Hohelied 2: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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{{S|8}} ['''Frau''':]<ref name="Sprecher" /> „[Das] Geräusch (Stimme, Horch!,) meines Geliebten!<ref>''[Das] Geräusch meines Geliebten!'' - d.h. „Horch! Mein Geliebter [kommt]!“; ''qol'' („Geräusch“) wie häufig verwendet als Ausruf (vgl. JM §162e; Kön §354a).</ref>
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_Siehe da, er kommt (Siehe, da kommt er)!
 
_Siehe da, er kommt (Siehe, da kommt er)!
 
Er springt über die Berge,
 
Er springt über die Berge,
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Der Verweis auf [[Jesaja 18#s5 |Jes 18,5]] von Pope 1977, Zakovitch 2004 u.a. ist wertlos, da der Witz dieser Stelle gerade ist, dass ein Weinberg ''zerstört'' wird, indem die Trauben vor ihrer Reife abgeschlagen werden.<br />SLT („die Zeit des Singvogels“) übersetzt nach der ''neu''hebräischen Bed. des Wortes („Nachtigall“); so auch Falk 1982 und Bloch/Bloch 1995.</ref> ist gekommen
 
Der Verweis auf [[Jesaja 18#s5 |Jes 18,5]] von Pope 1977, Zakovitch 2004 u.a. ist wertlos, da der Witz dieser Stelle gerade ist, dass ein Weinberg ''zerstört'' wird, indem die Trauben vor ihrer Reife abgeschlagen werden.<br />SLT („die Zeit des Singvogels“) übersetzt nach der ''neu''hebräischen Bed. des Wortes („Nachtigall“); so auch Falk 1982 und Bloch/Bloch 1995.</ref> ist gekommen
 
_Und die Stimme der Turteltaube<ref>''Turteltaube'' - Heb. ''tur'', wie das dt. „Turtel“ onomatopoetisches Wort, durch das das das Gurren der Taube schon im Begriff hörbar wird (noch schöner Lat.: ''turtur''). Äußerst passend für eine Aussage über das Hörbar-Werden von Vogelgesang.</ref> lässt sich hören in unserem Land.
 
_Und die Stimme der Turteltaube<ref>''Turteltaube'' - Heb. ''tur'', wie das dt. „Turtel“ onomatopoetisches Wort, durch das das das Gurren der Taube schon im Begriff hörbar wird (noch schöner Lat.: ''turtur''). Äußerst passend für eine Aussage über das Hörbar-Werden von Vogelgesang.</ref> lässt sich hören in unserem Land.
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{{S|13}} Der Feige[nbaum] würzt (?)<ref>''würzt'' - Heb. ''chantah''. Im späteren Heb. hat das Wort die Bed. „Knospen austreiben“. In der Bibel wird es sonst nur noch an zwei Stellen verwendet für „einbalsamieren“ ([[Genesis 50#s2 |Gen 50,2f]].[[Genesis 50#s26 |26]]). Die beiden Vorgänge „Jungfrüchte austreiben“ und „einbalsamieren“ treffen sich darin, dass aromatische Säfte auf den Leichnam gestrichen oder in die Jungfrucht „gesendet“ werden (gut Fox 1985, S. 113). Mit dem seltenen Wort soll daher wahrscheinlich erstens der Feigenbaum personifiziert werden, wie oben z.B. auch „Winter“ und „Regen“ personifiziert wurden, und zweitens der Duftsinn angesprochen werden: 12a spricht von den Blumen, die sich ''sehen'' lassen, 12bc vom Gesang, der ''hörbar'' ist und 13a ebenso wie die nächste Zeile von den Früchten, die ''gerochen'' werden können. Erwägenswert daher die Üss. von Noegel/Rendsburg 2009, S. 193: „Der Feigenbaum parfümiert seine Jungfrüchte“; van Ess: „Der Feigenbaum würzt seine Früchte“.</ref> seine Jungfeigen
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_Und die blühenden Weinstöcke geben Duft.</poem>
  
