Gen 1-2,3/Persönliche Fassung (Sebastian Walter): Unterschied zwischen den Versionen

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{{L|1}} Am Anfang von Gottes Schöpfung<ref>''Schöpfung'' - Wortspiel: Das hebräische Wort für „schaffen“ (''bara`'') bedeutet auch „spalten, schneiden“ (vgl. zum Wort bes. van Wolde 2009). Das ist es auch, was Gott im Wesentlichen an Tag 2-4 tut: Verschiedene Bereiche der Welt voneinander zu scheiden.</ref> von Himmel<ref name="Qatl">Klangspiel: Im Hebräischen gibt es eine Gruppe von Wörtern, die mit zwei Konsonanten statt dem viel häufigeren Muster Konsonant – Vokal – Konsonant enden, und in die im späteren Hebräischen ein Hilfsvokal zwischen die beiden Konsonanten eingefügt wurde. Diese Wörter begegnen in Gen 1 extrem gehäuft; es ist offensichtlich, dass sie hier als eine Art „Urwörter“ für die „Urelemente“ der Welt erscheinen sollen. Genauer handelt es sich um folgende (nur jeweils das erste Wort hat eine Fußnote):<br />„Himmel“: ''šama'''jm'''''<br />„Erde“: ''`a'''rṣ'''''<br />„Nicht und Nichts“: ''tu'''hw''' wa-bu'''hw'''''<br />„Dunkelheit“: ''hu'''šk'''''<br />„Gewässer“: ''ma'''jm'''''<br />„Abend“ und „Morgen“: ''´a'''rb''''' und ''bu'''qr'''''<br />„Grünes“: ''da'''š`'''''<br />„Getreide“: ''´i'''śb'''''<br />„Samen“: ''za'''r`'''''<br />„Frucht“: ''pi'''rj'''''<br />„Getümmel“: ''ša'''rṣ'''''<br />„Lebewesen“: ''na'''pš''''' (wozu auch Vögel, Wild, Vieh und Mensch gehört!)<br />„Geschlängel“: ''ra'''mś'''''<br />„Abbild“: ''ṣa'''lm'''''<br />„Pflanzen“: ''ja'''rq'''''.<br />
 
