Markus 7: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. März 2014, 15:58 Uhr

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Lesefassung (Markus 7)

(kommt später)

Studienfassung (Markus 7)

1 Und die Pharisäer und einige der Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren, a versammelten sich bei ihm. 2 Und weil (als) sie gesehen hatten (sahen), b dass manche von seinen Jüngern [mit] unreinen, das heißt: [mit] ungewaschenen Händen c die Brote (ihr Essen) aßen de 3 die Pharisäer und die Juden überhaupt (alle) essen nämlich nicht, wenn sie sich nicht sorgfältig (mit einer Handvoll Wasser, in der vorgeschriebenen Weise; mit der Faust) f die Hände gewaschen haben, um (Damit, weil) an der Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)g festzuhalten, h 4 und nach der Rückkehr vom Markt i essen sie nicht, bis (wenn) sie nicht gebadet (einer Reinigung unterzogen, gewaschen) haben; und es gibt viele andere [Regeln], die sie zu halten übernommen haben, [zum Beispiel] das Abspülen von Bechern, {und} Krügen und Kupfergefäßen und Sitzpolstern (Betten) j5 da (und) erkundigten (fragten) die Pharisäer und die Schriftgelehrten sich bei ihm: „Weshalb leben (folgen) deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot (Essen) [mit] unreinen Händen k?“ 6 Aber er sagte zu ihnen: „Richtig (Treffend, Zurecht) hat Jesaja über euch Heuchler (Scheinheilige) geweissagt, wie geschrieben steht:

‚Dieses Volk ehrt mich [mit] den Lippen,l
aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.
7 Und sie beten (verehren) mich vergeblich an,
weil sie [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehrenm.‘

8 Während ihr Gottes Willen (Gesetz, Gebot) n außer Acht lasst, o haltet ihr euch [stattdessen (gleichzeitig)] an die Überlieferung der Menschen!“ 9 Und er fuhr fort (sagte) p {zu ihnen}: „Geschickt (meisterhaft, trefflich) setzt (hebt auf) ihr Gottes Gebot (Gesetz, Willen) außer Kraft, um eure Überlieferung aufrechtzuerhalten (zur Geltung zu bringen). 10 Mose hat doch (ja) gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘, und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht, muss sterben q.‘ 11 Ihr jedoch sagt: Wenn ein Mann (Mensch) zu [seinem] Vater oder [seiner] Mutter sagt: Alles von mir, was dich unterstützen (helfen, nützen) würde, [ist] Korban r, das heißt „Opfergabe (Geschenk)“, 12 dann erlaubt (lasst ihr zu, dass … nicht mehr; lasst) s ihr ihm nicht mehr, etwas t [für seinen] Vater oder [seine] Mutter u tun. 13 So (indem) hebt (macht nichtig) ihr Gottes Wort (Aussage) v auf w durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben (überliefert) habt, und ihr tut viele vergleichbare (ähnliche) solche [Dinge] (vergleichbare solche [Dinge] tut ihr häufig).“ 14 Und (Dann) er rief die Menschenmenge wieder (noch einmal) zu sich und x sprach nun y zu ihnen: „Hört mir alle zu und versteht z! 15 Nichts, was (wenn, indem) von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, kann ihn verunreinigen (Es gibt nichts, was … hineingelangt, das … kann). aa Es ist vielmehr, was aus dem Menschen herauskommt, das den Menschen verunreinigt ab.“ 16 [ [ Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)!“ ] ] ac 17 Und als er ein Haus betrat, abseits der Menschenmenge, erkundigten sich seine Jünger bei ihm nach dem Gleichnis. 