Apostelgeschichte 2

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Anmerkungen

Studienfassung (Apostelgeschichte 2)

1 Und als sich der Tag des Wochenfestsa erfüllte (zu Ende ging),b waren alle zusammen beisammen.c 2 Und plötzlich kam (entstand; ereignete sich) vom Himmel her ein Geräusch (Lärm) wie das Wehen eines heftigen Windes und füllte das ganze Haus, in dem sie [gerade] saßend 3 und ihnen erschienen sich verteilende (teilende) Zungen wie [von] Feuer und sie setzten sich auf einen jeden von ihnen 4 und alle wurden mit heiligen Geiste erfüllt und begannen, [so] [in] anderen Zungen zu sprechen, wie der Geist ihnen zu prophezeien (äußern) eingab.f

5 Es hielten sich [gerade]d auf (wohnten)g {aber} Juden in Jerusalem, frommeh Männer aus allen Völkern unter dem Himmel, 6 [und] als {aber} dieses Getöni entstand, kam die Menge zusammengelaufen und war bestürzt (verstört, verwirrt), denn ein jeder hörte sie in der eigenen Sprache sprechen. 7 Sie (Alle)j waren {aber} außer sich (fassungslos, erstaunt) und wunderten (erstaunten) sich, [indem sie] sagten: „Siehe! Sind nicht alle diese Sprechenden Galiläer? 8 Und wie hören wir [sie dann] jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden? 9 [Wir sind ja] Partherk und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien, vom Judäischenl und auch Kappadozien, von Pontus und Asien, 10 von Phrygien und auch Pamphylien, von Ägypten und den Gebieten Lybiens um Zyrene, und die sich [hier] aufhaltenden Römer, 11 Juden und auch Proselyten,m Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Zungen die Großtaten Gottes rühmen!“n 12 Alle waren {aber} außer sich (fassungslos, erstaunt) und ratlos, [indem] sie zueinander sagten: „Was mag dies sein!?“o 13 Andere aber sagten spottend: „Mit Traubensaft (Wein?)p sind sie voll (angefüllt)!“


14 Petrus jedoch stellte sich mit den [anderen] Elf hin, erhob seine Stimmeq und prophezeite (äußerte)f ihnen: „[Ihr] {Männer}r Judäer (Juden) und all [ihr] in Jerusalem Wohnenden!s Dies sei euch bekannt, {und} vernehmt meine Worte! 15 Diese sind nämlich nicht, wie ihr annehmt, betrunken – es ist ja (nämlich) [erst] die dritte Stunde des Tagest –, 16 sondern: Dies istu das durch den Propheten Joel Vorhergesagte:v

!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--)!--LINK'" 0:46--) 22 [Ihr] Israeliten,r hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer,ag einen von Gott für euch beglaubigten (bestellten) Mann durch [die] Machttaten und Wunder und Zeichen, welche Gott durch ihn in eurer Mitte vollbracht hat – wie ihr [ja selbst] wisst – 23 diesen [euch] – wegen dem beschlossenen (festgesetzten) Plan und dem Vorauswissen Gottes!ah – Ausgelieferten habt ihr getötet, indem [ihr ihn] durch Hände Gesetzloserai [ans Kreuz] geschlagen [habt]; 24 [ihn,] den Gott aufstehen ließ (aufrichtete),aj indem er die Geburtswehen (Fesseln?)ak des Todes löste, weil es nicht möglich war, dass er unter ihm gehalten wurde.al 25 Dennam David sagt über ihn:

!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)!--LINK'" 0:62--)2--)

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 Sie hielten aber an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, dem Brotbrechen und den Gebeten. 43 Aber Furcht entstand in allen Seelen und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. 44 Alle aber, die glaubten, waren bei ihnen und sie hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Und sie verkauften die Habe und die Besitztümer und verteilten sie an alle, wie jemand Bedarf hatte. 46 Während sie sich täglich einmütig im Tempel aufhielten und im Haus Brot brachen, nahmen sie Speise in Jubel und Schlichtheit des Herzens zu sich. 47 Sie lobten Gott und hatten Gnade beim ganzen Volk. Der Herr aber gesellte täglich Gerettete zu ihnen.

