Diskussion:Psalm 21: Unterschied zwischen den Versionen

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====Entwurf Anmerkungen Vv 5-7====
 
====Entwurf Anmerkungen Vv 5-7====
  
'''Vv. 5-7''' führen Vv. 2-4 fort. Wie sehr beide Strophen zusammengehören, sieht man direkt an den sehr ähnlichen Schlussversen 4 und 7. Anders als dort ist aber hier nicht von den „weltlichen“ Segenstaten Gottes am König die Rede, sondern von den ''überweltlichen'': Gott gewährt dem König ewiges Leben, Herrlichkeit, Pracht und Hoheit. Dass der König von Gott ewiges Leben verliehen bekommt, ist eine im ganzen Alten Orient verbreitete Idee<nowiki><ref>...</ref></nowiki>. Ähnliches gilt für die Verleihung von ''kabod'', ''hod'' und ''hadar'': Alle drei Begriffe sind theologisch sehr aufgeladen und können sämtlich zwar auch von Menschen ausgesagt werden, sind recht eigentlich aber v.a. Attribute ''Gottes''. ''kabod'', die „Herrlichkeit“, ist wörtl. eigentlich die „Schwere“, das „Gewichtige“, „das [jemanden] auszeichnet und ihm Ansehen verleiht [und lässt daher] zunächst an etwas äußerlich sichtbar Erscheinendes denken, sei es nun der Reichtum, für den ''kabod'' geradezu als Synonym eintreten kann, sei es die äußere Ehrenstellung, Macht und Erfolg. So schließt auch Gottes ''kabod'', seine ‚Ehre‘ oder ‚Herrlichkeit‘, das Moment der in die Augen fallenden Erscheinung in sich.“ (Eichrodt 1964, S. 11f.). Speziell kann diese ''göttliche kabod'' auch für Gottes „Lichtkleid“ stehen, eine Art leuchtende Aureole, die nach altorientalischer Vorstellung Göttern eignete (vgl. z.B. Amzallag 2015; Podella 1996, bes. S. 124-63; und s. z.B.  [[Psalm 104#s1 |Ps 104,1f.]]; [[Jesaja 60#s1 |Jes 60,1-3]]). Ähnliches gilt für ''hod'' und ''hadar'', die wie hier auch in [[1Chroniken 16#s27 |1 Chr 16,27]]; [[Psalm 96#s6 |Ps 96,6]]; [[Psalm 104#s1 |104,1]]; [[Psalm 111#s3 |111,3]] und [[Psalm 145#s5 |145,5]] in einem Atemzug genannt werden. ''hadar'' ist zunächst konkret der „Schmuck“ und die „Pracht“ und dann auch allgemeiner „Glanz, Herrlichkeit, Hoheit, Majestät“; ''hod'' ganz ähnlich die „Hoheit, Majestät“, die ebenfalls mit „Glanz“ assoziiert wird (s. [[1Chroniken 29#s11 |1 Chr 29,11]]; [[Ijob 37#s22 |Ijob 37,22]]; [[Habakuk 3#s3 |Hab 3,3f.]]). Verwandt ist diese Vorstellung der lichtreichen Herrlichkeit, Pracht und Majestät Gottes mit dem mesopotamischen ''melammu''-Konzept: Göttern eignet ''melammu'', „Schreckensglanz“, und ernennen die Götter einen König, lassen sie ihn an diesem göttlichen Glanz teilhaben, sodass er derart auch zu einem Attribut des Königs wird.<ref>Vgl. z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/200470/#h9 Investitur (WiBiLex), bes. Abschnitt 3.3.4]; Aster 2009, S. 312; Oppenheim 1943; Wagner 2012, S. 148-54; zur ''melammu''-Vorstellung gut auch Emelianov 2010.<br />'''Vier Beispiele''': Adad-Nirari II. berichtet von seiner Krönung: „''Nachdem die großen Götter mir das Szepter in die Hand gelegt hatten, das die Völker führt, setzten sie mir die Königskrone auf und übertrugen mir den königlichen Schreckensglanz.''“(Üs. nach Wagner 2012, S. 153); in einem Gebet für den König heißt es: „''Fülle des Lebens gebe dir Sin! Schamasch, der Hirte der Länder, erleuchte dich wie ein heller Tag! ... Nergal, der Fürst der großen Götter, gebe dir eine starke Waffe! Ischtar, die Herrin, umgebe dich mit gleißendem Glanz!''“ (TUAT II/6, S. 820). Im Krönungshymnus des Assurbanipal wird gesprochen: „''An hat seine Krone gegeben, Enlil hat seinen Thron gegeben, Ninurta hat seine Waffe gegeben, Nergal hat seinen gleißenden Glanz gegeben...!''“ (Üs.: Lang 2010, S. 28). Umgekehrt lautet ein Fluch im Codex Hammurapi: „''Der große Anu, der Vater der Götter, der mich zur Regierung berufen hat, möge [dem König] den Glanz des Königtums wegnehmen, sein Zepter zerbrechen, seine Geschicke verfluchen!''“ (TUAT I/1, S. 77).