Genesis 4: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}}Adam und Eva bekamen ihr erstes Kind, einen Sohn Kain. Da sagte Eva:" Ich habe mit Hilfe JHWH einen Sohn geboren.
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{{S|1}} Adam erkannte<ref name="erkennen">''erkennen'' ist ein häufiger Euphemismus für „Geschlechtsverkehr haben“. Es ist das selbe Verb, das auch in Gen 2-3 den Baum als „Baum der ''Erkenntnis'' beschrieb“.</ref> seine Frau Eva. Und Eva empfing und gebar den Kain (Schmied, Kauf?).<ref>''Kain (Schmied, Kauf?)'' - Volksetymologie: Zeile 2 erklärt den Namen ''Qajn'' mit dem Wort ''qanah'' („kaufen“). Tatsächlich bedeutet ''Qajn'' nicht „Kauf“, sondern wahrscheinlich „Schmied“ wie gleich bei seinem Nachfahren.</ref> Da sagte sie: „Ich habe einen Mann erkauft (hervorgebracht, geschaffen) an der Seite von JHWH (erkauft. Mit mir ist JHWH)!“<ref>''Ich habe einen Mann erkauft (hervorgebracht, geschaffen) an der Seite von JHWH (erkauft. Mit mir ist JHWH)!'' - schwierige Stelle. Den Sinn erfasst wohl richtig Eskenazi 2008, S. 19: „Both I and JHWH have made a man!“ (ähnlich z.B. Wenham 1987). Erwartet hätte man dafür aber etwas wie „Ich habe ''mit JHWH an meiner Seite'' einen ''Sohn'' ''geboren''!“ Offenbar ist Eva so fixiert auf ihre Leistung, das erste Kind der Welt zur Welt gebracht zu haben, dass sie statt „mit JHWH an meiner Seite“ (s. [[Numeri 14#s9 |Num 14,9]]: [[Jesaja 43#s5 |Jes 43,5]]; [[Amos 5#s14 |Am 5,14]]; [[Psalm 12#s5 |Ps 12,5]]) „ich an der Seite von JHWH“ sagt; zudem verwendet sie keines der üblichen Worte für „hervorbringen“, sondern mit „erkaufen“ eines, das ihre ''Leistung'' bei der Geburt dieses Sohnes betont (ähnlich nur noch [[Deuteronomium 32#s6 |Dtn 32,6]]; [[Psalm 139#s13 |Ps 139,13]]; [[Sprichwörter 8#s22 |Spr 8,22]]; so aber auch in mehreren verwandten Sprachen, vgl. z.B. Thomas 2017. Kaufpreis sind gewiss nicht die Geburtsschmerzen – so nämlich Borger 1959; Willi-Plein 1995, S. 16 FN 43 – sondern die ganze Zeit der Schwangerschaft, die in Gen 3 insgesamt als „Mühsal“ beschrieben wurde). „Mann“ statt „Kind“ schließlich soll wohl betonen, dass von nun an nicht mehr die ''`adamah'' (der „Erdboden“) „Erdlinge“ hervorbringt, sondern Frauen (''`iššah'') Männer (''`iš''; gut van Wolde 1991, S. 27).<br />„Mit der Hilfe von Gott“ könnte dann etwas ähnliches zum Ausdruck bringen wie b.Nid 31a: „''Drei Teilhaber wirken an der Entstehung des Menschen mit: Gott, der Vater, die Mutter''“ (so auch BerR 22,1; Raschi z.St.). Vielleicht wird aber auch nur dafür gedankt, dass Eva nicht im Kindsbett gestorben ist wie viele Mütter im Alten Israel.<br />'''Andere Deutungen''': (1) Man deute ''`et'' nicht wie oben als „(helfend) an der Seite von“, sondern anmaßender wie in [[Exodus 20#s23 |Ex 20,23]]: „Ich – auf einer Ebene mit JHWH – habe einen Mann geschaffen!“ (z.B. Cassuto 1961; Westermann 1983). Gegen den häufigen Einwand, ''qanah'' bedeute nie „schaffen“ sondern nur „(Kinder) hervorbringen“, vgl. den Personennamen ''Elqanah'' (gewiss: „Gott hat [dieses Kind] geschaffen“), ''Qanayah'' und ''Qanayau'' („Yah / Yau hat [dieses Kind] geschaffen“) und die Kurzform ''Qani'' / ''Qanaj'' („[Gott] hat [dieses Kind] geschaffen“), s. [https://www.dahpn.gwi.uni-muenchen.de/ DAHPN].<br />(2) Im Akkadischen kann wie im Deutschen „kaufen bei“ offenbar auch „erkaufen von“ bedeuten; vgl. v.a. den Personennamen ''Itti-ili-ašamšu'' („von Gott habe ich ihn gekauft“). Nimmt man das auch für das Hebräische an, könnte der Satz ähnlich wie oben bedeuten: „Ich habe einen Mann von Gott gekauft“ (Borger 1959; Hamilton 1990; Willi-Plein 1995, S. 16 FN 43).<br />(3) Ehrlich 1908, S. 18 liest das ''j'' in ''`t JHWH'' als shared consonant und teilt in zwei Sätze auf. Besser als Ehrlich („Ich habe meinen Mann wiedergewonnen. Mit mir ist JHWH!“) nimmt man aber auch dann den „Mann“ als den geborenen Sohn: „Ich habe einen Mann erkauft/geboren. Mit mir ist JHWH!“<br />Häufig vertreten wurde auch „Ich habe ihn mit JHWH gezeugt“ (z.B. Sarna 2001). Aber das dürfte sprachlich nicht möglich sein.</ref>
{{S|2}}Später wurde wieder ein Sohn geboren, sein Bruder Abel.
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{{S|2}} Weiter gebar sie seinen Bruder Abel (=Windhauch, Flüchtig). Abel wurde Kleinvieh-Hirte, Kain aber wurde Land-Wirt.<ref>''Landwirt'' - W. „Erdboden-Diener“, Kain tritt also in die Fußstapfen seines Vaters.</ref>
{{S|3}}Jahre Später opferte Kain JHWH einige Früchte von der letzten Ernte.
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{{S|3}} {Und es geschah:} (Nach dem Verlauf der Zeit=) Als die Zeit gekommen war, brachte Kain von der Frucht des Erdbodens dem JHWH ein Opfer dar.
{{S|4}}Abel brachte auch Opfer dar, einige Jungtiere von seiner Kleinviehherde, ja die besten (die Fettstücke). Während JHWH nun wohlwollend auf Abels Opfergabe blickte,  
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{{S|4}} Abel aber – auch er! – brachte dar von den Erstgeburten seines Viehs, und zwar ihre Fettstücke.<br />JHWH blickte auf Abel und auf sein Opfer,
{{S|5}}blickte er keineswegs wohlwollend auf Kains Opfergabe. Dadurch wurde Kain sehr wütend und er senkte seinen Blick.
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{{S|5}} auf Kain aber und auf sein Opfer blickte er nicht. Da loderte es in Kain und sein Gesicht senkte sich.
{{S|6}}Da sagte JHWH zu Kain:"Warum bist du in Zorn entbrannt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt?
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{{S|6}} Da sagte JHWH zu Kain:
{{S|7}}Wird es nicht Erhebung geben, wenn du darangehst, gut zu handeln? Wenn du aber nicht darangehst, gut zu handeln, so kauert die Sünde am Eingang, und nach dir steht ihr tiefes Verlangen; und wirst du, ja du, die Herrschaft über sie erlangen?
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<poem>
{{S|8}}Danach sagte Kạin zu seinem Bruder Abel: „Laß uns aufs Feld hinübergehen.“ So geschah es, als sie auf dem Feld waren, daß Kạin dann über Abel, seinen Bruder, herfiel und ihn tötete.
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„Warum lodert es in dir
{{S|9}}Später fragte JHWH den Kain: " Wo ist dein Bruder?" und er antwortete:" Weiß nicht, bin ich sein Babysitter? (bin ich meines Bruders Hüter?).
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_Und warum hat sich dein Gesicht gesenkt?
