Ijob 3: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|8}} Verwünschen sollen ihn (sie)<ref>''ihn (sie)'' - Im Heb. sind „Tag“ und „Nacht“ beide maskulin; das Pronomen könnte sich also auf beide beziehen. Vv. 6-7 lassen zunächst an die Nacht denken, aber dass hier speziell von den „Verfluchern des ''Tages''“ die Rede ist, macht sehr wahrscheinlich, dass hier wieder die Rede vom Tag ist, so dass die Struktur von Vv. 3-9 wäre: 3: „Tag und Nacht“ | 4-5: „Tag“ | 6-7: „Nacht“ | 8: „Tag“ | 9: „Nacht“.</ref> die Verflucher des Tags (Meeres),<ref>''Verflucher des Tags (Meeres)'' - gemeint sind wohl professionelle Zauberer, deren Flüchen eine größere Wirksamkeit zugeschrieben wurde, s. [[Numeri 22#s5 |Num 22,5f.]]. Dass sie „fähig sind, den Leviathan aufzureizen“, soll wahrscheinlich nur unterstreichen, wie mächtig diese professionellen Verflucher sind; die (chinesische!) Vorstellung des Drachen, der die Sonne frisst und so Sonnenfinsternisse erzeugt, ist dem AT fremd.<br />Klangspiel: ''´or<sup>e</sup>re'' („Verflucher“) - ''`orer'' („aufzureizen“).<br />'''Textkritik''': Nicht wenige Exegeten (z.B. Gordis, Horst, Pope) lesen ''jam'' statt ''jom'', „Verflucher des ''Meeres''“, da dieses der „Wohnort“ des Leviathan ist. Das ist unnötig und machte aus V. 8 den ersten Vers, in dem ''nicht'' das Wort „Tag“ oder „Nacht“ fällt; dem folgt auch keine der dt. Üss.</ref>
 
{{S|8}} Verwünschen sollen ihn (sie)<ref>''ihn (sie)'' - Im Heb. sind „Tag“ und „Nacht“ beide maskulin; das Pronomen könnte sich also auf beide beziehen. Vv. 6-7 lassen zunächst an die Nacht denken, aber dass hier speziell von den „Verfluchern des ''Tages''“ die Rede ist, macht sehr wahrscheinlich, dass hier wieder die Rede vom Tag ist, so dass die Struktur von Vv. 3-9 wäre: 3: „Tag und Nacht“ | 4-5: „Tag“ | 6-7: „Nacht“ | 8: „Tag“ | 9: „Nacht“.</ref> die Verflucher des Tags (Meeres),<ref>''Verflucher des Tags (Meeres)'' - gemeint sind wohl professionelle Zauberer, deren Flüchen eine größere Wirksamkeit zugeschrieben wurde, s. [[Numeri 22#s5 |Num 22,5f.]]. Dass sie „fähig sind, den Leviathan aufzureizen“, soll wahrscheinlich nur unterstreichen, wie mächtig diese professionellen Verflucher sind; die (chinesische!) Vorstellung des Drachen, der die Sonne frisst und so Sonnenfinsternisse erzeugt, ist dem AT fremd.<br />Klangspiel: ''´or<sup>e</sup>re'' („Verflucher“) - ''`orer'' („aufzureizen“).<br />'''Textkritik''': Nicht wenige Exegeten (z.B. Gordis, Horst, Pope) lesen ''jam'' statt ''jom'', „Verflucher des ''Meeres''“, da dieses der „Wohnort“ des Leviathan ist. Das ist unnötig und machte aus V. 8 den ersten Vers, in dem ''nicht'' das Wort „Tag“ oder „Nacht“ fällt; dem folgt auch keine der dt. Üss.</ref>
 
_Die, die fähig sind, den Leviathan<ref>''Leviathan'' - mythisches Seeungeheuer; am ausführlichsten beschrieben in [[Ijob 40#s25 |Ijob 40,25-41,2]]. Laut Ijob 41,2 ist ''niemand'' so grausam, den Leviathan aufzureizen.</ref> aufzureizen.  
 
