Ijob 8: Unterschied zwischen den Versionen

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_Auf ein Haus der Steine blickt er (zwischen Steinen wird er leben).<ref>Anspielung auf [[Ijob 5#s3 |Ijob 5,3]]; auch in [[Ijob 15#s28 |Ijob 15,28]] wird das Bild noch einmal aufgegriffen werden. Vgl. auch ganz ähnlich [[Jesus Sirach 40#s15 |Sir 40,15]]. Plötzlich ist aus dem Garten, dem fruchtbaren Heim der Pflanze, ein unwirtlicher Felshaufen geworden, in dem er nicht mehr wurzeln kann und auf die er nun entsetzt blickt. 16.17 entsprechen in der Abfolge positiv-negativ also 12a.b. Man beachte, wie in V. 12 „Pfade“ statt dem gängigeren „Wege“ für den Lebensweg gewählt wurde, um das Bild vom „Felspfad“ in 5,3 auf zwei Strophen aufteilen zu können. So übersetzen auch Tg, Syr, auch ELB, FREE, SLT 00; der Rest der dt. Üss. verändert den Text (s.u.).<br />'''Genauer''': V. 17 ist in seiner Bed. recht umstritten. Nimmt man ''gal'' („Steinhaufen“) in seiner üblichen Bed., wird diskutiert, ob dieser Steinhaufen (a) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze ebendeshalb ''nicht'' gut gedeihen kann (wie oben), (b) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze aber dennoch gut gedeiht („[Selbst] durch einen Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln“), oder (c) für einen fruchtbaren Ort, an dem sie deshalb gut gedeiht (da man in Palästina flache Steine unter Weinstöcke legt, da diese länger Hitze speichern und abgeben als der Erdboden – dies sei mit diesem Steinhaufen gemeint; so Sutcliffe 1950, S. 373; Szczygiel 1931, S. 70.). Gegen (b) und (c) spricht aber allein schon, dass die Präp. ''`al'' („auf“) sehr klar macht, dass die Wurzeln der Pflanze den Steinhaufen eben nicht durchdringen können.<br />Eine Abwandlung von (c) ist es, ''gal'' mit Syr hier und in [[Hohelied 4#s12 |Hld 4,12]] die Bedeutung „Teich“ zu geben, was noch förderlicher für die Pflanze wäre, doch dort ist mit LXX, VUL, Syr, Tg und vielen MSS ''gan'' („Garten“) zu lesen; vgl. speziell hierzu auch Rogland 2012.<br />'''Textkritik''': ''zwischen Steinen wird er leben'': MT wird gestützt durch Syr und Tg. LXX hat aber „zwischen Steinen wird er leben“, VUL „zwischen Steinen wird er wohnen“. Beide haben wahrscheinlich ''ben'' („zwischen“) statt ''bet'' („Haus“) und ''jichjeh''  („er wird leben“) statt ''jechezeh'' gelesen (vgl. {{hebr}}יחזה{{hebr ende}} mit {{hebr}}יחיה{{hebr ende}}). Dem folgen nicht wenige Kommentatoren. Andere haben noch andere Emendierungsvorschläge gemacht; bes. verbreitet: Statt ''jechezeh'' sei ''jochez'' (=''jo´chez'', „er greift“) oder ''jachoz'' („er durchbohrt“) zu lesen; am besten nach Gordis: ''chazah'' („blicken“) ist hier eine NF von ''chașah'' („zerteilen“ wie in [[2Könige 2#s8 |2 Kön 2,8.14]]): „Er greift(=rankt empor an) / durchbohrt / zerteilt ein Haus aus Steinen (sc. besagten Felshaufen).“</ref>
 
