Amos 9: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} Ich sah den Herrn auf dem Altar stehen.
 
{{S|1}} Ich sah den Herrn auf dem Altar stehen.
{Und} Er sprach: „Schlage auf den Türrahmen (das Kapitell?, die Kultstele?, den Kultpfahl?),<ref name="Kapitell">Vielleicht ein Wortspiel. ''kaftor'' ist sehr wahrscheinlich nicht das „Säulenkapitell“, wie das Wort fast ausschließlich gedeutet wird, sondern neben ''sap'', der „Türschwelle“, das „Türgebälk“, die „Türpfosten“. Gleichzeitig könnte ''kaftor'' den heiligen Baum bezeichnen, der auf Kulthöhen regelmäßig neben Altären standen (so Koch 1976b, S. 57); die ''sippim'' wären dann daneben gleichzeitig die Wasserbecken, die es ebenfalls auf mehreren Kulthöhen neben Altar, Kultpfahl/kultischem Baum und Kultstele gab. 1a richtete sich dann gegen einen Altar, 1b bezeichnete zunächst natürlich die Tür (s. die Anmerkungen), wäre gleichzeitig aber auch gegen zwei weitere Kultobjekte (nämlich eben Baum + Becken) gerichtet. Die Argumente, die dafür sprechen, dass ''kaftor'' auch einen „Baum“ bezeichnen könnte, sind allerdings nicht sehr stark.<br />'''Genauer''': V. 1b wird sehr einheitlich so übersetzt, dass irgendwer – offenbar der Prophet selbst – auf ein ''Säulenkapitell'' eines Tempels schlagen soll, so dass die ''Türschwellen'' „beben“. Für die Üs. „Kapitell“ spricht aber sehr wenig. Zunächst ist zu sagen, dass das Wort ''kaftor'' („Türrahmen“) primär sicher wegen eines weiteren Wortspiels gewählt wurde, da nach [[Amos 9#s7 |Am 9,7]] die Philister „aus ''Kaftor''“ geführt wurden. Was es darüber hinaus in ''V. 1'' bedeutet, ist nicht sehr klar. Als „Kapitell“ jedenfalls erkannte das Wort keine der alten Versionen: Tg denkt an einen „Leuchter“ – entweder via [[Exodus 25#s31 |Ex 25,31-36]], wo ''kaftor'' ein Element der Menora ist, oder deshalb, weil ''kaftor'' wie im Syrischen auch selbst für „Leuchter“ stehen kann –; Syr entweder ebenfalls oder an einen Obstbaum (syr. ''ḥazor'' kann sowohl den „Leuchter“ als auch den „Apfel“ und synekdochisch den „Apfelbaum“ bezeichnen; ebenso wohl im Heb., vgl. Tg zu [[Exodus 25#s33 |Ex 25,33]], wo ''kaftor'' mit „Apfel“ übersetzt wird, und LevR 12,4, wo erklärt wird, einen Obstbaum könne man auch mit dem selben Wort wie seine Frucht bezeichnen). Aq übersetzt sehr allgemein mit „das Bauwerk“, VUL verengt (?) zu „die Türangeln“. Sym und Theod dagegen übersetzen mit ''kiborion'' („Becher“. BHQ behauptet, damit stützten sie MT, aber das ist sicher nicht wahr – die Bed. wird zum einen aus dem folgenden Wort und zum anderen assoziativ aus ''kap'' „Schale“ erschlossen worden sein; ob dem wirklich ''kp<u>twr</u>'' zugrunde lag, ist gar nicht sicher). LXX schließlich liest nicht ''hkpt(w)r'', sondern ''hkp(w)rt'' („der Sühnort“). Raschi denkt an etwas auf „der Spitze des Daches“ (auch Eliezer von Beaugency kommentiert: „alles, was aus dem Gebäude hervorsteht, nennt man ''kaftor''.“), ibn Ezra, Kimchi und Abravanel leiten die Bed. wie Aq und Sym aus dem folgenden Wort ab und deuten als „Türöffnung“ oder „Türrahmen“.<br />In der selben Bed. wie hier wird es nur noch in [[Zefanja 2#s14 |Zef 2,14]] verwendet; dort ebenfalls parallel mit ''sap'': „Pelikane und Eulen (?, s. dort) werden auf den ''kaftorim'' nächtigen; Laute singen durchs Fenster, Trümmer liegen auf dem / im ''sap'', denn sein(e) Zedern(holz) wurde(n) bloßgelegt.“ – Will man von hier aus die Bed. erschließen, sind Indizien erstens, dass das Wort an beiden Stellen zusammen mit der „Türschwelle“ und in Zef 2,14 außerdem zusammen mit den „Fenstern“ genannt wird und dass ibn Ezra, Kimchi, Abravanel und ähnlich VUL als „Türpfosten“ verstanden. Für „Säulenkapitell“ dagegen gibt es überhaupt kein Indiz.<br />Dass das zweite Wort, ''sap'', wirklich „Türschwelle“ bedeutet, ist fast sicher wg. [[Richter 19#s27 |Ri 19,27]]; [[2 Könige 12#s10 |2 Kön 12,10]] und eben Zef 2,14; TgO zu [[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]] macht außerdem sehr wahrscheinlich, dass auch ''sap'' synekdochisch auch für die „Türpfosten“ stehen kann. So hier auch VUL („Türbalken“), Syr („Türbalken/Türschwelle“); LXX dagegen allgemein „Vorbau“. Tg anders: „Opferschale“, da ''sap'' sonst „Schalen“ oder „Becken“ bezeichnet, s. [[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]]; [[1 Könige 7#s50 |1 Kön 7,50]]; [[Jeremia 52#s19 |Jer 52,19]]; [[Sacharja 12#s2 |Sach 12,2]]. Nimmt man dies zusammen, ist hier zunächst sehr wahrscheinlich, dass ''kaftor'' und ''sap'' tatsächlich wie bei den jüd. Exegeten zwei Bestandteile eines Tempel-''Tores'' bezeichnen.