2 Sam 22, Ps 18 und die Textkritik des Alten Testaments: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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Einige davon wurden übrigens bereits im Talmud zusammengetragen: In b.Schab 103b wird gefordert, man solle  „makellos schreiben“, also nicht „{{hebr}}א{{hebr ende}} als {{hebr}}ע{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ב{{hebr ende}} als {{hebr}}כ{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ג{{hebr ende}} als {{hebr}}צ{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ד{{hebr ende}} als {{hebr}}ר{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ה{{hebr ende}} als {{hebr}}ח{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ו{{hebr ende}} als {{hebr}}י{{hebr ende}} und umgekehrt, {{hebr}}ז{{hebr ende}} als {{hebr}}נ{{hebr ende}} und umgekehrt und {{hebr}}ט{{hebr ende}} als {{hebr}}פ{{hebr ende}} und umgekehrt.“
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{{hebr}}{{hebr ende}}
 
Wichtig v.a. für Spalte 3: Bei vielen solchen klassischerweise als „Schreibfehler“ bezeichneten Phänomenen muss es sich gar nicht notwendigerweise um „Schreibfehler“ gehandelt haben, sondern da es zu dieser Zeit noch keine Wörterbücher und standardisierte Schreibungen gab, könnte es sich jeweils auch schlicht um alternative Schreibweisen handeln.<br />Bspp: [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_e FN e] zu V. 4; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_o FN o] zu V. 11; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_ag FN ag] zu V. 21; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_aq FN aq] zu V. 30; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_bm FN bm] zu V. 43; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_br FN br] zu V. 46; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_cb FN cb] zu V. 49.
 
Wichtig v.a. für Spalte 3: Bei vielen solchen klassischerweise als „Schreibfehler“ bezeichneten Phänomenen muss es sich gar nicht notwendigerweise um „Schreibfehler“ gehandelt haben, sondern da es zu dieser Zeit noch keine Wörterbücher und standardisierte Schreibungen gab, könnte es sich jeweils auch schlicht um alternative Schreibweisen handeln.<br />Bspp: [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_e FN e] zu V. 4; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_o FN o] zu V. 11; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_ag FN ag] zu V. 21; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_aq FN aq] zu V. 30; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_bm FN bm] zu V. 43; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_br FN br] zu V. 46; [https://offene-bibel.de/wiki/2_Sam_22,_Ps_18_und_die_Textkritik_des_Alten_Testaments#note_cb FN cb] zu V. 49.
  

Version vom 17. August 2019, 10:19 Uhr

In 2 Sam 22 und Ps 18 findet sich zwei Mal das selbe (mit 51 Versen recht lange) Gedicht. Beide Versionen unterscheiden sich sehr deutlich, nämlich nach einer Berechnung von Clines 2012, S. 213 bei mehr als jedem vierten Wort. Weil damit die Textkritik der beiden Kapitel sehr komplex ist und sie sich wie kein anderes Kapitel in der Bibel für eine Einführung in die Textkritik der hebräischen Bibel eignen, soll auf dieser Seite beides dargeboten werden: In Abschnitt 1 wird kürzestmöglich in die Textkritik eingeführt, um diese dann in Abschnitt 2 anhand dieser beiden Kapitel vor- und durchzuführen.

Einführung: Textkritik des Alten Testaments[Bearbeiten]

Die Offene Bibel übersetzt die im Hebräischen erhaltenen Bücher aus dem sogenannten „Kodex Leningradensis“, der – neben dem „Kodex Aleppo“ – ältesten Handschrift, die den gesamten jüdischen Textkanon überliefert. Ersterer stammt aus dem Jahr 1009 n. Chr., letzterer aus dem Jahr 925 n. Chr. Beide Handschriften sind damit teilweise weit über 1000 Jahre jünger als die Texte, die sie überliefern. Neben diesen beiden Handschriften gibt es eine große Zahl weiterer hebräischer und aramäischer Handschriften älteren Datums, in denen ebenfalls Teile dieser Texte überliefert sind; außerdem existiert eine Reihe von sehr alten Übersetzungen, die zwischen dem 3. Jh. v. Chr. und dem 5. Jh. n. Chr. entstanden sind.
Sehr häufig differieren diese „Textzeugen“. Sehr grob lassen sich solche Differenzen auf drei Weisen erklären:

  1. Vor der schriftlichen Fixierung der biblischen Texte wurden diese vermutlich lange Zeit mündlich tradiert. Im Verlauf dieser Tradierung konnten unterschiedliche Varianten entstanden sein, die dann in unterschiedlichen Verschriftlichungen Eingang gefunden haben.
  2. In den (viel häufigeren) Fällen, in denen man davon ausgehen kann, dass die unterschiedlichen Varianten einer Textstelle auf einem einheitlichen „Urtext“ basieren, können diese Varianten durch Lese- und Schreibfehler entstanden sein und sich dann im Verlauf der Textgeschichte verselbstständigt haben.
    Ein Beispiel: Nehmen wir an, ein Tiroler Autor habe „Ich fahre nach Bozen“ schreiben wollen, aus Versehen aber „Ich fahre nach Bouzen“ (Variante a) geschrieben. Nehmen wir weiter an, ein Schreiber habe dies korrigiert nach „Ich fahre nach Bozen“ (Variante b), ein zweiter Schreiber dagegen nach „Bautzen“ (Variante c). Nehmen wir schließlich an, ein italienischer Übersetzer habe den Text mit Variante b vorliegen gehabt und daher „Bolzano“ übersetzt, ein französischer Übersetzer dagegen den Text mit Variante c als „Budisse“ übertragen. Vergliche nun jemand die fünf Texte, fänden sich die drei Varianten (a) „Bouzen“, (b) „Bozen“ + „Bolzano“, (c) „Bautzen“ + „Budisse“. Dies ist die Situation, mit der man sich am häufigsten bei der Textkritik des AT konfrontiert sieht.
  3. Der Text könnte bewusst geändert worden sein. Besonders deutliche Beispiele dafür sind etwa die aramäischen Targumim, die oft Auslegungen, Ausdeutungen u.ä. direkt in die Übersetzung des hebräischen Textes einschalten. Ein weiteres Beispiel ist der „Samaritanische Pentateuch“, eine Pentateuch-Variante der religiösen Gruppe der Samaritaner, in deren Glauben der Berg Garizim eine besondere Rolle spielte und die deshalb einige Änderungen im Text vornahmen. Im Dekalog zum Beispiel wird das neunte und zehnte zu einem Gebot zusammengefasst und als neues zehntes Gebot erlassen, einen Altar auf dem Garizim zu bauen. Eine ganze Reihe subtilerer bewusster Textänderungen sieht man in 2 Sam 22/Ps 18 z.B. in V. 18.

Die Aufgabe der Textkritik ist es, die Varianten einer Textstelle zu sammeln und zu erklären, wie sie zustande kamen, um so idealiter beurteilen zu können, ob man von ihnen auf einen gemeinsamen „Urtext“ schließen kann. Beim obigen Beispiel zu (2) etwa könnte ein Textkritiker aus den ihm vorliegenden Varianten folgern, dass sich die drei Varianten am leichtesten so erklären lassen, dass Variante b und Variante c aus Variante a entstanden sind („Bozen“ <= „Bouzen“ => „Bautzen“), und aus der Tatsache, dass die Zeile von einem Tiroler stammt, folgern, dass er statt dem sinnlosen „Bouzen“ vermutlich wirklich „Bozen“ hatte schreibe wollen.
Grundlage der Arbeit eines Textkritikers ist daher der Umgang mit den unterschiedlichen „Textzeugen“ der hebräischen Bibel.

Die Textzeugen des Alten Testaments[Bearbeiten]

Hebräische und aramäische Textzeugen[Bearbeiten]

Masoretischer Text[Bearbeiten]

Wie gesagt ist vor der schriftlichen Fixierung der biblischen Texte eine längere Phase der mündlichen Tradierung derselben anzusetzen. Wann genau die Phase der mündlichen von der der schriftlichen Tradierung abgelöst wurde, ist unsicher; die ersten erhaltenen schriftlichen Belege sind Kleinst-ausschnitte aus dem Buch Numeri aus dem frühen 6. Jh. v. Chr. Sicher ist aber, dass etwa ab dem 3. Jh. v. Chr. diese Verschriftlichungen schon zu Schriftsammlungen zusammengefasst wurden, die man bereits zu dieser Zeit grob aufteilte in die drei Gruppen „Torah“, „Propheten“ und „Schriften“ (s. Sir 38,34-39,1; 2 Makk 2,13-15). Sicher ist außerdem, dass in dieser Anfangszeit der schriftlichen Fixierung diese Verschriftlichungen noch recht divergent waren und sich zu mehreren Tradierungs-„familien“ verselbstständigten.
Man kann es sich mit dem obigen Beispiel so vorstellen, dass Varianten a-c immer weiter vervielfältigt wurden, bis Variante a in einer Personengruppe A und Variante b in den beiden Personengruppen B und Z zirkulierten. Variante c war nicht sehr beliebt, aber bei den Personengruppen A und Z bekannt, so dass diese beiden Personengruppen (nicht aber Personengruppe B) sie gelegentlich statt „ihrer“ Variante in eine neue Abschrift des Satzes übernahmen. Würde einige hundert Jahre später ein Forscher viele Abschriften unseres Beispielsatzes in die Hände bekommen, könnte er also feststellen, dass sich (1) für Gruppe A besonders häufig „Bouzen“ und gelegentlich „Bautzen“ findet, (2) für Gruppe B nur „Bozen“ und (3) für Gruppe Z ebenfalls besonders häufig „Bozen“, gelegentich aber auch „Bautzen“. Personengruppen A, B und Z in diesem Beispiel wären in der Fachsprache „Täger-“ oder „Tradierungskreise“, die Dokumente , auf denen sich die Abschrift unseres Satzes findet, „Handschriften“ oder „Manuskripte“ (kurz „MSS“ oder „mss“), die „Varianten“, die sich auf ihnen finden, „Lesarten“ und jeweils die Gruppen von Manuskripten, auf denen sich je die Varianten a, b oder c finden, „Texttypen“ oder „Textfamilien“.
Der sog. „masoretische Text“ ist einer dieser Texttypen und als solcher weder der wichtigste noch der richtigste. Ungefähr ab dem Ende des 1./Anfang des 2. Jh.s n. Chr. aber war es dieser Texttyp, der sich gegenüber vielen anderen Texttypen durchgesetzt hat; von dieser Zeit an wurde als der hebräische Text der Bibel fast ausschließlich diese Textfamilie tradiert.

Im Verlauf der Tradierung wurden einige Änderungen an den Texten vorgenommen, die wieder Grund für Divergenzen zwischen Manuskripten dieser Textfamilie sein konnten. Ursprünglich war das hebräische eine phonetische Konsonantenschrift. D.h.: (1) Ausschließlich die Konsonanten der hebräischen Wörter wurden aufgeschrieben, die Vokale musste sich ein Leser hinzudenken. (2) Anders als heute gab es zu dieser Zeit keine Lexika oder standardisierte Schreibweisen; geschrieben wurde, wie die Konsonanten des Wortes sich ungefähr anhörten (s. dazu u. unter „Gründe für Unterschiede zwischen Textzeugen...“).
Um das Ergänzen der Vokale beim Lesen zu erleichtern, erfand man schon recht früh das System der „Matres lectionis“: Die vier Konsonanten Aleph, He, Waw und Jod wurden zusätzlich zu den „eigentlichen“ Konsonanten in den Text eingefügt, um nicht als tatsächliche Konsonanten zu dienen, sondern um zu markieren, dass hier ein bestimmter Vokal zu lesen sei. Diese Einfügung erfolgte aber nicht immer konsequent; einer der häufigsten Unterschiede zwischen Manuskripten des masoretischen Textes sind Unterschiede beim Einsatz oder Wegfall von Matres lectionis. Wird eine solche Mater lectionis gesetzt, spricht man von „Scriptio plena“, wird sie nicht gesetzt, von „Scriptio defectiva“. Erst ab dem 6. / 7. Jh. n. Chr. erfand man eindeutigere Systeme zur wirklichen „Vokalisierung“ hebräischer Texte. Das in den biblischen Texten zum Einsatz kommende „tiberische Punktationssystem“ wurde gar erst ab dem 8. Jh. verwendet, das älteste erhaltene Manuskript mit biblischen Texten, in denen dieses zum Einsatz kommt, stammt aus dem 10. Jh. Etwa zeitgleich wurde der Text außerdem angereichert um „Akzente“, eine Art System zur Notation des musikalischen Vortrags, das als solches nebenbei auch Auskunft über Betonung hebräischer Wörter und die Syntax der hebräischen Sätze gab und auch markierte, wann ein Vers zu Ende sei und der nächste beginne.
Streng genommen nennt man nur Handschriften, die alle diese Merkmale aufweisen, „masoretische Texte“. Hebräische Handschriften älteren Datums dagegen werden allgemein bezeichnet als „vormasoretische Texte“, hebräische Handschriften älteren Datums, die zur selben Textfamilie gehören wie der masoretische Text, „protomasoretische Texte“.
Die Aufteilung der biblischen Texte in Kapitel schließlich wurde erst im 13. Jh. von Kardinal Hugo in die Vulgata (s.u.) eingeführt und von dort im 15. Jh. in den masoretischen Text übertragen.

Von diesem im Laufe der Zeit immer wieder abgeschriebenen und überarbeiteten Text sind die oben genannten Codices „Aleppo“ und „Leningradensis“ zwei Handschriften von vielen, und wieder nicht die richtigsten, aber insofern die wichtigsten, als sie die ältesten Handschriften sind, die den gesamten Text der hebräischen Bibel enthalten. Neben diesen beiden Codices sind viele ältere, aber nur fragmentarische und viele ebenfalls vollständige, aber jüngere Manuskripte erhalten. Weil es auch zwischen Kodex Aleppo und Codex Leningradensis und auch zwischen diesen und den anderen Manuskripten viele Unterschiede gibt, veröffentlichte Giovanni Bernardo De Rossi 1784-88 sein wichtiges fünfbändiges Werk „Variae Lectiones Veteris Testamenti“, in dem über 1400 Handschriften und Bibelausgaben miteinander verglichen wurden (Links zu Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5).

Der Codex Leningradensis ist die Textbasis der kritischen Edition der „Biblia Hebraica Stuttgartensia“, von der gerade die Neuauflage „Biblia Hebraica Quinta“ in Arbeit ist und an der sich die Offene Bibel orientiert. Der Codex Aleppo dagegen ist die Textbasis der „Hebrew University Bible“, von der bisher aber erst drei Bände erschienen sind. Ein drittes Editionsprojekt ist die „Oxford Hebrew Bible“, die sich nicht an einem bestimmten Manuskript orientiert, sondern versucht, aus den verschiedenen Textzeugen den am wahrscheinlichsten ursprünglichen Text zu rekonstruieren. Bisher ist leider erst ein Band erschienen.

