Ijob 1

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Ijob 1)

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Anmerkungen

Studienfassung (Ijob 1)

1 Es war [einmal] ein Manna im Lande Uz,b Ijobc mit Namen. Und es war jener Mann fromm und rechtschaffen (makellos) und ({und},)d gottesfürchtig und mied Böses. 2 Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren.e 3 Und sein Besitz war: 7.000 Schafe und 3.000 Kamele und 500 Ochsengespanne und 500 Eselinnen und eine sehr zahlreiche Dienerschaft – jener Mann war reicher als alle Söhne (Bewohner) des Ostens. 4 Und seine Söhne pflegten, hinzugehen und ein Festgelage zu bereitenf im Haus eines jeden an [jeweils] dessen Tagg und zu schicken nach und einzuladen ihre drei Schwestern, um mit ihnen zu essen und zu trinken. 5 Und {es geschah,} als sie die Tage des Festelages im Kreis durchschritten hatten (herumgegangen waren),h schickte Ijob hin und heiligte sie: [Schon früh] am Morgen machte er sich auf und brachte Brandopfer dari nach ihrer aller Zahl, denn Ijob dachte: „Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und Gott in ihrem Herzen verflucht.“j
So pflegte Ijob alle Tage zu tun.


6 {Und es geschah} Am Tagk, als die Götterl kamen, um JHWH ihre Aufwartung zu machenm kam auch der Satann inmitten von ihnen. 7 Und JHWH sprach zu dem Satan: „Von wo kommst du?“o Und der Satan antwortete JHWH {und sprach}:

„Vom Lumpazivagabundieren (Umherschweifen)p auf der Erde
Und vom Hin- und Hergehen auf ihr.“

8 Und JHWH sprach zu dem Satan: „Hast du Acht gehabtq auf meinen Diener (Knecht, Sklave) Ijob? Denn niemanden wie ihn [gibt es] auf der Erde – einen Mann, [so] fromm und rechtschaffen (makellos), gottesfürchtig und Böses meidend!“ 9 Und der Satan antwortete JHWH {und sprach}:

[Ist etwa] Ijob umsonstr gottesfürchtig?
10 Hast nicht du ihn [schützend] umhegts
Und sein Haus und alles, was sein [ist] ringsherum!?t
Die Arbeit seiner Hände hast du gesegnet
Und seinen Besitz vermehrt auf der Erdeu (ausgebreitet im Land)!
11 Jedoch, strecke [ihm] deine Hand [entgegen]v
Und schlage alles, was sein [ist]!
Wenn er dir nicht [direkt] ins Gesicht flucht...!w

12 Und JHWH sprach zu dem Satan: „Siehe (Da), alles, was sein [ist], [ist] in deiner Hand! Nur ihm strecke deine Hand nicht entgegen!“
Und der Satan ging fort von (vom Gesicht) JHWH.


13 {Und es geschah} Am Tag, als sene Söhne und seine Töchter aßen und Wein ({Wein})x tranken im Haus ihres erstgeborenen Bruders, 14 kam ein Bote zu Ijob und sagte: „Die Rinder pflügteny gerade und die Eselinnen weideten neben ihnen, 15 da fielen die Sabäerz [ein] und nahmen sie – und die Jungen erschlugen sie mit dem {Mund des} Schwert{es}!
Entkommen bin nur ich allein, um dir['s] zu erzählen.“ 16 Dieser war noch am Sprechen, da kam dieser und sprach: „Feuer Gottes fiel aus dem Himmelaa und verbrannte das Vieh und die Jungen und fraß sie (tötete sie).ab
Nur ich allein bin entkommen, um dir['s] zu erzählen.“ 17 Dieser war noch am Sprechen, da kam dieser und sprach: „Die Chaldäerac bildeten drei Haufen, machten sich über die Kamele her, nahmen sie – und die Jungen erschlugen sie mit dem {Mund des} Schwert{es}!
Nur ich allein bin entkommen, um dir['s] zu erzählen.“ 18 19 20 21 22