<br />Dass von diesem „Glanz“ so häufig im Zusammenhang mit der Rede von Königsinsignien gesprochen wird, legt nahe, dass er irgendwie an diese gekoppelt ist (so ja auch hier, wo Gott dem König nach V. 4 die Krone verleiht). Vgl. deutlich z.B. mehrfach im Epos ''Enuma Elisch'': Dort besiegt der Gott Ea den Mummu, „''zerriss seine Sehnen, zog ab seine Krone, nahm weg seinen Glanz und legte ihn selbst an.''“ (TUAT III/4, S. 571). Ähnlich war der Gott Bel in einer Schlacht „''gekleidet in einen Rock, einen fürchterlichen Panzermantel, und trug auf seinem Haupt schrecklichen Glanz.''“ (ebd., S. 585); etwas später zieht er „''das fürstliche Gewand an, mit einer Krone des Schreckens als königlichem Glanz.''“ (ebd., S. 590). Vgl. noch sehr deutlich einen sumerischen Ritualtext: „''Das Szepter gibst du dem König und die Beschwörung ‚Holz des Meeres‘ rezitierst du, den goldenen Kronreif gibst du und die Beschwörung ‚Krone, deren Schreckensglanz‘ rezitierst du. Du gibst die Waffe und rezitierst die Beschwörung ‚Waffe, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist‘.''“ (Üs. nach Berlejung 1996, S. 15f.); eine ähnliche Beschwörung übersetzt Berleung 1998, S. 459: „''Erhabene Krone, Krone, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist, Krone, deren gleißender Glanz [...], Krone, die wie der Tag leuchtet, deren ''melammu'' den Himmel berührt. Krone der Pracht, die voll Fülle ist zum Staunen, Krone, deren Aussehen rotglänzend ist, wie [der Sonnengott] Schamasch trägt sie den Glanz über die Länder.''“</ref> Wie hier vom König gesprochen wird, liegt also ganz auf einer Linie mit verwandten altorientalischen Konzeptionen des Königtums: Gott ist es, der den König zum König macht, und darin liegt nicht nur, dass ''er'' es ist, der ihm die Krone als königliche Insignie übergibt, sondern auch die Segnung mit ewigem Leben und die Anteilgabe an der himmlischen Herrlichkeit und dem göttlichen Glanz.  
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'''Vv. 5-7''' führen Vv. 2-4 fort. Wie sehr beide Strophen zusammengehören, sieht man direkt an den sehr ähnlichen Schlussversen 4 und 7. Anders als dort ist aber hier nicht von den „weltlichen“ Segenstaten Gottes am König die Rede, sondern von den ''überweltlichen'': Gott gewährt dem König ewiges Leben, Herrlichkeit, Pracht und Hoheit. Dass der König von Gott ewiges Leben verliehen bekommt, ist eine im ganzen Alten Orient verbreitete Idee<nowiki><ref>...</ref></nowiki>. Ähnliches gilt für die Verleihung von ''kabod'', ''hod'' und ''hadar'': Alle drei Begriffe sind theologisch sehr aufgeladen und können sämtlich zwar auch von Menschen ausgesagt werden, sind recht eigentlich aber v.a. Attribute ''Gottes''. ''kabod'', die „Herrlichkeit“, ist wörtl. eigentlich die „Schwere“, das „Gewichtige“, „das [jemanden] auszeichnet und ihm Ansehen verleiht [und lässt daher] zunächst an etwas äußerlich sichtbar Erscheinendes denken, sei es nun der Reichtum, für den ''kabod'' geradezu als Synonym eintreten kann, sei es die äußere Ehrenstellung, Macht und Erfolg. So schließt auch Gottes ''kabod'', seine ‚Ehre‘ oder ‚Herrlichkeit‘, das Moment der in die Augen fallenden Erscheinung in sich.“ (Eichrodt 1964, S. 11f.). Speziell kann diese ''göttliche kabod'' auch für Gottes „Lichtkleid“ stehen, eine Art leuchtende Aureole, die nach altorientalischer Vorstellung Göttern eignete (vgl. z.B. Amzallag 2015; Podella 1996, bes. S. 124-63; und s. z.B.  [[Psalm 104#s1 |Ps 104,1f.]]; [[Jesaja 60#s1 |Jes 60,1-3]]). Ähnliches gilt für ''hod'' und ''hadar'', die wie hier auch in [[1Chroniken 16#s27 |1 Chr 16,27]]; [[Psalm 96#s6 |Ps 96,6]]; [[Psalm 104#s1 |104,1]]; [[Psalm 111#s3 |111,3]] und [[Psalm 145#s5 |145,5]] in einem Atemzug genannt werden. ''hadar'' ist zunächst konkret der „Schmuck“ und die „Pracht“ und dann auch allgemeiner „Glanz, Herrlichkeit, Hoheit, Majestät“; ''hod'' ganz ähnlich die „Hoheit, Majestät“, die ebenfalls mit „Glanz“ assoziiert wird (s. [[1Chroniken 29#s11 |1 Chr 29,11]]; [[Ijob 37#s22 |Ijob 37,22]]; [[Habakuk 3#s3 |Hab 3,3f.]]). Verwandt ist diese Vorstellung der lichtreichen Herrlichkeit, Pracht und Majestät Gottes mit dem mesopotamischen ''melammu''-Konzept: Göttern eignet ''melammu'', „Schreckensglanz“, und ernennen die Götter einen König, lassen sie ihn an diesem göttlichen Glanz teilhaben, sodass er derart auch zu einem Attribut des Königs wird.<ref>
