Markus 7

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche

Syntax ungeprüft

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Markus 7)

(Gottes Gebot und die Traditionen der Pharisäer)

1 Eines Tages kamen die Pharisäer und einige Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus. 2 Als sie sahen, dass einige der Jünger mit unreinen Händen aßen 3(mit „unrein“ meinten sie „ungewaschen“, die Pharisäer - und Juden im Allgemeinen - halten sich nämlich an die „Tradition der Alten“a und essen erst dann, wenn sie sich sorgfältig die Hände gewaschen haben. 4 Wenn sie zuvor auf dem Marktb waren, baden sie sogar erst noch, bevor sie essen. Und noch viele weitere „alte Traditionen“ gibt es, an die sie sich halten, zum Beispiel das Abspülen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen und das Säubern von Sitzpolstern), 5 als die besagten Pharisäer und Schriftgelehrten das also sahen, fragten sie ihn: „Warum halten deine Jünger sich nicht an die Traditionen der Alten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?“
6 „Ihr Heuchler!“, rief Jesus. „Wie recht hatte doch Jesaja, als er über euch prophezeite:

‚Dieses Volk ehrt Gott nur mit Worten,
aber nicht mit seinem Herzen!
7 Ihre Verehrung ist wertlos,
weil sie menschliche Gebote als göttliches Gesetz hinstellen!‘

8 Ihr ignoriert Gottes Gebote, aber menschliche „Traditionen“ beachtet ihr! 9 Das ist ganz toll, wie ihr Gottes Gesetze außer Kraft setzt, um eure „Traditionen“ zu bewahren. 10 Zum Beispiel hat Mose gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘ und ‚Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, muss sterben‘. 11 Ihr dagegen behauptet: ‚Wenn ein Mensch zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: ‚All das, womit ich euch eigentlich unterstützen müsste, ist qorban c - das heißt, ein Opfer für Gott!‘‘... 12 - und dann seid ihr es, die ihn damit davon abhalten, etwas für seine Eltern zu tun! 13 Auf diese und viele ähnliche Weisen setzt ihr immer wieder Gottes Gebote zugunsten eurer - von euch tradierten! - „Traditionen“ außer Kraft!“

(Was wirklich unrein ist)
14 Eines Tages rief Jesus wieder einmal eine Volksmenge zu sich und sagte: „Hört mir alle gut zu, damit ihr versteht, was ich sage: 15 / 16 Nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, kann ihn unrein machen, sondern ausschließlich das, was aus ihm herauskommt.“
17 Als sich Jesus dann von der Volksmenge in ein Haus zurückgezogen hatte, fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieser Aussage. 18 „Dann habt also nicht mal ihr begriffen?“, fragte Jesus. „Versteht ihr denn nicht, dass nichts von dem, was von Außen in den Menschen hineingelangt, ihn unrein machen kann? - 19 Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen des Menschen, und auf dem Abtritt kommt es dann wieder heraus.“ Damit erkläre Jesus alle Speisen für rein.
20 „Ja“, fuhr er fort: „Nur dasjenige, was aus dem Menschen herauskommt, macht ihn unrein, 21 denn von Innen - aus dem Herzen - kommen die bösen Gedanken heraus und damit auch: Hurereien, Diebereien, Mordtaten, 22 Ehebrüche, Machtsüchteleien, Bosheiten; außerdem Arglist, Maßlosigkeit, Neid, Gotteslästerei, Überheblichkeit und Torheit. 23 All dieses Böse kommt von Innen heraus und macht den Menschen unrein.“

(Die gewitzte Heidin)
24 Jesus verließ Galiläa und begab sich in das heidnische Gebiet von Tyrus. Dort zog er sich in ein Haus zurück, damit niemand davon erführe, dass er hier sei. Doch es gelang ihm nicht, seine Anwesenheit verborgen zu halten: 25 / 26 Sogleich erfuhr es eine einheimische Heidin, deren Tochter von einem bösen Geist besessen war. Sie ging zu ihm, warf sich ihm zu Füßen nieder und bat ihn darum, den Geist bei ihrer Tochter auszutreiben. 27 Jesus aber entgegnete: „Zunächst müssen die Kinder satt werden. Es wäre falsch, den Kindern ihr Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“ 28 „Ja, mein Herr, das wäre falsch“, stimmte sie ihm zu, „und dennoch fressen die Hunde unter dem Tisch ihre Brotkrumen.“ 29 Da sagte Jesus: „Um dieser Rede willen geh! - Der Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.“ 30 Und tatsächlich: Als die Frau nach Hause kam, lag das Kind im Bett und der Geist war ausgefahren.

