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in meine Seele legen,<br /> | in meine Seele legen,<br /> | ||
: Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen])<ref>''Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz)'' - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „Wird sein“ und „muss ich legen“ aus dem vorigen Sticho, was aber nicht problematisch ist. Dass dieser Sticho der einzige in Vv. 2f ist, in dem das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist.</ref> Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {am Tag}?)<ref>''[sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, <s>am Tag</s>?)'' - W.: „am Tag“. Weil das „unmöglich“ sei (Gunkel 1968, S. 46), wird sehr häufig emendiert: (1) Entweder ergänzt man mit LXX {{hebr}}ולילה{{hebr ende}} ''und in der Nacht'' („wobei Tag [und Nacht] Kummer in meinem Herzen ist“) oder (2) man emendiert {{hebr}}יוֹמָם{{hebr ende}} ''am Tag'' zu {{hebr}}יום יום{{hebr ende}} ''Tag auf Tag, täglich, fortwährend'' („wobei täglich/fortwährend Kummer in meinem Herzen ist“). (3) Delitzsch 1894, S. 140 und Edel 1966, S. 19 denken außerdem, in Sticho a sei ein implizites „in der Nacht“ mitzuverstehen („Wie lange muss ich [nachts] Pläne in meine Seele legen, während tagsüber Kummer in meinem Herzen ist?“). Von diesen drei Vorschlägen wäre deutlich (3) vorzuziehen, weil er von der Notwendigkeit einer Emendation entbinden wurde; noch eleganter ist aber der Vorschlag von Barthélemy 1982, S. 54, den auch Zenger 1987 und Janowski 2001 übernommen haben: (4) Anders als das Deutsche setzt das Hebräische häufig keine Fokuspartikel, wo dies im Deutschen geboten wäre. Weil die Zeit, zu der man den „Kummer im Herzen“ besonders intensiv empfindet, eigentlich die ''Nacht'' ist (so schon Olshausen 1853, S. 75), ist das „am Tag“ steigernd zu verstehen: Nicht nur in der Nacht, sondern ''selbst'' am Tag empfindet der Psalmist deutlich den Kummer in seinem Herzen. In der LF muss man daher ein für das Deutsche notwendige „selbst, sogar“ ergänzen.</ref>?<br /> | : Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen])<ref>''Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz)'' - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „Wird sein“ und „muss ich legen“ aus dem vorigen Sticho, was aber nicht problematisch ist. Dass dieser Sticho der einzige in Vv. 2f ist, in dem das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist.</ref> Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {am Tag}?)<ref>''[sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, <s>am Tag</s>?)'' - W.: „am Tag“. Weil das „unmöglich“ sei (Gunkel 1968, S. 46), wird sehr häufig emendiert: (1) Entweder ergänzt man mit LXX {{hebr}}ולילה{{hebr ende}} ''und in der Nacht'' („wobei Tag [und Nacht] Kummer in meinem Herzen ist“) oder (2) man emendiert {{hebr}}יוֹמָם{{hebr ende}} ''am Tag'' zu {{hebr}}יום יום{{hebr ende}} ''Tag auf Tag, täglich, fortwährend'' („wobei täglich/fortwährend Kummer in meinem Herzen ist“). (3) Delitzsch 1894, S. 140 und Edel 1966, S. 19 denken außerdem, in Sticho a sei ein implizites „in der Nacht“ mitzuverstehen („Wie lange muss ich [nachts] Pläne in meine Seele legen, während tagsüber Kummer in meinem Herzen ist?“). Von diesen drei Vorschlägen wäre deutlich (3) vorzuziehen, weil er von der Notwendigkeit einer Emendation entbinden wurde; noch eleganter ist aber der Vorschlag von Barthélemy 1982, S. 54, den auch Zenger 1987 und Janowski 2001 übernommen haben: (4) Anders als das Deutsche setzt das Hebräische häufig keine Fokuspartikel, wo dies im Deutschen geboten wäre. Weil die Zeit, zu der man den „Kummer im Herzen“ besonders intensiv empfindet, eigentlich die ''Nacht'' ist (so schon Olshausen 1853, S. 75), ist das „am Tag“ steigernd zu verstehen: Nicht nur in der Nacht, sondern ''selbst'' am Tag empfindet der Psalmist deutlich den Kummer in seinem Herzen. In der LF muss man daher ein für das Deutsche notwendige „selbst, sogar“ ergänzen.</ref>?<br /> | ||
− | : Bis wann (Wie lange) wird (darf) | + | : Bis wann (Wie lange)<ref name="Bis wann" /> wird (darf) mein Feind (meine Feinde) mir überlegen sein (über mich erhoben sein, über mich erhaben sein, über mich triumphieren)? |
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+ | {{S|4}} Schau ([auf mich])!<ref>''Schau ([auf mich])'' ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte ''mir''“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 1994; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer ''erst noch folgenden'' Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte ''mir''“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden.</ref>, antworte mir, JHWH, | ||
==Anmerkungen zum Text== | ==Anmerkungen zum Text== |
Version vom 14. Oktober 2014, 21:16 Uhr
Übersetzung[Bearbeiten]