_Auf ein Haus der Steine blickt er (zwischen Steinen wird er leben).<ref>Anspielung auf [[Ijob 5#s3 |Ijob 5,3]]; auch in [[Ijob 15#s28 |Ijob 15,28]] wird das Bild noch einmal aufgegriffen werden. Vgl. auch ganz ähnlich [[Jesus Sirach 40#s15 |Sir 40,15]]. Plötzlich ist aus dem Garten, dem fruchtbaren Heim der Pflanze, ein unwirtlicher Felshaufen geworden, in dem er nicht mehr wurzeln kann und auf die er nun entsetzt blickt. 16.17 entsprechen in der Abfolge positiv-negativ also 12a.b. Man beachte, wie in V. 12 „Pfade“ statt dem gängigeren „Wege“ für den Lebensweg gewählt wurde, um das Bild vom „Felspfad“ in 5,3 auf zwei Strophen aufteilen zu können. So übersetzen auch Tg, Syr, auch ELB, FREE, SLT 00; der Rest der dt. Üss. verändert den Text (s.u.).<br />'''Genauer''': V. 17 ist in seiner Bed. recht umstritten. Nimmt man ''gal'' („Steinhaufen“) in seiner üblichen Bed., wird diskutiert, ob dieser Steinhaufen (a) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze ebendeshalb ''nicht'' gut gedeihen kann (wie oben), (b) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze aber dennoch gut gedeiht („[Selbst] durch einen Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln“), oder (c) für einen fruchtbaren Ort, an dem sie deshalb gut gedeiht (da man in Palästina flache Steine unter Weinstöcke legt, da diese länger Hitze speichern und abgeben als der Erdboden – dies sei mit diesem Steinhaufen gemeint; so Sutcliffe 1950, S. 373; Szczygiel 1931, S. 70.). Gegen (b) und (c) spricht aber allein schon, dass die Präp. ''`al'' („auf“) sehr klar macht, dass die Wurzeln der Pflanze den Steinhaufen eben nicht durchdringen können.<br />Eine Abwandlung von (c) ist es, ''gal'' mit Syr hier und in [[Hohelied 4#s12 |Hld 4,12]] die Bedeutung „Teich“ zu geben, was noch förderlicher für die Pflanze wäre, doch dort ist mit LXX, VUL, Syr, Tg und vielen MSS ''gan'' („Garten“) zu lesen; vgl. speziell hierzu auch Rogland 2012.<br />'''Textkritik''': ''zwischen Steinen wird er leben'': MT wird gestützt durch Syr und Tg. LXX hat aber „zwischen Steinen wird er leben“, VUL „zwischen Steinen wird er wohnen“. Beide haben wahrscheinlich ''ben'' („zwischen“) statt ''bet'' („Haus“) und ''jichjeh''  („er wird leben“) statt ''jechezeh'' gelesen (vgl. {{hebr}}יחזה{{hebr ende}} mit {{hebr}}יחיה{{hebr ende}}). Dem folgen nicht wenige Kommentatoren. Andere haben noch andere Emendierungsvorschläge gemacht; bes. verbreitet: Statt ''jechezeh'' sei ''jochez'' (=''jo´chez'', „er greift“) oder ''jachoz'' („er durchbohrt“) zu lesen; am besten nach Gordis: ''chazah'' („blicken“) ist hier eine NF von ''chașah'' („zerteilen“ wie in [[2Könige 2#s8 |2 Kön 2,8.14]]): „Er greift(=rankt empor an) / durchbohrt / zerteilt ein Haus aus Steinen (sc. besagten Felshaufen).“</ref>
 
{{S|18}} Wenn man ihn wegfrisst (vernichtet) von seinem Ort,<ref>''wegfrisst von seinem Ort'' - Wie Ijobs Kinder und Hab und Gut „gefressen“ wurden, s. [[Ijob 1#s16 |Ijob 1,16f.]] Der Gottlose wird ausgerottet mit Stumpf und Stiel, so dass nicht einmal sein Wohnort mehr von ihm zeugt. Hier äußerst passendes Bild, da seine Vernichtung ja einhergeht mit einer Verwandlung seines Wohnorts. Das folgende „verleugnen“ heißt auch „betrügen, untreu sein“; ein Wortspiel, mit dem auf das Selbe angespielt wird.</ref>
 
{{S|18}} Wenn man ihn wegfrisst (vernichtet) von seinem Ort,<ref>''wegfrisst von seinem Ort'' - Wie Ijobs Kinder und Hab und Gut „gefressen“ wurden, s. [[Ijob 1#s16 |Ijob 1,16f.]] Der Gottlose wird ausgerottet mit Stumpf und Stiel, so dass nicht einmal sein Wohnort mehr von ihm zeugt. Hier äußerst passendes Bild, da seine Vernichtung ja einhergeht mit einer Verwandlung seines Wohnorts. Das folgende „verleugnen“ heißt auch „betrügen, untreu sein“; ein Wortspiel, mit dem auf das Selbe angespielt wird.</ref>
_Wird dieser ihn verleugnen: ‚Ich habe ihn nicht gesehen!‘ {{par|Ijob|7|10}} {{par|Psalmen|103|16}}
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_Wird dieser ihn verleugnen: ‚Ich habe ihn nicht gesehen!‘ {{par|Ijob|7|10}} {{par|Psalm|103|16}}
 
{{S|19}} Siehe, dies ist die Freude seines Weges:<ref>''die Freude seines Weges'' - Wahrscheinlich nicht eine ironische Aussage darüber, dass das einzige, worüber der vertriebene ''Mensch'' sich freuen kann, die Tatsache ist, dass irgendwann ein anderer in seinem Heim wohnen wird (so alle Kommentatoren), sondern eine Fortführung von V. 18: Nicht nur wird der Vertriebene von seinem früheren Heim verleugnet, sondern ''dieses'' freut sich sogar, dass bald ein anderer in ihm wohnen wird. Des Vertriebenen frühere Heimstatt, in die er so sehr vertraute, war also ganz und gar heuchlerisch und betrügerisch.<br />'''Textkritik''': Weil ihnen die Ironie nicht passend scheint, korrigieren viele Exegeten den Text von ''meßoß'' („die Freude“) zu ''mesos'', was entweder von ''masas'' („schmelzen“ wie [[Psalm 147#s18 |Ps 147,18]]) oder von einer nicht belegten Wurzel ''sus'' abgeleitet sein soll, die mit dem ebenfalls nur in [[Jesaja 51#s8 |Jes 51,8]] belegten Wort ''sas'' („Motte“) verwandt sei und „verrotten“ bedeute (Ist man so wagemutig, sollte man für diese Wurzel aber sicher eher die Bed. „zerfressen“ ansetzen, s. V. 18; Jes 51,8 und vgl. arab. ''sas'', „wurmzerfressen“). Daher HER05: „So wir er auf dem Weg verkommen (=verrotten)“, Kaiser 2006: „Ja, so wir sein Weg verschwinden (=zerschmelzen?)“; PAT: „Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn“.</ref>  
 
