Ijob 1

Aus Die Offene Bibel

Version vom 31. Dezember 2018, 10:03 Uhr von Sebastian Walter (Diskussion | Beiträge) (Korrekturgelesen bis V. 5)
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Lesefassung (Ijob 1)

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Anmerkungen

Studienfassung (Ijob 1)

1 Es war [einmal] ein Manna im Lande Uz,b Ijobc mit Namen. Und es war jener Mann fromm und rechtschaffen (makellos) und ({und},)d gottesfürchtig und mied Böses. 2 Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren.e 3 Und sein Besitz war: 7.000 Schafe und 3.000 Kamele und 500 Ochsengespanne und 500 Eselinnen und eine sehr zahlreiche Dienerschaft – jener Mann war reicher als alle Söhne (Bewohner) des Ostens. 4 Und seine Söhne pflegten, hinzugehen und ein Festgelage zu bereitenf im Haus eines jeden an [jeweils] dessen Tagg und zu schicken nach und einzuladen ihre drei Schwestern, um mit ihnen zu essen und zu trinken. 5 Und {es geschah,} als sie die Tage des Festelages im Kreis durchschritten hatten (herumgegangen waren),h schickte Ijob hin und heiligte sie: [Schon früh] am Morgen machte er sich auf und brachte Brandopfer dari nach ihrer aller Zahl, denn Ijob dachte: „Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und Gott in ihrem Herzen verflucht.“j
So pflegte Ijob alle Tage zu tun.


6 Und es geschah eines Tagesk, dass die Söhne Gottesl kamen um vor JHWH zu tretenm. Und {der} Satann kam auch in ihrer Mitte. 7 Und JHWH sprach zu {dem} Satan: Woher kommst du? Und {der} Satan antwortete JHWH und er sprach: [Vom] Umherziehen (Umherschweifen)o auf der Erde (Land) und [vom] Umhergehenp auf ihr. 8 Und JHWH sprach zu {dem} Satan: Hast du Acht gehabtq auf meinen Diener (Knecht, Sklave) Ijob? Denn niemandr [ist] wie er auf der Erde (Land); ein Mann fromm (vollendet, rechtschaffend) und aufrichtig (redlich, zuverlässig), gottesfürchtigs und fliehend (weichend) vom Bösen. 9 Und {der} Satan antwortete JHWH und er sprach: [Ist etwa] Ijob umsonstt gottesfürchtig? 10 Hast duu nichtv schützend ihn umhegtw sowie (und) sein Haus und alles, was sein [ist] ringsherumx? Die Arbeit (Tun, Machen, Werk)y seiner Hände hast du gesegnetz und seinen Besitz vermehrt auf der Erdeaa. 11 Jedoch (dagegen aber) streckeab deine Hand aus und gegen alles, was sein [ist]; ob er nicht vor deinem Gesicht (Angesicht) dich verfluchen (lästern)ac wird? 12 Und JHWH sprach zu {dem} Satan: Siehe, alles, was sein [ist], in deine Hand! Nur (bloß) gegen ihn wirst du nicht deine Hand ausstreckenad! Und {der} Satan ging weg (ging hinaus) vom Gesicht (Angesicht) JHWHs. 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Anmerkungen

