Markus 9

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Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Markus 9)

(kommt später)

Studienfassung (Markus 9)

1 Und weiter a sagte er zu ihnen: „Ja (Amen, Wahrlich), ich sage euch: b Es gibt einige unter denen, die hier stehen,die den Tod nicht schmecken (nicht sterben)c werden, bis (bevor, ehe) sie gesehen haben, wie Gottes Reich (Herrschaft)d mit Macht (Kraft) gekommen ist. e


2 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes (die Brüder Jakobus und Johannes?) f , und führte sie g für sich, allein, h auf einen hohen Berg, und er wurde vor ihnen (vor ihren Augen) i verwandelt (verwandelte sich): j 3 {und} Seine Obergewänder {wurden} strahlten k [so] sehr (blendend) weiß l , wie sie kein Walkerm auf der [ganzen] Erde n {derart} o weiß färben könnte. 4 Und es erschien ihnen Elija zusammen mit Mosep , und sie sprachen ({waren im Gespräch})k mit Jesus. 5 Da {antwortete und} q sprach Petrus zu Jesus: „Meister (Rabbi) r , es ist gut, dass wir hier sind! Und lass uns (so lass uns denn) s drei Hütten (Zelte) bauen - dir eine, Mose eine und Elija eine!“ t 6 Er wusste nämlich nicht, wie er reagieren (was er antworten) q sollte; denn (so sehr) sie fürchteten sich (waren in Furcht geraten) k. 7 Und eine Wolke {entstand und} k hüllte (verbarg, überschattete) u sie v ein, und eine Stimme kam aus der Wolke: „Dies ist mein geliebter (einziger) w Sohn, [darum] x hört auf ihn!“ 8 Und plötzlich, als sie sich umblickten, sahen sie niemanden {nicht} y mehr bei sich z als Jesus allein.


9 Während sie vom (aus dem) aa Berg herabstiegen, befahl er ihnen {damit}, ab niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten - erst (außer) ac , wenn der Menschensohn ad von den Toten ae auferstanden sei. 10 Und sie behielten das Wort bei sich ({bei sich}), diskutierten (miteinander) af aber, was dies sei - „von den Toten Auferstehen“. ag 11 Dann fragten sie ihn {und sagten}: „Warum (dass) ah sagen [dann] die Schriftgelehrten, dass zuerst Elija kommen müsse?“ 12 Und er sagte zu ihnen: „In der Tat (zwar) ai kommt aj Elija zuerst und stellt aj alles wieder her. ak Aber [gleichzeitig] ai steht (und wie/warum steht) ai über den Menschensohn ad geschrieben(?), dass (damit) ab er vieles leiden und verachtet werden müsse.(?) ai 13 Aber ich sage euch (Ja, mehr noch:), al Elija ist auch (sogar) am [bereits] gekommen, und sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten - wie über ihn geschrieben steht.“


14 Und als sie (er) zu den Jüngern kamen (kam), an sahen sie (sah er), an dass eine große Menschenmenge um sie [war] und Schriftgelehrte mit ihnen diskutierten. 15 Und sofort, als die ganze Menschenmenge ihn sah, erschrak sie (staunte sie, geriet sie in Ehrfurcht), ao rannte auf ihn zu und begrüßte ihn [freudig] ap. 16 Da fragte er sie: aq „Worüber (warum) diskutiert ihr aq mit ihnen aq ?“ 17 Einer ar aus (aus heraus) as der Menschenmenge antwortete ihm: „Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht (wollte ihn zu dir bringen), at weil au er einen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht) av hat (von einem stummen Geist besessen ist). 18 Und wo auch immer [er ist, wenn] aw er ihn anfällt (packt), ax zerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden) ay und ihm tritt Schaum vor den Mund (er schäumt) az und sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen) az und er wird [ganz] starr. az Und ich sagte zu deinen Jüngern, dass (damit) ab sie ihn vertreiben sollen (bat deine Jünger, ihn auszutreiben), und (aber) ba sie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür). bb19 Da {antwortete und}q sagte er ihnen (fuhr er sie an): bc „Oh, [du] ungläubiges Geschlecht (Pack)! bc Bis wann (wie lange) werde (muss) bd ich [denn noch] bei euch sein? Bis wann werde (muss) bd ich euch [denn noch] ertragen? Bringt ihn zu mir!“ 20 Sie brachten ihn zu ihm. Und als ihn der Geist sah (Kaum hatte der Geist ihn gesehen - da...), be schüttelte er ihn sofort in [heftigen] Krämpfen, bf und die Erde gefallen wälzte er sich schäumend (so dass der Knabe sich mit Schaum vor dem Mund auf der Erde wälzte). bg 21 Da er fragte dessen Vater: „Wieviel Zeit ist es, seit [der] ihm dies passiert? (Wie lange geht das schon so mit ihm?)“ Und er sagte: „[Schon] von [frühester] Kindheit an. bh 22 Ja (und), bi mehrfach hat er ihn sogar (sowohl) bi ins Feuer oder (als auch) ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Ich flehe dich an (aber),bj wenn du etwas vermagst (wenn etwas in deiner Macht steht), bk dann hilf uns und hab Mitleid mit uns (erbarme dich unser)! bl23 Jesus antwortete ihm: {Das} bm „'Wenn du es vermagst (Wenn es in deiner Macht steht)'... - Wer glaubt, vermag alles (ist allmächtig)! bn24 Sofort (Da) bo schrie (schluchzte) bp der Vater des Jungen und sagte: „Ich glaube! Hilf meinen Unglauben!“ 25 Als Jesus sah, dass eine Menschenmenge zusammenlief (herandrängte) bq, br gebot er dem unreinen Geist {und sagte zu ihm}: „Du stummer und tauber Geist, bs ich befehle dir, komm aus ihm heraus (fahre aus ihm aus) und geh nie mehr in ihn hinein (fahre nie mehr in ihn hinein)! 26 Und schreiend und [den Jungen] in heftigen Krämpfen schüttelnd bt kam er heraus (fuhr der Geist aus). Und er wurde (war) bu wie tot, daher (sodass) bv die Meisten (die Menge) bw sagten, er sei gestorben. 27 Doch Jesus ergriff seine Hand und hieß ihn aufstehen (richtete ihn auf, weckte ihn auf, heilte ihn) bx - und er stand auf. 28 Und nachdem er ins Haus gegangen war, fragten ihn seine Jünger für sich: by „Dass wir ihn nicht austreiben konnten (Warum konnten wir ihn nicht austreiben)?“ bz 29 Da sagte er zu ihnen: „Diese Art kann durch nichts ausfahren (ausgetrieben werden) ca außer durch Gebet cb.“


30 Von dort aus (gingen sie fort und) cc reisten sie durch Galiläa, und er wollte nicht, dass (damit) ab jemand es erführe, 31 denn er lehrte (wollte lehren) cd seine Jünger und sagte zu ihnen: „Der Menschensohn ad ist in die Hände der Menschen ce ausgeliefert (wird ausgeliefert werden), cf und sie werden ihn töten, und nachdem (obwohl) cg er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen.“ 32 Sie verstanden das Wort (diesen Ausspruch) jedoch nicht, und ch sie fürchteten sich, ihn zu fragen.