{{S|19}} Siehe, dies ist die Freude seines Weges:<ref>''die Freude seines Weges'' - Wahrscheinlich nicht eine ironische Aussage darüber, dass das einzige, worüber der vertriebene ''Mensch'' sich freuen kann, die Tatsache ist, dass irgendwann ein anderer in seinem Heim wohnen wird (so alle Kommentatoren), sondern eine Fortführung von V. 18: Nicht nur wird der Vertriebene von seinem früheren Heim verleugnet, sondern ''dieses'' freut sich sogar, dass bald ein anderer in ihm wohnen wird. Des Vertriebenen frühere Heimstatt, in die er so sehr vertraute, war also ganz und gar heuchlerisch und betrügerisch.<br />'''Textkritik''': Weil ihnen die Ironie nicht passend scheint, korrigieren viele Exegeten den Text von ''meßoß'' („die Freude“) zu ''mesos'', was entweder von ''masas'' („schmelzen“ wie [[Psalm 147#s18 |Ps 147,18]]) oder von einer nicht belegten Wurzel ''sus'' abgeleitet sein soll, die mit dem ebenfalls nur in [[Jesaja 51#s8 |Jes 51,8]] belegten Wort ''sas'' („Motte“) verwandt sei und „verrotten“ bedeute (Ist man so wagemutig, sollte man für diese Wurzel aber sicher eher die Bed. „zerfressen“ ansetzen, s. V. 18; Jes 51,8 und vgl. arab. ''sas'', „wurmzerfressen“). Daher HER05: „So wir er auf dem Weg verkommen (=verrotten)“, Kaiser 2006: „Ja, so wir sein Weg verschwinden (=zerschmelzen?)“; PAT: „Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn“.</ref>  
 
_Dass aus dem Staub der nächste (ein anderer) sprießen<ref>''der nächste'' ist Sg., ''sprießen'' Pl.: Eine ad sensum-Konstruktion, in der auch sprachlich zum Ausdruck kommt, dass dies Geschick sich wieder und wieder wiederholt.<br />
 
_Dass aus dem Staub der nächste (ein anderer) sprießen<ref>''der nächste'' ist Sg., ''sprießen'' Pl.: Eine ad sensum-Konstruktion, in der auch sprachlich zum Ausdruck kommt, dass dies Geschick sich wieder und wieder wiederholt.<br />

Aktuelle Version vom 13. Juli 2019, 20:43 Uhr

Syntax OK

SF ungeprüft.png
Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Ijob 8)

(kommt später)

Studienfassung (Ijob 8)

1 Da antwortete Bildad der Schuchiter {und sagte}:

2 „Wie lange willst du solches sprechen?
{Und} starker Wind [sind] (und [wie lange sind] starker Wind) die Worte deines Mundes!a
3 Verdreht denn Gott das Recht
Oder verdreht Schaddai Gerechtigkeit?
4 Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben,
Vertrieb er sie durch die Hand (übergab er sie in die Hand) ihrer Übertretungen.b


5 Wenn du [dagegen] Gott aufgesucht hättest (gesucht hättest, aufsuchen würdest),cd
Unde Schaddai um Gnade angefleht hättest,d
6 Wenn du rein und gerecht gewesen wärst,d
Dann wäre Gott um deinetwillen (über dir) aufgewacht (würde Gott aufwachen)f
Und hätte deine gerechte Wohnungg wiederhergestellt (ersetzt, würde wiederherstellen),
7 So dass dein Beginn [noch] klein [wäre],
(Und=) Da er deine Zukunft (dein Ende) sehr groß gemacht hätte (groß machen würde; deine Zukunft aber sehr groß wäre).h


8 Denn (ja,) befrage doch das frühere Geschlecht
Und richte dich auf die Erkundungen (=Erkenntnisse) von deren Vorfahren,
9 Denn [erst seit] gestern [gibt es] uns, {und} wir wissen nichts,
[Nur] wie (denn [nur])i ein Schatten [sind ja] unsere Tage auf Erden!
10 Würden (Werden) nicht diese dich belehren, zu dir sprechen
Und aus ihre Herzenj Worte hervorgehen lassen? –k


