aber ohnehin keine dt. Üs.<br />Wahrscheinlich ist dies Lakonie: Die Heuschrecke ist eine der großen Plagen Israels; hier dagegen werden ihr nur zwei Worte gewidmet: ''wejistabbel heḥagab''. So ist der Lauf der Welt: Sieht man vom Menschen ab, frisst die Heuschrecke nun mal das Getreide, und keinen schert's.</ref><br />
_Und brechen (sich vermehren, [ihre Blätter] verlieren?, platzen?, unwirksam werden?)<ref>Meist: ''die Kaper wird unwirksam werden''. Das macht nur Sinn, wenn man den Abschnitt als Allegorie auf das Alter nimmt (s. die Anmerkungen). Die Kaper regt den Appetit an; dass sie „unwirksam wird“ soll dann heißen: „Selbst Kapern machen einem keinen Appetit mehr!“ Wie man von „brechen“ auf „unwirksam sein“ kommen will, ist mir aber gar nicht klar. Besser entweder: „die Kaper platzt“, die Kapernfrucht verstreut also ihre Samen, ohne geerntet worden zu sein (s. [https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Capparis_cartilaginea_open_fruit.jpg hier] die Darstellung einer aufgeplatzten Kapernfrucht), oder wie Seow und Kang 2016, S. 333: Das Wort sei abzuleiten von einer Wurzel ''*prr'' II, deren Bed. aus dem arab. ''farra'' („abfallen, abwerfen“) als „Blätter verlieren“ erschlossen werden könne. Beide Bedd. lassen sich aber sonst nicht belegen. Versuchsweise sei daher hier vorgeschlagen: „die Kaper bricht“ (die übliche Bed. des Wortes). Besonders charakteristisch nämlich ist für die Kaper, dass sie auf Felsen wächst, daher in Palästina wie in Deutschland der Efeu Ruinen überwuchert (vgl. z.B. Moldenke / Moldenke 1952, S. 87; Zohary 1986, S. 98) und diese daher wie der Efeu nach und nach zerstört. Zu einem ähnlichen Bild führte der Vorschlag von Loretz 1964b, S. 190, das Wort sei nicht abzuleiten von ''prr'' („brechen“), sondern von ''prh'' („fruchtbar sein“). Auch dies wäre wieder Lakonie. Ohnehin gilt das für das ganze Trikolon: 6c hat sechs Silben, 6d sieben, 6e acht: Kürzer kann eine Zeile in der heb. Lyrik kaum sein. Vielleicht daher in der LF erwägenswert: „Mandel blüht, Heuschreck frisst, Kaper bricht.“<br />'''Textkritik''': MT wird nur von Syr gestützt. LXX, VUL und Sym vokalisieren ''wtpr'' alle nicht als ''wetaper'' („sie bricht“), sondern als ''wetupar'' („sie wird gebrochen“) und übersetzen dann entweder so (Sym) oder als „sie wird zerstreut“ (LXX, VUL). Aq vokalisiert wohl als ''weteper'' oder als ''wetipre'' (def. für ''wetipreh'', „sie bringt Frucht“). BHK und BHS halten die Vokalisierung von Aq für ursprünglich, BHQ die von LXX und VUL; beide, weil der Hifil des MT transitiv wäre, hier aber kein Objekt genannt wird, das die Kaper zerbrechen könnte (daher der obige Vorschlag). Wie BHQ schon Zimmerli und Krüger, was an ihrer Üs. aber nichts ändert. Wie BHS offenbar niemand (?). Dagegen Perles 1895, S. 30; Fox, Pérez 2020, S. 188 und NJPS wollen ähnlich korrigieren zu ''wetipraḥ'' („sie wird blühen“). Warum das besser sein soll als der graphisch wahrscheinlichere Vorschlag von BHS, verstehe ich nicht.</ref> wird die Kaper,<br />
Doch (denn) der Mensch geht zu seinem ewigen Haus<ref>Das ''ewige Haus'' ist noch heute im Judentum ein Ausdruck für das Grab; auch in der Antike breit belegt.<br />Anders als die vielen Verben zuvor, die alle die Zukunft ausdrückten, ist dieses Verb ein Partizip, womit wahrscheinlich eine allgemeine Wahrheit ausgesagt werden soll. Vgl. zur Aussage ähnlich [[Ijob 14#s7 |Ijob 14,7-10]]. Das Weqatal in der folgenden Zeile ist dann wahrscheinlich nicht wieder Futur, sondern nennt die jeweilige Folge dieses Gangs in das ewige Haus.</ref><br />
_Und Klagende wandeln auf der Straße (dem Platz);<ref>Entweder beim letzten Geleit (so die meisten) oder (so stark Ginsburg): die professionellen Klagesänger und -redner, die für ihre Dienste auch bezahlt wurden – diese gab es tatsächlich – kreisen über die öffentliche Plätze wie Geier, begierig darauf, dass der nächste stirbt. Die Tempusfolge macht die zweite Deutung aber unwahrscheinlich. Der „Schrecken auf der Straße“, den die Vögel beobachten können, sind daher eher wirklich die fortwährenden Trauerzüge, die gar kein Ende nehmen wollen.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|6}} Bevor zerrissen worden sein (?, zerreißen; gebunden werden?, fortlaufen?) wird<ref>'''Textkritik''': Das Verb ist im Heb. doppelt überliefert: Im Ketiv als ''jirḥaq'' („es läuft fort“), im Qere als ''jerateq'' („es wird gebunden“). Vgl. die graphisch sehr ähnlichen Wörter {{hebr}}ירחק{{hebr ende}} und {{hebr}}ירתק{{hebr ende}}. Sym („es wird geschnitten“) und VUL („es zerreißt“) setzen wohl ''jinnateq'' voraus ({{hebr}}ינתק{{hebr ende}}). Das halten fast alle für den ursprünglichen Text; so auch BHK, BHS und BHQ in seltener Einmütigkeit. Nur wenige orientieren sich an Qere, und dies meist, indem sie ''jerateq'' als „privativen Nifal“ nehmen, also nicht als „es wird gebunden“, sondern als „es wird gelöst“ (z.B. Levy, Gordis, Longman, CTAT V 876f.). Die Grammatiken kennen aber kein privatives Nifal. Seow und Kang 2016, S. 333 folgen ebenfalls Qere, erklären ''rtq'' aber über aram. ''rtq'' („schlagen, klopfen“). Mit diesem Wort ist wahrscheinlich LXX zu erklären („es stürzt um“); LXX stützt also wohl nicht Ketiv (so BHQ *111), sondern Qere; für die Erklärung des MTs ist es aber wertlos, weil es nur Sinn macht im Verein mit Seows fernliegender Deutung von ''ḥebel'' als „Arm eines mehrarmigen Leuchters“, bei der auch Kang richtig nicht mitgeht.<br />Legt man die drei Wörter nebeneinander, sollte man meinen, dass Qere ursprünglich war, da daraus am einfachsten die beiden Varianten entstanden sein könnten: Ketiv unter Einfluss des ''taruṣ'' („es läuft“) in der folgenden Zeile, LXX, Sym und VUL aufgrund des Nahkontextes (=> „Band“ > „zerreißen“): {{hebr}}ירחק{{hebr ende}} <= {{hebr}}ירתק{{hebr ende}} => {{hebr}}ינתק{{hebr ende}}. Man könnte dann annehmen, dass hiermit auf einen Bestattungsbrauch angespielt wird: In Mesopotamien (vgl. Wyganski 2014) und später auch in der westlichen Levante (vgl. Golani 2013, S. 219f.) war es üblich, Frauen mit goldenen oder silbernen Haarbändern zu bestatten. Das Verb in der nächsten Zeile übersetzt Dahood 1968b, S. 516 als „the golden bowl is poured out“. Falls das richtig sein kann (''ruṣ'' habe ich sonst nirgends von Flüssigkeiten gefunden), wäre von Libationen die Rede, die ebenfalls in der ganzen Levante als Bestattungsbrauch bezeugt sind. Zu 6cd vgl. Seow: Auch das Zerbrechen von Tongefäßen war ein Bestattungsbrauch im Alten Israel. Unter der Maßgabe, dass 6b so übersetzt werden könnte wie bei Dahood, wäre hier Qere vorzuziehen; weil das aber zu unsicher ist, muss hier der Standard-Deutung gefolgt werden.</ref> das Silberband<br />
_Und zerbrochen sein (zerbrechen, fortlaufen?) wird<ref>'''tFN''': Heb. ''wetaruṣ''. Auf den ersten Blick „fortlaufen“ von ''ruṣ''. So deuten hier auch Aq, Theod, und VUL, sonst m.W. nur noch Hengstenberg und Ginsberg, die „laufen“ als „abstürzen“ o.Ä. verstehen, was aber singulär wäre, und Dahood (s. vorige FN). LXX, Sym, Syr und Tg übersetzen dagegen, als sei das Wort ''weteroṣ'' vokalisiert („sie wird zerbrochen“, von ''rṣṣ''). So auch Raschi, Raschbam und ibn Ezra. So auch alle neueren (auch BHK, BHS, BHQ); bes. gut Gordis (mit richtigem Hinweis auf [[Sprichwörter 29#s6 |Spr 29,6]]; [[Jesaja 42#s4 |Jes 42,4]]): Die Form hier sei nur Zeichen der schrittweisen Verwischung der Konjugationsunterschiede zwischen hohlen Wurzeln und Reduplikativwurzeln. So auch Murphy. Theoretisch möglich außerdem wie Seow: Ursprünglich müsse gar nicht ''weteroṣ'' gewesen sein, weil man ''wetaruṣ'' auch als impersonal verstehen könne: „man wird zerbrechen“. Das ist rein sprachlich gesehen schon wahr, läuft aber ja völlig der Logik des Textes zuwider.</ref> die Goldschale,<br />
Und zerstört worden sein (zerstört werden) wird der Eimer über der Quelle<br />
_Und zerbrochen worden sein (zerbrechen werden) wird das Rad (der Bottich? der Ball?) neben dem Brunnen<ref>Satzteil-Hyperbaton: Zu erwarten wäre, dass das ''Rad'' „über“ dem Brunnen und der ''Eimer'' „neben“ der Quelle steht / hängt. Die Hinterlassenschaften der Menschen sind völlig wirr in der Gegend verstreut.<br />Wortspiel: Der ''Brunnen'', heb. ''bor'', steht bildlich für das Grab (s. zu V. 1); das Wort harmoniert daher sehr gut mit der direkt folgenden Doppelzeile.<br />Die Zeilen in V. 6 sind unterschiedlich verstanden worden. Klar ist nach der Formulierung (Zeile a+b: „''Silber''-Band“ + „''Gold''-Schale“, Zeile c+d: „Eimer ''an der Quelle''“ + „Rad ''neben dem Brunnen''“), dass Zeilen a+b und c+d zwei Gruppen bilden. So wollen auch die masoretischen Akzente den Vers gelesen wissen. Viel klarer wird er dadurch aber noch nicht. Am besten versteht ihn wohl Beal 1998, S. 301, der die Gegenstände schlicht Gegenstände sein lässt: „[...] I propose that sustained focus be given to its more literal sense, namely, a description of demonlished and abandoned items used in veryday life. [...] The image here is somewhat like that of a ghost town – the aftermath of a city of chaos.“ – Der Vers müsste dann nicht mehr besagen, als was klar darin steht: Überall liegen zurückgelassene Luxus- und Gebrauchsgegenstände herum, ein Bild für die Trostlosigkeit der Geisterstadt – mehr nicht.<br />Die meisten Kommentatoren werden stattdessen bei diesem Vers zu Hobby-Ingenieuren. Die Mehrzahl unter ihnen orientiert sich dabei immerhin an der Gruppierung der Zeilen in zwei Gruppen: Silberband + Goldschale sollen insgesamt nur eine Vorrichtung sein und Schöpfrad + Eimer ebenso. Genauer nämlich: Weil auch in [[Sacharja 4#s2 |Sach 4,2f.]] von einer Goldschale die Rede ist, denken viele aus irgendeinem Grund, dass auch hier eine aufgehängte Lampe gemeint sein müsse. Dabei ist die Goldschale in Sach 4 nicht einmal die Lampe, sondern das Ölgefäß darüber. Gelegentlich wird das dennoch sogar noch weiter ausgedeutet; der Absturz und das Zerschellen dieser Lampe kann dann z.B. für das Verlöschen des Lebenslichts stehen. Entsprechend denken dann viele außerdem in Zeilen c+d an eine Schöpfvorrichtung: Ein Eimer sei an einem Schöpfrad aufgehängt. Dabei befinden sich Rad und Eimer doch an unterschiedlichen Orten: „Brunnen“ und „Quelle“ können kaum identisch sein. Auch dies wird gern weiter ausgedeutet (was hier immerhin auch in den einzelnen Bildern liegt): Dass Brunnenrad und Eimer zerstört sind, bedeute, dass man nicht mehr an das Wasser des Lebens komme. Noch komplizierter Levy, Gordis und Fox: Nach Fox sind ganz merkwürdig drei Gegenstände – eine Goldschale, ein Eimer und ein Bottich – an einem Silberband über einen Brunnen aufgehängt, und als dieser zerreißt, stürzt alles ab und zerschellt. Und nach Levy und Gordis hängt ein Silberseil über einem Schöpfrad; an einem Ende hängt eine Goldschale, am anderen als Gegengewicht ein Ball (?). Und wieder: Als das Band zerreißt, stürzt alles ab und zerschellt. Mir scheint: Dergleichen steht hier einfach nicht im Text.</ref> <br />
{{S|7}} Und zurückkehren wird (muss)<ref>'''tFN''' / '''Textkritik''': ''wird (muss)'' - Heb. ''wejašob'', anscheinend also „zurückkehren ''muss''“ (obligativer Jussiv) statt ''wejašub'' („zurückkehren ''wird''“, Yiqtol). Das wäre gar nicht problematisch; auch der Yiqtol in der nächsten Zeile kann obligative Bed. haben und es passte ein solcher Obligativ für sich genommen auch gut zu Kohelets Lebensphilosophie. Weil nach den sehr vielen Yiqtols und Weqatals in den vorangehenden Zeilen aber so sehr auch hier Yiqtol zu erwarten wäre, und v.a., weil in der nächsten Zeile mit ''tašub'' wirklich ein solcher Yiqtol des selben Worts folgt, wollen z.B. BHS, Galling und Krüger 1996, S. 118 den Text von ''wejašob'' zu ''wejašub'' korrigieren. Nötig ist das nicht: ''wejašob'' könnte auch nur ähnlich wie in [[Kohelet 11#s9 |Pred 11,9]]; [[Kohelet 12#s1 |12,1]] (weitere Bspp. bei [[Amos 5#s25 |Am 5,25]]) eine ungewöhnliche Yiqtol-Bildung sein, mit der das Wort lautlich an das ''wenaroṣ'' in der vorangehenden Zeile zusammengeschlossen werden soll (so gut Ginsburg).</ref> der Lehm zur Erde, wie er gewesen ist,<br />
_Und der Atem zurückkehren wird (muss) zu Gott, der ihn gegeben hat.<ref>Zum V. s. die Anmerkungen.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|8}} (Hauch des Hauchs=) Flüchtig, allzu flüchtig“, spricht der Kohelet,<ref>Zum „Namen“ ''Kohelet'' s. zu [[Kohelet 1#s1 |Pred 1,1]].</ref> „alles ist (Hauch=) flüchtig!“ <br />
<br />
{{S|9}} <br />
<br />
{{S|10}} <br />
<br />
{{S|11}} <br />
<br />
{{S|12}} <br />
<br />
{{S|13}} <br />
<br />
{{S|14}} <br />
<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}} Koh 12,1-7 nimmt man gerne als separates Gedicht und bezeichnet es dann als das „Letzte Gedicht“ oder das „Letzte Lied“ des Kohelet – oft groß geschrieben wie „die Letzten Dinge“, denn: es geht um den Tod. Danach folgen nur noch mit Vv. 9-11 und Vv. 12-14 zwei Anhänge an das Kohelet-Buch aus fremder Hand.<br />Tatsächlich wird aber damit das rechte Verständnis dieses „Letzten Lieds“ verbaut: Koh 12,1-7 steht nicht für sich, sondern gehört mit Koh 11,7-10 zu einem etwas längeren und komplexeren Abschnitt. Die Sinnlinien dieses Abschnitts sind grob diese:<br />
* 11,7: Grundsatz: „Das Licht ist gut!“<br />
* 11,8: <br />
** 11,8a: Zeitangabe: „So lange dein Leben auch währt,“ <br />
** 11,8b: Rat 1: „Freue dich deines Lebens“, aber<br />
** 11,8c: Rat 2: „Denke dabei auch daran, dass dunkle Tage sich einstellen können“. Denn: <br />
** 11,8e: Schlusssatz: „Alles, was kommt“ – inklusive den lichten Tagen – „ist flüchtig“. [Dieser Vers ist wichtig: Kohelet setzt hier deutlich voraus, dass auch bei einem langen Leben jeder Tag das Potential hat, ein lichter Tag zu sein. Dazu gleich mehr.]<br />
* 11,9-10: <br />
** 11,9aα: Rat 1: „Freue dich, Jüngling“<br />
** 11,9aβ: Zeitangabe: „in den Tagen deiner Jugendzeit“<br />
** 11,9c-10b: Entfaltung von Rat 1: Genieße dein Leben, sofern du dich dabei in den ethischen Schranken bewegst, die Gott dir gesetzt hat. Sonst wird er dich dafür bestrafen [und so führtest du selbst Dunkeltage herbei, s. [[Kohelet 8#s12 |Pred 8,12f.]]; auch [[Kohelet 7#s18 |Pred 7,18]]] (11,9e). Noch einmal: Genieße dein Leben. Denn:<br />
** 11,10c: Schlusssatz: „Jugend und Dunkelhaarigkeit sind flüchtig“<br />
* 12,1-7:<br />
** 12,1aα: Rat 2: „Denke an Gott“<br />
** 12,1aβ: Zeitangabe: „in den Tagen deiner Jugend“<br />
** 12,1b-7: Entfaltung von Rat 2 (dazu gleich mehr):<br />
*** 12,1b-d: „...bevor...“<br />
*** 12,2-5: „...bevor...“<br />
*** 12,6-7: „... bevor...“<br />
** 12,8: Schlusssatz: „Flüchtig, allzu flüchtig! Alles ist flüchtig!“ (vgl. ähnlich Ogden 1984, S. 193f.; Fredericks 1991, S. 100)<br />
<br />
Mit diesem letzten Vers endet ursprünglich das Buch Kohelet; passend schlägt er daher einen weiten Bogen zurück zum fast exakt gleich formulierten Vers [[Kohelet 1#s2 |Pred 1,2]], mit dem zusammen er das ganze Buch Koh 1,3-12,7 umrahmt. Denn dies ist ja Kohelets Grund-These: Alles ist flüchtig.<br />
<br />
Diese groben Linien sind leicht erkennbar. Auch die Frage danach, warum Kohelet einen solchen Fokus gerade auf Jugend und Jugendzeit legt, ist eigentlich schon beantwortet; wird doch gerade aus diesen Versen abgeleitet, dass der ''qahal'', vor dem der ''qohelet'' referierte, eine Art ''Schulklasse'' aus Jünglingen war (s. zu [[Kohelet 1 |Pred 1]]). „Freu dich, Jüngling, in deiner Jugendzeit“ heißt also zunächst einmal nicht: „Falls du jung bist, freue dich in deiner Jugendzeit“ und gleichzeitig „falls du schon älter bist, hast du Pech gehabt: In der Jugendzeit hättest du dich freuen müssen, denn das Alter ist die Zeit des Leids“, sondern erklärt sich aus der Gesprächssituation – gesagt wird erst mal nur: „''Du'', zu dem ich spreche: Freue dich ''jetzt''“. <br />
<br />
Das macht die Frage nach der Bedeutung der Verse Pred 12,1-7 aber nicht etwa leichter, sondern viel schwerer – die überwiegende Mehrheit der alten und neuen Kohelet-Forscher:innen hat den Abschnitt nämlich genau so verstanden. Das ist nicht die Auslegung, die mir (S.W.) hier am wahrscheinlichsten scheint; weil sie aber in einem solchen Maße die Mehrheitsmeinung bei der Auslegung dieser Verse ist, sei sie dennoch kurz vorgestellt.<br />
<br />
<small>Paradigmatisch (und gut) z.B. Zimmer 1999, S. 203:</small><br />
<br />
: <small>''„Sicherlich wird zu Recht darauf hingewiesen, daß in 12,2ff. zunächst verschiedene Sachverhalte dargestellt werden und daß sich dem Leser damit die Aufgabe stellt, den Zusammenhang dieser z.T. scheinbar beziehungslos nebeneinander stehenden Sachverhalte zu erschließen. Bei diesem Erschließungsprozeß sind m.E. zunächst diejenigen Hinweise dmoninant, die der Leser im Verlauf der Lektüre erhält; und diese verweisen nicht auf die eschatologische oder apokalyptische Bedeutung, die sicherlich zumindest einige der in 12,2ff verwendeten Bilder (auch) haben, sondern auf das Gegenüber von Jugend und Nicht-Jugend. Während man in 11,8 noch unsicher bleibt, was mit den ''finsteren Tagen'' gemeint ist (''böse Tage'' in einem beliebigen Lebensabschnitt wie in 7,14, das Alter, das Sterben oder die Zeit des Tot-Seins), lenkt die Anrede des jungen Mannes in 11,9 und dann V 10, indem er die Vergänglichkeit der Jugend zu bedenken gibt, die Gedanken des Lesers eindeutig zu den unterschiedlichen Lebensphasen; 12,1 schließlich stellt der Jugendzeit die Mißfallen erweckenden Jahre gegenüber, die zwar nicht mit dem Alter als drittem und letztem großen Lebensabschnitt identisch sein müssen, die aber doch jedem als (mögliche, wenn nicht gar wahrscheinliche) Begleiterscheinungen des fortschreitenden Alters bekannt sind. Und im Fortgang des Leseprozesses wird der Eindruck, daß es sich bei den in 12,2ff geschilderten Sachverhalten um Bilder des Alterns handelt, bestätigt, denn mit dem Alter, zumal dem von erheblichen Gebrechen gezeichneten, kündigt sich der nahende Tod an, der in 12,6 zunächst bildhaft und in 12,7 dann ausdrücklich erscheint.“''</small><br />
<br />
<small>Man gelangt zu einer solchen Bedeutung der Verse 2-6, indem man die „beziehungslos nebeneinander stehenden Sachverhalte“ symbolisch auslegt. Es gibt viele verschiedene Varianten dieser symbolischen Auslegung; sehr grob kann man dabei aber eine antike Variante (zu finden in b.Schab 151a-152b, KohR, LevR 18, Tg, bei Hieronymus und den meisten jüdischen Auslegern. S. ausführlicher Knobel 1991, S. 53f.; Kraus 1999f., S. 224-231) und eine moderne Variante (zu finden z.B noch in den Kommentaren von Eaton, Crenshaw, Treier, Longman, Köhlmoos und fast allen älteren Kommentaren; auch noch z.B. bei Frevel 2009, [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/98534/Hieke_123.pdf?sequence=1&isAllowed=y Hieke 2012], Spieckermann 2020) unterscheiden. Nach beiden werden mindestens in Vv. 2-4 Leiden des Alters geschildert und Vers 5f-7 sprechen noch weitergehend vom sich „aus dem Alter automatisch ergebenden“ Tod. In der Reinform der symbolischen Auslegung wird auch V. 5 symbolisch als Beschreibung der Leiden des Alters verstanden; besonders Zeilen c-e dieses Verses sind aber auch bei symbolischen Auslegern äußerst umstritten. Eine ebenfalls recht häufige alternative Auslegung dieser Zeilen ist z.B.: Mit dem Menschen geht es im Alter bergab (Vv. 2-5b), doch unbekümmert davon lebt die Natur wieder auf (Vv. 5c-e), während der Mensch zu Grabe getragen wird (Vv. 5f-7). Hier aber die beiden Reinformen:</small><br />
<br />
{| class="wikitable" <br />
|-<br />
! <small>Vers !! <small><center>Stelle</center> !! <small><center>Antike Allegorese</center> !! <small><center>Moderne Allegorese</center><br />
|-<br />
| <small>V. 2 ||<small> die Sonne verfinstert sich ||<small> Falten an der Stirn || rowspan="5" | <small>V. 2 insgesamt: Freudlosigkeit des Daseins alter Menschen<br />
|-<br />
|<small> V. 2 ||<small> das Licht verfinstert sich ||<small> Falten um die Nase (?) <br />
|-<br />
|<small> V. 2 ||<small> der Mond verfinstert sich ||<small> uneinheitlich: Augen / Stirn / Seele / Nase<br />
|-<br />
| <small>V. 2 ||<small> die Sterne verfinstern sich ||<small> Falten an den Wangen <br />
|-<br />
| <small>V. 2 ||<small> Wolken kehren nach dem Regen zurück||<small> vom vielen Weinen ist der alte Mensch erblindet. <br />
|-<br />
| <small>V. 3 ||<small> Wächter des Hauses zittern ||<small> Rippen werden schwach ||<small> Arme werden schwach<br />
|-<br />
| <small>V. 3 ||<small> mächtige Männer krümmen sich ||<small> Arme / Beine krümmen sich||<small> Beine krümmen sich<br />
|-<br />
| <small>V. 3 ||<small> Mahlerinnen hören auf||<small> Die wenigen verbliebenen Zähne kauen nicht mehr gut. /<br />Magen verdaut nicht mehr richtig.||<small> Die wenigen verbliebenen Zähne kauen nicht mehr gut.<br />
|-<br />
| <small>V. 3 ||<small> Fensterfrauen verfinstern sich||<small> Augen werden schwach. ||<small> Ebenso.<br />
|-<br />
| <small>V. 4 ||<small> Doppelpforte wird geschlossen ||<small> Die Körperöffnungen schließen sich (nicht) (sc. Stuhlgang-Probleme). /<br /> (Schön:) Die Türen zur Straße sind die Füße, diese gehen nicht mehr gut. ||<small> Die Lippen artikulieren nicht mehr gut. /<br />Die Ohren hören nicht mehr gut. /<br />Man ist sozial isoliert.<br />
|-<br />
| <small>V. 4 ||<small> Klang der Mühle verstummt ||<small> Der Magen verdaut nicht mehr ||<small> Wieder: Die Zähne kauen nicht mehr gut.<br />
|-<br />
| <small>V. 4 ||<small> Erheben zu Vogelgezwitscher ||<small> Man hat einen so leichten Schlaf, dass man schon wegen Vogelgezwitscher aufwacht. ||<small> Ebenso. Oder: Die Stimme wird hoch wie Vogelgepiepse.<br />
|-<br />
| <small>V. 4 ||<small> Sinken der Töchter der Musik ||<small> Man kann nur noch leise singen. /<br /> Man wird entscheidungsschwach, weil die Nieren dem Herzen ihren Willen nur leise kund tun. ||<small> Man hört nicht mehr gut. <br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Furcht vor Hohem ||<small> Man fürchtet sich davor, Hügel steigen zu müssen. /<br />Schön ibn Ezra: Man fürchtet sich vor seinen eigenen Gedanken, die schon im Himmel weilen. ||<small> Ebenso.<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Schrecken auf der Straße ||<small> Man geht nirgends mehr hin aus Angst davor, nicht den ganzen Weg bewältigen zu können. ||<small> Selbst ebenerdige Wege sind schwer zu bewältigen.<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Mandelbaum blüht ||<small> Die Wirbelsäule wird sichtbar. ||<small> Das Haar wird weiß.<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Heuschrecke belädt sich ||<small> Man wird impotent. /<br />Knöchel schwellen an. ||<small> Man wird impotent. /<br /> Man schleppt sich nur noch dahin.<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Kaper platzt ||<small> Man hat keine Lust mehr auf Geschlechtsverkehr. ||<small> Ebenso, weil die Kaper ein Aphrodisiakum sei (was nicht der Fall zu sein scheint).<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Mensch geht ins ewige Haus ||<small> Jedem Menschen ist im Tod ein eigener Ort als „eigenes Haus“ zugewiesen ||rowspan="2" | <small> selten symbolisch ausgelegt.<br />
|-<br />
| <small>V. 5 ||<small> Klagende auf der Straße ||<small> Maden auf dem Körper, wenn man tot ist.<br />
|-<br />
| <small>V. 6 ||<small> Silberband reißt ||<small> Wirbelsäule wird kettenähnlich, wenn man tot ist. ||rowspan="4" | <small> 6a+b und 6c+d als Symbole für den Tod.<br />
|-<br />
| <small>V. 6 ||<small> Goldschale zerbricht ||<small> Schädel zerbricht, wenn man tot ist.<br />
|-<br />
| <small>V. 6 ||<small> Eimer an der Quelle zerbricht ||<small>Magen verwest<br />
|-<br />
| <small>V. 6 ||<small> Rad zerbricht ||<small> verschiedene weitere Organe verwesen. <br />
|}<br />
<br />
<small>In der sehr viel älteren Lehre des Ptahhotep (8-21) gibt es eine Passage, mit der sich der so ausgelegte Text dann sehr gut vergleichen ließe:</small><br />
<br />
: <small>''Gebrechlichkeit ist entstanden, das Greisenalter ist eingetreten,<br />Schwäche ist gekommen, die kindliche Hilflosigkeit kehrt wieder.<br />Die Kraft schwindet, denn müde ist mein Herz,<br />Der Mund ist verstummt, er spricht nicht mehr.<br />Die Augen sind trübe, die Ohren sind taub,<br />das Schlafen fällt ihm schwer jeden Tag.<br />Das Herz ist vergesslich, es erinnert sich nicht an gestern,<br />der Knochen ist krank wegen der Länge (der Jahre).<br />Die Nase ist verstopft, sie kann nicht atmen,<br />denn beschwerlich sind Aufstehen und Niedersetzen.<br />Das Gute wird zum Schlechten, jeder Geschmackssinn ist geschwunden.<br />Was das Alter den Menschen antut:<br />Schlimmes in jeder Weise!'' (Üs.: [https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2249/1/Burkard_Die_Lehre_des_Ptahhotep_1991.pdf Burkhard in TUAT III/2], S. 197),</small><br />
<br />
<small>und für V. 3 lässt sich das diese Interpretation auch recht gut verteidigen: Auch Galen bezeichnet die Arme die „Wächter des Hauses“, das der Körper ist, und die Zähne als „Mühlen“ (vgl. Braun 1973, S. 105); ähnlich heißen sie im Arabischen „die Müllerinnen“ (s. ibn Tibbon). Eine Deutung der „mächtigen Männer“ als Beine wäre nach der Rede von den Armen sehr naheliegend, ebenso die Bed. „Augen“ von „die Guckerinnen“.</small><br />
<br />
Aber: Die Bedeutung der anderen Bilder wäre weniger offensichtlich, das Nebeneinander von bildlicher und nicht-bildlicher Rede wäre für biblischen Stil zumindest sehr ungewöhnlich; vor allem aber lässt sich diese Auslegung kaum mit [[Kohelet 11#s8 |Pred 11,8]] am Anfang dieses Abschnitts vereinbaren (s. zu V. 1). Es passt auch schwerlich zusammen z.B. mit [[Kohelet 7#s15 |Pred 7,15]]; [[Kohelet 8#s12 |8,12]], wo es als ungerecht und unerklärlich erklärt wird, dass sündige Menschen ein derart langes Leben haben dürfen, das für Kohelet also offensichtlich etwas ''Gutes'' ist. Zuletzt wäre eine solche Auslegung ausgesprochen altersdiskriminierend; sind andere Auslegungen ähnlich plausibel, sollte eine diskriminierungssensible Auslegung die Verse besser anders verstehen.<br />
<br />
Eine hilfreiche Übersicht über die meisten der häufiger vorgeschlagenen alternativen Auslegungen findet sich bei [http://www.scielo.org.za/pdf/ote/v23n2/02.pdf Debel 2010]; die Deutung, die hier folgt, ist eine Variante der dort unter Abschnitt (7) zusammengefassten Interpretationen.<ref>Dieser Auslegungstyp (7) wird neben den in Debel referierten Auslegungen von Beal, Krüger und Seow mittlerweile z.B. auch vertreten von Kamano 2002, S. 228-234; Takeuchi 2015, S. 169-180; Kang 2016 und ähnlich von Bartholomew.</ref><br />
Wie man an der Struktur des Abschnittes (s.o.) sieht, ist '''12,1-7''' Entfaltung von 11,8c: „Der Mensch soll eingedenk sein der Tage der Dunkelheit“. Dies wird in '''V. 1ab''' direkt wieder aufgegriffen: „Sei eingedenk deines Schöpfers, bevor die argen Tage kommen.“ Wie noch recht häufig im Kohelet-Buch erscheint also auch hier – und noch deutlicher in [[Kohelet 11#s9 |Pred 11,9]] – Gott als jene unbegreiflichen Macht, über die man gerade so weiß, dass sie Freud und Leid verursacht – und Letzteres besonders dann, wenn man gegen seinen Willen verstoßen hat (s. [[Kohelet 3#s17 |Pred 3,17]]; [[Kohelet 5#s5 |5,5]]; [[Prediger 7#s16 |7,16-18]]; [[Kohelet 8#s5 |8,5f.]].[[Kohelet 8#s12 |12f.]]). „Gedenke deines Schöpfers, bevor die argen Tage kommen“, heißt dann also: „Sei gottesfürchtig, ''damit nicht'' arge Tage kommen“; V. 1 ist damit die ausführlichere Fassung des Caveats in 11,9e: „[Genieße dein Leben,] aber wisse dabei, dass Gott dich wegen all diesem vor Gericht bringen wird.“ '''1cd''' ist eine Entfaltung dieser argen Tage: Gemeint ist eine Zeit, die dem Menschen gar nichts Freudiges bietet. Eine solche Zeit ist also (hoffentlich) die Strafe für Missetaten (obwohl sie manchmal unbegreiflicher Weise auch über Gerechte hereinbrechen kann).<br /><br />
<br />
In '''V. 2''' schließt sich (nach 1b) ein weiterer „bevor“-Nebensatz an. Was hier beschrieben wird, wird dann in Vv. 3-5 noch genauer bestimmt mit einem V. 2 untergeordneten temporalen Nebensatz: Das in V. 2 geschieht „am Tag, an dem...“. Schon hieran sieht man: Was auf das „bevor“ in 2a folgt, ist offenbar nicht identisch mit dem „bevor“-Satz in 1b: Dort geht es um eine Zeitspanne, hier um einen Zeitpunkt. Doch auch dieser Zeitpunkt ist ein „dunkler Tag“; sogar der ultimative dunkle Tag: Mit Vokabular, das der Bibel-Lesende besonders aus apokalyptischen Texten kennt, wird der Zeitpunkt näher beschrieben zunächst als einer, an dem Sonne, Mond und Sterne sich verfinstern, weil nicht enden wollendes Gewölk den Himmel verdeckt. Diesem trostlosen Himmel entspricht in '''V. 3-4b''' die trostlose Erde: Selbst starke Wächter zittern und selbst mächtige Männer krümmen sich aus namenlosem Schrecken, die Mahlmägde sind quantitativ kaum noch vorhanden und daher nicht mehr zu hören, die wohlhabenden Frauen qualitativ und daher nicht mehr zu sehen. Dem düsteren Himmel entspricht die dunkle Menschenwelt, in der die Menschen selbst sich „verfinstern“ (3d). Auch außerhalb der Wohnhäuser ist der öffentliche Betrieb in der Stadt zum Erliegen gekommen: Die Marktstraße wurde geschlossen, und, wieder: Nicht einmal das für die Stadt des alten Israel so charakteristische Geräusch des Mahlens lässt sich noch vernehmen. Der Mensch schwindet.<br />
<br />
Darauf wendet sich der Blick wieder nach oben: In '''4c-5e''' sind statt dem Geräusch des Mahlens nun Vögel zu vernehmen; diese „Töchter des Gesangs“ senken sich langsam über die Stadt und blicken auf den „Schrecken auf der Straße“ hinab. Und unten, da blüht der Mandelbaum auf; statt den Schnittern im Getreidefeld belädt sich die Heuschrecke mit Früchten, und „die Kaper bricht“. Heißt Letzteres (wie oben vorgeschlagen), dass sie aus Ruinen emporwächst und diese „zerbricht“, ist auch dies (wie die Rede von den hinabsteigenden Vögeln in die menschenleere Stadt) ein Bild dafür, wie die Natur diese Geisterstadt zurückerobert (s. ähnlich [[Jesaja 13#s21 |Jes 13,21]]; [[Jesaja 34#s13 |34,13]]; [[Jeremia 50#s39 |Jer 50,39]]). Heißt es dagegen, wie es heute oft stattdessen verstanden wird, dass ihre Früchte aufplatzen oder sie ihre Blätter verliert (s.o.) schildern 5c-e stattdessen den Lebenszyklus der Natur: Der Mandelbaum blüht als erster auf, wenn der Winter sich seinem Ende zuneigt. Die Heuschrecke schreitet im späten Frühjahr oder im Frühsommer an die Ernte, die Kapernfrucht platzt im Hochsommer oder verliert im Herbst ihre Blätter (vgl. ähnlich Tantlevskij 2019). Der Mensch dagegen ist (bereits) tot: Zu sehen sind auf den Marktstraßen nur noch Trauerprozessionen, bei denen Klagende den Verstorbenen das letzte Geleit geben ('''5fg''').<br />''Dieser'' dunkle Tag ist also wirklich der ultimative dunkle Tag: Beschrieben wird das Ende der Menschheit.<br />
<br />
Zurück bleiben von ihnen nach dem dritten „bevor“-Nebensatz in '''V. 6''' nur noch Überreste: Zerrissene Bänder, zerschellte Schalen, zerborstene Eimer, zerbrochene Räder. Mehr nicht. Denn der Mensch selbst hinterlässt keine Spuren ('''V. 7'''): Sein Leib verrottet und wird wieder zu Erde, seinen Atem haucht er aus, worauf dieser spurlos wieder zu Gott zurückkehrt, der ihn dem Menschen erst gegeben hat. Was dann und dort mit diesem Atem geschieht, das weiß Kohelet in [[Kohelet 3#s19 |Pred 3,19-21]] nicht.<br />Wenn hier anders als dort angenommen wird, dass der Atem des Menschen zu Gott zurückkehrt, darf man dies sehr wahrscheinlich dennoch nicht verstehen als eine Art „Himmelfahrt der unsterblichen Seele“: Der „Lebensatem“ ist ein sehr anderes Konzept als die „Seele“. Selbst in Midrasch ExR 31,15 wird der Vers daher nicht auf eine unsterbliche Seele gedeutet. Als Gott gefragt wird, warum er keinen Lohn für all seine Gaben fordert, antwortet er dort nämlich: <br />
<br />
: ''„Seht, wie viel ich verleihe. Und ich nehme doch keinen Zins. Seht, wie viel die Erde verleiht. Und auch sie nimmt doch keinen Zins. Ich nehme nur das Startkapital, das ich geliehen habe, und auch sie nimmt nur das ihre, wie ja geschrieben steht: ‚Zurückkehren wird der Lehm zur Erde, wie er gewesen, / und der Atem wird zurückkehren zu Gott, der ihn gegeben hat.‘“''<br />
<br />
Was hier also dann doch „zu Gott zurückkehrt“, ist keine „Seele“, sondern nur das Leben, das Gott den Menschen in [[Genesis 2#s7 |Gen 2,7]] ''verliehen'' hat. „Der Atem kehrt zu Gott zurück“ heißt dann nur: „Der Mensch haucht seinen Atem aus“.<br />So jedenfalls m.W. alle neueren Kommentatoren. Völlig sicher ist das aber nicht: Kohelet (und ebenso Jesus Sirach, [[Jesus Sirach 40#s11 |40,11]]: „Alles, was von der Erde kam, kehrt zur Erde zurück, und was aus der Höhe kam, in die Höhe.“) zitiert hier deutlich ein griechisches Sprichwort, das bei mehreren Autoren belegt ist:<br />
<br />
: '''Epicharmus''': „Sie waren zusammengefügt und lösten sich wieder auf und kehrten zurück an den Ort, woher sie kamen: Die Erde zur Erde, der Geist nach oben.“ <br />
: '''Euripides''': „Der Körper werde in der Erde begraben. Woher jedes Teil kam, dahin kehrt es zurück: Der Geist zum Äther, der Körper zur Erde. Nicht als unser Eigen besitzen wir sie, nur als Gäste und als Lehen.“ <br />
: '''Lukrez''': „So steigt alles auf, so kehrt alles zurück: Erde nimmt, was Erde gab, und zurück zum Himmel steigt wieder auf der ätherische Himmelstau, der herunterfiel.“ (''apud'' Ginsburg 1861, S. 468)<br />
<br />
Mindestens wird hier also die hebräische Vorstellung vom „Lebensatem“ ''verquickt'' mit der griechischen vom „ätherischen Geist“, und auch Pred 3,19-21 zeigt ja, dass Kohelet zumindest die Vorstellung bekannt war, dass es einen qualitativen Unterschied gebe zwischen menschlichem und tierischem „Atem“, der dann mehr sein muss als nur das Schnaufen der Lebewesen. ''Wie sehr'' hier griechische Vorstellungen mit den hebräischen verschmolzen sind, ist aber nicht zu erkennen.<br />Vermutlich aber nicht sehr stark, denn was der Sinn dieses Verses in diesem Kontext ist, sagt dann '''V. 8''': „Flüchtig, allzu flüchtig! Alles ist flüchtig“: Der Mensch vergeht.<br />
<br />
Pred 12,1-7 ist damit insgesamt die ultimative Warnung zur Gottesfürchtigkeit. Straft Gott, folgen Unglückstage (12,1), oder folgt sogar der ultimative dunkle Tage (12,2-5) – der Todestag, mit dem der Mensch aufhört, „unter der Sonne“ (s. zu [[Kohelet 1#s3 |Pred 1,3]]) zu wandeln, und das, was sich daran anschließt (12,6-7): Das beinahe spurlose Verschwinden des Menschen. Die Zusammenfassung des Kohelet-Buches, die der spätere Ergänzer gleich in Vv. 13f. geben wird, ist zumindest für Pred 12,1-7 also korrekt.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Amos_6&diff=32362Amos 62021-10-12T20:16:08Z<p>Olaf: Markup korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}} <br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<poem><br />
{{S|1}} Weh! [Ach,] ihr ([ach,] die; Wehe den) Selbstsicheren (Sicheren) auf dem Zion (?)<ref>''Zion'' - Wechselbegriff für Jerusalem oder speziell den Tempelberg in Jerusalem. Das kommt hier sehr überraschend, da Jerusalem die Hauptstadt von Juda ist, Amos im Am 3-5 aber ausschließlich zu den Israeliten gesprochen hat. Noch erklärungsbedürftiger ist aber, dass dann V. 6 mit der Rede vom „Zusammenbruch ''Josefs''“ und V. 7 mit der von der Exilierung nur noch das Nordreich im Blick haben. Es harmoniert auch sehr schlecht mit dem deutlichen „immer engeren Fokus“ von Amos, der in den Anmerkungen zu [[Amos 1]] beschrieben wurde. Die einfachste Erklärung ist die, dass „Selbstsichere auf dem Zion“ hier ähnlich eine metaphorische Umschreibung der „Selbstüberzeugten auf dem Berg von Samaria“ ist, wie in [[Amos 4#s1 |Am 4,1]] „die auf dem Berg Samarias“ als „Kühe des Baschangebirges“ bezeichnet werden konnten (vgl. Lang 1982, S. 53; ähnlich Fohrer in TDNT VII 295; Rosenbaum 1990, S. 33f.91 und McLaughlin 1998, S. 92, die weniger wahrscheinlich annehmen, „Zion“ könne hier ''buchstäblich'' für Samaria stehen). Die Festigkeit Zions war sprichwörtlich; s. z.B. [[Psalm 125#s1 |Ps 125,1]]; [[Jesaja 14#s32 |Jes 14,32]]; [[Jesaja 28#s16 |28,16]]; [[Jesaja 29#s8 |29,8]]; [[Jesaja 31#s8 |31,8f.]]; [[Jesaja 33#s20 |33,20]].<br />'''Textkritik''': Viele lösen diese Schwierigkeit stattdessen entweder redaktions- oder textkritisch. Am Besten noch z.B. Fleischer 1989, S. 226; Reimer 1992, S. 137; Rottzoll 1996, S. 153f.; Hadjiev 2009, S. 173-175: V. 1a.d.2 seien später von einem Schreiber hinzugefügt worden, der Vv. 1-7 auch auf die Reichen in Juda beziehen wollte. Folgt man dem, wäre Vv. 1-3 zusammenzukürzen auf den Grundbestand: „Weh! Ach, ihr Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria, / Ihr Auserlesenen des Erstlings der Völker! // Ihr den-bösen-Tag-Forttreiber / führt herbei bleibende Gewalt!“. Daneben gibt es viele weitere Versuche, die Zion-Zeile „zu eliminieren“. Schon LXX und Syr könnten nicht ''hš`nnjm'' („Sorglose“) voraussetzen, sondern entweder ''hš(w)n`jm'' oder wahrscheinlicher ''hš`țjm'', denn sie übersetzen: „Weh! Ach ihr, die ihr ''verachtet'' den Berg Zion!“ Doch nur Dathe hat dies für den ursprünglicheren Text gehalten; die meisten gehen davon aus, dass auch dies nur ein solcher „weiterer Versuch“ ist. Diverse weitere Vorschläge zur Textänderung neben dem von LXX und Syr haben jeweils wenig überraschend kaum Anklang gefunden. Die wichtigsten: Statt ''bşjwn'' („in Zion“) sei zu lesen ''bg`wn'' („in Stolz“, so Ehrlich, Budde, Maag) oder ''bbșrwn'' („in der Festung“, so Rudolph) oder aber ''beșion'' sei als ''beșiun'' zu vokalisieren, „auf einem Grabmahl“ (Rießler 1911, S. 85.87; Praetorius 1915, S. 19). Nichts davon lässt sich sonderlich ernst nehmen; die redaktionskritische Erklärung oben wäre die bei weitem wahrscheinlichste, wenn man glaubt, der Text sei nicht in Ordnung.</ref> <br />
_Und ihr (die, den) Selbstüberzeugten (Vertrauenden) auf dem Berg von Samaria, [die ihr sprecht:]<ref>Es folgt der Ausdruck der Sorglosigkeit und Selbstsicherheit, wie so oft ohne eigene Redeeinleitung. V. 2 halten mehrere Exegeten für ein Zitat der Oberschicht aus V. 1 (z.B. Sellin 1929, S. 145; Maag, Mays, CTAT III 669). Ändert man wie OfBi in 1d „es kommt“ zu „kommt!“, muss dieses Zitat natürlich mindestens dort beginnen; noch besser dann aber schon in 1c, was dann auch die Großsprecherei in dieser Zeile erklärt.</ref><br />
„[Ihr (die, den)] Auserlesenen des Erstlings<ref name="Wortspiele">''Am 6,1c.5a.7b'' verdichten eines der komplexesten Wortspiele im ganzen AT.<br />'''1c''': Die ''neqube re`schit'' in 1c sind zunächst natürlich die „Besten der Besten“. ''naqab'' („aus(er)wählen“) klingt aber sehr ähnlich wie ''naqap'' „abschlagen, ernten“ (s. [[Jesaja 17#s6 |Jes 17,6]]; [[Jesaja 24#s13 |24,13]]) und ''re`schit'' ist häufiger „die Erstlingsfrucht“ (z.B. [[Numeri 18#s12 |Num 18,12]]). Extrem nah ist das Bild in [[Jeremia 2#s3 |Jer 2,3]]: „''Israel war Gott heilig, war die Erstlingsfrucht seiner Ernte''“ (ähnlich [[Hosea 9#s10 |Hos 9,10]]; [[Jakobus 1#s18 |Jak 1,18]].). Dieses Bild soll hier sicher ''auch'' im Leser geweckt werden: Die Angesprochenen sind „von der Erstlingsfrucht der Völker, also Israel, die Gelesenen“. LXX z.B. hat die beiden Wörter auch tatsächlich so verstanden und dabei an die Traubenernte gedacht („sie lasen die Erstlinge der Völker“).<br />Ähnlich in '''V. 5a''': Die ''poratim ´al pi hannabel'' sind vielleicht „die Singenden über der Öffnung der Leier“; der ganz merkwürdige Ausdruck „über der Öffnung“ und das in der Bibel nur hier verwendete Wort ''parat'' zeigt aber schon, dass die Formulierung besondere Gründe haben muss. Zur Bed. „singen“ s. zum Wort. Im Hebräischen der Mischna und der Talmudim bedeutet ''parat'' aber außerdem zweitens oft „auswählen, eigens erwähnen“ und steht drittens für „durch (absichtliches oder versehentliches) Abpflücken ''abgetrennte'' Trauben“ (m.Peah vi 5; vii 3 für bei der Ernte versehentlich gepflückte und dann fallengelassene Trauben, m.Maas ii 6 vom bewussten Pflücken: „''Wenn einer zu sagt zu seinem Freund: Hier ist eine Münze für eine Rebe, die ich mir selbst auswähle – dann darf er ''prt'' und essen.''“). ''parat'' entspricht hier also gleich doppelt ''naqab''.<br />Zur „Öffnung der Leier“ s. noch mal zur Stelle; hier sei nur gesagt, dass das Wort für „Leier“ auch und sogar primär die Bezeichnung eines Tongefäßes ist, in dem v.a. Wein aufbewahrt wurde, und dass das Wort für „Öffnung“ sonst nie für Musikinstrumente verwendet wird, aber für Öffnungen von Gefäßen (Bohlen 1986, S. 293 schlägt vor: „Schallloch der Harfe“. Aber weder Harfen noch Leiern haben Schalllöcher). Mindestens ist es also so, dass die „Singenden über der Öffnung der Leier“ gleichzeitig „gepflückte Trauben über der Öffnung des Gefäßes“ sind. S. aber wie gesagt näher noch einmal zur Stelle.<br />V. 6 spricht dann vom Weintrinken, und '''V. 7''' spricht das Urteil: „fortgebracht werden wird der Trink-Verein / der Kult-Umtrunk der Hängenden“ mit einem weiteren Wortspiel: ''sarach'' „hängen“ in V. 7 ist das selbe Wort wie in V. 4 und wird eigentlich für „hängenden“ Textilien gebraucht (s. [[Exodus 26#s12 |Ex 26,12f.]]; [[Ezechiel 23#s15 |Ez 23,15]]. Tg übersetzt daher witzigerweise: „Gelage ''auf Decken'' haben ein Ende“). Auch dieser Gebrauch ist ungewöhnlich, und wieder ist der Grund für diesen Gebrauch das Wortspiel: ''sarach'' heißt auch häufiger „verderben, stinken“, s. vom verdorbenen Wein HldR 2,13: „der Weinstock wird Wein geben, doch der Wein wird ''srḥ''“. In V. 4 haben einige jüd. Ausleger das Wort daher im selben Sinn genommen, z.B b.Schab 62b und b.Kid 71b: „''Sie ließen ihre Betten stinken [..., d.h.] sie urinierten nackt direkt vor ihren Betten''“; in b.Kid 71 wird alternativ noch vorgeschlagen, dass die Reichen hier ihre Betten mit Samenflüssigkeit beschmutzten. Tg übersetzt einfach: „und Flecken sind auf ihren Betten“.<br />Am 6,1-7 verdichtet also im Schnelldurchlauf den Lebenszyklus einer Traube: Als Erstlingsfrucht gepflückt werden (V. 1) – als gepflückte Traube in ein Gefäß gegeben werden (V. 5) – als Wein getrunken werden (V. 6) – verderben und dann fortgebracht werden (V. 7). Jene, die sich eben noch als „Erstlingsfrucht“ dünken, werden schon bald nicht mehr sein als stinkender Weinessig, den man nur noch wegschütten kann.</ref> der Völker, <br />
_Kommt doch zu ihnen, (Es kommt zu ihnen das) Haus Israel!<ref>Lies statt ''bɔ`u'' („es kommt“) besser ''bo`u'' („kommt“!).<br />Die Zeile ist seit jeher schwer erklärlich. Alternativ versteht Koch sie am besten als weitere Drohung: „Zu ihnen – zu den Völkern also – wird das Haus Israel kommen (nämlich als vertriebene Exulantenschaft)“. Ähnlich BB: „... doch das Haus Israel wurde unter sie zerstreut.“ Ähnlich auch Blum 1994: „ihnen“ sind die Bewohner Zions, zu denen die Samarier als Flüchtlinge kommen werden. Die meisten vermuten stattdessen, dass gemeint sei, dass „das Haus Israel“, also das gemeine Volk, regelmäßig als Bittsteller zu den „Sicheren auf dem Berg Samaria“ komme, damit diese ihnen mit Rat und Führung zur Seite stünden oder damit sie ihnen ihre Rechtssachen regeln (s. MEN, NeÜ, PAT: „an die sich das Haus Israel wendet“; ZÜR 31: „den Herren des Hauses Israel“; NL: „zu dem die Leute kommen, wenn sie Hilfe brauchen.“).<br />Sellin 1929, S. 55 und Rudolph wollen stattdessen statt ''wb`w'' lesen ''w`bw'' („jmdm folgen“), also: „die Auserlesenen des Erstlings der Völker, denen das gemeine Volk folgt“. Daher H-R: „auf die das Haus Israel hört“. Daneben gibt es viele Vorschläge zur Textänderung mit jeweils nur einem Vertreter; mehrere Anhänger gefunden hat sonst nur noch: Statt ''wb`w lhm bjt jßr`l'' sei zu lesen ''wk`lh(j)m bbjt jßr`l'' „und sie waren wie Götter im Haus Israels“; so z.B. Robinson, Weiser, Maag, Wolff; auch NEB.</ref><br />
{{S|2}} Geht hinüber nach Kalne und seht,<br />
_Und geht von dort in die große [Stadt] Hamath (nach Groß-Hamath?)<ref>''die große [Stadt] Hamath (Groß-Hamath)'' - Viele Kommentatoren (z.B. Paul, Garrett, Jeremias) verstehen ''chammat rabbah'' wie in der Alternativübersetzung als Bezeichnung eines Großstaates, der mehrere Kleinstaaten umfasst; hauptsächlich wohl, um die Zeile ein wenig früher datieren zu können: Die Stadt Hamath fiel erst 720 v. Chr. (s. nächste FN); der Staat Hamath dagegen musste schon 18 Jahre zuvor eine schwere Niederlage von den Assyrern hinnehmen. Aber das ist sehr unwahrscheinlich; die selbe Konstruktion begegnet mit der phönizischen Hauptstadt Sidon (''tsidon rabbah'', [[Josua 11#s8 |Jos 11,8]]; [[Josua 19#s28 |19,28]]); die Hauptstadt der Ammoniter wird oft gleich nur ''rabbah'' oder „''rabbat'' der Kinder Ammons“ genannt; verwandt ist [[Jona 3#s2 |Jon 3,2]] über die Hauptstadt der Assyrer: „Ninive, ''ha´ir haggedolah'' (die große Stadt)“ (vgl. richtig Joüon 1912, S. 420). Der Ausdruck ''chammat rabbah'' soll also recht sicher gerade nicht den Staat, sondern seine Hauptstadt bezeichnen. Auch Zion, Samaria, Kalne und Gat sind sämtlich ja sicher Städte, nicht Staaten.</ref> <br />
_Und steigt hinab nach Gat, [die Stadt] der Philister!<ref>[[Datei:Am 6, Vrs 5.png|mini|rechts|Palistin und andere in Am 6 genannte Orte.<br />Die Grenzverläufe von Palistin und seiner späteren vier Teil-Staaten Unqi mit der Hauptstadt Kalne, Arpad mit der Hauptstadt Arpad, Hamath mit der Hauptstadt Hamath und Luhuti mit der Hauptstadt Hazrak – die letzten beiden wurden Anfang des 8. Jhd.s von König Zakkur zu einem Doppelkönigreich vereint –, ist ganz unsicher und dienen hier wieder nur der groben Veranschaulichung.]]Erst seit Kurzem ist klar, dass ganz unklar ist, worauf V. 2 anspielt. ''Kalne, Hamath und Gat'' werden hier sicher nicht zufällig zusammengestellt, denn neue Forschungen haben ergeben, dass die Staaten Unqi und Hamath-Luhuti und außerdem Arpad des 10.-8. Jhd.s v. Chr. im 11-10. Jhd. noch ''ein'' gemeinsames Königreich bildeten, das sowohl als ''Walistin'' als auch als ''Palistin'' bezeichnet werden konnte (vgl. v.a. Hawkins 2009). Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Königreich Palistin irgendwie zusammenhängt mit den Philistern (im Heb. ursprünglich wohl ''pališt-im''), die u.a. in Gat siedelten (für zwei Vorschläge vgl. z.B. Singer 2012; Emanuel 2015), und entsprechend werden diese Philister hier in V. 2c ja mit der ungewöhnlichen Formulierung „Gat der Philister“ eigens genannt. Wie genau diese „Nord-Philister“ mit den Philistern im Südwesten Judas zusammenhängen, ist heute leider nicht mehr bekannt, und auch sonst liegt der größte Teil der Geschichte Palistins vom 11. bis zum frühen 9. Jahrhundert weitgehend im Dunklen. Wahrscheinlich ist zumindest, dass mit der Nennung der nördlichen Städte Kalne und Hamath einerseits und der südlichen Stadt Gat andererseits in dieser an Samaria und Jerusalem gerichteten Doppelwarnung unterstrichen werden soll, dass ihnen ein ''umfassendes'' Unheil „vom Eingang Hamats bis zum Fluss der Wüste Araba“ (V. 14) bevorsteht (vgl. [[Amos 3#s11 |Am 3,11]]: „Ein Feind umzingle das Land!“).<br />Was sicher ist, ist dies: Unqi mit der Hauptstadt Kalne wurde 738 v. Chr. von den Assyrern erobert, ebenso Luhuti mit der Hauptstadt Hazrak als das Nordreich Hamaths. Die ''Stadt'' Hamath im Süden dieses Doppel-Königreichs fiel jedoch erst zeitgleich mit Samaria um 720 v. Chr.; von einer früheren Eroberung ist bisher nirgends etwas überliefert (der bisher wichtigste anderslautende Vorschlag ist der von Na'aman 2002, S. 211f., alle drei Städte seien im späten 9. Jhd. von den Aramäern eingenommen worden. Für Gat stimmt das vielleicht, bei Kalne wäre es dann gut möglich – aber spätestens bei Hamath muss man dafür erstens die Zakkur-Stele mehrfach sehr spekulativ auslegen und zweitens 2 Sam 8,9f. ignorieren). Gat wurde von den Assyrern gar erst um 711 v. Chr. und damit 9 Jahre nach Samaria eingenommen. Schwerlich kann Amos also auch die Bürger Samarias aus V. 1 mit Hinweis auf ''diese'' Schicksale von Hamath und Gat gewarnt haben. Viele Amos-Kommentatoren behelfen sich mit redaktionskritischen Annahmen: Entweder V. 2 oder Vv. 1-2 oder das ganze Kapitel Am 6,1-14 sei später als der Rest des Amosbuches entstanden und eigentlich an die ''Judäer'' gerichtet. Aber auch das hilft ja nicht weiter; auch dann würden hier anachronistisch zumindest ''auch'' Bürger Samarias durch Hinweis auf das Geschick von Hamath und Gat gewarnt. Es scheint also, als sei hier etwas im Blick, was sich mindestens vor 738 v. Chr. zugetragen hat; wahrscheinlich sogar spätestens 750 v. Chr., da irgendwann zwischen 760 und 750 v. Chr. Gat unter ''judäische'' Herrschaft kam. Was genau, lässt sich heute nicht mehr erkennen. Vielleicht werden künftige Ausgrabungen weitere Erkenntnisse zutage fördern.<br />'''Weitere Orte aus Am 6''':<br />(1) ''Lebo Hamath'' ist sicher das heutige Laboue, wo eine der Quellen des Orontes entspringt. Dieser Ort liegt in einem Gebiet, das ursprünglich zum fast gänzlich unbekannten Königreich Zoba zwischen der nördlichen Grenze Israels bei Dan und der südlichen Grenze Hamaths gehörte und wohl von mit Aram verbündeten Aramäern besiedelt wurde (s. [[2 Samuel 10#s6 |2 Sam 10,6.8]]). Irgendwann scheint es von Hamath eingenommen worden zu sein; das legt jedenfalls zum Einen [[2 Chroniken 8#s3 |2 Chr 8,3f.]] nahe, wonach Salomo „Hamath-Zoba“ erobern und sodann „in Hamath“, also in Zoba, Städte bauen konnte, und zum Anderen [[2 Könige 14#s25 |2 Kön 14,25.28]], wonach Jerobeam II. Israel bis „Lebo Hamath“ (=Laboue) wiederhergestellt und damit „Hamath“ an Israel zurückgebracht hat. [[2 Samuel 8#s3 |2 Sam 8,3]] berichtet dann wahrscheinlich von einem Intermezzo zwischen diesen beiden Phasen: Hier wird erzählt, dass David den einstigen König Zobas geschlagen hatte, als dieser versuchte, „seine Macht am Fluss wiederherzustellen“, es also wieder von Hamath zurückzuerobern. Auch noch Anfang des 6. Jhd.s scheint Zoba zum Gebiet von Hamath gehört zu haben, s. [[2 Könige 23#s33 |2 Kön 23,33]]; [[2 Könige 25#s21 |25,21]]. Der Name wird nicht erst entstanden sein, als Lebo Hamath bereits zu Hamath gehörte (so z.B. Na'aman 1999, S. 429; Hasegawa 2012, S. 130): Ist der hebräische Name in der Bibel korrekt, ist Lebo Hamath w. der „''Zugang'' zu Hamath“ und damit doch gerade passender als Name für einen Grenz-Ort, der zu einem ''anderen'' und aus israelitischer Perspektive Hamath ''vor-''gelagerten Reich gehörte.<br />(2) ''Karnajim'' (dazu s. näher [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/23232/ Karnajim (WiBiLex)]) und ''Lo-Dabar'' (zu beiden Städten s. auch noch mal u.) liegen im Norden Gileads östlich des Jordan. Irgendwann scheint Israel diese Region an die Aramäer verloren zu haben (s. [[Amos 1#s3 |Am 1,3]]; [[1 Könige 22#s3 |1 Kön 22,3]]. S. v.a. [[2 Könige 10#s32 |2 Kön 10,32f.]], dazu gleich mehr).<br />(3) Welcher Fluss der ''Fluss Araba'' sein soll, ist nicht ganz klar. Heute wird damit das Wadi zwischen Rotem und Totem Meer bezeichnet, doch dieser Name kam erst im 19./20. Jhd. auf. Es gibt zwei ähnliche Ausdrücke, die d.Ö. zur Bezeichnung von Grenzen Israels verwendet werden: Vergleichbar ist zum Einen die Grenzbestimmung „bis zum Meer ''der Araba''“, die sonst eine Grenze östlich des Jordan am nördlichen Ende des Toten Meeres bezeichnet ([[Deuteronomium 3#s17 |Dtn 3,17]]; [[Deuteronomium 4#s49 |4,49]]; [[Josua 12#s3 |Jos 12,3]]; wahrscheinlich auch [[2 Könige 14#s25 |2 Kön 14,25]], vgl. V. 28: „Jerobeam hat [das aramäische] Damaskus, das Juda gehört hatte, an Israel zurückgebracht“ meint wahrscheinlich die von Aram besetzten Gebiete Gileads östlich des Jordan). (a) Rudolph, Paul u.a. denken daher, „Fluss der Araba“ sei nur eine Ausdrucksvariante und meine den Fluss im Wadi Kefren, den nördlichsten der rechts abgebildeten vier „Araba-Flüsse“. (b) Für den Fluss darunter im Wadi Zerka spricht eigentlich nur, dass auch dies ein größeres mit dem „Meer der Araba“ verbundenes Wadi ist; (c) deutlich mehr spricht wieder für den Arnon im Wadi Mujib darunter (so z.B. Halpern 2001, S. 187), da das Gebiet zwischen dem Wadi Kefren und dem Wadi Mujib laut Bibel einmal das Gebiet des Stammes Ruben gewesen sein soll, der von den Stämmen des Nordreiches am weitesten nach Süden siedelte. Dass die Israeliten auch dieses Gebiet von den Aramäern zurückerobert hätten (s. 2 Kön 10,32f. mit 2 Kön 14,25), wird in der Bibel aber nicht berichtet. (d) Mays, Soggin und Stuart schließlich optieren für den Sered im Wadi el Hesa südlich des Toten Meeres (so auch schon LXX); diese Idee hat immerhin für sich, dass der Sered in etwa auf der selben Höhe liegt wie Beerscheba, das auch sonst häufig als südlichste Stadt des vereinten Israels angegeben wird („von Dan [im Norden] bis Beerscheba [im Süden]“: [[Richter 20#s1 |Ri 20,1]]; [[1 Samuel 3#s20 |1 Sam 3,20]]; [[2 Samuel 3#s10 |2 Sam 3,10]]; [[2 Samuel 17#s11 |17,11]]; [[2 Samuel 24#s2 |24,2.15]]; [[1 Könige 4#s25 |1 Kön 4,25]]). Da der Sered aber traditionell Grenzmarker zwischen Moab und Edom war und außerdem dann ein Wadi östlich des Toten Meeres als Grenzmarker für eine Grenze westlich davon dienen müsste, wäre seine Nennung hier ungewöhnlich.<br />(e) Vergleichbar ist zum Anderen die Grenzbestimmung „von Lebo Hamath bis zum ''Fluss'' Ägyptens“ ([[1 Könige 8#s65 |1 Kön 8,65]]; [[2 Chroniken 7#s8 |2 Chr 7,8]]; [[Ezechiel 47#s19 |Ez 47,19]]), womit das Wadi el-Arisch südwestlich von Gaza als die natürliche Grenze zwischen Philistäa und Ägypten gemeint ist; die genannten drei Stellen imaginieren also, Israel habe ganz Philistäa unterworfen. An dieses Wadi denken hier z.B. Wellhausen und Snaith; „Fluss der Araba“ wäre dafür als Name aber sehr fernliegend. Insgesamt spricht am meisten für (a); möglich wäre auch (c), da 2 Kön 14,25 jünger ist als Am 6 und daher Am 6 nicht ohne weiteres mit diesem Vers zusammengelesen werden kann. Nach beiden Optionen wäre gemeint, dass Israel (nicht Juda!) von Nord bis Süd bedrückt werden wird. Falls man annehmen kann, dass Amos den Ausdruck „von Lebo Hamath bis zum Fluss Ägyptens“ kannte, würde mit diesem abgewandelten Ausdruck sogar eigens hervorgehoben, dass nur Israel und nicht Juda bedrückt werden soll: „von Lebo Hamath (nicht bis zum Fluss Ägyptens, nein, nur bei euch:) bis zum Fluss der Araba.“</ref> <br />
[Sind sie (Seid ihr)] besser als (diese=) eure Reiche,<ref>''(Diese=) eure Reiche'' müssen Juda und Israel sein, sonst müsste im Heb. ein anderen Pronomen verwendet werden (richtig Gordis 1979/80, S. 240). So legt die Stelle auch NumR 10,3 aus, wo Amos/Gott als Sprecher dieses Verses angenommen wird: „''Der Erbteil, den ich euch gegeben habe, ist groß und gut; keine Nation kann es übertreffen. Warum also folgt ihr nicht meinem Willen!?''“ Diese Deutung war früher weit verbreitet; so z.B. auch Hieronymus, Theodor, Theodoret und Kyrill.</ref> <br />
_Oder [ist] ihr Gebiet größer als euer Gebiet (ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet)?“<ref>Schön Sellin 1929, S. 145: „Mit feinster Ironie läßt Amos sie gerade solche Reiche auswählen, an denen gemessen Israels und Judas Territorium vereint noch als eine Großmacht erschien, und mit denen sich zu vergleichen den Dünkel, ‚Erstling der Völker‘ zu sein, nähren konnte.“<br />'''Textkritik''': ''ihr Gebiet als euer Gebiet (euer Gebiet als ihr Gebiet)'' - MT und alle alten Textzeugen wie in der Primärübersetzung. Sehr viele Kommentatoren (z.B. Hammershaimb, Wolff, Rudolph, Jeremias) halten dies für ein sog. Tiqqun Sopherim, also für einen Text, bei dem alte Schreiber aus theologischen oder ideologischen Gründen bewusst den Text geändert hätten: Ursprünglich habe „ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet?“ gestanden und alte Schreiber hätten sich darüber ennuyiert, dass Israel und Juda hier kleingeredet würden. Dem folgt z.B. MEN: „Ist euer Gebiet größer als das ihrige?“, auch EÜ 80 (nicht mehr EÜ 16), H-R, NL, PAT, TEX, ZÜR 31 (nicht mehr ZÜR 07), leider neuerdings auch wieder BB: „Habt ihr ein größeres Gebiet als sie?“. In der neueren Textkritik ist man heute aber i.d.R. der Ansicht, dass es solche Tiqqune Sopherim gar nicht gibt (s. z.B. Tov 1992, S. 65-7.). Ohnehin werden Israel und Juda hier sicher nicht kleingeredet; zu keiner Zeit waren Israel und/oder Juda kleiner als Gat. Vorausgesetzt wird hier also eine Situation, in der Israel + Juda größer waren als diese drei Staaten, und in der Tat setzen ja Vv. 13-14 voraus, dass Zoba und Gilead zur in Rede stehenden Zeit zu Israel gehörte, wonach schon Israel allein größer war als selbst Hamath.</ref><br />
{{S|3}} Ihr den-bösen(schlimmen)-Tag-Forttreiber(-für-fern-Halter)<ref>''Forttreiber'' - Wegen der parallelen Zeile wahrscheinlich wirklich zu verstehen wie bei ibn Ezra und Kimchi: „Seine Prophezeiungen beziehen sich doch auf ferne Zukunft!“, d.h.: „In naher Zukunft droht uns gar nichts, wir haben noch massig an rosigen Zeiten vor uns – machen wir erst noch ein wenig Party!“ Alternativ: „Ihr, die ihr (schlechthin) die Augen davor verschließt, dass euch ein böses Geschick dräut!“.<br />Erwähnt sei noch die unwahrscheinliche, aber doch erwägenswerte und ganz zu Unrecht vergessene Idee von [https://books.google.de/books?id=6y9FLK62U0wC&hl=de&pg=PA1600#v=onepage&q&f=false Michaelis 1790, S. 1600] und Dahl 1795, S. 192, das seltene Wort (nur noch [[Jesaja 66#s5 |Jes 66,5]]) sei hier zu verbinden mit arab. ''nada`'' „herbeirufen, beschwören“, also „die den Unglückstag herbeizurufen wagen“ (Dahl) / „Ihr, die ihr den Unglückstag herbeirufet“ (Michaelis); vgl. [[Amos 5#s18 |Am 5,18]]. Das passte hier sehr viel besser: Der „böse Tag“ sollte eigentlich der selbe wie der „Tag JHWHs“ aus Am 5 sein. Dort aber „ersehnten“ ihn sich Amos Gegner, weil sie ihn für einen „Tag des Lichts“ hielten. Warum die gleichen Menschen nun den selben Tag „verdrängen/fortdrängen“, ist bisher unerklärt. Aber arab. ''nada`'' ist ein ganz gewöhnliches Wort für „rufen“, ähnlich wie heb. ''qara`''. Solche Worte werden nicht als Lehnworte in eine andere Sprache übernommen, wenn in der eigenen Sprache Synonyme zur Verfügung stehen. Man muss wohl annehmen, dass „böser Tag“ hier ''nicht'' den „Tag JHWHs“ meint oder dass Amos zumindest nicht als „Tag JHWHs“ von ihm spricht, sondern allgemein sagt: „Ihr, die ihr bewusst verdrängt, dass euch ein schlimmer Tag bevorsteht...!“ Der Leser dagegen soll hiernach natürlich wieder an den „Tag JHWHs“ erinnert werden.</ref><br />
_Führt herbei bleibende Gewalt (den Thron der Gewalt? Ein gewaltsames Ende? Eine Woche der Gewalt? Ein Jahr der Gewalt?)! –<ref>''bleibende Gewalt (den Thron der Gewalt? Ein gewaltsames Ende? Eine Woche der Gewalt? Ein Jahr der Gewalt?)'' - schwieriger Ausdruck. W. „(das) Sitzen von Gewalt“. I.d.R. mit VUL übersetzt als „Thron der Gewalt“, aber zu ''jaschab'' („sitzen“) als „thronen“ s. zu [[Amos 1#s5 |Am 1,5]]. Hier wurde das Wort vermutlich gewählt, um dem dynamischen „Forttreiben“ und „Herbeiführen“ das statische „Sitzen“ gegenüberzustellen. Gut daher PAT: „Den Unglückstag wollt ihr ablehnen, aber dauerndes Verweilen des Unrechts führt ihr herbei.“<br />Die Alternativen sind jedenfalls kaum zufriedenstellend. Am besten noch Rudolph, Soggin und Fleischer 1989, S. 231, die nicht von ''jaschab'', sondern von ''schabat'' („aufhören“) ableiten und „das Aufhören“ dann als „Ende“ nehmen. Das aber wäre ein sehr seltsamer Ausdruck; „gewaltsames Aufhören“ wäre ja geradezu ein Oxymoron. Stuart, Blum 1994, S. 25 und Maier/Dörrfuß 1999, S. 46 vokalisieren dagegen wie LXX und Syr ebenfalls als ''schabat''; Ersterer nimmt es aber in der Bed. „Woche“, die anderen beiden wie auch R-S als „Gewalt-Sabbat“ (was auch immer das sein soll). Daneben sind auch hier wieder diverse Vorschläge zur Änderung des Konsonantentextes verbreitet; am sinnvollsten noch ''schenat'' („Jahr“) von BHK, Greßmann und Maag.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|4}} Die-auf-Elfenbein-Divanen-Lieger<ref>w. ''die auf Divanen aus Elfenbein liegend sind''; ähnlich im Folgenden. Wie oft im Amosbuch folgt hier eine lange Reihe an Partizipien, die zur Charakterisierung der Angesprochenen und so beinahe als Schimpfwörter verwendet werden. „Elfenbein-Divane“ sind Möbel, in die Elfenbein-Intarsien eingearbeitet wurden; solche wurden auch tatsächlich in Samaria ausgegraben (für einige Bspp. s. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/17268/ Elfenbein (WiBiLex)]).</ref><br />
_Und auf-ihren-Liegen-Hänger<br />
Und Lämmer-aus-der-Herde-Esser<br />
_Und Kälber-aus-dem-Maststall[-Fresser],<ref>''Kälber aus dem Maststall'' sind das israelitische Pendant zum Wagyu-Rind: Der „Maststall“ ist w. der „Anbindeort“. Um besonders saftiges Kalbfleisch zu produzieren, wurden Kälber in Häusern angebunden, um so zu verhindern, dass sie sich mager liefen (vgl. Dalman, AuS VI 178f.). Dass die Kritisierten Lämmer ''aus der Herde'' essen, hat wohl den Hintergrund, dass Schlachtvieh aus der Herde in eigene Schlacht-Herden ausgesondert wurde (s. [[Psalm 44#s23 |Ps 44,23]]; [[Sacharja 11#s4 |Sach 11,4]]). Die „Lämmer aus der Herde“ dagegen sind noch gar nicht zum Schlachten bestimmt und also besonders jung und zart. Ohnehin war im Alten Israel Fleisch eine Ausnahme-Speise. Doch nicht einmal mit gewöhnlichem Fleisch geben die Angesprochenen sich zufrieden.<br />NumR 10,3 erfindet hier die gar nicht unpassende Szene, dass man eine ganze Schafherde an sich vorbeiführen lasse, um sich das beste und saftigste Tier auszuwählen. </ref><br />