Qumran-Handschriften[Bearbeiten]
Weitere wichtige heb. und aram. Textzeugen[Bearbeiten]

Samaritanischer Pentateuch

Cairo Genisa

Masada

Naḥal Ḥever

Murabba´at

Alte Übersetzungen[Bearbeiten]

Septuaginta[Bearbeiten]

Kurz: „LXX“. Als ab dem 3. Jh. v. Chr. das Bedürfnis nach einer griechischen Übersetzung des Alten Testaments stieg, wurden bis zur Mitte des 2. Jh. v. Chr. diese Bücher des AT ins Griechische übertragen, allerdings aus einer anderen Textfamilie als dem Masoretischen Text. Zusammen mit anderen griechischen jüdischen Schriften wurden diese später zu einem Gesamtwerk zusammengefasst. Noch während diese Übersetzungen entstanden, begannen andere damit, bereits bestehende LXX-Übersetzungen zu bearbeiten, was zu unterschiedlichen „Rezensionen“ führte. Die Textgeschichte der Septuaginta ist daher ähnlich komplex wie die des Masoretischen Textes und der „ursprüngliche Text“ der „Septuaginta“ ist nicht mehr direkt greifbar, sondern muss aus den verschiedenen Rezensionen rekonstruiert werden.
Als besonders wichtige und wirkmächtige Rezensionen unterscheidet man heute v.a.:

Syro-Hexapla (LXXSyH): Eine Neubearbeitung einer älteren LXX-Ausgabe in Orientierung an einem proto-masoretischen Text durch Origines (2-3. Jh. n. Chr.) für seine „Hexapla“, eine Zusammenschau von Septuaginta, den griechischen Übersetzungen von Aquila, Symmachus und Theodotion und gelegentlich einiger weiterer griechischer Übersetzungen. Origines Neubearbeitung wurde später der Hexapla entnommen und geriet als selbstständiges Werk in Umlauf. Von diesem ist nicht mehr viel erhalten, fast vollständig erhalten ist aber die sehr wörtliche Übersetzung durch Paul von Tella (7. Jh.) ins Syrische.
Für 2 Sam allerdings ist von der hexaplarischen und auch von Paul von Tellas Üs. fast nichts erhalten. Für den Psalter gilt ähnliches; nur sehr weniges ist vom urspr. gr. Text erhalten und hier lässt sich ausnahmsweise auch Paul von Tellas Üs. nicht verwenden, da dieser den Psalter aus einer lukianischen LXX übersetzte. Er kann aber grob aus dem Psalmentext der Vulgata rekonstruiert werden, da Hieronymus diesen anders als den Rest der atl. Schriften und sein „Psalterium iuxta hebraeos“ nicht aus dem Hebräischen übersetzte, sondern aus Origines Hexapla-LXX.

Die Kaige-Rezension (LXXK): Eine Gruppe von Bearbeitungen der Septuaginta, um sie besser mit dem (proto-)masoretischen Text zusammenstimmen zu lassen. Zu dieser Gruppe gehört neben einigen LXX-MSS auch die Üs. von Theodotion und das berühmte Dodekapropheton von Naḥal Ḥever (8ḤevXIIgr). Nach Kim 2009, S. 1 gehören hierzu z.B. bei 2 Sam 22 alle Handschriften, die nicht zur lukianischen Textfamilie zu rechnen sind.

Lukianische Rezension (LXXL): Die Neubearbeitung der sog. „antiochenischen“ LXX-Textfamilie durch Lukian. Besonders wichtig ist diese Textfamilie, weil sie anders als die Kaige-Gruppe nicht nachträglich an den MT angepasst wurde und daher vermutlich einen ursprünglicheren LXX-Wortlaut überliefert als diese, was sich auch daran zeigt, dass sie in ihrem Wortlaut oft mit den Schriften des Josephus, der Vetus Latina oder mit biblischen Schriften aus Qumran zusammenstimmt. Im Falle von 2 Sam 22 und Ps 18 etwa stehen ab V. 17 des öfteren LXXL und 4QSama gegen MT und LXXK.

Aquila, Symmachus, Theodotion[Bearbeiten]
Vetus Latina[Bearbeiten]
Vulgata[Bearbeiten]

Auch: Psalterium iuxta Hebraeos

Peschitta[Bearbeiten]
Targumim[Bearbeiten]
Weitere Übersetzungen[Bearbeiten]
Mischna, Tosefta und Talmud[Bearbeiten]
Kommentatoren[Bearbeiten]

Gründe für Unterschiede zwischen Textzeugen des Alten Testaments[Bearbeiten]

Wie oben schon gesagt lassen sich Differenzen zwischen Textzeugen des Alten Testaments grob erklären durch (1) alternative Texttraditionen, (2) Lese- und Schreibfehler und (3) bewusste Änderungen am Text. Bei (2) gibt es aber eine Reihe von Standardfällen. Viele davon hat Delitzsch in seinen „Lese- und Schreibfehler im Alten Testament“ erläutert und Beispiele dafür zusammengetragen; hier nur die wichtigsten:

Verlesungen / Verschreibungen

Einige hebräische Konsonanten sehen einander so ähnlich, dass sie leicht verlesen werden konnten; andere wiederum klingen einander so ähnlich, dass sie leicht verlesen werden konnten. Die wichtigsten:

Buchstabe sieht ähnlich aus wie klingt ähnlich wie
א ´ - ע `
ב b ד d
כ k
ר r
פ p
ג g ו w
ז z
נ n
צ
-
ד d ז z
ך k
ר r
-
ה h ח ch
ת t
ח ch
ו w ז z
י j
נ n
-
ז z ו w צ
ח ch ה h
ת t
ה h
כ k
ט ț ש ß / sch ת t
י j ו w -
כ k ב b
פ p
ח ch
ס s ם m צ
ש ß / sch
ע ` צ א ´
פ p כ k ב b
צ ג g
ע `
ז z
ס s
ש ß / sch
ר r ד d
ו w
-
ש ß / sch ט ț ס s
צ
ת t ה h
ח ch
ט ț

Einige davon wurden übrigens bereits im Talmud zusammengetragen: In b.Schab 103b wird gefordert, man solle „makellos schreiben“, also nicht „א als ע und umgekehrt, ב als כ und umgekehrt, ג als צ und umgekehrt, ד als ר und umgekehrt, ה als ח und umgekehrt, ו als י und umgekehrt, ז als נ und umgekehrt und ט als פ und umgekehrt.“

Wichtig v.a. für Spalte 3: Bei vielen solchen klassischerweise als „Schreibfehler“ bezeichneten Phänomenen muss es sich gar nicht notwendigerweise um „Schreibfehler“ gehandelt haben, sondern da es zu dieser Zeit noch keine Wörterbücher und standardisierte Schreibungen gab, könnte es sich jeweils auch schlicht um alternative Schreibweisen handeln.
Bspp: FN e zu V. 4; FN o zu V. 11; FN ag zu V. 21; FN aq zu V. 30; FN bm zu V. 43; FN br zu V. 46; FN cb zu V. 49.

Haplographie: Folgen zwei gleiche Konsonanten auf- oder stehen sie nah beieinander, konnte leicht vergessen werden, diesen Konsonanten ein zweites Mal zu schreiben.
Besonders häufig findet sich dieses Phänomen an Wortgrenzen, wenn also ein Wort auf den selben Konsonanten endet, mit dem auch das folgende Wort beginnt. In diesem Fall ist nicht eigentlich von einem „Schreibfehler“ zu sprechen, sondern von phonetischer Schreibweise: Ähnlich wie im gesprochenen Deutsch in solchen Fällen beide Laute „verschmelzen“ („Wir gehen nach Hause“ = Wirgehnachause), taten sie das auch im Hebräischen und ein Schreiber schrieb dies, wie man es sprach.
Bspp.: FN l zu V. 7; FN s zu V. 12; FN t zu V. 13; FN x zu V. 15; FN y zu V. 16; FN al zu V. 27; FN bj zu V. 42.

Dittographie: Ein Schreiber konnte häufig aus Versehen einen Konsonanten doppelt schreiben.
Auch dies findet sich besonders häufig an Wortgrenzen; wahrscheinlich handelt es sich hier dann oft um nachträgliche falsche Korrekturen von mutmaßlicher phonetischer Schreibung, wie sie eben erläutert wurde.
Bsp: FN ao zu V. 29.

Homoiarkton: Beginnen in einem Satz mehrere Worte mit den selben Konsonanten, konnte es passieren, dass die Augen des Schreibers beim Schreiben des ersten Wortes zum nächsten Wort sprangen, er stattdessen beim nächsten Wort weiterschrieb und das erste und die dazwischenliegenden Worte vergaß.
Bspp: FN p zu V. 12; FN az zu V. 36.

Homoiteleuton: Das selbe Phänomen findet sich auch in Fällen, wenn mehrere Worte mit den selben Konsonanten enden.
Bsp: FN az zu V. 36.

Metathesis: Vertauschung der Reihenfolge zweier aufeinanderfolgender Konsonanten.
Bspp: FN q zu V. 12; FN t zu V. 13; FN bt zu V. 46.

Konflation: Falsche Schreibungen wurden gelegentlich nachträglich korrigiert, indem das richtige Wort über das falsche Wort geschrieben wurde. Spätere Schreiber schrieben dann gar nicht selten sowohl das falsche als auch das richtige Wort in den Fließtext. Bei 2 Sam 22 / Ps 18 findet sich z.B. in der Handschrift 4QSama in V. 37 eine solche „supralineare“ Korrektur eines Schreibfehlers.
Bspp.: FN t zu V. 13; FN ao zu V. 29; FN be zu V. 39; FN bm zu V. 43; in 2 Sam 22/Ps 18 bes. häufig in LXXL:2 Sam: FN ak zu V. 25; FN az zu V. 36; FN bc zu V. 37; FN bs und FN bt zu V. 46; FN cf zu V. 51.

Falsche / „falsche“ Einfügung von Matres lectionis: Die Matres lectionis sind im Masoretischen Text wie gesagt nicht so konsequent gesetzt wie z.B. in vielen Qumran-Handschriften. Häufig ergänzten Schreiber daher nachträglich solche Matres lectionis – häufig an richtigen Stellen, manchmal aber auch an falschen Stellen, so dass dadurch der Sinn des Wortes verändert wurde.
Bspp.: FN aj zu V. 24; FN ax zu V. 35; FN ay und FN ba zu V. 36; FN bd zu V. 38; FN bp zu V. 45.

Falsche Vokalisierung: Die heute gebräuchliche Vokalisierung stammt aus dem 8./9. Jh. n. Chr. Die Konsonanten vieler Wörter in der heb. Bibel könnten auf verschiedene Weisen vokalisiert werden, was häufig eine unterschiedliche Wortbedeutung ergibt. Dass die Masoreten ein Wort auf eine bestimmte Weise vokalisierten, frühere Übersetzungen die Vokalisierung eines Wortes aber anders deuteten und/oder die richtige Vokalisierung des Wortes vermutlich in der Tat eine andere ist, findet sich sehr häufig.
Bspp: FN bb zu V. 37; FN ce zu V. 51.

Zeilensprung: Ein Phänomen, dass sich besonders häufig in der biblischen Poesie findet, die schon in masoretischen Handschriften und auch schon vorher Zeile für Zeile und nicht kontinuierlich geschrieben wurde. Gelegentlich übersprang ein Schreiber beim Abschreiben biblischer Texte ganze Zeilen; manchmal wurden diese Zeilen dann nach den bereits geschriebenen Zeilen „nachgeliefert“.
Bspp.: FN ab zu V. 16; FN bs zu V. 46.

Falsche Aufteilung in Verse / Kapitel: Die schriftliche Aufteilung in Verse stammt wie gesagt aus dem 8-10. Jh. n. Chr., die Aufteilung in Kapitel gar erst aus dem 13./15. Jh. Auch hier finden sich nicht selten Fehler.
Schöne Beispiele für Fehler bei der Aufteilungen in Kapitel sind schon das erste Kapitel der Bibel, Gen 1, das nicht mit V. 31, sondern erst bei Gen 2,3 endete, oder das sog. „vierte Gottesknechtslied“, das sich hauptsächlich in Jes 53 findet, dessen erste beide Verse aber noch in Jes 52 zu finden sind.
Bsp.: FN af zu V. 20.

Bewusste Änderungen: Schreiber konnten aus verschiedensten Gründen in den Text ihrer Vorlage eingreifen, um sie bewusst zu ändern. CTAT I, S. XVIIIf. hat gut in viele verschiedene Typen solcher bewussten Änderungen kategorisiert; die wichtigsten:

Vereinfachung, also stilistische Änderungen, um Schreibung, Syntax oder Stil zu vereinfachen, z.B., indem ungewöhnliche Schreibungen normalisiert wurden, seltene Ausdrücke oder syntaktische Konstruktionen durch üblichere ersetzt wurden oder der Text klarer gemacht werden sollte.
Bspp.: FN x zu V. 15; FN an zu V. 28; FN bh zu V. 41; FN bx zu V. 48.
Assimilation: Folgten zwei oder mehrere unterschiedliche Ausdrücke oder Konstruktionen aufeinander, wurde häufig die eine an die andere angeglichen.
Bspp.: FN h zu V. 5; FN k zu V. 7; FN m zu V. 8; FN r zu V. 12; FN x zu V. 15; FN aa zu V. 16; FN ak zu V. 25; FN am zu V. 28; FN at zu V. 32; FN au zu V. 33; FN bn zu V. 44; FN ca z V. 49; FN cd zu V. 50.
Manchmal geschahen solche Assimilationen auch aus Versehen, s. z.B. FN t zu V. 13; FN ay zu V. 36; FN bi zu V. 41; FN bm zu V. 43.
Stilistische Verbesserung.
Bspp.: FN c zu V. 3; FN j zu V. 6; FN ad zu V. 18; FN cc zu V. 50.
Glosse: Bewusste Erweiterung des Textes um ergänzende Wörter oder Sätze. In der älteren Textkritik war die Ausscheidung unliebsamer Wörter als „Glossen“ außerordentlich beliebt; heute nimmt man sehr viel stärker Abstand.
Zu den beiden einzigen wahrscheinlichen Bsp. in 2 Sam 22/Ps 18 s. FN l zu V. 7 und FN bz zu V. 49.
Theologische Änderungen.
Bsp: FN bv zu V. 47.

Unterschiedliche Traditionen.
Bspp.: FN a und FN b zu V. 2; FN d zu V. 3; FN n zu V. 8; FN v zu V. 14; FN by zu V. 49.

Durchführung: 2 Sam 22 und Ps 18[Bearbeiten]

1 Für den Chorleiter. Vom Diener JHWHs, von David, welcher sprach zu JHWH die Worte dieses Lieds am Tag, als JHWH ihn rettete aus der Handfläche all seiner Feinde und aus der Handfläche (Hand)a Sauls. 2 Und er sagte:

Ich will dich lieben, JHWH, meine Stärke! ({Ich will dich lieben, JHWH, meine Stärke}, Deine Erbarmungen, JHWH, [sind] meine Stärke)!b
3 JHWH [ist] mein Fels und meine Burg und mein {meiniger} Retter,
Mein Gott (Gott)c [ist] (,) mein Berg, zu dem ich fliehe (auf den ich vertraue),
Mein Schild, das Horn meiner Rettung, meine Klippe (Festung) [und meine Zuflucht,
Mein Retter, vor Gewalttat wirst du mich retten!]d
4 Als Lobenswerten (verwundet)e will ich anrufen JHWH
Und von meinen Feindenf will (werde) ich gerettet werden.


5 Denn ({denn}g es umgaben mich Wogen (Stricke)h des Todes,
{Und}i die Flüsse Belias werden mich erschrecken!
6 Die Stricke des Scheol umfingenj mich,
Es ereilten mich die Schlingen des Todes.
7 [Ich sagte:] „In meiner Not will ich anrufen JHWH
Und zu meinem Gott will ich schreien (anrufen).k
Er soll hören (und er hörte)i in seinem Tempel meine Stimme
Und mein Schreien soll kommen in seinem Ohr ([sei] in seinem Ohr; soll zu seinem Gesicht kommen, in sein Ohr)!“l


8 Da wanktem und schwankte die Erde
Und ({und})i die Pfeiler der Berge (die Pfeiler des Himmels)n bebten und wankten
Denn es loderte in ihm.
9 Es stieg Rauch aus seiner Nase
Und Feuer fraß aus seinem Mund;
Kohlen brannten aus ihm hervor (entbrannten durch es).
10 Und er öffnete (neigte) den Himmel und stieg herab
Und eine Wolke (Dunkelheit) [war] unter seinen Füßen.
11 Und er ritt auf einem Kerub und flog
Und schoß herab (und er wurde gesehen)o auf den Flügeln des Windes.


