Ijob 6: Unterschied zwischen den Versionen

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{{S|6}} Isst man Fades ohne Salz
 
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_Oder ist Geschmack in Traumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit)?<ref>''Traumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit)'' - Umstrittener Ausdruck, heb. ''rir chalamut''. ''rir'' ist der Ausfluss, in [[Levitikus 15#s3 |Lev 15,3ff.]] nämlich genauer der nächtliche Samenerguss, in [[1Samuel 21#s13 |1 Sam 21,13]] der Speichel. ''chalamut'' ist unbekannt, hat aber die selben Konsonanten wie das häufige ''chalomot'' („Träume“), das z.B. auch noch einmal in der selben Rede in [[Ijob 7#s14 |Ijob 7,14]] verwendet wird. Am wahrscheinlichsten daher: Weil die Zeile im Parallelismus zum „Faden“ steht, ist vielleicht auch hier von etwas „Fadem“ die Rede, das dann aber sehr wahrscheinlich nicht auf Ijobs schweres Schicksal zu beziehen ist (wovon im Gegenteil als von einer „bitteren Speise“ gesprochen würde), sondern auf das „eitle Geschwätz“ seiner Freunde (richtig z.B. Houtsma 1925, S. 12). Der ''rir chalamut'', vok. als ''rir chalomot'', ist dann wahrscheinlich eine despektierliche Bezeichnung für Elifas Traumerzählung in Kap. 5, also „Traumgespätz“, „Traumgesabbel“ (ähnlich TUR: „des Traumgesichts Gespei“; die selbe Deutung ist bereits die in einer der vier (!) Übersetzungsvarianten im Tg – Mangan übersetzt: „Spucke, der Ausfluss der Träume“ – und auch Raschi kannte diese Deutung als die „einiger“ älterer Exegeten. Ähnlich Berachja, der denkt, die Rede sei davon, dass der Speichel, den man im Traum trinkt, den Durst nicht stille). V. 5 ist dann Brückenvers: Die metaphorische Rede vom „''Trinken'' des Pfeilgifts“ wird weitergesponnen zur Speisemetapher, die dann aber fließend übergeht in eine Beurteilung der Elifasrede: Ich habe gesprochen, wie ich gesprochen habe, wegen dem zu trinkenden Gift der Pfeile Gottes (weil Gott mich also verbittert). Geht es einem schlecht, redet man nun mal so („Esel und Ochsen schreien nicht, wenn sie Futter haben, [haben sie aber keines, brüllen auch sie]“). Aber auch euer Geschwätz hilft da nicht: Ich muss Gift trinken, aber euer Unfug ist ungenießbar, da fade, und damit erst recht kein Gegengift.<br />'''Andere Deutungen''': LXX und VL übersetzen frei mit „leere Worte“, VUL ignoriert offenbar ''rir cha-'' und übersetzt nur ''lmwth'' als „[Geschmack,] der den Tod bringt“ (ähnlich auch midraschartig eine weitere der Tg-Varianten, in der das Wort als Kompositum aus ''choli'', „Krankheit“, und ''mawet'', „Tod“, gedeutet wird: „wie ein Arzt, dem die Todeskrankheit bekannt ist.“). Die meisten neueren Üss. und Kommentare folgen entweder Syr oder einer dritten Tg-Variante: Syr übersetzt mit „Saft der Ochsenzunge (''chalmita'')“, eine mit dem Borretsch verwandte Blume mit roten Blüten, die im Alten Griechenland als Heilkraut gegen Schlangenbisse, als Färbemittel für Salben und als Rouge für die Wangen verwendet wurde (vgl. Theophrast, De odoribus 31) und deren Saft in der Tat schleimige Konsistenz hat. Bei Üss., die dieser Richtung folgen, hat sich allerdings im Dt. die Übersetzung „''Eibisch''saft“ eingebürgert, im Engl. „''Portulak''saft“ (leider – Portulak nämlich ist tatsächlich recht wohlschmeckend). Tg hat in einer seiner Übersetzungsvarianten: „Ist Geschmack in Eigelb und Eiweiß (''chelmona wechelbona'')?“ Die Üs. von ''chalamut'' ist hier natürlich ''chelmona'' („Ei''gelb''“) – so z.B. auch Ibn Ezra –, die verbreitetste dt. Übersetzungstradition ist dennoch „Eiweiß“. Van Ess („Ist wohl Geschmack in den Molken“) denkt an arab. ''chalumah'' („Molke“), Yahuda 1903, S. 702 an arab. ''chalamun'', einen Weichkäse, der viel Flüssigkeit ausschwitzt.</ref>
 