<br />Koch 1976b, S. 57 allerdings setzt erstens an der Üs. von Syr an und vereindeutigt diese zu „Obstbaum“, verweist zweitens auf akk. ''kaptaru'', den Namen einer Baumart (Wacholder?), betont drittens in Zef 2,14 das Beieinander von ''kaftor'' und „sein(e) Zedern(holz)“ und schließt von hier aus darauf, „daß sich [in Am 9] neben dem Altar ein natürlicher oder künstlicher Baum befindet[, der mit ''kaftor'' bezeichnet wird].“ Hinzunehmen könnte man TgEx 25,33 und Lev 12,4 (s.o.), die ebenfalls nahelegen, dass ''kaftor'' mindestens ''auch'' einen Apfelbaum bezeichnen könnte (zu Apfelbäumen im Alten Israel vgl. [https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/17497/file/Walter_Sebastian_Magisterarbeit.pdf Walter 2018, S. 63]). Warum auf einen solchen Baum angespielt werden sollte, ließe sich leicht erklären: Denkt man bei dem Altar, an dem JHWH steht, nicht an den in einem Tempel wie den Jerusalems, sondern den auf einer Kulthöhe wie wohl Bethel und Beerscheba, wäre damit der heilige Baum (die ''aschera'') gemeint, der auf solchen Kulthöhen regelmäßig neben dem Altar stand (s. bes. [[Deuteronomium 16#s21 |Dtn 16,21]]; [[Jeremia 17#s2 |Jer 17,2]]; auch die „Wahrsage-Eiche“ neben den „Kulthöhen“ in [[Richter 9#s37 |Ri 9,37]] und die Eiche neben Abrahams Altar in [[Genesis 12#s6 |Gen 12,6f.]]. Auch in Samaria befand sich eine solche ''aschera'', s. [[2 Könige 13#s6 |2 Kön 13,6]]). Wenn das richtig ist, kann man auch bei den ''sippim'' sogar noch besser an Becken denken; denn offenbar gab es auf Kulthöhen d.ö. auch Wasserbecken. Vgl. zunächst natürlich [[Genesis 26#s25 |Gen 26,25]] von Isaaks Quelle in Beerscheba und [[Exodus 40#s30 |Ex 40,30]] vom Wasserbecken des Stiftszelts; dann auch [[1 Samuel 7#s5 |1 Sam 7,5f.]]. Bei Ausgrabungen wurden an mehreren Orten, die möglicherweise als Kultstätten dienten, solche Wasserbecken gefunden; so in Ta´anach, in Tell el-Far´ah und in Ḥorvat Qitmit (s. Fried 2002, S. 453f.458). Das passte auch in Zef 2,14 sehr gut; die Trümmer wären dann „in das Becken“ gestürzt. Im Tempel Jerusalems wurden später beide Kultobjekte variiert zur baumartigen Menora und zum „Bronze-Meer“.</ref> dass die Schwellen (Becken?, Schalen?)<ref name="Kapitell" /> erschüttert werden  
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{Und} Er sprach: „Schlage auf den Türrahmen (das Kapitell?, die Kultstele?, den Kultpfahl?),<ref name="Kapitell">Vielleicht ein Wortspiel. ''kaftor'' ist sehr wahrscheinlich nicht das „Säulenkapitell“, wie das Wort fast ausschließlich gedeutet wird, sondern neben ''sap'', der „Türschwelle“, das „Türgebälk“, die „Türpfosten“. Gleichzeitig könnte ''kaftor'' den heiligen Baum bezeichnen, der auf Kulthöhen regelmäßig neben Altären standen (so Koch 1976b, S. 57); die ''sippim'' wären dann daneben gleichzeitig die Wasserbecken, die es ebenfalls auf mehreren Kulthöhen neben Altar, Kultpfahl/kultischem Baum und Kultstele gab. 1a richtete sich dann gegen einen Altar, 1b bezeichnete zunächst natürlich die Tür (s. die Anmerkungen), wäre gleichzeitig aber auch gegen zwei weitere Kultobjekte (nämlich eben Baum + Becken) gerichtet. Die Argumente, die dafür sprechen, dass ''kaftor'' auch einen „Baum“ bezeichnen könnte, sind allerdings nicht sehr stark.<br />'''Genauer''': V. 1b wird sehr einheitlich so übersetzt, dass irgendwer – offenbar der Prophet selbst – auf ein ''Säulenkapitell'' eines Tempels schlagen soll, so dass die ''Türschwellen'' „beben“. Für die Üs. „Kapitell“ spricht aber sehr wenig. Zunächst ist zu sagen, dass das Wort ''kaftor'' („Türrahmen“) primär sicher wegen eines weiteren Wortspiels gewählt wurde, da nach [[Amos 9#s7 |Am 9,7]] die Philister „aus ''Kaftor''“ geführt wurden. Was es darüber hinaus in ''V. 1'' bedeutet, ist nicht sehr klar. Als „Kapitell“ jedenfalls erkannte das Wort keine der alten Versionen: Tg denkt an einen „Leuchter“ – entweder via [[Exodus 25#s31 |Ex 25,31-36]], wo ''kaftor'' ein Element der Menora ist, oder deshalb, weil ''kaftor'' wie im Syrischen auch selbst für „Leuchter“ stehen kann –; Syr entweder ebenfalls oder an einen Obstbaum (syr. ''ḥazor'' kann sowohl den „Leuchter“ als auch den „Apfel“ und synekdochisch den „Apfelbaum“ bezeichnen; ebenso wohl im Heb., vgl. Tg zu [[Exodus 25#s33 |Ex 25,33]], wo ''kaftor'' mit „Apfel“ übersetzt wird, und LevR 12,4, wo erklärt wird, einen Obstbaum könne man auch mit dem selben Wort wie seine Frucht bezeichnen). Aq übersetzt sehr allgemein mit „das Bauwerk“, VUL verengt (?) zu „die Türangeln“. Sym und Theod dagegen übersetzen mit ''kiborion'' („Becher“. BHQ behauptet, damit stützten sie MT, aber das ist sicher nicht wahr – die Bed. wird zum einen aus dem folgenden Wort und zum anderen assoziativ aus ''kap'' „Schale“ erschlossen worden sein; ob dem wirklich ''kp<u>twr</u>'' zugrunde lag, ist gar nicht sicher). LXX schließlich liest nicht ''hkpt(w)r'', sondern ''hkp(w)rt'' („der Sühnort“). Raschi denkt an etwas auf „der Spitze des Daches“ (auch Eliezer von Beaugency kommentiert: „alles, was aus dem Gebäude hervorsteht, nennt man ''kaftor''.