Kommentar:Richter 14

Aus Die Offene Bibel

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1 Simson ging hinab nach Timna. Er sah eine Frau in Timnah unter den Töchtern der Philister (unter den Philistern).a ([Und sie war recht in seinen Augen.])b 2 Da ging er wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: „Ich habe in Timna eine Frau unter den Töchtern der Philister gesehen. Nehmt sie mir zur Frau!“ 3 Da sagte[n]c sein Vater und seine Mutter zu ihm: „Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder (im Haus deines Vaters)d und unter meinem (unserem, deinem)e ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, um dir eine Frau von den Philistern, den Unbeschnittenen, zu nehmen!?“ Da sagte Simson zu seinem Vater: „Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen!“ 4 Sein Vater und seine Mutter wussten nicht, dass dies von JHWH kam. Denn er suchte eine Anlass von den Philistern. In jener Zeit herrschten nämlich die Philister in Israel.


5 Später ging[en] Simson und auch sein Vater und seine Mutter (Später ging Simson {und auch sein Vater und seine Mutter})f hinab nach Timna. Und er kam (sie kamen)f zu den Weinbergen von Timna. Plötzlich kam ihm brüllend ein reißender Löwe entgegen (kam ihm ein brüllender Löwe entgegen).g 6 Da drang der Geist JHWHs in ihn ein und er zerriss ihn, wie man ein Böckchen zerreißt, obwohl er nichts in seiner Hand hatte.
Und er erzählte seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte
({Und er erzählte seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte}).f


7 Später ging er hinab und redete mit der Frau, und sie war recht in Simsons Augen. 8 Nach einigen Tagen kam er noch einmal, um sie zu heiraten. Da bog er ab, um nach dem Kadaver des Löwen zu sehen. Da sah er im Körper (im Maul)h des Löwen einen Bienen-Gemeinde und Honig. 9 Er unterwarf ihn auf seine Handflächen (aus seinem / in seinen Mund)h und aß im Gehen. Er ging zu seinem Vater und zu seiner Mutter und gab ihnen etwas Honig, und sie aßen ihn. Aber er erzählte ihnen nicht, dass er den Honig aus dem Körper (Mund)h des Löwen unterworfen hatte.


10 Später ging sein Vater (Simson)i zu der Frau. Simson veranstaltete dort ein Trinkgelage ([von sieben Tagen]),j wie es die jungen Männer zu tun pflegten. 11 Als sie ihn sahen (weil sie ihn fürchteten),k bestimmten sie dreißig Gefährten. Diese waren bei ihm. 12 Und Simson sagte zu ihnen:

„Ich will euch ein Rätsel rätseln.
Wenn ihr es mir erzählen könnt innerhalb der sieben Tage des Trinkgelages

([Und es herausbekommt])l
Dann werde ich euch geben dreißig Leinengewänder
Und dreißig Wechselkleider.

13 Aber wenn ihr's mir nicht erzählen könnt,
Dann müsst ihr mir geben dreißig Leinengewänder
Und dreißig Wechselkleider.“

Da sagten sie ihm:

„Rätsle uns dein Rätsel,
Wir wollen es hören!“

14 Da sagte er zu ihnen:

„Vom Fresser geht Fraß aus
Und vom Starken geht Süßes aus.“

Aber sie konnten das Rätsel drei (sieben)m Tage lang nicht erzählen. 15 Am vierten (siebten)m Tag sagten sie zu Simsons Frau: „Betöre deinen Mann, damit er uns (dir)n das Rätsel erzählt! Sonst werden wir dich und den Hausstand deines Vaters mit Feuer verbrennen! Habt ihr, um uns arm zu machen, uns eingeladen hierher? (...uns eingeladen? Nicht?)o

16 Da weinte Simsons Frau vor ihm und sagte:
„Du hasst mich nur,
Du liebst mich nicht!
Du hast meinen Volksgenossen ein Rätsel gerätselt,
Aber mir hast du's nicht erzählt!“

Da sagte er zu ihr:

Nicht einmal meinem Vater und meiner Mutter habe ich's erzählt.
Sollte ich's dir erzählen?“

17 Und sie weinte vor ihm die ganzen sieben Tage, an denen das Trinkgelage war. Am siebten Tag erzählte er's ihr, weil sie ihn so bedrängte, und sie erzählte das Rätsel ihren Volksgenossen. 18 Da sagten zu ihm die Männer der Stadt am siebten Tag, gerade, bevor die Sonn' unterging (bevor er in die Kammer ging, bevor er nach Chars ging):p

„Was ist süßer als Honig?
Und was ist stärker als ein Löwe?“

Da sagte er zu ihnen:

„Wenn ihr nicht mit meiner Jungkuh gepflügt (meine Jungkuh unterjocht)q hättet,
Hättet ihr mein Rätsel nicht herausbekommen!“

19 ([Da drang der Geist JHWHs in ihn ein, er ging hinab nach Aschkelon und erschlug von ihnen (dort)r dreißig Mann. Er nahm ihre Ausrüstung und gab die Wechselkleider denen, die das Rätsel erzählt hatten.])s Da entflammte sein Zorn und er ging hinauf zum Haus seines Vaters.