33 Sie kamen nach Kafarnaum. Als er im Haus war (ankam), ci fragte er sie: „Worüber (Was) habt ihr auf dem Weg (unterwegs) diskutiert (überlegt)?“ 34 Sie aber schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg (unterwegs) miteinander [darüber] diskutiert, wer der Größte (größer) cj [sei]. 35 Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: ck „Wenn jemand der Erste sein will, wird (muss) cl er der Letzte von Allen und der Diener von Allen sein.“ 36 Und er nahm cm ein Kind, stellte es in ihre Mitte, umarmte es cm und sagte zu ihnen: 37 „Wer eines von solchen Kindern (ein solches Kind) in meinem Namen (mir zuliebe, um meinetwillen) cn aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern (vielmehr) co den, der mich gesandt hat.“


38 Johannes sagte zu ihm: „Lehrer, wir haben gesehen, wie jemand Dämonen austrieb mit deinem Namen (und dabei deinen Namen verwendete). cp Wir hinderten ihn daran (haben versucht, ihn daran hindern), cq weil er uns nicht folgt (nicht zu uns gehört). cr39 Jesus aber sagte: „Hindert ihn nicht [daran], denn es gibt niemanden, der Wunder mit meinem Namen cs wirkt und schnell ct schlecht von mir zu sprechen vermag (von mir sprechen kann). cu 40 Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns cv (steht über uns).“


41 cw{Denn} cx Wer euch [auch nur] cy einen Becher Wasser zu trinken gibt, cz weil (im Namen, dass) da ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch db - der wird seinen Lohn nicht verlieren (wird ihn bekommen). dc 42 cw Wer aber (und) dd [auch nur] einen dieser Kleinen (einen der Geringen), de die an mich ({an mich}) df glauben, ärgert (vom Glauben abbringt) dg - für den ist (wäre) dh es gut (besser), di wenn ein Eselsmühlstein um seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde. dj


43{Und} Wenn deine Hand dich zur Sünde verführen will (zur Sünde verführt, ärgert, vom Glauben abbringt), dk hau sie ab! [Denn] dl es ist gut (besser), di dass du verstümmelt in das Leben dm eingehst, als die zwei Hände habend (mit beiden Händen) in die Gehenna (Hölle) dn einzugehen (geworfen zu werden): do in das unauslöschliche Feuer, dp 44 [ [wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. ] ] dq 45 Und wenn dein Fuß dich zur Sünde verführen will (zur Sünde verführt, ärgert, vom Glauben abbringt), dk dann hau ihn ab! [Denn] dl es ist gut (besser), di dass du lahm in das Leben dm eingehst, als die zwei Füße habend (mit beiden Füßen) in die Gehenna (Hölle) dn geworfen zu werden, 46 [ [wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt}. ] ] dq 47 Und wenn dein Auge dich zur Sünde verführen will (zur Sünde verführt, ärgert, vom Glauben abbringt), dk reiß es aus! [Denn] dl es ist gut (besser), di dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als zwei Augen habend (mit zwei Augen) in die Gehenna (Hölle) dn geworfen zu werden, 48 'wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt'. dr


49 {Denn} (Denn) ds Jeder wird mit Feuer gesalzen werden. dt 50 Gut [ist] das Salz. Aber wenn das Salz unsalzig (salzlos, geschmacklos) geworden ist - womit werdet (wollt) du ihr es würzen? Habt (teilt) Salz unter (in) dv euch, und haltet [so] dw untereinander Frieden!“