aEs war [einmal] ein Mann - Heb. ´isch hajah, „ein Mann war“. Der typische Beginn einer hebräischen Erzählung wäre eigentlich (wie zu Beginn der Bücher Josua, Richter, Rut, 1 Samuel u.ö.) wajehi ´isch, „und es war ein Mann“. Vergleichbare Anfänge von Erzählungen wie hier finden sich in der heb. Bibel nur zu Beginn von Nathans Parabel in 2 Sam 12,1 und der Baumparabel in 2 Kön 14,9; das Ijobbuch beginnt also mit einer typischen Märchenformel wie dem dt. „Es war einmal“. (Zurück zu v.1)
bUz - Ortsname (auch Personenname), wohl mit der Bed. „Ersatz“; Lage unsicher. Gen 36,28 berichtet von einem Edomiter namens Uz; in Jer 25,19f. steht das Land Uz im Zhg. mit Ägypten, Philistäa, Moab, Ammon und wieder Edom; in Klg 4,21 werden Uz und Edom gar miteinander identifiziert. Uz läge dann im Süden Israels. Doch bei der Aufzählung der drei Freunde Ijobs in 2,11 sollen diese wohl als von weit entfernt herkommend vorgestellt werden; Eliphaz aber kommt aus Teman (in Edom) und wäre damit ein Landsmann Ijobs. Andere verbinden das Land daher mit Uz, dem Sohn von Abrahams aramäischem Bruder Nahor und Onkel von Aram in Gen 22,21f.. Nach Gen 10,23 hieß auch einer der vier Söhne Arams Uz und war nach JosAnt I.6.4 der Gründer von Trachonitis und Damaskus. Nach einer alten Tradition wird daher Uz in die Nähe von Damaskus in Aram, nördlich von Israel, verortet. Der Ausdruck „Söhne des Ostens“ könnte sowohl Edom als auch Aram beschreiben, s. Jes 11,4; Gen 29,1. In beiden Fällen spielt die Handlung des Ijobbuches nicht in einem fernen Märchenland, sondern in der unmittelbaren Nachbarschaft Israels. (Zurück zu v.1)
cIjob - Heb. ´ijob; Hebraisierung des geläufigen semitischen Namens ´Ajjab, einer Kurzform von ´ajja-ab, „wo ist der Vater?“
Sowohl „Uz“ als auch „Ijob“ sind also sog. „Ersatznamen“, in denen zum Ausdruck kommt, dass ein Verwandter des Namensträgers gestorben und der Namensträger „Ersatz“ dieses Gestorbenen ist. In „Uz“, „Ersatz“, kommt dies direkt zum Ausdruck, aus „Ijob“, „wo ist der Vater!?“, spricht eine Klage über diesen Sachverhalt.
Die Variante „Hiob“ in protestantischen Bibeln rührt daher, dass Luther mit dem „H“ den konsonantischen Anlaut von ´ijob beibehalten wollte. Die LXX übertrug den Namen mit ιωβ, Job, was sich in den meisten englischen Bibeln findet. (Zurück zu v.1)
dTextkritik: und ({und},) - Im MT mit Konjunktion, in LXX dagegen ohne. Letzteres ist sicher eine Assimilation an 1,8; 2,3. Ball 1922; Gray 2010 u.a. allerdings halten die LXX-Variante für ursprünglich. (Zurück zu v.1)
esieben Söhne und drei Töchter - die ideale Zahl an Kindern, vgl. zu den sieben Söhnen 1 Sam 2,5; Rut 4,15, zum Standard-Zahlenverhältnis 7:3 im nächsten Vers die 7000 Schafe und 3000 Kamele und in 1 Kön 11,3 die 700 Frauen und 300 Konkubinen Salomos. Auch der ugaritische Gott Baal hat daher sieben Söhne und drei Töchter; vgl. Pope 1965, S. 7. (Zurück zu v.2)
fFestgelage zu bereiten - nicht: „zu halten“; `aßah mischteh bezeichnet das Vorbereiten eines Gastmahls (s. Gen 19,3; Est 1,3.5.9; so richtig Gordis 1978, S. 12), weshalb auch erst nach dieser Aussage davon die Rede ist, dass sie nach ihren Schwestern senden und sie einladen. (Zurück zu v.4)
g[jeweils] dessen Tag - trotz der Siebenzahl der Söhne sicher nicht die Wochentage, so dass Ijobs Kinder ununterbrochen zechen würden – allein schon, weil sonst kein Tag übrig bliebe, an dem Ijob nach V. 5 opfern könnte. Gemeint ist wahrscheinlich der jeweilige Geburtstag, s. Ijob 3,1.3. In der älteren Exegese war auch die Position verbreitet, die Rede sei von einer jährlichen siebentägigen Feier z.B. zur Jahreswende, von der jeder Tag im Haus eines anderen gefeiert wurde. (Zurück zu v.4)