Anmerkungen

Nachdem die 120 Jünger Matthias als Nachfolger des Judas gewählt haben (s. Apg 1,15-26), haben sich ihre Wege wieder getrennt. In Apg 2,1-13 kommen sie alle zum jüdischen Wochenfest wieder zusammen. Das kommt nicht von ungefähr: Nach Ex 23,16f. sollen zu diesem Erntedankfest alle Juden auch aus fernen Ländern nach Jerusalem „zu JHWH“ kommen, also in den Tempel. Der Hinweis auf das Datum macht damit erstens plausibel, warum sich in Apg 2 alle Jünger und so viele ausländische Juden in Jerusalem aufhalten. Zweitens fällt so, nachdem bereits das Letzte Abendmahl mit dem jüdischen Pesachfest zusammengefallen ist (s. Lk 22,7-38), nun ein weiteres „frühchristliches Großereignis“ mit gleich mit dem nächsten großen jüdischen Festtag zusammen. Jüdische und christliche Heilsgeschichte entsprechen sich, wie das schon Leo der Große gesehen hat: „Daraus kann der aufmerksame Christ unschwer ersehen, daß der Anfang des Alten Bundes ein Vorbild des Beginns des Evangeliums war, daß der zweite Bund von demselben Geiste gegründet wurde, von dem auch der erste aufgerichtet worden ist.“ (Sermo LXXV: Predigt über das Pfingstfest).
In diesem Rahmen also ereignet sich das „Pfingstwunder“: Der Heilige Geist erfüllt die Jünger, diese werden daraufhin mit der Gabe der „Xenoglossie“ erfüllt (also der Gabe, in fremden Sprachen sprechen zu können, obwohl man sie gar nicht beherrscht) und auf diese Weise befähigt, den verwundert zusammenströmenden Juden aus aller Welt die Frohe Botschaft zu verkündigen und so den Grundstock für eine Mission der Juden in aller Welt zu legen.
Die Reaktion der „Anderen“ in V. 13 ist absurd: Die Verse 2-4.6.8.11-12 machen ganz klar, dass sich hier in der Tat etwas Wunderbares ereignet. Dass sie es dennoch mit einer angeblichen Betrunkenheit der Jünger erklären wollen, stimmt damit überhaupt nicht zusammen. Noch gesteigert wird diese Absurdität durch die Verwendung von gleukos in V. 13 (s. FN 13): Nicht von Wein sollen die Jünger betrunken sein, sondern von Traubensaft. Das ist ganz so, als würde heute jemand eine eindeutige Wundertat am Morgen abtun mit: „Der hat ja nur einen Kaffeerausch!“ Das ist nicht die angemessene Reaktion; dass Jesus der Messias ist, als solcher von Gott auferweckt wurde und so auch nach seinem Tod ein Wunder wirkt, kann man „mit Gewissheit“ erkennen (V. 36).

aTag des Wochenfests - Nicht: „Tag des Pfingstfests“ (so die meisten Üss.); das Gr. pentekoste ist der griechische Begriff für das jüdische „Wochenfest“ (s. z.B. Tob 2,1), einer Art Erntedank zum Abschluss der Weizenernte, das 50 Tage nach Pesach stattfand (s. z.B. Ex 34,22; Num 28,26). Richtig daher OEB: „the Festival at the close of the Harvest“. (Zurück zu v.1)
bsich erfüllte (zu Ende ging) - Wörtlich: „beim Erfüllt-Werden des Tags“. Das scheint zunächst zu meinen, dass der Tag bereits „zu Ende ging“; da es aber noch früh am Tage ist (s. V. 15), ist wahrscheinlich eher „erfüllen“ in dem Sinn gemeint, dass mit dem Beginn des besagten Tages ein weiterer Abschnitt aus Gottes Heilsplan vorsehungsgemäß anbricht: Mit besagten Tag „erfüllt“ sich auch Gottes Plan, der bereits in Joel 3,1-5 angedeutet und in Lk 3,16 und Apg 1,5.8 explizit angekündigt wurde (vgl. Fitzmyer 1998, S. 237; Schreiber 2002, S. 75f.; ThWNT, s.v. συμπληρόω). (Zurück zu v.1)