20 Und Simsons Frau wurde die seines Genossen, der sein Gefährte gewesen war.

Auslegungen des Rätsel(wettstreit)s:

Wie gesagt hat man über Simsons Rätsel bis in die Zeit der neuesten Bibelauslegung extrem viel gerätselt. Der Erzählzusammenhang legt durchaus nahe, dass mit diesem Rätsel nach dem Honig im Kadaver (oder „Maul“, s. oben zu Vv. 8f.) des toten Löwen gefragt wird, worauf die Philistäer unmöglich selbst kommen können. Ist das Rätsel also „unfair“, wie viele Ausleger:innen meinen? Wegen dieser Merkwürdigkeit sind v.a. fünf unterschiedliche Auslegungen verbreitet; am besten ist die zweite:
(1) Vielleicht ist schon die Grundannahme falsch, Rätsel müssten „fair und daher lösbar“ sein: Sehr viele überlieferte Rätsel sind eo ipso nicht lösbar. In einigen Kulturen gibt es gut bezeugte Rätselwettstreite, wie er ähnlich hier geschildert wird, und auch dort sind die Spielregeln i.d.R. nicht, dass die Rätsel gelöst werden müssen – weil Rätsel eben häufig wirklich gar nicht lösbar sind –, sondern gewonnen hat am Ende schlicht der, der die meisten Rätsel kennt und aufsagen kann (so z.B. bes. stark Slotkin 1990, S. 154f.). Aber hier gilt das ja offensichtlich nicht; Simsons Spielregeln in Vv. 12f. setzen klar voraus, dass man von einem lösbaren und zu lösenden Rätsel ausgehen muss.
(2) In vielen Märchen und Sagen gibt es das Motiv des „Vexierrätsels“: Man geht davon aus, dass Rätsel bei einem Rätselwettstreit lösbar sind, aber der Held zieht sich aus der Bredouille, indem er unerwartet statt einem lösbaren „normalen“ Rätsel ein unlösbares Vexierrätsel stellt. Das heute gewiss bekannteste Beispiel für dieses Motiv ist der Rätselwettstreit zwischen Bilbo und Gollum in Tolkiens „Hobbit“: Nach mehreren gelösten Rätsel (wie: Zweiunddreißig Schimmel auf einem roten Hang – / erst malmen sie, / dann stampfen sie / und warten wieder lang, Antwort: „Zähne“, oder: Schreit ohne Stimme, / fliegt ohne Schwinge, / beißt ohne Zahn, / murmelt und pfeift – / kein Mund hat's getan., Antwort: „Wind“) folgt folgender Abschnitt:

Bilbo kniff sich und schlug sich vor den Kopf. [...Dann:] „Was habe ich da in meiner Tasche?“, fragte er laut. Er sprach eigentlich zu sich selbst, aber Gollum dachte, es sei ein Rätsel, und war schrecklich aufgeregt.
„Das ist nicht fair!“ zischte er. „Das ist nicht fair, nicht wahr, mein Schatz? Zu fragen, was das da in seiner garsstigen kleinen Taschsche hat? [...] Es muß uns dreimal raten lassen, mein Schatz, dreimal!“
„Gut, schieß los!“ erwiderte Bilbo.

