Jakobus 1: Unterschied zwischen den Versionen

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Ich grüße euch.“<br /></ref>
 
Ich grüße euch.“<br /></ref>
{{S|2}} Haltet es für ganze (nichts als) Freude (Haltet es für nichts anderes als einen Grund zur Freude), meine Brüder (Geschwister)
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{{S|2}} Haltet es für ganze (nichts als) Freude (Haltet es für nichts anderes denn als einen Grund zur Freude), meine Brüder (Geschwister)
 
<ref>Entsprechend dem Stil seiner Zeit spricht Jakobus hier nur die männlichen „Brüder“ an; die weiblichen „Schwestern“ sind aber sehr sicher mitgemeint (-> [[Generisches Maskulinum]]). Der Begriff bezeichnet Mit-angehörige der selben Gesellschaftsgruppe, zu der auch der Sprecher/Schreiber gehört, und stellt sie mit sich auf eine Stufe (so gut Hartin 2003, S. 56: „He does not address them from the status of authority, but from their own level“). Besonders interessant ist in unserem Kontext, dass mit diesem Begriff bisweilen auch die Zusammengehörigkeit gerade weit entfernter Personen oder Gruppen unterstrichen werden kann; s. z.B. [[2Makkabäer 1#s1 |2Makk 1,1]] (dazu vgl. ebd.). Gerade in einem Brief an die ''zerstreuten zwölf Stämme'' ist er daher besonders passend.</ref>
 
<ref>Entsprechend dem Stil seiner Zeit spricht Jakobus hier nur die männlichen „Brüder“ an; die weiblichen „Schwestern“ sind aber sehr sicher mitgemeint (-> [[Generisches Maskulinum]]). Der Begriff bezeichnet Mit-angehörige der selben Gesellschaftsgruppe, zu der auch der Sprecher/Schreiber gehört, und stellt sie mit sich auf eine Stufe (so gut Hartin 2003, S. 56: „He does not address them from the status of authority, but from their own level“). Besonders interessant ist in unserem Kontext, dass mit diesem Begriff bisweilen auch die Zusammengehörigkeit gerade weit entfernter Personen oder Gruppen unterstrichen werden kann; s. z.B. [[2Makkabäer 1#s1 |2Makk 1,1]] (dazu vgl. ebd.). Gerade in einem Brief an die ''zerstreuten zwölf Stämme'' ist er daher besonders passend.</ref>
 
, wenn (wann immer) ihr in verschiedenste (vielfältige) Prüfungen (Versuchungen)<ref>Πειρασμος („Prüfung“) kann sowohl eine „schwierige Zeit im Leben“ als auch eine geistliche „Versuchung zur Sünde“ bezeichnen. Hier sind vom Kontext her wohl „weltliche Prüfungen“, besonders wohl Verfolgungen im Blick, ab [[Jakobus_1#s13|V. 13]] scheint aber ebenso die Versuchung zur Sünde gemeint zu sein (Dibelius <sup>11</sup>1964, 97).</ref> fallt,  
 
, wenn (wann immer) ihr in verschiedenste (vielfältige) Prüfungen (Versuchungen)<ref>Πειρασμος („Prüfung“) kann sowohl eine „schwierige Zeit im Leben“ als auch eine geistliche „Versuchung zur Sünde“ bezeichnen. Hier sind vom Kontext her wohl „weltliche Prüfungen“, besonders wohl Verfolgungen im Blick, ab [[Jakobus_1#s13|V. 13]] scheint aber ebenso die Versuchung zur Sünde gemeint zu sein (Dibelius <sup>11</sup>1964, 97).</ref> fallt,  
{{S|3}} da ihr wisst (im Wissen)<ref>Ptz. coni., hier temp. gedeutet. Alternativ auch mod. (so Klammer).</ref>, dass die Erprobung (die Bewährung, die Bewährtheit) eures Glaubens Durchhaltevermögen (Ausharren, Geduld, Ausdauer, Standhaftigkeit)<ref>Der Begriff hat eine sehr aktive Bedeutung – es wird nicht nur abgewartet, sondern auch entsprechend gehandelt (Dibelius <sup>11</sup>1964, 101; Blomberg 2008, 49; Mußner 1964, 65f.). </ref> hervorbringt (bewirkt).  
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{{S|3}} da ihr [ja] wisst (im Wissen, wisst)<ref>[http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Partizip#Das_adverbiale_Partizip Ptz. coni.], hier temporal gedeutet. Alternativ auch modal (so Klammer).</ref>, dass die Erprobung (die Bewährung, die Bewährtheit) eures Glaubens Durchhaltevermögen (Ausharren, Geduld, Ausdauer, Standhaftigkeit)<ref>Der Begriff hat eine sehr aktive Bedeutung – es wird nicht nur abgewartet, sondern auch entsprechend gehandelt (Dibelius <sup>11</sup>1964, 101; Blomberg 2008, 49; Mußner 1964, 65f.). </ref> hervorbringt (bewirkt).  
 