{{S|5}} Die-über-der-Öffnung(zum Klang?)<ref name="Wortspiele" />-der-Leier<ref name="Gefäße">Ob mit der „Öffnung der Leier“ und den „Instrumenten des Gesangs“ wirklich von Musikinstrumenten die Rede ist, wie stets angenommen wird, ist gar nicht ausgemacht. Wahrscheinlicher ist, dass hier durch weitere Wortspiele Trinkgefäße, über denen die betrunkenen Zecher grölen, nur metaphorisch als Instrumente bezeichnet werden:<br /><br />
[[Datei:Flasche und Leier.png|mini|rechts|Links: ''nebel''-Gefäß. (c) Kelso 1948, S. 47. Rechts: ''nebel''-Leier. (c) BODO 34770.<br />Viele weitere Leier-Abbildungen in Lawergren 1998.]]Was der ''peh'' („Mund“, hier „''Öffnung''“) einer Leier in V. 5 sein soll, ist nicht klar. Die meisten übersetzen mit „zum Klang“, weil es vom Menschen gesagt oft auch als Synekdoche für „die Rede“ steht; dass aber auch der Klang von anderen klingenden Dingen ohne Mund metaphorisch als „Mund“ dieses Dings bezeichnet werden könnte, wäre singulär und ist nicht sehr wahrscheinlich. Garrett hält es daher etwas besser für den Saitenteil der Leier innerhalb des Korpus, aber auch hierfür wäre „Mund“ kein naheliegender Begriff. Am ehesten wird man es sich so erklären müssen: Die ''nebel'' („Leier“) heißt sicher so, weil sie in der Form dem gleichnamigen Tongefäß ''nebel'' (z.B. in [[Jesaja 22#s24 |Jes 22,24]]; [[Klagelied 4#s2 |Klg 4,2]] und oft) sehr gleicht. Als ''peh'' bezeichnet man auch Öffnungen z.B. von Brunnen ([[Genesis 29#s2 |Gen 29,2f.]]) oder eben von Gefäßen ([[Sacharja 5#s8 |Sach 5,8]]); der „''peh'' der ''nebel''-Leier“ wäre also dort, wo beim ähnlich geformten ''nebel''-Gefäß die Öffnung wäre.<br />Wenn das aber die beste Erklärung sein soll, ist es umso auffälliger, dass auch der nächste Instrumentenbegriff primär ein ''Gefäß''-Begriff ist: ''keli'' (hier: „Instrument“) ist ein sehr häufiges Wort und kommt wohl von ''kalah'' „erzeugen“, daher primär: „Zeug“ i.S.v. „Haushaltsware“, genauer i.S.v. „Trinkschale“ z.B. in [[1 Könige 10#s21 |1 Kön 10,21]] = [[2 Chroniken 9#s20 |2 Chr 9,20]]. Instrumente bezeichnet das Wort nur in den Fügungen „Leier-Zeug“ ([[1 Chroniken 16#s5 |1 Chr 16,5]]; [[Psalm 71#s22 |Ps 71,22]]; [[Jesus Sirach 39#s15 |Sir 39,15]]), „Davids-Zeug“ oder wie hier in „Gesangs-Zeug“, wobei man zu diesen Fügungen aber hinzusagen muss, dass sie sehr wahrscheinlich keine „Sammelbegriffe“ für verschiedene Instrumente sind, sondern dass alle drei entweder nur Leier und Laute bezeichnen oder der erste die Leier und die anderen beiden die Sprechtrompete (s. dazu näher unter dem Abschnitt „Genauer“). Sicher nicht möglich ist daher eine Interpretation à la „Zum Mahl erklingt Musik; dazu reicht das traditionelle Saiteninstrument der Harfe [...] nicht mehr aus, sondern es werden [...] immer aufwendigere Instrumente (Zithern? Zimbeln? Pauken?) genutzt, um den lauten Gesang zu begleiten.“ (Jeremias 2013, S. 88).<br />In 5a wird also mindestens mit der ''nebel''-Leier das ''nebel''-Gefäß eingespielt, in 5b mindestens mit ''keli'' („Instrumente“) die primäre Bed. dieses Wortes (ebenfalls „Steingut, Gefäß“); das folgende ''schir'' („Gesang“) klingt dann auch noch ähnlich wie ''sir'' („Topf, Kessel“), und im folgenden Vers ist dann ja klar von Trinkschalen die Rede. Sehr sicher ist, dass der Verfasser dieser Verse hier mit der Mehrdeutigkeit von ''nebel'' und ''keli'' spielt. Vielleicht spielt er mit dieser Mehrdeutigkeit aber nicht so, dass man sich wirklich musizierende Säufer vorstellen muss, deren Trinkfreudigkeit noch zusätzlich durch mehrere Wortspiele unterstrichen wird, sondern so, dass man an grölende Zecher über ihren Weinfässern und -bechern denken muss, die ob diesen Grölens metaphorisch als „Instrumente“ dargestellt werden: „Sie singen über ihren Flaschen/Leiern; als seien sie König David, erfinden sie sich ‚Instrumente‘ (Krüge, Kessel): Sie trinken aus Wein-Schalen...“ etc.<br />Diese Deutung erklärt dann auch erst das merkwürdige „Musikinstrumente erfinden“ in V. 5; s. dort.<br />[[Datei:Sprechtrompete.png|mini|rechts|Wandmalerei aus Gizeh: Auf dem hinteren Boot ist ein junger Mann am Rufen, auf dem vorderen ist einer am Trompeten oder Sprechtrompeten. (c) LD III, Blatt 28.]]'''Genauer:''' Gegen die Deutung von ''keli'' als ''Sammelbegriff'' für verschiedenste Instrumente sprechen klar [[1 Chroniken 16#s42 |1 Chr 16,42]] („''Fanfaren und Zimbeln und'' keli schir“); [[2 Chroniken 5#s13 |2 Chr 5,13]] („''Sänger, Fanfaren, Zimbeln und ''keli schir“); [[Nehemia 12#s35 |Neh 12,35f.]] („''Sekarja, ein Priester mit Fanfare... und davor seine Brüder mit den ''keli'' Davids''“; so richtig Buttenwieser 1926, S. 156f.). ''keli'' i.S.v. „Instrumente“ bezeichnet viel wahrscheinlicher (eine) bestimmte Art(en) von Instrument(en). Wegen [[2 Chroniken 29#s25 |2 Chr 29,25f.]] („''Er stellte die Leviten auf mit Zimbeln, Leiern und Lauten. ... Und die Leviten standen da mit den ''keli'' Davids und die Priester mit Fanfaren''“) könnte man zunächst meinen, es seien „Zimbel, Leier und Laute“, aber auch die Zimbeln stehen in 1 Chr 16,42 und 2 Chr 5,13 ja ''neben'' dem „Gesangs-Zeug“. Aus jedem Rahmen fällt 11QPs<sup>a</sup> 151A,4, wo David erzählt, er habe ''kinnor'' und ''´ugab'', also „Leier und ''Flöte''“, gebastelt; immerhin ist aber auch hier David noch einmal als Instrumenten-Erfinder belegt. Entweder hält man daher 11QPs<sup>a</sup> für einen „Ausreißer“ und die ''keli'' basierend nur auf den biblischen Stellen nur für Leier und Laute, oder man kann sogar noch weiter gehen und hält die ''keli schir'' für den stehenden Begriff einer bestimmten Instrumentengruppe. Wegen ihres Namens wie auch wegen [[2 Chroniken 7#s6 |2 Chr 7,6]] könnte man dann vermuten, dass sie ursprünglich gar nicht Instrumente für Instrumentalmusik, sondern für Vokalmusik waren: „''Die Leviten standen auf ihren Posten mit den ''keli schir'', die König David gemacht hatte, um JHWH zu preisen mit (den Worten) ‚Seine Huld währt ewig!‘, wenn David mit ihnen pries.''“ Vgl. dann auch [[2 Chroniken 23#s13 |2 Chr 25,13]]: „''Die Sänger (!) (waren da) mit ''keli schir'' und priesen.''“ Deswegen und weil sie so häufig zusammen mit den Fanfaren stehen, ist es vielleicht nicht zu gewagt, sie für eine Trompetenart zu halten, die sich aus der Sprechtrompete entwickelt hat (grundsätzlich dürfte sich überall die Trompete aus der Sprechtrompete entwickelt haben, vgl. Sachs 1940, S. 51.). Dass es diese gab, macht zum einen der heb. Name für „Fanfare“ sehr wahrscheinlich (''chazozrah'', wohl abzuleiten von ''chazar'' „schreien, heulen“, vgl. Braun 1999, S. 38), zum anderen das Ägyptische, wo eine Trompete anders als andere Instrumente nicht „gespielt“, sondern „gesprochen“ wird (''ḏd m šnb'', vgl. Bowyer 2016, S. 36). Eine solche könnte gut auf der Wandmalerei rechts abgebildet sein; so jedenfalls z.B. Erman 1894, S. 483. Vgl. übrigens auch Aristoteles' / Strato von Lampsacus' De Audilibus 801a re, woraus man zumindest ersieht, dass auch zu dieser Zeit durch Trompeten noch gesprochen werden konnte: „''Wenn ein Mann einen Krug (?) oder eine Pfeife oder eine Trompete nimmt und sie nahe an das Ohr eines anderen Mannes bringt, um hindurchzusprechen, klingen alle Laute so, als kämen sie von sehr nahe.''“ Solche Sprechtrompeten könnten dann auch noch Bildspender sein von [[Jesaja 58#s1 |Jes 58,1]]; [[Jeremia 4#s5 |Jer 4,5]]; [[1 Thessalonicher 4#s16 |1 Thess 4,16]]; [[Offenbarung 1#s10 |Offb 1,10]]; [[Offenbarung 4#s1 |4,1]]. Aber sei dem, wie dem sei; jedenfalls ist wegen 1 Chr 16,42; 2 Chr 5,13; 29,25f. und Neh 12,35f. sehr wahrscheinlich, ''chabasch keli schir'' nicht buchstäblich „neue Arten von Musikinstrumenten erfinden“ bedeuten kann, was ohnehin eine extrem merkwürdige Beschäftigung bei Trinkgelagen wäre.</ref>-Singer (Plärrer? Improvisierer?),<ref>''Singer (Plärrer? Improvisierer?)'' - Dass dieses nur hier verwendete und daher in der Bed. unsichere Wort „''singen''“ bedeuten kann, macht ein samaritanischer Text sehr wahrscheinlich („lasst uns Gott ''prt'' mit allen Liedern!“, dazu Montgomery 1906, S. 52). So auch schon Sym und VUL; so auch TAF. Zum Grund, warum gerade dieses seltene Wort verwendet wird, s. FN c. Einige Kommentatoren orientieren sich alternativ an der Verwendung des selben Wortes im Mittelhebräischen („abreißen“, von Trauben), das hier aber „abgerissen singen“ und daher „grölen, plärren“ bedeuten soll (z.B. Mays, Wolff, Rudolph, auch B-R, EÜ, H-R, HER05, NeÜ, NL R-S; schon Rabbi, Kimchi, ibn Ezra). Man sieht gleich, wie weit hergeholt das ist. Vom selben Wort erklärt sich TURs „Die zupfen auf der Harfe“; „abreißen“ soll hier „an den Saiten reißen“ bedeuten. LUTs „spielen“ und BBs „klimpern“ erklärt sich entweder ebenso oder ist nur geraten; so jedenfalls bereits Tg. Wieder andere leiten ab vom arabischen ''farit'' („improvisieren“, so z.B. Ewald, Hammershaimb, Carroll, schon Abulwalid), daher z.B. SLT: „sie fantasieren auf der Harfe“; ähnlich MEN. Aber richtig Blau 2010, S. 34: „Auf das Arabische lässt sich dies nicht stützen, da die Grundbedeutung des arabischen ''frț'' ‚vorangehen‘ ist, was sich dann zu ‚etwas eilig tun‘ und erst dann zu ‚improvisieren‘ weiterentwickelt hat. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die selbe Bedeutungsentwicklung auch im Hebräischen stattgefunden hat, wo das Wort in seiner Grundbedeutung gar nicht vorkommt.“</ref><br />
_Wie David erfinden sie sich Instrumente (Gefäße) des Gesangs<ref name="Gefäße" /> (Worte des Gesangs?, jeglich Lied?).<ref>David galt nicht nur als begnadeter Sänger, sondern auch als Erfinder von Instrumenten, was allerdings außer hier nur in späten Texten belegt ist. S. z.B. [[2 Chroniken 7#s6 |2 Chr 7,6]]; weitere Stellen zwei FNn zuvor.<br />'''Textkritik''': ''Instrumente des Gesangs (Worte des Gesangs? jeglich Lied?)'' - Das Verb ''chabasch'' wird fast stets als „erfinden“ genommen (wie z.B. [[2 Chroniken 26#s15 |2 Chr 26,15]]). Weil die Vorstellung, die Kritisierten konstruierten bei ihren Gelagen Musikinstrumente, aber so fernliegend ist, wird i.d.R. der Text geändert. Die meisten ändern von ''keli schir'' („Instrumente des Gesangs“) entweder zu ''kol schir'' („jeglichen Gesang“; so z.B. BHS, Stuart; auch BB, EÜ 80, NeÜ, SLT 51, ZÜR 31) oder zu ''mille(j) schir'' („Worte des Gesangs“; so Lohmann 1912, S. 275; Sellin; auch HER05, LUT, NL, SLT); als „Musikinstrumente erfinden“ belassen es aber z.B. H-R, EÜ 17, MEN, PAT, SLT 00. ZÜR 07 („die sich für David halten an den Instrumenten“) konstruiert das Verb anders: ''chaschab'' heißt tatsächlich nicht nur „erfinden“, sondern auch „jmdn für jmdn / etw für etw halten“ (ohne Präp. auch in 4Q417 i 1,7, anders als hier mit Präp. ''l-'' z.B. in [[Genesis 38#s15 |Gen 38,15]]; [[1 Samuel 1#s13 |1 Sam 1,13]]; [[Ijob 19#s15 |Ijob 19,15]] u.ö.). Mindestens müsste dann aber das ''k-'' („wie“) in ''kdwjd'' („wie David“) gestrichen werden, das ''l-'' steht beim falschen Wort und außerdem müsste das Verb im Hithpael stehen wie in [[Numeri 23#s9 |Num 23,9]], nicht wie hier im Qal. Wie TEX zu „sie bilden sich ein, wie David zu spielen“ kommt, verstehe ich nicht.<br />S. aber zur Zeile FN c und die folgende FN; wahrscheinlich ist der Text in Ordnung.</ref><br />
{{S|6}} Die-aus-Weinkelchen(aus einer Schale/Sprengschale Wein, aus Schalen/Sprengschalen Wein)<ref>[[Datei:Schale aus Kfar Vradim.jpg|mini|rechts|Bronze-Trinkschale aus Kfar Vradim, 9. Jhd. Inschrift: „Trinkschale (?) von Pesah ben Schema“. (c) [https://www.imj.org.il/en/collections/375137 IMJ 375137].]]<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Tell-Dan Schale.jpeg|mini|rechts|Bronzener Tempel-Mizraq aus Tell Dan, 8. Jhd. (c) https://www.teldanexcavations.com/the-site-of-tel-dan<br />Zur Tell Dan-Schale als Mizraq vgl. v.a. Greer 2010.]]</div>''Weinkelche (Sprengschalen)'' - Heb. ''mizraq''; hier schwieriges Wort, obwohl es ziemlich häufig vorkommt. ''mizraq'' kommt sicher von ''zaraq'' („spritzen, sprengen, sprenkeln“) und bezeichnet sonst stets kultische Gefäße, mit denen Blut an den Altar gesprengt wird. Viele haben deshalb angenommen, dass dies hier kritisiert wird: Wie Nebukadnezzar in [[Daniel 5#s2 |Dan 5,2-4]] missbrauchen die Reichen kultische Gefäße, um damit Wein zu trinken. Hier steht das Wort aber in einer Genitiv-Verbindung mit „Wein“ („''mizraqim'' des Weins“), es sind also wahrscheinlich genuine Weinschalen und damit keine missbrauchten Kultgefäße, denn Wein wird nicht gesprengt, sondern, wenn er geopfert wird, ausgegossen. Warum werden sie dann aber als ''mizraq'' bezeichnet? – Vielleicht ist dies so zu erklären: Ein ''kos'' („Trinkschale“) konnte zwar auch aus Metall sein, war aber für gewöhnlich aus Ton. Sprengschalen im Tempelkult dagegen waren immer aus Edelmetallen. Es könnte sein, dass Schalen als ''Edelmetall''-Schalen zunächst als ''Kult''-Gefäße Eingang in die israelitische Kultur fanden, und dass dann, als Edelmetall-Schalen auch im Privatgebrauch verwendet wurden, der Begriff ''mizraq'' „Sprengschale“ dennoch an diesem Gefäßtyp „hängen blieb“. Alternativ müsste man davon ausgehen, dass in ''mzrqj jjn'' („''mizraqim'' des Weins“) das ''-j'' in ''mzrqj'' aus ''jjn'' dittographiert wurde oder dass ''-e(j)'' hier eine archaische St. abs.-Endung ist (dazu vgl. Rin 1961; so hier schon Kimchi, auch die Akzente wollen den Text so gelesen wissen) und ursprünglich gesagt wurde: „Sie trinken Wein ''aus (einer) Sprengschale(n)''!“ Für Ersteres gibt es in der Textgeschichte keine Indizien, Letzteres ist in der Hebraistik nicht mehrheitsfähig.<br />Mit dem Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit etwa um 1000 v. Chr. wurde Bronze immer seltener nachgefragt und entwickelte sich in der Folge zum Luxusgut (vgl. Tubb 1988, S. 252-254; Weigl 1995, S. 385f.). Dies ging einher damit, dass sich im 9.-8. Jhd. in Israel nach und nach eine Oberschicht in den Städten neben einer immer weiter verarmenden Unterschicht auf dem Land herausbildete, die zum Erwerb solcher Luxusgüter überhaupt erst fähig war (zu diesem Prozess vgl. z.B. Fleischer 1989, S. 346-390). Ab dieser Zeit, bes. im 9.-7. Jhd., tauchen daher immer häufiger auch aufwendig hergestellte und verzierte Trinkschalen aus Bronze auch in reichen Privathaushalten auf (vgl. z.B. Howes Smith 1986, S. 13), die z.B. auch als besonders kostbare Grabbeigaben verwendet wurden (für ein Bsp. s. rechts). Im Zuge dessen entwickelte sich die Edelmetall-Schale zu einem der Luxusgüter schlechthin, weshalb sie z.B. wie die Schale rechts eigens beschriftet wurden („Seht her, ich besitze eine Edelmetall-Schale!“; zur Edelmetall-Trinkschale als Luxusgegenstand vgl. bes. gut Feldman 2014, S. 111-137). Tg hat das richtig erfasst und daher ergänzt: „Sie trinken Wein aus ''Silber''-Schalen!“ (für „Schalen“ hat Tg außerdem ''pjjlj'', die aram. Entsprechung des gr. ''phiale'' [der gr. Name des oben abgebildeten Gefäßtyps]. Klar ist also, dass zumindest Tg explizit nicht an Kultgefäße gedacht hat). Die relativ breite Verwendung von kostbaren Trinkschalen bei Gelagen von israelitischen Angehörigen der Oberschicht war zur Abfassungszeit des Amosbuches also ein neueres Phänomen. Wenn es wahr ist, dass die Instrumente in V. 4 Metaphern für deren Weingefäße sind, könnte dies die Rede vom „Erfinden“ von Instrumenten erklären: Gemeint wäre damit eben dies, dass der Usus um sich griff, dass Angehörige der Oberschicht ihren Reichtum durch Prestigekonsum von metallenen Trinkschalen zur Schau stellten.</ref>-Trinker<br />
_Und [die, die]<ref>'''tFN''': Waw-X-Qatal wie selten, aber wie häufig im Amosbuch als Fortsetzung einer Partizipienreihe. S. den [https://offene-bibel.de/wiki/Kommentar:Amos_2#note_a Kommentar zu Am 2,7].</ref> sich mit (dem Erstling vom) erstklassigem Öl salben<ref>''mit Öl salben'' - Altorientalische Tischsitte: Bei Festmählern der Oberschicht salbte man sich meist mit duftendem Öl ein (s. [[Psalm 23#s5 |Ps 23,5]]; [[Prediger 9#s8 |Koh 9,8]]; [[Lukas 7#s38 |Lk 7,38.46]]) oder setzte sich (v.a. in Ägypten) Salbkegel auf den Kopf (s. [[Psalm 133#s2 |Ps 133,2]]). Hier noch weiter gesteigert durch „''erstklassiges'' Öl“: was die Angesprochenen hier tun, ist der Gipfel der Dekadenz.</ref> – <br />
Keine Schmerzen haben sie ob der Verletzung Josefs!<ref>''Josef'' war einer der Stammväter der Nordisraeliten. Genauer ist Josef der Vater von Ephraim und Manasse; „Josef“ steht daher speziell für den Rumpfstaat Ephraim, der Israel nach seiner ersten schweren Niederlage verblieben war und der hauptsächlich in den Stammesgebieten von Ephraim und Manasse lag; sein Name wird daher hier wie in [[Amos 5#s6 |Am 5,6.15]] als Wechselbegriff für „Israel“ verwendet. W. „sie sind nicht krank/gram wegen seinem (Knochen-)Bruch.“ Die beiden medizinischen Begriffe sind sicher nicht zufällig gewählt: Wein und Öl wurden im Alten Orient auch verwendet, um Wunden zu behandeln (s. z.B. [[Lukas 10#s34 |Lk 10,34]]). Die Angesprochenen haben die nötige Medizin für den „Bruch Josefs“ also direkt vor sich stehen, denken aber gar nicht daran, sie einzusetzen, um Josef zu kurieren (gut Eugene 2009).<br />Davon abgesehen könnten drei Dinge gemeint sein: (1) Entweder wird den Angesprochenen wieder wie in Vv. 1-2 vorgeworfen, dass sie sich wegen eines künftigen Untergangs von Samaria und seiner Umgebung gar keine Sorgen machen (vgl. [[Ezechiel 13#s10 |Ez 13,10]]; [[1 Thessalonicher 5#s1 |1 Thess 5,1-3]]), (2) oder, dass sie das gute Leben in vollen Zügen genießen ungeachtet der Tatsache, dass in ihrer direkten Nachbarschaft das gemeine Volk vor die Hunde geht (Moldenhawer: „Ihr trinket den Wein aus großen Schalen und salbet euch mit dem besten Öl; aus dem elenden Zustande aber der Nachkommen Josefs macht ihr euch nichts.“), (3) oder aber (so gut Hitzig, vgl. [[Jesaja 30#s12 |Jes 30,12-15]]) es wird vorausgesetzt, dass Amos' Gegner mit ihrem zügellosen Verhalten einen bevorstehenden Zusammenbruch Israels selbst herbeiführen werden. Nach V. 3 kann man hier sicher sowohl (1) als auch (3) hören.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|7}} Darum, nun [gilt:]<ref>Ein weiteres Mal wird ''darum'' zur Einleitung eines Urteilsspruchs Gottes verwendet (s. noch [[Amos 3#s11 |Am 3,11]]; [[Amos 4#s12 |4,12]]; [[Amos 5#s11 |5,11.13.16]]; [[Amos 7#s17 |7,17]]). Hier wird dies anders als bei den vorigen Stellen aber variiert durch ein zusätzliches ''nun''; auch in Am 7,17 steht direkt davor in V. 16 ein „nun“: Die Zeit läuft spürbar ab; der Untergang rückt immer näher.</ref><br />
„Sie werden exiliert werden als Erstling der Exilierten<br />
_Und vorbei ist das Marzeach (Festgelage) der Hängenden!“<ref name="Wortspiele" /> –<ref>Zum ''Marzeach'' s. die Anmerkungen. Hier sei nur gesagt, dass Üss. wie „Jubel“ (van Ess, TAF) oder „Gekreische, Gejauchze, Gejohle“ (B-R, ELB, H-R, NeÜ, SLT, TEX) nicht gut sind, weil sich diese Üss. von ''marzeach'' nicht an der Marzeach-Institution, sondern rein etymologisch an einer gar nicht belegten Wurzel ''razach'' („schreien“) orientiert. Die „''Hängenden''“ sind natürlich die, die in V. 4 „auf ihren Divanen hängen“; s. zum Wort aber noch mal FN c.<br />Starkes Klangspiel durch eine Häufung von ''r''s und Zischlauten: ''we'''s'''a<u>r</u> mi<u>r</u>'''z'''a'''ch s'''e<u>r</u>u'''ch'''im''. Einige haben versucht, das auch im Dt. einzufangen: „Aus ist das Gelage der Ausgelassenen“ (Blum 1994, S. 27); „Da verlernen das Lärmen die Lümmel“ (Duhm); „Fertig ist das Fest der Fläzenden“ (Wolff); „da schwindet das Schwadronieren der Schwelger“ (Rudolph); auch EÜ + HER05 („Das Fest der Faulenzer ist vorbei“), TUR („abgetan ist der Gelagerten Gelage“).</ref><br />
{{S|8}} [So] schwört der Herr JHWH bei (seiner Seele=) sich selbst.<ref>V. 8a ziehen gut Garrett und Roberts 1975, S. 156 noch zu V. 7, da in V. 8 ja noch eine weitere ähnliche Zeile folgt, die gar nicht gut mit 8a zusammenpasst. Ähnlich wollen viele (z.B. Wellhausen, Harper, Wolff, Rudolph, Soggin) ''8b'' ans Ende von V. 7 setzen, aber das ist sicher abzulehnen: Basis dieser Operation ist, dass 8b in den meisten LXX-Handschriften fehlt, woraus dann abgeleitet wird, dass die Zeile eine spätere Einfügung sei, die aber eigentlich für V. 7 bestimmt gewesen sein soll.</ref><br />
</poem><br />
<br />
<br />
<poem>Spruch JHWHS, des Gottes der Heere (des Gottes Zebaot):<br />
„Ich verabscheue (ersehne?)<ref>'''Textkritik''': ''verabscheue (ersehne?)'' - Heb. ''meta`eb'', was von ''ta`ab'' („ersehnen“) zu kommen scheint. Angezielt ist aber offensichtlich ''meta´eb'' von ''ta´ab'' („verabscheuen“). Manche halten dies für einen Schreibfehler, andere für eine Nebenform, wieder andere wie in V. 2 für einen Tiqqun Sopherim eines Schreibers, der sich daran gestört habe, dass JHWH hier seinen Abscheu über Israel erklärt. Garrett hält es für ein Wortspiel: „Gott ‚verabscheut‘ den Stolz Jakobs (ihren Wohlstand, ihre Paläste etc.), aber er ‚ersehnt‘ ihn gleichzeitig insofern, als doch Gott selbst der ‚Stolz Jakobs‘ sein sollte.“ (2008, S. 192). Aber dafür hätte sicher ''ta´ab'' stehen müssen, das dann an ''ta`ab'' erinnert hätte, nicht umgekehrt. Wahrscheinlich ist es wirklich ein Schreibfehler, entstanden in einer Zeit, als Alef und Ajin bereits ähnlich ausgesprochen wurden (zur Abfassungszeit des Amosbuches war das noch nicht der Fall; eine Nebenform wird es daher nicht sein).</ref> den Stolz (den Hochmut, die Hoheit) Jakobs<ref>''Jakob'' - Der Vater von Josef und Stammvater sowohl der Israeliten als auch der Judäer. Der ''Stolz Jakobs'' ist zunächst natürlich die Arroganz und der Hochmut, von denen auch bereits in V. 1 die Rede war. Manche (bes. Caquot 1959b, S. 319; Burnett 2004) glauben, „Stolz [eines Volkes]“ sei außerdem ein Ausdruck, mit dem häufiger speziell Hauptstädte bezeichnet würden. Wirklich gute Bspp. dafür sind nur [[Jesaja 13#s19 |Jes 13,19]] (Babel von Babylon), [[Sacharja 9#6 |Sach 9,6]] (Aschdod der Philister) und [[Psalm 47#s5 |Ps 47,5]] und [[Nahum 2#s3 |Nah 2,3]] (Samaria von Israel), aber Ps 47,5 und Nah 2,3 sind tatsächlich so deutlich, dass man das auf dieser Basis wirkich auch hier mithören sollte (so hier noch Koch, Carroll; Hayes 1988, S. 1888; Reimer 1992, S. 148). Wie in V. 1 mit dem Parallelismus „Zion // Samaria“ wird dann also auch hier Samaria als ''die'' Krone Israels schlechthin dargestellt. Tg denkt noch genauer an das Stadtheiligtum: „Ich hasse ''das Heiligtum'', den Stolz Jakobs.“; ähnlich Raschi, Kimchi.</ref><br />
_Und seine Paläste hasse ich!<br />
Ich werde preisgeben (belagern) [die] (eine) Stadt und (ihre Füllung=) was sie erfüllt!<br />
_{{S|9}} Und es wird geschehen:<ref>'''tFN''': Anakrusis: ''wehajah'' („und es wird geschehen“) steht hier wie noch häufiger in Gedichten außerhalb des Metrums. Das soll hier offenbar ermöglichen, dass V. 9 als ''ein'' Kolon genommen werden kann, denn die Kolometrie „wenn zehn Menschen übrigbleiben / in einem Haus, werden sie sterben“ ist schwerlich möglich (obwohl das „eine Haus“ gut den „zehn Menschen“ und das „Sterben“ gut dem „Übrigbleiben“ entsprechen würde).<br />8d und 9 sollen dann anscheinend ein Bikolon bilden; verbunden würden die beiden Zeilen durch „die ''Stadt'' und ihre Füllung (=ihre Bewohner)“ in der ersten und „die zehn Menschen im ''Haus''“ in der zweiten Zeile; die erste wird ''preisgegeben'' / ''belagert'', weshalb die zweiten ''sterben''.</ref> Wenn übrig bleiben zehn Männer<ref>Die ''zehn Männer'' sollen sicher an die zehn Männer erinnern, die in [[Amos 5#s3 |Am 5,3]] noch übrig geblieben sind (richtig z.B. Jeremias, Kessler). Auch der Rest des „Rests Josefs“ geht hier also zugrunde.</ref> in einem Haus (einer Familie), werden sie sterben.<ref>'''Textkritik''': LXX hat nach dem letzten Wort noch einen weiteren Halbsatz: „Und die Überlebenden werden übrig bleiben.“ BHQ glaubt, beide griechischen Worte seien misslungene Versuche, das schwierige heb. ''msrpw'' im nächsten Vers (s. nächste FN) zu übersetzen. Wenige nehmen stattdessen an, dem Halbsatz entspreche ein hebräisches ''wnš`r nš`r'' (w. „und ein Übrigbleibender blieb / Übrigbleibende blieben übrig“, vgl. z.B. [[Jesaja 4#s3 |Jes 4,3]]), das von Schreibern durch Augensprung vor dem graphisch sehr ähnlichen ''wnß`w'' übersehen wurde (vgl. {{hebr}}ונשאו{{hebr ende}} mit {{hebr}}ונשאר{{hebr ende}}). Dann wäre V. 9 doch ein Bikolon und in V. 10 wäre klarer, wer der in der Ecke des Hauses ist: „Wenn zehn Männer verbleiben, / werden sie sterben und (nur) ein Übrigbleibender wird übrigbleiben. // Und hebt einen dann sein Onkel und Verbrenner ..., wird er zu dem [Übrigbleibenden] in der Ecke des Hauses sagen...“ So nur wenige (z.B. Budde und Sellin), aber es ist gut möglich, dass das richtig ist: Die beiden Wörter sind sicher keine Entsprechungen von ''wmsprw''; dafür stehen sie an der falschen Stelle und diesem Wort entspricht sicher das gr. ''parabiontai'' („sie wenden Gewalt an (um ihn aus dem Haus zu bringen)“). Allenfalls könnten sie also aus {{hebr}}ונשאו{{hebr ende}} entstanden sein. Das würde {{hebr}}ונשאר ונשאו{{hebr ende}} erklären, aber wie dann sogar noch ein weiteres {{hebr}}נשאר{{hebr ende}} dazwischengeraten sein soll, wäre schwer erklärlich. Und das häufige Argument, dies widerspreche ja dem Rest von V. 9, greift schwerlich, denn dann wäre eben stattdessen gerade dies der „Witz“ von 9a* und 9b*: „''Alle'' werden sterben, / nur ''einer'' bleibt übrig.“ Das Zeugnis mit einzig LXX als Textzeugen ist allerdings so schwach, dass man es nicht guten Gewissens für den ursprünglichen Text halten kann, wenn gleichzeitig der hebräische Text „funktioniert“.</ref> <br />
{{S|10}} Da hebt einen sein Onkel (der ihn Liebende, sein Freund) und Bestatter (Verbrenner? Mutterbruder? Balsamierer? Weihrauch-Schwenker?)<ref>''Bestatter (Verbrenner? Mutterbruder? Balsamierer? Weihrauch-Schwenker?)'' - Unbekanntes Wort. Klar ist eigentlich nur, dass nach den masoretischen Akzenten der „Onkel“ und der ''msrp'' die selbe Person sind, s.u. Der Rest ist unsicher. Viele Üss. greifen zur Verlegenheitsübersetzung „sein Onkel, der ihn bestattet“ o.ä. (ELB, Ewald, Justi, LUT, TEX; ähnlich EÜ, HER05, NeÜ). Das wird für die LF am meisten Sinn machen; die meisten der gleich vorgestellten Vorschläge haben gemein, dass der ''msrp'' irgendetwas mit der Bestattung zu tun hat.<br />Hier nur die wahrscheinlichste Erklärung: ''msrp'' ist eine Nebenform von ''mßrp'', abzuleiten von ''ßrp'' („verbrennen“), also „Verbrenner“. Starb im alten Israel nämlich ein Angehöriger der Oberschicht, wurden dessen Bettstatt und anderes Mobiliar verbrannt (ein Brauch, den man offenbar von den „Amurritern“ übernommen hat [also den alten Kanaanäern], der aber auch bei den Assyrern belegt ist, vgl. z.B. Zwickel 1989, S. 270-272): „''Wie man beim Tod von Königen verbrennt, verbrennt man auch (beim Tod) von Angehörigen des Sanhedrins. Und was verbrennt man für Könige? Ihre Betten und ihr Haushaltszeug.''“ (b.AZ 11a). S. auch t.Schab vii 18: „''So, wie man für Könige verbrennt, so verbrennt man auch für Fürsten/Prinzen, nicht aber für das gemeine Volk. Und was verbrennt man für diese? Ihr Bett und ihr Haushaltszeug''“. Vermutlich ist auch in [[2 Chroniken 16#s14 |2 Chr 16,14]]; [[2 Chroniken 21#s19 |21,19]]; [[Jeremia 34#s5 |Jer 34,5]] von solchen Möbel-Verbrennungen die Rede (s. Raschi, Kimchi und Metsudat David zu 2 Chr 16,14 und Jer 34,5). Dieser Brauch ist wahrscheinlich auch der Hintergrund der Bettprozessionen bei Bestattungen im Alten Israel; s. z.B. m.San ii 3; b.San 20a; b.Ber 19a; b.BB 22a u.ö., bes. b.MK 25a, wo man sieht, wie wichtig es war, dass es das eigene Bett des Toten war, auf dem er transportiert wurde: „''Als Rabbi Huna starb, ... passte sein Bett nicht durch die Tür. Man erwog, es vom Dach herabzulassen. ... [Letztendlich aber] durchbrach man die Tür und brachte ihn heraus.''“ Vorzustellen hätte man sich also, dass alle Angehörigen eines Hausstands gestorben sind, so dass der Onkel die Bestatterpflicht übernehmen muss, zu der auch die Verbrennung des Mobiliars von Verstorbenen gehört. Dieser „Onkel und Verbrenner“ begibt sich daher zum Haus des Verstorbenen, wo sich dann das Folgende abspielt.<br />'''Andere Wort-Deutungen''': Unproblematisch ist diese Erklärung nicht. Mit ''ßrp'' („verbrennen“) haben das Wort auch Tg und VUL verbunden; Tg (dem Raschi folgt) übersetzt aber, als habe nicht ''wmsrpw'' im Text gestanden, sondern ''msrph/mßrph'' („Wenn jemandes Verwandter ihn ''aus dem Feuer hebt...''“), VUL, als habe ''w-srpw/w-ßrpw'' gestanden („Und sein Verwandter wird ihn nehmen und verbrennen.“). Ein Wort ''msrp/mßrp'' mit der Bed. „Verbrenner“ kannten also offenbar weder der Üs. des Tg noch Hieronymus. Außerdem richtig Paul: Das Verb ''ßrp'' kommt häufig vor, nie aber im Piel wie offenbar hier.<br />(1) Die meisten nehmen das Wort dennoch in dieser Bed., erklären dann aber anders. Entweder sei gemeint: (1a) Ein Leichenverbrenner (so LUT 12, NL, SLT, TAF, ZÜR). In der Bibel galt die Leichenverbrennung zwar als Schandtat und nur Verbrecher wurden verbrannt, (1aα) in älteren Kommentaren wurde aber häufiger nach [[1 Samuel 31#s12 |1 Sam 31,12]] angenommen, in frühesten Zeiten sei Leichenverbrennung in Israel doch üblich gewesen. Natürlich wird hier ein Sonderfall geschildert, weshalb diese Position heute von fast allen abgelehnt wird. Tatsächlich ist sie wahrscheinlich sogar richtig, s. zu [[Amos 2#s1 |Am 2,1]]: Leichenverbrennung war im Alten Israel recht weit verbreitend. Das ändert aber nichts daran, dass sie in der Bibel ziemlich einheitlich abgelehnt und als besonders schändlich dargestellt wird; der Vers würde ziemlich aus dem Rahmen der Bibel fallen, wenn dem hier anders wäre. Angenommen wurde daher alternativ, (1aβ) in außerordentlichen Fällen wie einem Krieg, bei dem es sehr viele Leichen gab, seien diese aus Platzmangel oder um Seuchen vorzubeugen doch verbrannt worden (z.B. Baur, Hitzig, Keil, Carroll), (1aγ) hier sei eine Seuche vorausgesetzt und Opfer von Seuchen würden doch verbrannt (z.B. Hammershaimb, so schon Malbim), (1aδ) das Verbrennen solle gerade unterstreichen, dass die Israeliten Verbrecher waren, sie würden hier also als Strafe verbrannt (Ahlström 1981, S. 7). Oder es sei gemeint, (1b) dass bei Bestattungen Spezereien verbrannt worden seien, der ''msrp'' sei also sozusagen ein „Weihrauch-Schwenker“ (z.B. Moldenhawer, Harper, schon Eliezer von Beaugency; s. auch wieder Raschi zu 2 Chr 16,14).<br />Unter diesen „Verbrenner“-Alternativen lässt sich „Möbel-Verbrenner“ sicher am besten verteidigen, aber wie gesagt: „Verbrenner“ ist aus philologischen Gründen schwierig. Daher andere Deutungen:<br />(2) Bei den Karäern, einer alten arabischen Exegeten-Gruppe, war die Meinung verbreitet, der ''msrp'' sei neben dem ''dod'' („Vaterbruder“) der „Mutterbruder“. So dann auch ibn Ezra, Kimchi, Abravanel; so viele, z.B. Maag, Mays, Stuart, Soggin, Jeremias, CTAT III 671; auch B-R („sein Oheim“), LUT 45 („sein Ohm“), MEN + TUR („sein nächster Verwandter“), vielleicht auch R-S („sein Erbe“). Das könnte man durch Syr stützen: „sein Onkel oder sein Verwandter“. Allerdings übersetzt Syr im selben Vers auch ''`afes'' doppelt („Keiner. Denn sie sind gestorben.“) und lässt dafür die nächste Zeile ganz weg; das Selbe könnte Syr hier getan haben. Was von diesem Wort aber die Etymologie sein soll, ist unklar, und richtig zum einen Gordis 1979/80, S. 246, der warnt, die Karäer könnten diese Wortbedeutung auch nur aus dieser Stelle abgeleitet haben, zum anderen Driver 1954b, S. 314: „Verwandschaftsbegriffe sind primitiv [=Urwörter, daher einfach gebaut] und ''keiner'' wird [im Heb.] mit Präfix gebildet.“<br />(3) Im Mittelhebräischen gibt es ein Wort ''serap'' „Harz“, wie etwa Myrrhe als Hauptbestandteil kostbarer Öle ein Harz ist. Schon ben Qara hat an dieses Wort gedacht und unsere Stelle ganz merkwürdig mit Jer 34,5 (wo ''ßrp'' „verbrennen“ steht, nicht ''srp'') verbunden: „Man ''balsamiert'' den Toten ein, damit er keinen üblen Geruch bekommt, siehe die Stelle ''kmßrpwt hmlkjm wkmßrpwt `bwtjk''‘“ So dann auch Driver 1954b, S. 314; auch Paul, Garrett, Eidevall u.a. In Ägypten wurde dieses Einbalsamieren wirklich praktiziert (und dabei wurden auch wirklich Harz-Krümel verwendet, vgl. z.B. Bauman 1960), s. daher auch [[Genesis 50#s2 |Gen 50,2f.26]] (wie bei ben Qara mit dem Verb ''chanat'' „würzig machen“). Die genannten Exegeten wollen dann aber weiter aus ''serap'' ein Verb ''sarap'' „mit Öl bestreichen“ ableiten. Das ist unwahrscheinlich: Harz, mit dem sich ja nichts „einölen“ lässt, ist nun doch etwas anderes als Öl (es ist daher für unsere Stelle auch irrelevant, dass Jesus im NT „eingeölt“ wurde, s. [[Matthäus 26#s6 |Mt 26,6-12]] parr.; [[Markus 16#s1 |Mk 16,1]] par.; [[Johannes 19#s39 |Joh 19,39f.]], und dass auch nach m.Schab xxiii 5 Tote eingeölt wurden: „Sie salben [''suk''] den Toten und waschen ihn“). Es ist schwer glaublich, dass im Heb. für „ölen“ ein Wort „einharzen“ gebildet wurde, wenn bereits ''maschach'' „ölen“ (vgl. mit ''mischchah'' „Öl“), ''schaman'' „ölen“ (vgl. mit ''schemen'' „Öl“) und ''suk'' „ölen“ zur Verfügung stand. Am ausführlichsten will dies daher Paul plausibilisieren und verweist zum Einen auf [[Deuteronomium 28#s40 |Dtn 28,40]], wo im samaritanischen Pentateuch neben ''suk'' („salben“) als Variante auch das Verb ''srp'' belegt ist, zum Anderen auf t.Mik vii 21, wo ebenfalls sowohl die Varianten ''ßjrph'' als auch ''sjrph'' belegt sind und wo dann ''sjrph'' „salben“ heißen soll. Beide Stellen sind als Indizien aber nicht so stark, wie Paul sie macht. Das Wort in der Tosefta heißt sicher nicht „salben“: Es wird dort zweimal hintereinander verwendet, und dies einmal mit „Harz“, einmal mit „Ried oder Seil“. Wahrscheinlich heißt es „[den Henkel eines Gefäßes] befestigen“, entweder nämlich, indem er an das Gefäß gebunden oder mit Harz angeklebt wird. Vielleicht stand ursprünglich nicht ''sjrph'', sondern ''sjrkh''? Oder man muss für ''srp'' die Bedeutungsentwicklung „einharzen = kleben“ > „kleben + befestigen“ annehmen? Die Variante im SamP ist erstens nicht hebräisch, sondern aramäisch, und hat daher auch ''mšḥ'' statt ''šmn'' (beides: „Salböl“). Zweitens bedeutet das Wort auch hier wahrscheinlich nicht „salben“: Tal 2000, S. 612 gibt als Bed. „Olivenöl pressen“ an, noch wahrscheinlicher hat es nach V. 39 aber einfach die übliche Bed. „schlucken“: „Du wirst Weingärten pflanzen, aber (ihren) Wein nicht trinken; ... du wirst Olivenbäume haben, aber (ihr) Öl nicht ''srp'' ...“ (Olivenöl wurde im Alten Israel auch pur getrunken, s. b.Ber 35b-36a, und war außerdem ein fester Bestandteil diverser Mischgetränke, z.B. von ''anigron'' [Runkelrübensaft mit Olivenöl], s. ebd., oder von ''hilmi'' [Salzwasser mit Olivenöl], s. m.Schab xiv 2. War man krank, trank man Öl mit Wein; war man heißer, Öl mit Arum [Fischsoße], s. t.Schab xii 10.12). Es ist gut, dass „einsalben“ noch keinen Eingang in dt. Üss. gefunden hat – offensichtlich hat man die Indizien für diese Bed. in Kommentaren viel stärker gemacht, als sie tatsächlich sind. Zwei weitere wichtigere Theorien noch:<br />(4) ''m-'' in ''msrp'' sei kein Präfix, sondern enklitisches Mem nach ''w-'' („und“; zu diesem ''wm-'' vgl. Andersen 1970b, S. 48.124; Bush 1996, S. 217; Campbell 1975, S. 146; Gordon 1983; Rendsburg 1987), so dass hier gesagt würde: „Es hebt einen sein Onkel und ''srp'' ihn.“ (Andersen, Gordon, Rendsburg). Damit wird das Problem aber ja auch nur verschoben; was ''srp'' heißt, wird auch danach nicht klar und die Existenz von ''wm-'' ist eher unwahrscheinlich. Durch VUL ließe sich dies hier aber sogar stützen, s.o.<br />(5) Zu lesen sei nicht ''wnß`w dwdw wmsrpw'', sondern ''wnß`rw nddj mspw'' („und es wird nur eine Zahl von Flüchtlingen übrigbleiben“, so van Hoonacker, Deden, Osty, Amsler, ähnlich Marti; auch H-R + JB + NEB + PAT: „Nur wenige Flüchtende bleiben übrig, um die Gebeine aus dem Haus zu bringen“). Das ist aber nicht einmal graphisch besonders nahe.<br />'''Zu den Akzenten''': Folgt im Heb. ein doppeltes Subjekt auf ein Verb, wird der trennende Akzent nach dem Verb gesetzt, wenn dieses im Plural steht, nach dem ersten Subjekt dagegen, wenn es im Singular steht (vgl. zum Phänomen Spanier 1927, S. 36-38; Aronoff 1985, S. 56). Vgl. z.B. [[Numeri 20#s10 |Num 20,10]]: „Es versammelten | Mose und Aaron...“ vs. [[Numeri 14#s5 |Num 14,5]]: „Es fiel Mose | und Aaron...“. Hier steht das Vb. im Sg., der trennende Akzent aber nach dem Vb. Der ''msrp'' ist also nach den Akzenten nicht ein weiteres Subjekt, sondern steht in Apposition zum Onkel; vgl. ähnlich [[2 Samuel 5#s21 |2 Sam 5,21]] mit Sg.-Verb und doppeltem Subjekt: „Es hob sie David | und seine Männer...“ vs. [[Deuteronomium 1#s31 |Dtn 1,31]]: „Es hob dich | JHWH, dein Gott...“.</ref><br />
_Um hinauszuschaffen die Gebeine aus dem Haus,<br />
Und der wird sagen zu dem im Winkel des Hauses:<ref>''der im Winkel des Hauses'' - Entweder ist einer doch gerade noch am Leben oder man muss sich vorstellen, dass z.B. noch ein weiterer „Onkel“ gerade einen anderen Gestorbenen aus dem Haus bringt. S. aber noch zwei FN zuvor.</ref> ‚Noch wer bei dir?‘,<br />
_Und der wird sagen: ‚Keiner‘,<br />
Und der wird sagen: ‚Stille!<br />
_Oh, nicht erwähnen den (Oh, nicht gedenken des; Denn [es bringt nichts/ziemt sich nicht,] zu erwähnen den; ‚Stille!‘, um nicht zu erwähnen den...; ‚Stille!‘, denn sie beteten nie zum) Namen JHWHs!<ref>Bittere Ironie: Mit „Stille!“ wird sonst offenbar im Tempelkult das Volk zum heiligen Schweigen vor dem anwesenden Gott aufgefordert. Das ist so nicht belegt; deutliche Reflexe davon sind aber [[Habakuk 2#s20 |Hab 2,20]]; [[Zefanja 1#s7 |Zef 1,7]] und [[Sacharja 2#s17 |Sach 2,17]]; wohl auch Neh 8,11 in [[Nehemia 8#s9 |Neh 8,9-12]]. Hier dagegen soll vermutlich geschwiegen werden, damit Gott ''nicht'' noch einmal erscheint:<br />Alle hier aufgelisteten Üss. sind sprachlich möglich. Die zweite war v.a. in älteren Kommentaren verbreitet, heute nicht mehr. Die dritte findet sich in manchen neueren Kommentaren, fast alle neueren Üss. dagegen halten diese Zeile noch für die Rede des „Pst“-Sprechenden. Wenn das so ist, kann man auch V. 11 noch für diese Rede halten. Das wurde hier versuchsweise getan; denn recht eigentlich schließt V. 11 anders nicht sehr gut an Vv. 8-10 an (Hammershaimb: „Das ''denn'' [in V. 11] darf man nicht zu eng sehen, so dass es den Grund angeben müsste, was zuvor geschah. Es markiert hier nur den Übergang zwischen zwei Abschnitten.“). Als Rede des Sprechenden dagegen erklärt V. 11, warum der Name Gottes nicht ausgesprochen werden soll: Der Sprechende befürchtet, dass dieser auf Nennung seines Namens auch noch das Haus über ihnen zusammenstürzen lässt, um auch dem letzten Rest den Garaus zu machen. Ähnlich erklären die Zeile die meisten: Im Hintergrund stehe die abergläubische Furcht, allein die Erwähnung des Namens Gottes reiche aus, um dessen Aufmerksamkeit auf das Haus zu lenken und auch noch die letzten Überlebenden / die Bestatter zu vernichten. Alternativ z.B. Garrett: Der Onkel will nicht, dass der Name Gottes an diesem Ort des Todes entheiligt wird.<br />Die letzte Auflösung schließlich war im alten Judentum weit verbreitet. Sifre 112a z.B. erfindet sich zu diesem Vers eine Geschichte, die zeigt, dass ihr Verfasser unsere Stelle so verstanden hat: „''Während einer Hungersnot traf der Prophet Elija einmal einen Mann mit Hungerbauch, der sich an sein Götzenbild klammerte. ‚Aus welcher Familie bist du?‘, fragte er. Er sagte es ihm. ‚Wie viele wart ihr?‘ – ‚Dreitausend.‘ – ‚Wie viele von euch sind übrig?‘ – ‚Nur noch ich.‘ – ‚Bist du willens, nur einen Vers zu zitieren und am Leben zu bleiben?‘ – ‚Ich bins!‘ – ‚Dann sprich: ‚Höre, Israel, JHWH, unser Gott, JHWH ist einzig!‘ – dann wirst du leben.‘ Da schrie der Mann ihn an: ‚Pst! Wir dürfen nicht den Namen JHWHs erwähnen; unser Vater hat mir das so nicht beigebracht!‘''“ An eine ähnliche Situation denkt Tg: „''Und der wird sagen: ‚Pst!‘ Denn als sie noch am Leben waren, beteten sie nicht zum Namen JHWHs.''“; ähnlich Syr.</ref> <br />
{{S|11}} Denn, siehe, JHWH (gebietet=) braucht nur zu gebieten –<br />
_Da schlägt man das große Haus zu Splittern (Tropfen?)<br />
_Und das kleine Haus<ref>''das große Haus und das kleine Haus'' - Tg: „Das große Königreich und das kleine Königreich“; gemeint wäre Israel und Juda. Ebenso Hieronymus in seinem Kommentar, auch einige ältere Exegeten, zuletzt Buttenwieser 1915, S. 231. Vgl. [[Jesaja 8#s14 |Jes 8,14]]: „die beiden Häuser Israels“. Man kann das vielleicht mithören, wenn man möchte; die primäre Bed. ist es hier aber sicher nicht.</ref> zu Kratern (in Trümmer?, zu Pfützen?)!‘“<ref>'''tFN''': ''zu Splittern (Tropfen?)'' + ''zu Kratern (in Trümmer?, zu Pfützen?)'' - Zwei in der Bibel unbekannte Wörter. Die alten Üss. konnten damit offenbar auch nichts anfangen: LXX: „mit Prellungen und Wunden“, VUL: „Zu Ruinen und Spalten“ (aber s. gleich), Tg: „mit einem starken Schlag und einem schwachen Schlag“; Syr: „Er bringt das große Haus zum wackeln und lässt das kleine Haus herunterkommen“.<br />Das erste Wort, ''resisim'' (hier: „Splitter“), scheint zunächst mit ''rasis'' („Tropfen“, nur [[Hohelied 5#s2 |Hld 5,2]], aber oft in den Targumen) und ''rasas'' („befeuchten“, nur [[Ezechiel 46#s14 |Ez 46,14]]) zusammenzuhängen. Im Mittelhebräischen gibt es aber auch ein weiteres Verb ''resas'' „knacken, zermalmen“ (gesagt von Eierschalen, Nussschalen und Hoden; offenbar eine Nebenform von ''reşaş''), daher wohl hier wirklich „Zermalmtes, Splitter“ wie in dt. Üss. üblich.<br />Das zweite Wort aber, ''beqi´im'', wird dann anscheinend unausgesprochen von den selben Übersetzern mit dem mittelhebräischen ''beqa´at'' „Holzscheit“ verbunden, daher „Trümmer“ o.ä. Das Wort selbst, ''baqia´'', steht aber auch in [[Jesaja 22#s9 |Jes 22,9]], wo es trad. mit „Risse“ übersetzt wird, und in b.MK 8b, wo es „kleine Waschgrube“ bedeutet. Vgl. noch ''baqa´'' „spalten“ und ''biq´ah'' „Tal“ – wahrscheinlich ist der ''baqia´'' ein kleiner Spalt oder ein kleines Loch im Boden, das auch mit Wasser gefüllt sein kann. In Jes 22,9 wird dann gefordert, als Vorbereitung auf eine Belagerung aus dem „unteren Teich“ Wasser zu schöpfen und selbst die „kleinen Erdlöcher“ (''beqi´im'') Jerusalems damit zu füllen, um sich so einen Wasservorrat zuzulegen (gut Cohen 1924, S. 165). Das passt tatsächlich auch hier: In LevR 19,4, HldR 4,14 und KohR 10,18 erklärt Rabbi Huna: „Zu ''resisim'': Es bleiben Ruinen. Zu ''beqi´im'': Es bleiben keine Ruinen.“ Vgl. damit noch mal VUL: „Zu Ruinen und Spalten“. ''beqi´im'' sollte man auf dieser Basis sicher in der Bed. „Riss, Krater“ nehmen.</ref></poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|12}} Rennen denn auf dem Felsen Pferde, <br />
_Oder pflügt man [ihn] mit den Rindern? (Oder pflügt man mit Rindern das Meer?)<ref>Die Logik von V. 12 ist sicher: Das in Zeile a+b ist doch absurd, ihr aber macht das in Zeile c+d [obwohl das ebenso absurd ist!].<br />„Der Fels“ und „die Rinder“ können hier determiniert sein, weil 12a-b eine Gleichnisrede ist; auch in Metaphern wird fast stets determiniert, was im Deutschen nicht determiniert würde.<br />'''Textkritik''': ''Oder pflügt man mit Rindern das Meer?'' - Eine der wenigen Emendationen, die sich weitgehend durchgesetzt haben. Das sehr häufige ''beqari(j)m'' ist eigentlich ein Kollektivnomen, auch für mehrere Rinder wird fast stets der Sg. ''boqer'' verwendet. Michaelis hat daher vorgeschlagen, ''bqrjm'' aufzuteilen zu ''bqr'' + ''jm'' und zu vokalsieren: ''baboqer jam'', „mit Rindvieh das Meer“. Nötig ist das nicht; Amos könnte gut wie in [[Amos 5#s25 |Am 5,25]] einen unüblichen Numerus verwendet haben, um die beiden Wörter ''susim'' („Pferde“) und ''beqarim'' („Rinder“) auch lautlich aneinander (und auch an die vorangehenden ''resisim'' „Splitter“ und ''beqi´im'' „Krater“, die ebenfalls am Zeilenende stehen) anzugleichen. MT halten daher neuerdings auch wieder CTAT und BHQ für ursprünglich; auch Garrett, Kessler, Stuart (andere neuere Kommentatoren folgen fast sämtlich dem genannten Korrekturvorschlag), so z.B. auch B-R, SLT, TUR, ZÜR. Problematisch ist eher, dass der Text nur von MT, Tg und Sym gestützt wird: LXX hat dagegen „bleiben sie (die Pferde) still zwischen den Stuten?“`, VUL: „Pflügt man mit Büffeln?“, Syr: „Kann man mit ihnen (den Pferden) den Pflug ziehen?“ – an sich sollte der unerwartete Numerus nicht so schwierig sein, dass keine dieser drei Üss. den Pl. von „Rindvieh“ erkannt hätte. VUL könnte ''brjm'' („mit Wildstieren“) voraussetzen, Syr ''bhm'' (beides ist graphisch ähnlich, vgl. {{hebr}}ברים{{hebr ende}} mit {{hebr}}בהם{{hebr ende}}). Vielleicht hat ein Schreiber den Text zu ''bhm'' korrigiert, weil „auf ihm“ nicht ausgedrückt ist und man „schlechthin“ mit Rindern sehr wohl pflügt, und dies verdarb dann weiter zu ''brjm''? Die Stuten in LXX sind dann aber endgültig unerklärlich; der übliche Vorschlag ''bnqbwt'' ist sicher graphisch zu weit entfernt. So und so; es spricht wenig dafür, sich dem klassischen Korrekturvorschlag anzuschließen.</ref> <br />
Doch ihr verwandelt (stürzt um) in Gift (Bitterkeit, in eine Giftpflanze?) das Recht<ref>Wortspiel: Die Konsonanten ''r`sch'' stehen nicht nur für ''ro`sch'' „''Gift''“, sondern auch für ''ra`sch'' „Armer“ (s. [[Sprichwörter 10#s4 |Spr 10,4]]; [[Sprichwörter 13#s23 |Spr 13,23]] für die selbe Schreibweise); mitzuhören ist also: „Doch ihr stürzt um das Recht für den Armen!“</ref><br />
_Und die Frucht der Gerechtigkeit<ref>''Die Frucht der Gerechtigkeit'' ist nicht einfach ein Wechselbegriff für „Gerechtigkeit“ wie in [[Amos 5#s24 |Am 5,24]], sondern das, „was dabei rauskommt“, wenn man gerecht ist (wie in [[Sprichwörter 11#s30 |Spr 11,30]]: ewiges Leben).</ref> in Wermut. <br />
{{S|13}} Ihr euch-über-Nichtshausen-Freuer,<br />
_Ihr „haben wir uns nicht durch unsere Stärke Starkstadt genommen“-Sager:<ref>Wortspiel: ''Nichtshausen'' + ''Starkstadt'' sind w. ''Lo-Dabar'' + ''Karnajim''. Der erste Ort (zur Lage s.o.) heißt eigentlich Lo-Debar; Amos verfälscht mit ''dabar'' zur Bed. „kein Ding, nichts“. Und ''Karnajim'' heißt w. „Doppelhorn“, das „Horn“ ist aber ein gängiges Bild für „Stärke, Kraft“ (s. [[Psalm 75#s5 |Ps 75,5]]; [[Jeremia 48#s25 |Jer 48,25]]; [[Klagelieder 2#s3 |Klg 2,3]]). Sie, die sich enorm viel auf ihre früheren Siege über ach so mächtige Gegner einbilden, haben in Wirklichkeit gar nichts gewonnen.</ref><br />
{{S|14}} {Denn} Siehe, ich lasse aufstehen gegen euch, Haus Israel –<br />
_Spruch JHWHs, des Gottes der Heere (des Gottes Zebaot) – ein Volk,<br />
Und das wird euch bedrücken von Lebo-Hamath<br />
_Bis zum Fluss der Araba!<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
In Am 6 folgt eine weitere Reihe von Urteilssprüchen auf die in Am 5. Der erste Abschnitt, '''Vv. 1-8a''', beginnt wie Am 5 mit einer hier durch „Weh!“ eingeleiteten Totenklage. Und wieder werden dabei Menschen beklagt, die tatsächlich noch am Leben sind – und die hier sogar noch „''sehr'' am Leben sind“: In '''Vv. 1c-2''' geben sie ihrer Selbstsicherheit Ausdruck, mit der sie glauben, vor jeglicher Gefahr gefeit zu sein, und Vv. 4-6b schildern, wie sie ob dieser Selbstsicherheit das „gute Leben leben“. Doch sie sind damit nicht mehr als „den-bösen-Tag-Forttreiber“ ('''3a'''), und tatsächlich führen sie mit ihrem Handeln in Vv. 4-6, das Ausdruck der in Vv. 1c-2 beschriebenen Selbstsicherheit ist, nur „bleibende Gewalt“ herbei ('''3b'''): Sie, die sich eben noch als „Erstling der Völker“ dünken (1c), werden zur Strafe als „Erstling der Exilierten“ ins Exil geschickt werden. '''V. 7'''.<br /><br />
Das Fest in '''Vv. 4-6''' ist dabei ein ziemlich genaues Spiegelbild des Opferkultes in [[Amos 5#s21 |Am 5,21-24]]. Erstens dadurch, dass ganz auffällig ebenso wie dort („nicht riechen, nicht hören, nicht sehen“) mehrere Sinneseindrücke hintereinander angesprochen werden: Der Geschmackssinn in 4cd.6a („Wein“, „Kalb- und Lammfleisch“), der Hörsinn in 5ab („Singen zu Leier und Gesangs-Zeug“), der Geruchssinn in 6b („erstklassiges Öl“) und vermutlich der Gesichtssinn in 4ab.6a („Elfenbein-Divane“ + Edelmetall-Schale).<br />Zweitens und vor allem aber hierdurch: Was hier geschildert wird, ist ein '''''Marzeach''''' ('''V. 7'''). Der ''Marzeach'' war eine alte Institution, die über mehrere Jahrtausende hinweg im ganzen Mittelmeerraum bezeugt ist (einen Überblick geben z.B. schön knapp und aktuell [https://digital.csic.es/bitstream/10261/194513/3/the_Phoenician_marzeah.pdf Guzzo / Zamora 2018] und sehr umfassend [https://hdl.handle.net/1807/10498 McLaughlin 1998]). Bezeichnet wurde mit diesem Begriff erstens eine Art „Kultverein“, also ein fester Zusammenschluss von Menschen, die meistens ausschließlich zur Oberschicht gehörten. Diese trafen sich regelmäßig an einem Ort, der entweder ebenfalls ''marzeach'' oder „''marzeach''-Haus“ ([[Jeremia 16#s5 |Jer 16,5]]) genannt wurde, um dort Feste zu feiern, die ebenfalls ''marzeach'' hießen. In den ältesten Belegen ist dies noch nicht sehr deutlich, aber spätestens bei den Belegen ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. ist sehr klar, dass bezeichnend für diese ''marzeach''-Feste nicht nur war, dass dort große Mengen an Alkohol flossen, sondern auch, dass sie unter einer Art Patronat einer Gottheit standen: Ein ''Marzeach'' diente auch dazu, diese Gottheit zu feiern und ''mit'' dieser Gottheit ''zusammen'' zu feiern. Diese religiöse Dimension wird auch in Am 6,4-6 mehrfach klar angedeutet: Die Feiernden essen Lämmer und Mastkälber, die auch im Opferkult an Tempel geopfert wurden, trinken Wein, für den das Selbe gilt, trinken ihn vor allem aus ''mizraqim'' (V. 6), womit in der Bibel sonst nur Gefäße aus dem Opferkult bezeichnet werden, singen zur Leier (V. 5), die in der Bibel v.a. als kultisches Instrument der Leviten belegt ist, und zu „Gesangs-Zeug“, das David extra für den Tempelkult konstruiert hat, und schließlich „ölen“ sie sich nicht ein, sondern „''salben''“ sich (''maschach'', ein Wort, das ebenfalls v.a. in religiösen Kontexten begegnet und wovon sich auch der Begriff „Messias“, „Gesalbter“, ableitet). Doch Gott – der kommt in dieser breiten Schilderung des Marzeach gar nicht vor. Dies ist das erste, was hier sicher implizit kritisiert wird: In ihrer Selbstsicherheit feiern die Kritisierten, als gäbe es weder Gott noch ein Morgen.<br />Das Zweite, was hier natürlich kritisiert wird, ist wieder die ungeheure Asozialität der Reichen. Nur mit dem Besten vom Besten geben sie sich zufrieden: Sie verspeisen „Herdenlämmer“ und „Mastkälber“, trinken ihren Wein aus Edelmetall-Gefäßen und nur erstklassiges Öl kommt ihnen auf die Haut. Dabei haben sie mit Wein und Öl außerdem „Medikamente“ vor sich stehen (s. zu 6c) – doch um die Verletzung Josephs, also um die desolate Lage des „gemeinen Volks“, scheren sie sich keinen Deut. Kein Wunder also, dass Gott dieses asoziale und a-religiöse Verhalten verdammt, und wieder heißt die Strafe: Exil. <br />
<br />
Vv. 8b-11 und Vv. 12-14 gehören eng zusammen, da sie von „Spruch JHWHs, des Gottes der Heere“ gerahmt werden (8b.14). Wieder ist der Gottesname „Gott der Heere“ hier sehr passend, denn wieder wird Gott als kriegerischer und vernichtender Gott dargestellt.<br />'''Vv. 8b-11''' malen dabei nach V. 7 breit aus, wie sich Gottes Strafe in der Heimat auswirken wird. Wieder wird in 8c einleitend der Hochmut der Israeliten kritisiert, der hier aber v.a. mit seinen prachvollen Bauten in Samaria verbunden wird (8cd). Für diesen „Stolz Jakobs“ – ein Begriff, der hier gleichzeitig auch die Hauptstadt selbst bezeichnet, s. zu 8c – wird Gott diese Stadt untergehen lassen, ihre Bauten dem Erdboden gleichmachen und alle Bewohner töten. <br />
<br />
'''Vv. 12-14''' setzen in '''V. 12''' noch einmal neu ein mit einem Gleichnis: Die Lebensweise der Israeliten, die in Vv. 1-7 geschildert wurde, ist so absurd, als wolle man Pferde über Felsen jagen oder diese Felsen mit Rindern pflügen wollen. Und dennoch, genau so verhalten sich die Israeliten; sie sind „wie eine Art böse Magier, die die gute Schöpfung Gottes – Recht und Gerechtigkeit, hier metaphorisch als köstliche Frucht dargestellt – nehmen und in eine bittere und giftige Pflanze verwandeln“ (Garrett 2008, S. 199). Das Kapitel endet, wie es begonnen hat: Ein drittes Mal wird die Arroganz der Israeliten angesprochen, diesmal noch mehr als in Vv. 1f. als Glaube an die eigene militärische Überlegenheit, der erst kürzlich durch einige Siege in Gilead neu genährt wurde ('''V. 13'''). Wer so hoch fliegt, fällt tief: Gegen diese arroganten Israeliten wird JHWH, der „Gott der Heere“, eine Armee ins Feld schicken, gegen die sich nicht den Hauch einer Chance haben und die sie „bedrücken werden von Lebo-Hamath bis zum Fluss der Araba“ ('''Vv. 14''').<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Amos_5&diff=32361Amos 52021-10-12T20:08:41Z<p>Olaf: Markup korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung kann erstellt werden}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
{{L|15}}<br />
{{L|16}}<br />
{{L|17}}<br />
{{L|18}}<br />
{{L|19}}<br />
{{L|20}}<br />
{{L|21}}<br />
{{L|22}}<br />
{{L|23}}<br />
{{L|24}}<br />
{{L|25}}<br />
{{L|26}}<br />
{{L|27}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<poem><br />
{{S|1}} „Hört diesen Spruch, <br />
_Den ich<ref>''Ich'' ist hier vielleicht JHWH, nicht Amos. Oder aber ''ich'' ist zwar noch Amos, mindestens das „Wort“ ab V. 2 ist, anders als man es von der Formulierung her denken würde, das von JHWH und nicht von Amos. Am 5,1 beginnt wie die beiden vorangehenden Kapitel mit „Hört dieses Wort...“. Beide Male wird dadurch ein Ausspruch JHWHs eingeleitet ([[Amos 3#s1 |Am 3,1]]: „Hört dieses Wort, das JHWH über euch redet...“; [[Amos 4#s1 |Am 4,1f.]]: „Hört dieses Wort...: Es schwört der Herr JHWH bei seiner Heiligkeit: ...“). Weil in Am 5,1 anders als dort kein Sprecher des wiedergegebenen Ausspruchs in V. 2 identifiziert wird, halten die meisten Am 5,1f. für die Rede des ''Amos'', so dass Am 5,1f. aus dem Muster von Am 3,1 und Am 4,1 fallen würde (z.B. Fleischer 1989, S. 95: „Wäre der Sprecher von V 1 JHWH, so würde man vor dem Höraufruf eine einleitende Botenspruchformel erwarten. Daß erst V 3 mit einer solchen eingeleitet wird, kann zumindest als schwaches Indiz dafür gewertet werden, daß der Verfasser dieses Verses die VV 1-2 nicht als Gottesrede verstanden hat. Damit entsteht aber eine Spannung zwischen dem ''dbr'' des Höraufrufs in Am 3,1 und 4,1 und demjenigen in Am 5,1, der auf eine Prophetenwort hinweist.“). Nun folgt aber Am 5,1 direkt auf [[Amos 4#s13 |Am 4,13]] (man bedenke hier auch, dass die Aufteilung der hebräischen Bibel in Kapitel erst im 15. Jahrhundert geschah. Ursprünglich ist die Bibel nicht in Kapitel gegliedert, sondern in Abschnitte, die mal enger mit den vorangehenden und/oder folgenden Abschnitten zusammenhängen, mal loser), wo davon die Rede war, dass Gott „dem Menschen seine Klage kündet“ (s. dort); und dies zusammen mit der üblichen Verwendung von „Hört dieses Wort“ macht doch sehr wahrscheinlich, dass hier und im Folgenden ''JHWH'' spricht, der nun wirklich „seine Klage kündet“.</ref> anhebe über euch [als] Totenklage,<ref>''Totenklage'': Kultischer Volksbrauch im Alten Israel: Starb ein:e Israelit:in, stimmte man eine Totenklage auf den/die Verstorbene:n an (s. z.B. [[2 Samuel 1#s17 |2 Sam 1,17ff.]]; [[2 Samuel 3#s33 |3,33f.]] zu zwei Totenklagen Davids). Gelegentlich war diese Totenklage auch Aufgabe besonderer Spezialist:innen (s. z.B. [[Jeremia 9#s16 |Jer 9,16f.19f.]]; [[Ezechiel 32#s16 |Ez 32,16]]), von denen in diesem Kapitel auch in V. 16 die Rede sein wird. S. dazu näher [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/36058/ Totenklage (AT) (WiBiLex)].</ref> Haus Israel:<ref>''Haus Israel'' - Biblisches Idiom. Weil Kernfamilien i.d.R. zusammen in einem Haus lebten, konnte man „Haus“ auch als Wechselbegriff für „Familie“ verwenden. Diese Verwendung von „Haus“ ließ sich auch ausweiten, so dass „Haus“ auch stehen konnte für die erweiterte Familie (die „Sippe“) und am Ende sogar für ein ganzes Volk, das sich als Nachkommenschaft eines Stammvaters wie hier Israels (=Jakobs, s. [[Genesis 32#s29 |Gen 32,29]]) verstand.<br />'''Textkritik''': Der Vokativ klappt ungewöhnlich nach; normalerweise würde man ihn am Beginn der Zeile erwarten. LXX und VUL verbinden u.a. deshalb diese Worte mit dem folgenden Vers (wieder: man bedenke hier auch, dass die schriftliche Einteilung hebräischer Texte in Verse frühestens im 8. Jahrhundert geschah). Das ist grammatisch nicht möglich, da „Haus Israel“ maskulin, die folgenden Verbformen dagegen feminin sind. Außerdem findet sich ein vergleichbar nachklappendes „Haus X“ nicht nur hier, sondern auch am Ende von V. 3 und V. 6 und ist daher sogar eher typisch für dieses Kapitel, so ungewöhnlich es im Heb. auch klingt. Der sich durch die Verschiebung ergebende V. 2' ist aber so klar gegliedert, dass auch deshalb leicht einsehbar ist, warum LXX und VUL den Text dennoch so aufgefasst haben:<br />
''(A) Das Haus Israel (B) ist gefallen, (C) Es kann sich nicht wieder aufrichten,''<br />
: ''(A') Das Mädchen Israels (B') wurde auf seinen Boden geworfen,''<br />
: ''(C') Es gibt keinen, der es aufrichtet.''</ref><br />
{{S|2}} ‚Es ist gefallen,<ref>''gefallen'' - und liegt nun im Sterben, daher hier als Einleitung der (etwas voreiligen) Leichenklage.</ref> es kann sich nicht wieder aufrichten<br />
_Das Mädchen Israels,<ref>''Mädchen Israels'' - Ein weiteres Idiom; ebenso in [[Jeremia 18#s13 |Jer 18,13]]; [[Jeremia 31#s4 |31,4]].[[Jeremia 31#s21 |21]]. Gemeint ist nicht ganz Israel, wie die übliche Üs. „Jungfrau Israel“ nahelegt, sondern hier Samaria, die Hauptstadt Israels. Im ganzen Alten Orient verbreitet war nämlich das Bild von Hauptstädten als Frauen, die in besonders engem Verhältnis zu einer männlichen Gottheit standen. So bes. ausführlich z.B. in [[Jesaja 47 |Jes 47]], wo Babylon nacheinander als „Tochter“, „Mutter“ und „Witwe“ (im Gegensatz zu „Braut“, s. z.B. [[Jesaja 62#s3 |Jes 62,3f.]]) dargestellt wird. Die andere geographische Größe, die (sehr häufig) als ''betulah'' bezeichnet wird, ist „Zion“, also Jerusalem als die Hauptstadt des Südreiches. Dazu passt dann, dass auch im nächsten Vers nur von einzelnen Städten die Rede ist, und dazu passt weiterhin der geschichtliche Hintergrund, den man für Am 5,1-17 voraussetzen muss (s. die Anmerkungen).<br />Heb. ''betulah'' ist nicht eigentlich die „Jungfrau“, s. [[Joel 1#s8 |Joel 1,8]], wo eine ''Witwe'' als ''betulah'' bezeichnet wird, und m.Nid i 4 und dazu b.Nid 8b, wonach auch Ehefrauen und selbst Mütter ''betulot'' sein konnten, solange sie nur noch nicht (das erste Mal) menstruiert hatten. ''betulah'' (von ''btl'' „trennen, absondern“) ist ursprünglich stattdessen wahrscheinlich das junge und daher regelmäßig noch im Haus ihres Vaters von anderen Männern „abgesonderte“ ''Mädchen''. I.d.R. ist es daher schon eine Jungfrau, in der Wortbedeutung liegt dies aber nicht. Werden daher hier und andernorts Samaria und Jerusalem als ''betulah'' bezeichnet, sollen diese Städte damit wahrscheinlich dargestellt werden als von Gott besonders ''behütete'' Städte (vgl. bes. Schmitt 1991, S. 386f.), und dies hier und in [[Jeremia 18#s13 |Jer 18,13]] deshalb, weil gerade gesagt werden soll, dass dieses Behütet-Sein von Gott nun nicht mehr gilt. Samaria gehört als „Mädchen“ hier also zum „Hausstand“ des „Hauses Israel“, nämlich als das Nästhäkchen dieser Familie. Dass gerade dieses Nesthäkchen nun sterben wird, ist besonders tragisch.</ref> <br />
Es ist hingestreckt auf seinen Boden, <br />
_Es gibt keinen, der es aufrichtet (aufrichten könnte)!‘“</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|3}} Denn (Fürwahr) [auch] dies sprach der Herr JHWH:<ref name="Botenformel">''Dies sprach (der Herr) JHWH'' - Dieser Teil der Zeile ist die sog. „Botenformel“. W. „''So'' sprach/spricht JHWH“, trad. mit Präsens übersetzt. Im Amosbuch wurde in dieser Formel „So“ durchgehend mit „Dies“ übersetzt, weil in Kapiteln 7-9 diese Botenformel auf eine Weise variiert wird, die sich nur dann gut erkennen lässt. Die Übersetzung mit Vergangenheit statt Präsens dagegen ist eigentlich immer sinnvoller; die Vorstellung hinter dieser Formel ist: JHWH hat zu seinem Propheten gesprochen, diesen als seinen Boten ausgesandt, und dieser muss nun, später, wörtlich widergeben, was JHWH ihm mitgeteilt hat.</ref><br />