Anmerkungen

aEs war [einmal] ein Mann - Heb. ´isch hajah, „ein Mann war“. Der typische Beginn einer hebräischen Erzählung wäre eigentlich (wie zu Beginn der Bücher Josua, Richter, Rut, 1 Samuel u.ö.) wajehi ´isch, „und es war ein Mann“. Vergleichbare Anfänge von Erzählungen wie hier finden sich in der heb. Bibel nur zu Beginn von Nathans Parabel in 2 Sam 12,1 und der Baumparabel in 2 Kön 14,9; das Ijobbuch beginnt also mit einer typischen Märchenformel wie dem dt. „Es war einmal“. (Zurück zu v.1)
bUz - Ortsname (auch Personenname), wohl mit der Bed. „Ersatz“; Lage unsicher. Gen 36,28 berichtet von einem Edomiter namens Uz; in Jer 25,19f. steht das Land Uz im Zhg. mit Ägypten, Philistäa, Moab, Ammon und wieder Edom; in Klg 4,21 werden Uz und Edom gar miteinander identifiziert. Uz läge dann im Süden Israels. Doch bei der Aufzählung der drei Freunde Ijobs in 2,11 sollen diese wohl als von weit entfernt herkommend vorgestellt werden; Eliphaz aber kommt aus Teman (in Edom) und wäre damit ein Landsmann Ijobs. Andere verbinden das Land daher mit Uz, dem Sohn von Abrahams aramäischem Bruder Nahor und Onkel von Aram in Gen 22,21f.. Nach Gen 10,23 hieß auch einer der vier Söhne Arams Uz und war nach JosAnt I.6.4 der Gründer von Trachonitis und Damaskus. Nach einer alten Tradition wird daher Uz in die Nähe von Damaskus in Aram, nördlich von Israel, verortet. Der Ausdruck „Söhne des Ostens“ könnte sowohl Edom als auch Aram beschreiben, s. Jes 11,4; Gen 29,1. In beiden Fällen spielt die Handlung des Ijobbuches nicht in einem fernen Märchenland, sondern in der unmittelbaren Nachbarschaft Israels. (Zurück zu v.1)
cIjob - Heb. ´ijob; Hebraisierung des geläufigen semitischen Namens ´Ajjab, einer Kurzform von ´ajja-ab, „wo ist der Vater?“
Sowohl „Uz“ als auch „Ijob“ sind also sog. „Ersatznamen“, in denen zum Ausdruck kommt, dass ein Verwandter des Namensträgers gestorben und der Namensträger „Ersatz“ dieses Gestorbenen ist. In „Uz“, „Ersatz“, kommt dies direkt zum Ausdruck, aus „Ijob“, „wo ist der Vater!?“, spricht eine Klage über diesen Sachverhalt.
Die Variante „Hiob“ in protestantischen Bibeln rührt daher, dass Luther mit dem „H“ den konsonantischen Anlaut von ´ijob beibehalten wollte. LXX übertrug den Namen mit ιωβ, Job, was sich in den meisten englischen Bibeln findet. (Zurück zu v.1)
dTextkritik: und ({und},) - Im MT mit Konjunktion, in LXX dagegen ohne. Letzteres ist sicher eine Assimilation an 1,8; 2,3. Ball 1922; Gray 2010 u.a. allerdings halten die LXX-Variante für ursprünglich. (Zurück zu v.1)
esieben Söhne und drei Töchter - die ideale Zahl an Kindern, vgl. zu den sieben Söhnen 1 Sam 2,5; Rut 4,15, zum Standard-Zahlenverhältnis 7:3 im nächsten Vers die 7000 Schafe und 3000 Kamele und in 1 Kön 11,3 die 700 Frauen und 300 Konkubinen Salomos. Auch der ugaritische Gott Baal hat daher sieben Söhne und drei Töchter; vgl. Pope 1965, S. 7. (Zurück zu v.2)
fFestgelage zu bereiten - nicht: „zu halten“; `aßah mischteh bezeichnet das Vorbereiten eines Gastmahls (s. Gen 19,3; Est 1,3.5.9; so richtig Gordis 1978, S. 12), weshalb auch erst nach dieser Aussage davon die Rede ist, dass sie nach ihren Schwestern senden und sie einladen. (Zurück zu v.4)