{{S|10}}Darauf sagte er:" Was hast du getan? Hör mir zu wenn ich mit dir rede!!! Das Blut deines Bruders schreit vom Erdboden her zu mir.
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{{S|7}} Gilt nicht: Handelst du gut, [heißt das:] Erhebung (Erhöhung),
{{S|11}}Und nun bist du zur Verbannung vom Erdboden verflucht, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen.
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_Handelst du aber nicht gut, [heißt das:] Vor der Tür [ist] die Sünde [wie ein] Lagerer?
{{S|12}}Wenn du den Erdboden bebaust, wird er dir seine Kraft nicht wiedergeben. Ein Umherirrender und ein Flüchtling wirst du auf der Erde werden
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(Nach dir soll doch sein Verlangen sein=) Er soll dir doch willens sein
{{S|13}}Da sagte Kain zu JHWH:"Meine Strafe für diesen Tat ist zu hart, ich ertrage es nicht.
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_Und du sollst ihn beherrschen!“<ref>''V. 7'' ist unter Exeget:innen berühmt dafür, wie schwierig er ist. Hauptsächlich zwei Deutungen sind aktuell noch im Umlauf (wenn man von den ebenfalls häufigen Annahmen absieht, der Wortlaut sei hoffnungslos verderbt oder aus irgend einem Grund sei später dieser unverständliche Satz hier nachgetragen worden, weshalb man ihn ignorieren könne):<br />(1) Die meisten deuten so: „Es gilt doch: Handelst du gut, heißt das: Du kannst [dein Gesicht] wieder erheben(, musst also nicht zornig sein). Handelst du aber nicht gut, heißt das: Vor deiner Tür ist die Sünde ein Lauerer, der nach dir giert, aber du sollst ihn beherrschen.“ Ansatzpunkt dieser Deutung ist es, dass in Mesopotamien die Vorstellung verbreitet war, dass Dämonen vor allem vor Haustüren anzutreffen seien, durch die sie in Häuser gelangen wollten, weshalb Exorzisten Rituale an Türschwellen durchführen mussten. Entsprechend würde hier die Sünde personifiziert und wie ein solcher Dämon gedacht, der sich Kains bemächtigen wolle. Schwierig bei dieser Deutung ist v.a., dass die Vorstellung von an Türen lauernden Dämonen dem Alten Testament ebenso fremd ist wie die einer personifizierten Sünde (die Sünde so zu denken, wird erst die Leistung von Paulus im Römerbrief sein). Zudem sitzen diese Dämonen auch in Assyrien nicht vor der Tür, um Menschen anzufallen, die das Haus verlassen, sondern eben um ins Haus zu gelangen. Es ist dennoch immer noch die rundere von beiden Deutungen:<br />(2) „Wenn du es gut machst=gut sein lässt, [hat das gute Folgen für dich]. Wenn du es aber nicht gut sein lässt, ist er=Abel hingelagert als Tür=Anlass zur Sünde, wo er doch nach dir Verlangen hat; und du sollst ihn beherrschen“. Das soll ernsthaft bedeuten: „Wenn du dich damit abfinden kannst, dass ich auf Abels Opfer geblickt habe und auf deines nicht, hat das gute Folgen für dich. Wenn du dich aber nicht damit abfinden kannst, wird das noch dazu führen, dass du wegen Abel sündigst! Dabei wünscht er sich doch Harmonie zwischen euch beiden, und ohnehin bist du ihm doch als Erstgeborener übergeordnet.“ (so Willi 1983; Heyden 2003; Janowski 2003b; Rohde 2009). Dass Abel „hingelagert ist“, soll seinen Grund darin haben, dass er ja ein Hirte ist, und Hirten „lagern“ schließlich ebenso wie ihre Schafe. Schon das ist sehr fernliegend; v.a. aber sind die Deutungen des „Verlangens“ als „Harmoniebedürftigkeit“ und die der „Tür zur Sünde“ als „Anlass zur Sünde“ unmöglich. Letzteres rechtfertigt Janowski mit Hinweis auf [[1 Könige 19#s13 |1 Kön 19,13]] und [[Hosea 2#s17 |Hos 2,17]] und Heyden außerdem mit Hinweis auf dem mischnischen „Ausdruck“ „Tor=Anlass zur Umkehr“. Zu den beiden Bibelstellen vgl. richtig Schüle 2017, S. 199: Die „Tür“ in 1 Kön 19,13 ist einfach ein Höhleneingang, und dass das Achortal „Tor zur Hoffnung“ ist, heißt jedenfalls nicht, dass es „Anlass zur Hoffnung“ ist, und am wahrscheinlichsten wieder ganz unmetaphorisch „aus dem Achortal hinaus gelangt ihr an einen Ort / in eine Situation, wo / in der es mehr Hoffnung gibt.“ Beim ''petaḥ tešubah'' schließlich heißt es meist explizit, dass er offen sei oder dass man durch ihn ''hindurchgehen'' könne oder müsse (z.B. Midrasch DtnR 2,12; KlgR 3,43: „Die Tore der Umkehr sind beständig weit geöffnet“; [https://www.jstor.org/stable/pdf/1450754.pdf Montefiore 1904] hat weitere gesammelt); hier ist von vornherein klar, dass nicht „Anlass“ gemeint ist. Von diesen beiden Deutungen sollte man daher besser die erste vorziehen.<br />(3) Sebastian hat in seiner [https://offene-bibel.de/wiki/Gen_4/Pers%C3%B6nliche_Fassung_(Sebastian_Walter) Persönlichen Fassung] eine dritte Deutung ausgetestet; s. dort.</ref></poem>
{{S|14}}Hier vertreibst du mich tatsächlich an diesem Tag von der Oberfläche des Erdbodens, und vor deinem Angesicht werde ich verborgen sein; und ich muß ein Umherirrender und ein Flüchtling auf der Erde werden, und wer mich findet, wird mich sicherlich töten.
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{{S|15}}JHWH antwortete ihm:" Deswegen soll Kains Morder siebenmal Rache erleiden. Und so setzte Jehova für Kain extra ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihn begegnet (trifft/findet).
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{{S|8}} Da sagte [es] Kain zu seinem (Doch Kain dachte [nur] an seinen) Bruder Abel. (: „Lass uns aufs Feld gehen!“)<ref>''er sagte es ihm'' - offenbar kehrt er ihm gegenüber noch einmal deutlich seine erhöhte Stellung heraus. Die Alternative ''doch Kain dachte nur an seinen Bruder Abel'' kommt von Brichto 1998, S. 442 und Plaut 2005: Man nehme das heb. ''`amar'' nicht als „sagen“, sondern (wie oft) als „denken“, also: „[Gott belehrte Kain über den besten Umgang mit einer Versuchung durch Sünde. Doch Kain half das wenig:] Er musste einfach immer wieder an seinen Bruder denken!“ Mit der Präposition lässt sich das auch vereinbaren, s. [[2 Könige 19#s32 |2 Kön 19,32]]; [[Jeremia 22#s18 |Jer 22,18]]. Ist V. 7 oben richtig gedeutet, sollte man wahrscheinlich wirklich diese Deutung vorziehen.<br />
{{S|16}}Daraufhin ging Kain von JHWH weg und zog in das Land der Flüchtlingschaft, das östlich von Eden lag.  