11 ‚Kann denn Papyrus wachsen ohne Sumpf,
Kann Riedgrasl groß werden, [wo] kein Wasser?
12 Noch ist es am Aufsprießen,m man kann es [noch] nicht pflücken –
[Noch] vor allem Gras wird es verdorren!‘


13 So sind [auch] die Pfade (das Schicksal)n aller, die Gott vergessen:o
Die Hoffnung (der Faden) des Gottlosen wird vergehen,
14 Weil (dessen) abgeschnitten wirdp sein Vertrauen.
[Nur das] Haus einer Spinne [ist] seine Zuversicht:q
15 Er wird (will) sich auf sein Haus stützen – und es wird nicht standhalten,
Er wird (will) nach ihm greifen – und es wird nicht aufrecht bleiben.


16 Saftig steht er ([selbst direkt]) unter der Sonne
Und über seinen Garten wächst sein Gezweig hinaus –
17 Da schlingen sich [plötzlich] seine Wurzeln auf einem Steinhaufen,
Auf ein Haus der Steine blickt er (zwischen Steinen wird er leben).r
18 Wenn man ihn wegfrisst (vernichtet) von seinem Ort,s
Wird dieser ihn verleugnen: ‚Ich habe ihn nicht gesehen!‘
19 Siehe, dies ist die Freude seines Weges:t
Dass aus dem Staub der nächste (ein anderer) sprießenu wird.


20 Siehe, Gott verachtet keinen Rechtschaffenen (Makellosen)
Und fasst nicht Bösewichte bei der Hand!v
21 [Doch] noch (bis)w kann (wird) er deinen Mund mit Lachen füllen
Und mit Jubel deine Lippen;
22 Deine Hasser wird er bekleiden mit Schande
Und das Zelt von Frevlern wird nicht(s) sein!“

Anmerkungen

Nach Ijobs zweitem Ausbruch ergreift Bildad das Wort. Ijobs Kritik an der Rede des Elifas in Ijob 6 weißt er harsch zurück:
2-4 Es ist nun mal so, dass deine Worte in der Tat nicht mehr sind als „Wind“; „starker Wind“ sogar. Selbstverständlich musst du für diese Worte kritisiert werden. Und zu deinen Forderung in Ijob 7,20f., Gott solle doch Sünden einfach ignorieren – Gott beugt doch nicht das Recht! Sünder wie deine Kinder gehen an ihren eigenen Sünden zugrunde, so einfach ist das. 5-7 Ein anderes Schicksal steht auch dir nicht zu: Wenn du Gott zugewandt gewesen wärst, gerecht und rechtschaffen – offenbar warst du es ja nicht (vgl. Vv. 6.20 mit Ijob 1,1!) –, hätte Gott ja zu deinen Gunsten gehandelt und dich gar groß werden lassen.
8-19 Dies lehrt uns schließlich auch die Weisheit der Väter (8-10): Können Pflanzen groß werden ohne den rechten Untergrund? Nein, vielmehr werden sie ohne diesen noch vor allem Gras verdorren (11f.)! So ist es auch bei Gottlosen: Setzt er sein Vertrauen auf die falschen Dinge – wurzelt er im falschen Grund, wohnt er im falschen Haus –, wird er in diesem Vertrauen dereinst enttäuscht werden (13-15): Eine Zeit lang mag es ihm gut gehen, doch irgendwann wird sich der ihm sein Haus als bloßes „Spinnenhaus“ offenbaren, der so fruchtbar scheinende Boden als Steinhaufen, in dem man nicht gut wurzeln kann, und der überdies auch darin betrügerisch ist, dass er ihn daraufhin verleugnet und sich gar darüber freut, bald vom Nächsten bewohnt zu werden.
20-22 Noch einmal: So handelt Gott eben. Er ist gut zu den Guten und schlecht zu den Schlechten, nicht umgekehrt. Doch noch gibt es auch für dich Hoffnung: Noch ist es möglich, dass er dereinst dich beglücken und deine Hasser ins Unglück stürzen wird!