{{S|4}} Das Durchhaltevermögen soll dann zu einem vollkommenen Werk<ref>Oder sinngemäßer: „Ausgang“ (cf. Johnson 1995, 178).</ref> führen ([zur Folge] haben)<ref>3. Sg. Imp. Präs. Durch die Aspektbedeutung impliziert ist eine dauerhafte oder ständig neue Veränderung.</ref>, damit ihr vollkommen und untadelig seid und (indem, wenn, weil ihr)<ref>Auflösung eines Ptz. coni. als und-Kombination. Möglich auch modal, temporal, kausal (so Klammer).</ref> in keinem [Punkt] (in nichts, in keinem [Ding]) zurückbleibt.  
 
{{S|4}} Das Durchhaltevermögen soll dann zu einem vollkommenen Werk<ref>Oder sinngemäßer: „Ausgang“ (cf. Johnson 1995, 178).</ref> führen ([zur Folge] haben)<ref>3. Sg. Imp. Präs. Durch die Aspektbedeutung impliziert ist eine dauerhafte oder ständig neue Veränderung.</ref>, damit ihr vollkommen und untadelig seid und (indem, wenn, weil ihr)<ref>Auflösung eines Ptz. coni. als und-Kombination. Möglich auch modal, temporal, kausal (so Klammer).</ref> in keinem [Punkt] (in nichts, in keinem [Ding]) zurückbleibt.  
 
{{S|5}} Wenn es aber einem (einer<ref>[[Generisches Maskulinum]]</ref>) [von] euch an Weisheit fehlt, soll er [diese Weisheit] von Gott erbitten<ref>3. Sg. Imp. Präs.</ref>, der allen großzügig (vorbehaltlos)<ref>Gott ist je nach Verständnis also entweder lediglich ein vorbehaltloser Geber (der also bedingungslos gibt) oder sogar ein großzügiger Geber. Die Deutung mit „großzügig“ könnte an die aus [[Lukas_11#s9|Lk 11,9-13]] par [[Matthäus_7#s7|Mt 7,7-11]] bekannte Jesustradition anknüpfen und scheint außerdem besser in den Kontext zu passen.</ref> und ohne Vorwürfe<ref>Auflösung eines adv. Ptz. substantiviert und mit „und“. Das Wort heißt meistens eher „(be)schimpfen“. Es bezieht sich hier vermutlich darauf, dass Gott sich nicht darüber beklagt, dass er Weisheit geben „muss“ (BA). </ref> gibt,<ref>Auflösung eines attributiven Ptz. als Relativsatz.</ref> und sie wird ihm gegeben werden.<ref>Indefiniter Konditionalsatz.</ref>{{par|Matthäus|7|7}}
 
{{S|5}} Wenn es aber einem (einer<ref>[[Generisches Maskulinum]]</ref>) [von] euch an Weisheit fehlt, soll er [diese Weisheit] von Gott erbitten<ref>3. Sg. Imp. Präs.</ref>, der allen großzügig (vorbehaltlos)<ref>Gott ist je nach Verständnis also entweder lediglich ein vorbehaltloser Geber (der also bedingungslos gibt) oder sogar ein großzügiger Geber. Die Deutung mit „großzügig“ könnte an die aus [[Lukas_11#s9|Lk 11,9-13]] par [[Matthäus_7#s7|Mt 7,7-11]] bekannte Jesustradition anknüpfen und scheint außerdem besser in den Kontext zu passen.</ref> und ohne Vorwürfe<ref>Auflösung eines adv. Ptz. substantiviert und mit „und“. Das Wort heißt meistens eher „(be)schimpfen“. Es bezieht sich hier vermutlich darauf, dass Gott sich nicht darüber beklagt, dass er Weisheit geben „muss“ (BA). </ref> gibt,<ref>Auflösung eines attributiven Ptz. als Relativsatz.</ref> und sie wird ihm gegeben werden.<ref>Indefiniter Konditionalsatz.</ref>{{par|Matthäus|7|7}}

Version vom 20. August 2014, 12:00 Uhr

Syntax ungeprüft

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Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Jakobus 1)

1 Von Jakobus, einem Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus,
an die zerstreuten zwölf Stämme Israels.a
Grüße!