{{L|1}} Am Anfang von Gottes Schöpfung<ref>''Schöpfung'' - Wortspiel: Das hebräische Wort für „schaffen“ (''bara`'') bedeutet auch „spalten, schneiden“ (vgl. zum Wort bes. van Wolde 2009). Das ist es auch, was Gott im Wesentlichen an Tag 2-4 tut: Verschiedene Bereiche der Welt voneinander zu scheiden.</ref> von Himmel<ref name="Qatl">Klangspiel: Im Hebräischen gibt es eine Gruppe von Wörtern, die mit zwei Konsonanten statt dem viel häufigeren Muster Konsonant – Vokal – Konsonant enden, und in die im späteren Hebräischen ein Hilfsvokal zwischen die beiden Konsonanten eingefügt wurde. Diese Wörter begegnen in Gen 1 extrem gehäuft; es ist offensichtlich, dass sie hier als eine Art „Urwörter“ für die „Urelemente“ der Welt erscheinen sollen. Genauer handelt es sich um folgende (nur jeweils das erste Wort hat eine Fußnote):<br />„Himmel“: ''šama'''jm'''''<br />„Erde“: ''`a'''rṣ'''''<br />„Nicht und Nichts“: ''tu'''hw''' wa-bu'''hw'''''<br />„Dunkelheit“: ''hu'''šk'''''<br />„Gewässer“: ''ma'''jm'''''<br />„Abend“ und „Morgen“: ''´a'''rb''''' und ''bu'''qr'''''<br />„Grünes“: ''da'''š`'''''<br />„Getreide“: ''´i'''śb'''''<br />„Samen“: ''za'''r`'''''<br />„Frucht“: ''pi'''rj'''''<br />„Getümmel“: ''ša'''rṣ'''''<br />„Lebewesen“: ''na'''pš''''' (wozu auch Vögel, Wild, Vieh und Mensch gehört!)<br />„Geschlängel“: ''ra'''mś'''''<br />„Abbild“: ''ṣa'''lm'''''<br />„Pflanzen“: ''ja'''rq'''''.<br />
Auffällig ist, dass nur an Tag 4 kein einziges Wort mit diesem Wortbildungsmuster neu eingeführt wird, und sogar auf eine Benennung verzichtet wird, die eines eingeführt hätte – „Sonne“ nämlich heißt im Hebräischen ''ša'''mš'''. Stattdessen stehen hier nur Wörter mit langem Endvokal: „Licht“ heißt ''`ōr'', die „Sterne“ heißen ''kōkabīm''. Auch die „großen Seeungeheuer“ in V. 21, die von „all den sich tümmelnden lebenden Lebewesen, die sich im Wasser schlängeln“ unterschieden werden, fallen aus diesem Muster heraus; sie heißen ''tannīnīm gadulīm''. Alle vier sind mythische Wesen: Die Himmelskörper wurden auch in Israel als Götter verehrt, die Seeungeheuer erscheinen in mehreren altorientalischen Mythen als Gegner Gottes. Auch diese erscheinen hier als ''Geschöpfe'' Gottes, aber dass sie derart aus diesem Muster von Gen 1 herausfallen und das von Sonne und Mond auch noch eigens gesagt wird, dass sie „über Tag und Nacht herrschten“, zeigt, dass diese mythischen Vorstellungen auch noch im Hintergrund von Gen 1 walten.</ref> und Erde<ref name="Qatl" />
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Auffällig ist, dass nur an Tag 4 kein einziges Wort mit diesem Wortbildungsmuster neu eingeführt wird, und sogar auf eine Benennung verzichtet wird, die eines eingeführt hätte – „Sonne“ nämlich heißt im Hebräischen ''ša'''mš'''''. Stattdessen stehen hier nur Wörter mit langem Endvokal: „Licht“ heißt ''`ōr'', die „Sterne“ heißen ''kōkabīm''. Auch die „großen Seeungeheuer“ in V. 21, die von „all den sich tümmelnden lebenden Lebewesen, die sich im Wasser schlängeln“ unterschieden werden, fallen aus diesem Muster heraus; sie heißen ''tannīnīm gadulīm''. Alle vier sind mythische Wesen: Die Himmelskörper wurden auch in Israel als Götter verehrt, die Seeungeheuer erscheinen in mehreren altorientalischen Mythen als Gegner Gottes. Auch diese erscheinen hier als ''Geschöpfe'' Gottes, aber dass sie derart aus diesem Muster von Gen 1 herausfallen und das von Sonne und Mond auch noch eigens gesagt wird, dass sie „über Tag und Nacht herrschten“, zeigt, dass diese mythischen Vorstellungen auch noch im Hintergrund von Gen 1 walten.</ref> und Erde<ref name="Qatl" />
 
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Dunkelheit<ref name="Qatl" /> lag über der Oberfläche des Wassers
 
Dunkelheit<ref name="Qatl" /> lag über der Oberfläche des Wassers

Version vom 14. August 2022, 12:16 Uhr

Dies ist eine individuell verantwortete Textfassung. Sie ist Teil der Offenen Bibel, stammt aber in dieser Version nicht vom Gesamt-Team.

Persönliche Fassung

Die Schöpfung der Welt

1 Am Anfang von Gottes Schöpfunga von Himmelb und Erdeb
2 war die Erde Nicht und Nichts:b
Dunkelheitb lag über der Oberfläche des Wassers
und Hauch Gottesc wehte über der Oberfläche der Gewässer,db
3 und Gott sprach:
„Helles soll sein!“
Und Helles ward.
4 Gott sah, dass das Helle gut war,
und Gott schied dieses Helle von der Dunkelheit.
5 Gott nannte das Helle „Tag“
und die Dunkelheit nannte er „Nacht“.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:b Ein „Tag“.


6 Dann sprach Gott:
„Ein Gewölbe soll mitten in den Gewässern sein
und Scheidewand zwischen Gewässern und Gewässern sein!“
7 Gott machte also dieses Gewölbe
und schied so das Gewässer unterhalb des Gewölbes
vom Gewässer oberhalb des Gewölbes:
Es geschah so.
8 Gott nannte das Gewölbe „Himmel“.
Es wurde Abend und es wurde Morgen: Ein zweiter Tag.