aAnspielung auf Ijob 6,26: Ijobs Worte sind in der Tat nichts mehr als „starker Wind“. (Zurück zu v.2)
btFN: vertrieb er sie durch die Hand (übergab er sie in die Hand) - d.h. Gott ließ zu, dass sie durch ihre eigenen Übertretungen Schaden erlitten (vgl. Jes 64,6; im Ijobbuch ähnlich z.B. Ijob 4,8), nämlich vertrieben wurden (Piel von schalach als „Vertreiben“ wie ähnlich z.B. Gen 3,23; 1 Kön 9,7; Ijob 14,20; 30,12). Dieses „Vertrieben-Werden von seinem Ort“ als Bild für das Sterben (s. Ijob 14,20; wohl auch Ps 43,3) wird im Verlauf des Kapitels noch weiter entfaltet. Vgl. Seow 2013, S 528: „So it is by the hand of their personified transgression that Job's children are dispatched; it is their transgression that helped bring about their demise.“ Seow selbst schließt sich dann aber merkwürdigerweise dennoch Gordis an (s.u.).
In dt. Üss. und Kommentaren einheitlich wie in der Alternativüs. in Orientierung an Ps 81,13. Doch das ist schwierig; „X schalach bejad Y“ ist in der Bibel eine häufige Botenformel, die stets heißt: „X sendet etwas / lässt etwas ausrichten durch Y.“ Auch Raschi erklärt daher hier: „Ihre Übertretung wurde zum Boten, um sie fortzubringen.“ Ähnlich übersetzen VUL und VL(di)misit eos in manu (Ablativ) iniquitatis suae“, also eher nicht „gab sie in die Hand“, sondern „sandte sie (fort) in der Hand“. Syr übersetzt bejad gar nicht: „Er sandte sie fort in ihren Übertretungen“, Tg „er sandte sie an den Ort ihrer Übertretungen.“ Die Üs. „in die Hand ihrer Übertretungen übergeben“ lässt sich also nur zur Not mit LXX stützen, die aber wahrscheinlich ebenso aufzufassen ist wie VL und VUL: en cheiri ist nicht eindeutig, da en stets mit Dat. steht und daher sowohl „in der“ als auch „in die Hand“ bed. kann. Das Verb apostello heißt aber sicher nicht „übergeben“, sd. „(fort)senden“, und für den Ausdruck „jmdn in die Hand v. jmdm geben“ steht im Gr. der bes. im NT häufig verwendete Ausdruck (para)didomi en cheiri bereit. NETS übersetzt LXX daher nach der üblichen heb. Konstruktion: „He sent them off by force of their lawlessness.“; Brenton, Thomson und die Oxford Study Bible mit „He cast them away / dismissed them / sent them away because of their transgression“.
Gordis emendiert daher bejad zu be`ad, was dann heißen soll: „Er sandte sie fort wegen ihrer Übertretungen“. Alter 2010 scheint dem zu folgen („He dispatched them because of their crime“), ebenso Seow 2013, S. 528 und Greenstein 2018b, S. 67, doch be`ad heißt im Heb. nie „wegen“, sondern nur speziell „zugunsten von“. (Zurück zu v.4)
c(auf)gesucht - vielleicht eine Anspielung auf Ijob 7,21, wo das selbe Wort verwendet wird. So zumindest Ebach, Hartley, van der Lugt 1995, S. 109. (Zurück zu v.5)
dhättest (V. 5) + wärst (V. 6) - Potentialis und Irrealis haben im Heb. keine eigene grammatische Form und müssen aus dem Kontext erschlossen werden. Hier aber klar: Leitet ki `attah („dann“) wie in 6b eine Apodosis ein, folgt sie stets auf eine irreale Bedingung; vgl. Gen 31,42; 43,10; Num 22,29.33; 1 Sam 14,30; ähnlich Ijob 6,3. Als Irrealis erklärt auch Berachja. (zu v.5 / zu v.6)
eKlangspiel: ´el-´el we´el, „nach Gott und nach [Schaddai]“. (Zurück zu v.5)
faufwachen - häufigere Metapher: Geschieht Unrecht, wird dies des öfteren darauf zurückgeführt, dass Gott kurzzeitig „schläft“ (s. Ps 7,7; 35,23; Ps 44,24 und vgl. Schlaf (WiBiLex)), deshalb kurzzeitig untätig ist, nach dem Erwachen aber wieder heilvoll am Beter handeln wird. (Zurück zu v.6)
gdeine gerechte Wohnung - w. „die Wohnung deiner Gerechtigkeit/Rechtmäßigkeit“, wie häufig im Heb. Genitivverbindung als quasi-adjektivische Konstruktion, da Adjektive im Heb. insgesamt sehr selten sind. Viele Üss. aber wg. dieser Konstruktion „die Wohnung, die dir rechtmäßig zustünde“, z.B. , LUT, ZÜR. (Zurück zu v.6)
hD.h. „Wenn du gerecht gewesen wärst, hätte Gott trotz kurzzeitiger Inaktivität nach dieser wiederhergestellt, was du währenddessen verloren hast, und zwar auf eine Weise, dass du danach sogar noch mehr hättest als du zuvor hattest.“ Genau dies wird in Ijob 42,10-12 geschehen; ironischerweise hat Bildad also recht – ebenso wie Elifas, der Ijob auf später vertröstete.