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Steh {dich} auf (Steh auf, geh),<ref>''Steh {<s>dich</s>} auf (Steh auf, geh)!'' - d.h. „Auf!“; ''qum'' („steh auf“) wie oft nur zur Verstärkung eines folgenden Befehls; „dich“ = bedeutungsloser sog. „Dativus ethicus“, der im Dt. nicht zu übersetzen ist. Das Wort für „dich“ liegt anders als in V. 11 in zwei Varianten vor: Der frühere Konsonantentext bedeutet nicht „dich“, sondern „geh!“; der spätere Vokaltext macht aber deutlich, dass diese andere Schreibung als Schreibfehler aufzufassen ist und wie in V. 11 „dich“ gelesen werdens soll; dem folgen auch die meisten Bibelübersetzer und -exegeten (anders z.B. Peetz 2015; Pope 1977; Seidl 2002, die nach der obigen Alternativüs. übersetzen).</ref> meine Freundin,<ref name="meine Freundin" />
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_Meine Schöne, geh {dir}!
  
 
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Version vom 2. Februar 2016, 09:25 Uhr

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Hohelied 2)

(kommt später)

Studienfassung (Hohelied 2)

1 [Frau:]a „Ich bin ([nur])b eine (die) Liliec in der Scharonebene,
([Nur])b eine (die) Iris (Lotusblume?)c in den Tälern.“


2 [Mann:]a Wie eine Iris (Lotusblume?)c unter {den}d Disteln (Dornen),
So [ist] meine Freundine unter den Töchtern.“f


3 [Frau:]a „Wie ein Aprikose[nbaum]g unter {den}d Waldbäumen
So [ist] mein Geliebter unter den Söhnen.h
In seinem Schatten erfreue ich mich (habe ich Lust) und sitze ichi
Und seine Frucht [ist] süß an meinem Gaumen.


4 Er hat mich in das Haus des Weinsj gebracht,
Und sein Bannerk über mir [ist] Liebe.
5 Unterstützt mich (Man unterstütze mich) mit {dem} Traubenkuchen,
Stärkt mich (man stärke mich) mit {den} Aprikosen,
Denn ich bin krank vor Liebe!l
6 Seine Linke [sei] unter meinem Kopf
Und seine Rechte umfasse mich!
7 Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems,
Bei den Gazellen oder bei den Hirschkühen des Feldes:m
Entfacht nicht und facht nicht ann die Liebe (Stört nicht den Geschlechtsverkehr?o),
Bis es ihr gefällt (solange sie begehrt)!“


*p


8 [Frau:]a[Das] Geräusch (Stimme, Horch!,) meines Geliebten!q
Siehe da, er kommt (Siehe, da kommt er)!
Er springt über die Berge,
Er hüpft über die Hügel -
9 Es gleicht mein Geliebter einer Gazelle (einer Schönen)
Oder einem Hirschkitz!
Siehe da, er steht (Siehe, jetzt steht er) hinter unserer Wand!
Er schaut [hinein] von den Fenstern [her],r
Er späht (blüht) [hinein] von den Öffnungen [her]!s


10 Mein Geliebter {antwortet und} sagtt zu mir:

‚Steh {dich} auf,u meine Freundin,e
Meine Schöne, geh {dir}!
11 Denn {siehe} der Winter (die Regenzeit) ist [ja]v vorübergegangen,
Der Regen ist weitergezogen, {sich} fortgelaufen!w
12 Die Blumen lassen sich sehen (zeigen sich, werden gesehen) auf dem Land,
Die Zeit des Gesangsx ist gekommen
Und die Stimme der Turteltaubey lässt sich hören in unserem Land.
13 Der Feige[nbaum] würzt (?)z seine Jungfeigen
Und die blühenden Weinstöcke geben Duft.


Steh {dich} auf (Steh auf, geh),aa meine Freundin,e
Meine Schöne, geh {dir}!
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15