2 Freut euch, wenn ihr verschiedene Prüfungen bestehen müsst, meine Geschwister, 3 weil ihr dann wisst, dass, wenn der Glaube geprüft wird, Durchhaltevermögen entsteht. 4 Diese Eigenschaft soll dann zu einem gesamten Werk werden, damit ihr vollkommen und fehlerlos seid, indem ihr alle Punkte erfüllt. 5 Wenn es aber einen unter euch gibt, dem es an Weisheit mangelt, so soll er Gott, den großzügigen und vorbehaltlosen, darum bitten. Und sie wird ihm gegeben werden. 6 Er soll aber im Glauben bitten und dabei keinerlei Bedenken oder Zweifel haben: Denn wer zweifelt, ist wie eine Meereswoge die hin- und hergetrieben wird. 7 Nämlich sollte jener Mensch nicht glauben, 8 dass er etwas vom Herrn bekommt, wenn sein Herz geteilt ist und er unsicher auf seinen Wegen geht. 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Anmerkungen

aHinter der Formulierung „die zerstreuten zwölf Stämme Israels“ steht die Vorstellung, dass Gott ganz Israel aufgrund seiner Sündhaftigkeit in die ganze Welt zerstreut hat, dass sie aber am Ende der Zeiten - bei der Wiederkunft Christi - wieder gesammelt werden, auf dass Gott mit ihnen ein „neues Reich Gottes“ errichten könne. Dass sich dieser Begriff schon im „Briefkopf“ des Jakobusbriefs findet, macht daraus eine Art „Anleitung“ zum Lesen des Jakobusbriefs: Im folgenden wird er sich besonders auf diesen Zustand des Zerstreut-seins beziehen und Anweisungen geben, wie man sich während dieser Zeit der Zerstreut-heit bis zur Wiederkunft Christi zu verhalten hat. (Zurück zu Lesefassung v.1)

Studienfassung (Jakobus 1)

