Amos 3: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|9}} Lasst es hören über den (auf den, von den, die) Festungen (Palästen) in Aschdod  
 
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_Und über den (auf den, von den, die) Festungen (Palästen) im Land Ägypten<ref>Zum plötzlichen Einbezug Angesprochener s. die Anmerkungen. Speziell ''Aschdod'' und ''Ägypten'' wurden vielleicht aus geschichtlichen Gründen gewählt: Auf die Unterdrückung der Israeliten durch Ägypten hatte bereits V. 2 angespielt; die Philister waren ähnlich Erzfeinde der Israeliten und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit ihnen bestimmte einen großen Teil der Regentschaften von Saul (s. [[1 Samuel 13 |1 Sam 13]]; [[1 Samuel 31 |31]]) und David (z.B. [[2 Samuel 21#s15 |2 Sam 21,15-22]]; [[2 Samuel 23#s8 |2 Sam 23,8-17]]); in der Samson-Erzählung ([[Richter 13 |Ri 13]]-16) sind sie die Hauptfeinde der Israeliten. Als solche wären diese „klassischen Bedrücker“ Israels „Fachleute in puncto Bedrückung“ (Rudolph 1971, S. 163) – und selbst diese müssten dann also zugestehen, dass Israel außerordentlich bedrückerisch war. Hinzu kommt ein Wortspiel: ''miṣrajm'' („Ägypten“) erinnert an ''`oṣrim'' („sie, die aufhäufen“) und ''`aschdod'' an ''schod'' („Gewalt“) in V. 10b (gut Paul 1991, S. 117); Ägypten und Aschdod sollen also sozusagen sich selbst im verderbten Israel wiederfinden. Ähnlich wird dann in V. 11 mit dem „Feind“ (''ṣar'') auf Tyrus (''ṣor'') und mit dem unklaren ''d'mescheq ´areß'' in V. 12 sicher auf das ''`ereṣ dammeßeq'' (das „Land Damaskus“ wie in CD A vi 5.19; xiv 21) angespielt, so dass Israel, um das es in diesem Abschnitt geht, auch im Text tatsächlich „von Feinden umzingelt“ ist (S. V. 11).</ref>
 
_Und über den (auf den, von den, die) Festungen (Palästen) im Land Ägypten<ref>Zum plötzlichen Einbezug Angesprochener s. die Anmerkungen. Speziell ''Aschdod'' und ''Ägypten'' wurden vielleicht aus geschichtlichen Gründen gewählt: Auf die Unterdrückung der Israeliten durch Ägypten hatte bereits V. 2 angespielt; die Philister waren ähnlich Erzfeinde der Israeliten und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit ihnen bestimmte einen großen Teil der Regentschaften von Saul (s. [[1 Samuel 13 |1 Sam 13]]; [[1 Samuel 31 |31]]) und David (z.B. [[2 Samuel 21#s15 |2 Sam 21,15-22]]; [[2 Samuel 23#s8 |2 Sam 23,8-17]]); in der Samson-Erzählung ([[Richter 13 |Ri 13]]-16) sind sie die Hauptfeinde der Israeliten. Als solche wären diese „klassischen Bedrücker“ Israels „Fachleute in puncto Bedrückung“ (Rudolph 1971, S. 163) – und selbst diese müssten dann also zugestehen, dass Israel außerordentlich bedrückerisch war. Hinzu kommt ein Wortspiel: ''miṣrajm'' („Ägypten“) erinnert an ''`oṣrim'' („sie, die aufhäufen“) und ''`aschdod'' an ''schod'' („Gewalt“) in V. 10b (gut Paul 1991, S. 117); Ägypten und Aschdod sollen also sozusagen sich selbst im verderbten Israel wiederfinden. Ähnlich wird dann in V. 11 mit dem „Feind“ (''ṣar'') auf Tyrus (''ṣor'') und mit dem unklaren ''d'mescheq ´areß'' in V. 12 sicher auf das ''`ereṣ dammeßeq'' (das „Land Damaskus“ wie in CD A vi 5.19; xiv 21) angespielt, so dass Israel, um das es in diesem Abschnitt geht, auch im Text tatsächlich „von Feinden umzingelt“ ist (S. V. 11).</ref>
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{{S|12}} So spricht JHWH:
 
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Wie errettet der Hirte aus dem Maul des Löwen zwei Unterschenkel und Ohrzipfel, so werden errettet die Söhne Israels, die sitzen in Samaria in der Ecke des Lagers und auf dem Damast des Ruhebettes.
 
Wie errettet der Hirte aus dem Maul des Löwen zwei Unterschenkel und Ohrzipfel, so werden errettet die Söhne Israels, die sitzen in Samaria in der Ecke des Lagers und auf dem Damast des Ruhebettes.
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{{S|13}} hört und bezeugt dem Haus Jakobs, Spruch des Herrn JHWH, Gott der Heerscharen (Zebaot).
 
{{S|13}} hört und bezeugt dem Haus Jakobs, Spruch des Herrn JHWH, Gott der Heerscharen (Zebaot).
 