12 Und er setzte (er wird setzen)i Dunkelheit als seine Bedeckung ({als seine Bedeckung})p um sich
[Seine] (seine)q Hütte [waren] Massen von Wassern ([war] Dunkelheit von Wassern)r in den Wolken des Himmels (, Wolken des Himmels)s
13 Aus dem Glanz vor ihm gingen {seine Wolken} aus
Hagel und (Aus dem/Im Glanz vor ihm brannten)t Kohlen von Feuer.
14 Und es donnerte (es wird donnern)i aus demu Himmel JHWH
Und Eljon wird geben seine Stimme{:
Hagel und Kohlen von Feuer}.v
15 Und er warf ([seine])w Pfeile und zerstreute sie,
{Und}i einen Blitz schoß er (Blitze)x und verwirrte sie.
16 Und es wurden gesehen die Betten der Wasser (des Meeres)y
Es werden bloßgelegt werden (und es wurden bloßgelegt)i die Fundamente der Erde
Durchz dein Schelten, JHWH (durch das Schelten JHWHs),aaab
Durch das Schnauben des Windes deiner (seiner)aa Nase.


17 Er möge (wird) senden aus der Höhe,ac mich ergreifen (und ergriff mich),i
Mich herausziehen aus vielen Wassern,
18 Es möge mich retten vor meinem Feind der Starke (vor meinen starken Feinden)ad
Und ({und)i vor meinen Hassern, weil sie kräftiger sind als ich!
19 Sie werden mir entgegentreten am Tag meines Unglücks,
Aber JHWH wurde zu meiner (war meine)ae Stütze:
20 Er führte mich ins Weite.af


Er wird mich retten, weil er Gefallen hat an mir:
21 Es wird mich belohnen JHWH entsprechend meiner Gerechtigkeit,
Entsprechend der Reinheit meiner Händeag wird er mir zurückgeben,
22 Denn ich wahrte die Wege JHWHs
Und handelte nicht böse vonah meinem Gott,
23 Denn all seine Gesetzte [waren] vor mir
Und seine Satzungen werde ich nicht von mir stoßen (von seinen Satzungen werde ich nicht abweichen)ai
24 Und ich verhielt mich gegen ihn perfekt
Und ich hütete mich (und ich will mich hüten)aj vor meinen Fehlern.
25 Und es gab JHWH mir zurück entsprechend meiner Gerechtigkeit
Entsprechend meiner Reinheit (der Reinheit meiner Hände)ak vor seinen Augen.


26 [Dem] Bundestreuen gegenüber wirst du dich bundestreu erweisen,
Und ({und})i [dem] perfekten Mann gegenüber wirst du dich perfekt erweisen,
27 [Dem] Reinen gegenüber wirst du dich rein erweisen,al
Dem Falschen gegenüber wirst du dich verkehrt erweisen.al
28 Du (denn du; und das)am rettest das arme Volk,
Doch die Augen Erhobener (erhobene Augen; deine Augen [sind] gegen Erhobene)an beugst du nieder.
29 Ja, du [bist] ([wirst erleuchten])ao meine Lampe, JHWH,
{Und}i Mein Gott (JHWH)ap wird erhellen meine Dunkelheit.
30 Ja, mit dir werde (kann) ich überrennen (zerschmettern) eine Truppe (Wand),aq
Und ({und})i mit meinem Gott werde (kann) ich eine Mauer überspringen.


31 Gott – perfekt [ist] sein Weg.
Das Wort JHWHs ist erprobt (ein Schild, ein erprobter Schild),ar
Ein Schild ist er für alle, die (für die, die)as auf ihn vertrauen (die zu ihm flüchten).
32 Ja, wer ist Gottat außer JHWH
Und wer ein Berg außerat unserem Gott –
33 Dem Gott, [der] mich stärkt (mich gürtet, mir hilft, meine Zuflucht)au [mit] Kraft
Und der machte (frei machte, hüpfen ließ, führte)av meinen Weg perfekt,
34 der gleich machte meinen Fuß einer Gazelle
Und mich auf meine ({meine})aw Höhen stellte,
35 Der trainierte meine Hände für den Kampf
Um zu stärken (um spannen zu lassen?, und er wird herabsenken, so dass zerbrochen werden kann, und du wirst führen, und du wirst geben)ax [wie] einen Kupferbogen meine Arme!?
36 Und du gabst mir den Schild der (deiner, meiner)ay Rettung
Und deine rechte Hand wird mich stützen ({Und deine rechte Hand wird mich stützen})az
Und dein Erhören (dein Antworten/Demütigen/Schreien, deine Demut, deine Hilfe)ba wird mich vergrößern.
37 Du wirst weit machen meine Schritte (meinen Schritt)bb unter mir,
Und nicht wankten meine Knöchel.bc


38 Ich werde (will)bd nachjagen meinen Feinden und sie erreichen
Und werde nicht umkehren, bis ich sie zerstört habe.
39 {Und}i ich werde sie ({fressen,})be zerschmettern und sie werden sich nicht erheben können,bf
{Und}i sie werden unter meine Füße fallen!
40 Und du gürtetestbg mich mit Kraft für den Kampf,
Du wirst beugen die sich [gegen] mich erheben unter mich!bg
41 Und meine Feinde, du gabstbh mir den Rücken;
{Und}i meine Hasser (den Rücken meiner Hasser und)i werde ich vernichten (wirst du vernichten, wirst du töten).bi
42 Sie werden schreien (achten)bj und es [wird] nicht geben einen Retter,
zu (gegen)bk JHWH und er antwortete ihnen nicht.
43 Und ich werde sie zermalmen wie Staub auf dem Gesicht des Weges (auf dem Gesicht des Windes, der Erde),bl
Wie Kot der Straße werde ich sie ausschütten (zerschmettern; zerstampfen; zerschmettern, zerstampfen; ausbreiten).bm


44 {Und}i du wirst mich retten aus den Auseinandersetzungen des Volkes (meines Volkes, der Völker),bn
Du wirst mich einsetzen (erhalten)bo als Haupt der Heiden,
Ein Volk, [das] ich nicht kenne (kannte), wird mir dienen.
45 Auf Gehörtes (auf das Hören)bp des Ohrs [hin] werden sie auf mich hören,
Söhne von Ausländern werden mir heucheln (Ergebung heucheln),bq
46 Söhne von Ausländern werden vergehen (davonfließen, gefangen)brbs
Und sich gürten (hervorzittern?)bt mit ihren Banden (aus ihren Umfriedungen, von ihren Straßen).bu


47 [So wahr] Gott lebt: Gesegnet [sei] mein Fels (mein Gott; der mich schafft)bv
Und erhoben werden soll der Gott (soll Gott, der Fels)bv meiner Rettung,
48 Der Gott, [der] (der) mir Rache gab (gibt)bw
Und unterjocht hat (gesprochen hat, unterwirft)bx Völker unter mich,
49 {Und}i der mich meinen Feinden entkommen lässt (herausholt, herausholte),by
{Ja, (vor dem Zorn meiner Feinde, vor meinen zornigen Feinden, und)}bz mich erhöhen wird über die, die sich gegen mich erheben,
Der du mich von dem Mann der Gewalttaten (Gewalttat)ca befreiten wirst (erhalten wirst).cb


50 Darum will ich dich preisen, JHWH, unter den Heiden (unter den Heiden, JHWH),cc
Und deinem Namen (dem Namen JHWHs)cd singen,
51 Der groß macht das Heil (Siege) (der ein Turm des Heils [ist] für)ce seines Königs
Und erweist Bundestreue seinem Gesalbten,
David (zu Geschlecht)cf und seinen Nachkommen auf ewig.


aTextkritik: „Hand“ nach den meisten Ps-Mss – auch 11QPsc;
„Handfläche“ nach den meisten 2 Sam-MSS, also das selbe Wort wie zuvor. Einige heb. Handschriften des Psalms gleichen die Formulierung des Psalms an die von 2 Sam an, einige heb. Handschriften von 2 Sam an die des Psalms.
LXX, VUL und Hier haben an beiden Stellen das selbe Wort. Das aber ist nicht aussagekräftig: Auch sonst, wenn sich in einem Vers „Handfläche“ und „Hand“ beieinander finden, übersetzen LXX und VUL die beiden Wörter häufig mit dem selben Wort, s. z.B. Ps 71,4; Jes 1,15; 62,3; Jer 15,21; anders aber z.B. Spr 31,19f..
Tg gleicht beide Texte aneinander an, ändert aber jeweils das zweite Wort in „Schwert“, wohl in Orientierung an Ps 17,13f.. Syr übersetzt in 2 Sam eine sehr andere Überschrift und hat den Vers in Ps gar nicht. Von Aq, Sym und Theod sind hier keine wichtigen Lesarten überliefert. Tg, Syr, Aq, Sym und Theod können für diese Frage also vernachlässigt werden. Können Textzeugen für eine textkritische Frage vernachlässigt werden, erwähnt man sie in der Textkritik i.d.R. nicht; wird im Folgenden also nichts über bestimmte Textzeugen gesagt, heißt das, dass sie für die jeweilige textkritische Frage keine Rolle spielen.
Man könnte diese unterschiedlichen Lesarten entweder (1) damit erklären, dass schon in der Phase der mündlichen Tradierung die beiden Varianten entstanden und so von Beginn der Niederschrift an nebeneinander standen, (2) damit, dass in Ps das eine der beiden gleichen Wörter variiert werden sollte und daher nachträglich zu „Hand“ geändert wurde oder (3) dass in 2 Sam die beiden unterschiedlichen Wörter aneinander angeglichen werden sollten und daher nachträglich das „Hand“ an „Handfläche“ angeglichen werden sollte. Ebenso, wie sich häufig die Variation kaph („Handfläche“) - jad („Hand“) findet (s.o.), findet sich auch häufiger ein doppeltes (mi)jad ... u(mi)jad („(aus) der Hand ... und (aus) der Hand“) oder (mi)kaf ... u(mi)kaf („(aus) der Handfläche ... und (aus) der Handfläche“); s. z.B. Gen 9,5; Ex 18,10; Ri 6,9 für jad und 2 Kön 16,7 für kaf. Es lässt sich also kein guter Grund dafür ausmachen, warum ein Schreiber die Abfolge mikaf ... umijad oder mikaf ... umikaf verändern hätte sollen; man sollte also von zwei nebeneinander bestehenden Traditionen ausgehen und in 2 Sam das zweite Wort ebenfalls mit „Handfläche“, in Ps aber mit „Hand“ übersetzen. (Zurück zu Lesefassung v.1)
bTextkritik: Der erste Satz des Gedichts findet sich in der Ps-Version, nicht aber in der 2 Sam-Version. LXXK, Aq, Sym, Theod, VUL, Tg stimmen mit ihren jeweiligen Quelltexten überein, LXXL allerdings hat den Satz auch in 2 Sam. Auch Syr hat den Satz in beiden Versionen, gleicht aber häufig die eine Version an die andere an.
Dass der Satz auch in LXXL:2 Sam steht, spricht etwas mehr für die Ursprünglichkeit des Ps-Wortlauts; dass hier aber ein ganzer Satz entfallen sein soll, eher dafür, dass es sich wieder um zwei eigenständige Traditionen handelt.
In 11QPsc sind statt dem Wort ארחמך die drei Konsonanten [ ]רחמ erhalten. Van der Ploeg vermutet, es seien die Anfangsbuchstaben von רחמתך („Ich liebe (statt: will lieben) dich“) wie in Jes 54,8; 60,10. Für diese Änderung gäbe es aber keinen Anlass. Näher liegt vielleicht die Annahme, dass der Wortbeginn zu ergänzen ist zu רחמך („deine Erbarmungen“), wie es sich noch häufiger mit folgendem „JHWH“ in den Ps findet: s. bes. Ps 25,6; 119,156; auch 40,11; 51,3; 69,16; 79,8; 119,77. Diese Korrektur liegt nahe; רחם steht eigentlich nicht für das Lieben hierarchisch tiefer Stehender, sondern das müttergleiche Erbarmen vonseiten Höhergestellter; der Satz in Ps ist daher recht hart. Die Version in 11QPsc dagegen wäre zu übersetzen als „Deine Erbarmungen, JHWH, [sind] meine Stärke“, woran sich dann sehr glatt V. 3 anschlösse. Diese Variante ist aber nur hier bezeugt und daher als nachträgliche Korrektur zu werten. (Zurück zu Lesefassung v.2)
cTextkritik: אלהי („Gott“) nach 2 Sam,

אלי („mein Gott“) nach Ps, auch 11QPsc.