18 Und er sagte ad zu ihnen: „Seid auch ihr so schwer von Begriff (unverständig)? Versteht (Merkt) ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen gelangt, ihn nicht verunreinigen kann, 19 weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in seinen Magen (Bauch), und [dann] in den Abtritt (Senkgrube, Latrine) ae ausgeschieden wird (hinausgelangt)?“ So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein. af 20 {und} Er fuhr fort (sagte) p: „Was aus dem Menschen herauskommt, ag das verunreinigt den Menschen. 21 Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die üblen Vorsätze (Gedanken, Absichten): ah sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger) ai, Bosheiten, Arglist (Hinterlist), Zügellosigkeit (Ausschweifung), ein böses Auge aj, Verleumdung (Gotteslästerung, Beleidigung), Überheblichkeit [und] Unvernunft – 23 all diese bösen (schlechten) [Auswüchse] (All dieses Böse) kommen von innen her und verunreinigen den Menschen.“ 24 Und von dort brach (stand) er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus ak. Und er begab sich in ein Haus und al wollte, dass niemand [davon] erfuhr, und er schaffte es nicht, [seine Anwesenheit] verborgen zu halten. 25 Stattdessen kam gleich, als sie von ihm hörte, eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem unreinen Geist besessen war am, und an warf sich vor seine Füße. 26 {aber} – Die Frau war Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin. ao – Und sie bat ihn hartnäckig (immer wieder) ap darum, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben. 27 Aber (Und) er sagte zu ihr: „Lass zunächst die Kinder satt werden, denn es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“ 28 Doch sie entgegnete {und sagte zu ihm}: „Ja, Herr (Herr) aq, auch die Hunde unter dem Tisch fressen die Krümel ar (Resten) der Kinder.“ 29 Und er sagte zu ihr: „Weil du das gesagt hast as, geh at! Der Dämon hat deine Tochter verlassen.“ 30 Und sie ging zurück in ihr Haus und au stellte fest, dass das Kind im Bett lag und der Dämon weg (ausgefahren) war. 31 Und (Später) er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und av reiste (kam) durch Sidon ans Meer (See) von Galiläa, mitten durch (in) das Gebiet der Dekapolis (Zehnstädtegebiet) aw. 32 Und [die Leute] brachten einen Taubstummen ax zu ihm und baten (forderten auf) ihn, ihm die Hand aufzulegen ay. 33 Und er nahm ihn beiseite, abseits der Menschenmenge, [wo sie] unter sich [waren], und steckte ihm seine Finger in die Ohren. Dann (und) spuckte er und az berührte seine Zunge. 34 Schließlich (und) blickte er zum Himmel auf und ba seufzte (stöhnte), dann (und) sagte er zu ihm: „Effata!“ bb, das heißt: „Öffne dich!“ 35 Und sofort öffneten sich seine Ohren (Hörgänge), und die Hemmung (Fessel) bc seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen bd. 36 Und er schärfte [den Leuten] ein (ordnete an, verbot), mit niemandem zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen einschärfte (verbot, darauf bestand), desto mehr machten (predigten, verkündeten) sie [es] bekannt. 37 Und sie waren zutiefst (maßlos) erstaunt (überwältigt, beeindruckt) und sagten be: „Er hat alles gut gemacht, und er befähigt (macht, [dass]) die Tauben zu hören und die Stummen zu sprechen!“

Anmerkungen

adie ... gekommen waren attr. Ptz. Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.1)
bweil (als) sie gesehen hatten (sahen) Kausales oder temporales Ptz. conj.. (Zurück zu v.2)
c[mit] unreinen ... [mit] ungewaschenen, Händen Instr. Dativ. (Zurück zu v.2)