„Die Stadt, die auszieht<ref>''auszieht'' - Gemeint ist der militärische Auszug, s. [[Genesis 4#s16 |Gen 4,16]]; [[Deuteronomium 20#s1 |Dtn 20,1]]; [[1 Samuel 8#s20 |1 Sam 8,20]] u.ö. Dazu passen die Zahlen; Israels Armee war organisiert in „Tausendschaften“ und „Hundertschaften“, s. bes. [[1 Samuel 22#s7 |1 Sam 22,7]]; [[2 Samuel 18#s1 |2 Sam 18,1]]; auch [[1 Samuel 17#s18 |1 Sam 17,18]]; [[1 Samuel 18#s13 |18,13]]. Gut daher Wolff: „als Tausendschaft“ und „als Hundertschaft“; gut auch BB („Ziehen aus einer Stadt 1000 Männer in den Krieg...“); LUT („Die Stadt, aus der tausend zum Kampf ausziehen...“); ZÜR („Die Stadt, die ausrückt mit tausend...“) u.a.</ref> zu tausend (als Tausendschaft) <br />
_Wird hundert übrig behalten,<ref>'''tFN''': ''übrigbehalten'' - Prima vista eigentlich: „übrig lassen“; der Hifil von ''scha`ar'' ist häufig und hat stets diese Bed. (s. z.B. [[Deuteronomium 2#s34 |Dtn 2,34]]; [[1 Samuel 14#s36 |1 Sam 14,36]]; [[1 Könige 16#s11 |1 Kön 16,11]] u.ö.). Einzige Ausnahme ist vielleicht die stehende Wendung ''´ad bilti hisch`ir-lo ßarir'' „bis ihm kein Überlebender übrig blieb“ ([[Numeri 21#s35 |Num 21,35]]; [[Deuteronomium 3#s3 |Dtn 3,3]]; [[Deuteronomium 28#s55 |28,55]]; [[Josua 10#s33 |Jos 10,33]]; [[Josua 11#s8 |11,8]]). Wegen der üblichen Verwendung von ''scha`ar'' Hifil will Ehrlich 1912, S. 239f. hier stattdessen das Piel ''tischa`er'' lesen. Entweder dies, oder ''scha`ar'' Hifil hat hier ausnahmsweise die selbe Bed. wie in besagter Redewendung, oder es ist dies die sechste Stelle in Am (nach [[Amos 2#s8 |Am 2,8]].[[Amos 2#s13 |13]].[[Amos 2#s15 |15]]; [[Amos 4#s3 |4,3]].[[Amos 4#s7 |7]]), an der Hifil ungewöhnlicherweise nicht transitive, sondern intransitive Bed. hat (also nicht „übrig lassen“, sondern eben „übrig behalten“).</ref> <br />
Und die auszieht zu hundert (als Hundertschaft) <br />
_Wird zehn übrig behalten für das Haus Israel.“</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|4}} Allerdings (denn, fürwahr) [auch] dies sprach JHWH<ref name="Botenformel" /> zum Haus Israel: <br />
_„Sucht mich,<ref>''Sucht mich'' - Zur Bed. s. die nächste FN.</ref> (und lebt=) dann werdet ihr leben!<br />
{{S|5}} Aber (und) sucht nicht auf Bethel<ref name="betel">''Bethel'' - Name einer Stadt Israels, in der sich ein wichtiges Heiligtum befand; s. zu [[Amos 4#s4 |Am 4,4]]. W. „Haus Gottes“; Vv. 4f. sind also geradezu paradox: ''JHWH'' soll Israel „suchen“, das „Haus Gottes“ aber soll es nicht „auf-suchen“ (im Heb. das selbe Wort). ''Suchen'', Heb. ''darasch'', kann im Zhg. mit dem Kult drei unterschiedliche Bed. haben: (a) „eine Kultstätte aufsuchen“ (s. z.B. [[Psalm 24#s6 |Ps 24,6]] mit [[Psalm 24#s3 |Ps 24,3.7]]), (b) „Gott (evt.: durch ein Medium) befragen“ (s. z.B. [[1 Samuel 9#s9 |1 Sam 9,9]]), (c) „Gott verehren“ – entweder durch kultische Verehrung oder noch häufiger dadurch, dass seinen Geboten Folge geleistet wird (s. z.B. [[Psalm 119#s2 |Ps 119,2]] mit [[Psalm 119#s10 |Ps 119,10]].[[Psalm 119#s45|45]].[[Psalm 119#s94|94]]). Klar wird durch das Beieinander von Vv. 4.5 zunächst: ''darasch'' heißt überraschenderweise auf jeden Fall schon mal keinesfalls (a) und (c1); das sollen die Angesprochenen ''gerade nicht'' tun. Und V. 14 wird dann noch weiter präzisieren: ''darasch JHWH'' heißt hier wirklich ''einzig'' (c2): ''Nicht'' kultische Verehrung, sondern ''nur'' gottgemäßes Handeln. In die gleiche Kerbe wird dann deutlichst noch mal Am 5,21-27 hauen.<br /><br />
Im babylonischen Talmud findet sich in b.Mak 23b-24a eine schöne und sehr passende Auslegung dieser Stelle: „''Rabbi Simlai lehrte: ‚613 Gebote [die sog. ''mitzvot'', an die strenggläubige Juden sich noch heute halten] wurden Mose gegeben. ... Dann kam David und dampfte die 613 Gebote auf elf ein [denn in [[Psalm 15 |Ps 15]] stehen elf Vorschriften]. ... Dann kam Jesaja und dampfte sie auf sechs ein [denn in [[Jesaja 33#s15 |Jes 33,15]] stehen sechs Tugenden]. ... Dann kam Micha und dampfte sie auf drei ein [s. [[Micha 6#s8 |Mi 6,8]]]. ... Dann kam noch mal Jesaja und dampfte sie auf zwei ein [s. [[Jesaja 56#s1 |Jes 56,1]]]. ... Und schließlich kam Amos und dampfte sie auf nur noch eines ein [nämlich eben in diesem Vers: Sucht mich (und mehr braucht es nicht, denn schon dann) werdet ihr leben!].‘ Rabbi Nachman ben Isaak wandte ein: ‚Vielleicht bedeutet dieser Vers aber ja: ‚Sucht mich mit allen [Vorschriften der] Torah!‘ Aber auch dann kam ja immerhin Habakuk und dampfte sie zu einem ein, da es dort ja heißt ([[Habakuk 2#s4 |Hab 2,4]]): ‚Der Gerechte wird leben durch seinen Glauben.‘‘''“</ref> <br />
_Und nach Gilgal<ref name="gilgal">''Gilgal'' - Name einer Stadt Israels, in der sich ein weiteres wichtiges Heiligtum befand (s. [[Richter 3#s19 |Ri 3,19]]; [[1 Samuel 15#s21 |1 Sam 15,21]]; [[Hosea 12#s12 |Hos 12,12]]). W. „Steinhaufen-Steinhaufen“, vielleicht i.S.v. „Stein-Kreis“ (vgl. [[Josua 4#s20 |Jos 4,20-22]]).</ref> geht nicht<br />
_Und nach Beerscheba<ref name="beerscheba">''Beerscheba'' - Name einer Stadt im Südreich, in dem sich ebenfalls eine wichtige Kultstätte befand (s. [[Genesis 26#s25 |Gen 26,25]]; [[Genesis 46#s1 |46,1]]). Offenbar war es auch nach der Trennung von Israel und Juda noch üblich, dass Israeliten zu diesem Heiligtum „hinüberzogen“. W. „Brunnen der Sieben“ / „Brunnen des Schwurs“, vgl. [[Genesis 21#s22 |Gen 21,22-34]].</ref> zieht nicht hinüber,<br />
Denn Gilgal<ref name="gilgal"/> wird (ins Exil gehend ins Exil gehen=) ganz bestimmt ins Exil gehen<ref>Klangspiel: '''''g'''i'''lg'''a'''l g'''a'''l'''oh ji'''gl'''eh''. Wellhausen daher schön, aber wenig sinngemäß: „Gilgal wird zum Galgen gehen“; näher de Wette („Gilgal entgilt es mit Gefangenschaft“), auch Rudolph (ungefähr: „Für Gilgal gilt: Exil!“) und TUR („Gilgal wird gleich geleert“); ganz fern Ewald („Gilgal wird Galle weinen“) und B-R („der Ringwall, rings gewalzt wird er, abgewalzt“).</ref> <br />
_Und Bethel wird zur Nichtigkeit!“<ref>''Bethel'' + ''Nichtigkeit'' - Wahrscheinlich ein Sinnspiel: „Nichtigkeit“, heb. ''awen'', ist d.Ö. ein Schimpfwort für falsche Götzen (s. z.B. [[Jesaja 66#s3 |Jes 66,3]]). Dazu soll nun also gerade Bethel, das „Haus Gottes“, werden. Östlich von Bethel lag außerdem ein Ort namens „Beth Awen“ (W. „Haus der Nichtigkeit“; s. bes. [[Josua 7#s2 |Jos 7,2]]), was geradezu zu Wortspielen einlud – Hosea verwendet daher gleich „Beth Awen“, wenn er gegen Bethel polemisieren will (s. [[Hosea 4#s15 |Hos 4,15]]; [[Hosea 5#s8 |5,8]]; [[Hosea 10#s5 |10,5]]), was LUT 1545 + 1912 + 1984 (nicht mehr 2017) offenbar auch hier als ursprünglichen Text ansah („Beth-El wird Beth-Aven werden“). Vielleicht kann man diese Verballhornung wirklich auch schon für die Zeit des Am voraussetzen, so dass hier auch auf diese immerhin angespielt würde. Wellhausen jedenfalls deshalb sehr schön: „Bethel wird des Teufels werden“, weniger sinngemäß Rudolph: „Bethel ist einen Bettel wert“, ähnlich TUR („Bet-El wird zum Bettel“), ähnlich auch Ewald + MEN + NeÜ + SLT („Bethel [Gotteshaus] wird zum Unheilshause werden“) und B-R („Betel, das Gotteshaus, wird zur Argstätte“).</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|6}} [So] sucht [also] JHWH, (und lebt=) dann werdet ihr leben, <br />
_Damit er nicht entzünde (spalte, durchdringe, verbrenne, dareinfahre)<ref>'''tFN''': ''entzünde (spalte, durchdringe, verbrenne, dareinfahre)'' - Umstrittenes Wort. ''tsalach'' heißt sonst entweder „gelingen, gedeihen, gut zu gebrauchen sein“ oder ausschließlich dann, wenn der „Geist Gottes“ das Subjekt des Verbs ist, „eindringen, durchdringen“ (z.B. [[Richter 14#s6 |Ri 14,6]]). Im Aramäischen heißt es außerdem „spalten“, was die jüd. Exegeten ibn Janach, ibn Ezra und Kimchi auch hier verstehen („damit Gott das Haus Josefs nicht spalte wie Feuer“). Sonst ist diese Bed. im Heb. aber nicht belegt. Eine weitere Bed. des Wortes könnte dagegen nur in [[2 Samuel 19#s18 |2 Sam 19,18]] belegt sein, wo Personen Subjekt des Verbs sind und viele mit „eilen zu“ übersetzen. Hier ist dagegen Feuer das Subjekt des Verbs, in [[Jesus Sirach 8#s10 |Sir 8,10]] eine dann brennende Kohle sein Objekt. Entsprechend übersetzen hier LXX, VUL, Tg und Syr alle mit einem Wort für „anzünden, entbrennen“.<br />(a) Nur wenige Kommentare, aber die meisten Üss. orientieren sich an der Primärbed. des Verbs, z.B. EÜ: „Sonst dringt er in das Haus Josef ein wie ein Feuer“; Jeremias 1995: „Sonst durchdringt er das Haus Josef wie Feuer“. Aber wie gesagt, dies scheint eine Sonderbed. zu sein, die das Wort nur in Verbindung mit dem „Geist Gottes“ annimmt. (b) Eine ganze Reihe von Exegeten denkt stattdessen, dass das Wort tatsächlich etwas wie „brennen“ bedeuten müsse. (b1) Tawil 2012 und Paul 1991 verweisen daher auf einige hebräische, ugaritische und akkadische Wörter, die primär Verben der Bewegung sind, sekundär aber gleichzeitig die Bed. „brennen“ haben, und nehmen auf dieser Basis an, dass dies auch für dieses Wort gelte. Mit den primären Bedd. „gelingen“ und „eindringen“ passt unser Wort aber nicht sehr gut in dieses Muster; beide müssen daher ganz am unsicheren V. [[2 Samuel 19#s18 |2 Sam 19,18]] ansetzen und dem Wort dort die singuläre Bed. „eilen zu“ geben. (b2) Rudolph und Soggin setzen ein ''tsalach'' II an, das mit Akk. ''tselû'' „brennen“ verwandt sein soll, aber richtig Paul 1991, s. 165: Dieses akk. Wort heißt eigentlich „räuchern, rösten“ und hat außerdem bereits ein Kognat im heb. ''tsalah'' „rösten“. (b3) Eine dritte Gruppe von Exegeten korrigiert {{hebr}}יצלח כאש{{hebr ende}} zu {{hebr}}ישלח באש{{hebr ende}} „er sandte=verbrandte mit Feuer (das Haus Josefs)“ (vgl. [[Richter 20#s48 |Ri 20,48]]; [[2 Könige 8#s12 |2 Kön 8,12]]) oder zu {{hebr}}ישלח אש ב{{hebr ende}} „er sandte Feuer in (das Haus Josefs)“ (vgl. [[Ezechiel 39#s6 |Ez 39,6]]; [[Hosea 8#s14 |Hos 8,14]]); so z.B. Maag 1951, Mays 1969. (c) Eine weitere Gruppe von Exegeten schließlich setzt wie Tawil und Paul an der Sonderbed. (?) „eilen zu“ in [[2 Samuel 19#s18 |2 Sam 19,18]] an und lässt sich in der Üs. hiervon leiten, z.B. Ehrlich 1912: „Er wird dareinfahren wie Feuer“; Andersen/Freedman 1989 und Garrett 2008: „Lest he rush upon the House of Joseph like a flame“; Eidevall 2017: „Otherwise he will attack the house of Joseph like fire“.<br />Alles in allem ist keine dieser Positionen ganz unproblematisch; Sir 8,10 macht aber wirklich sehr wahrscheinlich, dass das Wort auch die Bed. „entzünden“ haben kann.</ref> wie {das}<ref>'''tFN''': ''wie {<s>das</s>} Feuer'' - W. „wie das Feuer“, eine heb. Stileigentümlichkeit: Anders als im Dt. wird dort in Vergleichen das Verglichene determiniert, während es im Dt. unbestimmt bliebe (s. ähnlich z.B. [[Psalm 33#s7 |Ps 33,7]]; [[Psalm 104#s6 |104,6]]; [[Hohelied 6#s5 |Hld 6,5]]; [[Hohelied 8#s6 |8,6]]; [[Klagelieder 2#s6 |Klg 2,6]].[[Klagelieder 2#s14 |14]]; [[Obadja #4 |Ob 4]] u.ö.).</ref> Feuer das Haus Josefs<ref name="Josef">''Haus Josefs'' (V. 6) + ''Überrest Josefs'' (V. 15) - Zu „Haus“ s. zu V. 1. Josef war einer der Söhne Israels/Jakobs, das „Haus Josefs“ also ein Teil des „Hauses Israel“, genauer nämlich das Kerngebiet im Zentrum des Nordreiches „Israel“, zu dem unter anderem Samaria und im 8. Jh. auch Bethel gehörte und in dem auch der Rumpfstaat „Ephraim“ lag, auf den Tiglath-Pileser das Nordreich reduziert hatte (s. die [https://offene-bibel.de/wiki/Amos Einleitung]). Gemeint ist also in V. 6: „Damit Gott nicht ''auch noch'' den Rest Israels vernichtet“, in V. 15: „Vielleicht wird Gott dann ja wenigstens diesem Rest Israels gnädig sein“.</ref> <br />
_das (frisst=) verbrennt, und niemand löscht für Bethel!<ref>'''Textkritik''': LXX und VL ändern zum nach „das Haus Josef“ glatteren „für das Haus Israel“. Doch Aq, Sym, VUL, Tg und Syr stützen den MT, der daher sicher ursprünglich ist. Viele ältere Exegeten folgten dennoch LXX (z.B. Houbigant, BHK, Cripps, Gordis, BHS); andere strichen einfach die Spezifikation (z.B. Wellhausen, Nowack, Mays, Rudolph). Die Variante der LXX läge merkwürdigerweise auch von der poetischen Struktur von Vv. 4-6 her näher, da diese Verse deutlich eine Ringkomposition bilden (s. z.B. de Waard 1977, S. 172 u.v.a.):<br /><br />
: So sprach JHWH '''zum Haus Israels''' (''lebet jißrael''):<br />
:: '''Sucht mich, dann werdet ihr leben!'''<br />
::: Aber sucht nicht auf '''Bethel'''<br />
:::: Und nach '''Gilgal''' geht nicht<br />
::::: Und nach Beerscheba zieht nicht hinüber,<br />
:::: Denn '''Gilgal''' wird ganz bestimmt ins Exil gehen<br />
::: Und '''Bethel''' wird zur Nichtigkeit.<br />
:: '''Sucht JHWH, dann werdet ihr leben!'''<br />
: Damit er nicht entzünde wie Feuer das Haus Josefs, das verbrennt, während niemand löscht ['''für das Haus Israels''' (''lebet jißrael'' statt ''lebet-el'')].<br /><br />
Dennoch, eine solche textkritische Operation wäre heute durchaus nicht mehr zulässig; wie dieses so naheliegende „Haus Israel“ derart einheitlich zu „Bethel“ verderbt worden sein sollte, ließe sich ja gar nicht erklären.</ref></poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|7}} Ihr Recht-in-Wermut-Verwandler,<ref>''Recht in Wermut verwandeln'' - Gut Driver 1915, S. 182: Durch sie entartet also das Recht, das eigentlich ein Instrument für das gute Leben sein soll, zu etwas Bitterem. Wie das funktionieren kann, zeigen Vv. 10-12.</ref><br />
_([Die] werfen=) Die ihr werft<ref>'''tFN''': Asyndetischer Relativsatz. Folgt ein solcher auf einen Vokativ, wird an diesen regelmäßig nicht mit einem Verb in der 2., sondern in der 3. Pers. angeschlossen. Vgl. z.B. [[Jesaja 54#s1 |Jes 54,1]]: „Sing, du Unfruchtbare, ([die] sie hat nicht empfangen=) die du nicht empfangen hast“ ; [[Zefanja 2#s1 |Zef 2,1]]: „Komm und versammele dich, oh Volk, ([das] es schämt sich nicht =) das du dich nicht schämst“ u.ö.; zum Phänomen vgl. Joosten 1993. Ähnlich übersetzen ohne Kommentar z.B. Jeremias, Niehaus. Dank dieser Konstruktion hat V. 7 eine sehr ähnliche Verbformen-Abfolge wie die folgenden Verse.<br />'''Andere Deutungen''': (1) Alternativ müsste man mit Ehrlich 1912, S. 240 den Artikel in 7a als Relativpartikel fassen, die sich auf „das Haus Josefs“ und „Bethel“ bezieht: „Damit er nicht entzünde wie Feuer das Haus Josefs, das verbrennt, während niemand löscht für Bethel, die Recht-in-Wermut-Verwandler [sind], [die] die Gerechtigkeit zu Boden werfen!“<br />(2) Die meisten korrigieren dagegen den Text ohne jeglichen Rückhalt in der Überlieferung:<br />(2a) Die meisten ergänzen ein „Wehe!“, nach dem V. 7 dann als klagender Ausruf „in der Luft hängen kann“: „Wehe über die, die das Recht in Wermut verwandeln!“<br />(2b) Ebenfalls nicht wenige schließlich verschieben den ganzen Vers, sodass V. 7 direkt an V. 10 anschließt („Die Recht-in-Wermut-Verwandler ... hassen im Tor den Käger.“).<br />(3) Andere Versuche, mit dem überlieferten Text zurechtzukommen, finden sich selten. Einigermaßen trifft es zumindest zu auf die Vorschläge von Mays und Anderson/Freedman einerseits und den von Eidevall andererseits, die dafür aber jeweils singuläre syntaktische Konstruktionen annehmen müssen:<br />(3a) Die einen glauben, auch ohne ein einleitendes „Wehe“, das man hier aber dennoch mithören müsse, könne der Vers als klagender Ausruf in der Luft hängen („[Oh,] die Recht-in-Wermut-Verwandler!“).<br />(3b) Der andere denkt, V. 7 sei Beginn des Satzes, der in V. 10 endet und in den Vv. 8f. als riesige Mehrsatz-Parenthese eingeschoben ist („Sie, die das Recht zu Wermut verwandeln, die ... – Er, der die Plejaden und den Orion machte, der ..., JHWH ist sein Name! Er, der Verwüstung aufblitzen lässt... – diese also, sie hassen...“). Beides ist sehr unwahrscheinlich.</ref> die Gerechtigkeit auf die Erde!<ref>Prosopopoeia: Wie oben Samaria als Mensch dargestellt wurde, der „zu Boden fallen“ kann, so hier die „Gerechtigkeit“, die „auf die Erde geworfen wird“. Nachträglich erweist sich so der Sturz Samarias als Umkehrstrafe: Er wird so geschehen, wie er geschehen wird, weil die Israeliten so handeln, wie sie eben handeln.<br />Zum Zhg. von Vv. 7.8f. gut Hitzig und Keil: „Den Gedankenzusammenhang zwischen v. 8 u. 7 hat Hitzig richtig so angegeben: ‚Sie tun also, während Jehova der Allmächtige ist und plötzlich Verderben über sie bringen kann.‘“ (Keil 1866, S. 200). Vv. 7.8 werden zusätzlich zusammengeschlossen durch die selbe Verbformensequenz (s. zu 8c), die in beiden Vv. aber eine us. Funktion hat, und durch die Wiederholung der Worte „verwandeln“ und „Erde“.</ref><br />
{{S|8}} [Er ist] der Plejaden-und-Orion-Macher,<ref>''Plejaden'' und ''Orion'', im Heb. w. „der Haufen“ und „der Narr“, sind zwei benachbarte Sternbilder. Sie sind nicht zusammen mit der Rede vom Wechsel von Tag und Nacht in Zeile b-c ein eigenes Thema neben dem zweiten Thema des Regen-Machens in Zeilen d-e, sondern besonders die Plejaden, ein sehr heller Sternhaufen (daher eben heb. ''kimah'', „Haufen“) aus sieben Sternen, waren im Alten Israel mit dem Regen und den Gezeiten assoziiert. Nach ältester Vorstellung führten sie wohl Regen und Flut ähnlich herbei, wie in Ägypten der Stern Sirius die Nilschwemme herbeiführte, und wurden daher noch lange als Götter verehrt (s. bes. [[2 Könige 23#s5 |2 Kön 23,5]]). In [[Richter 5#s21 |Ri 5,21]] ist daher das starke Strömen des Kischon wahrscheinlich nicht etwa unabhängig vom „Kampf der Sterne“ mit Sisera in Ri 5,20, sondern gerade die ''Waffe'' der Sterne. Später wandelte sich die Vorstellung dann dahin, dass Gott sich der Sterne als Instrumenten bediente, um Einfluss auf Regen und Gezeiten zu nehmen; daher beginnt eben hier der Vers mit der Rede von den Plejaden und dem Orion und endet mit der Rede von Ebbe und Regen; ebenso steht in [[Ijob 38#s25 |Ijob 38,25-35]] ein kurzer Abschnitt über die Sterne zwischen zwei Abschnitten über Witterung und Gezeiten. V. 8 beleuchtet daher mehrere Aspekte nur eines Themas: JHWH spendet den Regen – zum einen nämlich mittelbar insofern, als er die unmittelbar den Regen herbeiführenden Gestirne geschaffen hat und ihnen mit der Nacht einen eigenen Herrschaftsbereich einräumt, zum anderen selbst unmittelbar, insofern er zunächst die Meerwasser verdunsten lässt und dann wieder über die Erde ausgießt (eine mythische und eine quasi naturwissenschaftliche Erklärung des Regens werden hier also nebeneinander genannt. Dazu, dass auch im Alten Israel hier an Meerwasser gedacht werden konnte und nicht an Wasser des Himmelsmeeres gedacht worden sein musste, wie Koch 1974, S. 518 meint – was aber auch möglich wäre – vgl. die Deutung von [[Genesis 2#s6 |Gen 2,6]] durch Rabbi Eliezer (1. Jh. n. Chr.) in b.Taan 9b: „''Es wird gelehrt, dass Rabbi Eliezer sagte: ‚Die ganze Welt trinkt von den Wassern des Ozeans, wie es ja heißt: ‚Nebel stieg von der Erde auf und bewässerte die ganze Erdoberfläche‘ (Gen 2,6).‘ Rabbi Jehoschua wandte ein: ‚Aber die Wasser des Ozeans sind salzig!‘ Er antwortete: ‚Sie werden in den Wolken noch gesüßt.‘''“). V. 8 ist damit Vorbereitung der ersten Hälfte von V. 11, wie V. 9 die zweite Hälfte vorbereitet; s. dort.<br /><br />
Die Identität des „Narren“ als Orion ist leicht umstritten; Dalman in AuS I, S. 486-489 und z.B. auch Koch 1974, S. 518f. halten ihn stattdessen für den Sirius. Ihre Gründe sind gut, die Identität des „Narren“ ist aufgrund der übereinstimmenden Üss. in mehreren alten Vrs. aber fast sicher (vgl. dazu z.B. den entsprechenden Abschnitt in [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/30478/#h8 Sterne / Sternbilder / Sterndeutung (WiBiLex)]).<br /><br />
'''Genauer''': Weil der Zusammenhang der Plejaden mit dem Regen auch in der atl. Exegese nicht allgemein bekannt ist, seien hier einige Hintergründe und Belegstellen aus den rab. Schriften zusammengetragen.<br />Wann sich Sternbilder wo zeigen, hängt vom Ort der Himmelsbeobachtung und von der Jahreszeit ab; im Alten Orient dienten die Sterne daher allgemein und häufig als Zeitmesser und galten als Einflüsse auf die jahreszeitentypischen Witterungsverhältnisse. Neben dem Zeitraum, während dem ein Sternbild gar nicht zu sehen war, weil es zeitgleich mit der Sonne am Himmel stand, schenkte man v.a. in alten ägyptischen und sumerischen Texten besonders drei Zeitpunkten besondere Aufmerksamkeit: (1) Dem Zeitpunkt des „Aufgangs“ eines Sternbildes – dem Zeitpunkt also, an dem sich das Sternbild das erste Mal im Jahr wieder kurz am Morgen am Himmel zeigt, bevor die Sonne aufgeht (der sog. „heliakische Aufgang“), (2) dem Zeitpunkt, zu dem das erste Mal das Sternbild bereits mit Sonnenuntergang sichtbar ist („akronychischer Aufgang“), und schließlich (3) einem zwischen (1) und (2) liegenden Zeitpunkt, zu dem dieses Sternbild beim Sonnenuntergang „im Zenit“ steht („akronychische Kulmination“).<br />Mit dem [https://astro.unl.edu/nativeapps/ Heliacal Rising Simulator] der Uni Nebraska lassen sich diese Daten für das heutige Israel komfortabel berechnen, wegen der Präzession der Erde muss man für die Verfassungszeit des Amosbuches aber etwa einen Monat abziehen (vgl. zum Phänomen schön verständlich [https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/begriffe/H/Hundstage_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Puls 1998]). Danach wären die Plejaden zur Abfassungszeit des Amosbuches nur im April fast gar nicht zu sehen gewesen, weil sie zeitgleich mit der Sonne am Himmel standen. Um den 18. April zeigten sie sich das erste Mal kurz am Morgenhimmel, bevor die Sonne aufging (1), und dieser Zeitpunkt des Aufgangs der Plejaden rückte dann jeden Tag um vier Minuten nach vorne, bis sie Ende September schon mit Einbruch der Abenddämmerung sichtbar waren, dann die ganze Nacht hindurch am Himmel standen und erst nach 8 Uhr und damit nach Sonnenaufgang für das menschliche Auge unsichtbar untergingen (2). Anfang Januar standen sie außerdem zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs im Zenit (3). Beim Orion liegen diese Zeitpunkte alle etwa 1,5 Monate später; sicher schon mal nicht korrekt ist daher, was in manchen Kommentaren und Aufsätzen zu lesen ist – dass die Plejaden den Winter und der Orion den Sommer signalisieren / herbeiführen.<br />Weil in Israel die für den Ackerbau wichtige Regenzeit gegen Ende September/Anfang Oktober und damit etwa zeitgleich mit dem akronychischen Aufgang der Plejaden einsetzte, wurden die Plejaden zum Signal für den Beginn der Regenzeit. In b.RH 11b-12a wird daher die Regenzeit vom Stand der Plejaden her bestimmt: „''Rabbi Yehoschua sagte: ‚[Die Flut geschah] am siebzehnten Ijjar, einem Tag, an dem die Plejaden am Tag untergehen und die Quellen beginnen, weniger Wasser zu geben [, also in der Dürreperiode vor September].‘ Rabbi Eliezer [widersprach]: ‚Sie geschah am siebzehnten Marcheschvan, einem Tag, an dem die Plejaden am Tag ''aufgehen'' und die Quellen daher gerade aufgefüllt werden [also in der Regenperiode].‘''“ Beide stimmen aber darin überein, dass Gott die Flut herbeigeführt habe, indem er Einfluss auf die Plejaden ausgeübt haben; ebenso b.Ber 59a: „''Als der Heilige, gelobt sei er, die Flut über die Welt bringen wollte, nahm er zwei Sterne der Plejaden und brachte die Flut über die Welt.''“ (vgl. zu diesen Stellen gut auch [https://www.academia.edu/14959220/The_Pleiades_The_Flood_and_the_Jewish_New_Year Robbins 1999]. Wie sie auf ihre Daten auf S. 339 kommt, legt sie leider nicht offen). Vgl. schließlich JosAnt 13.8.2, wo Josephus von Regenfällen berichtet, die „[erst] mit dem ''Untergang'' der Plejaden einsetzten“, weshalb der belagerte Hyrcanus Durst leiden musste. Gemeint ist wahrscheinlich, dass dieses Jahr ein Dürrejahr war, und erst ein Frühlingsregen im April den Belagerten Erleichterung brachte – doch selbst dies wird an den Lauf der Plejaden gekoppelt.<br />Verwandt hiermit ist, dass die akronychische Kulmination der Plejaden Anfang Januar zum Signal des Endes der Pflanzzeit und des Beginns der Zeit des Wachsens der Pflanzen wurde (zu den Aussaatzeiten der wichtigsten Feldfrüchte vgl. [https://www.bibelwissenschaft.de/fileadmin/buh_bibelmodul/media/wibi/table/WILAT_Tab_Ackerbau.htm die Tabelle in Ackerbau (WiBiLex)]). Vgl. b.BM 106b: „''Bis wann [geht die Pflanz-Zeit]? Rabbi Pappa sagte: Bis der Bauer vom Feld kommt und die Plejaden [dann] über seinem Kopf scheinen [also zum Zeitpunkt ihrer akronychischen Kulmination Anfang Januar].''“<br />Ähnlich verwandt ist wohl auch Midrasch BerR x 6: „''Rabbi Simon sagte: ‚Es gibt kein einziges Kraut oder Gewürz ohne ein eigenes Sternbild, das es anreizt und ihm zu wachsen befiehlt.‘ [...] Rabbi Chanina bar Pappa und Rabbi Simon [deuteten [[Ijob 38#s31 |Ijob 38,31]]]: ‚Die Plejaden reizen die Früchte auf[, regen also ihr Wachstum an].‘''“ – was letztlich wohl naturwissenschaftlich gesehen nur heißt, dass sie ab dem Zeitpunkt der Plejaden-Kulmination im Januar und bis zu ihrem Untergang im April am schnellsten wachsen.</ref><br />
_Der zum-Morgen-die-Dunkelheit-Verwandler,<br />
_[Der, der]<ref name="Partizip">'''tFN''': Zur zweimaligen Fortsetzung des Partizips durch Waw-X-Qatal oder Waw-X-Yiqtol s. den [https://offene-bibel.de/wiki/Kommentar:Amos_2#s7 Kommentar zu Am 2,7].</ref> den Tag [zur] Nacht verfinstert (verfinsterte),<br />
Der Meereswasser-Rufer<br />
_[Der] sie [dann] ausgießt auf die Oberfläche der Erde!<ref>W. „[Er ist] der Rufende der Meereswasser und gießt sie dann aus...; JHWH ist sein Name!“</ref><br />
JHWH ist sein Name!<br />
{{S|9}} [Er ist] der über-dem-Starken (der Burg)<ref>'''tFN''': ''der Starke (die Burg)'' - Heb. {{hebr}}עָז{{hebr ende}}, entweder Pausalform von {{hebr}}עַז{{hebr ende}} „der Starke“ oder von {{hebr}}עֹז{{hebr ende}} „das Starke, die Burg“. Einige Exegeten (z.B. Andersen/Freedman, Eidevall, Hammershaimb, Maag, Mays, Reimer 1992, S. 103) und ZÜR31 wählen die zweite Variante, in dt. Üss. viel verbreiteter ist die Variante „über Starke“. Das ist auch gut so; mit der Variante „Burg“ würden 9a und 9b ja nicht nur gut zusammenpassen, sondern 9b wäre in solchem Maße gleichbedeutend mit 9a, dass die Zeile ganz redundant wäre.</ref>-Verwüstung (Zerstörung)-aufblitzen-Lasser (...-Verwüstung-Lächler),<ref>'''tFN''': ''...-Verwüstung-aufblitzen-Lasser (...-Verwüstung-Lächler)'' - unsicheres Wort. Das Wort ''balag'' ist wohl verwandt mit arab. ''balağa'' „glänzen, leuchten“. In der Bibel steht es sonst nur noch in [[Ijob 9#s27 |Ijob 9,27]]; [[Ijob 10#s20 |10,20]]; [[Psalm 39#s13 |Ps 39,13]] und bedeutet nach dem Kontext dort stets „aufheitern, erholen“. So deuten hier frei auch Aq, Sym, VUL und Saadja (z.B. VUL: ''qui subridet vastitatem super robustum'' „der Verwüstung über den Starken spottet“, ''via'' „aufheitern“). Ähnlich glauben Garrett 2008 und Jeon 2015, das Wort könne hier in dieser Bed. wörtlich, aber ironisch verwendet werden: „Verwüstung auf den Starken herablächeln“. Die meisten glauben aber besser, dass das Wort hier näher an seinem arabischen Kognat liegt als bei den anderen drei Stellen und etwas bedeutet wie „aufleuchten, aufblitzen, plötzlich erscheinen“, was auch im Mittelhebräischen häufig und im Neuhebräischen ausschließlich die Bed. dieses Wortes ist (so z.B. Keil, Gordis, Rudolph, Soggin, Eidevall, Ges18, KBL3). Daneben sind viele verschiedene Textkorrekturen verbreitet; am häufigsten nach LXX, die mit „der zuteilt“ übersetzt, von {{hebr}}המבליג{{hebr ende}} zu {{hebr}}המבדיל{{hebr ende}} (z.B. Andersen/Freedman, Wolff) oder {{hebr}}המפליג{{hebr ende}} (so z.B. BHS, Paul; beides zur Not: „der zuteilt“), daher HER05: „Verderben bestellt er über den Starken“; verbreitet auch {{hebr}}המפיל{{hebr ende}} „der herabsendet“ (so z.B. Marti, Mays), weshalb wahrscheinlich H-R: „Er läßt Verderben über die Starken kommen“, R-S: „Vernichtung bringt er starken Plätzen“, ZÜR31: „ER lässt Verderben auf die Burgen fallen“.<br /><br />
'''Textkritik''': Eine verblüffende Textkorrektur sei bei dieser Gelegenheit noch erwähnt: Ohne irgendeinen Anhalt in der Überlieferungsgeschichte des Textes liest Hoffmann 1883 statt ''schod'' „Vernichtung“ jeweils ''schor'' „Bulle“ und vokalisiert außerdem ''´az'' „Burg“ als ''´ez'' „Ziege“ und ''mibtsar'' „Festung“ als ''mebatser'' „Weinleser“ (was nicht einmal die Bed. des Wortes sein kann, vgl. Zalcman 1981, S. 55f.) und kommt so zu der völlig anderen Übersetzung „der den Bullen direkt nach der Ziege aufgehen / und den Bullen direkt nach dem Weinleser untergehen lässt“. V. 9 wäre dann also noch einmal ein nachgeschobener Astronomie-Abschnitt, denn „der Bulle“ soll das Sternbild Taurus, „die Ziege“ das Sternbild Capella und „der Weinleser“ das Sternbild Vindemiatrix sein. Ganz verblüffend hat er damit ziemlich viele Anhänger gefunden, z.B. BHK, BHS, Driver 1953, S. 209; Maag, Snaith, Cripps, NEB; so tatsächlich auch noch Ges18, S. 151. Ähnlich auch Duhm, Nowack und Greßmann, die noch einen Schritt weiter gehen und zusätzlich zunächst das zweite ''schod'' nach LXX als ''scheber'' lesen (s. nächste FN) und dann ''scheber'' zu ''schebo'' „Edelstein“ emendieren, das dann für das Sternbild Gemma stehen soll.<br />Dass sich dieser Vorschlag so immer noch in Ges18 findet, ist klar ein Anachronismus; derartige textkritische Operationen entsprechen mitnichten mehr den Normen der Textkritik.</ref> <br />
_[Der, der]<ref name="Partizip" /> Verwüstung (Zerstörung)<ref>'''Textkritik''': Das selbe Wort wie in Zeile a. Das ist ungewöhnlich, aber vgl. allein im Am noch [[Amos 3#s9 |Am 3,9]]; [[Amos 9#s5 |9,5]] – möglich ist es schon. Hinzu kommt aber, dass LXX die beiden Worte mit zwei unterschiedlichen griechischen Worten übersetzt: ''syntrimmon ... talaiporian'' „Verwüstung und Mühsal“. Das könnte darauf weisen, dass ursprünglich statt dem zweiten ''schod'' ein anderes Wort im Urtext stand; vermutlich dann ''scheber'' („Bruch, Zusammenbruch“. Vgl. [[Jesaja 60#s18 |Jes 60,18]]: ''schod wascheber'' = ''syntrimma kai talaiporia''). Auch dieses Indiz ist aber nicht eindeutig; vgl. [[Jeremia 4#s20 |Jer 4,20]]: ''scheber ´al-scheber'' = ''talaiporia kai syntrimmon''. LXX könnte also ebenso gut aufgrund anderer stilistischer Normen tatsächlich die beiden identischen Worte durch zwei unterschiedliche übersetzt haben, so dass letztlich keine der alten Vrs. wirklich eindeutig einen anderen Urtext bezeugt. Ältere Exegeten hielten dennoch häufig ''scheber'' statt dem zweiten ''schod'' für ursprünglich, woraus sich wahrscheinlich die vielen Varianten in dt. Üss. erklären, die hier mit us. Wörtern übersetzen. Bspp: HER05: „Verderben + Vernichtung“, MEN + NeÜ: „Vernichtung + Verwüstung“, PAT: „Verderben + Zerstörung“.<br />Auch die alten Rabbinen hat diese Wortwiederholung offenbar gestört, weshalb sie das erste „Zerstörung“ konkreter als „Zerstörer“ ausgedeutet haben: Als das Fabelwesen ''Schamir'', einen Wurm, der sich durch Holz, Stein und Eisen fressen konnte und den man, um ihn davon abzuhalten, in eine mit Gerstenkleie gefüllte Bleiröhre sperren musste (j.Sot ix 13).</ref> über die Festung (befestigte Stadt) bringen wird (bringen will, bringt, und Verwüstung kommt)<ref>'''Textkritik''': ''er wird bringen (will bringen, bringt, es kommt)'' - MT wie in der letzten Alternativüs.: ''jbw'' „kommt“. Alle anderen Textzeugen (LXX, Sym, VUL, Tg, Syr) übersetzen aber mit „bringt“, was eine Textvorlage ''jbj'' nahelegt. Bei einer so einheitlichen Bezeugung ist sicher ''jbj'' als die ursprünglichere Variante einzuschätzen; so z.B. auch BHS (BHQ entscheidet sich nicht), Mays, Gordis, Rudolph, Soggin, Paul, Jeremias. MT für ursprünglicher halten aber z.B. auch die wichtigen Kommentare von Wolff, Andersen/Freedman, Garrett, Eidevall u.a.</ref>[, indem er spricht:]<ref>''[indem er spricht:]'' - Die folgenden Vv. 10-13 sind anders als die vorangehenden Verse gattungsmäßig klar ein Urteilsspruch, der aber thematisch eng mit diesen Versen zusammenhängt (s. die Anmerkungen). Wahrscheinlich sind daher Vv. 10-13 wörtliche Rede Gottes und als solche die wörtliche Ausführung des Urteils, ''mit dem'' JHWH Verwüstung über die Festung bringt.</ref> </poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|10}} „Sie hassen im Tor den Kläger (Richter)<ref>[[Datei:TelBeershebaplan.jpg|mini|rechts|Stadtplan des alten Beersheba. (c) https://www.biblewalks.com/telbeersheba]]''Tor'' + ''Kläger (Richter)'' - Übersetze etwa: „Sie hassen, wer vor Gericht sein Recht einklagen will“. Größere Städte im Alten Israel hatten als ''Tore'' häufig nicht nur größere Türen, sondern die Stadttore waren ein relativ großflächiger architektonischer Komplex (für ein Bsp. s. rechts). Versammlungen wurden daher nicht auf dem Stadtplatz, sondern „in den Toren“ abgehalten (s. z.B. [[Nehemia 8#s1 |Neh 8,1]]; [[2 Chroniken 32#s6 |2 Chr 32,6]]). Auch die Rechtsprechung im Alten Israel fand daher meist „im Tor“ statt (s. z.B. [[Deuteronomium 21#s18 |Dtn 21,18-20]]; [[Deuteronomium 25#s7 |25,7-9]]; [[Rut 4]]). An dieses Szenario hat man hier also zu denken.<br />Welche Funktion in diesem Rechtssystem der ''mokiach'' hatte, ist unsicher. Das Verb ''jakach'' kann zu Beginn eines Konflikts „tadeln, anklagen, zur Rede stellen“ bedeuten (s. z.B. [[Genesis 21#s25 |Gen 21,25]]; [[Ijob 6#s25 |Ijob 6,25f.]]; [[Ijob 13#s3 |13,3]]; [[Ijob 22#s4 |22,4]]; [[Ijob 40#s2 |40,2]]), am Ende eines Konflikts aber auch „richten; feststellen, was Recht ist“ und in der Folge sogar „bestrafen“ (s. bes. [[Sprichwörter 24#s24 |Spr 24,24f.]]; z.B. auch [[Genesis 31#s37 |Gen 31,37]]; [[1 Chroniken 12#s17 |1 Chr 12,17]]; [[Ijob 13#s10 |Ijob 13,10]]; [[Ijob 23#s7 |23,7]]; [[Psalm 6#s2 |Ps 6,2]]; vgl. Boecker 1970, S. 45-47). Entsprechend könnte ein ''mokiach'' theoretisch entweder ein „Ankläger“ (z.B. PAT: „Anwalt“; TUR: „der, der im Tor rügt“) oder ein „Richter“ sein (z.B. NL: „Richter“; LUT 17 + SLT: „der, der im Tor Recht spricht“; ZÜR: „der, der den Entscheid fällt“). Führt man sich vor Augen, dass ein Rechtsstreit im Alten Israel üblicherweise von den streitenden Parteien selbst vor die Richtenden getragen wurden (s. nur die drei obigen Beispielstellen), wird es aber wahrscheinlich kein eigenes Ankläger- oder Anwalts-„Amt“ gegeben haben; genauer hat man also entweder zu denken an einen ungerecht Behandelten, der seine eigene gerechte Sache vor Gericht bringen will, oder eben an den Richter im Tor. V. 12 macht dann die erste Möglichkeit wahrscheinlicher. Außerdem deshalb: Im Alten Israel gab es natürlich keine hauptamtlichen Richter, sondern das Recht wurde üblicherweise von den „Ältesten“ gesprochen, also von respektablen Bürgern einer Stadt, die nebenbei als eine Art Schöffen fungierten. Und richtig dann Fleischer 1989, S. 155: „Da anzunehmen ist, daß die Adressaten der Anklagen des Amos, die allem Anschein nach der Oberschicht zugehören, selbst aufgrund ihrer Position die Richterfunktion am Tor an sich gerissen haben, wäre die Rede vom ‚Haß auf den Richter‘ verwunderlich.“</ref><br />
_Und verabscheuen den aufrichtig (untadelig) Sprechenden (das aufrichtig Gesprochene).<ref>'''Textkritik''': ''den aufrichtig Sprechenden (das aufrichtig Gesprochene)'' - Die heb. Konsonanten ''dbr tmjm'' lassen beide Möglichkeiten zu, da ''dbr'' sich sowohl als ''dober'' „Sprechender“ als auch als ''dabar'' „Gesprochenes“ vokalisieren ließe. MT vereindeutigt durch Vokalisierung und VUL, Tg und Syr durch Üs. zu „Sprechender“, LXX, Theod und Sym dagegen durch Üs. zu „Gesprochenes“. Nach 10a war mit den Konsonanten wahrscheinlicher die erste Variante angezielt als die zweite.</ref><br />
{{S|11}} Darum:<ref>''Darum:'' - d.h.: „Darum gilt für euch dieses Urteil Gottes:“</ref> Weil ihr trampelt auf dem (zertrampelt den, Getreide eintreibt vom)<ref>'''tFN''': ''trampeln (zertrampeln, Getreide eintreiben)'' - Unsicheres Wort. Die Versionen helfen auch nicht weiter: LXX und Syr übersetzen wie in [[Amos 2#s7 |Am 2,7]] mit „niederprügeln“, VUL und Tg wohl via ''bzz'' als „ausplündern“. Heb. hat die Konsonanten ''bšskm'', ein zugrundeliegendes Verb ''bšs'' ist aber sonst nicht mehr belegt. Zwei Deutungen sind verbreitet: Die einen halten nach Wellhausen 1893, S. 81 ''bšs'' für ein angezieltes ''b(w)s'' („trampeln“), das fälschlich als ''bš'' geschrieben und dann zu ''bs'' korrigiert wurde, wonach dann die beiden Varianten ''š'' und ''s'' beide als Konflation in den Text geraten wären (wie dies sicher ebenso geschah bei ''npjšsjs'' in [[Nehemia 7#s52 |Neh 7,52]] und bei ''´mšsj'' in [[Nehemia 11#s13 |Neh 11,13]]). Ältere Exegeten hielten alternativ ''bšs'' nur für eine dialektale Nebenform oder Verschreibung von ''bss'' (Polel von ''b(w)s'': „zertrampeln“; so z.B. schon Vater 1810, Keil 1866, ähnlich bereits Raschi, Kimchi). So z.B. B-R: „Weil ihr den Armen zertrampelt“ NL: „Ihr tretet die Armen in den Staub“; MEN + SLT: „Weil ihr den Geringen niedertretet“. Die anderen wollen mit Torczyner 1936, S. 6f. das Wort herleiten vom akkadischen ''šbš'' („Getreideabgaben erheben“), das so ins Hebräische gewandert wäre, dass sowohl Konsonantenwechsel (''šbš'' > ''šbs'') als auch Metathesis (''šbs'' > ''bšs'') stattgefunden hätte. Gemeint wären dann wieder Abgaben von landwirtschaftlichen Subunternehmern, die ihr Land von Großgrundbesitzern pachteten und dafür hohe Abgaben zu zahlen hatten, s. zu [[Amos 2#s8 |Am 2,8]]. So z.B. BB: „Ihr fordert Pachtzinsen von dem Hilflosen“; EÜ: „Weil ihr vom Hilflosen Pachtgeld annehmt“; NeÜ: „Weil ihr vom Hilflosen Pachtgeld verlangt“; ZÜR: „Weil ihr dem Hilflosen Pachtzins auferlegt“. Beides ist nicht unproblematisch und erschwerend kommt hinzu, dass weder das akkadische Wort ''šbš'' noch das hebräische Wort ''b(w)s'' sonst wie hier mit der Präp. ''´al'' belegt sind. Die zweite Variante ist aber wohl nur deshalb so beliebt, weil sie so gut zu der üblichen Übersetzung „Korn-Abgaben“ in der nächsten Zeile passt, womit man diese Zeile aber missverstehen dürfte (s. gleich); vorzuziehen ist daher sehr wahrscheinlich die erste Variante.</ref> Armen<br />
_Und Korn-Darbringungen (erlesene Geschenke, Korn-Abgaben?)<ref>''Korn-Darbringungen (erlesene Geschenke, Korn-Abgaben?)'' - Üblicherweise übersetzt entsprechend der zweiten Alternativüs. Zu „Korn“ vs. „erlesen“ s.u. Für die Üs. „Abgaben“ orientiert man sich am punischen Kognat, das „Abgabe“ heißt, und an [[2 Chroniken 24#s6 |2 Chr 24,6.9]], wo das Wort oft als „Steuern“ gedeutet wird („Warum hast du die Leviten nicht aufgefordert, aus Juda und Jerusalem zu bringen die ''maß`et'' des Mose und der Versammlung Israels für das Zelt des Zeugnisses? ... Da rief man aus, dass man JHWH die Mose-''maß`et'' Israels in der Wüste darbringen sollte.“). Effektiv geht es dort zwar wirklich um eine Steuer, da mit dieser Eintreibung jährlich der Tempel renoviert werden soll; was Mose den Israeliten nach [[Exodus 30#s12 |Ex 30,12-16]] auferlegte, war aber keine Steuer, sondern ein jährlich zu entrichtendes monetäres Sündopfer für JHWH, wie ähnlich auch das fragliche Wort selbst in [[Ezechiel 20#s40 |Ez 20,40]] für ein Opfer für JHWH gebraucht wird. Man darf diese „Abgabe“ also nicht als „Steuer“ im eigentlichen Sinne verstehen, und entsprechend heißt das Wort häufiger (ungeschuldetes!) „Geschenk“ oder „Ehrengabe“ s. [[Genesis 43#s34 |Gen 43,34]]; [[2 Samuel 11#s8 |2 Sam 11,8]]; [[Esther 2#s18 |Est 2,18]]; [[Jeremia 40#s5 |Jer 40,5]]. Gemeint sind damit also wahrscheinlich nicht ordentliche Pachtzinsen, zu denen man sich hinzudenken muss, dass diese häufig exorbitant hoch waren, sondern im Gegenteil ''unordentliche'' Abgaben, die die Armen den Angeklagten geben mussten, ohne dass sie diesen zugestanden hätten. Orientiert man sich am MT mit ''bar''=„Korn“ (aber s. gleich), ist hier also vom Selben die Rede wie in [[Amos 2#s8 |Am 2,8]]: Reiche Großgrundbesitzer bereichern sich an Armen noch zusätzlich zu den ohnehin schon exorbitant hohen Pachtzinsen für ihre Kornfelder, weshalb diese dann z.B. auch noch selbst ihre Mäntel pfänden mussten.<br /><br />
'''Textkritik''': MT hat ''bar'' „Korn“. Das lässt sich allerdings durch keine der Vrss. stützen: LXX und Syr setzen statt ''br'' „Korn“ ''brrwt'' voraus (oder ''brr'', wenn defektiv [wie dies LXX und Syr auch für ''mß`t'' voraussetzen und daher stattdessen entsprechend ''mß`wt'' deuten] und wenn ''t-'' des folgenden ''tiqchu'' shared consonant ist: {{hebr}}מַשְׂאֹת בְרֻרֹ תִּקְחוּ{{hebr ende}}), VUL ''brr'', LXX und Syr also den Pl. und VUL den Sg. von ''brr'' („ausgewählt sein, auserlesen sein“, s. [[1 Chroniken 7#s40 |1 Chr 7,30]]; [[1 Chroniken 9#s22 |9,22]]; [[1 Chroniken 16#s41 |16,41]]; [[Nehemia 5#s18 |Neh 5,18]]). Daher LXX + Syr: „auserlesene Geschenke“, VUL: „auserwählte Beute“. Tg dürfte den selben Text vorliegen gehabt haben, dann aber wie VUL gedeutet und frei mit ähnlichen Worten wie im folgenden Vers übersetzt haben: „ergaunertes Geld“. Kommentare und Üss. und daher auch OfBi folgen sehr einheitlich dem MT, an sich spricht die Evidenz aber recht stark für ein ursprüngliches ''brr'' statt ''br''. Gemeint wäre dann etwas wie „Weil ihr gleichzeitig zum Einen die Armen ausnehmt und zum Anderen auch noch erlesene Geschenke von ihnen annehmt, gilt für euch: ...“.</ref> nehmt von ihm[, gilt]:<br />
Häuser aus behauenen [Steinen]<ref>''Häuser aus behauenen [Steinen]'' - Also protzigen Gebäuden im Vergleich zu den Lehmziegel- oder Feldstein-Hütten, in denen viele Israeliten wohnten.</ref> habt ihr gebaut,<br />
_Aber ihr werdet nicht wohnen in ihnen;<br />
Köstliche Weingärten habt ihr gepflanzt,<br />
_Aber ihr werdet nicht trinken ihren Wein!<ref>[[Datei:Belagerungskrieg.png|mini|rechts|Assyrer fällen nach Belagerungssieg Dattelpalmen der unterlegenen Stadt. (c) Paterson 1912: Assyrian Sculptures. S. 13.]]''11c-f'' ist der sog. „Vergeblichkeitsfluch“, der in der Bibel häufig verwendet oder auf den zumindest angespielt wird. S. noch [[Amos 9#s14 |Am 9,14]]; auch [[Deuteronomium 20#s5 |Dtn 20,5f.]]; [[Deuteronomium 28#s30 |28,30]].[[Deuteronomium 28#s39 |39]]; [[Jesaja 65#s21 |Jes 65,21f.]]; [[Jeremia 29#s5 |Jer 29,5]].[[Jeremia 29#s28 |28]]; [[Jeremia 31#s4 |31,4]]; [[Ezechiel 28#s26 |Ez 28,26]]; [[Ezechiel 36#s36 |36,36]]; [[Micha 6#s15 |Mi 6,15]]; [[Zefanja 1#s13 |Zef 1,13]]. Smoak 2008 hat einen längeren Artikel über diesen Fluch verfasst; er glaubt, dieser Fluch sei aufgekommen, als die Assyrer den Belagerungskrieg „erfanden“, bei dem nach dem Sieg nicht nur die Stadt geschleift, sondern außerdem auch die umliegenden Gärten und Felder verwüstet wurden (für eine Abbildung s. rechts). Diese Kriegstaktik gab es aber bereits viele Jahre zuvor z.B. bei den Ägyptern, s. z.B. den Bericht von Pharao Pepis Offizier Uni: „''Die Armee kehrte sicher zurück, nachdem ich ihre Stadtmauern einstürzen lassen hatte. Die Armee kehrte sicher zurück, nachdem ich ihre Feigenbäume und Weinstöcke niedergemäht hatte. Die Armee kehrte sicher zurück, nachdem ich Feuer an all ihre Behausungen gelegt hatte.''“ (nach ANET 228). Oder s. die Drohung auf der Kriegsstele des Ka-mose: „''Du Ruchloser, du elender Aamu! Sieh! Ich trinke vom Wein deines Weingartens! ... Ich vernichte deinen Wohnsitz! Ich haue deine Bäume um!''“ (TUAT I/6, S. 531).<br />Solche Kriegstaktiken könnten wirklich der Ursprung dieses Fluches sein; mitgehört werden müsste also jeweils: „Du wirst das Haus, das du gebaut hast, nicht bewohnen, [weil es vernichtet werden wird]. Du wirst den Wein der Weingärten, die du gepflanzt hast, nicht trinken, [weil sie zerstört werden werden].“ In unserem Kontext ist aber ja klar, warum die Angeklagten ihre Häuser nicht bewohnen und ihre Ernten nicht einholen können werden: Weil ''Gott'' der Herr des Regens ist und als solcher ihre Weingärten verdorren lassen wird, und weil ''Gott'' außerdem ihre „Festungen“ vernichten werden wird (s. Vv. 8f.; s. ähnlich [[Amos 4#s7 |Am 4,7-9.11]]).</ref></poem><br />
<br />
<poem>{{S|12}} Denn ich weiß, wie vielfältig eure Verbrechen [sind]<br />
_Und [wie] zahlreich eure Sünden:<br />
Gerechten-Bedränger, Bußgeld (Schweigegeld)<ref>''Bußgeld (Schweigegeld)'' - Beides ist möglich; nicht sehr wahrscheinlich ist dagegen die ebenfalls häufige Übersetzung „Bestechungsgeld“. ''kofer'' kommt von ''kafar'' „zudecken“; besonders häufig ist das abgeleitete Verb ''kipper'' „sühnen, ein Sühnopfer darbringen“ (weil mit solchen Sühnopfern sozusagen die Sünden „zugedeckt“ und so aus der Welt geschafft werden). Zunächst ist ''kofer'' also ein „Zudeckungsgeld“ (B-R). Sicher meint es als solches mindestens ''auch'' das Strafgeld, mit dem eine vor Gericht festgestellte Schuld abgegolten werden konnte (s. [[Exodus 21#s30 |Ex 21,30]]; einige Verbrechen konnten durch solche Bußgelder nicht abgegolten werden, s. [[Numeri 35#s31 |Num 35,31]]). [[1 Samuel 12#s3 |1 Sam 12,3]] legt außerdem sehr nahe, dass es auch „Schweigegeld“ bedeuten kann: „Wem habe ich Gewalt angetan? Oder von wem habe ich ''kofer'' angenommen, sodass ich meine Augen verschlossen hätte?“ Für die Bed. „Bestechungsgeld“ dagegen, das in [[Exodus 23#s8 |Ex 23,8]] als ''schachar'' „Geschenk“ bezeichnet wird, gibt es keine Indizien.<br />Besser als „Schweigegeld“ passt hier aber „Bußgeld“, denn ''Gerechten-Bedränger, Bußgeld-Nehmer'' sind wahrscheinlich keine zwei unterschiedlichen Beschuldigungen, sondern ist ein Hendiadyoin und stehen daher hier so eng in einer Zeile beieinander: Gerechte werden bedrängt, indem ihnen Bußgelder auferlegt werden, die sie als Gerechte eigentlich gar nicht zahlen müssten. Dies wäre also eine der Weisen, wie man Arme zu ungeschuldeten Korn-Geschenken verpflichten konnte (s. V. 10).</ref>-Nehmer –<br />
_Die Armen im Tor verdrängen sie!<ref>''im Tor verdrängen'' = „um ihr Recht bringen“, gut daher R-S: „Ihr raubt den Armen vor Gericht ihr Recht“, NeÜ: „Ihr verweigert den Armen das Recht“. Sehr ähnlich formuliert in [[Sprichwörter 18#s5 |Spr 18,5]]; noch knapper in [[Maleachi 3#s5 |Mal 3,5]]. Der zugrunde liegende vollständigere Ausdruck ist wahrscheinlich der in [[Jesaja 10#s2 |Jes 10,2]] („vom Recht wegdrängen“). Häufig wird daher auch sinnvoll übersetzt: „Sie beugen das Recht der Armen im Tor“ (z.B. ELB, MEN, NL, van Ess); meist aber „wörtlicher“: „Sie unterdrücken die Armen im Tor“.</ref> <br />
{{S|13}} Darum wird (muss, soll) die Weise (der Weise, der Wohlhabende?, der Tor?)<ref>''die Weise (der Weise, der Wohlhabende?, der Tor?)'' - So deuten Sellin 1929, S. 143 und Eshel/Talmon 1986f.: Heb. ''maßkil'' steht am häufigsten in den Psalmüberschriften und bezeichnet dort eine Liedgattung, wahrscheinlich das „Kunstlied“ oder „kunstvoll gestaltete Lied“ (so z.B. Kraus 1961, S. XXIII). Hier stünde es dann für freudige Lieder, die aber in „dieser Zeit“ gerade nicht ertönen dürfen, weil es eine derart schlimme Zeit ist. Diese Deutung liegt strukturell am nähsten, da ''laken'' „darum“ im Amosbuch sonst stets einen Urteilsspruch JHWHs einleitet (s. Vv. 11.16; auch [[Amos 3#s11 |Am 3,11]]; [[Amos 4#s12 |4,12]]; [[Amos 6#s7 |6,7]]; [[Amos 7#s17 |7,17]]).<br />'''Andere Deutungen''': Alternativ wollen Jackson 1986 und Smith 1988c ''maßkil'' als „den Erfolgreichen“ lesen, was das Wort ebenfalls gelegentlich bedeutet, und dies dann auf den „Wohlhabenden“ deuten: ''Dieser'' müsste dann zu dieser Zeit schweigen. Aber richtig Goff 2008, S. 639: Diese Bed. von ''maßkil'' wäre nicht idiomatisch. Ähnlich auch die sehr fernliegende Deutung von Tawil 2012b, S. 62, der das Wort hier verbinden will mit akk. ''saklu'' „der Tor, der Übeltäter“, wonach dann ''maßkil'' sowohl den Weisen als auch den Toren bezeichnen könnte. Diese „Toren, Übeltäter“ wären die selben wie Jacksons und Smiths „Wohlhabende“ und müssten ebenso schweigen.<br />Fast alle anderen deuten ''maßkil'' hier stattdessen als „den Weisen“, was das Wort auch häufiger bedeutet. Was der so gedeutete Vers hier soll, ist dann aber nicht gut erklärlich. Am besten noch Dahl 1795, S. 166: „Weil die Gerechtigkeit so schlecht gehandhabt wird, so mache der vernünftige Redliche erlittende Beleidigungen nur gar nicht klagbar, er läuft ja doch Gefahr; einen schiefen Urtheilsspruch zu erhalten!“ (ebenso Baur, Wellhausen, Driver 1915, Snaith, Mays). Gut übersetzte dann Moldenhawer: „Dieserhalb schweiget auch der, welcher vorsichtig ist, weil die Zeiten so arg sind.“ Neuere Kommentatoren halten den Vers dagegen häufiger für eine sekundäre, nicht zum ursprünglichen Text gehörige und überhaupt nicht zu ihm passende Empfehlung an „den Weisen“, besser nichts zu sagen (z.B. Jeremias 1995, S. 70: „Ein späterer Leser nach dem Exil aus dem Kreis der Weisen hat die Lücke genutzt, um angesichts der ‚schlimmen Zeit‘, unter der er seine eigene Generation im Lichte der Amosworte verstand, vor dem schuldhaften Wort zu warnen, d.h. vermutlich: vor einem Dreinreden in Gottes strafendes Handeln (vgl. die Freunde im Hiobbuch).“ So deutet bereits Raschi). Weitere, seltener vertretene Deutungen: Nach Garrett müsste man sinngemäß übersetzen: „Dazu kommt auch noch, dass die Weisen schweigen, statt die Armen zu verteidigen“, was vom Sinn her tatsächlich ziemlich gut zu 10b passte (ähnlich Hitzig und Anderson/Freedman, die dies nicht auf die Situation der Armen vor Gericht beziehen: V. 13 schildert nur ein weiteres Charakteristikum dieser schlimmen Zeit, nämlich eben das, dass sogar auch noch die Weisen schlechthin schweigen); nach Goff 2008, S. 639 schließlich: „So schlimm ist diese Zeit, dass es dem Weisen geradezu die Sprache verschlägt.“.</ref> in dieser Zeit schweigen,<br />
_Denn eine böse (schlechte) Zeit [ist] sie.“</poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|14}} Sucht [also] das Gute und nicht das Böse, <br />
_Damit ihr (lebt=) am Leben bleibt! <br />
Dann könnte (wird) es so sein, dass JHWH Gott Zebaot (der Gott der Heerscharen)<ref name="Heerscharen">Zu ''JHWH Gott Zebaot'' s. zu [[Amos 4#s13 |Am 4,13]].</ref> mit euch [ist], <br />
_Wie ihr (sagt=) behauptet.<br />
{{S|15}} Hasst das Böse und liebt das Gute (Wie ihr ja sagt: „Wir hassen das Böse und wir lieben das Gute”)<ref name="V 15">'''Textkritik''': ''hasst (wir hassen)'' + ''liebt (wir lieben)'' (V. 15a) + ''richtet auf (aufgerichtet sein/werden wird)'' (15b) + ''gnädig sein (uns gnädig sein)'' (V. 15c) - In V. 15a 4QXIIg und LXX wie in der Alternativübersetzung; VUL, Tg und Syr stützen MT. In 15b LXX-Mss wie in der Alternativübersetzung; VUL, Tg und Syr stützen MT; in 4QXIIg ist dieses Wort nicht erhalten. In V. 15c 4QXIIg und LXX-Mss wie in der Alternativübersetzung; viele LXX-Mss, VUL, Tg und Syr stützen MT. Die Unterschiede im Konsonantentext zu den Varianten im MT sind minimal (z.B: ''ßn`nw'' „wir hassten“ vs. ''ßn`w'' „hasst!“; ''jḥnnw'' „er wird gnädig sein mit uns“ vs. ''jḥnn'' „er wird gnädig sein“; ''whșjg'' „und aufgerichtet sein/werden wird“ [als intransitives Hifil oder als Hofal] vs. ''whșjgw'' „und richtet auf!“). Dass die Lesarten des MT die ursprünglichen sind, ist gar nicht ausgemacht. Zum einen ließe sich eine Änderung von Indikativ zu Imperativ, die dann die anderen Änderungen nach sich gezogen hätten, leichter als Angleichung von V. 15 an V. 14 erklären als umgekehrt, zum anderen ließe sich mit der Lesart von 4QXIIg auch der Unterschied von Jussiv in V. 14 und ''`ulaj'' „vielleicht“ + Yiqtol in V. 15 besser erklären: „Dann wird es wirklich so sein, dass JHWH mit euch ist, wie ihr sagt: ‚Vielleicht wird [daher] JHWH gnädig sein mit uns!‘“ Wir ziehen hier hauptsächlich deshalb die Lesart von MT als die ursprünglichere vor, weil auch sonst niemand 4QXIIg für ursprünglicher hält; an sich müsste diese Differenz aber noch einmal genauer in der Forschung reflektiert werden.</ref><br />
_Und richtet [wieder] auf (und aufgerichtet werden wird)<ref name="V 15" /> im Tor das Recht! <br />
Vielleicht wird [dann] gnädig sein JHWH, der Gott der Heerscharen, <br />
_Dem Überrest Josefs<ref name="Josef" /> (uns gnädig sein ... : dem Überrest Josefs)!<ref name="V 15" /><br />
{{S|16}} Darum spricht so JHWH,<ref>''Darum spricht so JHWH'' - Warum? Die Gedankenverknüpfung ist wohl die: JHWH wird dem Überrest vielleicht gnädig sein, wenn sie sich wieder recht verhalten, und um dies herbeizuführen, bestürzt er sie mit seinem aus diesem Grund so harten Urteilsspruch.</ref><br />
_Der Gott der Heerscharen, der Herr:<br />
„Auf allen Plätzen [wird herrschen (herrsche)] Weinen,<br />
_In allen Gassen wird man sagen (sage man): ‚Weh! Weh!‘<ref>''Weh! Weh!'' - Im Heb. ''ho ho'', eine Variante des üblicheren Totenklagerufs ''hoj'' (s. z.B. [[1 Könige 13#s30 |1 Kön 13,30]]). Warum hier diese singuläre Variante steht, ist unerklärlich; V. 18 und [[Amos 6#s1 |Am 6,1]] steht die übliche Form. Zur Totenklage s. zu V. 1.</ref><br />
Und man wird rufen (man rufe) den Ackerknecht zur Trauer<br />
_Und die Klage zu den Klagelied-Kundigen (und zur Klage die Klagelied-Kundigen)<ref>''Und die Klage zu den Klagelied-Kundigen (und zur Klage die Klagelied-Kundigen)'' - Ungewöhnliche Satzkonstruktion. Vielleicht soll mit den beiden unterschiedlichen Konstruktionen in 16e und 16f die Allgegenwart der Trauer und Klage zusätzlich unterstrichen werden – als würde man sagen: „Ruft die Trompeter zum Spiel / und die Musik zu den Trommlern (statt: und die Trommler zur Musik)!“ Dem selben Zweck soll sicher das Hyperbaton in Vv. 16f. dienen: Die Klageliedkundigen aus 16f sollen auf den Plätzen und in den Gassen in 16cd klagen, wo sie „hingehören“, die Ackerknechte aus 16e dagegen in den Weingärten in 17a.<br />'''Textkritik:''' VUL und Syr übersetzen so, wie man es erwarten würde: „Und zur Klage die Klagelied-Kundigen“. Sehr viele Exegeten halten dies für die ursprünglichere Variante, aber sicher ist dies nur eine Normalisierung der merkwürdigen Syntax.<br />CTAT III:664f. will ähnlich diesen Eingriff in den Text als überflüssig erklären, indem sie die Konstruktion als Hypallage interpretieren, also als Stilmittel, bei dem ein Ajektiv oder eine Partikel „un-grammatisch“ auf das falsche Wort bezogen wird (bekanntestes Beispiel ist Wodehouse' „I lighted a thoughtful cigarette“), aber zum Einen scheint es mit Partikeln keinen weiteren Beleg für dieses Stilmittel in der heb. Bibel zu geben (am nähsten ist der V. [[Ezechiel 39#s11 |Ez 39,11]], auf den auch ibn Ezra hinweist: ''`eten legog meqom-scham qeber'' „Ich werde dem Gog geben einen Ort dort als Grabstätte“ statt ''... meqom-qeber scham'' „... einen Grabstätten-Ort dort“), zum Anderen müsste ja trotzdem auch nach der Einordnung dieser Formulierung als Stilmittel erklärt werden, welche Wirkung damit angezielt werden sollte.</ref><br />
_{{S|17}} Und in allen Weingärten [wird herrschen (herrsche)] Trauer (Wehklage), <br />
Denn ich werde durch deine Mitte ziehen“,<ref>''durch deine Mitte ziehen'' - Richtig NL: „Denn ich werde hindurchgehen und in deiner Mitte alles vernichten.“ JHWH nämlich ist so groß und furchtbar, dass überall, wo er „hindurchzieht“, eine Spur der Vernichtung hinterlässt (vgl. [[Deuteronomium 9#s3 |Dtn 9,3]]; [[Deuteronomium 31#s3 |31,3]]; [[1 Könige 19#s11 |1 Kön 19,11]]; in [[Exodus 33#s22 |Ex 33,22]] muss Gott den Mose extra abschirmen, um an ihm vorüberziehen zu können).</ref> <br />
_Spricht JHWH.</poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|18}} Weh! [Ach sie,] (Wehe denen,)<ref>''Weh! [Ach sie,] (Wehe denen,)'' - Beide Alternativen sind möglich. Variante 1 z.B. bei LUT, Variante 2 z.B. bei EÜ, so die meisten Üss.. Heb. ''hoj'' ist primär ein Klageruf, der vor allem zur Einleitung einer Totenklage ausgerufen wird („Weh!“); da aber solche Totenklagen im Alten Orient dazu neigen, ineins mit der Klage über die Gestorbenen auch die Verantwortlichen anzuklagen, kann ''hoj'' selten auch geradezu zum anklagenden Ausruf werden („Wehe!“, s. deutlich z.B. [[Jesaja 1#s24 |Jes 1,24]]; [[Ezechiel 24#s6 |Ez 24,6]]; vgl. zur Stelle gut van Leeuwen 1974, S. 115f.).</ref> die den Tag JHWHs<ref>''Tag JHWHs'' - Ein Konzept, das sich in der Bibel häufiger, aber nur in den Büchern der Propheten findet. Gemeint sind damit grundsätzlich diverse ''Gerichtstage'' oder ''Gerichts-Zeiten'' JHWHs (dies dürfte auch die einfachste und verständlichste Übersetzung sein: „Gerichtstag Gottes“): Entweder handelt JHWH an einem solchen „Tag JHWHs“ strafend mithilfe anderer Völker an seinem eigenen Volk (z.B. [[Jesaja 2#s12 |Jes 2,12-17]]; [[Jesaja 22#s1 |Jes 22,1-14]]; [[Klagelieder 1#s12 |Klg 1,12]]; [[Klagelieder 2#s1 |2,1]].[[Klagelieder 2#s21 |21f]]; [[Zefanja 1#s7 |Zef 1,7-16]] u.ö.) oder er handelt strafend an anderen Völkern (z.B.: [[Jes 13#s6 |Jes 13,6]]: An Babylon; [[Jeremia 46#s10 |Jer 46,10]]; [[Ezechiel 30#s3 |Ez 30,3]]: An Ägypten; s. näher z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/32258/#h8 Tag Jahwes (AT) (Wibilex)]).<br />Weil die Stelle in Am 5,18 wahrscheinlich die älteste ist, an der von diesem „Tag JHWHs“ die Rede ist, wird der Vers in der Forschung stark diskutiert – bis dahin, dass sich richtiggehende „Tag JHWHs-Schulen“ herausgebildet haben. Die meisten Theorien scheiden aber zumindest gerade für diesen Vers von vornherein aus – was häufig nicht genug bedacht wird, ist, dass in der Welt des Textes zwar auf diesen Tag vorausgeblickt wird, dass er für den Verfasser und die Hörer:innen/Leser:innen des Amosbuchs aber ja bereits in der Vergangenheit liegt: Gemeint ist konkreter (s. Vv. 2f.5f.15.27) die endgültige Niederlage Israels und Samarias um 720 v. Chr. Verfasser und Hörer:innen/Leser:innen wissen daher z.B. natürlich, dass diese „Zeit JHWHs“ nicht identisch war mit einem kultischen Festtag (z.B. Kapelrud, Eidevall), dass zu ihr keine Theophanie Gottes (so z.B. Koch, Paul, Jeremias) stattfand und dass die „''Dunkelheit''“ kein kosmisches Ereigniss war wie z.B. in [[Zefanja 1#s14 |Zef 1,14f.]]; [[Joel 4#s15 |Joel 4,15]]. ''Dunkelheit'' und ''Licht'' stehen hier also sicher nicht für „JHWH erscheint“ vs. „JHWH erscheint nicht“ oder für „Der Himmel verfinstert sich“ vs. „Es bleibt hell“ (?), sondern sind wie noch häufig allgemein Bilder für „Diese Zeit wird eine Zeit des Heils“ vs. „Diese Zeit wird eine Zeit des Unheils“.<br />Im Talmud ist eine schöne Parabel Rabbi Simlais überliefert, mit der er den Vers treffend auslegt: „''Man kann dies vergleichen mit einem Hahn und einer Fledermaus, die das Tageslicht herbeisehnen. Da sprach der Hahn zur Fledermaus: ‚Ich sehne es herbei, weil dies meine [Zeit] ist. Aber du – was taugt denn dir das Tageslicht?‘''“ (b.San 98b). Die von Amos Angesprochenen warten auf den Tag JHWHs, als sei er etwas Gutes für sie – doch das Gegenteil ist der Fall.</ref> herbeiwünschen! {{par|Jesaja|5|19}}<br />
_Wozu nur<ref>Lies: „Was glaubt denn ihr, was euch der Tag JHWHs bringen wird!?“<br />'''tFN''': ''Wozu (warum)'' - Gut Paul 1991, S. 185: ''lamah-zeh l-'' hat in der Bibel fast stets die Bedeutung „Wozu (nicht: Warum) nur taugt jmdm. etw.“, s. [[Genesis 25#s32 |Gen 25,32]]; [[Genesis 27#s46 |27,46]]; [[Ijob 30#s2 |Ijob 30,2]]. S. ähnlich auch [[Jesaja 1#s11 |Jes 1,11]]; [[Jeremia 6#s20 |Jer 6,20]]; anders deutlich nur die ähnliche Frage Rebekkas in [[Genesis 25#s22 |Gen 25,22]], die aber ohne ''l-'' und damit anders formuliert ist.<br />''zeh'' („dies“) ist hier sehr wahrscheinlich kein Demonstrativpronomen („Warum [tut ihr] dies“, so z.B. Reimer 1992, S. 124), sondern verstärkt ''lamah'' („Wozu, Warum“; vgl. GKC §136c. Richtig BH<sup>t</sup>: „Abtönungspartikel“).</ref> [soll] euch der Tag JHWHs [dienen]? (Warum dies? Der Tag JHWHs – er...) <br />
_Er [wird] Finsternis [sein] und nicht Licht!<br />
{{S|19}} [Ihr seid] ([Er ist]) wie wenn ein Mann entkommt (flieht vor) dem<ref name="Artikel">''Löwe, Bär, Haus'' und ''Schlange'' haben hier wahrscheinlich Artikel, weil sie ''Typen'' und damit bekannt sind – ähnlich wie in der dt. Fabel „Meister Lampe“ und „Meister Petz“ nicht erst eingeführt werden brauchen (vgl. gut Andersen/Freedman 1989, S. 520. GKC §126m und 126r, auf die sonst gerne hingewiesen wird, passen beide nicht sehr gut zum Gebrauch des Artikels in diesem Vers.).</ref> Löwen<br />
_Und er trifft auf den Bären,<ref>'''tFN''': ''er trifft auf den Bären'' - w. „Ein Bär trifft auf ihn“. Vgl. ähnlich z.B. [[Ijob 31#s27 |Ijob 31,27]]: „Wenn meine Hand meinen Mund geküsst hätte“ (statt „mein Mund meine Hand“): Gelegentlich kann im Heb. derart Subjekt und Objekt vertauscht werden, um so zum Ausdruck zu bringen, dass das Objekt die aktivere Rolle spielt (vgl. Driver/Gray 1921, S. 269).</ref><br />
Oder [wie wenn] er in das Haus kommt (und [dann] in das Haus kommt) –<ref>Ob in V. 19 zwei Vergleiche stehen oder nur einer, ist umstritten. Mindestens lässt sich Folgendes sagen: V. 19 erzählt nicht, wie die meisten denken, einfach eine Geschichte, in der ein Mann zwei Mal einem Unheil entkommt, nur um dann doch von ihm getroffen zu werden, so dass die Aussage wäre, dass der „Tag JHWHs“ als ''drohender'' Tag unausweichlich ist. Dagegen spricht die masoretische Akzentuierung, dagegen spricht, dass „er kommt in das Haus“ ein denkbar schwacher Ausdruck für „auch dem Bären entkam er gerade noch so“ wäre, und dagegen spricht schließlich, dass die Abfolge Löwe – Bär – Schlange so antiklimaktisch wäre, dass die Schlange hier kaum für dass ''umso schlimmere'' Geschick der Angesprochenen stehen wird. Auch dann, wenn hier eine zusammenhängende Geschichte erzählt wird, muss man sie sich in zwei Abschnitten denken, in denen zwei Mal zum Ausdruck kommt: „sich in Sicherheit wähnen“ (19a.19c; s. [[Amos 6#s1 |Am 6,1]]!) – „doch nicht sicher sein“ (19b.19de). In der LF würde dies durch eine Üs. mit „oder“ statt „und“ sicher deutlicher.</ref><br />