Anmerkungen

aweiter sagte er - W. Und er sagte. Das καὶ schließt direkt an den vorangehenden Abschnitt an; das Impf. drückt die Fortsetzung der Rede aus; „sechs Tage später“ in V. 2 markiert einen Einschnitt zw. Vv. 1.2. V. 1 wird daher auch von nahezu allen Exegeten noch dem Abschnitt 8,34-38 zugeordnet; auch einige alte Manuskripte begannen das neue Kapitel erst bei V. 2. Zur Zuordnung vgl. bes. gut van Iersel 1998, S. 291f. Weiter soll diesen Zusammenhang zum Ausdruck bringen. So auch R-S; gut auch ALB, GN, MEN, NeÜ, NGÜ, NL: „Und er fuhr fort“ / „Und er fügte hinzu“. (Zurück zu v.1)
bAmen, ich sage euch - nicht-responsorisches °Amen°: Jesus spricht als einer, der bevollmächtigt ist, Aussagen über das „Kommen des Reiches Gottes“ zu machen und auch über das nötige Wissen verfügt. Zusammen mit der Konstruktion οὐ μὴ + Aorist Konjunktiv - der stärkstmöglichen Verneinung zukünftiger Geschehnisse im Griechischen (Wallace, S. 468) - in οὐ μὴ γεύσωνται sie werden garantiert nicht schmecken wird so das folgende als absolut sichere Aussage markiert. (Zurück zu v.1)
cden Tod nicht schmecken - jüdisches Idiom; vgl. B/S I, S. 751f. Die Bedeutung ist wohl etwa „sterblich sein und sich dieser seiner Sterblichkeit schmerzlich bewusst sein“; vgl. BDAG 195; NET ad loc.. Pesch 1977, S. 66 einfach: „nicht sterben“ - das ist wohl die einfachste Lösung. (Zurück zu v.1)
dzu Reich Gottes vgl. Terminologie/Reich Gottes. (Zurück zu v.1)
egekommen ist - W. bis sie gesehen haben das Reich Gottes gekommen in Macht. Das Perfekt ἐληλυθυῖαν gekommen drückt hier aus, dass die Genannten das schon jetzt nahe Reich Gottes vollständig realisiert sehen werden, bevor sie sterben (vgl. Collins 2007, 413). (Zurück zu v.1)
fTextkritik: Viele Hss. haben vor Johannes (wie vor Petrus und Jakobus) einen Artikel; noch mehr (und die meisten krit. Editionen - nicht aber NA28) aber sparen ihn an dieser Stelle aus. Die zweite Variante ist etwas wahrscheinlicher (vgl. Wilckens 2014, S. 351f). Diese asymmetrische Setzung und Aussparung soll vielleicht die Geschwister Jakobus und Johannes syntaktisch näher zusammenrücken (ebd., S. 352); die Hinzufügung von „die Geschwister“ war die beste Möglichkeit, die mir einfiel, das nachzubilden. Wahrscheinlich ist es aber bedeutungslos, so dass man in die LF wie gehabt die Fließtextfassung übernehmen kann. (Zurück zu v.2)
gnahm mit und führte sie - Typisch markinische Redundanz (daher auch Lk 9,28: „Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg auf den Berg.“); hier aber zweckmäßig eingesetzt: Zusammen mit dem folgenden, ebenfalls gedoppelten für sich, allein wird so das häufige Motiv der Privatoffenbarung an ausgewählte Jünger besonders betont. Sehr gut WIL: „er führte sie - nur sie allein - auf einen hohen Berg.“ (Zurück zu v.2)
hs. letzte FN (Zurück zu v.2)
ivor ihnen - viele Üss. stilistisch gut: „vor ihren Augen“, aber Mk verwendet wohl bewusst „ihnen“: Die Geschehnisse der Perikope Mk 9,2-8 sind kein Selbstzweck, sondern für die Jünger bestimmt: Vor ihnen wird Jesus verwandelt; ihnen erscheinen Elija mit Mose, und ihnen („aus der Wolke“) deutet die „Stimme“ aus, was sie da eben gesehen haben. (Zurück zu v.2)
jwurde verwandelt (verwandelte sich) - Entweder Passivum divinum wurde verwandelt, also sinngemäß „wurde von Gott verwandelt“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 245; Kmiecik 1997, S. 134; Pesch 1977, S. 72; Wördemann 2008, S. 44) oder reflexives Passiv verwandelte sich (so z.B. Haenchen 1966, S. 308; Kleist 1937, S. 214). Die erste Variante ist wahrscheinlicher: In Mk 9,2-8 wurde vermutlich die Textsorte „Epiphanie“ (=Erscheinung Gottes) mit der hellenistischen Textsorte „Metamorphose“ (=Verwandlung) verschmolzen (vgl. gut Wördemann 2008, S. 37f), um die Epiphanie als Christophanie darstellen zu können: Christus offenbart sich auf dem Berg in seiner göttlichen Herrlichkeit. In der hellenistischen Textsorte Metamorphose ist es aber üblich(er), dass die Verwandelten von Göttern verwandelt werden. Auch ist es ja in V. 7 Gott, der den Jüngern die Geschehnisse ausdeutet. (Zurück zu v.2)
kV. 3: wurden strahlten, V. 4: sprachen waren im Gespräch, V. 6: waren in Furcht geraten fürchteten sich, V. 7: Und eine Wolke entstand und überschattete sie - nicht: „wurden strahlend“ oder „begannen zu strahlend“, „waren im Gespräch“, „war in Furcht geraten“ und „es entstand eine Wolke und überschattete sie“: periphrastisches Tempus (vgl. Pryke 1978, S. 36). Hier höchst passend, da diese Konstruktion wohl expressiver ist als ein gewöhnlicher Aorist. (Zurück zu v.3 / zu v.4 / zu v.6 / zu v.7)
lstrahlten so sehr weiß - W. strahlten, sehr weiß: Wieder: typisch markinische Redundanz (so auch Marcus 2009); auch hier wieder zweckmäßig verwendet zur Steigerung „Strahlend-heit“ und „Weiß-heit“. Im Deutschen zum Glück leicht übertragbar durch adverbiale Wiedergabe von „sehr weiß“: „Sie strahlten blendend weiß / erstrahlten in blendendem Weiß“. Übersetze: „und seine Kleider erstrahlen in einem solch blendendem Weiß, dass auf der ganzen Erde kein einziger Tuchfärber sie derart weiß hätte machen können.“
Weiße Kleider und Lichtherrlichkeit sind im neuen Testament und auch häufig in der altjüdischen und frühchristlichen Literatur Kennzeichen himmlischer Wesen (vgl. gut Gnilka 1979, S. 33; Lo 2012, S. 175). Das Motiv ist ähnlich aber auch im außerjüdischen und außerchristlichen Bereich verbreitet; vgl. Frenschkowski 1997, S. 185. (Zurück zu v.3)
mzu Walker gut Dschulnigg 2007, S. 245: „Walker oder Tuchscherer krempelten Wolle, kratzten Tücher auf und reinigten schmutzige Gewänder. Der Vergleich verdeutlicht, dass die Kleider Jesu in himmlischem Glanz versetzt werden.“ (Zurück zu v.3)
nauf der [ganzen] Erde - eigentlich unnötig; natürlich geht es um irdische Walker. Der Sinn ist emphatisch (Cranfield 1959, S. 290), daher [ganzen]. (Zurück zu v.3)
oderart (οὕτως) - redundant nach οἷα so (Kleist 1937, S. 214). Kein Semitismus (gegen Grosvenor/Zerwick ad loc.); auch hier wieder zweckmäßige Redundanz zur Unterstreichung der „so unglaublichen Weißheit“. (Zurück zu v.3)
pElija zusammen mit Mose - Der Ausdruck wird in der Exegese heftig diskutiert, weil doch Mose der wichtigere von beiden und daher die Reihenfolge von „Elija mit Mose“ merkwürdig sei (Kmiecik 1997, S. 138 glaubt sogar, dass die „falsche“ Reihenfolge der Nennung signalisieren soll, dass die Jünger nichts von dem verstehen, was sie sehen). In diesem Zhg. hat Heil 1999 den Vorschlag gemacht, dass durch die Konstruktion „X zusammen mit Y“ nicht X, sondern Y als das wichtigere Glied von beiden markiert würde. Folgte man dem, müsste man im Deutschen besser übersetzen: „Mose und Elija“. Allerdings sehe ich das Problem nicht. Man weiß schon lange, dass Mk sich stark am Elija-Elischa-Zyklus bedient hat, um sein Evangelium zu komponieren (vgl. z.B. van Iersel 1998, S. 64f): Elija ist schon im Mk-Ev. ein „Typos“ Christi; dass er daher auch als eine der beiden Figuren - selbst als die erstgenannte - in der Verklärungserzählung auftauchen sollte, scheint mir ganz natürlich; ich sehe nicht, was gegen „Elija mit Mose“ spräche.
Das Auftreten von Elija und Mose macht aus V. 4 eine „Synkrisis“ (=Vergleich einer Person mit gleichrangigen historischen Größen und Vorläufern). Auch dies ist eine hellenistische Textsorte; auch sie ist hier integraler Bestandteil der Christophanie, die die Importanz Jesu - der sich gerade als Sohn Gottes offenbart - durch Vergleich mit Elija und Moses noch zusätzlich unterstreicht. Gut Berger 1984, S. 1175: „In den Evangelien halte ich den Teil der sogenannten 'Verklärung' (Mk 9) für eine σύνκρισις, in dem sich Jesus mit Elia und Mose unterhält, die erscheinen (Mk 9,4). Jesus wird damit als einer gekennzeichnet, der in diese Größenordnung von Menschen gehört: Er ist ihr Genosse, weil sie mit ihm reden. Was sonst durch Typologie erreicht wird (vgl. die Darstellung Jesu nach Art von Elia und Elisa), geschieht hier mit Hilfe einer Erscheinung.“ (Zurück zu v.4)
qV. 5.19: antwortete und, V. 6: wie er reagieren (was er antworten) - Biblizismus: ἀποκρίνομαι antworten bedeutet in der Bibel häufiger nicht nur „erwiedern auf ein Angesprochen-sein“, sondern auch „reagieren auf einen Umstand“; vgl. Kleist 1937, S. 163; Wördemann 2008, S. 46. Denn Sinn treffen Camacho/Mateos 1994 mit reaccionar; im Deutschen aber besser schlicht: Vv. 5.19: „Da sprach Petrus/Jesus“; V. 5: „wie er reagieren sollte“. (Zurück zu v.5 / zu v.6 / zu v.19)
rMeister (Rabbi) - „Rabbi“ wurde in nachbiblischer Zeit v.a. als Ehrentitel für Torah-Lehrer verwendet. Zur Verfassungszeit des NT hatte sich der Begriff aber vermutlich noch nicht als dieser terminus technicus etabliert und es war bloß eine allgemeine Ehrenbezeichnung; Marcus 2009 schlägt daher vor: „Sir“. „Meister“ nach ALB, HfA, H-R, HER, KAM, KAR, PAT, Taylor 1979 (Zurück zu v.5)
sUnd lass uns (so lass uns denn) - konsekutives καὶ; „So lass uns denn...“ gut nach Reiser 1983, S. 117. (Zurück zu v.5)
tVon vielen Exegeten wird V. 5 theologisiert: Entweder heißt es dann, Petrus wolle unangemessenerweise den himmlischen Zustand dauerhaft festhalten (sozusagen: indem er die himmlischen Wesen an irdische Hütten bindet), oder er glaube, die Endzeit, in der die himmlischen Wesen mit den Erwählten zusammen wohnen werden (vgl. z.B. äthHen 39,1.4.7f*), sei nun da. V. 6 macht aber klar, dass alles andere als theologische Reflexion hinter Petrus Ausruf in V. 5 steckt: Sein Vorschlag wird von Mk als völliger Nonsens abqualifiziert, den er nur geäußert habe, weil er vor Angst nicht wusste, was er redete. Vv. 5f verdichten gemeinsam den Topos der „Epiphanie-Furcht, de[s] Gottesschrecken[s](Pesch 1977, S. 76). Den Sinn trifft VOLX: „Petrus war völlig high. Er meinte nur: ... / Er war aber nicht klar in der Birne und hatte wohl einen Adrenalinkick, weil er so eine Angst hatte.“