ddie Brote aßen Eine ungewöhnliche Formulierung. „Brot“ kann pars pro toto für Nahrung oder eine Mahlzeit stehen. Die zu erwartende Phrase wäre aber „Brot essen“. Vielleicht hat Markus so formuliert, um noch einmal das Wunder der Brotvermehrung (Kap. 6) in Erinnerung zu rufen (bei dem Brot könnte es sich um die Überbleibsel handeln), doch das ist unsicher (dafür: Guelich 1989, 363; dagegen: France 2002, 281). (Zurück zu v.2)
eDer Satz endet nach Meinung der meisten Ausleger und der Zeichensetzung der kritischen Editionen unvollendet (Anakoluth), um der Erklärung des pharisäischen Brauchs Platz zu machen. Unklar ist, ob er in V. 5 fortgesetzt wird oder ob V. 5 neu einsetzt (Guelich 1989, 360; vgl. Collins 2007, 344 Fn 35). France bemerkt allerdings, man könne den Satzbau auch erklären, indem man V. 2 nicht als Umstandsangabe für die Anfrage der Pharisäer V. 5, sondern für ihr Zusammenkommen in V. 1 versteht (ders. 2002, 279f.). Das Partizip weil/als sie gesehen hatten gibt dann kausal oder temporal an, warum die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus ansprachen. Das passt zwar inhaltlich, aber für die verbreitetere Interpretation spricht, dass man die Stelle offenbar schon lange als Anakoluth verstanden hat. Varianten in der Überlieferung des Textes zeigen, dass man zum Teil versuchte, den Satzbau etwas einfacher zu formulieren. Zudem stehen Partizipien mit kausaler Sinnrichtung häufiger vor der Aussage, die sie begründen, als danach. (Zurück zu v.2)
fsorgfältig Gr. πυγμῇ W. „[mit] der Faust“ Instr. Dativ. Diese Wendung ist nur hier bekannt und ihre Bedeutung unklar. Es gibt folgende Vorschläge, was das Wort bezeichnet: 1. die Art des Waschens, nämlich der Faust in der hohlen Hand, 2. das Waschen bis zum Ellbogen (so Collins 2007, 349) bzw. zum Handgelenk, 3. die meisten Übersetzungen folgen LUT mit der Übersetzung „[mit] einer Handvoll Wasser“. 4. MEN „gründlich“, ELB „sorgfältig“. 5. bedeutungsagnostisch „in der vorgeschriebenen Weise“ (NSS) oder „zeremoniell“ (France). France empfiehlt, das Wort sinngemäß mit „sorgfältig“ oder „zeremoniell“ zu übersetzen (ders. 2002, 282; in dieselbe Richtung geht NSS). Weil es sich um einen Singular handelt, ist eine pluralspezifische Übersetzung wie Guelichs „with cupped hands“ (ders. 1989, 364f.) weniger wahrscheinlich. Auch Hengels Theorie eines aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „Handvoll“ ist unwahrscheinlich, weil es im Griechischen ein Wort dafür gab (ebd.). NGÜ lässt das Wort gleich ganz aus dem Fließtext und erwähnt seine unbekannte Bedeutung in einer Fußnote. (Zurück zu v.3)
gÜberlieferung der Ältesten (Vorfahren) Dabei handelt es sich um Bräuche und Regeln, die sich auf der Grundlage des Gesetzes ausgebildet hatten und irgendwann als Norm galten, ohne vom Gesetz direkt vorgeschrieben zu sein. Lange ging man davon aus, dass es sich beim Händewaschen um eine rein pharisäische Lehre handelte, inzwischen weiß man aber, dass die meisten Juden diesem Brauch tatsächlich folgten (Collins 2007, 345f.; vgl. France 2002, 280ff.). (Zurück zu v.3)
hum (Damit, weil) … festzuhalten Ptz. conj., als Nebensatz aufgelöst. Man kann diese Angabe (mit um) final verstehen (vgl. ZÜR) oder sie als getrennten Satz modal übersetzen: „Damit halten sie an der Überlieferung der Ältesten fest.“ (vgl. NGÜ) Auch eine kausale Deutung ist möglich (NSS, MEN). (Zurück zu v.3)