Syr gleicht wieder beide Versionen aneinander an. Die Targumim dagegen haben ebenfalls leicht verschiedene Gottesbezeichnungen (אלהי vs. אלהא). In 2 Sam findet sich „mein Gott“ statt „Gott“ auch in einigen LXX-Handschriften.
In 2 Sam findet sich vor אלהי außerdem statt ומפלתי („mein Retter“) ומפלתי־לי („mein meiniger Retter“); das ־לי ist überflüssig, passt nicht gut ins Schema des restlichen Verses und findet sich in einer solchen Konstruktion nur sehr selten (vgl. JM §146f; s. aber ebenso Ps 27,2).
Teil der poetischen Strategie des Verses ist es klar, viele auf i auslautende Worte aufeinanderzuhäufen: sel`i umtsudathi umpalti(-li) ´eli/´elohej tsuri ´echseh-bo magini weqeren jisch`i mißgabi (umnusi moschi`i mechamas thoschi`eni). Es ist schwer vorstellbar, dass einem Schreiber diese Strategie entgangen sein und er desungeachtet ´eli zu ´elohej korrigiert haben sollte; ebenso schwer vorstellbar ist aber, dass der ursprüngliche Autor zu ´elohej gegriffen haben sollte, wenn gleichzeitig ´eli zur Verfügung stand. Am ehesten sollte man daher ´eli als ursprünglich ansehen (was die LXX-Handschriften stützen, die auch in 2 Sam mit „mein Gott“ übersetzen) und das h darauf zurückführen, dass die Augen eines Schreibers aufgrund des gleichen Wortbeginns von אלי und אחסה beim Schreiben zum zweiten Wortes abirrten und er fälschlicherweise aus diesem ein ה in אלי eintrug (Homoiarkton).
Das merkwürdige ־לי muss man wahrscheinlich so erklären, dass ein Schreiber die poetische Strategie des Verses noch unterstützen wollte durch die Einfügung eines weiteren auf -i auslautenden Wortes, das nichts am Sinn des Verses ändert. (Zurück zu Lesefassung v.3)
dTextkritik: Unproblematisch, aber interessant ist, dass sich Zeile a in 2 Sam schon in V. 2 findet. Wichtiger: Zeile d findet sich nur in 2 Sam, nicht aber in Ps. Die Handschriften und Versionen stützen diesen Unterschied; ein recht klarer Fall zweier eigenständiger Traditionen. (Zurück zu Lesefassung v.3)
eTextkritik: mehullal („als Lobenswerten“) nach 2 Sam + Ps (wie z.B. in Ps 113,3),
mechollal (wie in Jes 53,5, was übrigens auch schon Kraus 1961, S. 138 bereits vor Bekanntwerden von 11QPsc als Korrektur des Verses vorgeschlagen hat) oder mechullal (wie in Ez 36,23: „verwundet“) nach 11QPsc. Die beiden Lesarten unterscheiden sich nur in den sich sehr ähnlich sehenden und auch ähnlich klingenden Konsonanten ה h vs. ח ch (Lese-/Schreibfehler, s.o.). Die anderen MSS und Versionen stützen aber 2 Sam und Ps (Syr allerdings zieht „lobenswert“ noch in den vorigen Vers: „meine lobenswerte Festung“).
Wieder ist die Lesart von 11QPsc sicher sekundär, wieder stimmt auf diese Weise der Vers aber recht gut zusammen mit dem folgenden Vers, obwohl der Übergang von Lob zu Schilderung der Not so recht hart wäre. Neben dieser Lesart finden sich in 11QPsc in diesem Vers außerdem die ungefähr gleichbedeutende Lesart אקראה („ich will rufen“) statt אקרא („ich will/werde rufen“); schon jetzt zeichnet sich also ab, dass 11QPsc entweder recht frei mit seiner Vorlage umgegangen ist oder zu einer anderen Textfamilie gehört als der protomasoretische Text (s. schon in V. 2 und z.B. nächste FN). (Zurück zu Lesefassung v.4)
fTextkritik: In 2 Sam und Ps finden sich die beiden gleichbedeutenden orthographischen Varianten ומאיבי und ומן־איבי („und von meinen Feinden“). Die Variante von 2 Sam findet ich in Ps auch in 11QPsc und ist damit vermutlich die ursprüngliche. (Zurück zu Lesefassung v.4)
gTextkritik: „denn“ findet sich in 2 Sam, nicht aber in Ps. Die MSS und die meisten Vrs. stützen ihre jeweiligen Quelltexte, nur Syr gleicht wieder beide Versionen aneinander an und hat „denn“ auch in Ps; in LXXL dagegen fehlt es in 2 Sam. Es gibt also keine starken Indizien für eine nachträgliche Einfügung oder Streichung und man sollte von zwei nebeneinander bestehenden Traditionen ausgehen. (Zurück zu Lesefassung v.5)
hTextkritik: mischberej-mawet („Wogen des Todes“ wie in 1QHod 11,8f.) in 2 Sam,
cheblej-mawet („Stricke des Todes“ wie in Ps 116,3) in Ps.
Weil sich cheblej auch in V. 6 findet, betrachten die meisten Exegeten das cheblej im V. 5 von Ps als nachträgliche Angleichung an V. 6 und mischberej als ursprünglich. LXX, VUL und Syr scheinen auf den ersten Blick auch in 2 Sam cheblej zu stützen, doch im Zhg. mit chebel kann offenbar auch mischbar die Bed. „Krampfwelle, Wehe“ haben; vgl. 1QHod 11,8f.: „Ich litt wie eine Frau, über die Geburtswehen kamen, als sie die das erste Mal [ein Kind] gebar. Wehen (chablej) kamen über ihren Geburtsstuhl (maschberejha) ..., denn Kinder kommen hervor wie Wogen des Todes (mischberej-mawet), und die einen Knaben Erwartende wird durch ihre Wehen (chablejha) bedrängt, denn unter Wogen des Todes (mischberej-mawet) gebiert sie.“ Die Tatsache, dass sowohl LXX als auch VUL an beiden Stellen mit unterschiedlichen Worten übersetzen, legt nahe, dass ihnen diese Bed. bekannt war und auch ihnen in 2 Sam mischberej und nicht cheblej vorlag. Ist das so, ist der Mehrzahl der Exegeten recht zu geben und mischberej als die ursprüngliche Variante anzusehen.

Tg ist so zu erklären, dass die Konsonanten von mschbr sowohl gedeutet werden können als mischbar („Wogen“) als auch als maschber („Geburtsstuhl“) und die von chbl sowohl als chebel („Stricke“) als auch als chēbel („Geburtswehen“). Tg etwa deutet beide Worte jeweils als die zweite Variante, kombiniert beide Worte und umschreibt mit einer Anspielung auf 2 Kön 19,3 / Jes 37,3: „Denn Beschwerden umgaben mich wie eine Frau, die auf dem Geburtsstuhl sitzt, nicht die Kraft zum Gebären hat und Gefahr geht zu sterben.“