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[[Datei:Nimbus.jpg|miniatur|rechts|Oben: Rollsiegel aus Gorgippa. In Nimbus gehüllter Gott reitet auf Löwen auf einen anbetenden König zu. Quelle: BODO 12123.<br />Unten: Gehüllt in himmlischen Lichtglanz fährt der König triumphal auf seinem Streitwagen einher. Quelle: BODO 34706]]
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Vgl. z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/200470/#h9 Investitur (WiBiLex), bes. Abschnitt 3.3.4]; Aster 2009, S. 312; Oppenheim 1943; Wagner 2012, S. 148-54; zur ''melammu''-Vorstellung gut auch Emelianov 2010.<br />'''Vier Beispiele''': Adad-Nirari II. berichtet von seiner Krönung: „''Nachdem die großen Götter mir das Szepter in die Hand gelegt hatten, das die Völker führt, setzten sie mir die Königskrone auf und übertrugen mir den königlichen Schreckensglanz.''“(Üs. nach Wagner 2012, S. 153); in einem Gebet für den König heißt es: „''Fülle des Lebens gebe dir Sin! Schamasch, der Hirte der Länder, erleuchte dich wie ein heller Tag! ... Nergal, der Fürst der großen Götter, gebe dir eine starke Waffe! Ischtar, die Herrin, umgebe dich mit gleißendem Glanz!''“ (TUAT II/6, S. 820). Im Krönungshymnus des Assurbanipal wird gesprochen: „''An hat seine Krone gegeben, Enlil hat seinen Thron gegeben, Ninurta hat seine Waffe gegeben, Nergal hat seinen gleißenden Glanz gegeben...!''“ (Üs.: Lang 2010, S. 28). Umgekehrt lautet ein Fluch im Codex Hammurapi: „''Der große Anu, der Vater der Götter, der mich zur Regierung berufen hat, möge [dem König] den Glanz des Königtums wegnehmen, sein Zepter zerbrechen, seine Geschicke verfluchen!''“ (TUAT I/1, S. 77).<br />Dass von diesem „Glanz“ so häufig im Zusammenhang mit der Rede von Königsinsignien gesprochen wird, legt nahe, dass er irgendwie an diese gekoppelt ist (so ja auch hier, wo Gott dem König nach V. 4 die Krone verleiht). Vgl. deutlich z.B. mehrfach im Epos ''Enuma Elisch'': Dort besiegt der Gott Ea den Mummu, „''zerriss seine Sehnen, zog ab seine Krone, nahm weg seinen Glanz und legte ihn selbst an.''“ (TUAT III/4, S. 571). Ähnlich war der Gott Bel in einer Schlacht „''gekleidet in einen Rock, einen fürchterlichen Panzermantel, und trug auf seinem Haupt schrecklichen Glanz.''“ (ebd., S. 585); etwas später zieht er „''das fürstliche Gewand an, mit einer Krone des Schreckens als königlichem Glanz.''“ (ebd., S. 590). Vgl. noch sehr deutlich einen sumerischen Ritualtext: „''Das Szepter gibst du dem König und die Beschwörung ‚Holz des Meeres‘ rezitierst du, den goldenen Kronreif gibst du und die Beschwörung ‚Krone, deren Schreckensglanz‘ rezitierst du. Du gibst die Waffe und rezitierst die Beschwörung ‚Waffe, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist‘.''“ (Üs. nach Berlejung 1996, S. 15f.); eine ähnliche Beschwörung übersetzt Berleung 1998, S. 459: „''Erhabene Krone, Krone, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist, Krone, deren gleißender Glanz [...], Krone, die wie der Tag leuchtet, deren ''melammu'' den Himmel berührt. Krone der Pracht, die voll Fülle ist zum Staunen, Krone, deren Aussehen rotglänzend ist, wie [der Sonnengott] Schamasch trägt sie den Glanz über die Länder.''“</ref> Wie hier vom König gesprochen wird, liegt also ganz auf einer Linie mit verwandten altorientalischen Konzeptionen des Königtums: Gott ist es, der den König zum König macht, und darin liegt nicht nur, dass ''er'' es ist, der ihm die Krone als königliche Insignie übergibt, sondern auch die Segnung mit ewigem Leben und die Anteilgabe an der himmlischen Herrlichkeit und dem göttlichen Glanz.  
  