Die Antwort ist: „Einen Ring“. Aber das verrät Bilbo nicht, weshalb nach den drei Versuchen Gollum sich beschwert: „Aber es war keine anständige Frage. ... Kein richtiges Rätsel, Schatz, nein.“ (Tolkien: Der kleine Hobbit. dtv. S. 91f.96)
So wird man auch unseren Abschnitt zu verstehen haben: Dass Simson zu einem Vexierrätsel greift, ist „nicht anständig“, aber regelkonform. Dass die Philister dann ihrerseits nicht fair spielen und Simsons Verlobte dazu bringen, Simson die Lösung zu entlocken, ist ebenfalls nicht anständig – aber ebenfalls regelkonform, denn wie Vv. 18f. zeigt, akzeptiert Simson die Lösung der Philister, gerät darob aber ebenso in Zorn wie Gollum darüber, das Vexierrätsel nicht gelöst zu haben.
(3) Von einer dritten Auslegung gibt es viele verschiedene Varianten. Angenommen wird stets, dass tatsächlich das Rätsel gar nicht nach „Honig im Löwenleib“ frage, sondern nach Anderem. Simson hätte dann darüber hinaus, dass er sich mit seinem Rätsel als klüger als die Philister erwiesen hat, auch darin klug gehandelt, dass er sie dann auch noch auf eine falsche Fährte gelockt hätte, indem er seiner Frau von seinem Erlebnis mit dem Löwen berichtete. Welche Antwort das Rätsel „wirklich“ erfordere, ist dann umstritten. Im Folgenden die häufigsten Antwortversuche; die besten sind sicher (3c) und (3d):
(3a) „Sperma“, das die Frau beim oralen Verkehr „isst“ (z.B. Eißfeldt 1910)
(3b) „Erbrochenes“ bei einem Trinkgelage (z.B. Greßmann 1922, S. 244.). Beiden Antwortversuchen haben sich viele jüngere Ausleger:innen angeschlossen. Aber warum sollte bei (3a) der Mann als „Fresser“ bezeichnet werden können? Und gegen (3b) vgl. richtig Torcszyner 1924, S. 132f.: Würde „Aus dem Fresser kam Fraß“ vom Erbrechen sprechen, wäre das doch gar kein Rätsel, sondern „vielmehr schlicht eine korrekte Beschreibung dieses ekelhaften Geschehens.“
(3c) Seit Nel 1985, S. 536f. heißt es häufiger, Gaster 1969, S. 463 habe als Lösung „Honig“ vorgeschlagen. Das ist nicht richtig (s. bei 3e), „Honig der Honigbiene“ wäre aber wirklich gut möglich: Erstens „geht von der Honigbiene“ ja wirklich „Honig aus“. Zweitens wusste man schon in der Antike, dass es bei Bienen einesteils Drohnen im Bienenstock und andernteils Arbeiterbienen außerhalb gab. Die einen wurden d.ö. als „Fresser“ vorgestellt, die anderen d.ö. als „Krieger“. Zur ersten Vorstellung vgl. z.B. Hesiod, Theog. 594-599:
...wie wenn in ihren Stöcken die Arbeiter / die Drohnen füttern, die Partner beim bösen Werk: / [Einerseits] die Arbeiter, die bei Tag fortwährend umhereilen / bis die Sonne sinkt, und das weiße Wachs einsammeln, / [andererseits] jene, die drin bleiben im geschützten Stock, / und die Frucht der Mühe der anderen in ihren Bäuchen sammeln.
Die zweite Vorstellung ist noch verbreiteter. Auch im AT ist die Biene daher z.B. stets Paradigma für kriegerische Feinde, s. Dtn 1,44; Ps 118,12. Ähnlich spielen griechische Fabeln über die Biene oft damit, dass ihre Farbe den Bronzerüstungen von Kriegern gleicht (z.B. Aesopica 163) und dass sie mit ihrem Stachel waffentragend sind (Diod. 5.70), weshalb z.B. Seneca zusammenfassend festhalten kann: „Dies zeichnet Bienen vor allem aus: Sie sind höchst wütend und in Relation zu ihrer Körpergröße höchst kriegerisch“ (Clem. 1.19.3). Man kann sich also gut vorstellen, dass unerwartet die Honigbiene als „Fresser“ und als „gewaltig“ beschrieben werden könnte und dass dies der Clou eines Rätsels mit der Antwort „Honig der Honigbiene“ wäre.
(3d) „Simson“. Er isst in V. 9, gibt den Honig ebd. als Speise weiter an seine Eltern, hat sich in Vv. 5f. als sogar noch „stärker / gewaltiger“ als ein Löwe erwiesen, und Honig ist wirklich das Nonplusultra an Süßigkeit (s. bei Schipper 2003, S. 351). Das ist sehr bedenkenswert; diese Deutung erklärt auch am besten, warum zuvor überhaupt eigens berichtet wird, dass Simson den Honig isst und auch an seine Eltern weitergibt.
(4) Etwas komplizierter: Bauer 1912, S. 473 und nach ihm einige weitere (z.B. Gaster 1969, S. 436; Kim 1993, S. 252; Spronk 2019, S. 420) glauben erstens, im Arabischen habe es ein Wort `arj „Honig“ gegeben, und denken zweitens, dieses Wort müsse man auch im Hebräischen voraussetzen, wonach `arj im Hebräischen also nicht nur „Löwe“, sondern auch „Honig“ bedeute. De Moor 1975 hat das noch weiter damit stützen wollen, dass er ein ugaritisches `ar „Tau, Honig“ annahm. Das Rätsel wäre dann also ein phonologisches Rätsel. Sasson 2021, S. 586 FN 17 hat kürzlich eingewandt, dass es aber schon das arabische Wort gar nicht gebe, und es steht auch wirklich nicht in gängigen Lexika. Danach dürfte man auch dann, wenn De Moor Recht hätte (del Olmo Lete etwa hat De Moors Vorschlag in seinem ugaritischen Lexikon nicht akzeptiert), auch nach einem ugaritischen `ar kein hebräisches `arj annehmen. Höchstens müsste man (4) also abwandeln: Barretto 1804, S. 86 listet ein arabisches `ari = „Biene“. Wahrscheinlicher ist das aber ein persisches Wort, da ari auch im Proto-Türkischen „Biene“ bedeutete (s. Wiktionary, s.v. آری). Setzt man dieses persische Wort auch im späten Bibelhebräischen voraus, könnte man immerhin ein Rätsel annehmen, das mit dem Gleichklang der hebräischen Worte für „Löwe“ und „Biene“ spielte: Beim „Fresser“ und beim „Starken“ würde man an „Löwe“ denken, bei der „Speise“ und dem „Süßen“ wie gehabt an „Honig“, und der Clou wäre, den mentalen Sprung von `arj = „Löwe“ zum jungen Wort `arj = „Biene“ hinzubekommen und so „Bienen-Honig“ zu erraten. Aber das wäre vielleicht arg kompliziert für ein „gutes“ Rätsel (so richtig schon Groß 2009, S. 695 zur klassischen Variante von 4). Präferiert man diese Deutung, schlage ich vor, im Deutschen in V. 8 nach der Variante „Maul“ zu übersetzen und dann alternativ mit „Löwen-Honig“ und „Löwenzahn-Honig“ zu spielen: „Vom Zahn kommt die Speise, vom Gelben kommt Goldnes“.
(5) Ähnlich kompliziert: Nel 1985, S. 542 und Slotkin 1990, S. 156f. nehmen an, die Antwort der Philister in V. 18 sei selbst ein bekanntes Rätsel mit der Lösung „die Liebe“ (so noch sehr viele Ausleger:innen). Danach gehen sie weiter davon aus, Simsons Rätsel in V. 14 sei eine Art „Meta-Rätsel“, das als Lösung nicht eine einfache Antwort wie „Sperma“, „Erbrochenes“ oder „Honig“ habe, sondern eben dieses zweite Rätsel in V. 18. Dass V. 18 ein verbreitetes Rätsel war, lässt sich aber natürlich nicht nachweisen.