Auf chēbel („Geburtswehen“) könnte in einem Wortspiel auch mit chebel („Stricke“) 6a angespielt werden. 5a geht dann in einem Wortspiel parallel mit 6a und in der wörtl. Bed. mit 5b: „Die Wogen (Krampfwellen) des Todes umgeben mich, / es werden mich erschrecken die Flüsse des Belial. / Die Stricke (Wehen) des Scheol umfangen mich...“. (Zurück zu Lesefassung v.5)
iTextkritik: Eine von vielen Stellen, an der die eine Version ein „und“ hat, die andere aber nicht; s. Vv. 5.7.8.12.14.15.16.18.(26.)29.30.39(bis).41.44.49. Manchmal ändert sich hierdurch sogar das „Tempus“ des Verbs, z.B. in Vv. 7.14.16. Textkritisch lässt sich meist nicht ausmachen, welche der Versionen jeweils wahrscheinlicher die ursprüngliche ist. Je älter aber ein Gedicht ist, desto seltener scheint es solche „unds“ zu verwenden (vgl. Cross/Freedman 1997, S. 83f.). Außer in Fällen, in denen die MSS und Vrs. stark für die Ursprünglichkeit der Konjunktion sprechen (Vv. 8.12.18.26.30) werden sie in diesen Fällen daher hier als nachträglich eingefügt betrachtet.
Eine solche Regelung zur „automatischen“ Entscheidung in solchen Fällen tut hier Not. Als Beispiel dafür, wie merkwürdig dieses Phänomen und wie schwierig jeweils die textkritische Entscheidung ist, kann V. 17 dienen: Drei Verben folgen hier aufeinander, im MT stets im selben „Tempus“, nämlich Yiqtol („Er möge senden, möge mich ergreifen, JHWH möge mich herausziehen aus vielen Wassern“). In einigen Textzeugen steht vor dem zweiten Verb aber ein w, was das zweite Verb in ein anderes Tempus setzt: „Er möge senden und er ergriff mich, JHWH möge mich herausziehen aus vielen Wassern!“ Warum sollte ein Schreiber in diese Reihe ein w einfügen und so eine schlecht passende Verbform in den Text eintragen? Andererseits, warum sollte hier ursprünglich eine derart schlecht passende Verbform im Text gestanden haben? Offensichtlich hat die Setzung des w auch nichts mit dem Zeilenbeginn zu tun, wie schon einige Exegeten gemutmaßt haben, da das Wort das letzte in seiner Zeile ist und w derart mitten in der Zeile steht. Aus den Textzeugen lässt sich gleichfalls nichts ableiten; das w wird offenbar gesetzt oder weggelassen unabhängig vom jeweiligen Quelltext: Ohne w in 2 Sam, Ps, 4QPs, 4QSama, beiden Tg, mit w aber in 11QPsc, beiden LXX (auch LXXL:2 Sam), beiden VUL, beiden Syr. Textkritisch verantwortbare Entscheidungen lassen sich in solchen Fällen i.d.R. nicht treffen. (Zurück zu Lesefassung v.5 / zu Lesefassung v.7 / zu Lesefassung v.8 / zu Lesefassung v.12 / zu Lesefassung v.14 / zu Lesefassung v.15 / zu Lesefassung v.16 / zu Lesefassung v.17 / zu Lesefassung v.18 / zu Lesefassung v.26 / zu Lesefassung v.29 / zu Lesefassung v.30 / zu Lesefassung v.39 / zu Lesefassung v.41 / zu Lesefassung v.44 / zu Lesefassung v.49)
jTextkritik: 2 Sam: sabbuni vs. Ps: sebabuni (beides: „es umfingen mich“). Bei Verba mediae geminatae wie sabab existieren manchmal beide gleichbedeutende Formen nebeneinander. In der Ps-Version klingt das Verb schön zusammen mit ´afafuni in V. 5; wahrscheinlicher ist daher, dass das Verb nachträglich von sabbuni mit sebabuni an ´afafuni angeglichen wurde. sabuni statt sebabuni findet sich in Ps auch in wenigen MSS. (Zurück zu Lesefassung v.6)
kTextkritik: 2 Sam hat in Zeilen 1 und 2 das selbe Verb, Ps (auch nach 4QPsc, 11QPsc und 5/6ḤevPs) in Z. 2 ein anderes Verb, wobei sich das von diesem zweiten Verb abgeleitete Substantiv in beiden Versionen in Zeile 4 findet. LXX, Tg, Syr und VUL haben in 2 Sam unterschiedliche Verben; sicher wurde es also in MT nachträglich an Z. 1 angeglichen. (Zurück zu Lesefassung v.7)
lTextkritik: In 2 Sam ist die letzte Zeile sehr kurz, in Ps dagegen überladen. In VUL zu 2 Sam findet sich eine weitere Lesart:
  1. ושועתי לפני תבוא באזני („und mein Schreien soll vor sein Gesicht kommen, in sein Ohr“): Ps, LXXPs, VULPs, Syr
  2. ושועתי תבוא באזני („und mein Schreien soll kommen in sein Ohr“): VUL2 Sam
  3. ושועתי באזני („und mein Schreien [sei] in seinem Ohr“): 2 Sam, LXX2 Sam
Die Variante von VUL2 Sam ist auch keine automatische Angleichung, da VUL das Verb in beiden Versionen unterschiedlich übersetzt (2 Sam: venit, Ps: introivit). Am elegantesten lässt sich dies damit erklären, dass lefanaiw („zu seinem Gesicht“) eine nachträgliche Glosse zu be´oznaiw ist. In 2 Sam kann dann tabo´ durch Haplographie ausgefallen sein, man beachte die Konsonanten: ושועת(י) תב(ו)א באזני (vgl. Cross/Freedman 1997, S. 98). Die ursprüngliche Version wäre dann die aus VUL2 Sam. (Zurück zu Lesefassung v.7)
mTextkritik: Sowohl nach den Konsonanten von Ps (auch 5/6ḤevPs) als auch nach denen von 2 Sam steht das Verb im Qal, wodurch das Verb gut zusammenklingt mit dem folgenden „schwankte“: watig`asch (watir`asch). In der Vokalisierung von 2 Sam dagegen haben die Masoreten die Verbform angeglichen an die, die sich auch in der folgenden Zeile finden: watitga`asch. Die Konsonanten für diese Form findet sich in 2 Sam auch in vielen MSS, es ist dies aber sicher eine spätere Angleichung an Zeile 2; auch, weil sich das Qal des Wortes sonst nicht mehr in der Bibel findet, der Hithpael aber auch in Jer 5,22; 46,7. (Zurück zu Lesefassung v.8)
nTextkritik: „Pfeiler der Berge“ (wie in Dtn 32,22) in Ps,
„Pfeiler des Himmels“ in 2 Sam; vgl. ähnlich Ijob 26,11.
Die Variante von 2 Sam wird gestützt durch LXX und Tg, in VUL und Syr aber findet sich auch hier „Pfeiler der Berge“. Es gibt keinen guten Grund, warum eine der beiden Versionen zur anderen korrigiert worden sein sollte; in 2 Sam ist daher wohl der „Himmel“ und in Ps die „Berge“ ursprünglich. (Zurück zu Lesefassung v.8)
oTextkritik: וירא („und er wurde gesehen“) in 2 Sam,
וידא („und er schoß herab“) in Ps.
In 2 Sam haben auch viele MSS, LXX, Tg, Syr und VUL „und er schoß herab“ – ein klarer Fall eines Lese-/Schreibfehlers. (Zurück zu Lesefassung v.11)
pTextkritik: סתרו („als seine Bedeckung“) findet sich nicht in 2 Sam, aber in Ps und wird dort auch gestützt von 8QPs und 5/6ḤevPs. In 2 Sam findet es sich außerdem in LXX, VUL, Syr und wohl auch Tg („er ließ seine Schechina wohnen“). Der Ausfall in 2 Sam ist damit wegen dem folgenden וסביבותי als Homoiarkton zu erklären. (Zurück zu Lesefassung v.12)
qTextkritik: סכות („Hütte“) in 2 Sam,
סכתו („seine Hütte“) in Ps.
Seine Hütte“ findet sich in 2 Sam auch in LXX und Syr, außerdem als סכו in einigen MSS; nicht aber in Tg und VUL (wo aber jeweils das ganze Wort fehlt).
Die Vertauschung der Buchstaben ת t und ו w in 2 Sam ist daher als Metathesis zu erklären. (Zurück zu Lesefassung v.12)
rTextkritik: חשרת („Massen“) in 2 Sam,
חשכת („Dunkelheit“) in Ps (auch 11QPsc), also eine andere Form des Wortes aus Zeile 1. Auch in 2 Sam las LXXL chaßak, hatte also mit choschek auch die selbe Form des Wortes vorliegen wie in Z. 1, und auch LXXK und Syr setzen auch hier cheschkat statt chaschrat voraus, nicht aber VUL. Tg kombiniert beide Lesarten: „und mächtige Wasser aus der Masse dunkler Wolken“. Trotz dieser nicht schwachen Bezeugung ist wohl chaschrat ursprünglich, wurde dann mit choschek an Z. 1 angeglichen und dies dann mit chaschrat vor Augen zu cheschkat variiert. (Zurück zu Lesefassung v.12)
sTextkritik: „in den Wolken des Himmels“ lässt sich mit keiner heb. MS stützen. „In Wolken der Luft“ oder „aus Wolken der Luft“ (o.Ä.) findet sich aber in jeder Vrs.: „in“ in LXXPs, Syr2 Sam, SyrPs, VULPs, Tg2 Sam; „aus“ in LXX2 Sam (wo auch noch ein Verb ergänzt wird: „Er vermehrte sie aus Wolken der Luft“); VUL2 Sam, TgPs. Wahrscheinlich ist also nach מים durch Haplographie (s.o. zu Haplographien an Wortgrenzen) ein מ („in, aus“) ausgefallen. (Zurück zu Lesefassung v.12)
tTextkritik: Statt den drei Worten עביו עברו ברד („seine Wolken gingen aus, Hagel“) in Ps hat 2 Sam nur בערו („brannten“). Die Versionen stützen ihren jeweiligen Quelltext, nur Syr übersetzt wieder an beiden Stellen wie in Ps und LXXL:2 Sam hat die Mischform עברו ברד („ging aus Hagel“) ohne vorangehendes עביו („seine Wolken“). Am leichtesten lassen sich diese Lesarten mit der von LXXL:2 Sam erklären: In Ps wäre עברו unter Einfluss des עבי aus der vorigen Zeile zu עביו verschrieben und dann beide Lesarten kombiniert worden (Konflation), in 2 Sam durch Haplographie (עברו ברד) zunächst barad ausgefallen und dann wegen des übrig gebliebenen Objekts („Feuerkohlen“) עברו („gingen aus“) verschrieben worden zu בערו („brannten“, Metathesis). Ähnlich schon Kraus 1961, S. 139; Nötscher 1959, S. 43. (Zurück zu Lesefassung v.13)
uTextkritik: מן־שמים („aus dem/im Himmel“) in 2 Sam,
בשמים („im/aus dem Himmel“) in Ps. Beide Präp. bedeuten letztlich das Gleiche. מן statt ב findet sich in Ps aber auch in einigen MSS, LXX, VUL, Hier, Tg und ist daher wohl ursprünglich. (Zurück zu Lesefassung v.14)
vTextkritik: Die letzte Zeile, die exakt die letzte Zeile aus V. 13 wiederholt, fehlt in 2 Sam, dort hat aber LXXL interessanterweise in der nächsten Zeile „Steinwürfe“ (=Kohlen?) statt „Blitze“ und in der übernächsten Zeile „Hagel“. In Ps findet es sich auch nicht in LXX, aber in Tg, Sym, Theod, Syr, VUL (nicht aber in der heb. Vorlage von LXXSyH, vgl. Hieronymus, Ep ad Sun. et Fret. 9) und Hier und ist auch in 11QPsc teilweise erhalten. Ob dieser sehr starken Bezeugung gehört die Z. also vermutlich schon zum ursprünglichen Text des protomasoretischen Texts von Ps, ist aber im Gedicht 2 Sam 22/Ps 18 sekundär. (Zurück zu Lesefassung v.14)
wTextkritik: „Pfeile“ nach 2 Sam, „seine Pfeile“ nach Ps. Nur „Pfeile“ wie in 2 Sam findet sich in Ps auch in 3 MSS und LXX, „seine Pfeile“aber in VL, VUL, wohl TgPs (da auch in Tg2 Sam) und Syr. Der Vers findet sich außerdem noch einmal in leicht veränderter Form in Ps 144,6, wo auf die Pfeile ebenfalls ein Possessivpronomen folgt. Was die ursprünglichste Version war, lässt sich auf dieser Basis nicht gut vermuten; am besten übersetzt man in 2 Sam ohne und in Ps mit „seine“. (Zurück zu Lesefassung v.15)
xTextkritik: Der Satz ist auf unterschiedliche Weisen überliefert:
  1. ברק („Blitz“): 2 Sam, LXXK: 2 Sam, VUL2 Sam
  2. ברקם („Blitze“): Tg2 Sam
  3. ברק ברק („Er ließ einen Blitz blitzen“): rek. aus Ps 144,6 (wo Imp verwendet wird), LXXL:2 Sam.
  4. ברקם רב („Er schoß Blitze“): Ps, LXXPs, VULPs, Hier, Aq, TgPs, Syr2 Sam, SyrPs
Zwei Anmerkungen vorweg. Erstens: Auch in 2 Sam stehen danach wie in Ps die Konsonanten für „und er verwirrte sie“, die Masoreten (die das Personalpronomen also sicher auf die Blitze bezogen) zeigen aber durch die Vokale an, dass nur zu lesen sei: „und er verwirrte“, was schwerlich Sinn macht. Es zeigt dies aber, wie sich die Hinzufügung des ם in ברקם erklären ließe, nämlich durch eine syntaktische Assimilation an das Possessivpronomen am folgenden Verb. Bei ברק vs. ברקם ist also eher ברק ursprünglich. Zweitens: In Text des Ps findet sich hier ein Hyperbaton: Das erste Verb passt besser zum zweiten Objekt, das zweite zum ersten (zu רבב „schießen“ vgl. Heb. רב „Bogenschütze“, zum „Blitze werfen“ Ijob 38,35). Etwas ähnliches findet sich Hld 1,6, wo man übersetzen könnte: „Seht nicht auf mich herab, weil ich so schwarz bin, weil die Sonne auf mich geblickt hat! Meine Brüder haben auf mich niedergebrannt...“. Was ברק vs. ברק ברק vs. ברק רב angeht, so ließe sich ברק ברק noch als Dittographie erklären, ברק רב aber schwerlich. Wahrscheinlicher ist also, dass ursprünglich auf das erste ברק ein weiteres Wort folgte. Und hier wiederum wahrscheinlicher ist, dass aufgrund der ungewöhnlichen Verwendung der Verben ein ursprüngliches רב (Version 4) schon früh an das vorige Wort zu ברק angeglichen worden ist (Version 3), was in 2 Sam aber durch Haplographie ausgefallen wäre (Version 1). Ursprünglich ist also eher der Wortlaut von Ps, doch ist diese Stelle sehr unsicher und es ist äußerst bemerkenswert, dass gerade die überhaupt nicht zusammenhängenden Textzeugen Ps 144,6 und LXXL:2 Sam gemeinsam ברק ברק überliefern. (Zurück zu Lesefassung v.15)
yTextkritik: מים („der Wasser“) nach Ps, ים („des Meeres“) nach 2 Sam. Der Plural „Betten“ macht sehr wahrscheinlich, dass auch das folgende Wort ein Pluralwort ist und findet sich daher auch sonst nie mit dem singularischen Bezugswort „Meer“ (dafür aber auch in Ps 42,2; Hld 5,12; Joel 1,20 mit dem Pl. „die Wasser“); sehr viel wahrscheinlicher ist also in 2 Sam das erste מ durch Haplographie entfallen. Die Version von Ps haben in 2 Sam auch Syr und Saadia, nicht aber LXX, VUL und Tg; der Ausfall erfolgte also schon vor der Übersetzung in andere Sprachen. (Zurück zu Lesefassung v.16)
zTextkritik: Ps verwendet hier und in der folgenden Zeile zweimal die Präp. מ, 2 Sam nur in der folgenden Zeile, hier aber ב. מ setzen hier aber auch einige MSS, LXXL, VUL, Syr und Saadia voraus; ב ist also recht wahrscheinlich ein Schreibfehler. (Zurück zu Lesefassung v.16)
aaTextkritik: „Durch dein Schelten, JHWH“ und „deine Nase“ nach Ps, „durch das Schelten JHWHs“ und „seine Nase“ nach 2 Sam. Der Unterschied ist jeweils nur ein Konsonant: מגערתך vs. מגערת und} אפך vs. אפו. LXX, VUL, Hier stützen ihren jeweiligen Quelltext, TgPs dagegen hat nur im zweiten Fall „dein“, Syr in beiden Fällen auch in 2 Sam. Aus den Textzeugen lässt sich also nicht erschließen, welches die ursprüngliche Version war, da aber in einer ganzen Reihe von Versen davor und danach stets in der 3. Person von JHWH gesprochen wird, ist es etwas wahrscheinlicher, dass hier eine aus der Reihe fallende Rede in der 2. Person an diese Verse angeglichen wurde. (zu Lesefassung v.16)
abTextkritik: An die vorige Zeile anschließend ist in 4QPsc [ ]ישל erhalten, womit in 2 Sam 22/Ps 18 V. 17a beginnt. Vermutlich wurden hier also Zeilen 16cd und 17ab vertauscht (Flint 1997, S. 87; Zeilensprung). (Zurück zu Lesefassung v.16)
acTextkritik: Die Formulierung dieser Zeile ist exakt die gleiche in 2 Sam und Ps. In Ps 144,7, wo der V. zitiert (und umformuliert und in den Imp. gesetzt) wird, heißt es „sende deine Hand“ (nämlich um mir zu helfen); einige Exegeten halten hiernach ישלח ידו („er möge seine Hand senden“) für ursprünglich. Ps 144,7 erweitert den V. aber noch um weitere Wörter und ist daher nur ein sehr schwacher Textzeuge. (Zurück zu Lesefassung v.17)
adTextkritik: Zwischen „mein Feind“ und „Stärke“ steht ein Personalpronomen, die Wörter stehen also nicht in einem Constructusverhältnis („meine Feinde der Stärke“ = „meine starken Feinde“), sondern „Stärke“ muss wohl als eine Bezeichnung Gottes verstanden werden, die der Kräftigkeit der Feinde und Hasser korrespondiert. Um den Parallelismus zwischen dieser und der nächsten Zeile zu verbessern, beziehen dennoch alle Versionen das „Stärke“ auf Feinde: LXXK: 2 Sam übersetzt dennoch „meine Feinde der Stärke“, ähnlich deutet VULPs („vor meinem stärksten Feind“), LXXL:2 Sam vertauscht die Wortfolge zu „vor der Stärke meiner Feinde“. Einen Schritt weiter in der Parallelisierung gehen LXXPs, VULPs und Syr, die übersetzen, als stünden beide Worte im Pl. („meine starken Feinde“). Noch einen Schritt weiter gehen beide Targumim und machen das zweite Wort zum Verb, um es mit dem folgenden Verb parallelisieren zu können (z.B. TgPs: „denn sie waren stark“ II „denn sie waren mächtiger als ich“) – ein ganzer Blumenstrauß an Strategien, mit denen Textzeugen einen Text nachträglich ändern konnten. Ursprünglich ist sicher der Wortlaut im MT. (Zurück zu Lesefassung v.18)
aeTextkritik: „war meine“ nach 2 Sam, „wurde zu meiner“ nach Ps; der Unterschied liegt nur in einer zusätzlichen Präposition ל in Ps vor „Stütze“. Grammatisch sind beide Konstruktionen gleichermaßen möglich, vgl. Ps 9,10 vs. Ps 94,22. Tg und Syr übersetzen an beiden Stellen wie in 2 Sam, gleichzeitig haben aber viele MSS in 2 Sam den Wortlaut wie in Ps, keine MS aber in Ps den Wortlaut von 2 Sam. Welches die ursprünglichere Version ist, lässt sich nicht mehr entscheiden. (Zurück zu Lesefassung v.19)
afTextkritik: V. 20a und 20b werden in 2 Sam und Ps durch die Akzentuierung der Masoreten zu einer Einheit zusammengezogen. Zeitstufe und Inhalt legen aber nahe, dass Z. 1 und Z. 2 zu zwei us. Strophen gehören (so gut Olshausen 1853, S. 103). Strophenübergänge werden häufiger durch Einzeiler abgeschlossen und eröffnet; die Masoreten aber haben sich oft durch die verbreiteteste Zweizeiler-struktur biblischer Gedichte irreführen lassen und beide Einzeiler als einen Doppelzeiler ausgezeichnet. (Zurück zu Lesefassung v.20)
agTextkritik: LXXL:2 Sam: „Die Herrlichkeit meiner Hände wird er mir zurückgeben“; statt כבר („entsprechend der Reinheit“) lasen sie כבד („Herrlichkeit“), was sich auch in wenigen MSS aus der Cairo Geniza findet. In 4QSama ist die Stelle leider nicht erhalten. So und so handelt es sich aber um einen klaren Lesefehler. (Zurück zu Lesefassung v.21)
ahTextkritik: Die Präp. מ („von“) nach „böse handeln“ ist sehr merkwürdig, findet sich aber an beiden Stellen und wird von allen Versionen gestützt. Cross/Freedman 1997, S. 100 wollen nach Albright emendieren von רשע („böse handeln“) nach פשע („rebellieren“), aber auch hier wäre die Präp. nicht idiomatisch (in 2 Kön 8,20 gibt מתחת יד־יהודה den „sozialen Ort“ an, von dem aus Edom rebelliert). Offenbar heißt רשע hier ausnahmsweise nicht „böse handeln“, sondern „durch böse Handlungen abfallen“ (MÜN: „ich bin nicht frevelhaft von meinem Gott gewichen“). (Zurück zu Lesefassung v.22)
aiTextkritik: „ich werde nicht abweichen von ihnen“ nach 2 Sam (אסור ממנה), „ich werde sie nicht stoßen von mir“ nach Ps (אסיר מני). Der Text von Ps wird in 2 Sam auch gestützt von VUL und Syr, einige Handschriften haben dafür in Ps die selbe Verbform wie in 2 Sam. Wenige Versionen haben in 2 Sam außerdem ממני, also das selbe Wort wie in Ps („von mir“), aber in einer anderen Form, die sich dort ebenfalls in wenigen Handschriften findet. Etwas mehr spricht daher für die Lesart in Ps; das zweite Wort wird urspr. wohl die Form ממני gehabt haben. (Zurück zu Lesefassung v.23)
ajTextkritik: „Und ich hütete mich“ nach Ps, „und ich will mich hüten“ nach 2 Sam; der Unterschied in der Konsonantenschrift liegt nur in einem zusätzlichen ה am Ende des Wortes in 2 Sam. Tg und Syr stützen die Lesart in Ps, das ה ist aber auch in 2 Sam ohnehin sicher eine spätere Hinzufügung (vgl. Cross/Freedman 1997, S. 101). (Zurück zu Lesefassung v.24)
akTextkritik: „entsprechend meiner Reinheit“ nach 2 Sam, „entsprechend der Reinheit meiner Hände“ nach Ps: כברי vs. כבר ידי. Der V. bildet eine Inclusio mit V. 21 und entspricht ihm in der Formulierung sehr (und wird von einigen Exegeten daher sogar komplett als fälschliche Verdoppelung dieses Verses gehalten). Die Variante aus Ps findet sich in 2 Sam und Ps auch in V. 21, scheint also eine bewusste Angleichung an diese Stelle zu sein. „Meiner Hände“ findet sich in 2 Sam aber auch in LXXK, VUL und Syr. LXXL setzt die Konflation כבר ידי כבדי („entsprechend der Reinheit meiner Hände meine Herrlichkeit“) voraus, vermutlich wurde also כבדי zu כבר ידי korrigiert und beides nebeneinander in den Fließtext gesetzt (Konflation), was indirekt den Text von 2 Sam stützen würde, der sicher auch von Tg gestützt wird. Trotz dieser sehr starken Bezeugung lassen sich die beiden Varianten besser damit erklären, dass „entsprechend meiner Reinheit“ ursprünglich und „entsprechend der Reinheit meiner Hände“ eine nachträgliche Angleichung an V. 21 ist. (Zurück zu Lesefassung v.25)
alTextkritik: 2 Sam hat am Ende der beiden Zeilen von V. 27 zwei im Heb. merkwürdige Verbformen: Statt תתברר und תתפתל („du wirst dich rein erweisen“ und „du wirst dich verkehrt erweisen“) in Ps steht hier תתבר und תתפל. Ersteres dürfte man als aramaisierenden (H)ittafal derselben Wurzel (ברר, „rein sein“, vgl. Gesenius 1817, S. 374; Yalon 1932, S. 217) und Letzteres als aramaisierenden (H)itpa´al von תפל (einer aram. Nebenform von טפל, „etw beschmieren, jmdm etwas andichten, jmdm übel nachreden“) analysieren müssen (vgl. Driver 1936, S. 173, zu תפל als NF von טפל vgl. TgO Dtn 1,1 mit TgJ Dtn 1,1): „Dem Reinen gegenüber wirst du dich als rein erweisen, / dem Falschen gegenüber als übler Nachredner“. Auch, wenn diese Analyse Sinn macht, sind ursprünglich sicher die Konsonanten aus Ps, ר resp. ת sind in 2 Sam durch Haplographie ausgefallen und die übrigen Konsonanten von den Masoreten nach aram. Wortbildungsregeln vokalisiert worden. (zu Lesefassung v.27)
amTextkritik: ואת עם („Und das Volk“) in 2 Sam vs. כי־אתה עם in Ps. Die Versionen (selbst Syr) stützen ihre jeweiligen Quelltexte. את vs. אתה wären ursprünglich gleich geschrieben worden; der Unterschied im Konsonantentext liegt also nur in ו vs. (כ(י, der aber nicht gut als Lese-/Schreibfehler erklärbar ist. Zur Setzung von ו s.o.; ו kann also sehr leicht sekundär sein. Am besten sollte man daher mit Cross/Freedman 1997, S. 101 auch das כי als nachträgliche Eintragung aus Vv. 29f. (V. 29 wieder: כי־אתה, V. 30: כי־בך) ansehen und ebenfalls für sekundär halten. Ursprünglich wäre dann nur את עם, was sicher gedeutet werden muss als „Du [wie V. 29], das Volk...“. (Zurück zu Lesefassung v.28)
anTextkritik: עיניך על־רמם („deine Augen sind gegen Erhobene“) in 2 Sam vs. עינים רמת („erhobene Augen“) in Ps. Ps wird durch alle Ps-Versionen gestützt, 2 Sam durch LXXK. Syr übersetzt wieder wie in Ps, hier aber außerdem LXXL und auch in der Vorlage von Tg und VUL feht על („gegen“: „mit deinen Augen beugst du Hochmütige“). Ursprünglich schien also einander mindestens gegenüberzustehen „mit deinen Augen wirst du Hochmütige beugen“ und „erhobene Augen wirst du beugen“. Auffällig ist außerdem, dass eine ganze Reihe von Versionen übersetzen mit „die Augen von Hochmütigen“, was עיני רמם תשפל voraussetzt; vorauszusetzen sind also die Lesarten
  1. עיניך רמם תשפל („mit deinen Augen wirst du Hochmütige beugen“: 2 Sam, Tg2 Sam, VUL2 Sam
  2. עיני רמם תשפל („die Augen Hochmütiger wirst du beugen“): LXXL:2 Sam, LXXPs, VULPs, QuintaPs,
  3. עינים רמת תשפל („erhobene Augen wirst du beugen“): Ps, 5/6ḤevPs, AqPs, SymPs, HierPs, Syr.

