Markus 5

Aus Die Offene Bibel

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Lesefassung (Markus 5)

(Der Besessene von Gerasa)
1 Jesus und seine Jünger hatten den See Gennesaret überquert und waren ins Gebiet der Gerasener gelangt. 2 Sie waren kaum aus dem Boot gestiegen, als ihnen plötzlich ein Mann entgegengelaufen kam. Dieser war von einem bösen Geist besessen, 3 hauste in den nahe liegenden Grabhöhlen und war so wild, dass man ihn selbst mit Eisenketten nicht bändigen konnte. 4 Schon viele Male hatte man ihn an Armen und Beinen gefesselt, doch jedes Mal hatte er die Fesseln zerrissen und die Ketten gesprengt. Niemand war stark genug, um ihn zu überwältigen. 5 Tag und Nacht wütete er in den Grabhöhlen und im Gebirge und schnitt sich selbst mit Steinen.
6 Als dieser Besessene also Jesus von Weitem erblickte, rannte er zu ihm hin, warf sich vor ihn nieder 7 und schrie laut: „Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten?! Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht!“ - 8 denn Jesus hatte zu ihm gesagt: „Fahre aus aus diesem Mann, du böser Geist!“ 9 Da fragte ihn Jesus: „Wie ist dein Name?“ - „Mein Name ist ‚Legion‘“, antwortete er, „denn wir sind viele.“ 10 Und wieder bat er Jesus inständig, sie doch nicht aus der Gegend fortzuschicken. 11 In der Nähe weidete eine große Schweineherde an einem Berghang 12 Die bösen Geister baten: „Lass uns in diese Schweine fahren!“ 13 Jesus erlaubte es ihnen und sie fuhren aus dem Mann in die Schweine. Da stürmte die ganze Herde den Berghang hinab in den See und ertrank. Es waren ungefähr 2000 Tiere. a
14 Und die Hirten flohen und berichteten davon in Stadt und Land. Da machten die Leute sich auf den Weg, um mit eigenen Augen zu sehen, was da geschehen war. 15 Als sie Jesus erreichten, bemerkten sie den Mann, der vorher von Legion besessen gewesen war: Er saß ruhig da, war bekleidet und bei klarem Verstand. Da wurden sie von Furcht ergriffen.
16 Nachdem ihnen die Augenzeugen berichtetet hatten, was mit dem Besessenen und den Schweinen geschehen war, 17 baten sie Jesus, ihre Gegend zu verlassen. 18 Also stieg Jesus wieder zurück ins Boot. Da bat ihn der Geheilte, bei ihm bleiben zu dürfen. 19 Doch er erlaubte es nicht. „Geh zurück nach Hause“, sagte er, „und erzähle deiner Familie alles, was der Herr für dich getan hat und wie er Mitleid mit dir gehabt hat.“ 20 Also ging er fort - und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte. Da wurden alle von Staunen ergriffen.
(Die blutflüssige Frau und das tote Mädchenb)
21 Jesus war mit dem Boot wieder an der anderen Seite des Sees Gennesaret angelangt. Kaum war er angekommen, versammelte sich schon eine große Volksmenge um ihn. 22 Auch ein Synagogenvorsteher namens Jairus kam dazu, und als er Jesus sah, warf er sich vor ihn nieder 23 und flehte ihn an: „Meine kleine Tochter liegt im Sterben. Bitte, komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt!“ 24 Jesus ging mit und eine große Menschenmenge folgte und umdrängte ihn.

25 Und eine Frau, die schon seit zwölf Jahren an Blutungsstörungen c litt, 26 die von den Ärzten sehr geplagt worden war, die ihren gesamten Besitz ausgegeben hatte, die damit aber nichts erreicht hatte, sondern der es im Gegenteil sogar immer schlechter gegangen war, 27 die dann aber von Jesus gehört hatte und die sich ihm deshalb im Schutz der Menge von hinten genähert hatte - diese Frau berührte sein Gewand. 28 Sie sagte sich nämlich: „Wenn ich auch nur seine Kleider berühre, werde ich bestimmt geheilt werden!“ 29 Und tatsächlich: Noch im selben Moment versiegte die Quelle ihrer Blutung und sie spürte, dass sie von ihrem Leiden geheilt war.
30 Jesus bemerkte sofort, dass heilende Kraft von ihm ausgegangen war. Er drehte sich um und fragte in die Menge: „Wer hat meine Kleider berührt?“ 31 Aber die Jünger meinten nur: „Wer dich berührt hat, fragst du? Wirklich? Siehst du denn nicht die Menge, die sich um dich drängt?“ 32 Aber Jesus blickte weiter um sich und versuchte herauszufinden, wer es gewesen war. 33 Weil sie wusste, was mit ihr geschehen war, trat die Frau ängstlich zitternd vor, warf sich vor ihm nieder und gestand ihm alles. 34 Da sagte Jesus: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Geh in Frieden und bleib gesund.“

35 Noch während er dies sprach, kamen Verwandte des Synagogenvorstehers und sagten zu ihm: „Deine Tochter ist tot. Du brauchst den Lehrer nicht weiter zu bemühen.“ 36 Jesus hatte mitbekommen, was sie gesagt hatten, und beruhigte Jairus: „Hab keine Angst! Glaube nur!“ 37 Dann untersagte er allen außer Petrus, Jakobus und seinem Bruder Johannes, ihn zu begleiten.
38 Als sie am Haus des Synagogenvorstehers ankamen, vernahm Jesus den Lärm des Heulens und Klagens der Trauergemeinde. d 39 Er ging hinein und fragte: „Was klagt und weint ihr denn so? Das Kind ist doch gar nicht tot - es schläft nur.“ 40 Da lachten sie ihn aus. Doch Jesus schickte alle aus dem Haus und ging mit den Eltern des Kindes und den drei Jüngern in das Zimmer, in dem es lag. 41 Dann ergriff er seine Hand und sagte: „Talita, kum!“ - das heißt: „Mädchen, steh auf!“ 42 Und sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Das konnte sie, denn sie war bereits zwölf Jahre alt.
Da wurden alle von fassungslosem Erstaunen ergriffen. 43 Jesus verbot ihnen nachdrücklich, irgendjemandem davon zu erzählen. Dann ordnete er an, dem Mädchen etwas zu Essen zu geben.