“), ibn Ezra, Kimchi und Abravanel leiten die Bed. wie Aq und Sym aus dem folgenden Wort ab und deuten als „Türöffnung“ oder „Türrahmen“.<br />In der selben Bed. wie hier wird es nur noch in [[Zefanja 2#s14 |Zef 2,14]] verwendet; dort ebenfalls parallel mit ''sap'': „Pelikane und Eulen (?, s. dort) werden auf den ''kaftorim'' nächtigen; Laute singen durchs Fenster, Trümmer liegen auf dem / im ''sap'', denn sein(e) Zedern(holz) wurde(n) bloßgelegt.“ – Will man von hier aus die Bed. erschließen, sind Indizien erstens, dass das Wort an beiden Stellen zusammen mit der „Türschwelle“ und in Zef 2,14 außerdem zusammen mit den „Fenstern“ genannt wird und dass ibn Ezra, Kimchi, Abravanel und ähnlich VUL als „Türpfosten“ verstanden. Für „Säulenkapitell“ dagegen gibt es überhaupt kein Indiz.<br />Dass das zweite Wort, ''sap'', wirklich „Türschwelle“ bedeutet, ist fast sicher wg. [[Richter 19#s27 |Ri 19,27]]; [[2 Könige 12#s10 |2 Kön 12,10]] und eben Zef 2,14; TgO zu [[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]] macht außerdem sehr wahrscheinlich, dass auch ''sap'' synekdochisch auch für die „Türpfosten“ stehen kann. So hier auch VUL („Türbalken“), Syr („Türbalken/Türschwelle“); LXX dagegen allgemein „Vorbau“. Tg anders: „Opferschale“, da ''sap'' sonst „Schalen“ oder „Becken“ bezeichnet, s. [[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]]; [[1 Könige 7#s50 |1 Kön 7,50]]; [[Jeremia 52#s19 |Jer 52,19]]; [[Sacharja 12#s2 |Sach 12,2]]. Nimmt man dies zusammen, ist hier zunächst sehr wahrscheinlich, dass ''kaftor'' und ''sap'' tatsächlich wie bei den jüd. Exegeten zwei Bestandteile eines Tempel-''Tores'' bezeichnen.<br />Koch 1976b, S. 57 allerdings setzt erstens an der Üs. von Syr an und vereindeutigt diese zu „Obstbaum“, verweist zweitens auf akk. ''kaptaru'', den Namen einer Baumart (Wacholder?), betont drittens in Zef 2,14 das Beieinander von ''kaftor'' und „sein(e) Zedern(holz)“ und schließt von hier aus darauf, „daß sich [in Am 9] neben dem Altar ein natürlicher oder künstlicher Baum befindet[, der mit ''kaftor'' bezeichnet wird].“ Hinzunehmen könnte man TgEx 25,33 und Lev 12,4 (s.o.), die ebenfalls nahelegen, dass ''kaftor'' mindestens ''auch'' einen Apfelbaum bezeichnen könnte (zu Apfelbäumen im Alten Israel vgl. [https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/17497/file/Walter_Sebastian_Magisterarbeit.pdf Walter 2018, S. 63]). Warum auf einen solchen Baum angespielt werden sollte, ließe sich leicht erklären: Denkt man bei dem Altar, an dem JHWH steht, nicht an den in einem Tempel wie den Jerusalems, sondern den auf einer Kulthöhe wie wohl Bethel und Beerscheba, wäre damit der heilige Baum (die ''aschera'') gemeint, der auf solchen Kulthöhen regelmäßig neben dem Altar stand (s. bes. [[Deuteronomium 16#s21 |Dtn 16,21]]; [[Jeremia 17#s2 |Jer 17,2]]; auch die „Wahrsage-Eiche“ neben den „Kulthöhen“ in [[Richter 9#s37 |Ri 9,37]] und die Eiche neben Abrahams Altar in [[Genesis 12#s6 |Gen 12,6f.]]. Sicher gemeint sind solche Bäume auch in [[Jeremia 2#s20 |Jer 2,20]]; auch hier neben  „Kulthöhe“. Auch in Samaria befand sich eine solche ''aschera'', s. [[2 Könige 13#s6 |2 Kön 13,6]]). Wenn das richtig ist, kann man auch bei den ''sippim'' sogar noch besser an Becken denken; denn offenbar gab es auf Kulthöhen d.ö. auch Wasserbecken. Vgl. zunächst natürlich [[Genesis 26#s25 |Gen 26,25]] von Isaaks Quelle in Beerscheba und [[Exodus 40#s30 |Ex 40,30]] vom Wasserbecken des Stiftszelts; dann auch [[1 Samuel 7#s5 |1 Sam 7,5f.]]. Bei Ausgrabungen wurden an mehreren Orten, die möglicherweise als Kultstätten dienten, solche Wasserbecken gefunden; so in Ta´anach, in Tell el-Far´ah und in Ḥorvat Qitmit (s. Fried 2002, S. 453f.458). Das passte auch in Zef 2,14 sehr gut; die Trümmer wären dann „in das Becken“ gestürzt. Im Tempel Jerusalems wurden später beide Kultobjekte variiert zur baumartigen Menora und zum „Bronze-Meer“.</ref> dass die Schwellen (Becken?, Schalen?)<ref name="Kapitell" /> erschüttert werden  
 
