Ijob 31/Persönliche Fassung (Sebastian Walter): Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|1}} Einen Bund (Bündnis, Vertrag) schloss ich mit meinen Augen:
 
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_„Ich will nicht [einmal] blicken (wie sollte ich blicken?)<ref>''Ich will nicht [einmal] (wie sollte ich)'' - Das heb. ''mah'', das sich noch häufiger in Ijob 31 in der Bed. „wie!?“ wie in der Alternativübersetzung findet (daher z.B. NeÜ: „Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?“), kann auch als emphatische Verneinungspartikel verwendet werden. So deuten hier auch Sym, Theod, VUL und Syr; so ist dies auch sinnvoller: Auch, wenn Ijob einen „Bund mit seinen Augen geschlossen“ hat, ist er ja dennoch in der Lage, junge Frauen anzuschauen.</ref> auf eine junge Frau!“<ref>''junge Frau'' - Die Nennung der „jungen Frau“ am Beginn des Kapitels hat viele Ausleger irritiert, weil das „Blicken nach Frauen“ im AT keine Sünde sei (vgl. z.B. Oeming 1994, S. 162) und der Einsatz mit einem derart konkreten Fall direkt vor drei allgemein gehaltenen Versen poetisch schwer erklärlich sei (vgl. z.B. Pope 1965, S. 200f.). Beide Schwierigkeiten lassen sich damit erklären, dass das Blicken nach jungen Frauen hier gerade wegen seiner Harmlosigkeit und Natürlichkeit als Paradigma des „Bundes mit den Augen“ genannt wird: Er [will nicht nach Bösem der Sündhaften ausschauen (vgl. [[Psalm 119#s37 |Ps 119,37]]; [[Jesaja 33#s15 |Jes 33,15]]); nicht einmal] nach jungen Frauen will er blicken: Er hält sich ''völlig'' fern von jeglichem Fehl.<br />Dass das Blicken nach Frauen gänzlich sündenlos gewesen sei, ist unwahr: Mit zunehmendem Einfluss der griechischen Kultur auf das hellenistische Israel verschwindet die Frau immer mehr aus der Sphäre der Öffentlichkeit und hat sich in ihrem Haus aufzuhalten; vgl.  z.B. [[Jesus Sirach 42#9 |Sir 42,9-14]]; [[2 Makkabäer 3#19 |2 Makk 3,19]]; 3 Makk 1,18; 4 Makk 18,7; Ps.-Phokylides 215f. Zwei besonders schöne, wenn auch spätere, Belege finden sich in Philo, SpecLeg III 17 und Flac 89; letztere Stelle lautet: „[Als die Häuser der Juden durchsucht wurden, trauerten diese, weil] die weggeschlossenen Frauen, die nicht in die Öffentlichkeit gingen, und die jungen Frauen, die zu Hause blieben, weil sie sich aus züchtiger Scham vor Männeraugen selbst vor ihren Verwandten verbargen, nun nicht nur Fremden, sondern sogar Soldaten zum Anblick dargeboten wurden.“ Mindestens ist also zum „Blicken auf Frauen“ festzuhalten: Es „gehört sich nicht“, so natürlich es auch sei. Doch auch hiervon hält Ijob sich zurück.<br />Die Rede ist hier übrigens noch nicht von verheirateten Frauen; der häufige Verweis schon hier auf [[Matthäus 5#s28 |Mt 5,28f.]] ist irreführend.</ref>{{par|Sprichwörter|6|25}}{{par|Jesus Sirach|42|5}}
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_„Ich will nicht [einmal] blicken (wie sollte ich blicken?)<ref>''Ich will nicht [einmal] (wie sollte ich)'' Das heb. ''mah'', das sich noch häufiger in Ijob 31 in der Bed. „wie!?“ wie in der Alternativübersetzung findet (daher z.B. NeÜ: „Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?“), kann auch als emphatische Verneinungspartikel verwendet werden. So deuten hier auch Sym, Theod, VUL und Syr; so ist dies auch sinnvoller: Auch, wenn Ijob einen „Bund mit seinen Augen geschlossen“ hat, ist er ja dennoch in der Lage, junge Frauen anzuschauen.