* Weil äthHen nicht leicht zugänglich ist, will ich obige Stelle noch eben wörtlich wiedergeben:

„In diesen Tagen werden auserwählte und heilige Kinder vom hohen Himmel herabsteigen
und ihr Stamm wird sich mit den Menschenkindern vereinigen. [...]
Hier sah ich ein anderes Gesicht:
Die Wohnungen der Gerechten und die Ruhestätten der Heiligen. [...]
Ich sah seine [=des Auserwählten] Wohnstätte unter den Fittichen des Herrn der Geister.
Alle Gerechten und Auserwählten glänzen vor ihm wie Feuerschein;
ihr Mund ist voll von Segensworten;
ihre Lippen preisen den Namen des Herrn der Geister
und Gerechtigkeit hört nicht mehr vor ihm auf.
Hier wünschte ich zu wohnen
und meine Seele trug nach jener Wohnstätte Verlangen. [...](Üs.: Rießler)

(Zurück zu v.5)
uhüllte ein (verbarg, überschattete) - s. nächste Fußnote (Zurück zu v.7)
vsie - Das „sie“ scheint sich hier auf die Jünger zu beziehen, da diese die letztmöglichen Referenten sind. („So sehr fürchteten sie sich. Und eine Wolke hüllte sie ein...“). So deshalb z.B. Ernst 1963, S. 258, Pesch 1977, S. 76; Kmiecik 1997, S. 139. Pronomina wie αὐτός müssen sich im Griechischen aber nicht notwendigerweise auf den letztmöglichen Referenten beziehen, sondern können auch auf die salientesten (->Salienz) Referenten verweisen (vgl. z.B. Dana/Mantey § 136; Wallace, S. 325f.; Zerwick § 214) - und die sind hier ohne Zweifel Jesus, Mose und Elija. Dass im folgenden Teilvers eine Stimme aus der Wolke spricht, impliziert, dass die Jünger sich außerhalb der Wolke befinden, und also bezieht das sie sich höchstwahrscheinlich auf Jesus, Mose und Elija. So z.B. auch Gnilka 1979; Marcus 2009. Richtig Cranfield 1959, S. 292: „Oepke hat wahrscheinlich recht damit, wenn er denkt, dass die Bedeutung von ἐπισκιάζω hier nicht „überschatten“, sondern „einhüllen“, „verbergen“ ist [so auch Marcus 2009] und dass αὐτοῖς sich auf Jesus, Moses und Elija bezieht, die Jünger dagegen darin nicht inbegriffen sind.“ Das Einhüllen der Wolke entzieht das himmlische Erlebnis den Augen der Jünger, und als sie sich wieder verzieht, sind sie „plötzlich“ (V. 9) wieder allein mit Jesus. (Zurück zu v.7)
wgeliebter - ἀγαπητός meint hier wie z.B. auch Gen 22,2.16 LXX und Mk 1,11 wohl nicht (allein) „geliebt“, sondern „einzig“; vgl. z.B. Kleist 1937, S. 184; Kmiecik 1997, S. 139; Turner 1926b; Wördemann 2008, S. 47. Seine Bedeutung ist aber dennoch „geliebt“, gut daher BB: „Das ist mein Sohn, ihn hab ich lieb“; Camacho/Mateos 1994, Dschulnigg 2007, GREB, KAR, Pesch 1977, Stier: „Dieser ist mein Sohn, der Geliebte“; GN: „Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe“ (ähnlich Taylor 1979, S. 462, WIL) (Zurück zu v.7)
x[darum] - „[darum]“ gut nach Reiser 1983, S. 145. (Zurück zu v.7)
yniemanden nicht - typisch markinische doppelte Verneinung; vgl. Marcus 2009. Hier wieder gepaart mit weiterer Redundanz: μόνον allein in „außer Jesus allein“ ist überflüssig. Es wird so betont, dass das plötzliche Verschwinden von Elija und Moses genau so wunderbar ist wie ihr Erscheinen. (Zurück zu v.8)
zbei sich - warum „bei sich“? Recht wahrscheinlich gehört dies zum in FN i beschriebenen Muster und unterstreicht noch einmal die Perikope abschließend, dass all das in Vv. 2-8 Geschehene ihnen, den Jüngern, gegolten hat. Es klingt aber etwas merkwürdig und wird daher auch von vielen kommunikativen Üss. ausgespart (z.B. BB, B/N, HfA, KAM). Vielleicht sollte man in der LF daher nach einem anderen Weg suchen, dieses Muster auszudrücken. Alternativ vielleicht wie GN, NGÜ, NL: „...sahen sie niemanden mehr. Nur Jesus war noch bei ihnen“. (Zurück zu v.8)
aaV. 9: vom (aus dem) - ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f. Daher auch Textvarianten. (Zurück zu v.9)
abV. 9: dass,; V. 12.18.30: dass (damit) - ἵνα zur Einleitung von Objektsätzen (klassisch eigtl. nur zur Einleitung von Final- und Konsekutivsätzen). Entweder Latinismus (verwendet wie lat. ut (so Turner 1929b, S. 356f; van Iersel 1998, S. 34f.)) oder Semitismus (verwendet wie hebr. כִּי). Typisch für Mk; insgesamt 31x im Ev. (Zurück zu v.9 / zu v.12 / zu v.18 / zu v.30)
acerst (außer) - Exzeptivsatz temporal verwendet, wohl Semitismus; vgl. Beyer 1968, S. 132-34; Marcus 2009 (Zurück zu v.9)
adMenschensohn ist ein eschatologischer Terminus. Außer in Mk 2,10.28 verwendet Jesus dieses „biographische Ich-Idiom“ (Schenk 1997) ausschließlich, wenn er von seiner Rolle in Gottes Heilsplan spricht, also der, dass er - der Menschensohn - von den Menschen verworfen, ausgeliefert und getötet werden müsse, dann aber in großer Macht und Herrlichkeit wiederkehren werde. Vgl. besonders gut Danove 2003, S. 23-25. (Zurück zu v.9 / zu v.12 / zu v.31)
aevon den Toten - gemeint ist nicht das „Reich der Toten“, sondern die toten Menschen; vgl. BDAG 668; ad loc. Marcus 2009. Vor allen anderen Toten und als (vorerst) einziger unter den Toten wird der Menschensohn auferstehen. (Zurück zu v.9)
afbehielten das Wort bei sich (bei sich), diskutierten (miteinander) - πρὸς ἑαυτοὺς bei sich/miteinander lässt sich entweder ziehen zu τὸν λόγον ἐκράτησανdas Wort halten oder zu συζητοῦντες sie diskutierten; abhängig davon lässt der Satz sich auf zwei Weisen auflösen: (1) „Sie behielten das Wort bei sich [i.e., folgten Jesu Schweigegebot], diskutierten aber darüber“ - so z.B. Camacho/Mateos 1994, S. 172; Cranfield 1959, S. 297; Kleist 1937, S. 214 - oder (2) „Sie hielten das Wort [i.e. sie merkten es sich (so gut B/N)] und diskutierten miteinander“, so die meisten Üss. Rein syntaktisch gesehen sind beide Auflösungen gleich gut möglich, aber im aktuellen Kontext (s. V. 9!) macht Auflösung (1) mehr Sinn. (Zurück zu v.10)
ag„von den Toten Auferstehen“ - rätselhaft ist den Jüngern vermutlich nicht das Konzept „vom Tod auferstehen“ - das war in der nachexilischen Zeit in Israel sogar recht verbreitet -, sondern exakt das „als erster und vorerst einziger der Toten auferstehen“, vgl. FN ag; so gut Marcus 2009 ad loc.. (Zurück zu v.10)
ahWarum (dass) - im klassischen Griechisch leitet Ὅτι dass meist indirekte Fragen ein („Dann fragten sie ihn, warum die Schriftgelehrten sagten...“). Bes. im Mk-Ev. wird es aber dann auch gern als „reine“ Interrogativpartikel verwendet; vgl. BDR §300.2; Turner 1925d, S. 59f. (Zurück zu v.11)
aiSchwieriger Vers. Der Zhg. von V. 12bc mit mit 12a ist nicht völlig klar. V. 12a wird eingeleitet von μέν, das meist vorkommt im Zhg. mit δὲ, dann: Zwar... aber. Fehlt dies δὲ, heißt μέν meist tatsächlich, in der Tat...; genau so gut kann es aber auch ein Anakoluth (=Abbrechen mitten im Satz) sein, z.B. „Das stimmt zwar... - ach, etwas anderes: ...“. Hier folgt kein δὲ, sondern καὶ πῶς und wie...?, und warum...?; einige (z.B. Cranfield 1959, S. 298; Gundry 2000, S. 464; NSS) denken aber, dass dies καὶ πῶς hier als Ersatz für δὲ verwendet wird. Möglich ist also jede der folgenden Kombinationen:
  • (1)[Zwar/in der Tat] kommt zuerst Elija, um alles wieder herzustellen. [Und wieso/Aber es] steht über den Menschensohn geschrieben, dass er leiden und vererachtet werden müsse [?/.]