inach der Rückkehr vom Markt W. „vom Markt“, ein griechisches Idiom. Möglich wäre vielleicht auch „essen nichts, was vom Markt kommt, ohne es gewaschen zu haben“ (NSS). (Zurück zu v.4)
jund Sitzpolstern (Betten) Dabei handelt es sich um jedes Möbelstück, das als Bett oder Liege auch als Sitzgelegenheit zum Essen diente. Das waren bei ärmeren Leuten oft einfache Matten oder Teppiche, bei Reicheren auch Möbelstücke mit Beinen, wie man sie heute als Betten und Sofas kennt. Nach Lev 15 waren auch unrein gewordene Betten zu waschen (Collins 2007, 349; LN 6.106). Die Übersetzung Sitzpolster folgt GNB, NGÜ. Textkritik: In den Handschriften א B L Δ pc bo fehlen die beiden Wörter. Wenn das der ursprüngliche Text ist, wurden die „Betten“ vielleicht aufgrund der Reinheitsvorschriften von Lev 15 ergänzt. Plausibler wirkt jedoch, dass sie beim Abschreiben als absurd oder durch einen Fehler (Homoioteleuton) weggefallen sind. Wegen der guten externen Bezeugung stehen die Wörter in NA28 in eckigen Klammern, im SBLGNT jedoch nicht. Diese Variante lässt sich nicht zufriedenstellend klären (vgl. Willker 2013, 277f.). (Zurück zu v.4)
k[mit] unreinen Händen Instr. Dativ. (Zurück zu v.5)
l[mit] den Lippen Instr. Dativ. (Zurück zu v.6)
mweil sie … lehren Ptz. conj., als kausaler Nebensatz aufgelöst. [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren Im gr. AT steht etwas anders „weil sie Gebote von Menschen und Lehren lehren“. Jesus spitzt das rhetorisch auf den Vorwurf zu, die Vorstellungen von Menschen (nämlich die erwähnte „Überlieferung der Ältesten“) als verbindliche Gebote festzuschreiben – ohne dabei allerdings etwas am Sinn zu ändern. Im Kern geht es bei Jesaja um oberflächliche Religion, die überkommenen Bräuchen und Traditionen folgt, anstatt Gott mit dem Herzen (d.h. aus Überzeugung) zu ehren, wie es der Fall wäre, wenn die Bräuche nicht zur missbräuchlichen Umgehung der Gebote führen würden (vgl. France 2002, 284). (Zurück zu v.7)
nGottes Willen (Gesetz, Gebot), W. „das Gebot Gottes“, bezeichnet in diesem Kontext das, was von Gott geboten (und nicht von Menschen vorgeschrieben) wurde (Guelich 1989, 367). Dass Jesaja von Verehrung mit dem Herzen spricht, weist darauf hin, dass er (und auch Jesus mit seinem Zitat) von Gottes Geboten gerade das „Hauptgebot“ aus Dtn 6,4-6 im Blick haben. Israel sollte danach „JHWH, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Sein und deiner ganzen Kraft lieben“ und Gottes Gebote im Herzen bewahren (Pesch 1976, 373). (Zurück zu v.8)
oWährend ihr … außer Acht lasst (preisgebt, verlasst, ablehnt) Modales Ptz. conj., als Nebensatz mit „während“ und „[stattdessen (gleichzeitig)]“ aufgelöst. Das Verb kann in diesem Kontext verschiedenes bedeuten: „außer Acht lassen“ (NSS, NGÜ, MEN, ZÜR), „verlassen“ (LUT), „preisgeben“ (ELB, ), oder sogar „ablehnen“ (LN 31.63). GNB etwas freier, aber treffend „zur Seite schieben“. Es geht hier wenige um eine absichtliche Missachtung als um eine bewusste Ablehnung oder Umdeutung der Gebote (V. 9 und 13; France 2002, 285). (Zurück zu v.8)
per fuhr fort (V. 9 und 20) übersetzt das Imperfekt ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 14. (Zurück zu v.9 / zu v.20)
qmuss sterben W. etwa „[dem] Tod sterben“ (Dativ+Imperativ 3. Sg.). Der Dativ soll hier den hebräischen Inf. abs. nachbilden und in der gleichen Weise die Verstärkung der Aussage bewirken (Siebenthal 2011, §189c). Er lässt sich nicht direkt übersetzen, höchstens mit der etwas staubigen Formulierung „des Todes sterben“ (LUT, ELB, MEN). Etwas freier, aber sinngemäß „muss mit dem Tod bestraft werden“ (NSS, , GNB, NGÜ). (Zurück zu v.10)