</ref> auf eine junge Frau!“<ref>''junge Frau'' Die Nennung der „jungen Frau“ am Beginn des Kapitels hat viele Ausleger irritiert, weil das „Blicken nach Frauen“ im AT keine Sünde sei (vgl. z.B. Oeming 1994, S. 162) und der Einsatz mit einem derart konkreten Fall direkt vor drei allgemein gehaltenen Versen poetisch schwer erklärlich sei (vgl. z.B. Pope 1965, S. 200f.). Beide Schwierigkeiten lassen sich damit erklären, dass das Blicken nach jungen Frauen hier gerade wegen seiner Harmlosigkeit und Natürlichkeit als Paradigma des „Bundes mit den Augen“ genannt wird: Er [will nicht nach Bösem der Sündhaften ausschauen (vgl. [[Psalm 119#s37 |Ps 119,37]]; [[Jesaja 33#s15 |Jes 33,15]]); nicht einmal] nach jungen Frauen will er blicken: Er hält sich ''völlig'' fern von jeglichem Fehl, da so sein Herz gar nicht erst in Versuchung geraten kann, „seinen Augen zu folgen“ (V. 7).<br />Dass das Blicken nach Frauen gänzlich sündenlos gewesen sei, ist unwahr: Mit zunehmendem Einfluss der griechischen Kultur auf das hellenistische Israel verschwindet die Frau immer mehr aus der Sphäre der Öffentlichkeit und hat sich in ihrem Haus aufzuhalten; vgl.  z.B. [[Jesus Sirach 42#9 |Sir 42,9-14]]; [[2 Makkabäer 3#19 |2 Makk 3,19]]; 3 Makk 1,18; 4 Makk 18,7; Ps.-Phokylides 215f. Zwei besonders schöne, wenn auch spätere, Belege finden sich in Philo, SpecLeg III 17 und Flac 89; letztere Stelle lautet: „[Als die Häuser der Juden durchsucht wurden, trauerten diese, weil] die weggeschlossenen Frauen, die nicht in die Öffentlichkeit gingen, und die jungen Frauen, die zu Hause blieben, weil sie sich aus züchtiger Scham vor Männeraugen selbst vor ihren Verwandten verbargen, nun nicht nur Fremden, sondern sogar Soldaten zum Anblick dargeboten wurden.“ Mindestens ist also zum „Blicken auf Frauen“ festzuhalten: Es „gehört sich nicht“, so natürlich es auch sei. Doch auch hiervon hält Ijob sich zurück.<br />Die Rede ist hier übrigens noch nicht von verheirateten Frauen; der häufige Verweis schon hier auf [[Matthäus 5#s28 |Mt 5,28f.]] ist irreführend.</ref>{{par|Sprichwörter|6|25}}{{par|Jesus Sirach|42|5}}
{{S|2}} Was [wäre sonst] das Los Eloahs<ref name="Gottesbez">''Eloah'' / ''Schaddaj'' - Zwei insgesamt eher seltene, im Ijobbuch aber verhältnismäßig häufige Bezeichnungen Gottes. Ersteres bedeutet wahrscheinlich „Gott“, letzteres vermutlich „Gott vom Berge“ oder „Gott der Wildnis“; vgl. DDD, S. 749f. Die Variation von Gottesbezeichnungen innerhalb iner Doppelzeile ist ein häufiges Stilmittel in der bibl. Poesie.</ref> von oben,
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{{S|2}} Was [wäre sonst] das Los Eloahs<ref name="Gottesbez">''Eloah'' / ''Schaddaj'' Zwei insgesamt eher seltene, im Ijobbuch aber verhältnismäßig häufige Bezeichnungen Gottes. Erstere bedeutet wahrscheinlich „Gott“, letztere vermutlich „Gott vom Berge“ oder „Gott der Wildnis“; vgl. DDD, S. 749f. Die Variation von Gottesbezeichnungen innerhalb iner Doppelzeile ist ein häufiges Stilmittel in der bibl. Poesie.</ref> von oben,
_Und das Erbe Schaddajs<ref name="Gottesbez" /> aus den Höhen?<ref>''das Los Gottes von oben'' / ''das Erbe Schaddajs aus den Höhen'' - d.h., welches Geschick würde mir Gott vom Himmel her zuteilen - wie würde er mich strafen - wenn ich anders handeln würde? Vgl. [[IJob 20#s29 |Ijob 20,29]]; [[Ijob 27#s13 |27,13]].</ref> {{par|Ijob|20|29}}{{par|Ijob|27|13}}