(Die Heilung des Taubstummen)
31 Von Tyrus aus zog Jesus über Sidon an die Ostseite des Sees Gennesaret. 32 Dort brachte man einen Taubstummen zu ihm und bat ihn, ihm die Hand aufzulegen. 33 Da zog er ihn von der Menschenmenge fort, um mit ihm allein zu sein. Er steckte ihm seine Finger in die Ohren, spuckte sich auf die Hand und berührte damit die Zunge des Mannes. 34 Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte tief und sprach: „Effata“ - das heißt: „Öffne dich!“d 35 Sofort öffneten sich da seine Ohren; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen.
36 Jesus verbot den Anwesenden, jemandem davon zu erzählen. Aber je mehr er darauf bestand, desto mehr machten sie es bekannt, 37 weil sie vor Staunen ganz außer sich waren. „Wie gut ist alles, was er gemacht hat!“, riefen sie, „Er lässt sogar Taube hören und die Stumme sprechen!“

Anmerkungen

aMarkus verwendet dieses „Tradition der Alten“ hier vermutlich sarkastisch: Die entsprechende Tradition ist das erste Mal etwa 100 n. Chr. schriftlich erwähnt und es ist umstritten, ob sie überhaupt schon zur Zeit Jesu existierte. (Zurück zu Lesefassung v.3)
bwo man sich leicht kultisch verunreinigen kann (Zurück zu Lesefassung v.4)
cErklärte jemand etwas als qorban („Opfer“), machte er damit dieses Ding „heilig“ und andere konnten so nicht mehr darüber verfügen (der Opfernde selbst jedoch schon). In der Praxis diente dieses „für-qorban-Erklären“ bald nur noch dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten; eher als an „Opfergaben“ sollte man deshalb dabei wohl an den Ausspruch „Bevor du das bekommst, opfere ich das im Tempel!“ denken, den die Pharisäer dann als trotz allem gültig und geltend werteten und so unterbunden, dass das so „Geopferte“ doch anderen zur Verfügung gestellt werden konnte.
Die qorban-Regelung ist kein biblisches Gebot, sondern wurde erst von den Schriftgelehrten geschaffen (Gnilka 1978) und ist damit ein gutes Beispiel für diese sogenannten „Traditionen der Alten“, die die Schriftgelehrten über das göttliche Gebot stellen. (Zurück zu Lesefassung v.11)
dDie hier beschriebene Heilung enthält einige Elemente altisraelischen Brauchtums. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike weit verbreitet. Auch der Blick zum Himmel und das Seufzen ist typisch für derartige Heilungsgeschichten; es ist dort Ausdruck des Einholens übermenschlicher Kraft des Wundertäters. Eine Heilung mittels Speichel ist außerdem im Alten Israel meist (wie hier) verbunden mit der Rezitation eines Zauberspruchs.
Bei Jesus ist der Blick zum Himmel jedoch stets Ausdruck des Gebets; auch dem „Zauberwort“ wird durch die direkt nachfolgende Übersetzung der Charakter des Geheimnisvollen und Zauberischen genommen und das Zauberwort so zum „Machtwort“ gewandelt: Der israelische Aberglaube wird transformiert zum Ausdruck der engen Verbindung Jesu mit Gott und der Vollmacht Jesu, der nur ein Wort nötig hat, um dem Taubstummen Ohren und Mund zu öffnen: „Effata“, „Öffne dich“. (Zurück zu Lesefassung v.34)

Studienfassung (Markus 7)

1 Und die Pharisäer und einige der Schriftgelehrten (Schreiber), die aus Jerusalem gekommen waren, e versammelten sich bei ihm. 2 Und weil (als) sie gesehen hatten (sahen), f dass manche von seinen Jüngern [mit] unreinen, das heißt: [mit] ungewaschenen Händen g die Brote (ihr Essen) aßen hi 3 die Pharisäer und die Juden überhaupt (alle) essen nämlich nicht, wenn sie sich nicht sorgfältig (mit einer Handvoll Wasser, in der vorgeschriebenen Weise; mit der Faust) j die Hände gewaschen haben, um (Damit, weil) an der Überlieferung der Ältesten (Vorfahren)k festzuhalten, l 4 und [nach der Rückkehr] vom Markt m essen sie nicht, bis (wenn) sie nicht gebadet (einer Reinigung unterzogen, gewaschen) haben; und es gibt viele andere [Regeln], die sie zu halten übernommen haben, [zum Beispiel] das Abspülen von Bechern, {und} Krügen und Kupfergefäßen und Sitzpolstern (Betten) n5 da (und) o erkundigten (fragten) die Pharisäer und die Schriftgelehrten sich bei ihm: „Weshalb leben (folgen) deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot (Essen) [mit] unreinen Händen p?“ 6 Aber er sagte zu ihnen: „Richtig (Treffend, Zurecht) hat Jesaja über euch Heuchler (Scheinheilige) geweissagt, wie geschrieben steht:

‚Dieses Volk ehrt mich [mit] den Lippen,q
aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.
7 Und sie beten (verehren) mich vergeblich an,
weil sie [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehrenr.‘