aTextkritik: MT, LXX, VL, VUL, Tg, Syr: Unter den Töchtern der Philister wie in V. 2. Nur in den zwei LXXL-Handschriften LXXd, p fehlen die Töchter. Das ist ein sehr schwaches textkritisches Zeugnis, eine Hinzufügung ließe sich aber leicht als Angleichung an V. 2 erklären. Da aber auch die anderen LXXL-Handschriften MT bezeugen, hält man dies besser für eine Vereinfachung und den Wortlaut von MT für ursprünglich. (Zurück zu v.1)
bTextkritik: Und sie war recht in seinen Augen - so nur LXXA, L; gewiss ergänzt aus V. 3. Boling 1975 allerdings hält es für ursprünglich, auch BB, HfA und NeÜ übersetzen es: „eine Philisterin, die ihm gefiel“. (Zurück zu v.1)
cTextkritik: 2 heb. MSS haben wajjomeru („sie sagten“) statt dem Sg. wajjomer („er sagte“); auch LXXL, VUL, Tg und Syr üs. mit Pl. Im Heb. kann doppeltes Subjekt auch mit Sg.-Verb stehen; entweder ist also das Sg.-Verb nur idiomatischer mit Pl. ins Gr., Lat. und Syr. übersetzt worden, oder ein ursprüngliches Plural-Verb war defektiv geschrieben (wajjomer[u]) und nur MT, LXX und Tg hätten dies falsch als Sg. gedeutet (dergleichen dürfte häufiger vorgekommen sein, als man aktuell gemeinhin in der Textkritik annimmt. Vgl. Walter 2019, S. 74 zu sechs Stellen, in denen allein im Hld Endungs-i nicht geschrieben war und von manchen Versionen (falsch) ergänzt wurde). Das folgende „unter meinem ganzen Volk“ macht sehr wahrscheinlich, dass im Heb. ursprünglich Sg. angezielt war; auf die Üs. hat es aber ohnehin wenig Auswirkung. (Zurück zu v.3)
dTextkritik: unter den Töchtern deiner Brüder - so fast alle Textzeugen, nur Syr hat das im Heb. recht ähnlich aussehende im Haus deines Vaters, also „in deiner Familie“. Budde, Nowack und Zapletal hielten das für ursprünglich, heute ist man sich aber einig, dass dies nur Angleichung an den gebräuchlicheren Ausdruck ist. (Zurück zu v.3)
eTextkritik: Fast alle Textzeugen: mein Volk, also das des sprechenden Vaters. VL dagegen unser Volk, was Niditch 2008 für ursprünglich hält, LXXL und Syr dein Volk, was z.B. Zapletal 1906 für ursprünglich hielt. Beides sind gewiss nur unterschiedliche Strategien, mit dem unerwarteten „mein Volk“ bei sprechendem Vater und Mutter zurechtzukommen. (Zurück zu v.3)
fTextkritik: Der MT wird von allen Versionen gestützt, nur Josephus paraphrasiert: „Da er nun öfters die Eltern des Mädchens besuchte, geschah es, dass er einst unterwegs einem Löwen begegnete“ (JosAnt V.8, § 287. Üs.: Clementz). Weil auch nach V. 6 Simsons Eltern merkwürdigerweise von seiner Begegnung mit dem Löwen nichts mitbekommen haben, obwohl nach V. 5b alle drei in die Weinberge von Timna gingen, und weil der Löwe auch nur „ihm entgegenkommt“, gehen viele davon aus, dass und auch sein Vater und seine Mutter in V. 5 und der letzte Satz in V. 6 erst später zum Text hinzugefügt wurden; vgl. z.B. Mez 1895, S. 58; BHK, BHS; selbst noch Groß 2009 und Spronk 2019 halten die Phrase in V. 5 und Groß 2009 auch den Satz in V. 6 für sekundär. Aber Josephus übersetzt ja hier offensichtlich nicht wörtlich, sondern paraphrasiert; das textkritische Gewicht dieser Paraphrase ist damit äußerst gering. Richtiger gehen daher heute z.B. CTAT I und BHQ bei dieser Annahme nicht mehr mit.
