Jürgen (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Lesefassung}} ''(kommt später)'' {{Studienfassung}} {{S|1}} Wie sitzt sie allein, / die Stadt, [einst] reich an Menschen,<br />wie eine Witwe<ref>„Witwe…“) |
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+ | _Und vielem Frondienst,<ref> Es gibt zwei Deutungen zu Vers 3a: 1. Juda musste aus (oder wegen) der bedrückenden Situation in der Heimat in die noch schlimmere Situation des babylonischen Exils auswandern. 2. Teile Judas sind vor der babylonischen Bedrohung in der Heimat nach Ägypten ausgewandert. (vgl. Kraus S. 22)</ref> | ||
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Version vom 15. Dezember 2015, 07:33 Uhr
Syntax ungeprüft
Lesefassung (Klagelieder 1)
(kommt später)Studienfassung (Klagelieder 1)
1 Wie sitzt sie allein,
Die Stadt, [einst] reich an Menschen,
Wie eine Witwe〈a〉 ist sie geworden,
Die Reiche unter den Völkern,
Die Fürstin unter den Ländern〈b〉 (Provinzen),
Ist zur Fronsklavin〈c〉 geworden.〈d〉
2 Bitter weint sie〈e〉 bei Nacht,
Und {ihre} Tränen [sind] auf ihrer Wange;
Es gibt für sie keinen Tröster
Unter allen ihren Liebhabern,
All {ihre} Freunde sind ihr untreu,
Sind ihr zu Feinden geworden.〈f〉
3 Ausgewandert ist Juda aus Elend
Und vielem Frondienst,〈g〉
Sie wohnt (sitzt) unter den Heiden (Völkern),〈h〉
Hat keine Ruhe gefunden;
All ihre Verfolger haben sie eingeholt
Inmitten der Bedrängnisse.
Anmerkungen
a | „Witwe“ ist hier ein Symbol für Hilflosigkeit und Einsamkeit. (Zurück zu v.1) |
b | Das hebräische Wort מְדִינָה (medînā) bezeichnet einen Bezirk oder ein Land, das unter der Rechtsprechung einer übergeordneten Regierung steht. Hier ist vielleicht an die Bezirke und Länder des davidischen Großreiches gedacht oder an die unter Josia zurückeroberten Bezirke Judas (vgl. Kraus S. 21). (Zurück zu v.1) |
c | zur Fronsklavin - wörtl. zum Frondienst; der abstrakte Begriff anstelle der konkreten Person (vgl. „die Jugend von heute“ statt „die Jugendlichen von heute“) (Zurück zu v.1) |
d | Beachte die chiastische Anordnung der Satzglieder in 1b und 1c: a-b||b-a. (Zurück zu v.1) |
e | Bitter weint sie - Manche Übersetzer (vgl. Kraus, Elberfelder Bibel) versuchen die Wiederholung von „Weinen“ im hebräischen Text nachzuahmen: „Sie weint und weint“. (Zurück zu v.2) |
f | Die „Liebhaber“ und „Freunde“ sind die wechselnden Völker, mit denen Juda sich gegen Babylon verbündet hat; sie alle haben sich bei der Eroberung Jerusalems auf die Seite der Babylonier geschlagen. (Zurück zu v.2) |
g | Es gibt zwei Deutungen zu Vers 3a: 1. Juda musste aus (oder wegen) der bedrückenden Situation in der Heimat in die noch schlimmere Situation des babylonischen Exils auswandern. 2. Teile Judas sind vor der babylonischen Bedrohung in der Heimat nach Ägypten ausgewandert. (vgl. Kraus S. 22) (Zurück zu v.3) |
h | Heiden bzw. Völker ist keine bloße geographische Angabe, sondern vor allem eine religiöse: Gottes Volk lebt nun unter Menschen, die JHWH nicht kennen. (Zurück zu v.3) |