Problem bei diesen Varianten: Alle implizieren, dass irgendein Gegensatz besteht zwischen der Tatsache, dass zuerst - d.h., vor dem Ende - Elija wiederkommen müsse und der Tatsache, dass über den Menschensohn geschrieben stehe, dass er leiden und verachtet werden müsse. Ein solcher Gegensatz ist aber nicht wirklich erkennbar.
Gnilka 1979 und Marcus 2009 verstehen 12a als Frage:

  • (2) „Kommt Elija zuerst, um alles wiederherzustellen? Wieso steht dann über den Menschensohn geschrieben...“ (Gnilka) - aber das macht die Sache ja auch nicht klarer.
  • (3) „Ist das wirklich so, dass Elija, wenn er zuerst wiederkommt, alles wiederherstellt?“ (Marcus)

Für drei weitere (verzweifelte) Lösungen vgl. Oke 1953; für eine alte (textkritische - und textkritisch nicht haltbare) Linder 1862, S. 558f..

(2) ist unwahrscheinlich, weil in V. 13 die Wiederkunft Elija's ja sogar als bereits geschehen ausgesagt wird. Bei (3) bin ich nicht einmal sicher, ob diese Deutung von μέν überhaupt grammatisch möglich ist, aber selbst wenn, macht sie keinen Sinn. Die Jünger haben nicht danach gefragt, warum die Schriftgelehrten sagen, dass Elija alles wiederherstellt, sondern warum sie sagen, dass er zuerst kommen muss; Jesu Rückfrage wäre so also unsinnig („Warum sagen die Schriftgelehrten, dass Elija zuerst kommen muss?“ - „Ist das wirklich so, dass Elija alles wiederherstellt?“). Vermutlich muss man also die Verse so verstehen, dieser von uns nicht wahrnehmbare Widerspruch zwischen den Geschehnissen an Elija und denen am Menschensohn nur in der Wahrnehmung der Jünger bestand: Die Jünger haben Jesu Prophezeiung als Widerspruch zu dem Glauben, vor dem Ende müsse Elija wiederkommen, aufgefasst - so, als würde Jesu Prophezeiung implizieren, dass der Menschensohn und nicht Elija vor dem Ende wiederkommen werde. Und Jesus antwortet darauf sinngemäß: „Nein nein, die Schriftgelehrten haben schon recht damit, wenn sie sagen, dass vor dem Ende der Welt Elija wiederkommen müsse. Aber gleichzeitig steht ja in der Schrift, dass der Menschensohn - ebenfalls noch vor dem Ende! - leiden und verachtet werden müsse. Das muss einfach beides geschehen. Und jetzt sage ich euch noch etwas: Was die Wiederkunft Elija's angeht: Der war schon da [- und nun steht nur noch das Leiden und Verachtet-Werden des Menschensohns aus].“ (zu v.12)
ajkommt + stellt wieder her - Zur Temporalsemantik der beiden Verbformen vgl. FN an. (zu v.12)
akstellt alles wieder her - Wieso stellt Elija „alles wieder her?“ Elija war nach altjüdischem Glauben zwar der Vorläufer des Messias (wahrscheinlich jedenfalls - Faierstein 1981 und Fitzmyer 1985 haben gegen diesen exegetischen Konsens angeschrieben), aber davon, dass er „alles wiederherstellt“ war nie die Rede. Zudem ist der wiedergekommene Elija im Mk-Ev. Johannes der Täufer (s. FNn zu Mk 1), und es ist nicht einzusehen, wie Johannes „alles wiederhergestellt“ haben sollte. van Iersel 1998 und Black 2012 denken an Mk 1,4, wo steht, dass ganz Judäa und ganz Jerusalem sich bei Johannes taufen gelassen habe. Das scheint mir etwas weit hergeholt, aber es ist dennoch die bei Weitem sinnvollste Erklärung, die ich gefunden habe. (Zurück zu v.12)
alAber ich sage euch (Ja, mehr noch:) - „ich sage euch“ fungiert im NT ebenso wie nicht-responsorisches °Amen°: Das Folgende wird als definitiv wahr markiert. V. 13 schließt an V. 12 mit ἀλλά an, das meist adversative Bedeutung hat (aber, stattdessen, nichtsdestotrotz,...). Wenn unsere Deutung von V. 12 (s. FN ak) richtig ist, wird mit V. 13 V. 12 aber nicht kontrastiert, sondern spezifiziert (vgl. auch Brannan 2008, S. 14f.): Die Position der Schriftgelehrten wird in V. 12 prinzipiell angenommen, in V. 13 aber durch die definitive Wahrheit genauer ausgeführt: Nicht nur muss Elija kommen - er ist sogar bereits gekommen. Vgl. auch WIL: „Elia ist schon gekommen.“ Daher statt aber ich sage euch besser: Ja, mehr noch:. Das καὶ und, auch in V. 13 markiert noch zusätzlich, dass die beiden Verse keinen Kontrast bilden, sondern dass V. 12 mit V. 13 überstiegen wird, daher besser sogar.

Nach Joüon wird von einigen Exegeten das ἀλλά auch mit „Eh bien!...“, „Well!...“, „Wohlan!...“ übersetzt (z.B. Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937; Pesch 1977); auch PAT, KAR: „Nun denn,...“. Ich bin nicht sicher, welche Diskursfunktion das haben soll (Joüon war mir noch nicht zugänglich), aber vermutlich soll auch dies markieren, dass im folgenden Satz V. 12 nicht kontrastiert, sondern weitergeführt wird.