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[[Datei:Gen 4,8 Ambr.png|mini|Gen 4,8 in der Ambrosianischen Bibel (1238)]]'''Textkritik''': Die ausgeführte wörtliche Rede steht nicht in MT, 4QGen<sup>b</sup>, LXX<sup>O</sup>, Aq und TgO. Alle anderen Versionen – SamP, LXX<sup>Rest</sup> (+VL), VUL, TgJ, TgN, TgF, Syr – bezeugen diesen Satz. Viele Textkritiker halten ihn für ursprünglich, z.B. Wright 1859; Ball 1896; BHS; Hendel 1998. Vergleicht man V. 5 mit V. 6, kann man auch nicht sagen, dass er hier redundant wäre. Aber wie er entfallen sein soll, wäre schwer erklärlich (wohingegen man sofort sieht, wie er ergänzt worden wäre), der Text macht ohne ihn gut Sinn und ist sogar literarisch stärker: In V. 8 ist der Leser so noch ganz im Ungewissen, was nun von Kain zu erwarten ist. Besser folgt man daher hier dem MT.<br />Die Stelle ist außerdem eine von je nach Handschrift etwa 30 Stellen, in der sich eine ''Pisqa be'emṣa pasuq'', also ein Einschnitt inmitten eines Verses, findet. Was diese bedeuten sollen, ist umstritten. Seit Graetz 1878; Graetz 1887 denken einige, dass diese Einschnitte signalisieren sollten, dass an der jeweiligen Stelle ein Textstück ausgefallen ist, so dass diese Handschriften indirekt ebenfalls die längere Textvariante bezeugen würden. Tov 1992, S. 53f. hingegen hat angenommen, diese mismatches der Gliederung eines Textes durch Abschnitte und durch Akzente seien stattdessen darauf zurückzuführen, dass das Gliederungssystem durch Abschnitte und das durch Akzente auf unterschiedliche Tradenten zurückgehe (er denkt chronologisch: Die Abschnitte seien älter. Wahrscheinlicher scheinen mir (S.W.) unterschiedliche Trägergruppen; wären bereits durch Abschnitte gegliederte Texte später akzentuiert worden, wäre es ja nicht zu besagten mismatches gekommen). Kustár 2009 hat das überprüft; nach seiner Analyse gibt es an so wenigen Stellen Indizien für Textausfälle, dass die Annahme von Tov durchaus wahrscheinlicher ist. Ist das richtig, darf man erstens die Pisqa nicht ebenfalls als indirekten Textzeugen für die längere Textvariante verwerten, und muss man zweitens abwägen zwischen den beiden Gliederungsoptionen, die der hebräische Text dann bietet. Unter diesen liegt gewiss die näher, die hier einen Abschnitt ansetzt; das direkt folgende ''wajhi'' („und es geschah“) ist ein klares Signal eines Neueinsatzes.</ref>
{{S|17}}Danach hatte Kạin mit seiner Frau Verkehr, und sie wurde schwanger und gebar Hẹnoch. Dann befaßte er sich damit, eine Stadt zu bauen, und nannte den Namen der Stadt nach seines Sohnes Namen Hẹnoch.
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{{S|18}}18 Später wurde dem Hẹnoch Ịrad geboren. Und Ịrad wurde der Vater Mehụjaëls, und Mehụjaël wurde der Vater Methụschaëls, und Methụschaël wurde der Vater Lạmechs.
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{{S|19}}Und Lạmech nahm sich dann zwei Frauen. Der Name der ersten war Ạda, und der Name der zweiten war Zịlla.
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{Und es geschah:} Als sie auf dem [freien] Feld waren, richtete sich Kain zu seinem Bruder Abel auf (richtete sich Kain gegen seinen Bruder Abel auf, erhob sich Kain über seinen Bruder Abel)<ref>'''Textkritik''': Alle Versionen außer MT, SamP und TgN setzen nicht ''`el'' „zu“ voraus, sondern ''´al'' („über, wider“). Eine textkritische Entscheidung kann man hier unmöglich fällen: Beide Worte wurden häufig miteinnder verschrieben, und das „gegen“ oder „über“ ''könnte'' auf ein ursprüngliches ''´al'' zurückgehen oder nur freie und sinngemäße Übersetzung von ''`el'' sein. Ball 1896 hält ''´al'' für ursprünglich; ist das richtig, sollte man aber durchaus nicht übersetzen: „Er erhob sich gegen“, sondern: „Er erhob sich über“: Kain, der sich zurückgesetzt fühlt, erobert sich nun mit seiner grausamen Tat seinen Rang als Erstgeborener zurück. Weil es so unsicher ist, übersetzt man in der LF aber am besten nur mit „Er richtete sich auf“; hier lässt sich alles mithören, was er heb. Text vielleicht bedeutet haben kann.</ref> und tötete ihn.
{{S|20}}Im Laufe der Zeit gebar Ạda Jạbal. Er erwies sich als der Stammvater derer, die in Zelten wohnen und Vieh besitzen.
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{{S|9}} Da (sagte=) fragte JHWH den Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?“<br />Und der (sagte=) antwortete: „Ich weiß nicht – bin ich etwa der Hüter (Wächter) meines Bruders?“
{{S|21}}Und der Name seines Bruders war Jụbal. Er erwies sich als der Stammvater all derer, die Harfe und Pfeife spielen.
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{{S|10}} Da (sagte=) rief (er=) jener: „Was hast du getan!? Eine Stimme! Das Blut deines Bruders schreit (Die des Blutes deines Bruders schreit) zu mir vom Erdboden her!<ref>''das Blut schreit'' - ein beliebtes Bild in der Bibel: Bedeutende Taten hinterlassen ''Spuren'', und zwar in dem Maße, dass sogar die dadurch gezeichneten unbelebten Dinge von diesen Taten zeugen können. S. noch [[Deuteronomium 31#s28 |Dtn 31,28]]; [[Ijob 31#s38 |Ijob 31,38]]; [[Psalm 50#s4 |Ps 50,4]]; [[Jesaja 1#s2 |Jes 1,2]]; [[Jesaja 26#s21 |26,21]]; [[Micha 6#s2 |Mi 6,2]]; [[Habakuk 2#s11 |Hab 2,11]]. Kains Tat wird so (was ja ohnehin klar ist) noch zusätzlich als überaus verwerflich gekennzeichnet.<br />'''tFN''': ''schreien'' steht im Heb. im Plural wie ''Blut'', aber anders als das singularische ''Stimme''. Man scheint also den Satz auflösen zu müssen wie oben (so z.B. Fischer 2018) und nicht wie in der Alternative. Vom „Blut“ wird von mehreren Textzeugen auch eine Sg.-Variante bezeugt, von „schreien“ aber nicht; dies also ist auch textkritisch sicher. Man kann aber die Syntax leicht als „Constructio ad sensum“ erklären: Dass ''Blut'' Plural ist, ist ein Sonderfall im Hebräischen; „Constructio ad sensum“ heißt, dass nach diesem Sonderfall das Verb sich nicht nach dem Numerus des grammatischen Subjekts richtet, sondern nach dem Numerus des ''logischen'' Subjekts, das im Dt. aber ebenfalls als Sg. aufzufassen ist. Möglich und zulässig sind daher beide Üss. Das Argument von Goldingay 2020, für die Alternative sprächen die Akzente, ist übrigens falsch; der fragliche Akzent ist ein trennender Jetib, kein verbindender Machpak, der aber auch bei einer doppelten Genitivkonstruktion hier zu erwarten wäre.</ref>
{{S|22}}Was Zịlla betrifft, sie gebar ebenfalls, [nämlich] Tụbal-Kạin, den Schmied von jeder Art von Kupfer- und Eisenwerkzeugen. Und die Schwester Tụbal-Kạins war Naama.
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{{S|11}} (Und nun=) Darum: verflucht bist du vom Erdboden (verdammt bist du vom Erdboden; Du bist verflucht: weg vom Erdboden; Du bist verflucht, mehr als der Erdboden), der seinen Mund geöffnet hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen!
