Diskussion:Vokabelliste NT: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

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Das Ultra-Perfekt funktioniert in der Umgangssprache. "Philippus aber hat seinen Mund geöffnet gehabt und hat von dieser Schrift aus begonnen gehabt, ihm Jesus zu evangelisieren" (Apg 8,35). Stimmt, das klingt komisch. Aber im Altgriechischen muss man die Partizipen unterscheiden, wenn man die Bibel wörtlich haben will. Allerdings klingen Übersetzungen wie "geöffnet habend" auch komisch. Das Partizip Aorist bezeichnet selten auch ein gleichzeitiges Geschehen. Der einzige Tempus im Deutschen, der Gegenwart ''und ''Vergangenheit regelmäßig bezeichnen kann, ist der Präsens. Aber ihn für jedes Partizip Aorist zu verwenden, ist natürlich extrem problematisch. Zur Not kann man es auch mit der im- oder beim-Verlaufsform übersetzen: "beim Öffnen seines Mundes". --[[Benutzer:Drafi|Drafi]] 17:25, 22. Aug. 2013 (CEST)
 
Das Ultra-Perfekt funktioniert in der Umgangssprache. "Philippus aber hat seinen Mund geöffnet gehabt und hat von dieser Schrift aus begonnen gehabt, ihm Jesus zu evangelisieren" (Apg 8,35). Stimmt, das klingt komisch. Aber im Altgriechischen muss man die Partizipen unterscheiden, wenn man die Bibel wörtlich haben will. Allerdings klingen Übersetzungen wie "geöffnet habend" auch komisch. Das Partizip Aorist bezeichnet selten auch ein gleichzeitiges Geschehen. Der einzige Tempus im Deutschen, der Gegenwart ''und ''Vergangenheit regelmäßig bezeichnen kann, ist der Präsens. Aber ihn für jedes Partizip Aorist zu verwenden, ist natürlich extrem problematisch. Zur Not kann man es auch mit der im- oder beim-Verlaufsform übersetzen: "beim Öffnen seines Mundes". --[[Benutzer:Drafi|Drafi]] 17:25, 22. Aug. 2013 (CEST)
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Wir benutzen aber nur Hochdeutsch. Ich glaube auch nicht, dass alle deutschen Dialekte dieses "Ultra-Perfekt" kennen (im Fränkischen gibt's das, zugegeben). Mir ist nicht klar, inwiefern es sich vom Imperfekt unterscheidet.
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Ich finde es schön, dass du diese Diskussion anstoßen möchtest, aber ich weiß auch, dass du nicht wirklich Griechisch kannst. Es gibt wohl teils seltsame Auffassungen zum Aorist unter Laien, auf jeden Fall kann man es nicht einfach 1:1 ins Deutsche übersetzen. Wir übersetzen ja nicht nur die Wörter und Formulierungen, sondern auch den Satzbau seiner Funktion entsprechend, d.h. wir sorgen z.B. dafür, dass eine durch Wortstellung angezeigte Betonung in einem griechischen Satz im Deutschen erhalten bleibt. Natürlich kann man dann nicht genau die gleiche Wortreihenfolge benutzen (wie überhaupt selten), denn täte man das, ginge die Betonung verloren. Stattdessen betont man im Deutschen manchmal mithilfe von emphatischen Partikeln oder einer emphatischeren Formulierung.
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Genauso gehen wir bei allen Teilen der Syntax vor. Es hilft nicht, für das Aorist eine eigene deutsche Zeitform zu erfinden (ähnlich geht ja die umstrittene, unabhängige deutsche dabhar-Bibelübersetzung vor), denn die würde seine Funktion nicht korrekt übersetzen, der Satz wäre im Deutschen verkehrt und der Leser würde nicht verstehen, was los ist.
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Kurze Info zum Aorist: Der Aorist ist im Indikativ eine unmarkierte Vergangenheitsform. D.h., im Gegensatz zum Imperfekt oder Perfekt wird nichts über Dauer oder Fortschritt der Handlung ausgesagt. In anderen Modi (Imperativ, Konjunktiv, Optativ) sowie im Infinitiv und im Partizip hat der Aorist jedoch eine andere Aspektbedeutung, die nicht zwangsläufig überhaupt eine Zeit ausdrückt (so im Imperativ, Infinitiv und Konjunktiv). Beim Partizip Aorist steht die Zeitinformation auch nicht im Vordergrund. Will man in einem partizipialen Nebensatz (z.B. mit Participium conjunctum) v.a. Vorzeitigkeit signalisieren, benutzt man ein Partizip Perfekt.
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An deinen Übersetzungs-Vorschlägen sehe ich, dass du nur wenig Kenntnis von der Funktion des Aorists und fast keine von Semantik hast. Leider wäre beides eine unverzichtbare Voraussetzung, um das ernsthaft zu diskutieren. Das meine ich nicht böse, sondern ich will darauf hinaus: Es hat keinen Sinn, auf diese Weise weiter zu diskutieren.
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Stattdessen würde ich mich freuen, wenn du für uns festhältst: Welche Fragen hast du zum Aorist und seiner Übersetzung? Was ist unklar? Dann könnten wir das auf der Seite [[Aorist]] festhalten, die momentan allerdings eine Bearbeitung bräuchte. --[[Benutzer:Ben|Ben]] 17:46, 22. Aug. 2013 (CEST)