Zu diesem V. ist ein Fragment aus Origines Hexapla erhalten. Den hebr. Text transkribiert er mit οὐνναϊμ ραμωθ θε[σ]φιλ, übersetzt עינים רמת aber unerklärlicherweise dennoch nicht mit „erhobene Augen“, sondern „die Augen Erhobener“ (ὀφθαλμοὺς ὑπερηφάνων) wie in Quinta.

Am leichtesten erklären lassen sich diese Varianten, wenn man in (2) die „Augen“ mit einem enklitischen Mem rekonstruiert, wie schon Cross/Freedman 1997, S. 101 vorgeschlagen haben: עני-מ רמם תשפל. Wg. dem enkl. Mem wäre das Wort in (1) und (3) für Status absolutus gehalten, in (1) aber als Ausdruck für die Augen Gottes gedeutet und daher das ם in ך geändert worden, in (3) dagegen für die Augen der Gegner und entweder, um dies klarzustellen, der Genus von „erhoben“ geändert oder unabhängig davon das ם unter Einfluss des folgenden ת zu ת verschrieben worden. (Zurück zu Lesefassung v.28)
aoTextkritik: 2 Sam: „Du [bist] meine Lampe“ vs. Ps: „Du wirst erleuchten meine Lampe“. Die Versionen stützen ihren jeweiligen Quelltext, nur Syr und Saadia übersetzen in 2 Sam wieder wie in Ps, außerdem einige MSS und wenige LXX-MSS. Am leichtesten lassen sich diese us. Lesarten erklären, wenn man in Ps „meine Lampe“ für eine Korrektur von „du wirst erleuchten“ hält (Konflation), das ursprünglich wohl „du bist mein Licht“ gelautet hat (s.o. zu Dittographien an Wortgrenzen): כי את [ת]אר [נר] יהוה. Zu Gott, der „Lampe des Beters“, vgl. Jes 60,19f; Joh 8,12; Offb 21,23 und die Personennamen „Ab(i)ner“ („Der Vater ist eine Lampe“), „Admu-neri“ („Admu ist meine Lampe“), „Nerijah(u)“ („Jah(u) ist eine Lampe“), „Uriel“ („Gott ist Licht“), „Urijah(u)“ („Jah(u) ist Licht“) u.a. (Zurück zu Lesefassung v.29)
apTextkritik: „Und JHWH“ nach 2 Sam, „Mein Gott“ nach Ps. Die Versionen stützen ihre jeweiligen Quelltexte, nur Syr übersetzt in 2 Sam wieder wie in Ps; auch wenige LXX-Mss passen an Ps an. Ebenso könnte „JHWH“ aus Z. 1 „mein Gott“ aus Z. 2 verdrängt haben wie ein ursprüngliches „JHWH“ durch „mein Gott“ aus V. 30 verdrängt worden sein könnte; welche Version ursprünglicher ist, lässt sich nicht mehr entscheiden. (Zurück zu Lesefassung v.29)
aqTextkritik: 2 Sam + Ps: גדד („Truppe“) vs. LXXL:2 Sam: גדר („Wand“), ein leicht erklärlicher Schreibfehler unter Einfluss des שור („Mauer“) aus der nächsten Zeile.
Sehr schwer erklärlich ist dagegen LXXPs und Origines („Durch dich werde ich entkommen/gerettet von einer Piratenbande“), wonach noch ferner VULPs („Durch dich werde ich gerettet vor Versuchung“), worüber sich sämtliche Kommentare leider ausschweigen. Durch einen Lese-/Schreibfehler ist die Divergenz nicht zu erklären. Am besten vielleicht so: Die „Piratenbande“ (πειρατήριον) ist klar ein Synonym für die „Truppe“. In Ijob 7,1 wird mit dem selben Wort צבא („Armee, Kriegsdienst“) übersetzt, das dort von LXX als Bild für ein hartes Leben gedeutet wird (MT: „Ist nicht eine Armee/Kriegsdienst dem Menschen [beschieden] auf Erden, [sind nicht] wie die Tage eines Söldners seine Tage?“, LXX aber „Ist nicht das Leben des Menschen eine Piratenbande...?“, ebenso VUL: „Kriegsdienst ist das Leben des Menschen auf Erden...“). Haben LXX und VUL die Aussage, mit Gott könne man eine Armee/eine Truppe „überrennen“, (grammatisch korrekt, in den Wortbedd. aber fernliegend) verstanden als „Mit Gott kann ich [vor] einer Armee davonrennen“, also „durch ihn von ihr gerettet werden“, und VUL das Wort für „Truppe“ wie in Ijob 7,1 als Bild für ein hartes Schicksal, das als solches ein Test/eine Versuchung für den Menschen ist, aufgefasst? (Zurück zu Lesefassung v.30)
arTextkritik: Der gefettete Text ist der von 2 Sam und Ps. Die Zeile ist sehr kurz und in LXX2 Sam schien hier ein weiteres Wort zu stehen: LXXK:2 Sam hat „Das Wort JHWHs ist mächtig, erprobt“ und setzt damit ein zweites magen („Schild“) auch in Zeile 2 voraus (vgl. Ps 47,9); LXXL:2 Sam hat sogar nur dieses Wort: „Das Wort JHWHs ist ein (erprobter) Schild.“ Sehr wahrscheinlich ist dies aber nur zurückzuführen auf einen Schreibfehler in der Vorlage von LXXL, der in der von LXXK korrigert wurde (Konflation). (Zurück zu Lesefassung v.31)
asTextkritik: Zeile 3 lautet gleich in 2 Sam und Ps, ist aber überladen. Zeilen 2 und 3 werden noch einmal zitiert in Spr 30,5, wo aber das „all, ganz“ vor „Rede“ steht: „Das ganze Wort JHWHs ist erprobt, / Ein Schild ist er für die, die zu ihm flüchten“. Einige Exegeten halten dies für ursprünglich, in 2 Sam 22/Ps 18 lässt sich diese Lesart aber nirgends belegen; sicher ist dies eine spätere Änderung zur Verbesserung der Kolometrie und Metrik. (Zurück zu Lesefassung v.31)
atTextkritik: 2 Sam hat in Zeile 1 ein anderes Wort für „Gott“ als Ps (´eloah vs. ´el) und in Zeile 2 das selbe Wort für „außer“ wie in Z. 1, Ps dagegen ein Synonym. Ursprünglich ist wahrscheinlich die Version in Ps und in 2 Sam wurden diese Wörter nachträglich an ihre Parallelen angeglichen (im Falle von „Gott“ nämlich ´el mit ´eloah an ´elohim aus Z. 2). Auch in LXX2 Sam werden die Wörter für „Gott“ in manchen MSS unterschiedlich übersetzt. (zu Lesefassung v.32)
auTextkritik: Von diesem Wort sind ganze fünf unterschiedliche Lesarten überliefert. Einige unterscheiden sich nur durch die Setzung eines zusätzlichen Artikels, der aber sicher sekundär ist; übrig bleiben daher die vier Lesarten
  1. מאזרני me´azreni („der mich gürtet“): Ps, 4QSama, 5/6ḤevPs, LXXL:2 Sam, LXXPs, VLPs, AqPs, SymPs, QuintaPs, VUL2 Sam, VULPs, Hier, TgPs, Syr
  2. מעזרני me`azreni („der mir hilft“): Tg2 Sam
  3. מע(ו)זי me`uzi („meine Zuflucht“): 2 Sam
  4. מעזזי me`azzezi oder besser, da Piel von עזז sonst nicht belegt,
    מעזי me`izi („der mich stärkt“): LXXK:2 Sam
Lesart (2) in Tg2 Sam ist sicher eine Mischbildung aus (1) und (3)/(4) – eventuell aufgrund einer Korrektur von מעזי durch die einzufügenden Konsonanten -רנ-, doch dann wäre wahrscheinlich auch das ע zu א korrigiert worden; wahrscheinlicher also als Analogiebildung aus Lesart (3)/(4) in Orientierung an Lesart (1).
Trotz der (auch in den Versionen zu 2 Sam) starken Bezeugung der Lesart מאזרני, wegen der viele Exegeten diese als ursprünglich ansehen, lassen sich die Lesarten insgesamt zurückführen auf nur drei „Urtexte“: (a) Ps 18 mit einheitlichem מעזרני und (b) 2 Sam, von dem zwei Texttypen existierten: (b1) ebenfalls mit מעזרני in 4QSama und der Vorlage von LXX und (b2) מעזי in Proto-MT, an den LXXK angeglichen wurde. Weil (b2) offensichtlich nicht leicht verständlich ist (vgl. 2 Sam vs. LXXK vs. Tg), ist trotz der starken Bezeugung von Lesart (1) eher (b2) als ursprünglich und (a) und (b1) als Angleichung an V. 40 und die ähnlichen Formulierungen in 1 Sam 2,4 und Ps 93,1 (vgl. auch Jes 11,5) anzusehen (so z.B. auch Cross/Freedman 1997, S. 102; HKL III §277e). Vokalisiert werden sollte aber eher wie in LXXK. (Zurück zu Lesefassung v.33)
avTextkritik: ויתן („und der machte“) in Ps vs. ויתר in 2 Sam. Letzteres lässt sich von drei verschiedenen Worten ableiten: (1) נתר II („frei machen“), so die meisten der Wenigen, die dieser Lesart folgen: „Frei macht er, ohne Fehle, meine Bahn“ (TUR); (2) נתר I („hüpfen“): „er ließ mich perfekt meinen Weg hüpfen“ (nach Graetz 1882, S. 214); (3) תור, wie in Dtn 1,33; Spr 12,26; Ez 20,6 mit der Bed. „führen“ (so Böttcher 1863, S. 244): „Er weist [mir] meinen Weg ohne Tadel“ (nach LUT 45, 12, 84; LUT 17 dagegen folgt der Lesart von Ps).
Die Lesart von Ps findet sich in 2 Sam auch in LXXL, Tg und Syr und wird auch von VUL („der meinen perfekten Weg eben machte“) vorausgesetzt. Wieder stehen einander also v.a. ggü. (1) Ps 18, (b1) 2 Sam 22 in LXXL und LXXSyH und (b2) 2 Sam 22 in MT und LXXK. (b2) ist ohne Zeifel die lectio difficilior (Schmidt 1934, S. 29) und eine Verlesung von ויתר zum grafisch sehr nahen ויתן ließe sich leicht zurückführen auf den Einfluss von V. 31. In 2 Sam 22,33 stehen außerdem aber die Konsonanten für „sein Weg“ statt „mein Weg“, ein klarer Schreibfehler unter dem Einfluss von V. 31, dem keine Version folgt und zu dem auch die Masoreten durch Vokalisierung anzeigen, dass „mein Weg“ zu lesen sei (das selbe findet sich ebenso noch einmal im folgenden Vers mit den Konsonanten für „seine Füße“ und den Vokalen „meine Füße“). Noch leichter lässt sich nach diesem Schreibfehler umgekehrt die Verlesung von ויתן zu ויתר durch den Einfluss von V. 34 erklären: „Er ließ die Perfekten seinen Weg hüpfen, / Er macht meine Füße der Gazelle gleich“. Eher ursprünglich ist daher die Lesart in Ps. (Zurück zu Lesefassung v.33)
awTextkritik: „Meine Höhen“ in 2 Sam, Ps, 4QSama, 5/6ḤevPs, AqPs, SymPs, VULPs, Hier, Tg;
„Höhen“ in LXX (auch LXXL:2 Sam), VUL2 Sam, Syr (CTAT ordnet merkwürdigerweise Syr zum wiederholten Male falsch zu).
Der Vers wird in Hab 3,19 zitiert und auch dort heißt es „meine Höhen“. Der Unterschied liegt nur in der Endung des Wortes auf י, die Divergenz wäre also leicht erklärlich als Haplographie aufgrund des folgenden י am Beginn des nächsten Wortes oder schlicht durch Scriptio defectiva. Welches die ursprünglichere Schreibweise war, lässt sich nicht mehr ermitteln; auch die neueren Üss. sind gespalten zw. beiden Alternativen („Höhen“ z.B. in 16, „meine Höhen“ z.B. in LUT 17). (Zurück zu Lesefassung v.34)
axTextkritik: Schwierige Stelle. 2 Sam überliefert die Konsonanten ונחת, Ps dagegen ונחתה; LXXPs könnte außerdem die Konsonanten ונתתה wie in V. 41 voraussetzen. Die neueren Üss. folgen einstimmig 2 Sam und geben dem Wort die Bedeutung „(einen Bogen) spannen“. Dies ist sehr unwahrscheinlich, denn so findet es sich in keiner der alten Üss., obwohl diese Bed., sollte sie Teil der Wortbedeutung sein, im Zhg. mit dem Substantiv „Bogen“ doch so nahe läge.