rKorban Dabei handelt es sich um ein aus dem AT geläufiges hebräisches Wort (קָרְבָּן), das so etwas wie „Opfergabe“ heißt und irgendwann zur nicht zurückzunehmenden Schwurformel wurde (Guelich 1989, 368). Nach dem, was heute bekannt ist, war es nach der beschriebenen Sitte irgendwie möglich, das als Opfergabe Deklarierte am Ende selbst zu behalten. Offenbar war es nicht erforderlich, den Gegenstand direkt zu spenden. Das Gelübde wurde dann unter Verweis auf das Verbot im Gesetz, einen Schwur zu brechen, eingehalten (Num 30,2; Dtn 23,21-23; Lev 5,14-16). In der Praxis diente dieser Eid dann nur dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzubehalten. France erwähnt als Beispiel Grundbesitz, der auch nach der Korban-Weihe weiter im Besitz des Sohnes war, ohne dass der Vater ihn betreten durfte (France 2002, 286f.; Collins 2007, 351ff.). (Zurück zu v.11)
serlaubt bzw. lasst zu, dass Es ist nicht klar, ob „nicht mehr lassen“ hier „nicht erlauben“ oder „zulassen, dass nicht“ heißt. Im ersten Fall wäre gemeint, dass die Pharisäer dem Mann nicht erlauben würden, sein Gelübde rückgängig zu machen, um doch noch seinen Eltern zu helfen (, NGÜ, LUT, ELB, MEN). Im zweiten Fall wäre gemeint, dass sie den Mann damit davonkommen lassen, nicht mehr für seine Eltern zu sorgen (GNB, ZÜR). Die gewählte Übersetzung scheint vom Griechischen her etwas wahrscheinlicher zu sein. (Zurück zu v.12)
tnicht mehr, etwas W. „nicht mehr, nichts“, eine doppelte Verneinung, die den Effekt der Aussage (s. die vorige Fußnote) verstärkt. (Zurück zu v.12)
u[für seinen] Vater oder [seine] Mutter Instr. Dat. (2x). (Zurück zu v.12)
vGottes Wort steht nicht für die Heilige Schrift, wie man aus der beliebten christlichen Wendung schließen könnte. Im NT ist sie noch nicht üblich. Jesus bezieht sich also auf eine bestimmte Aussage der Schrift. Dabei dürfte es sich um das zuvor zitierte 5. Gebot und die andere Stelle handeln, aus denen hervorgeht, wie Vater und Mutter zu behandeln sind (France 2002, 288). (Zurück zu v.13)
wso hebt ihr auf bzw. indem ihr aufhebt Modales Ptz. conj., hier als separater Hauptsatz mit so aufgelöst. Dieser Satz dient wohl als zusammenfassende Wiederholung der nun begründeten Behauptung (so, „damit“ o.ä.): „Dieses Beispiel zeigt, dass...“ (so die meisten Übersetzungen). Die Aussage könnte auch angeben, auf welche Weise die Pharisäer den Mann nichts mehr für seine Eltern tun lassen („indem“; so ELB). (Zurück zu v.13)
xer rief ... und Ptz. conj. Aor., temporal-modal, beigeordnet übersetzt. (Zurück zu v.14)
ysprach nun übersetzt das Imperfekt ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht, und zwar jetzt an die Menge gewandt. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 9 und 20. (Zurück zu v.14)
zund versteht Möglich wäre eine finale Übersetzung des zweiten Imperativs wie NGÜ: „damit ihr versteht, [was ich sage]“ Der Übersetzer hat das vielleicht als eine aus dem Semitischen entlehnte Formulierung verstanden. MEN übersetzt ebenso sinngemäß „und versucht zu verstehen“. (Zurück zu v.14)