{{S|14}} Denn (Führwahr) am Tag suche ich heim die Sünden Israels an ihm und ich suche heim auf den Altären Bet-Els und es werden zerbrechen die Hörner des Altars und zu Boden (auf die Erde) fallen.
 
{{S|14}} Denn (Führwahr) am Tag suche ich heim die Sünden Israels an ihm und ich suche heim auf den Altären Bet-Els und es werden zerbrechen die Hörner des Altars und zu Boden (auf die Erde) fallen.

Version vom 20. Januar 2021, 18:58 Uhr

Syntax OK

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Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.


Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Amos 3)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Anmerkungen

Studienfassung (Amos 3)

1 Hört diesen Spruch,
Den gesprochen hat JHWHa
Über Euch, (Söhne Israels=) Israeliten,
Über die ganze Sippe,b
Die ich aus Ägypten herausgeführt habe {folgendermaßen}:
2 „Nur ihr wart mir vertrautc
Unter allen Sippen der Erde,
Deswegen suche ich heim an euch
Alle eure Sünden.“

3 Gehen zwei gemeinsam (in Einigkeit?),
Außer wenn sie sich getroffen haben (sich verabredet haben, ohne einig zu sein)?d
4 Brüllt der Löwe im Gestrüpp (Wald)
Aber Beute gibt es nicht für ihn (hat er nicht vor sich?)?e
(Gibt=) Erhebt ein Leu (junger Löwe?)f seine Stimme aus seiner Höhle,g
außer wenn er gefangen hat?
5 Stürzt sich ein Vogel in die Falle [auf] der Erde (fällt ein Vogel auf {die Falle} die Erde),h
Aber einen Jäger (eine Falle, ein Wurfholz?, einen Köder? ein Stellholz?)h gibt es nicht für ihn?
Springt die Falleh von der Erde (wird die Falle von der Erde gehoben),i
Und hat gefangen keinen Fang?
6 Wird etwa geblasen (oder wird geblasen...)j in der Stadt eine Schofar,k
Und das Volk erzittert (fürchtet sich) nicht!?
Geschieht etwa (Oder geschieht...) ein Unglück (Schlechtes/Böses) in der Stadt
Und JHWH hat es nicht gemacht (machte nichts=reagierte nicht darauf?)!?l

7 Wahrlich!, (Jedoch:, Allerdings)m nicht macht der Herr JHWH (ein Gesprochenes=) irgendetwas,
Ohne offenbart zu haben sein Geheimnis (seinen Ratschluss) seinen Dienern (Sklaven), den Propheten.
8 Brüllt der Löwe (Der Löwe brüllt,)
Wer fürchtete sich [dann] nicht?
Spricht der Herr JHWH (Der Herr JHWH spricht),
Wer prophezeite [dann] nicht?


9 Lasst es hören über den (auf den, von den, die) Festungen (Palästen) in Aschdod
Und über den (auf den, von den, die) Festungen (Palästen) im Land Ägyptenn
Und sprecht (ruft): „Versammelt euch auf den Bergen Samariaso
Und seht die vielen (großen) Tumulte (Bestürzungen, Panik)p in ihrer Mitte
Und die Unterdrückungen (die Unterdrückten) in ihrem Inneren!
10 Und nicht verstehen sie zu tun das Rechte – Spruch JHWHs –,
[Sie,] die aufhäufen Gewalt und Bedrückung.“
11 Deshalb, so spricht der Herr JHWH: Ein Feind (Gegner) hat das Land umzingelt (ist um das Land herum), er wirft deine Macht nieder (reißt herunter, stürzt), und deine Paläste werden geplündert.
12 So spricht JHWH:
Wie errettet der Hirte aus dem Maul des Löwen zwei Unterschenkel und Ohrzipfel, so werden errettet die Söhne Israels, die sitzen in Samaria in der Ecke des Lagers und auf dem Damast des Ruhebettes.

13 hört und bezeugt dem Haus Jakobs, Spruch des Herrn JHWH, Gott der Heerscharen (Zebaot). 14 Denn (Führwahr) am Tag suche ich heim die Sünden Israels an ihm und ich suche heim auf den Altären Bet-Els und es werden zerbrechen die Hörner des Altars und zu Boden (auf die Erde) fallen. 15 Ich zerschlage (zertrümmere) dein Winterhaus zusammen mit (samt) deinem Sommerhaus und deine Elfenbeinhäuser werden zugrunde (verloren) gehen und deine vielen Häuser werden verschwinden. Spruch JHWHs.