Wenn wir die beiden Verse richtig gedeutet haben, werden übrigens die Verbformen in V. 12 klug verwendet: ἐλθὼν kommt ist Partizip Aorist, ἀποκαθιστάνει stellt wieder her ist Indikativ Präsens. Partizip Aorist hat meist vorzeitige Bedeutung und wird so zeitlich relativ vor das Indikativ Präsens er stellt wieder her eingeordnet. Und Indikativ Präsens kann (1) gnomische Bedeutung haben; Jesus würde dann etwas über die überzeitliche Wahrheit dessen, was geschrieben steht, aussagen, ohne auf den exakten Zeitpunkt zu achten(„In der Tat: Das mit dem zuerst-Kommen und dem folgenden alles-Wiederherstellen Elija's stimmt“), es kann aber (2) auch effektive Bedeutung haben und so aussagen, dass es bereits geschehen ist und nun die Effekte dieses eingetreten-Seins in Kraft sind, also „er ist gekommen, hat alles wiederhergestellt und nun ist alles wiederhergestellt.“ In V. 12 sind beide Bedeutungen aktiv: (1) macht V. 12 zu einer sinnvollen Antwort auf die Anfrage der Jünger in V. 11, (2) deckt sich mit der folgenden Richtigstellung in V. 13. (Zurück zu v.13)
amauch (sogar) - s. FN an (Zurück zu v.13)
anTextkritik: als sie kamen (als er kam) + sahen sie (sah er) - beide Versionen sind etwa gleich stark bezeugt; beide gleich plausibel. Vier folgen NA28; anders z.B. Gnilka 1979, S. 43 (das Singular sei die „schwierigere Lesart“ - warum auch immer). (zu v.14)
aoerschrak sie (staunte sie) - ἐκθαμβέομαι im NT nur in Mk. (hier; Mk 14,33;16,5.16). In Mk 9,15 differieren Lexika und Üss deutlich. Meist „wurde ganz aufgeregt“ (aber wohl nur, weil dies die bedeutungsoffenste Üs. ist); danach „erschrak sie“; auch „waren außer sich vor Freude“ (B/N, ähnlich ALB, MEN); „war überrascht“ (H-R); „es erfaßte alle ein großes Erstaunen“ (KAR); „überkam die gesamte Volksmenge heilige Scheu“ (KNO); „sie erschauderten“ (Pesch 1977; Stier).
Es handelt sich hier um ein „vorgezogenes Admirationsmotiv“ (so z.B. Dschulnigg 2007, S. 253; Pesch 1977, S. 87; Theißen 1990, S. 80): Für gewöhnlich am Ende von Wundergeschichten (am Anfang nur hier und Mk 1,22) reagieren die Zuschauer angemessen auf dieses Wunder; es handelt sich also wohl um eine Mischung aus Bewunderung, Erstaunen und tatsächlich „heiliger Scheu“ (KNO). Gut daher van Iersel 1998 und Marcus 2009: „were overcome with awe“. Ich würde empfehlen: „Kaum hatte die ganze Menge ihn erblickt, lief sie ehrfürchtig zu ihm hin und begrüßte ihn.“ (Zurück zu v.15)
apbegrüßte ihn [freudig] - [freudig] nach EWNT I, S. 416: ἀσπάζομαι „als Ausdruck der Zuneigung, der freudigen Aufnahme“. (Zurück zu v.15)
aqsie + ihr + mit ihnen - Das αὐτούς sie wirkt, als würde es sich auf die Volksmenge beziehen: Sie ist der letztmögliche Referent und es ist auch einer aus der Volksmenge, der antwortet. So klar ist die Sache aber nicht (vgl. wieder FN x): Die „sie“ werden gefragt, warum „sie“ mit „ihnen“ diskutieren. Weil - so der übliche Argumentationsgang - von den drei Parteien Jünger, Volksmenge und Schriftgelehrte die Volksmenge die einzige Partei ist, die in V. 14 nicht als diskutierend dargestellt wird, muss sich das sie entweder auf die Jünger (z.B. Gnilka 1979) oder auf die Schriftgelehrten (z.B. Lührmann 1987) beziehen.
Ich glaube, das ist falsch gesehen - V. 14 schildert nicht drei Parteien, sondern zwei: 14c schildert das Setting - da sind (a) die Jünger und (b) die Volksmenge -, 14d das Geschehen: Schriftgelehrte und Jünger diskutieren miteinander. Die Schriftgelehrten sind also in 14c in die Volksmenge inkludiert, und also ist es auch kein Problem, wenn Jesus seine Frage an die Volksmenge richtet. Sinngemäß also: „Jesus fragte in die Menge: Worüber diskutiert ihr mit meinen Jüngern?“ (zu v.16)
areiner Das Zahlwort εἷς eins, einer steht hier für das Indefinitpronomen τις jemand, irgendeiner; vgl. Grosvenor/Zerwick 1993. Das ist kein Semitismus; diese Verwendung findet sich z.B. auch bei Aristoteles; vgl. Pape, S. 738. (Zurück zu v.17)
asaus (aus heraus) - vgl. FN ac: ἐκ verwendet wie ἀπό; vielleicht Semitismus - s. Turner 1929a, S. 282f. (Zurück zu v.17)
athabe zu dir gebracht (wollte zu dir bringen) offensichtlich hat er ihn ja nicht zu Jesus gebracht - denn der war nicht da. Es war nur seine Intention, ihn zu Jesus zu bringen; vgl. Cranfield 1959, S. 301 - daher besser modaler Indikativ: „Ich wollte meinen Sohn zu dir bringen“. (Zurück zu v.17)
auweil - adv. Ptc., kausal aufgelöst. (Zurück zu v.17)
aveinen stummen Geist (einen Geist, der ihn stumm macht) - welches von beidem gemeint ist, ist nicht ganz klar. Natürlich heißt es wörtlich „stummer Geist“, aber es ist auffällig, dass der Geist gerade im Zhg. mit der Schilderung der Krankheitssymptome als „stumm“ bezeichnet wird, und selbst wenn es wirklich auf den Geist zu beziehen ist, könnte das ja auch gerade deshalb auf den Geist zu beziehen sein, weil er den Jungen stumm macht. Was zum Krankheitsbild passt; eine steife Zunge gehört zum Krankheitsbild der Epilepsie. Deshalb „ein Geist, der ihn stumm macht“ z.B. bei BB; Camacho/Mateos 1994; GN; HfA; KAM; NeÜ; NL.
Ohne das ausschließen zu wollen, würde ich dennoch „stummer Geist“ empfehlen - allein schon, weil in V. 25 „Du Geist, der stumm und taub macht“ unglücklich klingen würde. (Zurück zu v.17)
awwo auch immer [er ist, wenn] - das „wo auch immer“ bezieht sich nicht auf den Körperteil, an dem der Geist den Jungen jeweils packt (so z.B. B/N: „Wo immer er ihn an seinem Leib zu packen kriegt“) - obwohl bei Epileptikern bei sogenannten „fokalen Anfällen“ in der Tat nur einzelne Körperteile betroffen sein können -, sondern auf den Ort, an dem der Junge sich jeweils bei einem seiner epileptischen Anfälle befindet (so z.B. Marcus 2009: „Wo immer er ist, wenn es ihn packt“) (Zurück zu v.18)
axanfällt (packt) - meist „packt“. καταλαμβάνω kommt von der selben Wurzel wie ἐπιλαμβάνομαι, das gleichzeitig terminus technicus für Besessenheit und für den epileptischen Anfall ist (und sogar das Etymon des deutschen „Epilepsie“ ist). In „anfallen“ kommt dieser Zhg. auch im Deutschen zum Ausdruck. (Zurück zu v.18)
ayzerrt er ihn hin und her (wirft er ihn zu Boden) - W.: reißt er ihn. Nicht: „Wirft er ihn zu Boden“; ῥήσσω hin und her zerren (EWNT III, S. 508) steht hier für die epileptischen Konvulsionen des Knaben. (Zurück zu v.18)