Leichter verständlich ist der Text von LXX: Auch hier ist zwar von Vater und Mutter die Rede, aber beim zweiten Satz von V. 5 bezeugen manche LXXB-Mss: „Er ging (Sg.!) in die Weinberge von Timna“, wenige LXXA-Mss, SyH und VL sogar wie in V. 8: „Er bog ab zu den Weinbergen von Timna“. Nach beiden Varianten würde erklärlich, wie Simsons Eltern von seiner Begegnung nichts mitbekommen haben: Simson hätte dann unterwegs allein einen Abstecher gemacht. Weil danach der Text so viel leichter erklärlich wäre, halten Schreiner 1957, S. 112f., Kim 1993, S. 141 und Harlé / Roqueplo 1999, S. 205 MT als die „schwierigere“ Variante für ursprünglich und die Wortlaute von LXX für spätere Vereinfachungen. Aber ebenso gut lässt sich die Textdifferenz so erklären, dass wie in V. 3 hier wieder entweder ein Pl.-Verb defektiv geschrieben war (wajjabo`[u]), was dann von LXX und VL falsch als Sg. gedeutet worden wäre, oder ein ursprüngliches Sg.-Verb von MT u.a. wegen „und auch sein Vater und seine Mutter“ falsch als defektiv geschriebenes Pl.-Verb gedeutet worden ist. Ursprünglich angezielt war dann hier am wahrscheinlichsten der Sg.; LXXA, SyH und VL hätten dies dann in Orientierung an V. 8 noch zusätzlich noch (richtig deutend) umformuliert. (zu v.5 / zu v.6)
gtFN: kam ihm brüllend ein Junglöwe (kam ihm ein brüllender Junglöwe) entgegen - W. „Ein Löwe brüllte, ihm begegnend.“ Zur Konstruktion vgl. HKL III § 319s: ihm begegnend ist ein erstarrter Ausdruck, der häufig ohne Verbum movendi verwendet wird, aber ein [und kam] impliziert. S. z.B. Gen 19,1: „Lot stand auf, ihm begegnend“ = „Lot stand auf [und kam] ihm entgegen“; ähnlich 1 Sam 10,10; 2 Sam 16,1; 1 Kön 2,19; 18,7; 2 Kön 5,21; 10,15; Ps 59,5. Diese Konstruktion ist gelegentlich erweitert um eine Präzisierung dieses ausgesparten [und kam]. S. z.B. Ri 15,14 „sie jauchzten ihm begegnend“ = „sie [kamen] ihm jauchzend entgegen“; Ri 19,3 „er freute sich ihm begegnend“ = „er [kam] ihm freudig entgegen“; 1 Sam 16,4 „Die Ältesten der Stadt zitterten ihm begegnend“ = „sie [kamen] ihm zitternd entgegen“; auch 2 Sam 15,32; Spr 7,10. Welche der beiden Konstruktionen hier vorliegt, ist nicht sicher: Entweder ist das Partizip ein verbales Partizip (das Partizip statt Perfekt ist, um nach „und siehe“ die Plötzlichkeit noch weiter zu unterstreichen), dann: „Doch da! Plötzlich kommt ihm brüllend ein Junglöwe entgegen!“ Oder das Partizip ist adjektivisches Paritizip, dann: „Plötzlich kam ihm ein brüllender Junglöwe entgegen“. Die meisten deutschen Üss. deuten nach Variante 1; dem sollte dann besser auch OfBi folgen. (Zurück zu v.5)
hTextkritik: Schwierige Stelle. In V. 8 haben MT, Tg und Syrim Körper“ und ähnlich JosAnt V.8 §288 „im Brustkasten“, dagegen einheitlich LXX, VL und VULim Mund“. Ähnlich haben in in V. 9a MT, einige LXXB-Zeugen, VL, VUL, Tg und Syrin seine Handfläche“, in LXXA und Origines' / Hieronymus' „Tractatus“ dagegen steht „in seinen Mund“, LXXM, N und SyH haben „aus seinem Mund“; in anderen LXXB-Zeugen steht darüber hinaus die Konflation „aus dem Mund des Löwen in seine Hand“. Und schließlich im letzten Satz von V. 9 haben die meisten Textzeugen „aus dem Körper“, LXXB, L und Sym aber auch hier „aus dem Mund“.
Heute erklärt man sich diese drei Textdifferenzen einheitlich so: (1) in V. 8 ist das griechische en to somati („im Körper“) zu en to stomati („im Mund“) verdorben. (2) Unter Einfluss dieses bereits verdorbenen en to stomati sei dann weiter das hebräische kpjw („seine Handfläche“) von gr. Übersetzern als pjw („sein Mund“) verlesen worden. (3) In 9b schließlich wäre das apo tou stomatos reine Angleichung des ursprünglichen ek täs exeos („aus dem Äußeren“ (?)) an V. 8. Danach wäre an drei verschiedenen Stellen die Rede vom Mund nur Resultat von drei verschiedenen Schreiberfehlern. Das ist nicht unmöglich, da alle ja auf nur einen leicht erklärlichen in V. 8 zurückgingen; erschwerend kommt aber noch hinzu, dass das Rätsel in V. 14, Speise gehe „aus dem Fresser“ hervor, noch besser motiviert wäre, wenn die Honigwabe wirklich im Maul des Löwen gefunden hätte. Die Differenzen ließen sich ebenso gut damit erklären, dass in V. 8 „im Maul“ ursprünglich war und dann dieses Wort erst nach der Üs. ins Griechische im Hebräischen an V. 9b angeglichen wurde. Ich (S.W.) glaube nicht, dass hier das letzte Wort schon gesprochen ist, und halte es für durchaus möglich, dass in V. 8 „im Maul“ ursprünglich war. Aber alle dt. Üss. übersetzen „im Körper“ oder „im Kadaver“; das sollte daher besser auch OfBi tun. (Zurück zu v.8 / zu v.9)