_Oder ist Geschmack in Traumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit)?<ref>''Traumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit)'' - Umstrittener Ausdruck, heb. ''rir chalamut''. ''rir'' ist der Ausfluss, in [[Levitikus 15#s3 |Lev 15,3ff.]] nämlich genauer der nächtliche Samenerguss, in [[1Samuel 21#s13 |1 Sam 21,13]] der Speichel. ''chalamut'' ist unbekannt, hat aber die selben Konsonanten wie das häufige ''chalomot'' („Träume“), das z.B. auch noch einmal in der selben Rede in [[Ijob 7#s14 |Ijob 7,14]] verwendet wird. Am wahrscheinlichsten daher: Weil die Zeile im Parallelismus zum „Faden“ steht, ist vielleicht auch hier von etwas „Fadem“ die Rede, das dann aber sehr wahrscheinlich nicht auf Ijobs schweres Schicksal zu beziehen ist (wovon im Gegenteil als von einer „bitteren Speise“ gesprochen würde), sondern auf das „eitle Geschwätz“ seiner Freunde (richtig z.B. Houtsma 1925, S. 12). Der ''rir chalamut'', vok. als ''rir chalomot'', ist dann wahrscheinlich eine despektierliche Bezeichnung für Elifas Traumerzählung in Kap. 5, also „Traumgespätz“, „Traumgesabbel“ (ähnlich TUR: „des Traumgesichts Gespei“; die selbe Deutung ist bereits die in einer der vier (!) Übersetzungsvarianten im Tg – Mangan übersetzt: „Spucke, der Ausfluss der Träume“ – und auch Raschi kannte diese Deutung als die „einiger“ älterer Exegeten. Ähnlich Berachja, der denkt, die Rede sei davon, dass der Speichel, den man im Traum trinkt, den Durst nicht stille). V. 5 ist dann Brückenvers: Die metaphorische Rede vom „''Trinken'' des Pfeilgifts“ wird weitergesponnen zur Speisemetapher, die dann aber fließend übergeht in eine Beurteilung der Elifasrede: Ich habe gesprochen, wie ich gesprochen habe, wegen dem zu trinkenden Gift der Pfeile Gottes (weil Gott mich also verbittert). Geht es einem schlecht, redet man nun mal so („Esel und Ochsen schreien nicht, wenn sie Futter haben, [haben sie aber keines, brüllen auch sie]“). Aber auch euer Geschwätz hilft da nicht: Ich muss Gift trinken, aber euer Unfug ist ungenießbar, da fade, und damit erst recht kein Gegengift.<br />'''Andere Deutungen''': LXX und VL übersetzen frei mit „leere Worte“, VUL ignoriert offenbar ''rir cha-'' und übersetzt nur ''lmwth'' als „[Geschmack,] der den Tod bringt“ (ähnlich auch midraschartig eine weitere der Tg-Varianten, in der das Wort als Kompositum aus ''choli'', „Krankheit“, und ''mawet'', „Tod“, gedeutet wird: „wie ein Arzt, dem die Todeskrankheit bekannt ist.“). Die meisten neueren Üss. und Kommentare folgen entweder Syr oder einer dritten Tg-Variante: Syr übersetzt mit „Saft der Ochsenzunge (''chalmita'')“, eine mit dem Borretsch verwandte Blume mit roten Blüten, die im Alten Griechenland als Heilkraut gegen Schlangenbisse, als Färbemittel für Salben und als Rouge für die Wangen verwendet wurde (vgl. Theophrast, De odoribus 31) und deren Saft in der Tat schleimige Konsistenz hat. Bei Üss., die dieser Richtung folgen, hat sich allerdings im Dt. die Übersetzung „''Eibisch''saft“ eingebürgert, im Engl. „''Portulak''saft“ (leider – Portulak nämlich ist tatsächlich recht wohlschmeckend). Tg hat in einer seiner Übersetzungsvarianten: „Ist Geschmack in Eigelb und Eiweiß (''chelmona wechelbona'')?“ Die Üs. von ''chalamut'' ist hier natürlich ''chelmona'' („Ei''gelb''“) – so z.B. auch Ibn Ezra –, die verbreitetste dt. Übersetzungstradition ist dennoch „Eiweiß“. Van Ess („Ist wohl Geschmack in den Molken“) denkt an arab. ''chalumah'' („Molke“), Yahuda 1903, S. 702 an arab. ''chalamun'', einen Weichkäse, der viel Flüssigkeit ausschwitzt.</ref>
 