16
17

Anmerkungen

Vv. 1-3 und Vv. 4-7 sind die zweite und dritte Strophe des in Hld 1,15-17 begonnenen Liedes; zum ganzen Lied s. die Anmerkungen zu Kapitel 1.
Vv. 1-3 führen den Bewunderungsdialog fort. Sie setzen ein mit einem kurzen Selbstbeschreibungsabschnitt in V. 1, in dem die Frau ihrem Geliebten wahrscheinlich nur zuraunt, wie gut es ihr mit ihm geht: Die „Täler“ und v.a. die „Scharonebene“ stehen für die fruchtbaren Gegenden Israels (s. Ps 65,13; Jes 35,2); Lilien und Iriden konnten dort besonders gut gedeihen. Geschickt dreht der Mann seiner Geliebten das Wort im Mund um und verwandelt es in V. 2 in ein Kompliment, dass die Frau in V. 3 postwendend zurückgibt und weiterführt: Der eigentliche Grund, warum sie sich so wohl fühlt, ist natürlich ihr Geliebter, darum ist in V. 3 der Ort, wo sie sich befindet, nicht mehr Tal und Scharonebene, sonden der Schatten ihres Geliebten.
An dies Verse schließen sich Vv. 4-7 an. Das „Haus des Weines“, in das der Mann seine Geliebte brachte, führt das Bild des „Hauses aus Zedern und Zypressen“ in Hld 1,15-17 fort: Es wird dort Wein getrunken. Wofür der „Wein“ steht, lässt sich leicht aus Hld 1,2.4; 4,10; 5,1; 7,10; 8,2 erschließen, nämlich für die ausgetauschten Zärtlichkeiten, speziell die Küsse des Päärchens. Zusätzlich verdeutlicht wird dies durch den nächsten Satz: „Sein Banner über mir ist Liebe“. Angespielt wird hier auf den Brauch, „an Häusern, in denen eine Festlichkeit stattfand, Zeichen anzubringen, um auf diese hinzuweisen“ (Gerhards 2010, S. 343). Auf diesem Banner aber steht nicht: „Hier gibt es Wein“, sondern: „Liebe“ - das Haus aus Zedern und Zypressen ist das Haus, in dem das Päärchen sich liebkost; ihr „Liebesnest“. Metaphorisch sind dann auch die Traubenkuchen und Aprikosen zu nehmen, die sie von den fiktiven Festgästen verlangt: Die Traubenkuchen sind eine Variante von „Wein“, stehen also ebenfalls für Liebkosungen, und die „Aprikosen“ sind die Früchte des Geliebten, der ja in V. 3 als Aprikosenbaum bezeichnet wurde: „The Shulamite dramatically proclaims her erotic hunger for her lover; apricots are ‚his‘ fruit, 2,3.“ (Bloch/Bloch 1995, S. 148). In V. 6 wird der selbe Wunsch noch einmal in Klartext wiederholt.
Dazwischen steht die Erklärung: „Denn ich bin krank vor Liebe“. Das darf nicht missverstanden werden als Metapher wie das deutsche „liebeskrank sein“; pathologische Liebe wurde damals durchaus als echte Krankheit mit wirklichen Symptomen gesehen. Ovid z.B. hat daher mit seinen Werk „Heilmittel gegen die Liebe“ einen ganzen Therapieleitfaden gegen diese Krankheit verfasst.ab Einige Beispiele: Bei Sappho (7. Jh. v. Chr.) heißt es:

Wenn ich dich erblicke, geschiehts mir einmal, daß ich verstumme.
Denn bewegungslos liegt die Zunge, feines
Feuer hat im Nu meine Haut durchrieselt,
mit den Augen sehe ich nichts, ein Dröhnen braust in den Ohren,
und der Schweiß bricht aus, mich befällt ein Zittern
aller Glieder, bleicher als dürre Gräser
bin ich, dem Gestorbensein kaum mehr ferne schein ich mir selber. (2D, Üs.: Treu)

und Theokrit dichtet in seiner zweiten Idylle:

Sieh, o Göttin Selene, woher mit die Liebe gekommen!
Schon, ach! war mir die Farbe so gelb wie Thapsos geworden,
Und mir schwanden die Haare vom Haupt; die ganze Gestalt nur
Haut noch und Bein! Wen frug ich um Hilfe nicht?
...
Ganz kalt ward ich zumal wie der Schnee, und herab von der Stirn
Rann mir in Tropfen der Schweiß wie rieselnder Tau in der Frühe;
Kein Wort bracht ich hervor, auch nicht so viel wie im Schlafe
Wimmert ein Kindchen und lallt, nach der lieben Mutter verlangend,
Und ganz wurde der blühende Leib mir starr wie ein Wachsbild. (Üs.: Mörike)

Besonders interessant für unseren Vers ist Lukrez Abschnitt über den Liebeswahn in seinem Werk „Über die Natur der Dinge“:

Denn ein Gesunder erfreut sich doch offenbar reinerer Wollust
Als wer krank ist vor Liebe. Denn selbst bei dem Akt der Umarmung
Schwanket der Liebenden Brust in taumelnder Irrnis. Sie wissen
Kaum, wo zuerst sich ersättigen soll der Blick und die Hände.
Was sie ergreifen, erdrücken sie fast; sie mißhandeln den Körper
Schmerzhaft, ja sie zerbeißen sich oft mit den Zähnen die Lippen.
Pressen sie Küsse darauf. ...(Üs.: Diels)

In der Bibel findet sich die Rede von der Liebeskrankheit neben dem Hld nur noch in 2 Sam 13,2, wo klar ebenfalls eine pathologische Liebe geschildert wird, die auch deutliche Krankheitssymptome nach sich zieht (s. 2 Sam 13,4).
Was die Frau hier im Hld also von sich berichtet, ist nichts Gutes und Schönes, sondern etwas Krankhaftes; das ist sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Hoheliedes. Darauf weißt auch der letzte Vers des Liedes; ein Refrain, der sich noch in zwei Variationen insgesamt vier Mal im Hohelied findet (s. noch Hld 3,5; 5,8 und 8,4) und der sich jedes Mal an eine Schilderung negativer Folgen der Liebe anschließt. Die Liebe, wie sie hier geschildert wurde, ist keine reife Liebe; sie entbrannte vor ihrer Zeit und wurde vorzeitig auch noch weiter angefacht. Liebe, so das Hohelied, kann auch fehlgehen, und eine solche fehlgegangene Liebe ist diese vorzeitige, außereheliche (s. später), insgeheim im Freien vollzogene Liebe.

