Markus 3: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche
K
(V. 14 wörtlicher, um den Bezug von 3,14 zu 14,67 erkennbar zu machen.)
 
(41 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Studienfassung erfüllt die meisten Kriterien}}
+
{{Zuverlässige Studienfassung}}
{{Lesefassung}} ''(kommt später)''
+
{{Ungeprüfte Lesefassung}}
 +
 
 +
{{Lesefassung}}
 +
 
 +
((Jesus heilt am Sabbat))
 +
{{L|1}} Als Jesus wieder einmal in die Synagoge ging und dort auf einen Mann mit einer verkrüppelten Hand stieß,
 +
{{L|2}} wurde scharf beobachtet, was er tun würde. Denn wenn er ihn heilen würde, obwohl Sabbat war, könnte man ihn vor Gericht bringen.
 +
{{L|3}} Da sagte Jesus zu dem Mann mit der verkrüppelten Hand: „Komm in die Mitte!“
 +
{{L|4}} Die Anderen aber fragte er: „Soll man an einem Sabbat Gutes oder Schlechtes tun? Soll man Leben retten - oder töten?“ Doch er bekam keine Antwort.
 +
{{L|5}} Zornig blickte Jesus in die Runde, und tief betrübt über ihre Hartherzigkeit bat er den Mann: „Streck deine Hand aus!“ Dieser streckte seine Hand aus - und sie war geheilt.
 +
{{L|6}} Da verließen die Pharisäer unverzüglich die Synagoge und berieten sich mit den Anhängern des Herodes, wie sie ihn umbringen könnten.
 +
 
 +
((Jesus heilt am See Gennesaret))
 +
{{L|7}} Daraufhin wollte sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurückziehen. Doch eine große Menschenmenge aus Galiläa folgte ihm. Selbst aus Judäa,
 +
{{L|8}} Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet östlich des Jordans, aus Tyrus und Sidon strömten die Menschen scharenweise zu ihm, weil sie von seinen Taten gehört hatten.
 +
{{L|9}} Um nicht von der Menschenmenge erdrückt zu werden, bat er seine Jünger, dafür zu sorgen, dass ihm ein kleines Boot bereitstehen würde.
 +
{{L|10}} Denn weil er schon so viele geheilt hatte, drängten nun alle, die ein Leiden hatten, an ihn heran, um ihn zu berühren.
 +
{{L|11}} Und wann immer ihn ein unreiner Geist erblickte, fiel er vor ihm nieder und schrie: „Du bist der Sohn Gottes!“
 +
{{L|12}} Aber Jesus verbot ihnen strengstens, bekannt zu machen, wer er war.
 +
 
 +
((Die Berufung des Zwölferkreises))
 +
{{L|13}} Später stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er bei sich haben wollte. Und sie kamen zu ihm.
 +
{{L|14}} Von diesen berief er wiederum Zwölf: Sie sollten ihm folgen, sie wollte er zum Verkündigen aussenden {{L|15}} und ihnen wollte er die Macht geben, Dämonen auszutreiben.
 +
{{L|16}} Er berief also die Zwölf. Diese waren: Simon - ihm gab er den Namen „Petrus“ -,
 +
{{L|17}} Jakobus (der Sohn des Zebedäus), sein Bruder Johannes - diesen beiden gab er den Namen „Boanerges“ (das heißt: „Donnersöhne“) -,
 +
{{L|18}} Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus (der Sohn des Alphäus), Thaddäus, Simon, der Eiferer
 +
{{L|19}} und Judas Iskariot, der ihn später verraten sollte.
 +
 
 +
 
 +
((Jesus, seine Verwandten und die Schriftgelehrten))
 +
{{L|20}} Dann zog Jesus sich in ein Haus zurück. Aber auch dort versammelte sich eine große Menschenmenge, so dass Jesus und die Jünger nicht einmal Zeit fanden, auch nur einen Bissen Brot zu sich zu nehmen.
 +
{{L|21}} Als seine Angehörigen davon erfuhren, machten sie sich auf den Weg, um ihn zurückzubringen. Sie sagten nämlich, er habe den Verstand verloren.
 +
 
 +
{{L|22}} Die Jerusalemer Schriftgelehrten dagegen verbreiteten, dass er vom Dämon Beelzebul besessen sei und nur deswegen Dämonen austreiben könne, weil er mit dem Höllenfürsten selbst im Bunde stehe.
 +
{{L|23}} Jesus rief sie zu sich und hielt ihnen folgenden Vergleich entgegen: „Wie soll denn der Satan sich selbst austreiben? {{L|24}} Wenn ein Königreich mit sich selbst entzweit ist, kann es nicht bestehen.
 +
{{L|25}} Und wenn eine Familie mit sich selbst entzweit ist, kann auch sie nicht bestehen.
 +
{{L|26}} Würde also wirklich der Satan sich gegen sich selbst erheben und mit sich selbst entzweit sein - wie sollte dann er bestehen? Dann wäre es ja aus mit ihm. <ref>Eigentlich ist das kein sinnvolles Gegenargument gegen die Schriftgelehrten. Im Alten Israel war der Glaube verbreitet, dass man in der Tat Dämonen mithilfe anderer Dämonen austreiben könne. Noch dazu werden im Alten Testament Satan und Dämonen überhaupt nicht miteinander in Verbindung gebracht. Wenn Jesus also sagt, (1) man könne gar nicht Dämonen mit anderen Dämonen austreiben, (2) weil dann ja der Satan mit sich selbst im Streit liege, liegt dem gleich doppelt ein anderes Verständnis als das verbreitete zugrunde: In der Tat sind alle Dämonen als „Teufelsbrut“ zu betrachten, und gerade deshalb macht die Annahme keinen Sinn, dass man einen Dämon mithilfe eines anderen Dämons austreiben könne. Es ist schwer vorstellbar, dass gerade die Theologen - und besonders die Theologen aus der „theologischen Hauptstadt“ Jerusalem! - diese Argumentation akzeptiert haben sollten.</ref>
 +
{{L|27}} Es ist doch umgekehrt: Unmöglich kann jemand bei einem starken Mann einbrechen und ihn ausrauben, wenn er nicht zuerst diesen starken Mann fesselt. Erst dann kann er ihn ausplündern.
 +
{{L|28}} Jede Verfehlung und jede Gotteslästerung kann vergeben werden - wie schlimm sie auch sei und wer sie auch begeht.
 +
{{L|29}} Aber wenn jemand gegen den ''Heiligen Geist'' lästert, wird ihm niemals vergeben werden. Auf ewig wird er diese Schuld zu tragen haben, das sage ich euch.“
 +
{{L|30}} - Das sagte er, weil sie behaupteten, er sei von einem ''unheiligen'' Geist besessen.
 +
 
 +
{{L|31}} Inzwischen waren seine Mutter und seine Geschwister angekommen. Weil die Menschen so dicht gedrängt um Jesus saßen, blieben sie vor dem Haus stehen und ließen ihm ausrichten, dass sie draußen seien.
 +
{{L|32}} Also gab man ihm die Nachricht weiter: „Da draußen sind deine Mutter und deine Geschwister und wollen dich sprechen!“ {{L|33}} Aber Jesus fragte zurück: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?“
 +
{{L|34}} Dann blickte er in die Runde und sprach: „Das hier sind meine Mutter und meine Geschwister! -
 +
{{L|35}} Jeder, der tut, was Gott gefällt, ist mir Bruder, Schwester und Mutter.“ <ref>Um die Radikalität dieses Ausspruchs verstehen zu können, muss man um die Rolle der Familie im Alten Israel wissen. Nur der Rahmen einer (möglichst großen) Familie konnte die Sicherheit der Familienmitglieder sicherstellen. Die Familie ist außerdem „Produktionsgemeinschaft“ und „Wirtschaftseinheit“ und so auch Garant für die soziale Sicherheit ihrer Mitglieder. Es ist daher so selbstverständlich, in (Groß-)Familien zusammenzuleben, dass man im Hebräischen für Familie einfach sagt: „Haus“; „eine Familie gründen“ heißt: „ein Haus bauen“. Innerhalb einer Familie konnte man voneinander Solidarität erwarten und forderte diese auch. Jesus widerspricht hier also so sehr den gesellschaftlichen Normen, dass es kein Wunder ist, wenn über ihn verbreitet wird, er habe „den Verstand verloren“ (V. 21).</ref>
 +
 
 +
{{Bemerkungen}}
  
 
{{Studienfassung}}
 
{{Studienfassung}}
Zeile 8: Zeile 55:
 
Hand hatte.
 
Hand hatte.
 
<ref>''der ... hatte'' [[Attributives Partizip]] Präsens. Als Relativsatz aufgelöst.</ref>
 
<ref>''der ... hatte'' [[Attributives Partizip]] Präsens. Als Relativsatz aufgelöst.</ref>
{{S|2}} Und sie achteten genau (lauerten) darauf, ob er ihn [am] Sabbat
+
{{S|2}} Und sie achteten (man achtete, sie lauerten) genau
 +
<ref>''sie achteten (man achtete, sie lauerten) genau'' Das Subjekt „sie“ bezeichnet sicherlich die Pharisäer aus 2,24 und 3,6. Mk lässt die Referenz aber bewusst offen und verwendet stattdessen einen impersonalen Plural - vielleicht auch als Passiversatz, also „wurde belauert“ –, um so den Eindruck einer allgemeinen feindlichen Atmosphäre zu erzeugen.</ref> 
 +
darauf, ob er ihn [am] Sabbat
 
<ref>''[am] Sabbat'' [[Temporaler Dativ]].</ref>
 
<ref>''[am] Sabbat'' [[Temporaler Dativ]].</ref>
 
heilen würde, um gegen ihn Anklage erheben (um ihn anzuklagen) [zu können].
 
heilen würde, um gegen ihn Anklage erheben (um ihn anzuklagen) [zu können].
Zeile 14: Zeile 63:
 
<ref name="sagte">''sagte'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
 
<ref name="sagte">''sagte'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
 
zu dem Mann mit der verkümmerten (gelähmten, verdorrten) Hand
 
zu dem Mann mit der verkümmerten (gelähmten, verdorrten) Hand
<ref>''mit der verkümmerten Hand'' [[Attr. Ptz.]] (vgl. V. 1), aus stilistischen Gründen nicht als Relativsatz, sondern als Präpositionalphrase übersetzt. ''verkümmert'' S. die [[#note_a|Fn zu „vertrocknet“]] in V. 1. Hier benutzt Markus ein Adjektiv aus derselben Wurzel wie das Ptz. in V. 1, das sich in der Bedeutung nicht wesentlich unterscheidet.</ref>:
+
<ref>''mit der verkümmerten Hand'' [[Attr. Ptz.]] (vgl. V. 1), aus stilistischen Gründen nicht als Relativsatz, sondern als Präpositionalphrase übersetzt. ''verkümmert'' S. die [[#note_a|Fn zu „verkrüppelt“]] in V. 1. Hier benutzt Markus ein Adjektiv aus derselben Wurzel wie das Ptz. in V. 1, das sich in der Bedeutung nicht wesentlich unterscheidet.</ref>:
„Steh auf [und stell dich] in die Mitte!“
+
„Komm (Steh auf)
{{S|4}} Und er frage (sagte)
+
<ref>''Komm (Steh auf)'' W. „Steh auf“, aber ἐγείρω wird im Griechischen öfter auch – ähnlich wie hebr. {{hebr}}קוּם{{hebr ende}} – vergleichbar unserem deutschen „Auf!“, „Los!“ etc. verwendet („entsemantisierter Vorbereitungsimperativ“). Das ist vermutlich auch hier die Bedeutung (vgl. BDAG zu ἐγείρω). „Komm!“ ist die im Kontext stimmigste Übersetzung und wird so auch von BDAG emfpohlen. In der Übersetzung wird daraus: „Komm in die Mitte!“</ref>
 +
in die Mitte!“
 +
{{S|4}} Und er fragte (sagte)
 
<ref>''fragte'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
 
<ref>''fragte'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
 
sie (zu ihnen): „Ist es richtig (erlaubt), [am] Sabbat
 
sie (zu ihnen): „Ist es richtig (erlaubt), [am] Sabbat
 
<ref>''[am] Sabbat'' [[Temporaler Dativ]].</ref>
 
<ref>''[am] Sabbat'' [[Temporaler Dativ]].</ref>
 
Gutes zu tun oder Schlechtes zu tun? Leben zu retten oder zu töten?“ Aber sie schwiegen (sagten nichts).  
 
Gutes zu tun oder Schlechtes zu tun? Leben zu retten oder zu töten?“ Aber sie schwiegen (sagten nichts).  
{{S|5}} Da (Und) blickte (schaute) er sie mit (voll) Zorn [im Blick] alle der Reihe nach (ringsum) an.
+
{{S|5}} Da (Und) blickte (schaute) er sie voll Zorn (zornig)
<ref>''blickte … alle der Reihe nach (ringsum) an'' übersetzt das Prädikat. [[Ptz. conj.]] (Aor.), hier temporal gleichzeitig zu verstehen. V. 3 („[stell dich] in die Mitte!“) legt nahe, dass Jesus den Mann mit der verkrüppelten Hand in die Mitte der Versammlung gestellt hatte. In Synagogen saß man auf Steinbänken an den Wänden oder auf Matten auf dem Fußboden (Guelich 1989, 134). Jetzt schaut er mit einem deutlich spürbaren Blick in die Runde.</ref>
+
<ref>''voll Zorn (zornig)'' Die Präposition μετά + [Gefühl] dient zur Angabe von Gemütszuständen (BDAG Bed. III.1).</ref>
[Tief] betrübt (voller Mitleid) über die Verstockung (Sturheit, Härte)
+
alle der Reihe nach (ringsum) an.
<ref>''[tief] betrübt (voller Mitleid)'' [[Ptz. conj.]] Präsens (modal); in der Klammer als Präpositionalphrase aufgelöst. Andere Möglichkeiten: „Er war [tief] betrübt“, „weil er [tief] betrübt war, ...“ Die meisten verstehen die Beschreibung als Ausdruck der Trauer, nicht des Mitleids, obwohl jenes ebenso möglich wäre (vgl. NSS; France 2002, 151).</ref>
+
<ref>''blickte … alle der Reihe nach (ringsum) an'' übersetzt das Prädikat. [[Ptz. conj.]] (Aor.), hier temporal gleichzeitig zu verstehen. V. 3 ''Komm (Steh auf) in die Mitte!'' legt nahe, dass Jesus den Mann mit der verkrüppelten Hand in die Mitte der Versammlung gestellt hatte. In Synagogen saß man auf Steinbänken an den Wänden oder auf Matten auf dem Fußboden (Guelich 1989, 134). Jetzt schaut er mit einem deutlich spürbaren Blick in die Runde.</ref>
 +
Tief betrübt (voller Mitleid) über die Verstockung (Sturheit, Härte)
 +
<ref>''tief betrübt (voller Mitleid)'' [[Ptz. conj.]] Präsens (modal); in der Klammer als Präpositionalphrase aufgelöst. Andere Möglichkeiten: „Er war [tief] betrübt“, „weil er [tief] betrübt war, ...“ Die meisten verstehen die Beschreibung als Ausdruck der Trauer, nicht des Mitleids, obwohl jenes ebenso möglich wäre (vgl. NSS; France 2002, 151).</ref>
 
ihrer Herzen
 
ihrer Herzen
 
<ref>''ihrer Herzen'' W. „ihres Herzens“</ref>
 
<ref>''ihrer Herzen'' W. „ihres Herzens“</ref>
 
, sagte
 
, sagte
 
<ref name="sagte" />
 
<ref name="sagte" />
er zu dem Mann: „Strecke die Hand aus!“ Und (Da) er streckte [sie] aus und seine Hand wurde wiederhergestellt (gesund).
+
er zu dem Mann: „Strecke die Hand aus!“ Und (Da) er streckte [sie] aus und seine Hand wurde wieder gesund (wiederhergestellt).
 
{{S|6}} Und (Doch) sobald die Phärisäer hinausgegangen waren,
 
{{S|6}} Und (Doch) sobald die Phärisäer hinausgegangen waren,
 
<ref>''sobald … hinausgegangen waren'' [[Ptz. conj.]], temporal (vorzeitig) als Nebensatz aufgelöst. Ebenfalls möglich: „Doch die Pharisäer gingen hinaus und...“ (gleichzeitig)</ref>
 
<ref>''sobald … hinausgegangen waren'' [[Ptz. conj.]], temporal (vorzeitig) als Nebensatz aufgelöst. Ebenfalls möglich: „Doch die Pharisäer gingen hinaus und...“ (gleichzeitig)</ref>
, fassten sie unverzüglich ihn betreffende (gegen/über ihn) Pläne (den Beschluss, berieten)
+
fassten sie unverzüglich ihn betreffende (gegen/über ihn) Pläne (den Beschluss, berieten)
<ref>''fassten Pläne'' Gr. συμβούλιον ἐδίδουν Sonst unbekannte Formulierung, wörtlich: „Rat geben“. Übersetzungen: „einen Beschluss fassen“ (NSS, ZÜR, EÜ), „Rat halten“ (z.B. Elb, Lut), „beschließen“ (GNB), „beraten“ (Menge), NGÜ wie OfBi. Das Verb steht im Imperfekt. Daraus wird ersichtlich, dass sie über einen gewissen Zeitraum berieten oder Pläne schmiedeten. Textkritik: Mehrere verschiedene textkritische Varianten lesen eine Form des geläufigeren (und aus 15,1 bekannten) συμβούιον ποιεῖν (ποιέω im Aorist, Imperfekt und Partizip Präsens).</ref>
+
<ref>''fassten Pläne'' Gr. συμβούλιον ἐδίδουν Sonst unbekannte Formulierung, wörtlich: „Rat geben“. Übersetzungen: „einen Beschluss fassen“ (NSS, ZÜR, EÜ), „Rat halten“ (z.B. Elb, Lut), „beschließen“ (GNB), „beraten“ (Menge), NGÜ wie OfBi. Das Verb steht im Imperfekt. Daraus wird ersichtlich, dass sie über einen gewissen Zeitraum berieten oder Pläne schmiedeten.</ref>
mit den Herodianern (Anhängern von Herodes), wie sie ihn aus dem Weg räumen (umbringen, beseitigen, loswerden) [könnten].  
+
mit den Herodianern (Anhängern von Herodes), wie sie ihn beseitigen (zerstören, töten, aus dem Weg räumen, loswerden) [könnten].  
 +
 
 +
 
 
{{S|7}} Und (Daraufhin) Jesus zog sich mit seinen Jüngern zum Meer (See)
 
{{S|7}} Und (Daraufhin) Jesus zog sich mit seinen Jüngern zum Meer (See)
 
<ref>''Meer'' Gemeint ist wie schon in Mk 2,13 der See Gennesaret, das „Meer von Galiläa“. Auch die gesonderte Erwähnung der Menschenmenge aus Galiläa weist darauf hin.</ref>
 
<ref>''Meer'' Gemeint ist wie schon in Mk 2,13 der See Gennesaret, das „Meer von Galiläa“. Auch die gesonderte Erwähnung der Menschenmenge aus Galiläa weist darauf hin.</ref>
 
zurück, und eine große Menge aus Galiläa folgte [ihnen], auch (und) aus Judäa,
 
zurück, und eine große Menge aus Galiläa folgte [ihnen], auch (und) aus Judäa,
<ref>''auch (und) aus Judäa'' Markus beschreibt hier zwei getrennte Gruppen, eine in V. 7 und eine in V. 8. Die erste enthält mindestens Menschen aus Galiläa. Bei der Versabgrenzung verstand man offenbar auch Leute aus dem anderen großen jüdischen Gebiet, Judäa, als Teil dieser Menge, doch schloss Jerusalem (V. 8) etwas willkürlich aus. Sinnvoller erscheint eine Aufteilung nach geographischer Nähe. Jesus befand sich in Galiläa, deshalb erscheint es sinnvoll, dass die erste Menge, die ihm direkt folgte, galiläisch war. Die Leute aus den anderen, etwas entfernteren Gebieten kamen erst, als sich die Kunde von Jesu Tätigkeit dorthin verbreitete (V. 8). So verstehen es die herangezogenen Übersetzungen, nur ELB geht von nur einer Menge aus und muss dann in V. 8 noch einmal „eine große Menge“ ohne echte Funktion erwähnen. Ähnlich ging es bei Johannes zu, dessen Wirken sich auf Judäa beschränkte und der hauptsächlich die Menschen dieser Provinz erreichte (Mk 1,5), wobei auch Galiläer wie Jesus von ihm hörten und ihn aufsuchten (1,9).</ref>
+
<ref>''auch (und) aus Judäa'' Markus beschreibt hier zwei getrennte Gruppen, eine in V. 7 und eine in V. 8. Die erste enthält mindestens Menschen aus Galiläa. Bei der Versabgrenzung verstand man offenbar auch Leute aus dem anderen großen jüdischen Gebiet, Judäa, als Teil dieser Menge, doch schloss Jerusalem (V. 8) etwas willkürlich aus. Sinnvoller erscheint eine Aufteilung nach geographischer Nähe: In Galiläa befindet sich Jesus gerade. Judäa, Jerusalem und Idumäa liegen südlich davon, das „Gebiet jenseits des Jordans“ östlich und Tyrus und Sidon nördlich. Die Aufzählung bedeutet schlicht: „Von nah und von überall her aus der Ferne (und auch aus Jerusalem). So verstehen es die herangezogenen Übersetzungen, nur ELB geht von nur einer Menge aus und muss dann in V. 8 noch einmal „eine große Menge“ ohne echte Funktion erwähnen. Ähnlich ging es bei Johannes zu, dessen Wirken sich auf Judäa beschränkte und der hauptsächlich die Menschen dieser Provinz erreichte (Mk 1,5), wobei auch Galiläer wie Jesus von ihm hörten und ihn aufsuchten (1,9).</ref>
 
{{S|8}} {und aus} Jerusalem, {und aus} Idumäa und [dem Land] jenseits des Jordans, sowie der [Gegend] um Tyrus und Sidon kam
 
{{S|8}} {und aus} Jerusalem, {und aus} Idumäa und [dem Land] jenseits des Jordans, sowie der [Gegend] um Tyrus und Sidon kam
 
<ref>''kam'' W. „kamen“ ([[Constructio ad sensum]]). Genauso das folgende Partizip „die hörten“.</ref>
 
<ref>''kam'' W. „kamen“ ([[Constructio ad sensum]]). Genauso das folgende Partizip „die hörten“.</ref>
Zeile 44: Zeile 99:
 
<ref>''die hörten'' [[Ptz. conj.]] Präsens, kausal oder temporal, hier als Relativsatz aufgelöst, der beide Aspekte vermitteln kann.</ref>
 
<ref>''die hörten'' [[Ptz. conj.]] Präsens, kausal oder temporal, hier als Relativsatz aufgelöst, der beide Aspekte vermitteln kann.</ref>
 
was ([alles], das; wie viel) er tat.  
 
was ([alles], das; wie viel) er tat.  
{{S|9}} Und er bat (sagte zu) seine Jünger [dafür zu sorgen], dass ihm wegen der Menschenmenge ein kleines Boot bereitstehen würde, damit sie ihn nicht erdrückten,
+
{{S|9}} Und er sprach zu seinen Jüngern, damit ihm wegen der Menschenmenge ein kleines Boot bereitstehen würde, damit sie ihn nicht erdrückten,
{{S|10}} denn er heilte so viele, sodass sich diejenigen ([alle], solche), die Leiden (Qualen)<ref>''Leiden (Qualen)'' W. „Geißel“, übertragen „Plage“. Per Bedeutungserweiterung auch „Leiden“ oder „Gebrechen“ (vgl. LN 23.182).</ref>
+
{{S|10}} denn er heilte (hatte geheilt)
hatten, sich um ihn drängten (sich auf ihn stürzten)
+
<ref>''heilte'' bzw. ''hatte geheilt'' Das Aorist könnte hier gut die Vorvergangenheit bezeichnen (Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937, S. 193; van Iersel 1998, S. 162; vgl. Zerwick §290). Gut GN, KAM: „Weil er schon so viele geheilt hatte, stürzten...“. „Weil“ auch ALB, B/N, HER, MEN, NGÜ; ähnlich BB.</ref>
<ref>''heilte'' und ''hatten'' Markus benutzt das [[Imperfekt]], um die anhaltende Situation zu beschreiben. Das setzt sich bis V. 12 fort. </ref>
+
so viele, dass sich diejenigen ([alle], solche), die Leiden (Qualen) hatten,
, um ihn zu berühren.
+
<ref>''Leiden (Qualen)'' W. „Geißel“, übertragen „Plage“. Per Bedeutungserweiterung auch „Leiden“ oder „Gebrechen“ (vgl. LN 23.182). ''hatten'' Markus benutzt das [[Imperfekt]], um die anhaltende Situation zu beschreiben. Das setzt sich bis V. 12 fort.</ref>
 +
sich um ihn drängten (sich auf ihn stürzten), um ihn zu berühren.
 
{{S|11}} Und die unreinen Geister fielen vor ihm nieder, sobald sie ihn sahen, und schrien {und sagten}
 
{{S|11}} Und die unreinen Geister fielen vor ihm nieder, sobald sie ihn sahen, und schrien {und sagten}
 
<ref>''{und sagten}'' [[Pleonastisches Partizip]]. </ref>
 
<ref>''{und sagten}'' [[Pleonastisches Partizip]]. </ref>
Zeile 54: Zeile 110:
 
<ref name="hoti">''{dass}'' [[ὅτι recitativum]]. </ref>:
 
<ref name="hoti">''{dass}'' [[ὅτι recitativum]]. </ref>:
 
„Du bist der Sohn Gottes!“
 
„Du bist der Sohn Gottes!“
{{S|12}} Und er verbot (wies an, drohte) ihnen nachdrücklich (streng), {damit sie ihn nicht} öffentlich zu machen, [wer er war].
+
{{S|12}} Und er drohte (befahl, wies an) ihnen nachdrücklich (streng), damit sie ihn nicht bekannt machten.
<ref>''verbot (befahl) ihnen nachdrücklich'' W. etwa „wies sie viel zurecht“, das Adverb πολλὰ „viel“ benutzt Markus hier intensivierend (ganz ähnlich wie „sehr“), daher die Übersetzung ''nachdrücklich''. Wie in Mk 1,25 (s. Fn dort) kontrolliert Jesus hier Dämonen, denen er bindende Befehle erteilt. So heißt das Wort in diesem Kontext eher (indirekte Rede einleitend) ''befehlen''. Guelich benutzt stattdessen die Übersetzung „seiner Kontrolle unterwerfen“ (engl. „subdue“), was im Kontext ebenfalls gut möglich ist (ders. 1989, 148f.). Die Übersetzung müsste man dann im Hinblick auf πολλὰ (dann iterativ) und den Nebensatz leicht anpassen: „Und er unterwarf sie immer wieder seiner Kontrolle, damit sie nicht öffentlich machten, [wer er war].“ <br />
+
<ref>''drohte (befahl, wies an) ihnen nachdrücklich'' W. etwa „wies sie viel zurecht“. Das Adverb πολλὰ „viel“ benutzt Markus hier intensivierend (ganz ähnlich wie „sehr“), daher die Übersetzung ''nachdrücklich''. Wie in Mk 1,25 (s. Fn dort) kontrolliert Jesus hier Dämonen, denen er bindende Befehle erteilt. So heißt das Wort in diesem Kontext eher (indirekte Rede einleitend) ''befehlen''. Guelich benutzt stattdessen die Übersetzung „seiner Kontrolle unterwerfen“ (engl. „subdue“), was im Kontext ebenfalls gut möglich ist (ders. 1989, 148f.). Die Übersetzung müsste man dann im Hinblick auf πολλὰ (dann iterativ) und den Nebensatz leicht anpassen: „Und er unterwarf sie immer wieder seiner Kontrolle, damit sie nicht öffentlich machten, [wer er war].“ <br />
''verbot … öffentlich zu machen, [wer er war]'' W. „befahl ..., damit sie ihn nicht öffentlich machten“. Das Griechische drückt den indirekt geäußerten negativen Befehl durch einen finalen Nebensatz aus, das Deutsche mit einem Infinitivsatz. Dabei ist ''verbot … zu machen'' dem wörtlicheren „befahl … nicht zu machen“ aus stilistischen Gründen vorzuziehen. </ref>
+
''drohte ..., damit sie ihn nicht bekannt machten'' – Das Griechische drückt den indirekt geäußerten negativen Befehl durch einen finalen Nebensatz aus, das Deutsche mit einem Infinitivsatz. Stilistisch schöner mit „verbieten“: ''verbot … zu machen''.</ref>
 +
 
 +
 
 
{{S|13}} Dann (Und) stieg er auf den Berg und rief
 
{{S|13}} Dann (Und) stieg er auf den Berg und rief
 
<ref>''stieg'' und ''rief'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
 
<ref>''stieg'' und ''rief'' [[Historisches Präsens]]. </ref>
Zeile 65: Zeile 123:
 
{{S|14}} Und er bestimmte (berief, setzte ein)
 
{{S|14}} Und er bestimmte (berief, setzte ein)
 
<ref>''bestimmte'' W. „machte“, ein Semitismus (Guelich 1989, 157).</ref>
 
<ref>''bestimmte'' W. „machte“, ein Semitismus (Guelich 1989, 157).</ref>
zwölf
+
zwölf, damit sie mit ihm seien und damit er sie zum Predigen (Verkündigen) aussenden [könnte]  
<ref>''zwölf'' Textkritik: Einige alte Handschriften ergänzen „die er auch Apostel nannte“ ( {{hebr}}א{{hebr ende}}, B, (C*), Θ, f13, 28 pc.). Ihr externes Gewicht ist nicht schlecht, allerdings könnten sie eine Angleichung an die identische Formulierung in Lk 6,13 sein. Dafür spricht, dass der Satz in einigen Handschriften an etwas anderer Stelle steht. Das Wort „Apostel“ kommt in Markus nämlich nur noch ein weiteres Mal vor. Andererseits könnte Mt 10,2 darauf hinweisen, dass Matthäus diesen Text vorliegen hatte. Allerdings gäbe es dann keinen offensichtlichen Grund, warum so viele Zeugen ihn ausgelassen hätten. NA28 setzt den Relativsatz in eckige Klammern, um die Ausgewogenheit der Bezeugung darzustellen, während er in SBLGNT fehlt (wie auch Collins 2007, 214; France 2002, 157; anders Guelich 1989, 154). Wir haben uns für die kürzere Variante entschieden, weil die Erklärung der Anpassung an Lk 6,13 plausibel ist und von der externen Evidenz auch gegen die sonst zuverlässigen Zeugen unterstützt wird.</ref>
+
{{S|15}} und [damit sie] Macht (Vollmacht, Autorität, Ermächtigung) zum Austreiben [von] Dämonen hätten.
, die er bei sich haben und die er aussenden [wollte],
 
<ref>''die er bei sich haben und die er aussenden [wollte]'' (vgl. EÜ, NGÜ, GNB) Der doppelte Relativsatz mit eingefügtem [wollte] übersetzt den griechischen doppelten finalen Nebensatz (mit zweifachem ἵνα „damit, um zu“). Diese Umformulierung ist notwendig, um die finalen Infinitivsätze (um zu predigen und V. 15), die die beiden finalen Nebensätze modifizieren, noch in vernünftigem Deutsch wiedergeben zu können. Als finaler Nebensatz könnte man sonst auch direkter übersetzen: „um bei ihm zu sein und um sie auszusenden“</ref>
 
[um] zu predigen (verkündigen)
 
{{S|15}} und Macht (Vollmacht, Autorität, Ermächtigung)
 
<ref>''Macht'' Textkritik: Der Mehrheitstext kennt direkt nach Macht „die Krankheiten zu heilen und“ (wie Mt 10,1; Lk 9,1).</ref>
 
zum Austreiben [von] Dämonen zu haben.
 
 
{{S|16}} Und er bestimmte (berief, setzte ein)
 
{{S|16}} Und er bestimmte (berief, setzte ein)
 
<ref name="zwölf" />
 
<ref name="zwölf" />
die Zwölf,
+
die Zwölf, und er gab Simon [den] Namen „Petrus“;
<ref>''Und er bestimmte die Zwölf'' Textkritik: In vielen Handschriften fehlt dieser Abschnitt. Bezeugt wird er nur von {{hebr}}א{{hebr ende}}, B, C* Δ 565, pc. Interessanterweise sind es fast dieselben, in denen auch der Zusatz in V. 14 fehlt (s. die Fußnote dort). Einige wenige enthalten dabei die erste Variante, aber nicht die zweite, und umgekehrt. Hier ist die interne Sachlage jedoch stärker: Die meisten Exegeten gehen davon aus, dass er im Verlauf der Überlieferung als überflüssige Wiederholung von V. 14 ausgelassen wurde. Doch auch das umgekehrte Urteil wäre möglich: Die vier Wörter könnten eingefügt worden sein, um den Übergang zum zweiten Versteil weniger abrupt zu gestalten (Als Subjekt der Akkusative ab V. 17), oder als versehentliche Doppeltschreibung (Dittographie) von V. 14. Sie könnten auch aus dem Wortlaut einer verbreiteten mündlichen Tradition als Einleitung der Jüngernamen in den Text geraten sein (Vorschlag des Übersetzers). NA28 setzt die Lesart wie schon in V. 14 in eckige Klammern, SBLGNT akzeptiert sie mit Collins 2007, 2014; France 2002, 157; Guelich 1989, 154. Deren Urteil folgt auch die Übersetzung.</ref>
+
{{S|17}} und Jakobus, den [Sohn] von Zebedäus, und Jakobus’ Bruder Johannes, und er gab ihnen [die] Namen „Boanerges“
und er gab Simon [den] Namen „Petrus“;
 
{{S|17}} und Jakobus, den [Sohn] von Zebedäus, und Jakobus' Bruder Johannes, und er gab ihnen [die] Namen „Boanerges“
 
 
<ref>''„Boanerges“'' kommt in der Bibel nur hier vor und ist offenbar die griechische Schreibung eines aramäischen oder hebräischen Titels. „Boane-“ steht dabei für „Söhne“, auch wenn diese Form des hebräischen/aramäischen {{hebr}}בני{{hebr ende}} sonst nicht bekannt ist und auch nicht der richtigen Aussprache entspricht. Es gibt verschiedene Vermutungen, welche anderen Begriffe dahinterstehen könnten, aber insgesamt liegt die Herkunft des Titels im Dunkeln (Collins 2007, 219-21). </ref>
 
<ref>''„Boanerges“'' kommt in der Bibel nur hier vor und ist offenbar die griechische Schreibung eines aramäischen oder hebräischen Titels. „Boane-“ steht dabei für „Söhne“, auch wenn diese Form des hebräischen/aramäischen {{hebr}}בני{{hebr ende}} sonst nicht bekannt ist und auch nicht der richtigen Aussprache entspricht. Es gibt verschiedene Vermutungen, welche anderen Begriffe dahinterstehen könnten, aber insgesamt liegt die Herkunft des Titels im Dunkeln (Collins 2007, 219-21). </ref>
 
, das heißt
 
, das heißt
Zeile 89: Zeile 139:
 
, der ihn dann (auch) auslieferte (verriet)
 
, der ihn dann (auch) auslieferte (verriet)
 
<ref>''auslieferte (verriet)'' Das Wort heißt „übergeben“ oder „ausliefern“ (hier zum ersten Mal für Jesus). In Mk 1,14 bezeichnet es (vielleicht absichtlich) die Verhaftung von Johannes dem Täufer. Die Evangelien benutzen das Wort in verschiedenen Fällen für Jesu Verrat, Festnahme und Übergabe an die Autoritäten sowie zur Kreuzigung. Die Konnotation des Verrats ist dabei in vielen Fällen enthalten (z.B. Joh 13,2). Dasselbe Verb benutzt die LXX für den stellvertretenden Tod des leidenden Knechts in Jes 53,6.12 LXX. Nach der angekündigten Wegnahme des Bräutigams in 2,20 ist es schon die zweite Andeutung von Jesu späterem Schicksal (Collins 2007, 223f.).</ref>.  
 
<ref>''auslieferte (verriet)'' Das Wort heißt „übergeben“ oder „ausliefern“ (hier zum ersten Mal für Jesus). In Mk 1,14 bezeichnet es (vielleicht absichtlich) die Verhaftung von Johannes dem Täufer. Die Evangelien benutzen das Wort in verschiedenen Fällen für Jesu Verrat, Festnahme und Übergabe an die Autoritäten sowie zur Kreuzigung. Die Konnotation des Verrats ist dabei in vielen Fällen enthalten (z.B. Joh 13,2). Dasselbe Verb benutzt die LXX für den stellvertretenden Tod des leidenden Knechts in Jes 53,6.12 LXX. Nach der angekündigten Wegnahme des Bräutigams in 2,20 ist es schon die zweite Andeutung von Jesu späterem Schicksal (Collins 2007, 223f.).</ref>.  
 +
 +
 
{{S|20}} Später (Und) ging [Jesus] nach Hause (in ein Haus).
 
{{S|20}} Später (Und) ging [Jesus] nach Hause (in ein Haus).
 
<ref>''nach Hause'' bzw. ''in ein Haus'' Es wird sich wieder um Petrus' Haus in Kafarnaum handeln, das Jesus offenbar bezogen hat (vgl. Mk 1,29; 2,1). Abgesehen von seinem Besuch in Levis Haus (2,15) ist es das einzige bisher identifizierte (France 2002, 164f.).</ref>
 
<ref>''nach Hause'' bzw. ''in ein Haus'' Es wird sich wieder um Petrus' Haus in Kafarnaum handeln, das Jesus offenbar bezogen hat (vgl. Mk 1,29; 2,1). Abgesehen von seinem Besuch in Levis Haus (2,15) ist es das einzige bisher identifizierte (France 2002, 164f.).</ref>
Zeile 112: Zeile 164:
 
{{S|23}} Und er rief sie zu sich und
 
{{S|23}} Und er rief sie zu sich und
 
<ref>''er rief sie zu sich und'' Temporales (gleichzeitig) [[Ptz. conj.]], mit „und“ beigeordnet.</ref>
 
<ref>''er rief sie zu sich und'' Temporales (gleichzeitig) [[Ptz. conj.]], mit „und“ beigeordnet.</ref>
argumentierte (redete, sagte) mit Hilfe (in Form von) [einiger] bildhafter Vergleiche (in Gleichnissen)
+
argumentierte (redete, sagte) mithilfe (in Form von) [einiger] bildhafter Vergleiche (in Gleichnissen)
<ref>''mit Hilfe [einiger] bildhafter Vergleiche'' Häufige Übersetzung: ''in Gleichnissen'' (wie Klammer), die klassische griechische Bedeutung ist aber „Vergleich“. Aristoteles bezeichnet den Vergleich als eine häufige rhetorische Beleg- oder Beweisform, eine übertragene Illustration, die eine klare argumentative Schlussfolgerung vermittelt (Collins 2007, 231). „Gleichnisse“ sind bei Markus bildhafte Analogien, Rätsel, Metaphern oder Allegorien, die Jesus als Illustrationen zu Hilfe nimmt, um seine Position in verständlicher, einprägsamer Form zu vermitteln (vgl. Guelich 1989, 175). Oft lässt er die Gleichnisse für sich sprechen und erklärt sie nicht, sodass sie den Zuhörern Rätsel aufgeben. NGÜ: „er gebrauchte dazu eine Reihe von Vergleichen“, GNB: „erklärte ihnen die Sache durch Bilder“, NEÜ: „gab ihnen durch einige Vergleiche Antwort“, EÜ: „belehrte sie in Form von Gleichnissen“</ref>
+
<ref>''mithilfe [einiger] bildhafter Vergleiche'' Häufige Übersetzung: ''in Gleichnissen'' (wie Klammer), die klassische griechische Bedeutung ist aber „Vergleich“. Aristoteles bezeichnet den Vergleich als eine häufige rhetorische Beleg- oder Beweisform, eine übertragene Illustration, die eine klare argumentative Schlussfolgerung vermittelt (Collins 2007, 231). „Gleichnisse“ sind bei Markus bildhafte Analogien, Rätsel, Metaphern oder Allegorien, die Jesus als Illustrationen zu Hilfe nimmt, um seine Position in verständlicher, einprägsamer Form zu vermitteln (vgl. Guelich 1989, 175). Oft lässt er die Gleichnisse für sich sprechen und erklärt sie nicht, sodass sie den Zuhörern Rätsel aufgeben. NGÜ: „er gebrauchte dazu eine Reihe von Vergleichen“, GNB: „erklärte ihnen die Sache durch Bilder“, NEÜ: „gab ihnen durch einige Vergleiche Antwort“, EÜ: „belehrte sie in Form von Gleichnissen“</ref>
 
zu ihnen: „Wie kann Satan
 
zu ihnen: „Wie kann Satan
 
<ref name="satan">''Satan'' Graecisierte Version des hebräischen „Satan“. Das ist im AT kein Eigenname, sondern ein Titel, der je nach Kontext „Feind, Widersacher, Verleumder“ oder „Ankläger“ heißen kann (Gr. ὁ διἀβολος). In Ijob 1-2 und Sach 3,1-2 wird so ein „Ankläger“ am himmlischen Hof genannt (gewöhnlich mit dem Teufel identifiziert). Erst in den rabbinischen Schriften kommt ''Satan'' regelmäßig als Eigenname vor (Collins 2007, 231f.). Hier wird er mit Beelzebul gleichgesetzt, im NT ansonsten oft ὁ διἀβολος „der Teufel/Verleumder“.</ref>
 
<ref name="satan">''Satan'' Graecisierte Version des hebräischen „Satan“. Das ist im AT kein Eigenname, sondern ein Titel, der je nach Kontext „Feind, Widersacher, Verleumder“ oder „Ankläger“ heißen kann (Gr. ὁ διἀβολος). In Ijob 1-2 und Sach 3,1-2 wird so ein „Ankläger“ am himmlischen Hof genannt (gewöhnlich mit dem Teufel identifiziert). Erst in den rabbinischen Schriften kommt ''Satan'' regelmäßig als Eigenname vor (Collins 2007, 231f.). Hier wird er mit Beelzebul gleichgesetzt, im NT ansonsten oft ὁ διἀβολος „der Teufel/Verleumder“.</ref>
 
[den] Satan austreiben?
 
[den] Satan austreiben?
{{S|24}} Und wenn ein Königreich (Reich, Staat) sich mit sich selbst verfeindet
+
{{S|24}} Und wenn
 +
<ref name="wenn">''wenn'' / ''wenn [wirklich]'' - Jesus äußert im folgenden drei parallel aufgebaute Sätze: „Wenn X sich mit sich selbst verfeindet, dann kann jenes X nicht bestehen.“ Der dritte Satz aber unterscheidet sich ein wenig von den beiden vorherigen: Sätze 1 und 2 sind mit [ἐὰν + Konjunktiv] konstruiert (2 sog. „generelle Bedingungssätze“), Satz 3 dagegen mit [εἰ + Indikativ] (ein sog. „einfacher Bedingungssatz“) (vgl. dazu Hoffmann/Siebenthal §280c; Zerwick §303-5.320): Jesus macht zuerst zwei allgemeingültige Aussagen, die er dann auf die falsche Annahme der Schriftgelehrten überträgt. Grosvenor/Zerwick schlagen daher für Satz 3 gut vor: „Wenn [also] wirklich...“.</ref>
 +
ein Königreich (Reich, Staat) sich mit sich selbst verfeindet
 
<ref name="verfeindet">''sich mit sich selbst verfeindet'' W. etwa „gegen sich selbst geteilt/gespalten wird“ bzw. „mit sich selbst im Streit liegt“ (so NSS, NGÜ, NEÜ). Die Wendung lässt sich nur schwer direkt übersetzen. Der Schwerpunkt scheint jedoch auf dem Beginn der Spaltung, Feindschaft oder des Streits zu liegen.</ref>
 
<ref name="verfeindet">''sich mit sich selbst verfeindet'' W. etwa „gegen sich selbst geteilt/gespalten wird“ bzw. „mit sich selbst im Streit liegt“ (so NSS, NGÜ, NEÜ). Die Wendung lässt sich nur schwer direkt übersetzen. Der Schwerpunkt scheint jedoch auf dem Beginn der Spaltung, Feindschaft oder des Streits zu liegen.</ref>
, [dann] kann jenes Königreich (Reich, Staat) [wohl] nicht bestehen.
+
, [dann] kann jenes Königreich (Reich, Staat) nicht bestehen.
<ref name="prospektiv">Bei V. 24 und 25 handelt es sich um prospektive Konditionalsätze (ἐὰν+Konjunktiv; die Folgerung steht einmal im Präsens, einmal im Futur): der beschriebene Ausgang ist (gut) abzusehen (Siebenthal 2011, §280). Daher die Einfügung von ''[wohl]''.</ref>
+
{{S|25}} Und wenn
{{S|25}} Und wenn eine Familie (Haus) sich mit sich selbst verfeindet
+
<ref name="wenn" />  
 +
eine Familie (Haus) sich mit sich selbst verfeindet
 
<ref name="verfeindet" />
 
<ref name="verfeindet" />
, [dann] wird jene Familie (Haus) [wohl] nicht bestehen können.
+
, [dann] wird jene Familie (Haus) nicht bestehen können.
<ref name="prospektiv" />
+
{{S|26}} Und wenn [wirklich]
{{S|26}} Und wenn der Satan
+
<ref name="wenn" />  
 +
der Satan
 
<ref name="satan" />
 
<ref name="satan" />
 
gegen sich selbst rebelliert (auflehnt, erhebt) und sich mit sich selbst verfeindet
 
gegen sich selbst rebelliert (auflehnt, erhebt) und sich mit sich selbst verfeindet
Zeile 131: Zeile 187:
 
, [dann] kann er nicht bestehen bleiben, sondern es hat ein Ende [mit ihm]
 
, [dann] kann er nicht bestehen bleiben, sondern es hat ein Ende [mit ihm]
 
<ref>''es hat ein Ende [mit ihm]'' W. „er hat ein Ende“. LUT: „es ist aus mit ihm.“</ref>.
 
<ref>''es hat ein Ende [mit ihm]'' W. „er hat ein Ende“. LUT: „es ist aus mit ihm.“</ref>.
<ref>V. 26 ist ein indefiniter Konditionalsatz, der die Schlussfolgerung als logisch notwendig darstellt, aber keine direkte Aussage über die Wirklichkeit der Bedingung macht (Siebenthal 2011, §280).</ref>
 
 
{{S|27}} Doch niemand kann
 
{{S|27}} Doch niemand kann
 
<ref>''niemand kann'' W. „niemand kann nicht“. Die doppelte Verneinung verstärkt die Aussage.</ref>
 
<ref>''niemand kann'' W. „niemand kann nicht“. Die doppelte Verneinung verstärkt die Aussage.</ref>
Zeile 142: Zeile 197:
 
{{S|28}} Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch
 
{{S|28}} Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch
 
<ref>''Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch'' D.h. „Ich versichere euch“. ''Ja (Amen, Wahrlich)'' Das Wort ''Amen'' stammt aus dem Hebräischen und bildet im AT häufig den bekräftigenden Abschluss von Doxologien. Die griechische Übersetzung lautet meist „So sei/geschehe es!“ Aus dem zeitgenössischen Judentum wie aus dem frühen Christentum ist es dann als liturgische Bekräftigungsformel bekannt, wie es auch heute in Gebrauch ist. Jesus ist der einzige, der es benutzt, um die zu bekräftigende Aussage einzuleiten. Mit ähnlicher Autorität wie bei Gottes Worten im Alten Testament will auch er keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit seiner Aussage aufkommen lassen (France 2002, 174f.; Guelich 1989, 177f.). Hier in Mk 3,28 kommt es zum ersten Mal im Markusevangelium vor. Matthäus benutzt es gerne doppelt. Die Übersetzung ist schwierig. Luther machte daraus das bekannte „Wahrlich (ich sage euch)“, dem bis heute etliche Übersetzungen folgen. EÜ, ZÜR einfach „Amen“; kommunikative Übersetzungen übersetzen die Phrase für gewöhnlich sinngemäß, etwa „Ich versichere euch...“.</ref>
 
<ref>''Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch'' D.h. „Ich versichere euch“. ''Ja (Amen, Wahrlich)'' Das Wort ''Amen'' stammt aus dem Hebräischen und bildet im AT häufig den bekräftigenden Abschluss von Doxologien. Die griechische Übersetzung lautet meist „So sei/geschehe es!“ Aus dem zeitgenössischen Judentum wie aus dem frühen Christentum ist es dann als liturgische Bekräftigungsformel bekannt, wie es auch heute in Gebrauch ist. Jesus ist der einzige, der es benutzt, um die zu bekräftigende Aussage einzuleiten. Mit ähnlicher Autorität wie bei Gottes Worten im Alten Testament will auch er keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit seiner Aussage aufkommen lassen (France 2002, 174f.; Guelich 1989, 177f.). Hier in Mk 3,28 kommt es zum ersten Mal im Markusevangelium vor. Matthäus benutzt es gerne doppelt. Die Übersetzung ist schwierig. Luther machte daraus das bekannte „Wahrlich (ich sage euch)“, dem bis heute etliche Übersetzungen folgen. EÜ, ZÜR einfach „Amen“; kommunikative Übersetzungen übersetzen die Phrase für gewöhnlich sinngemäß, etwa „Ich versichere euch...“.</ref>
{dass}
+
{dass}
 
<ref name="hoti" />:
 
<ref name="hoti" />:
 
Den Kindern (Söhnen) der Menschen
 
Den Kindern (Söhnen) der Menschen
Zeile 148: Zeile 203:
 
kann (wird) alles vergeben werden
 
kann (wird) alles vergeben werden
 
<ref>''kann (wird) vergeben werden'' Das Futur ist wohl modal (NSS).</ref> –
 
<ref>''kann (wird) vergeben werden'' Das Futur ist wohl modal (NSS).</ref> –
alle Verfehlungen (Sünden) und Gotteslästerungen, welche (wie viele) sie auch lästern (begehen, aussprechen) mögen.
+
alle Sünden (Verfehlungen) und Gotteslästerungen, welche (wie viele) sie auch lästern (begehen, aussprechen) mögen.
 
{{S|29}} Doch wer immer gegen den Heiligen Geist lästert, [für] den gibt es in {der} Ewigkeit (im kommenden Zeitalter)
 
{{S|29}} Doch wer immer gegen den Heiligen Geist lästert, [für] den gibt es in {der} Ewigkeit (im kommenden Zeitalter)
 
<ref>''in Ewigkeit'' Das griechische Wort bezeichnet in diesem Kontext ein heilsgeschichtliches „Zeitalter“, hier das prophetisch angekündigte kommende Zeitalter, die Ewigkeit. Die Aussage „für den gibt es in Ewigkeit keine Vergebung“ heißt also „für den wird es niemals Vergebung geben“ (Guelich 1989, 179). Jesus spricht hier eine Warnung für Leute aus, die Gottes Wirken als Dämonenwerk verunglimpfen wollen.</ref>
 
<ref>''in Ewigkeit'' Das griechische Wort bezeichnet in diesem Kontext ein heilsgeschichtliches „Zeitalter“, hier das prophetisch angekündigte kommende Zeitalter, die Ewigkeit. Die Aussage „für den gibt es in Ewigkeit keine Vergebung“ heißt also „für den wird es niemals Vergebung geben“ (Guelich 1989, 179). Jesus spricht hier eine Warnung für Leute aus, die Gottes Wirken als Dämonenwerk verunglimpfen wollen.</ref>
Zeile 157: Zeile 212:
 
<ref>''kamen'' [[Historisches Präsens]], W. „kam“. </ref>
 
<ref>''kamen'' [[Historisches Präsens]], W. „kam“. </ref>
 
seine Mutter und seine Geschwister (Brüder)
 
seine Mutter und seine Geschwister (Brüder)
<ref name="mask">''Geschwister (Brüder)'' [[Generisches Maskulinum]]. Es ist allerdings durchaus annehmbar, dass hier nur Jesu Brüder beteiligt waren.</ref>.
+
<ref name="mask">''Geschwister (Brüder)'' [[Generisches Maskulinum]]. Es ist allerdings durchaus annehmbar, dass hier nur Jesu Brüder beteiligt waren.<br />
 +
Ab dem vierten Jahrhundert hat die Rede von Jesu „Brüdern/Geschwistern“ den Kirchenvätern einige Schwierigkeiten bereitet. Problemlos vereinbar ist sie mit dem Glauben an die jungfräuliche Empfängnis; ab dem späten vierten Jahrhundert kam aber in der Theologie zusätzlich der Topos der „immerwährenden Jungfernschaft“ Mariens auf: Maria sei nicht nur zur Zeit der Empfängnis Jesu und nicht nur bis zur Geburt Jesu, sondern Zeit ihres Lebens Jungfrau gewesen. In der katholischen Kirche ist dies noch heute ein Dogma mit dem Status „de fide“ (also dem höchstmöglichem; wer anders glaubt, macht sich der Häresie schuldig), vgl. ''ad loc.'' [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1R.HTM KKK 499f]. Auch die orthodoxe Kirche hat die Rede von Mariens immerwährender Jungfernschaft in ihre Liturgie aufgenommen, Luther und Calvin glaubten an diese Lehre und Zwingli hat sie sogar verfochten.<br />
 +
In der Folge gab es einige Versuche, die Rede von den Brüdern/Geschwistern Jesu umzudeuten. Cranfield 1959, S. 144 unterscheidet gut (1) die „Epiphanische Position“ (nach Epiphanius), die Brüder/Geschwister Jesu seien als leibliche Kinder aus einer früheren Ehe Josephs nur Jesu Halbbrüder, und (2) die „Hieronymianische Position“ (nach Hieronymus), es handle sich sich bei den Brüdern/Geschwistern Jesu nur um Jesu Cousins (ähnlich immer noch gut: [http://www.gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k65416909/f277.image.r=Alexandrie.langES Lagrange 1929, S. 79f]); andere auch: Semitismus für „Verwandte im Allgemeinen“ (z.B. KAR zu [[Matthäus 1#s25 |Mt 1,25]]). Beide Deutungen lässt der griechische Text auch zu ((2) zumindest, wenn man den Ausdruck als Semitismus liest) und werden daher immer noch von einigen Exegeten vertreten, aber da der Text keine direkten Hinweise darauf enthält, dass er so zu verstehen sei, ist die heutige Mehrheitsmeinung, dass es sich doch um Jesu leibliche Geschwister und Mariens leibliche Kinder handle. Selbst NVul übersetzt: „fratres“.</ref>.
 
{und} Sie blieben draußen stehen (standen) und
 
{und} Sie blieben draußen stehen (standen) und
 
<ref>''Sie blieben stehen und'' [[Ptz. conj.]], temporal oder modal, als mit „und“ beigeordneter Satz aufgelöst.</ref>
 
<ref>''Sie blieben stehen und'' [[Ptz. conj.]], temporal oder modal, als mit „und“ beigeordneter Satz aufgelöst.</ref>
schickten [jemanden] zu ihm, um (wobei sie) ihn zu rufen.
+
schickten [jemanden] zu ihm (ließen ihm ausrichten),
 +
<ref>''schickten [jemanden] zu ihm (ließen ihm ausrichten)'' - Zur Alternativübersetzung vgl. Louw/Nida 15.67 („send a message“). Das ist hier vorzuziehen, weil im Folgesatz ja nicht dieser nicht benannte „Jemand“, der auch gar nicht im Text steht, Jesus auf seine Verwandten hinweist, sondern „sie“ bzw. „man“ (s. übernächste FN).</ref>
 +
um (wobei sie) ihn zu rufen.
 
<ref>''um ihn zu rufen'' Wohl finales [[Ptz. conj.]], als finaler Nebensatz aufgelöst (vgl. NSS). Auch ein temporal-modales Verständnis ist möglich – in diesem Fall warten die Verwandten die Rückkehr ihres „Boten“ nicht ab, sondern rufen nach Jesus, noch während der Bote bei Jesus ist! Man sollte allerdings berücksichtigen, dass die Menge nach Mk 3,20 so dicht und aufdringlich war, dass Jesus und die Jünger nicht einmal zum Essen kamen. Kein Wunder, dass seine Familie nicht zu ihm durchkam.</ref>
 
<ref>''um ihn zu rufen'' Wohl finales [[Ptz. conj.]], als finaler Nebensatz aufgelöst (vgl. NSS). Auch ein temporal-modales Verständnis ist möglich – in diesem Fall warten die Verwandten die Rückkehr ihres „Boten“ nicht ab, sondern rufen nach Jesus, noch während der Bote bei Jesus ist! Man sollte allerdings berücksichtigen, dass die Menge nach Mk 3,20 so dicht und aufdringlich war, dass Jesus und die Jünger nicht einmal zum Essen kamen. Kein Wunder, dass seine Familie nicht zu ihm durchkam.</ref>
 
{{S|32}} {und} Eine Menschenmenge saß um ihn herum, und sie sagten (man sagte)
 
{{S|32}} {und} Eine Menschenmenge saß um ihn herum, und sie sagten (man sagte)
 
<ref>''sagten'' [[Historisches Präsens]]. Die Alternativübersetzung in der Klammer versteht das Prädikat unpersönlich (vgl. EÜ, NGÜ).</ref>
 
<ref>''sagten'' [[Historisches Präsens]]. Die Alternativübersetzung in der Klammer versteht das Prädikat unpersönlich (vgl. EÜ, NGÜ).</ref>
zu ihm: „Schau (Hörst du?, „Hey“), deine Mutter und deine Geschwister (Brüder)
+
zu ihm: „Da draußen
<ref>''deine Mutter und deine Geschwister (Brüder)'' Textkritik: In ein paar Handschriften folgt „und deine Schwestern“ (A D Γ 700 1010 it vg<sup>mss</sup> sy<sup>hmg</sup>), deren Fehlen ist jedoch deutlich besser bezeugt. Es ist nicht unplausibel, dass diese Variante ursprünglich ist: Sie hätte versehentlich (''und deine Brüder'' (bzw. „Geschwister“) unterscheidet sich auf Griechisch nur in einem Buchstaben von „und deine Schwestern“) oder in Angleichung an die Parallelstellen bei Matthäus und Lukas ausgelassen werden können, oder um die Stelle mit V. 31, 33 und 34 zu vereinheitlichen. Dass die Erweiterung nur hier erscheint, macht sie zur schwierigeren Lesart. Andererseits ist auch eine Ergänzung denkbar, beispielsweise um die Erwähnung einer Schwester im übertragenen Sinn in V. 35 vorzubereiten (aber warum nicht in 34 oder schon früher?), oder sogar als versehentliche Doppeltschreibung. Aufgrund der recht guten internen Argumente für die längere Variante setzt NA28 sie in Klammern. Am Ende spricht die Bezeugung jedoch eher für den kürzeren Text (so SBLGNT; Metzger 1994, 70; Willker 2013, 141; France 2002, 177).<br />
+
<ref>''Da draußen'' - W. „Siehe, deine Mutter und deine Geschwister draußen suchen dich“. „°Siehe°“ hat hier die Funktion, Jesus auf etwas räumlich Nahes aufmerksam zu machen ([http://www.dare.ubvu.vu.nl/bitstream/handle/1871/15504/4727.pdf?sequence=4 Bailey 2009, S. 329]); sinnvoller daher statt wörtliche Üs.: „Da draußen“.</ref>  
''Geschwister (Brüder)'' [[Generisches Maskulinum]]. </ref>
+
fragen deine Mutter und deine Geschwister (Brüder) nach (suchen nach, wollen etwas von) dir!“
wollen draußen etwas von (fragen/suchen nach) dir!“
 
 
{{S|33}} Und er antwortete ihnen {und sagte}
 
{{S|33}} Und er antwortete ihnen {und sagte}
 
<ref>''antwortete ihnen {und sagte}'' Zu ''antwortete'': [[Ptz. conj.]] (modal-temporal), mit „und“ beigeordnet. ''{und sagte}'' [[Historisches Präsens]]. Im Deutschen ist das doppelte Prädikat unnötig.</ref>:
 
<ref>''antwortete ihnen {und sagte}'' Zu ''antwortete'': [[Ptz. conj.]] (modal-temporal), mit „und“ beigeordnet. ''{und sagte}'' [[Historisches Präsens]]. Im Deutschen ist das doppelte Prädikat unnötig.</ref>:
Zeile 181: Zeile 239:
 
<ref>''[alle], die ... saßen'' [[Substantiviertes Partizip]], als Relativsatz aufgelöst.</ref> sagte
 
<ref>''[alle], die ... saßen'' [[Substantiviertes Partizip]], als Relativsatz aufgelöst.</ref> sagte
 
<ref name="sagte" />
 
<ref name="sagte" />
er: ''Das hier'' [sind] (Schaut) meine Mutter und meine Geschwister!
+
er: „Siehe, (Das hier sind, Ihr hier seid)
 +
<ref>''Siehe, (Diese hier sind, Ihr hier seid)'' - W. °Siehe°, aber auch hier fungiert es „deiktisch“ - als würde Jesus mit dem Zeigefinger eben nicht auf seine Familie, sondern auf die im Kreis um ihn Sitzenden zeigen. Im Deutschen entspricht dem eher ein „Diese hier sind“ (so z.B. BB, B/H, EÜ, GN, HER, H-R, HfA, KAR, MEN, NeÜ, NGÜ, NL, R-S, Stier, WIL, Zink, ZÜR). Und weil diese „Diese hier“ natürlich die um ihn Sitzenden sind, eigentlich sogar eher „Ihr hier seid“ - aber so niemand.</ref>
 +
meine Mutter und meine Geschwister!
 
{{S|35}} Denn wer immer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und [meine] Schwester und [meine] Mutter.“  
 
{{S|35}} Denn wer immer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und [meine] Schwester und [meine] Mutter.“  
  
{{Bemerkungen}}
+
{{Anliegen}}
 +
'''1-6'''
 +
Markus zeigt hier erneut Jesu Vollmacht im Hinblick auf die Bedeutung von Geboten auf, exemplarisch an der Frage des Sabbatgebots. Zugleich erlangt der bereits in Mk 2 thematisierte Konflikt zwischen Jesus und den Schriftgelehrten mit ihrem Plan Jesus umzubringen einen Höhepunkt.
 +
 
 +
'''7-12'''
 +
Mit der Aufzählung der verschiedenen Regionen beschreibt Markus den umfassenden Charakter des Wunderwirkens Jesu. Das Bild von Jesus umringt von Kranken und Dämonen unterstreicht dabei das Elend der Menschen und seine Rolle als Sohn Gottes.
 +
 
 +
'''13-19'''
 +
Markus macht an dieser Stelle deutlich, dass Jesus seine Nachfolger dazu aufruft, sein Werk fortzuführen. Gleichzeitig wird deutlich, dass es einige gibt, die sich von den Massen im vorhergehenden und nachfolgenden Abschnitt abheben.
  
 +
'''20-35'''
 +
Durch diese Szene macht Markus deutlich, dass die Gemeinschaft, die mit Jesus entsteht,  einen eigenen und neuen Charakter hat, der sich von der Gemeinschaft der Familie unterscheidet. Deutlich wird dadurch auch, dass es selbst unter den eigenen Landsleuten und der eigene Familie Menschen gibt, die das nicht verstehen oder nachvollziehen können.
 
{{Kapitelseite Fuß}}
 
{{Kapitelseite Fuß}}

Aktuelle Version vom 14. Juni 2018, 09:51 Uhr

Syntax OK

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Markus 3)

(Jesus heilt am Sabbat)
1 Als Jesus wieder einmal in die Synagoge ging und dort auf einen Mann mit einer verkrüppelten Hand stieß, 2 wurde scharf beobachtet, was er tun würde. Denn wenn er ihn heilen würde, obwohl Sabbat war, könnte man ihn vor Gericht bringen. 3 Da sagte Jesus zu dem Mann mit der verkrüppelten Hand: „Komm in die Mitte!“ 4 Die Anderen aber fragte er: „Soll man an einem Sabbat Gutes oder Schlechtes tun? Soll man Leben retten - oder töten?“ Doch er bekam keine Antwort. 5 Zornig blickte Jesus in die Runde, und tief betrübt über ihre Hartherzigkeit bat er den Mann: „Streck deine Hand aus!“ Dieser streckte seine Hand aus - und sie war geheilt. 6 Da verließen die Pharisäer unverzüglich die Synagoge und berieten sich mit den Anhängern des Herodes, wie sie ihn umbringen könnten.

(Jesus heilt am See Gennesaret)
7 Daraufhin wollte sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurückziehen. Doch eine große Menschenmenge aus Galiläa folgte ihm. Selbst aus Judäa, 8 Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet östlich des Jordans, aus Tyrus und Sidon strömten die Menschen scharenweise zu ihm, weil sie von seinen Taten gehört hatten. 9 Um nicht von der Menschenmenge erdrückt zu werden, bat er seine Jünger, dafür zu sorgen, dass ihm ein kleines Boot bereitstehen würde. 10 Denn weil er schon so viele geheilt hatte, drängten nun alle, die ein Leiden hatten, an ihn heran, um ihn zu berühren. 11 Und wann immer ihn ein unreiner Geist erblickte, fiel er vor ihm nieder und schrie: „Du bist der Sohn Gottes!“ 12 Aber Jesus verbot ihnen strengstens, bekannt zu machen, wer er war.

(Die Berufung des Zwölferkreises)
13 Später stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er bei sich haben wollte. Und sie kamen zu ihm. 14 Von diesen berief er wiederum Zwölf: Sie sollten ihm folgen, sie wollte er zum Verkündigen aussenden 15 und ihnen wollte er die Macht geben, Dämonen auszutreiben. 16 Er berief also die Zwölf. Diese waren: Simon - ihm gab er den Namen „Petrus“ -, 17 Jakobus (der Sohn des Zebedäus), sein Bruder Johannes - diesen beiden gab er den Namen „Boanerges“ (das heißt: „Donnersöhne“) -, 18 Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus (der Sohn des Alphäus), Thaddäus, Simon, der Eiferer 19 und Judas Iskariot, der ihn später verraten sollte.


(Jesus, seine Verwandten und die Schriftgelehrten)
20 Dann zog Jesus sich in ein Haus zurück. Aber auch dort versammelte sich eine große Menschenmenge, so dass Jesus und die Jünger nicht einmal Zeit fanden, auch nur einen Bissen Brot zu sich zu nehmen. 21 Als seine Angehörigen davon erfuhren, machten sie sich auf den Weg, um ihn zurückzubringen. Sie sagten nämlich, er habe den Verstand verloren.

22 Die Jerusalemer Schriftgelehrten dagegen verbreiteten, dass er vom Dämon Beelzebul besessen sei und nur deswegen Dämonen austreiben könne, weil er mit dem Höllenfürsten selbst im Bunde stehe. 23 Jesus rief sie zu sich und hielt ihnen folgenden Vergleich entgegen: „Wie soll denn der Satan sich selbst austreiben? 24 Wenn ein Königreich mit sich selbst entzweit ist, kann es nicht bestehen. 25 Und wenn eine Familie mit sich selbst entzweit ist, kann auch sie nicht bestehen. 26 Würde also wirklich der Satan sich gegen sich selbst erheben und mit sich selbst entzweit sein - wie sollte dann er bestehen? Dann wäre es ja aus mit ihm. a 27 Es ist doch umgekehrt: Unmöglich kann jemand bei einem starken Mann einbrechen und ihn ausrauben, wenn er nicht zuerst diesen starken Mann fesselt. Erst dann kann er ihn ausplündern. 28 Jede Verfehlung und jede Gotteslästerung kann vergeben werden - wie schlimm sie auch sei und wer sie auch begeht. 29 Aber wenn jemand gegen den Heiligen Geist lästert, wird ihm niemals vergeben werden. Auf ewig wird er diese Schuld zu tragen haben, das sage ich euch.“ 30 - Das sagte er, weil sie behaupteten, er sei von einem unheiligen Geist besessen.

31 Inzwischen waren seine Mutter und seine Geschwister angekommen. Weil die Menschen so dicht gedrängt um Jesus saßen, blieben sie vor dem Haus stehen und ließen ihm ausrichten, dass sie draußen seien. 32 Also gab man ihm die Nachricht weiter: „Da draußen sind deine Mutter und deine Geschwister und wollen dich sprechen!“ 33 Aber Jesus fragte zurück: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?“ 34 Dann blickte er in die Runde und sprach: „Das hier sind meine Mutter und meine Geschwister! - 35 Jeder, der tut, was Gott gefällt, ist mir Bruder, Schwester und Mutter.“ b

Anmerkungen

aEigentlich ist das kein sinnvolles Gegenargument gegen die Schriftgelehrten. Im Alten Israel war der Glaube verbreitet, dass man in der Tat Dämonen mithilfe anderer Dämonen austreiben könne. Noch dazu werden im Alten Testament Satan und Dämonen überhaupt nicht miteinander in Verbindung gebracht. Wenn Jesus also sagt, (1) man könne gar nicht Dämonen mit anderen Dämonen austreiben, (2) weil dann ja der Satan mit sich selbst im Streit liege, liegt dem gleich doppelt ein anderes Verständnis als das verbreitete zugrunde: In der Tat sind alle Dämonen als „Teufelsbrut“ zu betrachten, und gerade deshalb macht die Annahme keinen Sinn, dass man einen Dämon mithilfe eines anderen Dämons austreiben könne. Es ist schwer vorstellbar, dass gerade die Theologen - und besonders die Theologen aus der „theologischen Hauptstadt“ Jerusalem! - diese Argumentation akzeptiert haben sollten. (Zurück zu Lesefassung v.26)
bUm die Radikalität dieses Ausspruchs verstehen zu können, muss man um die Rolle der Familie im Alten Israel wissen. Nur der Rahmen einer (möglichst großen) Familie konnte die Sicherheit der Familienmitglieder sicherstellen. Die Familie ist außerdem „Produktionsgemeinschaft“ und „Wirtschaftseinheit“ und so auch Garant für die soziale Sicherheit ihrer Mitglieder. Es ist daher so selbstverständlich, in (Groß-)Familien zusammenzuleben, dass man im Hebräischen für Familie einfach sagt: „Haus“; „eine Familie gründen“ heißt: „ein Haus bauen“. Innerhalb einer Familie konnte man voneinander Solidarität erwarten und forderte diese auch. Jesus widerspricht hier also so sehr den gesellschaftlichen Normen, dass es kein Wunder ist, wenn über ihn verbreitet wird, er habe „den Verstand verloren“ (V. 21). (Zurück zu Lesefassung v.35)

Studienfassung (Markus 3)

1 Und er ging wieder einmal in die Synagoge. Und dort war ein Mann, der eine verkrüppelte (gelähmte) c Hand hatte. d 2 Und sie achteten (man achtete, sie lauerten) genau e darauf, ob er ihn [am] Sabbat f heilen würde, um gegen ihn Anklage erheben (um ihn anzuklagen) [zu können]. 3 Und er sagte g zu dem Mann mit der verkümmerten (gelähmten, verdorrten) Hand h: „Komm (Steh auf) i in die Mitte!“ 4 Und er fragte (sagte) j sie (zu ihnen): „Ist es richtig (erlaubt), [am] Sabbat k Gutes zu tun oder Schlechtes zu tun? Leben zu retten oder zu töten?“ Aber sie schwiegen (sagten nichts). 5 Da (Und) blickte (schaute) er sie voll Zorn (zornig) l alle der Reihe nach (ringsum) an. m Tief betrübt (voller Mitleid) über die Verstockung (Sturheit, Härte) n ihrer Herzen o , sagte g er zu dem Mann: „Strecke die Hand aus!“ Und (Da) er streckte [sie] aus und seine Hand wurde wieder gesund (wiederhergestellt). 6 Und (Doch) sobald die Phärisäer hinausgegangen waren, p fassten sie unverzüglich ihn betreffende (gegen/über ihn) Pläne (den Beschluss, berieten) q mit den Herodianern (Anhängern von Herodes), wie sie ihn beseitigen (zerstören, töten, aus dem Weg räumen, loswerden) [könnten].


7 Und (Daraufhin) Jesus zog sich mit seinen Jüngern zum Meer (See) r zurück, und eine große Menge aus Galiläa folgte [ihnen], auch (und) aus Judäa, s 8 {und aus} Jerusalem, {und aus} Idumäa und [dem Land] jenseits des Jordans, sowie der [Gegend] um Tyrus und Sidon kam t eine große Menge zu ihm, die (weil/als sie) hörten, u was ([alles], das; wie viel) er tat. 9 Und er sprach zu seinen Jüngern, damit ihm wegen der Menschenmenge ein kleines Boot bereitstehen würde, damit sie ihn nicht erdrückten, 10 denn er heilte (hatte geheilt) v so viele, dass sich diejenigen ([alle], solche), die Leiden (Qualen) hatten, w sich um ihn drängten (sich auf ihn stürzten), um ihn zu berühren. 11 Und die unreinen Geister fielen vor ihm nieder, sobald sie ihn sahen, und schrien {und sagten} x {dass} y: „Du bist der Sohn Gottes!“ 12 Und er drohte (befahl, wies an) ihnen nachdrücklich (streng), damit sie ihn nicht bekannt machten. z


13 Dann (Und) stieg er auf den Berg und rief aa diejenigen zu sich, die er selbst sich ausgesucht hatte ab; und sie kamen zu ihm ac. 14 Und er bestimmte (berief, setzte ein) ad zwölf, damit sie mit ihm seien und damit er sie zum Predigen (Verkündigen) aussenden [könnte] 15 und [damit sie] Macht (Vollmacht, Autorität, Ermächtigung) zum Austreiben [von] Dämonen hätten. 16 Und er bestimmte (berief, setzte ein) ae die Zwölf, und er gab Simon [den] Namen „Petrus“; 17 und Jakobus, den [Sohn] von Zebedäus, und Jakobus’ Bruder Johannes, und er gab ihnen [die] Namen „Boanerges“ af , das heißt ag „Söhne des Donners“; 18 weiter (und) Andreas, {und} Philippus, {und} Bartholomäus, {und} Matthäus, {und} Thomas, {und} Jakobus, den [Sohn] von Alphäus, sowie (und) Thaddäus, {und} Simon den Eiferer (Zeloten) ah 19 und Judas Iskariot ai , der ihn dann (auch) auslieferte (verriet) aj.


20 Später (Und) ging [Jesus] nach Hause (in ein Haus). ak Und wieder versammelte al sich die Menschenmenge, sodass sie nicht einmal dazu kamen, [etwas] Brot zu essen am. 21 Und als seine Angehörigen (Anhänger) an [davon] erfuhren ([das] hörten), machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen (zurückzuhalten, festzuhalten) ao . Sie meinten (sagten) nämlich {dass} y: „Er hat den Verstand verloren!“ (meinten nämlich, er habe den Verstand verloren.) 22 Und (Dann) die Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren, ap verbreiteten (meinten, sagten) aq {dass}: „Er ist von Beelzebul besessen!“ ar und {dass} y: „Er treibt die Dämonen mit (mithilfe) dem Fürsten (Herrscher, Obersten) der Dämonen aus!“ 23 Und er rief sie zu sich und as argumentierte (redete, sagte) mithilfe (in Form von) [einiger] bildhafter Vergleiche (in Gleichnissen) at zu ihnen: „Wie kann Satan au [den] Satan austreiben? 24 Und wenn av ein Königreich (Reich, Staat) sich mit sich selbst verfeindet aw , [dann] kann jenes Königreich (Reich, Staat) nicht bestehen. 25 Und wenn av eine Familie (Haus) sich mit sich selbst verfeindet aw , [dann] wird jene Familie (Haus) nicht bestehen können. 26 Und wenn [wirklich] av der Satan au gegen sich selbst rebelliert (auflehnt, erhebt) und sich mit sich selbst verfeindet aw , [dann] kann er nicht bestehen bleiben, sondern es hat ein Ende [mit ihm] ax. 27 Doch niemand kann ay in das Haus des Starken eindringen (einbrechen, hineingehen) und az seine Einrichtung (Besitztümer, Hausrat) plündern, wenn er den Starken nicht zuerst fesselt, ba dann erst kann er sein Haus ausplündern bb. 28 Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch bc {dass} y: Den Kindern (Söhnen) der Menschen bd kann (wird) alles vergeben werden be – alle Sünden (Verfehlungen) und Gotteslästerungen, welche (wie viele) sie auch lästern (begehen, aussprechen) mögen. 29 Doch wer immer gegen den Heiligen Geist lästert, [für] den gibt es in {der} Ewigkeit (im kommenden Zeitalter) bf keine Vergebung, sondern er ist ewiger Sünde schuldig!“ 30 [Das fügte Jesus hinzu,] weil sie sagten: „Er ist [von] einem unreinen Geist besessen!“ bg 31 Dann (Und) kamen bh seine Mutter und seine Geschwister (Brüder) bi. {und} Sie blieben draußen stehen (standen) und bj schickten [jemanden] zu ihm (ließen ihm ausrichten), bk um (wobei sie) ihn zu rufen. bl 32 {und} Eine Menschenmenge saß um ihn herum, und sie sagten (man sagte) bm zu ihm: „Da draußen bn fragen deine Mutter und deine Geschwister (Brüder) nach (suchen nach, wollen etwas von) dir!“ 33 Und er antwortete ihnen {und sagte} bo: „Wer sind bp meine Mutter und meine Geschwister (Brüder) bi?“ 34 Und während (indem, nachdem) er der Reihe nach [alle] anschaute, bq die [im] Kreis (rings) br um ihn saßen, bs sagte g er: „Siehe, (Das hier sind, Ihr hier seid) bt meine Mutter und meine Geschwister! 35 Denn wer immer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und [meine] Schwester und [meine] Mutter.“

Anliegen des Textes

1-6 Markus zeigt hier erneut Jesu Vollmacht im Hinblick auf die Bedeutung von Geboten auf, exemplarisch an der Frage des Sabbatgebots. Zugleich erlangt der bereits in Mk 2 thematisierte Konflikt zwischen Jesus und den Schriftgelehrten mit ihrem Plan Jesus umzubringen einen Höhepunkt.

7-12 Mit der Aufzählung der verschiedenen Regionen beschreibt Markus den umfassenden Charakter des Wunderwirkens Jesu. Das Bild von Jesus umringt von Kranken und Dämonen unterstreicht dabei das Elend der Menschen und seine Rolle als Sohn Gottes.

13-19 Markus macht an dieser Stelle deutlich, dass Jesus seine Nachfolger dazu aufruft, sein Werk fortzuführen. Gleichzeitig wird deutlich, dass es einige gibt, die sich von den Massen im vorhergehenden und nachfolgenden Abschnitt abheben.

20-35 Durch diese Szene macht Markus deutlich, dass die Gemeinschaft, die mit Jesus entsteht, einen eigenen und neuen Charakter hat, der sich von der Gemeinschaft der Familie unterscheidet. Deutlich wird dadurch auch, dass es selbst unter den eigenen Landsleuten und der eigene Familie Menschen gibt, die das nicht verstehen oder nachvollziehen können.

cverkrüppelt W. „verdorrt“ (LUT, ELB, ), „vertrocknet“, was den damaligen medizinischen Vorstellungen entsprach (Collins 2007, 206). GNB: „abgestorben“, ZÜR: „verkümmert“, MEN: „gelähmt“. Unsere Übersetzung wie NGÜ. (Zurück zu v.1)
dder ... hatte Attributives Partizip Präsens. Als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.1)
esie achteten (man achtete, sie lauerten) genau Das Subjekt „sie“ bezeichnet sicherlich die Pharisäer aus 2,24 und 3,6. Mk lässt die Referenz aber bewusst offen und verwendet stattdessen einen impersonalen Plural - vielleicht auch als Passiversatz, also „wurde belauert“ –, um so den Eindruck einer allgemeinen feindlichen Atmosphäre zu erzeugen. (Zurück zu v.2)
f[am] Sabbat Temporaler Dativ. (Zurück zu v.2)
gsagte Historisches Präsens. (Zurück zu v.3 / zu v.5 / zu v.34)
hmit der verkümmerten Hand Attr. Ptz. (vgl. V. 1), aus stilistischen Gründen nicht als Relativsatz, sondern als Präpositionalphrase übersetzt. verkümmert S. die Fn zu „verkrüppelt“ in V. 1. Hier benutzt Markus ein Adjektiv aus derselben Wurzel wie das Ptz. in V. 1, das sich in der Bedeutung nicht wesentlich unterscheidet. (Zurück zu v.3)
iKomm (Steh auf) W. „Steh auf“, aber ἐγείρω wird im Griechischen öfter auch – ähnlich wie hebr. קוּם – vergleichbar unserem deutschen „Auf!“, „Los!“ etc. verwendet („entsemantisierter Vorbereitungsimperativ“). Das ist vermutlich auch hier die Bedeutung (vgl. BDAG zu ἐγείρω). „Komm!“ ist die im Kontext stimmigste Übersetzung und wird so auch von BDAG emfpohlen. In der Übersetzung wird daraus: „Komm in die Mitte!“ (Zurück zu v.3)
jfragte Historisches Präsens. (Zurück zu v.4)
k[am] Sabbat Temporaler Dativ. (Zurück zu v.4)
lvoll Zorn (zornig) Die Präposition μετά + [Gefühl] dient zur Angabe von Gemütszuständen (BDAG Bed. III.1). (Zurück zu v.5)
mblickte … alle der Reihe nach (ringsum) an übersetzt das Prädikat. Ptz. conj. (Aor.), hier temporal gleichzeitig zu verstehen. V. 3 Komm (Steh auf) in die Mitte! legt nahe, dass Jesus den Mann mit der verkrüppelten Hand in die Mitte der Versammlung gestellt hatte. In Synagogen saß man auf Steinbänken an den Wänden oder auf Matten auf dem Fußboden (Guelich 1989, 134). Jetzt schaut er mit einem deutlich spürbaren Blick in die Runde. (Zurück zu v.5)
ntief betrübt (voller Mitleid) Ptz. conj. Präsens (modal); in der Klammer als Präpositionalphrase aufgelöst. Andere Möglichkeiten: „Er war [tief] betrübt“, „weil er [tief] betrübt war, ...“ Die meisten verstehen die Beschreibung als Ausdruck der Trauer, nicht des Mitleids, obwohl jenes ebenso möglich wäre (vgl. NSS; France 2002, 151). (Zurück zu v.5)
oihrer Herzen W. „ihres Herzens“ (Zurück zu v.5)
psobald … hinausgegangen waren Ptz. conj., temporal (vorzeitig) als Nebensatz aufgelöst. Ebenfalls möglich: „Doch die Pharisäer gingen hinaus und...“ (gleichzeitig) (Zurück zu v.6)
qfassten Pläne Gr. συμβούλιον ἐδίδουν Sonst unbekannte Formulierung, wörtlich: „Rat geben“. Übersetzungen: „einen Beschluss fassen“ (NSS, ZÜR, ), „Rat halten“ (z.B. Elb, Lut), „beschließen“ (GNB), „beraten“ (Menge), NGÜ wie OfBi. Das Verb steht im Imperfekt. Daraus wird ersichtlich, dass sie über einen gewissen Zeitraum berieten oder Pläne schmiedeten. (Zurück zu v.6)
rMeer Gemeint ist wie schon in Mk 2,13 der See Gennesaret, das „Meer von Galiläa“. Auch die gesonderte Erwähnung der Menschenmenge aus Galiläa weist darauf hin. (Zurück zu v.7)
sauch (und) aus Judäa Markus beschreibt hier zwei getrennte Gruppen, eine in V. 7 und eine in V. 8. Die erste enthält mindestens Menschen aus Galiläa. Bei der Versabgrenzung verstand man offenbar auch Leute aus dem anderen großen jüdischen Gebiet, Judäa, als Teil dieser Menge, doch schloss Jerusalem (V. 8) etwas willkürlich aus. Sinnvoller erscheint eine Aufteilung nach geographischer Nähe: In Galiläa befindet sich Jesus gerade. Judäa, Jerusalem und Idumäa liegen südlich davon, das „Gebiet jenseits des Jordans“ östlich und Tyrus und Sidon nördlich. Die Aufzählung bedeutet schlicht: „Von nah und von überall her aus der Ferne (und auch aus Jerusalem)“. So verstehen es die herangezogenen Übersetzungen, nur ELB geht von nur einer Menge aus und muss dann in V. 8 noch einmal „eine große Menge“ ohne echte Funktion erwähnen. Ähnlich ging es bei Johannes zu, dessen Wirken sich auf Judäa beschränkte und der hauptsächlich die Menschen dieser Provinz erreichte (Mk 1,5), wobei auch Galiläer wie Jesus von ihm hörten und ihn aufsuchten (1,9). (Zurück zu v.7)
tkam W. „kamen“ (Constructio ad sensum). Genauso das folgende Partizip „die hörten“. (Zurück zu v.8)
udie hörten Ptz. conj. Präsens, kausal oder temporal, hier als Relativsatz aufgelöst, der beide Aspekte vermitteln kann. (Zurück zu v.8)
vheilte bzw. hatte geheilt Das Aorist könnte hier gut die Vorvergangenheit bezeichnen (Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937, S. 193; van Iersel 1998, S. 162; vgl. Zerwick §290). Gut GN, KAM: „Weil er schon so viele geheilt hatte, stürzten...“. „Weil“ auch ALB, B/N, HER, MEN, NGÜ; ähnlich BB. (Zurück zu v.10)
wLeiden (Qualen) W. „Geißel“, übertragen „Plage“. Per Bedeutungserweiterung auch „Leiden“ oder „Gebrechen“ (vgl. LN 23.182). hatten Markus benutzt das Imperfekt, um die anhaltende Situation zu beschreiben. Das setzt sich bis V. 12 fort. (Zurück zu v.10)
x{und sagten} Pleonastisches Partizip. (Zurück zu v.11)
y{dass} ὅτι recitativum. (Zurück zu v.11 / zu v.21 / zu v.22 / zu v.28)
zdrohte (befahl, wies an) ihnen nachdrücklich W. etwa „wies sie viel zurecht“. Das Adverb πολλὰ „viel“ benutzt Markus hier intensivierend (ganz ähnlich wie „sehr“), daher die Übersetzung nachdrücklich. Wie in Mk 1,25 (s. Fn dort) kontrolliert Jesus hier Dämonen, denen er bindende Befehle erteilt. So heißt das Wort in diesem Kontext eher (indirekte Rede einleitend) befehlen. Guelich benutzt stattdessen die Übersetzung „seiner Kontrolle unterwerfen“ (engl. „subdue“), was im Kontext ebenfalls gut möglich ist (ders. 1989, 148f.). Die Übersetzung müsste man dann im Hinblick auf πολλὰ (dann iterativ) und den Nebensatz leicht anpassen: „Und er unterwarf sie immer wieder seiner Kontrolle, damit sie nicht öffentlich machten, [wer er war].“
drohte ..., damit sie ihn nicht bekannt machten – Das Griechische drückt den indirekt geäußerten negativen Befehl durch einen finalen Nebensatz aus, das Deutsche mit einem Infinitivsatz. Stilistisch schöner mit „verbieten“: verbot … zu machen. (Zurück zu v.12)
aastieg und rief Historisches Präsens. (Zurück zu v.13)
abdie er selbst sich ausgesucht hatte W. „die er selbst wollte“. NSS schlägt sinngemäß „die er bei sich haben wollte“ vor (so NGÜ, ähnlich MEN, ZÜR). : „die er erwählt hatte“, GNB: „die er für eine besondere Aufgabe vorgesehen hatte“. (Zurück zu v.13)
ackamen zu ihm W. „gingen/kamen weg zu ihm“ oder „verließen (hin) zu ihm“. Man hat sich das vielleicht bildlich so vorzustellen, dass sie sich auf seinen Ruf hin aus der Menge lösten und ihm kamen. Doch der Gebrauch des Worts in einer anderen Berufungssituation (Mk 1,20) zeigt, dass Markus mit dem Wort für seine Leser wieder auch eine Trennung vom alten Leben (oder von der Jesus nur aus Sensationslust folgenden Masse) ausdrücken möchte (vgl. Guelich 1989, 157). (Zurück zu v.13)
adbestimmte W. „machte“, ein Semitismus (Guelich 1989, 157). (Zurück zu v.14)
ae (Zurück zu v.16)
af„Boanerges“ kommt in der Bibel nur hier vor und ist offenbar die griechische Schreibung eines aramäischen oder hebräischen Titels. „Boane-“ steht dabei für „Söhne“, auch wenn diese Form des hebräischen/aramäischen בני sonst nicht bekannt ist und auch nicht der richtigen Aussprache entspricht. Es gibt verschiedene Vermutungen, welche anderen Begriffe dahinterstehen könnten, aber insgesamt liegt die Herkunft des Titels im Dunkeln (Collins 2007, 219-21). (Zurück zu v.17)
agheißt W. „ist“ (Zurück zu v.17)
ahSimon den Eiferer (Zeloten) Während Lk 6,15 den Jünger als Zeloten ausweist (Σίμωνα τὸν καλούμενον ζηλωτὴν), nennen Mk 3,18 und Mt 10,4 ihn Σίμων ὁ Καναναῖος „Simon der Kananäus“. Das ist Aramäisch für „Eiferer“, was Lukas korrekt ins Griechische übertragen hat. Simon wird aber nicht zur politischen Bewegung der Zeloten gehört haben, die erst im Winter 67-68 entstand. Die wurden die Zeloten erst zur Zeit des jüdischen Kriegs (um 70 n. Chr.) zu einer Bewegung unter diesem Namen. Simon erhielt den Titel vielleicht, weil er besonders eifrig und fromm in der Wahrung des Gesetzes war (Collins 2007, 222f.; France 2002, 162f.). Andererseits hätten Markus' Leser den Beinamen vielleicht schon so (und nicht anders) verstanden (ders., 163). (Zurück zu v.18)
aiIskariot Dieser Beiname ist wohl die griechische Schreibweise für Hebr. איש קריות „Mann aus Keriot“, einem Dorf nahe Hebron in Juda. In Joh 6,71; 13,26 trägt schon sein Vater diesen Beinamen. Judas trug den Beinamen als Unterscheidungsmerkmal, weil der Name „Juda“ zu Jesu Zeit zusammen mit „Simeon“ (Simon) und „Jeshua“ (Jesus) einer der häufigsten jüdischen Namen überhaupt war. Nach anderen, jedoch problematischen Vorschlägen ist Iskariot entweder ein Beiname, den Judas erst nach seinem Verrat von den frühen Christen erhielt. Er leitet sich dann von Aramäisch סכר, sakar „Lügner, Falscher“ ab. Oder er stammt aus Judas' angenommener Vergangenheit als jüdischer Freiheitskämpfer und leitet sich von Lat. sicarius „Meuchelmörder“ ab (ähnlich wie bei einem anderen Jünger, Simon dem Zeloten). Doch wenn schon Judas' Vater den Beinamen trug, ist die erste Theorie die wahrscheinlichste. Judas wäre dann der einzige Jünger, der nicht aus Galiläa stammt (Collins 2007, 223; Guelich 1989, 163). (Zurück zu v.19)
ajauslieferte (verriet) Das Wort heißt „übergeben“ oder „ausliefern“ (hier zum ersten Mal für Jesus). In Mk 1,14 bezeichnet es (vielleicht absichtlich) die Verhaftung von Johannes dem Täufer. Die Evangelien benutzen das Wort in verschiedenen Fällen für Jesu Verrat, Festnahme und Übergabe an die Autoritäten sowie zur Kreuzigung. Die Konnotation des Verrats ist dabei in vielen Fällen enthalten (z.B. Joh 13,2). Dasselbe Verb benutzt die LXX für den stellvertretenden Tod des leidenden Knechts in Jes 53,6.12 LXX. Nach der angekündigten Wegnahme des Bräutigams in 2,20 ist es schon die zweite Andeutung von Jesu späterem Schicksal (Collins 2007, 223f.). (Zurück zu v.19)
aknach Hause bzw. in ein Haus Es wird sich wieder um Petrus' Haus in Kafarnaum handeln, das Jesus offenbar bezogen hat (vgl. Mk 1,29; 2,1). Abgesehen von seinem Besuch in Levis Haus (2,15) ist es das einzige bisher identifizierte (France 2002, 164f.). (Zurück zu v.20)
alging und versammelte Historisches Präsens. (Zurück zu v.20)
amBrot essen Ein Semitismus für das Einnehmen einer Mahlzeit (Guelich 1989, 167). Entsprechend steht in den meisten Übersetzungen nur „essen“. Das Subjekt sie könnte sich auch auf die Menge beziehen, der Satz ergibt aber nur Sinn, wenn die Subjekte des vorigen Abschnitts (Jesus und die zwölf Jünger) wegen der aufdringlichen Menschenmenge nicht zum Essen kommen. (Zurück zu v.20)
anAngehörigen (Anhänger), w. „die bei ihm“, bezieht sich nach traditioneller Auslegung auf Jesu direkte Familie. Die Handlung wird in den Versen 22-30 unterbrochen, um in V. 31 wieder aufgenommen zu werden. Dort steht als Subjekt „Seine Mutter und seine Brüder/Geschwister“; (France 2002, 165; Guelich 1989, 172). Nach G. Hartmann, BZ 11 (1913) 249–79 könnte es sich auch auf seine Anhänger (=die Jünger) beziehen, die außer Kontrolle geratene Menge beruhigen wollen. Dies ist jedoch aufgrund sprachlicher Beobachtungen unwahrscheinlich. Das Problem ist, dass die Phrase οἱ παρʼ αὐτοῦ „die bei ihm“ so allgemein ist, dass man sie zunächst auf die Jünger beziehen würde – das ist aber schon deshalb auszuschließen, weil die Jünger ja bei ihm sind und sich nicht erst auf den Weg zu ihm machen müssen. Erst mehrere Verse später klärt Markus uns darüber auf, wer genau hinter der Bezeichnung steckt (France 2002, 165f.). Luther: „die Seinen“, ZÜR: „seine Verwandten“, andere Übersetzungen wie OfBi. (Zurück zu v.21)
aomit Gewalt zurückzuholen bzw. zurückzuhalten W. „ergreifen, festnehmen“ Das Verb lässt offen, ob seine Verwandten Jesus gegen seinen Willen nach Hause bringen, ihn im Haus festhalten oder ihn von der außer Kontrolle geratenen Menge fernhalten und beschützen wollten. Letzteres setzt freilich voraus, dass sie in der Nähe waren und nicht erst von Nazaret kommen mussten. Wenn mit Jesu Zuhause (V. 20) nicht Nazaret gemeint ist (unwahrscheinlich aufgrund der vagen Ausdrucksweise) oder Jesus aus anderen Gründen Verwandte in unmittelbarer Nähe hatte, ist nicht davon auszugehen, dass diese sich aufgrund der in V. 20 beschriebenen Lage zum Handeln entschieden. Eher werden sie von seinem Aufenthalt in Kafarnaum erfahren haben (Guelich 1989, 172). (Zurück zu v.21)
apdie ... gekommen waren Attr. Ptz. Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.22)
aqverbreiteten Gr. einfach sagten. Das durative Imperfekt zeigt hier aber an, dass es sich um die Position handelte, die die Schriftgelehrten vertraten – und verbreiteten. Das Bild der aufgeregten Menschenmenge aus V. 20 steht also nicht mehr direkt im Hintergrund. Ähnlich die Position von Jesu Angehörigen im vorigen Vers mit demselben Imperfekt: „Er hat den Verstand verloren!“ Besessenheit und Wahnsinn lagen im damaligen Denken sehr nah beieinander (vgl. France 2002, 169). (Zurück zu v.22)
ar„Er ist von Beelzebul besessen!“ W. „Er hat Beelzebul!“ Diese Formulierung drückt (wie in Mk 5,15; 7,25; 9,17) Besessenheit aus. Bei Jesus könnte jedoch auch gemeint sein, ihm stehe für seine Wunder Beelzebuls Macht zur Verfügung, den er kontrolliert. Ein derartiger Pakt wäre ein klarer Verstoß gegen das Gesetz, den es unter die Todesstrafe stellt (Lev 19,31; 20,27). Der aus dem AT bekannte kanaanitische Gott Baal (nun mit einem sonst unbekannten Beinamen, בעל זבל, Baal Zabul → wohl „Fürst Baal“) war zur Zeit Jesu noch als mächtiger Dämon bekannt, wie aus dem zeitgenössischen Werk „Testament Salomos“ hervorgeht. Der Name „Baal“ bedeutet auf Hebräisch auch einfach „Herr, Meister“. Es ist leicht nachvollziehbar, wie dieser Name im Volksglauben schließlich dem Herrscher der Dämonen zugeschrieben wurde (Collins 2007, 228-31). Doch erst Markus (bzw. Jesus) setzt den Beelzebul mit dem im nächsten Vers eingeführten Satan gleich; bei den Zuhörern wird das als bekannt vorausgesetzt (France 2002, 170; Collins 2007, 231). Aus Beelzebul wurde über die lateinische Übersetzung Beelzebub das deutsche „Belzebub“. (Zurück zu v.22)
aser rief sie zu sich und Temporales (gleichzeitig) Ptz. conj., mit „und“ beigeordnet. (Zurück zu v.23)
atmithilfe [einiger] bildhafter Vergleiche Häufige Übersetzung: in Gleichnissen (wie Klammer), die klassische griechische Bedeutung ist aber „Vergleich“. Aristoteles bezeichnet den Vergleich als eine häufige rhetorische Beleg- oder Beweisform, eine übertragene Illustration, die eine klare argumentative Schlussfolgerung vermittelt (Collins 2007, 231). „Gleichnisse“ sind bei Markus bildhafte Analogien, Rätsel, Metaphern oder Allegorien, die Jesus als Illustrationen zu Hilfe nimmt, um seine Position in verständlicher, einprägsamer Form zu vermitteln (vgl. Guelich 1989, 175). Oft lässt er die Gleichnisse für sich sprechen und erklärt sie nicht, sodass sie den Zuhörern Rätsel aufgeben. NGÜ: „er gebrauchte dazu eine Reihe von Vergleichen“, GNB: „erklärte ihnen die Sache durch Bilder“, NEÜ: „gab ihnen durch einige Vergleiche Antwort“, : „belehrte sie in Form von Gleichnissen“ (Zurück zu v.23)
auSatan Graecisierte Version des hebräischen „Satan“. Das ist im AT kein Eigenname, sondern ein Titel, der je nach Kontext „Feind, Widersacher, Verleumder“ oder „Ankläger“ heißen kann (Gr. ὁ διἀβολος). In Ijob 1-2 und Sach 3,1-2 wird so ein „Ankläger“ am himmlischen Hof genannt (gewöhnlich mit dem Teufel identifiziert). Erst in den rabbinischen Schriften kommt Satan regelmäßig als Eigenname vor (Collins 2007, 231f.). Hier wird er mit Beelzebul gleichgesetzt, im NT ansonsten oft ὁ διἀβολος „der Teufel/Verleumder“. (Zurück zu v.23 / zu v.26)
avwenn / wenn [wirklich] - Jesus äußert im folgenden drei parallel aufgebaute Sätze: „Wenn X sich mit sich selbst verfeindet, dann kann jenes X nicht bestehen.“ Der dritte Satz aber unterscheidet sich ein wenig von den beiden vorherigen: Sätze 1 und 2 sind mit [ἐὰν + Konjunktiv] konstruiert (2 sog. „generelle Bedingungssätze“), Satz 3 dagegen mit [εἰ + Indikativ] (ein sog. „einfacher Bedingungssatz“) (vgl. dazu Hoffmann/Siebenthal §280c; Zerwick §303-5.320): Jesus macht zuerst zwei allgemeingültige Aussagen, die er dann auf die falsche Annahme der Schriftgelehrten überträgt. Grosvenor/Zerwick schlagen daher für Satz 3 gut vor: „Wenn [also] wirklich...“. (Zurück zu v.24 / zu v.25 / zu v.26)
awsich mit sich selbst verfeindet W. etwa „gegen sich selbst geteilt/gespalten wird“ bzw. „mit sich selbst im Streit liegt“ (so NSS, NGÜ, NEÜ). Die Wendung lässt sich nur schwer direkt übersetzen. Der Schwerpunkt scheint jedoch auf dem Beginn der Spaltung, Feindschaft oder des Streits zu liegen. (Zurück zu v.24 / zu v.25 / zu v.26)
axes hat ein Ende [mit ihm] W. „er hat ein Ende“. LUT: „es ist aus mit ihm.“ (Zurück zu v.26)
ayniemand kann W. „niemand kann nicht“. Die doppelte Verneinung verstärkt die Aussage. (Zurück zu v.27)
azeindringen und Ptz. conj., temporal, mit „und“ beigeordnet. (Zurück zu v.27)
baIn V. 26 befindet sich (wie in 24 und 25) ein prospektiver Konditionalsatz, der anhand des gesunden Menschenverstands eine „Faustregel“ aufstellt (Siebenthal 2011, §280). Rein syntaktisch gehört der letzte Versteil (Prädikat im Futur, nicht Konj. Aor.) nicht mehr dazu. (Zurück zu v.27)
bbkann ausplündern Als modales Futur verstanden (NSS). (Zurück zu v.27)
bcJa (Amen, Wahrlich), ich sage euch D.h. „Ich versichere euch“. Ja (Amen, Wahrlich) Das Wort Amen stammt aus dem Hebräischen und bildet im AT häufig den bekräftigenden Abschluss von Doxologien. Die griechische Übersetzung lautet meist „So sei/geschehe es!“ Aus dem zeitgenössischen Judentum wie aus dem frühen Christentum ist es dann als liturgische Bekräftigungsformel bekannt, wie es auch heute in Gebrauch ist. Jesus ist der einzige, der es benutzt, um die zu bekräftigende Aussage einzuleiten. Mit ähnlicher Autorität wie bei Gottes Worten im Alten Testament will auch er keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit seiner Aussage aufkommen lassen (France 2002, 174f.; Guelich 1989, 177f.). Hier in Mk 3,28 kommt es zum ersten Mal im Markusevangelium vor. Matthäus benutzt es gerne doppelt. Die Übersetzung ist schwierig. Luther machte daraus das bekannte „Wahrlich (ich sage euch)“, dem bis heute etliche Übersetzungen folgen. , ZÜR einfach „Amen“; kommunikative Übersetzungen übersetzen die Phrase für gewöhnlich sinngemäß, etwa „Ich versichere euch...“. (Zurück zu v.28)
bdKindern (Söhnen) der Menschen Semitische Formulierung, die einfach „Menschen“ oder „die Menschheit“ umschreibt. Kinder gibt den geschlechtlich unbestimmten Plural von „Sohn“ inklusiv wieder (Generisches Maskulinum). (Zurück zu v.28)
bekann (wird) vergeben werden Das Futur ist wohl modal (NSS). (Zurück zu v.28)
bfin Ewigkeit Das griechische Wort bezeichnet in diesem Kontext ein heilsgeschichtliches „Zeitalter“, hier das prophetisch angekündigte kommende Zeitalter, die Ewigkeit. Die Aussage „für den gibt es in Ewigkeit keine Vergebung“ heißt also „für den wird es niemals Vergebung geben“ (Guelich 1989, 179). Jesus spricht hier eine Warnung für Leute aus, die Gottes Wirken als Dämonenwerk verunglimpfen wollen. (Zurück zu v.29)
bgbesessen W. „Er hat einen unreinen Geist!“ Dazu s. die Erklärung in der Fußnote zu V. 22. (Zurück zu v.30)
bhkamen Historisches Präsens, W. „kam“. (Zurück zu v.31)
biGeschwister (Brüder) Generisches Maskulinum. Es ist allerdings durchaus annehmbar, dass hier nur Jesu Brüder beteiligt waren.

Ab dem vierten Jahrhundert hat die Rede von Jesu „Brüdern/Geschwistern“ den Kirchenvätern einige Schwierigkeiten bereitet. Problemlos vereinbar ist sie mit dem Glauben an die jungfräuliche Empfängnis; ab dem späten vierten Jahrhundert kam aber in der Theologie zusätzlich der Topos der „immerwährenden Jungfernschaft“ Mariens auf: Maria sei nicht nur zur Zeit der Empfängnis Jesu und nicht nur bis zur Geburt Jesu, sondern Zeit ihres Lebens Jungfrau gewesen. In der katholischen Kirche ist dies noch heute ein Dogma mit dem Status „de fide“ (also dem höchstmöglichem; wer anders glaubt, macht sich der Häresie schuldig), vgl. ad loc. KKK 499f. Auch die orthodoxe Kirche hat die Rede von Mariens immerwährender Jungfernschaft in ihre Liturgie aufgenommen, Luther und Calvin glaubten an diese Lehre und Zwingli hat sie sogar verfochten.

In der Folge gab es einige Versuche, die Rede von den Brüdern/Geschwistern Jesu umzudeuten. Cranfield 1959, S. 144 unterscheidet gut (1) die „Epiphanische Position“ (nach Epiphanius), die Brüder/Geschwister Jesu seien als leibliche Kinder aus einer früheren Ehe Josephs nur Jesu Halbbrüder, und (2) die „Hieronymianische Position“ (nach Hieronymus), es handle sich sich bei den Brüdern/Geschwistern Jesu nur um Jesu Cousins (ähnlich immer noch gut: Lagrange 1929, S. 79f); andere auch: Semitismus für „Verwandte im Allgemeinen“ (z.B. KAR zu Mt 1,25). Beide Deutungen lässt der griechische Text auch zu ((2) zumindest, wenn man den Ausdruck als Semitismus liest) und werden daher immer noch von einigen Exegeten vertreten, aber da der Text keine direkten Hinweise darauf enthält, dass er so zu verstehen sei, ist die heutige Mehrheitsmeinung, dass es sich doch um Jesu leibliche Geschwister und Mariens leibliche Kinder handle. Selbst NVul übersetzt: „fratres“. (Zurück zu v.31 / zu v.33)
bjSie blieben stehen und Ptz. conj., temporal oder modal, als mit „und“ beigeordneter Satz aufgelöst. (Zurück zu v.31)
bkschickten [jemanden] zu ihm (ließen ihm ausrichten) - Zur Alternativübersetzung vgl. Louw/Nida 15.67 („send a message“). Das ist hier vorzuziehen, weil im Folgesatz ja nicht dieser nicht benannte „Jemand“, der auch gar nicht im Text steht, Jesus auf seine Verwandten hinweist, sondern „sie“ bzw. „man“ (s. übernächste FN). (Zurück zu v.31)
blum ihn zu rufen Wohl finales Ptz. conj., als finaler Nebensatz aufgelöst (vgl. NSS). Auch ein temporal-modales Verständnis ist möglich – in diesem Fall warten die Verwandten die Rückkehr ihres „Boten“ nicht ab, sondern rufen nach Jesus, noch während der Bote bei Jesus ist! Man sollte allerdings berücksichtigen, dass die Menge nach Mk 3,20 so dicht und aufdringlich war, dass Jesus und die Jünger nicht einmal zum Essen kamen. Kein Wunder, dass seine Familie nicht zu ihm durchkam. (Zurück zu v.31)
bmsagten Historisches Präsens. Die Alternativübersetzung in der Klammer versteht das Prädikat unpersönlich (vgl. , NGÜ). (Zurück zu v.32)
bnDa draußen - W. „Siehe, deine Mutter und deine Geschwister draußen suchen dich“. „°Siehe°“ hat hier die Funktion, Jesus auf etwas räumlich Nahes aufmerksam zu machen (Bailey 2009, S. 329); sinnvoller daher statt wörtliche Üs.: „Da draußen“. (Zurück zu v.32)
boantwortete ihnen {und sagte} Zu antwortete: Ptz. conj. (modal-temporal), mit „und“ beigeordnet. {und sagte} Historisches Präsens. Im Deutschen ist das doppelte Prädikat unnötig. (Zurück zu v.33)
bpsind W. „ist“ (Zurück zu v.33)
bqwährend (indem, nachdem) er der Reihe nach anschaute Ptz. conj. (Aor.), temporal-modal als Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.34)
br[im] Kreis Erstarrter lokaler Dativ (NSS). (Zurück zu v.34)
bs[alle], die ... saßen Substantiviertes Partizip, als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.34)
btSiehe, (Diese hier sind, Ihr hier seid) - W. °Siehe°, aber auch hier fungiert es „deiktisch“ - als würde Jesus mit dem Zeigefinger eben nicht auf seine Familie, sondern auf die im Kreis um ihn Sitzenden zeigen. Im Deutschen entspricht dem eher ein „Diese hier sind“ (so z.B. BB, B/H, , GN, HER, H-R, HfA, KAR, MEN, NeÜ, NGÜ, NL, R-S, Stier, WIL, Zink, ZÜR). Und weil diese „Diese hier“ natürlich die um ihn Sitzenden sind, eigentlich sogar eher „Ihr hier seid“ - aber so niemand. (Zurück zu v.34)