calle zusammen beisammen - Die beiden Ausdrücke homu („zusammen“) und epi to auto („beisammen“) besagen in etwa des Selbe; der zweite legt nur etwas stärkeres Gewicht auf die lokale als die soziale Ebene. Die Doppelung wirkt daher im Griechischen etwas überflüssig. Zusammen mit dem „alle“, von dem auf den ersten Blick nicht klar ist, auf wen es zu beziehen ist, muss man daher am ehesten so auflösen: „Alle“ bezieht sich auf die 120 Jünger aus Apg 1,15, die sich in der Zwischenzeit wieder getrennt haben, nun aber alle wieder zusammengekommen sind (vgl. z.B. Fitzmyer 1998, S. 238). (Zurück zu v.1)
dtFN: in dem sie [gerade] saßen (V. 2) + Es hielten sich [gerade] auf (V. 5) - W. „wo sie sitzend waren“ bzw. „Es waren wohnend“; periphrastisches Imperfekt, das man besser mit „gerade“ wiedergeben sollte. (Zurück zu v.2 / zu v.5)
etFN: mit heiligem Geist - „heiliger Geist“ hier unerklärlicherweise ohne Artikel. (Zurück zu v.4)
fprophezeien (äußern) (V. 4) + prophezeite (äußerte) (V. 14) - apofthengomai kann zwar auch allgemein „äußern“ bedeuten, steht in der LXX aber meist speziell für das Weissagen (s. 1 Chr 25,1 LXX; Ez 13,9.19 LXX; Mi 5,11 LXX; Sach 10,2 LXX), wie das ja auch hier klar der Fall ist (da der Geist ihnen das Gesagte „eingibt“ und da „von Heiligem Geist erfüllt“ zu werden bei Lk (und noch häufiger; vgl Bruce 1988, S. 51f.) i.d.R. für die Befähigung zur Prophetie steht, s. Lk 1,41.67; Apg 4,8.31; 13,9f.). (Zurück zu v.4 / zu v.14)
ghielten sich [gerade] auf (wohnten) - Das Wochenfest war eines der drei großen Wallfahrtsfeste im Jahr, zu dem Juden aus der ganzen Welt in Jerusalem erscheinen sollten (s. Ex 23,16f.). Entweder ist hier also die Rede von diesen ausländischen Juden, die anlässlich des Wallfahrtsfestes nach Jerusalem gereist waren (so z.B. Bruce 1988, S. 53f., z.B. auch HfA: „Zum Fest waren viele fromme Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen“) oder von Diasporajuden, die schon früher wieder nach Jerusalem gezogen waren und nun dauerhaft dort lebten (so z.B. Witherington 1998, S. 135; z.B. auch GN: „Nun lebten in Jerusalem fromme Juden aus aller Welt, die sich hier niedergelassen hatten“). Die Tatsache, dass gerade am Wallfahrtsfest von diesen Multikulti-Verhältnissen in Jerusalem die Rede ist, legt eher ersteres nahe, obwohl das Verb (katoikeo, „wohnen“) für sich genommen eher letzteres anzudeuten scheint. (Zurück zu v.5)
hfromme - W. „haltende“, nämlich „[Fasten] haltende“ Männer. (Zurück zu v.5)
iGetön - Könnte sich sowohl auf das Geräusch des Geistes als auch auf den Lärm der durcheinanderprophezeienden Jünger beziehen. (Zurück zu v.6)
jTextkritik: Viele Handschriften haben zusätzlich ein pantes, „alle“ („Alle waren fassungslos“), einige aber nicht. TCGNT, S. 252 hält das für sekundär; genauer für eine durch V. 12 beeinflusste Steigerung der Intensität der Erzählung, die auch viele Schreibern unabhängig voneinander eingefügt hätten haben können (ähnlich schon Ropes 1926, S. 13). Wir folgen dem; theoretisch könnte man dies aber auch für eine Streichung aus stilistischen Gründen halten, um nicht in Vv. 5.7 dreimal „alle“ schreiben zu müssen. (Zurück zu v.7)
kMit Parther beginnt eine Auflistung einer Vielzahl von Regionen, die anfangs scheinbar ungefähr von Ost nach West sortiert sind, dann aber immer mehr zum Durcheinander zerfasert. Von fast allen Orten weiß man heute, dass dort in der Tat Juden lebten. Mehr soll diese Liste wahrscheinlich nicht betonen: Es sind viele Juden da, es sind diese Juden aus den unterschiedlichsten Ländern und auf diese Weise wird mit der Missionierung dieser Menschenmassen der Grundstock zur Ausbreitung des Christentums unter den Juden aller Welt gelegt. (Zurück zu v.9)
lvom Judäischen - d.h. „von Judäa“, das hier aber unerklärlicherweise keinen Artikel hat.
