Ijob 4

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Ijob 4)

(kommt später)

Studienfassung (Ijob 4)

1 Da antwortete Elifas, der Temaniter, und sprach:


2 „Dürfen wir ein Wort an dich richten (versuchen; Richten wir ein Wort an dich?; Wenn wir ein Wort an dich richten, wird...)?a Es wird dich ermüden (erschöpfen)!b
Doch Worte zurückzuhalten – wer vermag es!?
3 Siehe:c Du hast erzogen (gezüchtigt) viele
Und schlaffe Hände hast du gestärkt.d
4 [Den] Niedersinkenden erhoben deine Worte
Und nachgebende Knie stärktest du.
5 Doch nun jedoch (trotzdem):e [Es] kommt an dich und du bist müde (erschöpft),
[Es] trifft dich und du bist erschreckt (vernichtet).f
6 Ist [also] nicht deine [Gottes]furcht (Angst) dein Vertrauen (deine Dummheit),
Deine Hoffnung die Vollkommenheit deiner Wege!?g
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Anmerkungen

atFN: Dürfen wir ein Wort an dich richten (versuchen; Richten wir ein Wort an dich?; Wenn wir ein Wort an dich richten, wird...)? - Das erste Wort ist heb. hanissah, wörtl. auf den ersten Blick die Fragepartikel ha- + nissah, „man versucht“, i.d.R. i.S.v. „in Versuchung führen“ (so deuten z.B. Raschi, Raschbam, Rambam und Saadja. I.S.v. „ausprobieren“ aber auch in Dtn 4,21; 28,56; Ri 6,39; 1 Sam 17,39). Das macht schwerlich Sinn, wenn man nicht dabar („Wort“) gegen MT zum Infinitiv dabber („sprechen“) umpunktiert (wie auch Aq, Theod, Syr, VUL deuteten): „Dürfen wir versuchen, zu sprechen zu dir?“. nissah ist daher eher eine alternative Schreibung von nißßah („erheben“, mit „Wort“ als Obj. auch in Am 5,1), also „dürfen wir ein Wort an dich richten?“. So schon Aq, Sym, Theod, VL, VUL, Ibn Ezra. Zum Gedanken vgl. Sophokles, Die Trachaierinnen 1230f.: „Ach, es ist falsch, mit einem kranken Mann zu streiten!“
Textkritik: Die in dt. Üss. häufige Üs. „Wenn man ein Wort an dich versucht (besser: richtet), wird...?“ ist sinngemäß sicher richtig. Dass schon Sym, Theod und VUL mit „wenn“ übersetzen, könnte nahelegen, dass der Text auch in einer alternativen Version statt als hnsh entweder als hn nsh oder als h nsh / hn sh mit n als „shared consonant“ (beides: „wenn man versucht,...“) überliefert war. Für die LF macht dies letztlich keinen Unterschied. (Zurück zu v.2)
bermüden (erschöpfen) - eine etwas merkwürdige Wortwahl in diesem Kontext. Vermutlich daher ein sarkastischer Rückbezug auf Ijob 3,26: „Kein Frieden! Keine Rast! / Keine Ruhe! Nur Aufruhr!!!“ Darauf Elifas sarkastisch: „Natürlich wird es dich noch mehr erschöpfen, wenn wir jetzt auch noch mit dir argumentieren – jedoch...“ (so gut Burnight 2014, S. 349f.). (Zurück zu v.2)
cSiehe wie häufig nur, um zu markieren, dass nun eine Argumentation folgt: „Schau mal:...“. In der LF am besten auszusparen. (Zurück zu v.3)
dhast du gestärkt - W. „hast du (immer wieder) gestärkt“; im Gegensatz zur Verbform Qatal in 3a, mit der Vergangenheit und Gegenwart Indikativ ausgedrückt wird, wird hier und im Folgenden die Verbform Yiqtol verwendet, mit der für gewöhnlich Futur, Modalität oder wie hier Iterativität markiert wird. Häufigeres heb. Stilmittel, das so nicht ins Dt. übertragbar ist: T-Shift. (Zurück zu v.3)