aDer Wunsch, in die Schweine fahren zu dürfen, ist ein verzweifelter Vorschlag der „unreinen Geister“ (wie sie im Griechischen bezeichnet werden): Auch Schweine werden im Judentum als unrein angesehen; die Geister nehmen also in Kauf, mit den „schmutzigsten und unreinsten Wirten“ (Lohmeyer) Vorlieb nehmen zu müssen. Mit ihrer Selbstzerstörung ist das Unreine gleich doppelt vernichtet; Jesus hat hier sozusagen Satan und Beelzebub sich gegenseitig austreiben lassen.
Hinzu kommt, dass das „Meer“, wie der See Gennesaret im griechischen Text stets bezeichnet wird, nach antiker Vorstellung ein Ort des Chaos und der Chaosmächte ist. Mit der Verlagerung der Geister und der Schweine vom (heidnischen!) Land ins Meer ist die kosmische Ordnung wieder hergestellt: Geister und Schweine sind am Ort des Chaos, Jesus und die „Leute“ am gereinigten Festland.
Neben dieser symbolischen Bedeutung hat die Perikope wahrscheinlich noch eine weitere, allegorische, und ist als versteckt-spöttische Allegorie auf die Vertreibung der Römer zu lesen . Dafür sprechen vor allem einige ungewöhnliche Motive und Vokabeln: Der Dämon „Legion“ bittet Jesus, nicht „aus dem Land vertrieben“ zu werden, sondern in eine - 2000 Schweine starke! (selbst große Schweineherden hatten zur damaligen Zeit eine Größe von allenfalls 150 bis 200 Tieren) - „Truppe“ von „Schweinen“ fahren zu dürfen. Jesus erfüllt ihm diesen Wunsch und „kommandiert sie in die Schweineherde ab“, woraufhin die Schweine - die in Panik für gewöhnlich wild auseinanderstieben - hier gemeinsam dem „Meer“ „entgegenstürmen“ . Allein schon das Beieinander der Motive von „Legion“, „Schweinen“ und „Meer“ musste einen damaligen Leser automatisch an eine römische Legion denken lassen, da die Symbole der damals in der Gegend stationierten „Legio X Fretensis“ - der „zehnten Meerengen-Legion“ - ein Schwein und entweder eine Galeere, ein Delphin oder der Gott Neptun waren (s. z.B. hier). Wie einst Jahwe die ägyptische Armee im Meer versenkt hat (Ex 14), versenkt also hier Jesus eine römische Legion - die darüber hinaus noch gleichgesetzt wird mit verrückten Besessenen einerseits und den verpönten Schweinen andererseits - im „Meer“. (Zurück zu Lesefassung v.13)
bMarkus schachtelt hier zwei Wundererzählungen ineinander. Das dient nicht der Dramatisierung der Erzählungen, sondern parallelisiert sie - was von den beiden Geschichten gemeinsamen Schlüsselwörtern „kleine Tochter / Tochter“ (Vv. 23.34), „glauben“ (V. 34.36), „heilen“ (V. 23.28.34) und „12 Jahre“ (V. 25.42b) zusätzlich unterstrichen wird - und hat so Einfluss auf ihre Bedeutung. Entscheidend sind also wohl nicht die Unterschiede zwischen beiden Erzählungen - nämlich, dass die Heilung der blutflüssigen Frau durch die Totenerweckung des Mädchens sogar noch überboten wird -, sondern das den beiden Geschichten Gemeinsame: Sowohl Krankheit als auch ein vorzeitiger Tod eines Kindes wurden früher als eine Strafe Gottes angesehen und sowohl der Körperkontakt mit unreinen Menschen als auch mit Leichen machte unrein und war daher verpönt. Wenn also Jesus hier gleich doppelt einem solchen Körperkontakt nicht ausweicht, gleich doppelt betont, dass der Glaube allein genügt, um vom jeweiligen Übel erlöst zu werden (Vv. 34.36) - diese Übel also mitnichten als Strafakte Gottes anzusehen sind - und gleich doppelt eine vermeintlich von Gott gestrafte Person wieder rehabilitiert, wendet er damit ein weiteres Mal gegen die verbreiteten theologischen und ethischen Vorstellungen seiner Zeit. (Zurück zu Lesefassung v.20)
cNach alttestamentlicher Vorstellung sind Frauen während der Zeit ihrer Menstruation (i.d.R. etwa 4-5 Tage) „unrein“; das heißt, sie sind für diese Zeit nicht „gottgemäß“ und „gottgefällig“ und also nicht der Nähe Gottes fähig. Frauen mit Blutungsstörungen (also entweder Zwischenblutungen (Blutungen zwischen zwei normalen Menstruationen) oder Hypermenorrhoe (chronisch starken Blutungen)) sind sogar „noch unreiner“, sie ist über die Zeit ihrer Menstruation hinaus für weitere sieben Tage unrein und jeder, der sie berührt und alles, womit sie in Kontakt kommt, gilt ebenfalls für die Dauer eines Tages als unrein (vgl. Lev 15,25-27).