_Und zerbrich sie ihnen allen auf dem Kopf.
 
_Und zerbrich sie ihnen allen auf dem Kopf.
 
Und die Übriggebliebenen werde ich mit dem Schwert töten;  
 
Und die Übriggebliebenen werde ich mit dem Schwert töten;  
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{{S|4}} Und wenn sie in die Gefangenschaft gehen vor den Augen ihrer Feinde, werde ich von dort dem Schwert befehlen und es wird sie töten; und ich werde meine Augen auf sie legen - zum Bösen und nicht zum Guten.“
 
{{S|4}} Und wenn sie in die Gefangenschaft gehen vor den Augen ihrer Feinde, werde ich von dort dem Schwert befehlen und es wird sie töten; und ich werde meine Augen auf sie legen - zum Bösen und nicht zum Guten.“
 
{{S|5}} Und der Herr, JHWH der Heerscharen (Zebaot), schlägt auf das Land und es schwankt und alle, die auf ihm sitzen, werden jammern, dass es hinaufgeht wie der Fluss und zurückgeht wie der Strom Ägyptens.
 
{{S|5}} Und der Herr, JHWH der Heerscharen (Zebaot), schlägt auf das Land und es schwankt und alle, die auf ihm sitzen, werden jammern, dass es hinaufgeht wie der Fluss und zurückgeht wie der Strom Ägyptens.
{{S|6}} Er baut im Himmel seine Stufe und sein Band (Firmament?)<ref>''Band (Firmament?)'' - schwieriges Wort. Heb. ''`agudah'', von ''`agad'' („binden“), sonst für ein fesselndes „Band“ ([[Jesaja 58#s6 |Jes 58,6]]); einen „Bündel“ Ysop ([[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]]) oder einen militärischen „Verbund“ von Männern ([[2 Samuel 2#s25 |2 Sam 2,25]]). Schon für die Alten war es schwierig. Tg nimmt es in der letztgenannten Bed. („Versammlung“), was hier sehr fern liegt. Aq und VUL übersetzen streng wörtlich „Bündel(chen)“; wohl, weil ihnen der Sinn des Wortes in diesem Kontext unklar war. LXX und Syr irren sich auch noch im Wort („sein Versprechen“, nicht von ''`agad'', sondern von ''nagad'').<br />Die meisten Exegeten schließen aus dem Kontext – nämlich aus der Tatsache, dass das Wort parallel mit den „Stufen im Himmel“ ist und die ''`agudah'' „gegründet“ wird – darauf, dass das Wort hier für das „Firmament“ steht, das nach dem Weltbild z.B. von [[Genesis 1#s6 |Gen 1,6-8]] die Wasser oberhalb der Erde davon zurückhält, diese zu überfluten (wohl daher Mays und Stuart: „reservoir“, also „Wasser-Speicher“). Wie aber dieses Firmament mit dem heb. Wort ''`agudah'' zusammenhängen soll, wäre dann unklar.<br />Besser daher Koch 1974, S. 526f.; Hartenstein 2001, S. 161-164; Messner / Lang 2001; Kessler: In sumerischen und akkadischen Texten ist oft die Rede von einem „Band der Länder“ / „Band der Erde“ / „Band von Himmel und Erde“ / „Band des Himmels“ (vgl. dazu bes. Burrows 1935; z.B. auch Röllig 1975; Janowski 2001; mehrere Textstellen zusammengetragen hat z.B. auch [https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/152074/1/Bodi_1991_The_Book_of_Ezekiel_and_the_Poem_of_Erra.pdf Bodi 1991, S. 226-229]). Bezeichnet werden damit Hauptstädte (z.B. Babylon: „Band des Himmels, Band der Länder“, Aschmol 1924-849 ''apud'' Bodi, S. 228), Tempel (z.B. der in Lagasch, der in Larsa und der in Nippur, jeweils: „Band des Himmels und der Erde“) und Götter (Enlil, Ninib und wohl auch Utu, die es insofern sind, als sie dieses „Band von Himmel und Erde“ in ihren Händen halten und bewahren). Die Vorstellung dahinter ist jeweils die, dass ein(e Stadt mit ihrem) hoch aufragenden Tempel  ''axis mundi'' ist, „Weltenachse“, also gleichzeitig der höchste Punkt der Welt und Mittelpunkt der Welt, so dass er in den Himmel hineinragt und derart beide Ebenen, die sich an dieser Achse überlagern, „stabilisiert“, und dass die Völker in allen umliegenden Gegenden um ihn versammelt und auf ihn bezogen sind. In der Bibel wird deutlich nur noch in Gen 11 mit exakt dieser Idee gespielt, wo die Menschen in [[Genesis 11#s4 |V. 4]] „eine Stadt und einen Turm mit der Spitze bis in den Himmel [=> Band von Himmel und Erde] bauen wollen, damit sie nicht zerstreut werden über die ganze Erde [=> Band der Länder].“ Ähnlich deutlich dann offenbar erst wieder in Bahir, ed. Margaliot 102: „''Es gibt eine einzige Säule, die von der Erde in den Himmel reicht; ihr Name ist ''zaddiq''. Sie ist benannt nach den ''zaddiqim [=nach den Gerechten]''. ... Sie trägt die ganze Welt, wie es heißt: ‚''Zaddiq''‘ ist das Fundament der Welt ([[Sprichwörter 10#s25 |Spr 10,25]]).''“ (''apud'' Green 1977, S. 333). Klar verwandt ist aber die biblische, rabbinische und muslimische Vorstellung der beiden irdischen Wohnstätten Gottes – Bethel oder Jerusalem – als ''umbilicus mundi'', als „Nabel der Welt“. Zu Bethel vgl. die rabbinischen Erzählungen, nach denen Jakobs Mazzebe in Bethel aus [[Genesis 28#s22 |Gen 28,22]] dieser „Nabel“ ist (PRE 35, Midrasch Tehillim 91,5, bes. Jalkut Genesis 120: „''Jakob nahm [nach seinem Traum von der Himmelsleiter] den Stein, den er als Kopfunterlage genommen hatte. Was tat Gott? Mit seinem rechten Fuße versenkte er den Stein in die Tiefe des Tehom und machte ihn zur Stütze der Welt, wie wenn man eine Stütze zu einem Bogengewölbe machen würde; deshalb wird er ''schetijjah [=Grund(-Stein), Fundament(-Stein)]'' genannt. Dort ist der Nabel der Welt und von dort aus wurde die ganze Erde ausgebreitet und auf ihm wurde der Tempel gegründet.''“ (Üs. nach Feuchtwang 1911, S. 32)); zu Jerusalem oder genauer dem Stein, auf dem im Jerusalemer Tempel die Bundeslade geruht hatte, bereits [[Ezechiel 38#s12 |Ez 38,12]]; z.B. auch b.Jom 54b; Midrasch Tanchuma Buber, Kedoshim 10; weitere Stellen bei [https://archive.org/details/VILNAYLegendsOfJerusalem/page/n25/mode/1up Vilnay 1973, S. 5-16]. Zu Gottes „Gründung“ von Jerusalem s. [[Psalm 78#s69 |Ps 78,69]]; [[Psalm 87#s1 |87,1f.]]; [[Jesaja 14#s32 |Jes 14,32]]; [[Jesaja 28#s16 |28,16]].<br />Ist wirklich an diese Vorstellung gedacht, ist vielleicht nicht unbedeutend, dass der Tempel in Sippar nicht „Band von Himmel und Erde“ hieß, sondern „Stufenhaus des lauteren Himmels“, wie ähnlich der in Kazallu „Haus, das Leiter hinauf zum Berg ist“ hieß – die „Leiter / Treppe im Himmel“ und das „Band auf der Erde“ könnten danach gar das selbe Bauwerk meinen.</ref> auf der Erde gründet er. Er ruft die Wasser des Meeres und er gießt sie aus auf dem Angesicht der Erde, JHWH ist sein Name.
