Kommentar:Genesis 1

Aus Die Offene Bibel

Version vom 27. Mai 2012, 19:28 Uhr von Wolfgang Loest (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Ein erster Versuch, bitte fleißig verbessern und ergänzen. (Grundlage ist überwiegend G.v.Rad) --~~~~ ==Vers 1== Bei Vers 1 ist die grundsätzliche Frage, ob …“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ein erster Versuch, bitte fleißig verbessern und ergänzen. (Grundlage ist überwiegend G.v.Rad) --Wolfgang Loest 19:28, 27. Mai 2012 (CEST)

Vers 1

Bei Vers 1 ist die grundsätzliche Frage, ob er als Hauptsatz oder als Nebensatz zu verstehen ist. Dient er als Überschrift, oder ist er Teil der Schöpfungserzählung an sich? Auch die Frage nach der creatio ex nihilo spielte in der Auslegungsgeschichte eine wesentliche Rolle. Dies gilt in der neueren Forschung nicht mehr als sachgemäß. So argumentiert z.B. Westermann, dass dort nicht geschrieben steht „schuf ... aus“. Die Schöpfungserzählung will Gott als Schöpfer von Himmel und Erde erweisen, die Autoren kannten noch keine Kategorien wie Materie und Nichts.

Vers 2

Gerhard von Rada will וְר֣וּחַ אֱלֹהִ֔ים als „Gottessturm“ übersetzt sehen und מְרַחֶ֖פֶת keinesfalls als „brüten“. Er interpretiert den Teilvers mit Hilfe von Dan 7,2 als feuchtes, aufgewühltes Urelement, dass noch das Chaos beschreibt, wobei „Gottessturm“ lediglich ein Superlativ aufgefasst wird, wie etwa in Gottesberge, Gottesländer und Gottessilber. Da hier noch das rein Chaotische beschreiben wird, was noch keinen direkten Bezug zum schöperisch-ordnenden Nachfolgenden hat, wäre das zielgerichtete Brüten und auch das Schweben fehl am Platz. „Brüten“ würde zwar Elemente des im Orient bekannten Schöpfungsmythos eines Ausbrütens des Welteis aufnehmen, hat aber sonst keine Parallelen in der ersten Schöpfungserzählung oder dem ATb.

Vers 3-5

  • Schaffung von Licht = Entmystifizierung von Gestirnen
  • Licht, das das Chaosdunkel durchbricht
  • altorientalische Auffassung: Akt der Namensgebung = Ausübung des Hoheitsrechts
  • G.v.Rad: Tageseinteilung „merkwürdigerweise anders als im Kultgesetz, von Morgen bis Morgen“c

Vers 6-8

  • רָקִיעַ (Gewölbe, Firmament) ist das Festgehämmerte, Gestampfte, ein Wort mit gleicher Wurzel im phönizischen: Blechschale
  • Gott schafft hier nicht nur durch sein Wort, sondern „macht“ etwas -> (v.Rad:) Eine ältere Fassung, in der Gott unmittelbar schafft und formt und eine Neuere, in der er mittels seines Wortes schafft

Vers 9-10

  • Wohnort der Menschen ist im Ozean ruhende Landmasse, die von allen Seiten (auch von Oben aus) von den Chaosmächten des Wassers bedroht werden. Gott schafft hier eindeutige Grenzen.

Vers 11-13

  • Erde/Land als angesprochene Instanz
  • Erde bringt Pflanzen hervor


14-19

  • ganzer Abschnitt ist geprägt von antimythischen Vorstellungen und gegen jeglichen astrologischen Aberglauben
  • Auch deshalb wird erst das Licht geschaffen und erst später, als reine Vermittler dieses Lichts Sonne, Mond und Gestirne
  • Die Herrschaft von Sonne und Mond ist reiner Dienst, keine Herrschaft über den Menschen.
  • Auch die Gestirne werden von Gott benannt (siehe Vers 3-5)

20-23

  • Die ersten Lebewesen werden geschaffen (nach jüdischen Verständnis haben Pflanze keinen Anteil am נֶפֶשׁ
  • Die Seeungeheuer sind hier nochmals als Abgrenzung zu mytischen Urwesen eingeflochten (wie etwa die Chaosschlange Tiamat) -> Gott hat alles geschaffen!

24-25

  • Die Tiere sind wie die Pflanzen erdgebunden/erdverbunden
  • sie werden durch die Erde geschaffen, im Gegensatz zu dem Menschen und den Vögeln und Wassertieren (das Wasser ist Teil des Chaos im Gegensatz zur Erde)



aGerhard von Rad, Das erste Buch Mose. Kap. 1-12/9, Reihe: Das Alte Testament Deutsch, Teilband 2, Göttingen 81967. (Zurück zum Text: a)
bWestermann, Genesis 1-11 ... (Zurück zum Text: b)
cRad, Das erste Buch Mose, S.40. (Zurück zum Text: c)