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_Und das Erbe Schaddajs<ref name="Gottesbez" /> aus den Höhen?<ref>''das Los Gottes von oben'' / ''das Erbe Schaddajs aus den Höhen'' d.h., welches Geschick würde mir Gott vom Himmel her zuteilen wie würde er mich strafen wenn ich anders handeln würde? Vgl. [[IJob 20#s29 |Ijob 20,29]]; [[Ijob 27#s13 |27,13]].</ref> {{par|Ijob|20|29}}{{par|Ijob|27|13}}
 
{{S|3}} [Wäre (Ist) es] nicht Unheil (Unglück) für Ungerechte
 
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_Und all meine Schritte, verzeichnet (zählt) er [die] nicht?<ref>In ''Vv. 3f.'' äußert Ijob zwei Gemeinplätze biblischer Theologie: Gott sieht alle Taten der Menschen und vergilt ihnen, wie es diesen Taten entspricht. Dennoch sind dies hier wohl nicht bloß rhetorische Fragen: Gerade diese Fraglosigkeiten scheinen Ijob in seinem Fall auf einmal nicht mehr selbstverständlich zu sein; ihn straft Gott ''trotz'' seines vollkommenen Verhaltens. In [[Ijob 31#s37 |V. 37]] kündigt er daher selbstsicher an, wenn Gott ihm nur mitteilen würde, was in seinen Augen an Ijobs Verhalten nicht makellos war, er würde diese Vorwürfe leicht entkräften, indem er ihm „all seine Schritte nachzeichnen.“</ref> {{par|Ijob|14|16}}{{par|Ijob|34|21}}{{par|Psalm|139|1|3}}{{par|Sprichwörter|5|21}}{{par|Jeremia|32|19}}{{par|Hebräer|4|13}}
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_Und all meine Schritte, verzeichnet (zählt) er [die] nicht?<ref>In ''Vv. 3f.'' äußert Ijob zwei Gemeinplätze biblischer Theologie (s. die Parallelstellen): Gott sieht alle Taten der Menschen und vergilt ihnen, wie es diesen Taten entspricht. Dennoch sind dies hier wohl nicht bloß rhetorische Fragen: Gerade diese Fraglosigkeiten scheinen Ijob in seinem Fall auf einmal nicht mehr selbstverständlich zu sein; ihn straft Gott ''trotz'' seines vollkommenen Verhaltens. In [[Ijob 31#s37 |V. 37]] kündigt er daher selbstsicher an, wenn Gott ihm nur mitteilen würde, was in seinen Augen an Ijobs Verhalten nicht makellos war, er würde diese Vorwürfe leicht entkräften, indem er ihm „all seine Schritte nachzeichnete.“</ref> {{par|Ijob|14|16}}{{par|Ijob|34|21}}{{par|Psalm|139|1|3}}{{par|Sprichwörter|5|21}}{{par|Jeremia|32|19}}{{par|Hebräer|4|13}}</poem>
  
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{{S|5}} Wenn ich gegangen wäre zusammen mit Falschheit (Lüge)<ref>''zusammen mit Falschheit'' – Personifikation dieses Fehlverhaltens; man könnte sinngemäß übersetzen: „Wenn Falschheit mein Genosse gewesen wäre / und Betrug mein Ziel“. Obwohl auch Elifas ihm dies später noch einmal ähnlich vorwerfen wird (s. [[Ijob 34#s8 |Ijob 34,8]]), hat Ijob dies gerade nicht getan, s. [[Ijob 23#s11 |Ijob 23,11]]</ref>
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_Und geeilt wäre zum Betrug mein Fuß {{par|Psalm|119|59}}{{par|Sprichwörter|1|15|16}}{{par|Sprichwörter|4|26|27}}{{par|Sprichwörter|6|18}} –
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{{S|6}} [doch] wöge er mich mit richtiger Waage,<ref>''wöge er mich mit richtiger Waage'' – d.h., beurteilte er mich gerecht. Zur „richtigen Waage“ vgl. [[Levitikus 19#s36 |Lev 19,36]]; [[Ezechiel 45#s10 |Ez 45,10]]; im Gegensatz dazu stünde die „gezinkte“ Waage, mit der Käufer übervorteilt werden sollen, vgl. [[Sprichwörter 11#s1 |Spr 11,1]]; [[Sprichwörter 20#s10 |20,10]].[[Sprichwörter 20#s23 |23]]. Zum Wiegen von Menschen durch Gott vgl. [[1 Samuel 2#s3 |1 Sam 2,3]]; [[Sprichwörter 16#s2 |Spr 16,2]]; [[Sprichwörter 21#s2 |21,2]]; [[Daniel 5#s27 |Dan 5,27]]. Der Vorwurf ist krass: Gott wird hier als Betrüger bezeichnet.</ref>