8 Während ihr Gottes Willen (Gesetz, Gebot) s außer Acht lasst, t haltet ihr euch [stattdessen (gleichzeitig)] an die Überlieferung der Menschen!“ 9 Und er fuhr fort (sagte) u {zu ihnen}: „Geschickt (meisterhaft, trefflich) setzt (hebt auf) ihr Gottes Gebot (Gesetz, Willen) außer Kraft, um eure Überlieferung aufrechtzuerhalten (zur Geltung zu bringen). 10 Mose hat doch (ja) gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘, und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht, muss sterben v.‘ 11 Ihr jedoch sagt: ‚Wenn ein Mann (Mensch) zu [seinem] Vater oder [seiner] Mutter sagt: Alles von mir, was dich unterstützen (helfen, nützen) würde, [ist] Korban!‘ w, das heißt ‚Opfergabe (Geschenk)‘,x 12 dann erlaubt (lasst ihr zu, dass … nicht mehr; lasst) y ihr ihm nicht mehr, etwas z [für seinen] Vater oder [seine] Mutter aa tun. 13 So (indem) hebt (macht nichtig) ihr Gottes Wort (Aussage) ab auf ac durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben (überliefert) habt, und ihr tut viele vergleichbare (ähnliche) solche [Dinge] (vergleichbare solche [Dinge] tut ihr häufig).“ 14 Und (Dann) er rief die Menschenmenge wieder (noch einmal) zu sich und ad sprach nun ae zu ihnen: „Hört mir alle zu und versteht af! 15 Nichts, was (wenn, indem) von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, kann ihn verunreinigen (Es gibt nichts, was … hineingelangt, das … kann). ag Es ist vielmehr, was aus dem Menschen herauskommt, das den Menschen verunreinigt ah. 16 [ [ Wer Ohren hat [zum] Hören, soll hören (höre)! ] ]ai 17 Und als er ein Haus betrat, abseits der Menschenmenge, erkundigten sich seine Jünger bei ihm nach dem Gleichnis. 18 Und er sagte aj zu ihnen: „Seid auch ihr so schwer von Begriff (unverständig)? Versteht (Merkt) ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen gelangt, ihn nicht verunreinigen kann, 19 weil es nicht in sein Herz gelangt, sondern in seinen Magen (Bauch), und [dann] in den Abtritt (Senkgrube, Latrine) ak ausgeschieden wird (hinausgelangt)?“ So erklärte [Jesus] alle Speisen für rein. al 20 {und} Er fuhr fort (sagte) u: „Was aus dem Menschen herauskommt, am das verunreinigt den Menschen. 21 Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die üblen Vorsätze (Gedanken, Absichten): sexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), an Diebstähle, Morde, 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger) ao, Bosheiten, Arglist (Hinterlist), Zügellosigkeit (Ausschweifung), ein böses Auge ap, Verleumdung (Gotteslästerung, Beleidigung), Überheblichkeit [und] Unvernunft – 23 all diese bösen (schlechten) [Auswüchse] (All dieses Böse) kommen von innen her und verunreinigen den Menschen.“ 24 Und von dort brach (stand) er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus aq. Und er begab sich in ein Haus und ar wollte, dass niemand [davon] erfuhr, und er schaffte es nicht, [seine Anwesenheit] verborgen zu halten. 25 Stattdessen kam gleich, als sie von ihm hörte, eine Frau zu ihm, deren kleine Tochter von einem unreinen Geist besessen war as, und at warf sich vor seine Füße. 26 {aber} – Die Frau war Nichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin. au – Und sie bat ihn hartnäckig (immer wieder) av darum, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben. 27 Aber (Und) er sagte zu ihr: „Lass zunächst die Kinder satt werden, denn es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“ 28 Doch sie entgegnete {und sagte zu ihm}: „Ja, Herr (Herr) aw, auch die Hunde unter dem Tisch fressen die Krümel ax (Resten) der Kinder.“ 29 Und er sagte zu ihr: „Weil du das gesagt hast ay, geh az! Der Dämon hat deine Tochter verlassen.“ 30 Und sie ging zurück in ihr Haus und ba stellte fest, dass das Kind im Bett lag und der Dämon weg (ausgefahren) war. 31 Und (Später) er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und bb reiste (kam) durch Sidon ans Meer (See) von Galiläa, mitten durch (in) das Gebiet der Dekapolis (Zehnstädtegebiet) bc. 32 Und [die Leute] brachten einen Taubstummen bd zu ihm und baten (forderten auf) ihn, ihm die Hand aufzulegen be. 33 Und er nahm ihn beiseite, abseits der Menschenmenge, [wo sie] unter sich [waren], und steckte ihm seine Finger in die Ohren. Dann (und) spuckte er und bf berührte seine Zunge. 34 Schließlich (und) blickte er zum Himmel auf und bg seufzte (stöhnte), dann (und) sagte er zu ihm: „Effata!“ bh, das heißt: „Öffne dich!“ 35 Und sofort öffneten sich seine Ohren (Hörgänge), und die Hemmung (Fessel) bi seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen bj. 36 Und er schärfte [den Leuten] ein (ordnete an, verbot), mit niemandem zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen einschärfte (verbot, darauf bestand), desto mehr machten (predigten, verkündeten) sie [es] bekannt. 37 Und sie waren zutiefst (maßlos) erstaunt (überwältigt, beeindruckt) und sagten bk: „Er hat alles gut gemacht, und er befähigt (macht, [dass]) die Tauben zu hören und die Stummen zu sprechen!“