tFN: „Zukunft“ ist fem., das Verb „groß sein / vergrößern“ aber mask. Entweder sind Subjekt und Verb hier also inkongruent, was gar nicht selten der Fall sein kann, oder jißgeh („er (d.h. sie) wird groß sein“) ist als jaßgeh („er wird groß machen“) zu vokalisieren, wie schon Syr gedeutet hat (auch Bickell, Delitzsch, Duhm, Olshausen, Siegfried). Die Vokalisierung jißgeh kann leicht durch die identische Form in V. 11 beeinflusst worden sein. Letztlich ist beides gleich plausibel; die Deutung als „er wird groß machen“ passt aber etwas besser zu Bildads Rede. (Zurück zu v.7)
iTextkritik: wie (denn) - LXX und VUL stützen MT: ki ṣel („denn ein Schatten“). Syr und Tg dagegen setzen kaṣel voraus, „wie ein Schatten“. Am leichtesten erklären ließe sich diese Differenz damit, dass frühe Schreiber das k in kṣl nach den beiden kis in 8a und 9a für ein defektiv geschriebenes drittes ki gehalten und daher um -i ergänzt haben; ursprünglich ist daher eher die Var. in Syr und Tg. So auch Ball, Beer, Gray. (Zurück zu v.9)
jHerz - in der Heb. Anthropologie Sitz des nicht primär der Emotionen, sd. des Verstands (vgl. z.B. Wolff 1973, S. 78f.). Daher = aus ihrem Verstand. (Zurück zu v.10)
kMan beachte, wie V. 10 die zeitliche und logische Abfolge der Belehrungen durch die Väter verkehrt wird: „dich belehren“ (Fokus auf Ijob) - „zu dir sprechen“ (Fokus auf Redeakt an sich) - „Aus ihrem Herzen Worte hervorgehen lassen“ (Fokus auf Vorfahren). Bildad schreitet zurück zu den Anfängen der Weisheit und gräbt sich bis zu den tiefsten Tiefen derselben durch. (Zurück zu v.10)
lPapyrus + Riedgras - Zwei ägyptische Lehnwörter; die Weisheit, die hier verkündet wird, ist nicht nur besonders alt, sondern hat außerdem noch einen fremdländischen Touch – ganz dem entsprechend, was heute eine „fernöstliche Weisheit“ wäre. Auch darüber hinaus sind die beiden Zeilen sprachlich besonders gestaltet: 11a verwendet die Negationspräposition belo´ („ohne“), 11b beli („kein“); „wachsen“ und „groß werden“ sind nicht nur Synonyme, sondern reimen sich auch (jig´eh - jißgeh), rechnet man die grammatischen Morpheme haji- zu Beginn des Satzes heraus, beginnt V. 11 mit zwei Alliterationen: hajige´eh (von ga´ah) gome´ belo´ biṣṣah. Auch „Sumpf“ und „Wasser“ sind einander im Heb. ähnlicher als im Dt., da biṣṣah wahrscheinlich verwandt ist mit mheb. bṣṣ („ausschwitzen“) und arab. baṣṣa („tropfen“) und in m.Par viii 10 daher auch „Pfütze“ bedeuten kann (vgl. Cohen 1924, S. 164) – der dt. „Sumpf“ wird im Heb. durch ein „wässrigeres“ Wort als im Dt. bezeichnet und fügt sich daher sehr gut in den Parallelismus mit „Wasser“. Papyrus und zumindest manche Riedgrasarten sehen einander darüber hinaus auch noch recht ähnlich. (Zurück zu v.11)
mAufsprießen - Welchen Zeitpunkt im Lebenslauf der Pflanze das Wort ´eb bezeichnet, ist etwas unklar. Vgl. MEN: „Noch stet es in frischem Triebe“, SLT: „Noch steht es in vollem Triebe“, B-R: „Noch ists in seiner Knospe“; HER05: „Noch ist's in Blüte“. Etwas mehr spricht für die Variante von MEN: Sonst steht das Wort nur noch in Hld 6,11 und meint dort sehr wahrscheinlich das „Austreiben von Knospen“: Im parallelen V. Hld 7,12 ist vom „Knospen“ des Weinstocks, dem „sich Öffnen“ der Traubenblüten und dem „Blühen“ der Granatäpfelblüten die Rede, also einer zeitlichen Abfolge. In Hld 6,11 sind die ibbe das erste Genannte; darauf folgt ebenfalls die Rede vom „Knospen“ des Weinstocks und dem „Blühen“ der Granatäpfel. ´eb dürfte also einen Zustand noch vor dem „Knospen“ bezeichnen. Vgl. aram ´abab, das wahrscheinlich „Aufsprießen“ bedeutet: „Ich sah Israel wie eine Frühfeige an ihrem Anfang“ in Hos 9,10 wird vom Tg übersetzt als „wie eine Frühfeige, die er zuerst ´abab lässt.“ Im MHeb ist ´eb allerdings die „Frucht“, ebenso wie aram. ibba´ und syr. ´ebba – doch dies wird hier gerade noch nicht gemeint sein. (Zurück zu v.12)