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_wüsste Eloah<ref name="Gottesbez" /> um meine Unschuld! –,
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{{S|7}} Wenn abgebogen wäre mein Schritt vom Weg<ref>''vom Weg'' – nämlich dem „Weg Gottes“ oder dem „gerechten Weg“; häufiger Ausdruck für einen gottgefälligen Lebenswandel; s. z.B. [[Deuteronomium 9#s12 |Dtn 9,12]].[[Deuteronomium 9#s16 |16]]; [[Jesaja 30#s11 |Jes 30,11]]. Ijob hat das nicht getan; s. [[Ijob 23#s11 |Ijob 23,11]].</ref>
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_Und an meinen Händen kleben würde Makel (irgendetwas),<ref>''Makel'' – Sündhaftigkeit wird im AT noch häufiger beinahe material verstanden. In [[Deuteronomium 13#s18 |Dtn 13,18]] z.B. ist die Sünde der Götzenverehrer in V. 14 anstreckend; ihre Sünde kann sich als „Verfluchtes an die Hand“ der Gottesfürchtigen heften. Gemeint ist also: „wenn ich gesündigt hätte“.<br />'''tFN''': Das entsprechende Wort lässt sich auf zweierlei Weisen übersetzen: Die Konsonanten ''m´um'' könnten sowohl das Wort ''mum'' („Makel“) bedeuten (das ''´'' wäre dann überflüssig, ein sog. „intrusives Alef“) als auch das Wort ''me´uma'' („irgendetwas“). Spätere Schreiber vereindeutigten durch Vokalisierung zur ersteren Bed., so auch VUL und z.B. LUT17; LXX, Syr und z.B. EÜ16 dagegen durch Übersetzung zur letzteren. Tg kombiniert beide möglichen Deutungen: „irgendetwas Böses“; so überraschenderweise z.B. auch HfA, NL.</ref>
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{{S|8}} Möge ich säen, aber ein anderer essen {{par|Levitikus|26|16}}{{par|Deuteronomium|28|30|33}}{{par|Jesaja|65|22}}{{par|Micha|6|15}}{{par|Amos|5|11}}{{par|Zefanja|1|13}}
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_Und mein Sprösslinge (meine Nachkommen) mögen entwurzelt werden!<ref>''Sprösslinge (Nachkommen) entwurzelt'' - Beide Bed. sind möglich. Nach der zweiten Bed. wäre gemeint, dass Ijob sein Land verliert, so dass andere sich nun davon ernähren können, so dass seine Nachkommen nun „bodenlos“, „entwurzelt“ sind. Tg wählt die erste Interpretation, die auch wegen [[Ijob 31#s12 |V. 12]]  und den deutlichen Parallelstellen näherliegend ist; VUL die zweite.</ref></poem>
  
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{{S|9}} Wenn betört worden<ref>''betört worden'' – zum Ausdruck s. noch [[Deuteronomium 11#s16 |Dtn 11,16]] und [[Ijob 31#s27 |Ijob 31,27]]; beide Male ist vom Abfall von Gott hin zu anderen Göttern die Rede. Das „Herz“ ist in der atl. Anthropologie Sitz des Verstandes; das dt. Wort ''betören'' ist daher äußerst treffend: Statt auf das Richtige auszusein (wie die richtige Frau oder den richtigen Gott) hätte sich Ijob „zum Toren machen lassen“, indem sein Herz einer anderen Frau/Gottheit zufliegt. Vgl. Kaiser 2006, S. 56: „Wenn ich durch eine Frau zum Toren ward...“; Strauß 2000, S. 163: „Hätte sich mein Herz wegen einer Frau zum Narren machen lassen...“</ref> wäre mein Herz durch eine Frau