_Die, die fähig sind, den Leviathan<ref>''Leviathan'' - mythisches Seeungeheuer; am ausführlichsten beschrieben in [[Ijob 40#s25 |Ijob 40,25-41,2]]. Laut Ijob 41,2 ist ''niemand'' so grausam, den Leviathan aufzureizen.</ref> aufzureizen.  
{{S|9}} Finster sein (bleiben, verfinstern) sollen sich die Sterne ihrer Dämmerung,  
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{{S|9}} Finster sein (bleiben, verfinstern) sollen die Sterne ihrer Dämmerung,  
 
_Sie soll warten auf Licht – doch nichts! {{par|Ijob|30|26}}{{par|Jesaja|59|9}}{{par|Jeremia|13|16}}
 
_Sie soll warten auf Licht – doch nichts! {{par|Ijob|30|26}}{{par|Jesaja|59|9}}{{par|Jeremia|13|16}}
 
_Sie soll nicht sehen die Augen des Morgens,<ref>''Augen des Morgens'' - Trad. „Wimpern“, doch ''`af`af'' ist im Ug. und Heb. sehr klar ein Synonym für ''`ajin'' („Augen“), das im nächsten V. steht, s. [[Ijob 16#s16 |Ijob 16,16]] (die schwachen Augen sind ein häufiges Bild für mangelnde Lebenskraft); [[Psalm 11#s4 |Ps 11,4]]; [[Sprichwörter 4#s25 |Spr 4,25]] und vgl. [[Sprichwörter 6#s25 |Spr 6,25]] mit [[Hohelied 4#s9 |Hld 4,9]]; vgl. auch Aistleitner 1966, S. 308; Dahood 1969, S. 351f. Gemeint ist wahrscheinlich die rot leuchtend aufgehende Sonne, s. [[Ijob 41#s10 |Ijob 41,10]]. Ijob vergilt mit seinem Fluch Gleiches mit Gleichem: Wie die Nacht nicht die Mühsal vor seinen Augen verborgen hat (V. 10), so soll auch sie vergeblich auf die „Augen“ der Morgenröte warten.</ref>
 
_Sie soll nicht sehen die Augen des Morgens,<ref>''Augen des Morgens'' - Trad. „Wimpern“, doch ''`af`af'' ist im Ug. und Heb. sehr klar ein Synonym für ''`ajin'' („Augen“), das im nächsten V. steht, s. [[Ijob 16#s16 |Ijob 16,16]] (die schwachen Augen sind ein häufiges Bild für mangelnde Lebenskraft); [[Psalm 11#s4 |Ps 11,4]]; [[Sprichwörter 4#s25 |Spr 4,25]] und vgl. [[Sprichwörter 6#s25 |Spr 6,25]] mit [[Hohelied 4#s9 |Hld 4,9]]; vgl. auch Aistleitner 1966, S. 308; Dahood 1969, S. 351f. Gemeint ist wahrscheinlich die rot leuchtend aufgehende Sonne, s. [[Ijob 41#s10 |Ijob 41,10]]. Ijob vergilt mit seinem Fluch Gleiches mit Gleichem: Wie die Nacht nicht die Mühsal vor seinen Augen verborgen hat (V. 10), so soll auch sie vergeblich auf die „Augen“ der Morgenröte warten.</ref>

Version vom 6. Januar 2019, 11:47 Uhr

Syntax OK

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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Anmerkungen

Studienfassung (Ijob 3)

1 Danach öffnete Hiob seinen Mund und verfluchte seinen Tag.a 2 Und Hiob antworteteb und sprach:

3 „Ausgelöscht sei [der] Tag, [an dem] ich geboren werden sollte (musste),
Und die Nacht, [die] ([in der] man) sprach: ‚ein (starker) Mann c ist empfangen worden (Siehe, ein Mann)!‘.d
4 Jener Tag – er werde [zur] Finsternis (finster),e
Gott oben suche ihn nicht!f
Kein Licht leuchte auf ihn (über ihm)!
5 Finsternis und Todesschatten (Schwärze)g sollen ihn zurückfordern,h
Gewölk sich auf ihn lagern,
Verfinsterungen (wie Bitternisse)i des Tages (soll es) ihn schrecken!

6 Jene Nachtj – Düsternis fasse sie (beherrsche sie),
Sie reihe sich nicht ein (freue sich nicht)k in die Tage des Jahres!
In die Zahl der Monate (Monde)l komme sie nicht!
7 Siehe (ja!),m jene Nacht sei unfruchtbar!n
Kein Freudengeschrei komme [auf] in ihr!