Anmerkungen

edie ... gekommen waren attr. Ptz. Aor., als vorzeitiger Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.1)
fweil (als) sie gesehen hatten (sahen) Kausales oder temporales Ptz. conj.. (Zurück zu v.2)
g[mit] unreinen ... [mit] ungewaschenen, Händen Instr. Dativ. (Zurück zu v.2)
hdie Brote aßen Eine ungewöhnliche Formulierung. „Brot“ kann pars pro toto für Nahrung oder eine Mahlzeit stehen. Die zu erwartende Phrase wäre aber „Brot essen“. Vielleicht hat Markus so formuliert, um noch einmal das Wunder der Brotvermehrung (Kap. 6) in Erinnerung zu rufen (bei dem Brot könnte es sich um die Überbleibsel handeln), doch das ist unsicher (dafür: Guelich 1989, 363; dagegen: France 2002, 281). (Zurück zu v.2)
iDer Satz endet nach Meinung der meisten Ausleger und der Zeichensetzung der kritischen Editionen unvollendet (Anakoluth), um der Erklärung des pharisäischen Brauchs Platz zu machen. Unklar ist, ob er in V. 5 fortgesetzt wird oder ob V. 5 neu einsetzt (Guelich 1989, 360; vgl. Collins 2007, 344 Fn 35). France bemerkt allerdings, man könne den Satzbau auch erklären, indem man V. 2 nicht als Umstandsangabe für die Anfrage der Pharisäer V. 5, sondern für ihr Zusammenkommen in V. 1 versteht (ders. 2002, 279f.). Das Partizip weil/als sie gesehen hatten gibt dann kausal oder temporal an, warum die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus ansprachen. Das passt zwar inhaltlich, aber für die verbreitetere Interpretation spricht, dass man die Stelle offenbar schon lange als Anakoluth verstanden hat. Varianten in der Überlieferung des Textes zeigen, dass man zum Teil versuchte, den Satzbau etwas einfacher zu formulieren. Zudem stehen Partizipien mit kausaler Sinnrichtung häufiger vor der Aussage, die sie begründen, als danach. (Zurück zu v.2)
jsorgfältig Gr. πυγμῇ W. „[mit] der Faust“ Instr. Dativ. Diese Wendung ist nur hier bekannt und ihre Bedeutung unklar. Es gibt folgende Vorschläge, was das Wort bezeichnet: 1. die Art des Waschens, nämlich der Faust in der hohlen Hand, 2. das Waschen bis zum Ellbogen (so Collins 2007, 349) bzw. zum Handgelenk, 3. die meisten Übersetzungen folgen LUT mit der Übersetzung „[mit] einer Handvoll Wasser“ (so z.B. Cranfield 1959, S. 233). 4. MEN „gründlich“, ELB „sorgfältig“. 5. bedeutungsagnostisch „in der vorgeschriebenen Weise“ (NSS) oder „zeremoniell“ (France). France empfiehlt, das Wort sinngemäß mit „sorgfältig“ oder „zeremoniell“ zu übersetzen (ders. 2002, 282; in dieselbe Richtung geht NSS). Weil es sich um einen Singular handelt, ist eine pluralspezifische Übersetzung wie Guelichs „with cupped hands“ (ders. 1989, 364f.) weniger wahrscheinlich. Auch Hengels Theorie eines aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „Handvoll“ ist unwahrscheinlich, weil es im Griechischen ein Wort dafür gab (ebd.; so aber auch Dschulnigg 2007; Gnilka 1978). NGÜ lässt das Wort gleich ganz aus dem Fließtext und erwähnt seine unbekannte Bedeutung in einer Fußnote. (Zurück zu v.3)
kÜberlieferung der Ältesten (Vorfahren) Dabei handelt es sich um Bräuche und Regeln, die sich auf der Grundlage des Gesetzes ausgebildet hatten und irgendwann als Norm galten, ohne vom Gesetz direkt vorgeschrieben zu sein. Lange ging man davon aus, dass es sich beim Händewaschen um eine rein pharisäische Lehre handelte, inzwischen weiß man aber, dass die meisten Juden diesem Brauch tatsächlich folgten (Collins 2007, 345f.; vgl. France 2002, 280ff.). (Zurück zu v.3)
lum (Damit, weil) … festzuhalten Ptz. conj., als Nebensatz aufgelöst. Man kann diese Angabe (mit um) final verstehen (vgl. ZÜR) oder sie als getrennten Satz modal übersetzen: „Damit halten sie an der Überlieferung der Ältesten fest.“ (vgl. NGÜ) Auch eine kausale Deutung ist möglich (NSS, MEN). (Zurück zu v.3)
mnach der Rückkehr vom Markt W. „vom Markt“, ein griechisches Idiom. Möglich wäre vielleicht auch „essen nichts, was vom Markt kommt, ohne es gewaschen zu haben“ (NSS). (Zurück zu v.4)
nund Sitzpolstern (Betten) Dabei handelt es sich um jedes Möbelstück, das als Bett oder Liege auch als Sitzgelegenheit zum Essen diente. Das waren bei ärmeren Leuten oft einfache Matten oder Teppiche, bei Reicheren auch Möbelstücke mit Beinen, wie man sie heute als Betten und Sofas kennt. Nach Lev 15 waren auch unrein gewordene Betten zu waschen (Collins 2007, 349; LN 6.106). Die Übersetzung „Sitzpolster“ folgt GNB, NGÜ.