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_Und an der Tür eines andern (meines Freundes, meines Nachbarn)<ref>''eines andern (meines Freundes, meines Nachbarn)'' – W. Das Wort ''rea`'' kann auch bloß pronominal für „ein anderer“ verwendet werden (vgl. z.B. TWAT II, Sp 789). Das liegt hier näher als die in den dt. Üss. häufiger gewählten Alternativen, da es auch bei der Strafe in V. 10 unwichtig ist, wer die Frau Ijobs erhält.</ref> ich gelauert hätte,<ref>''gelauert hätte'' – nämlich, um mit seiner Frau ehezubrechen.</ref>
 
 
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Version vom 14. Februar 2018, 18:39 Uhr


Diese Seite wird von Suchmaschinen nicht indexiert: Eine Freundin von mir arbeitet gerade an einer Dissertation über dieses Kapitel, und ich würde das gerne erst dann auf die Kapitelseite stellen, wenn sie damit fertig ist. --Sebastian Walter (Diskussion) 13:21, 14. Feb. 2018 (CET)

Studienfassung (Ijob 31/Persönliche Fassung (Sebastian Walter))[Bearbeiten]

1 Einen Bund (Bündnis, Vertrag) schloss ich mit meinen Augen:
„Ich will nicht [einmal] blicken (wie sollte ich blicken?)a auf eine junge Frau!“b
2 Was [wäre sonst] das Los Eloahsc von oben,
Und das Erbe Schaddajsc aus den Höhen?d
3 [Wäre (Ist) es] nicht Unheil (Unglück) für Ungerechte
Und Bitteres für Übeltäter!?
4 Sieht er nicht meine Wege
Und all meine Schritte, verzeichnet (zählt) er [die] nicht?e

5 Wenn ich gegangen wäre zusammen mit Falschheit (Lüge)f
Und geeilt wäre zum Betrug mein Fuß
6 [doch] wöge er mich mit richtiger Waage,g
wüsste Eloahc um meine Unschuld! –,
7 Wenn abgebogen wäre mein Schritt vom Wegh
Und meinem Auge gefolgt wäre mein Herz
Und an meinen Händen kleben würde Makel (irgendetwas),i
8 Möge ich säen, aber ein anderer essen
Und mein Sprösslinge (meine Nachkommen) mögen entwurzelt werden!j


9 Wenn betört wordenk wäre mein Herz durch eine Frau
Und an der Tür eines andern (meines Freundes, meines Nachbarn)l ich gelauert hätte,m
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„“–
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Anmerkungen[Bearbeiten]

aIch will nicht [einmal] (wie sollte ich) – Das heb. mah, das sich noch häufiger in Ijob 31 in der Bed. „wie!?“ wie in der Alternativübersetzung findet (daher z.B. NeÜ: „Wie sollte ich da lüstern auf Jungfrauen blicken?“), kann auch als emphatische Verneinungspartikel verwendet werden. So deuten hier auch Sym, Theod, VUL und Syr; so ist dies auch sinnvoller: Auch, wenn Ijob einen „Bund mit seinen Augen geschlossen“ hat, ist er ja dennoch in der Lage, junge Frauen anzuschauen. (Zurück zu v.1)
bjunge Frau – Die Nennung der „jungen Frau“ am Beginn des Kapitels hat viele Ausleger irritiert, weil das „Blicken nach Frauen“ im AT keine Sünde sei (vgl. z.B. Oeming 1994, S. 162) und der Einsatz mit einem derart konkreten Fall direkt vor drei allgemein gehaltenen Versen poetisch schwer erklärlich sei (vgl. z.B. Pope 1965, S. 200f.). Beide Schwierigkeiten lassen sich damit erklären, dass das Blicken nach jungen Frauen hier gerade wegen seiner Harmlosigkeit und Natürlichkeit als Paradigma des „Bundes mit den Augen“ genannt wird: Er [will nicht nach Bösem der Sündhaften ausschauen (vgl. Ps 119,37; Jes 33,15); nicht einmal] nach jungen Frauen will er blicken: Er hält sich völlig fern von jeglichem Fehl, da so sein Herz gar nicht erst in Versuchung geraten kann, „seinen Augen zu folgen“ (V. 7).