nTextkritik: die Pfade (das Schicksal) - Heb. ´orechot. LXX dagegen übersetzt mit „Schicksal“, setzt also das graphisch sehr ähnliche ´acharit („Ende, Schicksal“) voraus. Dem folgen sehr viele Exegeten, daher auch „Ende“ oder „Schicksal“ in Alter 2010, H-R, PAT, 80 (nicht mehr 17), Kaiser 2006, ZÜR 31 (nicht mehr 07). (Zurück zu v.13)
oEinzeiler, hier wie häufig zur Einleitung der Strophe. Vgl. zu dieser Fkt. von Einzeilern z.B. Watson 1984, S. 170f. (Zurück zu v.13)
pDie Hoffnung (der Faden) (V. 13) + abgeschnitten (V. 14) - das selbe Wortspiel wie in Ijob 7,6: Auch außerhalb dieses Wortspiels kann man vom Tod von Menschen sagen, dass sie „abgeschnitten“ werden; da tiqwah neben „Hoffnung“ aber auch „Faden“ heißt, ist es hier doppeldeutig. Vgl. FN z zu Ijob 4,21: Weil das Menschenleben noch häufiger mit Begriffen für Textilien beschrieben wird, steht das „Abschneiden ihres Fadens“ gleichzeitig für ihren Tod, auf den hier also angespielt wird.
tFN: quṭ („abschneiden“) findet sich nur hier im Heb. und ist daher in seiner Bed. unsicher. LXX ist nicht hilfreich; ihr Übersetzer hat wohl das -r von ´ascher („weil“) als shared consonant verstanden, daher auch zu jq(w) gezogen und die Konsonanten rjqṭ dann verlesen als reqam („leer“, vgl. ריקט mit ריקם), daher aoiketos = „unbewohnt“. VUL leitet ab vom gleichlautenden quț, einer NF von quș („verachten“), daher: „Ihm gefällt nicht“, was hier nicht passt. Syr und Tg übersetzen aber mit „abschneiden“; vergleichen könnte man daher arab. qațța und aram qț` und , eine NF von qșș (alles: „abschneiden“). So auch ELB, FREE, SLT 00, van Ess; so z.B. schon Houbigant 1777 und Rosenmüller 1832.
Alternativ folgen viele entweder dem Emendationsvorschlag von Ball, Duhm und Hölscher (lies qurim, „Spinnfäden“, wie in Jes 59,5f.) oder orientieren sich an Saadja, der mit „Sonnenfäden“ übersetzt, dem dann entweder qischure qajit (vgl. אשר יקוט mit קשרי קיט) zugrunde liegen oder was aus irgendeinem Grund keiner Textänderung bedürfen soll (so z.B. Junker 1959). Letzteres ist extrem unwahrscheinlich; qischurim – von qaschar, „binden“ – ist ein sehr spezieller Ausdruck und steht in Jes 3,20 und Jer 2,32 für eine bestimmte Art von Schmuck – wahrscheinlich den (Hochzeits-)Gürtel, den man auch aus griechischen Eheriten kennt (s. Jer 2,32). Auch die zugrunde liegende Deutung des arabischen Textes könnte gut falsch sein; vgl. Grabbe 1977, S. 60. Ersteres ist graphisch nicht sehr nah (vgl. יקוט mit קורים). So dennoch die meisten Üss., z.B. Alter 2010, B-R, , H-R, HER05, Kaiser 2006, MEN, NeÜ, PAT, R-S, SLT 51, STADIJ, ZÜR. (Zurück zu v.14)
qseine Zuversicht - metonymisch für das, worauf er seine Zuversicht setzt oder setzen sollte. Dies sollte nicht Gold sein (Ijob 31,24), nicht das sichere Heim oder die starke Stadt ihrer Bewohner (hier; Spr 21,22; Jer 48,13), sondern natürlich Gott (s. Ps 40,4; Ps 71,5; Spr 14,26; Spr 22,19; Jer 17,7), da dieser „die Zuversicht der ganzen Welt“ ist (Ps 65,5). Wer auf anderes vertraut, wird enttäuscht werden (Spr 25,19). (Zurück zu v.14)
rAnspielung auf Ijob 5,3; auch in Ijob 15,28 wird das Bild noch einmal aufgegriffen werden. Vgl. auch ganz ähnlich Sir 40,15. Plötzlich ist aus dem Garten, dem fruchtbaren Heim der Pflanze, ein unwirtlicher Felshaufen geworden, in dem er nicht mehr wurzeln kann und auf die er nun entsetzt blickt. 16.17 entsprechen in der Abfolge positiv-negativ also 12a.b. Man beachte, wie in V. 12 „Pfade“ statt dem gängigeren „Wege“ für den Lebensweg gewählt wurde, um das Bild vom „Felspfad“ in 5,3 auf zwei Strophen aufteilen zu können. So übersetzen auch Tg, Syr, auch ELB, FREE, SLT 00; der Rest der dt. Üss. verändert den Text (s.u.).