Daraus, dass in V. 29 gesagt wird, sie spüre „die Quelle ihrer Blutung“ versiegen, darf man wohl ableiten, dass sie nicht nur prinzipiell an chronischen Blutungsstörungen litt, sondern dass sie sogar gerade in diesem Augenblick am Menstruieren war; sie ist aktuell also sozusagen hyper-unrein. (Zurück zu Lesefassung v.25)
dIm Alten Israel waren bei Todesfällen von Familienangehörigen möglichst laute Klageriten im Haus des Toten Sitte (ursprünglich wohl, um die Totengeister zu vertreiben und fernzuhalten): Die ganze Familie konnte zur Teilnahme verpflichtet werden, man heuerte Flötisten an, um den Lärm zu vergrößern, und sogar hauptberufliche Klagefrauen wurden für die Trauerriten angestellt. Es ist also psychologisch auch gar nicht unmöglich, dass eine Trauergemeinde just in spöttisches Lachen ausbrechen kann (V. 40), da es sich hier (auch) um rituelles Heulen und Klagen handelt. (Zurück zu Lesefassung v.38)

Studienfassung (Markus 5)

1 Und sie kamen ans andere Ufer des Meeres (Sees), in das Gebiet (Land) der Gerasener (Gergesener, Gadarener) e. 2 Und als er gerade (gleich, bald) aus dem Boot (Schiff) gestiegen war (stieg), f kam von den Grabstätten (Gräbern, Grabhöhlen) her ein Mann mit einem unreinen Geist auf ihn zu (ihm entgegen), 3 der [seine] Behausung (Unterkunft, Lager) in den Grabhöhlen (Grabstätten, Gräbern) hatte, und nicht einmal (auch nicht) [mit] einer Kette g konnte man ihn noch h bändigen (festhalten, fesseln). 4 Er war nämlich schon mehrfach [mit] Fußfesseln und Ketten (Handfesseln) i gefesselt worden und (aber) hatte [jedes Mal] die Ketten (Handfesseln) zerrissen j und die Fußfesseln zerrieben (zerschmettert), k und niemand war stark [genug], ihn unter Kontrolle zu bringen (zu bezwingen, überwältigen, bändigen). 5 Und die ganze Zeit (ununterbrochen, ständig), nachts wie tags, hielt er sich (war) in den Grabhöhlen (Grabstätten, Gräbern) oder (und) in den Bergen auf, wo (wobei, während) er schrie (schrie er in den Grabhöhlen oder in den Bergen) l und sich [mit] Steinen m schnitt (verletzte; auf sich einschlug) n. 6 Und als (weil) er Jesus von Weitem sah, o kam er angerannt und warf sich vor ihm nieder p. 7 {und} Er schrie [mit] lauter Stimme q und r sagte s: „Was willst du von mir t , Jesus, Sohn des Gottes, des Höchsten (des höchsten Gottes)? Ich beschwöre dich bei Gott, mich nicht zu quälen (foltern)!“ 8 Denn [Jesus] hatte zu ihm gesagt (sagte gerade/wiederholt) u: „Komm heraus (Fahre aus, verlass) aus dem Mann, unreiner Geist!“, 9 und er fragte ihn: „Was [ist] dein Name?“, und er antwortete (sagte) {zu ihm}: „Mein Name [ist] ‚Legion‘ v, w denn wir sind viele.“ 10 Und er flehte (bat) ihn immer wieder (inständig) x an, {dass} sie nicht aus der Gegend (Gebiet, Land) wegzuschicken (zu vertreiben). 11 Nun (aber, und) weidete (wurde gehütet) in der Nähe (dort) am Berghang y gerade z eine große Schweineherde aa. 12 Und sie baten (flehten an) ihn {sagend} ab: „Schicke (Treibe) uns in die Schweine! Wir wollen (damit wir) ac in sie fahren!“, 13 und er erlaubte [es] ihnen. Da (Und) fuhren die unreinen Geister aus und ad fuhren in die Schweine, und die Herde raste (stürzte sich, stürmte) den Abhang hinunter ins Meer (den See), ungefähr zweitausend, und ertranken im Meer (See) ae. 14 Und ihre Hirten af ergriffen die Flucht (liefen davon) und verbreiteten (verkündeten, erzählten) [die Nachricht] in der Stadt und auf dem Land (den Höfen, Dörfern) ag. Und [die Leute] machten sich auf (kamen), [um] zu sehen, was das Geschehene war ah. 15 Und sie erreichten (kamen zu) Jesus und sahen (als sie erreichten, sahen sie) ai sie, dass der Besessene saß, bekleidet und bei Verstand aj – derjenige, der die Legion gehabt hatte! – und fürchteten sich. 16 Und die, die [alles] gesehen hatten, ak erzählten (schilderten) ihnen, was (wie) mit dem Besessenen passierten war, und von den Schweinen. 17 Da (Und) drängten (baten, forderten auf) sie ihn, al ihr Gebiet zu verlassen (fortzugehen aus). 18 {Und} Als er ins Boot stieg, am bat (flehte) ihn der, der besessen gewesen war, an darum, {dass} bei ihm bleiben [zu dürfen]. 19 Aber (und) er erlaubte es ihm (ließ ihn) nicht, sondern sagte ao zu ihm: „Geh nach Hause (in dein Haus) zu den Deinen und berichte (verkünde, erzähle) ihnen, was der Herr dir getan hat und [wie] er Erbarmen mit dir hatte!“ 20 Und (Da) er ging fort und begann in der Dekapolis (im Zehnstädtegebiet) ap zu erzählen (predigen, verkündigen), was Jesus ihm getan hatte, aq und alle staunten (wunderten sich) ar. 21 Und nachdem Jesus mit dem (im) Boot as wieder (zurück) ans andere Ufer gefahren war, at versammelte sich eine große Menschenmenge bei ihm. {und} Er war gerade (während, noch) au am Meer (See), 22 als (da, und) einer der Synagogenvorsteher av namens Jairus aw kam, und als er ihn sah, ax warf (fiel) ay er sich ihm vor die Füße 23 und bat (flehte an) ihn inständig (mehrfach) az {sagend} ab: ba „Meine kleine Tochter ist dem Tode nahe (liegt im Sterben, ist todkrank) bb – komm doch und bc lege ihr deine Hände auf, bd damit sie gerettet (geheilt) wird und am Leben bleibt (lebt)!“ 24 Und er ging mit ihm, und eine große Menge folgte ihm, und sie drängten sich um ihn be. 25 Und eine Frau, die [seit] zwölf Jahren an Blutungen (Blutfluss) litt bf 26 und mit (durch) vielen Ärzten viel durchgemacht (erduldet, erlitten) hatte, die ihren gesamten Besitz (Vermögen, Habe) ausgegeben hatte, ohne etwas zu erreichen (einen Nutzen davon zu haben); stattdessen (im Gegenteil) war es ihr immer schlechter gegangen (schlimmer geworden), bg 27 als sie (die) von Jesus hörte, näherte sich (kam) bh [diese Frau] in der Menge von hinten und berührte (fasste an) seine Kleidung (Gewand). 