 
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Version vom 11. August 2019, 23:13 Uhr

Checkliste für die Studienfassung Erläuterung (Welche Verse durch wen?)
A. Wer hat welche Verse aus dem Urtext übersetzt? Auf welche Quelle zur Einteilung in Sinnabschnitte wurde zurückgegriffen?
Beispiel: Vers 1–12: Anton
Einteilung nach Wolter 2007, S. 145 (Anton)

1-14 --Güntzel Schmidt (Diskussion) 10:20, 26. Mai 2019 (CEST)

B. Wer hat welche Verse noch mal am Urtext überprüft?
Beispiel: Vv. 1-3: Philipp

C. Alternativen: Häufig können Wörter in einem bestimmten Kontext mehrere denkbare Bedeutungen haben. Sind diese Übersetzungsalternativen möglichst vollständig berücksichtigt?
Beispiel: Vv. 1-17: Daniel

1-14 --Güntzel Schmidt (Diskussion) 10:20, 26. Mai 2019 (CEST)

D. Manchmal erlauben Textüberlieferung und Satzbau mehrere Übersetzungen,a oder sie sind nicht direkt übersetzbar.b Sind solche Zweifelsfälle mit einer Fußnote dokumentiert, und steht die wahrscheinlichste Deutung im Haupttext?
Beispiel: Vv. 1-12: teilweise (Emil)

E. Ist der Studienfassungstext mit Anmerkungen und Fußnoten für die Zielgruppen verstehbar? Braucht es noch erläuternde Fußnoten/Anmerkungen?
Beispiel: V. 6: „nach dem Fleisch“ ist noch unklar (Friedrich)

F. Für jeden Sinnabschnitt: Wurden zentralen Anliegen (bzw. Gattungen) unterhalb der Studienfassung dokumentiert? (Beispiel für Länge und Stil: Markus 1#Anliegen) Falls hilfreich, können sie hier kurz zusammengefasst eintragen werden.
Beispiel: Vv. 1-13: Ja; Vv. 14-20: Vollmacht wird betont (Vera)

G. Welche wissenschaftlichen Kommentare wurden zur Kontrolle der Punkte A bis F eingesehen?
Beispiel: Vv. 13-17: Bovon 1990 (Heinrich)

H. Mit welchen anderen Übersetzungen wurde verglichen, um alternative Deutungen oder ggfs. Urheberrechtsprobleme zu finden?
Beispiel: Vv. 1-17: , NeÜ (Juliett)

I. Wann wurden die folgenden Punkte überprüft? - Rechtschreibung; Namen (Loccumer Richtlinien, Gottesname); übrige Kriterien; Detailregelungen; Anführungszeichen; geschlechtergerechte Sprache
Beispiel: Rechtschreibung: 1.1.2015 (Philipp)