Anmerkungen

V. 2 ist der zentrale Satz des Abschnittes Vv. 1-8: In V. 1 wird er ausführlich eingeführt mit doppeltem dabar („Spruch, den gesprochen hat“) und dreifacher Adressierung (1: „euch“, 2. „Isareliten“, 3: „die ganze Sippe, die ich aus Israel herausgeführt habe“), deren letzte im Spruch selbst aufgegriffen wird („ihr allein unter allen Sippen der Erde). Und der ganze Abschnitt Vv. 3-8 dient wohl dazu, diesen Satz noch einmal nachträglich zu legitimieren und abzustützen.
Vv. 3-8 lassen sich dabei auf zwei Weisen verstehen. (1) Entweder so, wie sie in fast allen Kommentaren gedeutet werden: V. 2 wird abgestützt durch eine lange Fragereihe in Vv. 3-6 und einer kurzen in V. 8, die in V. 7 eine eigene Einleitung hat. Vv. 3-6 sollen die Zuhörer dazu bewegen, zuzugeben, dass in der Tat alles Übel, das in ihrer Stadt geschieht, letztlich auf JHWH zurückzuführen ist. Um dies zu erreichen, bedient sich Amos einer etwas gemeinen rhetorischen Strategie: Vv. 6cd, das Ziel des Abschnittes, wird nicht etwa logisch stringent nachgewiesen, sondern die Zuhörerschaft wird in Vv. 3-6b mit einer Reihe von rhetorischen Fragen, auf die sich nicht anders denn mit „Nein“ antworten lässt, eingelullt, um dann unvermittelt den theologischen Spitzensatz in 6cd ans Ende dieser Reihe zu mogeln: Alles Übel in einer Stadt ist letztlich wirklich auf JHWH zurückzuführen. Ähnlich dienen Vv. 7-8 dazu, Amos selbst als echten Prophet auszuwiesen wird, der deshalb um Gottes Ratschluss weiß, weil erstens Gott seinen Propheten all seine Geheimnisse offenbart (V. 7), und der deshalb prophezeien muss, weil das Prophezeien nach Gottes Selbstkundgabe so selbstverständlich und natürlich ist wie das Erschrecken nach dem Brüllen eines Löwen (V. 8). Die rhetorische Frage in 8ab hätte dann eine ähnliche Funktion wie die Fragenreihe in 3-6b.
(2) Oder aber so: In Vv. 3-8 soll nur auf rhetorisch sehr umständliche Weise Amos als echter Prophet ausgewiesen werden. Vv. 3-6 enthielten dann eine Reihe von „schlechten“ rhetorischen Fragen. Streng genommen ist dies nämlich wirklich so und die Fragen in 3-6 erfordern durchaus nicht automatisch die Antwort „Nein!“, sondern entweder „Naja... manchmal schon!“ oder sogar „Doch, und zwar regelmäßig!“ Zwei Menschen können sehr wohl gemeinsam gehen, ohne sich unterwegs getroffen oder vorher verabredet zu haben – nämlich, wenn sie gemeinsam losgelaufen sind. Löwen brüllen eigentlich sogar gerade dann nicht, bevor oder nachdem sie Beute gemacht haben (vgl. wieder Hope 1991). Eine Schofar wird nicht nur in gefährlichen Situationen geblasen und führt daher nicht automatisch zum Erschrecken ihrer Hörer; der Tg fügt daher extra ein: „Wird etwa geblasen in der Stadt eine Schofar, wenn man es nicht erwartet“, was Kimchi erklärt mit: „... weil die Schofar häufig in der Stadt geblasen wird, die Leute dann aber nicht zittern; z.B. bei freudigen Anlässen.“ Und auch Gottes Urheberschaft allen Übels in einer Stadt ist für die Hörer des Amos und die Leser des Amosbuches alles andere als selbstverständlich, s. die FN zum Vers. Und ohnehin ist es ja einer der Hauptgegenstände des Amosbuches, dass Übel in der Stadt allgegenwärtig ist und dass dieses Üble gerade nicht Gottes Willen entspricht. Schließlich zu V. 5: Wer schon einmal eine Mausefalle aufgestellt hat, wird wissen, dass diese sehr wohl häufig zuschnappen, auch wenn sich keine Maus darin befindet; das selbe wird wohl für antike Vogelfallen gelten, die auf dem selben mechanischen Prinzip beruhen. In 5ab ist leider der Text unsicher, aber auch hier ist nach der textkritisch wahrscheinlichsten Textvariante klar, dass sie nicht automatisch mit „Nein“ zu beantworten ist: Fallen machen es ja gerade überflüssig, dass ein Fallensteller zum Fang anwesend ist. Noch mehr nach der der LXX-Variante: Ein Vogel landet oder fällt ja ständig zu Boden, auch wenn kein Jäger (oder Wurfholz) dafür verantwortlich ist.
Sieht man von V. 5ab ab, sind die rhetorischen Fragen also alle nicht sehr gut; die zu erwartende Reaktion wäre jeweils: „Gehen wohl zwei gemeinsam, außer wenn sie sich verabredet haben? – Ja, oft.“ Ok, aber: „Brüllt wohl ein Löwe im Wald, ohne Beute zu haben? – Natürlich; eigentlich brüllt er sogar nur dann.“ usw. Vv. 3-6 würden also sämtlich bewusst schlechte Beispiele für einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang bringen, um dann aber in V. 7 einen echten und regelmäßigen aufzustellen: „Aber (s. FN zu V. 7) beim Verhältnis von Gott zum Propheten ist dies anders: Gott tut wirklich nie etwas, ohne dies vorher seinen Propheten zu offenbaren“, und V. 8 macht weiter: „Brüllt der Löwe, wer fürchtete sich dann nicht [dies schließlich gilt doch wirklich, liebe Zuhörer]? Und entsprechend dann: Spricht der Herr JHWH, wer prophezeite dann nicht?“ Anders als bei unregelmäßigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen gelten hier also andere Maßstäbe: Gott tut stets all seine Pläne den Propheten kund, und diese geben diese auch stets ausnahmslos weiter.