Version vom 22. August 2013, 17:46 Uhr

Wir müssen noch klären, wie wir ein Partizip Aorist übersetzen. Ich würde es ein Ultra-Perfekt nehmen (Sie heben gesagt gehabt etc.). --Drafi 14:03, 22. Aug. 2013 (CEST)

Das entnehmen wir unseren griechischen Grammatiken ggfs. der neueren linguistischen Fachdiskussion zur Aspektbedeutung im Griechischen (die aber noch nicht zu gesicherten oder einheitlichen Ergebnissen gekommen ist). Aber vor allem machen wir es vom Kontext abhängig. Eigentlich gibt es da nicht viel zu diskutieren: Gewöhnlich übersetzt man das Ptz. Aor. als gegenwärtig oder vergangen (d.h. je nach Kontext eine der drei deutschen Tempora der Vergangenheit). Leider habe ich gerade keine zur Hand, sonst könnte ich dir genauer sagen, welche geläufiger ist (ich glaube, Vergangenheit), und ob es weitere Konnotationen oder Regeln gibt. Es ist eigentlich meistens klar.

Die von dir vorgeschlagene Lösung funktioniert aber weder im Deutschen, noch passt sie (Du benutzt den Indikativ) zu den Gebrauchsweisen des griechischen Partizips ODER des Aorist. Mit Verlaub, aber woher kommt denn diese schrullige Theorie? --Ben 15:19, 22. Aug. 2013 (CEST)

Das Ultra-Perfekt funktioniert in der Umgangssprache. "Philippus aber hat seinen Mund geöffnet gehabt und hat von dieser Schrift aus begonnen gehabt, ihm Jesus zu evangelisieren" (Apg 8,35). Stimmt, das klingt komisch. Aber im Altgriechischen muss man die Partizipen unterscheiden, wenn man die Bibel wörtlich haben will. Allerdings klingen Übersetzungen wie "geöffnet habend" auch komisch. Das Partizip Aorist bezeichnet selten auch ein gleichzeitiges Geschehen. Der einzige Tempus im Deutschen, der Gegenwart und Vergangenheit regelmäßig bezeichnen kann, ist der Präsens. Aber ihn für jedes Partizip Aorist zu verwenden, ist natürlich extrem problematisch. Zur Not kann man es auch mit der im- oder beim-Verlaufsform übersetzen: "beim Öffnen seines Mundes". --Drafi 17:25, 22. Aug. 2013 (CEST)

Wir benutzen aber nur Hochdeutsch. Ich glaube auch nicht, dass alle deutschen Dialekte dieses "Ultra-Perfekt" kennen (im Fränkischen gibt's das, zugegeben). Mir ist nicht klar, inwiefern es sich vom Imperfekt unterscheidet.

Ich finde es schön, dass du diese Diskussion anstoßen möchtest, aber ich weiß auch, dass du nicht wirklich Griechisch kannst. Es gibt wohl teils seltsame Auffassungen zum Aorist unter Laien, auf jeden Fall kann man es nicht einfach 1:1 ins Deutsche übersetzen. Wir übersetzen ja nicht nur die Wörter und Formulierungen, sondern auch den Satzbau seiner Funktion entsprechend, d.h. wir sorgen z.B. dafür, dass eine durch Wortstellung angezeigte Betonung in einem griechischen Satz im Deutschen erhalten bleibt. Natürlich kann man dann nicht genau die gleiche Wortreihenfolge benutzen (wie überhaupt selten), denn täte man das, ginge die Betonung verloren. Stattdessen betont man im Deutschen manchmal mithilfe von emphatischen Partikeln oder einer emphatischeren Formulierung.

Genauso gehen wir bei allen Teilen der Syntax vor. Es hilft nicht, für das Aorist eine eigene deutsche Zeitform zu erfinden (ähnlich geht ja die umstrittene, unabhängige deutsche dabhar-Bibelübersetzung vor), denn die würde seine Funktion nicht korrekt übersetzen, der Satz wäre im Deutschen verkehrt und der Leser würde nicht verstehen, was los ist.

Kurze Info zum Aorist: Der Aorist ist im Indikativ eine unmarkierte Vergangenheitsform. D.h., im Gegensatz zum Imperfekt oder Perfekt wird nichts über Dauer oder Fortschritt der Handlung ausgesagt. In anderen Modi (Imperativ, Konjunktiv, Optativ) sowie im Infinitiv und im Partizip hat der Aorist jedoch eine andere Aspektbedeutung, die nicht zwangsläufig überhaupt eine Zeit ausdrückt (so im Imperativ, Infinitiv und Konjunktiv). Beim Partizip Aorist steht die Zeitinformation auch nicht im Vordergrund. Will man in einem partizipialen Nebensatz (z.B. mit Participium conjunctum) v.a. Vorzeitigkeit signalisieren, benutzt man ein Partizip Perfekt.

An deinen Übersetzungs-Vorschlägen sehe ich, dass du nur wenig Kenntnis von der Funktion des Aorists und fast keine von Semantik hast. Leider wäre beides eine unverzichtbare Voraussetzung, um das ernsthaft zu diskutieren. Das meine ich nicht böse, sondern ich will darauf hinaus: Es hat keinen Sinn, auf diese Weise weiter zu diskutieren.

Stattdessen würde ich mich freuen, wenn du für uns festhältst: Welche Fragen hast du zum Aorist und seiner Übersetzung? Was ist unklar? Dann könnten wir das auf der Seite Aorist festhalten, die momentan allerdings eine Bearbeitung bräuchte. --Ben 17:46, 22. Aug. 2013 (CEST)