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{{S|7}} Es weigert sich meine Kehle, anzutasten
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_Diese [sind] (Sie verabscheut sie)<ref>''diese [sind] (sie verabscheut sie)'' - Apokoinu: „diese“ ist sowohl Objekt von 7a als auch Subjekt von 7b. Das Geschwätz des Elifas ist genau so schlimm wie das körperliche Leid Ijobs.<br />'''Textkritik''': Alternativ wird ''hemmah'' („diese“) oft in Kommentaren, aber selten in Üss. korrigiert zu ''zihamah'' („es verabscheut“). LXX hat die letzten beiden Worte, ''kdwj lḥmj'', gleich doppelt verlesen und beide Verlesungen nebeneinandergestellt: „Ich sehe meinen Weizen, [er ist] wie der Gestank eines Löwen“ = ''kj r´j lḥmj'' + ''krjḥ lbj´''. Ähnlich merkwürdig Syr, wo tatsächlich aber nur ein Jod als Waw verlesen wurde: „Mein Kampf klagte wie ein Betrunkener“ = ''hmh krwj´ lḥmj''. Tg stützt den Text, deutet aber ''dewaj'' („Krankheit“) als ''daweh'' („Menstruierende“): „Diese gelten wie eine menstruierende Frau bei meinem Essen.“ (so auch Berachja). Ebenso VUL, wo aber grammatisch anders aufgelöst wird (was einige Üss. übernehmen): „Was einst meine Seele sich anzufassen weigerte, ist nun aus Not meine Speise.“</ref> wie Schimmel (Krankheit) meines Brotes (mein krankes Brot).
  
 
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Version vom 30. Mai 2019, 01:04 Uhr

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Ijob 6)

(kommt später)

Studienfassung (Ijob 6)

1 Da antwortete Ijob {und sagte}:


2 „Dass doch gewogen, gewogen werdea mein Eifer (Gram),
Und man meine Verderbnis (mein Unglück) auf die Waage legte dazu!
3 Denn dann würde er schwerer lasten als der Sand der Meere –b
Darum stotterten meine Wortec
4 Denn die Pfeile Schaddais [sind] auf mich [gerichtet],
Damit (deren)d ihr Gift mein Geist trinkt:
Die Schrecken (Überfälle) Gottese werden mich quälen ([werden gegen mich aufgestellt sein).f
5 Schreit der Esel über[m] Gras
Oder brüllt der Ochse über seinem (über[m])g Futter?
6 Isst man Fades ohne Salz
Oder ist Geschmack in Traumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit)?h
7 Es weigert sich meine Kehle, anzutasten
Diese [sind] (Sie verabscheut sie)i wie Schimmel (Krankheit) meines Brotes (mein krankes Brot).
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Anmerkungen