aDas Hohelied besteht zu einem großen Teil aus Dialogen. Das Verständnis des Textes wird sehr dadurch erschwert, dass im hebräischen Text nie angegeben ist, wer welche Textteile spricht. Schon in der LXX und VUL haben daher Schreiber sog. „Rubriken“ eingefügt, also mit roter Tinte geschriebene Angaben darüber, welchem Sprecher welche Äußerung zuzuschreiben ist (vgl. dazu Treat 1996, bes. S. 399ff.). Zur Förderung der Verständlichkeit der Üs. folgen wir diesem Beispiel; nur dort, wo in der Exegese größere Uneinigkeit über die Zuordnung einer Äußerung zu einem Sprecher herrscht, folgt darauf noch eine Extrafußnote zur Begründung dieser Zuordnung. (Zurück zu v.1 / zu v.2 / zu v.3 / zu v.8)
b[nur] - Fokuspartikeln wie „nur“ werden im Heb. auch dort fast nie gesetzt, wo das Dt. sie setzen müsste. So verstehen auch diese Stelle viele Exegeten, weil sie das Mädchen ungerne mit einem solch unverblümten Eigenlob in das Lied einsteigen lassen möchten (z.B. Fox 1985, S. 83; Gordis 1974b, S. 50), aber s. die Anmerkungen. (zu v.1)
c
Ein proto-aeolisches Kapitell aus Megiddo. (c) Shiloh, Yigal: New Proto-Aeolic Capitals Found in Israel, in: BASOR 222, 1976. S. 67-77, S. 67.
Lilie + Iris - Die Identität der beiden Blumen ist umstritten und nicht sicher zu erschließen. Über die „Iris“ (Heb. schoschannah) weiß man, dass die Kapitelle von Pfeilern im Tempel die Form dieser Blume hatten (s. 1 Kön 7,22; zum irisförmigen Kapitell s. rechts) und dass es sich um eine Landpflanze handelt (s. Hld 7,3), die Tiere beim Grasen verspeißen konnten (s. Hld 2,16; 4,5; 6,2.3). Das syr. Wort susan („Iris, Lilie“) und das arab. Wort susan/sausan („Iris, Lilie“) legen dann nahe, dass es sich auch hier um eine Iris- oder Lilienart handelt. Die „Lilie“ (Heb. habatselet) wird neben dieser Stelle nur noch in Jes 35,1f. erwähnt; entsprechend gibt es für die Erschließung ihrer Identität noch weniger Anhaltspunkte. Von der Etymologie her könnte es sich um eine Zwiebelpflanze handeln (vgl. Heb. betsal: „Zwiebel“) und in Jes 35,1 übersetzen LXX, VUL, TgJes und Eusebius in seinem Jesaja-Kommentar mit „Lilie“. Es ist gut möglich, dass das nur geraten ist (in unserem Vers übersetzen LXX, VUL allgemein mit „Blume“), aber der beste Anhaltspunkt zu ihrer Identifikation, daher folgen wir einstweilen diesen Üss.
„Rose“ ist sehr unwahrscheinlich, da diese nicht in Israel wuchsen; die neuerdings häufige Üs. mit „Lotus“ ist problematisch, weil die Lotusblume eine Wasserpflanze ist, und basiert auf den beiden irrtümlichen Annahmen, dass es keine lilien-/irisförmigen Kapitelle gegeben habe und dass die Lilie nicht in Israel wachsen würde. (zu v.1 / zu v.2)
d{den} - In Vergleichen verwendet das Heb. häufig bestimmten Artikel, wo das Dt. unbestimmten oder keinen Artikel verwenden würde. (Zurück zu v.2 / zu v.3)
emeine Freundin - Häufige Bezeichnung für die Geliebte im Hld; s. Hld 1,9.15; 2,2.10.13; 4,1.7; 5,2; 6,4. Außer in Hld 5,2 fällt der Ausdruck stets im Zhg. mit einer Aussage über das Aussehen der „Freundin“; wahrscheinlich hörte ein Israelit bei dem Ausdruck also irgendwie „Schönheit“ mit. (Zurück zu v.2 / zu v.10 / zu v.13)
fTöchtern - d.h., den anderen Mädchen. (Zurück zu v.2)
gAprikose[nbaum] - nicht: „Apfelbaum“; dieser wächst erst seit Kurzem in Palästina (vgl. z.B. Musselman 2012, S. 21; z.St. z.B. auch Bloch/Bloch 1995, S. 149). (Zurück zu v.3)
hSöhnen - d.h., den anderen jungen Männern. (Zurück zu v.3)
ierfreue ich mich (habe ich Lust) und sitze ich - d.h., „erfreut es mich zu sitzen“ oder „habe ich Lust, zu sitzen“; verbales Hendiadyoin: Ein Vollverb dient eigentlich der näheren Spezifizierung eines anderen Vollverbs. (Zurück zu v.3)