Textkritik: In den Handschriften א B L Δ pc bo fehlen die beiden Wörter. Wenn das der ursprüngliche Text ist, wurden die „Betten“ vielleicht aufgrund der Reinheitsvorschriften von Lev 15 ergänzt. Plausibler wirkt jedoch, dass sie beim Abschreiben als absurd oder durch einen Fehler (Homoioteleuton) weggefallen sind. Wegen der guten externen Bezeugung stehen die Wörter in NA28 in eckigen Klammern, im SBLGNT jedoch nicht. Diese Variante lässt sich nicht zufriedenstellend klären (vgl. Willker 2013, 277f.). (Zurück zu v.4)
oda (und) Nach der Parenthese in Vv. 3f nimmt Markus den Satz wieder auf, tut es aber „auf eine Weise, als hätte er vergessen, dass er schon vor der Parenthese einen Satz begonnen hatte und setzt also ein mit καὶ, das hier eigentlich gar nicht nötig wäre.“ (Cranfield 1959, S. 234f). In den selben Phänomenkomplex gehört wohl, dass auch die Wendung „Parisäer und Schriftgelehrte“, mit der der Satz einsetzte, hier extra noch mal gesetzt wird. (Zurück zu v.5)
p[mit] unreinen Händen Instr. Dativ. (Zurück zu v.5)
q[mit] den Lippen Instr. Dativ. (Zurück zu v.6)
rweil sie … lehren Ptz. conj., als kausaler Nebensatz aufgelöst. [als verbindliche] Lehren Gebote von Menschen lehren Im gr. AT steht etwas anders „weil sie Gebote von Menschen und Lehren lehren“. Jesus spitzt das rhetorisch auf den Vorwurf zu, die Vorstellungen von Menschen (nämlich die erwähnte „Überlieferung der Ältesten“) als verbindliche Gebote festzuschreiben – ohne dabei allerdings etwas am Sinn zu ändern. Im Kern geht es bei Jesaja um oberflächliche Religion, die überkommenen Bräuchen und Traditionen folgt, anstatt Gott mit dem Herzen (d.h. aus Überzeugung) zu ehren, wie es der Fall wäre, wenn die Bräuche nicht zur missbräuchlichen Umgehung der Gebote führen würden (vgl. France 2002, 284). (Zurück zu v.7)
sGottes Willen (Gesetz, Gebot), W. „das Gebot Gottes“, bezeichnet in diesem Kontext das, was von Gott geboten (und nicht von Menschen vorgeschrieben) wurde (Guelich 1989, 367). Dass Jesaja von Verehrung mit dem Herzen spricht, weist darauf hin, dass er (und auch Jesus mit seinem Zitat) von Gottes Geboten gerade das „Hauptgebot“ aus Dtn 6,4-6 im Blick haben. Israel sollte danach „JHWH, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Sein und deiner ganzen Kraft lieben“ und Gottes Gebote im Herzen bewahren (Pesch 1976, 373). (Zurück zu v.8)
tWährend ihr … außer Acht lasst (preisgebt, verlasst, ablehnt) Modales Ptz. conj., als Nebensatz mit „während“ und „[stattdessen (gleichzeitig)]“ aufgelöst. Das Verb kann in diesem Kontext verschiedenes bedeuten: „außer Acht lassen“ (NSS, NGÜ, MEN, ZÜR), „verlassen“ (LUT), „preisgeben“ (ELB, ), oder sogar „ablehnen“ (LN 31.63). GNB etwas freier, aber treffend „zur Seite schieben“. Es geht hier wenige um eine absichtliche Missachtung als um eine bewusste Ablehnung oder Umdeutung der Gebote (V. 9 und 13; France 2002, 285). (Zurück zu v.8)
uer fuhr fort (V. 9 und 20) übersetzt das Imperfekt ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 14. (Zurück zu v.9 / zu v.20)
vmuss sterben W. etwa „[dem] Tod sterben“ (Dativ+Imperativ 3. Sg.). Der Dativ soll hier den hebräischen Inf. abs. nachbilden und in der gleichen Weise die Verstärkung der Aussage bewirken (Siebenthal 2011, §189c). Er lässt sich nicht direkt übersetzen, höchstens mit der etwas staubigen Formulierung „des Todes sterben“ (LUT, ELB, MEN). Etwas freier, aber sinngemäß „muss mit dem Tod bestraft werden“ (NSS, , GNB, NGÜ). (Zurück zu v.10)
wKorban Dabei handelt es sich um ein aus dem AT geläufiges hebräisches Wort (קָרְבָּן), ein terminus technicus für „Opfergabe“ (Guelich 1989, 368). Nach dem, was heute bekannt ist, war es nach der beschriebenen Sitte irgendwie möglich, das als Opfergabe Deklarierte am Ende selbst zu behalten. Offenbar war es nicht erforderlich, den Gegenstand direkt zu spenden. Das Gelübde wurde dann unter Verweis auf das Verbot im Gesetz, einen Schwur zu brechen, eingehalten (Num 30,2; Dtn 23,21-23; Lev 5,14-16). In der Praxis diente dieser Eid dann nur dazu, solche „Opfergaben“ anderen vorzuenthalten. France erwähnt als Beispiel Grundbesitz, der auch nach der Korban-Weihe weiter im Besitz des Sohnes war, ohne dass der Vater ihn betreten durfte (France 2002, 286f.; Collins 2007, 351ff.). (Zurück zu v.11)
xAnakoluth (z.B. Kleist 1937, S. 208). Jesus hat sich hier offenbar so in Rage geredet, dass er nicht einmal seinen begonnenen Satz zu Ende führt. (Zurück zu v.11)