g[jeweils] dessen Tag - trotz der Siebenzahl der Söhne sicher nicht die Wochentage, so dass Ijobs Kinder ununterbrochen zechen würden – allein schon, weil sonst kein Tag übrig bliebe, an dem Ijob nach V. 5 opfern könnte. Gemeint ist wahrscheinlich der jeweilige Geburtstag, s. Ijob 3,1.3. In der älteren Exegese war auch die Position verbreitet, die Rede sei von einer jährlichen siebentägigen Feier z.B. zur Jahreswende, von der jeder Tag im Haus eines anderen gefeiert wurde. (Zurück zu v.4)
htFN: Etwas schwierige Stelle. Das Verb naqap scheint mit dem Durchlaufen einer Reihe von (Festtagen) nichts zu tun zu haben (auch nicht in Jes 29,1), sondern bezeichnet sehr regelmäßig das „Umschreiten“ oder „Umzingeln zur Belagerung“ von Städten. LXX, Tg, VUL übersetzen einheitlich, als stünde kalah („enden“) wie in Gen 41,53; Ez 43,27: „Als die Tage beendet waren“. Dass es irgendetwas Derartiges bedeuten muss, ist klar; am ehesten sind dann aber nicht die Tage, sondern die Söhne als Subjekt zu nehmen (so Dhorme, Ehrlich): „Als sie [den Zyklus] der Festgelage-Tage umrundet hatten“. Ob Ijob jeweils am Ende der sieben einzelnen Tage aktiv wird oder ob zu jedem (Geburts-)Tag eine mehrtägige Feier gehörte, an deren Ende Ijob jeweils ein Opfer darbringt, lässt sich nicht entscheiden. (Zurück zu v.5)
ibrachte Brandopfer dar - „Brandopfer“ sind nicht automatisch schon Opfer zum Sühnen von (potentiellen) Sünden, LXX ergänzt daher gar: „brachte Bandopfer für sie nach ihrer Zahl dar, und außerdem ein Kalb als Sündopfer für ihre Seelen, denn...“ Opfer dienen nicht nur der Sühnung von Sünden, sondern z.B. auch dazu, sich der Gunst der Gottheit zu versichern, der geopfert wurde; theoretisch könnte Ijob also diese Brandopfer also auch nicht aus Sorge um das Seelenheil seiner Kinder darbringen, sondern aus Eigeninteresse: Damit nicht die eventuellen Sünden seiner Kinder zu schlimmen Folgen für ihn führen, versichert er sich durch Brandopfer der Gunst Gottes ihm gegenüber. Und wahrscheinlich ist dies auch tatsächlich die Funktion des Opfers im Ijobbuch: Nachdem in Ijob 1,1 gesagt wurde, dass Ijob selbst rechtschaffen war, ergänzt V. 5, dass er auch unbetroffen von jeglicher (eventueller) Sünde seiner Kinder war – er nämlich hat diese (eventuellen) Sünden durch Brandopfer ausgeglichen. Dass ihn dann ab V. 13 dennoch das Schicksal derart geballt trifft, ist weder Ijobs Schuld noch kann es die Schuld anderer sein, sondern ist aus seiner Perspektive gänzlich unmotiviert und unerklärlich. (Zurück zu v.5)
jverflucht - W. „gesegnet“, ein Euphemismus für „fluchen“; s. in Ijob 1-2 noch Ijob 1,11; Ijob 2,5.9; auch 1 Kön 21,10.13; Ps 10,3 (so fast alle; vgl. z.B. Schorch 2000, S. 101f. Der Versuch von Linafelt 1996, das Wort in Ijob 1-2 doch durchgehend „segnen“ bedeuten zu lassen, ist wenig überzeugend). Dass hier von „Fluchen“ die Rede ist, so dass sogar das Unerhörte dieser Handlung mit einem Euphemismus abgeschwächt werden muss, zeigt klar, dass „in ihrem Herzen“ nicht bedeutet: „vielleicht haben sie unbewusst gesündigt“. Ijob spricht von „in ihrem Herzen“ im Gegensatz zu offenkundigen (Tat-)Sünden, weil Sünden im Herzen solche wären, die er nicht mitbekommen hätte. (Zurück zu v.5)