8 Verwünschen sollen ihn (sie)o die Verflucher des Tags (Meeres),p
Die, die fähig sind, den Leviathanq aufzureizen.
9 Finster sein (bleiben, verfinstern) sollen die Sterne ihrer Dämmerung,
Sie soll warten auf Licht – doch nichts!
Sie soll nicht sehen die Augen des Morgens,r
10 Denn sie hat nicht die Türen meines Schoßess verschlossen
Und (und so) die Mühsal verborgen vor meinen Augen.


11 Warum bin ich nicht bei der Geburt t gestorben und nicht hingeschieden, als ich aus dem Mutterleib kam?
12 Warum sind mir Knie begegnet und wozu Brüste, damit ich saugte?
13 Dann u könnte ich jetzt daliegen und ausruhen. Ich könnte schlafen und hätte dann meine Ruhev
14 zusammen w mit Königen und Reichsverwaltern, die zerstörte Denkstätten x für sich [wieder auf]gebaut haben,
15 oder mit Fürsten, die Gold hatten, die ihre Häuser mit Silber füllten!
16 Oder wie eine verscharrte Fehlgeburt, hätte ich nie existiert, wie Kinder, die nie Licht gesehen haben.
17 Dort haben die Frevler ihr Wüten beendet. Dort ruhen y die, deren Kraft ermattet ist.
18 Da fühlen sich alle z Gefangenen wohl; sie hörenaa nicht mehr die Stimme eines Treibers.
19 Dort ist der Unbedeutende ebensoab wie der Große – und ein Sklave ist frei von seinem Herrn.
20 Warum gibt er ac einem Leidenden Licht und Leben denen, deren Seele ad bitter ist,
21 die auf den Tod warten – doch nichts, die nach ihm graben mehr als nach Schätzen,
22 die sich freuten bis zum Jubel ae, die froh wären, wenn sie ein Grab fänden?
23 (Warum) dem (starken) Mann, dessen Weg verborgen ist, der von Gott getrennt ist?
24 Denn vor af meinem Brot kommt mein Stöhnen, und wie Wasser ergießen sich meine Schreie.
25 Denn, wovor ich mich fürchterlich fürchtete, das kam über mich, und wovor mir grauste, das traf mich.
26 Ich kann mich nicht wohlfühlen, ich kann nicht ruhig sein und ich kann nicht ausruhen – stattdessen kommt der Aufruhr.“