1 Für den den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden).
Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
2 Bis wann (wie lange),
JHWH, wirst du mich [so] gänzlich (für immer, fortwährend)
〈a〉
vergessen?
- Bis wann (Wie lange) wirst (willst) du dein Gesicht vor mir verbergen?
3 Bis wann (Wie lange) muss (werde) ich Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?)
〈b〉
in meine Seele legen,
- Wobei ([Bis wann (wie lange)] [wird sein/muss ich legen])〈c〉 Kummer in meinem Herzen [ist] [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]? {am Tag}?)〈d〉?
- Bis wann (Wie lange)〈e〉 wird (darf) mein Feind (meine Feinde) mir überlegen sein (über mich erhoben sein, über mich erhaben sein, über mich triumphieren)?
4 Schau ([auf mich])!〈f〉, antworte mir, JHWH,
Anmerkungen zum Text[Bearbeiten]
a | [so] gänzlich (für immer, fortwährend) - נֶצַח hat meist die Bedeutung „für immer“ (vgl. z.B. Ges18, S. 839); hier - wie auch Ps 74,10; 79,5; 89,47 - würde diese Deutung aufgrund des Gegensatzes von „wie lange“ und „für immer“ jedoch zu Nonsens führen: „Wie lange willst du mich für immer vergessen?“. Als Lösungen dieser Schwierigkeit wurde vorgeschlagen (unsere Lösung: Lösung (5)),
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b | Pläne (Auflehnung?, Schmerzen?, Kummer?, Sorgen?) - Die meisten Exegeten gehen davon aus, dass die „Pläne“ hier keinen Sinn machen. Wohl unnötigerweise; den meisten alten Exegeten war der Satz ganz unproblematisch: „Wie lange muss ich Pläne machen, wobei Kummer in meinem Herzen ist“ fragt danach, wie lange der Psalmist noch gezwungen sein wird, Auswege aus der leidvollen Situation zu suchen, die in 3c durch „Wie lange wird sich mein Feind gegen mich erheben“ umschrieben wird (vgl. Alexander 1850, S. 98; Baethgen 1892, S. 34; Barnes 1869, S. 110; Olshausen 1853, S. 75). Diese traditionelle Erklärung ist sicher vorzuziehen, denn die alternativen Vorschläge sind sämtlich problematisch:
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c | Wobei Kummer in meinem Herzen ist (Wie lange wird sein/muss ich legen Kummer in meinem Herz) - Beide Auflösungen sind hier gleichermaßen möglich; die eingeklammerte erfordert allerdings die Ergänzung (->Brachylogie) von „Wird sein“ und „muss ich legen“ aus dem vorigen Sticho, was aber nicht problematisch ist. Dass dieser Sticho der einzige in Vv. 2f ist, in dem das einleitende „Bis wann“ fehlt, ist aber so auffällig, dass die primäre Übersetzung doch etwas wahrscheinlicher ist. (Zurück zu v.3) |
d | [sogar] am Tag (täglich?, den ganzen Tag?, Tag [und Nacht]?, |
e | (Zurück zu v.3) |
f | Schau ([auf mich]) ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte mir“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 1994; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer erst noch folgenden Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte mir“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden. (Zurück zu v.4) |