J. Welche Arbeitsschritte, Verbesserungen oder Anmerkungen fehlen noch?
Beispiel: Vv. 1-17: Anmerkung fehlt (Ludwig)

az.B. mehrdeutige Tempora oder Präpositionen, Aspekte, manche Partizipien (Zurück zum Text: a)
bz.B. Textkorruption, figurae etymologicae, Genitiv- und Dativverbindungen, historisches Präsens, Einleitungsformeln von Satzfolge (Zurück zum Text: b)

In dieser Tabelle bitte knapp den aktuellen Stand eintragen. Auf der übrigen Diskussionsseite kann bei Bedarf ausführlicher dokumentiert/diskutiert werden. Siehe auch: Qualität



Hier dürfen Vorschläge, Rückfragen und andere Diskussionsbeiträge folgen:

LF[Bearbeiten]

SF[Bearbeiten]

Verbformen[Bearbeiten]

Die Aspekt-Theorie besagt, dass das Hebräische Perfekt und Imperfekt keine Zeitformen bezeichnen. Vielmehr drückt der Sprecher damit aus, „wie er die geschilderte Handlung betrachtet wissen will“ (Schneider, Grammatik des biblischen Hebräisch, 6. Aufl. 1985, § 48.7). Es geht bei den Zeitformen also um eine Handlungsperspektive: Das Perfekt bezeichnet eine abgeschlossene Handlung (§ 48.7.1.1), das Imperfekt eine unabgeschlossene, andauernde oder von bestimmten Faktoren, die u.U. erst noch eintreten müssen, abhängige (= zukünftige) Handlung (§ 48.7.1.2). Wie immer man zu der Aspekt-Theorie steht, für diesen Psalm gibt sie ein gutes Schema ab:

Vers 2 steht im Imperfekt, das eine andauernde Handlung bezeichnet: Der König freut sich und tut das auch weiterhin => im Dt.: Präsens
Vers 3 steht im Perfekt: Gott hat dem König gegeben, was er wollte => im Dt.: Perfekt
Vers 4 ist wieder duratives Imperfekt: Gott kommt dem König auch weiterhin mit Segen entgegen => im Dt.: Präsens
Vers 5 ist Perfekt: Der Wunsch nach langem Leben wurde erfüllt => im Dt.: Perfekt
Verse 6-8 sind duratives Imperfekt; sie beschreiben das Verhältnis des Königs zu Gott => im Dt.: Präsens
Die Verse 9-11 sind futurisches Imperfekt und beschreiben, wie Gott mit den Feinden des Königs? seinen Feinden? verfahren wird => im Dt.: Futur
Vers 12 ist Perfekt, beschreibt, was die Gegner zu Feinden machte => im Dt.: Perfekt
Vers 13 ist Imperfekt. Ich fasse es als durativ auf, weil es Gottes Fähigkeit beschreibt, nicht etwas, das er erst tun wird => im Dt.: Präsens
Vers 14 ist ein Kohortativ (Imperfekt in der 1.Person Plural), eine Selbstaufforderung => im Dt.: Präsens --Güntzel Schmidt (Diskussion) 10:20, 26. Mai 2019 (CEST)

Ich habe das in der Korrekturlesung geändert. In Kommentaren werden die Verbformen leider nie kommentiert, implizit scheint dort aber stets in etwa etwas wie oben vorausgesetzt zu sein, da Vv. 2-7 fast durchgehend mit Vergangenheit übersetzt und der Abschnitt dann oft als Danklied klassifiziert wird. Ich halte das für recht fernliegend, weil dann erstens gerade der allgemeinste Ausdruck in v. 3 als "abgeschlossen" dargestellt würde, die "Ausfaltungen" desselben in den folgenden Vv. aber als andauernd, und zweitens gerade punktuelle Handlungen wie das "Krönen" in v. 4 und das "Legen" und "Setzen" in Vv. 6f. als "andauernd" dargestellt würden. Ich bin auch nicht sicher, ob qadam im hierigen Sinn etwas Andauerndes sein kann; gemeint ist ja nicht duratives "vorangehen" wie in Ps 68,26 und Ps 89,15, sd. "jmdm begegnen mit X" i.S.v. "jmdm X darbieten", hier nämlich Segnungen, in 2Kön 19,32; Jes 37,33 einen Schild, Dtn 23,5 und Neh 13,2 Brot, Ps 95,2 Lobpreisungen, Mi 6,6 Brandopfer usw. Ich hoffe, das war ok; ich habe dazu eine etwas längere FN verfasst. --Sebastian Walter (Diskussion) 18:48, 10. Aug. 2019 (CEST)