aden JHWH gesprochen hat - Die 1. Pers. des Vbs. in 1d zeigt, dass bereits hier JHWH spricht – wie in Am 2,4 und wie noch häufig (s. zu Am 2,4) also wieder von sich in der 3. Pers. (Zurück zu v.1)
bSippe = soziale Größe des alten Israel. Die Keimzelle der altisraelitischen Gesellschaft ist die „Familie“ (wörtl.: das „Haus“). Eine Stufe darüber steht die „Sippe“ – die „Großfamilie“ –, von denen es im Alten Israel etwa 60 Stück gab und von denen jede zu bevölkerungsreichen Zeiten wohl durchschnittlich etwa 10.000 Mitglieder hatte (vgl. Andersen 1969, S. 35). Noch eine Stufe darüber stehen die „zwölf Stämme“ (vgl. näher Verwandschaft (AT) (Wibilex)). Dass Israel hier als „Großfamilie“ bezeichnet wird, ist ganz ungewöhnlich; vgl. aber ähnlich die Verse Sach 14,(16.)17f., auf die schon Kimchi verwiesen hat. Andersen/Freedman 1989, S. 381 halten dies für eine „Downgrading“-Strategie: „It [...] places Israel beside all of the other nations (‚families‘) as members of a larger unit, a single tribe. It corresponds to the pictures in chaps. 1-2, where [all nations] are listet [...] to constitute one regional entity, all equally under the jurisdiction of the one God.“ (Zurück zu v.1)
cihr wart mir vertraut - meist: „ich kannte euch“; heb. jada´ („kennen“) hier als Begriff der Fürsorge wie noch in Ps 1,6; 144,3 und wahrscheinlich Hos 2,22. Raschi übersetzt daher mit „ich liebte“. Vgl. ähnlich im Gr. Joh 10,14f.; 1 Kor 8,3. (Zurück zu v.2)
dsich treffen (verabreden, einig sein) - Alle drei Varianten sind schon lange im Umlauf, z.B. de Wette 1858: „außer wenn sie sich eingefunden haben“ = NeÜ „ohne sich begegnet zu sein“, Keil 1866=: „ohne wenn sie sich verabredet haben“, Justi 1820: „wenn sie nicht einig sind“ = LUT 84: „sie seien denn einig untereinander“ (auch noch SLT). (1) bereits bei Theod, (2) bereits bei Aq, alle drei auch schon bei Eliezer von Beaugency, obwohl dieser nicht sehr klar differenziert. H-R („ohne einander zu kennen“) folgt LXX, die anders als MT und alle anderen Vrs. noda´u statt no´adu gelesen hat.
Variante (3) gehört eigentlich gar nicht zur Wortbedeutung, sondern wird von Zeile a in Zeile b „hinein-übersetzt“. Für das Wort in Z. a wird diese Bed. dabei i.d.R. abgeleitet aus Gen 22,6.8.19 und Ps 133,1 (so z.B. Gordis 1979/80, S. 219; Shapiro 1982, S. 328); doch während dies dort wohl mitgehört werden kann, gehört es sicher nicht eigentlich zur Wortbedeutung dieses Wortes. Gegen (1) hat z.B. Garrett 2008, S. 83 kürzlich wieder eingewandt, dass der Nifal von ja´ad stets vereinbarte und nie zufällige Treffen bezeichne, aber das ist so sicher nicht richtig. Im Gegenteil ist die Wortbedeutung „verabreden“ nur sicher in Ijob 2,11 und sehr wahrscheinlich in Neh 6,2; alle anderen Vorkommen lassen keinen Schluss über zufällig vs. verabredet zu. Das abgeleitete Substantiv bezeichnet allerdings sogar eine Rinderherde (Ps 68,31), einen Bienenschwarm (Ri 14,8) und auch die „Rotte Korachs“, die sich „zusammenrottet“ (Num 16,11 und häufig). (1) und (2) sind also sicher mindestens gleichermaßen möglich. Hier wurde so übersetzt, dass die Üs. am besten zur üblichen Deutung des Abschnitts passt (s. die Anmerkungen). (Zurück zu v.3)
eBeute gibt es nicht (hat er nicht vor sich) - 4b.d werden häufig so verstanden, dass 4b vom Gebrüll vor und 4d vom Gebrüll nach der Jagd spreche. So schon Kimchi, der fabuliert, Löwen brüllten bei der Jagd, um ihre Beutetiere in Angststarre zu versetzen (ähnlich Ibn Ezra). Daher häufig entsprechende Üss., z.B. Brandscheidt 2002, S. 4: „ohne daß er Beute vor sich hat.“, GN: „wenn er kein Beutetier vor sich sieht“. Aber richtig bereits Raschi: „Wenn ein Löwe seine Beute gefangen hat, brüllt er regelmäßig; nicht aber brüllt er, wenn er [noch] nichts gefangen hat.“ Zu den Zeiten, da Löwen brüllen, vgl. Hope 1991, S. 202f. Hinzu kommt, dass das Subst. terep von tarap „reißen, zerfleischen“ kommt und entsprechend häufig speziell das „bereits Gerissene“ bezeichnet; s. Gen 49,9; Ijob 29,17; Ps 76,4; 124,6; Jes 5,29; 31,4; Nah 2,13; daher wohl sinnvoll HER05: „wenn er keine Beute gemacht hat“; R-S „eh er seine Beute hat“, TAF: „ohne daß er zerfleischt hat.“ (Zurück zu v.4)