Textkritik: Auch darüber hinaus ist das Wort schwierig, weil Judäer schwerlich ihre Anwesenheit in Jerusalem betonen müssten und auch nicht erstaunt sein sollten, Galiläer in ihrer Sprache reden zu hören. Außerdem ist die Platzierung von „Judäa“ zwischen Mesopotamien und Kappadozien merkwürdig. All dies hat zu mehreren Vorschlägen zur Korrektur des Textes geführt, aber da sich das Wort in sämtlichen griechischen Handschriften findet, muss man es doch mit Ropes 1926, S. 14; TCGNT, S. 253f. u.a. für ursprünglich halten. (Zurück zu v.9)
mJuden und auch Proselyten - könnte sich sowohl nur auf „Römer“ beziehen (also „die sich hier aufhaltenden Juden und Proselyten aus Rom“) oder auf die gesamte vorangehende Liste von Regionen (also „jüdische und proselytische Parther, Meder, ...“). Naheliegender wäre Letzteres (so z.B. auch Fitzmyer 1998, S. 243).
„Proselyten“ sind zur Zeit des Lk Konvertiten zum Judentum (vgl. z.B. Proselyten (AT) (Wibilex)), gemeint sind also „sowohl gebürtige als auch konvertierte Juden“, was im frühen Judentum noch eine wesentlich wichtigere und umstrittenere Unterscheidung war als z.B. für heutige Christen (selbst die Modalitäten der Konversion waren noch über Jahrhunderte nach der Abfassung des NT in der Diskussion). (Zurück zu v.11)
nrühmen - W. „reden“. (Zurück zu v.11)
oWas mag dies sein? - Häufigerer Ausdruck der Ratlosigkeit, s. z.B. Apg 17,20; ähnlich Lk 15,26; 18,36; Apg 10,17. Viele Üss. daher richtig: „Was soll das bedeuten!?“ (Zurück zu v.12)
pTraubensaft (Wein?) - Das gr. Wort gleukos steht eigentlich nicht für Wein, sondern für ungegorenen Traubensaft (vgl. z.B. Bacchiocchi 2001, S. 153; Bumstead 1881, S. 81; Patton 1874, S. 93-95). In der Antike pflegte man, solchen Traubensaft des Morgens zu trinken (s. z.B. Horaz, Sat iv 2) und konnte ihn auch bereits so konservieren, dass er selbst am Wochenfest noch nicht fermentiert war (s. z.B. Cato, De Agricultura 120). An der einzigen anderen Stelle, an der sich das Wort in LXX+NT findet (Ijob 32,19) wird es allerdings erweitert durch zeon („gärend“), steht also dort als „gärender Traubensaft“ doch für „Wein“. Geleitet von dieser Stelle könnte man also auch hier von der unüblichen Bedeutung „Wein“ ausgehen; da es hier aber gerade nicht durch zeon o.Ä. erweitert ist und man auch das „Traubensaft“ sinnvoll verstehen kann (s. die Anmerkungen), übersetzen wir nach der üblichen Bed. des gr. Wortes. (Zurück zu v.13)
qstellte sich hin, erhob seine Stimme - d.h., bereitete sich darauf vor, eine Rede im Stil und in der Pose eines klassischen Redners zu halten. Auch für andere Reden in Apg stellt man sich derart öffentlich „hin“ (s. Apg 5,20; 17,22; 21,40; 27,21); auch das „Erheben der Stimme“ soll das Folgende als deutlich und laut geäußerte Rede kennzeichnen (s. ähnlich Lk 11,27; Apg 14,11; 22,22), ebenso die Einleitung der Rede mit direkter Ansprache der Hörer und dem förmlichen „Es sei bekannt“ (s. ähnlich Apg 4,10; 13,38; 28,28).