hEtwas schwierige Stelle. Das Verb naqap scheint mit dem Durchlaufen einer Reihe von (Festtagen) nichts zu tun zu haben (auch nicht in Jes 29,1), sondern bezeichnet sehr regelmäßig das „Umschreiten“ oder „Umzingeln zur Belagerung“ von Städten. LXX, Tg, VUL übersetzen einheitlich, als stünde kalah („enden“) wie in Gen 41,53; Ez 43,27: „Als die Tage beendet waren“. Dass es irgendetwas Derartiges bedeuten muss, ist klar; am ehesten sind dann aber nicht die Tage, sondern die Söhne als Subjekt zu nehmen (so Dhorme, Ehrlich): „Als sie [den Zyklus] der Festgelage-Tage umrundet hatten“. Ob Ijob jeweils am Ende der sieben einzelnen Tage aktiv wird oder ob zu jedem (Geburts-)Tag eine mehrtägige Feier gehörte, an deren Ende Ijob jeweils ein Opfer darbringt, lässt sich nicht entscheiden. (Zurück zu v.5)
ibrachte Brandopfer dar - „Brandopfer“ sind nicht automatisch schon Opfer zum Sühnen von (potentiellen) Sünden, LXX ergänzt daher gar: „brachte Bandopfer für sie nach ihrer Zahl dar, und außerdem ein Kalb als Sündopfer für ihre Seelen, denn...“ Opfer dienen nicht nur der Sühnung von Sünden, sondern z.B. auch dazu, sich der Gunst der Gottheit zu versichern, der geopfert wurde; theoretisch könnte Ijob also diese Brandopfer also auch nicht aus Sorge um das Seelenheil seiner Kinder darbringen, sondern aus Eigeninteresse: Damit nicht die eventuellen Sünden seiner Kinder zu schlimmen Folgen für ihn führen, versichert er sich durch Brandopfer der Gunst Gottes ihm gegenüber. Und wahrscheinlich ist dies auch tatsächlich die Funktion des Opfers im Ijobbuch: Nachdem in Ijob 1,1 gesagt wurde, dass Ijob selbst rechtschaffen war, ergänzt V. 5, dass er auch unbetroffen von jeglicher (eventueller) Sünde seiner Kinder war – er nämlich hat diese (eventuellen) Sünden durch Brandopfer ausgeglichen. Dass ihn dann ab V. 13 dennoch das Schicksal derart geballt trifft, ist weder Ijobs Schuld noch kann es die Schuld anderer sein, sondern ist aus seiner Perspektive gänzlich unmotiviert und unerklärlich. (Zurück zu v.5)
jverflucht - W. „gesegnet“, ein Euphemismus für „fluchen“; s. in Ijob 1-2 noch Ijob 1,11; Ijob 2,5.9; auch 1 Kön 21,10.13; Ps 10,3 (so fast alle; vgl. z.B. Schorch 2000, S. 101f. Der Versuch von Linafelt 1996, das Wort in Ijob 1-2 doch durchgehend „segnen“ bedeuten zu lassen, ist wenig überzeugend). Dass hier von „Fluchen“ die Rede ist, so dass sogar das Unerhörte dieser Handlung mit einem Euphemismus abgeschwächt werden muss, zeigt klar, dass „in ihrem Herzen“ nicht bedeutet: „vielleicht haben sie unbewusst gesündigt“. Ijob spricht von „in ihrem Herzen“ im Gegensatz zu offenkundigen (Tat-)Sünden, weil Sünden im Herzen solche wären, die er nicht mitbekommen hätte. (Zurück zu v.5)
kMit Artikel, daher auch: „an diesem Tag“. (Zurück zu v.6)
lDie LXX liest: „οι αγγελοι του θεου“. (Zurück zu v.6)
mHitpa'el Pf. von יצב. (Zurück zu v.6)
nDas Wort הַשָּׂטָן wird hier als Eigenname wiedergegeben, da er eine eigenständige Rolle innerhalb der Erzählung spielt. Die Bedeutung kann mit „Widersacher“, „Gegner“ oder „Ankläger“ übersetzt werden. (Zurück zu v.6)
oKal Inf. von שוט. (Zurück zu v.7)
pHitpa'el Pt. von הלך. (Zurück zu v.7)
qWörtlich: „Hast du dein Herz gelegt auf...“ (Kal Pf. von שֹים mit ה-interrogativum); in dieser Weise folgt B-R dem hebr. Text („...dein Herz auf meinen Knecht Ijob gerichtet...“). (Zurück zu v.8)
rSt. Constr. von אין. (Zurück zu v.8)
sWörtlich: „fürchtend Gott“; Verbaldadjektiv im St. Constr. von ירא. (Zurück zu v.8)
tI.S.v. „ohne Lohn zu empfangen“. (Zurück zu v.9)
uBetonung auf das „Du“ (also JHWH). (Zurück zu v.10)
vFormelhafte Einleitung für Negativfrage. (Zurück zu v.10)
wKal Pf. von שׂוך, wörtlich: „umzäunen“. (Zurück zu v.10)
xAdv., bezieht sich auf das Verb שׂוך. (Zurück zu v.10)
ySt. Constr. von מַעֲשֶׂה. (Zurück zu v.10)
zPi'el Pf. von ברך. (Zurück zu v.10)
aaHier ist v.a. an Vieh zu denken, weshalb auch „...ausgebreitet im Land“ übersetzt werden kann; פרץ bedeutet dabei: „alle Schranken durchbrechen“/„sich in alle Himmelsrichtungen vermehren“. (Zurück zu v.10)
abKal Imp. von שׁלח. (Zurück zu v.11)
acPi'el Impf. von ברך (vgl. V. 10). Im Hebräischen kann also das Verb sowohl „segnen“ als auch „fluchen“ bedeuten. In B-R wird dieser Doppelsinn durch „segnen“ und „absegnen“ ausgedrückt. (Zurück zu v.11)
adKal Impf. von שׁלח. (Zurück zu v.12)