Interview ERF

Aus Die Offene Bibel

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Die Fragen sind vom ERF-Online (Lizenzfrage ungeklärt ;-)). Falls jemand Ergänzungen und Ideen hat, immer her damit! Das Ganze muss aber in den nächsten Tagen weg.

1. Was genau ist die "Offene Bibel"?

Die Offene Bibel ist ein ökumenisches Projekt, das an einer modernen, deutschen Bibelübersetzung arbeitet, die unter einer freien Lizenz steht. Es gibt viele moderne deutsche Bibelübersetzun­gen auf dem Markt, leider jedoch keine, die unter einer freien Lizenz steht und so uneingeschränkt nutzbar ist. Will man beispielsweise eine Überset­zung für einen Bibelleseplan, ein Handyprogramm oder einfach für den USB-Stick, muss man strikte Lizenzen beachten und (in den meisten Fällen) dafür bezahlen. Wir haben es uns als Ziel gesetzt, eine freie deut­sche Bibelübersetzung zu erstellen, die von je­dem für alles genutzt werden darf. Unsere Ergeb­nisse stehen unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz und dürfen damit beliebig kopiert und genutzt werden, solange angegeben ist, dass sie von uns kommen. Auf lange Sicht sollen zwei Textfassungen unserer Überset­zung entstehen: Einerseits die Studienfassung, die so textnah wie möglich ist und mehrere Übersetzungsmöglichkeiten bietet, andererseits die Lesefassung, die ein gut lesbarer, durchgehender Text in gutem, modernem Deutsch sein wird.

2. Wie ist die Idee entstanden?

Auf dem Kirchentag in Bremen bei einem Gespräch zwischen einem katholischen Pastoralreferenten und einem evangelischen Theologiestudenten. Beide hatten die Erfahrung gemacht, dass es zwar gute freie (und kostenlose) Bibelprogramme zum Bibelstudium gibt, aber aus Lizenzgründen keine moderne deutsche Übersetzung für diese Programme vorhanden ist (mit Ausnahme der "Hoffnung für alle", für die man allerdings etwas bezahlen muss).

3. Gibt es nicht schon genügend Übersetzungen?

Es gibt in der Tat viele Bibelübersetzungen, aber keine moderne Übersetzung steht unter einer freien Lizenz. Wir verstehen, dass Bibelgesellschaften und Verlage Kosten zu decken haben und ihre Übersetzungen unter strenge Lizenzen stellen müssen. Besonders die Bibelgesellschaften leisten wichtige (auch finanzielle) Beiträge zu Projekten und Entwicklungen, die ohne eine kommerzielle Vermarktung der Bibel nicht möglich wären. Wir liefern deshalb eine freie Übersetzung, die auf neuen Wegen noch mehr Menschen erreichen kann.

4. Was ist das Besondere an dem Projekt "offene-bibel.de"?

Die eben schon angesprochene freie Lizenz und die Arbeitsform, in der die Offene Bibel entsteht. Normalerweise arbeiten wenige bezahlte Theologen an einer Bibelübersetzung. Bei der Offenen Bibel arbeiten viele verschiedene Menschen an den Übersetzungen. So kann auch Oma Meier von nebenan eine Textpassage so umformulieren, dass sie um einiges verständlicher wird. So gewährleisten wir die Lesbarkeit der Lesefassung für eine sehr breite Leserschaft. Diese kollaborative Arbeitsform auf freiwilliger, unbezahlter Basis bringt die größtmögliche Identifikation mit dieser Bibelübersetzung und kann so auch distanziertere Menschen ansprechen.

5. Wer kann mitmachen?

Im ersten Schritt alle Sprachkundigen. Die Studienfassung wird komplett neu aus den wissenschaftlich edierten Urtexten übersetzt, sodass hier nur diejenigen mithelfen können, die Hebräisch bzw. Aramäisch und/oder Altgriechisch übersetzen können. Beim zweiten Schritt, der Lesefassung, können alle Interessierten helfen, den Text der Studienfassung in ein gutes, aktuelles Deutsch zu übertragen und die Lesefassung weiter zu verbessern und aktuell zu halten. Neben der Übersetzung und Übertragung gibt es allerdings auch andere Aufgaben, die von weniger Sprachbegeisterten übernommen werden können, wie Werbung und administrative Aufgaben.

6. Nicht jeder, der des Hebräischen oder Griechischen mächtig ist, ist auch wirklich gut im Übersetzen. Wer kontrolliert letztlich die Qualität der Übersetzung?

Für Übersetzer gibt es einerseits die Möglichkeit sich Hilfe zu holen, andererseits gibt es schon jetzt sogenannte Buchpaten, die über die Qualität der Übersetzungen wachen. Solche Paten sind wissenschaftlich ausgebildet und arbeiten meist an den Universitäten. Für diese Aufgabe suchen wir im Moment allerdings noch weitere qualifizierte Freiwillige.

7. Wie kann man sicher gehen, dass in einem Wiki-Projekt sich nicht einfach nur die lauteste Meinung durchsetzt, sondern diejenige, die dem Text wirklich gerecht wird?

Bei der Studienfassung wird jede Übersetzungsmöglichkeit berücksichtigt, sodass hier kaum Konflikte entstehen können. Bei der Lesefassung wird es bei Streitfragen Schlichtungsteams geben, die zwischen den Parteien vermitteln. Die eben erwähnten Buchpaten werden unter anderem Mitglieder dieser Schlichtungsteams sein und als Anwälte des Urtextes auftreten. Bis jetzt arbeiten allerdings schon Mitglieder vieler verschiedener Konfessionen und Frömmigkeitsrichtungen problemlos zusammen. Meinungsverschiedenheiten werden sachlich diskutiert, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.

8. Bis wann hoffen Sie, das Projekt abgeschlossen zu haben?

Hoffentlich nie. Die Studienfassung wird zwar irgendwann soweit fertig sein, dass kein oder kaum noch Verbesserungsbedarf besteht, aber die Lesefassung soll immer wieder überprüft und verbessert werden. Durch die technischen Möglichkeiten können in regelmäßigen Abständen die Texte gesichtet und abgezeichnet werden, sodass Veränderungen nicht direkt sichtbar werden (das gleiche Prinzip benutzt auch Wikipedia bei besonders wichtigen Seiten). Durch diese ständigen Verbesserungen kann unsere Lesefassung auch über Jahre hinweg modern "bleiben", ohne dass sie, wie beispielsweise die Lutherübersetzung, nach eingen Jahrzehnten komplett neu bearbeitet werden muss.