aaNichts, was … hineingelangt Subst. oder umschreibendes Partizip, hier als umschr. Ptz. verstanden (wie die meisten Übersetzungen). Als subst. Ptz. übersetzt und folglich als Relativsatz aufgelöst (vgl. LUT, ELB), würde der Satz lauten: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, das ihn verunreinigen kann.“ bzw. „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was...“ (für den zweiten Versteil s. die folgende Fußnote). Von der Syntax her ist es auch möglich, das Ptz. wie die meisten englischen Übersetzungen als Ptz. conj. zu übersetzen. Das temporal-konditionale (wenn) oder modale (indem) Ptz. conj. wäre als Nebensatz aufzulösen: „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was ihn verunreinigen kann, wenn (indem) es in ihn hineingelangt“ bzw. „Es gibt nichts, was …, wenn es von außen...“ (vgl. z.B. ESV, NASB, ähnlich wohl SLT). (Vgl. NSS.) (Zurück zu v.15)
abwas herauskommt und das verunreinigt Subst. Ptz. (2x), als Relativsatz aufgelöst. Man könnte das zweite Partizip auch als umschreibendes Partizip übersetzen (dazu s. die vorige Fußnote): „Vielmehr verunreinigt den Menschen das, was aus dem Menschen herauskommt.“ (Zurück zu v.15)
acTextkritik: Dieser Vers fehlt in den frühesten bekannten Handschriften (א B L Δ* 0274 28 sa bopt). So oder mit leichten Abweichungen ist dieser Satz 7x im NT zu finden. Er war lange Zeit als Formel in Gebrauch, mit der gottesdienstliche Schriftlesungen abgeschlossen wurden. Es ist anzunehmen, dass der Satz aus Mk 4,9 und 23 seinen Weg an diese Stelle gefunden hat. Einige Handschriften überliefern ihn auch an verschiedenen anderen Stellen, wo er ebenfalls eindeutig nachträglich eingefügt wurde. V. 16 stammt wortwörtlich mit Mk 4,23 überein (Willker 2013, 289f.). Da V. 15 eine für Christen und gerade Judenchristen sehr wichtige Aussage über das Gesetz macht, ist es möglich, dass der Satz davor warnen sollte, diese Aussage ohne weitere Reflexion wörtlich zu nehmen, wie er es schon in Kap. 4 tat (Collins 2007, 341). Wir zeigen ihn nur aus technischen Gründen im Fließtext an. (Zurück zu v.16)
adsagte Historisches Präsens. (Zurück zu v.18)
aeAbtritt (Senkgrube, Latrine) Dieser Begriff bezeichnet die Vorläufer heutiger Toiletten. Einige Übersetzungen gehen sehr delikat vor und glätten die Ausdrucksweise: „wird wieder ausgeschieden“ (, GNB, NGÜ), MEN, SLT „auf dem natürlichen Wege“. ELB „in den Abort“, LUT, ZÜR „in die Grube“. (Zurück zu v.19)
afSo erklärte [Jesus] alle Speisen für rein Alternativ „...ausgeschieden wird, was alle Speisen rein macht.“ Dieser abhängige Satz hat keinen offensichtlichen Bezug zum Kontext. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das modale Ptz. conj. auf λέγει „er sagte“ (V. 18) bezieht (so alle herangezogenen Ausleger und die meisten Übersetzungen). Es ist dann ein Kommentar des Evangelisten. Nach dem alternativen Verständnis handelt es sich um eine syntaktisch schwierige Ergänzung zu dem Vergleich des Essens, das den Körper durchläuft und so rein wird. Allerdings würde Jesus dann vom Neutrum Plural in den Nominativ Plural wechseln (France 2002, 291f.). Diese Deutung findet sich in der Interpunktion von NA28 sowie bei SLT und MEN. Diese Übersetzungen beziehen das Partizip offenbar attributiv auf „Abtritt“ und geben dieses Wort dann sehr frei wieder. MEN: „...und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?“ (Zurück zu v.19)
agWas … herauskommt Subst. Ptz., als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.20)
ahsexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, V. 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger), Bosheiten Diese ersten sechs Begriffe stehen im Plural. Der Plural von abstrakten Begriffen bezeichnet im Griechischen oft deren konkrete Erscheinungsformen (BDR §142). Die meisten Übersetzungen benutzen auf Deutsch einfach den Singular, was eine meist angemessene Übersetzung ist (NSS). Allerdings sind Diebstähle, Morde und Seitensprünge konkrete, wiederholbare Handlungen – es könnte sein, dass Markus einfach aus rhetorischen Gründen die Hälfte der Stichwörter in den Plural gesetzt hat (France 2002, 292f.). Unsere Übersetzung versucht dennoch, diese konkreten Ausprägungen zum Ausdruck zu bringen, beispielsweise mit sexuelle Eskapaden (für „Unzucht“ o.ä.) oder Seitensprünge (für „Ehebruch/Ehebrüche“). (Zurück zu v.21)
aiBegehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger) „Habgier/Gier“ oder neutraler „Begehren“ oder „Ehrgeiz“ ist die normale Bedeutung dieses Worts. Im Markusevangelium bezeichnet es vielleicht gerade (negativ konnotierten) Ehrgeiz, also Machthunger (Collins 2007, 358f.). (Zurück zu v.22)
ajein böses Auge Oder „ein schlimmes (d.h. erkranktes) Auge“ (Collins 2007, 361). D.h. neidische Blicke oder Missgunst (LN 88.165), alternativ Geiz (LN 57.108). Collins glaubt, aus Mk 15,10 könne man schließen, dass die erste Deutung im Blick ist (Collins 2007, 361). (Zurück zu v.22)
akTyrus war ein Stadtstaat, der im Norden an Galiläa angrenzte. Die Bewohner der Region waren Nichtjuden. Ein zeitgenössischer jüdischer Autor beschreibt sie sinngemäß als „unsere Intimfeinde“ (France 2002, 297). (Zurück zu v.24)
albrach er auf und sowie er begab sich … und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.24)
amvon einem unreinen Geist besessen war W. „einen unreinen Geist hatte“ (Zurück zu v.25)
ankam … und Ptz. conj., temporal, beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.25)
aoNichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin Im Griechischen steht zwar Griechin, aber das ist hier gemeint als Abgrenzung von den Juden (vgl. Guelich 1989, 385). Das zeigt auch die weitere Einordnung in die Gegend Syrophönizien. Das war damals die Bezeichnung für Südsyrien (Collins 2007, 366). der Herkunft [nach] Dat. respectus. (Zurück zu v.26)
apsie bat ihn hartnäckig (immer wieder) Das Verb steht im Imperfekt und wird deshalb hier entweder durativ („bat ihn fortwährend“; d.h. „hartnäckig“) oder iterativ („bat ihn immer wieder“) verwendet. Es steht häufig bei (zunächst) erfolglosen Bitten oder Forderungen (Siebenthal 2001, §195g). Etwas freier könnte man die Funktion des Imperfekts auch mit „sie ließ nicht locker“ oder „sie drängte auf ihn ein“ ausdrücken. (Zurück zu v.26)
aqJa, Herr bzw. Herr sind zwei Varianten, die von alten Handschriften bezeugt werden. Viele Übersetzungen (und France 2002, 295) folgen der weiter verbreiteten ersten Variante. Textkritik: Das Fehlen von „ja“ wird nur bezeugt durch D P45 W Θ f13 565 700 it sys. Die Herausgeber von NA28 haben sich jedoch für diese geringer bezeugte, aber frühe Variante entschieden, weil 1. „ja“ nicht so gut in den Zusammenhang passt und 2. angenommen wird, dass es sich um eine Angleichung an die Parallelstelle in Mt 15,27 handelt. Diese internen Argumente sind jedoch nicht zwingend. Die externe Bezeugung ist so stark, dass eher davon auszugehen ist, dass „ja“ ursprünglich war und vielleicht gerade deshalb weggelassen wurde, weil es schwerer in den Zusammenhang passt (ebd.; vgl. Willker 2013, 299f.). (Zurück zu v.28)
