Kommentar:Markus 14

Aus Die Offene Bibel

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Übersetzung[Bearbeiten]

1 Es war (würde sein)a {aber}b das Passah und [das Fest der] ungesäuerten Brote nach zwei Tagen.

Anmerkungen zum Text[Bearbeiten]

awar (würde sein) - Imperfekt zur Bezeichnung von erwarteten Geschehnissen (vgl. z.B. Gildersleve §213; ad loc. Kleist 1937, S. 226); übersetze: „würde sein“. (Zurück zu v.1)
baber (δέ) dient hier nur zur Einleitung des neuen Abschnitts (vgl. z.B. Muraoka, S. 140; Thrall 1962, S. 59; ad loc. Gnilka 1979, S. 219); im Dt. ist es auszusparen. (Zurück zu v.1)

Exkurse[Bearbeiten]

Exkurs zur Zeitrechnung[Bearbeiten]

Die Zeitrechnung der Passionserzählung wird heftig diskutiert, weil Johannes und die Synoptiker unterschiedliche Angaben zu machen scheinen.

Zunächst grundsätzlich: Der jüdische Kalender ist nicht wie der uns bekannte ein Sonnen-, sondern ein Mondkalender; d.h. er ist an den Mondphasen ausgerichtet und ein Monat beginnt mit dem ersten Sichtbarwerden der Mondsichel nach Neumond. Ein Jahr dauert deshalb im Schnitt 354 Tage, und um dies auszugleichen, gab es schon zur Zeit Jesu (unregelmäßig!) Schaltjahre mit 13 statt 12 Monaten. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, genau zu bestimmen, welchem Tag unserer Zeitrechnung ein Tag jüdischer Zeitrechnung vor 2000 Jahren entsprochen hätte.
Wichtig ist außerdem, dass nach jüdischer Zeitrechnung der nächste Tag mit Sonnenuntergang beginnt. Die für uns relevanten „Tage“ sind daher:

  • Montag Abend bis Dienstag Abend: 12. Nisan
  • Dienstag Abend bis Mittwoch Abend: 13. Nisan
  • Mittwoch Abend bis Donnerstag Abend: 14. Nisan („Rüsttag“)
  • Donnerstag Abend bis Freitag Abend: 15. Nisan (Abends + Nachts: „Passah“; darauf: „Fest der ungesäuerten Brote“)

Nicht nur der unterschiedliche Kalender macht die Zeitrechnung schwierig, sondern auch die Zeitangaben, die die Texte machen:
Die Unsicherheit beginnt bereits mit Mk 14,1: Es würde sein das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote nach zwei Tagen. Die verbreitetste Zeitrechnung ist diese: Am Nachmittag des 14. Nisan - dem sog. „Rüsttag“ - pilgerten die Juden zum Tempel in Jerusalem, um dort ein Lamm zu schlachten. Dieses Lamm würde dann am Abend und der kommenden Nacht - die beide nach jüdischer Zeitrechnung komplett zum 15. Nisan gerechnet wurden - im Rahmen des „Passah-“ oder „Seder-Mahls“ verspeist werden. An dieses Passahfest schloss sich direkt das Fest der ungesäuerten Brote an, das vom 15. bis zum 21. Nisan dauern würde. Nach dieser Zeitrechnung meint „das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote“ also vermutlich den Abend und die Nacht, die auf den 14. Nisan folgten.
Aus zwei Gründen ist aber der Vers schwierig:

  1. Gelegentlich wurde schon der Rüsttag - also der 14. Nisan - als der erste Tag des Fests der ungesäuerten Brote gerechnet (vgl. z.B. Cranfield 1959, S. 414; France 2002, S. 563f); „das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote“ könnte also sowohl den 14. als auch der 15. Nisan meinen.
  2. Der Ausdruck „nach zwei Tagen“ kann entweder den nächsten Tag („nach diesem und dem folgenden Tag“; so z.B. Gnilka 1979, S. 219f) oder den übernächsten Tag („nach dem folgenden Tag und dem Tag darauf“; so z.B. Evans 2001, S. 353f) bezeichnen.

„Es würde sein das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote nach zwei Tagen“ könnte also die Zeitspanne von Montag Abend bis Mittwoch Abend bezeichnen.

Diese Datierungsschwierigkeit ist aber noch verhältnismäßig unproblematisch; die zentrale Schwierigkeit beginnt mit V. 12: