Übersetzungskriterien: Unterschied zwischen den Versionen

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Konkrete Kriterien:
 
Konkrete Kriterien:
* Eher '''funktional äquivalent („kommunikativ“)''' als formal äquivalent („strukturtreu“): Die Lesefassung ist inhaltlich so nah wie möglich an den Aussagen des Urtextes (formal äquivalent) und gleichzeitig so weit wie nötig angepasst an sprachliche Äquivalente unserer Zeit (funktional äquivalent). Für den Fall eines Zielkonfliktes zwischen dem formal äquivalenten und dem funktional äquivalenten Aspekt im Text der Lesefassung hat der funktional äquivalente Aspekt Priorität. Hierfür verwenden wir auf der sprachlichen Ebene geeignete Äquivalente: Zu Wortwahl, Metaphern, Rhetorik und Gattung der Ausgangstexte suchen wir jeweils allgemein verständliche Entsprechungen. (Es erhöht die Verständlichkeit, wenn z.B. poetische Texte als solche erkennbar bleiben.)
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* Eher '''funktional äquivalent („kommunikativ“)''' als formal äquivalent („strukturtreu“): Die Lesefassung ist inhaltlich so nah wie möglich an den Aussagen des Urtextes. Hierfür verwenden wir auf der sprachlichen Ebene geeignete Äquivalente: Zu Wortwahl, Metaphern, Rhetorik und Gattung der Ausgangstexte suchen wir jeweils allgemein verständliche Entsprechungen. (Es erhöht die Verständlichkeit, wenn z.B. poetische Texte als solche erkennbar bleiben.)
 
* '''Gut vorlesbar''' und '''dichterisch „schön“''': Wir streben für die Lesefassung eine hohe literarische Qualität an und verwenden daher eine gut vorlesbare Sprache, aber keine Umgangssprache.  
 
* '''Gut vorlesbar''' und '''dichterisch „schön“''': Wir streben für die Lesefassung eine hohe literarische Qualität an und verwenden daher eine gut vorlesbare Sprache, aber keine Umgangssprache.  
 
* Keine vereinfachende Sprache, sondern '''gutes, hochsprachliches Deutsch''': Eine vereinfachende oder zu einseitige Interpretation der Texte versuchen wir zu vermeiden. Bei unklaren oder mehrdeutigen Ausgangstexten bemühen wir uns (im Rahmen in der Wissenschaft vertretenen Deutungen) um eine Übersetzung, die diese Mehrdeutigkeiten nicht verschleiert und trotzdem gut lesbar ist. (Besonders leicht verständlich soll die geplante ''Fassung in leichter Sprache'' werden.)
 
* Keine vereinfachende Sprache, sondern '''gutes, hochsprachliches Deutsch''': Eine vereinfachende oder zu einseitige Interpretation der Texte versuchen wir zu vermeiden. Bei unklaren oder mehrdeutigen Ausgangstexten bemühen wir uns (im Rahmen in der Wissenschaft vertretenen Deutungen) um eine Übersetzung, die diese Mehrdeutigkeiten nicht verschleiert und trotzdem gut lesbar ist. (Besonders leicht verständlich soll die geplante ''Fassung in leichter Sprache'' werden.)

Version vom 20. Juni 2013, 15:55 Uhr

Auf einen Blick

  • Die erste Übersetzung der Studienfassung entsteht nur aus dem Urtext. In diesem ersten Schritt dürfen auch sorgfältige Rohübersetzungen eingestellt werden. Die Angabe von Bedeutungsalternativen und erläuternden Fußnoten ist bei der ersten Textversion erlaubt und hilfreich, aber nicht vorgeschrieben.
  • Durch unsere Qualitätssicherung werden alle eingestellten Verse mehrfach geprüft und verbessert. So wird z.B. wissenschaftliche Literatur zu Hilfe genommen, um Fehler oder mögliche Übersetzungsvarianten zu finden. Bei diesen weiteren Arbeitsschritten (siehe Qualitätskriterien) ist die Mitarbeit weiterer Übersetzer an bereits vorhandenen Texten ausdrücklich erwünscht. Jedes Kapitel hat eine Diskussionsseite, auf der die beteiligten Übersetzer ihr Verständnis der Urtexte reflektieren und diskutieren.
  • Die Lesefassung entsteht aus der Studienfassung, sobald diese eine ausreichende Qualität erreicht hat (nur Perikopen oder Kapitel mit dem Status Studienfassung erfüllt die meisten Kriterien oder besser). Auch die Lesefassung durchläuft eine Qualitätssicherung, wenngleich die entsprechenden Abläufe noch nicht entwickelt worden sind.
  • Beide Fassungen folgen dabei denselben Übersetzungsentscheidungen. Studien- und Lesefassung sollen möglichst leicht vergleichbar sein. Entstehen beim Formulieren der Lesefassung Zweifel an der Richtigkeit der Studienfassung, dann sollte zunächst die Studienfassung angepasst werden. Ähnliches gilt für die Fassung in leichter Sprache.
  • Die Offene Bibel ist an wissenschaftlichen Deutungen orientiert und überkonfessionell: Eine Übersetzung ohne gleichzeitige Interpretation des Ausgangstexts ist aus methodischen Gründen nicht möglich. In Zweifelsfällen ist daher der wissenschaftliche Diskurs unsere Richtschnur. Die verwendete Sekundärliteratur (Kommentare, Übersetzungen, ...) wird in den Fußnoten zur Studienfassung sowie in der Checkliste auf der Diskussionsseite vermerkt.
  • Die folgenden Übersetzungskriterien sind nur die wichtigsten Grundlagen der Offenen Bibel. Alle Detailfragen klärt die Seite Übersetzungs-FAQ.