Anmerkungen

aseinen Tag - Gemeint ist der Tag seiner Geburt. (Zurück zu v.1)
bantwortete - hier nicht i.S.v. „antworten auf eine vorangehende Rede“ sd. v. „sprechend auf Umstände reagieren“ wie in Ex 15,21; Dtn 26,5; Ri 18,14 u.ö. Vermutlich wegen dieser selteneren Verwendung des Verbs und weil in V. 1 bereits eine Redeeinleitung steht, fehlt „und Ijob antwortete“ in LXX und VUL. (Zurück zu v.2)
cein (starker) Mann - Heb. geber; nicht nur einfach eine Geschlechtsangabe, sondern speziell „starke Mann“, was zeigt, wie im Hiobbuch von der Gegenwart aus in der Vergangenheit nach Sinn gesucht wird. Dies bedeutet hier, dass vom Zeitpunkt seiner Empfängnis bzw. seiner Geburt an bereits der spätere reiche und gesegnete, der im wörtlichen Sinn „starke Mann“ im Blick ist, der heute so entsetzlich leidet. (Zurück zu v.3)
dTextkritik: ist empfangen worden (siehe) - „ist empfangen worden“ nach MT und den meisten Vrs., „siehe“ aber nach LXX. Dem dürften statt den Konsonanten hrh („empfangen wurde“) hnh („siehe“) zugrunde liegen. Einige Exegeten halten das für den ursprünglichen Text und es ist dies auch gut möglich: Ijob 3,3 ist in der Gattung eine Geburtsverkündung wie Jes 9,5; Jer 20,15; Lk 2,11, die als solche natürlich nicht bei der Empfängnis, sondern bei der Geburt gesprochen wurde. Darüber hinaus findet sich hrh („empfangen“) sehr häufig (Seow 2013, S. 319: 83x) zusammen mit jld („gebähren“), was die Verlesung von hnh zu hrh verursacht haben könnte, nie aber in der Reihenfolge wie hier. Die meisten dt. Üss. übersetzen aber „empfangen“. (Zurück zu v.3)
eer werde [zur] Finsternis - Heb. jehi choschek; eine Umkehrung der ersten Schöpfungsformel in Gen 1,3: jehi ´or, „es werde Helligkeit!“ (Zurück zu v.4)
fsuche ihn nicht - Wortspiel: In Kontexten wie diesem bed. darasch („suchen“) i.d.R. „sich um etwas kümmern“ (z.B. Dtn 11,12; Jer 30,17); daher gut Pope: „Gott ignoriere ihn!“. Doch hier kann bei darasch gut auch wörtliche Bed. mitgehört werden, denn es geht (auch) um die Existenz des Tages: Er soll ausgelöscht werden, von Dunkelheit verborgen werden, und Gott soll ihn nicht „suchen“, nicht wieder aus seiner Verbergung holen. (Zurück zu v.4)
gTodesschatten (Schwärze) - Heb. ṣalmawet. Die Konsonanten ṣlmwt könnten sowohl analysiert werden als Kompositum aus ṣel („Schatten“) und mawet („Tod“), also „Todesschatten“, oder als die Konsonanten von ṣalmut („Schwärze“), die von den Masoreten jeweils falsch vokalisiert worden wären. Die meisten Exegeten halte heute letzteres für richtig, s. z.B. Ges18, S. 1120; in einigen Üss. findet sich aber noch das traditionelle „Todesschatten“. S. z.B. LUT: „Finsternis und Dunkel“ vs. : „Finsternis und Todesschatten“. (Zurück zu v.5)
hzurückfordern - Heb. ga´al, „lösen, als Goel fungieren“. Der Goel war jeweils der nächste Verwandte eines Menschen und hatte als solcher ihm gegenüber besondere Pflichten; bes. die, seinen Mörder umzubringen, um so eine bestehende Blutschuld wieder auszugleichen, und die, sein Feld zu kaufen oder zurückzukaufen, wenn er es verkaufen musste oder verkauft hatte (s. näher z.B. Löser/Loskauf (WiBiLex)), um so die ursprünglichen Besitzverhältnisse zu erhalten oder wiederherzustellen. Gemeint wäre, dass der in Gen 1,2 geschilderte Urzustand der Finsternis wiederhergestellt werden solle. Gut MEN: „Finsternis und Todesschatten mögen ihn als ihr Eigentum zurückfordern!“ So die meisten.
Doch das Bild ist nicht völlig glatt. Von wem soll die Finsternis den Tag „zurückkaufen“? Aq und Tg verstehen das Wort daher nicht als „lösen“, sondern als das im Heb. gleich lautende „verschmutzen, beflecken“ (wohl auch VUL: „verdunklen“; Syr, Saadja: „überschatten“). So z.B. TUR: „Hätt Finsternis, Toddunkel ihn befleckt!“; z.B. auch Dhorme; Gray; Perdue 1986, S. 304. Doch dieses Bild ist noch weniger glatt; vorzuziehen ist sicher die erste Deutung. (Zurück zu v.5)
iVerfinsterungen (wie Bitternisse) - Gemeint sind wohl Sonnenfinsternisse.