jDas Haus des Weins ist wahrscheinlich keine Taverne, die im Alten Israel nicht belegt sind. Verglichen wird gern das „Haus des Weintrinkens“ in Est 7,8, aber s. Pred 7,2, wo das „Haus des Trinkens“ mit dem „Haus des Klagens“ (also einem Privathaus, dessen Bewohner einen Trauerfall hatten) kontrastiert wird. Auch in Dan 5,10 befindet sich das „Haus des Trinkens“ offenbar im Palast und bietet Raum für alle „1000 Großen“ des Königs. Offenbar ist also „jedes Haus, in dem Wein getrunken wird“, ein „Weinhaus“ (Fox 1983, S. 201). S. näher die Anmerkungen. (Zurück zu v.4)
kBanner - Zum Banner s. die Anmerkungen. (Zurück zu v.4)
lkrank vor Liebe - s. dazu die Anmerkungen. (Zurück zu v.5)
mBei den Gazellen oder bei den Hirschkühen des Feldes - dazu vgl. bes. gut Steinmann 2013. Geschworen wurde im Alten Israel stets bei höheren „Mächten“ wie Gott, Pharao, Hohepriester etc. Zu diesen gehören Gazelle und Hirschkuh nicht. Auch das „des Feldes“ ist auffällig; in der Bibel ist dies ein Idiom für „wilde Hirschkühe“; Hirschkühe wurden aber nicht gezähmt, so dass diese nähere Ausführung überflüssig scheint. tseba´oth („Gazellen“) und ´ajelot haßadeh („Hirschkühe des Feldes“) (צבאות ... אילות השדה) wird hier also wahrscheinlich deshalb verwendet, weil es lautlich und im Schriftbild an die beiden Gottesbezeichnungen [JHWH] tseba´ot („JHWH der Mächte“) und ´el schaddaj (Bed. unsicher; vielleicht „Gott vom Berge“ und „Gott der Wildnis“; vgl. DDD, S. 749f) (צבאות ... אל שדי) erinnert; „ein erstes Zeichen der Tendenz, die in der talmudischen Zeit wichtig wurde, für Namen und Titel Gottes in Schwüren verschiedene, manchmal [gar] bedeutungslose Worte wie [...] ‚beim Fischnetz‘ oder [...] ‚beim Leben der Sommerfrucht‘ einzusetzen.“ (Fox 1985, S. 110). „Gazelle“ und „Hirschkuh“ passen sogar noch recht gut zum Kontext, weil sie auch an anderen Stellen der Bibel mit Liebe in Zusammenhang gebracht werden (s. Spr 5,18f.; Hld 4,5; 7,3; vgl. Steinmann 2013, S. 30). (Zurück zu v.7)
nEntfacht nicht und facht nicht an die Liebe - W.: „Wenn ihr entfacht und wenn ihr anfacht die Liebe...!“; unabgeschlossee Drohformel als häufige Formel für Verbote. Das selbe Verb wird in zwei verschiedenen Konjugationen verwendet: Figura etymologica, die den Ausdruck noch stärker macht. (Zurück zu v.7)
oStört nicht den Geschlechsverkehr - so einige neuere Exegeten (z.B. Falk 1982, S. 116; Fox 1985, S. 109); aber das Verb kann nicht „stören“ oder „unterbrechen“ bedeuten. (Zurück zu v.7)
pDas Hohelied besteht aus mehreren, voneinander mehr oder weniger unabhängigen Einzelliedern (s. näher die Anmerkungen). Wo jeweils ein neues Lied beginnt, ist im hebräischen Text nicht erkennbar; wir haben daher zur Steigerung der Verständlichkeit jeweils dort ein Sternchen eingefügt, wo unserer Meinung ein neues Lied beginnt. (Zurück zu v.7)
q[Das] Geräusch meines Geliebten! - d.h. „Horch! Mein Geliebter [kommt]!“; qol („Geräusch“) wie häufig verwendet als Ausruf (vgl. JM §162e; HKL III §354a). (Zurück zu v.8)
r[hinein] von den Fenster/Öffnungen [her] - aus der Perspektive des Mädchens im Haus. (Zurück zu v.9)
sÖffnungen - Seltenes Wort; nur einmal in der Bibel verwendet und daher in der Bed. ein wenig unsicher. LXX übersetzt „Gitter“; dem folgen die meisten Üss. Im späteren Hebräisch findet sich das Wort aber häufiger und ist dort schlicht als Äquivalent zu „Fenster“; das ist auch hier sicher seine Bed. (so auch Zakovitch 2004, S. 149). (Zurück zu v.9)
t{antwortet und} sagt - Im Heb. häufige Doppelverbformel, die ins Dt. stets mit nur einem Verb zu übertragen ist. W. „antworten“; hier wie öfter i.S.v. „sagen“ ohne vorangehende Frage. (Zurück zu v.10)
uSteh {dich} auf! - d.h. „Auf!“; qum („steh auf“) wie oft nur zur Verstärkung eines folgenden Befehls; „dich“ = bedeutungsloser sog. „Dativus ethicus“, der im Dt. nicht zu übersetzen ist. (Zurück zu v.10)
v{siehe} ... [ja] - demonstrativ verwendetes „Siehe“, das das Folgende als Begründung für einen anderen Textteil markieren soll (dazu vgl. z.B. Slager 1989, S. 60). Hier ist das Vergangen-sein des Winters Anlass für des Geliebten Aufruf zum Verlassen des Hauses. Ins Dt. statt mit „siehe“ treffender mit „ja“ zu übersetzen. (Zurück zu v.11)