fLeu (junger Löwe) - „junger Löwe“ ist die Standard-Üs., aber wohl irreführend. Während erstens das Standardwort für Löwe – `arjeh – von gez. „`arwe“ („wildes Tier“) kommt und den Löwen i.A. bezeichnet, kommt kefir etymologisch von kafar („stark sein“) und bezeichnet wohl eher gerade den voll im Saft stehenden Löwen denn das Löwenjunge (das gur `arjeh heißt). Entsprechend weißt Hope 1991 zur Stelle auch richtig darauf hin, dass gerade die jüngeren Löwen die aktivsten Jäger sind, und schlägt daher als passendere Üss. „Jagdlöwe“ und „Killer-Löwe“ vor. Zweitens sind die beiden Worte noch öfter Wechselbegriffe, ohne dass die us. Bed. der Worte irgendetwas austragen würde, s. noch Ps 17,12; Jes 31,4; Mi 5,7 und v.a. Ijob 4,10; Ez 19,2; Nah 2,12. „Junger Löwe“ weckt also sicher die falschen Assoziationen und sollte nicht als Üs. gewählt werden. (Zurück zu v.4)
gHöhle - An sich leben Löwen nicht in Höhlen; dies gehört aber zur fixen „Löwen-Mythologie“ der Antike und ist daher unproblematisch: Auch Nah 2,12 fragt nach dem Ort der „Höhle des Löwen“, Ps 104,20-22 schildert den Löwen als nachtaktives Tier (was gleichfalls nicht für Löwen gilt), das sich tagsüber in seine Höhle zurückzieht, in Hld 4,8 wird er gleichfalls Gebirgshöhlen verortet. Das ist nicht nur in Israel so. Im ägyptischen Akenaten-Hymnus etwa ist der Löwe ebenfalls ein nachtaktives Höhlentier und im äg. Spruch zum Schutz des Horus ein nachtaktives Gebirgstier (s. COS 1.28; TUAT II/3, S. 369). Und ebenso im Griechischen; Herodot etwa berichtet von Löwen, die nachts vom Gebirge herabkommen, um Kamele zu rauben (Hdt 7.125f.), Xenophon behauptet gerade in seinem Traktat über die Jagd, Löwen hätten ihren Lebensraum im Gebirge (Kyn 11.1), und natürlich wohnen auch der kithaironische und der nemeische Löwe, die Herkules erschlug, in einer Gebirgshöhle (Apollodorus 24,9-10; 2.5,1; Diodorus Siculus 4.11.3f.). Auch der jüdische „Löwe von Bei Ilai(s. zu Am 1,2) wohnt ja im „höchsten Haus“, vermutlich also ebenfalls einem Gebirge. (Zurück zu v.4)
h
Links: Ägyptische Darstellungen des Vogelfangs, Grafik bei Wilkinson 1847: The Manners and Customs of the Ancient Egyptians I/3, S. 38.
Rechts: Rekonstruktion eines äg. Klappnetzes, Grafik bei Schäfer 1919: Ägyptischer Vogelfang, S. 179.
Unsichere Doppelzeile. Die Rede ist wahrscheinlich wegen 5c von einem Klappnetz, s. rechts.
In Zz. a-c steht jeweils ein Wort, das i.d.R. und häufig „Falle“ bedeutet, nämlich pach in Z. a.c und moqesch in Z. b. Auf den ersten Blick daher: „Fällt ein Vogel in die Falle (pach) am Boden, / aber eine Falle (moqesch) gibt es nicht für ihn? // Steigt die Falle (pach) von der Erde, / aber einen Fang hat sie nicht gefangen?“ Das macht schwerlich Sinn. So aber z.B. sinngemäß NeÜ: „Wird ein Vogel im Bodennetz gefangen, ohne dass es aufgestellt ist?“.
Unsicher ist außerdem der Text:
(1) In LXX fehlt das erste pach; die große Mehrheit der Exegeten streicht daher dieses Wort. BHQ will einmal mehr „den MT verteidigen“ und nimmt daher an: „It is far more likely that G did not understand the working of the trapping method and therefore omitted the word here“; aber tatsächlich wird hier nach den üblichen Wortbedeutungen kein Fallenmechanismus beschrieben, sondern schlicht gesagt: „Ein Vogel geht in keine Falle, wenn es keine Falle gibt“ – ein zwar sinnloser, aber sicher nicht für LXX zu schwer verständlicher Text. Viel besser lässt sich dies durch Haplographie erklären, die durchaus schon in der Vorlage von LXX geschehen sein könnte. Die externe Evidenz ist aber nur mit LXX als Zeuge recht schwach; auch die LXX-Derivate VUL und Syr stützen ja MT.