9 Dann sprach Gott:
„Das Gewässer unter dem Himmel soll sich an einem Ort sammeln
und Trockenes soll sichtbar werden!“
So geschah es:
Das Gewässer unter dem Himmel sammelte sich in seine Becken
und Trockenes ward sichtbar.e
10 Gott nannte das Trockene „Erde“
und die Wasserbecken nannte er „Meere“.f
Gott sah, dass es gut war.
11 Dann sprach Gott:
„Die Erde soll Grünesb grünen lassen:
Samenb samendes Getreideb
und verschiedenste Arten von Frucht tragenden Fruchtbäumen,b
deren Früchte ihren Samen in sich haben!“
So geschah es:
12 Die Erde ließ Grünes grünen:
Verschiedenste Arten von Samen samendem Getreide
und verschiedenste Arten von Frucht tragenden Fruchtbäumen,
deren Früchte ihren Samen in sich haben.
Gott sah, dass es gut war.
13 Es wurde Abend und es wurde Morgen: Ein dritter Tag.


14 Dann sprach Gott:
„Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein,
um den Tag von der Nacht zu scheiden!
Sie sollen Zeichen sein für Festzeiten und für Jahr und Tag,g
15 und sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein,
um über der Erde zu leuchten!“h
So geschah es:
16 Gott machte die beiden großen Lichter:
Das größere Licht zur Herrschaft über den Tag
und das kleinere Licht zur Herrschaft über die Nacht,
außerdem die Sterne.
17 Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe,
damit sie über der Erde leuchteten
18 und damit sie über Tag und Nacht herrschten
und so das Helle von der Dunkelheit schieden.
Gott sah, dass es gut war.
19 Es wurde Abend und es wurde Morgen: ein vierter Tag.


20 Dann sprach Gott:
„Im Wasser soll sich ein Getümmelb von lebenden Lebewesenb tümmeln
und über der Erde soll am Himmelsgewölbe Geflügel flügeln!“
21 Also schuf Gott die großen Seeungeheuer,
all die verschiedenen lebenden, sich tümmelnden Lebewesen, die im Wasser schlängeln,
und all das verschiedene gefiederte Geflügel.
Gott sah, dass es gut war,
22 und er segnete sie:
„Seid fruchtbar und vermehrt euchi
und füllt das Gewässer in den Meeren,
und das Geflügel sollen sich über der Erde vermehren!“
23 Es wurde Abend und es wurde Morgen: ein fünfter Tag.


24 Dann sprach Gott:
„Die Erde soll verschiedenste Arten von lebenden Lebewesen hervorbringen:
Verschiedenste Arten von Vieh, von Geschlängelb und von Wild der Erde!“
So geschah es:
25 Gott machte verschiedenste Arten von Wild der Erde,
verschiedenste Arten von Vieh
und verschiedenste Arten von all dem Geschlängel des Erdbodens.
Gott sah, dass es gut war.
26 Dann sprach Gott: „Lasst unsj den Menschen machen als uns ähnliches Abbild!kb
Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und das Geflügel des Himmels
und über das Vieh und über all die Erde
und über all das Geschlängel, das auf der Erde schlängelt!“
27 Und so schuf Gott den Menschen als sein Abbild,
Als Gottes Abbild schuf er ihn,
männlich und weiblich schuf er sie.l
28 Dann segnete Gott sie;
Gott sprach zu ihnen:
„Seid fruchtbar und vermehrt euch,
Füllt die Erde und unterwerft sie!
Herrscht über die Fische im Meer und das Geflügel am Himmel
und über alle Lebewesen, die auf der Erde schlängeln!“
29 Weiterhin sagte er:
„Hiermit gebe ich euch all das Getreide, das Samen samt, das auf all der Erdoberfläche ist,
und alle Bäume, an denen Baumfrüchte sind, die Samen samen!
Sie sollen eure Nahrung sein!
30 Auch für all das Wild der Erde,
für all das Geflügel des Himmels,
für alles, was auf der Erde schlängelt –
für alles, was Lebenm in sich hat –
sollen alle grünen Pflanzenb Nahrung sein!“
So geschah es.
31 Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war.
Es wurde Abend und es wurde Morgen: Der sechste Tag.