wvorübergegangen ... weitergezogen ... fortgelaufen - drei Verben, mit denen der Winter personifiziert wird, wie im folgenden noch mehrere Bereiche der Natur personifiziert werden. Sehr gut daher übersetzt von Seidl 2002, S. 164: „Die Regenzeit ist vorbeigegangen, der Regen ist abgezogen, ist fortgegangen.“ Die letzten beiden Verben klingen außerdem noch recht ähnlich: chalaf halach; Exum 2005, S. 121 daher sehr gut: „over and gone“; doch hierin kommt die Personifikation nicht gut zum Ausdruck. (Zurück zu v.11)
xGesangs - Heb. zamir. Im späteren Heb. gibt es ein Wort zamir(ah), und nach diesem übersetzen die alten Üss. „[Zeit] des Beschneidens“, nämlich der Weinreben. Einige moderne Bibelübersetzer und -ausleger folgen dem (z.B. H-R, PAT); andere glauben, der Autor habe bewusst ein mehrdeutiges Wort verwendet. Aber die Zeit, von der der Geliebte singt, ist nicht die Zeit zur Rebenbeschneidung, da deren erste vor dem Blühen der Reben (von Januar bis März) und deren zweite nach der Ernte (zwischen Juni und Juli) stattfand (vgl. AuS IV, S. 330f.). Ohnehin; wer würde versuchen, seine Angebetene aus dem Haus zu locken mit „Es ist Frühling! Lass uns Reben schneiden gehen!“ oder „Die Blümlein blühen! Lass sie uns abschneiden!“?„Singen“ übersetzen daher richtig z.B. schon die alten jüd. Exegeten Rashi, Kimchi und Ibn Ezra; auch die meisten neueren Üss.
Der Verweis auf Jes 18,5 von Pope 1977, Zakovitch 2004 u.a. ist wertlos, da der Witz dieser Stelle gerade ist, dass ein Weinberg zerstört wird, indem die Trauben vor ihrer Reife abgeschlagen werden.
SLT („die Zeit des Singvogels“) übersetzt nach der neuhebräischen Bed. des Wortes („Nachtigall“); so auch Falk 1982 und Bloch/Bloch 1995. (Zurück zu v.12)
yTurteltaube - Heb. tur, wie das dt. „Turtel“ onomatopoetisches Wort, durch das das das Gurren der Taube schon im Begriff hörbar wird (noch schöner Lat.: turtur). Äußerst passend für eine Aussage über das Hörbar-Werden von Vogelgesang. (Zurück zu v.12)
zwürzt - Heb. chantah. Im späteren Heb. hat das Wort die Bed. „Knospen austreiben“. In der Bibel wird es sonst nur noch an zwei Stellen verwendet für „einbalsamieren“ (Gen 50,2f.26). Die beiden Vorgänge „Jungfrüchte austreiben“ und „einbalsamieren“ treffen sich darin, dass aromatische Säfte auf den Leichnam gestrichen oder in die Jungfrucht „gesendet“ werden (gut Fox 1985, S. 113). Mit dem seltenen Wort soll daher wahrscheinlich erstens der Feigenbaum personifiziert werden, wie oben z.B. auch „Winter“ und „Regen“ personifiziert wurden, und zweitens der Duftsinn angesprochen werden: 12a spricht von den Blumen, die sich sehen lassen, 12bc vom Gesang, der hörbar ist und 13a ebenso wie die nächste Zeile von den Früchten, die gerochen werden können. Erwägenswert daher die Üss. von Noegel/Rendsburg 2009, S. 193: „Der Feigenbaum parfümiert seine Jungfrüchte“; van Ess: „Der Feigenbaum würzt seine Früchte“. (Zurück zu v.13)
aaSteh {dich} auf (Steh auf, geh)! - d.h. „Auf!“; qum („steh auf“) wie oft nur zur Verstärkung eines folgenden Befehls; „dich“ = bedeutungsloser sog. „Dativus ethicus“, der im Dt. nicht zu übersetzen ist. Das Wort für „dich“ liegt anders als in V. 11 in zwei Varianten vor: Der frühere Konsonantentext bedeutet nicht „dich“, sondern „geh!“; der spätere Vokaltext macht aber deutlich, dass diese andere Schreibung als Schreibfehler aufzufassen ist und wie in V. 11 „dich“ gelesen werdens soll; dem folgen auch die meisten Bibelübersetzer und -exegeten (anders z.B. Peetz 2015; Pope 1977; Seidl 2002, die nach der obigen Alternativüs. übersetzen). (Zurück zu v.13)
abZu dieser faszinierenden Idee vgl. z.B. Biesterfeldt/Gutas 1984; Crohns 1905; Toohey 1992; Toohey 2004, S. 59-103. (Zurück zum Text: ab)