28 Sie sagte sich (dachte) nämlich: ba „Wenn ich auch nur seine Kleider (Kleidung) berühre (anfasse), werde ich geheilt (gerettet) werden!“ bi 29 Und die Quelle ihre Blutes versiegte (vertrocknete) auf der Stelle (sofort), bj und sie bemerkte (wusste, spürte) [an (in) ihrem] Körper bk , dass sie von [ihrem] Leiden (Qual) bl geheilt war. 30 Und Jesus, der (als/weil er) innerlich (bei sich) sofort merkte, bm dass Kraft [von ihm] ausgegangen war, bn drehte sich in der Menschenmenge um und fragte (sagte, wiederholte) bo: „Wer hat meine Kleider (Kleidung) berührt (angefasst)?“ 31 Aber (Und, Da) seine Jünger meinten (sagten) {ihm}: „Du siehst die Menschenmenge, die sich um dich drängt, bp und sagst: ‚Wer hat mich berührt (angefasst)?‘“ 32 Und er schaute sich um, [um] die [Person] zu sehen, die es gewesen war (getan hatte). bq 33 Die Frau fürchtete sich und zitterte, weil sie wusste, br was mit ihr passiert war. Sie kam und warf sich (fiel) vor ihm nieder und erzählte (sagte) ihm die ganze Wahrheit. 34 Doch er sagte zu ihr: „Tochter, dein Glaube (Vertrauen) hat dich gesund gemacht (gerettet). Geh in Frieden, und sei (bleibe) von deinem Leiden (Plage) bl gesund (geheilt)!“ 35 Während er noch redete, bs kamen bt [Angehörige (Leute aus dem Haus)] des Synagogenvorstehers und richteten aus (sagten) bu: ba „Deine Tochter ist gestorben. Was (Warum) bemühst du noch den Lehrer?“ 36 Aber Jesus, der mitbekommen hatte (hörte zu; überhörte, missachtete), wie die Botschaft (Meldung, Wort) ausgerichtet (gesagt) wurde, bv sagte s zu dem Synagogenvorsteher: „Fürchte dich nicht, vertraue (glaube) einfach (nur)!“ bw 37 Und er ließ (erlaubte) niemanden mitkommen (ihn begleiten) außer Petrus, {und} Jakobus und Jakobus' Bruder Johannes. 38 Als (Und) sie zum (in das) Haus des Synagogenvorstehers kamen, {und} sah bx er ein lärmendes Durcheinander (Aufregung, Tumult) by und [Menschen], die heftig heulten (weinten) und wehklagten (heulten), bz 39 und nach dem (beim) Eintreten ca sagte s er zu ihnen: „Warum seid ihr so erregt (lärmt) und heult (weint)? Das Kind (Kindlein) ist nicht tot, sie schläft nur!“ 40 Da (Und) lachten sie ihn aus. Doch [Jesus] schickte (trieb, warf) alle hinaus, dann nahm er den Vater und die Mutter des Kindes (Kindleins) und [alle], die bei ihm [waren], mit und gingcb in [das Zimmer], wo sich das Kind (Kindlein) befand. 41 {Und} Er nahm die Hand des Kindes (Kindleins) cc und sagte s zu ihr: „Talita kum!“ cd , das heißt übersetzt: „Mädchen, ich sage dir, steh (wach) auf!“ 42 {Und} Das Mädchen erhob sich auf der Stelle (sofort) und begann umherzugehen ce; sie war nämlich zwölf Jahre [alt]. {Und} Da (sofort) cf waren [alle vor] lauter Fassungslosigkeit (Entgeisterung, Verblüffung, Entsetzen) [ganz] fassungslos (außer sich, entgeistert, erstaunt) cg. 43 Und er machte ihnen unmissverständlich (mehrmals, ausdrücklich) ch klar (ordnete an, schärfte ein), dass niemand davon erfahren [dürfe], zudem (und) sagte er, [man solle] ci ihr [etwas] zu Essen geben.

Anmerkungen

eGebiet (Land) der Gerasener Das Problem mit dieser Ortsangabe (auch in der Parallelstelle Lk 8,26 bezeugt) ist, dass Gerasa etwa 50 km vom See entfernt liegt. In der Geschichte dagegen muss die Stadt nah am Ufer liegen (5,12-13). Matthäus 8,28 verortet die Geschichte im Land der „Gadarener“. Gadara ist zwar ein Ort, der relativ nah am Ufer des Sees liegt, aber die in V. 12 beschriebenen Abhänge fehlen dort. Der Kirchenvater Origenes (3. Jh.) berichtet, solche Abhänge in Gergesa vorgefunden zu haben, wo die Bewohner auch eine Überlieferung kannten, nach der die berichtete Austreibung in ihrem Ort geschehen war (Collins 2007, 263f.). Es ist gut möglich, dass die Handlung dort tatsächlich stattgefunden hat.
Textkritik: Die wohl ursprünglichste Lesart an unserer Stelle ist jedoch Gerasener. Für Mk 5,1 samt Parallelstellen sind alle drei Varianten erhalten, wobei Gerasener die stärkste und älteste Bezeugung aufweist (א* B D 28 33 525 al it vg copsa). Der Mehrheitstext folgt wohl einer Anpassung an Mt 8,28 und liest durchgängig „Gadarener“. „Gergesener“ hat zwar ebenfalls eine relativ starke Bezeugung, es ist aber möglich, dass die Lesart erst seit Origenes Verbreitung gefunden hat. Der Kirchenvater sagt nämlich nicht, ob er die Bezeichnung vorgefunden hat oder ob er lediglich die historisch plausibelste Örtlichkeit identifiziert hat. Die uneinheitliche Bezeugung in den Evangelien und den Handschriften legt zusammen mit der textkritischen Evidenz nahe, dass die vorgebliche Falschangabe Gerasener die älteste erhaltene ist, die man dann korrigieren wollte. Vielleicht hat Markus oder seine Quelle in der Überlieferung versehentlich das recht unbekannte Gergesa (heute El Kursi) durch das größere und bekanntere Gerasa ersetzt oder benutzt den Städtenamen als Bezeichnung für die größere Region Dekapolis, zu der sowohl Gerasa als auch das östliche Seeufer gehörten (France 2002, 227). Es wurde zudem vorgeschlagen, dass der Evangelist oder die ihm bekannte Überlieferung eine Geschichte aus Gerasa in den Handlungsstrang ans Seeufer verlegte (so Guelich 1989, 277). Historisch lässt sich aber auch nicht vollständig ausschließen, dass die fragliche Stelle (die man ja nicht sicher kennt) zur damaligen Zeit doch in irgendeiner Form mit den Gerasenern und/oder Gadarenern verknüpft war. (Zurück zu v.1)