Sinnvoll daher: „[Da] trat Petrus zusammen mit den elf anderen Aposteln vor die Menge (NGÜ) und redete laut und feierlich (Zink): Juden! Bürger von Jerusalem! (Zink) Hört mich an! (GN) (Zurück zu v.14)
rtFN: W. „[ihr] judäischen/jüdischen Männer“ (V. 14) bzw. „[ihr] israelitischen Männer“ (V. 22); „Männer“ wird hier wie im klass. Gr. nur als Einleitung eines Vokativs verwendet und ist im Dt. besser auszusparen (vgl. BDR §242; s. deutlich z.B. Apg 1,16: „[ihr] brüderlichen Männer“ = „Brüder“). (Zurück zu v.14 / zu v.22)
sWohnenden - Gemeint sind wahrscheinlich wieder wie in V. 5 die ausländischen Juden, die zum Wochenfest nach Jerusalem gekommen waren; s. FN g. (Zurück zu v.14)
tdie dritte Stunde des Tages, also 9:00 Uhr.

Gelegentlich wurde vorgeschlagen, dass diese Verteidigung Petri scherzhaft gemeint sei (z.B. von Bruce 1988, S. 60; Dormeyer/Galindo 2003, S. 50). In diesem Fall müsste man stilistisch treffender paraphrasieren à la „Leider hatten wir noch gar keine Gelegenheit, uns zu betrinken; es ist ja erst früher Morgen!“
Und in der Tat: Ist die „Verteidigung“ ernst gemeint, ist sie nicht sehr schlagkräftig; denn davon, dass Trunkenbolde selbstverständlich auch um 9:00 Uhr betrunken sein können, spricht z.B. schon Cicero (s. Phil. 2,41,104). Gegen die Deutung als Scherz spricht auch nicht, dass Petri Ansprache im Stil einer antiken Rede dargeboten wird; selbst in antiken Gerichtssäälen war Humor in öffentlichen Reden ein beliebtes Stilmittel.

Wenn das richtig ist, ist das durchaus etwas, worüber es sich zu meditieren lohnt: Dann ist die erste Äußerung, die vom „Apostelfürsten“ Petrus unter dem Einfluss des Heiligen Geistes getan und sogar als Prophetie ausgezeichnet wird – ein Scherz. (Zurück zu v.15)
uDies ist - es folgt eine sog. „Pesher-Auslegung“: Eine alte Prophezeiung wird ausgelegt, indem sie auf aktuelle Geschehnisse bezogen wird. „Dies“, also das, was die Menge in V. 12 aus der Fassung gebracht hatte und über dessen Bedeutung sie nachdenken, ist „jenes, was vom Propheten Joel vorhergesagt wurde“: „Was hier geschieht, ist nichts anderes als die Erfüllung dessen, was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat“ (NGÜ). (Zurück zu v.16)
vdurch den Propheten Joel Vorhergesagtes - nämlich von Gott, ein sog. „Passivum divinum“. Gut daher NGÜ: „was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat“. (Zurück zu v.16)
wtFN: und es wird sein in den Letzten Tagen: Ich werde... - Übersetze: „In den letzten Tagen werde ich...“.