{{S|23}}Folglich verfaßte Lạmech für seine Frauen Ạda und Zịlla diese Worte: „Hört meine Stimme, ihr Frauen Lạmechs, Schenkt meiner Rede Gehör: Einen Mann habe ich getötet, weil er mich verwundete, Ja einen Jüngling, weil er mir einen Hieb versetzte.
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{{S|12}} Wenn du [künftig] auf dem Erdboden dienst (auf ihm arbeitest), wird er dir seine Kraft nicht mehr (noch einmal) geben. Ein Wankender (wankend) und ein Wandernder (wandernd)<ref>''Wankender und Wandernder'' - Wortspiel: ''na´ wa-nad''. Stark B-R: „schwank und schweif“.</ref> wirst du auf der Erde sein!“
{{S|24}}Wenn Kạin siebenmal zu rächen ist,Dann Lạmech siebenundsiebzigmal.
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{{S|25}}Und Adam hatte dann wieder Verkehr mit seiner Frau, und so gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Seth, denn — wie sie sagte:„Gott hat an Stelle Abels einen anderen Samen gesetzt, weil Kạin ihn getötet hat.
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{{S|26}}Und auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm dann den Namen Ẹnosch. Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH zu rufen.
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{{S|13}} Und Kain sagte zu JHWH:
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<poem>„Meine Strafe (Schuld) ist [zu] groß, um [sie] zu (heben=) ertragen!
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{{S|14}} (Siehe, du vertreibst mich=) Weil du mich vertreibst an diesem Tag von der Oberfläche des Erdbodens
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und ich vor deinem Angesicht verborgen sein werde (ich mich verberge),
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muss ich ein Wankender (wankend) und Wandernder (wandernd) auf der Erde sein,
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und {wird es [so] sein:} jeder, der mich findet, wird (kann, will) mich töten!“</poem>
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{{S|15}} Und JHWH sprach über ihn: „Dann (Darum, So nicht!):<ref>'''Textkritik''': MT's ''laken'' („darum“) wird nur gestützt durch SamP, Aq, TgJ und TgO. Dagegen LXX (+ VL), Sym, Theod, VUL und Syr setzen alle ''lo` ken'' („so nicht!“) voraus. Für gewöhnlich erklärt man das damit, dass ''laken'' hier „awkward“ und ''lo` ken'' daher stilistische Vereinfachung sei, aber das ist im Hebräischen nicht der Fall: Mit ''laken'' wird noch häufiger derart unvermittelt auf einen Einwand geantwortet. S. sehr ähnlich [[Richter 8#s6 |Ri 8,6f.]]; [[Jeremia 23#s38 |Jer 23,38]]. Man übersetzt es mit besser mit „Dann (also)“; gut z.B. Bandstra 2008: „So then“. Umgekehrt wäre ''lo` ken'' ohne folgendes ''ki'' „awkward“. Wahrscheinlich hat eher Ginsburg recht und LXX & Co. setzen keinen anderen Konsonantentext voraus, sondern haben nur falsch ''lkn'' als defektives ''loken'' = ''lo` ken'' gelesen. Für ursprünglich halten ''lo` ken'' aber z.B. auch Plaut 2005; Arnold 2009; Gertz 2018.</ref> jeder, der Kain tötet, wird siebenfach Rache erleiden.“<br />Und JHWH setzte (legte) für  Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihm begegnete (traf, fand).
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{{S|16}} Und Kain ging von JHWH weg und ließ sich nieder (wohnte) im Land Nod (im Wander-Land)<ref>Der Name des Landes „Nod“ und der Begriff aus Vers 14 für Wanderer gehen auf die selbe Wurzel zurück.</ref>, das östlich von Eden lag.
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{{S|17}} Und Kain erkannte seiner Frau, und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Er wurde (war) Erbauer einer Stadt, und der Name der Stadt war, nach dem Namen seines Sohnes, Henoch.
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{{S|18}} Und Henoch wurde Irad geboren. Und Irad zeugte Mehujaël, und Mehujaël zeugte Metuschaël, und Metuschaël zeugte Lamech.
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{{S|19}} Und Lamech nahm sich zwei Frauen. Der Name der ersten war Ada, und der Name der zweiten war Zilla.
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{{S|20}} Und Ada gebar Jabal. Er wurde der Stammvater derer, die [im] Zelt und [bei] Vieh wohnen.
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{{S|21}} Und der Name seines Bruders war Jubal. Er wurde der Stammvater all derer, die Harfe (Zither, Leier) und Pfeife (Flöte) spielen.
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{{S|22}} Was Zilla betrifft, sie gebar ebenfalls, [nämlich] Tubal-Kain, [er wurde der Stammvater all derer] die Kupfer und Eisen schmieden.<ref>'''Textkritik''': Der ergänzte Text fehlt in den meisten Textzeugen, nur TgO und TgJ haben dieses Plus. Westermann 1974, Hendel 1998 u.a. denken, er sei als Parablepsis entfallen und ergänzen ihn daher, so dass V. 22 in der Form den beiden vorangehenden Versen entspricht. Dem wird hier gefolgt, da anders der Text kaum verständlich ist („Tubal-Kain, der Schleifer der Schmiede von Kupfer und Eisen“).</ref> Und die Schwester Tubal-Kains war Naama.
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{{S|23}} Und Lamech sprach zu seinen Frauen:
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<poem> Ada und Zilla, hört meine Stimme,
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_Ihr Frauen Lamechs, hört meine Rede:
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Einen Mann habe ich getötet (würde ich töten) (für meine Wunde=), weil er mich verwundete,
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_Ein Kind (für meine Strieme/Beule=), weil er mir eine Strieme (Beule) machte.
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{{S|24}} Wenn Kain siebenmal gerächt wird (zu rächen ist),
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_Dann Lamech siebenundsiebzigmal!</poem>
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{{S|25}} {Und} Der Erdling erkannte<ref name="erkennen" /> noch einmal seine Frau, und so gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Seth (=Setzling), denn: „Gott hat an Stelle Abels einen anderen Nachkommen gesetzt, weil Kain jenen getötet hat!“
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{{S|26}} Auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm dann den Namen Enosch (=Mensch). Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH anzurufen.
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{{Bemerkungen}}
 
{{Bemerkungen}}
Im Vers 16 wird von dem Land der Flüchtlinge gesprochen das östlich von EDEN sich befand-Hm? DDR??? ;-)
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{{Kapitelseite Fuß}}
 
{{Kapitelseite Fuß}}

Aktuelle Version vom 27. Januar 2023, 20:06 Uhr

Syntax ungeprüft

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Anmerkungen

Studienfassung (Genesis 4)

1 Adam erkanntea seine Frau Eva. Und Eva empfing und gebar den Kain (Schmied, Kauf?).b Da sagte sie: „Ich habe einen Mann erkauft (hervorgebracht, geschaffen) an der Seite von JHWH (erkauft. Mit mir ist JHWH)!“c 2 Weiter gebar sie seinen Bruder Abel (=Windhauch, Flüchtig). Abel wurde Kleinvieh-Hirte, Kain aber wurde Land-Wirt.d 3 {Und es geschah:} (Nach dem Verlauf der Zeit=) Als die Zeit gekommen war, brachte Kain von der Frucht des Erdbodens dem JHWH ein Opfer dar. 4 Abel aber – auch er! – brachte dar von den Erstgeburten seines Viehs, und zwar ihre Fettstücke.
JHWH blickte auf Abel und auf sein Opfer, 5 auf Kain aber und auf sein Opfer blickte er nicht. Da loderte es in Kain und sein Gesicht senkte sich. 6 Da sagte JHWH zu Kain:

„Warum lodert es in dir
Und warum hat sich dein Gesicht gesenkt?
7 Gilt nicht: Handelst du gut, [heißt das:] Erhebung (Erhöhung),
Handelst du aber nicht gut, [heißt das:] Vor der Tür [ist] die Sünde [wie ein] Lagerer?
(Nach dir soll doch sein Verlangen sein=) Er soll dir doch willens sein
Und du sollst ihn beherrschen!“e

8 Da sagte [es] Kain zu seinem (Doch Kain dachte [nur] an seinen) Bruder Abel. (: „Lass uns aufs Feld gehen!“)f


{Und es geschah:} Als sie auf dem [freien] Feld waren, richtete sich Kain zu seinem Bruder Abel auf (richtete sich Kain gegen seinen Bruder Abel auf, erhob sich Kain über seinen Bruder Abel)g und tötete ihn. 9 Da (sagte=) fragte JHWH den Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?“
Und der (sagte=) antwortete: „Ich weiß nicht – bin ich etwa der Hüter (Wächter) meines Bruders?“ 10 Da (sagte=) rief (er=) jener: „Was hast du getan!? Eine Stimme! Das Blut deines Bruders schreit (Die des Blutes deines Bruders schreit) zu mir vom Erdboden her!h 11 (Und nun=) Darum: verflucht bist du vom Erdboden (verdammt bist du vom Erdboden; Du bist verflucht: weg vom Erdboden; Du bist verflucht, mehr als der Erdboden), der seinen Mund geöffnet hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen! 12 Wenn du [künftig] auf dem Erdboden dienst (auf ihm arbeitest), wird er dir seine Kraft nicht mehr (noch einmal) geben. Ein Wankender (wankend) und ein Wandernder (wandernd)i wirst du auf der Erde sein!“


13 Und Kain sagte zu JHWH:

„Meine Strafe (Schuld) ist [zu] groß, um [sie] zu (heben=) ertragen!
14 (Siehe, du vertreibst mich=) Weil du mich vertreibst an diesem Tag von der Oberfläche des Erdbodens
und ich vor deinem Angesicht verborgen sein werde (ich mich verberge),
muss ich ein Wankender (wankend) und Wandernder (wandernd) auf der Erde sein,
und {wird es [so] sein:} jeder, der mich findet, wird (kann, will) mich töten!“

15 Und JHWH sprach über ihn: „Dann (Darum, So nicht!):j jeder, der Kain tötet, wird siebenfach Rache erleiden.“
Und JHWH setzte (legte) für Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihm begegnete (traf, fand). 16 Und Kain ging von JHWH weg und ließ sich nieder (wohnte) im Land Nod (im Wander-Land)k, das östlich von Eden lag.


17 Und Kain erkannte seiner Frau, und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Er wurde (war) Erbauer einer Stadt, und der Name der Stadt war, nach dem Namen seines Sohnes, Henoch. 18 Und Henoch wurde Irad geboren. Und Irad zeugte Mehujaël, und Mehujaël zeugte Metuschaël, und Metuschaël zeugte Lamech. 19 Und Lamech nahm sich zwei Frauen. Der Name der ersten war Ada, und der Name der zweiten war Zilla. 20 Und Ada gebar Jabal. Er wurde der Stammvater derer, die [im] Zelt und [bei] Vieh wohnen. 21 Und der Name seines Bruders war Jubal. Er wurde der Stammvater all derer, die Harfe (Zither, Leier) und Pfeife (Flöte) spielen. 22 Was Zilla betrifft, sie gebar ebenfalls, [nämlich] Tubal-Kain, [er wurde der Stammvater all derer] die Kupfer und Eisen schmieden.l Und die Schwester Tubal-Kains war Naama. 23 Und Lamech sprach zu seinen Frauen:

Ada und Zilla, hört meine Stimme,
Ihr Frauen Lamechs, hört meine Rede:
Einen Mann habe ich getötet (würde ich töten) (für meine Wunde=), weil er mich verwundete,
Ein Kind (für meine Strieme/Beule=), weil er mir eine Strieme (Beule) machte.
24 Wenn Kain siebenmal gerächt wird (zu rächen ist),
Dann Lamech siebenundsiebzigmal!


25 {Und} Der Erdling erkanntea noch einmal seine Frau, und so gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Seth (=Setzling), denn: „Gott hat an Stelle Abels einen anderen Nachkommen gesetzt, weil Kain jenen getötet hat!“ 26 Auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm dann den Namen Enosch (=Mensch). Zu jener Zeit fing man an, den Namen JHWH anzurufen.

Anmerkungen

aerkennen ist ein häufiger Euphemismus für „Geschlechtsverkehr haben“. Es ist das selbe Verb, das auch in Gen 2-3 den Baum als „Baum der Erkenntnis beschrieb“. (Zurück zu v.1 / zu v.25)
bKain (Schmied, Kauf?) - Volksetymologie: Zeile 2 erklärt den Namen Qajn mit dem Wort qanah („kaufen“). Tatsächlich bedeutet Qajn nicht „Kauf“, sondern wahrscheinlich „Schmied“ wie gleich bei seinem Nachfahren. (Zurück zu v.1)
cIch habe einen Mann erkauft (hervorgebracht, geschaffen) an der Seite von JHWH (erkauft. Mit mir ist JHWH)! - schwierige Stelle. Den Sinn erfasst wohl richtig Eskenazi 2008, S. 19: „Both I and JHWH have made a man!“ (ähnlich z.B. Wenham 1987). Erwartet hätte man dafür aber etwas wie „Ich habe mit JHWH an meiner Seite einen Sohn geboren!“ Offenbar ist Eva so fixiert auf ihre Leistung, das erste Kind der Welt zur Welt gebracht zu haben, dass sie statt „mit JHWH an meiner Seite“ (s. Num 14,9: Jes 43,5; Am 5,14; Ps 12,5) „ich an der Seite von JHWH“ sagt; zudem verwendet sie keines der üblichen Worte für „hervorbringen“, sondern mit „erkaufen“ eines, das ihre Leistung bei der Geburt dieses Sohnes betont (ähnlich nur noch Dtn 32,6; Ps 139,13; Spr 8,22; so aber auch in mehreren verwandten Sprachen, vgl. z.B. Thomas 2017. Kaufpreis sind gewiss nicht die Geburtsschmerzen – so nämlich Borger 1959; Willi-Plein 1995, S. 16 FN 43 – sondern die ganze Zeit der Schwangerschaft, die in Gen 3 insgesamt als „Mühsal“ beschrieben wurde). „Mann“ statt „Kind“ schließlich soll wohl betonen, dass von nun an nicht mehr die `adamah (der „Erdboden“) „Erdlinge“ hervorbringt, sondern Frauen (`iššah) Männer (`iš; gut van Wolde 1991, S. 27).
„Mit der Hilfe von Gott“ könnte dann etwas ähnliches zum Ausdruck bringen wie b.Nid 31a: „Drei Teilhaber wirken an der Entstehung des Menschen mit: Gott, der Vater, die Mutter(so auch BerR 22,1; Raschi z.St.). Vielleicht wird aber auch nur dafür gedankt, dass Eva nicht im Kindsbett gestorben ist wie viele Mütter im Alten Israel.
Andere Deutungen: (1) Man deute `et nicht wie oben als „(helfend) an der Seite von“, sondern anmaßender wie in Ex 20,23: „Ich – auf einer Ebene mit JHWH – habe einen Mann geschaffen!“ (z.B. Cassuto 1961; Westermann 1983). Gegen den häufigen Einwand, qanah bedeute nie „schaffen“ sondern nur „(Kinder) hervorbringen“, vgl. den Personennamen Elqanah (gewiss: „Gott hat [dieses Kind] geschaffen“), Qanayah und Qanayau („Yah / Yau hat [dieses Kind] geschaffen“) und die Kurzform Qani / Qanaj ([Gott] hat [dieses Kind] geschaffen“), s. DAHPN.
(2) Im Akkadischen kann wie im Deutschen „kaufen bei“ offenbar auch „erkaufen von“ bedeuten; vgl. v.a. den Personennamen Itti-ili-ašamšu („von Gott habe ich ihn gekauft“). Nimmt man das auch für das Hebräische an, könnte der Satz ähnlich wie oben bedeuten: „Ich habe einen Mann von Gott gekauft“ (Borger 1959; Hamilton 1990; Willi-Plein 1995, S. 16 FN 43).
(3) Ehrlich 1908, S. 18 liest das j in `t JHWH als shared consonant und teilt in zwei Sätze auf. Besser als Ehrlich („Ich habe meinen Mann wiedergewonnen. Mit mir ist JHWH!“) nimmt man aber auch dann den „Mann“ als den geborenen Sohn: „Ich habe einen Mann erkauft/geboren. Mit mir ist JHWH!“
Häufig vertreten wurde auch „Ich habe ihn mit JHWH gezeugt“ (z.B. Sarna 2001). Aber das dürfte sprachlich nicht möglich sein. (Zurück zu v.1)
dLandwirt - W. „Erdboden-Diener“, Kain tritt also in die Fußstapfen seines Vaters. (Zurück zu v.2)
eV. 7 ist unter Exeget:innen berühmt dafür, wie schwierig er ist. Hauptsächlich zwei Deutungen sind aktuell noch im Umlauf (wenn man von den ebenfalls häufigen Annahmen absieht, der Wortlaut sei hoffnungslos verderbt oder aus irgend einem Grund sei später dieser unverständliche Satz hier nachgetragen worden, weshalb man ihn ignorieren könne):
(1) Die meisten deuten so: „Es gilt doch: Handelst du gut, heißt das: Du kannst [dein Gesicht] wieder erheben(, musst also nicht zornig sein). Handelst du aber nicht gut, heißt das: Vor deiner Tür ist die Sünde ein Lauerer, der nach dir giert, aber du sollst ihn beherrschen.“ Ansatzpunkt dieser Deutung ist es, dass in Mesopotamien die Vorstellung verbreitet war, dass Dämonen vor allem vor Haustüren anzutreffen seien, durch die sie in Häuser gelangen wollten, weshalb Exorzisten Rituale an Türschwellen durchführen mussten. Entsprechend würde hier die Sünde personifiziert und wie ein solcher Dämon gedacht, der sich Kains bemächtigen wolle. Schwierig bei dieser Deutung ist v.a., dass die Vorstellung von an Türen lauernden Dämonen dem Alten Testament ebenso fremd ist wie die einer personifizierten Sünde (die Sünde so zu denken, wird erst die Leistung von Paulus im Römerbrief sein). Zudem sitzen diese Dämonen auch in Assyrien nicht vor der Tür, um Menschen anzufallen, die das Haus verlassen, sondern eben um ins Haus zu gelangen. Es ist dennoch immer noch die rundere von beiden Deutungen:
(2) „Wenn du es gut machst=gut sein lässt, [hat das gute Folgen für dich]. Wenn du es aber nicht gut sein lässt, ist er=Abel hingelagert als Tür=Anlass zur Sünde, wo er doch nach dir Verlangen hat; und du sollst ihn beherrschen“. Das soll ernsthaft bedeuten: „Wenn du dich damit abfinden kannst, dass ich auf Abels Opfer geblickt habe und auf deines nicht, hat das gute Folgen für dich. Wenn du dich aber nicht damit abfinden kannst, wird das noch dazu führen, dass du wegen Abel sündigst! Dabei wünscht er sich doch Harmonie zwischen euch beiden, und ohnehin bist du ihm doch als Erstgeborener übergeordnet.“ (so Willi 1983; Heyden 2003; Janowski 2003b; Rohde 2009). Dass Abel „hingelagert ist“, soll seinen Grund darin haben, dass er ja ein Hirte ist, und Hirten „lagern“ schließlich ebenso wie ihre Schafe. Schon das ist sehr fernliegend; v.a. aber sind die Deutungen des „Verlangens“ als „Harmoniebedürftigkeit“ und die der „Tür zur Sünde“ als „Anlass zur Sünde“ unmöglich. Letzteres rechtfertigt Janowski mit Hinweis auf 1 Kön 19,13 und Hos 2,17 und Heyden außerdem mit Hinweis auf dem mischnischen „Ausdruck“ „Tor=Anlass zur Umkehr“. Zu den beiden Bibelstellen vgl. richtig Schüle 2017, S. 199: Die „Tür“ in 1 Kön 19,13 ist einfach ein Höhleneingang, und dass das Achortal „Tor zur Hoffnung“ ist, heißt jedenfalls nicht, dass es „Anlass zur Hoffnung“ ist, und am wahrscheinlichsten wieder ganz unmetaphorisch „aus dem Achortal hinaus gelangt ihr an einen Ort / in eine Situation, wo / in der es mehr Hoffnung gibt.“ Beim petaḥ tešubah schließlich heißt es meist explizit, dass er offen sei oder dass man durch ihn hindurchgehen könne oder müsse (z.B. Midrasch DtnR 2,12; KlgR 3,43: „Die Tore der Umkehr sind beständig weit geöffnet“; Montefiore 1904 hat weitere gesammelt); hier ist von vornherein klar, dass nicht „Anlass“ gemeint ist. Von diesen beiden Deutungen sollte man daher besser die erste vorziehen.