eDoch nun jedoch (trotzdem) - Anakrusis: Die beiden Worte stehen im Heb. außerhalb des Metrums und markieren so auch metrisch den Einschnitt in Elifas Rede, nach dem nun von Anderem die Rede sein wird: nicht von Ijobs früherem regulärem Agieren an Anderen, sondern an seinem aktuellen Reagieren auf seine eigene schlimme Situation. Zu den Worten selbst s. nächste FN. (Zurück zu v.5)
ftFN: Die Verben für [es] kommt an dich + [Es] trifft dich sind nicht, wie aufgrund des „nun“ zu erwarten wäre, Qatal, sondern Yiqtol, womit Futur, Modalität und Iterativität markiert wird. Gemeint ist mit „[es]“ daher wohl nicht das Leid, das Ijob bereits erfahren hat, sondern das daraus resultierende Leiden, unter dem Ijob zukünftig leiden wird. Treffend wird dies im nächsten Vers kontrastiert mit den beiden auf die Zukunft hin orientierten Regungen „Verrauen“ und „Hoffnung“. „Nun“ in „doch nun jedoch“ ist hier daher wohl kein Temporaladverb mit der Bed. „zum jetztigen Zeitpunkt“, sondern – ähnlich wie in den dt. Ausdrücken „nun denn“ oder „nun wohl“ – ein Diskursmarker mit der Bed. „nun jedoch“, „trotzdem“ (wie we`attah in Jes 64,7; Hag 2,4; vgl. Brongers 1965, S. 295; Jenni 1997e, S. 47), mit dem angezeigt wird, dass das Folgende im Kontrast steht zum Vorigen. Das ki („doch“) direkt davor hat beinahe genau die selbe Funktion; in Kombination sind die beiden Worte also sehr stark kontrastierend. (Zurück zu v.5)
gSchwieriger Satz. Auf den ersten Blick würde man meinen, dass Elifas fragt: „Warum bist du bestürzt? Du bist doch gottesfürchtig und hast vollkommen unbescholten gelebt; müsstest du dann nicht Vertrauen und Hoffnung darein haben, dass es sich für dich bald wieder zum Besseren wenden wird? [Fürchte dich also nicht!]“ Doch das wird Elifas hier schwerlich sagen; die Grundthese seiner ganzen Rede in Ijob 4-5 ist ja gerade, dass niemand vollkommen ist in den Augen Gottes (in Ijob 9,20-22 ist gerade dies Ijobs Frevelei: Dass er sich anmaßt, zu behaupten, er sei vollkommen und Gott strafe ihn dennoch), dass Gottes Strafe daher stets gerechtfertigt ist und dass man daher keine Wahl hat, als sein Vertrauen allein in Gott zu setzen. Vgl. außerdem sehr ähnlich Ijob 22,3-5, wo wieder Elifas gerade an das hier Gesagte anknüpft: „Hat Gott etwa Gefallen daran, wie gerecht du bist; hat er Nutzen daraus, wie vollkommen dein Weg ist? Ist's wegen deiner [Gottes]furcht, dass er dich verurteilt? ... Ist nicht [vielmehr] deine Bosheit groß, sind nicht [vielmehr] ohne Ende deine Missetaten!?“ Wahrscheinlich ist also auch dieser Satz sarkastisch gemeint: „Du bist doch ach so gläubig und perfekt – und trotzdem verlierst du die Hoffnung!?“ Sehr treffend daher, dass für „Vertrauen“ gerade das doppeldeutige Wort kislah verwendet wird, das auch „Dummheit“ bedeuten kann (wie auch LXX, Syr und Raschi deuten; auch Wolfers 1995, S. 379; ähnlich Hoffman 1980, S. 115). (Zurück zu v.6)