azer hat Schaum vor dem Mund (er schäumt) + sein Kiefer verkrampft sich (er knirscht mit den Zähnen) + er wird [ganz] starr habe ich jeweils mit den entsprechenden Symptomen epileptischer Anfälle übersetzt; in den Klammern steht die wörtliche Übersetzung. Mit dem „schäumen“ ist schaumiger Speichelfluss gemeint, mit dem Zähneknirschen das Verkrampfen der Gesichtsmuskulatur mit eventuellem Zungen- und Backenbiss, das so stark sein kann, dass Epileptiker sich dabei sogar selbst den Kiefer brechen können. Starr werden gut nach Louw/Nida 23.172.; gemeint ist der Ganzkörperkrampf. (zu v.18)
baund (aber) - „und“ zur Verknüpfung von Gegensätzen. So z.B. auch in Platon, Lach 183 - kein Semitismus. Hier deshalb gesetzt, weil die καὶ-Häufung die lebendige, dramatische Rede nachbilden sollen („καὶ wo auch immer [er ist, wenn] er ihn anfällt, zerrt er ihn hin und her καὶ ihm tritt Schaum vor den Mund καὶ sein Kiefer verkrampft sich καὶ er wird ganz starr. καὶ ich sagte zu deinen Jüngern, dass sie ihn vertreiben sollen καὶ sie konnten es nicht.“); vgl. Reiser 1983, S. 103.114. (Zurück zu v.18)
bbsie konnten es nicht (sie waren zu schwach dafür) - besser nicht „sie konnten es nicht“ - ἰσχύω hat die Grundbedeutung stark sein, wird im ntl häufiger als nicht theologisch verwendet und steht öfter z.B. für die Kraft/Macht, die einem Christus/der Glaube/das Gebet verleiht (vgl. EWNT II, S. 512f). Das ist auch hier im Blick; vgl. V. 29. Gut daher ; R-S: „sie hatten nicht die Kraft dazu“; Marcus 2009: „they didn't have the strength“. (Zurück zu v.18)
bcsagte er ihnen (fuhr er sie an) + Oh, [du] ungläubiges Geschlecht (Pack)! - überraschend starkes Scheltwort. Das „Geschlecht“ ist in Mk fast ausnahmslos negativ konnotiert und damit beinahe ein Schimpfwort; „ungläubig“ ebenso, da diese Ungläubigkeit geradezu ein moralischer Mangel ist (vgl. die Erweiterung von V. 19 in Mt 17,17; Lk 9,41: „ungläubiges und verkehrtes Geschlecht!“; auch EWNT I, S. 294). Diese Schärfe wird durch die Hinzufügung der Interjektion „Oh!...“ sogar noch zusätzlich verstärkt (vgl. Zerwick §35: „Tatsächlich wird ὦ im neuen Testament - außer in Apg - nur in Kontexten verwendet, die eine starke Emotion des Sprechers nahelegen.“). Dieses starke Scheltwort richtet sich hier deutlich (mindestens: auch) an die Jünger, deshalb gab es in der Exegese einige Versuche, das Wort in seiner Referenz „umzubiegen“. Z.B. ist für Pesch 197, S. 90 diese überraschende Schärfe „das sicherste Indiz dafür, daß in der Erzählung ursprünglich vom exorzistischen Unvermögen der Schriftgelehrten und nicht der Jünger Jesu die Rede war.“ - aber dafür gibt es keine Indizien. So schockierend das auch sein mag: Im Text, wie er uns vorliegt, beschimpft Jesus seine Jünger als „ungläubiges Pack“ (so sehr gut B/N). Wegen der Schärfe auch besser fuhr sie an als sagte zu ihnen. (zu v.19)
bdwerde (muss) - sicher modales Futur (zu v.19)
beUnd als der Geist ihn sah, sofort (Kaum hatte der Geist in gesehen - da) - Das Adverb εὐθύς sofort in „zerrte er ihn sofort in Krämpfen hin und her“ hat im Griechischen die Funktion, Spannung zu erzeugen (vgl. Pryke 1987, S. 87). Daher treffender die in der Klammer angegebene Übersetzung. (Zurück zu v.20)
bfschüttelte er ihn in [heftigen] Krämpfen ist unsere Wiedergabe des einen Wortes συνεσπάραξεν; „in Krämpfen schütteln“ gut nach EWNT III, S. 748. συσπαράσσω steht ebenso wie das obige ῥήσσω (V. 18) für die epileptischen Konvulsionen des Knaben (Lukas kombiniert die beiden Worte in Lk 9,42); es ist eine Steigerungsform des gleichbedeutenden σπαράσσω (V. 26): Angesichts Jesu bäumt der Geist sich auf und ruft einen besonders heftigen Anfall hervor. (Zurück zu v.20)
bgund auf die Erde gefallen wälzte er sich schäumend (so dass der Knabe sich mit Schaum vor dem Mund auf der Erde wälzte) - Der Satz drückt die Folgen der heftigen Konvulsionen aus; besser daher konsekutives καί: so dass. „Auf die Erde gefallen“ ist Partizip Aorist und drückt so das dem „Wälzen“ zeitlich relativ Vorangehende aus; schöner effektiv zu übersetzen: auf der Erde (liegend). (Zurück zu v.20)
bh[Schon] von [frühester] Kindheit an; w. von von Kindheit an (kein Schreibfehler): παιδιόθεν meint schon selbst von Kindheit an; ἐκ seit ist damit redundant; vgl. Grosvenor/Zerwick; Marcus 2009. Diese typisch markinische Redundanz hat Mk in diesem Kapitel bisher immer zu Zwecken der Emphase angewendet (s. FNn h.n.q.aa) - wie ja pleonastische Konstruktionen ganz allgemein häufig auf den „Wunsch des Sprechenden, sich kräftiger auszudrücken“ (Hillen 1989, S. 4)zurückführbar sind; daher auch hier besser „schon von frühester Kindheit an.“
Das passt zum Text: Wundererzählungen heben häufig die Dauer der Krankheit hervor, da besonders „veraltete Fälle von vornherein als unheilbar galten“ (Pesch 1977, S. 91) und so das Wunder in seiner Wunderbarkeit noch zusätzlich unterstrichen wird; so ad loc. auch Marcus 2009. Es passt auch zum folgenden Vers, der durch die Hervorhebung der Gefährlichkeit der Krankheit das selbe leistet. (Zurück zu v.21)
bisogar (und) + sogar (sowohl) - sicher emphatisches καὶ; hierzu gut Dana/Mantey §221.3 (zu v.22)
bjIch flehe dich an (aber) - kohortatives ἀλλά (Pesch 1977, S. 92). BDAG und EWNT empfehlen bei dieser Verwendung („Bei Aufforderungen [...] zur Verstärkung“, EWNT I, S. 147) die Übersetzung mit „nun denn“ oder „wohl an“, aber ich sehe nicht, wie das eine Aufforderung verstärken sollte. Besser frei: „Ich flehe dich an!“ (Zurück zu v.22)
bkwenn du etwas vermagst (wenn etwas in deiner Macht steht) kontrastiert hier Jesus mit den Jüngern, die „zu schwach“ waren, um den Knaben zu heilen. Jesus wird es in V. 23 umdeuten: „Wer glaubt, vermag alles!“ Er greift dort des Vaters εἴ τι δύνῃ „wenn du etwas vermagst“ auf und übersteigert das „etwas“ zu „alles“. Nicht weniger ist hier ausgesagt, als dies: „Die Glaubenden partizipieren an Gottes Allmacht, dem allein das πάντα δυνατὰ (alles [vermag]) eigentlich zusteht (Mk 10,27; 14,36).“ (Dschulnigg 2007, S. 253). Man könnte V. 23 beinahe übersetzen mit „Wer glaubt, ist allmächtig“; vgl. Theißen 1990, S. 140: „πάντα δυνατὰ ist göttliches Attribut im strengsten Sinn“. Vielleicht sollte man daher wirklich zu den vorgeschlagenen Alternativübersetzungen greifen; ich bin aber nicht ganz sicher, ob das nicht doch etwas zu weit geht. (Zurück zu v.22)