Studienfassung

Die Studienfassung ist eine philologische Übersetzung, die (möglichst viele) sprachliche Details des Ausgangstextes abbildet. Sie hat zwei Ziele: 1. Sie ermöglicht Lesern mit und ohne Kenntnis der biblischen Sprachen, Sprachgestalt und Bedeutung der biblischen Texte nachvollziehen. 2. Sie muss so viele Informationen über den Text enthalten, dass auf ihrer Grundlage eine zuverlässige kommunikative Übersetzung entstehen kann. Darum dokumentiert sie, welche Abwandlungen auf dem Weg vom Urtext ins Deutsche notwendig geworden sind. Sie macht Bedeutungsvarianten sichtbar, Redewendungen bleiben erkennbar.

Um zu verstehen, wie die folgenden Kriterien genau zur Anwendung kommen, empfehlen wir den Vergleich mit einem der bisher fertig übersetzten Kapitel. Eine Übersicht findet sich hier.
  • Der Satzbau soll nach Möglichkeit in grammatikalisch gleichartige/-wertige Konstuktionen übersetzt werden. Die Satzstellung des Urtextes sollte beibehalten werden, wo dies sinnvoll ist. Das funktioniert relativ systematisch: [1] [2].
  • Wortwahl: Es wird keine Konkordanz angestrebt, sondern jeweils eine angemessene Übersetzung einer Stelle in ihrem Zusammenhang gesucht. Wenn die biblischen Wörter mehrere passende Bedeutungen haben oder der Satzbau mehrdeutig ist, dann folgen diese Alternativen in runden Klammern ( ), in komplizierten Fällen in Fußnoten. Gleiches gilt für Fälle, wo die Textüberlieferung unklar ist.
  • Dokumentation unterschiedlicher Deutungen: Falls es in der wissenschaftlichen Diskussion keinen Konsens gibt, dann verwenden wir die Deutung mit der größten Plausibilität. In Fußnoten dokumentieren wir die wichtigsten wissenschaftlich diskutierten Übersetzungsmöglichkeiten und (falls abweichend) wesentliche konfessionelle Traditionen.
  • Konstruktionen, die sich im Deutschen nicht ohne Weiteres wiedergeben lassen (z.B. adverbiale Partizipien, manche Infinitivkonstruktionen oder figurae etymologicae), sollen als solche per Fußnote gekennzeichnet werden. Die beste Übersetzung wird in den Fließtext integriert. Andere Übersetzungsmöglichkeiten werden in runden Klammern bzw. Fußnoten ergänzt. Auch bei der Auflösung von Partizipien sollten nach Möglichkeit mehrere sinnvolle Übertragungen angegeben werden.
  • Sprachbilder und Redewendungen bleiben in der Übersetzung erhalten und werden genau übersetzt, die Bedeutung gegebenenfalls in einer Fußnote erklärt. Nur bei un- oder schwer übersetzbaren Phrasen kann im Dienste sprachlicher Klarheit eine andere Lösung gefunden werden.
  • Besondere Sorgfalt gilt beim Übersetzen der Zeitaspekte.
  • Es werden strikt nach Original keine Überschriften verteilt.
  • Zum Verständnis wichtige Anmerkungen oder sprachliche Beobachtungen erfolgen in Fußnoten. Entscheidend ist dabei das Textverständnis aus der Perspektive 1. des Lesers sowie 2. des Übersetzers der Lesefassung.
  • Einfügungen werden in eckige Klammern [ ] gesetzt, Auslassungen werden mit geschwungenen Klammern { } markiert.