kAm Tag - nicht: „eines Tages“. „Tag“ hat hier einen Artikel, die Rede ist daher von einem bestimmten Tag: Offenbar gibt JHWH an einem bestimmten Tag des Jahres eine Audienz. (Zurück zu v.6)
lGötter - W. „Kinder Gottes“; heb. Idiom: „Kinder Israels“ (z.B. Dtn 1,3) sind schlicht „Israeliten“, „Kinder des Menschen“ (z.B. Ps 45,3) schlicht „Menschen“. Entsprechend sind hier die „Kinder Gottes“ schlicht „Götter“ oder göttliche Wesen (LXX übersetzt οι αγγελοι του θεου und VUL angeli dei: „die Engel Gottes“); vgl. bes. Dan 3,25: „Der vierte [nämlich ein Engel] sieht aus wie ein Sohn der Götter (=wie ein Gott)“. Die atl. Religion war lange ein Polytheismus, kein Monotheismus; von solchen „Göttern“ sprechen daher z.B. auch Gen 6,1-4; von der Götterversammlung, deren Herr JHWH ist und die man sich hier vorzustellen hat, auch Ps 82,1; auch 1 Kön 22,19 und 2 Chr 18,18; Dan 7,9f.. In Ps 29,1; 89,7 heißen die göttlichen Wesen „Kinder der Starken“ statt „Kinder Gottes/der Götter“, also „Starke / Mächtige“. (Zurück zu v.6)
mihre Aufwartung zu machen - W. „um sich aufzustellen vor JHWH“; der Ausdruck bez. bes. das sich-Aufstellen Untergebener vor Höhergestellten, s. Ex 8,16; Ex 9,13; Spr 22,29; ähnlich wie hier auch Sach 6,5. (Zurück zu v.6)
nder Satan - Die Satansvorstellung hat sich über mehrere Jahrhunderte hinweg entwickelt. Hier ist der Begriff noch kein Eigenname eines Dämons o.Ä., sondern eine Funktionsbezeichnung und steht daher im Heb. wie in Sach 3,1f. mit Artikel. Frühjüdische Schriften geben „dem Satan“ daher gelegentlich gar andere Eigennamen, z.B. „Samael“ in den Qumran-Schriften oder „Mastema“ in den Jubiläen.
Welche Funktion genau mit dem Wort bezeichnet wird, ist aber ungewiss, da seine Etymologie unsicher ist: Satan (heb. ßaṭan) könnte sich am ehesten ableiten (1) von ßṭn („Opponent, Widersacher, Gegner“), vgl. Num 22,22.35; Sach 3,1, und etwas unwahrscheinlicher (2) von schjṭ / schwṭ („umherwandeln“; sch wurde zumindest in einigen Dialekten ähnlich ß gesprochen), vgl. Ijob 1,7; Sach 4,10; 1 Pet 5,8, oder (3) von ßwṭ, einer NF von swt („aufreizen, versuchen“), vgl. Ijob 2,4; 1 Chr 21,1; Mt 4,1 parr.; 1 Kor 7,5. „Aufgabe“ des Satan wäre also nach (1), Menschen oder Gott entgegenzutreten (vgl. schön TUR: „der Widergeist“, wonach Stier im NT bekanntlich Dämonen als „Abergeister“ übersetzt), nach (2), als eine Art Spion Gottes auf der Erde umherzuwandeln, und nach (3), Menschen zu versuchen und zur Sünde aufzureizen. Welche Funktion er in Ijob 1-2 hat, ist aber zum Glück nicht rätselhaft; außer TUR übersetzen daher alle dt. Üss. schlicht mit „(der) Satan“. (Zurück zu v.6)
otFN: Woher kommst du - Im Heb. nicht Qatal, sd. Yiqtol. Vgl. dazu Dav §45.R1: Gelegentlich wird in Fragen an eine 2. Pers. Yiqtol verwendet wie sonst Qatal, vgl. z.B. Gen 42,7 („Woher kommt ihr?“, Qatal) vs. Ri 19,17 („Woher kommst du?“, Yiqtol); 2 Kön 20,14 ([Jesaja fragte Hiskija:] ‚Woher kommen diese zu dir?‘ (Yiqtol). Und Hiskija antwortete: ‚Aus einem fernen Land kommen sie (Qatal): aus Babel.‘“). Der Grund dafür ist ungewiss; jedenfalls aber scheint das Yiqtol hier nicht bedeutsam zu sein (anders Delitzsch, Dillmann: „Woher kommst du gerade?“ statt „Woher bist du gekommen?“). (Zurück zu v.7)