yerlaubt bzw. lasst zu, dass Der Satz lässt sich auf zwei Weisen übersetzen: (1) „Ihr lasst nicht zu, dass er...“ oder (2) „Ihr lasst zu, dass er nicht...“. Im ersten Fall wäre gemeint, dass die Pharisäer dem Mann nicht erlauben würden, sein Gelübde rückgängig zu machen, um doch noch seinen Eltern zu helfen (, NGÜ, LUT, ELB, MEN; die meisten Kommentare). Im zweiten Fall wäre gemeint, dass sie den Mann damit davonkommen lassen, nicht mehr für seine Eltern zu sorgen (BB, B/N, KAM, NL, ZÜR; Thüsing 2011). GN kombiniert beide Möglichkeiten: „dann braucht er für seine Eltern nichts mehr zu tun. Ja, ihr erlaubt es ihm dann nicht einmal mehr.“ Die gewählte Übersetzung scheint vom Griechischen her etwas wahrscheinlicher zu sein. (Zurück zu v.12)
znicht mehr, etwas W. „nicht mehr, nichts“, eine doppelte Verneinung, die den Effekt der Aussage (s. die vorige Fußnote) verstärkt. (Zurück zu v.12)
aa[für seinen] Vater oder [seine] Mutter Instr. Dat. (2x). (Zurück zu v.12)
abGottes Wort steht nicht für die Heilige Schrift, wie man aus der beliebten christlichen Wendung schließen könnte. Im NT ist sie noch nicht üblich. Jesus bezieht sich also auf eine bestimmte Aussage der Schrift. Dabei dürfte es sich um das zuvor zitierte 5. Gebot und die andere Stelle handeln, aus denen hervorgeht, wie Vater und Mutter zu behandeln sind (France 2002, 288). (Zurück zu v.13)
acso hebt ihr auf bzw. indem ihr aufhebt Modales Ptz. conj., hier als separater Hauptsatz mit so aufgelöst. Dieser Satz dient wohl als zusammenfassende Wiederholung der nun begründeten Behauptung (so, „damit“ o.ä.): „Dieses Beispiel zeigt, dass...“ (so die meisten Übersetzungen). Die Aussage könnte auch angeben, auf welche Weise die Pharisäer den Mann nichts mehr für seine Eltern tun lassen („indem“; so ELB). (Zurück zu v.13)
ader rief ... und Ptz. conj. Aor., temporal-modal, beigeordnet übersetzt. (Zurück zu v.14)
aesprach nun übersetzt das Imperfekt ἔλεγεν. Der durative Aspekt zeigt hier wohl an, dass Jesus weiterspricht, und zwar jetzt an die Menge gewandt. Vgl. die ähnliche Übersetzung des Imperfekts in V. 9 und 20. (Zurück zu v.14)
afund versteht Möglich wäre eine finale Übersetzung des zweiten Imperativs wie NGÜ: „damit ihr versteht, [was ich sage]“ Der Übersetzer hat das vielleicht als eine aus dem Semitischen entlehnte Formulierung verstanden. MEN übersetzt ebenso sinngemäß „und versucht zu verstehen“. (Zurück zu v.14)
agNichts, was … hineingelangt Subst. oder umschreibendes Partizip, hier als umschr. Ptz. verstanden (wie die meisten Übersetzungen). Als subst. Ptz. übersetzt und folglich als Relativsatz aufgelöst (vgl. LUT, ELB), würde der Satz lauten: „Es gibt nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingelangt, das ihn verunreinigen kann.“ bzw. „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was...“ (für den zweiten Versteil s. die folgende Fußnote). Von der Syntax her ist es auch möglich, das Ptz. wie die meisten englischen Übersetzungen als Ptz. conj. zu übersetzen. Das temporal-konditionale (wenn) oder modale (indem) Ptz. conj. wäre als Nebensatz aufzulösen: „Außerhalb des Menschen gibt es nichts, was ihn verunreinigen kann, wenn (indem) es in ihn hineingelangt“ bzw. „Es gibt nichts, was …, wenn es von außen...“ (vgl. z.B. ESV, NASB, ähnlich wohl SLT). (Vgl. NSS.) (Zurück zu v.15)
ahwas herauskommt und das verunreinigt Subst. Ptz. (2x), als Relativsatz aufgelöst. Man könnte das zweite Partizip auch als umschreibendes Partizip übersetzen (dazu s. die vorige Fußnote): „Vielmehr verunreinigt den Menschen das, was aus dem Menschen herauskommt.“ (Zurück zu v.15)
aiTextkritik: Dieser Vers fehlt in den frühesten bekannten Handschriften (א B L Δ* 0274 28 sa bopt). So oder mit leichten Abweichungen ist dieser Satz 7x im NT zu finden. Er war lange Zeit als Formel in Gebrauch, mit der gottesdienstliche Schriftlesungen abgeschlossen wurden. Es ist anzunehmen, dass der Satz aus Mk 4,9 und 23 seinen Weg an diese Stelle gefunden hat. Einige Handschriften überliefern ihn auch an verschiedenen anderen Stellen, wo er ebenfalls eindeutig nachträglich eingefügt wurde. V. 16 stammt wortwörtlich mit Mk 4,23 überein (Willker 2013, 289f.). Da V. 15 eine für Christen und gerade Judenchristen sehr wichtige Aussage über das Gesetz macht, ist es möglich, dass der Satz davor warnen sollte, diese Aussage ohne weitere Reflexion wörtlich zu nehmen, wie er es schon in Kap. 4 tat (Collins 2007, 341). Wir zeigen ihn nur aus technischen Gründen im Fließtext an. (Zurück zu v.16)
ajsagte Historisches Präsens. (Zurück zu v.18)