+
{{S|6}} Er baut im Himmel seine Stufe und sein Band (Firmament?)<ref>''Band (Firmament?)'' - schwieriges Wort. Heb. ''`agudah'', von ''`agad'' („binden“), sonst für ein fesselndes „Band“ ([[Jesaja 58#s6 |Jes 58,6]]); ein „Bündel“ Ysop ([[Exodus 12#s22 |Ex 12,22]]) oder einen militärischen „Verbund“ von Männern ([[2 Samuel 2#s25 |2 Sam 2,25]]). Schon für die Alten war es schwierig. Tg nimmt es in der letztgenannten Bed. („Versammlung“), was hier sehr fern liegt. Aq und VUL übersetzen streng wörtlich „Bündel(chen)“; wohl, weil ihnen der Sinn des Wortes in diesem Kontext unklar war. LXX und Syr irren sich auch noch im Wort („sein Versprechen“, nicht von ''`agad'', sondern von ''nagad'').<br />Die meisten Exegeten schließen aus dem Kontext – nämlich aus der Tatsache, dass das Wort parallel mit den „Stufen im Himmel“ ist und die ''`agudah'' „gegründet“ wird – darauf, dass das Wort hier für das „Firmament“ steht, das nach dem Weltbild z.B. von [[Genesis 1#s6 |Gen 1,6-8]] die Wasser oberhalb der Erde davon zurückhält, diese zu überfluten (wohl daher Mays und Stuart: „reservoir“, also „Wasser-Speicher“). Wie aber dieses Firmament mit dem heb. Wort ''`agudah'' zusammenhängen soll, wäre dann unklar.<br />Besser daher Koch 1974, S. 526f.; Hartenstein 2001, S. 161-164; Messner / Lang 2001; Kessler: In sumerischen und akkadischen Texten ist oft die Rede von einem „Band der Länder“ / „Band der Erde“ / „Band von Himmel und Erde“ / „Band des Himmels“ (vgl. dazu bes. Burrows 1935; z.B. auch Röllig 1975; Janowski 2001; mehrere Textstellen zusammengetragen hat z.B. auch [https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/152074/1/Bodi_1991_The_Book_of_Ezekiel_and_the_Poem_of_Erra.pdf Bodi 1991, S. 226-229]). Bezeichnet werden damit Hauptstädte (z.B. Babylon: „Band des Himmels, Band der Länder“, Aschmol 1924-849 ''apud'' Bodi, S. 228), Tempel (z.B. der in Lagasch, der in Larsa und der in Nippur, jeweils: „Band des Himmels und der Erde“) und Götter (Enlil, Ninib und wohl auch Utu, die es insofern sind, als sie dieses „Band von Himmel und Erde“ in ihren Händen halten und bewahren). Die Vorstellung dahinter ist jeweils die, dass ein(e Stadt mit ihrem) hoch aufragenden Tempel  ''axis mundi'' ist, „Weltenachse“, also gleichzeitig der höchste Punkt der Welt und Mittelpunkt der Welt, so dass er in den Himmel hineinragt und derart beide Ebenen, die sich an dieser Achse überlagern, „stabilisiert“, und dass die Völker in allen umliegenden Gegenden um ihn versammelt und auf ihn bezogen sind. In der Bibel wird deutlich nur noch in Gen 11 mit exakt dieser Idee gespielt, wo die Menschen in [[Genesis 11#s4 |V. 4]] „eine Stadt und einen Turm mit der Spitze bis in den Himmel [=> Band von Himmel und Erde] bauen wollen, damit sie nicht zerstreut werden über die ganze Erde [=> Band der Länder].“ Ähnlich deutlich dann offenbar erst wieder in Bahir, ed. Margaliot 102: „''Es gibt eine einzige Säule, die von der Erde in den Himmel reicht; ihr Name ist ''zaddiq''. Sie ist benannt nach den ''zaddiqim [=nach den Gerechten]''. ... Sie trägt die ganze Welt, wie es heißt: ‚''Zaddiq''‘ ist das Fundament der Welt ([[Sprichwörter 10#s25 |Spr 10,25]]).''“ (''apud'' Green 1977, S. 333). Klar verwandt ist aber die biblische, rabbinische und muslimische Vorstellung der beiden irdischen Wohnstätten Gottes – Bethel oder Jerusalem – als ''umbilicus mundi'', als „Nabel der Welt“. Zu Bethel vgl. die rabbinischen Erzählungen, nach denen Jakobs Mazzebe in Bethel aus [[Genesis 28#s22 |Gen 28,22]] dieser „Nabel“ ist (PRE 35, Midrasch Tehillim 91,5, bes. Jalkut Genesis 120: „''Jakob nahm [nach seinem Traum von der Himmelsleiter] den Stein, den er als Kopfunterlage genommen hatte. Was tat Gott? Mit seinem rechten Fuße versenkte er den Stein in die Tiefe des Tehom und machte ihn zur Stütze der Welt, wie wenn man eine Stütze zu einem Bogengewölbe machen würde; deshalb wird er ''schetijjah [=Grund(-Stein), Fundament(-Stein)]'' genannt. Dort ist der Nabel der Welt und von dort aus wurde die ganze Erde ausgebreitet und auf ihm wurde der Tempel gegründet.''“ (Üs. nach Feuchtwang 1911, S. 32)); zu Jerusalem oder genauer dem Stein, auf dem im Jerusalemer Tempel die Bundeslade geruht hatte, bereits [[Ezechiel 38#s12 |Ez 38,12]]; z.B. auch b.Jom 54b; Midrasch Tanchuma Buber, Kedoshim 10; weitere Stellen bei [https://archive.org/details/VILNAYLegendsOfJerusalem/page/n25/mode/1up Vilnay 1973, S. 5-16]. Zu Gottes „Gründung“ von Jerusalem s. [[Psalm 78#s69 |Ps 78,69]]; [[Psalm 87#s1 |87,1f.]]; [[Jesaja 14#s32 |Jes 14,32]]; [[Jesaja 28#s16 |28,16]].<br />Ist wirklich an diese Vorstellung gedacht, ist vielleicht nicht unbedeutend, dass der Tempel in Sippar nicht „Band von Himmel und Erde“ hieß, sondern „Stufenhaus des lauteren Himmels“, wie ähnlich der in Kazallu „Haus, das Leiter hinauf zum Berg ist“ hieß – die „Leiter / Treppe im Himmel“ und das „Band auf der Erde“ könnten danach gar das selbe Bauwerk meinen.</ref> auf der Erde gründet er. Er ruft die Wasser des Meeres und er gießt sie aus auf dem Angesicht der Erde, JHWH ist sein Name.
 