iWas Simsons Vater hier soll, ist unerklärlich. Es ist gewiss literarisch zu erklären: In V. 5 gehen „Simson und auch sein Vater und seine Mutter“ hinab, in V. 7 geht nur „Simson“ hinab, in V. 10 schließlich nur „sein Vater“. Aber was diese Textgestaltung zum Ausdruck bringen soll, hat bisher noch niemand erkannt.
Textkritik: Einige wollen daher ohne Stütze in den alten Versionen sein Vater durch Simson ersetzen (z.B. noch Gese 1985, S. 264). Aber das geht gewiss nicht an; die Anwesenheit seines Vaters beim Hochzeitsfest macht auch erst erklärlich, warum in Vv. 6.9 eigens gesagt werden musste, Simson habe seinen Eltern nichts von dem Löwen erzählt – nur deshalb kann er sich in V. 18 sicher sein, dass seine Verlobte dies den Philistern verraten haben muss. (Zurück zu v.10)
jTextkritik: von sieben Tagen: So LXX, Syr. Noch Boling 1975 hielt das für ursprünglich; weit wahrscheinlicher ist dies aber Assimilation an Vv. 12-17 (so richtig z.B. BHQ; Moore 1900; Schreiner 1957, S. 49). (Zurück zu v.10)
kTextkritik: MT, LXXB, VUL, Tg und Syr: „Als sie ihn sahen“. Dagegen die restlichen LXX-Zeugen, VL und JosAnt V.8 §289: „Als sie ihn fürchteten“, was die sehr ähnlichen heb. Konsonanten kjr`tm statt kr`(w)tm voraussetzt (nicht bjr`tm; gerade unsere Stelle zeigt ja, dass die alten Übersetzer auch Infinitive mit k- statt b--Präfix temporal deuten konnten). Ginsburg, Burney 1920 und Boling 1975 hielten das für ursprünglich, heute dagegen hält man einheitlich LXX für den einfacheren und deshalb MT für den ursprünglicheren Text. (Zurück zu v.11)
lTextkritik: und es herausbekommt fehlt in LXX und VUL. BHQ nimmt an, es sei dort nur gestrichen worden, um den Stil zu verbessern, aber wahrscheinlicher Moore 1900; BHS; Schreiner 1957, S. 32; Groß 2009 uva.: Das Wort wurde erst später eingefügt, um die „Spielregeln“ des Rätselwettstreits zu verändern: Mit „Wenn ihr es mir erzählen könnt“ wird nur verlangt, dass die Philister die korrekte Antwort sagen können. Mit „Wenn ihr es herausbekommt“ dagegen forderte Simson explizit, dass die Philister selbst das Rätsel knacken können müssen. Erst mit Hinzufügung dieses Worts hätten die Philister also unfair gespielt. S. in V. 19 für eine ähnliche Ergänzung. (Zurück zu v.12)
mDie Zeitangaben sind nicht ganz leicht zu verstehen. Drei Tage lang sind die Philister erfolglos, aber erst am siebten Tag wenden sie sich an Simsons Verlobte. Von der heißt es dann in V. 17, dass sie Simson sieben Tage lang bearbeitet, woraufhin die Philister am siebten Tag Simsons Rätsel lösen können. Prima vista müsste man meinen, dass mit den ersten drei Angaben eine 14-tägige Zeitspanne geschildert wird, keine siebentägige. Man hat verschiedentlich versucht, dies textkritisch zu lösen, aber diese Versuche sind nur sehr unwahrscheinlich richtig:
(1) Eine hebräische Handschrift spricht in V. 14 von „sieben“ statt von „drei Tagen“. Das ist ein extrem schwaches Zeugnis, das sich überdies leicht damit erklären lässt, dass so die ersten beiden Zeitangaben harmonisiert werden sollten. Moore und Burney hielten das dennoch für ursprünglich, jüngere Ausleger:innen ganz zu recht nicht mehr.
