וְ

Aus Die Offene Bibel

Version vom 12. August 2014, 16:26 Uhr von Sebastian Walter (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Partikel וְ fungiert sowohl auf der Wort- und Phrasen-Ebene als auch auf der clause- und Satzebene; z.B. kann sie als kopulative Partikel sowohl zwei Worte miteinander verbinden („Wort x וְWort y“) als auch zwei Sätze („Satz x וְSatz y“). In manchen Lexika werden diese beiden Funktionen getrennt behandelt; hier jedoch nicht.
Außerdem nicht behandelt wird hier die Verwendung der Partikel in den Verbformen Wayyiqtol und Weqatal; vgl. hierfür die Grammatik.
Für häufig vorgeschlagene Übersetzungsweisen listen wir hier keine Quellenangaben, für selten vorgeschlagene der Übersichtlichkeit halber nur eine. Auf der Diskussionsseite haben wir gesondert noch einmal zu den einzelnen Übersetzungsweisen die entsprechenden Stellen in Standard-Lexika und -grammatiken gelistet.

  • 1. kopulativ („Waw copulativum“): und; zudem, auch
    Werden mehr als zwei Wörter / Phrasen /... mit Waw copulativum verbunden, kann W. nach Belieben gesetzt oder weggelassen werden (vgl. Zorell, S. 199); so jedenfalls die Mehrheitsmeinung. Einige gehen aber davon aus, dass in solchen Fällen, in denen W. gesetzt ist, obwohl es weggelassen werden hätte können, angezeigt werden soll, „that both the entities preceded by וְ are of particular importance in the context in which they occur.“ (BHRG §40.8.1b)
    • 1' auch: Gegensätze verknüpfend: und dabei, und doch, wo doch... (vgl. z.B. Kön III §363c)
  • 2. konkomitiv („Waw concomitantiae“): mit, zusammen mit, begleitet mit, und auch
  • 3. steigernd: und sogar (vgl. z.B. Ges18, S. 288), und besonders (vgl. z.B. Zorell, S. 199)
  • 4. disjunktiv: oder
  • 5. adversativ: aber, trotzdem
  • 6. explikativ („Waw explicativum“): und zwar, nämlich; das heißt
    Waw explicativum kann sowohl zusätzliche Hintergrundinformationen zum vorangehenden Wort, zur vorangehenden Phrase, ... liefern als auch einfach das vorangehende Wort, die vorangehende Phrase, ... noch einmal erläuternd paraphrasieren (vgl. z.B. AC §4.3.3d).
  • 7. vergleichend / parallelisierend („Waw adaequationis“): ist wie, gleicht
  • 8. emphatisch („Waw emphaticum“): ja!,; oh!, wirklich!, bei Fragen: etwa?, denn? (vgl. z.B. JM §177n)
    • 8' pleonastisch
      Der Begriff „pleonastisches Waw“ bezeichnet וְs, die semantisch und syntaktisch scheinbar unpassend gesetzt sind. Standardmäßig zitiert man 2Sam 13,20: וַתֵּשֶׁב תָּמָר וְשֹׁמֵמָה...: „Tamar wohnte []unglücklich...“ und beschränkt sich darauf, es als „überflüssiges waw“ zu bestimmen (vgl. BHRG §40.8.3; Williams §435), das unübersetzt bleiben muss. Für Pope 1953, den Standardartikel zum pleonastischen Waw, scheint dieses aber durchaus eine Funktion zu haben, die in etwa der des Waw emphaticum (s.u.) entspricht: „The appearance of the waw in an unexpected position has the effect of calling especial attention to the word to which it is attached and this adds emphasis to the whole sentence. [...] Perhaps it were better described as a stylistic device for emphasis and artistic variation.“ (Pope 1953, S. 98)