{{S|7}} Seid ihr nicht wie die Söhne der Kuschiter für mich, ihr Söhne Israels, spricht JHWH. Habe nicht ich Israel herausgefährt aus dem Land Ägypten und die Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir.
 
{{S|7}} Seid ihr nicht wie die Söhne der Kuschiter für mich, ihr Söhne Israels, spricht JHWH. Habe nicht ich Israel herausgefährt aus dem Land Ägypten und die Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir.
 
{{S|8}} Siehe, die Augen des Herrn JHWH sind auf dem sündigen Königreich, und ich vernichte es (rotte es aus) vom Angesicht der Erde. Nur, dass ich nicht völlig (vollständig) vernichte (ausrotte) das Haus Jakobs, spricht JHWH.
 
{{S|8}} Siehe, die Augen des Herrn JHWH sind auf dem sündigen Königreich, und ich vernichte es (rotte es aus) vom Angesicht der Erde. Nur, dass ich nicht völlig (vollständig) vernichte (ausrotte) das Haus Jakobs, spricht JHWH.

Version vom 12. Oktober 2021, 12:28 Uhr

Syntax ungeprüft

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Amos 9)

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Anmerkungen

Studienfassung (Amos 9)

1 Ich sah den Herrn auf dem Altar stehen.
{Und} Er sprach: „Schlage auf den Türrahmen (das Kapitell?, die Kultstele?, den Kultpfahl?),a dass die Schwellen (Becken?, Schalen?)a erschüttert werden
Und zerbrich sie ihnen allen auf dem Kopf.
Und die Übriggebliebenen werde ich mit dem Schwert töten;
Kein Flüchtling flieht vor ihnen
Und kein Entkommener rettet sich vor ihnen.
2 Wenn sie in den Scheolb einbrechen, wird meine Hand sie von dort nehmen; und wenn sie zum Himmel hinaufgehen, werde ich sie von dort hinunternehmen.
3 Und wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verbergen, werde ich von dort suchen und sie nehmen; und wenn sie sich verstecken vor meinen Augen auf dem Grund des Meeres, werde ich von dort der Schlange befehlen und sie wird sie beißen.
4 Und wenn sie in die Gefangenschaft gehen vor den Augen ihrer Feinde, werde ich von dort dem Schwert befehlen und es wird sie töten; und ich werde meine Augen auf sie legen - zum Bösen und nicht zum Guten.“
5 Und der Herr, JHWH der Heerscharen (Zebaot), schlägt auf das Land und es schwankt und alle, die auf ihm sitzen, werden jammern, dass es hinaufgeht wie der Fluss und zurückgeht wie der Strom Ägyptens.
6 Er baut im Himmel seine Stufe und sein Band (Firmament?)c auf der Erde gründet er. Er ruft die Wasser des Meeres und er gießt sie aus auf dem Angesicht der Erde, JHWH ist sein Name.
7 Seid ihr nicht wie die Söhne der Kuschiter für mich, ihr Söhne Israels, spricht JHWH. Habe nicht ich Israel herausgefährt aus dem Land Ägypten und die Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir.
8 Siehe, die Augen des Herrn JHWH sind auf dem sündigen Königreich, und ich vernichte es (rotte es aus) vom Angesicht der Erde. Nur, dass ich nicht völlig (vollständig) vernichte (ausrotte) das Haus Jakobs, spricht JHWH.
9 Denn siehe, ich will befehlen und will schütteln in alle Völker das Haus Israels, wie man schüttelt mit einem Sieb und nicht fällt ein Stein auf die (zur) Erde.
10 Mit dem Schwert werden getötet alle Sünder meines Volkes, die sagen: Du führst nicht herbei und lässt nicht zu uns kommen das Böse (Unheil).
11 An diesem Tag will ich [wieder] aufstellen die Hütte Davids, die umgefallene (verfallene, eingestürzte). Und ich (ver)mauere ihre Risse und ihr Niedergerissenes (Abgebrochenes, ihre Trümmer) stelle ich auf und erbaue sie wieder wie in den Tagen der der Vorzeit.
12 Damit sie in Besitz nehmen das Übrige (den Rest) von Edom und alle (Fremd)völker, über die ausgerufen (genannt) ist mein Namen, spricht der JHWH, der dies tut.
13 Siehe, Tage kommen, spricht JHWH, da nähert sich (tritt heran) der Pflüger dem Schnitter und der Weintraubentreter an den Samensäerd und sie werden herabtriefen lassen Most von den Bergen und alle Hügel zwerfließen.
14 Ich wende das Geschick meines Volkes Israel. Sie werden aufbauen ihre verwüsteten Städte und sie bewohnen und sie pflanzen Weinberge und trinken ihrene (deren) Wein und sie machen Gärten und essen ihre Früchte.
15 Und ich pflanze sie in auf ihr Land (ihren Erdboden, ihre Erde). Und sie sollen nicht mehr vertrieben (herausgerissen) werden von iherem Land (ihrem Erdboden, ihrer Erde) die ich ihnen gegeben habe, spricht (sagt) JHWH, dein Gott.