_Seine Hand an die Mauer (stützt=) legt<br />
_Und ihn [dann] die Schlange beißt!<ref>''und ihn dann die Schlange beißt'' - Klangspiel, in dem das Zischen der Schlange direkt hörbar wird: ''une'''sch'''a'''ch'''o '''h'''ana'''ch'''a'''sch'''''.</ref><br />
{{S|20}} Wahrlich, (Ist nicht...?) der Tag JHWHs ist Finsternis und nicht Licht,<br />
_Dunkelheit ([ist] dunkel,)<ref>'''Textkritik''': ''Dunkelheit (dunkel)'' - MT vokalisiert und Syr deutet die Konsonanten als Adjektiv, LXX, VUL und Tg dagegen als Substantiv. Neben den anderen drei Substantiven in V. 20 ist mit den Konsonanten wohl wirklich eher ein Subst. angezielt; so z.B. auch Ehrlich, Wolff, Jeremias.</ref> und nicht Helligkeit (Glanz, Tageslicht) [eignet] ihm.<ref>Klangspiel: Der kurze V. 20 wird ganz vom Laut ''o'' dominiert, was an das ''ho ho'' („Weh! Weh!“) aus V. 17 erinnert (so gut Rudolph 1971, S. 203): ''hal'''o'''-ch'''o'''schek j'''o'''m JHWH wel'''o'''`-`'''o'''r we`'''o'''fel wel'''o'''`-n'''o'''gah l'''o'''''.</ref></poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|21}} „Ich hasse, verwerfe eure Opferfeste<br />
_Und eure Festversammlungen mag (kann) ich nicht riechen.<ref>Doppeltes Wortspiel: Heb. ''chag'' „Opferfest“ in Zeile 21a ist i.d.R. das Wallfahrtsfest, zu dem man von zu Hause zu einem Heiligtum pilgert (die ''Haddsch'' der Muslime kommt vom selben semitischen Wort), kann aber sehr selten auch speziell für die Opfer an diesen Festen stehen. S. [[Psalm 118#s27 |Ps 118,27]]; dann auch [[Exodus 23#s18 |Ex 23,18]]; [[Maleachi 2#s3 |Mal 2,3]] (richtig Paul 1991, S. 189; so schon ibn Ezra). Damit wird zum Einen bereits V. 22 vorbereitet, zum Anderen bilden 21a und 21b derart ein Satzteilhyperbaton (wie z.B. [[Psalm 18#s15 |Ps 18,15]]: „Er warf Pfeile ..., einen Blitz schoss er“, wo also ebenso wie hier die Verben besser zum je anderen Substantiv passen würden). Durch dieses scheinbare „Durcheinander“ in der Rede Gottes wird die Heftigkeit von V. 21 noch zusätzlich unterstrichen, die schon in den beiden starken Verben in 21a und in der Reihung dieser beiden Verben ohne Konjunktion zum Ausdruck kommt.</ref><br />
{{S|22}} Oh, wenn ihr mir Schlachtopfer<ref name="Opfer">Vv. 22.25 nennen drei verschiedene ''Opfer''-Gattungen. Die drei, die in V. 22 aufgezählt werden, sind auch die drei, die nacheinander zu Beginn des Buchs Leviticus behandelt werden: ''´olah'' (dazu [[Leviticus 1 |Lev 1]] ab V. 3) in 22a ist das „Schlachtopfer“ (meist: „Brandopfer“), bei dem man ein Schlachttier in Gänze auf dem Altar eines Heiligtums verbrennt und so sein Rauch als „köstlicher Duft“ ([[Genesis 8#s20 |Gen 8,20f.]]; [[Leviticus 1#s13 |Lev 1,13]] u.ö.) zu JHWH aufsteigt (Heb. ''´alah''). Bei der ''minchah'' (w. „Gabe“, dazu [[Leviticus 2 |Lev 2]]) in 22b und 25 dagegen werden Getreide oder Backwaren teilweise ebenso verbrannt, teilweise an die opfernden Priester abgegeben (TUR daher hier besser verständlich: „Mehlopfer“; im Engl. i.d.R. „grain offering“). ''schelem'' in 22c findet sich nur hier; sicher ist es aber identisch mit den ''schelamim'' oder den ''zebachim schelamim'' (dazu [[Leviticus 3 |Lev 3]]). Bei dieser Opfergattung werden wieder Schlachttiere geopfert, verbrannt werden hier aber nur das Fett und die Eingeweide; das Blut wird an den Opferaltar gesprengt. Ein kleinere Teil des Fleischs geht wieder an die opfernden Priester (s. z.B. [[Leviticus 7#s29 |Lev 7,29-36]]), der größere Teil wird meist bei einem festlichen Gemeinschaftsmahl verspeist (s. z.B. [[Leviticus 7#s15 |Lev 7,15]]). Übersetzt wird ''schelamim'' sehr unterschiedlich, weil nicht ganz klar ist, was der primäre Zweck dieser häufig genannten Opfergattung ist. Am verbreitetsten sind „Heilopfer“ und „Friedensopfer“; Janowski etwa wählt gern das verständlichere „Mahlopfer“, am besten aber wohl wieder TUR: „Opfermahl“. Nachdem JHWH also mit dem Allgemeinsten – mit dem umfassenden „Opferfeste“ und „Festversammlungen“ – begonnen hat, arbeitet er sich nun durch die unterschiedlichen Opferarten, und zwar von der „größten“ – von der, von der er selbst „am meisten hat“ – zur „kleinsten“. ''Nichts'' davon kann er ausstehen. Und auffällig natürlich außerdem: Von den fünf hauptsächlichen Opfergattungen fehlen hier gerade das Sündopfer (dazu [[Leviticus 4#s1 |Lev 4,1-5,13]]) und das Schuldopfer (dazu [[Leviticus 5#s14 |Lev 5,14-19]]).<br />''zebach'' („Schlachtung“, von ''zabach'' „schlachten“) in V. 25 schließlich ist der allgemeinste Begriff für Tieropfer und kann auch für säkulare Schlachtungen stehen. Oft ist es ein Wechselbegriff für ''schelamim'', außer wenn es durch ein folgendes Wort näher spezifiziert wird wie z.B. in ''zebach hatodah'' („Dankschlachtung“) – wohl deshalb, weil die ''schelamim'' als Gemeinschaftsmahl des Opfernden, Gottes und anderer Menschen dem ursprünglichsten Schlachtopferritus am ähnlichsten waren (den man sich wohl in etwa vorstellen kann wie in [[Genesis 31#s54 |Gen 31,54]] oder [[Exodus 18#s12 |Ex 18,12]]). V. 25 greift aus V. 22 also nur den zweiten und dritten Opfertyp noch einmal auf.</ref> opfert...! (...kann ich nicht riechen – außer dann, wenn ihr mir Schlachtopfer opfert.; Wenn ihr mir Schlachtopfer opfert, habe ich an euren Gaben keinen Gefallen; Wenn ihr mir Schlachtopfer und eure Mehlopfer opfert, habe ich keinen Gefallen [an ihnen])<ref>Heb. Idiom, das bes. häufig in Schwursätzen verwendet wird: Soll zum Ausdruck gebracht werden, dass etwas keinesfalls geschehen soll oder jmd. etwas keinesfalls tun soll/wird, wird mit einem „Wenn“-Satz begonnen und dann fortgefahren mit „...dann tue mir/dir JHWH dies und füge jenes hinzu“ (z.B. [[1 Samuel 3#s17 |1 Sam 3,17]]; [[1 Samuel 14#s44 |14,44]]; [[2 Könige 6#s31 |2 Kön 6,31]]) – stellvertretend für eine so schlimme (Selbst-)Verfluchung, dass sie gar nicht wörtlich ausgeführt werden kann – oder wie hier der ganze Nachsatz ausgespart. Vgl. ähnlich [[Genesis 21#s23 |Gen 21,23]]; [[Nehemia 13#s25 |Neh 13,25]]; [[Hohelied 2#s7 |Hld 2,7]]; [[Hohelied 3#s5 |3,5]]; [[Hohelied 5#s8 |5,8]]; mit Gott als Sprecher [[Amos 8#s7 |Am 8,7]] (!); [[Psalm 95#s11 |Ps 95,11]]; [[Jeremia 44#s26 |Jer 44,26]]; [[Ezechiel 20#s3 |Ez 20,3]] (vgl. zur Formel bes. gut Conklin 2011, S. 38-44). Die Erregung Gottes ist also weiterhin spürbar, erstens am einleitenden „oh!“, zweitens an der Verwendung dieser Formel, die hier geradezu als Aposiopese des Zorns verwendet wird.<br />'''Andere Deutungen''': So merkwürdigerweise niemand. Vier andere Positionen sind verbreitet: (1) Der Satz sei eine nachträgliche Ergänzung des Textes durch einen späteren Schreiber mit einer besonderen Hochschätzung für Brandopfer, der daher richtigstellen wollte, dass Gottes Abscheu dieser speziellen Opferart niemals gelte (z.B. Wolff, Jeremias, Loretz 1989, S. 288, BB, LUT 17, ZÜR 07). (2) Nach 22a sei eine Zeile ausgefallen; entweder erschließt man sich diese aus dem Nichts (z.B. Rudolph: „...missfallen sie mir“, ähnlich Sellin) oder man macht in der Üs. durch „...“ erkennbar, dass hier etwas fehlt (z.B. Mays, Soggin, HER05, offenbar EÜ). (3) Der Satz sei Vordersatz zu 22b, wo dann „Mehlopfer“ allgemeiner mit „Gaben“ zu übersetzen sei, zu denen dann auch die Schlachtopfer gehören können (bes. Kessler, z.B. auch Snaith, Garrett, PAT, ZÜR 31). Doch das geht nicht an; ''minchah'' kann zwar in der Tat allgemein für „Gaben“ stehen (s. bes. [[Genesis 4#s3 |Gen 4,3f.]]), aber nie, wenn es wie hier mit anderen Termini technici für weitere Opferarten zusammensteht (richtig Wolff 1969, S. 303.307; Paul 1991, S. 190), und vollends spricht dagegen, dass ''minchah'' in V. 25 ja sicher für eine bestimmte Opfergattung steht. (4) Man löst syntaktisch anders auf wie in der letzten Alternativ-Üs. (so z.B. Paul; Hendel 2012, S. 59; Jeon 2015, S. 215; B-R, LUT 84, MEN). So deuteten offenbar schon die Masoreten, die ihre Tebir-Tifcha-Phrase nach „Schlachtopfer“ enden lassen. Dann aber müssten entweder 10ab insgesamt nur eine Zeile bilden, wofür sie sicher zu lang wären, oder ''lo` `ertseh'' („ich nehme nicht an“) allein die zweite Zeile bilden, wofür die Klausel sicher zu kurz ist. Ähnlich: Alter 2018 löst ebenfalls so auf, zieht aber die Schlachtopfer dennoch in die nächste Zeile, was kolometrisch kaum angeht: „Should you offer up to Me burnt offerings / or grain offerings, I will not accept them“. Gegen beide Varianten spricht außerdem, dass „Mehlopfer“ Possessivpronomen hat, „Schlachtopfer“ aber nicht. (5) Möglich schließlich auch: 22ab bilden eine Apokoinu – ein Stilmittel, bei dem ein Satzteil „ungrammatisch“ zu zwei Sätzen gleichzeitig gehört – und auch hierin kommt Gottes Erregung zum Ausdruck. Vgl. ähnlich [[Psalm 21#s5 |Ps 21,5]]; [[Jesaja 38#s10 |Jes 38,10]].</ref><br />
An euren Mehlopfern<ref name="Opfer" /> habe ich keinen Gefallen<br />
_Und das Opfermahl<ref name="Opfer" /> von eurem Mastvieh mag ich nicht ansehen.<br />
{{S|23}} Entferne von auf mir<ref>''von auf mir'' sehr passend statt ''von mir'', weil sie JHWH eine schwer erträgliche Last sind (so gut Orelli, Hammershaimb, Paul). Vgl. [[Jesaja 1#s14 |Jes 1,14]]!</ref> den Lärm deiner Lieder! <br />
_Und das Spiel deiner Leiern<ref>[[Datei:Relief_Leier.png|mini|rechts|Relief: Assyrischer Krieger führt judäische Leierspieler ab. (c) BODO 34768.]]<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Münze mit Leier.png|mini|rechts|Israelitische Münze mit Leier. (c) BODO 34770.]]</div>''Leier'' - heb. ''nebel'', ein israelitisches Zupfinstrument, verwandt mit der ''kinnor''. Vgl. JosAnt viii 12,3: „''Die'' kinnor ''hat zehn Saiten und wird mit dem Plektrum gezupft, die ''nebel'' hat zwölf Saiten und wird mit den Fingern gezupft.''“ Gemeint ist daher sicher das Musikinstrument, das auch rechts (mit jeweils zu wenig Saiten) abgebildet ist.</ref> will ich nicht hören!<br />
{{S|24}} [Nun] wird ([Stattdessen] soll/sollte doch)<ref>''[Nun] wird ([Stattdessen] soll/sollte doch)'' - Der Zielpunkt dieser Strophe. Ärgerlicherweise ist gar nicht klar, was gemeint ist. (1) Entweder tut JHWH kund, dass er es nun endgültig satt hat und die Israeliten ihrem gerechten Urteil zuführen wird (so Hitzig; Schmoller; Bredenkamp 1881, S. 83f.; Keil; Sellin; Snaith; Berquist 1993; so bereits Kimchi, auch H-R), (2) oder er fordert ein weiteres Mal die Israeliten auf, nicht nur fromm, sondern auch werktagsheilig zu sein (so die meisten), (3) oder er nennt den Grund für sein hartes Urteil über ihren Kult in Vv. 21-23 und für seine Reaktion in Vv. 26f. („Geht mir weg mit euren Gottesdiensten! Viel lieber solltet ihr gerecht sein! [Doch da ihr es nicht seid:]...“, so neuerdings Eidevall).<br />Sehr stark für (2) spricht zunächst, dass in V. 7 mit den selben Worten von ''menschlichem'' Recht und ''menschlicher'' Gerechtigkeit die Rede ist und dass mit einem dieser Begriffe die Israeliten auch in V. 15 dazu aufgefordert werden, nun gerecht statt ungerecht zu sein. Die meisten entscheiden sich daher für diese Variante. Auch in [[Jesaja 5 |Jes 5]] ist aber zwei Mal von „Recht und Gerechtigkeit“ die Rede, und hier ist deutlich in V. 6 menschliche Gerechtigkeit, in V. 16 aber göttliche Gerechtigkeit gemeint. Auch ohne diese Parallele kann man in unserem Kapitel Vv. 7.24 ja auch gut lesen als „Wenn ihr denn also Recht in Wermut verwandelt und die Gerechtigkeit zu Boden werft, dann werde nun eben ''ich'' Recht und Gerechtigkeit walten lassen“; die Verwendung der selben Begriffe spricht also nicht schon für sich für Variante (2). Man muss also vom Bild selbst ausgehen, und richtig dann wohl Sellin 1922, S. 195f.: „[D]ie Ausdrücke sind viel zu stark, um als ein Bild für das, was Amos nach 5,14f. verlangt, verstanden werden zu können. Er ist zufrieden, wenn das Volk nach Recht strebt und Gerechtigkeit liebt; daß sie stromweise das Land erfüllen, wird nach [[Jesaja 11#s9 |Jes 11,9]] als göttliche Gnadentat in der Endzeit erhofft (Hitzig). [...] Wir haben eine genaue Parallele zu dieser Stelle in [[Jesaja 28#s17 |Jes 28,17]], wo von der großen Flut die Rede ist, die durch Recht und Gerechtigkeit alles niederreißt[; auch hier ist sie Gottes Werk].“ Es passt auch sehr gut zum Bild Gottes in V. 8, wo Gott gerade primär dadurch charakterisiert wird, dass er die Erde bewässern oder sogar überfluten kann.</ref> Recht wogen<ref>Wortspiel: Talchin. ''wejiggal'' („es werden wogen“) kommt von ''gll'' („rollen, wogen“), lautet aber fast gleich wie ''wejiggāl'' („sie sollen exiliert werden“) von ''glh'' („offenbaren, exilieren“), wovon in V. 27 die Rede sein wird (so gut Paul 1991, S. 192). Theod, VUL, Syr und Tg haben auch wirklich so gedeutet, ''glh'' aber als „offenbaren“ verstanden („sie sollen offenbar werden“).</ref> wie Wasser <br />
_Und Gerechtigkeit wie ein nie versiegendes Wadi (einen starken Fluss)!<br />
{{S|25}} Schlachtungen<ref name="Opfer" /> und ein Mehlopfer,<ref>'''Textkritik''': Warum „ein Mehlopfer“ nach dem Pl. „Schlachtungen“ Sg. ist, ist bisher unerklärt. LXX und Syr ändern daher zum Plural; in einigen MSS fehlt „und ein Mehlopfer“ ganz, was aber sicher beides Strategien sind, mit diesem merkwürdigen Text zurechtzukommen. Tg hat seltsamerweise umgekehrt „Schlachtung“ im Sg. und „Mehlopfer“ im Plural. Rudolph will wegen dieser Schwierigkeit mit LXX und Syr den Plural ''umenachot'' statt ''umincha'' lesen (vgl. das graphisch sehr ähnlichen {{hebr}}ומנחה{{hebr ende}} mit {{hebr}}ומנחת{{hebr ende}}), aber idiomatisch wäre nicht doppelter Plural, sondern doppelter Singular; vgl. [[Leviticus 23#s37 |Lev 23,37]]; [[1 Samuel 2#s29 |1 Sam 2,29]]; [[1 Samuel 3#s14 |3,14]]; [[Daniel 9#s27 |Dan 9,27]]; [[Psalm 40#s7 |Ps 40,7]]; [[Jesaja 19#s21 |Jes 19,21]]; [[Jeremia 17#s26 |Jer 17,26]]; [[Jeremia 33#s18 |33,18]]. Vielleicht dient auch dies nur zustäzlich der poetischen Strategie von V. 25 (s. nächste FN): Ursprünglich hatten „Wüste“ und der Sg. von „Mehlopfer“ einerseits und „vierzig“ und „Schlachtungen“ andererseits jeweils das selbe Vokalmuster: ''midbar'' („Wüste“) + ''minchah'' („Mehlopfer“), ''´arba´im'' („vierzig“) + ''zabachim'' („Schlachtopfer“). Zu ähnlichen Vokal-Parallelismen s. bes. in [[Ezechiel 43#s11 |Ez 43,11]] das mit ''moṣa`'' parallele ''moba`'' statt ''mabo`'', oder z.B. auch in [[Hohelied 3#s11 |Hld 3,11]] das mit ''re`enah'' parallele ''ṣe`enah'' statt ''ṣe`nah''.</ref> habt ihr [die] dargebracht mir <br />
_In der Wüste, 40 Jahre, Haus Israel?<ref>V. 25 ist nicht ganz leicht verständlich. Die nächste Parallele ist [[Jeremia 7#s22 |Jer 7,22f.]], wo sicher vorausgesetzt wird, dass die Israeliten in der Wüste keine Opfer darbrachten. Entweder kannten die Verfasser beider Bücher nicht die Erzähltraditionen hinter [[Exodus 24#s4 |Ex 24,4-8]]; [[Exodus 32#s5 |32,5f.]]; [[Numeri 7#s1 |Num 7,1-3]]; [[Numeri 9#s1 |9,1-5]], wonach die Israeliten zumindest gelegentlich sehr wohl auch in der Wüste Opfer dargebracht hatten. Oder aber es ist nur gemeint, dass die Israeliten sicher nicht die ganzen vierzig Jahre (!) hindurch in der Wüste (!) im selben Ausmaß Opferkult betrieben haben wie Amos´ Zeitgenossen. So und so: Gesagt ist jedenfalls mindestens, dass es in der Wüste auch lange „opfer-lose“ Zeiten gab: Offensichtlich sind Opfer gar nicht unbedingt notwendig.<br />Wenige Üss. übersetzen stattdessen wie z.B. GN: „Habt ihr eure Schlacht- und Speiseopfer während dieser 40 Jahre in der Wüste etwa mir dargebracht [und nicht vielmehr jemandem anderem]?“ V. 25 wird dann mit V. 26 verbunden, der vergangenheitlich übersetzt wird: „Nein, ihr habt anderen Göttern gehuldigt!“ Aber das geht nicht an; „mir“ ist im Heb. nicht besonders betont, und was auch immer V. 26 bedeutet – von Opferkult ist dort sicher nicht die Rede.<br />'''tFN''': V. 25 ist nicht gleich als Poesie zu erkennen, weil die beiden Zeilen zunächst überhaupt keine Bezüge zueinander zu haben scheinen. Wolff, Soggin, Garrett und Barton 2012, S. 46 halten ihn daher auch für Prosa. Vermutlich ist die poetische Strategie diese: Zeile a beginnt mit zwei Opfer-Typen und endet mit „mir“, Zeile b beginnt mit zwei Umstandsangaben („in der Wüste, vierzig Jahre“) und endet mit der Anrede „Haus Israel“. Hierdurch soll dann der Gegensatz von „Schlachtung und Mehlopfer“ einerseits und „in der Wüste, vierzig Jahre“ andererseits unterstrichen werden: „In der ''Wüste'', da wars doch so: ''Opfer'', die habt ihr mir da doch auch nicht dargebracht!“. Um nicht nur die beiden Umstandsangaben, sondern auch die beiden Opferarten an die selbe Zeilenposition setzen zu können, wurde sogar die Phrase „Schlachtungen und ein Opfermahl“ dem Verb vorangestellt, was für einen unmarkierten Satz im Heb. sehr untypisch wäre – von der Formulierung her würde man eigentlich meinen, dass hier gefragt wird: „Waren es etwa ''Schlacht- und ein Mehlopfer'', die ihr mir dargebracht habt, oder nicht vielleicht etwas ganz anderes?“ Was dieses „ganz andere“ sein soll, ist aber nicht zu erkennen (Harper rät auf „true worship of the heart and righteousness, public and private“, Mays ähnlich auf „obedience, justice and righteousness“, aber könnte man dies „darbringen“?). Man könnte also sagen: Amos missbraucht hier die poetischen Normen hebräischer Gedichte, nach denen in parallel gebauten und zusammengehörigen Zeilen die einzelnen parallelen Glieder Bezüge zueinander haben, um so überhaupt erst „Schlachtung und Mehlopfer“ in Bezug zu „in der Wüste, vierzig Jahre“ setzen zu können. Vielleicht wird dies dann auch noch zusätzlich lautlich unterstrichen, s. die vorige FN.</ref><br />
{{S|26}} So werdet ihr nun (und ihr werdet) herausziehen müssen (tragen müssen, ihr werdet tragen, und ihr trugt) den Gründungspfosten eures Königs (den Sakkud, euren König; die Hütte eures Königs; die Hütte von Milkom)<br />
_Und [schultern] das Podest eurer Bilder (und [schultern] den Kaiwan – eure Bilder...),<br />
Eurer (eure) Stern-Götter (den Stern eurer Götter/eures Gottes)<br />
_Die ihr euch [selbst] gemacht habt:<ref>[[Datei:Gründungspfosten.png|mini|rechts|Babylonischer Gründungspfosten. (c) BM 121208]]V. 26 ist der am stärksten diskutierte Vers des Amosbuches. Gemeint sind in 26a vielleicht Gründungspfosten wie der rechts abgebildete, von denen wahrscheinlich auch in [[Jesaja 22#s23 |Jes 22,23-25]]; [[Sacharja 10#s4 |Sach 10,4.6]]; [[Esra 9#s8 |Esra 9,8f.]] die Rede ist, in 26b ein Podest für Kultbilder in einem Heiligtum. Unter anderem mit solchen Gründungspfosten und auf solchen Kultbild-Podesten schrieben nämlich im Alten Orient Herrscher „ihre Namen ein“ in ein Heiligtum und blieben so selbst noch nach ihrem Tod mit ihm verknüpft: Durch diese Inschriften wurde das Heiligtum auch zum ''Monument'' der in ihm verewigten Herrscher, durch das sie idealiter bis in alle Ewigkeit an einem festen Ort präsent und an ihm „verankert“ waren. Doch diesen Gründungspfosten sollen die Israeliten nun herausziehen und diesen Kultbild-Podest auf ihre Schultern heben: Sie werden aus ihrem Land verbannt und müssen ins Exil.<br /><br />
'''Genauer''': Das größte Problem bei der Deutung des Verses sind die beiden Begriffe ''sikkut'' („Gründungspfeiler“?) und ''kijjun'' („Podest“?), die beide nur hier verwendet werden und daher unbekannt sind. Problematisch ist außerdem, das nicht sicher ist, mit welchem Tempus das Verb in 26a zu übersetzen ist, und problematisch ist schließlich auch die die Bedeutung der „Stern-Götter / des Sterns eures Gottes/eurer Götter“. Die Primär-Üs. oben ist ein neuer Vorschlag zur Deutung dieser Stelle. Zunächst sei hier aber die Deutung erklärt, die sich in neueren Üss. fast ausschließlich findet (1), danach die Deutung, die der obigen Üs. zugrunde liegt (2), danach eine weitere, die v.a. früher vertreten wurde (3). Deutung (1) und Deutung (2) sind beide etwas komplex, so dass hier eine längere Fußnote geboten ist.<br /><br />
'''(1)''' „Ihr trugt/werdet tragen den ''Sakkud'', euren König, und den Kaiwan – eure Götzenbilder, eure Stern-Götter, die ihr euch selbst gemacht habt!“ (z.B. B-R, BB, EÜ, HER05, LUT, NeÜ, ZÜR u.a.). Wissen muss man für diese Deutung zunächst, dass babylonische (und z.B. auch ägyptische) Götter sozusagen miteinander „verschmelzen“ und dabei doch unterschieden bleiben konnten. Es konnte z.B. einen Gott A geben, einen anderen Gott B, einen vergöttlichten Himmelskörper C und eine Kult-Statue D, die Gott B repräsentierte. Nach der altorientalischen Theologie konnten nun Gott A, Gott B und Himmelskörper C je für sich und indiviuell betrachtet werden, oder beispielsweise Gott A und Himmelskörper C konnten verschmelzen / als verschmolzen angesehen werden mit Gott B und so zu „Aspekten“ dieses Gottes werden, in denen er ''auch'' präsent war und in denen/durch die er ''auch'' wirkte, wie er ähnlich ohnehin in seiner Kult-Statue D präsent war. Ein bekanntes Beispiel für diesen Zug altorientalischer Theologie ist der sog. „synkretistische Hymnus auf [den Gott] Ninurta“, wo dieser u.a. besungen wird mit: „''Deine Augen, oh Herr, sind [die beiden Gottheiten] Enlil und Ninlil, ... dein Mund, oh Herr, ist der Abendstern...''“ usw. (vgl. dazu gut z.B. Pongratz-Leisten 2014). Man muss zweitens wissen, dass alte hebräische Schriftgelehrte in sehr seltenen Fällen Namen von anderen Göttern in der Bibel entstellten. In [[2 Samuel 3#s8 |2 Sam 3,8]] etwa steht statt dem Personennamen ''`ischba´al'' aus [[2 Samuel 2#s8 |2 Sam 2,8]] der fiktive Name ''`ischboschet'', der Gottesname ''ba`al'' wurde also durch ''boschet'' („Schande“) ersetzt. Und, noch wichtiger: In [[1 Könige 11#s7 |1 Kön 11,7]] wurde vermutlich der Gottesname ''melek'' nur mit den Vokalen des Wortes ''boschet'' („Schande“) entstellt zu ''molek'', wie im masoretischen Text aus anderen Gründen ja ähnlich der Gottesname ''JHWH'' stets „falsch“ mit den Vokalen von ''`adonai'' oder ''`elohim'' „verfälscht“ wird. Man muss drittens wissen, dass in der sumerischen und akkadischen Theologie jeder der damals bekannten fünf Planeten und außerdem Sonne und Mond mit einer der sieben Hauptgottheiten assoziiert waren, zum Beispiel ''kajawanu'' („Saturn“) mit dem Gott Ninurta. Aus der Götterliste [http://oracc.iaas.upenn.edu/dcclt/nineveh/P365765/html CT 25, 11, 34] wissen wir außerdem, dass der Gott ''Sakkud'' – ein unbedeutender und auch in babylonischen Texten kaum bezeugter Stadtgott der Stadt Der, der offenbar zum Hofstaat des Gottes Ea gehörte – entweder ein Aspekt ebenfalls von Ninurta war, oder dass er irgendwie mit diesem assoziiert war (z.B. dass er nach einer anderen Überlieferung zu ''dessen'' Hofstaat gehörte). Dies zusammennehmend geht man daher heute mehrheitlich davon aus, dass die beiden unbekannten Begriffe ''sik(k)ut'' und ''kij(j)u(w)n'' beide von Ninurta sprechen – einmal nämlich von ihm in seinem Aspekt Saturn, einmal in seinem Aspekt der Gottheit Sakkud –, und dass die eigentlich ''kajwan'' und ''sakkut'' lautenden hebräischen Begriffe ähnlich wie ''molek'' statt ''melek'' entstellt worden waren mit den Vokalen der Begriffe ''piggul'' („Gräuel“) und ''schiqquts'' („Abscheulichkeit“), die beide häufig verwendet werden, um damit Götzen zu bezeichnen. Das passt dann relativ gut zur Verwendung des Begriffs „Stern“ in V. 26d. Die Rede wäre also von Kultbildern von Saturn-Ninurta und Sakkud-Ninurta, und entweder könnte der Verfasser also sagen: (1a) „Stattdessen tragt ihr aktuell Ninurta-Kultbilder in euren Prozessionen umher, darum werdet ihr nun exiliert werden!“, oder (1b) „Mein Urteil ist: Eure Ninurta-Kultbilder, die dürft ihr jetzt gleich mitnehmen, denn ihr geht ins Exil!“, oder (1c) „Doch ihr werdet nun exiliert werden, und dort, im Exil in Assyrien, werdet ihr die Kultbilder des assyrischen Gottes Ninurta vor euch hertragen müssen (statt weiterhin mich zu verehren, was ich ja nicht will, s. Vv. 21-23)“, oder sogar (1d) „Ihr habt mir in der Wüste keine Opfer dargebracht, stattdessen habt ihr sogar Ninurta-Kultbilder vor euch hergetragen!“.<br /><br />
Jede dieser Deutungen ist bereits mehrfach vertreten worden. (1d) scheidet klar als Fantasterei aus, weil Gott schwerlich den Israeliten vorwerfen können haben wird, dass ihre Vorfahren in der Wüste Ninurta verehrt hätten, und von (1a-c) ist sicher (1c) am wahrscheinlichsten, da die Israeliten im vorangehenden Abschnitt Am 5,21-25 ja gerade als „lästige“ ''JHWH''-Verehrer dargestellt wurden, nicht als Götzendiener.<br />Aber auch (1c) ist sehr schwierig. Die bekannten Entstellungen von ''ba´al'' zu ''boschet'' und ''melek'' zu ''molek'' sind ja nur deshalb möglich, weil Melek (=Milkom) als der Hauptgott der Ammoniter und Ischbaal als Sohn des Königs Saul gut bekannt waren und man sich so leicht erschließen konnte, von wem die Rede ist. Das gilt nicht für Sakkud und Kaiwan, die auch den alten Übersetzern so unbekannt waren, dass keiner in diesem Wort die scheinbar angezielten Gottesnamen erkannte: Im Falle von ''sikkut'' lasen LXX, Aq, Sym, VUL und Syr sämtlich nicht ''sikkut'' oder ''sakkut'', sondern ''sukkat'' („Hütte“), auch die Qumranschrift CD vii 14-16 deutet klar als „Hütte“ („Die Bücher des Gesetzes sind die ''skt'' des Königs, wie [Amos] gesagt hat: ‚Ich werde aufrichten die verfallene Hütte Davids‘.“) und Theod schließlich leitet das Wort ab von ''ßkh'' („schauen“) und übersetzt mit „Vision“. Im Falle von ''kijjun'' fassten zwar auch LXX, Aq, Sym und Tg den Begriff als Namen auf, aber Aq und Sym lesen nicht ''kaiwan'' oder ''kewan'', sondern nach MT ''Kion'' – kannten den betreffenden Gott also offensichtlich nicht –, LXX hat in manchen MSS ''Raifan'' und in anderen ''Remfan''. Anders die anderen: Theod übersetzt mit „Dunkelheit“, verbindet also vielleicht mit der Wurzel ''khh'' („dunkel/trüb sein“), VUL rät einfach („Bild“) und auch CD vii 17 fasst ''kjwn'' offenbar als Klassennomen auf („Der ''kjwn'' der Bilder, das sind die Bücher der Propheten“). Syr übersetzt tatsächlich mit „Saturn“, was aber wenig aussagekräftig ist, da das syr. Wort für „Saturn“ (''k`wn'') mit dem akkadischen verwandt ist, so dass Syr also wie häufig das unbekannte Wort schlicht syrisierend erraten haben könnte. Kurz, die alten Vrs. zeigen sehr deutlich, dass Kaiwan und insbesondere der selbst in Babylon/Assur obskure Gott Sakkud in Israel sogar noch nach dem babylonischen Exil nicht bekannt waren. Dann auch noch anzunehmen, diese wenig bekannten Namen seien zusätzlich durch eine andere Vokalisierung verfremdet worden, ist sehr gewagt. Hinzu kommt noch, dass die Annahme einer Umvokalisierung schon für sich sehr gewagt ist, weil derartige Entstellungen von Wörtern wie gesagt äußerst selten und offenbar ausschließlich mit dem Begriff / den Vokalen von ''boschet'' vorkommen. Zum Dritten ist das Wortbildungsmuster ''QiTTūL'' gar nicht typisch für Schimpfwörter für Götzen: ''piggul'' und ''schiqquts'' sind zwar die gebräuchlichsten Wörter nach diesem Muster, aber grundsätzlich lassen sich Wörter mit verschiedensten Bedeutungen mit ihm bilden – von ''nihhum'' („Trost“) über ''niqqud'' („Krümel“) bis zu ''limmud'' („gelehrt“). Ein klares Cluster findet sich nur bei ''Handwerk'': ''chittuk'' („Schmelzerei“), ''millu`'' („Stein-Einsatz“), ''pittuch'' („Gravur“), ''tsippuj'' („Metall-Überzug“), , ''riqqu´'' („Plättung (von Blechen)“), vielleicht auch ''chiššuq'' („Speiche“) und ''chiššur'' („Nabe“), eventuell außerdem ''kijjor'' („Kessel, Becken“) von *''kwr'' („zusammenbinden, rollen“; zu ''-or'' vs. ''-ur'' vgl. BL §61vθ, zur Wurzel vgl. bes. Kaltner 1998 und s. [[Psalm 22#s17 |Ps 22,17]], wo Sym, Aq und Hier vielleicht ''krw'' statt ''k`rw'' lasen, und [[Ezechiel 16#s4 |Ez 16,4]], wo vielleicht LXX ''krw'' statt ''krt'' las und die Worte daher jeweils mit „umbinden“ übersetzt wurden). ''gillul'' („Kultstele, Kultstandarte“, von ''gll'' „rollen“, ebenfalls häufig für Götzen) kann also nicht sicher mit ''piggul'' und ''schiqquts'' zusammengestellt werden, sondern könnte auch zu dieser Gruppe gehören (vgl. [[Deuteronomium 29#s16 |Dtn 29,16]]: „''gillulim'' aus Holz, Stein, Silber und Gold“).<br /><br />
'''(2)''' Gehen wir also stattdessen davon aus, dass die Vokalisierung der Masoreten ernstzunehmen und ''sikkut'' und ''kijjun'' nicht Götternamen, sondern Klassennomen sind, bietet sich als Etymon/Kognat das akkadische ''sikkatu'' („Pfahl, Pfosten“, oft speziell vom „Gründungspfosten“, s. gleich) an, das sicher zumindest ins Talmud-Hebräische, ins Aramäische und ins Syrische (''sk`'', ''skt`'': „Pfahl, Stange“) gewandert ist (vom syrischen oder talmud-hebräischen Kognat leiten auch schon Rosenmüller, Ewald und Hirschberg 1961, S. 375 das Wort ab. Lipiński 1973b, Hallo 1977 und de Moor 1995 wollen übrigens ähnlich vom ugaritischen ''sknt'' ableiten und dann als „Bild“ deuten, aber ''sknt'' ist bisher nur einmal belegt und heißt sehr wahrscheinlich nicht „Bild“). Nehmen wir es außerdem hier in der Spezialbedeutung „Gründungspfosten“, lässt es sich leicht mit der Rede von der Exilierung in V. 27 verbinden: In Assyrien und in anderen Regionen pflegten Herrscher bei Beginn des Baus eines öffentlichen Gebäudes wie besonders von Tempeln und bei ihrer Renovierung solche Gründungspfosten als „Fundament-''sikkate''“ in die Erde zu schlagen und außerdem weitere beschriftete Gründungspfosten als „Wand-''sikkate''“ in die Wände einbauen zu lassen. Ihr Zweck lässt sich anhand ihrer Beschriftungen erkennen, nämlich daran, dass eine häufige Abschlussformel in den zwei Varianten vorkommt: (1) „''Möge ein späterer Herrscher dieses Gebäude renovieren, wenn es verfallen ist, und mein ''sikkatu'' wieder an seinen Platz setzen''“ und (2) „''Möge ein späterer Herrscher dieses Gebäude renovieren, wenn es verfallen ist, und meinen ''geschriebenen Namen'' wieder an seinen Platz setzen''“: ''sikkate'' dienten dazu, den Namen des bauleitenden Herrschers für alle Ewigkeit in das Gebäude einzuschreiben; diese Gebäude wurden so zusätzlich zu ihrem primären Zweck zu ''Monumenten'' dieser Herrscher (vgl. gut Richter 2002, S. 194-199). Viele ''sikkate'' waren daher mit kaum mehr als dem Namen dieses Herrschers beschriftet, z.B. [http://oracc.museum.upenn.edu/riao/Q004746/ Schamschi-Adad V 9]: „''Palast von Schamschi-Adad, dem starken König, König des Universums, König von Assyrien, König von Sumer und Akkad, Sohn von Salmanassar, König der vier Enden [der Erde], Sohn von Assurbanipal, der ebenfalls König des Universums und König Assyriens war.''“ Den Gegensatz von „seinen Namen an einen Platz gesetzt haben“ erkennt man schön an der Schlussformel eines [http://oracc.museum.upenn.edu/riao/Q005790/ ''sikkatu'' von Salmanassar I]: „''Ich setzte meine Monumentalinschriften und Lehminschriften. Was den angeht, der meine Inschriften und meinen Namen entfernt: Möge der Gott Assur, mein Herr, seine Herrschaft beenden und seinen Namen und seine Nachkommen aus dem Land ausrotten.''“ – mit der Entfernung eines ''sikkatu'' wurde der Name des im Monument eingeschriebenen Herrschers von diesem Monument entfernt, sein Name „schwand daher“ ebenso aus dem Land, wie hier der Name und auch die Nachkommenschaft dessen schwinden soll, der diese Untat zu verantworten hat.<br /><br />
''sikkate'' sind bei Ausgrabungen in Palästina noch nicht gefunden worden, die Bibel zeigt aber deutlich, dass zumindest der Brauch bekannt war und dass ''sikkate'' daher als Bild verwendet werden konnten. So in [[Jesaja 22#s23 |Jes 22,23-25]], wo das selbe Bild wie in Am 5,26 noch etwas stärker ausgefaltet wird: „''Ich werde ihn als Pflock (''jeter'') einschlagen an einen festen Ort, so dass er zum Thron der Ehre wird für sein Vaterhaus. Und man wird an ihn hängen die gesamte Herrlichkeit seines Vaterhauses [...]. An jenem Tag aber – Spruch JHWHs der Heerscharen – wird der Pflock weichen, der an einem festen Ort eingeschlagen war; er wird abgehauen werden und fallen, und die Last, die er trug, wird zugrunde gehen.''“ Die Rede ist also von einem ''sikkatu'', das gleichzeitig als Fundament-''sikkatu'' und Wand-''sikkatu'' vorgestellt wird: Auf ihm gründet symbolisch das Haus, gleichzeitig steckt er in der Wand und an ihm hängt „die gesamte Herrlichkeit seines Vaterhauses“. „An jenem Tage“ aber wird er herausgezogen werden und damit das Haus zugrunde gehen – weil ihm sein Fundament genommen wird. S. auch [[Sacharja 10#s4 |Sach 10,4.6]]: „''Von JHWH kommt der Eckstein, von ihm der Pflock (''jeter''). [... Er wird] das Haus Juda stärken und das Haus Joseph retten, und [er wird] sie wohnen lassen, denn [er hat sich] ihrer erbarmt, und sie werden sein, als ob [er] sie nicht verstoßen hätte.''“ S. schließlich noch [[Esra 9#s8 |Esra 9,8f.]]: „''Er hat uns einen Pflock (''jeter'') gegeben an seiner heiligen Stätte: [...] Er hat uns die Güte der Könige von Persien zugewandt, [in der liegt,] dass wir das Haus unseres Gottes wiederaufbauen, seine Trümmer aufrichten und uns eine Mauer in Juda und Jerusalem geben können.''“ (1 Esdras 8,75 übersetzt hier verblüffenderweise „Pflock“ mit „Name“ – ebenso, wie auf Gründungspfählen ''sikkatu'' „Pfahl“ austauschbar ist mit „eingeschriebener Name“. Kannte auch der Üs. von 1 Esdras noch dieses Bild?).<br />Dem selben Zweck wie ''sikkate'' dienten auch andere Träger von Monumentalinschriften; die eben zitierte Inschrift von Salmanassar z.B. ist nicht nur auf ''sikkate'' überliefert, sondern auch auf Lehm- und Steintafeln. Von anderen Trägern königlicher Monumentalinschriften sprechen sehr wahrscheinlich auch diese beiden Vv.: [[2 Samuel 18#s18 |2 Sam 18,18]]: „''[König] Absalom aber hatte sich zu seinen Lebzeiten genommen und errichtet die Mazzebe, die im Königstal steht. Denn er sagte sich: ‚Ich habe keinen Sohn, so dass mein Name erinnert würde.‘ Und er nannte die Mazzebe mit seinem Namen, und man nennt sie ‚Denkmal (''jad'') Absaloms‘ bis zum heutigen Tag.''“; [[Jesaja 56#s4 |Jes 56,4f.]]: ''„[JHWH sprach:] Ich will ihnen in meinem Haus [=dem Tempel!] und in meinem Mauern Denkmal (''jad'') und Namen geben, [was für sie noch] besser ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht ausgerottet werden wird.''“ Von solchen Memorial-Monumenten in Kultstätten ist vielleicht außerdem die Rede in [[Leviticus 26#s30 |Lev 26,30]] und [[Ezechiel 43#s7 |Ez 43,7.9]], falls ''peger'' wirklich auch „Monument“ bedeutet (s. jeweils dort).<br />Auch Podeste konnten als Träger solcher Monumentalinschriften dienen. Auf einer Inschrift von Tiglath-Pileser III. z.B. heißt es: „''Tiglath-Pileser, großer König, mächtiger König, König der Welt, König Assyriens. Gehört zum Podest der Bullen am Eingang des Tempels des Gottes Adad.''“ (RINA I Nr. 60). An ein Podest wie den Tiglath-Pilesers mit einer Monumental-Funktion wie der in den beiden vorigen Vv. können wir gut auch auch in unserem Vers denken, denn als „Gestell/Podest“ haben ''kijjun'' (abzuleiten von ''kwn'', „setzen, aufrichten“) schon viele erklärt (z.B. schon Tarnow 1611, S. 149f.; auch Ewald, de Wette, Meier 1843, S. 1033; Keil; Roberson Smith 1895, S. 294; Maag; van der Woude 1981, S. 40; de Moor 1995, S. 10f.; ähnlich Rosenmüller, Hitzig; HKL II §74.2; ähnlich auch Sellin, Amsler).<br />[[Datei:Marduk und Nabu auf Podest.png|mini|rechts|Kultstandarten von Marduk und Nabu auf Podest. (c) Ornan 1993, S. 65.<br />Marduks planetarischer „Aspekt“ war Jupiter, Nabus war Merkur. Wie eng die Kultstandarten mit den Gestirnen zusammenhingen, sieht man daran, dass auf jedem Siegel auch der Mond und/oder ein Stern abgebildet ist.]]An der Inschrift Tiglath-Pilesers sieht man auch, dass mehrere Kultfiguren auf nur einem Podest stehen konnten (was einige an der Deutung „der Podest eurer Bilder“ problematisiert haben). Das zeigen auch deutlich die rechts abgebildeten Stempelsiegel, die Ornan zusammengestellt hat: Auf jedem sieht man die Kultstandarten sowohl von Marduk als auch von Nabu beieinander auf nur einem Podest. Die rechts abgebildeten Siegel, auf denen der enge Zhg. dieser Kultstandarten mit den Himmelskörpern schön erkennbar ist, sind alle babylonisch, zum Einen haben aber Keel/Uehlinger 2010, S. 322-369 schön gezeigt, dass auch in Palästina ab dem letzten Drittel des 8. und dann v.a. im frühen 7. Jahrhundert vergleichbare Darstellungen immer häufiger auch in Palästina auftauchen – vermutlich wurde diese Theologie von den ab 734 v. Chr. in Palästina angesiedelten Aramäern und Assyrern hierher importiert –, zum anderen zeigt ja unser Vers selbst schon klar, dass man für die Abfassungszeit dieses Verses einen solchen „astralen Kult“ voraussetzen kann: „Eure Götter“ ''sind'' „Stern-Götter“ oder „euer Gott“ ''hat'' „einen Stern“. Bei dem „Podest eurer Kultilder, eurer Sterngötter“ hat man also wahrscheinlich an ein ähnliches Ensemble wie das rechts abgebildete und an ähnliche theologische Vorstellungen wie die oben beschriebenen der Babylonier zu denken. Entscheidend wären aber nicht diese Sterngötter, die hier ebenso wie in [[Amos 4#s1 |Am 4,1]] das Kalb von Samarien nur nebenbei eingespielt werden, sondern der Gründungspfahl und der Podest, ''auf'' dem diese Kultbilder stehen. Beide lassen sich verstehen als Monumente, durch die israelitische Könige mit dem Heiligtum, das hier im Blick ist, speziell, und mit dem Land im Allgemeinen verbunden sind – weil ihre Namen auf ihnen eingeschrieben waren. Doch diesen Gründungspfahl sollen die Angesprochenen nun herausziehen und diesen Podest auf ihre Schultern laden: Sie werden nun aus dem Land verbannt (V. 27) und dazu in V. 26 „entwurzelt“.<br /><br />
[[Datei:Goetterprozession.png|mini|rechts|Assyrer führen Kultbilder als Kriegsbeute nach Hause. (c) Ornan 2005, S. 259.]]'''(3)''' „Ihr habt getragen/werdet tragen die Hütte(n) von Moloch/eures Königs und den Kaiwan – eure Götzenbilder“ (z.B. CTAT III, S. 665; BHQ; Isbell 1978, S. 97; Nägele 1995, S. 209; auch R-S, SLT, van Ess). Diese Deutung geht stets bei ''sikkut'' und manchmal bei ''melek'' von einem anderen Text aus als dem im MT: Statt ''sikkut'' wird mit den meisten alten Vrs. ''sukkat'' oder ''sukkot'' gelesen („Hütte(n)“), statt den Konsonanten ''mlkkm'' für „euer König“ manchmal außerdem mit LXX, Aq, Syr und zwei MSS ''mlkm'' („Milkom“, latinisiert „Moloch“). Ob man „König“ oder „Milkom“ liest, in beiden Fällen geht man davon aus, dass die „Hütte eures Königs/Milkoms“ eine Art portables Tabernakel ist, in dem die eigentliche Götterstatue Milkoms oder des Gottes, der hier als „König“ bezeichnet wird, transportiert wird. Rechts ein Beispiel für einen solchen Transport eines Götterbildes in einem Tabernakel auf einem assyrischen Relief. Deuten ließe sich dieser Text jeweils ebenso wie die vier Optionen bei Deutung (1), nur wird hier die Schwierigkeit des obskuren Gottes Sakkud umgangen und bei ''sikkut'' und ''malkekem'' das ziemlich starke Zeugnis der alten Üss. stärker berücksichtigt. Wollte man sich nur zwischen Deutung (1) und (3) entscheiden, wäre (3c) (1c) vorzuziehen: „Doch ihr werdet nun exiliert werden, und dort, im Exil, werdet ihr die Kultbilder des ‚Zeltes eures Königs‘ und des Kaiwan vor euch hertragen müssen (statt weiterhin mich zu verehren, was ich ja nicht will, s. Vv. 21-23)“.</ref><br />
{{S|27}} Ich werde euch ins Exil schicken jenseits von Damaskus!“<ref>''jenseits von Damaskus'' - d.h. nach Assyrien. Assyrien wird im Amosbuch nie explizit erwähnt, da in der Welt des Textes die Assyrer für die Israeliten ja noch gar nicht wichtig waren.</ref> – spricht JHWH[.]<br />
_[JHWH]<ref>'''Textkritik''': Vielleicht ist ein „JHWH“ entfallen (=> Haplographie). Dafür gibt es in der Textüberlieferung zwar überhaupt keine Indizien und merkwürdigerweise scheint diese Zeile bisher auch keinem Exegeten problematisch zu sein, aber sie ist es sehr: I.d.R. wird sie übersetzt als „spricht JHWH; Gott Zebaot ist sein Name.“ Aber JHWHs Name ist ja gar nicht „Gott Zebaot“, sondern eben ''JHWH'' – darum heißt es z.B. in V. 8 natürlich: „JHWH ist sein Name“, und darum ist (JHWH) (Gott) Zebaots Name natürlich nie „Zebaot“ oder „Gott Zebaot“, sondern stets „JHWH Zebaot“ oder „JHWH Gott Zebaot“; s. [[Amos 4#s13 |Am 4,13]]; [[Jesaja 47#s4 |Jes 47,4]]; [[Jesaja 48#s2 |48,2]]; [[Jesaja 51#s15 |51,15]]; [[Jesaja 54#s5 |54,5]]; 8x in Jeremia (übrigens ist auch nach den masoretischen Akzenten „JHWH“ nicht von „Gott Zebaot“ zu trennen. Wickes 1887, S. 68 hat daher länger gesucht und am Ende doch zwei Manuskripte gefunden, die entsprechend der üblichen Üs. mit Zaqef statt Merka nach „JHWH“ akzentuieren. Die ursprüngliche Phrasierung ist das aber sicher nicht; die Gründe, die zu dieser alternativen Akzentuierung geführt haben, sind ja offensichtlich). „JHwH“ muss also sicher zu „ist sein Name“ gehören, und damit auch die ganze Phrase „JHWH Gott Zebaot“. Möglich wäre dann allenfalls noch „Sagt er. JHWH Gott Zebaot ist sein Name“ (so Anderson/Freedman). Aber ein derart allein stehendes „sagt er“ wäre durchaus nicht idiomatisch; es ist dies eine stehende Formel zum Abschluss prophetischer Reden, die stets ''`amar JHWH'' lautet (Baumgärtel 1961, S. 278 nennt 56 Belegstellen). Man könnte schließlich auch diese Zeile wieder als Apokoinu deuten: (1) „Spricht JHWH Gott Zebaot“ und gleichzeitig (2) „JHWH Gott Zebaot ist sein Name“ – aber welchem Zweck sollte dieses Stilmittel hier dienen? Der Text ist hier also sehr wahrscheinlich nicht in Ordnung. Einige Kommentatoren umschiffen diese Schwierigkeit, indem sie „Gott Zebaot ist sein Name“ für eine sekundäre Eintragung erklären – aber damit wird ja nur das Problem verschoben; man müsste dann annehmen, dass ein Schreiber derart inkompetent war, dass er selbst dazu nicht in der Lage war, statt „Gott Zebaot ist sein Name“ einfach „JHWH Gott Zebaot ist sein Name“ hinzuzufügen und damit einen ordentlichen Text zu produzieren. Alles in allem spricht daher am meisten für die Annahme des Ausfalls eines weiteren ''JHWH'', um den überlieferten Text zu erklären.</ref> Gott Zebaot (Gott der Heerscharen)<ref name="Heerscharen" /> ist sein Name!</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
In '''Vv. 1f.''' folgt Gottes Totenklage über Israel, die in [[Amos 4#s13 |Am 4,13]] bereits angekündigt wurde. Solche Totenklagen wurden für gewöhnlich natürlich erst gesungen, wenn jemand bereits „vollständig gestorben“ war, und nicht, wenn man – wie hier das „Mädchen Israels“ – erst dem Tode nah ist, wenn einem aber theoretisch noch „aufgeholfen“ werden könnte. Auch dies verstärkt noch einmal das, was bereits in Kapitel 4 deutlich wurde: Israels Schicksal steht wirklich bereits fest; schon vor seinem Tod kann Gott daher seine Totenklage anstimmen. In '''V. 3''' wird diese dann sogar auch noch einmal durch einen Urteilsspruch Gottes zusätzlich abgestützt und präzisiert. Genauer sieht das Geschick Israels nämlich so aus: Gott wird es dezimieren.<br />
<br />
Dieser harte Urteilsspruch führt dazu, dass Amos sozusagen prophezeiend in Dialog mit sich selbst tritt und diesem Gottesspruch in '''Vv. 4f.''' einen weiteren Gottesspruch an die Seite stellt: Einerseits hat Gott sein Urteil bereits gefällt, aber andererseits: Hat er nicht auch Israel das Leben verheißen? Dann nämlich, wenn Israel ihn „sucht“, dabei aber nicht Bethel, Gilgal und Beerscheba „aufsucht“, weil auch diese vernichtet werden werden? Dann sollen die Israeliten dies doch bitte tun ('''V. 6f.''') – JHWH suchen, damit Israel am Leben bleibt und auch Bethel (und Gilgal und Beerscheba) weiterbestehen kann!<br />
<br />
'''Vv. 7-13''' führen den „Recht-in-Wermut-Verwandlern“ ('''V. 7''') vor Augen, wer es eigentlich ist, mit dem sie sich durch ihr Handeln anlegen: Es ist der Schöpfer des Himmels, der „zur-Dunkelheit-den-Morgen-Verwandler“, der Gott des Regens, der Erde und Himmel beherrscht – ''JHWH'' ist es ('''V. 8'''); JHWH, der im Handumdrehen ganze Festungen vernichten kann ('''V. 9'''). Dass Gott hier gerade als Regengott geschildert wird (s. zu V. 8), passt sehr gut nach V. 6, in dem jemand erhofft wird, der in Israel und für Bethel „löschen“ wird – wer könnte das sein, wenn nicht er?<br />Was dagegen Gott selbst damit zu tun gedenkt, dass er Regen geben oder zurückhalten und ganze Festungen vernichten kann, sagt er in '''Vv. 10f.''' selbst in einem weiteren Gottesspruch, der ähnlich ohne ein Verb des Sagens auf Vv. 8f. folgt, wie auch V. 1 ohne ein Verb des Sagens auf Am 5,13 folgte: Weil die Israeliten derart ungerecht handeln, wird dieser Regengott ihre Gärten vernichten und wird dieser ganze Festungen vernichtende Gott ihre Häuser zerstören (V. 11). In '''Vv. 12f.''' wird der selbe Urteilsspruch noch einmal variiert: Weil sie derart ungerecht handeln und es insgesamt eine derart „böse Zeit“ ist (V. 13a), wird nun allüberall der Freudengesang schweigen müssen (V. 13a).<br />
<br />
Wie Amos bereits in V. 6 den Gottesspruch in Vv. 4f. kommentiert hat, so auch in '''Vv. 14-17''' den Gottesspruch in Vv. 10-13. Zunächst greift er dazu noch einmal zurück auf Vv. 4-6, wo er mit Vv. 4f. schon einmal den Gottesspruch in Vv. 1-3 entschärft hat. Dazu wird der selbe Gottesspruch variiert auch hier wieder verwendet: Das „Sucht mich, dann werdet ihr leben“ wird nach dem vorangehenden Abschnitt über die im ''Tor'' so korrupt handelnden Reichen (Vv. 10-11b.12) und die „''böse'' Zeit“ (V. 13a) variiert zu „Sucht das Gute und nicht das ''Böse'', damit ihr am Leben bleibt“ ('''V. 14ab'''), und angeschlossen wird: „Richtet wieder auf im ''Tor'' das Recht!“ ('''V. 15ab'''). Dann gibt es doch noch Hoffnung für Israel, dann wird Gott – vielleicht! – wenigstens einen kleinen Überrest der Israeliten übrig lassen und diesen gnädig sein ('''V. 15cd'''). Doch dies eben nur, wenn die Israeliten sich auch wirklich dem Guten zuwenden. Denn recht eigentlich, so hofft Amos, ist dies der Zweck des harten Urteilsspruchs Gottes, dass die Weise schweigen muss (V. 13a) und stattdessen in der Stadt und auf dem Feld Klage herrschen wird ('''Vv. 16f.'''): Um Israel mit diesem Urteilsspruch wieder auf den rechten Weg zu führen.<br />
<br />
Was hier also offenbar geschieht, ist nicht, dass ein Prophet „ungefiltert“ nacheinander diverse Mahn-, Droh- und Urteilssprüche Gottes an die Israeliten richtet. Sondern: Amos manipuliert geradezu die Gottessprüche in Vv. 1-3 und Vv. 10-13, indem er sie in Vv. 4f. mit einem anderen Gottesspruch konfrontiert, diesen in Vv. 14.15 auch noch eigenmächtig variiert und in Vv. 6f.14bc.15b-17 auch noch kommentierend weiterführt – alles in der leisen Hoffnung, dass Gottes Urteil vielleicht doch nicht so unabwendbar ist, wie es klingt. <br />
<br />
Mindestens diese Verse setzen klar die '''zeitgeschichtliche Situation''' nach 720 v. Chr. voraus, in der lag, dass Israels Heiligtümer vernichtet und Israel selbst von den assyrischen Königen Salmanassar und Sargon besiegt, dezimiert, deportiert und auf wenige Gebiete rund um die Hauptstadt Samaria reduziert worden war (s. dazu die [https://offene-bibel.de/wiki/Amos Einleitung] zum Buch). Diese Situation ist es dann auch, die erklärt, warum in V. 2 einfachhin eine Klage über Samaria, das „Mädchen Israels“, als Klage über ganz Israel bezeichnet werden kann: Von Israel ist bereits jetzt nicht mehr viel mehr übrig als eben Samaria und die umliegenden Gebiete. Dieser kümmerliche Rest ist auch der „Überrest Josefs“, von dem V. 15 spricht, und dieser ist dann auch der eigentliche Adressat dieses Kapitels: Selbst für diesen kümmerlichen Rest, sagt der Verfasser des Kapitels, steht gar nicht fest, dass Gott ihm gnädig sein wird (V. 15cd). Selbst für diesen kümmerlichen Rest könnte dies nur eventuell dann gelten, wenn sie endlich anders handeln, als man in Israel so lange gehandelt hatte – wenn sie nämlich endlich aufhören, nicht nur den Armen ihre Rechte zu nehmen, sondern auch noch das Recht pervertieren, um sie durch dieses perverse Rechtswesen noch zusätzlich ausbeuten zu können. „Sucht das Gute!“, ruft der Verfasser, und das heißt: „Richtet endlich wieder das Recht auf!“ (15b).<br />
<br />
'''Vv. 18-20''' sind ein kurzer und für sich stehender Urteilsspruch. Eingespielt wird hier das Konzept des „Tages JHWHs“ – ein Tag oder Zeitraum, den man sich erhoffte, weil man sich vorstellte, dass an diesem Tag Gott richtend in den Lauf der Geschichte eingreifen werde. „Was glaubt ihr eigentlich“, ruft Amos, „Was glaubt ihr eigentlich, was dieser Tag für euch bedeuten wird? Für euch bedeutet er Finsternis, nicht Licht!“ Denn wer an diesem Gerichtstag vom richtenden Gott gerichtet werden wird – das sind nicht die Anderen. Das sind ''sie selbst''; sie, die Unrecht auf Unrecht häufen. Wie also kommen sie dazu, sich in Sicherheit zu wähnen, weil dereinst ja dieser Gerichtstag Gottes ansteht?<br />
<br />
In '''Vv. 21-27''' schließt sich ein weiterer Urteilsspruch an, der nach den Abschnitten über die Ausbeutung der Armen und die Pervertierung des Rechtswesens (bes. Vv. 10-12) den Fokus wieder auf die dritte mehrfach von Amos kritisierte Praxis legt: Den Kult Israels. Was an ihm kritikwürdig ist, wird hier anders als Am 4,1-5 gar nicht gesagt; stattdessen wird er in '''Vv. 21-24''' rundweg verdammt. Das ''ganze'' Kultwesen mit seinen Opferfesten und Festversammlungen „hasst, verwirft“ Gott. Er mag es nicht „riechen“, die Opfer und Opfermähler mag er nicht „sehen“, die Musik dort mag er nicht „hören“. ''Brauchen'' tut ''er'' diesen Kult ohnehin nicht, man denke nur an die Zeit der Wüstenwanderung – da haben die Israeliten ja 40 Jahre lang keine Opfer dargebracht ('''V. 25'''). Und ''taugen'' tun sie erst recht nicht: Keinesfalls lässt sich Gott durch sie gnädig stimmen, sein Urteil steht fest: Wenn die Israeliten „Recht in Wermut verwandeln“ (V. 7a) und „die Gerechtigkeit zu Boden werfen“ (V. 7b) – dann wird nun eben ''Gott'' „Recht wogen lassen wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegendes Wadi“ ('''V. 24'''): Israel wird seine Zelte abbrechen müssen ('''V. 26a'''), denn Gott wird sie ins Exil nach Assyrien schicken ('''V. 27''') – und ihre Kultgegenstände, die dürfen sie dabei gleich mitnehmen ('''V. 26b-d'''). <br />
<br />
[[Datei:Israel und Kultstätten.png|mini|rechts|Das ungefähre Gebiet des "Rests von Israel" und die besprochenen Kultätten. Die Lage von Bethel und Gilgal ist unsicher.]]Vv. 21-25 gehört zu einer Gruppe von Versen, die man gemeinhin als die „'''kultpolemischen Texte'''“ des Alten Testaments bezeichnet. Zu ihnen gehören auch der Am 5,21-25 sehr nahe Abschnitt [[Jesaja 1#s10 |Jes 1,10-17]]; außerdem [[Jeremia 6#s19 |Jer 6,19-21]]; [[Jeremia 14#s11 |14,11f.]]; [[Hosea 6#s6 |Hos 6,6]]; [[Micha 6#s6 |Mi 6,6-28]]; [[Maleachi 1#s10 |Mal 1,10]]. Gemeinsam ist allen diesen Texten die Aussage, dass der Kult Israels nichts taugt, einigen außerdem die, dass er Gott geradezu verhasst ist. Vergleicht man die Texte, sieht man schnell einen weiteren gemeinsamen Zug: Grund für diese Ablehnung des Kultes ist oft, dass ''gerechtes Handeln höher bewertet wird als kultisches Handeln''. So nimmt etwa Gott in Jes 1,10-14 Israels Opfer nicht an, weil die Hände der Opfernden „voll Blut“ sind (Jes 1,15); wichtiger ist Gott, dass die Israeliten sich von ihrem Unrecht reinigen und Gutes tun (Jes 1,16f.). Ähnlich verschmäht er in Jer 6,20 die Opfer der Israeliten, weil sie nach V. 19 „nicht auf seine Worte geachtet und seine Gebote verschmäht haben“ (Jer 6,19) und in Hos 6,6 hat er „keinen Gefallen an ihren Opfern“, weil „sie den Bund übertreten haben wie Adam und treulos gegen Gott gehandelt haben“ (Hos 6,7).<br />Was das für den Kult heißt, ist nicht sicher. Heißt es „nur“, dass der Kult Israels an und für sich nicht kritikwürdig sein muss, dass Gott gerechtes Handeln aber ''wichtiger'' ist als der Kult (s. z.B. [[Matthäus 23#s23 |Mt 23,23]]; auch [[Sprichwörter 21#s3 |Spr 21,3]]: „''Dass man Gerechtigkeit und Recht übt, das zieht JHWH Opfern vor.''“) – und das in einem solchen Maße, dass man sogar sagen konnte, dass kultisches Treiben bei gleichzeitigem ungerechten Handeln Gott in Gänze „verhasst“ war? Oder heißt es alternativ gar, dass sich zur Zeit der frühen Propheten der Glaube durchgesetzt hatte, dass der israelitische Kult insgesamt überflüssig und sogar kritikwürdig war? So zum Beispiel Barton 2007, S. 121: „Es kann natürlich sein, dass die Sündigkeit der Kult-Treibenden den Opferkult ''noch schlimmer'' als nutzlos machte, aber im Großen und Ganzen war er so und so nutzlos.“ So auch schon Luther in einem faszinierenden Abschnitt seiner Vorlesungen: „''Aber du mußt merken, daß an dieser Stelle der Prophet nicht allein auf das gegenwärtige Volk und den gegenwärtigen Gottesdienst sieht, sondern ganz und gar auf die Abschaffung des Gesetzes und des Gottesdienstes. Denn so pflegen die Propheten in ihren Predigten auf die Verheißung des Evangelii und die Abschaffung des gegenwärtigen Gottesdienstes und Königreiches überzugehen. [...] Das ist sicherleich eine große Kühnheit des Propheten, daß er sich unterstanden hat, die dem Scheine nach so überaus heiligen Werke zu verdammen. Aber die Propheten, welche solches verdammten, wurden getödtet als Gottlose und Übertreter des Gesetzes, die den Gottesdienst hinderten, wie auch wir heutzutage leiden müssen, daß sie schreien, wir verdammten gute Werke, da wir ihre Gottesdienste und Werke strafen und verdammen. Aber der Herr will im Glauben verehrt werden. Die Gottlosen gefallen dem Herrn nicht, wie große und glänzende Werke sie auch thun mögen.''“<br />Noch heute wendet man gegen die zweite Auffassung gerne ein, dass diese Annahme haltlos sei, denn: „In der Alten Welt, von Ost nach West, lässt sich eine Gesellschaft, die ''nicht'' auf Religion und Kult gründete, überhaupt nicht denken.“ (Soggin 1987, S. 99). Aber das ist so nicht wahr und historisch gesehen lässt sich die zweite Auffassung besser erklären als die erste. Ein besonderer Zug der Religion Israels in der Eisenzeit (anders als in der Bronzezeit und anders als in allen umliegenden Staaten) war der, dass Religion überwiegend nicht in großen Tempeln mit Kult-Priestern ausgeübt wurde, sondern in kleinen lokalen Höhen-Heiligtümern ohne spezialisiertes Personal (vgl. z.B. Zwickel 2012). Entsprechend haben die (vielen!) Ausgrabungen in Israel auch kaum eisenzeitliche Kultstätten zutage gefördert (vgl. z.B. Faust 2019). Bei den wenigen, die entdeckt wurden, ist aber klar, dass sie ab der Eroberung Israels durch die Assyrer nicht mehr genutzt werden konnten: Der einzige bisher im ehemaligen Nordreich ausgegrabene eisenzeitliche Tempel ist der in Dan (den auch Amos als Kultstätte kannte: [[Amos 8#s14 |Am 8,14]]). Ähnlich ist der einzigen Tempel des Südreichs, den man bisher ausgegraben hat, der in Arad im Süden des Südreichs, zudem wurde in Beerscheba ein tempel-loser und ursprünglich wohl freistehender Altar gefunden.<ref>Außerdem ist man gerade dabei, einen jüngst in Motza 7km von Jerusalem einen Tempel auszugraben; die Geschichte dieses Tempels ist aber noch nicht ausreichend klar.</ref> Bethel und Gilgal sind bisher wie gesagt noch nicht sicher lokalisiert worden, ebenso das Heiligtum in Samaria. Für Bethel und Samaria ist aber durch historische Texte sicher bezeugt, dass sie ab den 720ern nicht mehr für den Kult frequentiert werden konnten, weil sie durch die Assyrer entweiht worden waren; für Gilgal setzt das Selbe zumindest Am 5,5 ja deutlich voraus. Für Arad zeigen Ausgrabungen, dass zumindest der Opferaltar ab Ende des 8. Jhd.s nicht mehr verwendet wurde, für Beerscheba ist dies sogar noch klarer, weil die Steine des einstigen Altars für den Bau der Mauer eines im 8. Jhd. errichteten Gebäudes wiederverwendet wurden. Für Dan schließlich zeigen Ausgrabungen, dass die ganze Stadt gegen 734 v. Chr. von den Assyrern zerstört und dann neu errichtet wurde (zur Geschichte von Dan vgl. Arie 2008). Wie es scheint, haben also die Assyrer an vielen Kultstätten dem dort verorteten Kult ein Ende gemacht, indem sie sie zerstörten oder entweihten. U.a. als Reaktion darauf dürfte die Kultreform Hiskijas zu verstehen sein, der auch die restlichen Kulthöhen abschaffen und Jerusalem zum einzigen Kultzentrum machen wollte (s. [[2 Könige 18#s4 |2 Kön 18,4]]), was einen weiteren Schwund an Kultstätten zur Folge hatte. Religiöse Praxis dürfte sich danach noch stärker in die Sphäre des Haushalts verlagert haben, als dies schon vor dieser Zeit der Fall war: Ausgrabungen zeigen, dass ab da die Zahl an kultischen Gegenständen in Privathaushalten stark zunahm (vgl. z.B. Hess 2007, S. 312).<br />In einer solchen weitgehend kultstätten-losen Zeit ließe es sich historisch sehr gut erklären, dass frühe Theologen Israels wie die Verfasser des Amosbuches, des Hoseabuches, des Michabuches und der des ersten Teils des Jesajabuches zur Auffassung gelangen konnten, dass der israelitische Gottesdienst offensichtlich nutzlos und sogar mehr sündig als gottgefällig sein musste: Wie sonst hätte Gott die Vernichtung dieser Kultstätten zulassen können?<br />Das wäre theologisch gesehen nicht unbedeutsam. Es heißt nämlich: Zu den vielen verschiedenen Theologien, die sich in der Bibel finden, konnte auch diese gehören: „Gottesdienste sind nutzlos und können sogar sündig und nicht gottgefällig sein.“ Und auch nach der ersten Auffassung oben fände sich alternativ ja mindestens diese Theologie: „Gottesdienste sind dann nutzlos und können dann sogar sündig und nicht gottgefällig sein, wenn die Kult-Treibenden nicht gleichzeitig auch recht handeln.“<br />
<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Amos_8&diff=32360Amos 82021-10-12T20:07:11Z<p>Olaf: Markup korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung kann erstellt werden}}<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
<poem>{{L|4}} Hört dies, die ihr so sehr nach dem Armen giert,<br />
_Dass ihr den Geringen von seinem Land fortschafft so,<br />
{{L|5}} Dass ihr sprecht: „Wir wollen Getreide verkaufen! Wär doch der Sabbat vorbei!<br />
_Wir wollen unsere Kornspeicher öffnen! Wär doch der Feiertag um,<br />
Dass wir das Getreide mit zu kleinem Maß abmessen können,<br />
_Dass wir zu hohe Preise verlangen können,<br />
_Dass wir mit manipulierten Instrumenten betrügen können, <br />
{{L|6}} Dass wir für die kleinste Geldschuld den Geringen versklaven können<br />
_Um den Armen für Geld zu kaufen,<br />
Und Getreideabfall verkaufen wir auch.”</poem><br />
<br />
{{L|7}} <br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<poem><br />
{{S|1}}<ref>Zum Stil von Am 8,1-3 s. zu [[Amos 7#s1 |Am 7,1]].</ref> Dies zeigte mir (ließ mich sehen) JHWH (der Herr JHWH)<ref>'''Textkritik''': ''JHWH (der Herr JHWH)'' - VUL, Tg und Syr wie MT: „der Herr JHWH“. LXX dagegen nur „JHWH“. Die Gottesbezeichnungen im Amosbuch sind ohnehin eine komplexe Problematik; bisher haben wir Varianten zu Gottesbezeichnungen überhaupt nicht verzeichnet, weil es in MT-Handschriften und LXX ungemein viele Varianten zu den Lesarten des Codex Leningradensis gibt (die auch jeweils sehr wenig Bedeutungsunterschied machen). In Am 7,1.4 z.B. setzt LXX nur „JHWH“ statt „der Herr JHWH“ voraus, in Am 7,7 „JHWH“ statt Ø. Auch hier nun hat LXX wie in Am 7,1.4 nur „JHWH“ statt „der Herr JHWH“ und ist damit kein sehr starker Textzeuge (LXX hätte alle vier Verse mit der selben Gottesbezeichnung aneinander angeglichen; welche Gottesbezeichnung ursprünglich wo stand, ließe sich aus LXX also nicht ableiten). Speziell zu diesem Vers ist nun aber kürzlich mit DSS F.Amos1 der mit Abstand älteste heb. Textzeuge dieses Verses identifiziert worden, und dieser hat wie LXX die kürzere Lesart (vgl. Tov 2014, S. 6f. [S. 4f. in Vorläuferdokument]). Das könnte hier sehr gut der ursprüngliche Text sein, da die längere Lesart sich auch leicht als Angleichung an [[Amos 7#s1 |Am 7,1.4]] erklären lässt und da irgenwo die kürzere Lesart ja auch ursprünglich gestanden haben wird, die LXX dazu bewegte, die anderen Stellen daran anzugleichen.</ref>:<ref>''Dies zeigte mir der JHWH (der Herr JHWH)'' - Eine Abwandlung der Botenformel „dies sprach der Herr JHWH“ aus Am 1-3; s. dort. Anders als dort teilt sich JHWH dem Amos ab Am 7 also nicht mehr nur durch Worte, sondern durch Visionen mit, obwohl sich in Am 8-9 anders als in Am 7 an die Vision doch wieder eine Gottesrede anschließen wird.</ref><br />