agewogen, gewogen - W. ungefähr „Dass doch wiegend gewogen werde“, ein sog. „tautologischer Infinitiv“: heb. Konstruktion, in der ein Inifinitiv und eine finite Form desselben Verbs nebeneinandergestellt wird, wodurch der Modus der gesamten Aussage verstärkt wird: „Man soll unbedingt wiegen!“ Hier zusätzlich verstärkt durch die einleitende Wunschpartikel lu („dass doch“). (Zurück zu v.2)
bVv. 2-3a werden in neueren Kommentaren und Üss. recht sicher falsch verstanden. Für gewöhnlich deutet man dort nämlich ka`aß (eine Nebenform von ka`as wie in Ijob 5,2; 10,17; 17,7) in 2a als „Gram“, hawah in 3b als „Unglück“ und versteht dann 2-3a so, dass das Unglück, das über Ijob hereingebrochen ist, und seine Gram darüber gemeinsam auf die selbe Waagschale gelegt und dann gewogen werden sollen – derart gewogen wögen beide gemeinsam schwerer als aller Sand am Meeresstrand, womit sich dann seine harten Worte verteidigen ließen. Weder grammatisch (a) noch mentalitätsgeschichtlich (b) noch lexikalisch (c) ist das sehr wahrscheinlich; eher wird man die drei Zeilen so verstehen müssen, dass Ijob zwar zugibt, mit Worten gesündigt zu haben (was 3b ohnehin nahelegt) und auch gar nicht von sich weißt, dass dies Frevel sei, dies aber damit erklärt, dass er im Affekt gesprochen habe:
(a) ka`aß/s ist maskulin, hawah feminin. Das Verb „lasten“ in 3a ist Maskulin Singular. Sollte gesagt werden, dass Kummer + Leid > aller Strandsand (so die meisten neueren Kommentatoren), würde man ein Pluralverb erwarten; soll nur gesagt werden, dass Ijob zwar in der Tat im Affekt gesprochen hat, aber dieser Affekt im Vergleich zu seinem Leid immer noch sehr klein ist (das Leid also im Vergleich zur Gram schwerer als aller Sand der Meere sei – vgl. Budde 1896, S. 25: „Sein Unmut muss an seinem Unglück gemessen werden; die genaueste Wägung würde feststellen, dass er jenem längst nicht gleich käme.“; ähnlich z.B. Delitzsch; Dillmann; Driver/Gray; Duhm u.a.), müsste es feminin sein. Grammatisch ist die Gewichtsangabe in 3a allein auf ka`aß/s zu beziehen (so richtig Rosenmüller 1832, S. 82); vorzustellen hat man sich also wohl doch mit den älteren Kommentatoren, dass ka`aß auf die eine, hawah aber auf die andere Waagschale gelegt wird. Betont wird dann aber nicht die Schwere der hawah, sondern des ka`aß.
(b) Ohnehin wäre eine solche Rechtfertigung mentalitätsgeschichtlich überraschend. Das Wort ka`as ist weiter als vergleichbare deutsche Worte. Meist steht es für den „Grimm“, den eifernden Zorn gegen einen Anderen (wie z.B. Ijob 5,2; 10,17), gelegentlich aber auch für die „Gram“, den Kummer über ein schweres Geschick (wie sehr ähnlich in 1 Sam 1,16; auch Ijob 17,7; Ps 6,8 u.ö.). Hier kann man gut beides mithören: Aus allzu großem Kummer hat sich Ijob zu seinen Aussagen in Kap. 3 verstiegen und daher „im Affekt gesprochen“, was ihm Elifas in Ijob 4,5; 5,2 denn auch vorwirft. Fast alle dt. Üss. entscheiden sich für „Gram“, „Kummer“, „Schmerz“ o.Ä. (verbreitet ist auch das nicht sehr treffende „Unmut“); Ausnahme ist einzig HER05 mit „Ärger“. Wahrscheinlich wäre eine Üs. mit „Affekt“ hier aber treffender, denn wie derartige Gefühlsregungen in einer weisheitlichen Schrift wie Ijob zu beurteilen sind, zeigen deutlich z.B. Ijob 36,18 oder auch Ps 37,8; Spr 14,29; 16,32; 20,25 (!); Jak 1,19f.; Jak 3,14-18 u.ö.: Ein Sprechen im Affekt wäre vielleicht erklärlich, damit aber zu biblischen Zeiten noch lange nicht vertretbar.
(c) Problematisch bei der verbreiteten Deutung ist schließlich die Übersetzung von hawah mit „Unglück“. hawah ist kein seltenes Wort und steht häufig für moralische Verderbtheit, die sich v.a. in Wortsünden äußert; vgl. Ps 5,10; 38,13; 52,3; 57,2 (vgl. V. 5); Spr 17,4; Mi 7,3; allgemeiner von der generellen Verderbtheit Ps 52,9; 55,12; 91,3; 94,20; Spr 10,3; 11,6; 19,13. Die Bed. „Unglück“ hier und in Ijob 30,13 wäre singulär; auch liegt gerade bei einer Verwendung zusammen mit der Rede von „unüberlegten Worten“ in 3b sehr viel näher, dass es sich hier wie üblich auf Wortsünden bezieht. (Zurück zu v.3)