V. 1[Bearbeiten]

Vers 1 lautet: לַמְנַצֵּחַ מִזְמֹור לְדָוִֽד׃ Das לְ bezeichnet den Dativ, gibt also sowohl Urheber als auch Ziel an. Die Psalmen gelten als Lieder Davids, deshalb wird der Psalm dem Chorleiter zugeignet. Vom Inhalt her könnte man aber auch argumentieren, dass der Chorleiter ein Lied für (König) David gedichtet hat. Allerdings wäre dann zu fragen, warum der Chorleiter namenlos blieb. --Güntzel Schmidt (Diskussion) 10:20, 26. Mai 2019 (CEST)

V 5[Bearbeiten]

Hier stand von Güntzel: "lang sind<ref>Partizip, wörtl.: lang seiend [sind] seine Tage</ref>.
Das habe ich geändert; orek jamim ist klar eine stehende nominale Fügung mit der Bed. "Länge der Tage", daher z.B. mit Präp. in Ps 23,6; 93,5 und als nominale Angabe dessen, womit "gesättigt" wird, in 91,16, in Spr 3,2 als Objekt von jasaf, in Spr 3,16 als nominale Angabe dessen, was sie "in ihrer Hand halten" usw. --Sebastian Walter (Diskussion) 18:48, 10. Aug. 2019 (CEST)

Vv 6f[Bearbeiten]

Hier schreibt Güntzel zu kabod: <ref>Das Nomen kabod hat, ebenso wie hod und hadar im nächsten Halbvers, sowohl eine materielle („Pracht“) als auch immaterielle („Ansehen, Ehre“) Bedeutung. Ich (G.S.) halte es für wahrscheinlicher, dass Gott Ansehen und Einfluss gibt als Reichtum, s. auch der folgende Vers.</ref>.
Ich habe das bei der Zweitlesung mal so gelassen, aber ich glaube das nicht. kabod, hod und hadar sind ganz deutlich göttliche Attribute. Zu hod wehadar s. Ps 96,6; 104,1; 111,3. In Ijob 40,10 kann daher Gott sarkastisch zu Ijob sagen: "Hast du einen Arm (=Kraft) wie Gott, kannst du mit der Stimme donnern wie er? Dann lege doch an gaon wagobah ("Majestät und Erhabenheit") wehod wehadar!" Vom König ausgesagt wird beides allerdings auch in Ps 45,4. Auch kabod kann von Adeligen ausgesagt werden, s. Jes 5,13; Jes 22,23; auch sonst häufiger vom Menschen - aber üblicherweise auch dies von Gott; vgl. TWAT I 802ff. (s. auch Amzallag 2015: The Material Nature of the Radiance of YHWH...; von Gall 1900: Die Herrlichkeit Gottes; Kittel 1934: Die Herrlichkeit Gottes; Stein: Der Begriff Kebod Jahwe und seine Bedeutung für die atl. Gotteserkenntnis; Meger 1965: The Notion of Divine Glory in the Hebrew Bible; McKay 1978: My Glory - A Mantle of Praise usw.). S. z.B. Ps 19,2; 24,7-10; 57,6.12; 96,3; 97,6; 113,4; 138,5; 145,5; Jes 6,3 usw.; Gott preisen muss man daher mit kabod!, s. Ps 29,2f.9; Ps 66,2 u.ö.
In Vv. 5-7 erhält der König von Gott also ewiges Leben, kabod, hod und hadar: Er wird nicht nur gerettet, sondern darüber hinaus geradezu ins Gottgleiche verherrlicht. Vgl.:
Dahood 1965, S. 132: These two concepts are elucidated by the corresponding Akkadian idea of melammu. This Akkadian term denotes a characteristic attribute of the gods consisting of a dazzling aureole or nimbus which surrounds the divinity. The king as representative and likeness of the gods also has such an aura, which constitutes the divine legitimation of his royalty. This melammu is bestowed upon him when he becomes king; see A. L. Oppenheim, 'Akkadian pul(u)h(t)u and melammu, JAOS 63 (1943), 31-34.
Aster 2009, S. 312: But in Ps 21,6, it does not seem that this phrase [hod wehadar] indicates strength or power that God grants to the king. The theme of the kings deeds of strength is prominent only in vv. 9ff., and does not appear as a theme in vv. 2-7. The context in vv. 6-7, which refers specifically to divine traits, suggests that the hwd whdr granted to the king in this verse does not refer simply to ordinary royal power. [...] Thus, hwd whdr in Ps 21,6 seems to refer to a divine trait, specifically to a concrete object (or to an idea that is susceptible to a concrete metaphor). In searching to understand this referent, the suggestion that the biblical hwd and hdr parallel Akk. melammu recommends itself. [FN 14: This sugestion appears in R. Tournay, 'Recherches sur la chronologie des Psaumes,' RB 66 (1959) 173; and in M. Weinfeld, 'God the Creator in Genesis 1 and in the Prophecy of Second Isaiah,' Tarbiz 37 (1968 130-32 [Hebrew].] Several Neo-Assyrian texts speak of melammu as placed on the king by the gods. This sign of power (often luminous) is conceived of as a concrete object, and the texts describe it this way.
Spiekermann 1989, S. 214: Es sind Begriffe, die Jahwes Nähe, ihn selbst, auf herrscherlich-machtvolle und herrlich-prachtvolle Weise anzeigen, woran der König überreichen Anteil bekommt. Kleidet sich Jahwe nach Ps 104,1 in hwd und hdr, so gibt er nach Ps 21,6 gleichsam Herrschergewänder an den König ab, indem er nun ihm hwd und hdr anlegt.; dem folgt Saur 2004, S. 103.