1 Jakobus, ein Sklave (Knecht, Diener) Gottes und des Herrn Jesus Christus,
an die zwölf Stämme in der Zerstreuung (Diaspora).b
Grüße!c 2 Haltet es für ganze (nichts als) Freude (Haltet es für nichts anderes denn als einen Grund zur Freude), meine Brüder (Geschwister) d , wenn (wann immer) ihr in verschiedenste (vielfältige) Prüfungen (Versuchungen)e fallt, 3 da ihr [ja] wisst (im Wissen, wisst)f, dass die Erprobung (die Bewährung, die Bewährtheit) eures Glaubens Durchhaltevermögen (Ausharren, Geduld, Ausdauer, Standhaftigkeit)g hervorbringt (bewirkt). 4 Das Durchhaltevermögen soll dann zu einem vollkommenen Werkh führen ([zur Folge] haben)i, damit ihr vollkommen und untadelig seid und (indem, wenn, weil ihr)j in keinem [Punkt] (in nichts, in keinem [Ding]) zurückbleibt. 5 Wenn es aber einem (einerk) [von] euch an Weisheit fehlt, soll er [diese Weisheit] von Gott erbittenl, der allen großzügig (vorbehaltlos)m und ohne Vorwürfen gibt,o und sie wird ihm gegeben werden.p 6 Er (sieq) soll {aber} im Glauben [darum] bittenr [und dabei] keinesfalls zweifelns (keinerlei Bedenken haben): Denn wer zweifeltt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin- und hergetrieben wird.u 7 Jener Mensch soll nämlich nicht meinenv, dass er etwas vom Herrn erhalten wird, 8 [er ist] geteilten Herzensw, wankelmütig auf allen seinen Wegen. 9 Stattdessenx soll sich der geringe Brudery seiner hohen Stellung rühmenz, 10 der reiche [Bruder]aa aber seiner Erniedrigung, denn er wird wie eine Grasblüteab vergehen. 11 Denn die Sonne geht (ging) mit dem heißen Windac auf und vertrocknet (vertrocknete) das Gras und seine Blüte fällt (fiel) ab, und die Schönheit ihres Aussehens vergeht (verging). Genau so wird auch der Reiche in seinem Lebenswandelad verwelken (dahinschwinden).ae 12 Glücklich [ist] der Mensch (Mann)af, der eine Bewährungsprobe (Prüfung, Versuchung)ag [standhaft]ah erträgt, denn wenn (weil, indem)ai er sich [darin] bewiesen hat (bewährt), wird er den Siegeskranz des Lebensaj empfangen, den [Gott (Christus)]ak denen verheißen hat, die ihn liebenal. 13 Niemand soll in einer Bewährungsprobe (niemand, der [gerade] versucht (geprüft) wird)am sagenan, {dass}ao: Ich werde von Gott auf die Probe gestellt (geprüft, versucht)! – denn Gott kann nicht vom Bösen auf die Probe gestellt (versucht) (zum Bösen versucht) werdenap; er stellt selbst auch niemanden auf die Probe (versucht selbst auch niemanden). 14 Vielmehraq wird jeder auf die Probe gestellt (versucht), indem (weil, während, wenn) er von der eigenen Begierde fortgerissen und verlockt wird.ar 15 Daraufhin, wenn die Begierde schwanger geworden istas, gebiert sie Sünde; und die Sünde, wenn sie ans Ziel gelangt (erwachsen geworden) istat, gebiert Tod. 16 Lasst euch nicht täuschenau, meine geliebten Geschwister! 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt {herab} (ist) von oben,av vom Vater der Lichteraw, bei dem es weder Veränderung noch Verfinsterung (Schatten) durch eine (nach einer) Wendeax gibt. 18 Aus [freiem] Willen (Weil er [es so] wollte)ay hat er uns [durch] das Wort der Wahrheitaz geboren, damit (um) wir gewissermaßen die Erstlingsgabe seiner Geschöpfe sind. 19 Denkt daran (Wisst [dies], Ihr wisst)ba, meine geliebten Geschwister: Jeder Mensch soll schnell [dazu bereit] sein zuzuhören, [aber] langsam [bereit] zu sprechen [und] langsam [bereit] zum Zorn. 20 Denn [der] Zorn eines Menschenbb bewirkt nicht [die] Gerechtigkeit vor Gottbc.bd 21 Deshalb legt alle Unsauberkeit und übermäßige Schlechtigkeitbe ab [und]bf nehmt das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu retten vermag, in Bescheidenheitbg auf. 22 Aber werdet Täter [des] Wortes und nicht nur [seine] Hörer, die sich selbst betrügenbh! 23 Denn wenn jemand Hörer [des] Wortes ist, aberbi nicht [sein] Täter, gleicht dieser einem Mann, der sein natürliches Gesichtbj in einem Spiegel betrachtetbkbl 24 denn er betrachtet sichbm und geht weg und vergisst sofort, wie er aussahbn. 25 Wer sich aber in [das] vollkommene Gesetz der Freiheit vertieftbo und dabei bleibtbp, indem er kein vergesslicher Hörerbq, sondern ein Täter des Werkes [Gottes] wirdbr, der wird durch sein Tun (in seinem Tun) selig sein. 26 Wenn jemand gottesfürchtig (fromm) zu sein scheint (meint), aber [dabei]bs seine Zunge nicht in Zaum hält, sondern sein Herz betrügtbt, dessen Gottesverehrung [ist] wertlos.bu 27 Reine und unbefleckte Gottesverehrung vor [unserem] Gott und Vater besteht darinbv, Waisen und Witwen in ihrer bedrängten Lage zu besuchen [und] sich selbst vor der Welt unbefleckt (fehlerlos, makellos, untadelig) zu bewahren.