Denn: Semitismus: „Und es wird sein“ entspricht dem Heb. wehajah („Und es wird sein“), mit dem häufig Prophezeiungen u.Ä. eingeleitet werden, das nur das Folgende als Aussage über Zukünftiges markieren soll und das daher im Dt. fast immer besser auszusparen ist. (Zurück zu v.17)
xin den Letzten Tagen (V. 17) + Tag des Herrn (V. 20) - Zwei häufige Motive aus den Prophetenbüchern. Hinter ihnen steht die Erwartung, dass Gott dereinst am sog. „Tag JHWHs“ Gericht über die Menschheit halten und die Herrschaft auf Erden völlig an sich reißen wird (vgl. z.B. Tag Jahwes (AT) (WibiLex)). Diesem besagten Tag gehen die „Letzten Tage“ voraus: eine Zeit des Leids, in der sich u.a. auch kosmische Katastrophen abspielen werden (s. z.B. Mk 13,24f.: Sonne und Mond werden sich verfinstern, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte im Himmel erschüttert werden). (Zurück zu v.17)
ysagt Gott - Ins Dt. besser zu übersetzen, indem man es an den Anfang des Zitats verschiebt; gut z.B. BB: „Gott spricht: Das wird in den letzten Tagen geschehen:...“
Denn: Semitismus: Ein solches eingeschobenes „sagt Gott“ (aus dem Heb. wörtlicher: „Spruch JHWHs“) findet sich oft in den Prophetenbüchern und soll einer Prophezeiung zusätzliche Autorität verleihen, indem es sie noch einmal zurückbindet an Gott, ihren Auftraggeber (vgl. FN am zu Ob 8). (Zurück zu v.17)
zalles Fleisch - d.h. „auf jedermann“. (Zurück zu v.17)
aameine Sklaven und Sklavinnen - Etwas merkwürdige Stelle. Das gr. kai ge („und auch/sogar“) zeigt deutlich an, dass diese Zeile als Steigerung der vorigen Zeilen zu verstehen ist und also offenbar von einer anderen Personengruppe als „euren Söhnen, Töchtern, Jungen und Alten“ die Rede ist (so richtig NSS). Im ursprünglichen Joeltext ist nicht von „meinen Sklaven und Sklavinnen“ die Rede, sondern nur von „Sklaven und Sklavinnen“, hier wird also nur der Merismus weitergeführt: ([{Söhne und Töchter} + {Junge und Alte} = Freie Menschen] + [Versklavte Menschen] = Alle Menschen). Warum der Autor der Apg dagegen von „Gottes Sklaven und Sklavinnen“ spricht und wer diese sein sollen, ist ganz unsicher. (Zurück zu v.18)
abdarbieten - W. „geben“; Semitismus: Soll betont werden, dass Wunder als Zeichen und dass Zeichen „dargeboten“ werden sollen, spricht man im Heb. davon, dass sie „gegeben“ werden (s. z.B. Ex 7,9; Dtn 6,22; 13,1; 1 Kön 13,3; Ez 12,6; Joel 2,30; auch Mt 24,24 = Mk 13,22; Apg 14,3. (Zurück zu v.19)
acDie Sonne wird verwandelt werden zu Finsternis und der Mond zu Blut - d.h. „die Sonne wird sich verfinstern und der Mond wird blutrot werden.“ (Zurück zu v.20)
adsichtbaren (prachtvollen) - Schwierige Übersetzungsfrage: Aus LXX übernommene Fehlübersetzung des heb. Textes; dort steht nora´ („furchtbar“), LXX las offenbar nir´eh („sichtbar“) und Lukas widerum übernimmt dies aus LXX (vgl. Fitzmyer 1998, S. 253). OEB orientiert sich am MT („that great and awful day“); wörtlich JJ („der große und offenbar werdende Tag“) und KAR („der große, der Erscheinung Tag“); die meisten anderen Üss. orientieren sich an der zweiten Bed. des gr. Wortes, „prächtig, glanzvoll“, und übersetzen daher mit „leuchtender/prachtvoller Tag“ o.Ä. Auf den ersten Blick macht diese dritte Alternative Sinn, ist aber klar nicht gemeint - vgl. z.B. Am 5,18-20: Der Tag JHWHs ist gerade „Finsternis und nicht Licht“ und der Verweis auf den Tag JHWHs an unserer Stelle eine Drohung, keine Heilsankündigung. (Zurück zu v.20)
ae{Und es wird sein:} - Im Dt. besser auszusparender Semitismus ähnlich dem in V. 17: „Und es wird sein“ soll im Heb. nur markieren, dass nun in einem anderen Modus gesprochen wird, nämlich im Kommissiv (d.h., es wird nicht mehr nur vorhergesagt, sd. versprochen). (Zurück zu v.21)
afden Namen des Herrn anrufen - Doppelte Antanaklasis: Im Kontext des Joelbuches ist klar, dass mit dem „Herrn“ JHWH gemeint ist und „anrufen“ soviel bedeutet wie „ihn verehren und ihn um Beistand anrufen“. In Apg 2 dagegen muss der Vers mit V. 38 zusammengelesen werden, und liest man ihn von diesem Vers aus, ist der „Herr“ Jesus und „seinen Namen anrufen“ meint „sich taufen lassen“. (Zurück zu v.21)
agNazoräer - Unsicheres Wort, das häufig von Jesus und auch von seinen Jüngern gesagt wird. Die meisten Exegeten halten es für eine Nebenform von „Nazarener“ (vgl. Fitzmyer 1998, S. 254), also: „Jesus aus Nazaret“.