Genauer: V. 17 ist in seiner Bed. recht umstritten. Nimmt man gal („Steinhaufen“) in seiner üblichen Bed., wird diskutiert, ob dieser Steinhaufen (a) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze ebendeshalb nicht gut gedeihen kann (wie oben), (b) für einen unwirtlichen Ort stehe, an dem die Pflanze aber dennoch gut gedeiht ([Selbst] durch einen Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln“), oder (c) für einen fruchtbaren Ort, an dem sie deshalb gut gedeiht (da man in Palästina flache Steine unter Weinstöcke legt, da diese länger Hitze speichern und abgeben als der Erdboden – dies sei mit diesem Steinhaufen gemeint; so Sutcliffe 1950, S. 373; Szczygiel 1931, S. 70.). Gegen (b) und (c) spricht aber allein schon, dass die Präp. `al („auf“) sehr klar macht, dass die Wurzeln der Pflanze den Steinhaufen eben nicht durchdringen können.
Eine Abwandlung von (c) ist es, gal mit Syr hier und in Hld 4,12 die Bedeutung „Teich“ zu geben, was noch förderlicher für die Pflanze wäre, doch dort ist mit LXX, VUL, Syr, Tg und vielen MSS gan („Garten“) zu lesen; vgl. speziell hierzu auch Rogland 2012.
Textkritik: zwischen Steinen wird er leben: MT wird gestützt durch Syr und Tg. LXX hat aber „zwischen Steinen wird er leben“, VUL „zwischen Steinen wird er wohnen“. Beide haben wahrscheinlich ben („zwischen“) statt bet („Haus“) und jichjeh („er wird leben“) statt jechezeh gelesen (vgl. יחזה mit יחיה). Dem folgen nicht wenige Kommentatoren. Andere haben noch andere Emendierungsvorschläge gemacht; bes. verbreitet: Statt jechezeh sei jochez (=jo´chez, „er greift“) oder jachoz („er durchbohrt“) zu lesen; am besten nach Gordis: chazah („blicken“) ist hier eine NF von chașah („zerteilen“ wie in 2 Kön 2,8.14): „Er greift(=rankt empor an) / durchbohrt / zerteilt ein Haus aus Steinen (sc. besagten Felshaufen).“ (Zurück zu v.17)
swegfrisst von seinem Ort - Wie Ijobs Kinder und Hab und Gut „gefressen“ wurden, s. Ijob 1,16f. Der Gottlose wird ausgerottet mit Stumpf und Stiel, so dass nicht einmal sein Wohnort mehr von ihm zeugt. Hier äußerst passendes Bild, da seine Vernichtung ja einhergeht mit einer Verwandlung seines Wohnorts. Das folgende „verleugnen“ heißt auch „betrügen, untreu sein“; ein Wortspiel, mit dem auf das Selbe angespielt wird. (Zurück zu v.18)
tdie Freude seines Weges - Wahrscheinlich nicht eine ironische Aussage darüber, dass das einzige, worüber der vertriebene Mensch sich freuen kann, die Tatsache ist, dass irgendwann ein anderer in seinem Heim wohnen wird (so alle Kommentatoren), sondern eine Fortführung von V. 18: Nicht nur wird der Vertriebene von seinem früheren Heim verleugnet, sondern dieses freut sich sogar, dass bald ein anderer in ihm wohnen wird. Des Vertriebenen frühere Heimstatt, in die er so sehr vertraute, war also ganz und gar heuchlerisch und betrügerisch.
Textkritik: Weil ihnen die Ironie nicht passend scheint, korrigieren viele Exegeten den Text von meßoß („die Freude“) zu mesos, was entweder von masas („schmelzen“ wie Ps 147,18) oder von einer nicht belegten Wurzel sus abgeleitet sein soll, die mit dem ebenfalls nur in Jes 51,8 belegten Wort sas („Motte“) verwandt sei und „verrotten“ bedeute (Ist man so wagemutig, sollte man für diese Wurzel aber sicher eher die Bed. „zerfressen“ ansetzen, s. V. 18; Jes 51,8 und vgl. arab. sas, „wurmzerfressen“). Daher HER05: „So wir er auf dem Weg verkommen (=verrotten)“, Kaiser 2006: „Ja, so wir sein Weg verschwinden (=zerschmelzen?)“; PAT: „Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn“. (Zurück zu v.19)
uder nächste ist Sg., sprießen Pl.: Eine ad sensum-Konstruktion, in der auch sprachlich zum Ausdruck kommt, dass dies Geschick sich wieder und wieder wiederholt.
Textkritik: LXX, Syr und 1 MS haben ein Sg.-Verb, also jișmach statt jitșmachu. Das ist natürlich schöner und wird daher von vielen Exegeten für ursprünglich gehalten, aber gerade die gram. Härte der ad sensum-Konstruktion macht es sehr wahrscheinlich, dass eher diese ursprünglich ist und nachträglich von LXX und Syr geglättet wurde. (Zurück zu v.19)
vfasst nicht bei der Hand - als Zeichen der Verbundenheit, s. Jes 42,6; 51,18. (Zurück zu v.20)
wnoch (bis) - statt `ad („bis“) lies defektiv geschriebenes `od („noch“) wie ähnlich in Ijob 1,18. So fast alle, z.B. Houbiant, Beer, Merx, Siegfried, BHS. (Zurück zu v.21)