ctFN: stammelten meine Worte - Heb. la`a`, etwas unsicheres Wort, daher meist frei übersetzt als „daher waren meine Worte unbedacht“. Äußerlich scheint es identisch zu sein mit la`a` („sturztrinken“; vgl. auch lo`a, „Kehle“ in Spr 23,2) in Ob 1,16; Sir 34,17 und Ijob 39,30; tatsächlich ist es aber wohl eher gemeinsam mit dem selben Wort in Spr 20,25 zu einem la`a` II zusammenzustellen und zu verbinden mit heb. la`ag („stottern“ in Jes 33,19, das Subst. la`ag, „Gestotter“, auch in Jes 28,11), da auch sonst im Semitischen die Konsonanten ` und g häufig wechseln. In beiden Fällen wäre ungewöhnlich, dass nicht Ijob oder sein Mund, sondern seine Worte gestottert haben sollen – vielleicht will sich Ijob auch mit dieser Formulierung doch noch rechtfertigen und von seinen harten Worten distanzieren: Aufgrund seines/r übergroßen Grimms/Gram haben (1) seine Worte (statt ihm selbst) (2) gestottert (statt „gefrevelt“ o.Ä.). (Zurück zu v.3)
dtFN: auf mich [gerichtet], damit (deren) - `immadi („auf mich [gerichtet]) wird fast stets übersetzt als „in mir“, ´ascher („damit/deren“) meist entweder in der Üs. ausgespart oder als Relativpartikel („die Pfeile, deren Gift“...) gedeutet: „Die Pfeile Schaddais stecken in mir, [sie], deren Gift mein Geist trinkt.“ „In“ gehört aber nicht zu den Bedd. von `im(mad) und Relativsätze werden in biblischer Poesie i.d.R. ohne ´ascher gebildet; hier hat es daher vermutlich eine andere Funktion. Wegen des Yiqtol in 4c liegt nahe, dass die Partikel hier wie öfter zur Einleitung finaler Nebensätze verwendet wird. (Zurück zu v.4)
eSchrecken Gottes - seine Bogenschützen, s. Ijob 16,12f..
Wie üblich im Ijobbuch stehen hier die beiden seltenen Gottesbezeichnungen „Schaddai“ und „Eloah“ im Parallelismus. (Zurück zu v.4)
fTextkritik: Heb. ja`arkuni. `arak („sich in Schlachtordnung aufstellen“) steht aber sets mit Präp. und nicht wie hier mit ePP. Der Text wird gestützt durch Tg und Vul, LXX und VL aber übersetzen mit „sie durchbohren mich“, Syr mit „sie erschrecken mich“. Beiden Üss. muss kein anderer Text zugrunde liegen; LXX und VL könnten sich bei ihrer Deutung des Worts an den „Pfeilen“ in 4a und Syr an den „Schrecken“ in 4c orientiert haben. Dass das Wort hier mit ePP konstruiert ist und LXX, Vul und Syr sich mindestens zu einer Paraphrase veranlasst sahen, legt aber doch einen Schreibfehler nahe. BHK, Beer u.a. (z.B. schon Houbigant, auch TEX, ZÜR 31) lesen daher sinnvoller ja`akruni („sie quälen mich“; ähnlich schlägt BHS vor, das Verb `arak selbst würde hier verwendet wie arab. araka, „quälen, belästigen“), Merx und Siegfried weniger glücklich ja`arquni („sie nagen an mir“). Die Verschreibung wäre leicht erklärlich durch den Einfluss von `immadi, dessen Konsonanten die selben sind wie von `amdi („mein Aufgestellt-sein“ wie in Jer 18,20). (Zurück zu v.4)
gTextkritik: über seinem (über[m]) - das Possessivpronomen (im Heb. nur ein an „Futter“ angehängter Buchstabe: -o) wird nicht übersetzt von LXX, VL, VUL und Syr, könnte also auch gut im ursprünglichen Text gefehlt haben. Tg hat umgekehrt auch in 5a ein Possessivpronomen. Beides lässt sich gut erklären als Assimilationen; ursprünglich ist daher am ehesten MT. (Zurück zu v.5)