ardie Krümel W. „von den Krümeln“, eine Präpositionalphrase, die den partitiven Genitiv ersetzt (NSS). (Zurück zu v.28)
asWeil du das gesagt hast W. „Aufgrund dieses Wortes/dieser Äußerung bzw. Antwort“ (Zurück zu v.29)
atgeh D.h. „Du kannst gehen“ (NGÜ) oder „Geh nach Hause“ (, GNB). (Zurück zu v.29)
auging zurück … und W. „ging weg“. Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.30)
avreiste … und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.31)
awSidon ist ein weiterer Stadtstaat nördlich von Tyrus (dazu vgl. die Fn in V. 24). Dekapolis Die Dekapolis war eine Region von etwa zehn Städten im heutigen Jordanien, als östlich des Jordan und des Sees Gennesaret. Weitere Informationen liefert der Artikel Dekapolis. mitten durch (in) das Gebiet Die Präposition kann sowohl „durch“ als auch „in“ bedeuten. „in das Gebiet der Dekapolis“ wäre ein geographischer Fehler, doch die Übersetzung durch ist ohnehin lexikalisch wahrscheinlicher (Collins 2007, 369). Der See Gennesaret liegt südöstlich von Tyrus. Die beschriebene Route ist demnach alles andere als direkt, sondern führt im weiten Bogen erst nach Norden und Osten, dann wieder nach Süden in die Dekapolis und nach Westen an den See Gennesaret. Ist diese Reiseroute beabsichtigt (und nicht einfach ein Fehler eines unkundigen Verfassers oder Redaktors), dann ist nicht mehr festzustellen, was Jesus dabei im Sinn hatte. Markus geht nicht darauf ein (vgl. Guelich 1989, 392f.; Collins 2007, 369). (Zurück zu v.31)
axeinen Taubstummen W. „einen Tauben/Taubstummen und Sprachgestörten/Stummen“. Der Mann war wohl taub geboren. Für Menschen mit dieser Behinderung ist es kaum möglich, normal sprechen zu lernen. Das Wort μογιλάλος „sprachgestört, stumm“ ist sehr selten. Da der Mann nach der Heilung in V. 35 „richtig zu sprechen“ beginnt, heißt es hier „sprachgestört“. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur noch in Jes 35,6 LXX vor. Diese Prophezeiung wird auch in V. 37 wieder in den Blick kommen. Markus spielt mit diesem Heilungsbericht also darauf an, dass diese Prophetie mit Jesus in Erfüllung gehen könnte (vgl. Guelich 1989, 394; Collins 2007, 370). (Zurück zu v.32)
ayihm die Hand aufzulegen bedeutet offenbar, ihn dadurch zu heilen (Collins 2007, 370). (Zurück zu v.32)
aznahm beiseite … und sowie spuckte er und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. Markus überliefert nicht, wozu Jesus spuckte, oder ob er auf seinen Finger spuckte und damit die Zunge des Mannes berührte. Die meisten Übersetzungen verstehen den Vorgang so. Das Ptz. conj. hat dann modale Sinnrichtung (NSS). In Mk 8,22-26 und Joh 9,1-7 macht Jesus mit Speichel Matsch, mit dem er Blinde heilt. (Zurück zu v.33)
bablickte er ... auf und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.34)
bb„Effata!“ Das ist wahrscheinlich eine nicht 100% genau überlieferte aramäische Form (France 2002, 304; Guelich 1989, 395f.). (Zurück zu v.34)
bcHemmung W. „Fessel“ (so die meisten Übersetzungen), MEN: „Gebundenheit“. Es handelt sich um eine übertragene Bedeutungserweiterung von „Fessel“, die hier die Einschränkung der Sprachfertigkeit bezeichnet (LN 23.156). (Zurück zu v.35)
bdkonnte richtig sprechen (Imperfekt) Das Verb bezeichnet hier die Fähigkeit, sprechen zu können (BA λαλέω, 2aα; NSS). (Zurück zu v.35)
beund sagten Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.37)