Ijob 6

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Ijob 6)

(kommt später)

Studienfassung (Ijob 6)

1 Da antwortete Ijob {und sagte}:


2 „Dass doch gewogen, gewogen werdea mein Eifer (Gram),
Und man meine Verderbnis (mein Unglück) auf die Waage legte dazu!
3 Denn dann würde er schwerer lasten als der Sand der Meere –b
Darum stotterten meine Wortec
4 Denn die Pfeile Schaddais [sind] auf mich [gerichtet],
Damit (deren)d ihr Gift mein Geist trinkt:
Die Schrecken (Überfälle) Gottese werden mich quälen ([werden gegen mich aufgestellt sein).f


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Anmerkungen

agewogen, gewogen - W. ungefähr „Dass doch wiegend gewogen werde“, ein sog. „tautologischer Infinitiv“: heb. Konstruktion, in der ein Inifinitiv und eine finite Form desselben Verbs nebeneinandergestellt wird, wodurch der Modus der gesamten Aussage verstärkt wird: „Man soll unbedingt wiegen!“ Hier zusätzlich verstärkt durch die einleitende Wunschpartikel lu („dass doch“). (Zurück zu v.2)
bVv. 2-3a werden in neueren Kommentaren und Üss. recht sicher falsch verstanden. Für gewöhnlich deutet man dort nämlich ka`aß (eine Nebenform von ka`as wie in Ijob 5,2; 10,17; 17,7) in 2a als „Gram“, hawah in 3b als „Unglück“ und versteht dann 2-3a so, dass das Unglück, das über Ijob hereingebrochen ist, und seine Gram darüber gemeinsam auf die selbe Waagschale gelegt und dann gewogen werden sollen – derart gewogen wögen beide gemeinsam schwerer als aller Sand am Meeresstrand, womit sich dann seine harten Worte verteidigen ließen. Weder grammatisch (a) noch mentalitätsgeschichtlich (b) noch lexikalisch (c) ist das sehr wahrscheinlich; eher wird man die drei Zeilen so verstehen müssen, dass Ijob zwar zugibt, mit Worten gesündigt zu haben (was 3b ohnehin nahelegt) und auch gar nicht von sich weißt, dass dies Frevel sei, dies aber damit erklärt, dass er im Affekt gesprochen habe:
(a) ka`aß/s ist maskulin, hawah feminin. Das Verb „lasten“ in 3a ist Maskulin Singular. Sollte gesagt werden, dass Kummer + Leid > aller Strandsand (so die meisten neueren Kommentatoren), würde man ein Pluralverb erwarten; soll nur gesagt werden, dass Ijob zwar in der Tat im Affekt gesprochen hat, aber dieser Affekt im Vergleich zu seinem Leid immer noch sehr klein ist (das Leid also im Vergleich zur Gram schwerer als aller Sand der Meere sei – vgl. Budde 1896, S. 25: „Sein Unmut muss an seinem Unglück gemessen werden; die genaueste Wägung würde feststellen, dass er jenem längst nicht gleich käme.“; ähnlich z.B. Delitzsch; Dillmann; Driver/Gray; Duhm u.a.), müsste es feminin sein. Grammatisch ist die Gewichtsangabe in 3a allein auf ka`aß/s zu beziehen (so richtig Rosenmüller 1832, S. 82); vorzustellen hat man sich also wohl doch mit den älteren Kommentatoren, dass ka`aß auf die eine, hawah aber auf die andere Waagschale gelegt wird. Betont wird dann aber nicht die Schwere der hawah, sondern des ka`aß.
(b) Ohnehin wäre eine solche Rechtfertigung mentalitätsgeschichtlich überraschend. Das Wort ka`as ist weiter als vergleichbare deutsche Worte. Meist steht es für den „Grimm“, den eifernden Zorn gegen einen Anderen (wie z.B. Ijob 5,2; 10,17), gelegentlich aber auch für die „Gram“, den Kummer über ein schweres Geschick (wie sehr ähnlich in 1 Sam 1,16; auch Ijob 17,7; Ps 6,8 u.ö.). Hier kann man gut beides mithören: Aus allzu großem Kummer hat sich Ijob zu seinen Aussagen in Kap. 3 verstiegen und daher „im Affekt gesprochen“, was ihm Elifas in Ijob 4,5; 5,2 denn auch vorwirft. Fast alle dt. Üss. entscheiden sich für „Gram“, „Kummer“, „Schmerz“ o.Ä. (verbreitet ist auch das nicht sehr treffende „Unmut“); Ausnahme ist einzig HER05 mit „Ärger“. Wahrscheinlich wäre eine Üs. mit „Affekt“ hier aber treffender, denn wie derartige Gefühlsregungen in einer weisheitlichen Schrift wie Ijob zu beurteilen sind, zeigen deutlich z.B. Ijob 36,18 oder auch Ps 37,8; Spr 14,29; 16,32; 20,25 (!); Jak 1,19f.; Jak 3,14-18 u.ö.: Ein Sprechen im Affekt wäre vielleicht erklärlich, damit aber zu biblischen Zeiten noch lange nicht vertretbar.