Möglich wären alternativ folgende Deutungen:

  1. wenachita von nachah: „Und du wirst führen“, nämlich [wie] einen Bogen meine Arme. So VULPs; ähnlich Driver 1936, S. 173; Driver 1951, S. 248.
  2. wenichat/wenichata von nachat I: „Und er wird/du wirst herabsenken“, nämlich mir den Bogen in meine Arme. So Dahood 1965; evt. LXXPs, VUL2 Sam
  3. wenichat von nachat II (s.u.): „Und er wird stark machen“, nämlich [wie] einen Bogen meine Arme, so Tg, Syr. Vgl. Ez 30,24
  4. wenichatah, eine alte 3.Pl.Fem.-Form (vgl. BL §42o) von nachat II (s.u.): „Und es werden stark sein“, nämlich [wie] ein Bogen meine Arme.
  5. wenichatah von chatat: „Und es wird schwach werden/zerbrochen werden der Bogen“, nämlich durch meine Arme. So LXXK:2 Sam, LXXL:2 Sam; vgl. Jer 51,56
  6. wenatatah von natan: „Und du wirst geben“, nämlich mir den Bogen in die Arme. So evt. LXXPs
Die Divergenz von ונחת vs. ונחתה ist sicher zurückzuführen auf Scriptio defectiva oder falsche Scriptio plena. Zu fragen ist aber außerdem nach dem Grund für die Disparatheit der verschiedenen Übersetzungsvorschläge in den Versionen. Möglich wäre dies: Good 1985 und Görg 1986 (vgl. nun auch DCH V 671, Ges18 808) haben vorgeschlagen, neben נחת I („herabführen“) für unsere Stelle und Jes 30,30 (dort so schon PAT, R-S, TUR) ein נחת II („stark sein, stärken“) anzusetzen, das zusammenhängen könnte mit dem sicheren äg. Kognat nḫt („stark sein, jmdn stärken“, vgl. Erman/Grapow II 314f.) und einem evtl. ug. Kognat nḥt („stark sein, jmdn stärken“, vgl. del Olmo Lete/Sanmartín 628) – beide offenbar, ohne zu realisieren, dass dies in der Tat an beiden Stellen die Üs. von Tg und Syr ist. Dass es gerade diese beiden Vrs. sind, könnte nahelegen, dass נחת II ebenso wie נחת I ein Aramäismus ist, der als solcher von den anderen Versionen missverstanden wurde. Versuchsweise sei daher hier Option (3) vorgezogen. (Zurück zu Lesefassung v.35)
ayTextkritik: „Den Schild deiner Rettung“ in 2 Sam, Ps, beiden VUL, Hier, offenbar VL (vgl. Hieronymus, Ep ad Sun. et Fret. 9) vs. „den Schild meiner Rettung“ in beiden LXX vs. „den Schild der Rettung“ in beiden Tg und Syr. Ursprünglich ist wohl die Lesart aus Tg und Syr. Von LXX wurden die Konsonanten ישע unter dem Einfluss von Vv. 3.47 als defektive Schreibung von ישעי gedeutet, von 2 Sam und Ps dagegen unter dem Einfluss des folgenden, ebenfalls auf ך endenden Wortes zu ישעך verschrieben. (Zurück zu Lesefassung v.36)
azTextkritik: Diese Zeile fehlt in 2 Sam, dort auch in LXXK (ursprünglich wohl auch in LXXL; der überlieferte Text ist eine Konflation aus Z. 3 nach 2 Sam und Z. 2-3 nach Ps), VUL, Tg; sicher aufgrund von Homoiarkton/Homoiteleuton: וימינך תסעדני וענתך (Zurück zu Lesefassung v.36)
baTextkritik: 2 Sam: וענתך wa`anotka („dein Erhören/Demütigen/Schreien“) vs. Ps: וענותך we`anwatka („dein Demut“) vs. 4QSama: ועזרתך wa`ezrateka („dein Hilfe“). Letzteres wird durch keine der Vrs. gestützt und ist sicher eine Verschreibung der Konsonanten aus Ps unter dem Einfluss von Dtn 33,29 und Ps 33,20; 115,9-11 (ist aber schon vor dem Bekanntwerden der Qumran-Schriften von Olshausen 1853, Wellhausen 1895 und Kissane 1953 als Korrektur des heb. Textes vorgeschlagen worden). Die Konsonanten aus Ps finden sich auch in vielen MSS von 2 Sam, in einigen außerdem auch die selben Vokale. Ursprünglich sind sicher die Konsonanten aus 2 Sam, die in manchen MSS plene geschrieben und auf dieser Konsonantenbasis daher auch als `anwatka gedeutet werden konnten.
Viele Üss. folgen noch dem Textkorrekturvorschlag z.B. von Houbigant 1777 und Herkenne 1936, ähnlich wie in Ps 77,10 channoteka zu lesen: „Dein Gnädig-sein“. So teils 16 (?), HER05, H-R, LUT 17, MEN, van Ess, ZÜR 31. (Zurück zu Lesefassung v.36)
bbTextkritik: Die Konsonanten des Worts könnten sowohl für den Sg. als auch für den Pl. stehen. MT deutet an beiden Stellen als Sg., LXX, VUL, Syr dagegen als Pl., was wohl näher liegt. (Zurück zu Lesefassung v.37)
bcTextkritik: 2 Sam und Ps stimmen hier gemeinsam mit den meisten Vrs. im Text überein.

In LXXL:2 Sam dagegen findet sich wieder eine Konflation: An eine MT recht stark entsprechende Zeile (Z2) schließt sich eine sehr unterschiedliche Zeile an (Z3), die aber sehr wahrscheinlich ebenfalls auf Verschreibung aus MT zurückgeht. Sehr wahrscheinlich war Z2 ursprünglich eine Korrektur von Z3 und ist dann zu Z3 in den Fließtext gerutscht:
MT: תרחיב צעדי תחתני ולא מעדו קרסלי: „Du wirst weit machen meine Schritte unter mir und nicht wanken meine Knöchel.“
Z2: תרחיב ) צעדי תחתני ולא מעדו צעדי): „Du wirst weit machen meine Schritte unter mir und nicht wanken meine Schritte.“
Z3: תרחיב צעירים חתתני ולא עמדו קמם לי: „Du wirst weit machen, Geringe machten mich verrückt und nicht standen die sich Erhebenden wider mich.“

LXXL übersetzt daher: „Du machtest weit meine Schritte unter mir, ich bin nicht schwach in meinen Schritten; Geringe machten mich verrückt und nicht lauerten auf mich die Gegner.“
In 4QSama sind nach „Du wirst weit machen meine Schritte unter mir“ nur noch die Konsonanten ול („und ni“) erhalten, darüber beginnt ein supralineare Korrektur, von der ähnlich nur noch ולא מ („und nicht wa“) erhalten sind. Cross 2005, S. 183 will auf dieser Konsonantenbasis wie in Z.3 von LXXL ולא עמדו קמי und für die Korrektur ולא מעדו קרסלי rekonstruieren, doch da sich von den erhaltenen drei Wörtern zwei von LXXL unterscheiden, sollte man diese hier besser nicht zur Basis einer Rekonstruktion von 4QSama machen. (Zurück zu Lesefassung v.37)
bdTextkritik: Ps: „werde nachjagen“ vs. 2 Sam: „will nachjagen“. Der Unterschied liegt nur in einem zusätzlichen ה am Ende des ersten Wortes in 2 Sam. Ursprünglich ist sehr wahrscheinlich die Lesart von Ps, an die in 2 Sam der Vokalbuchstabe -(a)h angehängt wurde. (Zurück zu Lesefassung v.38)
beTextkritik: Von diesem Versbeginn sind wieder vier verschiedene Lesarten überliefert. Zwei davon unterscheiden sich nur durch Setzung oder Streichung von „und“, sie können hier also vernachlässigt werden (zu „und“ s.o.). Zu berücksichtigen ist auch das letzte Wort von V. 38, כלותם (urspr. כלתם, „ich habe sie zerstört“):
  1. כלתם אמחצם („... bis ich sie zerstört habe. Ich werde sie zerschmettern...“): Ps, 5/6ḤevPs, alle Vrs.Ps, 4QSama, Syr2 Sam
  2. כלתם ואכלם ואמחצם („... bis ich sie zerstört habe. Und ich werde sie fressen und zerschmettern...“): 2Sam, LXX2 Sam, VUL2 Sam, Tg2 Sam
Am leichtesten lässt sich die Lesart von 2 Sam so erklären: כלתם wurde recht früh verschrieben zu כלם, dies wieder korrigiert zu כלתם, beide Varianten nebeneinander gesetzt und כלם dabei korrigiert zu אכלם. Ursprünglich ist also wahrscheinlich der Wortlaut von Ps. (Zurück zu Lesefassung v.39)
bfTextkritik: „erheben können“ wird in Ps mit dem Hilfsverb „können“ ausgedrückt, in 2 Sam dagegen durch abilitives Yiqtol (יכלו קם vs. יכמן). Theoretisch könnte יכלו leicht aus יפלו („sie werden fallen“) entstanden sein; gerade die Lesart mit יכלו findet sich aber neben Ps und Vrs.Ps auch in Tg2 Sam und Syr2 Sam (LXX und VUL stützen 2 Sam). Welche Lesart die ursprünglichere ist, lässt sich nicht mehr entscheiden. (Zurück zu Lesefassung v.39)
bgTextkritik: In 2 Sam stehen hier zwei gleichbedeutende, aber im Vergleich zu den Ps kontrahierte Wortformen: watazreni vs. wat´azreni und tachtai vs. tachteni. Ursprünglich sind wahrscheinlich die Varianten in 2 Sam (vgl. Cross/Freedman 1997, S. 104), obwohl die Form watazreni in 2 Sam gram. nicht korrekt ist. (zu Lesefassung v.40)
bhTextkritik: Ps: נתתה („du gabst“) vs. 2 Sam: תתה. Ergänzt man zu Letzterem das י vom Ende des vorigen Wortes (s. oben zu Haplographien an Wortgrenzen), wäre יתתה („du gabst“) von *יתן zu lesen, einer sonst nicht belegten Nebenform von נתן (vgl. DCH IV 342f.; Cross/Freedman 1997, S. 103; Dahood 1965, S. 114). Vielleicht ist aber auch schlicht z.B. mit Houbigant 1777 נ zu ergänzen oder mit Gesenius 1817, S. 139; Rosenmüller 1826, S. 128 der Ausfall von נ als Aphäresis (Ausfall eines Lauts am Wortbeginn wie in ´s ist seltsam statt Es ist seltsam) zu erklären. Ursprünglich ist jedenfalls wahrscheinlich die Form in 2 Sam und findet sich auch in wenigen Ps-MSS; die Bed. des Wortes ist nach jeder der Erklärungen gleichbedeutend mit der von Ps. (Zurück zu Lesefassung v.41)
biTextkritik: אצמיתם („ich werde sie vernichten“) in 2 Sam, Ps, 4QSama, LXXL:2 Sam, VUL2 Sam, Tg, Syr;
תמיתם („du wirst sie töten“) in LXXK:2 Sam;
תצמית („du wirst vernichten“) in LXXPs, VULPs, Hier.
Ursprünglich ist sicher die erste Lesart. Weil auch das Verb in Z. 1 2.Pers. ist, wird zunächst אצמיתם zu תצמיתם verschrieben worden sein. In der Vorlage von LXXK:2 Sam ist hiervon das צ und in der von LXXPs, VULPs, Hier das ם ausgefallen. (Zurück zu Lesefassung v.41)
bjTextkritik: „schreien“ nach Ps, „achten“ nach 2 Sam. Alle Versionen (wohl auch Tg, gg. CTAT) stützen den Wortlaut von Ps und auch das „antworten“ in Z. 2 legt stark die Richtigkeit von Ps nahe. Der Unterschied in den Konsonanten liegt nur in einem zusätzlichen Waw in Ps: ישעו vs. ישועו. Angezielt war sicher ein Wortspiel: Der „Retter“, heb. משיע, kommt vom heb. Verb ישע („retten“), das sowohl dem Verb in Ps als auch noch mehr dem in 2 Sam sehr ähnlich ist. LXXK:2 Sam kann dieses Wortspiel sogar ins Gr. übertragen: boäsontai („sie werden schreien“) kai ouk estin boäthos („Helfer“). Das fehlende Waw in 2 Sam ist ws. aufgrund von Haplographie unter Einfluss dieses Wortspiels entfallen. (Zurück zu Lesefassung v.42)
bkTextkritik: „gegen JHWH“ nach Ps, das idiomatischere „zu JHWH“ dagegen bei 2 Sam, 4QSama, LXX, VUL. Angezielt war sicher „zu“; die Verwechslung von `al und ´el findet sich recht häufig in der heb. Bibel. (Zurück zu Lesefassung v.42)
blTextkritik: „auf dem Gesicht des Windes“ nach Ps (auch 5/6ḤevPs), LXXL:2 Sam, LXXPs, VULPs, Syr;
„der Erde“ nach 2 Sam, LXXK:2 Sam, VUL2 Sam, Tg2 Sam und 2 MSS v. TgPs
„auf dem Gesicht des Weges“ nach 4QSama.
Am leichtesten ließen sich die drei Lesarten erklären, wenn die von 4QSama urspr. war: על פני רוח („auf dem Gesicht des Windes“) ist על פני ארח („auf dem Gesicht des Weges“) grafisch sehr ähnlich, ארץ („der Erde“) in der Bedeutung. (Zurück zu Lesefassung v.43)
bmTextkritik: Vom letzten Wort sind fünf verschiedene Lesarten überliefert:
  1. אר(י)קם („ich werde sie ausschütten“): Ps, einige MSS v. 2 Sam, LXXL:2 Sam, AqPs, Hier
  2. אד(י)קם („ich werde sie zerschmettern“): einige MSS v. 2 Sam, einige MSS v. Ps, LXXK:2 Sam, VULPs
  3. ארקעם („ich werde sie zerstampfen“): 4QSama, Syr
  4. אר(י)כם („ich werde sie verbreitern“): 1 MS LXXK:2 Sam
  5. אדקם ארקעם („ich werde sie zerschmettern, ich werde sie zerstampfen“): 2 Sam, VUL2 Sam, Tg
Die ursprüngliche Lesart war recht wahrscheinlich ein defektiv geschriebenes (1) ארקם („ich werde sie ausschütten“). Unter dem Einfluss von אשחקם („ich werde sie zermalmen“) aus Z. 1 wurde bei (2) ר r als ד d verlesen und bei (3) ein ע eingefügt. (5) ist eine Konflation einer zu (3) korrigierten Lesart (2), in (4) wurde ק q mit כ k verschrieben. Die Mehrheitsmeinung allerdings hält (2) für ursprünglich. (Zurück zu Lesefassung v.43)
bnTextkritik: „des Volkes“ (עם) nach Ps, LXXL:2 Sam, AqPs, VULPs, Hier, Syr;
„meines Volkes“ (עמי) nach 2 Sam, MSS von LXXK:2 Sam, VUL2 Sam
„der Völker“ (עמ(י)ם) nach MSS von LXXK:2 Sam, QuintaPs, Tg. In den MSS von LXXPs finden sich ebenfalls alle drei Lesarten.
Eine Entscheidung zwischen diesen Lesarten ist fast nicht möglich; sinnvoll aber CTAT IV, S. 114: Eine Änderung von „Volk“ nach „Völker“ ließe sich leicht als Harmonisierung mit dem folgenden Pluralwort „Heiden“ erklären, eine Änderung nach „mein Volk“ als Harmonisierung mit den beiden vorigen und dem folgenden Wort, die ebenfalls auf י enden – „Die Lesart עם hat die größten Chancen, ursprünglich zu sein.“ (Zurück zu Lesefassung v.44)
boTextkritik: 2 Sam: תשמרני („du wirst mich erhalten“) vs. Ps: תשימני („du wirst mich (ein)setzen“). LXXK:2 Sam und VUL stützen Sam, LXXL:2 Sam und Syr aber haben den Wortlaut von Ps auch in 2 Sam. Tg stützt jeweils den anderen Text: Tg2 Sam: „du wirst mich einsetzen“, TgPs: „Du wirst mich bewahren“. Dass sich der Wortlaut von Ps auch in LXXL:2 Sam findet, spricht etwas stärker für die Ursprünglichkeit von „du wirst mich einsetzen“. (Zurück zu Lesefassung v.44)
bpTextkritik: Ps: „auf Gehörtes“ vs. 2 Sam: „auf das Hören“; der Unterschied in den Konsonanten liegt nur in einem zusätzlichen Waw in 2 Sam, der wahrscheinlich als falsche Scriptio plena nachträglich eingefügt wurde. Auch in vielen MSS von 2 Sam findet sich das Wort ohne Waw; das Substantiv statt dem Infinitiv wird dort außerdem gestützt durch LXX, VUL, Tg, Syr. (Zurück zu Lesefassung v.45)
bqTextkritik: 2 Sam: יְכַחֲשׁוּ vs. Ps: יִתְכַּחֲשׁוּ; das selbe Verb in zwei unterschiedlichen Stammformen. Im Hitpael wie in Ps findet sich das Wort sonst nie; die Bed. ist daher nicht klar. Gleichzeitig ist dies ein starkes Indiz für die Richtigkeit der Lesart von 2 Sam, da es sich noch häufiger im Piel findet (die selbe Form z.B. in Ps 81,16). (Zurück zu Lesefassung v.45)
brTextkritik: יבלו („vergehen“) nach fast allen Textzeugen; יפלו („davonfließen“) dagegen nach VUL2 Sam (vgl. Ijob 14,18), יכל(א)ו („gefangen sein“) nach Syr und wahrscheinlich Tg (יכלו = יסופון, „sie werden enden“); zwei klare Lese-/Schreibfehler. (Zurück zu Lesefassung v.46)
bsTextkritik: Schwierige Stelle. V. 45b und 46a in obiger Üs. stehen in 2 Sam, LXXK:2 Sam, VUL2 Sam und Tg2 Sam in umgekehrter Reihenfolge, im Wortlaut von 2 Sam also: „Söhne von Ausländern werden mir schmeicheln, / auf Gehörtes des Ohrs [hin] werden sie auf mich hören, / Söhne von Ausländern werden vergehen.“
In 4QSama ist von diesen drei Zeilen nur der Beginn von 45a erhalten, das fehlende Stück der Handschrift bietet aber nicht ausreichend Raum für zwei Zeilen – 4QSama hatte also vermutlich nur eine der beiden Zeilen 45b und 46a. Ähnliches zeigt sich auch in LXXL:2 Sam, wo zu einem gewissen Zeitpunkt nur Z. 45a und Z. 46a standen, die beiden Verben aber aus Versehen vertauscht und außerdem beim zweiten Verb מ mit י verschrieben worden war. Nachträglich wurde Verb 1 korrekt und Verb 2 zu dem aus 45b korrigiert; diese Korrektur rutschte dann vor die ursprüngliche Version in den Fließtext. Hier zunächst der Wortlaut aus Ps, dann der mutmaßliche ursprüngliche Wortlaut der Vorlage von LXXL und darauf der mutmaßliche Wortlaut der Korrektur (gut rekonstruiert in DJD XVII):
  1. לשמע אזן ישמעו לי
    בני נכר יתכחשו לי
    בני נכר יבלו
    „Auf Gehörtes des Ohrs hin werden sie auf mich hören
    Söhne von Ausländern werden mir schmeicheln
    Söhne von Ausländern werden vergehen“
  2. לשמע אזן יבלו לי
    בני נכר י(ו)שיעו לי
    „Auf Gehörtes des Ohrs hin werden sie mir vergehen
    Söhne von Ausländern werden mich retten“
  3. לשמע אזן ישמעו לי
    בני נכר] יתכחשו לי]
    Auf Gehörtes des Ohrs hin werden sie auf mich hören
    [Söhne von Ausländern] werden mir schmeicheln.“