tFN: Heb. kmrjr; unbekanntes Wort, nur hier in der Bibel. MT vokalisiert, als wäre der erste Konsonant, k, kein Bestandteil des Wortes, sondern die Vergleichspartikel „wie“, so dass als Konsonanten des Worts nur mrjr von mrr („bitter sein“) übrig bliebe. So zwar auch Aq, Tg, VUL, Syr; unter den heutigen dt. Üss. folgt dem aber nur PAT: „Sie sollen ihn erschrecken gleich den täglich neuen Bitternissen“. Die meisten Exegeten und Üss. fassen k stattdessen als Bestandteil des Wortes auf und leiten ab von syr. (nicht heb.!) kmr, das „düster sein“ bedeuten soll: „Verdüsterungen des Tages“. Das ist nicht unproblematisch, aber die starke Mehrheitsmeinung. (Zurück zu v.5)
jJene Nacht - Da im Heb. „Nacht“ und „Tag“ beides maskuline Begriffe sind, lässt sich grammatikalisch nicht entscheiden, wer das Subjekt der Verse 6-7.10 ist. Ich (F.K.) verstehe es als Vorzeichen zu den folgenden Aussagen über die Nacht. (Zurück zu v.6)
kTextkritik: reihe sich nicht ein (freue sich nicht) - nach der masoretischen Vokalisierung Jussiv von ḥdh, „sie freue sich nicht“. So z.B. LUT: „sie soll sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen!“ Sym, Tg, VUL, Syr und Saadja dagegen leiten ab von jḥd („sich vereinen“) und vokalisieren jeḥad statt jiḥad: „sie vereine sich nicht mit, reihe sich nicht ein in die Zahl der Tage“. So auch fast alle Exegeten und die meisten dt. Üss, z.B. : „sie reihe sich nicht in die Tage des Jahres!“ (Zurück zu v.6)
lMonate (Monde) - „Monate“ und „Monde“ sind im Heb. das selbe Wort, da die alten Israeliten sich an einem Mondkalender orientierten. Hier ergibt dies einen schönen Merismus: Die „Monde“ suggerieren die Nacht; die „Nacht“ (6a) soll also ausgeschieden sein aus der Reihe der Tage (6b) und der Zahl der Nächte/Monate (6c). (Zurück zu v.6)
mSiehe - Anakrusis; das außerhalb des Metrums stehende Ausrufewort markiert das Folgende ebenso wie die Wdh. von „jene Nacht“ als eine der Spitzenaussagen der Strophe. (Zurück zu v.7)
nunfruchtbar - Heb. galmud. Trad. „unfruchtbar“; galmud könnte aber eine Spezialbedeutung haben: Das verwandte Heb. golem meint den Embryo (Ps 139,16). galmud findet sich in der Bibel nur hier und in Ijob 15,34; 30,3; Jes 49,21. Ijob 30,3 wird es metaphorisch verwendet, aber in Ijob 15,34 steht es im Kontext einer Schilderung von Menschen, die verlieren, was sie bereits besitzen; im Vers davor etwa mit den Bildern des Weinstocks, der seine noch unreifen Trauben verliert, und des Olivenbaums, der seine Blüten abwirft. In Jes 49,21 steht es Parallel mit schekulah, was „der Kinder beraubt“ bedeutet, speziell auch mit der Sonderbedeutung „durch Fehlgeburt der Kinder beraubt sein, fehlgebähren“ (Ex 23,26; Ijob 21,10). Talmud und Midrasch Bereschit Rabbah überliefern, dass man in den Seestädten eine menstruierende Frau als galmudah bezeichnet habe (b.Sot 42a; BerR 31) und der Zhg. von Menstruation und Fehlgeburt war ein stark diskutiertes Thema in den Talmudim. Vielleicht heißt „jene Nacht sei galmud“ also „jene Nacht hätte eine Fehlgeburt haben sollen“ und weist so bereits voraus auf die Rede von der Fehlgeburt in V. 16 und wohl auch in 11a, was auch besser mit der nächsten Zeile zusammenstimmte, in der das „Freudengeschrei“ wahrscheinlich der Jubel über eine geglückte Geburt ist (nicht der Hochzeitsjubel wie bei MEN, TUR). (Zurück zu v.7)
oihn (sie) - Im Heb. sind „Tag“ und „Nacht“ beide maskulin; das Pronomen könnte sich also auf beide beziehen. Vv. 6-7 lassen zunächst an die Nacht denken, aber dass hier speziell von den „Verfluchern des Tages“ die Rede ist, macht sehr wahrscheinlich, dass hier wieder die Rede vom Tag ist, so dass die Struktur von Vv. 3-9 wäre: 3: „Tag und Nacht“ | 4-5: „Tag“ | 6-7: „Nacht“ | 8: „Tag“ | 9: „Nacht“. (Zurück zu v.8)