akAbtritt (Senkgrube, Latrine) Dieser Begriff bezeichnet die Vorläufer heutiger Toiletten. Einige Übersetzungen gehen sehr delikat vor und glätten die Ausdrucksweise: „wird wieder ausgeschieden“ (, GNB, NGÜ), MEN, SLT „auf dem natürlichen Wege“. ELB „in den Abort“, LUT, ZÜR „in die Grube“. (Zurück zu v.19)
alSo erklärte [Jesus] alle Speisen für rein Alternativ „...ausgeschieden wird, was alle Speisen rein macht.“ Dieser abhängige Satz hat keinen offensichtlichen Bezug zum Kontext. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das modale Ptz. conj. auf λέγει „er sagte“ (V. 18) bezieht (so alle herangezogenen Ausleger und die meisten Übersetzungen). Es ist dann ein Kommentar des Evangelisten. Nach dem alternativen Verständnis handelt es sich um eine syntaktisch schwierige Ergänzung zu dem Vergleich des Essens, das den Körper durchläuft und so rein wird. Allerdings würde Jesus dann vom Neutrum Plural in den Nominativ Plural wechseln (France 2002, 291f.). Diese Deutung findet sich in der Interpunktion von NA28 sowie bei SLT und MEN. Diese Übersetzungen beziehen das Partizip offenbar attributiv auf „Abtritt“ und geben dieses Wort dann sehr frei wieder. MEN: „...und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?“ (Zurück zu v.19)
amWas … herauskommt Subst. Ptz., als Relativsatz aufgelöst. (Zurück zu v.20)
ansexuelle Eskapaden (Unzüchtigkeiten), Diebstähle, Morde, V. 22 Seitensprünge (Ehebrüche), Begehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger), Bosheiten Diese ersten sechs Begriffe stehen im Plural. Der Plural von abstrakten Begriffen bezeichnet im Griechischen oft deren konkrete Erscheinungsformen (BDR §142; ad loc. Grosvenor/Zerwick); sehr gut Dschulnigg 2007: „Hurereien, Diebereien, Morde, Ehebrüche, Habgierigkeiten, Schlechtigkeiten...“ Auf diese Weise folgen hier in Vv. 21f aufeinander sechs konkrete Ausprägungen der Schlechtigkeit und sechs „moralische Defekte“ (vgl. Cranfield 1959, S. 241). (Zurück zu v.21)
aoBegehrlichkeiten (Gelüste, Machthunger) „Habgier/Gier“ oder neutraler „Begehren“ oder „Ehrgeiz“ ist die normale Bedeutung dieses Worts. Im Markusevangelium bezeichnet es vielleicht gerade (negativ konnotierten) Ehrgeiz, also Machthunger (Collins 2007, 358f.). (Zurück zu v.22)
apein böses Auge Oder „ein schlimmes (d.h. erkranktes) Auge“ (Collins 2007, 361). Meist: Neid, neidische Blicke, Missgunst (LN 88.165); alternativ Geiz (LN 57.108). Collins glaubt, aus Mk 15,10 könne man schließen, dass die erste Deutung im Blick ist (Collins 2007, 361). Dem wird man sich anschließen müssen; das „böse Auge“ i.S.v. „Missgunst“ ist im Rabbinischen ein häufiges Idiom (Stellen: B/S S. 14 (Zurück zu v.22)
aqTyrus war ein Stadtstaat, der im Norden an Galiläa angrenzte. Die Bewohner der Region waren Nichtjuden. Ein zeitgenössischer jüdischer Autor beschreibt sie sinngemäß als „unsere Intimfeinde“ (France 2002, 297). (Zurück zu v.24)
arbrach er auf und sowie er begab sich … und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.24)
asvon einem unreinen Geist besessen war W. „einen unreinen Geist hatte“ (Zurück zu v.25)
atkam … und Ptz. conj., temporal, beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.25)
auNichtjüdin (Griechin), der Herkunft [nach] eine Syrophönizierin Im Griechischen steht zwar Griechin, aber das ist hier gemeint als Abgrenzung von den Juden (vgl. Guelich 1989, 385). Das zeigt auch die weitere Einordnung in die Gegend Syrophönizien. Das war damals die Bezeichnung für Südsyrien (Collins 2007, 366) und meint hier „einheimisch“ (Gnilka 1989, S. 291f; Theißen 1990, S. 130). Der Herkunft [nach]: Dat. respectus. (Zurück zu v.26)
avsie bat ihn hartnäckig (immer wieder) Das Verb steht im Imperfekt und wird deshalb hier entweder durativ („bat ihn fortwährend“; d.h. „hartnäckig“) oder iterativ („bat ihn immer wieder“) verwendet. Es steht häufig bei (zunächst) erfolglosen Bitten oder Forderungen (Siebenthal 2001, §195g). Etwas freier könnte man die Funktion des Imperfekts auch mit „sie ließ nicht locker“ oder „sie drängte auf ihn ein“ ausdrücken. (Zurück zu v.26)
awTextkritik: Ja, Herr bzw. Herr sind zwei Varianten, die von alten Handschriften bezeugt werden. Viele Übersetzungen (und France 2002, 295) folgen der weiter verbreiteten ersten Variante. Das Fehlen von „ja“ wird nur bezeugt durch D P45 W Θ f13 565 700 it sys. Die Herausgeber von NA28 haben sich jedoch für diese geringer bezeugte, aber frühe Variante entschieden, weil 1. „ja“ nicht so gut in den Zusammenhang passt und 2. angenommen wird, dass es sich um eine Angleichung an die Parallelstelle in Mt 15,27 handelt. Diese internen Argumente sind jedoch nicht zwingend. Die externe Bezeugung ist so stark, dass eher davon auszugehen ist, dass „ja“ ursprünglich war und vielleicht gerade deshalb weggelassen wurde, weil es schwerer in den Zusammenhang passt (ebd.; vgl. Willker 2013, 299f.). (Zurück zu v.28)