Einen alternativen Vorschlag haben z.B. Berger 1996; Black 1967, S. 197-200 und Wagner 2001 gemacht, sind damit aber offenbar nicht auf viel Zustimmung gestoßen: nazoraios („Nazoräer“) sei entweder abzuleiten vom Heb. natsar („bewahren, befolgen“) und Jesus sollte mit dieser Bezeichnung als besonders gesetzestreuer Mensch ausgezeichnet werden („Jesus, der Befolger [der Gebote]“, so Wagner) oder es sei vom Heb. nazar („aussondern“) abzuleiten und es sollte damit gesagt sein, dass Jesus wie z.B. auch Samson (s. Ri 13,3-5; 16,17) ein „Nasiräer“ war (Berger, Black), also eine Art asketischen Lebensstand auf Zeit hatte, zu dem es gehörte, auf Fleisch, Alkohol und Geschlechtsverkehr zu verzichten und sich nicht die Haare zu schneiden (vgl. z.B. Nasiräer (AT) (WiBiLex)). (Zurück zu v.22)
ahwegen dem beschlossenen (festgesetzten) Plan und dem Vorauswissen Gottes! - Eine für den Autoren der Apg sehr wichtige Präzisierung: Dass der Sohn Gottes getötet worden war, war ein Skandal; und dies umso mehr, als er mit seiner Kreuzigung den Tod eines Verbrechers starb. Aus diesem Grund betont Lukas noch häufiger, dass dieser Skandal eigentlich gerade kein Skandal ist – sondern dass all dies zurückzuführen ist auf Gottes verborgenen Heilsplan. S. ähnlich Lk 24,6f..25f..44-46; Apg 3,18; 4,28. (Zurück zu v.23)
aiGesetzloser, nämlich die der Römer, die nicht unter dem Gesetz der Juden standen (vgl. z.B. Bruce 1988, S. 63f.; ähnlich wird das Wort z.B. verwendet in 1 Kor 9,21). (Zurück zu v.23)
ajaufstehen ließ (aufrichtete) - in der Bibel häufige Bezeichnung für Jesu Auferweckung durch Gott. (Zurück zu v.24)
akGeburtswehen (Fesseln?) - ein ganz ähnliches Übersetzungsproblem wie in V. 20; s. FN ad: Petrus zitiert hier Ps 18,4f. oder 116,3, wo im Heb. von den „Stricken des Todes“ die Rede ist. Dahinter steht die Vorstellung, dass man nach dem Tod eingeht in das Reich des Todes, das man sich vorstellte wie eine Stadt mit verriegelbaren Toren, hinter denen man dann gefangen war. Für dieses gefangen-Sein steht die metaphorische Rede von den „Stricken des Todes“. Die LXX übersetzt an beiden Stellen aber nicht mit „Stricke“, sondern falsch mit „Geburtswehen des Todes“ und von dort übernimmt das auch der Autor von Apg. Sprachlich unmöglich ist die Deutung, dass Jesus „fürchterlich litt, als er tot war“ (T4T); der Sinn des Bildes kann dann nur sein, dass der Tod in Geburtswehen lag und Gott ihm diese nahm, indem er dem Tod half, Jesus wieder „auf die Welt“ zu bringen – ein „bizarres Bild“ (Bratcher 1959, S. 19), bei dem wir uns sicher sein können, dass es nicht das von Lukas intendierte war und nur darauf zurückzuführen ist, dass er LXX wörtlich zitiert.