(2) Alle alten Vrs. – LXX, Aq, Sym, Theod, Tg, VUL, Syr – übersetzen moqesch nicht mit „Falle“, sondern mit „Jäger“, was nicht moqesch, sondern joqesch voraussetzt. Ganz merkwürdig wird dies trotz dieser sehr starken externen Evidenz von fast allen Exegeten ignoriert; stattdessen wird häufig moqesch eine andere Bed. gegeben: Meist „Wurfholz, Bumerang“, mit dem die alten Ägypter in der Tat Vögel jagdten (so z.B. Marti, Sellin, Driver 1934, Maag, Wolff, Mittmann 1971, Smith) oder „Lockspeise, Köder“ (so z.B. Rudolph, Soggin, Andersen/Freedman, Paul, Niehaus, Garrett, Bons 2014, S. 43; Eidevall); gelegentlich auch „Stellholz“ (z.B. Junker 1956, S. 326; Brandscheidt 2002, S. 4). All diese Sonderbedeutungen sind aber allein aus speziell diesem Kontext erschlossen und es lässt sich sonst mit nichts stützen, dass das häufige moqesch diese Sonderbed. hätte.
(3) Der Vogel nafal ´al die Falle am Boden oder (nach LXX:) den Boden. Fast stets würde dies heißen: „auf die Falle am Boden / auf den Boden fallen/stürzen“. Exegeten wie Snaith, Andersen/Freedman, Paul u.a. verweisen daher z.B. auf Gen 24,64; 2 Kön 5,21, wo „vom Pferd/vom Wagen gesprungen“ wird und auf die häufigeren Ausdrücke nafal `arṣah „sich auf den Boden werfen(=„auf die Knie fallen“) und nafal ´al sawwar(jmdm) um den Hals fallen“, wonach dann hier vom Vogel angenommen werden könnte, dass er „sich auf die Falle/Lockspeise stürzt“. Das ist möglich, ist aber als Sprachgebrauch doch ungewöhnlich. Vielleicht soll hier auch schon im Verb das dann noch folgende Schicksal des Vogels – der Tod – zum Ausdruck kommen.
Angesichts dieser Optionen ist am wahrscheinlichsten dies, dass in der Tat joqesch statt moqesch im Urtext stand (die Verschreibung wäre leicht erklärlich; pach und moqesch statt joqesch sind ein festes Wortpaar; s. noch Jos 23,13; Ps 69,23; 140,6; 141,9; Jes 8,14), der aber sonst mit MT übereinstimmte; also: „Stürzt sich ein Vogel in die Falle auf der Erde / aber einen Jäger [der diese aufgestellt hätte] gibt es nicht für ihn?“
Von hier aus erklären sich jedenfalls auch die ziemlich unterschiedlichen anderen dt. Üss.:
(1) statt „Stürzt sich ein Vogel auf die Falle auf der Erde“ übersetzen mit „Fällt etwa ein Vogel zur Erde“ , HER05, LUT (anders noch LUT 1912), PAT, R-S, ZÜR 31 (anders ZÜR 07);
(2a) „Jäger“: LUT 1545; LUT 1912: „... da kein Vogler ist?“; (2b) „Wurfholz“: , HER05: „... wenn niemand nach ihm geworfen hat“; H-R: „.... ohne daß ihn ein Wurfholz getroffen“, R-S: „wenn nicht ein Wurfholz für ihn dagewesen“; ZÜR 31: „es treffe ihn denn das Wurfholz“; (2c) „Köder“: GN: „... wenn kein Köder ausgelegt ist“; SLT: „...wenn ihm kein Köder gelegt worden ist?“; (2d) „Stellholz“: B-R: „... und war kein Schnellholz daran“, ZÜR 07: „... wenn da kein Stellholz ist für ihn“. (zu v.5)
ivon der Erde springen (gehoben werden) - gemeint ist wahrscheinlich der Schnappmechanismus, mit dem Klappnetze fangen (s. vorige FN). In älteren Üss. war die Alternativ-Üs. die gebräuchlichere. Sie ist nicht gleich wahrscheinlich, aber immerhin möglich: Das „Aufsteigen“ der Falle stünde dann für das Aufgehoben werden derselben durch den Jäger, was (wie nafal, s. vorige FN) dann auf das künftige Geschick des Vogels vorausweisen würde. So z.B. Dahl 1795 („Wird wohl die Schlinge von der Erde weggenommen“); Justi 1820 („Hebt man das Garn wohl von der Erde auf“); Michaelis 1782 („Wird das Netz wieder aufgenommen“); Moldenhawer 1787 („Nimmt man die Schlinge weg“); Schröder 1829 („Und nimmt man wohl das Garn vom Boden auf“). Entscheidender ist, dass nafal („fallen“) in 5a und ´alah („aufsteigen“) in 5c einen Gegensatz bilden. (Zurück zu v.5)