hTraumgesabbel (Eiweiß, Eibischsaft, Molke, Frischkäseflüssigkeit) - Umstrittener Ausdruck, heb. rir chalamut. rir ist der Ausfluss, in Lev 15,3ff. nämlich genauer der nächtliche Samenerguss, in 1 Sam 21,13 der Speichel. chalamut ist unbekannt, hat aber die selben Konsonanten wie das häufige chalomot („Träume“), das z.B. auch noch einmal in der selben Rede in Ijob 7,14 verwendet wird. Am wahrscheinlichsten daher: Weil die Zeile im Parallelismus zum „Faden“ steht, ist vielleicht auch hier von etwas „Fadem“ die Rede, das dann aber sehr wahrscheinlich nicht auf Ijobs schweres Schicksal zu beziehen ist (wovon im Gegenteil als von einer „bitteren Speise“ gesprochen würde), sondern auf das „eitle Geschwätz“ seiner Freunde (richtig z.B. Houtsma 1925, S. 12). Der rir chalamut, vok. als rir chalomot, ist dann wahrscheinlich eine despektierliche Bezeichnung für Elifas Traumerzählung in Kap. 5, also „Traumgespätz“, „Traumgesabbel“ (ähnlich TUR: „des Traumgesichts Gespei“; die selbe Deutung ist bereits die in einer der vier (!) Übersetzungsvarianten im Tg – Mangan übersetzt: „Spucke, der Ausfluss der Träume“ – und auch Raschi kannte diese Deutung als die „einiger“ älterer Exegeten. Ähnlich Berachja, der denkt, die Rede sei davon, dass der Speichel, den man im Traum trinkt, den Durst nicht stille). V. 5 ist dann Brückenvers: Die metaphorische Rede vom „Trinken des Pfeilgifts“ wird weitergesponnen zur Speisemetapher, die dann aber fließend übergeht in eine Beurteilung der Elifasrede: Ich habe gesprochen, wie ich gesprochen habe, wegen dem zu trinkenden Gift der Pfeile Gottes (weil Gott mich also verbittert). Geht es einem schlecht, redet man nun mal so („Esel und Ochsen schreien nicht, wenn sie Futter haben, [haben sie aber keines, brüllen auch sie]). Aber auch euer Geschwätz hilft da nicht: Ich muss Gift trinken, aber euer Unfug ist ungenießbar, da fade, und damit erst recht kein Gegengift.
Andere Deutungen: LXX und VL übersetzen frei mit „leere Worte“, VUL ignoriert offenbar rir cha- und übersetzt nur lmwth als „[Geschmack,] der den Tod bringt“ (ähnlich auch midraschartig eine weitere der Tg-Varianten, in der das Wort als Kompositum aus choli, „Krankheit“, und mawet, „Tod“, gedeutet wird: „wie ein Arzt, dem die Todeskrankheit bekannt ist.“). Die meisten neueren Üss. und Kommentare folgen entweder Syr oder einer dritten Tg-Variante: Syr übersetzt mit „Saft der Ochsenzunge (chalmita)“, eine mit dem Borretsch verwandte Blume mit roten Blüten, die im Alten Griechenland als Heilkraut gegen Schlangenbisse, als Färbemittel für Salben und als Rouge für die Wangen verwendet wurde (vgl. Theophrast, De odoribus 31) und deren Saft in der Tat schleimige Konsistenz hat. Bei Üss., die dieser Richtung folgen, hat sich allerdings im Dt. die Übersetzung „Eibischsaft“ eingebürgert, im Engl. „Portulaksaft“ (leider – Portulak nämlich ist tatsächlich recht wohlschmeckend). Tg hat in einer seiner Übersetzungsvarianten: „Ist Geschmack in Eigelb und Eiweiß (chelmona wechelbona)?“ Die Üs. von chalamut ist hier natürlich chelmona („Eigelb) – so z.B. auch Ibn Ezra –, die verbreitetste dt. Übersetzungstradition ist dennoch „Eiweiß“. Van Ess („Ist wohl Geschmack in den Molken“) denkt an arab. chalumah („Molke“), Yahuda 1903, S. 702 an arab. chalamun, einen Weichkäse, der viel Flüssigkeit ausschwitzt. (Zurück zu v.6)
idiese [sind] (sie verabscheut sie) - Apokoinu: „diese“ ist sowohl Objekt von 7a als auch Subjekt von 7b. Das Geschwätz des Elifas ist genau so schlimm wie das körperliche Leid Ijobs.
Textkritik: Alternativ wird hemmah („diese“) oft in Kommentaren, aber selten in Üss. korrigiert zu zihamah („es verabscheut“). LXX hat die letzten beiden Worte, kdwj lḥmj, gleich doppelt verlesen und beide Verlesungen nebeneinandergestellt: „Ich sehe meinen Weizen, [er ist] wie der Gestank eines Löwen“ = kj r´j lḥmj + krjḥ lbj´. Ähnlich merkwürdig Syr, wo tatsächlich aber nur ein Jod als Waw verlesen wurde: „Mein Kampf klagte wie ein Betrunkener“ = hmh krwj´ lḥmj. Tg stützt den Text, deutet aber dewaj („Krankheit“) als daweh („Menstruierende“): „Diese gelten wie eine menstruierende Frau bei meinem Essen.“ (so auch Berachja). Ebenso VUL, wo aber grammatisch anders aufgelöst wird (was einige Üss. übernehmen): „Was einst meine Seele sich anzufassen weigerte, ist nun aus Not meine Speise.“ (Zurück zu v.7)