pVerflucher des Tags (Meeres) - gemeint sind wohl professionelle Zauberer, deren Flüchen eine größere Wirksamkeit zugeschrieben wurde, s. Num 22,5f.. Dass sie „fähig sind, den Leviathan aufzureizen“, soll wahrscheinlich nur unterstreichen, wie mächtig diese professionellen Verflucher sind; die (chinesische!) Vorstellung des Drachen, der die Sonne frisst und so Sonnenfinsternisse erzeugt, ist dem AT fremd.
Klangspiel: ´orere („Verflucher“) - `orer („aufzureizen“).
Textkritik: Nicht wenige Exegeten (z.B. Gordis, Horst, Pope) lesen jam statt jom, „Verflucher des Meeres“, da dieses der „Wohnort“ des Leviathan ist. Das ist unnötig und machte aus V. 8 den ersten Vers, in dem nicht das Wort „Tag“ oder „Nacht“ fällt; dem folgt auch keine der dt. Üss. (Zurück zu v.8)
qLeviathan - mythisches Seeungeheuer; am ausführlichsten beschrieben in Ijob 40,25-41,2. Laut Ijob 41,2 ist niemand so grausam, den Leviathan aufzureizen. (Zurück zu v.8)
rAugen des Morgens - Trad. „Wimpern“, doch `af`af ist im Ug. und Heb. sehr klar ein Synonym für `ajin („Augen“), das im nächsten V. steht, s. Ijob 16,16 (die schwachen Augen sind ein häufiges Bild für mangelnde Lebenskraft); Ps 11,4; Spr 4,25 und vgl. Spr 6,25 mit Hld 4,9; vgl. auch Aistleitner 1966, S. 308; Dahood 1969, S. 351f. Gemeint ist wahrscheinlich die rot leuchtend aufgehende Sonne, s. Ijob 41,10. Ijob vergilt mit seinem Fluch Gleiches mit Gleichem: Wie die Nacht nicht die Mühsal vor seinen Augen verborgen hat (V. 10), so soll auch sie vergeblich auf die „Augen“ der Morgenröte warten. (Zurück zu v.9)
smeines Schoßes - gemeint ist der Schoß seiner Mutter. (Zurück zu v.10)
t Wörtlich: „aus dem Mutterleib“, im Sinne von „sofort, als ich aus dem Mutterleib gekommen bin“. (Zurück zu v.11)
u עתה „nun“ zeigt hier – wie das später im Vers vorkommende temporale אז – eine strikt logische Folge an. (Zurück zu v.13)
v נוח wird unpersönlich gebraucht, um ein Gefühl auszudrücken. (Zurück zu v.13)
w עם – „mit, bei“ im Sinne einer Gleichheit: „zusammengestellt mit, so gut wie“. (Zurück zu v.14)
x Wörtlich: „Trümmerhaufen, Ruinen“ – eine Art zu übersetzen vieler Exegeten. Am überzeugendsten erscheint mir aber der Ansatz von David Clines, Job 1-20, Atlanta 1989, S. 72f, 14b, zu sein, mit Hilfe von Ausgrabungsergebnissen darunter zerstörte/verkommene Orte wie Städte, Festungen oder Tempel zu verstehen, die die mesopotamischen Könige – ihren eigenen Ruhm mehrend – zum Gedenken an ihre Vorfahren wieder aufbauten. (Zurück zu v.14)
y Anstatt des Perfekts kann in der prophetischen oder poetischen Sprache auch wie hier das parallele Imperfekt zur Beschreibung von Handlungen, Ereignissen oder Zuständen herangezogen werden, die – obwohl in der Vergangenheit vollendet – in die Gegenwart hineinreichen. (Zurück zu v.17)
z Wörtlich: „beisammen“, hier wegen des Parallelismus und wie in Dtn 33,5; Ps 33,15; Hi 38,7 mehrere Personen zusammenfassend als poetisches Synonym für כל gebraucht. (Zurück zu v.18)
aa Hier wird שמע wie in Ruth 2,8 und Jer 4,31 als Zustandsverb gebraucht. (Zurück zu v.18)
ab הוא kann sich nur auf eines der beiden Subjekte beziehen und daher in etwa folgendermaßen gebraucht sein: „the small is here, as also the great“, David Clines, Job 1-20, Atlanta 1989, S. 73f, 19a. Clines, ebd., widerlegt hier außerdem das vielfach vorgebrachte Argument, dass הוא im Sinne von „gleich sein“ aufgefasst werden könne. (Zurück zu v.19)
ac Gott ist das logische, wenn auch ungenannte Subjekt. (Zurück zu v.20)
ad Epexegetischer Genitiv zur Angabe des Teils der Person, dessen physischer oder seelischer Zustand beschrieben werden soll. (Zurück zu v.20)
ae Trotz oft geäußerter Zweifel, kann גִיל nicht mit גַל – „Haufen“ (wie auch im Apparatus criticus der BHS vorgeschlagen) wiedergegeben werden, weil es – wie dort auch eingeräumt wird – ohne weitere Spezifikation im Sinne von „(Grab-)Hügel“ keinen Beleg für eine solche Verwendung gibt. (Zurück zu v.22)
af לפני – wörtlich: „vor mein Angesicht“ scheint gut als komperativische Umschreibung vorstellbar, die ausdrückt, dass das Stöhnen wichtiger ist als Essen. (Zurück zu v.24)