_Siehe: Ein Korb<ref>'''tFN''': ''Korb'' - Heb. ''kelub'', seltenes Wort in der Bibel. Sonst nur noch in [[Jeremia 5#s27 |Jer 5,27]] und [[Jesus Sirach 11#s28 |Sir 11,28]], beide Male in der Bed. „(Vogel-)Käfig“. Vgl. ähnlich ''kilubi'' („Vogelnetz“) in den Amarna-Briefen. An dieses Wort denkt hier offensichtlich auch LXX, die mit „Gerät des Vogelfängers“ übersetzt; auch VUL und Syr kannten das Wort offenbar nicht in der Bed. „Korb“ (VUL: „Obst-Haken“, Syr: „Zeichen für das Ende“). Die anderen alten Vrs. aber schon und die Bed. „Korb“ lässt sich auch etymologisch gut herleiten (vgl. v.a. Baumgartner 1951); an der Bed. hier gibt es also wenig Zweifel.</ref> mit Sommerfrüchten.<ref name="Ende">''Sommerfrüchte'' (Vv. 1f.) + ''Ende'' (V. 2) - Anders als [[Amos 7#s7 |Am 7,7f.]] verdichten Am 8,1-2 ''offensichtlich'' eine „Wortspiel-Vision“: ''qajiș'' („Sommerfrucht“) klingt vielleicht identisch, mindestens aber sehr ähnlich wie ''qeș'' („Ende“), daher können Sommerfrüchte in der Vision ein „Ende“ in der Realität bedeuten. S. näher bei „Genauer“. In dt. Üss. versucht man das manchmal nachzubilden: (1) „Ein Erntekorb ... Gekommen ist der Ernteschluss...“ (PAT), (2) „Ein Korb mit Erntefrüchten ... Das Abernten kommt über mein Volk Israel“ (R-S), (3) „Ein Korb mit Herbstfrüchten ... Es kommt der Herbst über mein Volk“ (TEX), (4) „Ein Korb mit Sommerfrucht ... Gekommen ist die Summe für mein Volk“ (TUR), (5) „ein Korb mit reifem Obst ... Mein Volk ist reif für das Ende“ (z.B. EÜ 80, GN, HER05, HfA, NeÜ, NL, LUT84, ZÜR), (6) „Ein Korb mit reifem Obst ... Die Zeit ist reif geworden“ (SLT), (7) vielleicht am besten: „Ein Korb mit reifen Sommerfrüchten ... es reift das Ende meines Volkes Israel“ (Vater). (8) Cool Duhm: „Ein Obstgericht ... Das Gericht ist gekommen...“.<br />''Sommerfrüchte'' sind v.a Feigen und Weintrauben (s. [[Genesis 6#s13 |Gen 6,13]]; [[Ezechiel 7#s2 |Ez 7,2.6]]; t.Ned iv 1f.), die im August/September geerntet wurden. Dieser Monat, der im Gezerkalender der „Monat der Sommerfrucht“ geannt wird (s. zu [[Amos 7#s1 |Am 7,1]]), war im Alten Israel der letzte Monat des Jahres; das Ende Israels fällt also mit dem Jahresende zusammen. Und eben mit der Ernte, was gut mit dem komplexen Wortspiel in [[Amos 6#s1 |Am 6,1.5.7]] zusammenstimmt, s. dort.<br />Heute erklärt man die Verse überwiegend als ''reine'' Wortspiel-Vision; die Symbolik des Erntekorbes selbst wäre also relativ unwichtig. Früher war es umgekehrt und man hat v.a. versucht, den Korb ''symbolisch'' zu deuten. Bes. sinnvolle Ansätze: (1) Sommerobst und Ernte stehen für das Jahresende und damit symbolisch für das Ende Israels (z.B. Pussey, Driver, Harper). Das ist die beste Interpretation, da das Wort für „Sommerobst“ häufiger die Jahreszeit selbst bezeichnet: den „Sommer“. Vgl. außerdem [[Matthäus 13#s39 |Mt 13,39]]! (2) Sehr ähnlich, aber etwas simpler: Reifes Obst und Ernte stehen für das Ende, für das Israel nun reif ist (so z.B. Moldenhawer, Keil, Nowack, gut dann BB: „Reif wie das Obst ist mein Volk für das Ende“); (3) das Abschneiden / Abrupfen steht für die Bestrafung Israels (z.B. Baur).<br />'''Genauer''': Häufig ist man der Meinung, im Dialekt des Nordreichs sei ''qeș'' sogar identisch wie ''qajiș'' ausgesprochen worden, da es im Gezer-Kalender nicht ''qjș'', sd. ''qș'' geschrieben wird, wie ähnlich in den Samaria-Ostraka ''jajin'' („Wein“) nicht ''jjn'', sondern ''jn'' geschrieben wird und also wohl ''jen'' gesprochen wurde (vgl. z.B. Wolters 1988 oder wieder [https://www.thetorah.com/article/amos-puns-in-the-northern-israelite-dialect Notarius 2016]). Es ist also möglich, dass „Wein“ und „Sommerfrüchte“ im Nordreich zur Abfassungszeit des Amosbuches beide ''qeș'' ausgesprochen wurden. Bei dem Wort für „Sommerfrucht“ ist das ziemlich sicher, bei dem für „''Ende''“ allerdings nicht: Es ist gut möglich, dass auch dieses Wort damals und dort noch anders ausgesprochen wurde, nämlich nicht ''qeș'', sondern ''qiș'' oder ''qișș''. Sicherheit lässt sich darüber heute leider nicht mehr erlangen.<br />Exakte Homophonie ist für eine Wortspielvision aber gar nicht notwendig. Die einzige andere eindeutige biblische Wortspielvision ist die Doppelvision in [[Jeremia 1#s11 |Jer 1,11-14]], wo der geschaute ''maqqel šaqed'' („Mandelstab“) bedeutet, dass Gott über sein Wort ''šoqed'' („wachen“) wird und der ''napuḥ'' („siedende“) Kessel bedeutet, dass Unglück ''tippataḥ'' („losbrechen“) wird. Wie man beim zweiten Beispiel sieht, können die aufeinander bezogenen Wörter in einer Wortspielvision lautlich auch recht weit entfernt voneinander sein.<br />Vergleichbare Beispiele kennt man aus der Traumdeutung der Antike. Für diese gilt das Selbe. Viele ägyptische Beispiele haben [http://faculty.washington.edu/snoegel/PDFs/articles/Noegel%2052%20SAK%202007.pdf Noegel / Szpakowska 2007] zusammengetragen. Zu mesopotamischen Parallelen vgl. z.B. Oppenheim 1956, etwa das Bsp. auf S. 241: „Wenn ein Mann in seinem Traum einen Raben (''arbu'') isst, wird er Einkommen (''irbu'') haben.“ Für Griechenland finden sich viele entsprechende Bspp. in der Schrift ''Oneirokritika'' von Artemidor von Daldis aus dem 2. Jhd. n. Chr., besagte „Sprachphilosophie des Traums“ war in Griechenland aber schon lange zuvor so verbreitet, dass z.B. Aristophanes sie schon im 5. Jhd. v. Chr. in „Die Wespen“ veralbern konnte: „'''''Sosias''': ‚[In meinem Traum] nahm sich dieser schmutzige Wal eine Waage und wog Rindfleisch (''demos'') ab.‘ '''Xanthias''': ‚Oh weh! Er will das Volk (''demos'') zerteilen!‘ '''Sosias''': ‚Außerdem schien mir, dass Theorus neben ihm säße, aber er hatte den Kopf eines Raben (''korax''). Dann flüsterte Akibiades mir ins Ohr: ‚Schau, da ist Theolus mit dem Kopf eines Parasiten (''kolax'')!‘.‘ '''Sosias''': ‚Da hat Alkibiades sich korrekt verlispelt[, das ist die Bedeutung des Traums].‘''“ (40-46; das erste Wortpaar wird zumindest identisch geschrieben, das zweite nicht).<br />Wird also aus dieser Wortspielvision abgeleitet, dass auch Am 7,7f. eine Wortspielvision sein wird, muss weder für diese noch für jene Stelle daraus folgen, dass die betreffenden Worte Homophone waren.</ref><br />
{{S|2}} Da sprach er: „Was siehst du, Amos?“ <br />
_Und ich sprach: „Einen Korb mit Sommerfrüchten.“<ref name="Ende" /></poem><br />
<br />
<poem>Und JHWH sprach zu mir: <br />
„Das Ende<ref name="Ende" /> ist gekommen für mein Volk Israel; <br />
_Ich kann nicht (werde nicht, möchte nicht) weiterhin fortfahren, an ihm vorüberzuziehen:<ref>Klangspiel: ''l'''o''' `'''o'''sip ´'''o'''d ´'''o'''ber l'''o'''''; mit der starken ''o''-Assonanz erinnert die Zeile sehr an die in [[Amos 5#s20 |Am 5,20]], in der mit ''o''-Assonanz der Klageruf ''ho ho'' nachgebildet wurde. S. näher die Anmerkungen zu [[Amos 7]].</ref><br />
{{S|3}} Dann werden heulen die Sängerinnen (Lieder, Wände? Fürstinnen?)<ref>'''Textkritik''': ''Sängerinnen (Lieder, Wände? Fürstinnen?)'' - Umstrittenes Wort. Ursprünglich sind sicher die Konsonanten {{hebr}}שר(ו)ת{{hebr ende}} (''šr(w)t'' / ''ßr(w)t''). (1) MT macht daraus ''širot'' („Gesänge“, vom Sg. ''širah''). Der Satz sagte dann ungefähr das selbe wie V. 10b. So auch Sym, Syr. So auch Stuart, Sweeney, Garrett, Carroll, Kessler; je entweder übersetzt wie oben oder unwahrscheinlicher „''man'' wird Lieder heulen“. Dies entwickelt sich also gerade wieder zur Mehrheitsübersetzung. So auch H-R, HfA, SLT, NeÜ, NL, LUT, TAF, TUR, van Ess, ZÜR; so auch schon Raschi, Kimchi, Eliezer von Beaugency, Abravanel. (2) LXX und Theod dagegen übersetzen mit „Zimmerdecken / das, was oben ist“, dürften die Konsonanten also als ''šurot'' („Wände“) gedeutet haben. So auch Dahl, Hayes 1988, S. 196.208 und Gordis 1979-80, der sinnvoll LamR i 2 vergleicht: „''Worin unterscheidet sich einer, der nachts weint, von einem, der tagsüber weint? Weint man nachts, weinen die [widerhallenden] Wände des Hauses und die Sterne am Himmel mit einem; weint man tagsüber, tun sie's nicht.''“ Ähnlich auch schon Ehrlich 1912b, s. 250. Aber das wäre ein arg verkürzter Ausdruck – „die Wände werden heulen“ für „die Wände werden widerhallen vom Geheul aller“. Tg kombiniert übrigens (1) + (2) in einer Doppelübersetzung: „Zu jener Zeit wird in ihren Häusern Heulen statt Singen sein.“ (3) Aq und VUL haben sehr seltsam „dann werden die Türangeln quietschen“; so tatsächlich auch Schegg. Das ist so schief, dass es kaum eine freie Übersetzung sein wird, sondern wohl ein heb. ''șirot'' („Türangel“) statt ''širot'' voraussetzen muss, und dies widerum lässt sich kaum anders erklären denn als Hörfehler, bei dem (4) ''ßirot'' („Fürstinnen“) verhört wurde. Als „Edelfrauen“ wollen hier auch Praetorius und Sellin lesen; erwogen auch von Hammershaimb. (5) Bis vor kurzem dagegen wurde der Text fast einheitlich korrigiert zur ''scharot'' („Sängerinnen“). So z.B. Rudolph, Soggin, Paul, Jeremias, Eidevall; auch B-R, EÜ, GN, HER05, PAT, TEX. Dies ist zwar die einzige Deutung der heb. Konsonanten, die überhaupt keinen Rückhalt in der Textgeschichte hat, ist aber (1) vorzuziehen, weil sich 3c am besten als Wiedergabe des Geheuls von Personen deuten lässt, und hat unter Deutungen auf Personengruppen mit Abstand den meisten Rückhalt in Forschung und in dt. Üss.</ref> des Palastes (Tempels) an jenem Tag“<ref name="Tag">''an jenem Tag'' - häufigerer Ausdruck für den „Tag JHWHs“, s. zu [[Amos 5#s18 |Am 5,18]].</ref> – <br />
_Spruch des Herrn JHWH –: <br />
_„Eine Menge an Leichen (viel sind der Leichen)! Überall hingeworfen (überall wirft man [sie] hin, überall ein Hinwerfen)!<ref>''Überall hingeworfen'' - also entweder: Menschen wurden en masse erschlagen, oder: Sie werden bloß „hingeworfen“, weil der Tod in solchem Maße überall herrscht, dass man gar nicht dazu kommt, die ganzen Leichen zu begraben.<br />Zum merkwürdigen Satzbau vgl. gut Rudolph 1971, S. 239f.: „Man hört und sieht Frauen, die die Totenklage anstimmen über ein schreckliches Massensterben, die Worte kommen ihnen, offenbar von Weinen unterbrochen, nur stoßweise von den Lippen [...].“ (ebenso Mays, Paul, Carroll).<br />'''tFN''': Im Heb. vokalisiert wie Hifil: ''hišli(j)k'' „man wirft [sie] hin“. Weil das ohne explizites Subjekt ''und'' ohne Objekt nicht sehr schön ist, wird meist umvokalisiert zu Hofal: ''hašlak'' („Sie wird hingeworfen“; so z.B. Harper, Paul, Eidevall). Alternativ vokalisieren Rudolph als Infinitiv ''hašlek'' („überall ein Hinwerfen!“) und B-R; Öttli 1901, S. 75; Halévy 1903, S. 203 und Niditch 1980, S. 36 als Imperativ ''hašlek'' / ''hašlik'' („wirf hin!“; s. nächste FN). Nötig sind die ersten beiden Umdeutungen nicht; nach [[Amos 2#s8 |Am 2,8]].[[Amos 2#s13 |13]].[[Amos 2#s15 |15]]; [[Amos 4#s3 |4,3]].[[Amos 4#s7 |7]] und vielleicht [[Amos 5#s3 |Am 5,3]] lässt sich dieses Hifil leicht als sechstes / siebtes Hifil lesen, das im Amosbuch ungewöhnlicherweise nicht transitive, sondern intransitive Bed. hat: „Die Menge der Leichen, überall ist sie hingeworfen!“</ref> Stille!“<ref>''Stille'' - s. zu [[Amos 6#s10 |Am 6,10]]. Wieder wird ironischerweise nicht deshalb zu „heiligem Schweigen“ aufgefordert, weil Gott anwesend ist, sondern weil er grausig ''abwesend'' ist, s. Vv. 11f.<br />Leider nicht sehr treffend daher BB, GN, HfA, NL: „Überall herrscht Totenstille“. Früher wurde diese Interjektion gelegentlich quasi-adverbial gedeutet, daher z.B. LUT 84: „viele Leichname, die man heimlich (=still) hinwirft.“ Völlig anders noch B-R, die den Satz JHWH in den Mund legen und als Kette knappster Befehle deuten: „Genug! Leichen allerorten! Zusammenwerfen! Dann still!“ Ähnlich noch Niditch 1980, S. 35: „Throw them anywhere! Silence!“; ähnlich bereits Tg und Raschi. Dann aber wäre der Sg. des Imperativs erklärungsbedürftig; dies ist sehr unwahrscheinlich.<br />'''tFN''': Ob die Akzentuierung falsch ist und ein trennender Akzent vor diese Interjektion gehörte, ist gar nicht sicher. Es gibt nicht viele Interjektionen, die nicht am Klausel-Beginn, sondern -Ende stehen können; das häufige ''selah'' (mit ungewisser Bed.) in den Psalmen aber zumindest wird stets mit verbindendem Akzent mit dem vorangehenden Wort verbunden, ebenso ''na`'' ohne Maqqef („bitte!“), s. [[Psalm 118#s25 |Ps 118,25]]; [[Jesaja 36#s8 |Jes 36,8]]; [[Jeremia 17#s15 |Jer 17,15]] u.ö. Es ist gut möglich, dass dies normal ist für die Prosodie hebräischer Interjektionen am Klauselende.</ref></poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|4}} Hört dies, die (gieren=) ihr giert nach dem (schnappt nach dem, schnüffelt nach dem, anschnaubt den, tretet nieder den)<ref name="V 4">''gieren (schnappen, schnüffeln, anschnauben, treten)'' + ''fortschaffen'' - zu den us. Deutungsmöglichkeiten des ersten Wortes s. den [https://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Kommentar:Amos_2#note_a Kommentar] zu [[Amos 2#s7 |Am 2,7]]. Fast alle Neueren deuten hier ebenso wie dort merkwürdigerweise nicht als ''š`p'' („gieren, schnappen“, vielleicht auch „schnüffeln“), sondern mit LXX und Syr zu Am 2,7 als Nebenform von ''šup'' („trampeln, treten“). Dabei deuten hier so nicht mal LXX und Syr (LXX: „die ihr ermahnt“, via „anschnauben“, Syr wie Tg: „die ihr verachtet“, beide haben also entweder ''hš`pjm'' als ''hš`țjm'' verlesen oder deuten „anschnauben“ als Geste der Verachtung). Dafür aber vielleicht VUL: ''qui conteritis'', „die ihr bedrückt“. Grund für diese Übersetzungsentscheidung dürfte sein, dass die meisten auch das folgende ''lašbit'' in der Bed. „beseitigen“ = „ausrotten“ nehmen. Das ist aber nie die Bed. dieses Worts. Negiert heißt es „etwas nicht mangeln lassen“, das Positiv davon ist „etwas mangeln lassen“, indem man es „abschafft“ oder „fortschafft“. Daher häufig mit Ortsangabe, die angibt, ''von wo'' etwas fortgeschafft werden soll; s. [[Exodus 12#s15 |Ex 12,15]]; [[Jesaja 30#s11 |Jes 30,11]]; [[Jeremia 36#s29 |Jer 36,29]]; [[Ezechiel 23#s48 |Ez 23,48]]; [[Ezechiel 30#s13 |30,13]]; [[Ezechiel 34#s25 |34,25]] (richtig Fleischer 1989, S. 186-8; Kessler). „Treten + beseitigen“ liegt hier auch gar nicht nahe; wie dieses „Gieren“ und „Fortschaffen“ sich äußert, schildern nämlich Vv. 5f. („indem ihr denkt:...“): Die Armen sollen mitnichten getötet werden, sondern sollen als Schuldknechte aufgekauft werden, nachdem sie zunächst ihr Land vermutlich an die selben Käufer verkaufen mussten (daher auch der Ausdruck „die Armen ''des Landes''“). „Gieren“ auch Schröder, Ewald, Hitzig, Budde, Hayes 1988, Fleischer 1989.<br /><br />
''Fortschaffen'' - Klangspiel: Heb. ''la-šbit'' klingt ähnlich wie „Sabbat“ (''šabbat'') in V. 5.</ref> Armen,<br />
_{Und} Fortschaffend<ref>Der Sinn der einzelnen Zeilen von Vv. 4b-6b ist nicht ganz einfach zu deuten, da hier sechs Infinitive aufeinander folgen, die im Heb. ähnlich wie im Dt. unterschiedlichste Funktionen haben können. Entweder so: ''fortschaffend'' = konsekutiver Infinitiv: „[ihr giert nach dem Armen] ''und also'' schafft ihn fort (von seinem Land)“. ''Denkend'' = spezifizierender Infinitiv: „Und ''dabei'' denkt ihr: ...“. ''Verkleinernd, vergrößernd, beugend'' = entweder ebenso oder konsekutive Infinitive: „Wir wollen unsere Kornspeicher öffnen und haben ''dabei'' ein verkleinertes Efa“ usw. (gut Philipps: „''While'' you make your measures short...“) oder weniger wahrscheinlich „wir wollen sie öffnen und ''dann'' das Efa verkleinern“ (so z.B. Dahl). ''Kaufend'' schließlich ist finaler Infinitiv: „Wir wollen endlich handeln und dabei betrügen, ''um'' die Armen kaufen zu können.“ Oder aber so: Ab der wörtlichen Rede sind alles konsekutive Infinitive, die sich auf den Sabbat-und-Neumond-Satz zurückbeziehen (z.B. de Wette: „Wann ist der Neumond vorüber, dass wir Korn verkaufen, und der Ruhetag, dass wir Getreide auftun, dass wir das Epha verkleinern, und den Seckel vergrößern, und die Wage fälschen zum Betrug; dass wir um Silber Dürftige kaufen, und einen Armen [wegen] ein Paar Schuhen...“).<br />Der Sinn dieser langen Infinitivkette jedenfalls ist klar: Ähnlich, wie in den vorangegangenen Kapiteln v.a. die Kritisierten durch Partizipienketten ''charakterisiert'' werden, so eben hier durch diese Infinitivkette: Vv. 4-6 sind ein einziger Mega-Vorwurf des Amos an seine Gegner.</ref> die Geringen (Demütigen) des Landes,<ref name="V 4" /> <br />
{{S|5}} Denkend (sprechend):<ref>Anakrusis: ''lemor'' („denkend“ = „indem ihr denkt“) steht hier außerhalb des Metrums. Für gewöhnlich würde es sogar noch im vorangehenden Vers stehen, steht hier aber am Versbeginn, um einen weiteren Infinitiv an dieser Zeilenposition zu erhalten.</ref> „Wann ist [endlich] der Neumond[tag]<ref name="V 5">''Neumond[tag]'' + ''Sabbat'' - Zwei hohe Feiertage, gemeinsam auch genannt in [[2 Könige 4#s23 |2 Kön 4,23]]; [[Jesaja 1#s13 |Jes 1,13f.]]; [[Jeaja 66#s23 |66,23]]; [[Ezechiel 46#s3|Ez 46,3]]; [[Hosea 2#s13 |Hos 2,13]]. Der Sabbat wird noch heute im Judentum beachtet; eine ganze Reihe von speziellen Ge- und Verboten hat sich im Laufe der Jahre an die Sabbat-Observanz angelagert. Dies dürfte die älteste Stelle sein, an der immerhin bereits belegt ist, dass sabbats (und neumonds) nicht gehandelt werden durfte, ähnlich wie hierzulande und heutzutage am Sonntag. Ähnlich Ez 46,3: Neumond und Sabbat sind keine Arbeitstage, sondern religiöse Festtage. Ursprünglich war der Sabbat aber wahrscheinlich kein wöchentlicher, sondern ein monatlicher Feiertag, der mit dem Vollmondtag zusammenfiel; sehr wahrscheinlich war dies auch zur Abfassungszeit des Amosbuches die Situation. S. näher z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/25732/ Sabbat (AT) (WiBiLex)].</ref> vorübergegangen, dass wir Getreide verkaufen können, <br />
_Und der Sabbat,<ref name="V 5" /> dass wir [unsere] Korn[speicher] (Korn[behälter]) öffnen können,<br />
Verkleinernd das Efa<ref>''Efa'' - Ein Trockenmaß zum Abmessen von Getreide. Diesem verpassen sie einen doppelten Boden, um ihre Käufer betrügen zu können und weniger Getreide ausgeben zu müssen. Zu dieser und den folgenden Betrügereien vgl. bes. gut Bohlen 1986, S. 288f.; Fendler 1973, S. 41.<br />Die ersten drei Betrügereien werden im Alten Orient noch häufiger gemeinsam genannt, waren also eine verbreitete Praxis. Vgl. z.B. in der Lehre des Amenomepe: „''Schiebe nicht die Handwaage beseite, verfälsche nicht die Gewichte, schädige nicht die Teile des Scheffelmaßes.''“ (TUAT III/2, S. 240); im ägyptischen Totenbuch: „''Ich habe dem Hohlmaß nichts hinzugefügt noch etwas weggenommen; ich habe das Flächenmaß nicht geschmälert und beim Ackerland nicht betrogen; ich habe nicht am Gewicht der Handwaage etwas hinzugefügt; ich habe das Lot der Standwaage nicht festgehalten...''“ (TUAT II/4, S. 511f.); im Schamasch-Hymnus: „''Er, der dabei betrügt, wenn er die Waage hält, der Gewichte vertauscht, der verringert [...]''“ (nach: COS I, S. 418); im Codex Hamurapi §73: „''Wenn ein Kaufmann ... das Geld mit zu kleinem Gewichtsstein bzw. das Getreide mit zu kleinem Meßgefäß hingibt, bei der Rücknahme das Geld mit (zu großem) Gewichtsstein bzw. das Getreide (mit zu großem Messgefäß) zurücknimmt...''“ (TUAT I/1, S. 54); [[Wpriichwörter 20#s10 |Spr 20,10]]: „Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß sind JHWH ein Gräuel“ usw.</ref><br />
_Und vergrößernd den Schekel<ref>''Schekel'' - Normgewicht. Zur Abfassungszeit des Amosbuches gab es noch keine geprägten Münzen mit feststehendem Wert; bezahlt wurde daher, indem Edelmetalle abgewogen wurden mit einer Waage wie der, von der gleich die Rede ist. Dieses Normgewicht machen die Händler schwerer, um ihren Käufern noch mehr Edelmetall aus der Tasche zu ziehen.</ref><br />
_Und beugend eine betrügerische Waage;<ref>''die betrügerische Waage beugen'' - d.h. wir manipulieren sie, so dass sie über unsere eben erwähnten Betrügereien hinaus noch zusätzlich zu unseren Gunsten wiegt. Hier auch noch verdoppelt: Die Waage wird „manipuliert“, und schon zuvor und prinzipiell ist sie eine „betrügerische Waage“.</ref><br />
{{S|6}} kaufend mit<ref name="V 6">Zu ''für'' in 6a vs. ''wegen'' in 6b s. zu [[Amos 2#s6 |Am 2,6]]: „Sandalen“ sind ein sprichwörtlich geringer Betrag; s. [[Jesus Sirach 46#s19 |Sir 46,19]]; auch 1 Sam 12,3 LXX. Die Präposition in 6b heißt aber nicht „für den Gegenwert von“, sondern „wegen“; gemeint ist also sehr wahrscheinlich: „wegen einer noch so geringen Geldschuld [die den Armen in die Schuldknechtschaft zwingt]“.</ref> Geld (Silber) die Schwachen<br />
_und den Armen wegen<ref name="V 6" /> einem Paar Sandalen!?<br />
Und den Abfall des Korns verkaufen wir [auch].“:<ref>Viele ältere Kommentatoren verschoben diese letzte Zeile ans Ende von V. 5, um den Korn-Abfall-Verkauf bei den anderne Kornhandels-Betrügereien einreihen zu können. So leider neuerdings wieder BB, GN, HfA, NL. Das ist sehr falsch und damit wird einer der stärksten Züge dieser Strophe zunichte gemacht: Die Armen werden ''en passant'' aufgekauft; sie sind nur eine weitere Ware, die im Zuge des betrügerischen Kornhandelns mit über den Ladentisch gehen. Zudem unterstreicht die Rahmung des Armen-Kaufs durch die Getreide-Betrügereien, dass sie überhaupt erst dank dieser Betrügereien aufgekauft werden können (vgl. ähnlich bes. gut Lang 1981, S. 483; auch Eidevall; Carroll). Das Verb ist deshalb Qatal und nicht ebenfalls Infinitiv, um gleichzeitig deutlich zu machen, dass das eigentliche Ziel dieses ihres Handel(n)s tatsächlich die Versklavung der Armen ist. Dem selben Zweck dient die Inclusio mit „Armer“ in 4a und 6b.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|7}} JHWH hat geschworen beim Stolz (dem Hochmut, der Hoheit) Jakobs:<ref name="Stolz">Zum ''Stolz Jakobs'' in V. 7 s. zu [[Amos 6#s8 |Am 6,8]]. Hier ist der Ausdruck etwas schwieriger: „JHWH schwört beim Stolz Jakobs“ ist eine Kombination aus „JHWH schwört bei sich selbst“ und „JHWH ''hasst'' den Stolz Jakobs“ in diesem Vers (vgl. auch [[Amos 4#s2 |Am 4,2]], wo JHWH ebenfalls bei sich selbst schwört). (1) Am wahrscheinlichsten ist auch hier wie in 6,8 „Stolz Jakobs“ ''mindestens auch'' ein Ausdruck für Samaria. Vv. 7.14 umrahmen also Vv. 8-13 mit der Inclusio „JHWH schwört beim Stolz Jakobs = Samaria“ + „Sie, die schwören bei der Schande Samarias“ (dazu s. gleich), was auch unabhängig von der Bed. dieses Ausdrucks offensichtlich ist. Bei Samaria statt sonst bei sich selbst kann JHWH schwören, weil Samaria auch Sitz eines JHWH-Heiligtums ist. (2) Alternativ halten viele 7a für eine „an Ironie kaum noch zu überbietende Schwurformel“ (Rudolph 1971, S. 264): Gemeint sei wirklich der Hochmut der Israeliten, und höhnisch schwört Gott hier nicht bei sich, sondern gerade bei diesem ihm so verhassten Charakterzug der Israeliten (z.B. noch Wellhausen, Paul, Carroll).<br />Die ''Schuld Samarias'' hält man i.d.R. für einen Parallelbegriff zu den beiden unsicherenden folgenden Begriffen, die irgendwie fehlerhafte religiöse Praxis bezeichnen müssen (s. dort), und daher „Schuld“ für ein Schimpfwort für einen Götzen, bes. oft speziell für das goldene Kalb von Bethel. Aber ganz recht bereits Schröder; König 1914, S. 18; auch Hayes 1988, S. 213 (obwohl seine eigene Interpretation sehr fern liegt) und Kessler: 14a geht gar nicht parallel mit 14bc; wörtlich ausgeführt wird nur ein Schwur bei „deinem Gott, Dan“ und bei „dem dich Bewohnenden, Beer-Scheba“. Wahrscheinlicher ist also die „Schuld Samarias“ gerade das nicht-Schwören bei dem, der eigentlich der „Stolz Jakobs“ ist, sondern bei dem in Dan ganz im Norden Nordreiches oder bei dem in Beerscheba ganz im Süden des Südreiches.<br />Alternativ wurde früher in 14a gerne der Text geändert, v.a. von ''`ašmat'' („Schuld“) mit den selben Konsonanten zu ''`ašimat'' („Aschima“, eine Göttin von Hamath, die von dort nach 720 nach Samaria eingeführt wurde, s. [[2 Könige 17#s29 |2 Kön 17,29f.]]; so z.B. Snaith, Soggin, Jeremias, Gordis 1979-80, S. 258) oder mit anderen Konsonanten zu ''`ašerat'' („Aschera“, die vermutlich früher als göttliche Ehefrau JHWHs angesehen wurde und die jedenfalls sicher in den meisten Heiligtümern gemeinsam mit JHWH verehrt wurde. S. näher anfanghaft z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/19772/#h12 Göttin (WiBiLex)]. So schon Hitzig, z.B. auch Maag 1951, S. 55; Markert 1977, S. 190).</ref> <br />
_„Wenn ich in Ewigkeit alle ihre Taten vergäße...!<ref>Eine abgebrochene Selbstverfluchungsformel, s. zu [[Amos 5#s22 |Am 5,22]]. Gemeint ist also: Nie und nimmer („in Ewigkeit“) werde ich auch nur eine („alle“) ihrer Taten vergessen, sondern auf immer wegen ihnen zürnen.</ref><br />
{{S|8}} Müssen (Mussten) nicht deshalb<ref>''deshalb'', also wegen „all ihrer Taten“.</ref> die Erde erbeben <br />
_Und (dann) alle trauern (vertrocknen), die auf ihr wohnen <br />
Und steigen wie der (wie ein) Fluss (wie das Licht?)<ref>'''Textkritik''': Lies mit allen nicht ''ka`or'' („wie das Licht“) in MT, sondern nach LXX, VUL, Syr, Tg und mehreren MSS wie in der nächsten Zeile und in [[Amos 9#s5 |Am 9,5]] ''kaje`or'' („wie der Fluss“).</ref> alles<br />
_Und wogen und [dann wieder] zurückgehen (getränkt werden)<ref>'''Textkritik''': Lies mit allen nicht ''wenišqah'' („getränkt werden“) wie Ketiv, sondern nach Qere, LXX, Sym, Theod, VUL, Syr, Tg und einigen MSS wie in [[Amos 9#s5 |Am 9,5]] ''wenišqe´ah'' („zurückgehen“).</ref> wie der Fluss Ägyptens?<ref>V. 8 schildert insgesamt ein Erdbeben apokalyptischen Ausmaßes. In ''starken'' Bildern; weil 8cd häufig als „sehr schlechter“ (Wellhausen) / „nicht sehr glücklicher“ (Hammershaimb) / „merkwürdiger“ (Jeremias) / „seltsamer“ (Eidevall) / „verwirrender“ (Carroll) usw. metaphorischer Vergleich bezeichnet wird und für sich genommen auch wirklich nicht gut verständlich ist, sei das Bild kurz erklärt: Wie der Vergleich mit [[Amos 9#s5 |Am 9,5]] zeigt, wo der selbe Vers leicht variiert und „vollständiger“ noch einmal wiederholt wird, wird hier eine Motivkombination eingespielt, mit der noch häufiger im Raum Israels verdichtet wird, was geschieht, wenn Gott wütend auf oder an der Erde handelt. Vgl. bes. nah<br /><br />
[[Nahum 1#s5 |Nah 1,5]]: „''Vor ihm erbeben die Berge und dann zerfließen die Hügel und dann erhebt sich die Erde vor seinem Angesicht...''“; auch<br /> <br />
KAgr xv 1-3: „'']Als Gott aufschien [...] schmolzen die Berge [....] und die Gipfel zersplitterten[''“;<br /><br />
[[Jesaja 64#s1 |Jes 64,1f.]]: „''Oh, dass du herniederführest, dass vor deinem Antlitz die Berge erbebten, wie Feuer Reisig entzündet, wie Feuer die Wasser wogen lässt...''“;<br /><br />
[[Micha 1#s4 |Mi 1,4]]: „''Und die Berge zerschmelzen unter JHWH, und die Täler spalten sich – wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, das am Abhang ausgegossen wird...''“;<br /><br />
[[Psalm 97#4 |Ps 97,4f.]]: „''Die Erde sah es und bebte, die Berge zerschmolzen wie Wachs vor JHWH...''“;<br /><br />
1QH<sup>a</sup> xi 35: „''Und die Fundamente (der Erde = die Berge) zerschmelzen und beben ... bis zur vorbestimmten, ewigen, unvergleichlichen Zerstörung.''“;<br />verwandt sind auch [[Richter 5#s4 |Ri 5,4f.]]; [[Psalm 46#s7 |Ps 46,7]]; [[Habakuk 3#s6 |Hab 3,6.10]].<br />Verglichen wird hier also nicht die Erschütterung der Erde bei einem Erdbeben mit dem langsamen Steigen und Fallen des Nils (was ja in der Tat ein absurder Vergleich wäre), sondern im Hintergrund steht die Vorstellung eines Erdbebens von solch gigantischem Ausmaß, dass selbst die steinernen Berge sich gänzlich desintegrieren und verflüssigen, so dass die ganze Erde von diesem flüssigen Gestein überschwemmt wird, bevor diese Flut dann wieder zurückgeht. Bildspender dürften dabei Vulkanausbrüche gewesen sein; geschildert wird es aber hier wahrscheinlich deshalb so, wie es geschildert wird, um damit auf [[Amos 5#s24 |Am 5,24]] anzuspielen: „Nun wird Recht wogen wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegendes Wadi!“. Dass hier von einem ''vergangenen'' Erdbeben die Rede ist, das auch in [[Amos 1#s1 |Am 1,1]] erwähnt wird, wie viele glauben, liegt also ebenfalls ganz fern; nach V. 7 liegt ohnehin nahe, dass hier stattdessen geschildert wird, was Folge davon sein wird, wenn Gott zu ewigwährendem Zorn entbrennt (die Verbformen dagegen, mit denen Gese 1989, S. 64 ebenfalls für ein künftiges Erdbeben argumentiert, sind kein starkes Argument: V. 8 ist eine Frage und in Fragen können Yiqtols und Weqatals im Heb. verwendet werden wie Qatal und Wayyiqtol. Vgl. z.B. [[Genesis 37#s15 |Gen 37,15f.]]: „Was suchst [Yiqtol] du? – Ich suche [Qatal] meine Brüder.“; weitere Bspp. in [https://archive.org/details/introductoryhebr00daviuoft/page/68/mode/1up?view=theater Dav §45 Rem. 1]). Vv. 6f. gehören also sicher mit den folgenden Versen zusammen; geschildert wird insgesamt wieder, was am „Tag JHWHs“ geschehen wird.</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|9}} ({Und es geschehen} An jenem Tag...: Ich werde=) An jenem Tag –“<ref name="Tag" /> <br />
_Spruch des Herrn JHWH – <br />
„Werde ich die Sonne am Mittag untergehen lassen <br />
_Und verfinstern die Erde am hellen Tag.<br />
{{S|10}} Und ich werde verwandeln eure Feste in Trauer <br />
_Und alle eure Lieder in Klage[geschrei] (Totenklage); <br />
{Und} Ich werde auf alle Hüften (all eure Hüften)<ref>'''Textkritik''': ''alle Hüften (all eure Hüften)'' - VUL, Syr und 3 MSS haben wie in den beiden vorangehenden Zeilen „eure“, die anderen Vrs. aber nicht – sicher geht dies also nur zurück auf eine versehentliche Angleichung an diese Zeilen.</ref> ein Trauergewand bringen <br />
_Und auf alle Köpfe eine Glatze;<ref>''Klage'' + ''Trauergewand'' + ''Glatze'' - Hebräische Trauerbräuche, s. näher [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/36154/#h5 Trauer (AT) (WiBiLex)]. Zusammen auch genannt in [[Jesaja 15#s2 |Jes 15,2f.]]; [[Jeremia 48#s37 |Jer 48,37f.]]; [[Ezechiel 27#s30 |Ez 27,30f.]] u.ö. S. auch noch mal nächste FN.</ref> <br />
{Und} Ich werde es<ref name="10">''es'' + ''davon'' - nicht gut erklärlich. „Es“ + „davon“ könnte sich allenfalls auf „das Klagegeschrei“ beziehen. So aber nur wenige, z.B. Wellhausen, Elhorst, Driver, Harper. Die meisten, die dies überhaupt kommentieren, glauben stattdessen, es beziehe sich auf „den in v. 10a geschilderten Vorgang im Ganzen“ (Markert 1977,s S. 186; so z.B. auch Hammershaimb, Rudolph, Koch, Garrett). Schön ist das aber auch nicht, v.a., weil der „bittere Tag“ vor den zuvor erwähnten Trauerriten so blass auszufallen scheint.<br /><br />
Möglich wäre dies: Im Judentum unterscheidet man heute und mindestens seit talmudischen Zeiten mehrere Phasen der Trauer um einen Toten. Beerdigt wird ein solcher so schnell wie möglich; selten sogar am selben Tag, oft jedenfalls binnen 24 Stunden. Die Zeit zwischen dem Tod und der Beerdigung nennt man ''aninut'', an die Beerdigung schließt sich die siebentägige ''schiva'' an, die danach in reduzierter Form noch weitere 23 Tage (insgesamt also 30 Tage) als ''scheloschim'' fortgesetzt wird. Jede dieser Phasen ritueller Trauer waren und sind durch bestimmte Riten und Bräuche charakterisiert. Noch heute zum Beispiel müssen trauernde Juden noch während ''aninut'' ihre Kleidung anreißen (eine Nachwirkung der „Trauerkleidung“), noch heute dürfen sie bis zum Ende von ''scheloschim'' ihre Haare nicht schneiden (eine Nachwirkung der „Glatze“). Im Talmud nun wird der „bittere Tag“ in Am 8,10 häufig mit ''aninut'' identifiziert; vgl. b.Ber 16b (Warum ging Rabbi Schimon ben Gamliel noch in der Nacht nach dem Todestag seiner Frau in ein Badehaus, obwohl das beim rituellen Trauern verboten ist? Weil er nach Am 8,10 der Meinung war, man habe nur bis zum Ende des Sterbetag zu trauern); b.MK 21a + b.Suk 25b (Bei rituellem Trauern darf man keine Phylakterien tragen. Wie lange? Rabbi Jehoschua sagt: Nur für den Sterbetag, siehe Am 8,10); b.Zeb 100b (Wie lange trauert man rituell? Bis zur Beerdigung, oder für einen Tag, wie Am 8,10 besagt? Rabbi Jehuda HaNasi sagt: Für den Todestag und die folgende Nacht; wird jemand bereits am Todestag beerdigt, ohne die folgende Nacht). Ähnlich wie b.Zeb 100b verbindet auch schon [[Tobit 2#s3 |Tob 2,3]] unseren Vers mit dem Tag der Beerdigung: („''Ich beerdigte ihn, kehrte in mein Haus zurück, aß mein Brot unter Tränen und Klage und dachte an die Worte, die der Prophet Amos in Bethel gesprochen hatte: ‚Ich werde verwandeln eure Feste in Trauer usw.‘ Und ich weinte bitterlich.''“). Man muss nicht das Gesamt der talmudischen Trauer-Riten bereits für biblische Zeiten voraussetzen, gut möglich ist aber, dass „Bitter-Tag“ die Bezeichnung des Todestags war und zum Beispiel die drei zuvor genannten Bräuche „Klagegeschrei“, „Trauergewand“ und „Glatze“ wirklich an diesem Tag auszuführen waren. Dazu Gott: „Und [selbst] das Ende davon (also von diesem Trauern und Klagen) werde ich machen wie den Bitter-Tag“, oder in den Worten von Eliezer von Beaugency: „d.h., selbst am Ende wird man sie nicht trösten können; es wird für euch auf ewig so schlimm bleiben wie ein Neumond [ein Zeichen des Unglücks] zu seinem Beginn“. Ähnlich schon Gordis 1979-80, S. 257, der zumindest annimmt, ''jom mar'' sei ein terminus technicus für entweder den Todes- oder den Begräbnistag. Vielleicht nach ihm EÜ 1980: „und das Ende wird sein wie der bittere Tag (des Todes).“<br />Bedenklich ist allerdings, dass es unabhängig von diesen Am 8,10-Zitaten in den Talmudim keinen Beleg für ''jom mar'' als terminus technicus gibt. Das ist daher ziemlich hypothetisch; ein besserer Vorschlag zur Erklärung dieser beiden Zeilen ist mir (S.W.) aber nicht bekannt. Ist einem das ''zu'' hypothetisch, muss man frei übersetzen, z.B. wie MEN: „Ich werde es dabei hergehen lassen wie bei der Trauer um den einzigen Sohn und will [noch] das Ende davon zu einem bitteren Unheilstag machen!“; weniger nah LUT: „ich will ein Trauern schaffen, wie man trauert über den einzigen Sohn, und es soll ein bitteres Ende nehmen.“</ref> machen wie die Trauer um den einzigen Sohn <br />
_Und [selbst noch] das Ende davon (das, was darauf folgt)<ref name="10" /> wie (einen bitteren Tag=) den Todestag (das Ende davon einen wahrhaft bitteren Tag).<ref name="10" /></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|11}} Siehe, Tage kommen“<ref>Klangspiel: ''j'''a'''m'''im''' b'''a'''`'''im''''', „''Tage kommen''“. ''Kommen'' ist Partizip, nicht Yiqtol, was verwendet würde, wenn hier etwas über die Tage ''voraus''gesagt würde. Gottes Entscheid steht bereits so fest, das schon damit die Tage ''bereits jetzt am Kommen sind''. Exakt gleich in [[Amos 4#s2 |Am 4,2]]; [[Jeremia 30#s3 |Jer 30,3]]; [[Ezechiel 30#s9 |Ez 30,9]]; [[Sacharja 11#s6 |Sach 11,6]].</ref> – <br />
_Spruch des Herrn JHWH – <br />
_„In denen ich Hunger über das Land schicken werde. <br />
Nicht Hunger nach Brot <br />
_Und nicht Durst nach Wasser, <br />
_Sondern danach, zu hören die Worte (das Wort)<ref>'''Textkritik''': ''die Worte (das Wort)'' - Ursprünglich waren wahrscheinlich die Konsonanten ''dbr''. MT und einige Tg-Mss deuten das entweder als defektiv geschriebenen Plural ''dibre(j)'' („die Worte“) oder das ''-j'' am Ende wäre entstanden durch Dittographie des ''j-'' in „JHWH“. LXX, VUL, Tg, Syr und einige MT-Mss dagegen deuteten entweder als Sg. ''debar'' („das Wort“) oder das ''dbr'' wäre entstanden durch Haplographie des ''-j'' vor „JHWH“. Die meisten halten den Sg. für ursprünglich; trotz dieser starken Bezeugung sollte man wegen dem folgenden Sg. und der Tatsache, dass der Sg. grundsätzlich wesentlich gebräuchlicher ist als der Pl., aber den Pl. für ursprünglich halten. So neuerdings z.B. auch Jeremias, Garrett, Carroll und Kessler.</ref> JHWHs.<br />
{{S|12}} Und (sie werden=) man wird wanken von Meer zu Meer <br />
_Und vom Norden und bis zum Osten;<ref>Wieder kein ganz leichter Vers. ''jam'' (meist: „Meer“) heißt auch „Westen“ (z.B. [[Genesis 28#s14 |Gen 28,14]]; [[Deuteronomium 3#s27 |Dtn 3,27]]; [[1 Chroniken 9#s24 |1 Chr 9,24]]), nacheinander werden hier also drei von vier Himmelsrichtungen genannt. Aber vergleiche [[Psalm 107#s3 |Ps 107,3]], wo das Wort „Süden“ zu bedeuten scheint: „von Osten und von Westen, von Norden und von ''jam''.“ Vier Deutungen sind verbreitet: (1) „Von Meer zu Meer“ gibt hier überhaupt keine Himmelsrichtungen an; man wankt „vom Norden bis zum Osten und vom (Mittel-)Meer zum Toten Meer“ (die meisten); (2) ein ''jam'' steht hier für „Westen“, eins für „Süden“, da das Tote Meer die Südgrenze des Nordreiches war (Hammershaimb, Anderson/Freedman, Gordis 1979-80, s. 257f.); (3) „Süden“ fehlt bewusst, da dort Juda liegt, und dort lässt sich Gottes Wort noch finden (Rudolph, Soggin, Paul, Eidevall). (4) Man nimmt nicht nur „Meer und Meer“, sondern auch ''ṣafon'' und ''mizraḥ'' nicht als Bezeichnungen für Himmelsrichtungen, sondern in ihren anderen Bedd. als „Dunkelheit“ resp. „Sonnenaufgang“, also „Man wird wanken von Meer zu Meer, von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang“ (LUT 45 + 12, R-S, TAF). Vorschlagen möchte ich (S.W.) gerne (5), dass in diesem Ausdruck das chaotische Umherwanken auch sprachlich zum Ausdruck kommt. Auch Norden und Osten sind ja keine Gegensätze, so dass man „vom Norden zum Osten“ wanken könnte. Vielleicht ist der innere Kompass hier also sogar noch stärker verwirrt: Man wankt „vom Norden zum Osten und vom Meer zum Meer“, die dann nicht mal unterschiedliche Gewässer bezeichnen müssten.<br />Die meisten Üss. übersetzen entweder wörtlich oder folgen Deutung (1), z.B. GN + HfA: „Sie werden im Land umherirren, vom Toten Meer bis zum Mittelmeer und vom Norden bis zum Osten.“</ref> <br />
(Sie werden=) Man wird umherirren (umherschweifen), um das Wort JHWHs zu suchen <br />
_Aber (sie werden=) man wird [es] nicht finden.<ref>''Aber man wird es nicht finden'': Im Heb. kürzestmögliche Zeile mit nur fünf Silben: ''welo jimṣa`u''. Vielleicht daher treffender: „Man wird umherirren, um das Wort JHWHs zu suchen – aber nichts!“</ref><br />
{{S|13}} An jenem Tag<ref name="Tag" /> werden die schönen Mädchen<ref>''Mädchen'' - Nicht: „Jungfrauen“. S. zu [[Amos 5#s2 |Am 5,2]].</ref> ohnmächtig werden<br />
_Und die Knaben vor Durst.<ref>'''Textkritik''': Die Akzentuierung von V. 13 kommt unerwartet. Vielleicht ist dies ein Fall von Hypergrammatikalität? – Das Verb am Versbeginn ist feminin. Auf den ersten Blick sollte man daher meinen, dass damit auch die Versstruktur klar ist: Das Verb bezöge sich nur auf die „Mädchen“; „und die Knaben vor Durst“ wäre ein zweiter Satz, in dem das Verb erspart ist und stattdessen „vor Durst“ als Balastvariante fungiert (eine sehr übliche Versstruktur). Zur Akzentuierung dieses Doppelsatzes wären v.a. zwei Akzentuierungsweisen zur Verfügung gestanden, einmal nämlich mit Athnach, einmal ohne:<br /><br />
(1) {{hebr}}בי֤ום ההוא֙ תתעלפנ֔ה הבתול֖ת היפ֑ות והבחור֖ים בצמֽא׃{{hebr ende}}<br /><br />
(2) {{hebr}}בי֥ום הה֣וא׀ תתעלפנ֗ה הבתולת֙ היפ֔ות והבחור֖ים בצמֽא׃{{hebr ende}}<br /><br />
In beiden Fällen hätte der Vers mindestens zwei starke Trenner, nämlich Athnach und Zaqef im ersten, Zaqef und Rebia im zweiten Fall, und der jeweils stärkste hätte die beiden Sätze voneinander getrennt. In der Akzentuierung im MT dagegen steht ''überhaupt'' kein starker Trenner – weder Athnach noch Zaqef noch Rebia:<br /><br />
{{hebr}}בי֨ום הה֜וא ת֠תעלפנה הבתול֧ת היפ֛ות והבחור֖ים בצמֽא׃{{hebr ende}}<br /><br />
In sehr seltenen Fällen kann ein feminines Verb vor einem doppelten Subjekt oder Objekt, deren erstes Glied feminin und deren zweites maskulin ist, sich dennoch auch auf ''beide'' Glieder beziehen; vgl. bes. [[Numeri 12#s1 |Num 12,1]]: „Es ''sprachen'' (fem.) Miriam und Aaron...“. Offenbar soll durch die auffallende Akzentuierung überklar gemacht werden, dass der Vers genau so und nicht anders zu deuten und zu sprechen ist; nicht als zwei Sätze also, sondern als nur einer; nicht „An jenem Tag werden die schönen Mädchen ohnmächtig werden. Und die Knaben [werden auch ohnmächtig werden] vor Durst“, sondern „Die schönen Mädchen und die Knaben werden [beide] ohnmächtig werden vor Durst.“<br /><br />
Dann aber müsste der Vers Prosa sein (Garrett etwa analysiert folgerichtig auch so): Aufspalten lässt er sich nur nach „die schönen Mädchen“; ein Enjambement wie „Es handeln SUB1 | und SUB2 MOD“ gibt es aber nicht in der heb. Poesie. Was ein solcher Prosavers hier aber sollte, wäre ganz unerklärlich: Vv. 12.14 sind offensichtlich Poesie, auch V. 13 ließe sich leicht als Poesie analysieren und hätte auch leicht so akzentuiert werden können. Warum die Masoreten das nicht getan haben und dann sogar besonders betont hätten, dass sie anders analysiert haben, ist rätselhaft. Obwohl zumindest Ginsburg und Wickham überhaupt keine Akzentuierungsvarianten verzeichnen, liegt näher, dies als Fehlakzentuierung zu betrachten und den Vers aufzufassen, als sei er akzentuiert wie bei (1).</ref><br />
{{S|14}} Die bei der Schande Samarias<ref name="Stolz" /> schwören und sprechen: <br />
_‚So wahr dein Gott lebt,<ref>''schwören'' + ''so wahr ... lebt'' - Geschworen wurde im Alten Israel bei Göttern, u.a. mit der Schwurformel hier: „So wahr X lebt“. Mit dieser und anderen Schwurformel bekannte man zum einen natürlich die Existenz dieser Gottheit und bekannte man sich zum Anderen selbst ''zu'' dieser Gottheit; wer „bei dem Gott von Dan“ schwört, ist also jedenfalls kein Anhänger der Jerusalemer JHWH-Religion (s. noch mal nächste FN). Die Masoreten, die u.a. den heb. Konsonantentext mit Vokalzeichen versahen, unterschieden künstlich zwischen Schwüren bei JHWH und Schwüren bei allem anderen und allen anderen Göttern, indem sie „So wahr ... lebt“ in „So wahr ''JHWH'' lebt“ archaisierend als ''ḥaj'', in „so wahr [nicht-JHWH] lebt“ als ''ḥe'' vokalisierten. Die beiden Schwüre in V. 14 sind beide als ''ḥe'' vokalisiert; die Masoreten erkannten den Gott von Dan also nicht als „ordentlichen“ JHWH an. S. nächste FN.</ref> Dan!‘<ref>''dein Gott, Dan'' = JHWH. Im Alten Israel herrschte nicht nur Polytheismus (also ein „Mehr-Götter-Glaube“), sondern auch ein ''Polyjahwismus'' (also ein „Mehr-JHWHs-Glaube“). Wie Katholiken glauben, dass Christus in jeder geweihten Hostie gleichzeitig ganz gegenwärtig ist, so glaubten die Israeliten, dass Gott, der im Himmel thront, in mehreren irdischen Heiligtümern gleichzeitig ganz gegenwärtig war. Mit dem Unterschied, dass die „vielen JHWHs“ in den vielen Kultstätten doch „unterschiedener“ waren als die sozusagen „vielen Christusse“ in den vielen Hostien, so dass man einander z.B. sagen konnte: „Ich segne dich im Namen vom JHWH von Samaria. – Und ''ich'' segne dich im Namen vom JHWH von Teman.“ (vgl. KAgr 14+18). Entsprechend war auch „der Gott von Dan“ ''ein'' JHWH, von dem man sich vorstellte, dass er auf dem Stierbild von Dan thronte, das Jerobeam I. dort aufgestellt hatte (s. [[1 Könige 12#s29 |1 Kön 12,29f.]]). In Dan wurde auch wirklich eine griechische Votivinschrift aus dem 3./2. Jhd. v. Chr. gefunden (die sog. „Zoilus-Inschrift“), in der dieser Zoilus vor „dem Gott in Dan“ einen Schwur ablegt.</ref> <br />
_Und: ‚So wahr (dein Bewohner=) der dich Bewohnende lebt, Beerscheba (?, der Weg nach B.?, der Kult von B.?, , der Schreitende von B.?, der Brunnen von B.?, die Macht von B.?, dein Geliebter, B.?, dein Pantheon, B.?, der Schreitende von B.?)‘<ref>''dein Bewohner, Beerscheba (?, der Weg nach B.?, der Kult von B.?, , der Schreitende von B.?, der Brunnen von B.?, die Macht von B.?, dein Geliebter, B.?, dein Pantheon, B.?, der Schreitende von B.?)'' - Umstrittendster Ausdruck des Kapitels. Auch LXX konnte damit wohl nichts anfangen und übersetzt mit dem selben Ausdruck wie in der Zeile zuvor: „dein Gott“ (so auch H-R, LUT 84, TEX). Zu unserer Primärübersetzung s. zu (5). Heb. ''derek'',<br />(1) auf den ersten Blick also „der Weg von/nach Beerscheba“ (so auch VUL, vielleicht Syr (vielleicht auch zu (2), so deutet z.B. Lamsa)), was v.a. in den neuesten Kommentaren gerne als „Pilgerfahrten nach Beerscheba“ erklärt wird (vgl. [[Amos 5#s5 |Am 5,5]]), wie man ähnlich im Islam „bei der Haddsch nach Mekka“ schwören kann (z.B Paul, Garrett, Eidevall, Carroll, Kessler, auch schon Baur; auch BB, GN, HfA, Michaelis). Aber richtig Gordis 1979-80, S. 258: Wege und Pilgerfahrten „leben“ doch nicht, in der Bibel und noch lange danach sind „Beim Leben von...“-Schwüre aber nur mit Lebewesen und Göttern belegt.<br />(2) Dahl, Rosenmüller, Moldenhawer und König 1914, S. 17 erklären das Wort stattdessen als „Art und Weise“ (was ''derek'' auch wirklich gelegentlich bedeuten kann) und danach als „Kult“ (so bereits Tg, so auch LUT 45, LUT 12, SLT); aber dafür gilt das Gleiche,<br />(3) ebenso für die Textkorrektur ''brk'', was auch noch für ''b´rk'' („dein Brunnen“, das selbe Wort wie im ON „Beer-Scheba“) stehen soll (so Oort 1900, S. 142; Elhorst, Wellhausen).<br />(4) Neuberg 1950, Ackroyd 1968, S. 4 und Anderson/Freedman verbinden dagegen die Konsonanten mit ''dor'' („Kreis, Versammlung“); „deine Versammlung“ soll dann „dein Götter-Pantheon“ bedeuten, was in der Tat immerhin die Bed. von ''dr'' im Ugaritischen sein kann. Das dürfte die zweitbeste Alternative sein; dagegen spricht vor allem, dass Dan nur als JHWH-Heiligtum bekannt ist.<br />(5) Näher liegt der Vorschlag von Gordis 1979-80, S. 259, ''drk'' als ''darek'' zu vokalisieren: „der dich Bewohnende“, von ''dur'' („wohnen, bewohnen“). Er vergleicht gut den Ausdruck ''dr mtwḥjm'' „der den Himmel Bewohnende“ in den Pijjutim. Vgl. [[Matthäus 23#s21 |Mt 23,21]]: „Wer beim Tempel schwört, schwört bei demselben ''und'' bei dem, der ihn bewohnt.“; auch [[1 Könige 8#s13 |1 Kön 8,13]] = [[2 Chroniken 6#s2 |2 Chr 6,2]]; [[Psalm 76#s2 |Ps 76,2f.]]; [[Psalm 132#s14 |132,14]]. Ein häufiger Wechselbegriff für den Tempel ist ''miškan'', „der Wohnort“ (z.B. [[Psalm 26#s8 |Ps 26,8]]). Sinnvoll ist dieser Vorschlag auch deshalb, weil sicher nicht speziell die Kulte und Götter von Dan und Beerscheba angegriffen werden sollen, sondern Dan und Beerscheba stehen als nördlichster und südlichster Teil Gesamt-Israels für das ganze Reich und somit für ''alle'' Kultstätten außer dem in Jerusalem. Auch deshalb wäre zu erwarten, dass hier ein dem „dein Gott“ entsprechender möglichst universaler Begriff folgte, wie eben „dein Bewohner“.<br />(6) Sicher überlegen ist dieser Vorschlag u.a. auch deshalb dem von Linville 2008, S. 156f. (auch schon erwogen von Hayes 1988, S. 215), zu vokalisieren als ''dorek'' „der Schreitende (von Beerscheba)“. Gebräuchlich ist zwar im Ugaritischen und Hebräischen der Ausdruck „der Schreitende über Berge“ o.ä., nie wird dieser Ausdruck aber absolut verwendet.<br />(7) Beliebt ist schließlich noch die Textkorrektur zu ''dodeka'' („dein Geliebter“ wie [[Jesaja 5#s1 |Jes 5,1]] oder „dein Verwandter“ = Familiengott, Hausgott), so z.B. BHK, BHS, Cripps, Snaith, Hammershaimb, Markert 1977, S. 191; noch Olyan 1991; Zehnder 1999, S. 381f.; auch EÜ 80, HER05, PAT („dein Liebling“), MEN, ZÜR 31 („dein Schutzgott“), R-S („dein Stammgott“). (7b) Manche Vertreter halten darin das ''dod'' auch für einen Eigennamen einer anderen Gottheit, die vielleicht (!) in der Mescha-Inschrift belegt ist („Der Altar ihres Dod“), daher hier: „Dein Dod“. Aber die Konsonanten des MT werden gestützt durch Mur, VUL, Tg und Syr.<br />(8) Sehr sicher nicht möglich ist der Vorschlag von Bartina 1956, ''drk'' bedeute hier „Macht, der Mächtige“ wie das Ugaritische ''drkt'' (so hier auch Amsler, Mays, Soggin, Stuart, Jeremias, Barstad 1984, S. 191-201). Dagegen vgl. nämlich schon Zirker 1958: ug. ''drkt'' heißt nicht „Macht“, sondern „Rang, Hoheit“.</ref> – <br />
Sie werden fallen und sich nicht wieder aufrichten.“<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
In '''Vv. 1-3''' folgt die vierte Vision des „Visions-Quartetts“ in Am 7,1-8,3; zu Grundlegendem s. daher die Anmerkungen zu [[Amos 7]]. Die vierte Vision ist dabei wie Am 7,7-9 eine „Wortspiel-Vision“: Gott lässt Amos einen Korb mit „Sommerfrüchten“ (''qajiṣ'') sehen, der aber wahrscheinlich weniger symbolisch als ''wort-symbolisch'' genommen werden darf: Der Obst bedeutet, dass nun endgültig das „Ende“ (''qeṣ'') über Israel gekommen ist. Dieses Ende wird in V. 3 in dunkelsten Farben ausgemalt: „Eine Menge an Leichen! Überall hingeworfen!“<br />
<br />
In '''Vv. 4-14''' schließt sich daran überraschenderweise noch einmal ein Urteilsspruch an, der mit der Einleitung „Hört dies!“ an die „Hört diesen Spruch!“-Abschnitte in [[Amos 3 |Am 3]]; [[Amos 4 |Am 4]]; [[Amos 5 |Am 5]] erinnert. Auch darüber hinaus finden sich in diesem Abschnitt viele deutliche Zitate der vorangehenden Kapitel.<br /><br />
<small>Vergleiche:<br />
* <small>Am 8,4: „Hört dies, die (gieren=) ihr giert nach dem Armen“<br />[[Amos 2#s7 |Am 2,7]]: „Sie, die gieren nach dem Staub der Erde auf dem Kopf des Geringen und die Beugen den Weg der Armen“</small><br />
* <small>Am 8,6: „kaufend mit Geld die Schwachen und die Armen wegen einem Paar Sandalen“<br />[[Amos 2#s6 |Am 2,6]]: „Weil sie für Geld verkaufen den Gerechten und den Armen wegen einem Paar Sandalen“</small><br />
* <small>Am 8,7: „JHWH hat geschworen beim Stolz Jakobs“<br />[[Amos 6#s8 |Am 6,8]]: „So schwört der Herr JHWH bei sich selbst: ‚... Ich verabscheue den Stolz Jakobs!‘“</small><br />
* <small>Am 8,8 wird fast wörtlich noch einmal wiederholt in [[Amos 9#s5 |Am 9,5]]</small><br />
* <small>Am 8,9f.: „Ich werde die Sonne am Mittag untergehen lassen und verfinstern die Erde am hellen Tag, und ich werde verwandeln eure Feste in Trauer“<br />[[Amos 5#s8 |Am 5,8]]: „Er ist der zum-Morgen-die-Dunkelheit-Verwandler, ist der, der den Tag zur nacht verfinstert“<br />
* <small>Am 8,12f.: „Und man wird wanken von Meer zu Meer ...; an jenem Tag werden die schönen Mädchen ohnmächtig werden und die Knaben vor Durst.“<br />[[Amos 4#s8 |Am 4,8]]: „Und es wankten zwei, drei Städte zu einer Stadt, um Wasser zu trinken.“</small><br />
* <small>Am 8,13f.: „An jenem Tag werden die schönen Mädchen ohnmächtig werden ...; sie werden fallen und sich nicht wieder aufrichten.“<br />[[Amos 5#s2 |Am 5,2]]: „Es ist gefallen, es kann sich nicht wieder aufrichten das Mädchen Israels“</small><br />
Viele Kommentatoren nehmen deshalb an, dass Am 8,4-14 nicht vom Verfasser der vorangehenden Kapitel stammen, sondern dass jüngere Autoren mit dem Vokabular dieses Verfassers eine Art späteren Anhang zum Amosbuch verfasst haben. Das kann gut sein, aber das Phänomen lässt sich auch leicht anders erklären:</small><br /><br />
Gott macht nun „den Sack zu“: Oft und lange genug hat er Amos seine Israeliten ermahnen lassen, aber – siehe [[Amos 7#s10 |Am 7,10-17]] – nichts ist geschehen; stattdessen haben sie seinem Propheten gar den Mund verboten, und ''immer noch'' sind es fast die selben Vorwürfe, die er gegen sie vorbringen kann und muss. Nun führt also endgültig kein Weg mehr daran vorbei: Das Ende für Israel ist gekommen.<br />
<br />
'''Vv. 4-6''' greifen dabei noch einmal einen dieser früheren Vorwürfe auf und machen ihn stellvertretend für alle anderen zur Begründung des folgenden Urteils: Wegen dem unmoralischen und asozialen Verhaltens der Angehörigen der israelitischen Oberschicht, die so sehr auf Gewinn aus sind, dass sie dafür gar die Armen von ihrem Land vertreiben und dieselben auch noch in die Schuldknechtschaft zwingen, gilt ganz Israel das, was Gott in '''Vv. 7-8''' ankündigt: Naturkatastrophen apokalyptischen Ausmaßes werden über Israel hereinbrechen; ''nie im Leben'' wird Gott Israel diese Untaten verzeihen.<br />
<br />
<small>Weil dies zum finalen Vorwurf gemacht wird, sei hier noch einmal kurz auf die '''Schuldknechtschaft''' eingegangen. „Schuldknechtschaft“ ist im Alten Israel ein sozialer Status, der irgendwo zwischen freiem Bürgertum und echtem Sklaventum einzuordnen ist. Korostovtsev hat Schuldknechte passend als „Halbsklaven“ bezeichnet. In die Schuldknechtschaft geriet man ursprünglich hauptsächlich infolge von Naturkatastrophen o.ä., die dazu führten, dass die eigene Landwirtschaft, die im Alten Israel fast alle Israeliten auf ihrem eigenen Land betrieben, so wenig Ertrag abwarf, dass sie sich dafür verschulden mussten. Im Laufe des 9. und 8. Jahrhunderts v. Chr. aber transformierte sich nach und nach die Gesellschaft des Alten Israel: Neben den ruralen Dörfern bildeten sich größere Städte heraus und mit ihnen eine städtische Oberschicht, was man auch archäologisch z.B. daran erkennen kann, dass im späten 9. Jahrhundert mehrere Palastanlagen in Samaria erbaut wurden, auf die '''V. 3''' anspielt. Diese Oberschicht konnte größere Mengen an Kapital anhäufen und dann mit diesem Kapital auf dem Markt operieren – unter anderem auf dem Gebiet des privaten Getreidehandels, den '''Vv. 5-6''' thematisieren. Methoden wie die, die in diesen Versen beschrieben werden, werden auch dazu beigetragen haben, dass auf diese Weise Gewinn erwirtschaftet werden konnte, und werden daher noch häufiger in der Bibel kritisiert (s. z.B. auch [[Hosea 12#s8 |Hos 12,8]]; [[Micha 6#s9 |Mi 6,9-11]]; noch [[Jesus Sirach 26#s29 |Sir 26,29-27,1]]), aber schon grundsätzlich ist ja Handel darauf angelegt, Gewinn zu erwirtschaften: Korn wird teurer vermarktet, als sein reiner „Materialwert“ es rechtfertigte, und die Spanne zwischen Materialwert und Marktwert ist der Gewinn der Händler aus der städtischen Oberschicht und der Verlust der Bauern aus der ländlichen Unterschicht Israels. Auf diese Weise konnte dieser Getreidehandel neuen Formats zu einer Art „menschengemachten Naturkatastrophe“ werden: Bauern konnten nun immer leichter und häufiger auch aufgrund der wirtschaftlichen Praktiken der städtischen Oberschicht verarmen und sich verschulden.<br />Der erste Schritt war dann der, dass sie ihre Häuser und Felder an ihre Gläubiger veräußern mussten (s. [[Habakuk 2#s7 |Hab 2,7]]), so dass diese „Haus an Haus reihen und Feld an Feld rücken“ konnten ([[Jesaja 5#s8 |Jes 5,8]]; s. auch [[Micha 2#s2 |Mi 2,2]]). Damit aber war man endgültig in der Schuldenfalle, so dass der zweite Schritt war, auch noch sich selbst oder die eigenen Angehörigen verkaufen zu müssen (s.[[2 Könige 4#s1 |2 Kön 4,1]]; [[Sprichwörter 22#s7 |Spr 22,7]]; [[Matthäus 18#s24 |Mt 18,24f.]]; bes. [[Nehemia 5#s2 |Neh 5,2-5]]). Nicht als Sklaven im engen Sinne allerdings: Im Unterschied zu Kriegsgefangenen aus anderen Nationen blieben Israeliten, die verkauft worden waren oder sich selbst verkauft hatten, nur sechs Jahre in Sklaverei; danach mussten sie freigelassen werden (s. [[Exodus 21#s2 |Ex 21,2]]; [[Levitikus 25#s39 |Lev 25,39-41]]; [[Deuteronomium 15#s12 |Dtn 15,12]]; [[Jeremia 34#s14 |Jer 34,14]]). Nach dem deuteronomistischen Gesetz musste ihm dabei außerdem ein „Startguthaben“ ([https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/28970/ Kessler]) mitgegeben werden (s. [[Deuteronomium 15#s3 |Dtn 15,3-5]]), nach dem jüngeren Heiligkeitsgesetz erhielten sie sogar ihr einstiges Eigentum zurück ([[Levitikus 25#s41 |Lev 25,41]]). In der Zwischenzeit aber galten sie als Eigentum ihres Gläubigers und selbst Frauen, die sie in dieser Zeit heirateten und Kinder, die sie in dieser Zeit zeugten, blieben auch nach dem Ablauf der sechs Jahre im Besitz des Gläubigers ([[Exodus 21#s4 |Ex 21,4]]; dieses Gesetz wurde später geändert, s. wieder [[Levitikus 25#s41 |Lev 25,41]]). Vom Sklaven im engen Sinn unterschied sie außerdem, dass sie auch in der Schuldknechtschaft noch Eigentum besitzen konnten; aller Gewinn aber, den sie in dieser Zeit erwirtschafteten, war der Gewinn ihres Gläubigers, sodass dieser dank dieser Institution peu à peu reicher und immer noch reicher werden konnte.<br />Die Schuldknechtschaft ist also vergleichbar mit einer privatisierten Privatinsolvenz-Institution: Sechs Jahre lang hat man keine freie Handhabe über den eigenen Besitz, können keine Gewinne erwirtschaftet werden und müssen die Schulden möglichst abgearbeitet werden, bis man nach dem Ablauf dieser sechs Jahre nach einem Schuldenschnitt neu starten kann. Weil diese Institution aber im Alten Israel privatisiert war, wurden die armen Bevölkerungsschichten nach Möglichkeit geradezu in diese Privatinsolvenz gedrängt, um Gewinne aus ihrer Verarmung schlagen zu können, und ist daher noch besser vergleichbar mit moderner Sklaverei.<br />Die Institution der Schuldknechtschaft blieb im Alten Israel noch viele Jahrhunderte legal. Schon im Amosbuch aber wird nicht einmal die Institution selbst, sondern gleich das ganze System hinter dieser Institution aufs Schärfste angegriffen: Dieses System ist es letztlich, was JHWH dazu bewegt, das ganze Nordreich zu vernichten.</small><br />
<br />
In '''Vv. 9-14''' wird das Selbe – das Urteil Gottes – noch einmal in zwei Strophen ausgefaltet, die beide mit einem Hinweis auf „jenen Tag / Tage“ beginnen, woran sich jeweils ein „Spruch des Herrn JHWH“ anschließt. '''Vv. 9f.''' hängt eng mit Vv. 8f. zusammen; nach dem Erdbeben und dem Bergeschmelzen folgt in V. 9 typisch für eine Schilderung „jenes Tages“, also des „Tages JHWHs“, die übernatürliche Dunkelheit als weitere kosmische Katastrophe. V. 10 stellt als Folge daraus ganz Israel als Gemeinschaft von Klagenden dar, die alle an diesem Tag Familienangehörige verloren haben und sie mit den üblichen Trauerriten betrauern: Gott bringt den Tod über Israel.<br />'''Vv. 11-14''' wird durch das „An jenem Tag“ in V. 13 noch einmal in zwei Unterabschnitte gegliedert: Im ersten, Vv. 11-12, wird eine landesweite Hungers- und Wassernot beschrieben. Das ist poetisch stark, nachdem in V. 8 beschrieben wurde, wie das ganze Land sich verflüssigt und nachdem die Dürstenden in V. 12 „von Meer zu Meer“ wanken. Doch ihr Hunger und Durst lässt sich nicht stillen, denn wonach sie recht eigentlich hungern und dürsten, sind „Worte Gottes“, die aber nun in ganz Israel verstummt sind, nachdem in Am 7,10-17 Amos von dort ausgewiesen wurde. Im zweiten Abschnitt, Vv. 13-14, werden selbst die Mädchen und Knaben infolge dieses „Wort-Gottes-Mangels“ ohnmächtig niedersinken. V. 14 betont noch einmal aus anderer Perspektive, dass dies ja ihre eigene Schuld ist: Wie zu Beginn dieses Abschnitts wird auch am Ende noch einmal auf eine bereits zuvor erwähnte Untat angespielt: Nicht nur haben sie ja Amos als den Propheten JHWHs aus Israel ausgewiesen, sondern außerdem beten sie von Dan bis Beerscheba an den falschen Orten zu den falschen Göttern (s. [[Amos 5#s4 |Am 5,4-6]].[[Amos 5#s26 |26]]) – wen braucht es da zu wundern, dass ihnen kein Wort Gottes Linderung verschafft? Nein, Israel ist am Ende: „Sie werden fallen und sich nicht wieder aufrichten.“<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Amos_7&diff=32359Amos 72021-10-12T20:05:27Z<p>Olaf: Markup korrigiert</p>
<hr />
<div><br />
{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Lesefassung kann erstellt werden}}<br />
<br />
{{Lesefassung}}<br />
<br />
{{L|1}}<br />
{{L|2}}<br />
{{L|3}}<br />
{{L|4}}<br />
{{L|5}}<br />
{{L|6}}<br />
{{L|7}}<br />
{{L|8}}<br />
{{L|9}}<br />
{{L|10}}<br />
{{L|11}}<br />
{{L|12}}<br />
{{L|13}}<br />
{{L|14}}<br />
{{L|15}}<br />
{{L|16}}<br />
{{L|17}}<br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
<poem><br />
{{S|1}}<ref>Ob Am 7,1-8; Am 8,1-2 Prosa oder Lyrik sind, ist umstritten. Gewöhnliche Prosa sind die Vv. sicher nicht; allenfalls könnte man ihren Stil als einen deuten, den man gelegentlich als „epischen“ Stil bezeichnet hat (wie z.B. auch den von Gen 1,1-2,4). Dieser Stil allerdings ist noch so gut wie gar nicht erforscht; einstweilen analysieren und formatieren wir daher, als wären die Verse Lyrik.</ref> Dies zeigte mir (ließ mich sehen) der Herr JHWH:<ref name="Botenformel">''Dies zeigte mir der Herr JHWH /er'' (Vv. 1.4.7) + ''Dies sprach Amos'' (V. 11) + ''Dies sprach JHWH'' (V. 17) - In Vv. 1.4.7 steht eine Abwandlung der Botenformel aus Am 1-3; s. dort. Man könnte sagen, in Am 7 ändert sich Gottes „Kommunikationsmodus“ vom Mitteilen von Worten zum Wahrnehmen-Lassen von Visionen. In V. 11 verwendet dagegen ironischerweise der Priester Amazja die typische Botenformel – von ''Amos''; für Amazja sind die Worte des Amos also nicht schon automatisch Gottes Worte. Amos (und Gott) wird in V. 17 darauf reagieren, indem er ein weiteres Mal zur üblichen Botenformel greift.</ref><br />
_Siehe: Er schuf ([jemand] schuf) Heuschrecke[n] zum Anfang des Wachsens der Spätsaat (des Spätwuchses),<br />