Das passt auch sehr gut zu den beiden vorangehenden Konzepten der Verleihung der Herrscherinsignien an den König durch Gott und die Verleihung des ewigen Lebens durch denselben. Ich habe daher [aktuell noch nicht] etwas Alternatives für die Anmerkungen verfasst; Güntzels ursprüngliche FN ist oben. --Sebastian Walter (Diskussion) 16:06, 11. Aug. 2019 (CEST)

Entwurf Anmerkungen Vv 5-7[Bearbeiten]

Vv. 5-7 führen Vv. 2-4 fort. Wie sehr beide Strophen zusammengehören, sieht man direkt an den sehr ähnlichen Schlussversen 4 und 7. Anders als dort ist aber hier nicht von den „weltlichen“ Segenstaten Gottes am König die Rede, sondern von den überweltlichen: Gott gewährt dem König ewiges Leben, Herrlichkeit, Pracht und Hoheit. Dass der König von Gott ewiges Leben verliehen bekommt, ist eine im ganzen Alten Orient verbreitete Idee<ref>...</ref>. Ähnliches gilt für die Verleihung von kabod, hod und hadar: Alle drei Begriffe sind theologisch sehr aufgeladen und können sämtlich zwar auch von Menschen ausgesagt werden, sind recht eigentlich aber v.a. Attribute Gottes. kabod, die „Herrlichkeit“, ist wörtl. eigentlich die „Schwere“, das „Gewichtige“, „das [jemanden] auszeichnet und ihm Ansehen verleiht [und lässt daher] zunächst an etwas äußerlich sichtbar Erscheinendes denken, sei es nun der Reichtum, für den kabod geradezu als Synonym eintreten kann, sei es die äußere Ehrenstellung, Macht und Erfolg. So schließt auch Gottes kabod, seine ‚Ehre‘ oder ‚Herrlichkeit‘, das Moment der in die Augen fallenden Erscheinung in sich.“ (Eichrodt 1964, S. 11f.). Speziell kann diese göttliche kabod auch für Gottes „Lichtkleid“ stehen, eine Art leuchtende Aureole, die nach altorientalischer Vorstellung Göttern eignete (vgl. z.B. Amzallag 2015; Podella 1996, bes. S. 124-63; und s. z.B. Ps 104,1f.; Jes 60,1-3). Ähnliches gilt für hod und hadar, die wie hier auch in 1 Chr 16,27; Ps 96,6; 104,1; 111,3 und 145,5 in einem Atemzug genannt werden. hadar ist zunächst konkret der „Schmuck“ und die „Pracht“ und dann auch allgemeiner „Glanz, Herrlichkeit, Hoheit, Majestät“; hod ganz ähnlich die „Hoheit, Majestät“, die ebenfalls mit „Glanz“ assoziiert wird (s. 1 Chr 29,11; Ijob 37,22; Hab 3,3f.). Verwandt ist diese Vorstellung der lichtreichen Herrlichkeit, Pracht und Majestät Gottes mit dem mesopotamischen melammu-Konzept: Göttern eignet melammu, „Schreckensglanz“, und ernennen die Götter einen König, lassen sie ihn an diesem göttlichen Glanz teilhaben, sodass er derart auch zu einem Attribut des Königs wird.c Wie hier vom König gesprochen wird, liegt also ganz auf einer Linie mit verwandten altorientalischen Konzeptionen des Königtums: Gott ist es, der den König zum König macht, und darin liegt nicht nur, dass er es ist, der ihm die Krone als königliche Insignie übergibt, sondern auch die Segnung mit ewigem Leben und die Anteilgabe an der himmlischen Herrlichkeit und dem göttlichen Glanz.

