Korrekte Zitate

Forums: 

Olaf hat angeregt, dieses Thema hier weiter zu diskutieren. Der Einfachheit halber kopiere ich die bisherige Diskussion einfach mal hier rein.
 
Hallo Olaf Das ist eine Steilvorlage für das, was ich auf dem Barcamp kritisch angemerkt habe zu den falschen Zitaten aus dem AT im NT. Der von dir angeführte Vers 2.Kor6;18 ist nämlich solch ein Zitat aus dem Alten Testament. NUR: weder bei Jer31;9 noch bei Jer32;38 ist die Rede von Söhnen und Töchtern. Villt kann das Problem des Generischen Maskulinums, wie du es beschreibst, Anlass sein, ernsthaft über korrekte Zitate des AT im NT auf Offene Bibel nachzudenken. Keine wissenschaftliche Arbeit hätte Bestand mit Zitaten, die im zitierten Original dann gar nicht stehen. Gruß Norbert

Berücksichtigt werden müsste hier die Frage, welche Quelle Paulus verwendete - zitierte er aus dem hebräischen AT (vielleicht einer Version, die heute nicht mehr erhalten ist?), der LXX oder frei aus dem Gedächtnis? Meiner Meinung nach ist das Beispiel legitim, denn Zitate des AT im NT sind in vielen Fällen alles andere als wortgetreu. Und wenn es im NT steht, finde ich es sowieso als Beispiel legitim.
(Übrigens kannst du, wenn du statt der manuellen Unterschrift, vier "~" setzt, automatisch den schön formatierten Namens- und Zeitstempel erzeugen, den du bei mir siehst:)
Gruß,
Ben 16:27, 5. Mai 2010 (UTC)

Da ich die Diskussion auf dem Barcamp über die Zitate nicht mitgekommen habe, bin ich mir unsicher, was genau Norbert meint. Verstehe ich Dich richtig, dass diese Seite zum generischen Maskulinum eher "Aufhänger" für die Zitat-Frage ist? Dann schlage ich vor, dass Du die zu diskutierende Frage im Forumsbereich noch einmal ausführlicher darstellst, und dass wir es dann dort diskutieren.
 
Soweit die bisherige Diskussion
Es geht darum, wie wir dazu gelangen können, in der Bibel wahrheitsgemäß und korrekt das AT im NT zitieren zu können. Ich wiederhole kurz das, was ich auf dem Barcamp dazu gesagt habe:
Die meisten Bibelübersetzungen haben (so auch Luther) beim NT angefangen. Dort wird das AT in der Regel aus der Septuaginta zitiert.  Für das AT sind dann aber andere Quelltexte zugrundegelegt und andere Übersetzer am Werk.
Daher stimmt fast in allen Zitaten des NT der Text nicht mit den angegebenen Stellen des AT überein. Als  Beispiel dient -siehe oben- 2.Kor6;18, wo angeblich bei Jer32;38 stehen soll "sie sollen meine Söhne und Töchter sein". In Wirklichkeit steht da aber "sie sollen mein Volk sein".
Versetzt euch mal in die Lage eines kritischen villt kirchenfernen Lesers. Muss der nicht in seiner Skepsis gegenüber der Bibel bestärkt werden, wenn er liest: Wie geschrieben steht bei dem Propheten xy. Wenn er dann intelligenterweise selbst nachschlägt, steht da aber nicht das Behauptete sondern irgendetwas ähnliches ("mein Volk" statt "meine Söhne und Töchter").
Dieser Geburtsfehler fehlerhafter Zitate -verursacht durch das Nebeneinanderher von AT und NT Übersetzungen- kann im Anfangsstadium der Offenen Bibel konsequent ausgeschlossen werde. Dazu muss einfach beim Zitieren alttestamentlicher Texte im NT der Text der Übersetzung aus der Septuaginta mit dem Text der aus dem hebräischen gewonnenen Fassung in Einklang gebracht werden. Was doch möglich sein müsste, da ja beide den Urtext als Vorlage haben (ob nun masoretisch oder nicht).
Anders ist es, wenn, wie ben bemerkt hat, gar nicht aus der Septuaginta sondern aus dem Gedächtnis zitiert wird. Da ist eine Abweichung des Zitats von dem Urtext zu tolerieren. Nur sollte dann nicht der alttestamentliche Text als Beweis der Korrektheit des Zitats angegeben werden. Und wenn sich wirklich ein Apostel im Zitieren geirrt hat (mal eben die Stelle verwechselt), kann ja darauf hingewiesen werden. Auch Apostel sind nur Menschen.
Gruß -Aaron-
 
 

Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du also, dass in Fällen, wo ein AT-Zitat im NT auf der Septuaginta beruht, dieses stattdessen dem hebräischen Text entnommen wird?