_Und siehe: Die Spätsaat (der Spätwuchs) [kam] nach der Mahd des Königs!<ref>''Spätsaat (Spätwuchs)'' + ''Ernte des Königs'' - Im Alten Israel teilte man das Jahr nicht nur in Monate und Jahreszeiten ein, sondern bisweilen auch in agrikulturelle Abschnitte. Der bekannteste derartige Kalender ist der „Gezer-Kalender“, eine der ältesten Inschriften aus Israel überhaupt. Das Jahr wird dort u.a. eingeteilt in: „Doppelmonat der Aussaat. Doppelmonat der Spätsaat/des Spätwuchses (''leqesch'', ‚das Späte‘). ... Monat der Sommerfrucht (''qeṣ'').“ In der Aufzählung in 1QS x 7 folgt auf den „Doppelmonat der Spätsaat“ der Abschnitt des ''desche`'', des „Grases“ (vgl. Talmon 1963, S. 183). Was Gott Amos hier sehen lässt, geschieht in diesem „Monat des Grases“: Das Getreide wurde ausgesät, ebenso „das Späte“, also entweder das Spätgetreide oder Gemüse wie z.B. Zwiebeln (Paul 1991, S. 227), und auch dies hat schon zu Wachsen begonnen (1b).<br />1c präzisiert außerdem, dass der Spätwuchs oder die Spätsaat nach der „Mahd (''gz'') des Königs“ kam. Die meisten Kommentatoren nehmen an, diese Zeile sei später hinzugefügt worden und eine Glosse, die das seltene Wort ''leqesch'' als etwas erklären soll, das regulär nach der Spätsaat komme (daher z.B. HER05: „... als das Spätgras zu sprossen begann [die Spatsaat folgt auf den Schnitt für den König].“, ebenso B-R, EÜ 80, PAT, ZÜR 31; ähnlich BB: „... gerade als die Spätsaat aufzugehen begann. – Die Spätsaat wächst ja im Frühsommer, nachdem das Gras für den König gemäht worden ist. – ...“). Aber das ist absurd, ganz richtig Wellhausen 1893, S. 89 und Reventlow 1962, S. 30: „den Zeitgenossen des Amos [die ja alle selbst Ackerbau betrieben!] braucht nicht weitläufig gesagt zu werden, wann der ''leqesch'' stattfinde.“ Hintergrund von 1c ist stattdessen sehr wahrscheinlich der: Wenn im Alten Israel die Saat spross, wurden diese Sprosse während der Regenzeit noch mindestens einmal geschnitten, da in der Klimazone Israels dies dann und derart gestutzte Getreide trotzdem noch ohne Ertragsminderung nachwuchs. Vgl. Sifra 4,43 zu [[Deuteronomium 11#s15 |Dtn 11,15]]: „''Du schneidest (''gzz'') und fütterst die ganze Regenzeit hindurch dein Vieh, und 30 Tage vor der Ernte wirst du damit aufhören. Und [dennoch] wird [das Feld] fortfahren, wachsen zu lassen und nicht weniger Getreide produzieren!''“ (vgl. dazu Dalman, AuS I, S. 409-411); auch m.Men x 8: „''Junges Getreide kann man [noch] abschneiden und damit das Vieh füttern.''“; auch t.Men x 32; m.Peah ii 1; t.Peah i 8. Diesen Getreideschnitt / den letzten dieser Getreideschnitte bezeichnete man auch als „Schnitt des Königs“; wohl, weil der Ertrag / ein Teil des Ertrags als Getreidesteuer an die königlichen Stallungen ging. Offenbar müssen wir uns vorstellen, dass dieser „Schnitt des Königs“ je nach Witterung vor oder nach dem ''leqesch'' liegen konnte, und dies präzisiert hier 1c: In diesem Jahr war die „Königsmahd“ nach dem ''leqesch''. So versteht die Zeile wohl auch Tg: „''... zu Beginn des Sprießens der Spätsaat, und siehe, es war zu[r Zeit des] Nachwachsens nach der Königsmahd des Junggetreides.''“ Die Heuschrecken fressen also erstens das im „Doppelmonat der Aussaat“ gesäte Getreide ab, zweitens auch noch die Triebe der „Spätsaat“, und drittens tun sie das zu einem Zeitpunkt, an dem die „Königsmahd“ bereits stattgefunden hat, der Zeitpunkt also schon abgelaufen ist, bis zu dem man von Heuschrecken angefressene Pflanzen noch einmal schneiden und dennoch verlustfreien Ertrag produzieren konnte. Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte die Heuschreckenplage gar nicht kommen können.</ref><br />
{{S|2}} Und als sie gerade gänzlich fraßen<ref>''gänzlich fraßen'' - Klangspiel: '''''k'''i'''ll'''ah '''l'''e`e'''k'''o'''l'''''; dass sie es „gänzlich“ (''killah'') fressen (''le`ekol'') wird durch die Ähnlichkeit der beiden Wörter zusätzlich unterstrichen.</ref> ([damit] endeten, abzufressen) [sämtliche] Pflanzen {der Erde},<ref>''[sämtliche] Pflanzen {<s>der Erde</s>}'' - „der Erde“ ist hier ganz überflüssig; natürlich geht es um irdische Pflanzen. Wahrscheinlich ist der Ausdruck ähnlich emphatisch wie [[Markus 9#s3 |Mk 9,3]]: „die Pflanzen ''auf der ganzen Erde''“, also „die Pflanzen samt und sonders.“ Der Ausdruck spielt dann zusammen mit dem Klangspiel am Anfang der Zeile, s. vorige FN.</ref> (Und [dies] würde geschehen, wenn man fertig sein würde, die Pflanzen {der Erde} zu essen.)<ref>'''tFN''': Die obige Üs. von ''2a'' ist eine Verlegenheitsübersetzung. Die Parallelität von V. 2 mit V. 4 macht fast sicher, dass hier gesagt werden soll, dass die Heuschrecken die Pflanzen abfressen. Das scheint grammatisch aber nicht möglich zu sein: Grammatisch müsste man meinen, dass die Alternativübersetzung die korrekte ist. 2a wäre dann eine weitere Zeitangabe nach den beiden in 1c und 1d, die Heuschrecken kämen also erstens zu einem Zeitpunkt, zu dem es aussichtslos ist, dass nach ihrem Weiterziehen noch einmal etwas wachsen könnte (s.o.) und zweitens zu einem Zeitpunkt, zu dem auch sonst keine pflanzliche Nahrung mehr übrig ist, weil man sie direkt vor der Erntezeit bereits restlos verspeist hat. Zum ''wehajah `im''-Satz ohne Apodosis ließe sich nur [[Sacharja 6#s15 |Sach 6,15]] vergleichen, zu ''wehajah `im'' mit temporalem statt konditionalem ''`im'' nur [[Richter 6#s3 |Ri 6,3]] (!) und vielleicht [[Richter 4#s20 |Ri 4,20]]; [[1 Samuel 3#s9 |1 Sam 3,9]]; [[2 Samuel 11#s20 |2 Sam 11,20]].<br /><br />
'''Genauer''': Die Stelle beginnt mit ''wehajah `im'' („Und es wird/soll geschehen: Falls/wenn...“). In dieser Konstruktion ist ''wehajah'' für gewöhnlich kein Vollverb, sondern ein Textdeiktikon, das anzeigt, dass der Satz nach dem direkt folgenden und mit ''`im'' eingeleiteten Satz ein futurischer oder modaler Satz (s. [[Numeri 15#s24 |Num 15,24]]; [[Deuteronomium 8#s19 |Dtn 8,19]]; [[Deuteronomium 11#s13 |11,13]]; [[Deuteronomium 20#s11 |20,11]]; [[Deuteronomium 21#s14 |21,14]]; [[Deuteronomium 24#s1 |24,1]]; [[Deuteronomium 25#s2 |25,2]]; [[Deuteronomium 28#s1 |28,1.15]]; [[Richter 4#s20 |Ri 4,20]]; [[1 Samuel 3#s9 |1 Sam 3,9]]; [[1 Samuel 23#s23 |23,23]]; [[2 Samuel 11#s20 |2 Sam 11,20]]; [[1 Könige 11#s38 |11,38]]; [[Jeremia 12#s16 |Jer 12,16]]; [[Jeremia 17#s24 |17,24]]; [[Amos 6#s9 |Am 6,9]]) oder selten auch ein iterativer Satz (s. [[Genesis 38#s9 |Gen 38,9]]; [[Numeri 21#s9 |Num 21,9]]; [[Richter 6#s3 |Ri 6,3]]) sein wird. Der ''`im''-Satz ist dabei fast stets ein konditionaler Satz. Bsp: Am 6,9: „Und es wird geschehen (''wehajah''): Wenn (''`im'' = falls) zehn Männer in einem Haus übrig bleiben, [Apodosis:] werden sie sterben.“ Ähnlich kann ''wehajah'' mit folgendem ''b-'' + [Zeitangabe] oder mit ''b-'' + Inf. cstr. verwendet werden (s. z.B. [[Deuteronomium 27#s2 |Dtn 27,2.4]]: „Und es soll geschehen (''wehajah''): Am Tag, an dem ihr über den Jordan setzt..., [Apodosis:] sollst du dir große Steine aufrichten. ... [V. 4:] Und es soll geschehen (''wehajah''): nach-eurem-Übersetzen über den Jordan ... [Apodosis:] sollt ihr diese Steine ... auf dem Berg Ebal aufrichten.“) oder mit ''k-'' / ''ki'' / ''ka`ascher'' (z.B. [[Deuteronomium 26#s1 |Dtn 26,1f.]]: „Und es soll geschehen (''wehajah''): Wenn (''ki'') du in das Land kommst ..., [Apodosis: sollst du deine Erstlingsfrüchte opfern].“). Das Verb in der Apodosis ist dabei stets ein Yiqtol- oder Weqatal-Verb.<br />In 2a macht diese Konstruktion aber keinen Sinn, daher scheint man rein syntaktisch wie in Sach 6,15 ''wehajah'' hier ''doch'' als Vollverb auffassen und übersetzen zu müssen wie in der Alternativübersetzung.<br />Die Primärübersetzung orientiert sich stattdessen hieran: Neben Am 7,2 werden weitere neun Stellen gelegentlich als Fälle mit „außergewöhnlicher ''wehajah''-Verwendung“ aufgezählt. Aus diesen auszuscheiden sind sicher Ri 6,3 (s.o.: iterativ; mit Weqatal in der Apodosis gehört die Stelle ohnehin nicht in diese Reihe); [[2 Samuel 6#s16 |2 Sam 6,16]] (wo 4QSam<sup>a</sup> und der parallele Vers [[2 Chroniken 15#s29 |2 Chr 15,29]] ''wajehi'' haben) und [[Jesaja 37#s11 |Jes 37,11]] (wo erstens alle wichtigen MSS nach dem Vers Setumah haben, so dass man sicher nicht als Protasis analysieren kann, und wo zweitens ebenfalls viele MSS ''wajehi'' lesen). Damit bleiben als Parallelen immerhin noch die vier Verse [[1 Samuel 10#s9 |1 Sam 10,9]]; [[1 Samuel 13#s22 |13,22]]; [[1 Samuel 17#s48 |17,48]]; [[2 Könige 3#s15 |2 Kön 3,15]], bei denen ebenso wie scheinbar hier mit Wayyiqtol oder mit Qatal fortgefahren wird, außerdem vielleicht [[1 Samuel 1#s12 |1 Sam 1,12]], wo aber ''wehajah'' eher wie in WHM nicht als Weqatal, sondern als Waw-Qatal zu analysieren ist. Vergleichbar ist außerdem der merkwürdige V. [[1 Samuel 25#s20 |1 Sam 25,20]], wo mit Partizip fortgefahren wird. Auch bei den 1 Sam-Stellen gibt es jeweils auch wenige MSS, die ''wajehi'' oder nur ''hajah'' lesen; sehr wahrscheinlich sind dies aber sämtlich nachträgliche Korrekturen und deshalb so schwach und i.d.R. nur in jungen MSS bezeugt; bei 2 Kön 3,15 scheint es gar keine alternative Lesart zu geben (auch hier will aber BHS ''wajehi'' lesen). Isaksson 1998, S. 22f. und Blum 2008, S. 131 nehmen nun an, dass bei diesen Stellen ''wehajah'' anzeigen soll, dass das in Protasis und Apodosis Geschilderte ''gleichzeitig'' geschehe (z.B. 1 Sam 10,9: „Und es geschah (''wehajah''): ''Gleichzeitig mit'' seinem-sich-Umdrehen, um von Samuel wegzugehen, [Apodosis:] verwandelte Gott sein Herz“; entsprechend hier: „Und es geschah (''wehajah''): ''Gleichzeitig damit, dass'' sie die Pflanzen vollständig abfraßen, [Protasis:] sprach ich: ...“; so zur Stelle bereits Gese 1981, S. 76 und bes. Seidl 1987; auch Kessler; Reimer 1992, S. 162; Rüterswörden 1993, S. 44). Eigentlich ist dies vor dem Hintergrund der sehr einheitlichen sonstigen Verwendung von ''wehajah''-Vordersätzen eine zu gewagte Annahme (dagegen auch Stipp 1991, S. 538); sicher weniger gewagt ist die Annahme, dass hier jeweils ''wjhj'' als ''whjh'' verschrieben wurde, was aber an unserer Stelle wegen ''`im'' nicht funktioniert.<br />Andere Vorschläge gehen aber noch weniger an: (1) Garrett will die Stelle iterativ verstehen („Wann immer sie damit fertig wurden, die Pflanzen zu fressen, sprach ich...“), was sich aber nicht mit dem Wayyiqtol vereinbaren lässt; allenfalls müsste man zu Weyiqtol umvokalisieren. Auch textkritisch wird man dieses Problem nicht lösen können; der Text wird mindestens gestützt durch 4QXII<sup>c</sup>, LXX, Tg und Syr. (2) Ginsburg; [https://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/112._The_Perfect_with_W%C4%81w_Consecutive#GHGpar-112-uu GKC §112 uu]; JM §119z; Bartczek 1980, S. 32; Hammershaimb und Reventlow 1962, S. 31 wollen dennoch ''wajehi'' lesen, aber die Sequenz ''wajehi `im'' existiert nicht im Heb (und machte syntaktisch auch gar keinen Sinn). (3) Huesman 1956, S. 433 und Rudolph wollen ''wehajoh'' vokalisieren und als sequentiellen Inf. abs. analysieren, aber Inf. abs. von ''hjh'' findet sich sonst nur 6x als tautologischer Inf. ([[Genesis 18#s18 |Gen 18,18]]; [[Numeri 30#s6 |Num 30,6]]; [[1 Könige 13#s32 |1 Kön 13,32]]; [[Jeremia 15#s18 |Jer 15,18]]; [[Ezechiel 1#s3 |Ez 1,3]]; [[Ezechiel 20#s32 |20,32]]) und ohnehin führt sequentieller Inf. abs. den Modus des vorangehenden Verbs fort; der vorangehende Satz hier ist aber ein verbloser Satz. (4) Verbreitet ist außerdem die Textkorrektur von ''whjh `jm-klh'' zu ''wjhj h` mklh'' („Und es geschah: [Als] diese fertig seiend [waren] (die Pflanzen zu fressen)“, so z.B. BHS, Wellhausen, Harper, Driver, Sellin, Robinson, Mays), aber richtig Gordis 1979-80: das wäre kaum idiomatisch; weder die Sequenz ''wjhj h`'' noch ''klh'' i.S.v. „fertig sein“ als Partizip (wobei man Letzteres immerhin noch dadurch retten könnte, dass man ''klh'' nicht als „fertig sein“, sondern als „etw. gänzlich tun“ deutet). Grammatisch scheint man also nur analysieren zu können wie vor dem „Genauer“-Abschnitt erläutert; weil es aber strukturell so sehr zu erwarten ist, dass hier vom Fressen der Heuschrecken die Rede ist, hat man fast keine Wahl, als bei der Interpretation von Issakson und Blum mitzugehen.</ref><br />
_Sprach ich (Da sprach ich): „Herr JHWH, bitte, vergib!<br />
Wer könnte Jakob [sonst] wieder aufrichten ([Als] wer könnte Jakob bestehen, Wie könnte Jakob [sonst] bestehen / [wieder] aufstehen?)?<ref name="Vv2u4">'''Textkritik''': ''wer könnte aufrichten ([Als] wer könnte bestehen, wie könnte bestehen?)'' - Der heb. Text hatte ursprünglich sicher die Konsonanten ''mj jqm j´qb''. MT vereindeutigt ''jqm'' durch Vokalisierung und Sym durch Übersetzung zu ''jqwm'' („bestehen, Bestand haben“), LXX, VUL und Syr dagegen zu ''jqjm'' („aufrichten“), was sich auch in wenigen MSS findet („Wer könnte Jakob aufrichten?“). Dass Tg ''jqwm'' stütze, wie BHQ behauptet, ist mindestens unsicher: „Wer steht auf (''jqwm'') und legt Fürbitte ein für Jakob?“ ist eher eine Doppeldeutung von ''jqm'' einmal als ''jqwm'' und einmal als ''jqjm''.<br />(1) MT könnte man zur Not schon zufriedenstellend auflösen als „''Als'' wer könnte Jakob bestehen“, d.h. „Wer wäre Jakob, dass er bestehen könnte?“, was gut mit der nächsten Zeile zusammenstimmte (s. zur Konstruktion IBHS §18.2d; so z.B. Hitzig, Harper, Ehrlich. Vgl. [[Jesaja 51#s19 |Jes 51,19]]: „[Als] wer könnte ich dich trösten?“). (2) Alternativ wird gelegentlich auf [[Rut 3#s16 |Rut 3,16]] verwiesen und ''mi'' danach als „Wie“ gedeutet (z.B. Garrett, Eidevall, Carroll) doch dieser V. ist nicht vergleichbar, s. dort. So aber fast alle Üss: „Wie sollte Jakob bestehen!?“ Beide Auflösungen stimmten auch gut zusammen mit [[Amos 8#s14 |Am 8,14]]; die beiden Wörter umrahmten dann das Visions-Quartett in Am 7-8. Das Wort dort wird auch entscheidend dazu beigetragen haben, dass MT und Sym als ''jqwm'' deuteten. (3) Aber nach [[Amos 5#s2 |Am 5,2]] war doch wahrscheinlicher ''mi jaqim'' angezielt. So auch Dahl; Öttli 1901, S. 75; Riedel 1902, S. 28; auch Moldenhawer, Schegg, Struensee, LUT 84 („Wer soll Jakob wieder aufhelfen?“; nicht mehr LUT 17), R-S („Wer hilft nur Jakob auf?“).</ref><br />
_Denn er ist [ja so] klein (gering)!“<br />
{{S|3}} JHWH tat dies Leid (JHWH bereute es). <br />
_„Es soll nicht geschehen!“, sprach JHWH.</poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|4}} Dies zeigte mir (ließ mich sehen) der Herr JHWH:<ref name="Botenformel"/> <br />
_Siehe: Es nahte sich zum Prozess (...)<ref>''nahte sich zum Prozess'' (...) - Schwierige Formulierung; es sind zu viele Auflösungen verbreitet, um sie hier alle aufzuzählen, s.u. Nach unserer Auflösung (s.u. sub (4)) setzen Vv. 4bc voraus, dass Israel den in 4b angedeutete „Prozess“ gegen Gott natürlich verloren hat, weshalb Gott die Strafe in 4c verhängt.<br />'''tFN''': ''rib'' („Prozess“) ist nicht schon die Strafe, sondern entweder „der Zank“ oder „die Gerichtsverhandlung“. Dass JHWH „zankt“, haben wenig überraschend bisher nur TAF und TUR erwogen (TAF: „der Herr Jehovah rief das Feuer zum Hadern“; TUR: „Gott, der Herr, rief zur Fehde mit dem Feuer“); das Wort scheint also im forensischen Sinn genommen werden zu müssen. Daraus ergeben sich aber zwei Schwierigkeiten. Erstens heißt ''qara`'' („rufen“) im forensischen Zhg. „anklagen, vorladen“ (s. [[Deuteronomium 25#s8 |Dtn 25,8]]; [[Ijob 9#s16 |Ijob 9,16]]; [[Ijob 13#s22 |13,22]]; [[Ijob 14#s15 |14,15]]; [[Jesaja 59#s4 |Jes 59,4]]; vgl. ThWAT VII 128), zweitens steht vor „Feuer“ die Präposition ''b-'' und ''rib b-'' heißt forensisch „streiten gegen“.<br />(1) Man scheint diesen Vers also deuten zu müssen als „JHWH lud das Feuer vor Gericht, um gegen es zu prozessieren“. So natürlich niemand.<br />(2) Die meisten (explizit Marti, Hammershaimb und wahlweise Rüterswörden 1993, S. 48, wohl auch Carroll, Eidevall, Garrett, Kessler, Paul, Vater) beziehen ''qara`'' daher über ''lerib'' hinweg auf „das Feuer“ und deuten es nicht-forensisch als „rufen“ so dass man auflösen müsste: „JHWH rief nach dem Feuer, um [mit seiner Hilfe] zu Prozessieren“. So auch EÜ, NeÜ, SLT, ZÜR („Gott der Herr rief, um mit Feuer in den Streit zu ziehen“). Das ist erstens syntaktisch nicht naheliegend, zweitens müsste man ''qara`'' in diesem Kontext gegen den Strich des Textes deuten, drittens wäre der Sinn des Verses auch dann immer noch der, dass das „Fressen“ des Feuers nicht als Strafe, sondern eine gerichtliche Untersuchung zu verstehen wäre (was in dt. Üss. gerne verschleiert wird, indem man „prozessieren“ wie ZÜR als „in den Streit ziehen“ oder wie EÜ als „angreifen“ übersetzt).<br />(3) Keil, Justi und Schmoller gehen daher noch weiter und deuten wie bes. Limburg 1973, S. 349 ''rib'' als „strafen“: „Gott der HERR rief das Feuer, um damit zu strafen“ (LUT 84). So auch H-R, JB, Michaelis; auch NL: „Gott, der Herr, machte sich bereit, sein Volk mit einer großen Dürre zu bestrafen.“ Aber das geht endgültig nicht an, ''rib'' heißt sicher nicht „strafen“.<br />(4) Wellhausen und wahlweise Rüterswörden 1993, S. 48 nehmen aus diesem Grund ''qara`'' nicht als „rufen“, sondern als Nebenform von ''qarah'' „sich nahen“: „JHWH nahte sich dem Prozess und hatte Feuer dabei“. Das ist die einzige Auflösung, die einigermaßen zufriedenstellenden Sinn ergibt, ohne den Text zu verändern. Die meisten tun stattdessen dies<br />(5) und verändern ohne Rückhalt in der Textgeschichte ''qr` lrb b`š'' zu ''qr` lrbb `š'' („er rief einen Feuerregen“, so Krenkel 1866, S. 271, z.B. auch Andersen/Freedman, Jeremias, Mays, Wolff; Leuenberger 2017, S. 56; auch HER05, LUT 17)<br />(6) oder zu ''qr` lhb `š'' (s. z.B. [[Joel 2#s5 |Joel 2,5]]; so z.B. Sellin, Cripps, Rudolph) oder syntaktisch besser, aber graphisch noch ferner ''qr` lhbt `š'' (s. [[Psalm 29#s7 |Ps 29,7]]; beides: „er rief eine Feuerflamme“. So z.B. Robinson, Snaith, Reimer 1992, S. 165; auch PAT: „der Gebieter und Herr rief eine Feuerflamme“),<br />(7) oder neuerdings zu ''qr` lrkb `š'' („Er rief einen Feuerwagen“, so Simone 2016). Diversen älteren Vorschlägen zur Textkorrektur hat sich niemand angeschlossen.</ref> mit (Feuer=) einer Dürre<ref>Das ''Feuer'' meint hier wahrscheinlich eine Dürre. Wären Buschbrände gemeint (so z.B. Hammershaimb), wäre unerklärlich, wie diese „die Tiefe“ „fressen“ sollten. Gemeint sein könnte natürlich auch ein Feuer von solch mythischem Ausmaß, dass es sogar „die Tiefe verzehrt“, aber sehr nahe liegt das nicht: V. 5 setzt ja voraus, dass Israel immerhin nach dem Wirken dieses Feuers noch am Leben ist.</ref> der Herr JHWH<ref>'''tFN''': das ''der Herr JHWH'' hier so spät kommt, ist in der heb. Syntax noch ungewöhnlicher als in der dt. Oft wird dies redaktionskritisch damit erklärt, dass „der Herr JHWH“ hier eine nachträgliche Einfügung sei, aber wieder wird damit nur das Problem verschoben: Warum sollte es bei einem Ergänzer weniger wahrscheinlich sein als beim Verfasser des Texts, dass er syntaktisch wohlgeformte Sätze bilden konnte? Vermutlich steht „der Herr JHWH“ hier nur deshalb am Ende des Satzes, um die Zeile enger mit 4a zu verbinden, die ebenfalls auf „der Herr JHWH“ endet (was stark dafür spricht, dass V. 4 Lyrik sein soll).</ref><br />
Und (es=) sie fraß (die große Tiefe=) das Grundwasser (das Meer)<ref>''die große Tiefe'' könnte mythisch gemeint sein als jener Ort am Meeresgrund, an dem im Weltbild des Alten Israel die Unterwelt begann (s. [[Jona 2#s3 |Jon 2,3.6]], so z.B. Anderson/Freedman, auch EÜ: „die große Urflut“), eher gemeint ist aber hier das ganz „un-mythische“ Grundwasser, das die Quellen an der Erdoberfläche speist (s. [[Ijob 38#s16 |Ijob 38,16]]; [[Sprichwörter 8#s28 |Spr 8,28]]) und deshalb sehr wichtig für die Fruchtbarkeit der Erde war (s. [[Deuteronomium 33#s13 |Dtn 33,13]]), daher MEN: „es verzehrte die große Flut des Grundwassers“. Manchmal ist mit „der Tiefe“ auch „das Meer“ gemeint (so z.B. R-S: „Es fraß das große Meer“), aber das macht hier am wenigsten Sinn.</ref><br />
_Und würde fressen das Ackerland (das Land, das Land [Israel], die [ganze] Welt).<br />
{{S|5}} Da sprach ich: „Herr JHWH, bitte, tu's nicht (hör auf)!<ref>Zu ''tu's nicht'' vgl. Jenni 1997f, S. 197.201; ZLH 223. Das macht viel mehr Sinn als die einheitliche Übersetzung „hör auf“; gebeten wird ja nicht um Abbruch dessen, was in der Vision geschaut wird, sondern darum, dass das Geschaute nicht Wirklichkeit wird.</ref><br />
Wer könnte Jakob [sonst] wieder aufrichten ([Als] wer könnte Jakob bestehen, Wie könnte Jakob [sonst] bestehen / [wieder] aufstehen?)?<ref name="Vv2u4" /> <br />
_Denn er ist [ja so] klein (gering)!“<br />
{{S|6}} JHWH tat dies Leid (JHWH bereute es). <br />
_„Auch dieses soll nicht geschehen!“, sprach der Herr JHWH.</poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|7}} Dies zeigte mir [er] (ließ [er] mich sehen):<ref name="Botenformel" /> <br />
_Siehe: der Herr stand auf (an) einer Zinn-Mauer (Blei-Mauer, auf einer mit einem Blei[lot gebauten] Mauer)<ref>Äußerst umstrittene Verse. Mehr als einen educated guess über ihren Sinn lassen sie heute nicht zu. Auszugehen ist hiervon: Am 7,7-8 sind klar parallel mit Am 8,1-2 (s. die Anmerkungen). Am 8,1-2 sind eine ''Wortspiel-Vision'' (Horst); das „Sommerobst“ (''qajiṣ''), das dort geschaut wird, ist kaum für sich selbst bedeutsam, sondern hauptsächlich deshalb, weil sich damit in V. 8 ein Wortspiel mit „Ende“ (''qeṣ'') bilden lässt – ein Wortspiel, das deshalb möglich ist, weil im Nordhebräischen ''qajiṣ'' wie ''qeṣ'' ausgesprochen wurde. Ein solches Wortspiel ist dann auch hier zu erwarten. Gleichzeitig unterscheiden sich die beiden Visionen darin, dass eine Zinn-Mauer anders als ein Korb mit Sommerobst für sich genommen nicht fraglos ist: Sommerobst-Körbe gibt es, Zinn-Mauern aber nicht. Man muss deshalb davon ausgehen, dass die Mauer hier nicht bedeutungslos ist, sondern anders als der Korb in Am 8,1-2 schon auch für sich genommen Bedeutung hat. Vielleicht also so: ''`anak'' („Zinn, Blei, evt. Bleilot“) ist zunächst einmal Charakteristikum der geschauten „Mauer“. In V. 7 wird v.a. diese Mauer geschaut, das Zinn in 7c ist bereits jenes Zinn, das Gott in V. 8 „in die Mitte seines Volkes setzen“ wird. Wird in V. 7 das Zinn also als Mauer-Material eingeführt, wird auch das Zinn, das er in V. 8 in die Mitte seines Volkes setzt, für Mauern stehen, nämlich nach V. 17 für die Trennung Israels von seinem Heimatland und für die Mauern, die nach der Neuverteilung des Landes mit der Messschnur innerhalb dieses Landes errichtet werden werden. Eine „''Zinn''-Mauer“ ist die Mauer nur wegen einem Wortspiel: ''`anak'' („Zinn“) wurde im Nordreich vielleicht mancherorts eher wie ''`anok'' ausgesprochen (s bes. [https://www.thetorah.com/article/amos-puns-in-the-northern-israelite-dialect Notarius 2016]; vgl. ähnlich ''mibchor'' in [[2 Könige 3#s19 |2 Kön 3,19]] und [[2 Könige 19#s23 |2 Kön 19,23]] neben gewöhnlichem ''mibchar'', ''biktob'' in [[Psalm 87#s6 |Ps 87,6]] neben gewöhlichem ''biktab'' und v.a. ''wattamog'' in [[Amos 9#s5 |Am 9,5]] statt zu erwartendem ''wattamag''; dazu Rendsburg 2003, S. 11.) und klang daher ebenso wie die Kurzform ''`anok'' von ''`anoki'' („Ich“; belegt z.B. in Origines Secunda, wo ''`anoki'' in Ps 46,1 als ''anoch'' transkribiert wird. Allerdings ist ''identische'' Aussprache für eine Wortspielvision gar nicht nötig, s. zu [[Amos 8#s1 |Am 8,1f.]] – auch mit dem Wortpaar ''`anak'' vs. ''`anok'' wäre Am 7,7f. noch eine sogar recht „saubere“ Wortspielvision). Wie noch viele andere Wörter aus Vv. 7-9 (s. die Anmerkungen) wird dies ''`anak'' / ''`anok(i)'' in Vv. 10-17 wieder aufgegriffen werden, nämlich im dreimaligen ''`anoki'' („Ich“) des Amos in V. 14. Dieses „Ich“ nämlich wird dort zum Grund für Gottes hartes Urteil über Israel: Gerade deshalb, weil Amazja zu Amos so sprach, wie er eben gesprochen hat, verhängt Gott über Israel die in V. 17 geschilderte Strafe. Erst mit V. 14 würde dann also klar: Das ''`anak'', von dem in Am 7,7-8 die Rede ist, ist in einem tieferen Sinne das ''`anoki'' des Amos: Amos selbst wird zum Grund für das Exil der Israeliten, weil diese so auf seine Warnungen reagieren, wie sie reagieren.<br />Aber das ist sehr unsicher; diese Doppeldeutung ist nur die, die am besten (und dann immer noch nicht sehr gut) zum näheren und weiteren Kontext zu passen scheint.<br />'''Genauer''': Am 7,7f. sind berühmt für ihre Schwierigkeit. Weigl 1995 hat eine ganze Forschungsgeschichte zu diesem Vers verfasst; hier seien daher nur die wichtigsten Deutungs-Optionen vorgestellt, die häufiger in der Forschung vertreten wurden.<br />(1) Traditionell verstand man ''`anak'' als „Blei“ und mit Ephräm dem Syrer, Raschi und weiteren jüd. Exegeten dieses Blei dann als „Bleilot“; die „Bleilot-Mauer“ sollte dann eine Mauer sein, die mit einem Bleilot erbaut worden war (wie [[1 Könige 19#s6 |1 Kön 19,6]]: „ein Glühstein-Kuchen“ = „ein Kuchen, der mit Glühsteinen gebacken wurde“). Dieses Bleilot, mit dem gemessen wurde, ob bei einer Mauer noch „alles senkrecht“ war, wird dann in V. 8 „in die Mitte meines Volkes Israel“ gebracht, um auch dieses zu „vermessen“. Wie in Vv. 4-6 müsste man dann voraussetzen, dass bei Israel offenbar nicht „alles senkrecht“ war, weshalb Gott dann die Strafe in V. 9 verhängt. Diese Deutung gibt es mit verschiedensten Akzentsetzungen, die Deutungsvariante hier ist davon nur die unproblematischste.<br />(2) 1965 veröffentlichte dann Landsberger seinen Aufsatz „Tin and Lead“, in dem er heftigst gegen die Übersetzung „Blei“ Einwand erhob: Das akkadische ''annaku'' und entsprechend dann auch das heb. ''`anak'', das in der Bibel nur in diesen zwei Versen steht, heiße ausschließlich „Zinn“. Dafür sprach 1965 nicht viel mehr als heute und in der Akkadistik wurde das auch nicht einheitlich anerkannt. In der Hebraistik aber schon, und in der Folge erschien ein Aufsatz nach dem anderen und 1988 sogar eine ganze Monographie (Beyerlins „Bleilot, Brecheisen oder was sonst?“), in denen moniert wurde, dass Übersetzungen, Kommentare und Wörterbücher einfach nicht „mit der Forschung gingen“ und stattdessen bei der traditionellen Übersetzung blieben. Die „Zinnmauer“ und das „Zinn“ wurden dann unterschiedlichst gedeutet:<br />(2a) Zinn ist für sich genommen kein sehr stabiles Metall, gemeint sei mit der „Zinnmauer“ also die schwache Verteidigung der Israeliten, die JHWH überwand (Landsberger 1965, S. 287; Paul, Carroll), und das „Zinn“, das Gott „in die Mitte seines Volkes Israel legte“, sei ein Stück der Mauer, das JHWH herausgerissen hatte und ihnen vor die Füße warf (Carroll).<br />(2b) Zinn ist aber außerdem neben Kupfer der wichtigste Bestandteil von Bronze; entsprechend wurde die „Zinnmauer“ wie die Bronzemauer in [[Jeremia 1#s18 |Jer 1,18]]; [[Jeremia 15#s20 |Jer 15,20]] und die Eisenmauer in [[Ezechiel 4#s3 |Ez 4,3]]; [[2 Makkabäer 11#s9 |2 Makk 11,9]] verstanden als besonders ''harte'' Mauer. Das ist sehr fernliegend, weil sich dies kaum damit vereinbaren lässt, dass nicht „Bronze“, sondern eben „Zinn“ gesagt würde; dennoch ist diese Deutung heute sehr beliebt. Genauer besagten dann die Verse: (2bα) Die Zinnmauer stehe derart für den ursprünglich schützenden Gott, der nun aber diese seine Schutzmacht als Angriffsmacht gegen Israel einsetze (z.B. Beyerlin 1988, Eidevall) (2bβ) oder für den Schutzwall der Israeliten, den Gott aber überwunden hatte, um nun mit (einem) Bronze(schwert) in der Hand gegen sie in den Krieg zu ziehen (z.B. Uehlinger 1989, Jeremias), (2bγ) oder für eine harte Belagerungsmaschine, auf der Gott gegen die Israeliten anrücke (Gese 1981, S. 79f.; ähnlich schon Cornet 1951), (2bδ) oder aber für einen riesigen Rohstoffvorat, auf dem Gott steht und aus dem er Schwert um Schwert schmieden könnte, um damit gegen die Israeliten zu streiten (z.B. Brunet 1966, Holladay 1970, Bovati/Meynet).<br />(3) Williamson 1990, Hoffmeier 1998 und dann endgültig Noonan 2013 zeigten aber Schritt für Schritt, dass Landsberger Unrecht hatte: Das akkadische ''annaku'' kann für verschiedenste Metalle stehen: Für Zinn, für Blei und z.B. auch für besonders arsenhaltiges Kupfer. Kessler etwa ist daher mittlerweile schon wieder zur Bleilot-Deutung zurückgekehrt: „Er sieht also wohl eine mithilfe eines Bleilots gebaute Mauer und eben ein Bleilot in JHWHs Hand“ (2021, S. 219).<br />(4) Parallel zu dieser Diskussion wurde eine zweite These immer wieder vertreten: Der mit Am 7,7-8 deutlich parallele Abschnitt Am 8,1-2 ist klar eine „Wortspiel-Vision“, entsprechend müsste man dann auch hier erwarten, dass ''`anak'' nicht „um seiner selbst Willen“ genannt würde, sondern nur um eines Wortspiels Willen. Anders als in Am 8,1-2 ist hier aber kein Wortspiel zu erkennen.<br />(4a) Eine Gruppe hält daher ''`anak'' für eine bloße Anspielung auf das Wort ''`anacha'' oder ''`anaqah'' (beides: „Stöhnen, Seufzen“; so bereits b.B.M. 59a; oft in der jüd. Auslegung, s. Routtenberg 1943, S. 140) oder glaubt, es gäbe doch ein sonst unbelegtes Wort ''`anak'' mit der selben Bedeutung (z.B. Stuart, Horst 1960, S. 201; Sweeney 2000, S. 254; Novick 2008, S. 126).<br />(4b) Eine noch größere Gruppe dagegen glaubt, mit ''`anak'', das im Nordhebräischen eventuell ''`anok'' ausgesprochen worden sein könnte (s.o.), würde auf ''`anoki'' („Ich“) oder die Kurzform ''`anok'' (s.o.) angespielt. (4bα) Dieses „Ich“ solle dann entweder für JHWH stehen (Praetorius 1915, S. 22: „Ich will das Ich mitten in mein Volk Israel stellen“, so z.B. noch Baltzer 1991; Behrens 1997, S. 4f. FN 9; Coote 1981, S. 92; Landy 1987, S. 229; besser dann aber Notarius, die von einem weiteren Wortspiel ausgeht: ''ßam'' „ich werde legen“ klang im Nordhebräischen ähnlich wie ''šam'' „dort“, entsprechend wäre ''ßam `anak'' „ich werde Zinn legen“ gleichzeitig ''scham `anok'' „dort [werde] ich [sein]“) oder (4bβ) für Amos („ich will das Ich=''dich'' mitten in mein Volk stellen“; so Eidevall, Bezzel 2014, S. 542; Campos 2011, S. 7; Cooper 1997, S. 16; Hoffmeier 1998, S. 317). Garrett hält (4b) insgesamt für „grammatisch gesehen absonderlich und ziemlich weit hergeholt“ (S. 214), was für Praetorius Übersetzung auch wirklich gilt. Man sollte nicht denken, dass schon diese Zeile als „ich will das Ich in die Mitte meines Volkes stellen“, in dem das „Ich“ auch noch „dich“ bedeuten soll, verstanden werden müsste: Erst im Zusammenspiel mit V. 14 schimmerte nachträglich diese Bedeutung in ''`anak'' durch, das für sich genommen und buchstäblich selbstverständlich „Zinn/Blei“ und weiter nichts bedeutet.<br />Das „er stand an einer Mauer“ in H-R, HER05 und PAT geht auf eine früher sehr verbreitete textkritische Operation zurück, die das erste ''`anak'' strich (z.B. BHS, noch Schart 2009 in [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/28405/ Senkblei (WiBiLex)]).</ref><br />
_Und in seiner Hand [war] Zinn (Blei, ein Blei[lot]).<br />
{{S|8}} Da sprach JHWH zu mir: <br />
_„Was siehst du, Amos?“ <br />
_Und ich sprach: „Zinn (Blei, ein Blei[lot])“. <br />
Und der Herr sprach: „Siehe, ich lege Zinn (Blei, ein Blei[lot]) <br />
_In die Mitte meines Volkes Israel; <br />
_Ich kann nicht (werde nicht, möchte nicht) weiterhin fortfahren, an ihm vorüberzuziehen:<ref>Klangspiel: ''l'''o''' `'''o'''sip ´'''o'''d ´'''o'''ber l'''o'''''; mit der starken ''o''-Assonanz erinnert die Zeile sehr an die in [[Amos 5#s20 |Am 5,20]], in der mit ''o''-Assonanz der Klageruf ''ho ho'' nachgebildet wurde.<br />Die Formulierung dagegen schließt eng an [[Amos 5#s17 |Am 5,17]] an: Wie Gott dort ankündigte, „durch Israels Mitte zu ziehen“, so legt Gott hier das Zinn „in die Mitte seines Volkes Israel“, weil er nicht weiterhin „an ihm vorüberziehen“ kann.</ref><br />
{{S|9}} Verwüstet werden die [Kult]höhen Isaaks<ref name="Isaak">''Isaak'' - Sehr ungewöhnlich: „Jakob“ wie in Vv. 2.5 ist ein häufiger Wechselbegriff für das gesamte (!) Israel, „Isaak“ dagegen wird in der Bibel nur hier in Vv. 9.16 so verwendet. Der Name passt dafür auch noch sehr schlecht, denn Isaak war nicht nur als Vater Jakobs der Stammvater der Israeliten, sondern als Vater Esaus auch noch der Stammvater der Edomiter. (1) Wegen V. 16 nehmen einige an, „Isaak“ würde hier als Wechselbegriff nur für das Nordreich verwendet. Das passte dort gut und auch in V. 9 nicht schlecht, lässt sich aber kaum mit den Isaaks-Traditionen vereinbaren. (2) Andere denken wg. V. 9, mit den „Kulthöhen Isaaks“ sei besonders Beerscheba im Süden Judas gemeint, da nach einer biblischen Legende Isaak Beerscheba gegründet hat (s. [[Genesis 26#s23 |Gen 26,23-25]]), so dass in V. 9 von „den Kulthöhen im Süden und den Heiligtümern im Norden“ die Rede wäre. Das passt aber kaum zu V. 16. (3) Offenbar reframed also Gott in V. 9: Sein Gegenüber kann nun nicht mehr „der kleine Jakob“ sein, sondern ist „der alte Isaak“, und dieser muss vernichtet werden. Amos würde in V. 16 diesen Ausdruck Gottes dann nur übernehmen. (4) Allerdings könnte man Vv. 9.16 auch mit [[Amos 1#s11 |Am 1,11]] und [[Amos 9#s12 |Am 9,12]] zusammenlesen müssen, s. zu Am 1,11: Vielleicht steht im Hintergrund des Amosbuches tatsächlich die Vorstellung, dass Israel und Edom so eng zusammengehören, dass „Isaak“ (= Israel + Edom) von Gott wirklich sinnvollerweise als Wechselbegriff für etwas wie „das eigentliche Israel“ verwendet werden kann. Cripps etwa hat dies erwogen – dass hier wirklich von beiden „Brüder-Völkern“ im Verein die Rede sei. Über diese Vorstellung wäre dann aber aktuell noch zu wenig bekannt; das Gros der jüngeren Forschung zum Edom-Bild in der Bibel geht leider von historischen Voraussetzungen aus, die die jüngste Archäologie als wahrscheinlich falsch erwiesen hat. Einstweilen ist Deutung (3) daher vorzuziehen.</ref> <br />
_Und die Heiligtümer Israels werden zertrümmert<ref>Klangspiel: ''jecherabu'' („zertrümmern“) klingt sehr ähnlich wie das ''chereb'' („Schwert“) in der nächsten Zeile.</ref><br />
_Und ich werde mich aufrichten (erheben)<ref>''mich aufrichten'' - bittere Ironie: Fragte Amos in Vv. 2.5. noch danach, wer „Jakob“ wieder aufrichten könnte, kündigt hier Gott an, ''sich'' aufzurichten – nämlich ''gegen'' Israel.</ref> gegen das Haus Jerobeams<ref>''Haus Jerobeams'' wird hier ungewöhnlicherweise nicht die „Dynastie“ von König Jerobeam II. meinen, sondern das Heiligtum in Bethel, das von Jerobeam I. als königliches Heiligtum gegründet wurde und daher zu Lebzeiten des Amos auch „Haus von König Jerobeam II.“ war (s. V. 13). Die Alternative ist schwieriger: König Jerobeam war kein Vater einer „Dynastie“, die man als „Haus Jerobeams“ bezeichnen können hätte – der zu erwartende Name dieser Dynastie wäre „Haus Jehus“ wie in [[Hosea 1#s4 |Hos 1,4]] (richtig Garrett). Jerobeams Sohn allerdings wurde tatsächlich von Ursupatoren getötet, s. [[2 Könige 15#s8 |2 Kön 15,8-10]]. Ist das richtig, hat Amazja Amos Prophetie in V. 10 nicht nur etwas überspitzt widergegeben, sondern an dieser Stelle doch bewusst verfälscht.</ref> mit dem Schwert.“</poem><br />
<br />
<br />
<poem><br />
{{S|10}}<ref>Die Frage nach dem Stil von Vv. 10-17 ist noch komplizierter als die nach dem von Vv. 1-9. Heute werden die Verse sehr einheitlich als Prosaerzählung gefasst, und wenn man sich nur am Inhalt und an der Häufigkeit von „Prosa-Partikeln“ orientiert, ist das auch gerechtfertigt. In jeder anderen Hinsicht sind Vv. 10-17 aber sogar „noch lyrischer“ als Vv. 1-9; Anfang des 20. Jahrhunderts war es daher üblicher, sie als Poesie zu analysieren (z.B. Elhorst; Löhr 1901, S. 27; Baumann 1903, S. 52; Harper; Guthe / Sievers 1907, S. 28; Staerk 1908, S. 12f.; Nowack; teilweise BHK). Ohne damit schon eine Entscheidung treffen zu wollen, wird daher auch hier so analysiert, als seien die Verse wirklich Poesie – schlimmstenfalls wären damit die Verse etwas übersichtlicher formatiert.</ref> Da<ref>''Da'' - Das heb. Wort für „da sandte“ steht im Heb. im Wayyiqtol, einer Verbform, die u.a. ausdrückt, dass das mit diesem Verb Geschilderte sich direkt an an das Vorangehende anschließt. Das passt hier sehr gut; s. die Anmerkungen.</ref> sandte Amazja, der Priester von Bethel,<ref>''Amazja'', heb. ''amaṣja'', dt. „stark ist Jah“, klingt sehr ähnlich wie „Amos“. Tatsächlich sind die beiden Namen nicht verwandt: „Amos“ wird mit dem Buchstaben Samech geschrieben und kommt vom Wort ''amas'' („tragen“); „Amazja“ und seine Kurzform ''amoṣ'' („Amoz“), wie z.B. der Vater des Jesaja hieß (s. [[Jesaja 1#s1 |Jes 1,1]]) mit dem Buchstaben Sade und kommt vom Wort ''amaṣ'' („stark sein“).<br />Der Gleichklang bleibt dennoch. Im Heb. waren die beiden Namen auch deshalb einander noch näher als in der dt. Üs., weil man hebräische Namensträger zu biblischer Zeit sowohl mit ihren Kurzform- als auch mit ihren Vollform-Namen ansprechen konnte. Der Prophet ''Micha'' („Wer ist wie [Jahu]“, [[Micha 1#s1 |Mi 1,1]]) wird in [[Jeremia 26#s18 |Jer 26,18]] z.B. ''Michajahu'' („Wer ist wie Jahu“) genannt. Zu weiteren Bspp. vgl. [https://www.dahpn.gwi.uni-muenchen.de/wp-content/uploads/MSSAP.pdf#0069 MSSAP §69]; exakt entsprechend z.B. ''Abi'' ([[2 Könige 18#s2 |2 Kön 18,2]]) vs. ''Abija'' ([[2 Chroniken 29#s1 |2 Chr 29,1]]). Zu „Amoz“ – nicht „Amos“ – und „Amazja“ vergleiche b.Meg 10b und b.Sot 10b, wo Rabbi Levi aus diesem Grund fabuliert, Jesajas Vater Amoz und König Amazja seien Brüder gewesen. „Amos“ hat hier also einen Gegenspieler, den man auch „Amoz“ nennen könnte. Zu ähnlichen Namenspaaren wie Amos und Amoz/Amazja vgl. Jabal, Jubal und Tubal-Kain in [[Genesis 4#s20 |Gen 4,20-22]]; Gog und Magog in [[Genesis 10#s2 |Gen 10,2]]; Uz und Buz in [[Genesis 22#s21 |Gen 22,21]]; Muppim und Huppim in [[Genesis 46#s21 |Gen 46,21]]; Eldad und Medad in [[Numeri 11#s26 |Num 11,26]]; Schufam und Hufam in [[Numeri 26#s39 |Num 26,39]]; Jannes und Jambres in [[2 Timotheus 3#s8 |2 Tim 3,8]]; Chillek und Billek in b.San 98a; vielleicht auch Machlon und Kiljon („schwächlich“ und „gebrechlich“) in [[Rut 1#s2 |Rut 1,2]] und vor allem Tobit, seinen Sohn Tobias und seinen Vater Tobiel (heb. ''tobi'', ''tobijah'' und ''tobi`el'') im Buch [[Tobit]].<br />Hinzu kommt, dass es „''den'' Priester von Bethel“ so nie gegeben haben dürfte; Bethel als eines der beiden größten Heiligtümer des Nordreiches hatte sicher eine ganze Priester-Schar. In der Regel behilft man sich mit der Annahme, mit „dem Priester“ sei hier der ''Ober-Priester'' von Bethel gemeint (so schon Tg, so daher auch NeÜ), aber richtig Levin 1995, S. 310: Das steht so schlicht nicht im Text. Dass man den Austausch zwischen Amos und Amazja nicht als historisches Gespräch nehmen darf, sondern dass dieses Gespräch ganz für diesen Text-Zusammenhang Am 7,7-17 gestaltet wurde, ist ohnehin klar (s. die Anmerkungen). Es ist also gut möglich, dass man selbst die Figur Amazja nicht als historische Gestalt nehmen darf, sondern dass sie nur Antitypus des Amos sein soll.</ref> [eine Nachricht]<br />
_An Jerobeam, den König von Israel, wie folgt:<ref>Amazja „petzt“ hier nicht etwa, sondern V. 1 hat einen sehr greifbaren geschichtlichen Hintergrund: Prophetien wurden im Alten Orient natürlich als tatsächliche Prophetien aufgefasst, die über die Zukunft belehrten. Von besonderem Interesse sind in unserem Zhg. [[1 Könige 11#s29 |1 Kön 11,29-39]] und [[2 Könige 8#s10 |2 Kön 8,10-13]], wo beide Male ein Thronwechsel prophezeit wird; Prophetien konnten also auch gerade für Könige relevant sein. Aus diesem Grund hatte z.B. König David auch mehrere Privat-Seher (s. [[2 Samuel 24#s11 |2 Sam 24,11]]; [[1 Chroniken 25#s5 |1 Chr 25,5]]; [[2 Chroniken 35#s15 |2 Chr 35,15]]). Und aus dem selben Grund ließ sich zum Beispiel Zimri-Lim, der König von Mari, regelmäßig Berichte über Prophetien zukommen, in Assyrien wurden Prophetien am Königshof archiviert und in Esarhaddons Thronfolge-Vertrag wurde ähnlich wie in Mari bestimmt, dass u.a. jede negative Prophetie am Königshof gemeldet werden musste (an Assurbanipal ist auch ein entsprechender Brief erhalten). Ähnlich wird auch im hebräischen Lachisch-Brief 3 eine prophetische Warnung an einen Militärkommandanten weitergegeben (vgl. zu diesen Parallelen Couey 2008, S. 307f.). Vermutlich gehörten solche „Prophetie-Depeschen“ besonders in den Aufgabenbereich von Priestern, da diese Aufsichtspflicht über das prophetische Geschehen in ihrem Einzugsbereich hatten, s. [[Jeremia 29#s26 |Jer 29,26]]; auch [[Jeremia 20#s1 |Jer 20,1f.]]. Das ist es also, was hier geschieht. Dass Amos Prophetie derart „ent-theologisiert“ und gänzlich ins Politische transformiert wird, ist daher verständlich. Aber s. zu V. 9.</ref> <br />
„Amos betreibt Verschwörung gegen dich <br />
_In der Mitte des Hauses Israel; <br />
Das Land (die Erde) kann nicht (fassen=) ertragen<ref>''(fassen=) ertragen'' - w. „es kann sie nicht beinhalten“ (s. zum wörtl. Gebrauch [[1 Könige 7#s26 |1 Kön 7,26.38]]; [[2 Chroniken 4#s5 |2 Chr 4,5]]; [[Jeremia 2#s13 |Jer 2,13]]). Ähnlich wie hier wird das Wort auch in [[Jeremia 10#s10 |Jer 10,10]] und [[Joel 2#s11 |Joel 2,11]] gebraucht; im Hintergrund dieses übertragenen Gebrauchs steht wohl etwas wie [[Jeremia 20#s9 |Jer 20,9]]. Hier stimmt es aber besonders gut zusammen mit der Rede vom „Tropfen“ des Amos in V. 16; s. dort. Mitgehört werden kann also: Amos hat Israel mit seinen Worten gefüllt bis zum Rand; bald wird hier etwas explodieren!</ref><br />
_Alle seine Worte.<br />
{{S|11}} Denn dies sprach Amos:<ref name="Botenformel"/> <br />
'Durch das Schwert wird sterben Jerobeam<br />
_Und Israel wird (exiliert werdend=) sicher exiliert werden aus seinem Land!'“</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|12}} Und Amazja sprach zu Amos: <br />
„Seher, gehe, fliehe {dich}<ref>''gehe, fliehe {<s>dich</s>}'' - Klangspiel: „dich“ wurde ursprünglich wohl nicht wie im MT als ''leka'', sondern als ''lak'' ausgesprochen (vgl. z.B. Suchard 2019, S. 204) und klang daher sehr ähnlich wie „gehe“ (''lek''). Das „dich“, ein sog. „Davitus ethicus“, steht im Heb. sehr häufig nach Verben des Gehens und ist gar nicht auffällig; hier ist es aber sehr passend, da es zusätzlich unterstreicht, dass Amos zu seinem eigenen Nutzen fliehen soll. Durch das Klangspiel wird dies hier sogar noch verstärkt (''lek berach-lak''). Aber das kann Amos nicht, denn um ihn geht es nicht: s. V. 15.</ref> in das Land Juda <br />
_und iss dort Brot (verdiene dir dein Brot?)<ref>''iss Brot'' ist nicht allgemein bekannt als ein stehender Ausdruck, der hier viel Sinn machte. (1) Vielleicht: „Lebe dort“, wie hier die Textkritik lehrt: LXX hat statt „iss Brot“ ''katabiou'', „lebe!“. Tg dagegen hat statt „und prophezeie dort“ den Halbsatz „und lebe dort“. Wahrscheinlich wurde in einer heb. Handschrift „lebe!“ als Glosse zu „iss Brot!“ über „iss dort Brot und prophezeie“ geschrieben; in einer Handschriftengruppe wurde „iss Brot“ dann aber dadurch ''ersetzt'', in einer anderen noch verkehrter „prophezeie“. „Leben“ sehen hier auch Schröder 1829, S. 379; KBL3 und Reventlow 1962, S. 15 als die Bed. des Ausdrucks, und es scheint wirklich gelegentlich ein Ausdruck für die allgemeinen Lebensumstände eines Menschen sein zu können, vgl. [[Genesis 3#s19 |Gen 3,19]]; [[Deuteronomium 8#s9 |Dtn 8,9]]; [[Psalm 127#s2 |Ps 127,2]]; [[Ezechiel 12#18 |Ez 12,18f.]]. (2) Verbreiteter ist aber die Deutung dieses dann singulären Ausdrucks als „verdiene dir dort deinen Lebensunterhalt!“ (z.B. Paul, Garrett, Kessler, so schon Raschi, ibn Ezra; so daher auch BB, Dahl, HfA, NeÜ, NL, R-S, TEX). Man denkt dabei gerne und sinnvoll an [[1 Samuel 9#s8 |1 Sam 9,8]]; [[1 Könige 14#s3 |1 Kön 14,3]]; [[2 Könige 8#s9 |2 Kön 8,9]]; [[Ezechiel 13#s19 |Ez 13,19]]; [[Micha 3#s11 |Mi 3,11]], woraus man ersieht, dass Prophetie im Alten Israel ein echter Brotberuf war. (3) Noch einmal anders, aber ähnlich wie (1) Poser 2010, S. 82 und Eidevall, die die Phrase als Ausdruck für die „Zugehörigkeit zu einer sozialen Einheit“ verstehen und daher übersetzen: „Bleib dort“. Diesen Ausdruck gibt es wirklich, vgl. z.B. [[2 Samuel 9#s7 |2 Sam 9,7]] und [[Psalm 41#s10 |Ps 41,10]] vs. [[Jesaja 4#s1 |Jes 4,1]]; gebildet wird er aber, indem man hinzusagt, ''wessen'' Brot man isst und zu wem man also derart gehört, was hier nicht der Fall ist.</ref> und prophezeie dort;<br />
_{{S|13}} Aber in Bethel fahre nicht weiterhin fort zu prophezeien, <br />
Denn ein Heiligtum des Königs [ist] dies <br />
_Und ein Haus des Königreiches [ist] dies!“<ref>''Haus des Königreiches'' - In diesem Kontext ist sicher gemeint: „Bethel ist ein Staatsheiligtum“. Der Ausdruck „Haus des Königreiches“ klingt sehr danach, als solle stattdessen gesagt werden: „Dies ist eine Königs-''Residenz''“, was zB. Ehrlich 1912, S. 249 daher auch als Bed. annimmt. Vgl. [[2 Chroniken 2#s1 |2 Chr 2,1]]; [[Esther 1#s9 |Est 1,9]]; [[Esther 2#s16 |2,16]]; [[Esther 5#s1 |Est 5,1]]. Doch dies passt zur sonstigen Rede des Amazja; sehr gut Eidevall: „Amazja vergisst [doch glatt], die Gottheit zu erwähnen, die in diesem Tempel wohnen soll. Mit solchen subtilen Methoden stellt der Erzähler Amos und Amazja dar als Repräsentanten von zwei konfligierenden Autoritäten, nämlich von Gott – und König Jerobeam.“ (2017, S. 208; ebenso z.B. García-Treto 1993, S. 119).</ref></poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|14}} Da antwortete Amos <br />
_Und sprach zu Amazja: <br />
„Kein Prophet [bin (war)]<ref>''[bin (war)]'' - Extrem umstrittene Stelle; für eine Übersicht über die verschiedenen Positionen in der Auslegung vgl. am besten Ridge 2018. Welche dieser Positionen vorzuziehen ist, ist aber ziemlich klar: Mit „Ich bin kein ''nabi`''“ bezieht sich Amos auf die Aufforderung von Amazja in Vv. 12b-13, andernorts „''nabi`'' zu sein“ (und nicht auf die Anrede als „Seher“ in 12a; ob es einen großen Unterschied zwischen „Sehern“ und „Propheten“ gab – wahrscheinlich nicht, s. [[2 Samuel 24#s11 |2 Sam 24,11]]; [[2 Könige 17#s13 |2 Kön 17,13]]; [[Jesaja 29#s10 |Jes 29,10]] –, ist für V. 14 also sehr wahrscheinlich irrelevant). Darauf Amos: Ich bin überhaupt kein Berufsprophet [der genau so gut dort wie hier prophezeien könnte]; eigentlich bin ich Landwirt – aber ''JHWH'' hat mir gesagt, ich soll ''hier'' prophezeien. Du hast mir also gar nichts zu sagen! So oder ähnlich z.B. auch Eidevall, Carroll, Gass 2012, S. 13f.; bes. gut García-Treto 1993, S. 122f. Stilistisch stark ist übrigens, wie hier auf das doppelte „dort“ und das doppelte „dies“ zunächst ein doppeltes „kein ''nabi`''“ und dann ein doppeltes „JHWH“ antwortet: Schon diese Doppelungen markieren die Schwerpunkte der Sinnlinien, die sich durch diese Äußerung ziehen.<br />'''Andere Auflösungen''': Sehr vielen Exegeten scheint es unmöglich, dass Amos in V. 14 von sich sagen soll, er sein kein Prophet, in V. 15 aber, dass ihn JHWH zum Prophezeien beauftragt habe.<br />(2) Die meisten übersetzen daher die beiden verblosen Sätze in 14ab mit Verben der Vergangenheit: „Ich ''war'' kein Prophet und kein Propheten-Azubi, sondern..., aber dann hat mich JHWH zum Propheten beauftragt.“ So z.B. Mays, Soggin, Jeremias, Kessler. Häufig wird eingewandt, dass das ja implizieren würde, dass Amos ''nun'' nicht nur Prophet, sondern auch Propheten-Azubi sei, aber richtig King 2019, S. 68: Das Argument greift nicht; V. 14ab könnte dann allgemein sagen „ich hatte überhaupt nichts mit Prophetie zu tun“, V. 15 dagegen „nun aber schon, nämlich wegen JHWH“, und impliziert wäre dann auch nach V. 14ab nur: „Nun bin ich eben doch ''nabi`''“. Letztlich kommt das auf das selbe hinaus wie die obige Primär-Deutung, die Sätze schlössen dann nur nicht so gut an Amazjas Aufforderung an. Unter größeren dt. Üss. ziehen auch nur ELB und SLT „war“ vor.<br />(3) Wirklich ernst zu nehmen ist sonst nur noch der Vorschlag von Bach 1981 (so auch Jeremias, King 2019, S. 81), V. 14 sei Vordersatz von V. 15: „Ohne dass ich ein Prophet war... – ich war bloß Rinderhirt ... –, nahm mich JHWH...“. Die Aussage wäre die selbe wie in (1) und (2), der Satz schlösse aber noch schlechter an Vv. 12f. an, und was der Mehrwert dieser Auflösung vor (2) sein soll, vermag ich nicht zu sehen. Zu den vielen anderen sehr unwahrscheinlichen Auflösungen der Syntax vgl. wie gesagt Ridge 2018.</ref> ich <br />
_Und (kein=) nicht mal (Prophetensohn=) Propheten-Azubi<ref>''Propheten-Azubi'' - heb. ''ben nabi`'', w. „Sohn eines Propheten“. Wahrscheinlich identisch mit den ''bene hanebi`im'', den „Söhnen der Propheten“. Diese werden nicht selten in der Bibel erwähnt, sehr viel bekannt ist dennoch nicht über sie. Sicher belegt sind sie nur Zur Zeit von Elija und Elischa. Zu dieser Zeit waren es Gruppen von jungen Männern, die gemeinsam lebten (s. [[2 Könige 6#s1 |2 Kön 6,1-7]]) – sicher in Bethel, Jericho und Gilgal ([[2 Könige 2#s3 |2 Kön 2,3.5]]; [[2 Könige 4#s38 |4,38]]), vielleicht auch in Samaria (s. [[2 Könige 2#s18 |2 Kön 2,18.23-25]]; dann auch [[1 Könige 18#s2 |1 Kön 18,2-4]]; [[1 Könige 22#s1 |22,1-6]]) – und die Elija und Elischa irgendwie unterstanden (s. wieder 2 Kön 6,1-7; auch [[2 Könige 2#s15 |2 Kön 2,15]]; [[2 Könige 5#s20 |5,20-27]]; [[2 Könige 9#s1 |9,1]]) und von ihnen abhängig waren (s. [[2 Könige 4#s38 |2 Kön 4,38]]). An diesen Stellen hält man sie meist für Propheten-Schüler (daher hier z.B. BB, EÜ, HER05, ZÜR: „Prophetenschüler“); neuerdings manchmal auch für Angehörige von „Propheten-Gilden“ (daher hier z.B. GN, MEN, NeÜ: „ich gehöre zu keiner Prophetengemeinschaft“; TEX: „ich bin keiner von der Prophetenzunft“), aber klar ist jedenfalls, dass sie nicht den selben Rang hatten wie diese beiden großen Propheten (was besser durch die „Schüler“-Übersetzungsvariante als die „Gilden“-Übersetzungsvariante zum Ausdruck kommt). Das passt gut zum Rest dieses Verses, in dem Amos sich schrittweise immer kleiner macht.</ref> [bin (war)] ich, <br />
Sondern Rinderhirt (Rinderbaron?)<ref name="14cd">''Rinderhirt (Rinderbaron?)'' + ''Abernter von Maulbeerfeigenbäumen'' (V. 14) + ''von hinter der Herde'' (V. 15) - Ebenfalls etwas umstrittene Stelle; sie hängt zusammen mit der Frage nach der Üs. von ''noqed'' („Hirte“) in [[Amos 1#s1 |Am 1,1]]. Klassisch hat man diesen Ausdruck mit „Schafshirte“ übersetzt, was verwandte Wörter in verwandten Sprachen auch wirklich speziell bedeuten können. Das stimmte dann zusammen mit dem Wort für „Herde“ in V. 15, mit dem im Heb. ausschließlich Schafs- und Ziegenherden, nicht aber Rinderherden bezeichnet werden. Das Wort für „Rinderhirt“ in 14c aber, ''boqer'', ist sicher abzuleiten von ''baqar'' „Rind“ und beißt sich dann mit diesen beiden Ausdrücken. Was ''noqed'' angeht, muss das nicht problematisch sein, s. zu Am 1,1: Zum Beispiel im Akkadischen kann das verwandte Wort sicher „Hirt/Besitzer-sowohl-von-Kleinvieh-''als-auch''-von-Großvieh“ bedeuten. ''șo`n'' („Kleinvieh-Herde“) und ''boqer'' („Rinderhirt“) beißt sich dann aber immer noch.<br />Am besten erklärt man sich das mit Schult 1971 und Steiner 2003, S. 91-94. Erstens: Dass eine Ausnahme-Figur der Geschichte keine große Herkunft hat, sondern entweder Landwirt oder Viehhirt ist und just da berufen wird, wo er diesen seinen Beruf ausübt, ist ein verbreitetes Motiv in der Bibel und wird erzählt von Mose ([[Exodus 3#s1 |Ex 3,1ff.]]), Gideon ([[Richter 6#s11 |Ri 6,11ff.]]), Saul ([[1 Samuel 11#s5 |1 Sam 11,5ff.]]), David ([[1 Samuel 16#s11 |1 Sam 16,11.19]]; [[1 Samuel 17#s15 |1 Sam 17,15.28.34ff.]]) und Elischa ([[1 Könige 19#s19 |1 Kön 19,19-21]]). Von David wird dies sogar drei Mal mit fast exakt dem selben Ausdruck formuliert wie hier: „Gott nahm ihn von hinter der Herde weg“, s. [[2 Samuel 7#s8 |2 Sam 7,8]]; [[Psalm 78#s70 |Ps 78,70f.]]; 11QPs<sup>a</sup> 151A,10f. („Gott sandte sie, mich zu holen / von hinter der Herde weg“). Wahrscheinlich soll auch Amos hier eingereiht werden: Zum Einen über das Motiv, da er Rinder hat wie Saul und Elischa, zum Anderen über die Formulierung, da er „hinter der Herde weg“ berufen wurde wie David. Dass Amos tatsächlich auch Kleinvieh hatte, müsste dann mit dem Ausdruck in 15a also gar nicht gesagt sein, obwohl auch dann das Nebeneinander von ''boqer'' und ''șo`n'' etwas sperrig bleibt (s. auch u. Textkritik).<br />Steiner gehört nun zu jenen, die denken, das Wort ''noqed'' in Am 1,1 impliziere, dass Amos wohlhabend sei, und deutet daher hier auch ''boqer'' nicht als „Rinderhirt“, sondern als „Rinder-''Halter''“. Das könnte schon sein, aber für Amos Wohlstand spricht in diesem Vers noch weniger als in Am 1,1 – wegen dem Hinweis auf die ''Sykomoren'' in 14d, die eher dazu geeignet scheinen, Amos als arm denn als vermögend darzustellen, s.u. Als gewöhnlichen Hirten deuten Amos hier auch LXX, Aq, Sym, Theod, Quinta, VUL und Syr; auch Raschi, ibn Ezra, Kimchi, Eliezer von Beaugency, Abravanel – da bräuchte es starke Gründe, um auf dieser Basis den ''boqer'' als „Rinderbaron“ zu deuten. Die gibt es aber nicht; eher ist also der ''boqer'' doch der gewöhnliche Rinder-Hirt und ''boles schiqmim'', „Abernter von Sykomoren“, hat richtiger Struensee verstanden: „... sondern ich bin ein Hirte, der von wilden Feigen lebt [FN c: War die Speise der allerärmsten Leute.].“ (ähnlich Michaelis).<br />'''Zur Sykomoren-Ernte''': Das Wort, das hier mit „Abernter“ übersetzt wurde – ''boles'' –, ist ebenfalls nur hier belegt, ist aber sicher verwandt mit arab. ''balasu'' („Feige, Sykomorenfrucht“), äth. ''balasa'' („Feige, Sykomorenfrucht“), MH ''bls'' („Sykomorenfrucht“; zum Wort vgl. Steiner 2003, S. 36f.); ''boles šiqmim'' heißt also „ich sykomorenfruchte Sykomoren“, zu deutsch also wahrscheinlich (s.u.) „ich ernte Sykomorenfrüchte“, jedenfalls sicher nicht: „Ich besitze/züchte Sykomoren-''Bäume''“ (so z.B. BB, GN, HfA, NeÜ, NL). Als „Rinderbaron“ und „Sykomorenbesitzer“ wurden die beiden Ausdrücke nämlich bisweilen in der jüd. Tradition gedeutet und daraus auch dort Amos Wohlstand abgeleitet. Aber tradiert wurde diese Deutung, weil der Vers in dieser berühmten Auslegung ''gegen den Strich'' gedeutet wurde; wie Steiner sich (auf S. 66) darauf stützen zu können glaubt, ist mir (S.W.) schleierhaft. Vgl. b.Ned 38a (worauf sich auch die späteren Vertreter dieser Deutung beziehen): „''Rabbi Jochanan sagte: ‚Alle Propheten waren reich. Wie kommt man darauf? Wegen Mose, Samuel, Amos und Jona. Bei Mose deshalb, weil geschrieben steht ''([[Numeri 16#s15 |Num 16,15]])'': ‚Ich habe ihnen keinen Esel genommen.‘ ... Gemeint ist nämlich: [Er hat keinen Esel genommen], obwohl er dafür bezahlt hat. ... ‘ Bei Samuel deshalb, weil geschrieben steht ''([[1 Samuel 12#s3 |1 Sam 12,3]])'': ‚Wessen Ochsen und wessen Esel habe ich genommen?‘ ... Gemeint ist nämlich: [Er hat weder Ochsen noch Esel genommen], obwohl er dafür bezahlt hat. Bei Amos deshalb, weil geschrieben steht: ‚Ich bin ''boqer'' und ''boles šiqmim''‘ was Rabbi Josef übersetzt mit: ‚Weil ich ein Halter von Herden bin und Sykomoren in der Schefela besitze.‘ Bei Jona deshalb, weil geschrieben steht ''([[Jona 1#s3 |Jon 1,3]])'': ‚Er zahlte seinen Preis und stieg in es hinab‘, denn Rabbi Jochanan sagte[, dies heiße]: ‚Er kaufte das ganze Schiff‘, und Rabbi Romanus ergänzte: ‚Ein ganzes Schiff kostete 4000 Gold-Dinare.‘''“<br />Raffiniert ist diese Auslegung deshalb, weil ''boles šiqmim'' an sich das Gegenteil nahelegt. Die Ernte von Sykomorenfeigen war aufwendig, weil ihre Früchte in Palästina von einem Parasiten, nämlich der Wespenart ''Sycophaga sycomori'', befallen werden (s. z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/32078/ Sykomore (WiBiLex)]). Um essbare Feigen zu erhalten, mussten sie daher drei bis vier Tage vor der Ernte angeschnitten werden, was erstens den Reifungsprozess beschleunigte und wodurch man zweitens dem Wespenbefall zuvorkam (s. Theophrast, Hist. Plant iv 2; Plinius, Nat. Hist. xiii 14; Physiologus 58. Auch in Israel, s. m.Scheb ii 5; m.Dem i 1 [''mwsțpws'': „geöffnet“, also ebenfalls „aufgeritzt“]. Vgl. zur Technik z.B. Zeroni u.a. 1972, S. 378). So übersetzten auch einige alte Üss.: LXX: „ich kratze Maulbeerfeigen an“, Theod: „Ich ritze Maulbeerfeigen“, VUL: „Ich steche Maulbeerfeigen“; daher z.B. auch LUT, ZÜR: „Ich ritze Maulbeerfeigen“. Dieser komplexere Prozess, der für die Ernte nötig war, ist es, was die Maulbeerfeige von anderen Früchten unterscheidet; dieser wird daher also wohl mit „sykomorenfruchten“ bezeichnet werden und wird dann auch überhaupt erst der Grund sein, warum es für die Sykomorenernte anders als für die Ernte anderer Früchte ein eigenes Wort brauchte (richtig Steiner 2003, S. 47). Im Alten Israel war die Sykomorenfeige daher vor allem die Nahrung der ärmeren Bevölkerungsgruppen (Galil 1968, S. 178; Zohary 1986, S. 68); von Vermögenderen wurden die Früchte wegen diesem Aufwand bes. sommers oft ignoriert und nicht angeschnittene Früchte galten daher selbst dann als Wildwuchs für den allgemeinen Verzehr, wenn der Baum einen Besitzer hatte (vgl. m.Dem i 1; Löw 1928, S. 278). Man ''kann'' natürlich mit Steiner 2003, S. 111f. annehmen, „ich sykomorenfruchte Sykomoren“ bedeute „ich bin Pächter von Sykomorenbäumen und verkaufe ihren Ertrag, ich bin also vermögend“ – sehr nahe liegt das aber nicht; wahrscheinlicher wäre allein der Hinweis auf seinen Umgang mit Sykomoren Amos eher abträglich gewesen, wenn er sich damit selbst als „finanziell unabhängig“ darstellen hätte wollen.<br />Das „ich veredle Maulbeerfeigen“ in der neuen EÜ übrigens ist verblüffend, nachdem EÜ 89 noch: „ich ziehe Maulbeerfeigen“. M.W. geht die „veredeln“-Übersetzungstradition auf eine Zeit zurück, in der man noch nicht wusste, welchem Zweck das Anritzen in LXX diente; dass EÜ dies nun frisch übernommen hat, ist seltsam.<br />'''Textkritik''': Während Aq, Sym, Theod, Quinta und VUL mit „''Rinder''-Hirt“ übersetzen und so den Text von MT stützen, der auch in 4QXII<sup>g</sup> steht, hat LXX „''Ziegen''-Hirt“, Syr allgemein „Hirt“ und Tg überstzt mit der selben Fügung wie in Am 1,1. Nicht wenige nahmen daher an, dass statt ''boqer'' auch hier ursprünglich ''noqed'' wie in Am 1,1 gestanden habe (vgl. die im Heb. graphisch sehr ähnlichen Worte {{hebr}}בוקר{{hebr ende}} und {{hebr}}נוקד{{hebr ende}}; so z.B. BHS, Harper, Maag, Cripps, Snaith, Hammershaimb). Weil MT aber so breit gestützt wird, hat er aber sehr wahrscheinlich schon den ursprünglichen Text und die Üss. von LXX, Syr und Tg sind als Harmonisierungen von Vv. 14.15 zu werten.</ref> [bin (war)] ich <br />
_(Und=) Ja, sogar Abernter-von-Maulbeerfeigenbäumen.<ref name="14cd" /> (Obwohl ich kein Prophet [war] ..., sondern Rinderhirt ..., nahm mich JHWH...)<br />
{{S|15}} Aber es nahm mich JHWH weg von hinter der Herde<ref name="14cd" /><br />
_Und es sprach zu mir JHWH: <br />
_‚Gehe, prophezeie meinem (wider mein)<ref>'''Textkritik''': Mur, Syr, Tg und einige MSS wie in der Alternativübersetzung: ''´al'' wie im nächsten Vers statt ''`el'' in MT, das auch durch 4QXII<sup>g</sup>, LXX und VUL gestützt wird. Entweder war hier ''`el'' ursprünglich und Mur, Syr und Tg haben an das ''´al'' aus V. 16 angeglichen, oder es war ''´al'' ursprünglich und 4QXII<sup>g</sup>, MT, LXX und VUL haben an das ''`el'' in 15b („zu mir“) angeglichen. Letzteres ist weniger wahrscheinlich, weil 4QXII<sup>g</sup> das ''`el'' in 15b gar nicht hat. So aber dennoch einige, z.B. Marti, Maag und Cripps.</ref> Volk Israel!‘</poem><br />
<br />
<poem><br />
{{S|16}} (Und=) Darum höre nun das Wort JHWHs! <br />
Du sprichst: ‚Du sollst nicht prophezeien wider (über)<ref>''wider (über)'' - manche (z.B. ELB, FREE, TUR) üs. mit „über“, was sprachlich möglich, aber sehr unwahrscheinlich ist. Dazu ist der Wechsel von ''`el'' zu ''´al'' zu auffällig.</ref> Israel <br />
_Und du sollst nicht (tropfen=) predigen (geifern?)<ref>''(tropfen=) predigen (geifern?)'' - w. „tropfen, triefen“, daher B-R, SLT, TAF: „Träufle nicht gegen das Haus Isaak!“, gut TEX: „Ergieße nicht deine Rede!“ Etwas merkwürdiger Ausdruck, aber häufiger gebraucht vom Sprechen von Propheten, s. [[Ezechiel 21#s2 |Ez 21,2.7]]; [[Micha 2#s6 |Mi 2,6.11]]; CD 8,13; 19,25; 1QpHab 10,9. Bei den Mi-, CD- und 1QpHab-Stellen sprechen so speziell ''lügnerische'' Propheten; trotz Ez 21,2.7 ist also gut möglich, dass der Begriff negativ belegt ist. Es würde hier viel Sinn machen, wenn Amos dem Amazja etwas in den Mund legte, womit dieser ihn der Lügenprophetie bezichtigte. „Weissagung sabbern“ (Hoffmann 1883, S. 119) oder „gegen jemanden geifern“ (EÜ, PAT) wird es aber nicht bedeuten; das zumindest ließe sich kaum vereinbaren mit Ez 21,2.7. Was genau mit diesem Bild transportiert wird, ist aber leider nicht klar; üs. am besten allgemein mit „weissage / predige / ...“ (so die meisten Üss.).</ref> wider (über) das Haus Isaak!‘<ref name="Isaak" /><br />
{{S|17}} Darum sprach dies JHWH:<ref name="Botenformel"/> <br />
‚Deine Frau wird in der Stadt zur Hure werden<ref>''zur Hure werden'' - d.h., sie wird sich prostituieren müssen, weil ihre Söhne tot und ihr Mann exiliert ist, so dass kein Mann in ihrer Familie übrig ist, der in der Gesellschaft des Alten Israels für ihr Auskommen sorgen hätte können. Dass Witwen ohne Söhne im Alten Israel größte Nöte hatten, wird nach Amos noch lange ein Problem sein und sich erst in der hellenistischen Zeit ansatzweise ändern; vgl. für einen ersten Überblick z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/34925/ Witwe und Waise (AT) (WiBiLex)].</ref><br />
_Und deine Söhne und deine Töchter werden durch das Schwert fallen <br />
Und dein Land wird mit der Messschnur verteilt werden<ref>''mit der Messschnur verteilt werden'' - also nicht mehr das Land von Amazja sein, sondern andere werden seinen Grundbesitz unter sich aufteilen.</ref> <br />
_Und du wirst in unreinem Land<ref>''unreines Land'' - also das Ausland; jedes Land außer Israel ist „unrein“.</ref> sterben <br />
_Und Israel wird (exiliert werdend=) sicher exiliert werden aus seinem Land!‘“<br />
</poem><br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
Mit Am 7 beginnt der letzte Großabschnitt des Amosbuches: Am 7-9 schildern nacheinander fünf Visionen. Wann, wo und warum sie empfangen wurden, wird im Text nicht gesagt – sie stehen für sich, und wichtig ist v.a., ''was'' geschaut wird und noch mehr, ''wie Amos darauf reagiert''.<br />Die ersten drei Visionen folgen dierekt aufeinander, ab der dritten Vision wird an jede dieser Visionen noch ein Abschnitt anderer Gattung angeschlossen.<br /><br />
Bei den ersten vier Visionen gehören jeweils zwei als Visionspaare zusammen:<br />
<br />
{| class="wikitable centered"<br />
|-class="hintergrundfarbe5<br />
! <center>Schema A</center> || <center>Schema B</center><br />
|-<br />