c
Oben: Rollsiegel aus Gorgippa. In Nimbus gehüllter Gott reitet auf Löwen auf einen anbetenden König zu. Quelle: BODO 12123.
Unten: Gehüllt in himmlischen Lichtglanz fährt der König triumphal auf seinem Streitwagen einher. Quelle: BODO 34706
Vgl. z.B. Investitur (WiBiLex), bes. Abschnitt 3.3.4; Aster 2009, S. 312; Oppenheim 1943; Wagner 2012, S. 148-54; zur melammu-Vorstellung gut auch Emelianov 2010.
Vier Beispiele: Adad-Nirari II. berichtet von seiner Krönung: „Nachdem die großen Götter mir das Szepter in die Hand gelegt hatten, das die Völker führt, setzten sie mir die Königskrone auf und übertrugen mir den königlichen Schreckensglanz.“(Üs. nach Wagner 2012, S. 153); in einem Gebet für den König heißt es: „Fülle des Lebens gebe dir Sin! Schamasch, der Hirte der Länder, erleuchte dich wie ein heller Tag! ... Nergal, der Fürst der großen Götter, gebe dir eine starke Waffe! Ischtar, die Herrin, umgebe dich mit gleißendem Glanz!“ (TUAT II/6, S. 820). Im Krönungshymnus des Assurbanipal wird gesprochen: „An hat seine Krone gegeben, Enlil hat seinen Thron gegeben, Ninurta hat seine Waffe gegeben, Nergal hat seinen gleißenden Glanz gegeben...!“ (Üs.: Lang 2010, S. 28). Umgekehrt lautet ein Fluch im Codex Hammurapi: „Der große Anu, der Vater der Götter, der mich zur Regierung berufen hat, möge [dem König] den Glanz des Königtums wegnehmen, sein Zepter zerbrechen, seine Geschicke verfluchen!“ (TUAT I/1, S. 77).
Dass von diesem „Glanz“ so häufig im Zusammenhang mit der Rede von Königsinsignien gesprochen wird, legt nahe, dass er irgendwie an diese gekoppelt ist (so ja auch hier, wo Gott dem König nach V. 4 die Krone verleiht). Vgl. deutlich z.B. mehrfach im Epos Enuma Elisch: Dort besiegt der Gott Ea den Mummu, „zerriss seine Sehnen, zog ab seine Krone, nahm weg seinen Glanz und legte ihn selbst an.“ (TUAT III/4, S. 571). Ähnlich war der Gott Bel in einer Schlacht „gekleidet in einen Rock, einen fürchterlichen Panzermantel, und trug auf seinem Haupt schrecklichen Glanz.“ (ebd., S. 585); etwas später zieht er „das fürstliche Gewand an, mit einer Krone des Schreckens als königlichem Glanz.“ (ebd., S. 590). Vgl. noch sehr deutlich einen sumerischen Ritualtext: „Das Szepter gibst du dem König und die Beschwörung ‚Holz des Meeres‘ rezitierst du, den goldenen Kronreif gibst du und die Beschwörung ‚Krone, deren Schreckensglanz‘ rezitierst du. Du gibst die Waffe und rezitierst die Beschwörung ‚Waffe, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist‘.“ (Üs. nach Berlejung 1996, S. 15f.); eine ähnliche Beschwörung übersetzt Berleung 1998, S. 459: „Erhabene Krone, Krone, die mit ehrfurchtgebietendem Glanz ausgestattet ist, Krone, deren gleißender Glanz [...], Krone, die wie der Tag leuchtet, deren melammu den Himmel berührt. Krone der Pracht, die voll Fülle ist zum Staunen, Krone, deren Aussehen rotglänzend ist, wie [der Sonnengott] Schamasch trägt sie den Glanz über die Länder. (Zurück zum Text: c)