Wenn das der Fall ist, dann halte ich das nicht für sinnvoll und auch nicht für mit wissenschaftlicher Genauigkeit vereinbar. Stattdessen sollten wir aus den Tatsachen lernen: Offenbar war den ntl. Autoren beim Zitieren der Sinn wichtiger als der genaue Wortlaut.

Ich halte es für sinnvoller und genauer, in Fußnoten auf die Genauigkeit der Zitate und deren Herkunft einzugehen. Aber schon das wird sehr viel Kleinstarbeit sein. Genauer können wir nicht werden, ohne unsere Quellen zu verfälschen.

Wo allerdings so genau (auch aus dem Hebräischen) zitiert wird, dass in der Übersetzung derselbe Wortlaut verwendet werden kann, da sollte genau darauf geachtet werden.

Zitat: Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du also, dass in Fällen, wo ein AT-Zitat im NT auf der Septuaginta beruht, dieses stattdessen dem hebräischen Text entnommen wird?
Da haben wir uns missverstanden. Ich möchte, dass die Übersetzer des Zitats aus der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des AT, sich mit den Übersetzern des At zusammensetzen, um so weit wie möglich die ja gleichen Texte aufeinander abzustimmen. So kann dann korrekt zitiert werden ohne Verwirrung anzurichten bei Nichttheologen, die die angegebenen Stellen nachlesen wollen.
Gruß Norbert

Dann vergiss den Kommentar! :-)
Die Idee finde ich sinnvoll.

Ich finde Norberts Anfrage an das Vorgehen bei solchen Stellen sehr sinnvoll.

Wo sich die Bedeutung der hebräischen und der griechischen Texte nicht unterschiedet, halte ich eine einheitliche Formulierung auch in der Tat für begrüßenswert. Ich möchte aber vorschlagen, dass wir hieraus kein starres Kriterium machen.

Auch bei guten Übersetzungen passiert es sehr oft, dass das Bedeutungsspektrum in der Zielsprache leicht verschoben ist gegenüber dem Ausgangstext. Dieser unterschiedliche Fokus des Septuaginta-Zitats kann dann auch wiederum wichtig sein, um die Aussage des neutestamentlichen Textes zu verstehen.

Auch kann es passieren, dass es aufgrund der Einbettung in den grammatikalischen und inhaltlichen Zusammenhang jeweils sinnvoller ist, leicht unterschiedliche Formulierungen zu wählen.

Im Idealfall sollten wir sprachliche Unterschiede zwischen Alten Testament und neutestamentlichem Zitat jeweils bewusst diskutieren. Dies setzt jedoch voraus, dass beide Texte zeitnah übersetzt werden, was nicht zwingend der Fall ist.

Zum Glück ist ein solcher Vergleich zwischen Quelle und Zitat auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich, z.B. indem ein Team von Leuten alle Zitate durchgeht und jeweils überlegt, welche Vor- und Nachteile eine einheitliche Formulierung für das Verständnis der verschiedenen Bibelstellen hat. In jedem Fall wäre es sinnvoll, bei den Zitaten jeweils in einer Fußnote zu erläutern, ob bzw. welche Unterschiede es hier zwischen hebräischem Text, Septuaginta und dem Zitat (oder der Anspielung) in den Urtexten gibt.

Olaf

D`accord Beides, sowohl eine einheitliche Formulierung im NT und AT als auch eine Erklärung, warum die Formulierung im Zitat des NT gegenüber der angegebenen Bibelstelle im AT abweicht, würde genügen, um Verwirrung des Lesers (gewiss nicht das Ziel einer Bibelübersetzung) auszuschließen. In diesem Sinne wäre z.B. das Zitat aus Jeremia 32;38 in 2.Kor6;18 ein Kandidat für eine solche Erklärung bezüglich Abweichung vom ursprünglichen Text im AT.
Dass die Übersetzung derselben Bibelstelle jeweils im AT und NT nicht immer zeitnah erfolgt, stellt kein Problem dar in der Hinsicht, dass der jeweils nachziehende Übersetzer ja sich schlau machen kann, wie die Bibelstelle schon einmal bei Kollega der anderen Fraktion (Hebräer bzw. Griechen) bearbeitet worden ist. Gruß Norbert
P.S.: Pardon, ich hab als alter Lateiner die Neigung zu Schachtelsätzen.

Ist der soeben von mir eingefügte Passus recht? 
http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=%C3%9Cbersetzungs-F.A.Q.

Zitat FAQ:  Bei sehr genauen Zitaten, die im NT kontextgetreu verwendet werden, sollte in der Übersetzung der AT- und der NT-Stelle möglichst eine identische Formulierung angestrebt werden.
Das entspricht exakt dem, was ich hier als Anliegen eingebracht habe, Norbert