| '''Am 7,1-3.4-6''':<br />1. „Dies zeigte mir der Herr JHWH“<br /><br />2. „Siehe: ...“<br /><br />3. „Da sprach ich: Herr JHWH, bitte, vergib / tu's nicht!<br />Wer könnte Jakob sonst wieder aufrichten? Denn es ist ja so klein!“<br /><br />4. „JHWH tat dies Leid.<br />Es/Auch dieses soll nicht geschehen!, sprach (der Herr) JHWH.“||'''Am 7,7-9; 8,1-3''':<br />1. „Dies zeigte mir er/der Herr JHWH:“<br /><br />2. „Siehe: ...“<br /><br />3. „Da sprach JHWH zu mir: Was siehst du, Amos? Und ich sprach: ...“<br /><br /> 4. „Und der Herr sprach: ...“<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Inhaltlich sind die ersten beiden Visionen in '''Am 7,1-6''' selbsterklärend, zu der in '''Am 7,7-9''' wurde das Nötigste bereits oben gesagt. Erklärungsbedürftig ist aber der Übergang von Vision 1+2 zu Vision 3+4: Warum ist es in Vision 1+2 möglich, dass Amos Gottes Urteil über Israel durch seine Fürbitte noch abwenden kann, in Vision 3+4 aber nicht mehr? In der deutschen Bibelauslegung hat man gelegentlich versucht, dies biographisch zu erklären (so z.B. noch Jeremias und Leuenberger 2017): Vision 1+2 hatte Amos noch vor Beginn seiner Prophetenlaufbahn oder zu einem frühen Zeitpunkt derselben geschaut, zu dem er sich noch als Heilsprophet verstand, der für Israel Partei ergreifen müsse. Entweder durch Vision 3 oder wegen dem in Am 7,10-17 Geschilderten oder schlicht durch hier nicht erwähnte Erfahrungen, die Amos mit Gott und mit Israel gemacht hatte, wandelte sich dann aber Amos (Selbst-)Verständnis und ihm wurde bewusst, dass Gottes Urteil über Israel ''verdient'' und unabwendbar war, was dann aus Vision 3+4 spreche. Das aber gehört gänzlich ins Reich der Spekulation. In Am 7 steht zumindest auf den ersten Blick nichts, das dieses Gegeneinander von Vision 1+2 einerseits und Vision 3+4 andererseits erklären würde (aber s. gleich). Vor allem Landy 1987 und Tiemeyer 2006 haben wegen dieser Leerstelle zwischen Vers 6 und Vers 7 daher etwas verfasst, was weniger als historische Exegese dieser Verse zu verstehen ist denn als Midrasch. Er ist nicht etwa „wahrscheinlicher richtig“ als die biographische Idee der deutschen Exegese, lässt aber zu, die Verse mit größerem geistlichem Gewinn zu lesen, und sei daher hier mitgeteilt:<br />
<br />
: '''Ein Midrasch zu Am 7,1-9''':<br />Es ist zunächst einmal grundsätzlich erstaunlich, dass Gott Propheten so beruft, wie er sie beruft – nämlich nicht in einen „Berufsstand“, in dem nur läge, dass Propheten Gottes Worte an sein Volk weiterzugeben haben, sondern auch in einen Stand, zu dem fundamental auch die Aufgabe gehört, bei Gott Fürbitte für sein Volk einzulegen (s. [[Genesis 20#s7 |Gen 20,7]]; [[1 Samuel 7#s5 |1 Sam 7,5.8]]; [[1 Samuel 12#s19 |12,19.23]]; [[Jesaja 37#s2 |Jes 37,2-4]]; vgl. dazu bes. Beckers Aufsatz „Der Prophet als Fürbitter“). So fundamental, dass Gott dem Jeremia sogar explizit untersagen muss, Fürbitte für Israel einzulegen (s. [[Jeremia 7#s16 |Jer 7,16]]; [[Jeremia 11#s14 |11,14]]; [[Jeremia 14#s11 |14,11]]). Bei einer Auseinandersetzung „Gott vs. Gottes Volk“ ist es also ''Gott'', der jeweils dafür sorgt, dass sein Volk dabei immerhin von einem ordentlichen Anwalt vertreten wird. Erstaunlich ist zweitens, ''dass'' er dann auch jeweils tatsächlich auf diese Anwälte Israels hört (wie er es seit Beginn seiner Geschichte mit seinem Volk Israel getan hat, s. [[Exodus 32#s7 |Ex 32,7-14]]; [[Numeri 14#s11 |Num 14,11-20]]). Erstaunlich ist drittens, ''wie'' Gott auf diese Anwälte Israels hört: Es ist nicht etwa nur so, dass er sich von diesen nur „überzeugen“ lassen würde (wie das in Num 14,11-20 geschieht) – sondern Propheten können für Gottes Volk auch eintreten, indem sie an Gottes ''Mitgefühl'' appellieren. So auch hier: Amos wendet gegen das geschaute Unheil in Vv. 1.4 nicht etwa ein, dass zum Beispiel im Grunde Israel doch gut sei oder dass es sich ja doch noch bessern könne; stattdessen bittet er Gott schlicht darum, „seinem kleinen Jakob“ zu verzeihen – wer sonst könnte das tun? Woraufhin Gott sich nicht einfachhin „anders entscheidet“, sondern „es ihm Leid tut“ (Vv. 3.6). „Gott kalkuliert nicht etwa kalt, sondern ‚fühlt‘ sich hinein in die Auswirkungen seines Handelns und zeigt ein Mitgefühl mit seinen Geschöpfen“ (Mays 1969, S. 130). Mit Landy und Tiemeyer kann man sich den Unterschied zwischen Vision 1+2 einerseits und Vision 3+4 andererseits daher vielleicht als einen „Taktik-Wechsel“ Gottes verstehen: Gott weiß, dass Israel reif zum Gericht ist. Und gleichzeitig ist ihm nach den ersten beiden Visionen ebenso bewusst: Sobald Amos Fürbitte einlegen wird für Israel, wird er nicht hart bleiben können. Aus diesem Grund zeigt er Amos ab V. 7 nicht mehr etwas Gefährliches wie eine Heuschreckenplage oder eine landesweite Dürre, sondern etwas Unverfängliches – eine Zinn-Mauer in V. 7, einen Obstkorb in Am 8,1 –, und „stiehlt Amos so die Initiative“ in ihrem Dialog (Landy), da dieser bei der Schau eines Obstkorbes ja kaum um Erbarmen bitten wird. Nur so ist es ihm möglich, Israel sein verdientes Urteil mitteilen zu können – und auch dies nur gerade so: Auch in Am 7,7-9 und Am 8,1-3 bleibt Israel ja „sein Volk Israel“ (7,8; 8,2). Es geht sogar so weit, dass in Am 7,8; 8,2 nicht etwa er das vernichtende Urteil spricht. Das muss Amos tun (vgl. Novick 2008). Passend klingt dann auch noch im selben Vers in der letzten Zeile mit der deutlichen ''o''-Assonanz wieder Gottes Klageruf durch: „[Oh! oh!] Ich ''kann'' nun nicht weiterhin fortfahren, an ihm vorüberzuziehen!“<br />
<br />
Indes lässt sich aber vielleicht doch noch eine weitere Erklärung dafür finden, warum hier Amos keinen Einspruch erhebt. Ein solcher Einspruch könnte erst nach V. 9 kommen, da die Ankündigung in V. 8, dass Gott „Zinn (''`anak'') in die Mitte seines Volkes“ legen wolle, immer noch nicht gut verständlich ist. Erst in V. 9 wird wirklich klar, dass auch in dieser Vision sich wieder ein schlimmes Geschick für das Volk Israel ankündigt. Doch in '''Vv. 10-17''', „just zu dem Zeitpunkt, da wir erwarten würden, dass nun Amos Einspruch erhebt gegen den göttlichen Plan und um Milde fleht, taucht [auf einmal] Amazja auf“ (Eslinger 1987, S. 42f.) und verbietet Amos, weiterhin zu prophezeien – sogar mit dem selben Ausdruck, mit dem in [[Amos 2#s12 |Am 2,12]] ganz Israel seinen Propheten das Prophezeien untersagt hat.<br /><small>Der Abschnitt Am 7,10-17 wirkt dabei zwischen Vision 3 und Vision 4 wie ein Fremdkörper und wird daher von vielen Auslegern auch für eine nachträgliche Einfügung gehalten. Er ist es aber nicht und gehört untrennbar mit Vv. 7-9 zusammen, was eine ganze Reihe von Bezügen zwischen diesen Abschnitten sehr deutlich machen: (1) Das „die Mitte des Volkes Israel“ in V. 8 wird durch „die Mitte des Hauses Israel“ in V. 10 aufgegriffen, (2) „mein Volk Israel“ in V. 8 durch die selbe Formulierung in V. 15, (3) „nicht weiterhin fortfahren“ in V. 8 durch die selbe Formulierung in V. 13, (4) der Parallelismus „Isaak + Israel“ in V. 9 im selben Parallelismus in V. 16, (5) der Parallelismus „Israel + Jerobeam“ in V. 9 durch den selben Parallelismus in V. 11, (6) das Beieinander von „Schwert + Jerobeam“ in V. 9 durch das selbe Beieinander in V. 11. Aus diesem Grund liegt auch die Annahme so nahe, dass wirklich (7) ähnlich das viermalige „Zinn“ (''`anak'' / ''`anok'', s.o.) in Vv. 7f. dreimal durch ''`anoki'' in V. 14 aufgegriffen wird (s. zu V. 7). Wenn das aber richtig ist, ist auch die Rede in Vv. 7f. vom ''`anak'' unvollständig und unverständlich ohne Vv. 10-17. Dieser Abschnitt ''soll'' also offenbar hier stehen, und ''soll'' offenbar hier derart „stören“.</small><br />Dass der Abschnitt derart fremd in seinem Kontext wirkt, passt daher vielleicht sogar gerade sehr gut; dieses „Störende“ unterstriche noch zusätzlich, wie störend Amazjas Handeln hier ist: Mit dem Auftauchen von Amazja, diesem „idealen Gegenspieler“ des Amos (s.o. zu „Amazja“) – dieser sozial hochgestellten politischen, juristischen und religiösen Führungsgestalt des Nordreichs – „verdammen ironischerweise die politischen und religiösen Führer sich selbst zu ihrem unwiderruflichen Verderben“ (Eidevall 2017, S. 203). Amos ''darf'' gar nicht mehr Fürbitte einlegen für das Volk. Das Selbe zeigt dann auch noch einmal V. 17 mit dem plötzlichen Übergang vom Schicksal Amazjas zu dem Israels: Dieser ist nicht nur der prototypische Gegenspieler des Amos, sondern steht damit für das ganze Nordreich: „Das Charakteristische an diesem Urteil [in V. 17 insgesamt] ist, daß es sozusagen eine Einzelanwendung aus dem bevorstehenden allgemeinen Schicksal des Nordreiches auf das persönliche Schicksal des Amazja bringt.“ (Reventlow 1962, S. 23). Man könnte sagen: Erst durch Amazjas Intervention wird Amos´ „Ich“ (V. 14), sein ''`anoki'', das da „in die Mitte des Hauses Israel“ gestellt wurde, zum „''`anak'' in der Mitte von Gottes Volk Israel“: Zum Katalysator dafür, dass Israel sich selbst zum Untergang verdammt. Sehr passend stimmt dann auch die letzte Zeile von V. 17 mit der letzten Zeile von V. 11 überein: Israel hat sich selbst das Urteil gesprochen, indem es Amos das Sprechen verbietet.<br />Auch dann, wenn diese Auslegung des Abschnitts als „text-gewordener Störfaktor“ zu weit gehen sollte, wäre die Funktion von Vv. 10-17 die selbe: Am Paradigma von Amazja zeigen diese Verse auf, inwiefern Gottes Urteil über das Nordreich in der Tat ''verdient'' ist, weil diese nicht auf den ''`anoki'' hören, der da in ihre Mitte gestellt ist. Und folgerichtig folgt im nächsten Kapitel der Widerpart zu Am 7,7-9: Die Vision in [[Amos 8#s1 |Am 8,1-3]], in der es endgültig keinen Ausweg und keine Zukunft mehr für Israel gibt.<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Markus_7&diff=32354Markus 72021-10-10T10:06:39Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
<br />
((Gottes Gebot und die Traditionen der Pharisäer))<br />
<br />
{{L|1}} Eines Tages kamen die Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus.<br />
{{L|2}} Als sie sahen, dass einige der Jünger mit unreinen Händen aßen<br />
{{L|3}}(mit „unrein“ meinten sie „ungewaschen“, die Pharisäer - und Juden im Allgemeinen - halten sich nämlich an die „Tradition der Alten“<ref>Markus verwendet dieses „Tradition der Alten“ hier vermutlich sarkastisch: Die entsprechende Tradition ist das erste Mal etwa 100 n. Chr. schriftlich erwähnt und es ist umstritten, ob sie überhaupt schon zur Zeit Jesu existierte.</ref> und essen erst dann, wenn sie sich sorgfältig die Hände gewaschen haben.<br />
{{L|4}} Wenn sie zuvor auf dem Markt<ref>wo man sich leicht kultisch verunreinigen kann</ref> waren, baden sie sogar erst noch, bevor sie essen. Und noch viele weitere „alte Traditionen“ gibt es, an die sie sich halten, zum Beispiel das Abspülen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen und das Säubern von Sitzpolstern),<br />
{{L|5}} als die besagten Pharisäer und Schriftgelehrten das also sahen, fragten sie ihn: „Warum halten deine Jünger sich nicht an die Traditionen der Alten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?“<br /><br />
{{L|6}} „Ihr Heuchler!“, rief Jesus. „Wie recht hatte doch Jesaja, als er über euch prophezeite:<br />
<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt Gott nur mit Worten,<br />
aber nicht mit seinem Herzen!<br />
{{L|7}} Ihre Verehrung ist wertlos,<br />
weil sie menschliche Gebote als göttliches Gesetz hinstellen!‘</poem><br />
<br />
{{L|8}} Ihr ignoriert Gottes Gebote, aber menschliche „Traditionen“ beachtet ihr!<br />
{{L|9}} Das ist ganz toll, wie ihr Gottes Gesetze außer Kraft setzt, um eure „Traditionen“ zu bewahren.<br />
{{L|10}} Zum Beispiel hat Mose gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘ und ‚Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, muss sterben‘.<br />
{{L|11}} Ihr dagegen behauptet: ‚Wenn ein Mensch zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: ‚All das, womit ich euch eigentlich unterstützen müsste, ist ''qorban''<br />
<ref>Erklärte jemand etwas als ''qorban'' („Opfer“), machte er damit dieses Ding „heilig“ und andere konnten so nicht mehr darüber verfügen (der Opfernde selbst jedoch schon). In der Praxis diente dieses „für-''qorban''-Erklären“ bald nur noch dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten; eher als an „Opfergaben“ sollte man deshalb dabei wohl an den Ausspruch „Bevor du das bekommst, opfere ich das im Tempel!“ denken, den die Pharisäer dann als trotz allem gültig und geltend werteten und so unterbunden, dass das so „Geopferte“ doch anderen zur Verfügung gestellt werden konnte.<br /><br />
Die ''qorban''-Regelung ist kein biblisches Gebot, sondern wurde erst von den Schriftgelehrten geschaffen (Gnilka 1978) und ist damit ein gutes Beispiel für diese sogenannten „Traditionen der Alten“, die die Schriftgelehrten über das göttliche Gebot stellen.</ref> <br />
- das heißt, ein Opfer für Gott!‘‘...<br />
{{L|12}} - und dann seid ''ihr'' es, die ihn damit davon abhalten, etwas für seine Eltern zu tun!<br />
{{L|13}} Auf diese und viele ähnliche Weisen setzt ihr immer wieder Gottes Gebote zugunsten eurer - von euch tradierten! - „Traditionen“ außer Kraft!“<br />
<br />
((Was wirklich unrein ist))<br />
{{L|14}} Eines Tages rief Jesus wieder einmal eine Volksmenge zu sich und sagte: „Hört mir alle gut zu, damit ihr versteht, was ich sage:<br />
{{L|15/16}} Nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, kann ihn unrein machen, sondern ausschließlich das, was aus ihm herauskommt.“<br /><br />
{{L|17}} Als sich Jesus dann von der Volksmenge in ein Haus zurückgezogen hatte, fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieser Aussage.<br />
{{L|18}} „Dann habt also nicht mal ihr begriffen?“, fragte Jesus. „Versteht ihr denn nicht, dass nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, ihn unrein machen kann? -<br />
{{L|19}} Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen des Menschen, und auf dem Abtritt kommt es dann wieder heraus.“ Damit erkläre Jesus alle Speisen für rein.<br /><br />
{{L|20}} „Ja“, fuhr er fort: „Nur dasjenige, was aus dem Menschen herauskommt, macht ihn unrein,<br />
{{L|21}} denn von Innen - aus dem Herzen - kommen die bösen Gedanken heraus und damit auch: Hurereien, Diebereien, Mordtaten,<br />
{{L|22}} Ehebrüche, Machtsüchteleien, Bosheiten; außerdem Arglist, Maßlosigkeit, Neid, Gotteslästerei, Überheblichkeit und Torheit.<br />
{{L|23}} All dieses Böse kommt von Innen heraus und macht den Menschen unrein.“<br />
<br />
((Die hartnäckige Mutter aus Tyrus))<br />
{{L|24}} Jesus verließ Galiläa und begab sich in das nicht-jüdische Gebiet von Tyrus. Dort zog er sich in ein Haus zurück, damit niemand davon erführe, dass er hier sei. Doch es gelang ihm nicht, seine Anwesenheit verborgen zu halten:<br />
{{L|25/26}} Sogleich erfuhr es eine einheimische Frau, deren Tochter von einem bösen Geist besessen war. Sie ging zu ihm, warf sich ihm zu Füßen nieder und bat ihn darum, den Geist bei ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{L|27}} Jesus aber entgegnete: „Zunächst müssen die Kinder satt werden. Es wäre falsch, den Kindern ihr Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“<br />
{{L|28}} „Ja, mein Herr, das wäre falsch“, stimmte sie ihm zu, „und dennoch fressen die Hunde unter dem Tisch ihre Brotkrumen.“<br />
{{L|29}} Da sagte Jesus: „Um dieser Rede willen geh! - Der Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.“<br />
{{L|30}} Und tatsächlich: Als die nicht-jüdische Frau nach Hause kam, lag das Kind im Bett und der Geist war ausgefahren.<br />
<br />
((Jesus heilt Hören und Sprechen))<br />
{{L|31}} Von Tyrus aus zog Jesus weiter durch nicht-jüdisches Gebiet: Zunächst nach Sidon, dann an die Ostseite des Sees Gennesaret.<ref>Jesus reist laut Markus von Tyrus (sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) über Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth — das ist ein gewaltiger Umweg ([http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm siehe Karte]).</ref><br />
{{L|32}} Dort brachte man einen Menschen zu ihm, der gehörlos war und nur mit Mühe sprechen konnte. Man bat ihn, ihm die Hand aufzulegen.<br />
{{L|33}} Da zog er ihn von der Menschenmenge fort, um mit ihm allein zu sein. Er steckte ihm seine Finger in die Ohren, spuckte sich auf die Hand und berührte damit die Zunge des Mannes.<br />
{{L|34}} Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte tief und sprach: „Effata“ - das heißt: „Öffne dich!“<ref>Die hier beschriebene Heilung enthält einige Elemente altisraelischen Brauchtums. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike weit verbreitet. Auch der Blick zum Himmel und das Seufzen ist typisch für derartige Heilungsgeschichten; es ist dort Ausdruck des Einholens übermenschlicher Kraft des Wundertäters. Eine Heilung mittels Speichel ist außerdem im Alten Israel meist (wie hier) verbunden mit der Rezitation eines Zauberspruchs.<br /><br />
Bei Jesus ist der Blick zum Himmel jedoch stets Ausdruck des Gebets; auch dem „Zauberwort“ wird durch die direkt nachfolgende Übersetzung der Charakter des Geheimnisvollen und Zauberischen genommen und das Zauberwort so zum „Machtwort“ gewandelt: Der israelische Aberglaube wird transformiert zum Ausdruck der engen Verbindung Jesu mit Gott und der Vollmacht Jesu, der nur ein Wort nötig hat, um dem Taubstummen Ohren und Mund zu öffnen: „Effata“, „Öffne dich“.</ref> {{L|35}} Sofort öffneten sich da seine Ohren; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen.<br /><br />
{{L|36}} Jesus verbot den Anwesenden, jemandem davon zu erzählen. Aber je mehr er darauf bestand, desto mehr machten sie es bekannt,<br />
{{L|37}} weil sie vor Staunen ganz außer sich waren. „Wie gut ist alles, was er gemacht hat!“, riefen sie, „Er lässt sogar die Gehörlosen hören und die Stummen sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und die Pharisäer und einige der Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren,<br />
<ref>''die ... gekommen waren'' [[attr. Ptz.]] Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
versammelten sich bei ihm.<br />
{{S|2}} Und weil (als) sie gesehen hatten (sahen),<br />
<ref>''weil (als) sie gesehen hatten (sahen)'' Kausales oder temporales [[Ptz. conj.]].</ref><br />
dass manche von seinen Jüngern [mit] unreinen, das heißt: [mit] ungewaschenen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen ... [mit] ungewaschenen, Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref><br />
die Brote (ihr Essen) aßen<br />
<ref>''die Brote aßen'' Eine ungewöhnliche Formulierung. „Brot“ kann ''pars pro toto'' für Nahrung oder eine Mahlzeit stehen. Die zu erwartende Phrase wäre aber „Brot essen“. Vielleicht hat Markus so formuliert, um noch einmal das Wunder der Brotvermehrung (Kap. 6) in Erinnerung zu rufen (bei dem Brot könnte es sich um die Überbleibsel handeln), doch das ist unsicher (dafür: Guelich 1989, 363; dagegen: France 2002, 281).</ref> –<br />
<ref>Der Satz endet nach Meinung der meisten Ausleger und der Zeichensetzung der kritischen Editionen unvollendet (Anakoluth), um der Erklärung des pharisäischen Brauchs Platz zu machen. Unklar ist, ob er in V. 5 fortgesetzt wird oder ob V. 5 neu einsetzt (Guelich 1989, 360; vgl. Collins 2007, 344 Fn 35). France bemerkt allerdings, man könne den Satzbau auch erklären, indem man V. 2 nicht als Umstandsangabe für die Anfrage der Pharisäer V. 5, sondern für ihr Zusammenkommen in V. 1 versteht (ders. 2002, 279f.). Das Partizip ''weil/als sie gesehen hatten'' gibt dann kausal oder temporal an, warum die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus ansprachen. Das passt zwar inhaltlich, aber für die verbreitetere Interpretation spricht, dass man die Stelle offenbar schon lange als Anakoluth verstanden hat. Varianten in der Überlieferung des Textes zeigen, dass man zum Teil versuchte, den Satzbau etwas einfacher zu formulieren. Zudem stehen Partizipien mit kausaler Sinnrichtung häufiger vor der Aussage, die sie begründen, als danach.</ref><br />
{{S|3}} die Pharisäer und die Juden überhaupt (alle) essen nämlich nicht, wenn sie sich nicht sorgfältig (mit einer Handvoll Wasser, in der vorgeschriebenen Weise; mit der Faust)<br />
<ref>''sorgfältig'' Gr. πυγμῇ W. „[mit] der Faust“ [[Instr. Dativ]]. Diese Wendung ist nur hier bekannt und ihre Bedeutung unklar. Es gibt folgende Vorschläge, was das Wort bezeichnet: 1. die Art des Waschens, nämlich der Faust in der hohlen Hand, 2. das Waschen bis zum Ellbogen (so Collins 2007, 349) bzw. zum Handgelenk, 3. die meisten Übersetzungen folgen LUT mit der Übersetzung „[mit] einer Handvoll Wasser“ (so z.B. Cranfield 1959, S. 233). 4. MEN „gründlich“, ELB „sorgfältig“. 5. bedeutungsagnostisch „in der vorgeschriebenen Weise“ (NSS) oder „zeremoniell“ (France). France empfiehlt, das Wort sinngemäß mit „sorgfältig“ oder „zeremoniell“ zu übersetzen (ders. 2002, 282; in dieselbe Richtung geht NSS). Weil es sich um einen Singular handelt, ist eine pluralspezifische Übersetzung wie Guelichs „with cupped hands“ (ders. 1989, 364f.) weniger wahrscheinlich. Auch Hengels Theorie eines aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „Handvoll“ ist unwahrscheinlich, weil es im Griechischen ein Wort dafür gab (ebd.; so aber auch Dschulnigg 2007; Gnilka 1978). NGÜ lässt das Wort gleich ganz aus dem Fließtext und erwähnt seine unbekannte Bedeutung in einer Fußnote.</ref><br />
die Hände gewaschen haben, um (Damit, weil) an der Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)<ref>''Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)'' Dabei handelt es sich um Bräuche und Regeln, die sich auf der Grundlage des Gesetzes ausgebildet hatten und irgendwann als Norm galten, ohne vom Gesetz direkt vorgeschrieben zu sein. Lange ging man davon aus, dass es sich beim Händewaschen um eine rein pharisäische Lehre handelte, inzwischen weiß man aber, dass die meisten Juden diesem Brauch tatsächlich folgten (Collins 2007, 345f.; vgl. France 2002, 280ff.). </ref> festzuhalten,<br />
<ref>''um (Damit, weil) … festzuhalten'' [[Ptz. conj.]], als Nebensatz aufgelöst. Man kann diese Angabe (mit ''um'') final verstehen (vgl. ZÜR) oder sie als getrennten Satz modal übersetzen: „Damit halten sie an der Überlieferung der Ältesten fest.“ (vgl. NGÜ) Auch eine kausale Deutung ist möglich (NSS, MEN).</ref><br />
{{S|4}} und [nach der Rückkehr] vom Markt<br />
<ref>''nach der Rückkehr vom Markt'' W. „vom Markt“, ein griechisches Idiom. Möglich wäre vielleicht auch „essen nichts, was vom Markt kommt, ohne es gewaschen zu haben“ (NSS).</ref><br />
essen sie nicht, bis (wenn) sie nicht gebadet (einer Reinigung unterzogen, gewaschen) haben; und es gibt viele andere [Regeln], die sie zu halten übernommen haben, [zum Beispiel] das Abspülen von Bechern, {und} Krügen und Kupfergefäßen und Sitzpolstern (Betten)<br />
<ref>''und Sitzpolstern (Betten)'' Dabei handelt es sich um jedes Möbelstück, das als Bett oder Liege auch als Sitzgelegenheit zum Essen diente. Das waren bei ärmeren Leuten oft einfache Matten oder Teppiche, bei Reicheren auch Möbelstücke mit Beinen, wie man sie heute als Betten und Sofas kennt. Nach Lev 15 waren auch unrein gewordene Betten zu waschen (Collins 2007, 349; LN 6.106). Die Übersetzung „Sitzpolster“ folgt GNB, NGÜ.</ref> –<br />
{{S|5}} da (und)<br />
<ref>''da (und)'' Nach der Parenthese in Vv. 3f nimmt Markus den Satz wieder auf, tut es aber „auf eine Weise, als hätte er vergessen, dass er schon vor der Parenthese einen Satz begonnen hatte und setzt also ein mit καὶ, das hier eigentlich gar nicht nötig wäre.“ (Cranfield 1959, S. 234f). In den selben Phänomenkomplex gehört wohl, dass auch die Wendung „Parisäer und Schriftgelehrte“, mit der der Satz einsetzte, hier extra noch mal gesetzt wird.</ref> <br />
erkundigten (fragten) die Pharisäer und die Schriftgelehrten sich bei ihm: „Weshalb leben (folgen) deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot (Essen) [mit] unreinen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref>?“ <br />
{{S|6}} Aber er sagte zu ihnen: „Richtig (Treffend, Zurecht) hat Jesaja über euch Heuchler (Scheinheilige) geweissagt, wie geschrieben steht:<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt mich [mit] den Lippen,<ref>''[mit] den Lippen'' [[Instr. Dativ]].</ref> <br />
aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.<br />
{{S|7}} Und sie beten (verehren) mich vergeblich an,<br />
weil sie [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren<ref>''weil sie … lehren'' [[Ptz. conj.]], als kausaler Nebensatz aufgelöst. ''[als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren'' Im gr. AT steht etwas anders „weil sie Gebote von Menschen und Lehren lehren“. Jesus spitzt das rhetorisch auf den Vorwurf zu, die Vorstellungen von Menschen (nämlich die erwähnte „Überlieferung der Ältesten“) als verbindliche Gebote festzuschreiben – ohne dabei allerdings etwas am Sinn zu ändern. Im Kern geht es bei Jesaja um oberflächliche Religion, die überkommenen Bräuchen und Traditionen folgt, anstatt Gott mit dem Herzen (d.h. aus Überzeugung) zu ehren, wie es der Fall wäre, wenn die Bräuche nicht zur missbräuchlichen Umgehung der Gebote führen würden (vgl. France 2002, 284).</ref>.‘{{par|Jesaja|29|13}}{{par|Kolosser|2|22}}</poem><br />
{{S|8}} Während ihr Gottes Willen (Gesetz, Gebot)<br />
<ref>''Gottes Willen (Gesetz, Gebot)'', W. „das Gebot Gottes“, bezeichnet in diesem Kontext das, was von Gott geboten (und nicht von Menschen vorgeschrieben) wurde (Guelich 1989, 367). Dass Jesaja von Verehrung mit dem Herzen spricht, weist darauf hin, dass er (und auch Jesus mit seinem Zitat) von Gottes Geboten gerade das „Hauptgebot“ aus [[Deuteronomium 6#s4|Dtn 6,4-6]] im Blick haben. Israel sollte danach „JHWH, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Sein und deiner ganzen Kraft lieben“ und Gottes Gebote im Herzen bewahren (Pesch 1976, 373).</ref><br />
außer Acht lasst,<br />
<ref>''Während ihr … außer Acht lasst (preisgebt, verlasst, ablehnt)'' Modales [[Ptz. conj.]], als Nebensatz mit „während“ und „[stattdessen (gleichzeitig)]“ aufgelöst. Das Verb kann in diesem Kontext verschiedenes bedeuten: „außer Acht lassen“ (NSS, NGÜ, MEN, ZÜR), „verlassen“ (LUT), „preisgeben“ (ELB, EÜ), oder sogar „ablehnen“ (LN 31.63). GNB etwas freier, aber treffend „zur Seite schieben“. Es geht hier wenige um eine absichtliche Missachtung als um eine bewusste Ablehnung oder Umdeutung der Gebote (V. 9 und 13; France 2002, 285).</ref><br />
haltet ihr euch [stattdessen (gleichzeitig)] an die Überlieferung der Menschen!“<br />
{{S|9}} Und er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" >''er fuhr fort'' (V. 9 und 20) übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 14.</ref><br />
{zu ihnen}: „Geschickt (meisterhaft, trefflich) setzt (hebt auf) ihr Gottes Gebot (Gesetz, Willen) außer Kraft, um eure Überlieferung aufrechtzuerhalten (zur Geltung zu bringen). <br />
{{S|10}} Mose hat doch (ja) gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘,{{par|Exodus|20|12}}{{par|Deuteronomium|5|16}} und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht (schmäht, schlechtmacht, herabsetzt), muss sterben<br />
<ref>''muss sterben'' W. etwa „[dem] Tod sterben“ (Dativ+Imperativ 3. Sg.). Der Dativ soll hier den hebräischen [[Inf. abs.]] nachbilden und in der gleichen Weise die Verstärkung der Aussage bewirken (Siebenthal 2011, §189c). Er lässt sich nicht direkt übersetzen, höchstens mit der etwas staubigen Formulierung „des Todes sterben“ (LUT, ELB, MEN). Etwas freier, aber sinngemäß „muss mit dem Tod bestraft werden“ (NSS, EÜ, GNB, NGÜ).</ref>.‘{{par|Exodus|21|12}}{{par|Levitikus|20|9}}<br />
{{S|11}} ''Ihr'' jedoch sagt: ‚Wenn ein Mann (Mensch) zu [seinem] Vater oder [seiner] Mutter sagt: Alles von mir, was dich unterstützen (helfen, nützen) würde, [ist] Korban!‘<br />
<ref>''Korban'' Dabei handelt es sich um ein aus dem AT geläufiges hebräisches Wort ({{hebr}}קָרְבָּן{{hebr ende}}), ein ''terminus technicus'' für „Opfergabe“ (Guelich 1989, 368). Nach dem, was heute bekannt ist, war es nach der beschriebenen Sitte irgendwie möglich, das als Opfergabe Deklarierte am Ende selbst zu behalten. Offenbar war es nicht erforderlich, den Gegenstand direkt zu spenden. Das Gelübde wurde dann unter Verweis auf das Verbot im Gesetz, einen Schwur zu brechen, eingehalten (Num 30,2; Dtn 23,21-23; Lev 5,14-16). In der Praxis diente dieser Eid dann nur dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten. France erwähnt als Beispiel Grundbesitz, der auch nach der Korban-Weihe weiter im Besitz des Sohnes war, ohne dass der Vater ihn betreten durfte (France 2002, 286f.; Collins 2007, 351ff.).</ref>,<br />
das heißt ‚Opfergabe (Geschenk)‘,<ref>Anakoluth (z.B. Kleist 1937, S. 208). Jesus hat sich hier offenbar so in Rage geredet, dass er nicht einmal seinen begonnenen Satz zu Ende führt.</ref><br />
{{S|12}} dann erlaubt (lasst ihr zu, dass … nicht mehr; lasst)<br />
<ref>''erlaubt'' bzw. ''lasst zu, dass'' Der Satz lässt sich auf zwei Weisen übersetzen: (1) „Ihr lasst nicht zu, dass er...“ oder (2) „Ihr lasst zu, dass er nicht...“. Im ersten Fall wäre gemeint, dass die Pharisäer dem Mann nicht erlauben würden, sein Gelübde rückgängig zu machen, um doch noch seinen Eltern zu helfen (EÜ, NGÜ, LUT, ELB, MEN; die meisten Kommentare). Im zweiten Fall wäre gemeint, dass sie den Mann damit davonkommen lassen, nicht mehr für seine Eltern zu sorgen (BB, B/N, KAM, NL, ZÜR; Thüsing 2011). GN kombiniert beide Möglichkeiten: „dann braucht er für seine Eltern nichts mehr zu tun. Ja, ihr erlaubt es ihm dann nicht einmal mehr.“ Die gewählte Übersetzung scheint vom Griechischen her etwas wahrscheinlicher zu sein.</ref><br />
ihr ihm nicht mehr, etwas<br />
<ref>''nicht mehr, etwas'' W. „nicht mehr, nichts“, eine doppelte Verneinung, die den Effekt der Aussage (s. die vorige Fußnote) verstärkt.</ref><br />
[für seinen] Vater oder [seine] Mutter<br />
<ref>''[für seinen] Vater oder [seine] Mutter'' [[Instr. Dat.]] (2x).</ref><br />
tun.<br />
{{S|13}} So (indem) hebt (macht nichtig) ihr Gottes Wort (Aussage)<br />
<ref>''Gottes Wort'' steht nicht für die Heilige Schrift, wie man aus der beliebten christlichen Wendung schließen könnte. Im NT ist sie noch nicht üblich. Jesus bezieht sich also auf eine bestimmte Aussage der Schrift. Dabei dürfte es sich um das zuvor zitierte 5. Gebot und die andere Stelle handeln, aus denen hervorgeht, wie Vater und Mutter zu behandeln sind (France 2002, 288).</ref><br />
auf<br />
<ref>''so hebt ihr auf'' bzw. ''indem ihr aufhebt'' Modales [[Ptz. conj.]], hier als separater Hauptsatz mit so aufgelöst. Dieser Satz dient wohl als zusammenfassende Wiederholung der nun begründeten Behauptung (so, „damit“ o.ä.): „Dieses Beispiel zeigt, dass...“ (so die meisten Übersetzungen). Die Aussage könnte auch angeben, auf welche Weise die Pharisäer den Mann nichts mehr für seine Eltern tun lassen („indem“; so ELB).</ref><br />
durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben (überliefert) habt, und ihr tut viele vergleichbare (ähnliche) solche [Dinge] (vergleichbare solche [Dinge] tut ihr häufig).“ <br />
{{S|14}} Und (Dann) er rief die Menschenmenge wieder (noch einmal) zu sich und<br />
<ref>''er rief ... und'' [[Ptz. conj.]] Aor., temporal-modal, beigeordnet übersetzt.</ref><br />
sprach nun<br />
<ref>''sprach nun'' übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht, und zwar jetzt an die Menge gewandt. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 9 und 20.</ref><br />
zu ihnen: „Hört mir alle zu und versteht<br />
<ref>''und versteht'' Möglich wäre eine finale Übersetzung des zweiten Imperativs wie NGÜ: „damit ihr versteht, [was ich sage]“ Der Übersetzer hat das vielleicht als eine aus dem Semitischen entlehnte Formulierung verstanden. MEN übersetzt ebenso sinngemäß „und versucht zu verstehen“.</ref>! <br />
{{S|15}} Nichts, was (wenn, indem) von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, kann ihn verunreinigen (Es gibt nichts, was … hineingelangt, das … kann).<br />
<ref>''Nichts, was … hineingelangt'' [[Subst. Ptz.|Subst.]] oder [[umschreibendes Partizip]], hier als umschr. Ptz. verstanden (wie die meisten Übersetzungen). Als subst. Ptz. übersetzt und folglich als Relativsatz aufgelöst (vgl. LUT, ELB), würde der Satz lauten: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, das ihn verunreinigen kann.“ bzw. „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was...“ (für den zweiten Versteil s. die folgende Fußnote). Von der Syntax her ist es auch möglich, das Ptz. wie die meisten englischen Übersetzungen als [[Ptz. conj.]] zu übersetzen. Das temporal-konditionale (''wenn'') oder modale (''indem'') [[Ptz. conj.]] wäre als Nebensatz aufzulösen: „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was ihn verunreinigen kann, wenn (indem) es in ihn hineingelangt“ bzw. „Es gibt nichts, was …, wenn es von außen...“ (vgl. z.B. ESV, NASB, ähnlich wohl SLT). (Vgl. NSS.)</ref><br />
Es ist vielmehr, was aus dem Menschen herauskommt, das den Menschen verunreinigt<br />
<ref>''was herauskommt'' und ''das verunreinigt'' [[Subst. Ptz.]] (2x), als Relativsatz aufgelöst. Man könnte das zweite Partizip auch als [[umschreibendes Partizip]] übersetzen (dazu s. die vorige Fußnote): „Vielmehr verunreinigt den Menschen das, was aus dem Menschen herauskommt.“</ref>.<br />
{{S|16}} {{Sekundär}} Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)! {{Sekundär ende}}“<br />
<ref>'''Textkritik''': Dieser Vers fehlt in den frühesten bekannten Handschriften; genaueres im [[Kommentar:Markus 7|Kommentar]]</ref><br />
{{S|17}} Und als er ein Haus betrat, abseits der Menschenmenge, erkundigten sich seine Jünger bei ihm nach dem Gleichnis.<br />
{{S|18}} Und er sagte<br />
<ref>''sagte'' [[Historisches Präsens]].</ref><br />
zu ihnen: „Seid auch ihr so schwer von Begriff (unverständig)? Versteht (Merkt) ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen gelangt, ihn nicht verunreinigen kann,<br />
{{S|19}} weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in seinen Magen (Bauch), und [dann] in den Abtritt (Senkgrube, Latrine)<br />
<ref>''Abtritt (Senkgrube, Latrine)'' Dieser Begriff bezeichnet die Vorläufer heutiger Toiletten. Einige Übersetzungen gehen sehr delikat vor und glätten die Ausdrucksweise: „wird wieder ausgeschieden“ (EÜ, GNB, NGÜ), MEN, SLT „auf dem natürlichen Wege“. ELB „in den Abort“, LUT, ZÜR „in die Grube“.</ref><br />
ausgeschieden wird (hinausgelangt)?“ So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein.<br />
<ref>''So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein'' Alternativ „...ausgeschieden wird, was alle Speisen rein macht.“ Dieser abhängige Satz hat keinen offensichtlichen Bezug zum Kontext. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das modale [[Ptz. conj.]] auf λέγει „er sagte“ (V. 18) bezieht (so alle herangezogenen Ausleger und die meisten Übersetzungen). Es ist dann ein Kommentar des Evangelisten. Nach dem alternativen Verständnis handelt es sich um eine syntaktisch schwierige Ergänzung zu dem Vergleich des Essens, das den Körper durchläuft und so rein wird. Allerdings würde Jesus dann vom Neutrum Plural in den Nominativ Plural wechseln (France 2002, 291f.). Diese Deutung findet sich in der Interpunktion von NA28 sowie bei SLT und MEN. Diese Übersetzungen beziehen das Partizip offenbar attributiv auf „Abtritt“ und geben dieses Wort dann sehr frei wieder. MEN: „...und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?“</ref> <br />
{{S|20}} {und} Er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" />:<br />
„Was aus dem Menschen herauskommt,<br />
<ref>''Was … herauskommt'' [[Subst. Ptz.]], als Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
''das'' verunreinigt den Menschen.<br />
{{S|21}} Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die üblen Vorsätze (Gedanken, Absichten): sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten),<br />
<ref>''sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, V. 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger), Bosheiten'' Diese ersten sechs Begriffe stehen im Plural. Der Plural von abstrakten Begriffen bezeichnet im Griechischen oft deren konkrete Erscheinungsformen (BDR §142; ''ad loc.'' Grosvenor/Zerwick); sehr gut Dschulnigg 2007: „Hurereien, Diebereien, Morde, Ehebrüche, Habgierigkeiten, Schlechtigkeiten...“ Auf diese Weise folgen hier in Vv. 21f aufeinander sechs konkrete Ausprägungen der Schlechtigkeit und sechs „moralische Defekte“ (vgl. Cranfield 1959, S. 241).</ref><br />
Diebstähle, Morde,<br />
{{S|22}} Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)<br />
<ref>''Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)'' „Habgier/Gier“ oder neutraler „Begehren“ oder „Ehrgeiz“ ist die normale Bedeutung dieses Worts. Im Markusevangelium bezeichnet es vielleicht gerade (negativ konnotierten) Ehrgeiz, also Machthunger (Collins 2007, 358f.).</ref>,<br />
Bosheiten, Arglist (Hinterlist), Zügellosigkeit (Ausschweifung), ein böses Auge<br />
<ref>''ein böses Auge'' Oder „ein schlimmes (d.h. erkranktes) Auge“ (Collins 2007, 361). Meist: Neid, neidische Blicke, Missgunst (LN 88.165); alternativ Geiz (LN 57.108). Collins glaubt, aus Mk 15,10 könne man schließen, dass die erste Deutung im Blick ist (Collins 2007, 361). Dem wird man sich anschließen müssen; das „böse Auge“ i.S.v. „Missgunst“ ist im Rabbinischen ein häufiges Idiom (Stellen: [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n28/mode/1up B/S S. 14]</ref>,<br />
Verleumdung (Gotteslästerung, Beleidigung), Überheblichkeit [und] Unvernunft –<br />
{{S|23}} all diese bösen (schlechten) [Auswüchse] (All dieses Böse) kommen von innen her und verunreinigen den Menschen.“ <br />
{{S|24}} Und von dort brach (stand) er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus<br />
<ref>''Tyrus'' war ein Stadtstaat, der im Norden an Galiläa angrenzte. Die Bewohner der Region waren Nichtjuden. Ein zeitgenössischer jüdischer Autor beschreibt sie sinngemäß als „unsere Intimfeinde“ (France 2002, 297).</ref>.<br />
Und er begab sich in ein Haus und<br />
<ref>''brach er auf und'' sowie ''er begab sich … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
wollte, dass niemand [davon] erfuhr, und er schaffte es nicht, [seine Anwesenheit] verborgen zu halten. <br />
{{S|25}} Stattdessen kam gleich, als sie von ihm hörte, eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem unreinen Geist besessen war<br />
<ref>''von einem unreinen Geist besessen war'' W. „einen unreinen Geist hatte“</ref>,<br />
und<br />
<ref>''kam … und'' [[Ptz. conj.]], temporal, beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
warf sich vor seine Füße.<br />
{{S|26}} {aber} – Die Frau war Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin.<br />
<ref>''Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin'' Im Griechischen steht zwar ''Griechin'', aber das ist hier gemeint als Abgrenzung von den Juden (vgl. Guelich 1989, 385). Das zeigt auch die weitere Einordnung in die Gegend Syrophönizien. Das war damals die Bezeichnung für Südsyrien (Collins 2007, 366) und meint hier „einheimisch“ (Gnilka 1989, S. 291f; Theißen 1990, S. 130). ''Der Herkunft [nach]'': [[Dat. respectus]].</ref> –<br />
Und sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)<br />
<ref>''sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)'' Das Verb steht im [[Imperfekt]] und wird deshalb hier entweder durativ („bat ihn fortwährend“; d.h. „hartnäckig“) oder iterativ („bat ihn immer wieder“) verwendet. Es steht häufig bei (zunächst) erfolglosen Bitten oder Forderungen (Siebenthal 2001, §195g). Etwas freier könnte man die Funktion des Imperfekts auch mit „sie ließ nicht locker“ oder „sie drängte auf ihn ein“ ausdrücken.</ref><br />
darum, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{S|27}} Aber (Und) er sagte zu ihr: „Lass zunächst die Kinder satt werden, denn es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“<br />
{{S|28}} Doch sie entgegnete {und sagte zu ihm}: „Ja, Herr (Herr), auch die Hunde unter dem Tisch fressen die Krümel<br />
<ref>''die Krümel'' W. „von den Krümeln“, eine Präpositionalphrase, die den [[partitiver Genitiv|partitiven Genitiv]] ersetzt (NSS).</ref><br />
(Reste) der Kinder.“ <br />
{{S|29}} Und er sagte zu ihr: „Weil du das gesagt hast<br />
<ref>''Weil du das gesagt hast'' W. „Aufgrund dieses Wortes/dieser Äußerung bzw. Antwort“</ref>,<br />
geh<br />
<ref>''geh'' D.h. „Du kannst gehen“ (NGÜ) oder „Geh nach Hause“ (EÜ, GNB). Vgl. 10,52. </ref>!<br />
Der Dämon hat deine Tochter verlassen.“<br />
{{S|30}} Und sie ging zurück in ihr Haus und<br />
<ref>''ging zurück … und'' W. „ging weg“. [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
stellte fest, dass das Kind im Bett lag und der Dämon weg (ausgefahren) war.<br />
{{S|31}} Und (Später) er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und<br />
<ref>''reiste … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
reiste (kam) durch Sidon ans Meer (See) von Galiläa, mitten durch (in) das Gebiet der Dekapolis (Zehnstädtegebiet)<br />
<ref>Die beschriebene Route ist sehr merkwürdig. Blickt man einmal auf [http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm diese Karte], reist Jesus von Tyrus („Tyre“; sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) ''über'' Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth („Sea of Galilee“); ein gewaltiger Umweg also. Noch dazu liegt laut dem Text entweder (1) der See Gennesaret „mitten im“ Gebiet der [[Dekapolis]] (Zentrum der Karte) - was geographisch falsch wäre - oder Jesus zieht (2) „mitten durch das Gebiet der Dekapolis“ an den See, macht also einen noch gewaltigeren Umweg. Am wahrscheinlichsten ist daher (3), dass Markus mit „Gebiet der Dekapolis“ vage auf die (überwiegend heidnische) Ostseite des Sees Bezug nimmt und daher Jesus also „an den See Gennesaret, mitten in das Gebiet der Dekapolis“ ziehen lässt, also „an die Ostseite des Sees Gennesaret“ (Reuber 2007, S. 112; Schenke 2005, S. 190 u.a.). Die Route bleibt dennoch merkwürdig; es ist häufig vorgeschlagen worden, dass dies ein Indiz für Markus' mangelhafte Ortskenntnis sei. Der Grundgedanke könnte aber eher theologischer als geografischer Natur sein: In diesen Angaben soll hervorgehoben werden, dass Jesus sich nicht nur von sich aus an die Heidenchristen wendet, sondern diese ihm auch entgegenkommen und seine frohe Botschaft mit Begeisterung aufnehmen.</ref>. <br />
{{S|32}} Und [die Leute] brachten einen Gehörlosen und mühsam Sprechenden (Stummen und Lallenden, Taubstummen)<br />
<ref>Der Mann war wohl gehörlos geboren. Für Menschen mit dieser Behinderung war es kaum möglich, normal sprechen zu lernen. Das Wort ''mogilallos'' (μογιλάλος) „mühsam sprechend, sprachgestört, lallend, stumm“ ist sehr selten. Da der Mann nach der Heilung in V. 35 „richtig zu sprechen“ beginnt, heißt es hier „sprachgestört“. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur noch in Jes 35,6 LXX vor. Diese Prophezeiung wird auch in V. 37 wieder in den Blick kommen. Markus spielt mit diesem Heilungsbericht also darauf an, dass diese Prophetie mit Jesus in Erfüllung gehen könnte (vgl. Guelich 1989, 394; Collins 2007, 370).<br />
Vgl. zu diesem Begriff auch die [[Diskussion:Markus_7,31-37_in_Leichter_Sprache|Diskussion bezüglich der Übersetzung in Leichte Sprache]], die sich mit den Hinweisen aus Disability Studies auseinandersetzt.</ref><br />
zu ihm und baten (forderten auf) ihn, ihm die Hand aufzulegen<br />
<ref>''ihm die Hand aufzulegen'' bedeutet offenbar, ihn dadurch zu heilen (Collins 2007, 370).</ref>.{{par|Jesaja|35|6}}{{par|Markus|8|22}}<br />
{{S|33}} Und er nahm ihn beiseite, abseits der Menschenmenge, [wo sie] unter sich [waren], und steckte ihm seine Finger in die Ohren. Dann (und) spuckte er und<br />
<ref>''nahm beiseite … und'' sowie ''spuckte er und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst. Markus überliefert nicht, wozu Jesus spuckte. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike aber sehr weit verbreitet (einige schöne Beispiele aus der arabischen Welt gibt [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/983094 Reinfried 1915, S. 39.60]. Für die römische Welt vgl. [http://www.poetryintranslation.com/PITBR/Latin/Suetonius8.htm#_Toc276122321 Sueton, Vesp. VII] und [http://en.wikisource.org/wiki/The_Histories_(Tacitus)/Book_4#81 Tacitus, Hist. IV,81]; für das NT vergleiche [[Markus 8#s22 |Mk 8,22-26]] und [[Johannes 9#s1 |Joh 9,1-7]]). In Israel war der Brauch verbreitet, dass man, wenn man eine Wunde heilen wollte, zuerst (a) eine Schriftstelle oder einen Zauberspruch rezitierte, manchmal zusätzlich (b) den Gottesnamen aussprach und dann (c) direkt auf den kranken Körperteil ausspie (s. [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n29/mode/1up B/S S. 15-17]). Hier liegt wohl eine Variante dieses Brauchs vor: Jesus speit sich (c) auf den Finger, berührt damit den kranken Körperteil, blickt dann zum Himmel (Gnilka 1978, S. 297: „Der Aufblick zum Himmel [...] ist in einer Wundergeschichte stilgemäßer Ausdruck für das Einholen von übermenschlicher Kraft, ebenso das Seufzen des Thaumaturgen.“; ebenso Pesch 1976; vgl. auch Marcus 2008) und (a) rezitiert dann noch einen Spruch (Theißen 1990, S. 252: „Machtwort“).<br /><br />
Das Ptz. conj. hat dann modale Sinnrichtung (NSS).</ref><br />
berührte seine Zunge.{{par|Markus|8|23}}<br />
{{S|34}} Schließlich (und) blickte er zum Himmel auf und<br />
<ref>''blickte er ... auf und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
seufzte (stöhnte), dann (und) sagte er zu ihm: „Effata!“<br />
<ref>''„Effata!“'' Das ist wahrscheinlich eine nicht 100% genau überlieferte aramäische Form (France 2002, 304; Guelich 1989, 395f.).</ref>,<br />
das heißt: „Öffne dich!“<br />
{{S|35}} Und sofort öffneten sich seine Ohren (Hörgänge), und die Hemmung (Fessel)<br />
<ref>''Hemmung'' W. „Fessel“ (so die meisten Übersetzungen), MEN: „Gebundenheit“. Es handelt sich um eine übertragene Bedeutungserweiterung von „Fessel“, die hier die Einschränkung der Sprachfertigkeit bezeichnet (LN 23.156).</ref><br />
seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen<br />
<ref>''konnte richtig sprechen'' ([[Imperfekt]]) Das Verb bezeichnet hier die Fähigkeit, sprechen zu können (BA λαλέω, 2aα; NSS).</ref>.{{par|Markus|8|25}}<br />
{{S|36}} Und er schärfte [den Leuten] ein (ordnete an, verbot), mit niemandem zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen einschärfte (verbot, darauf bestand), desto mehr machten (predigten, verkündeten) sie [es] bekannt.<br />
{{S|37}} Und sie waren zutiefst (maßlos) erstaunt (überwältigt, beeindruckt) und sagten<br />
<ref>''und sagten'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref>:<br />
„Er hat alles gut gemacht, und er befähigt (macht, [dass]) die Gehörlosen (Tauben) zu hören und die Stummen (Nicht-Sprechenden) zu sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Markus_7&diff=32353Markus 72021-10-10T09:52:07Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
<br />
((Gottes Gebot und die Traditionen der Pharisäer))<br />
<br />
{{L|1}} Eines Tages kamen die Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus.<br />
{{L|2}} Als sie sahen, dass einige der Jünger mit unreinen Händen aßen<br />
{{L|3}}(mit „unrein“ meinten sie „ungewaschen“, die Pharisäer - und Juden im Allgemeinen - halten sich nämlich an die „Tradition der Alten“<ref>Markus verwendet dieses „Tradition der Alten“ hier vermutlich sarkastisch: Die entsprechende Tradition ist das erste Mal etwa 100 n. Chr. schriftlich erwähnt und es ist umstritten, ob sie überhaupt schon zur Zeit Jesu existierte.</ref> und essen erst dann, wenn sie sich sorgfältig die Hände gewaschen haben.<br />
{{L|4}} Wenn sie zuvor auf dem Markt<ref>wo man sich leicht kultisch verunreinigen kann</ref> waren, baden sie sogar erst noch, bevor sie essen. Und noch viele weitere „alte Traditionen“ gibt es, an die sie sich halten, zum Beispiel das Abspülen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen und das Säubern von Sitzpolstern),<br />
{{L|5}} als die besagten Pharisäer und Schriftgelehrten das also sahen, fragten sie ihn: „Warum halten deine Jünger sich nicht an die Traditionen der Alten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?“<br /><br />
{{L|6}} „Ihr Heuchler!“, rief Jesus. „Wie recht hatte doch Jesaja, als er über euch prophezeite:<br />
<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt Gott nur mit Worten,<br />
aber nicht mit seinem Herzen!<br />
{{L|7}} Ihre Verehrung ist wertlos,<br />
weil sie menschliche Gebote als göttliches Gesetz hinstellen!‘</poem><br />
<br />
{{L|8}} Ihr ignoriert Gottes Gebote, aber menschliche „Traditionen“ beachtet ihr!<br />
{{L|9}} Das ist ganz toll, wie ihr Gottes Gesetze außer Kraft setzt, um eure „Traditionen“ zu bewahren.<br />
{{L|10}} Zum Beispiel hat Mose gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘ und ‚Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, muss sterben‘.<br />
{{L|11}} Ihr dagegen behauptet: ‚Wenn ein Mensch zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: ‚All das, womit ich euch eigentlich unterstützen müsste, ist ''qorban''<br />
<ref>Erklärte jemand etwas als ''qorban'' („Opfer“), machte er damit dieses Ding „heilig“ und andere konnten so nicht mehr darüber verfügen (der Opfernde selbst jedoch schon). In der Praxis diente dieses „für-''qorban''-Erklären“ bald nur noch dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten; eher als an „Opfergaben“ sollte man deshalb dabei wohl an den Ausspruch „Bevor du das bekommst, opfere ich das im Tempel!“ denken, den die Pharisäer dann als trotz allem gültig und geltend werteten und so unterbunden, dass das so „Geopferte“ doch anderen zur Verfügung gestellt werden konnte.<br /><br />
Die ''qorban''-Regelung ist kein biblisches Gebot, sondern wurde erst von den Schriftgelehrten geschaffen (Gnilka 1978) und ist damit ein gutes Beispiel für diese sogenannten „Traditionen der Alten“, die die Schriftgelehrten über das göttliche Gebot stellen.</ref> <br />
- das heißt, ein Opfer für Gott!‘‘...<br />
{{L|12}} - und dann seid ''ihr'' es, die ihn damit davon abhalten, etwas für seine Eltern zu tun!<br />
{{L|13}} Auf diese und viele ähnliche Weisen setzt ihr immer wieder Gottes Gebote zugunsten eurer - von euch tradierten! - „Traditionen“ außer Kraft!“<br />
<br />
((Was wirklich unrein ist))<br />
{{L|14}} Eines Tages rief Jesus wieder einmal eine Volksmenge zu sich und sagte: „Hört mir alle gut zu, damit ihr versteht, was ich sage:<br />
{{L|15/16}} Nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, kann ihn unrein machen, sondern ausschließlich das, was aus ihm herauskommt.“<br /><br />
{{L|17}} Als sich Jesus dann von der Volksmenge in ein Haus zurückgezogen hatte, fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieser Aussage.<br />
{{L|18}} „Dann habt also nicht mal ihr begriffen?“, fragte Jesus. „Versteht ihr denn nicht, dass nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, ihn unrein machen kann? -<br />
{{L|19}} Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen des Menschen, und auf dem Abtritt kommt es dann wieder heraus.“ Damit erkläre Jesus alle Speisen für rein.<br /><br />
{{L|20}} „Ja“, fuhr er fort: „Nur dasjenige, was aus dem Menschen herauskommt, macht ihn unrein,<br />
{{L|21}} denn von Innen - aus dem Herzen - kommen die bösen Gedanken heraus und damit auch: Hurereien, Diebereien, Mordtaten,<br />
{{L|22}} Ehebrüche, Machtsüchteleien, Bosheiten; außerdem Arglist, Maßlosigkeit, Neid, Gotteslästerei, Überheblichkeit und Torheit.<br />
{{L|23}} All dieses Böse kommt von Innen heraus und macht den Menschen unrein.“<br />
<br />
((Die hartnäckige Mutter aus Tyrus))<br />
{{L|24}} Jesus verließ Galiläa und begab sich in das nicht-jüdische Gebiet von Tyrus. Dort zog er sich in ein Haus zurück, damit niemand davon erführe, dass er hier sei. Doch es gelang ihm nicht, seine Anwesenheit verborgen zu halten:<br />
{{L|25/26}} Sogleich erfuhr es eine einheimische Frau, deren Tochter von einem bösen Geist besessen war. Sie ging zu ihm, warf sich ihm zu Füßen nieder und bat ihn darum, den Geist bei ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{L|27}} Jesus aber entgegnete: „Zunächst müssen die Kinder satt werden. Es wäre falsch, den Kindern ihr Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“<br />
{{L|28}} „Ja, mein Herr, das wäre falsch“, stimmte sie ihm zu, „und dennoch fressen die Hunde unter dem Tisch ihre Brotkrumen.“<br />
{{L|29}} Da sagte Jesus: „Um dieser Rede willen geh! - Der Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.“<br />
{{L|30}} Und tatsächlich: Als die nicht-jüdische Frau nach Hause kam, lag das Kind im Bett und der Geist war ausgefahren.<br />
<br />
((Jesus heilt Hören und Sprechen))<br />
{{L|31}} Von Tyrus aus zog Jesus weiter durch nicht-jüdisches Gebiet: Zunächst nach Sidon, dann an die Ostseite des Sees Gennesaret.<ref>Jesus reist laut Markus von Tyrus (sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) über Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth — das ist ein gewaltiger Umweg ([http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm siehe Karte]).</ref><br />
{{L|32}} Dort brachte man einen Menschen zu ihm, der gehörlos war und nur mit Mühe sprechen konnte. Man bat ihn, ihm die Hand aufzulegen.<br />
{{L|33}} Da zog er ihn von der Menschenmenge fort, um mit ihm allein zu sein. Er steckte ihm seine Finger in die Ohren, spuckte sich auf die Hand und berührte damit die Zunge des Mannes.<br />
{{L|34}} Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte tief und sprach: „Effata“ - das heißt: „Öffne dich!“<ref>Die hier beschriebene Heilung enthält einige Elemente altisraelischen Brauchtums. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike weit verbreitet. Auch der Blick zum Himmel und das Seufzen ist typisch für derartige Heilungsgeschichten; es ist dort Ausdruck des Einholens übermenschlicher Kraft des Wundertäters. Eine Heilung mittels Speichel ist außerdem im Alten Israel meist (wie hier) verbunden mit der Rezitation eines Zauberspruchs.<br /><br />
Bei Jesus ist der Blick zum Himmel jedoch stets Ausdruck des Gebets; auch dem „Zauberwort“ wird durch die direkt nachfolgende Übersetzung der Charakter des Geheimnisvollen und Zauberischen genommen und das Zauberwort so zum „Machtwort“ gewandelt: Der israelische Aberglaube wird transformiert zum Ausdruck der engen Verbindung Jesu mit Gott und der Vollmacht Jesu, der nur ein Wort nötig hat, um dem Taubstummen Ohren und Mund zu öffnen: „Effata“, „Öffne dich“.</ref> {{L|35}} Sofort öffneten sich da seine Ohren; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen.<br /><br />
{{L|36}} Jesus verbot den Anwesenden, jemandem davon zu erzählen. Aber je mehr er darauf bestand, desto mehr machten sie es bekannt,<br />
{{L|37}} weil sie vor Staunen ganz außer sich waren. „Wie gut ist alles, was er gemacht hat!“, riefen sie, „Er lässt sogar die Gehörlosen hören und die Stummen sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und die Pharisäer und einige der Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren,<br />
<ref>''die ... gekommen waren'' [[attr. Ptz.]] Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
versammelten sich bei ihm.<br />
{{S|2}} Und weil (als) sie gesehen hatten (sahen),<br />
<ref>''weil (als) sie gesehen hatten (sahen)'' Kausales oder temporales [[Ptz. conj.]].</ref><br />
dass manche von seinen Jüngern [mit] unreinen, das heißt: [mit] ungewaschenen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen ... [mit] ungewaschenen, Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref><br />
die Brote (ihr Essen) aßen<br />
<ref>''die Brote aßen'' Eine ungewöhnliche Formulierung. „Brot“ kann ''pars pro toto'' für Nahrung oder eine Mahlzeit stehen. Die zu erwartende Phrase wäre aber „Brot essen“. Vielleicht hat Markus so formuliert, um noch einmal das Wunder der Brotvermehrung (Kap. 6) in Erinnerung zu rufen (bei dem Brot könnte es sich um die Überbleibsel handeln), doch das ist unsicher (dafür: Guelich 1989, 363; dagegen: France 2002, 281).</ref> –<br />
<ref>Der Satz endet nach Meinung der meisten Ausleger und der Zeichensetzung der kritischen Editionen unvollendet (Anakoluth), um der Erklärung des pharisäischen Brauchs Platz zu machen. Unklar ist, ob er in V. 5 fortgesetzt wird oder ob V. 5 neu einsetzt (Guelich 1989, 360; vgl. Collins 2007, 344 Fn 35). France bemerkt allerdings, man könne den Satzbau auch erklären, indem man V. 2 nicht als Umstandsangabe für die Anfrage der Pharisäer V. 5, sondern für ihr Zusammenkommen in V. 1 versteht (ders. 2002, 279f.). Das Partizip ''weil/als sie gesehen hatten'' gibt dann kausal oder temporal an, warum die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus ansprachen. Das passt zwar inhaltlich, aber für die verbreitetere Interpretation spricht, dass man die Stelle offenbar schon lange als Anakoluth verstanden hat. Varianten in der Überlieferung des Textes zeigen, dass man zum Teil versuchte, den Satzbau etwas einfacher zu formulieren. Zudem stehen Partizipien mit kausaler Sinnrichtung häufiger vor der Aussage, die sie begründen, als danach.</ref><br />
{{S|3}} die Pharisäer und die Juden überhaupt (alle) essen nämlich nicht, wenn sie sich nicht sorgfältig (mit einer Handvoll Wasser, in der vorgeschriebenen Weise; mit der Faust)<br />
<ref>''sorgfältig'' Gr. πυγμῇ W. „[mit] der Faust“ [[Instr. Dativ]]. Diese Wendung ist nur hier bekannt und ihre Bedeutung unklar. Es gibt folgende Vorschläge, was das Wort bezeichnet: 1. die Art des Waschens, nämlich der Faust in der hohlen Hand, 2. das Waschen bis zum Ellbogen (so Collins 2007, 349) bzw. zum Handgelenk, 3. die meisten Übersetzungen folgen LUT mit der Übersetzung „[mit] einer Handvoll Wasser“ (so z.B. Cranfield 1959, S. 233). 4. MEN „gründlich“, ELB „sorgfältig“. 5. bedeutungsagnostisch „in der vorgeschriebenen Weise“ (NSS) oder „zeremoniell“ (France). France empfiehlt, das Wort sinngemäß mit „sorgfältig“ oder „zeremoniell“ zu übersetzen (ders. 2002, 282; in dieselbe Richtung geht NSS). Weil es sich um einen Singular handelt, ist eine pluralspezifische Übersetzung wie Guelichs „with cupped hands“ (ders. 1989, 364f.) weniger wahrscheinlich. Auch Hengels Theorie eines aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „Handvoll“ ist unwahrscheinlich, weil es im Griechischen ein Wort dafür gab (ebd.; so aber auch Dschulnigg 2007; Gnilka 1978). NGÜ lässt das Wort gleich ganz aus dem Fließtext und erwähnt seine unbekannte Bedeutung in einer Fußnote.</ref><br />
die Hände gewaschen haben, um (Damit, weil) an der Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)<ref>''Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)'' Dabei handelt es sich um Bräuche und Regeln, die sich auf der Grundlage des Gesetzes ausgebildet hatten und irgendwann als Norm galten, ohne vom Gesetz direkt vorgeschrieben zu sein. Lange ging man davon aus, dass es sich beim Händewaschen um eine rein pharisäische Lehre handelte, inzwischen weiß man aber, dass die meisten Juden diesem Brauch tatsächlich folgten (Collins 2007, 345f.; vgl. France 2002, 280ff.). </ref> festzuhalten,<br />
<ref>''um (Damit, weil) … festzuhalten'' [[Ptz. conj.]], als Nebensatz aufgelöst. Man kann diese Angabe (mit ''um'') final verstehen (vgl. ZÜR) oder sie als getrennten Satz modal übersetzen: „Damit halten sie an der Überlieferung der Ältesten fest.“ (vgl. NGÜ) Auch eine kausale Deutung ist möglich (NSS, MEN).</ref><br />
{{S|4}} und [nach der Rückkehr] vom Markt<br />
<ref>''nach der Rückkehr vom Markt'' W. „vom Markt“, ein griechisches Idiom. Möglich wäre vielleicht auch „essen nichts, was vom Markt kommt, ohne es gewaschen zu haben“ (NSS).</ref><br />
essen sie nicht, bis (wenn) sie nicht gebadet (einer Reinigung unterzogen, gewaschen) haben; und es gibt viele andere [Regeln], die sie zu halten übernommen haben, [zum Beispiel] das Abspülen von Bechern, {und} Krügen und Kupfergefäßen und Sitzpolstern (Betten)<br />
<ref>''und Sitzpolstern (Betten)'' Dabei handelt es sich um jedes Möbelstück, das als Bett oder Liege auch als Sitzgelegenheit zum Essen diente. Das waren bei ärmeren Leuten oft einfache Matten oder Teppiche, bei Reicheren auch Möbelstücke mit Beinen, wie man sie heute als Betten und Sofas kennt. Nach Lev 15 waren auch unrein gewordene Betten zu waschen (Collins 2007, 349; LN 6.106). Die Übersetzung „Sitzpolster“ folgt GNB, NGÜ.</ref> –<br />
{{S|5}} da (und)<br />
<ref>''da (und)'' Nach der Parenthese in Vv. 3f nimmt Markus den Satz wieder auf, tut es aber „auf eine Weise, als hätte er vergessen, dass er schon vor der Parenthese einen Satz begonnen hatte und setzt also ein mit καὶ, das hier eigentlich gar nicht nötig wäre.“ (Cranfield 1959, S. 234f). In den selben Phänomenkomplex gehört wohl, dass auch die Wendung „Parisäer und Schriftgelehrte“, mit der der Satz einsetzte, hier extra noch mal gesetzt wird.</ref> <br />