Anmerkungen

bdie zwölf Stämme in der Zerstreuung (Diaspora) - Der Ausdruck lässt sich auf zwei Weisen verstehen: (1) „Zerstreuung (Diaspora)“ bezeichnet die Orte, an denen die Angehörigen der „zwölf Stämme“ zerstreut sind; die Phrase ist dann restriktiv zu lesen: „[Nur] an diejenigen Angehörigen der zwölf Stämme Israels, die in der Diaspora leben.“ - der Brief wendete sich dann v.a. an die Heidenchristen außerhalb Israels. (2) „Zerstreuung (Diaspora)“ bezeichnet den Zustand des Zerstreut-seins; die Phrase ist dann deskriptiv zu lesen: „An die Angehörigen der zerstreuten zwölf Stämme“.
Hier ist sehr wahrscheinlich letzteres die richtige Deutung; denn im Hintergrund steht eine etwas komplexere Vorstellung: Die „Zerstreuung“ eines Volkes war der Inbegriff seiner Niederlage und Vernichtung. In der Folge der verschiedenen Zerstreuungen Israels - v.a. der babylonischen Gefangenschaft - entwickelte sich daher im alten Judentum die Hoffnung, Gott würde am Ende der Zeiten das zerstreute Israel von „allen Enden der Erde“ wieder zusammensammeln und dann mit ihnen ein „Reich Gottes“ errichten, eine Art „Himmel auf Erden“ (s. z.B. Ps 147,2; Jes 11,12; 14,1; 54,5f; Jer 31,10; Ez 28,25 u.ö.). Diese Vorstellung wurde im Laufe der Zeit erweitert: (a) Der Zustand der Zerstreuung wurde als Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit Israels verstanden (s. z.B. Neh 1,8f), (b) Jesus bringt die Sammlung des zerstreuten Israels mit seiner - des Menschensohns - Wiederkunft am Ende der Zeiten in Zusammenhang.
Diese Vorstellung steht im Hintergrund des Jakobusbriefs; der weitere Inhalt besteht dann in einer Reihe ethischer Anweisungen, denen, anstatt zu sündigen, „geduldig bis zur Wiederkunft des Herrn“ (5,7) Folge zu leisten ist, damit ein so sich Bewährender am nahe bevorstehenden Ende der Zeit „das Leben als Siegeskranz empfangen“ wird (1,12).
Unsicher allerdings ist, ob der Brief sich dann allgemein an alle Angehörigen der zwölf Stämme richtet, oder ob diese Vorstellung von der Sammlung der zwölf Stämme im Jakobusbrief auf die Christusgläubigen übertragen wird. (Zurück zu v.1)
cJakobus eröffnet seinen Brief mit dem Standard-Briefpräskript seiner Zeit, der in etwa dem Briefkopf heutiger Briefe entspricht: Absender (Nominativ), Adressat (Dativ), Gruß (imperativischer Infinitiv) (vgl. z.B. Burchard 2000, S. 47). In die LF muss das freier übersetzt werden; sehr gut z.B. BB:

„Jakobus,
Diener Gottes
und des Herrn Jesus Christus.

An das Volk Gottes,
das wie die zwölf Stämme Israels
über die ganze Welt verstreut lebt.