Dass das Blicken nach Frauen gänzlich sündenlos gewesen sei, ist unwahr: Mit zunehmendem Einfluss der griechischen Kultur auf das hellenistische Israel verschwindet die Frau immer mehr aus der Sphäre der Öffentlichkeit und hat sich in ihrem Haus aufzuhalten; vgl. z.B. Sir 42,9-14; 2 Makk 3,19; 3 Makk 1,18; 4 Makk 18,7; Ps.-Phokylides 215f. Zwei besonders schöne, wenn auch spätere, Belege finden sich in Philo, SpecLeg III 17 und Flac 89; letztere Stelle lautet: „[Als die Häuser der Juden durchsucht wurden, trauerten diese, weil] die weggeschlossenen Frauen, die nicht in die Öffentlichkeit gingen, und die jungen Frauen, die zu Hause blieben, weil sie sich aus züchtiger Scham vor Männeraugen selbst vor ihren Verwandten verbargen, nun nicht nur Fremden, sondern sogar Soldaten zum Anblick dargeboten wurden.“ Mindestens ist also zum „Blicken auf Frauen“ festzuhalten: Es „gehört sich nicht“, so natürlich es auch sei. Doch auch hiervon hält Ijob sich zurück.
Die Rede ist hier übrigens noch nicht von verheirateten Frauen; der häufige Verweis schon hier auf Mt 5,28f. ist irreführend. (Zurück zu v.1)
cEloah / Schaddaj – Zwei insgesamt eher seltene, im Ijobbuch aber verhältnismäßig häufige Bezeichnungen Gottes. Erstere bedeutet wahrscheinlich „Gott“, letztere vermutlich „Gott vom Berge“ oder „Gott der Wildnis“; vgl. DDD, S. 749f. Die Variation von Gottesbezeichnungen innerhalb iner Doppelzeile ist ein häufiges Stilmittel in der bibl. Poesie. (zu v.2 / zu v.6)
ddas Los Gottes von oben / das Erbe Schaddajs aus den Höhen – d.h., welches Geschick würde mir Gott vom Himmel her zuteilen – wie würde er mich strafen – wenn ich anders handeln würde? Vgl. Ijob 20,29; 27,13. (Zurück zu v.2)
eIn Vv. 3f. äußert Ijob zwei Gemeinplätze biblischer Theologie (s. die Parallelstellen): Gott sieht alle Taten der Menschen und vergilt ihnen, wie es diesen Taten entspricht. Dennoch sind dies hier wohl nicht bloß rhetorische Fragen: Gerade diese Fraglosigkeiten scheinen Ijob in seinem Fall auf einmal nicht mehr selbstverständlich zu sein; ihn straft Gott trotz seines vollkommenen Verhaltens. In V. 37 kündigt er daher selbstsicher an, wenn Gott ihm nur mitteilen würde, was in seinen Augen an Ijobs Verhalten nicht makellos war, er würde diese Vorwürfe leicht entkräften, indem er ihm „all seine Schritte nachzeichnete.“ (Zurück zu v.4)
fzusammen mit Falschheit – Personifikation dieses Fehlverhaltens; man könnte sinngemäß übersetzen: „Wenn Falschheit mein Genosse gewesen wäre / und Betrug mein Ziel“. Obwohl auch Elifas ihm dies später noch einmal ähnlich vorwerfen wird (s. Ijob 34,8), hat Ijob dies gerade nicht getan, s. Ijob 23,11 (Zurück zu v.5)