fals er ... gestiegen war (stieg) Gen. abs., temporal aufgelöst. (Zurück zu v.2)
g[mit] einer Kette Instrumentaler Dativ. (Zurück zu v.3)
hnicht einmal … man … noch W. „nicht einmal … niemand … nicht mehr“. Die dreifache Verneinung intensiviert die ausgedrückte Unmöglichkeit. (Zurück zu v.3)
i[mit] Fußfesseln und Ketten (Instrumentaler Dativ). Schöner wäre „(eisernen) Fuß- und Handfesseln“, etwas freier auch „an Händen und Füßen mit Ketten gefesselt“ (Zurück zu v.4)
jzerrissen W. „auseinander zerrissen“ (vgl. LN 19.29). (Zurück zu v.4)
khatte ... zerrissen und … zerrieben W. „(die Ketten) waren zerrissen und zerrieben worden“ (Zurück zu v.4)
lhielt er sich … auf … wo (wobei, während) er schrie Oder einfach „schrie er ununterbrochen … und schnitt sich“. W. ἦν κράζων (w. „war schreiend“) Dieses so genannte periphrastische oder umschreibende Partizip kann man verschieden übersetzen. Häufig dient es als Beschreibung eines anhaltenden Zustands. Hier wurde das Hauptverb aus stilistischen Gründen separat übersetzt, auch um besser auf den beschriebene Zustand zu verweisen (weitere Infos auf der verlinkten Seite). Der Satz lässt sich auch als HS+Ptz. conj. (modal-temporal) übersetzen wie in der Klammer, der Unterschied trägt nichts aus. (Zurück zu v.5)
m[mit] Steinen Instrumentaler Dativ. (Zurück zu v.5)
nschnitt Deutsche Übersetzungen geben das Wort meist als „auf sich einschlagen“ wieder, doch das Wort heißt eigentlich „(zer)schneiden“, „zerstückeln“. Die Übersetzung „sich schlagen“ ist im Zusammenhang mit Steinen nicht unbedingt die einzig denkbare (LN 19,21; vgl. LSJ). (Zurück zu v.5)
oals/weil er sah Ptz. conj., als temporaler (oder kausaler) Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.6)
pwarf sich vor ihm nieder Das Wort impliziert eine unterwürfige, anbetende Haltung. Zwar erweist der Besessene Jesus in diesem Augenblick wohl noch keine religiöse Verehrung, aber zumindest bezeugt er großen Respekt. Er erkennt ihn als jemanden, der Macht über ihn hat, wie der nächste Vers zeigt (vgl. Collins 2007, 267). (Zurück zu v.6)
q[mit] lauter Stimme Instrumentaler Dativ. (Zurück zu v.7)
rEr schrie ... und Ptz. conj. (temporal), mit „und“-Kombination aufgelöst. (Zurück zu v.7)
ssagte Historisches Präsens. (Zurück zu v.7 / zu v.36 / zu v.39 / zu v.41)
tWas willst du von mir? W. „Was mir und dir?“ In Mk 1,24; Mt 8,29; Lk 8,28 greifen Besessene gegenüber Jesus zur selben Wendung. Die Frage ist häufig Ausdruck einer ablehnenden Haltung in einer für den Sprecher unangenehmen oder bedrohlichen Situation, in der er sich dennoch fügen muss. So unter dem Eindruck der Bedrohung: „Was habe ich dir angetan?“ (Ri 11,12; 1Kö 17,18; 2Chron 35,21 LXX) Sie kann auch Distanz zum Anliegen eines Bittstellers zum Ausdruck bringen: „Was soll das?“ oder „Lasst das sein!“ (2Sam 16,10; 19,23 LXX), sinngemäß: „Lass mich in Ruhe, finde einen anderen!“ (2Kö 3,13 LXX), oder gleichgültige Distanzierung (Hos 14,9 LXX). Auf der Hochzeit in Kana bittet Jesus seine Mutter Maria mit der gleichen Wendung, sich nicht in seinen messianischen Dienst einzumischen (Joh 2,4) (vgl. France 2002, 103f.; NET Mk 1,24 Fn 48; BA ἐγώ). Im Zusammenhang mit einem bösen Geist, der sich bedroht fühlt, ist (hier und 1,24; Mt 8,29; Lk 8,28) wohl auch das defensive Element vorhanden, sinngemäß könnte man also sagen: „Was habe ich dir getan? Lass mich in Ruhe!“ Zür, REB, GNB: „Was habe ich mit dir zu schaffen?“, Lut, Menge, NGÜ: „Was willst du von mir?“ (Zurück zu v.7)
uhatte gesagt (sagte gerade/wiederholt) übersetzt das Imperfekt, das in diesem Kontext zweierlei anzeigen kann: 1. eine vorvergangene Handlung (Siebenthal 2001 §198f): dass Jesus dies vor der Bitte des Dämons gesagt hatte. 2. eine im Verlauf befindliche Handlung (Siebenthal 2011 §198b): dass Jesus schon zu sprechen begonnen hatte, vielleicht nach der ersten Frage des Dämons. „Denn“ verweist auf den Grund für die in V. 7 geäußerte Bitte. Möglich, dass Jesus die Austreibungsformel mehrmals wiederholte (so Mann 1986, 279). Oder wie MEN: „im Begriff war...“ Fast alle Übersetzungen folgen der ersten Möglichkeit (s. BDR §347; Guelich 1989, 272; Collins 2007, 268). (Zurück zu v.8)
vLegion Lat. Lehnwort, das die militärische Einheit bezeichnet. Wahrscheinlich ist es nicht der tatsächliche Name des/der Dämonen, sondern eine ausweichende Antwort als Teil des Schlagabtauschs. Die Anzahl der Dämonen scheint jedoch zumindest grob in der Größenordnung einer Legion (4-6000 Mann) zu liegen (Collins 2007, 269; Guelich 1989, 281). (Zurück zu v.9)
w„Was [ist] dein Name?“ und „Mein Name [ist]...“ W. „Was (für ein) Name [ist] dir?“ etc. (possessiver Dativ; NSS) (Zurück zu v.9)
ximmer wieder (inständig) Das Adverb πολλὰ kann man sowohl intensivierend als auch wiederholend verstehen, die meisten Übersetzungen intensivieren (vgl. aber V. 23, 38 und 43). (Zurück zu v.10)
yam Berghang W. „an dem Berg“. Die Präposition weist auf einen Hang hin (vgl. , NGÜ, GNB). (Zurück zu v.11)
zweidete gerade Periphrastische Konjugation, die das Imperfekt umschreibt und die Gleichzeitigkeit des durativen Aspekts stärker betont. (Zurück zu v.11)
aaSchweineherde W. „Herde [der] Schweine“ (Zurück zu v.11)
ab{sagend} Pleonastisches Partizip. (Zurück zu v.12 / zu v.23)