Anmerkungen


aVielleicht ein Wortspiel. kaftor ist sehr wahrscheinlich nicht das „Säulenkapitell“, wie das Wort fast ausschließlich gedeutet wird, sondern neben sap, der „Türschwelle“, das „Türgebälk“, die „Türpfosten“. Gleichzeitig könnte kaftor den heiligen Baum bezeichnen, der auf Kulthöhen regelmäßig neben Altären standen (so Koch 1976b, S. 57); die sippim wären dann daneben gleichzeitig die Wasserbecken, die es ebenfalls auf mehreren Kulthöhen neben Altar, Kultpfahl/kultischem Baum und Kultstele gab. 1a richtete sich dann gegen einen Altar, 1b bezeichnete zunächst natürlich die Tür (s. die Anmerkungen), wäre gleichzeitig aber auch gegen zwei weitere Kultobjekte (nämlich eben Baum + Becken) gerichtet. Die Argumente, die dafür sprechen, dass kaftor auch einen „Baum“ bezeichnen könnte, sind allerdings nicht sehr stark.
Genauer: V. 1b wird sehr einheitlich so übersetzt, dass irgendwer – offenbar der Prophet selbst – auf ein Säulenkapitell eines Tempels schlagen soll, so dass die Türschwellen „beben“. Für die Üs. „Kapitell“ spricht aber sehr wenig. Zunächst ist zu sagen, dass das Wort kaftor („Türrahmen“) primär sicher wegen eines weiteren Wortspiels gewählt wurde, da nach Am 9,7 die Philister „aus Kaftor“ geführt wurden. Was es darüber hinaus in V. 1 bedeutet, ist nicht sehr klar. Als „Kapitell“ jedenfalls erkannte das Wort keine der alten Versionen: Tg denkt an einen „Leuchter“ – entweder via Ex 25,31-36, wo kaftor ein Element der Menora ist, oder deshalb, weil kaftor wie im Syrischen auch selbst für „Leuchter“ stehen kann –; Syr entweder ebenfalls oder an einen Obstbaum (syr. ḥazor kann sowohl den „Leuchter“ als auch den „Apfel“ und synekdochisch den „Apfelbaum“ bezeichnen; ebenso wohl im Heb., vgl. Tg zu Ex 25,33, wo kaftor mit „Apfel“ übersetzt wird, und LevR 12,4, wo erklärt wird, einen Obstbaum könne man auch mit dem selben Wort wie seine Frucht bezeichnen). Aq übersetzt sehr allgemein mit „das Bauwerk“, VUL verengt (?) zu „die Türangeln“. Sym und Theod dagegen übersetzen mit kiborion („Becher“. BHQ behauptet, damit stützten sie MT, aber das ist sicher nicht wahr – die Bed. wird zum einen aus dem folgenden Wort und zum anderen assoziativ aus kap „Schale“ erschlossen worden sein; ob dem wirklich kptwr zugrunde lag, ist gar nicht sicher). LXX schließlich liest nicht hkpt(w)r, sondern hkp(w)rt („der Sühnort“). Raschi denkt an etwas auf „der Spitze des Daches“ (auch Eliezer von Beaugency kommentiert: „alles, was aus dem Gebäude hervorsteht, nennt man kaftor.“), ibn Ezra, Kimchi und Abravanel leiten die Bed. wie Aq und Sym aus dem folgenden Wort ab und deuten als „Türöffnung“ oder „Türrahmen“.
In der selben Bed. wie hier wird es nur noch in Zef 2,14 verwendet; dort ebenfalls parallel mit sap: „Pelikane und Eulen (?, s. dort) werden auf den kaftorim nächtigen; Laute singen durchs Fenster, Trümmer liegen auf dem / im sap, denn sein(e) Zedern(holz) wurde(n) bloßgelegt.“ – Will man von hier aus die Bed. erschließen, sind Indizien erstens, dass das Wort an beiden Stellen zusammen mit der „Türschwelle“ und in Zef 2,14 außerdem zusammen mit den „Fenstern“ genannt wird und dass ibn Ezra, Kimchi, Abravanel und ähnlich VUL als „Türpfosten“ verstanden. Für „Säulenkapitell“ dagegen gibt es überhaupt kein Indiz.
Dass das zweite Wort, sap, wirklich „Türschwelle“ bedeutet, ist fast sicher wg. Ri 19,27; 2 Kön 12,10 und eben Zef 2,14; TgO zu Ex 12,22 macht außerdem sehr wahrscheinlich, dass auch sap synekdochisch auch für die „Türpfosten“ stehen kann. So hier auch VUL („Türbalken“), Syr („Türbalken/Türschwelle“); LXX dagegen allgemein „Vorbau“. Tg anders: „Opferschale“, da sap sonst „Schalen“ oder „Becken“ bezeichnet, s. Ex 12,22; 1 Kön 7,50; Jer 52,19; Sach 12,2. Nimmt man dies zusammen, ist hier zunächst sehr wahrscheinlich, dass kaftor und sap tatsächlich wie bei den jüd. Exegeten zwei Bestandteile eines Tempel-Tores bezeichnen.
Koch 1976b, S. 57 allerdings setzt erstens an der Üs. von Syr an und vereindeutigt diese zu „Obstbaum“, verweist zweitens auf akk. kaptaru, den Namen einer Baumart (Wacholder?), betont drittens in Zef 2,14 das Beieinander von kaftor und „sein(e) Zedern(holz)“ und schließt von hier aus darauf, „daß sich [in Am 9] neben dem Altar ein natürlicher oder künstlicher Baum befindet[, der mit kaftor bezeichnet wird].“ Hinzunehmen könnte man TgEx 25,33 und Lev 12,4 (s.o.), die ebenfalls nahelegen, dass kaftor mindestens auch einen Apfelbaum bezeichnen könnte (zu Apfelbäumen im Alten Israel vgl. Walter 2018, S. 63). Warum auf einen solchen Baum angespielt werden sollte, ließe sich leicht erklären: Denkt man bei dem Altar, an dem JHWH steht, nicht an den in einem Tempel wie den Jerusalems, sondern den auf einer Kulthöhe wie wohl Bethel und Beerscheba, wäre damit der heilige Baum (die aschera) gemeint, der auf solchen Kulthöhen regelmäßig neben dem Altar stand (s. bes. Dtn 16,21; Jer 17,2; auch die „Wahrsage-Eiche“ neben den „Kulthöhen“ in Ri 9,37 und die Eiche neben Abrahams Altar in Gen 12,6f.. Sicher gemeint sind solche Bäume auch in Jer 2,20; auch hier neben „Kulthöhe“. Auch in Samaria befand sich eine solche aschera, s. 2 Kön 13,6). Wenn das richtig ist, kann man auch bei den sippim sogar noch besser an Becken denken; denn offenbar gab es auf Kulthöhen d.ö. auch Wasserbecken. Vgl. zunächst natürlich Gen 26,25 von Isaaks Quelle in Beerscheba und Ex 40,30 vom Wasserbecken des Stiftszelts; dann auch 1 Sam 7,5f.. Bei Ausgrabungen wurden an mehreren Orten, die möglicherweise als Kultstätten dienten, solche Wasserbecken gefunden; so in Ta´anach, in Tell el-Far´ah und in Ḥorvat Qitmit (s. Fried 2002, S. 453f.458). Das passte auch in Zef 2,14 sehr gut; die Trümmer wären dann „in das Becken“ gestürzt. Im Tempel Jerusalems wurden später beide Kultobjekte variiert zur baumartigen Menora und zum „Bronze-Meer“. (zu v.1)