(2) Viel ernster zu nehmen ist ist eine zweite Variante: LXX, VL, Syr und JosAnt V.8 §291 bezeugen, dass die Philister sich nach den ersten drei Tagen nicht am „siebten“, sondern am „vierten Tag“ an Simsons Frau wenden; den „siebten Tag“ bezeugen neben MT nur LXXO, VUL und Tg. Der Unterschied im Heb. läge nur in einem Buchstaben: hrb`j statt hšb`j. Das ist ein starkes Zeugnis und viele halten das für den ursprünglichen Text (z.B. Ginsburg S. 107; BHK, BHS; O'Connell 1996, S. 473; Chisholm 2013; Sicre 2018; ALTER; B-R, 80, GN, HfA, LUT 17, NL, ZÜR). Die neuesten Textkritiker:innen dagegen halten (wie meist) MT für ursprünglich, z.B. CTAT I, BHQ, Kim 1993, S. 142. So auch die neuesten Kommentare: Niditch 2008; Groß 2009; Webb 2012; Knauf 2016; Nelson 2017; Spronk 2019.
Was hier ursprünglich ist, lässt sich kaum entscheiden: Entweder ist „vierter“ versehentlich zu „siebter“ verschrieben worden, oder „siebter“ ist wegen V. 14 bewusst zu „vierter“ geändert worden. Da sich beide Richtungen gleich gut erklären lassen, sollte OfBi besser die etwas rundere Variante mit „vierter“ übersetzen. (Zurück zu v.14 / zu v.15)
nTextkritik: MT, Syr, Tg: uns, dagegen LXX, VUL: dir. Martin 1975 hielt das für ursprünglich, aber richtiger wohl z.B. CTAT I; BHQ: LXX und VUL wollten den Text nur „logischer“ machen, da Simson die Lösung seines Rätsels ja nicht direkt den Philistern verraten würde, sondern nur indirekt, indem er es seiner Verlobten verriete. (Zurück zu v.15)
otFN: MT ist schwer erklärbar: „nicht?“ (1) GKC §150g n. 1 hält den Text für falsch und präferiert daher den alternativen Wortlaut von Tg (s. gleich). Auch schon den Masoreten ist aufgefallen, wie merkwürdig das Wort hier ist; am Rand z.B. des Codex Aleppo ist daher festgehalten, dass einzig hier dieses Wort am Ende eines Verses steht. (2) König nimmt in HKL III §353n nach Num 13,18 und Jer 7,19 an, dass hl` „nicht?“ auch „oder nicht?“ bedeuten könne wie sonst `m l`, also: „Habt ihr uns eingeladen, um uns arm zu machen, oder nicht?“ Diese Bed. lässt sich aus diesen Stellen aber nicht ableiten: Aus Jer 7,19 gar nicht, und auch Num 13,18 lässt sich leicht so übersetzen: Schaut euch das Volk an: Ist es stark? Ist's schwach? [statt: „Ist es stark oder schwach?“] Ist es gering oder zahlreich? Drei verschiedene Frageformen würden also verwendet, um die Fragen immer schneller prasseln zu lassen. Königs Erklärung geht dann nicht an. (3) IBHS S. 685 FN 48 nehmen an, hl` könne auch die selbe Bed. haben wie lat. nonne: „Habt ihr uns eingeladen, um uns arm zu machen, oder was?“ So auch Nelson 2017. Aber auch für diesen Gebrauch gibt es keine Parallelen. Das Wort bleibt schwer erklärlich. Auch textkritisch:
Textkritik: Schwierige Textdifferenz. Die meisten Textzeugen (LXX, VUL, Syr) bezeugen dieses Wort gar nicht. Nur MT hat besagtes grammatisch schwer erklärliches hl` „nicht?“ CTAT und BHQ präferieren diesen Wortlaut mit Verweis auf HKL III, aber dazu s.o. Dagegen Tg übersetzt 'hlk` und auch fünf (oder sechs, s. gleich) heb. Handschriften haben entsprechend stattdessen hlm „hierher“. Gegeneinander stehen hier letztlich also nur viele heb. Handschriften mit „nicht?