acWir wollen (damit wir) Die Konjunktion ἵνα wird hier (v.a. aus stilistischen Gründen) als selbständiger Begehrungssatz übersetzt (NSS). Vgl. ZÜR, MEN. (Zurück zu v.12)
adfuhren aus und Temporales oder modales Ptz. conj., hier mit Hilfe einer „und“-Kombination beigeordnet. (Zurück zu v.13)
aeertranken im Meer Eigentlich können Schweine schwimmen (France 2002, 231). Allerdings ist es gut vorstellbar, dass ihre Panik und schiere Masse (viele Schweine würden im Wasser aufeinander landen und einander unter Wasser drücken) dazu führte, dass sie trotzdem ertranken. (Zurück zu v.13)
afihre Hirten Oder etwas wörtlicher „die sie hüteten“. (Zurück zu v.14)
agLand W. „Felder“, eine Metonymie für das Land (BA ἀγρός 1; vgl. LN 1.87). Ein anderes Verständnis der Metonymie wäre „Höfe, Dörfer“ (BA ἀγρός 2; NSS), was wohl in Mk 6,36 gemeint ist. Zusammen bilden „Stadt und Land“ einen Merismus. (Zurück zu v.14)
ahwas das Geschehene war W. „was das Geschehene ist“; der Objektsatz steht in der selben Zeit, in der direkte Rede stehen würde (vgl. Zerwick § 346; ad loc. Grosvenor/Zerwick). (Zurück zu v.14)
aierreichten und sahen Historisches Präsens. „und … und“ lässt sich im Deutschen auch als „als … da“ wiedergeben. (Zurück zu v.15)
ajsahen sie, dass der Besessene saß, bekleidet und bei Verstand Dreifaches AcP. Aus stilistischen Gründen (allerdings im Rahmen des griechischen Satzbaus) wurde nur das erste Ptz. als Teil des AcP aufgelöst und die anderen beiden Partizipien modal verstanden. bekleidet bedarf keiner Auflösung, bei Verstand gibt das Ptz. als Präpositionalphrase wieder. (Zurück zu v.15)
akdie, die [alles] gesehen hatten Substantiviertes Ptz. Aor., als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.16)
albaten sie ihn W. „fingen an zu bitten“, eine pleonastische Verbindung, die typisch für Markus ist. „Beginnen“ hat hier sehr abgeschwächte Bedeutung (Siebenthal 2011, §218e; NSS). Übersetzt man das Imperfekt, dann vielleicht so wie ZÜR: „Da baten sie ihn immer dringlicher“ (iterativ), MEN: „Da verlegten sie sich aufs Bitten“ (Zurück zu v.17)
amAls er ins Boot stieg Gen. abs., als temporaler Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.18)
ander, der besessen gewesen war Subst. Ptz. Aor., als Relativsatz aufgelöst. Eine schönere Übersetzung wäre vielleicht „der vormals Besessene“ oder auch „der ehemalige Besessene“. MEN: „der (früher) Besessene“, GNB sogar: „der Geheilte“. (Zurück zu v.18)
aosagte Historisches Präsens. (Zurück zu v.19)
apDekapolis Die Dekapolis war eine Region von etwa zehn Städten im heutigen Jordanien, als östlich des Jordan und des Sees Gennesaret. Weitere Informationen liefert der Artikel Dekapolis. (Zurück zu v.20)
aqwas Jesus ihm getan hatte - W. „was getan hatte ihm Jesus“ - „Jesus“ ist bewusst nachgestellt, um den Kontrast zu betonen, der zw. V. 20 und dem parallelen V. 19 besteht („was der Herr dir getan hat“). Der Geheilte verkündigt Jesus als „den Herrn“. (Zurück zu v.20)
arstaunten (wunderten sich) Eine zeitgemäßere, treffende Übersetzung wäre vielleicht „sie konnten es kaum glauben“. (Zurück zu v.20)
asmit dem (im) Boot Textkritik: In mehreren alten Handschriften fehlt dieser Teil oder steht an anderer Stelle. Zwar setzt NA28 die Worte als unsicher in eckige Klammern, aber da die wichtigsten alexandrinischen und auch die byzantinischen Zeugen sie enthalten, gibt es keinen gewichtigen Grund, sie als spätere Hinzufügung zu verstehen. Wahrscheinlich fehlen sie in den entsprechenden Handschriften entweder aufgrund eines Versehens oder in Anpassung an Lk 8,40 (Guelich 1989, 290; Metzger 1994, 72f.). (Zurück zu v.21)
atnachdem … gefahren war Gen. abs., als temporaler Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.21)
augerade … (V. 22) als W. „und … und“ dient hier wieder als Temporalangabe, daher die Übersetzung. Die Zeitangabe könnte sowohl zu V. 21 (LUT, MEN, ELB, ZÜR) als auch zu V. 22 gehören (, GNB, NGÜ). Diese spezifische Angabe scheint jedoch eher die spezifische Situation von V. 22 einzuleiten. (Zurück zu v.21)
avSynagogenvorsteher - Zur Zeit Jesu wurden Synagogen von Laien geleitet; diese waren verantwortlich v.a. für die Leitung des Gottesdienstes, aber auch für die finanziellen, administrativen und politischen Aspekte des Synagogenlebens (TRE 32, S. 506). (Zurück zu v.22)
awnamens Jairus Gr. der Dativ von Name (possessiver Dativ). (Zurück zu v.22)
axals er ihn sah Temporales Ptz. conj., wohl beschreibendes Partizip. (Zurück zu v.22)
aykam und warf sich Historisches Präsens. (Zurück zu v.22)
azinständig (mehrfach) Das Adverb πολλὰ kann man sowohl intensivierend als auch wiederholend verstehen. Hier scheint die intensivierende Funktion besser zu passen (vgl. V. 38 und 43, aber auch V. 10). (Zurück zu v.23)
baὅτι recitativum bleibt unübersetzt. (Zurück zu v.23 / zu v.28 / zu v.35)
bbist dem Tode nahe Das Gr. ἐσχάτως ἔχει kann man nicht ohne weiteres übersetzen, es bedeutet „sie schwebt in Lebensgefahr“ (sinngemäß nach Collins 2007, 279), „sie ist todkrank“ (sinngemäß nach LN 23.151; auch ZÜR, MEN, GNB), „liegt in den letzten Zügen“ (LUT, ELB), „liegt im Sterben“ (NGÜ, ). ist dem Tode nahe nach Guelich 1989, 290. (Zurück zu v.23)
bckomm doch und Temporales Ptz. conj., als Beiordnung übersetzt. Wohl beschreibendes Partizip. (Zurück zu v.23)
bdKomm doch und lege ihr deine Hände auf Im Griechischen handelt es sich um einen selbständigen Nebensatz, der mit der finalen Konjunktion ἵνα eingeleitet ist. Das ist eine andere Möglichkeit, einen Imperativ auszudrücken oder vielleicht zu umschreiben (Siebenthal 2011, §268c; BDR §387.3a; NSS). Obwohl die Grammatiken das nicht erwähnen, ist es möglich, dass es sich um eine elliptische Formulierung handelt und wir uns den Hauptsatz dazuzudenken haben (so France 2002, 236 mit Verweis auf Mk 10,51). Dann könnte man übersetzen: „[Ich bitte dich/möchte], dass du kommst und...“ (Zurück zu v.23)
bedrängten sich um ihn Das griechische Wort konnotiert großen Druck und kann in anderen Zusammenhängen auch „zusammendrücken“ heißen (LSJ). Den Druck der Menge beschreibt Markus also sehr plastisch. Etwas freier: „es herrschte ein großes Gedränge“ (Zurück zu v.24)
bfdie [seit] zwölf Jahren an Blutungen litt Attr. Ptz., als Relativsatz aufgelöst. Blutungen (Blutfluss) W. „Ausfluss [des] Blutes“. an Blutungen litt W. „war zwölf Jahre mit Blutfluss“. Adela Yarbro Collins zeigt anhand verschiedener zeitgenössischer griechischer Texte, dass es sich dabei um einen (wohl mit der Weiblichkeit zusammenhängenden) Blutausfluss („flow of blood“, Gr. ῥύσις αἵματος) handelt, nicht um eine gewöhnliche Blutung („hemorrhage“, Hämorrhagie, Gr. αἱμορραγία)(Collins 2007, 280). Vermutlich gehörte diese Blutung in den Reinheitsgeboten zu den unreinen Menstruationsblutungen (Lev 15,19–33). Lev 15,25 LXX benutzt in diesem Zusammenhang den gleichen Begriff für die beschriebene Blutung. Die Frau war nicht nur dauerhaft unrein, sondern verunreinigte auch alles, was sie berührte (Guelich 1989, 296f.; France 2002, 236f.). (Zurück zu v.25)
bgdurchgemacht … die ... ausgegeben hatte, ohne etwas zu erreichen … gegangen Attr. Ptz. Aor. (4x), vorzeitig übersetzt und (teils unter Wiederholung des Relativpronomens) an den im vorigen Satz begonnen Relativsatz gehängt. Das Hauptverb erfolgt erst in V. 27. Theoretisch könnte man die Partizipien auch als kausale Ptz. conj. verstehen. ohne etwas zu erreichen Aus stilistischen Gründen als Infinitivsatz wiedergegeben. Der Teilsatz hat adversative Konnotation, man könnte ihn im Indikativ folgendermaßen wiedergeben: „aber es hatte nichts genützt“ (GNB, NGÜ, , ZÜR), „es hatte ihr nichts geholfen“ (LUT). war es ihr immer schlechter gegangen W. etwa „war sie zum Schlechteren gekommen“ (Zurück zu v.26)
bhals sie (die) ... hörte, näherte sie sich … und Zwei Ptz. conj. (Präsens und Aorist), temporal aufgelöst. Das erste könnte man auch attributiv verstehen und in den vorangehenden Relativsatz einreihen. (Zurück zu v.27)
bisagte sich Das Imperfekt zeigt hier die Begründung an, die die Frau sich zurechtgelegt hatte und bis zu ihrer Heilung hegte (für ähnliche Aussagen vgl. 3,21; 6,18; 14,2). Sie ist als (normaler) prospektiver Konditionalsatz formuliert: Die Frau rechnet sich aus, dass die Folge (die Heilung) – vermutlich – eintreten wird, wenn die Bedingung (die Berührung) erfüllt ist (Siebenthal 2011, §282). (Zurück zu v.28)
bjdie Quelle ihre Blutes versiegte Idiomatische (blumige?) Ausdrucksweise, die einfach bedeutet: „ihr Blutverluss/ihre Blutung hörte auf“ (LN 23.182; NSS). Die Formulierung entspricht wörtlich der in Lev 12,7 LXX, wo es um die Reinigung einer Frau nach der Geburt geht. Dort erklärt der Priester die Frau für geheilt, nachdem sie ein Lamm als Sühneopfer dargebracht hat. Mit diesem Echo (schon das zweite in dieser Szene nach der gr. Formulierung für „Blutung“ in V. 25) bringt Markus nicht nur die Dimension der rituellen Unreinheit vor dem Gesetz ins Spiel, sondern verbindet Jesus auch indirekt mit dem Priester, der ihre Reinheit vor Gott wieder herstellt (vgl. Guelich 1989, 297). Allerdings geht es in der Geschichte nicht um Reinheit und Unreinheit, sondern in erster Linie um die Heilung von einem chronischen Leiden. Die Frage der Reinheit wird von allen Beteiligten mit völliger Missachtung gestraft – selbst von den zahlreichen Menschen, von denen man erwarten dürfte, dass die Frau sie in der Menge berührt und damit unrein gemacht hat, ist nichts dazu zu hören (Collins 2007, 283f.). (Zurück zu v.29)
bk[an (in) ihrem] Körper Wohl instrumentaler oder lokaler Dativ; hier soll es aber wohl nur markieren, dass es sich bei ihrem „merken“ um eine körperliche Empfindung handelt (Grosvenor/Zerwick), daher besser „spürte sie an ihrem Körper“. (Zurück zu v.29)
blLeiden (Qual) W. „Geißel“, übertragen „Plage“. Per Bedeutungserweiterung auch „Leiden“ oder „Gebrechen“ (vgl. LN 23.182). (Zurück zu v.29 / zu v.34)
bmder (als/weil er) merkte Ptz. conj. (temporal oder kausal), hier als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.30)
bnmerkte, dass Kraft von ihm ausgegangen war AcP Oder anders aufgelöst: „[die] Kraft bemerkte, die...“ Das Ptz. Aor. Könnte man evtl. auch gleichzeitig verstehen „sofort bemerkte, dass Kraft von ihm ausging“ (vgl. ). (Zurück zu v.30)
bofragte (sagte, wiederholte) Das Verb steht im Imperfekt. Markus benutzt diese spezielle Form recht häufig (bes. in Kap. 4), sodass der durative Aspekt möglicherweise nur schwach vorhanden ist. Hier könnte die Form ausdrücken, dass Jesu Nachfrage ergebnislos blieb (Siebenthal 2011, §195g; §198l). Das Imperfekt könnte an dieser Stelle jedoch ebenso ausdrücken, dass Jesus mehrmals (iterativ) nachfragte. (Zurück zu v.30)
bpdie sich um dich drängt Atr. Ptz., als Relativsatz aufgelöst. Zum Wort s. die Fußnote in V. 24. (Zurück zu v.31)