Ich grüße euch.“
(Zurück zu v.1)
dEntsprechend dem Stil seiner Zeit spricht Jakobus hier nur die männlichen „Brüder“ an; die weiblichen „Schwestern“ sind aber sehr sicher mitgemeint (-> Generisches Maskulinum). Der Begriff bezeichnet Mit-angehörige der selben Gesellschaftsgruppe, zu der auch der Sprecher/Schreiber gehört, und stellt sie mit sich auf eine Stufe (so gut Hartin 2003, S. 56: „He does not address them from the status of authority, but from their own level“). Besonders interessant ist in unserem Kontext, dass mit diesem Begriff bisweilen auch die Zusammengehörigkeit gerade weit entfernter Personen oder Gruppen unterstrichen werden kann; s. z.B. 2Makk 1,1 (dazu vgl. ebd.). Gerade in einem Brief an die zerstreuten zwölf Stämme ist er daher besonders passend. (Zurück zu v.2)
eΠειρασμος („Prüfung“) kann sowohl eine „schwierige Zeit im Leben“ als auch eine geistliche „Versuchung zur Sünde“ bezeichnen. Hier sind vom Kontext her wohl „weltliche Prüfungen“, besonders wohl Verfolgungen im Blick, ab V. 13 scheint aber ebenso die Versuchung zur Sünde gemeint zu sein (Dibelius 111964, 97). (Zurück zu v.2)
fPtz. coni., hier temporal gedeutet. Alternativ auch modal (so Klammer). (Zurück zu v.3)
gDer Begriff hat eine sehr aktive Bedeutung – es wird nicht nur abgewartet, sondern auch entsprechend gehandelt (Dibelius 111964, 101; Blomberg 2008, 49; Mußner 1964, 65f.). (Zurück zu v.3)
hOder sinngemäßer: „Ausgang“ (cf. Johnson 1995, 178). (Zurück zu v.4)
i3. Sg. Imp. Präs. Durch die Aspektbedeutung impliziert ist eine dauerhafte oder ständig neue Veränderung. (Zurück zu v.4)
jAuflösung eines Ptz. coni. als und-Kombination. Möglich auch modal, temporal, kausal (so Klammer). (Zurück zu v.4)
kGenerisches Maskulinum (Zurück zu v.5)
l3. Sg. Imp. Präs. (Zurück zu v.5)
mGott ist je nach Verständnis also entweder lediglich ein vorbehaltloser Geber (der also bedingungslos gibt) oder sogar ein großzügiger Geber. Die Deutung mit „großzügig“ könnte an die aus Lk 11,9-13 par Mt 7,7-11 bekannte Jesustradition anknüpfen und scheint außerdem besser in den Kontext zu passen. (Zurück zu v.5)
nAuflösung eines adv. Ptz. substantiviert und mit „und“. Das Wort heißt meistens eher „(be)schimpfen“. Es bezieht sich hier vermutlich darauf, dass Gott sich nicht darüber beklagt, dass er Weisheit geben „muss“ (BA). (Zurück zu v.5)
oAuflösung eines attributiven Ptz. als Relativsatz. (Zurück zu v.5)
pIndefiniter Konditionalsatz. (Zurück zu v.5)
qGenerisches Maskulinum (Zurück zu v.6)
r3. Sg. Imp. Präs. Die Aspektbedeutung impliziert ein ständiges oder wiederholtes Bitten. (Zurück zu v.6)
sModales adv. Ptz., mit „und“-Konstruktion aufgelöst. Es sollen also keine Bedenken gegen die Bereitwilligkeit Gottes zu geben bestehen (Blomberg 2008, 52). (Zurück zu v.6)
tSubst. Ptz. aufgelöst. (Zurück zu v.6)
uDer letzte Nebensatz ersetzt im Deutschen zwei attributive Ptz., die sich wie Adjektive direkt auf die Meereswoge beziehen. (Zurück zu v.6)
v3. Sg. Imp. (Zurück zu v.7)
wWörtlich: „zweiseeliger Mann/Mensch“ (cf. 4,8). Das heißt ungefähr: „mit geteiltem Herzen“ (SLT), „in seinem Innersten gespalten“ (NGÜ). Das Konzept bezeichnet das Gegenteil der ungeteilten Hingabe zu Gott (Mußner 1964, 72). Da der Begriff vor Jak nicht belegt ist, könnte der Autor ihn sogar erfunden haben, das Konzept ist aber schon im AT bekannt (Johnson 1995, 180). BA, NSS schlagen die Übersetzung „ein Zweifler“ vor. (Zurück zu v.8)
xDiese Übersetzung von δὲ wurde gewählt, um den doppelten Gegensatz auszudrücken, der durch die beiden δὲ in Vv. 9-10 entsteht. (Zurück zu v.9)
yGenerisches Maskulinum (Zurück zu v.9)
z3. Sg. Imp. (Zurück zu v.9)