erkundigten (fragten) die Pharisäer und die Schriftgelehrten sich bei ihm: „Weshalb leben (folgen) deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot (Essen) [mit] unreinen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref>?“ <br />
{{S|6}} Aber er sagte zu ihnen: „Richtig (Treffend, Zurecht) hat Jesaja über euch Heuchler (Scheinheilige) geweissagt, wie geschrieben steht:<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt mich [mit] den Lippen,<ref>''[mit] den Lippen'' [[Instr. Dativ]].</ref> <br />
aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.<br />
{{S|7}} Und sie beten (verehren) mich vergeblich an,<br />
weil sie [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren<ref>''weil sie … lehren'' [[Ptz. conj.]], als kausaler Nebensatz aufgelöst. ''[als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren'' Im gr. AT steht etwas anders „weil sie Gebote von Menschen und Lehren lehren“. Jesus spitzt das rhetorisch auf den Vorwurf zu, die Vorstellungen von Menschen (nämlich die erwähnte „Überlieferung der Ältesten“) als verbindliche Gebote festzuschreiben – ohne dabei allerdings etwas am Sinn zu ändern. Im Kern geht es bei Jesaja um oberflächliche Religion, die überkommenen Bräuchen und Traditionen folgt, anstatt Gott mit dem Herzen (d.h. aus Überzeugung) zu ehren, wie es der Fall wäre, wenn die Bräuche nicht zur missbräuchlichen Umgehung der Gebote führen würden (vgl. France 2002, 284).</ref>.‘{{par|Jesaja|29|13}}{{par|Kolosser|2|22}}</poem><br />
{{S|8}} Während ihr Gottes Willen (Gesetz, Gebot)<br />
<ref>''Gottes Willen (Gesetz, Gebot)'', W. „das Gebot Gottes“, bezeichnet in diesem Kontext das, was von Gott geboten (und nicht von Menschen vorgeschrieben) wurde (Guelich 1989, 367). Dass Jesaja von Verehrung mit dem Herzen spricht, weist darauf hin, dass er (und auch Jesus mit seinem Zitat) von Gottes Geboten gerade das „Hauptgebot“ aus [[Deuteronomium 6#s4|Dtn 6,4-6]] im Blick haben. Israel sollte danach „JHWH, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Sein und deiner ganzen Kraft lieben“ und Gottes Gebote im Herzen bewahren (Pesch 1976, 373).</ref><br />
außer Acht lasst,<br />
<ref>''Während ihr … außer Acht lasst (preisgebt, verlasst, ablehnt)'' Modales [[Ptz. conj.]], als Nebensatz mit „während“ und „[stattdessen (gleichzeitig)]“ aufgelöst. Das Verb kann in diesem Kontext verschiedenes bedeuten: „außer Acht lassen“ (NSS, NGÜ, MEN, ZÜR), „verlassen“ (LUT), „preisgeben“ (ELB, EÜ), oder sogar „ablehnen“ (LN 31.63). GNB etwas freier, aber treffend „zur Seite schieben“. Es geht hier wenige um eine absichtliche Missachtung als um eine bewusste Ablehnung oder Umdeutung der Gebote (V. 9 und 13; France 2002, 285).</ref><br />
haltet ihr euch [stattdessen (gleichzeitig)] an die Überlieferung der Menschen!“<br />
{{S|9}} Und er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" >''er fuhr fort'' (V. 9 und 20) übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 14.</ref><br />
{zu ihnen}: „Geschickt (meisterhaft, trefflich) setzt (hebt auf) ihr Gottes Gebot (Gesetz, Willen) außer Kraft, um eure Überlieferung aufrechtzuerhalten (zur Geltung zu bringen). <br />
{{S|10}} Mose hat doch (ja) gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘,{{par|Exodus|20|12}}{{par|Deuteronomium|5|16}} und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht (schmäht, schlechtmacht, herabsetzt), muss sterben<br />
<ref>''muss sterben'' W. etwa „[dem] Tod sterben“ (Dativ+Imperativ 3. Sg.). Der Dativ soll hier den hebräischen [[Inf. abs.]] nachbilden und in der gleichen Weise die Verstärkung der Aussage bewirken (Siebenthal 2011, §189c). Er lässt sich nicht direkt übersetzen, höchstens mit der etwas staubigen Formulierung „des Todes sterben“ (LUT, ELB, MEN). Etwas freier, aber sinngemäß „muss mit dem Tod bestraft werden“ (NSS, EÜ, GNB, NGÜ).</ref>.‘{{par|Exodus|21|12}}{{par|Levitikus|20|9}}<br />
{{S|11}} ''Ihr'' jedoch sagt: ‚Wenn ein Mann (Mensch) zu [seinem] Vater oder [seiner] Mutter sagt: Alles von mir, was dich unterstützen (helfen, nützen) würde, [ist] Korban!‘<br />
<ref>''Korban'' Dabei handelt es sich um ein aus dem AT geläufiges hebräisches Wort ({{hebr}}קָרְבָּן{{hebr ende}}), ein ''terminus technicus'' für „Opfergabe“ (Guelich 1989, 368). Nach dem, was heute bekannt ist, war es nach der beschriebenen Sitte irgendwie möglich, das als Opfergabe Deklarierte am Ende selbst zu behalten. Offenbar war es nicht erforderlich, den Gegenstand direkt zu spenden. Das Gelübde wurde dann unter Verweis auf das Verbot im Gesetz, einen Schwur zu brechen, eingehalten (Num 30,2; Dtn 23,21-23; Lev 5,14-16). In der Praxis diente dieser Eid dann nur dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten. France erwähnt als Beispiel Grundbesitz, der auch nach der Korban-Weihe weiter im Besitz des Sohnes war, ohne dass der Vater ihn betreten durfte (France 2002, 286f.; Collins 2007, 351ff.).</ref>,<br />
das heißt ‚Opfergabe (Geschenk)‘,<ref>Anakoluth (z.B. Kleist 1937, S. 208). Jesus hat sich hier offenbar so in Rage geredet, dass er nicht einmal seinen begonnenen Satz zu Ende führt.</ref><br />
{{S|12}} dann erlaubt (lasst ihr zu, dass … nicht mehr; lasst)<br />
<ref>''erlaubt'' bzw. ''lasst zu, dass'' Der Satz lässt sich auf zwei Weisen übersetzen: (1) „Ihr lasst nicht zu, dass er...“ oder (2) „Ihr lasst zu, dass er nicht...“. Im ersten Fall wäre gemeint, dass die Pharisäer dem Mann nicht erlauben würden, sein Gelübde rückgängig zu machen, um doch noch seinen Eltern zu helfen (EÜ, NGÜ, LUT, ELB, MEN; die meisten Kommentare). Im zweiten Fall wäre gemeint, dass sie den Mann damit davonkommen lassen, nicht mehr für seine Eltern zu sorgen (BB, B/N, KAM, NL, ZÜR; Thüsing 2011). GN kombiniert beide Möglichkeiten: „dann braucht er für seine Eltern nichts mehr zu tun. Ja, ihr erlaubt es ihm dann nicht einmal mehr.“ Die gewählte Übersetzung scheint vom Griechischen her etwas wahrscheinlicher zu sein.</ref><br />
ihr ihm nicht mehr, etwas<br />
<ref>''nicht mehr, etwas'' W. „nicht mehr, nichts“, eine doppelte Verneinung, die den Effekt der Aussage (s. die vorige Fußnote) verstärkt.</ref><br />
[für seinen] Vater oder [seine] Mutter<br />
<ref>''[für seinen] Vater oder [seine] Mutter'' [[Instr. Dat.]] (2x).</ref><br />
tun.<br />
{{S|13}} So (indem) hebt (macht nichtig) ihr Gottes Wort (Aussage)<br />
<ref>''Gottes Wort'' steht nicht für die Heilige Schrift, wie man aus der beliebten christlichen Wendung schließen könnte. Im NT ist sie noch nicht üblich. Jesus bezieht sich also auf eine bestimmte Aussage der Schrift. Dabei dürfte es sich um das zuvor zitierte 5. Gebot und die andere Stelle handeln, aus denen hervorgeht, wie Vater und Mutter zu behandeln sind (France 2002, 288).</ref><br />
auf<br />
<ref>''so hebt ihr auf'' bzw. ''indem ihr aufhebt'' Modales [[Ptz. conj.]], hier als separater Hauptsatz mit so aufgelöst. Dieser Satz dient wohl als zusammenfassende Wiederholung der nun begründeten Behauptung (so, „damit“ o.ä.): „Dieses Beispiel zeigt, dass...“ (so die meisten Übersetzungen). Die Aussage könnte auch angeben, auf welche Weise die Pharisäer den Mann nichts mehr für seine Eltern tun lassen („indem“; so ELB).</ref><br />
durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben (überliefert) habt, und ihr tut viele vergleichbare (ähnliche) solche [Dinge] (vergleichbare solche [Dinge] tut ihr häufig).“ <br />
{{S|14}} Und (Dann) er rief die Menschenmenge wieder (noch einmal) zu sich und<br />
<ref>''er rief ... und'' [[Ptz. conj.]] Aor., temporal-modal, beigeordnet übersetzt.</ref><br />
sprach nun<br />
<ref>''sprach nun'' übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht, und zwar jetzt an die Menge gewandt. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 9 und 20.</ref><br />
zu ihnen: „Hört mir alle zu und versteht<br />
<ref>''und versteht'' Möglich wäre eine finale Übersetzung des zweiten Imperativs wie NGÜ: „damit ihr versteht, [was ich sage]“ Der Übersetzer hat das vielleicht als eine aus dem Semitischen entlehnte Formulierung verstanden. MEN übersetzt ebenso sinngemäß „und versucht zu verstehen“.</ref>! <br />
{{S|15}} Nichts, was (wenn, indem) von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, kann ihn verunreinigen (Es gibt nichts, was … hineingelangt, das … kann).<br />
<ref>''Nichts, was … hineingelangt'' [[Subst. Ptz.|Subst.]] oder [[umschreibendes Partizip]], hier als umschr. Ptz. verstanden (wie die meisten Übersetzungen). Als subst. Ptz. übersetzt und folglich als Relativsatz aufgelöst (vgl. LUT, ELB), würde der Satz lauten: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, das ihn verunreinigen kann.“ bzw. „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was...“ (für den zweiten Versteil s. die folgende Fußnote). Von der Syntax her ist es auch möglich, das Ptz. wie die meisten englischen Übersetzungen als [[Ptz. conj.]] zu übersetzen. Das temporal-konditionale (''wenn'') oder modale (''indem'') [[Ptz. conj.]] wäre als Nebensatz aufzulösen: „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was ihn verunreinigen kann, wenn (indem) es in ihn hineingelangt“ bzw. „Es gibt nichts, was …, wenn es von außen...“ (vgl. z.B. ESV, NASB, ähnlich wohl SLT). (Vgl. NSS.)</ref><br />
Es ist vielmehr, was aus dem Menschen herauskommt, das den Menschen verunreinigt<br />
<ref>''was herauskommt'' und ''das verunreinigt'' [[Subst. Ptz.]] (2x), als Relativsatz aufgelöst. Man könnte das zweite Partizip auch als [[umschreibendes Partizip]] übersetzen (dazu s. die vorige Fußnote): „Vielmehr verunreinigt den Menschen das, was aus dem Menschen herauskommt.“</ref>.<br />
{{S|16}} {{Sekundär}} Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)! {{Sekundär ende}}“<br />
<ref>'''Textkritik''': Dieser Vers fehlt in den frühesten bekannten Handschriften; genaueres im [[Kommentar:Markus 7|Kommentar]]</ref><br />
{{S|17}} Und als er ein Haus betrat, abseits der Menschenmenge, erkundigten sich seine Jünger bei ihm nach dem Gleichnis.<br />
{{S|18}} Und er sagte<br />
<ref>''sagte'' [[Historisches Präsens]].</ref><br />
zu ihnen: „Seid auch ihr so schwer von Begriff (unverständig)? Versteht (Merkt) ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen gelangt, ihn nicht verunreinigen kann,<br />
{{S|19}} weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in seinen Magen (Bauch), und [dann] in den Abtritt (Senkgrube, Latrine)<br />
<ref>''Abtritt (Senkgrube, Latrine)'' Dieser Begriff bezeichnet die Vorläufer heutiger Toiletten. Einige Übersetzungen gehen sehr delikat vor und glätten die Ausdrucksweise: „wird wieder ausgeschieden“ (EÜ, GNB, NGÜ), MEN, SLT „auf dem natürlichen Wege“. ELB „in den Abort“, LUT, ZÜR „in die Grube“.</ref><br />
ausgeschieden wird (hinausgelangt)?“ So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein.<br />
<ref>''So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein'' Alternativ „...ausgeschieden wird, was alle Speisen rein macht.“ Dieser abhängige Satz hat keinen offensichtlichen Bezug zum Kontext. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das modale [[Ptz. conj.]] auf λέγει „er sagte“ (V. 18) bezieht (so alle herangezogenen Ausleger und die meisten Übersetzungen). Es ist dann ein Kommentar des Evangelisten. Nach dem alternativen Verständnis handelt es sich um eine syntaktisch schwierige Ergänzung zu dem Vergleich des Essens, das den Körper durchläuft und so rein wird. Allerdings würde Jesus dann vom Neutrum Plural in den Nominativ Plural wechseln (France 2002, 291f.). Diese Deutung findet sich in der Interpunktion von NA28 sowie bei SLT und MEN. Diese Übersetzungen beziehen das Partizip offenbar attributiv auf „Abtritt“ und geben dieses Wort dann sehr frei wieder. MEN: „...und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?“</ref> <br />
{{S|20}} {und} Er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" />:<br />
„Was aus dem Menschen herauskommt,<br />
<ref>''Was … herauskommt'' [[Subst. Ptz.]], als Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
''das'' verunreinigt den Menschen.<br />
{{S|21}} Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die üblen Vorsätze (Gedanken, Absichten): sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten),<br />
<ref>''sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, V. 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger), Bosheiten'' Diese ersten sechs Begriffe stehen im Plural. Der Plural von abstrakten Begriffen bezeichnet im Griechischen oft deren konkrete Erscheinungsformen (BDR §142; ''ad loc.'' Grosvenor/Zerwick); sehr gut Dschulnigg 2007: „Hurereien, Diebereien, Morde, Ehebrüche, Habgierigkeiten, Schlechtigkeiten...“ Auf diese Weise folgen hier in Vv. 21f aufeinander sechs konkrete Ausprägungen der Schlechtigkeit und sechs „moralische Defekte“ (vgl. Cranfield 1959, S. 241).</ref><br />
Diebstähle, Morde,<br />
{{S|22}} Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)<br />
<ref>''Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)'' „Habgier/Gier“ oder neutraler „Begehren“ oder „Ehrgeiz“ ist die normale Bedeutung dieses Worts. Im Markusevangelium bezeichnet es vielleicht gerade (negativ konnotierten) Ehrgeiz, also Machthunger (Collins 2007, 358f.).</ref>,<br />
Bosheiten, Arglist (Hinterlist), Zügellosigkeit (Ausschweifung), ein böses Auge<br />
<ref>''ein böses Auge'' Oder „ein schlimmes (d.h. erkranktes) Auge“ (Collins 2007, 361). Meist: Neid, neidische Blicke, Missgunst (LN 88.165); alternativ Geiz (LN 57.108). Collins glaubt, aus Mk 15,10 könne man schließen, dass die erste Deutung im Blick ist (Collins 2007, 361). Dem wird man sich anschließen müssen; das „böse Auge“ i.S.v. „Missgunst“ ist im Rabbinischen ein häufiges Idiom (Stellen: [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n28/mode/1up B/S S. 14]</ref>,<br />
Verleumdung (Gotteslästerung, Beleidigung), Überheblichkeit [und] Unvernunft –<br />
{{S|23}} all diese bösen (schlechten) [Auswüchse] (All dieses Böse) kommen von innen her und verunreinigen den Menschen.“ <br />
{{S|24}} Und von dort brach (stand) er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus<br />
<ref>''Tyrus'' war ein Stadtstaat, der im Norden an Galiläa angrenzte. Die Bewohner der Region waren Nichtjuden. Ein zeitgenössischer jüdischer Autor beschreibt sie sinngemäß als „unsere Intimfeinde“ (France 2002, 297).</ref>.<br />
Und er begab sich in ein Haus und<br />
<ref>''brach er auf und'' sowie ''er begab sich … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
wollte, dass niemand [davon] erfuhr, und er schaffte es nicht, [seine Anwesenheit] verborgen zu halten. <br />
{{S|25}} Stattdessen kam gleich, als sie von ihm hörte, eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem unreinen Geist besessen war<br />
<ref>''von einem unreinen Geist besessen war'' W. „einen unreinen Geist hatte“</ref>,<br />
und<br />
<ref>''kam … und'' [[Ptz. conj.]], temporal, beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
warf sich vor seine Füße.<br />
{{S|26}} {aber} – Die Frau war Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin.<br />
<ref>''Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin'' Im Griechischen steht zwar ''Griechin'', aber das ist hier gemeint als Abgrenzung von den Juden (vgl. Guelich 1989, 385). Das zeigt auch die weitere Einordnung in die Gegend Syrophönizien. Das war damals die Bezeichnung für Südsyrien (Collins 2007, 366) und meint hier „einheimisch“ (Gnilka 1989, S. 291f; Theißen 1990, S. 130). ''Der Herkunft [nach]'': [[Dat. respectus]].</ref> –<br />
Und sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)<br />
<ref>''sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)'' Das Verb steht im [[Imperfekt]] und wird deshalb hier entweder durativ („bat ihn fortwährend“; d.h. „hartnäckig“) oder iterativ („bat ihn immer wieder“) verwendet. Es steht häufig bei (zunächst) erfolglosen Bitten oder Forderungen (Siebenthal 2001, §195g). Etwas freier könnte man die Funktion des Imperfekts auch mit „sie ließ nicht locker“ oder „sie drängte auf ihn ein“ ausdrücken.</ref><br />
darum, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{S|27}} Aber (Und) er sagte zu ihr: „Lass zunächst die Kinder satt werden, denn es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“<br />
{{S|28}} Doch sie entgegnete {und sagte zu ihm}: „Ja, Herr (Herr), auch die Hunde unter dem Tisch fressen die Krümel<br />
<ref>''die Krümel'' W. „von den Krümeln“, eine Präpositionalphrase, die den [[partitiver Genitiv|partitiven Genitiv]] ersetzt (NSS).</ref><br />
(Reste) der Kinder.“ <br />
{{S|29}} Und er sagte zu ihr: „Weil du das gesagt hast<br />
<ref>''Weil du das gesagt hast'' W. „Aufgrund dieses Wortes/dieser Äußerung bzw. Antwort“</ref>,<br />
geh<br />
<ref>''geh'' D.h. „Du kannst gehen“ (NGÜ) oder „Geh nach Hause“ (EÜ, GNB). Vgl. 10,52. </ref>!<br />
Der Dämon hat deine Tochter verlassen.“<br />
{{S|30}} Und sie ging zurück in ihr Haus und<br />
<ref>''ging zurück … und'' W. „ging weg“. [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
stellte fest, dass das Kind im Bett lag und der Dämon weg (ausgefahren) war.<br />
{{S|31}} Und (Später) er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und<br />
<ref>''reiste … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
reiste (kam) durch Sidon ans Meer (See) von Galiläa, mitten durch (in) das Gebiet der Dekapolis (Zehnstädtegebiet)<br />
<ref>Die beschriebene Route ist sehr merkwürdig. Blickt man einmal auf [http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm diese Karte], reist Jesus von Tyrus („Tyre“; sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) ''über'' Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth („Sea of Galilee“); ein gewaltiger Umweg also. Noch dazu liegt laut dem Text entweder (1) der See Gennesaret „mitten im“ Gebiet der [[Dekapolis]] (Zentrum der Karte) - was geographisch falsch wäre - oder Jesus zieht (2) „mitten durch das Gebiet der Dekapolis“ an den See, macht also einen noch gewaltigeren Umweg. Am wahrscheinlichsten ist daher (3), dass Markus mit „Gebiet der Dekapolis“ vage auf die (überwiegend heidnische) Ostseite des Sees Bezug nimmt und daher Jesus also „an den See Gennesaret, mitten in das Gebiet der Dekapolis“ ziehen lässt, also „an die Ostseite des Sees Gennesaret“ (Reuber 2007, S. 112; Schenke 2005, S. 190 u.a.). Die Route bleibt dennoch merkwürdig; es ist häufig vorgeschlagen worden, dass dies ein Indiz für Markus' mangelhafte Ortskenntnis sei. Der Grundgedanke könnte aber eher theologischer als geografischer Natur sein: In diesen Angaben soll hervorgehoben werden, dass Jesus sich nicht nur von sich aus an die Heidenchristen wendet, sondern diese ihm auch entgegenkommen und seine frohe Botschaft mit Begeisterung aufnehmen.</ref>. <br />
{{S|32}} Und [die Leute] brachten einen Gehörlosen und mühsam Sprechenden (Stummen und Lallenden, Taubstummen)<br />
<ref>Der Mann war wohl gehörlos geboren. Für Menschen mit dieser Behinderung war es kaum möglich, normal sprechen zu lernen. Das Wort ''mogilallos' (μογιλάλος) „mühsam sprechend, sprachgestört, lallend, stumm“ ist sehr selten. Da der Mann nach der Heilung in V. 35 „richtig zu sprechen“ beginnt, heißt es hier „sprachgestört“. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur noch in Jes 35,6 LXX vor. Diese Prophezeiung wird auch in V. 37 wieder in den Blick kommen. Markus spielt mit diesem Heilungsbericht also darauf an, dass diese Prophetie mit Jesus in Erfüllung gehen könnte (vgl. Guelich 1989, 394; Collins 2007, 370).<br />
Vgl. zu diesem Begriff auch die [[Diskussion:Markus_7,31-37_in_Leichter_Sprache|Diskussion bezüglich der Übersetzung in Leichte Sprache]], die sich mit den Hinweisen aus Disability Studies auseinandersetzt.</ref><br />
zu ihm und baten (forderten auf) ihn, ihm die Hand aufzulegen<br />
<ref>''ihm die Hand aufzulegen'' bedeutet offenbar, ihn dadurch zu heilen (Collins 2007, 370).</ref>.{{par|Jesaja|35|6}}{{par|Markus|8|22}}<br />
{{S|33}} Und er nahm ihn beiseite, abseits der Menschenmenge, [wo sie] unter sich [waren], und steckte ihm seine Finger in die Ohren. Dann (und) spuckte er und<br />
<ref>''nahm beiseite … und'' sowie ''spuckte er und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst. Markus überliefert nicht, wozu Jesus spuckte. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike aber sehr weit verbreitet (einige schöne Beispiele aus der arabischen Welt gibt [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/983094 Reinfried 1915, S. 39.60]. Für die römische Welt vgl. [http://www.poetryintranslation.com/PITBR/Latin/Suetonius8.htm#_Toc276122321 Sueton, Vesp. VII] und [http://en.wikisource.org/wiki/The_Histories_(Tacitus)/Book_4#81 Tacitus, Hist. IV,81]; für das NT vergleiche [[Markus 8#s22 |Mk 8,22-26]] und [[Johannes 9#s1 |Joh 9,1-7]]). In Israel war der Brauch verbreitet, dass man, wenn man eine Wunde heilen wollte, zuerst (a) eine Schriftstelle oder einen Zauberspruch rezitierte, manchmal zusätzlich (b) den Gottesnamen aussprach und dann (c) direkt auf den kranken Körperteil ausspie (s. [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n29/mode/1up B/S S. 15-17]). Hier liegt wohl eine Variante dieses Brauchs vor: Jesus speit sich (c) auf den Finger, berührt damit den kranken Körperteil, blickt dann zum Himmel (Gnilka 1978, S. 297: „Der Aufblick zum Himmel [...] ist in einer Wundergeschichte stilgemäßer Ausdruck für das Einholen von übermenschlicher Kraft, ebenso das Seufzen des Thaumaturgen.“; ebenso Pesch 1976; vgl. auch Marcus 2008) und (a) rezitiert dann noch einen Spruch (Theißen 1990, S. 252: „Machtwort“).<br /><br />
Das Ptz. conj. hat dann modale Sinnrichtung (NSS).</ref><br />
berührte seine Zunge.{{par|Markus|8|23}}<br />
{{S|34}} Schließlich (und) blickte er zum Himmel auf und<br />
<ref>''blickte er ... auf und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
seufzte (stöhnte), dann (und) sagte er zu ihm: „Effata!“<br />
<ref>''„Effata!“'' Das ist wahrscheinlich eine nicht 100% genau überlieferte aramäische Form (France 2002, 304; Guelich 1989, 395f.).</ref>,<br />
das heißt: „Öffne dich!“<br />
{{S|35}} Und sofort öffneten sich seine Ohren (Hörgänge), und die Hemmung (Fessel)<br />
<ref>''Hemmung'' W. „Fessel“ (so die meisten Übersetzungen), MEN: „Gebundenheit“. Es handelt sich um eine übertragene Bedeutungserweiterung von „Fessel“, die hier die Einschränkung der Sprachfertigkeit bezeichnet (LN 23.156).</ref><br />
seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen<br />
<ref>''konnte richtig sprechen'' ([[Imperfekt]]) Das Verb bezeichnet hier die Fähigkeit, sprechen zu können (BA λαλέω, 2aα; NSS).</ref>.{{par|Markus|8|25}}<br />
{{S|36}} Und er schärfte [den Leuten] ein (ordnete an, verbot), mit niemandem zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen einschärfte (verbot, darauf bestand), desto mehr machten (predigten, verkündeten) sie [es] bekannt.<br />
{{S|37}} Und sie waren zutiefst (maßlos) erstaunt (überwältigt, beeindruckt) und sagten<br />
<ref>''und sagten'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref>:<br />
„Er hat alles gut gemacht, und er befähigt (macht, [dass]) die Gehörlosen (Tauben) zu hören und die Stummen (Nicht-Sprechenden) zu sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olafhttps://offene-bibel.de/mediawiki/index.php?title=Markus_7&diff=32352Markus 72021-10-10T09:39:38Z<p>Olaf: </p>
<hr />
<div>{{Zuverlässige Studienfassung}}<br />
{{Ungeprüfte Lesefassung}}<br />
<br />
{{Lesefassung}} <br />
<br />
((Gottes Gebot und die Traditionen der Pharisäer))<br />
<br />
{{L|1}} Eines Tages kamen die Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus.<br />
{{L|2}} Als sie sahen, dass einige der Jünger mit unreinen Händen aßen<br />
{{L|3}}(mit „unrein“ meinten sie „ungewaschen“, die Pharisäer - und Juden im Allgemeinen - halten sich nämlich an die „Tradition der Alten“<ref>Markus verwendet dieses „Tradition der Alten“ hier vermutlich sarkastisch: Die entsprechende Tradition ist das erste Mal etwa 100 n. Chr. schriftlich erwähnt und es ist umstritten, ob sie überhaupt schon zur Zeit Jesu existierte.</ref> und essen erst dann, wenn sie sich sorgfältig die Hände gewaschen haben.<br />
{{L|4}} Wenn sie zuvor auf dem Markt<ref>wo man sich leicht kultisch verunreinigen kann</ref> waren, baden sie sogar erst noch, bevor sie essen. Und noch viele weitere „alte Traditionen“ gibt es, an die sie sich halten, zum Beispiel das Abspülen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen und das Säubern von Sitzpolstern),<br />
{{L|5}} als die besagten Pharisäer und Schriftgelehrten das also sahen, fragten sie ihn: „Warum halten deine Jünger sich nicht an die Traditionen der Alten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?“<br /><br />
{{L|6}} „Ihr Heuchler!“, rief Jesus. „Wie recht hatte doch Jesaja, als er über euch prophezeite:<br />
<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt Gott nur mit Worten,<br />
aber nicht mit seinem Herzen!<br />
{{L|7}} Ihre Verehrung ist wertlos,<br />
weil sie menschliche Gebote als göttliches Gesetz hinstellen!‘</poem><br />
<br />
{{L|8}} Ihr ignoriert Gottes Gebote, aber menschliche „Traditionen“ beachtet ihr!<br />
{{L|9}} Das ist ganz toll, wie ihr Gottes Gesetze außer Kraft setzt, um eure „Traditionen“ zu bewahren.<br />
{{L|10}} Zum Beispiel hat Mose gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘ und ‚Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, muss sterben‘.<br />
{{L|11}} Ihr dagegen behauptet: ‚Wenn ein Mensch zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: ‚All das, womit ich euch eigentlich unterstützen müsste, ist ''qorban''<br />
<ref>Erklärte jemand etwas als ''qorban'' („Opfer“), machte er damit dieses Ding „heilig“ und andere konnten so nicht mehr darüber verfügen (der Opfernde selbst jedoch schon). In der Praxis diente dieses „für-''qorban''-Erklären“ bald nur noch dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten; eher als an „Opfergaben“ sollte man deshalb dabei wohl an den Ausspruch „Bevor du das bekommst, opfere ich das im Tempel!“ denken, den die Pharisäer dann als trotz allem gültig und geltend werteten und so unterbunden, dass das so „Geopferte“ doch anderen zur Verfügung gestellt werden konnte.<br /><br />
Die ''qorban''-Regelung ist kein biblisches Gebot, sondern wurde erst von den Schriftgelehrten geschaffen (Gnilka 1978) und ist damit ein gutes Beispiel für diese sogenannten „Traditionen der Alten“, die die Schriftgelehrten über das göttliche Gebot stellen.</ref> <br />
- das heißt, ein Opfer für Gott!‘‘...<br />
{{L|12}} - und dann seid ''ihr'' es, die ihn damit davon abhalten, etwas für seine Eltern zu tun!<br />
{{L|13}} Auf diese und viele ähnliche Weisen setzt ihr immer wieder Gottes Gebote zugunsten eurer - von euch tradierten! - „Traditionen“ außer Kraft!“<br />
<br />
((Was wirklich unrein ist))<br />
{{L|14}} Eines Tages rief Jesus wieder einmal eine Volksmenge zu sich und sagte: „Hört mir alle gut zu, damit ihr versteht, was ich sage:<br />
{{L|15/16}} Nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, kann ihn unrein machen, sondern ausschließlich das, was aus ihm herauskommt.“<br /><br />
{{L|17}} Als sich Jesus dann von der Volksmenge in ein Haus zurückgezogen hatte, fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieser Aussage.<br />
{{L|18}} „Dann habt also nicht mal ihr begriffen?“, fragte Jesus. „Versteht ihr denn nicht, dass nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, ihn unrein machen kann? -<br />
{{L|19}} Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen des Menschen, und auf dem Abtritt kommt es dann wieder heraus.“ Damit erkläre Jesus alle Speisen für rein.<br /><br />
{{L|20}} „Ja“, fuhr er fort: „Nur dasjenige, was aus dem Menschen herauskommt, macht ihn unrein,<br />
{{L|21}} denn von Innen - aus dem Herzen - kommen die bösen Gedanken heraus und damit auch: Hurereien, Diebereien, Mordtaten,<br />
{{L|22}} Ehebrüche, Machtsüchteleien, Bosheiten; außerdem Arglist, Maßlosigkeit, Neid, Gotteslästerei, Überheblichkeit und Torheit.<br />
{{L|23}} All dieses Böse kommt von Innen heraus und macht den Menschen unrein.“<br />
<br />
((Die hartnäckige Mutter aus Tyrus))<br />
{{L|24}} Jesus verließ Galiläa und begab sich in das nicht-jüdische Gebiet von Tyrus. Dort zog er sich in ein Haus zurück, damit niemand davon erführe, dass er hier sei. Doch es gelang ihm nicht, seine Anwesenheit verborgen zu halten:<br />
{{L|25/26}} Sogleich erfuhr es eine einheimische Frau, deren Tochter von einem bösen Geist besessen war. Sie ging zu ihm, warf sich ihm zu Füßen nieder und bat ihn darum, den Geist bei ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{L|27}} Jesus aber entgegnete: „Zunächst müssen die Kinder satt werden. Es wäre falsch, den Kindern ihr Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“<br />
{{L|28}} „Ja, mein Herr, das wäre falsch“, stimmte sie ihm zu, „und dennoch fressen die Hunde unter dem Tisch ihre Brotkrumen.“<br />
{{L|29}} Da sagte Jesus: „Um dieser Rede willen geh! - Der Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.“<br />
{{L|30}} Und tatsächlich: Als die nicht-jüdische Frau nach Hause kam, lag das Kind im Bett und der Geist war ausgefahren.<br />
<br />
((Jesus heilt Hören und Sprechen))<br />
{{L|31}} Von Tyrus aus zog Jesus weiter durch nicht-jüdisches Gebiet: Zunächst nach Sidon, dann an die Ostseite des Sees Gennesaret.<ref>Jesus reist laut Markus von Tyrus (sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) über Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth — das ist ein gewaltiger Umweg ([http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm siehe Karte]).</ref><br />
{{L|32}} Dort brachte man einen Menschen zu ihm, der gehörlos war und nur mit Mühe sprechen konnte. Man bat ihn, ihm die Hand aufzulegen.<br />
{{L|33}} Da zog er ihn von der Menschenmenge fort, um mit ihm allein zu sein. Er steckte ihm seine Finger in die Ohren, spuckte sich auf die Hand und berührte damit die Zunge des Mannes.<br />
{{L|34}} Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte tief und sprach: „Effata“ - das heißt: „Öffne dich!“<ref>Die hier beschriebene Heilung enthält einige Elemente altisraelischen Brauchtums. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike weit verbreitet. Auch der Blick zum Himmel und das Seufzen ist typisch für derartige Heilungsgeschichten; es ist dort Ausdruck des Einholens übermenschlicher Kraft des Wundertäters. Eine Heilung mittels Speichel ist außerdem im Alten Israel meist (wie hier) verbunden mit der Rezitation eines Zauberspruchs.<br /><br />
Bei Jesus ist der Blick zum Himmel jedoch stets Ausdruck des Gebets; auch dem „Zauberwort“ wird durch die direkt nachfolgende Übersetzung der Charakter des Geheimnisvollen und Zauberischen genommen und das Zauberwort so zum „Machtwort“ gewandelt: Der israelische Aberglaube wird transformiert zum Ausdruck der engen Verbindung Jesu mit Gott und der Vollmacht Jesu, der nur ein Wort nötig hat, um dem Taubstummen Ohren und Mund zu öffnen: „Effata“, „Öffne dich“.</ref> {{L|35}} Sofort öffneten sich da seine Ohren; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen.<br /><br />
{{L|36}} Jesus verbot den Anwesenden, jemandem davon zu erzählen. Aber je mehr er darauf bestand, desto mehr machten sie es bekannt,<br />
{{L|37}} weil sie vor Staunen ganz außer sich waren. „Wie gut ist alles, was er gemacht hat!“, riefen sie, „Er lässt sogar die Gehörlosen hören und die Stummen sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Studienfassung}}<br />
<br />
{{S|1}} Und die Pharisäer und einige der Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren,<br />
<ref>''die ... gekommen waren'' [[attr. Ptz.]] Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
versammelten sich bei ihm.<br />
{{S|2}} Und weil (als) sie gesehen hatten (sahen),<br />
<ref>''weil (als) sie gesehen hatten (sahen)'' Kausales oder temporales [[Ptz. conj.]].</ref><br />
dass manche von seinen Jüngern [mit] unreinen, das heißt: [mit] ungewaschenen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen ... [mit] ungewaschenen, Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref><br />
die Brote (ihr Essen) aßen<br />
<ref>''die Brote aßen'' Eine ungewöhnliche Formulierung. „Brot“ kann ''pars pro toto'' für Nahrung oder eine Mahlzeit stehen. Die zu erwartende Phrase wäre aber „Brot essen“. Vielleicht hat Markus so formuliert, um noch einmal das Wunder der Brotvermehrung (Kap. 6) in Erinnerung zu rufen (bei dem Brot könnte es sich um die Überbleibsel handeln), doch das ist unsicher (dafür: Guelich 1989, 363; dagegen: France 2002, 281).</ref> –<br />
<ref>Der Satz endet nach Meinung der meisten Ausleger und der Zeichensetzung der kritischen Editionen unvollendet (Anakoluth), um der Erklärung des pharisäischen Brauchs Platz zu machen. Unklar ist, ob er in V. 5 fortgesetzt wird oder ob V. 5 neu einsetzt (Guelich 1989, 360; vgl. Collins 2007, 344 Fn 35). France bemerkt allerdings, man könne den Satzbau auch erklären, indem man V. 2 nicht als Umstandsangabe für die Anfrage der Pharisäer V. 5, sondern für ihr Zusammenkommen in V. 1 versteht (ders. 2002, 279f.). Das Partizip ''weil/als sie gesehen hatten'' gibt dann kausal oder temporal an, warum die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus ansprachen. Das passt zwar inhaltlich, aber für die verbreitetere Interpretation spricht, dass man die Stelle offenbar schon lange als Anakoluth verstanden hat. Varianten in der Überlieferung des Textes zeigen, dass man zum Teil versuchte, den Satzbau etwas einfacher zu formulieren. Zudem stehen Partizipien mit kausaler Sinnrichtung häufiger vor der Aussage, die sie begründen, als danach.</ref><br />
{{S|3}} die Pharisäer und die Juden überhaupt (alle) essen nämlich nicht, wenn sie sich nicht sorgfältig (mit einer Handvoll Wasser, in der vorgeschriebenen Weise; mit der Faust)<br />
<ref>''sorgfältig'' Gr. πυγμῇ W. „[mit] der Faust“ [[Instr. Dativ]]. Diese Wendung ist nur hier bekannt und ihre Bedeutung unklar. Es gibt folgende Vorschläge, was das Wort bezeichnet: 1. die Art des Waschens, nämlich der Faust in der hohlen Hand, 2. das Waschen bis zum Ellbogen (so Collins 2007, 349) bzw. zum Handgelenk, 3. die meisten Übersetzungen folgen LUT mit der Übersetzung „[mit] einer Handvoll Wasser“ (so z.B. Cranfield 1959, S. 233). 4. MEN „gründlich“, ELB „sorgfältig“. 5. bedeutungsagnostisch „in der vorgeschriebenen Weise“ (NSS) oder „zeremoniell“ (France). France empfiehlt, das Wort sinngemäß mit „sorgfältig“ oder „zeremoniell“ zu übersetzen (ders. 2002, 282; in dieselbe Richtung geht NSS). Weil es sich um einen Singular handelt, ist eine pluralspezifische Übersetzung wie Guelichs „with cupped hands“ (ders. 1989, 364f.) weniger wahrscheinlich. Auch Hengels Theorie eines aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „Handvoll“ ist unwahrscheinlich, weil es im Griechischen ein Wort dafür gab (ebd.; so aber auch Dschulnigg 2007; Gnilka 1978). NGÜ lässt das Wort gleich ganz aus dem Fließtext und erwähnt seine unbekannte Bedeutung in einer Fußnote.</ref><br />
die Hände gewaschen haben, um (Damit, weil) an der Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)<ref>''Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)'' Dabei handelt es sich um Bräuche und Regeln, die sich auf der Grundlage des Gesetzes ausgebildet hatten und irgendwann als Norm galten, ohne vom Gesetz direkt vorgeschrieben zu sein. Lange ging man davon aus, dass es sich beim Händewaschen um eine rein pharisäische Lehre handelte, inzwischen weiß man aber, dass die meisten Juden diesem Brauch tatsächlich folgten (Collins 2007, 345f.; vgl. France 2002, 280ff.). </ref> festzuhalten,<br />
<ref>''um (Damit, weil) … festzuhalten'' [[Ptz. conj.]], als Nebensatz aufgelöst. Man kann diese Angabe (mit ''um'') final verstehen (vgl. ZÜR) oder sie als getrennten Satz modal übersetzen: „Damit halten sie an der Überlieferung der Ältesten fest.“ (vgl. NGÜ) Auch eine kausale Deutung ist möglich (NSS, MEN).</ref><br />
{{S|4}} und [nach der Rückkehr] vom Markt<br />
<ref>''nach der Rückkehr vom Markt'' W. „vom Markt“, ein griechisches Idiom. Möglich wäre vielleicht auch „essen nichts, was vom Markt kommt, ohne es gewaschen zu haben“ (NSS).</ref><br />
essen sie nicht, bis (wenn) sie nicht gebadet (einer Reinigung unterzogen, gewaschen) haben; und es gibt viele andere [Regeln], die sie zu halten übernommen haben, [zum Beispiel] das Abspülen von Bechern, {und} Krügen und Kupfergefäßen und Sitzpolstern (Betten)<br />
<ref>''und Sitzpolstern (Betten)'' Dabei handelt es sich um jedes Möbelstück, das als Bett oder Liege auch als Sitzgelegenheit zum Essen diente. Das waren bei ärmeren Leuten oft einfache Matten oder Teppiche, bei Reicheren auch Möbelstücke mit Beinen, wie man sie heute als Betten und Sofas kennt. Nach Lev 15 waren auch unrein gewordene Betten zu waschen (Collins 2007, 349; LN 6.106). Die Übersetzung „Sitzpolster“ folgt GNB, NGÜ.</ref> –<br />
{{S|5}} da (und)<br />
<ref>''da (und)'' Nach der Parenthese in Vv. 3f nimmt Markus den Satz wieder auf, tut es aber „auf eine Weise, als hätte er vergessen, dass er schon vor der Parenthese einen Satz begonnen hatte und setzt also ein mit καὶ, das hier eigentlich gar nicht nötig wäre.“ (Cranfield 1959, S. 234f). In den selben Phänomenkomplex gehört wohl, dass auch die Wendung „Parisäer und Schriftgelehrte“, mit der der Satz einsetzte, hier extra noch mal gesetzt wird.</ref> <br />
erkundigten (fragten) die Pharisäer und die Schriftgelehrten sich bei ihm: „Weshalb leben (folgen) deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot (Essen) [mit] unreinen Händen<br />
<ref>''[mit] unreinen Händen'' [[Instr. Dativ]].</ref>?“ <br />
{{S|6}} Aber er sagte zu ihnen: „Richtig (Treffend, Zurecht) hat Jesaja über euch Heuchler (Scheinheilige) geweissagt, wie geschrieben steht:<br />
<poem>‚Dieses Volk ehrt mich [mit] den Lippen,<ref>''[mit] den Lippen'' [[Instr. Dativ]].</ref> <br />
aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.<br />
{{S|7}} Und sie beten (verehren) mich vergeblich an,<br />
weil sie [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren<ref>''weil sie … lehren'' [[Ptz. conj.]], als kausaler Nebensatz aufgelöst. ''[als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren'' Im gr. AT steht etwas anders „weil sie Gebote von Menschen und Lehren lehren“. Jesus spitzt das rhetorisch auf den Vorwurf zu, die Vorstellungen von Menschen (nämlich die erwähnte „Überlieferung der Ältesten“) als verbindliche Gebote festzuschreiben – ohne dabei allerdings etwas am Sinn zu ändern. Im Kern geht es bei Jesaja um oberflächliche Religion, die überkommenen Bräuchen und Traditionen folgt, anstatt Gott mit dem Herzen (d.h. aus Überzeugung) zu ehren, wie es der Fall wäre, wenn die Bräuche nicht zur missbräuchlichen Umgehung der Gebote führen würden (vgl. France 2002, 284).</ref>.‘{{par|Jesaja|29|13}}{{par|Kolosser|2|22}}</poem><br />
{{S|8}} Während ihr Gottes Willen (Gesetz, Gebot)<br />
<ref>''Gottes Willen (Gesetz, Gebot)'', W. „das Gebot Gottes“, bezeichnet in diesem Kontext das, was von Gott geboten (und nicht von Menschen vorgeschrieben) wurde (Guelich 1989, 367). Dass Jesaja von Verehrung mit dem Herzen spricht, weist darauf hin, dass er (und auch Jesus mit seinem Zitat) von Gottes Geboten gerade das „Hauptgebot“ aus [[Deuteronomium 6#s4|Dtn 6,4-6]] im Blick haben. Israel sollte danach „JHWH, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Sein und deiner ganzen Kraft lieben“ und Gottes Gebote im Herzen bewahren (Pesch 1976, 373).</ref><br />
außer Acht lasst,<br />
<ref>''Während ihr … außer Acht lasst (preisgebt, verlasst, ablehnt)'' Modales [[Ptz. conj.]], als Nebensatz mit „während“ und „[stattdessen (gleichzeitig)]“ aufgelöst. Das Verb kann in diesem Kontext verschiedenes bedeuten: „außer Acht lassen“ (NSS, NGÜ, MEN, ZÜR), „verlassen“ (LUT), „preisgeben“ (ELB, EÜ), oder sogar „ablehnen“ (LN 31.63). GNB etwas freier, aber treffend „zur Seite schieben“. Es geht hier wenige um eine absichtliche Missachtung als um eine bewusste Ablehnung oder Umdeutung der Gebote (V. 9 und 13; France 2002, 285).</ref><br />
haltet ihr euch [stattdessen (gleichzeitig)] an die Überlieferung der Menschen!“<br />
{{S|9}} Und er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" >''er fuhr fort'' (V. 9 und 20) übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 14.</ref><br />
{zu ihnen}: „Geschickt (meisterhaft, trefflich) setzt (hebt auf) ihr Gottes Gebot (Gesetz, Willen) außer Kraft, um eure Überlieferung aufrechtzuerhalten (zur Geltung zu bringen). <br />
{{S|10}} Mose hat doch (ja) gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘,{{par|Exodus|20|12}}{{par|Deuteronomium|5|16}} und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht (schmäht, schlechtmacht, herabsetzt), muss sterben<br />
<ref>''muss sterben'' W. etwa „[dem] Tod sterben“ (Dativ+Imperativ 3. Sg.). Der Dativ soll hier den hebräischen [[Inf. abs.]] nachbilden und in der gleichen Weise die Verstärkung der Aussage bewirken (Siebenthal 2011, §189c). Er lässt sich nicht direkt übersetzen, höchstens mit der etwas staubigen Formulierung „des Todes sterben“ (LUT, ELB, MEN). Etwas freier, aber sinngemäß „muss mit dem Tod bestraft werden“ (NSS, EÜ, GNB, NGÜ).</ref>.‘{{par|Exodus|21|12}}{{par|Levitikus|20|9}}<br />
{{S|11}} ''Ihr'' jedoch sagt: ‚Wenn ein Mann (Mensch) zu [seinem] Vater oder [seiner] Mutter sagt: Alles von mir, was dich unterstützen (helfen, nützen) würde, [ist] Korban!‘<br />
<ref>''Korban'' Dabei handelt es sich um ein aus dem AT geläufiges hebräisches Wort ({{hebr}}קָרְבָּן{{hebr ende}}), ein ''terminus technicus'' für „Opfergabe“ (Guelich 1989, 368). Nach dem, was heute bekannt ist, war es nach der beschriebenen Sitte irgendwie möglich, das als Opfergabe Deklarierte am Ende selbst zu behalten. Offenbar war es nicht erforderlich, den Gegenstand direkt zu spenden. Das Gelübde wurde dann unter Verweis auf das Verbot im Gesetz, einen Schwur zu brechen, eingehalten (Num 30,2; Dtn 23,21-23; Lev 5,14-16). In der Praxis diente dieser Eid dann nur dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten. France erwähnt als Beispiel Grundbesitz, der auch nach der Korban-Weihe weiter im Besitz des Sohnes war, ohne dass der Vater ihn betreten durfte (France 2002, 286f.; Collins 2007, 351ff.).</ref>,<br />
das heißt ‚Opfergabe (Geschenk)‘,<ref>Anakoluth (z.B. Kleist 1937, S. 208). Jesus hat sich hier offenbar so in Rage geredet, dass er nicht einmal seinen begonnenen Satz zu Ende führt.</ref><br />
{{S|12}} dann erlaubt (lasst ihr zu, dass … nicht mehr; lasst)<br />
<ref>''erlaubt'' bzw. ''lasst zu, dass'' Der Satz lässt sich auf zwei Weisen übersetzen: (1) „Ihr lasst nicht zu, dass er...“ oder (2) „Ihr lasst zu, dass er nicht...“. Im ersten Fall wäre gemeint, dass die Pharisäer dem Mann nicht erlauben würden, sein Gelübde rückgängig zu machen, um doch noch seinen Eltern zu helfen (EÜ, NGÜ, LUT, ELB, MEN; die meisten Kommentare). Im zweiten Fall wäre gemeint, dass sie den Mann damit davonkommen lassen, nicht mehr für seine Eltern zu sorgen (BB, B/N, KAM, NL, ZÜR; Thüsing 2011). GN kombiniert beide Möglichkeiten: „dann braucht er für seine Eltern nichts mehr zu tun. Ja, ihr erlaubt es ihm dann nicht einmal mehr.“ Die gewählte Übersetzung scheint vom Griechischen her etwas wahrscheinlicher zu sein.</ref><br />
ihr ihm nicht mehr, etwas<br />
<ref>''nicht mehr, etwas'' W. „nicht mehr, nichts“, eine doppelte Verneinung, die den Effekt der Aussage (s. die vorige Fußnote) verstärkt.</ref><br />
[für seinen] Vater oder [seine] Mutter<br />
<ref>''[für seinen] Vater oder [seine] Mutter'' [[Instr. Dat.]] (2x).</ref><br />
tun.<br />
{{S|13}} So (indem) hebt (macht nichtig) ihr Gottes Wort (Aussage)<br />
<ref>''Gottes Wort'' steht nicht für die Heilige Schrift, wie man aus der beliebten christlichen Wendung schließen könnte. Im NT ist sie noch nicht üblich. Jesus bezieht sich also auf eine bestimmte Aussage der Schrift. Dabei dürfte es sich um das zuvor zitierte 5. Gebot und die andere Stelle handeln, aus denen hervorgeht, wie Vater und Mutter zu behandeln sind (France 2002, 288).</ref><br />
auf<br />
<ref>''so hebt ihr auf'' bzw. ''indem ihr aufhebt'' Modales [[Ptz. conj.]], hier als separater Hauptsatz mit so aufgelöst. Dieser Satz dient wohl als zusammenfassende Wiederholung der nun begründeten Behauptung (so, „damit“ o.ä.): „Dieses Beispiel zeigt, dass...“ (so die meisten Übersetzungen). Die Aussage könnte auch angeben, auf welche Weise die Pharisäer den Mann nichts mehr für seine Eltern tun lassen („indem“; so ELB).</ref><br />
durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben (überliefert) habt, und ihr tut viele vergleichbare (ähnliche) solche [Dinge] (vergleichbare solche [Dinge] tut ihr häufig).“ <br />
{{S|14}} Und (Dann) er rief die Menschenmenge wieder (noch einmal) zu sich und<br />
<ref>''er rief ... und'' [[Ptz. conj.]] Aor., temporal-modal, beigeordnet übersetzt.</ref><br />
sprach nun<br />
<ref>''sprach nun'' übersetzt das [[Imperfekt]] ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht, und zwar jetzt an die Menge gewandt. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 9 und 20.</ref><br />
zu ihnen: „Hört mir alle zu und versteht<br />
<ref>''und versteht'' Möglich wäre eine finale Übersetzung des zweiten Imperativs wie NGÜ: „damit ihr versteht, [was ich sage]“ Der Übersetzer hat das vielleicht als eine aus dem Semitischen entlehnte Formulierung verstanden. MEN übersetzt ebenso sinngemäß „und versucht zu verstehen“.</ref>! <br />
{{S|15}} Nichts, was (wenn, indem) von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, kann ihn verunreinigen (Es gibt nichts, was … hineingelangt, das … kann).<br />
<ref>''Nichts, was … hineingelangt'' [[Subst. Ptz.|Subst.]] oder [[umschreibendes Partizip]], hier als umschr. Ptz. verstanden (wie die meisten Übersetzungen). Als subst. Ptz. übersetzt und folglich als Relativsatz aufgelöst (vgl. LUT, ELB), würde der Satz lauten: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, das ihn verunreinigen kann.“ bzw. „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was...“ (für den zweiten Versteil s. die folgende Fußnote). Von der Syntax her ist es auch möglich, das Ptz. wie die meisten englischen Übersetzungen als [[Ptz. conj.]] zu übersetzen. Das temporal-konditionale (''wenn'') oder modale (''indem'') [[Ptz. conj.]] wäre als Nebensatz aufzulösen: „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was ihn verunreinigen kann, wenn (indem) es in ihn hineingelangt“ bzw. „Es gibt nichts, was …, wenn es von außen...“ (vgl. z.B. ESV, NASB, ähnlich wohl SLT). (Vgl. NSS.)</ref><br />
Es ist vielmehr, was aus dem Menschen herauskommt, das den Menschen verunreinigt<br />
<ref>''was herauskommt'' und ''das verunreinigt'' [[Subst. Ptz.]] (2x), als Relativsatz aufgelöst. Man könnte das zweite Partizip auch als [[umschreibendes Partizip]] übersetzen (dazu s. die vorige Fußnote): „Vielmehr verunreinigt den Menschen das, was aus dem Menschen herauskommt.“</ref>.<br />
{{S|16}} {{Sekundär}} Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)! {{Sekundär ende}}“<br />
<ref>'''Textkritik''': Dieser Vers fehlt in den frühesten bekannten Handschriften; genaueres im [[Kommentar:Markus 7|Kommentar]]</ref><br />
{{S|17}} Und als er ein Haus betrat, abseits der Menschenmenge, erkundigten sich seine Jünger bei ihm nach dem Gleichnis.<br />
{{S|18}} Und er sagte<br />
<ref>''sagte'' [[Historisches Präsens]].</ref><br />
zu ihnen: „Seid auch ihr so schwer von Begriff (unverständig)? Versteht (Merkt) ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen gelangt, ihn nicht verunreinigen kann,<br />
{{S|19}} weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in seinen Magen (Bauch), und [dann] in den Abtritt (Senkgrube, Latrine)<br />
<ref>''Abtritt (Senkgrube, Latrine)'' Dieser Begriff bezeichnet die Vorläufer heutiger Toiletten. Einige Übersetzungen gehen sehr delikat vor und glätten die Ausdrucksweise: „wird wieder ausgeschieden“ (EÜ, GNB, NGÜ), MEN, SLT „auf dem natürlichen Wege“. ELB „in den Abort“, LUT, ZÜR „in die Grube“.</ref><br />
ausgeschieden wird (hinausgelangt)?“ So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein.<br />
<ref>''So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein'' Alternativ „...ausgeschieden wird, was alle Speisen rein macht.“ Dieser abhängige Satz hat keinen offensichtlichen Bezug zum Kontext. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das modale [[Ptz. conj.]] auf λέγει „er sagte“ (V. 18) bezieht (so alle herangezogenen Ausleger und die meisten Übersetzungen). Es ist dann ein Kommentar des Evangelisten. Nach dem alternativen Verständnis handelt es sich um eine syntaktisch schwierige Ergänzung zu dem Vergleich des Essens, das den Körper durchläuft und so rein wird. Allerdings würde Jesus dann vom Neutrum Plural in den Nominativ Plural wechseln (France 2002, 291f.). Diese Deutung findet sich in der Interpunktion von NA28 sowie bei SLT und MEN. Diese Übersetzungen beziehen das Partizip offenbar attributiv auf „Abtritt“ und geben dieses Wort dann sehr frei wieder. MEN: „...und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?“</ref> <br />
{{S|20}} {und} Er fuhr fort (sagte)<br />
<ref name="fuhr" />:<br />
„Was aus dem Menschen herauskommt,<br />
<ref>''Was … herauskommt'' [[Subst. Ptz.]], als Relativsatz aufgelöst.</ref><br />
''das'' verunreinigt den Menschen.<br />
{{S|21}} Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die üblen Vorsätze (Gedanken, Absichten): sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten),<br />
<ref>''sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, V. 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger), Bosheiten'' Diese ersten sechs Begriffe stehen im Plural. Der Plural von abstrakten Begriffen bezeichnet im Griechischen oft deren konkrete Erscheinungsformen (BDR §142; ''ad loc.'' Grosvenor/Zerwick); sehr gut Dschulnigg 2007: „Hurereien, Diebereien, Morde, Ehebrüche, Habgierigkeiten, Schlechtigkeiten...“ Auf diese Weise folgen hier in Vv. 21f aufeinander sechs konkrete Ausprägungen der Schlechtigkeit und sechs „moralische Defekte“ (vgl. Cranfield 1959, S. 241).</ref><br />
Diebstähle, Morde,<br />
{{S|22}} Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)<br />
<ref>''Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger)'' „Habgier/Gier“ oder neutraler „Begehren“ oder „Ehrgeiz“ ist die normale Bedeutung dieses Worts. Im Markusevangelium bezeichnet es vielleicht gerade (negativ konnotierten) Ehrgeiz, also Machthunger (Collins 2007, 358f.).</ref>,<br />
Bosheiten, Arglist (Hinterlist), Zügellosigkeit (Ausschweifung), ein böses Auge<br />
<ref>''ein böses Auge'' Oder „ein schlimmes (d.h. erkranktes) Auge“ (Collins 2007, 361). Meist: Neid, neidische Blicke, Missgunst (LN 88.165); alternativ Geiz (LN 57.108). Collins glaubt, aus Mk 15,10 könne man schließen, dass die erste Deutung im Blick ist (Collins 2007, 361). Dem wird man sich anschließen müssen; das „böse Auge“ i.S.v. „Missgunst“ ist im Rabbinischen ein häufiges Idiom (Stellen: [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n28/mode/1up B/S S. 14]</ref>,<br />
Verleumdung (Gotteslästerung, Beleidigung), Überheblichkeit [und] Unvernunft –<br />
{{S|23}} all diese bösen (schlechten) [Auswüchse] (All dieses Böse) kommen von innen her und verunreinigen den Menschen.“ <br />
{{S|24}} Und von dort brach (stand) er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus<br />
<ref>''Tyrus'' war ein Stadtstaat, der im Norden an Galiläa angrenzte. Die Bewohner der Region waren Nichtjuden. Ein zeitgenössischer jüdischer Autor beschreibt sie sinngemäß als „unsere Intimfeinde“ (France 2002, 297).</ref>.<br />
Und er begab sich in ein Haus und<br />
<ref>''brach er auf und'' sowie ''er begab sich … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
wollte, dass niemand [davon] erfuhr, und er schaffte es nicht, [seine Anwesenheit] verborgen zu halten. <br />
{{S|25}} Stattdessen kam gleich, als sie von ihm hörte, eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem unreinen Geist besessen war<br />
<ref>''von einem unreinen Geist besessen war'' W. „einen unreinen Geist hatte“</ref>,<br />
und<br />
<ref>''kam … und'' [[Ptz. conj.]], temporal, beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
warf sich vor seine Füße.<br />
{{S|26}} {aber} – Die Frau war Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin.<br />
<ref>''Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin'' Im Griechischen steht zwar ''Griechin'', aber das ist hier gemeint als Abgrenzung von den Juden (vgl. Guelich 1989, 385). Das zeigt auch die weitere Einordnung in die Gegend Syrophönizien. Das war damals die Bezeichnung für Südsyrien (Collins 2007, 366) und meint hier „einheimisch“ (Gnilka 1989, S. 291f; Theißen 1990, S. 130). ''Der Herkunft [nach]'': [[Dat. respectus]].</ref> –<br />
Und sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)<br />
<ref>''sie bat ihn hartnäckig (immer wieder)'' Das Verb steht im [[Imperfekt]] und wird deshalb hier entweder durativ („bat ihn fortwährend“; d.h. „hartnäckig“) oder iterativ („bat ihn immer wieder“) verwendet. Es steht häufig bei (zunächst) erfolglosen Bitten oder Forderungen (Siebenthal 2001, §195g). Etwas freier könnte man die Funktion des Imperfekts auch mit „sie ließ nicht locker“ oder „sie drängte auf ihn ein“ ausdrücken.</ref><br />
darum, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.<br />
{{S|27}} Aber (Und) er sagte zu ihr: „Lass zunächst die Kinder satt werden, denn es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“<br />
{{S|28}} Doch sie entgegnete {und sagte zu ihm}: „Ja, Herr (Herr), auch die Hunde unter dem Tisch fressen die Krümel<br />
<ref>''die Krümel'' W. „von den Krümeln“, eine Präpositionalphrase, die den [[partitiver Genitiv|partitiven Genitiv]] ersetzt (NSS).</ref><br />
(Reste) der Kinder.“ <br />
{{S|29}} Und er sagte zu ihr: „Weil du das gesagt hast<br />
<ref>''Weil du das gesagt hast'' W. „Aufgrund dieses Wortes/dieser Äußerung bzw. Antwort“</ref>,<br />
geh<br />
<ref>''geh'' D.h. „Du kannst gehen“ (NGÜ) oder „Geh nach Hause“ (EÜ, GNB). Vgl. 10,52. </ref>!<br />
Der Dämon hat deine Tochter verlassen.“<br />
{{S|30}} Und sie ging zurück in ihr Haus und<br />
<ref>''ging zurück … und'' W. „ging weg“. [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
stellte fest, dass das Kind im Bett lag und der Dämon weg (ausgefahren) war.<br />
{{S|31}} Und (Später) er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und<br />
<ref>''reiste … und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
reiste (kam) durch Sidon ans Meer (See) von Galiläa, mitten durch (in) das Gebiet der Dekapolis (Zehnstädtegebiet)<br />
<ref>Die beschriebene Route ist sehr merkwürdig. Blickt man einmal auf [http://www.bible-history.com/new_testament_cities_map/NTCITIESIsrael.htm diese Karte], reist Jesus von Tyrus („Tyre“; sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) ''über'' Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth („Sea of Galilee“); ein gewaltiger Umweg also. Noch dazu liegt laut dem Text entweder (1) der See Gennesaret „mitten im“ Gebiet der [[Dekapolis]] (Zentrum der Karte) - was geographisch falsch wäre - oder Jesus zieht (2) „mitten durch das Gebiet der Dekapolis“ an den See, macht also einen noch gewaltigeren Umweg. Am wahrscheinlichsten ist daher (3), dass Markus mit „Gebiet der Dekapolis“ vage auf die (überwiegend heidnische) Ostseite des Sees Bezug nimmt und daher Jesus also „an den See Gennesaret, mitten in das Gebiet der Dekapolis“ ziehen lässt, also „an die Ostseite des Sees Gennesaret“ (Reuber 2007, S. 112; Schenke 2005, S. 190 u.a.). Die Route bleibt dennoch merkwürdig; es ist häufig vorgeschlagen worden, dass dies ein Indiz für Markus' mangelhafte Ortskenntnis sei. Der Grundgedanke könnte aber eher theologischer als geografischer Natur sein: In diesen Angaben soll hervorgehoben werden, dass Jesus sich nicht nur von sich aus an die Heidenchristen wendet, sondern diese ihm auch entgegenkommen und seine frohe Botschaft mit Begeisterung aufnehmen.</ref>. <br />
{{S|32}} Und [die Leute] brachten einen Gehörlosen und mühsam Sprechenden (Stummen und Lallenden, Taubstummen)<br />
<ref>Der Mann war wohl gehörlos geboren. Für Menschen mit dieser Behinderung war es kaum möglich, normal sprechen zu lernen. Das Wort ''mogilallos' (μογιλάλος) „mühsam sprechend, sprachgestört, lallend, stumm“ ist sehr selten. Da der Mann nach der Heilung in V. 35 „richtig zu sprechen“ beginnt, heißt es hier „sprachgestört“. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur noch in Jes 35,6 LXX vor. Diese Prophezeiung wird auch in V. 37 wieder in den Blick kommen. Markus spielt mit diesem Heilungsbericht also darauf an, dass diese Prophetie mit Jesus in Erfüllung gehen könnte (vgl. Guelich 1989, 394; Collins 2007, 370).<br />
Vgl. zu diesem Begriff auch die Diskussion bezüglich der Übersetzung in Leichte Sprache, die sich mit den Hinweisen aus Disability Studies auseinandersetzt. [https://offene-bibel.de/wiki/Diskussion:Markus_7,31-37_in_Leichter_Sprache]</ref><br />
zu ihm und baten (forderten auf) ihn, ihm die Hand aufzulegen<br />
<ref>''ihm die Hand aufzulegen'' bedeutet offenbar, ihn dadurch zu heilen (Collins 2007, 370).</ref>.{{par|Jesaja|35|6}}{{par|Markus|8|22}}<br />
{{S|33}} Und er nahm ihn beiseite, abseits der Menschenmenge, [wo sie] unter sich [waren], und steckte ihm seine Finger in die Ohren. Dann (und) spuckte er und<br />
<ref>''nahm beiseite … und'' sowie ''spuckte er und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst. Markus überliefert nicht, wozu Jesus spuckte. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike aber sehr weit verbreitet (einige schöne Beispiele aus der arabischen Welt gibt [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/983094 Reinfried 1915, S. 39.60]. Für die römische Welt vgl. [http://www.poetryintranslation.com/PITBR/Latin/Suetonius8.htm#_Toc276122321 Sueton, Vesp. VII] und [http://en.wikisource.org/wiki/The_Histories_(Tacitus)/Book_4#81 Tacitus, Hist. IV,81]; für das NT vergleiche [[Markus 8#s22 |Mk 8,22-26]] und [[Johannes 9#s1 |Joh 9,1-7]]). In Israel war der Brauch verbreitet, dass man, wenn man eine Wunde heilen wollte, zuerst (a) eine Schriftstelle oder einen Zauberspruch rezitierte, manchmal zusätzlich (b) den Gottesnamen aussprach und dann (c) direkt auf den kranken Körperteil ausspie (s. [http://archive.org/stream/KommentarZumNeuenTestamentAusTalmudUndMidraschVol.2/Kommentar.Strack.Billerbeck.v.2#page/n29/mode/1up B/S S. 15-17]). Hier liegt wohl eine Variante dieses Brauchs vor: Jesus speit sich (c) auf den Finger, berührt damit den kranken Körperteil, blickt dann zum Himmel (Gnilka 1978, S. 297: „Der Aufblick zum Himmel [...] ist in einer Wundergeschichte stilgemäßer Ausdruck für das Einholen von übermenschlicher Kraft, ebenso das Seufzen des Thaumaturgen.“; ebenso Pesch 1976; vgl. auch Marcus 2008) und (a) rezitiert dann noch einen Spruch (Theißen 1990, S. 252: „Machtwort“).<br /><br />
Das Ptz. conj. hat dann modale Sinnrichtung (NSS).</ref><br />
berührte seine Zunge.{{par|Markus|8|23}}<br />
{{S|34}} Schließlich (und) blickte er zum Himmel auf und<br />
<ref>''blickte er ... auf und'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref><br />
seufzte (stöhnte), dann (und) sagte er zu ihm: „Effata!“<br />
<ref>''„Effata!“'' Das ist wahrscheinlich eine nicht 100% genau überlieferte aramäische Form (France 2002, 304; Guelich 1989, 395f.).</ref>,<br />
das heißt: „Öffne dich!“<br />
{{S|35}} Und sofort öffneten sich seine Ohren (Hörgänge), und die Hemmung (Fessel)<br />
<ref>''Hemmung'' W. „Fessel“ (so die meisten Übersetzungen), MEN: „Gebundenheit“. Es handelt sich um eine übertragene Bedeutungserweiterung von „Fessel“, die hier die Einschränkung der Sprachfertigkeit bezeichnet (LN 23.156).</ref><br />
seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen<br />
<ref>''konnte richtig sprechen'' ([[Imperfekt]]) Das Verb bezeichnet hier die Fähigkeit, sprechen zu können (BA λαλέω, 2aα; NSS).</ref>.{{par|Markus|8|25}}<br />
{{S|36}} Und er schärfte [den Leuten] ein (ordnete an, verbot), mit niemandem zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen einschärfte (verbot, darauf bestand), desto mehr machten (predigten, verkündeten) sie [es] bekannt.<br />
{{S|37}} Und sie waren zutiefst (maßlos) erstaunt (überwältigt, beeindruckt) und sagten<br />
<ref>''und sagten'' [[Ptz. conj.]], beigeordnet aufgelöst.</ref>:<br />
„Er hat alles gut gemacht, und er befähigt (macht, [dass]) die Gehörlosen (Tauben) zu hören und die Stummen (Nicht-Sprechenden) zu sprechen!“ <br />
<br />
{{Bemerkungen}}<br />
<br />
{{Kapitelseite Fuß}}</div>Olaf