Lesefassung

Die Lesefassung ist eine allgemein verständliche Übersetzung. Die grundlegende Bedeutung der Texte macht sie für Leute ohne theologisches Vorwissen verständlich. Diese Übersetzung ist flüssig lesbar und zum Vorlesen geeignet.

Bisher liegt noch kein offiziell fertig übersetztes Kapitel in einer Lesefassung als Beispiel vor. Die Diskussion über ihre genaue Beschaffenheit ist noch nicht abgeschlossen. Die folgenden Kriterien sind das Ergebnis der bisherigen Diskussion.

Die wichtigsten Zielgruppen:

  1. Menschen ohne theologische Vorbildung (aber eventuell mit theologischen Fragen)
  2. Menschen, die eine schöne, gut verständliche Übersetzung zum Vorlesen suchen (für Gottesdienste, Andachten, andere Veranstaltungen und für private Zwecke)
  3. Menschen, die eine frei lizenzierte (CC-BY-SA), moderne und solide Übersetzung für ihre Website suchen

Konkrete Kriterien:

  • Eher funktional äquivalent („kommunikativ“) als formal äquivalent („strukturtreu“): Die Lesefassung ist inhaltlich so nah wie möglich an den Aussagen des Urtextes. Hierfür verwenden wir auf der sprachlichen Ebene geeignete Äquivalente: Zu Wortwahl, Metaphern, Rhetorik und Gattung der Ausgangstexte suchen wir jeweils allgemein verständliche Entsprechungen. (Es erhöht die Verständlichkeit, wenn z.B. poetische Texte als solche erkennbar bleiben.)
  • Gut vorlesbar und dichterisch „schön“: Wir streben für die Lesefassung eine hohe literarische Qualität an und verwenden daher eine gut vorlesbare Sprache, aber keine Umgangssprache.
  • Keine vereinfachende Sprache, sondern gutes, hochsprachliches Deutsch: Eine vereinfachende oder zu einseitige Interpretation der Texte versuchen wir zu vermeiden. Bei unklaren oder mehrdeutigen Ausgangstexten bemühen wir uns (im Rahmen in der Wissenschaft vertretenen Deutungen) um eine Übersetzung, die diese Mehrdeutigkeiten nicht verschleiert und trotzdem gut lesbar ist. (Besonders leicht verständlich soll die geplante Fassung in leichter Sprache werden.)
  • An wissenschaftlichen Deutungen orientiert und überkonfessionell: Die bereits für die Studienfassung relevante Orientierung an der plausibelsten wissenschaftlichen Deutung gilt auch für die Lesefassung.
  • Eher der allgemeine Wortschatz als theologische Fachsprache: Um die sprachliche und kulturelle Distanz zu überbrücken, übertragen wir die Aussagen der biblischen Vorlage in den aktuellen Sprachgebrauch. Wenn sich der allgemeine Sprachgebrauch von der biblisch-kirchlichen Binnensprache unterscheidet (z.B. „Fleisch“ oder „Sünden“), dann prüfen wir, ob sprachliche Alternativen hilfreich sind.
  • Kapitel- und Zwischenüberschriften: Auch wenn Überschriften immer wieder Anlass zur Diskussion bieten, suchen wir nach einer angemessenen Formulierung. Für Anregung und Kritik gibt es dann die jeweilige Diskussionsseite.
  • Anmerkungen und Erklärungen von Wörtern und Versen können der Lesefassung in den Fußnoten folgen.

Weitere Richtlinien

  • Orts- und Personennamen werden nach den Loccumer Richtlinien (Lange, Joachim (Hrsg.), Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien. 2. Auflage. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1981 (vergriffen)) geschrieben. Die gedruckte Fassung ist leider vergriffen. Glücklicherweise verwenden zwei Übersetzungen durchgehend die Loccumer Schreibweise: Die Gute Nachricht und die Einheitsübersetzung.
  • Der Gottesname wird in der Studienfassung durchgängig als JHWH übersetzt. In der Lesefassung wird er variabel wiedergegeben. Die genauen Richtlinien stehen in der F.A.Q..
  • Wo immer es sich anbietet, sollen Verweise auf andere Bibelstellen gesetzt werden.
  • Detailfragen zur Übersetzung beantwortet die Übersetzungs-F.A.Q..

Siehe auch


Fußnoten