bqdie [Person], die es gewesen war (getan hatte) Attr. Ptz. Aor. im Femininum. Dass das Partizip schon im richtigen Geschlecht steht, weist eher auf die Perspektive des allwissenden Erzählers hin als darauf, dass Jesus gezielt nach einer Frau Ausschau hält (Collins 2007, 283 Fn 158). Die meisten Übersetzungen (bis auf NGÜ) formulieren hier jedoch explizit weiblich. [Person] ist ein eleganter Mittelweg, weil das Wort (im Singular) im Sprachgebrauch häufiger „Frau“ als „Mann“ umschreibt. (Zurück zu v.32)
brfürchtete sich und zitterte, weil sie wusste Ptz. conj. (3x). Die ersten beiden sind modal und hier als selbständiger Hauptsatz aufgelöst (das modifizierte Verb bildet den zweiten Satz des Verses), das dritte ist kausal und als entsprechender Nebensatz aufgelöst. Schön ZÜR: „kam, verängstigt und zitternd, weil sie wusste“ (Zurück zu v.33)
bsWährend er noch redete Temporaler Gen. abs., als Nebensatz aufgelöst. (Zurück zu v.35)
btkamen Historisches Präsens. (Zurück zu v.35)
buund richteten aus Ptz. conj., temporal-modal, beigeordnet übersetzt. (Zurück zu v.35)
bvder mitbekommen hatte Ptz. conj. (Aor.), modal, kausal oder temporal, hier als Relativsatz aufgelöst. wie die Botschaft ausgerichtet wurde AcP, mit „wie“ aufgelöst. Übersetzt man das Wort παρακούω nicht als mitbekommen, sondern als „überhören, missachten“ (so MEN, ELB mit Guelich 1989, 291. Das Ptz. Aor. wäre dann gleichzeitig zu übersetzen), dann kann man übersetzen: „Unter Missachtung dieser Meldung sagte Jesus“ (Präpositionalphrase) oder parataktisch: „Jesus aber überhörte das Wort, das geredet wurde“ (ELB). Sehr schön MEN: „Jesus aber ließ die Nachricht, die da gemeldet wurde, unbeachtet“ oder die Alternativübersetzung der NGÜ: „Jesus schenkte diesen Worten keine Beachtung“ (Zurück zu v.36)
bw„Fürchte dich nicht, vertraue (glaube) einfach (nur)!“ Beide Imperative stehen im Präsens, der durativischen Befehlsform, die das Fortsetzen (bzw. negativ Aufhören mit) einer schon begonnenen Handlung konnotiert. Die implizierte Botschaft ist also „Fürchte dich nicht (länger)! Vertraue/glaube einfach (weiter)!“ (Siebenthal 2011, §212e; Collins 2007, 285). (Zurück zu v.36)
bxkamen und sah Historisches Präsens. (Zurück zu v.38)
byein lärmendes Durcheinander Die treffendste Übersetzung der Hauptbedeutung ist vielleicht „Aufruhr“ oder „Tumult“: Es herrscht Lärm, Durcheinander (LUT, MEN, ELB: „Getümmel“), und häufig bezieht es sich im NT auf kurzfristige Tumulte gegen die römische Herrschaft (Mk 14,2 par Mt 26,5; Mt 27,24; Apg 20,1; 21,34). Hier ist eher ein großes, lärmendes Durcheinander gemeint. : „Lärm“, NGÜ: „helle Aufregung“ (Zurück zu v.38)
bzsah er … [Menschen], die heftig heulten und wehklagten AcP (zwei Ptz.), unter Ergänzung eines Objekts mit Relativsatz wiedergegeben. (Zurück zu v.38)
canach dem (beim) Eintreten Temporal-modales Ptz. conj., als Präpositionalphrase aufgelöst. (Zurück zu v.39)
cbnahm mit und ging Historisches Präsens. (Zurück zu v.40)
ccEr nahm die Hand Gen. abs., temporal-modal, beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.41)
cd„Talita kum!“ Aramäisch für „Mädchen, steh auf!“ Kum (קום) ist der maskuline Imperativ. Textkritik: Viele Handschriften enthalten die korrektere feminine Form „kumi“ (קומי). Die maskuline Form wurde gelegentlich auch bei Frauen benutzt, zudem wurden beide Formen zu Jesu Zeit wohl gleich ausgesprochen. Das macht die männliche Form zwar schwieriger, aber nicht falsch, während die weibliche Form eine absichtliche Korrektur ist (Metzger 1994, 74f.). (Zurück zu v.41)
cebegann umherzugehen Als inchoatives Imperfekt übersetzt (vgl. Guelich 1989, 303). (Zurück zu v.42)
cfDa (sofort) Textkritik: Die Bezeugung dieses Worts ist nicht eindeutig, was dazu geführt hat, dass es im NA28 mit eckigen Klammern versehen ist. Die externe sowie die interne Bezeugung sprechen jedoch eher für seine Ursprünglichkeit (Willker 2013, 205; Guelich 1989, 291). (Zurück zu v.42)
cgwaren [alle vor] lauter Fassungslosigkeit [ganz] fassungslos Es handelt sich wohl um eine Formulierung, die bewusst hebraisierend an das Griechisch der Sepuaginta angelehnt ist. Das mit dem Verbalsubstantiv derselben Wurzel im Dativ verbundene Verb ist eine Nachahmung der hebr. Konstruktion mit Verb+Inf. abs. („Septuagintismus“, Guelich 1989, 291; BDR §198.6). Dasselbe Verb beschreibt in Mk 2,12 und 6,51 die fassungslose Reaktion der Zeugen auf ein Wunder. Die von anderen gewählte Übersetzung „(Er)Staunen“ (ELB, MEN) ist vielleicht etwas blass, das seit Luther verbreitete „Entsetzen“ (LUT, , GNB, ZÜR) zwar vorstellbar, aber etwas unpassend. Der Dativus modi führt zur Einfügung von [vor], das fehlende Subjekt zur sinngemäßen Ergänzung von [alle]. Wörtlich könnte man vielleicht übersetzen: „[vor] großem Außersichsein [ganz] außer sich sein“, etwas freier übersetzt dann so wie hier. LUT: „Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen.“, : „Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen.“. Schön NGÜ: „zum grenzenlosen Erstaunen aller“, NeÜ: „Mit fassungslosem Erstaunen sahen alle, wie“ (Zurück zu v.42)
chunmissverständlich (mehrmals, ausdrücklich) Das Adverb πολλὰ kann man sowohl intensivierend als auch wiederholend verstehen, die meisten Übersetzungen intensivieren. Vgl. V. 23 und 38, aber auch V. 10. (Zurück zu v.43)
ci[man solle] Der griechische Infinitivsatz ist (dem Deutschen ganz ähnlich) final. In der gegenwärtigen Formulierung ist im Deutschen eine finale Satzeinleitung notwendig. (Zurück zu v.43)