(3) Sebastian hat in seiner Persönlichen Fassung eine dritte Deutung ausgetestet; s. dort. (Zurück zu v.7)
fer sagte es ihm - offenbar kehrt er ihm gegenüber noch einmal deutlich seine erhöhte Stellung heraus. Die Alternative doch Kain dachte nur an seinen Bruder Abel kommt von Brichto 1998, S. 442 und Plaut 2005: Man nehme das heb. `amar nicht als „sagen“, sondern (wie oft) als „denken“, also: „[Gott belehrte Kain über den besten Umgang mit einer Versuchung durch Sünde. Doch Kain half das wenig:] Er musste einfach immer wieder an seinen Bruder denken!“ Mit der Präposition lässt sich das auch vereinbaren, s. 2 Kön 19,32; Jer 22,18. Ist V. 7 oben richtig gedeutet, sollte man wahrscheinlich wirklich diese Deutung vorziehen.
Gen 4,8 in der Ambrosianischen Bibel (1238)
Textkritik: Die ausgeführte wörtliche Rede steht nicht in MT, 4QGenb, LXXO, Aq und TgO. Alle anderen Versionen – SamP, LXXRest (+VL), VUL, TgJ, TgN, TgF, Syr – bezeugen diesen Satz. Viele Textkritiker halten ihn für ursprünglich, z.B. Wright 1859; Ball 1896; BHS; Hendel 1998. Vergleicht man V. 5 mit V. 6, kann man auch nicht sagen, dass er hier redundant wäre. Aber wie er entfallen sein soll, wäre schwer erklärlich (wohingegen man sofort sieht, wie er ergänzt worden wäre), der Text macht ohne ihn gut Sinn und ist sogar literarisch stärker: In V. 8 ist der Leser so noch ganz im Ungewissen, was nun von Kain zu erwarten ist. Besser folgt man daher hier dem MT.
Die Stelle ist außerdem eine von je nach Handschrift etwa 30 Stellen, in der sich eine Pisqa be'emṣa pasuq, also ein Einschnitt inmitten eines Verses, findet. Was diese bedeuten sollen, ist umstritten. Seit Graetz 1878; Graetz 1887 denken einige, dass diese Einschnitte signalisieren sollten, dass an der jeweiligen Stelle ein Textstück ausgefallen ist, so dass diese Handschriften indirekt ebenfalls die längere Textvariante bezeugen würden. Tov 1992, S. 53f. hingegen hat angenommen, diese mismatches der Gliederung eines Textes durch Abschnitte und durch Akzente seien stattdessen darauf zurückzuführen, dass das Gliederungssystem durch Abschnitte und das durch Akzente auf unterschiedliche Tradenten zurückgehe (er denkt chronologisch: Die Abschnitte seien älter. Wahrscheinlicher scheinen mir (S.W.) unterschiedliche Trägergruppen; wären bereits durch Abschnitte gegliederte Texte später akzentuiert worden, wäre es ja nicht zu besagten mismatches gekommen). Kustár 2009 hat das überprüft; nach seiner Analyse gibt es an so wenigen Stellen Indizien für Textausfälle, dass die Annahme von Tov durchaus wahrscheinlicher ist. Ist das richtig, darf man erstens die Pisqa nicht ebenfalls als indirekten Textzeugen für die längere Textvariante verwerten, und muss man zweitens abwägen zwischen den beiden Gliederungsoptionen, die der hebräische Text dann bietet. Unter diesen liegt gewiss die näher, die hier einen Abschnitt ansetzt; das direkt folgende wajhi („und es geschah“) ist ein klares Signal eines Neueinsatzes. (Zurück zu v.8)
gTextkritik: Alle Versionen außer MT, SamP und TgN setzen nicht `el „zu“ voraus, sondern ´al („über, wider“). Eine textkritische Entscheidung kann man hier unmöglich fällen: Beide Worte wurden häufig miteinnder verschrieben, und das „gegen“ oder „über“ könnte auf ein ursprüngliches ´al zurückgehen oder nur freie und sinngemäße Übersetzung von `el sein. Ball 1896 hält ´al für ursprünglich; ist das richtig, sollte man aber durchaus nicht übersetzen: „Er erhob sich gegen“, sondern: „Er erhob sich über“: Kain, der sich zurückgesetzt fühlt, erobert sich nun mit seiner grausamen Tat seinen Rang als Erstgeborener zurück. Weil es so unsicher ist, übersetzt man in der LF aber am besten nur mit „Er richtete sich auf“; hier lässt sich alles mithören, was er heb. Text vielleicht bedeutet haben kann. (Zurück zu v.8)
hdas Blut schreit - ein beliebtes Bild in der Bibel: Bedeutende Taten hinterlassen Spuren, und zwar in dem Maße, dass sogar die dadurch gezeichneten unbelebten Dinge von diesen Taten zeugen können. S. noch Dtn 31,28; Ijob 31,38; Ps 50,4; Jes 1,2; 26,21; Mi 6,2; Hab 2,11. Kains Tat wird so (was ja ohnehin klar ist) noch zusätzlich als überaus verwerflich gekennzeichnet.
tFN: schreien steht im Heb. im Plural wie Blut, aber anders als das singularische Stimme. Man scheint also den Satz auflösen zu müssen wie oben (so z.B. Fischer 2018) und nicht wie in der Alternative. Vom „Blut“ wird von mehreren Textzeugen auch eine Sg.-Variante bezeugt, von „schreien“ aber nicht; dies also ist auch textkritisch sicher. Man kann aber die Syntax leicht als „Constructio ad sensum“ erklären: Dass Blut Plural ist, ist ein Sonderfall im Hebräischen; „Constructio ad sensum“ heißt, dass nach diesem Sonderfall das Verb sich nicht nach dem Numerus des grammatischen Subjekts richtet, sondern nach dem Numerus des logischen Subjekts, das im Dt. aber ebenfalls als Sg. aufzufassen ist. Möglich und zulässig sind daher beide Üss. Das Argument von Goldingay 2020, für die Alternative sprächen die Akzente, ist übrigens falsch; der fragliche Akzent ist ein trennender Jetib, kein verbindender Machpak, der aber auch bei einer doppelten Genitivkonstruktion hier zu erwarten wäre. (Zurück zu v.10)
iWankender und Wandernder - Wortspiel: na´ wa-nad. Stark B-R: „schwank und schweif“. (Zurück zu v.12)
jTextkritik: MT's laken („darum“) wird nur gestützt durch SamP, Aq, TgJ und TgO. Dagegen LXX (+ VL), Sym, Theod, VUL und Syr setzen alle lo` ken („so nicht!“) voraus. Für gewöhnlich erklärt man das damit, dass laken hier „awkward“ und lo` ken daher stilistische Vereinfachung sei, aber das ist im Hebräischen nicht der Fall: Mit laken wird noch häufiger derart unvermittelt auf einen Einwand geantwortet. S. sehr ähnlich Ri 8,6f.; Jer 23,38. Man übersetzt es mit besser mit „Dann (also)“; gut z.B. Bandstra 2008: „So then“. Umgekehrt wäre lo` ken ohne folgendes ki „awkward“. Wahrscheinlich hat eher Ginsburg recht und LXX & Co. setzen keinen anderen Konsonantentext voraus, sondern haben nur falsch lkn als defektives loken = lo` ken gelesen. Für ursprünglich halten lo` ken aber z.B. auch Plaut 2005; Arnold 2009; Gertz 2018. (Zurück zu v.15)
kDer Name des Landes „Nod“ und der Begriff aus Vers 14 für Wanderer gehen auf die selbe Wurzel zurück. (Zurück zu v.16)
lTextkritik: Der ergänzte Text fehlt in den meisten Textzeugen, nur TgO und TgJ haben dieses Plus. Westermann 1974, Hendel 1998 u.a. denken, er sei als Parablepsis entfallen und ergänzen ihn daher, so dass V. 22 in der Form den beiden vorangehenden Versen entspricht. Dem wird hier gefolgt, da anders der Text kaum verständlich ist („Tubal-Kain, der Schleifer der Schmiede von Kupfer und Eisen“). (Zurück zu v.22)