      2Sam 13,20 und entsprechend Stellen würden dann vielleicht besser übersetzt auf eine Weise wie „Totunglücklich wohnte Tamar...“
    • 8'' zur Enleitung v. Folgerung od. ergänzendem Gedanken (vgl. z.B. Ges18, S. 290): so, daher, also
      Die Grenze zw. dieser Funktion und der des Waw emphaticums ist fließend; JM §177m etwa scheint es eher als eine Art Sonderfall desselben zu sehen. Bei den Stellen (z.B. Ez 18,32), die Ges18, S. 289 unter diesem Stichpunkt listet, definiert er das Waw als „Waw of emotion“ und führt aus: „Quite often the Waw, like and in our languages, expresses a nuance of emotion rather than a logical link [...]“, und auch Zorell kommentiert: „saepe affectum loquentis innuit“ (S. 201)
  • 9. nach Negationspartikeln (אַל und לֹא) zur Fortführung der Negation („Waw negationis“): [nicht...] und nicht, [weder...] noch (vgl. KBL3, S. 249)
  • 11. nach Zeitangaben
    die Mehrheitsmeinung ist wohl, dass וְ in diesem Fall nicht zu übersetzen ist. Ewald, Siegfried / Stade, Tregelles u. evt. auch Zorell (er expliziert dies nicht, übersetzt aber beispielsweise mit „iam“) gehen davon aus, dass durch diese Konstruktion Emphase darauf gelegt wird, dass das durch וְ Gekennzeichnete zur angegebenen Zeit stattfindet. z.B.: Ex 16,6 עֶרֶב וִידַעְתֶּם: „Am Abend werdet ihr wissen“ vs. „Am abend, (da) werdet ihr (bereits) wissen“ o.Ä.
  • 12. bei Wdh. desselben Wortes:
    • 12.1. zweierlei, verschieden (vgl. z.B. Ges18, S. 289)
      Bsp.: Spr 20,10 אֶבֶן וָאָבֶנ: „zweierlei Gewichte“
    • 12.2. jede(r/s) (vgl. z.B. Zorell, S. 200)
      Bsp.: Esr 10,14 זִקְנֵי עִיר וָעִיר: „Älteste aus jeder Stadt“
      • 11.2'. bei Wdh. von Zeitangaben: auf
        Bsp.: Est 3,4: יוֹם וְיוֹם: „Tag auf Tag“
  • 13. Zur Einleitung von Objektsätze: dass (vgl. z.B. Meyer §144.2a)
    Bsp.: Klg 3,26: טוֹב וְיָחִיל „Es ist gut, dass er wartet.“
  • 14. Zur Einleitung von Umstandssätzen („Waw circumstantialis“)
    • 14.1. temporal: während
      • 14.1' auch kontradiktorisch: während gleichzeitig (vgl. GKC §141e)
    • 14.2. kausal: denn
    • 14.3. konzessiv: obwohl
    • 14.4. final: damit, um... zu
    • 14.5. konsekutiv: so dass, und
  • 15. Zur Einleitung von Fragen; nicht zu übersetzen (vgl. z.B. KBL3, S. 248)
  • 16. zur Einleitung von Relativsätzen: welche(r), dessen / deren (vgl. z.B. Meyer §112.1)
  • 17. zur Einleitung der Apodosis („Waw apodoseos“): [wenn...] dann, so
    auch nach Vordersätzen ohne Bedingungspartikel (vgl. z.B. SS, S. 165)
    • 17' Zur Einleitung untergeordneter Bedingungen: [wenn...] und wenn gleichzeitig / darüber hinaus / ..., [dann] (vgl. JM §167b)
  • 18. in Hendiadyoin (sowohl verb. als auch nom. H.); zur Übers. s. dort
  • 19. zw. zwei clauses: bloßer Satztrenner, nicht zu übersetzen (vgl. Meyer §112.3a)
  • 20. וְ ... וְ
    • 20.1. kopulativ: sowohl ... als auch
    • 20.2. disjunktiv: sei es... oder sei es...; entweder ... oder
    • 20.3. wenn ... dann (JM §167b)


zurück zur Vokabelliste AT