(c) Problematisch bei der verbreiteten Deutung ist schließlich die Übersetzung von hawah mit „Unglück“. hawah ist kein seltenes Wort und steht häufig für moralische Verderbtheit, die sich v.a. in Wortsünden äußert; vgl. Ps 5,10; 38,13; 52,3; 57,2 (vgl. V. 5); Spr 17,4; Mi 7,3; allgemeiner von der generellen Verderbtheit Ps 52,9; 55,12; 91,3; 94,20; Spr 10,3; 11,6; 19,13. Die Bed. „Unglück“ hier und in Ijob 30,13 wäre singulär; auch liegt gerade bei einer Verwendung zusammen mit der Rede von „unüberlegten Worten“ in 3b sehr viel näher, dass es sich hier wie üblich auf Wortsünden bezieht. (Zurück zu v.3)
ctFN: stammelten meine Worte - Heb. la`a`, etwas unsicheres Wort, daher meist frei übersetzt als „daher waren meine Worte unbedacht“. Äußerlich scheint es identisch zu sein mit la`a` („sturztrinken“; vgl. auch lo`a, „Kehle“ in Spr 23,2) in Ob 1,16; Sir 34,17 und Ijob 39,30; tatsächlich ist es aber wohl eher gemeinsam mit dem selben Wort in Spr 20,25 zu einem la`a` II zusammenzustellen und zu verbinden mit heb. la`ag („stottern“ in Jes 33,19, das Subst. la`ag, „Gestotter“, auch in Jes 28,11), da auch sonst im Semitischen die Konsonanten ` und g häufig wechseln. In beiden Fällen wäre ungewöhnlich, dass nicht Ijob oder sein Mund, sondern seine Worte gestottert haben sollen – vielleicht will sich Ijob auch mit dieser Formulierung doch noch rechtfertigen und von seinen harten Worten distanzieren: Aufgrund seines/r übergroßen Grimms/Gram haben (1) seine Worte (statt ihm selbst) (2) gestottert (statt „gefrevelt“ o.Ä.). (Zurück zu v.3)
dtFN: auf mich [gerichtet], damit (deren) - `immadi („auf mich [gerichtet]) wird fast stets übersetzt als „in mir“, ´ascher („damit/deren“) meist entweder in der Üs. ausgespart oder als Relativpartikel („die Pfeile, deren Gift“...) gedeutet: „Die Pfeile Schaddais stecken in mir, [sie], deren Geift mein Geist trinkt.“ „In“ gehört aber nicht zu den Bedd. von `im(mad) und Relativsätze werden in biblischer Poesie aber i.d.R. ohne ´ascher gebildet; hier hat es daher vermutlich eine andere Funktion. Wegen des Yiqtol in 4c liegt nahe, dass die Partikel hier wie öfter zur Einleitung finaler Nebensätze verwendet wird. (Zurück zu v.4)
eSchrecken Gottes - seine Bogenschützen, s. Ijob 16,12f..
Wie üblich im Ijobbuch stehen hier die beiden seltenen Gottesbezeichnungen „Schaddai“ und „Eloah“ im Parallelismus. (Zurück zu v.4)
fTextkritik: Heb. ja`arkuni. `arak („sich in Schlachtordnung aufstellen“) steht aber sets mit Präp. und nicht wie hier mit ePP. Der Text wird gestützt durch Tg und Vul, LXX und VL aber übersetzen mit „sie durchbohren mich“, Syr mit „sie erschrecken mich“. Beiden Üss. muss kein anderer Text zugrunde liegen; LXX und VL könnten sich bei ihrer Deutung des Worts an den „Pfeilen“ in 4a und Syr an den „Schrecken“ in 4c orientiert haben. Dass das Wort hier mit ePP konstruiert ist und LXX, Vul und Syr sich mindestens zu einer Paraphrase veranlasst sahen, legt aber doch einen Schreibfehler nahe. BHK, Beer u.a. (z.B. schon Houbigant, auch TEX, ZÜR 31) lesen daher sinnvoller ja`akruni („sie quälen mich“; ähnlich schlägt BHS vor, das Verb `arak selbst würde hier verwendet wie arab. araka, „quälen, belästigen“), Merx und Siegfried weniger glücklich ja`arquni („sie nagen an mir“). Die Verschreibung wäre leicht erklärlich durch den Einfluss von `immadi, dessen Konsonanten die selben sind wie von `amdi („mein Aufgestellt-sein“ wie in Jer 18,20). (Zurück zu v.4)