2,1 Vollendet waren Himmel und Erde und alles darauf,
2,2 und so vollendete Gott am sechsten Tagn sein Werk, das er gemacht hatte
und ruhte sich am siebten Tag aus von all seinem Werk, das er gemacht hatte.
2,3 Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn als heilig,
da er sich an ihm ausgeruht hatte von all seinem Werk, das Gott machend geschaffen hatte.

(Sebastian Walter unter Verwendung von Texten der Offenen Bibel)

aSchöpfung - Wortspiel: Das hebräische Wort für „schaffen“ (bara`) bedeutet auch „spalten, schneiden“ (vgl. zum Wort bes. van Wolde 2009). Das ist es auch, was Gott im Wesentlichen an Tag 2-4 tut: Verschiedene Bereiche der Welt voneinander zu scheiden. (Zurück zu Lesefassung v.1)
bKlangspiel: Im Hebräischen gibt es eine Gruppe von Wörtern, die mit zwei Konsonanten statt dem viel häufigeren Muster Konsonant – Vokal – Konsonant enden, und in die im späteren Hebräischen ein Hilfsvokal zwischen die beiden Konsonanten eingefügt wurde. Diese Wörter begegnen in Gen 1 extrem gehäuft; es ist offensichtlich, dass sie hier als eine Art „Urwörter“ für die „Urelemente“ der Welt erscheinen sollen. Genauer handelt es sich um folgende (nur jeweils das erste Wort hat eine Fußnote):
„Himmel“: šamajm
„Erde“: `arṣ
„Nicht und Nichts“: tuhw wa-buhw
„Dunkelheit“: hušk
„Gewässer“: majm
„Abend“ und „Morgen“: ´arb und buqr
„Grünes“: daš`
„Getreide“: ´iśb
„Samen“: zar`
„Frucht“: pirj
„Getümmel“: šarṣ
„Lebewesen“: na (wozu auch Vögel, Wild, Vieh und Mensch gehört!)
„Geschlängel“: ra
„Abbild“: ṣalm
„Pflanzen“: jarq.
Auffällig ist, dass nur an Tag 4 kein einziges Wort mit diesem Wortbildungsmuster neu eingeführt wird, und sogar auf eine Benennung verzichtet wird, die eines eingeführt hätte – „Sonne“ nämlich heißt im Hebräischen ša. Stattdessen stehen hier nur Wörter mit langem Endvokal: „Licht“ heißt `ōr, die „Sterne“ heißen kōkabīm. Auch die „großen Seeungeheuer“ in V. 21, die von „all den sich tümmelnden lebenden Lebewesen, die sich im Wasser schlängeln“ unterschieden werden, fallen aus diesem Muster heraus; sie heißen tannīnīm gadulīm. Alle vier sind mythische Wesen: Die Himmelskörper wurden auch in Israel als Götter verehrt, die Seeungeheuer erscheinen in mehreren altorientalischen Mythen als Gegner Gottes. Auch diese erscheinen hier als Geschöpfe Gottes, aber dass sie derart aus diesem Muster von Gen 1 herausfallen und das von Sonne und Mond auch noch eigens gesagt wird, dass sie „über Tag und Nacht herrschten“, zeigt, dass diese mythischen Vorstellungen auch noch im Hintergrund von Gen 1 walten. (zu Lesefassung v.1 / zu Lesefassung v.2 / zu Lesefassung v.5 / zu Lesefassung v.11 / zu Lesefassung v.20 / zu Lesefassung v.24 / zu Lesefassung v.26 / zu Lesefassung v.30)
cDie Bedeutung des „Hauchs Gottes“ hier ist unklar:
(1) In der neueren Forschung versteht man darunter neben Finsternis und Urflut meist ein weiteres Element des Chaos zu Urbeginn: einen „Ur-Sturm“.