jWird etwa (Oder wird) - Nach fünf rhetorischen Fragen, die mit der Fragepartikel ha- eingeleitet wurden, folgen nun in V. 6 zwei mit `im eingeleitete Fragen. `im kann sowohl „gewöhnliche“ Fragepartikel sein (wie z.B. 1 Kön 1,27; Ijob 39,13; Jes 29,16 u.ö.) als auch als Fortsetzung von ha- in Disjunktivfragen verwendet werden (haA ... `im B, „Gilt A oder B?“; z.B. Jos 5,13; Ri 9,2; 1 Kön 22,15). `im kann außerdem ha- fortsetzen, ohne disjunktive Bed. zu haben und leitet dann wohl (bisweilen?) etwas emphatischere Fragen ein (s. z.B. Gen 17,17: „Sollte einem Hundertjährigen noch [ein Kind] geboren werden? Und sollte wohl gar Sara, die Neunzigjährige, [dieses Kind] gebären!?“; Gen 37,8: „Sollst du unser König sein? Sollst du wohl gar über uns herrschen!?“; Num 11,22: „Soll Vieh geschlachtet werden? Sollen wohl gar alle Fische des Meeres gesammelt werden!?“; Ri 11,25: „Hat Balak je mit Israel Streit gehabt? Hat er sich wohl gar je mit Israel bekriegt!?“ u.ö.).
Die genaue Funktion der Fortsetzung von mehreren ha- Fragen durch mehrere `im-Fragen ist nicht klar. (1) Sehr wahrscheinlich falsch ist eine Deutung, die sich mittlerweile in der neueren Amos-Exegese eingebürgert hat: Nach dem ausuferenden Frageteil mit fünf ha-Fragen sei offenbar auch das ´im ausufernd und demgemäß also eine doppelte disjunktive Fragepartikel („Gilt A oder B oder etwa C“; s. bes. Soggin 1987; Paul 1991), weshalb dann verschiedentlich 6ab in der Üs. mit „oder“ eingeleitet wird (z.B. auch Wolff 1969, Rudolph 1971, Jeremias 1995, Smith 1998). Dabei macht der Inhalt der Fragen aber ja sehr klar, dass es sich hier mitnichten um disjunktive Fragen handelt; das Brüllen des Löwen, das Blasen der Schofar und das Geschehen von Übel sind ja keine Alternativen. Bleiben also die Optionen, dass die Fragen in V. 6 schlicht anders formulierte Fragen sind oder dass sie emphatischere Fragen sein sollen als die in Vv. 3-5. Die Struktur von Vv. 3-6 (s. die Anmerkungen) und auch die Tatsache, dass mit 6cd mit dem vorherigen Muster gebrochen und auf einmal über JHWH gesprochen wird, legt nahe, dass V. 6 in der Tat der Höhepunkt dieser ersten langen Fragereihe sein soll; etwas näher liegt daher die zweite Alternative. (Zurück zu v.6)
kSchofar - ein als Instrument verwendetes Widderhorn; in vielen us. Kontexten verwendet; u.a. aber, um Bewohner einer Stadt vor Gefahr zu warnen (s. Jer 6,1; Ez 33,6; Hos 5,8). (Zurück zu v.6)
lEin theologischer Spitzensatz und mitnichten eine „Binsenweisheit“ (Mittmann 1971, S. 137). Es gibt verblüffend wenige Stellen in der Bibel, die JHWH eine Art Pan-Kausalität zuschreiben würden, und noch weniger Stellen, die ihn auch für alles Übel, das einem Menschen oder einer ganzen Gemeinschaft begegnet, verantwortlich machen, wie das hier der Fall zu sein scheint. Primär sind dies neben diesem Vers nur Dtn 32,39; 1 Sam 2,6f.; Ijob 1,21; 2,10; Pred 7,14; Jes 45,7 und Klg 3,38; und bei den meisten täuscht dieser Eindruck (vgl. dazu bes. Lindström 1983): Letztlich bleiben von diesen nach einer kritischen Sichtung höchstens Am 3,6, Jes 45,7 und Klg 3,38 übrig, von denen Am 3,8 dann mit Abstand der älteste Vers wäre. Viel verbreiteter ist in der Bibel nämlich ein sehr anderes theologisches Modell: Übel, das begegnet, ist nicht Gottes Werk, sondern darauf zurückzuführen, dass Gott gerade „schläft“ und sich erst wieder „erheben muss“, „fern ist“ und sich erst wieder „nahen muss“, „sein Gesicht vor jemanden verbirgt“ – ihn also ignoriert, indem er gerade nicht gnädig auf ihn sieht – und ihn daher erst wieder „ansehen muss“ und Ähnliches (s. z.B. Dtn 31,17f.20; 1Sam 1,11; Ps 10,12; 13,2; 22,25; 27,9; 35,22f.; 42,10; 44,24f.; 59,5f.; 69,18; 88,15; 102,3; 104,29; 143,7; Jes 8,17; 49,14; 54,8; 59,2; 64,6; Jer 33,5; Klg 5,20; Ez 39,23f.29; Mic 3,4 u.