pLumpazivagabundieren (umherschweifen) - Wortspiel: schuṭ („umherschweifen“) klingt ähnlich wie „Satan“ und könnte sogar dessen Etymon sein (s. vorletzte FN). Der Satan tat, was ein Satan eben so tut: Er „sataniert umher“ auf der Erde. (Zurück zu v.7)
qAcht gehabt - W. „Hast du dein Herz gelegt auf...“, mit ´el oder le statt `al (alles: „auf“; doch lies wohl auch hier mit BHS ´el) auch in Ex 7,23; 9,21; 1 Sam 9,20; 25,25; 2 Sam 13,20; 18,3; Ijob 7,17; 34,14; Ps 48,14; Spr 22,17; Spr 27,23; Jer 31,21; Ez 40,4; Hag 1,5.7. Nach Jer 31,21; Ez 40,4; Hag 1,5-7; Ps 48,14; Spr 22,17; 27,23 ist die Bed. nicht allgemein „beachten“, sondern spezieller und stärker „genau auf etwas achten, sich etwas einprägen“, also gerade nicht „Ist dir Ijob aufgefallen?“ (HfA), sondern „Hast du ihn dir mal gut angeschaut?“ Was Gott nun über Ijob sagt, ist empirisch gesichert und hält auch einer gründlicheren Prüfung stand. Gott provoziert mit dieser Formulierung geradezu die folgende Herausforderung des Satans. (Zurück zu v.8)
rumsonst - Die Schlüsselfrage der Hioberzählung. Im Heb. ebenso mehrdeutig wie im Dt.: (1) Ist er ohne Grund – interesselos/gratis – gottesfürchtig, d.h. ist er es nicht, damit du ihm dafür kräftig zurückzahlst? Gut GN: „Würde er dir gehorchen, wenn es sich für ihn nicht lohnte?“ (2) Ist er ohne Effekt gottesfürchtig, d.h.: Allerdings bringt es ihm ja auch viel ein, gottesfürchtig zu sein! So z.B. Linafelt/Davis 2013. (3) Ist er ohne Ursache gottesfürchtig, d.h.: Er ist doch wohl nur gottesfürchtig, weil er von dir so reich gesegnet wurde! So z.B. Klopfenstein 1998, S. 289. Alle drei Bedeutungen machen auch in Ijob 2,3 gleich viel Sinn; am besten bleibt man daher bei der allgemeinen Übertragung „umsonst“, bei der ebenfalls alle drei Bedeutungen gehört werden können.
Wortspiel (Talchin): Im Heb. chinnam; abgeleitet von chen („Gnade(ntat), Gunsterweis“): Auch mit diesem Wortspiel insinuiert der Satan einen direkten Zhg. zwischen Gottes Gunsterweisen, die Ijob zum „Größten unter den Bewohnern des Ostens“ (V. 3) gemacht haben, und Ijobs Gottesfürchtigkeit. (Zurück zu v.9)
s[schützend] umhegt - W. „umzäunt“, wie man etwa Gärten zum Schutz mit Hecken umwachsen ließ. (Zurück zu v.10)
tringsherum - W. „Hast nicht du einen [schützenden] Zaun errichtet um ihn und um sein Haus und um alles, was sein [ist]!?“ (Zurück zu v.10)
uvermehrt auf der Erde - Wortspiel. parats (hier: „vermehrt“) bedeutet eigentlich „durchbrechen, überfließen“, Ijobs Besitz sprengt also jeden Rahmen. Während Ijob und seine Habe „umzäunt“ sind, quillt diese Habe regelrecht durch diese Umzäunung hervor. (Zurück zu v.10)
vstrecke [ihm] deine Hand [entgegen] - fast unübersetzbar ins Dt. ist Folgendes: Im Heb. gibt es zwei unterschiedliche Formulierungen für „jmds Hand ausstrecken“: schalach jad und natah jad; gefolgt können beide werden v.a. von der neutralen Präp. ´el („in Richtung“) oder von der in diesem Zhg. feindlichen Präp. `al („wider, gegen“). Für Gottes strafendes Handeln ist speziell natah jad `al reserviert (vgl. bes. Humbert 1962), obwohl es auch die Bedeutung der ersten Formulierung sein kann. In 11a steht schalach, nicht natah, die Fortsetzung in 11b mit der Aufforderung zur Gewalttat kommt also etwas überraschend und spiegelt so die aus irdischer Perspektive so plötzlichen und unvermuteten Schicksalsschläge, die Ijob widerfahren. In V. 12 verwendet Gott darüber hinaus die Präp. ´el statt `al; auffällig auch, dass Gott dort die Aufforderung des Satans, Gott solle seine Hand strecken, ohne die Weiterführung „und schlage...