“ vs. Tg und wenige heb. Handschriften mit „hierher“. Allerdings findet sich in einer (oder zwei) Handschriften die Notiz, dass die Variante (md.) in zwei masoretischen Schulen bekannt war: In der masoretischen Schule von Sora wurden die Konsonanten von hl` und die Vokale von hlm geschrieben, in der von Nehardea umgekehrt (s. in G3, Folio 45r. Laut Baer/Delitzsch steht diese Notiz auch im „Codex Heidenheimianus“. Welcher das sein soll, kann ich nicht erkennen; offenbar ist danach die Variante aber noch durch eine sechste Handschrift bezeugt). Es ist also klar, dass diese Variante im Altertum auch in hebräischen Schriften viel breiter bezeugt war; der Versuch von CTAT, das Gewicht der heb. Handschriften an dieser Stelle kleinzureden, ist daher hier fehl am Platz. Von der externen Evidenz her sind dann beide Varianten gleich stark, und da sich hl` bisher nicht erklären lässt, muss man annehmen, dass hlm ursprünglich war und nur versehentlich zu hl` verschrieben wurde. So z.B. auch Moore 1900 und BHS; z.B. auch Soggin 1981; Bartusch 2003, S. 146; Webb 2012. (Zurück zu v.15)
ptFN: Das Wort ist auffällig. Erstens wird statt šamš das ungewöhnliche Wort ḥarsah für Sonne verwendet, was meist damit erklärt wird, dass man nicht auf jenes Wort zurückgreifen wollte, das auch im Namen Simson steckt. Zweitens wird dieses Wort auf einer unerwarteten Silbe betont: ḥársah statt ḥarsáh. Würde es auf der letzten Silbe betont, wäre das Wort eines jener, die es sowohl im Maskulinum als auch im Femininum gibt, und würde in Ijob 9,7 als ḥars maskulin und hier als ḥars-ah feminin verwendet. Da aber die vorletzte Silbe betont wird, wirkt das Wort im Heb. wie ein Lokativ von ḥars. Hieraus erklärt sich ZÜR: „bevor er nach Cheres kam“. CTAT I wollen diese Betonung nach Abulwalid und Radak stattdessen damit erklären, dass die Schlusssilbe „überschüssig“ sei, aber was das erklären soll, verstehe ich (S.W.) nicht. Entweder die Schlusssilbe -ah oder die Betonung auf der vorletzten Silbe sind also bisher unerklärt.
Textkritik: Unter anderem deshalb hingen v.a. früher viele Ausleger:innen einer sehr schwachen textkritischen Lösung dieser Merkwürdigkeit an: Die Alternativübersetzung ist direkt gar nicht bezeugt. In Syr allerdings steht ܬܘܩܢܐ twqn` „Apparat, Schöpfung“. Die meisten älteren Ausleger:innen dachten, das sei ein syr. Schreibfehler für ܬܘܘܢܐ twwn` „Kammer“, was statt dem heb. החרסה hḥrsh „die Sonn'“ vielmehr החדרה hḥdrh „die Kammer“ voraussetzte. Dieses nur indirekt bezeugte hḥdrh hielten z.B. BHK und BHS für ursprünglich; so z.B. auch noch Gerhards 2010, S. 258f. Jüngere Ri-Ausleger:innen halten aber sämtlich MT für ursprünglich, und das Zeugnis für „Kammer“ ist für sich genommen wirklich äußerst schwach. Wäre da nicht die merkwürdige Form des heb. Wortes, dürfte man sich dem gewiss nicht anschließen; so aber muss man in der Tat zwischen beiden Optionen abwägen. (Zurück zu v.18)
qTextkritik: unterjocht statt gepflügt in LXXA, L und VL. Die Variante fehlt in BHQ; vermutlich ist dieses „unterjochen“ aber auch nur eine freiere Üs. von „pflügen mit“. (Zurück zu v.18)
rTextkritik: MT, LXXB, Syr, Tg: mhm „von ihnen“. Dagegen LXXRest, Theod und VUL (nicht VL, Fehler in Brooke/McLean) übersetzen „dort“, setzen statt mhm also mšm voraus. Was davon ursprünglich ist, lässt sich nicht mehr erkennen. (Zurück zu v.19)
sTextkritik: Die Satzfolge macht offensichtlich wenig Sinn: (1) Die Philister schummeln – (2) Simson beschwert sich – (3) Simson organisiert seine Wettschulden – (4) und dann erst wird er zornig. Wahrscheinlich ist dieser Teil von V. 19 daher ähnlich zu erklären wie das „und wenn ihr es herausbekommt“ in V. 12: Ursprünglich ist Simson erbost über die Schummelei der Philister postwendend nach Hause gezogen. Um aber das Simson-Bild aufzuhübschen, haben ihm spätere Schreiber zunächst noch seine Wettschulden bezahlen lassen, indem sie erst später diesen Satz an wenig sinnvoller Stelle einfügten (so z.B. noch Witte 2000, S. 531; Groß 2009). (Zurück zu v.19)