axdie Krümel W. „von den Krümeln“, eine Präpositionalphrase, die den partitiven Genitiv ersetzt (NSS). (Zurück zu v.28)
ayWeil du das gesagt hast W. „Aufgrund dieses Wortes/dieser Äußerung bzw. Antwort“ (Zurück zu v.29)
azgeh D.h. „Du kannst gehen“ (NGÜ) oder „Geh nach Hause“ (, GNB). Vgl. 10,52. (Zurück zu v.29)
baging zurück … und W. „ging weg“. Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.30)
bbreiste … und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.31)
bcDie beschriebene Route ist sehr merkwürdig. Blickt man einmal auf diese Karte, reist Jesus von Tyrus („Tyre“; sehr weit im Nordwesten am Meeresufer) über Sidon (ganz im Norden) an den See Gennesareth („Sea of Galilee“); ein gewaltiger Umweg also. Noch dazu liegt laut dem Text entweder (1) der See Gennesaret „mitten im“ Gebiet der Dekapolis (Zentrum der Karte) - was geographisch falsch wäre - oder Jesus zieht (2) „mitten durch das Gebiet der Dekapolis“ an den See, macht also einen noch gewaltigerer Umweg. Am wahrscheinlichsten ist daher (3), dass Markus mit „Gebiet der Dekapolis“ vage auf die (überwiegend heidnische) Ostseite des Sees Bezug nimmt und daher Jesus also „an den See Gennesaret, mitten in das Gebiet der Dekapolis“ ziehen lässt, also „an die Ostseite des Sees Gennesaret“ (Reuber 2007, S. 112; Schenke 2005, S. 190 u.a.). Die Route bleibt dennoch merkwürdig; es ist häufig vorgeschlagen worden, dass dies ein Indiz für Markus' mangelhafte Ortskenntnis sei. (Zurück zu v.31)
bdeinen Taubstummen W. „einen Tauben/Taubstummen und Sprachgestörten/Stummen“. Der Mann war wohl taub geboren. Für Menschen mit dieser Behinderung ist es kaum möglich, normal sprechen zu lernen. Das Wort μογιλάλος „sprachgestört, stumm“ ist sehr selten. Da der Mann nach der Heilung in V. 35 „richtig zu sprechen“ beginnt, heißt es hier „sprachgestört“. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur noch in Jes 35,6 LXX vor. Diese Prophezeiung wird auch in V. 37 wieder in den Blick kommen. Markus spielt mit diesem Heilungsbericht also darauf an, dass diese Prophetie mit Jesus in Erfüllung gehen könnte (vgl. Guelich 1989, 394; Collins 2007, 370). (Zurück zu v.32)
beihm die Hand aufzulegen bedeutet offenbar, ihn dadurch zu heilen (Collins 2007, 370). (Zurück zu v.32)
bfnahm beiseite … und sowie spuckte er und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. Markus überliefert nicht, wozu Jesus spuckte. Die Vorstellung vom Speichel als Heilmittel ist in der Antike aber sehr weit verbreitet (einige schöne Beispiele aus der arabischen Welt gibt Reinfried 1915, S. 39.60. Für die römische Welt vgl. Sueton, Vesp. VII und Tacitus, Hist. IV,81; für das NT vergleiche Mk 8,22-26 und Joh 9,1-7). In Israel war der Brauch verbreitet, dass man, wenn man eine Wunde heilen wollte, zuerst (a) eine Schriftstelle oder einen Zauberspruch rezitierte, manchmal zusätzlich (b) den Gottesnamen aussprach und dann (c) direkt auf den kranken Körperteil ausspie (s. B/S S. 15-17). Hier liegt wohl eine Variante dieses Brauchs vor: Jesus speit sich (c) auf den Finger, berührt damit den kranken Körperteil, blickt dann zum Himmel (Gnilka 1978, S. 297: „Der Aufblick zum Himmel [...] ist in einer Wundergeschichte stilgemäßer Ausdruck für das Einholen von übermenschlicher Kraft, ebenso das Seufzen des Thaumaturgen.“; ebenso Pesch 1976; vgl. auch Marcus 2008) und (a) rezitiert dann noch einen Spruch (Theißen 1990, S. 252: „Machtwort“).
Das Ptz. conj. hat dann modale Sinnrichtung (NSS). (Zurück zu v.33)
bgblickte er ... auf und Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.34)
bh„Effata!“ Das ist wahrscheinlich eine nicht 100% genau überlieferte aramäische Form (France 2002, 304; Guelich 1989, 395f.). (Zurück zu v.34)
biHemmung W. „Fessel“ (so die meisten Übersetzungen), MEN: „Gebundenheit“. Es handelt sich um eine übertragene Bedeutungserweiterung von „Fessel“, die hier die Einschränkung der Sprachfertigkeit bezeichnet (LN 23.156). (Zurück zu v.35)
bjkonnte richtig sprechen (Imperfekt) Das Verb bezeichnet hier die Fähigkeit, sprechen zu können (BA λαλέω, 2aα; NSS). (Zurück zu v.35)
bkund sagten Ptz. conj., beigeordnet aufgelöst. (Zurück zu v.37)