(2) Aber vgl. Ps 33,6.9: „Durch das Wort GOTTES wurde der Himmel gemacht, durch den Hauch seiner Nase ihr ganzes Heer: Denn er sprach und es ward, er befahl und es entstand.“; Jdt 16,14Alle Kreaturen sollen dir dienen, denn du sprachst und sie entstanden. Du sandtest deinen Hauch aus und sie wurden erbaut, denn es gibt nichts, was deiner Stimme wiederstehen könnte.“ Gottes Sprechen wird noch häufiger als Sturmwind dargestellt: Ex 15,8.10; 2 Sam 22,16= Ps 18,16; Ijob 4,9; Sir 43,16f.. In Ps 148,8 heißt sogar Gott selbst: „Du Sturmwind, der Sein Wort vollzieht“. Es ist daher gut möglich, dass hier „der Hauch Gottes wehte über der Oberfläche des Wassers“ Teil der ersten Redeeinleitung „und Gott sprach“ ist (Di Lella 1985, S. 130). S. dazu noch einmal genauer zu V. 26. (Zurück zu Lesefassung v.2)
dHimmel ... Gewässer - Klangspiel im Hebräischen: Der „der Himmel“ heißt hašamajm, „die Gewässer“ dagegen hamajm. (Zurück zu Lesefassung v.2)
eTextkritik: Dieser Satz fehlt im MT, wird aber bezeugt von 4QGenk, LXX, VL und Jub 2,6. Für ursprünglich halten ihn z.B. auch DJD XII, S. 76 und Hendel 1998, S. 120. (Zurück zu Lesefassung v.9)
fGewässer ... Meere - Klangspiel im Hebräischen: Das „Gewässer“ heiß majm (geschrieben: mjm, „Meere“ heißen jammim (geschrieben: jmjm (Zurück zu Lesefassung v.10)
gFestzeiten, Jahr und Tag - An ihnen soll sich also grundsätzlich die Zeit ablesen lassen („Jahr und Tag“) Außerdem sollen sie anzeigen, wann heilige Zeiten sind, also die religiösen Feste des alten Judentums. (Zurück zu Lesefassung v.14)
hKlangspiel im Hebräischen: „leuchten“ (`ir) und „Erde“ (`arṣ) haben zu Beginn die selben Konsonanten; davor sind Präposition + Artikel / Vorsilbe („über der“: ´al ha-; „um ...-en“: laha-) beinahe Anagramme: laha-`ir ´al ha-`arṣ. (Zurück zu Lesefassung v.15)
iKlangspiel im Hebräischen: pru wa-rbu. (Zurück zu Lesefassung v.22)
jDie Bedeutung des Plurals „uns“ ist unklar. Vier mögliche Deutungen:
(1) Gott berät sich mit seinem „Hauch“ aus V. 2. In der Theologie des Ersten Testaments wird dieser noch nicht so klar als „Geist Gottes“ von Gott unterschieden wie später im Zweiten Testament und in frühjüdischen Schriften, klar ist aber an mehreren Stellen, dass Gott nicht mit diesem „Hauch“ identisch ist, aber durch ihn wirkt (z.B. Ijob 33,4; Ps 104,30 und die schon oben zitierten Verse Ex 15,8.10; 2 Sam 22,16 = Ps 18,16; Jdt 16,14; Ijob 4,9; Ps 33,6.9). Es gibt in der hebräischen Bibel noch eine ganze Reihe anderer „Wesensweisen“ Gottes, die von ihm selbst zu unterscheiden sind und in denen er dennoch präsent ist und auf der Erde wirkt: Sein „Name“ etwa, seine „Glorie“, seine „Altäre“ und ähnliches. Wie dieser Hauch an der Schöpfung des Menschen beteiligt sein könnte, sieht man in Gen 2: Gott „haucht dem Menschen sein Hauchen ein“. So deutet z.B. Clines 1998.
(2) Im Deutschen und Englischen gibt es einen sog. „Plural deliberationis“, mit dem ein Mensch im Plural zu sich selbst spricht („Dann wollen wir mal!“; „Let's go!“). Die meisten neueren Ausleger halten auch diesen hebräischen Plural für einen solchen. So effektiv schon der Midrasch: „Laut Rabbi Ami beriet sich Gott mit seinem Herzen.“ Die einzige möglicherweise gute Parallele für diesen Sprachgebrauch im Hebräischen ist aber Hld 1,11, und zu diesem V. s. dort: Auch dort ist das nicht der Fall. Das selbe Phänomen wie hier begegnet auch in Gen 11,27 und gleich noch mal in Gen 3,22, wo es sicher kein Plural deliberationis ist.
(3) Die meisten alten jüdischen Ausleger glaubten daher stattdessen, Gott berate sich in Gen 1 mit der bereits geschaffenen Welt, wonach beide gemeinsam den Menschen schufen (ebenfalls im Midrasch; z.B. auch Rikam und Rambam). Wie Himmel und Erde an der Schöpfung des Menschen mitgewirkt haben könnten, sieht man dann ebenfalls in Gen 2.