ö.). Gott ist in der Bibel also sehr häufig gerade nicht der verantwortlich für alles Übel, sondern dieses muss sozusagen „hinter seinem Rücken“ geschehen. Sinnvoll daher Eidevall 2017, S. 127: „I suggest that v. 6[cd] should be read as a bold affirmation of a ‚truth‘ that was far from self-evident [...]. Indeed, the rhetorical question in v. 6[cd] seems to have been designed to persuade the addressees to accept a provocative and unsettling perspective.“ (Zurück zu v.6)
mJa!, (Jedoch:, Allerdings) - heb. ki, auch hier meist übersetzt mit „denn“. Wie Vv. 3-6 aber V. 7 begründen sollten, ist ganz unklar. Das heb. ki hat viele verschiedene Bedeutungen und Funktionen; drei andere bieten sich hier weit mehr an: (1) Restriktives ki: „Allerdings“. V. 7 sollte dann nur V. 6cd einschränken: „Kein Unglück geschieht in einer Stadt, das nicht von JHWH verursacht würde; allerdings warnt er dann auch immer durch seine Propheten vor.“ So explizit m.W. nur Moldenhawer 1787: „Wenn aber Jehova, der Herr, dergleichen thun will, so offenbaret er seinen Entschluß seinen Knechten, den Propheten.“ (2) Emphatisches ki, das V. 7 überhaupt nicht mit Vv. 3-6 verknüpft, sondern nur das folgende bekräftigt: „Wahrlich!, [es gilt absolut]: ...“ (wie z.B. 1 Kön 1,13.17.30). So viele neuere Exegeten, daher hier als Primär-Üs. gewählt. (3) Schließlich möglich ist eine dritte Option: Adversatives ki („Nein!, aber...“); vgl. z.B. Ijob 22,2: „Kann ein Mensch Gott nützen? ki (Nein!, aber) der Weise nützt sich selbst!“; Ps 130,3f.: „Würdest du auf Ungerechtigkeiten achten – Herr, wer könnte dann bestehen? ki (Niemand! Jedoch:) bei dir ist Vergebung!“ u.ö.; zu dieser Verwendung und ähnlichen Bspp. vgl. Schoors 1981, S. 252f. So m.W. niemand, doch erwägenswert ist es durchaus; s. die Anmerkungen. (Zurück zu v.7)
nZum plötzlichen Einbezug Angesprochener s. die Anmerkungen. Speziell Aschdod und Ägypten wurden vielleicht aus geschichtlichen Gründen gewählt: Auf die Unterdrückung der Israeliten durch Ägypten hatte bereits V. 2 angespielt; die Philister waren ähnlich Erzfeinde der Israeliten und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit ihnen bestimmte einen großen Teil der Regentschaften von Saul (s. 1 Sam 13; 31) und David (z.B. 2 Sam 21,15-22; 2 Sam 23,8-17); in der Samson-Erzählung (Ri 13-16) sind sie die Hauptfeinde der Israeliten. Als solche wären diese „klassischen Bedrücker“ Israels „Fachleute in puncto Bedrückung“ (Rudolph 1971, S. 163) – und selbst diese müssten dann also zugestehen, dass Israel außerordentlich bedrückerisch war. Hinzu kommt ein Wortspiel: miṣrajm („Ägypten“) erinnert an `oṣrim („sie, die aufhäufen“) und `aschdod an schod („Gewalt“) in V. 10b (gut Paul 1991, S. 117); Ägypten und Aschdod sollen also sozusagen sich selbst im verderbten Israel wiederfinden. Ähnlich wird dann in V. 11 mit dem „Feind“ (ṣar) auf Tyrus (ṣor) und mit dem unklaren d'mescheq ´areß in V. 12 sicher auf das `ereṣ dammeßeq (das „Land Damaskus“ wie in CD A vi 5.19; xiv 21) angespielt, so dass Israel, um das es in diesem Abschnitt geht, auch im Text tatsächlich „von Feinden umzingelt“ ist (S. V. 11). (Zurück zu v.9)
oBerge Samarias - d.h. den Bergen um den, auf den die israelitische Hauptstadt Samaria erbaut war. (Zurück zu v.9)
pTumulte, wie sie bes. im Krieg ausbrachen (s. 1 Sam 14,20; 2 Chr 15,5f.; wohl auch Spr 15,16 („Tumult (durch Krieg) wg. dem Schatz“, s. V. 17)), besonders wenn Gott seine Hand im Spiel hat (Dtn 7,23; 1 Sam 5,9.11) und wie sie besonders für den „Tag JHWHs“ vorausgesagt wurden, an dem JHWH endgültig gegen ein Volk vorging (s. Jes 22,5; Ez 7,7; Sach 14,13). In Israel herrschen Zustände wie im Krieg. (Zurück zu v.9)