bhebr. für Unterwelt/Totenreich. siehe: Scheol (Zurück zu v.2)
cBand (Firmament?) - schwieriges Wort. Heb. `agudah, von `agad („binden“), sonst für ein fesselndes „Band“ (Jes 58,6); ein „Bündel“ Ysop (Ex 12,22) oder einen militärischen „Verbund“ von Männern (2 Sam 2,25). Schon für die Alten war es schwierig. Tg nimmt es in der letztgenannten Bed. („Versammlung“), was hier sehr fern liegt. Aq und VUL übersetzen streng wörtlich „Bündel(chen)“; wohl, weil ihnen der Sinn des Wortes in diesem Kontext unklar war. LXX und Syr irren sich auch noch im Wort („sein Versprechen“, nicht von `agad, sondern von nagad).
Die meisten Exegeten schließen aus dem Kontext – nämlich aus der Tatsache, dass das Wort parallel mit den „Stufen im Himmel“ ist und die `agudah „gegründet“ wird – darauf, dass das Wort hier für das „Firmament“ steht, das nach dem Weltbild z.B. von Gen 1,6-8 die Wasser oberhalb der Erde davon zurückhält, diese zu überfluten (wohl daher Mays und Stuart: „reservoir“, also „Wasser-Speicher“). Wie aber dieses Firmament mit dem heb. Wort `agudah zusammenhängen soll, wäre dann unklar.
Besser daher Koch 1974, S. 526f.; Hartenstein 2001, S. 161-164; Messner / Lang 2001; Kessler: In sumerischen und akkadischen Texten ist oft die Rede von einem „Band der Länder“ / „Band der Erde“ / „Band von Himmel und Erde“ / „Band des Himmels“ (vgl. dazu bes. Burrows 1935; z.B. auch Röllig 1975; Janowski 2001; mehrere Textstellen zusammengetragen hat z.B. auch Bodi 1991, S. 226-229). Bezeichnet werden damit Hauptstädte (z.B. Babylon: „Band des Himmels, Band der Länder“, Aschmol 1924-849 apud Bodi, S. 228), Tempel (z.B. der in Lagasch, der in Larsa und der in Nippur, jeweils: „Band des Himmels und der Erde“) und Götter (Enlil, Ninib und wohl auch Utu, die es insofern sind, als sie dieses „Band von Himmel und Erde“ in ihren Händen halten und bewahren). Die Vorstellung dahinter ist jeweils die, dass ein(e Stadt mit ihrem) hoch aufragenden Tempel axis mundi ist, „Weltenachse“, also gleichzeitig der höchste Punkt der Welt und Mittelpunkt der Welt, so dass er in den Himmel hineinragt und derart beide Ebenen, die sich an dieser Achse überlagern, „stabilisiert“, und dass die Völker in allen umliegenden Gegenden um ihn versammelt und auf ihn bezogen sind. In der Bibel wird deutlich nur noch in Gen 11 mit exakt dieser Idee gespielt, wo die Menschen in V. 4 „eine Stadt und einen Turm mit der Spitze bis in den Himmel [=> Band von Himmel und Erde] bauen wollen, damit sie nicht zerstreut werden über die ganze Erde [=> Band der Länder].“ Ähnlich deutlich dann offenbar erst wieder in Bahir, ed. Margaliot 102: „Es gibt eine einzige Säule, die von der Erde in den Himmel reicht; ihr Name ist zaddiq. Sie ist benannt nach den zaddiqim [=nach den Gerechten]. ... Sie trägt die ganze Welt, wie es heißt: ‚Zaddiq‘ ist das Fundament der Welt (Spr 10,25).(apud Green 1977, S. 333). Klar verwandt ist aber die biblische, rabbinische und muslimische Vorstellung der beiden irdischen Wohnstätten Gottes – Bethel oder Jerusalem – als umbilicus mundi, als „Nabel der Welt“. Zu Bethel vgl. die rabbinischen Erzählungen, nach denen Jakobs Mazzebe in Bethel aus Gen 28,22 dieser „Nabel“ ist (PRE 35, Midrasch Tehillim 91,5, bes. Jalkut Genesis 120: „Jakob nahm [nach seinem Traum von der Himmelsleiter] den Stein, den er als Kopfunterlage genommen hatte. Was tat Gott? Mit seinem rechten Fuße versenkte er den Stein in die Tiefe des Tehom und machte ihn zur Stütze der Welt, wie wenn man eine Stütze zu einem Bogengewölbe machen würde; deshalb wird er schetijjah [=Grund(-Stein), Fundament(-Stein)] genannt. Dort ist der Nabel der Welt und von dort aus wurde die ganze Erde ausgebreitet und auf ihm wurde der Tempel gegründet.(Üs. nach Feuchtwang 1911, S. 32)); zu Jerusalem oder genauer dem Stein, auf dem im Jerusalemer Tempel die Bundeslade geruht hatte, bereits Ez 38,12; z.B. auch b.Jom 54b; Midrasch Tanchuma Buber, Kedoshim 10; weitere Stellen bei Vilnay 1973, S. 5-16. Zu Gottes „Gründung“ von Jerusalem s. Ps 78,69; 87,1f.; Jes 14,32; 28,16.
Ist wirklich an diese Vorstellung gedacht, ist vielleicht nicht unbedeutend, dass der Tempel in Sippar nicht „Band von Himmel und Erde“ hieß, sondern „Stufenhaus des lauteren Himmels“, wie ähnlich der in Kazallu „Haus, das Leiter hinauf zum Berg ist“ hieß – die „Leiter / Treppe im Himmel“ und das „Band auf der Erde“ könnten danach gar das selbe Bauwerk meinen. (Zurück zu v.6)
dwörtl. der Treter der Weintrauben an den Sähenden des Samens (Zurück zu v.13)
ehier ist eindeutig der Wein der Weinberge gemeint (Zurück zu v.14)