gwöge er mich mit richtiger Waage – d.h., beurteilte er mich gerecht. Zur „richtigen Waage“ vgl. Lev 19,36; Ez 45,10; im Gegensatz dazu stünde die „gezinkte“ Waage, mit der Käufer übervorteilt werden sollen, vgl. Spr 11,1; 20,10.23. Zum Wiegen von Menschen durch Gott vgl. 1 Sam 2,3; Spr 16,2; 21,2; Dan 5,27. Der Vorwurf ist krass: Gott wird hier als Betrüger bezeichnet. (Zurück zu v.6)
hvom Weg – nämlich dem „Weg Gottes“ oder dem „gerechten Weg“; häufiger Ausdruck für einen gottgefälligen Lebenswandel; s. z.B. Dtn 9,12.16; Jes 30,11. Ijob hat das nicht getan; s. Ijob 23,11. (Zurück zu v.7)
iMakel – Sündhaftigkeit wird im AT noch häufiger beinahe material verstanden. In Dtn 13,18 z.B. ist die Sünde der Götzenverehrer in V. 14 anstreckend; ihre Sünde kann sich als „Verfluchtes an die Hand“ der Gottesfürchtigen heften. Gemeint ist also: „wenn ich gesündigt hätte“.
tFN: Das entsprechende Wort lässt sich auf zweierlei Weisen übersetzen: Die Konsonanten m´um könnten sowohl das Wort mum („Makel“) bedeuten (das ´ wäre dann überflüssig, ein sog. „intrusives Alef“) als auch das Wort me´uma („irgendetwas“). Spätere Schreiber vereindeutigten durch Vokalisierung zur ersteren Bed., so auch VUL und z.B. LUT17; LXX, Syr und z.B. EÜ16 dagegen durch Übersetzung zur letzteren. Tg kombiniert beide möglichen Deutungen: „irgendetwas Böses“; so überraschenderweise z.B. auch HfA, NL. (Zurück zu v.7)
jSprösslinge (Nachkommen) entwurzelt - Beide Bed. sind möglich. Nach der zweiten Bed. wäre gemeint, dass Ijob sein Land verliert, so dass andere sich nun davon ernähren können, so dass seine Nachkommen nun „bodenlos“, „entwurzelt“ sind. Tg wählt die erste Interpretation, die auch wegen V. 12 und den deutlichen Parallelstellen näherliegend ist; VUL die zweite. (Zurück zu v.8)
kbetört worden – zum Ausdruck s. noch Dtn 11,16 und Ijob 31,27; beide Male ist vom Abfall von Gott hin zu anderen Göttern die Rede. Das „Herz“ ist in der atl. Anthropologie Sitz des Verstandes; das dt. Wort betören ist daher äußerst treffend: Statt auf das Richtige auszusein (wie die richtige Frau oder den richtigen Gott) hätte sich Ijob „zum Toren machen lassen“, indem sein Herz einer anderen Frau/Gottheit zufliegt. Vgl. Kaiser 2006, S. 56: „Wenn ich durch eine Frau zum Toren ward...“; Strauß 2000, S. 163: „Hätte sich mein Herz wegen einer Frau zum Narren machen lassen...“ (Zurück zu v.9)
leines andern (meines Freundes, meines Nachbarn) – W. Das Wort rea` kann auch bloß pronominal für „ein anderer“ verwendet werden (vgl. z.B. TWAT II, Sp 789). Das liegt hier näher als die in den dt. Üss. häufiger gewählten Alternativen, da es auch bei der Strafe in V. 10 unwichtig ist, wer die Frau Ijobs erhält. (Zurück zu v.9)
mgelauert hätte – nämlich, um mit seiner Frau ehezubrechen. (Zurück zu v.9)