Warum Deutschland eine Bibel in einfacher Sprache braucht

Philipp Keller hält auf dem deutschen Logos-Blog ein Plädoyer für verständliche Bibelübersetzungen. Aus den Ergebnissen einer Studie geht hervor, dass etwa ein Viertel der Deutschen zumindest eine kommunikative Übersetzung benötigen würden, um die Bibel von sich aus zu verstehen. Er schreibt: 

 

"Die “Level One Studie” hat den Analphabetismus in Deutschland erhoben. Die folgende Tabelle fasst das Ergebnis zusammen.

Level Bedeutung Anteil der Erwachsenen
α1 – α2 Erwachsene verstehen nur einzelne Wörter, aber nicht zusammenhängende Sätze. 4.5%
α3 Verstehen einzelne Sätze, aber jedoch keine zusammenhängende (auch kürzere) Texte. 10%
α4 Langsames/fehlerhaftes Lesen auf Satz/Text-Ebene auch bei gebräuchlichen Wörtern. 26%

 

Ich versuche, das auf freie Bibelübersetzungen zu münzen und habe dazu die Grafik rechts erstellt. 14.5% der Erwachsenen (Level α1-α3, in der Grafik rechts: blau) werden nie die Bibel lesen können, sei sie in einer noch so leichten Sprache. Sie werden zu Analphabeten im “weiteren Sinn” gezählt. Sie können zwar grundsätzlich lesen, jedoch nicht genügend gut, als dass sie den Sinn eines Textabschnitts verstehen würden.

Ein Viertel der deutschen Erwachsenen (rot) sind sprachlich etwas besser unterwegs, aber immer noch so schlecht, dass sie eine wörtliche Übersetzung nicht verstehen können. Von dieser Gruppe heißt es in der Studie: “Typisch Betroffene vermeiden das Lesen und Schreiben häufig”. Falls solche Christen nur wörtliche Übersetzungen zu Hause stehen haben, dann werden sie diese nicht öffnen, oder wenn, dann nur ungern und ohne großen Gewinn. Erwachsene >α4 (orange) verstehen beides, wobei es auch dort viele gibt, denen das Lesen von freien Übersetzungen weit leichter fällt. Aufgrund meiner Erfahrung in Gemeinden würde ich etwa der Hälfte der Christen eine freie Übersetzung empfehlen."

 

Jetzt verstehe ich auch, warum die Bild-Zeitung in Deutschland so beliebt ist! 

Den Rest des Beitrags könnt ihr hier lesen:

Wieso freie Bibelübersetzungen belächelt werden, und was daran falsch ist

Ich sehe in der Statistik übrigens eher einen noch größeren Bedarf für eine Übersetzung in Leichter Sprache. Kombiniert man nämlich die beiden Gruppen α3 (verstehen nur einfache, einzelne Sätze) und α4 (kommen mit einfachen Texten einigermaßen zurecht), dann kommen wir auf statistische 36% der Bevölkerung, die an herkömmlichen Bibelübersetzungen scheitern würden

Erkenntnis für uns Bibelübersetzer: Wir brauchen dringend mehr Übersetzungen, die diese Bevölkerungsgruppen erreichen. Die Pionierarbeit leisten unsere Bibel in Leichter Sprache oder auch die Basisbibel.

Kommentare

 Hoi Ben. Absolut einvestanden. Ich glaube es sind mehr als 25%. Wenn die "Level One" Studie die Gruppe >α4 genauer aufgeschlüsselt hätte wäre hier eine genauere Mengenangabe möglich

Danke! Ich hätte persönlich nie vermutet, dass der Bedarf so groß ist, wenn ich nicht die Zahlen gelesen hätte. Ich bin sehr dankbar für Olaf und die anderen Leute aus dem Team für Leichte Sprache, die das klar gesehen haben.

Weiss jemand, wie gross der α1 - α4 Anteil im Römischen Reich war, als Paulus seine Briefe geschrieben hat, oder ob Mose, oder einer der Propheten auf diesen Anteil Rücksicht genommen hat, als sie ihre Bücher geschrieben haben?