Viele kommunikative Üss. lösen das Problem, indem sie sich am hebräischen Text orientieren: wörtlich (!) B/N und Stier („er hat die Fesseln des Todes durchschnitten“); freier HfA („indem er die Macht/Gewalt des Todes brach“; ähnlich BB, GN, KAM, NGÜ, NeÜ). (Zurück zu v.24)
aldass er unter ihm gehalten wurde - sinngemäß gut : „denn es war unmöglich, daß er vom Tod festgehalten wurde“. (Zurück zu v.24)
amDenn - Auf den ersten Blick ist nicht gut zu erkennen, worauf das „denn“ sich bezieht; viele Üss. lassen es daher aus und zerstören damit die Argumentationsstruktur der ganzen Rede. Zu Jesu Zeit sah man die Bibel nicht nur als Heilige Schrift an, sondern jeder Text war immer auch prophetischer Text; auch ein Psalm wie der, der gleich zitiert werden wird (vgl. gut z.B. Moffitt 2011, S. 82). Aus diesem Grund lässt sich auch aus solchen Texten der Heilsplan Gottes ablesen, und dies tut Petrus hier: „Es war nicht möglich, dass Jesus vom Tod festgehalten wurde, denn [Gottes Plan war ein anderer und lässt sich aus Ps 16 ablesen; dort nämlich] sagt David über Jesus:...“ (Zurück zu v.25)
anIch hatte den Herrn vor mir vor Augen - Das Gr. prosoromen heißt selbst schon „vor Augen haben“; die Doppelung mit „vor mir“ wirkt im Gr. also redundant. „JHWH vor Augen haben“ meint hier natürlich „sich JHWH vor Augen halten“ (gut Herkenne 1936, S. 83), also „an JHWH ausgerichtet leben“, nämlich v.a. „by honouring Him and obeying His law“ (Kissane 1953, S. 65). Diese JHWH-Treue soll durch die redundante Formulierung und durch das „durch alle [Zeit]“ noch zusätzlich unterstrichen werden: „Weil JHWH mir beisteht, bin ich sehr fromm, und zwar immer“. Gut KAR: „Ich halte mir immer den Herrn vor Augen“. (Zurück zu v.25)
aowanken - Häufige bibl. Metapher die Gefährdung, aus der direkt Vernichtung und Tod folgt (s. Psalm 30#note_r FN r zu Ps 30,7). (Zurück zu v.25)
apmein Herz + meine Zunge + mein Fleisch (V. 26) + meine Seele (V. 27) - d.h. jeweils: „Ich“. In der bibl. Poesie wird oft eine Handlung oder eine Empfindung eines Menschen nicht von ihm ausgesagt, sondern von dem Körperteil, der hauptsächlich an dieser Handlung/Empfindung beteiligt ist; im Dt. muss man das fast stets durch „ich“ o.Ä. ersetzen. (zu v.26)
aqmein Fleisch wird sich niederlassen aufgrund [meiner] Zuversicht, d.h. sehr wahrscheinlich nicht „Ich kann mich sorglos Sterben legen“ oder gar „auch im Tot verliere ich nicht die Zuversicht“ (so z.B. BB, GN, HfA, KAM, NGÜ, NeÜ, NSS, Zink), denn der Beter wird ja gerade nicht „wanken“ (V. 25) und darum gerade nicht sterben (V. 27). Zu vergleichen ist stattdessen z.B. Ps 4,9 und die Bed. ist dann: „Weil ich mir keine Sorgen zu machen brauche, kann ich mich ruhig niederlassen“.
Auf Jesus passt dieser und der nächste Vers sehr genau: „Ein alter jüdischer Glaube war der, dass der Geist einer [verstorbenen] Person drei Tage lang im Körper [dieser Person] blieb und ihn erst am vierten Tag verließ, und dass erst zu diesem Zeitpunkt die Verwesung des Fleisches wirklich einsetzte (vgl. Joh 11,17.39).“ (Witherington 1998, S. 145; vgl. z.B. auch Leuenberger 2012, S. 326f.). (Zurück zu v.26)
arHades - gr. Begriff für das Reich des Todes. (Zurück zu v.27)