(4) Die alten Christen dagegen sahen hier bereits die Trinität angedeutet: Gott berate sich hier mit seinem Sohn Jesus. Auf dem Konzil von Sirmium wurde dies 351 n. Chr. sogar dogmatisch festgeschrieben: Wer die Stelle nicht so verstehe, könne kein Christ sein. (Zurück zu Lesefassung v.26)
kAbbild - Heb. ṣalm. Das Wort wird meist verwendet, um Götter-Statuen zu bezeichnen. Solche Götter-Statuen waren im Alten Orient aber nie nur bildliche Darstellungen von Göttern, sondern Wohnstätten derselben: In ihnen waren Götter auf der Erde präsent und durch sie wirkten sie ebenso auf der Erde, wie Gott im Ersten Testament auch durch seinen „Hauch“, seinen „Namen“, seine „Glorie“, seine „Boten“ usw. auf der Erde wirkte. Dies ist also nach Gen 1 die Rolle des Menschen: Repräsentant Gottes zu sein, durch den dieser auf der Erde wirkt – zum Beispiel in der Form, dass er über alle anderen Lebewesen herrscht.
Liest man das Wort zusammen mit der anderen Schwierigkeit in diesem Vers und mit V. 7 des nächsten Kapitels, ergibt sich insgesamt ein klares Bild: Gott ist seit Urbeginn auf Erden präsent in und mit seinem „Hauch“, der später theologisch genauer als sein „Geist“ ausgelegt werden sollte. Mit diesem berät er sich in Gen 1,26 darüber, den Menschen als sein „Abbild“ schaffen zu wollen, und erst, indem er dann diesem Abbild seinen „Hauch“ einhaucht, wird es auch wirklich zum Repräsentanten Gottes auf Erden. (Zurück zu Lesefassung v.26)
lHier sei noch einmal daran erinnert, was oben zum Wort für „schaffen“ / „Schöpfung“ gesagt wurde – dass es auch mit „teilen“ / „Teilung“ übersetzt werden könnte. Viele alte jüdische Ausleger haben diese Zeile denn auch genau so verstanden: Hier würde die Teilung von Mann und Frau berichtet, die ausführlicher in Gen 2 geschildert werden wird. (Zurück zu Lesefassung v.27)
mLeben - Schlüsselwort in der Bibel, hebräisch napš. napš kann sowohl das sein, was ein Lebewesen zum Lebewesen macht („Leben“) als auch wie in V. 24 diese „Lebewesen“ selbst bezeichnen. Was hier gemeint ist, ist also gar nicht ausgemacht: Entweder wird noch einmal zusammenfassend gesagt: „alle Lebewesen“. Oder Wild, Vögel und „Geschlängel“ werden hier abschließend noch einmal charakterisiert: Getreide trägt seinen Samen an sich und vermehrt sich so, Bäume tragen Früchte mit Samen in sich und vermehren sich so – und Wild, Vögel und Geschlängel tragen gleich ihre Nachkommen in sich und vermehren sich so. (Zurück zu Lesefassung v.30)
nTextkritik: MT: „am siebten Tag“. LXX, Syr, Jub 2,16 und der Midrasch dagegen bezeugen „am sechsten Tag“. Für ursprünglich halten diesen Wortlaut z.B. auch Ball 1896, S. 73 und Hendel 1998, S. 122. (Zurück zu Lesefassung v.2,2)

Dieser Text ist wie die Offene Bibel insgesamt frei kopierbar (CC-BY-SA 3.0). Bearbeitungen müssen unter derselben Lizenz stehen und folgende Quellenangabe enthalten: „‹Neuer Autorenname› unter Verwendung von Texten von Sebastian Walter und der Offenen Bibel“ Dieser Text darf in den offiziellen Fassungen der Offenen Bibel (z.B. Studienfassung, Lesefassung, Fassung in Leichter Sprache) verwendet werden. Dann genügt für diese Fassungen sowie für abgeleitete Texte die Quellenangabe „Offene Bibel“.