aaMußner 1964, 74; Moo; Blomberg 2008, 57 halten ὁ πλούσιος („der Reiche“) für ein Adjektiv, zu dem ὁ ἀδελφὸς („der Bruder“) aus dem vorherigen Satz zu ergänzen ist. Dagegen sieht etwa Dibelius 111964, 114f. ὁ πλούσιος als Substantiv. Hier wurde die erste Möglichkeit gewählt, weil es zynisch wäre anzunehmen, dass sich nach Jak jeder Reiche, nicht nur Christen, seiner kommenden Erniedrigung brüsten soll, auch wenn er gar nicht daran glaubt. Auch in den folgenden Kapiteln werden reiche Gemeindemitglieder erwähnt, sodass es natürlich erscheint, hier davon auszugehen, dass der „Reiche“ ebenso ein „reicher Bruder“ ist (cf. Diskussion bei Blomberg 2008, 57) - Allerdings legt der Autor möglicherweise gar kein Augenmerk auf diese Unterscheidung, sondern spricht, in der Tradition der Weisheitsliteratur, allgemein von den Reichen. (Zurück zu v.10)
abWörtlich: „Blume/Blüte des Grases“. Hat hier wohl die Bedeutung von Unkraut im Gegensatz zu kultivierten Pflanzen (BA). Das Bild von der Kurzlebigkeit des Grases wird auch im AT gerne als Bild für die Vergänglichkeit gebraucht (so Jes 40,6; Ps 90,5-7; Dibelius 111964, 115) (Zurück zu v.10)
acDer verwendete Begriff kann sowohl für Hitze, als auch für sengend heißen Wind stehen. Aber die Hitze wird erst am frühen Nachmittag besonders drückend, während der heiße Wüstenwind den ganzen Tag über weht. Deshalb wurde diese Lösung vorgezogen (Blomberg 2008, 56). (Zurück zu v.11)
adWörtlich: „in seinen Wegen“. Sinngemäß geht es hier wohl um Unternehmungen wie Geschäftsreisen, etc. Alternativ möglicherweise auch als „Lebenswandel“ übersetzbar (BA). (Zurück zu v.11)
aeAlle präsentisch übersetzten Verben in diesem Vers stehen im Urtext im gnomischen Aorist. (Zurück zu v.11)
afDie meisten Handschriften lesen hier „Mann“, jedoch mit klar generischer Bedeutung (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
agGemeint ist, wie oben, keine geistliche Versuchung, sondern allgemein eine Schwierigkeit, eine „Prüfung“ im Leben. S. Vv. 2-4 (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
ahDie Einfügung soll der Bedeutung des Verbs näher kommen. (Zurück zu v.12)
aiAdv. Ptz. Aor., temporal aufgelöst; alternativ auch kausal, modal. Wörtlich: „als ein erprobt (bewährt, tüchtig, angesehen) Gewordenener“. (Zurück zu v.12)
ajGen. epexegeticus (NSS). „Siegeskranz, welcher das Leben ist“ (Blomberg 2008, 69). (Zurück zu v.12)
akViele Handschriften ergänzen an dieser Stelle zusätzlich als Subjekt „der Herr“ oder „Gott“; die schwierigere und kürzere (und damit wohl ursprüngliche) Lesart ist jedoch diejenige ohne explizites Subjekt (Johnson 1995, 188). (Zurück zu v.12)
alSubst. Ptz., hier aufgelöst. (Zurück zu v.12)
amWörtlich: „Kein Versuchter (Geprüfter, Auf-die-Probe-Gestellter)(Attr. Ptz. Präs.) (Zurück zu v.13)
an3. Sg. Imp. (Zurück zu v.13)
aoὅτι recitativum. (Zurück zu v.13)
apDie Bedeutung des Adjektivs ist an dieser Stelle nicht sicher zu ermitteln. Der Text ist auf zwei Arten deutbar: „Gott ist im [im] Bösen unerfahren“ oder „Gott ist des Bösen nicht versuchbar / ohne Versuchung / unversucht“. Hier wird der Genitiv „des Bösen“ als Gen. separationis gedeutet, Gott kann also nicht „zum Bösen“ versucht werden (Dibelius 111964, 122f.; Johnson 1995, 192f.; Mußner 1964, 87f.; NSS). Alternative Gen. der Richtung: „Gott kann nicht zum Bösen versucht werden“. (Zurück zu v.13)
aqDiese Übersetzung von δὲ wurde gewählt, um den Argumentationsgang wie im Urtext aufrecht zu erhalten. (Zurück zu v.14)
arModale Auflösung zweier adv. Ptz. Alternativ kausal, temporal, konditional. (Zurück zu v.14)
asPtc. coni. Aor.; temporal aufgelöst. (Zurück zu v.15)
atEig. Futur. Die Alternative „erwachsen geworden“ passt in den Sinn der Metapher von der Begierde, dem Gebären und Erwachsenwerden der Sünde (Blomberg 2008, 72). (Zurück zu v.15)
auWörtlich: „Werdet nicht getäuscht“. Alternativ auch aktiv: „Täuscht euch nicht“. (Zurück zu v.16)