LXXL übersetzt daher: „Auf das Hören des Ohrs hörten sie auf mich schmeichelten sie mir, auf das Hören des Ohrs vergingen sie mir; Söhne von Ausländern retteten mich.“ Anders als Cross wird man dies aber wohl nicht werten dürfen als einen weiteren Beleg für eine Version mit nur zwei Zeilen: Die Fügung יבלו לי statt יבלו neben dem falsch geschriebenen ישמעו לי legt stark nahe, dass auch in der ursprünglichen Form der Vorlage von LXXL sowohl יתכחשו לי als auch יבלו stand; Letzteres müsste dann aus einer dann entfallenen dritten Zeile in Z. 1 eingefügt worden sein.* Dass 4QSama und LXXL:2 Sam die selbe Zeilenabfolge aufweisen, weist jedenfalls recht stark in Richtung der Ursprünglichkeit der Abfolge von Ps.

* Will man übrigens 4QSama aus LXXL rekonstruieren, wie Cross, McCarter und Ulrich das tun, sollte man vielleicht für das Ende von Z. 18 nicht יכחשו לי voraussetzen, sondern יבלו לי wie in LXXL, wobei das לא aus der nächsten Zeile wohl weniger eine Variante von בל als Überrest von יבלו ist (Ulrich, McCarter) als eine alternative Schreibung (vgl. 1 Sam 2,16; 20,2) einer Zusammenziehung des לי, das nach יבלו wenig Sinn macht, und des ו vor dem nächsten Wort, das in 4QSama fehlt: בני נכר יבלו לו יחגרו = בני נכר יבלו ל(י) ויחגרו. (Zurück zu Lesefassung v.46)
btTextkritik: 2 Sam: ויחגרו („und sie werden sich gürten“) vs. Ps: ויחרגו („und sie werden hervorzittern (?)“). 2 Sam wird gestützt von einigen MSS von Ps, LXX2 Sam, LXXPs, VUL und Syr; Ps evt. von beiden Tg, die aber auch ויחרדו wie in 1 Sam 16,4 voraussetzen könnten (vgl. sehr ähnlich auch Hos 11,11; Mi 7,17). Das Ps zugrundeliegende hypothetische Wort חרג findet sich sonst nicht mehr im Heb., könnte aber evt. mit aram. חרגא („Furcht“) verwandt sein. Näher liegt dennoch die Annahme, dass hier schlicht ein Fall von Metathesis vorliegt und Tg sich am aram. Wortschatz orientiert hat, um das im Heb. nicht existente Wort zu übersetzen.
LXXL mit ελυτρωθησαν („sie wurden entlassen“) stützt wahrscheinlich nicht לא יחגרו („sie gürteten sich nicht“) aus 4QSama (so Cross, McCarter, Ulrich), sondern setzt nach יבלו („sie werden vergehen“) in 46a eine weitere Lesart יכלו („sie werden gefangen“) voraus, die sich statt יבלו auch in Syr, Tg, 1 Ps-MS und in 45a in VUL2 Sam findet und die von LXX wegen der folgenden Präp. מ als privatives Piel gedeutet wurde: „Sie wurden aus ihren Banden entlassen“ (vgl. Olshausen 1853, S. 110: „[...] aber das Gürten ist in diesem Zusammenhange weniger an seiner Stelle, als es das Gegentheil – das Entgürten – sein würde.“. (Zurück zu Lesefassung v.46)
buTextkritik: 2 Sam: ממסגרותם / Ps: ממסגרותיהם, auch LXXK:2 Sam, Tg („aus ihren Umfriedungen“) vs. 4QSama, LXXL:2 Sam: ממסרותם („aus ihren Banden“) vs. LXXPs, VULPs, Syr: ממסלותם („von ihren Straßen“). Am leichtesten lassen sich diese Varianten aus einem ursprünglichen ממסרותם („aus ihren Banden“) erklären: Im einen Falle wurde später ein ג eingefügt, im anderen ר zu ל verschrieben. McCarter 1984, S. 472 hält auch ממסגרותם für einen Ausdruck für „Bande“, genauer nämlich für „Halsbänder“, was die Verschreibung im ersten Fall noch erklärlicher machen würde. (Zurück zu Lesefassung v.46)
bvTextkritik: In Z. 1 „mein Fels“ nach den meisten Textzeugen, „mein Gott“ dagegen nach LXXPs, beiden VUL, Hier; „der mich schafft“ nach LXXL:2 Sam. In Z. 2 „der Gott meines Heils“ nach Ps, LXXPs, VULPs, Hier, Syr, „Gott, der Fels meines Heils“ nach 2 Sam, den meisten LXX2 Sam-MSS, VUL2 Sam und beiden Tg.
„Fels“ ist eine häufige Bezeichnung Gottes, die von den Versionen an vielen Stellen der Bibel durch „Gott“ o.Ä. ersetzt wird, vgl. z.B. Dtn 32,4.18.30; Ps 19,15; 28,1; 62,3.7; Jes 17,10; 26,4; 30,29; 44,8 u.ö.; bes. auch Dtn 32,15; Ps 89,27; 95,1, wo ebenfalls jeweils „Fels meiner/seiner Rettung“ mit „Gott/Helfer meiner/seiner Rettung“ übertragen wird. S. auch Dtn 32,37, wo im Heb. „Fels“ in Apposition zu „ihre Götter“ steht und daher von LXX und VUL gestrichen wird. Auch in unserem Kap. übersetzt LXX2 Sam bereits in V. 32 „Fels“ mit „Schöpfer“ (LXXPs und VULPs dagegen mit „Gott“); ebenso z.B. in Hab 1,12.
Grund dafür könnte sein, dass mit „Fels“ auch andere Götter bezeichnet wurden (weshalb dann z.B. in 1 Sam 2,2 betont wird: „Keiner ist ein Fels wie unser Gott!“ oder in Jes 44,8: „Gibt es außer mir einen Gott? Es gibt keinen [anderen] Fels, ich kenne keinen!“ oder eben 2 Sam 18,32/Ps 18,32: „Wer ist ein Fels außer unserem Gott!?“) und diese Bezeichnung daher später vermieden werden sollte. In Z. 1 ist daher sicher „mein Fels“ ursprünglich; Z. 2 könnte „der Fels“ ebenfalls ursprünglich sein, könnte aber auch aus Z. 1 in Z. 2 eingetragen worden sein, wofür die LXX-MSS sprechen, in denen „der Fels“ fehlt. (zu Lesefassung v.47)
bwTextkritik: „Der Gott, der mir Rache gibt“ nach allen Textzeugen außer 4QSama: „Der Gott, [der] mir Rache gab/gibt“. Die beiden Lesarten unterscheiden sich erstens durch den Artikel, der in 4QSama sicher aufgrund von Haplographie fehlt, zweitens aber durch die Verbform, nämlich Partizip in 2 Sam und Ps, Qatal dagegen in 4QSama und LXXL:2 Sam. Ursprünglich wären beide Formen gleich geschrieben worden, 4QSama hätte ein Partizip aber durch Plene-Schreibung mit einem zusätzlichen Waw markiert, wie die Form auch in Ps (nicht aber in 2 Sam) geschrieben wird. Welche Lesart ursprünglich angezielt war, lässt sich nicht sagen; wg. des folgenden Wayyiqtol liegt die Deutung als Qatal aber etwas näher. (Zurück zu Lesefassung v.48)
bxTextkritik: Ps; LXXPs (vgl. Ps 47,4): וידבר („gezwungen hat/gesprochen hat“) vs. 2 Sam, VUL, Syr: ומ(ו)ר(י)ד („unterwirft/unterworfen hat“) vs. 4QSama, SymPs: ומרדד („unterwirft/unterworfen hat“). Welches Wort LXXK:2 Sam, LXXL:2 Sam und Hier übersetzen, ist unklar.
Das Wort in Ps heißt sonst „reden“, hat im Aram. und auch in Ps 47,4 aber auch die Bed. „unterjochen“. Die Lesarten in 2 Sam und 4QSama sind sehr wahrscheinlich „Hebraisierungen“ des Aramäismus in Ps. (Zurück zu Lesefassung v.48)
byTextkritik: Zwei Synonyme: „Herausholt“ nach 2 Sam, LXXK:2 Sam, VUL2 Sam; auf anderer Zeitstufe: „herausholte“ nach LXXL:2 Sam, SyrPs; „entkommen lässt/rettet“ nach Ps, LXXPs, VLPs, VULPs (wo die erste Zeile wie in Hier noch zu V. 48 gerechnet wird), Syr2 Sam. Vermutlich handelt es sich wieder um zwei unterschiedliche Texttraditionen. (Zurück zu Lesefassung v.49)
bzTextkritik: Zwei unterschiedliche Konjunktionen. „Und“ nach 2 Sam, VUL2 Sam, Tg2 Sam, SyrPs;
„ja,“ nach den meisten Ps-MSS, LXXL:2 Sam, LXXPs, VLPs, VULPs, den meisten TgPs-MSS, Syr2 Sam. LXX, VL und VUL deuten dabei אף nicht als Konj., sd. als Nomen mit der Bed. „Zorn“.
In den אף („ja“)-Lesarten steht אף aber offenbar an zwei us. Positionen: מאף איבי in LXXL:2 Sam („vor dem Zorn meiner Feinde“), LXXPs, VLPs und VULPs („vor meinen zornigen Feinden“, attribuierter Gen., vgl. GKC §132c), מאיבי אף in Ps / מאיבי ואף in TgPs und Syr2 Sam. Cross 2005, S. 189 denkt daher sinnvoll, das Wort sei eine sekundäre Glosse, die dann also מאיבי („vor meinen Feinden“) erweitern sollte zu מאף איבי („vor dem Zorn meiner Feinde“), die in Ps fälschlich nach מאיבי eingefügt worden wäre, was dann TgPs und Syr2 Sam zusätzlich um ein ו erweitert hätten. Das „und“ in 2 Sam etc. ist dann wie viele der „unds“ als davon unabhängiges, sekundäres „und“ zu werten. Auch Hieronymus berichtet im Ep ad Sun. et Fret. 9, er habe keine heb. Handschrift mit אף gefunden. (Zurück zu Lesefassung v.49)
caTextkritik: Sg. nach Ps, LXXPs, VUL; Pl. nach 2 Sam, einigen Ps-MSS, ws. 4QSama, LXX2 Sam, Syr. Besser bezeugt ist damit der Pl.; der Sg. könnte eine nachträgliche Angleichung an den Sg. von „Mann“ sein. (Zurück zu Lesefassung v.49)
cbTextkritik: Die Var. nur nach 4QSama und LXXL:2 Sam; ein klarer Schreibfehler (תצרני statt תצ(י)לני). (Zurück zu Lesefassung v.49)
ccTextkritik Wortfolge us. in 2 Sam und Ps: „JHWH, unter den Heiden“ nach 2 Sam, wenigen Ps-MSS, den meisten LXXK:2 Sam-MSS, VUL2 Sam, Tg;
„unter den Heiden, JHWH“ nach Ps, wenigen 2 Sam-MSS, einigen LXXK:2 Sam-MSS, LXXL:2 Sam, LXXPs, VULPs, Hier, Syr. Dass auch LXXL:2 Sam die Wortfolge von Ps bezeugt, spricht etwas stärker für diese Lesart. Erklärlicher wäre aber umgekehrt eine nachträgliche Änderung von Ps nach 2 Sam, um „JHWH“ noch zu Z. 2 ziehen und so statt einem 4:2-Rhythmus einen 3:3-Rhythmus produzieren zu können. (Zurück zu Lesefassung v.50)
cdTextkritik: Var nur nach LXXL: 2 Sam; sicher eine Angleichung an Z. 1. (Zurück zu Lesefassung v.50)
ceTextkritik: „der groß macht“ / „der ein Turm ... [ist]“ wäre ursprünglich mit den selben Konsonanten geschrieben worden (מגדל wie in Ps). In Ps haben die Masoreten durch Punktierung angezeigt, dass מַגְדִּל magdil zu lesen sei, also „der groß macht“. In 2 Sam aber finden sich zwei unterschiedliche Vokalisierungen: Durch Matres lectionis wird ebenfalls angezeigt, dass magdil zu lesen sei (מגדיל); durch die masoretische Punktierung („Qere“) aber, dass מִגְדּוֹל migdol gelesen werden solle, „der Turm des Heils“ (vgl. Ps 61,4). Im Judentum haben diese beiden unterschiedlichen Vokalisierungstraditionen eine faszinierende Nachwirkung gehabt: V. 51 gehört zum Danksagungsgebet nach dem Essen, und um beiden Traditionen gerecht zu werden, betet man an Wochentagen magdil, am Sabbat und zu anderen Festzeiten aber migdol. Ursprünglich angezielt war sicher magdil, wie auch alle Versionen übersetzen. (Zurück zu Lesefassung v.51)
cfTextkritik: Var. „David zu Geschlecht“ nur nach LXXL:2 Sam. Sicher war ursprünglich לדוד („dem David“) verschrieben worden zu לדור („zu Geschlecht“ wie in der häufigen Fügung דור לדור, „von Geschlecht zu Geschlecht“), dies wieder zu לדוד („dem David“) korrigiert und beide Lesarten nebeneinander in den Text geschrieben worden (Kollation: „dem David zu Geschlecht“). (Zurück zu Lesefassung v.51)