“ an den Satan zurückgibt: „Alles, was er hat, ist in deiner Hand. Strecke [du] ihm deine Hand entgegen...!“ Die Initiative für alle Handlungen in diesem Abschnitt liegen ganz bei JHWH, doch direkt involviert ist er nicht bei dem, was folgt. (Zurück zu v.11)
wflucht wieder wörtl. „segnet“. Die Zeile ist eine abgebrochene Schwurformel, die sich im Heb. häufig findet (z.B. Neh 13,25; Ps 95,11; 132,3-5; Hld 2,7; Jer 22,6 u.ö.); impliziert ist: „[Verdammt will ich sein,] wenn er dir nicht ins Gesicht flucht!“ (Zurück zu v.11)
xTextkritik: Wein ({Wein}) (V. 13; V. 18); {Wein} (Wein) (V. 18) - In beiden Versen steht „Wein“ im MT und den meisten Versionen. In V. 13 aber fehlt er in 1 Ms und in Syr und bei Saadja, in V. 18 in 2 Mss, LXX, Syr und bei Saadja. Möglich wäre, dass an einer der beiden Stellen daher früher kein „Wein“ gestanden hat und diese Stelle dann von MT und den Vrs. mit „Wein“ an die andere Stelle angepasst worden ist. Wahrscheinlicher wäre hier V. 18, wo das Fehlen von „Wein“ auch in LXX belegt ist. Der Origines vorliegende heb. Text allerdings hatte „Wein“, SyH und Aq zusammen mit Vul und Tg stützen also den MT gegen LXX, Syr und Saadja. Wahrscheinlicher wurde also in LXX in V. 18 „Wein“ vergessen/ausgespart, Syr folgte dem und glich dann V. 13 an V. 18 an. Gray 2010 allerdings hält an beiden Stellen die kürzere Variante für ursprünglich, Gordis 1978 an V. 18. (Zurück zu v.13)
ytFN: W. „Die Rinder waren pflügend“. Die Rinder sind maskulin, waren communis und pflügten feminin; ihnen in „neben ihnen“ wieder maskulin. Der Grund für den Wechsel zum Fem. ist ungewiss. (Zurück zu v.14)
zSabäer - Bevölkerung des arabischen Königreichs Saba; nach Gen 25,3; 1 Chr 1,32 ist ihr Stammvater ein Enkel Abrahams. Bekannt ist die Erzählung über die Königin von Saba, die nach 1 Kön 10 und 2 Chr 9 Salomo besuchte. Saba liegt recht weit südöstlich sowohl von Israel als auch von Edom; ob nun Uz nach Edom oder Damsakus zu verorten ist – in beiden Fällen legen die Sabäer eine sehr weite Strecke zurück, um Ijob zu überfallen.
Evt. ein Wortspiel (Talchin): Scheba´ („Sabäer“) klingt ähnlich wie schabah („gefangen nehmen“), womit LXX und wohl auch Syr das Wort verwechseln. (Zurück zu v.15)
aaFeuer Gottes fiel - wohl ein Blitz, s. 2 Kön 1,12. Die gleichen Verben ([ein]fallen“ in V. 15 und „fallen“ in V. 16) parallelisieren die beiden Botenberichte. (Zurück zu v.16)
abfraß sie - heb. Idiom: Feuer „frisst“, d.h. „verbrennt völlig“. Man beachte aber, dass die „Jungen“ in Vv. 15.17 mit dem „Mund“ des Schwertes getötet und die Jungen in V. 16 „gefressen“ werden, ein schönes Wortspiel. (Zurück zu v.16)
acChaldäer - Ein Volk östlich von Israel; östlich und süd-östlich von Damaskus und östlich und nordöstlich von Edom. (Zurück zu v.17)