avWörtlich: „von oben ist herabkommend vom...“ (Ptz. Präs. Akt.). Dabei ist nicht klar, ob „herabkommend“ zu „ist“ gehört oder einen abhängigen partizipiellen Nebensatz einleitet. Der erste Fall wurde hier angenommen; das Ptz. ist dann prädikativ und periphrastisch (so Dibelius, 111964, 130; Blomberg 2008, 73f.). Im zweiten Fall wäre das Ptz. entweder als kausales Ptc. coni.: „ist von oben, weil es … kommt“ (Mußner 1964, 91) oder attributiv zu verstehen: „ist von oben, welches … kommt“ (Johnson 1995, 196). Die periphrastische Deutung stützt sich auf die Wortstellung (Blomberg 2008, 74); für die als Nebensatz spricht, „daß es Jak nicht auf das ‚Herabsteigen‘ ankommt, sondern auf die Herkunft ‚von oben‘“ (Mußner 1964, 91). (Zurück zu v.17)
awGemeint sind wohl die Himmelskörper als natürliche Lichtquellen (vgl. Johnson 1995, 196). (Zurück zu v.17)
axWörtlich: „[der] Wende (Gen.) Verfinsterung“. Lt. BA war τροπῆ wohl einmal ein astrologischer Terminus technicus, der wohl „Sonnenwende“ bedeutete. Diese Denotation sei aber in der Koine verloren gegangen. (Zurück zu v.17)
aySubstantivische Auflösung eines kausalen oder modalen Ptz. Aor. Pass. (wörtlich „gewillt habend“). (Zurück zu v.18)
azDat. instrumentalis. (Zurück zu v.18)
baSo NSS. Wörtlich „Wisst“ (Imp.) oder „Ihr wisst“ (Ind., so Johnson 1995, 198). Hier als Imperativ gedeutet. Alternativ „Wisst dies:“ (Blomberg 2008, 85; Mußner 1964, 99). (Zurück zu v.19)
bbHier verwendet der Autor „Mann“ wieder im generischen Sinne als Synomym für „Mensch“ (Blomberg/Kamell). (Zurück zu v.20)
bcGen. subi.: also die Gerechtigkeit vor Gott/nach der Gott urteilt. Kann umschrieben werden: „was vor Gott gerecht ist“ (So Lut, EU, NGÜ). Wörtlich „Gerechtigkeit Gottes“ (so bei RevElb, SLT). (Zurück zu v.20)
bdAlternativ nach NSS: „erfüllt nicht die von Gott gesetzte Gerechtigkeit.“ (Zurück zu v.20)
beWörtlich: „[alles] Übermaß der Schlechtigkeit“. Die Bedeutung ist eindeutig nicht „alle Schlechtigkeit, die ihr übrig habt“, sondern „von der es so viel gibt“. (Zurück zu v.21)
bfDas Verb des ersten Satzteils ist ein Ptz. Aor., das sowohl vorzeitig, als auch gleichzeitig gedeutet werden kann. Deshalb alternativ: „Nachdem/Wenn/Weil ihr ...abgelegt habt“. (Zurück zu v.21)
bgOder: „in Freundlichkeit“. Weil dieser Teil im Griechischen zwischen genau zwischen den beiden imperativischen Teilsätzen steht, ist seine Zuordnung nicht ganz klar. Die meisten Übersetzer beziehen es jedoch auf den zweiten Teil (So auch bei Blomberg/Kamell). (Zurück zu v.21)
bhAttr. od. adv. (modales) Ptz. (Zurück zu v.22)
biAdversatives καί, das entsprechend wiedergegeben wurde. (Zurück zu v.23)
bjOder: „natürliches Aussehen“ (So NSS). Wörtlich: „Aussehen/Gesicht der Schöpfung“. Dabei handelt es sich um einen Semitismus, der auch einfach mit „Gesicht“ übersetzt werden kann. (Zurück zu v.23)
bkAttr. Ptz. Das Wort meint nicht ein flüchtiges, sondern ein genaues Betrachten (Blomberg/Kamell). Spiegel in der Antike waren gewöhnlich aus poliertem Metall. Denkbar ist ein Bezug, wonach man sich darin nicht besonders gut erkennen konnte, deshalb musste man schon genauer hinschauen. Andererseits cf. 2Kor 3,18, wo von einem ziemlich klaren Spiegel gesprochen zu werden scheint. Eine kommunikative Übersetzung könnte darum „studiert“ lauten. So auch im nächsten Vers. (Zurück zu v.23)
blIndefiniter Konditionalsatz. (Zurück zu v.23)
bmDie ersten drei Verben dieses Satzes stehen eigentlich im gnomischen Aorist/Perfekt. (Zurück zu v.24)
bnWörtlich: „wie er beschaffen war“ (Zurück zu v.24)
boWörtlich: „vorbeugt“. Alternativ vorzeitig: „vertieft hat“. Hier wieder gnomisch gedeutet. (Zurück zu v.25)
bpOder vorzeitig: „geblieben ist“ (Zurück zu v.25)
bqGen. qualitatis. Wörtlich: „Hörer der Vergesslichkeit“ (Zurück zu v.25)
brOder vorzeitig: „geworden ist“. Das modale Ptz. Aor. Pass. lässt sich analog zu den vorhergehenden Verben verschieden auflösen. (Zurück zu v.25)
bsEingefügt, um die durativ-iterative Bedeutung des aufgelösten attr. Ptz. Präs. besser zu erfassen. (Zurück zu v.26)
btAttr. Ptz. Präs. (Zurück zu v.26)
buIndefiniter Konditionalsatz. (Zurück zu v.26)
bvWörtlich: „ist dies“ (Zurück zu v.27)