blhilf uns und hab Mitleid mit uns (erbarme dich unser)! - W. hilf uns, dich unser erbarmend. Dass Jesus sich der beiden erbarmt, ist natürlich die Bedingung dafür, dass er ihnen auch hilft; und es ist durch Partizip Aorist auch so markiert (dich [zuvor] unser erbarmend); vgl. Grosvenor/Zerwick. Dennoch steht es hier in der Reihenfolge helfen -> erbarmen. Vielleicht soll diese durcheinandergeratene Reihenfolge die Verzweiflung des Vaters unterstreichen; immerhin ist dies sicher auch die Funktion der καὶ-Häufung in der Rede des Vaters (wie bereits in V. 18, s. FN bc): „καὶ mehrfach καὶ hat er ihn ins Feuer geworfen καὶ ins Wasser, um ihn zu töten.“ (Zurück zu v.22)
bmDas „wenn du vermagst“ - Τὸ das macht aus der Phrase „wenn du vermagst“ ein Nomen (Cranfield 1959, S. 302); auf diese Weise wird es als ein Zitat markiert (Grosvenor/Zerwick). Gut B/N: „Was das >Wenn du kannst...< betrifft“; noch besser BB: „Was heißt hier: 'Wenn du kannst'?“ (Zurück zu v.23)
bnvermag Alles (ist allmächtig) - s. letzte FN. (Zurück zu v.23)
boSofort (Da) - εὐθύς sofort meint oft auch einfach „dann“, „danach“ (vgl. Taylor 1979, S. 172; daher ad loc.: „Entonces el padre del muchacho gritó“). Hier ist das εὐθύς als sofort aber sinnvoll; es unterstreicht das dramatische Hervorbrechen des verzweifelten Schreis (B/N: „Kaum hatte Jesus das gesagt, da schrie...“). Wirkungstreuer aber daher eine Üs. mit „Da schrie/schluchzte...“; so z.B. BB, , GN, KAR, NGÜ, NeÜ, Schenke 2005. (Zurück zu v.24)
bpschrie (schluchzte) - W. Sofort sagte der Vater des Jungen schreiend. Viele Manuskripte ergänzen: „unter Tränen schreiend“. Das ist zweifellos ein späterer Zusatz, dient hier aber wohl nicht nur der „Steigerung der Dramatik“ (z.B. Pesch 1977, S. 85), sondern ist eine Erläuterung des „schreiend“ - die Erweiterung des „sagte“ durch „schreiend“ dient dem Ausdruck der Verzweiflung des Vaters (Partizip Aorist hier nicht vorzeitig, sondern pleonastisch: Ausdruck der selben Handlung durch zwei Worte; vgl. Zerwick §262; Grosvenor/Zerwick ad loc.); die Ergänzung „unter Tränen“ macht das nur noch expliziter. Sehr gut daher KAR: „Da schluchzte der Vater des Knaben laut auf:...“ (Zurück zu v.24)
bqzusammenlief (herandrängte) - ἐπισυντρέχω ist ein Hapax Legomenon im gesamten Griechisch; Wortbildung: τρέχω laufen -> συν-τρέχω zusammen-laufen -> ἐπι-συντρέχω heran-zusammenlaufen; gut Louw/Nida 15.134: „eilig an einen Ort zusammenlaufen“. Redundante Wortbildung („an einen Ort“ ist in „zusammenlaufen“ bereits enthalten); besser daher gesteigert: „herandrängen“. (Zurück zu v.25)
brAls Jesus sah, dass eine Menschenmenge zusammenlief - Der Satz wirkt merkwürdig - als wäre Jesus ein „Showoff“. Jesus handelt aber nicht, weil sein Publikum nun groß genug ist, sondern es handelt sich hier um ein Geheimhaltungsmotiv: Jesus möchte im Gegenteil ein möglichst kleines Publikum (so Cranfield 1959, S. 303; Dschulnigg 2007, S. 255; Pesch 1977, S. 93). Vielleicht steht auch dies im Hintergrund: In der Antike (und noch bis ins 19. Jh.) war der Glaube verbreitet, Epilepsie sei hochansteckend. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass der Junge in V. 14-19 nicht anwesend ist und dass die Menschenmenge nach dem Herbeibringen des Jungen erst von Neuem zusammenlaufen muss. Vielleicht beeilt sich Jesus also angesichts der zusammenlaufenden Menge deshalb so mit dem Exorzismus, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. (Zurück zu v.25)
bsDu stummer und tauber Geist - W. der stumme und taube Geist; Nominativ für Vokativ (Grosvenor/Zerwick). Kein Semitismus; vgl. Doudna 1961, S. 78. (Zurück zu v.25)
btschreiend und [den Jungen] in heftigen Krämpfen schüttelnd - W. „schreiend und heftig schüttelnd“. Vielleicht dienen die beiden Partizipien hier als Vollverbersatz; so zumindest Pryke 1978, S. 119f.123; daher BB, B/N, GN, Gnilka 1979, HER, HfA, KAM, LUT, MEN, NeÜ, NGÜ, NL, R-S, SLT , TAF: „Und er schrie, schüttelte ihn heftig hin und her und fuhr aus“. Hier auch dadurch erklärlich, dass durch den Einsatz von Partizipien ein Gleichklang entsteht: kraxas kai sparaxas. Aber vermutlich ist die Stelle so zu erklären: Beim Exorzismus ist der Moment der Ausfahrt des Dämons einer der gefährlichsten, da der Dämon dem Besessenen hier noch ein letztes Mal großen Schaden zufügen kann. Vgl. Theißen 1990, S. 96: „Der Exorzismus ist so oft das Gegenteil einer Heilung: eine Gefährdung, die eine folgende Heilung notwendig macht (Mk 9,27).“ Das ist es wohl, dass die Modifikation des „er fuhr aus“ durch „schreiend und heftig schüttelnd“ hier ausdrücken soll. Vielleicht sollte man daher besser frei übersetzen: „Da schüttelten den Jungen so heftige Krämpfe wie nie zuvor und mit einem schrecklichen Schrei fuhr der Geist aus.“ (Zurück zu v.26)
buwurde (war) - Nicht: „er wurde wie tot“; γίνομαι als Ersatz von εἶναι - vgl. Louw/Nida 13.3: „to possess certain characteristics, with the implication of their having been acquired“. Übersetze: „... fuhr der Geist aus. Und der Junge lag da wie tot.“ (Zurück zu v.26)
bvdaher (sodass) - resultatives ὥστε (Pryke 1978, S. 115) -> „sodass“ (Zurück zu v.26)
bwdie Meisten (die Menge) - „die Meisten“ i.S.v. „die Menge“; vgl. Pape 671, Bed. 3 (Zurück zu v.26)
bxhieß ihn aufstehen nach Louw/Nida 17.10 („to cause to stand up“); in Anbetracht des Folgesatzes sinnvoller als „weckte ihn auf“ oder gar „erweckte ihn“. Das häufige „richtete ihn auf“ oder „zog ihn hoch“ ist gut; wäre aber eine Doppelung mit dem Folgesatz. (Zurück zu v.27)
byfür sich - versprachlicht hier das Motiv der Sonderbelehrung; besser: „Und nachdem er ins Haus gegangen war und sie unter sich waren, fragten ihn seine Jünger“. (Zurück zu v.28)
bzDass (warum) - ὅτι zur Einleitung von Warum-Fragen; vgl. Turner 1925d, S. 58. So auch fast alle Üss. (Zurück zu v.28)
caausfahren (ausgetrieben werden) - ἐξέρχομαι ausfahren verwendet als Äquivalent des Passivs ἐκβάλλω austreiben; vgl. Symth §1752; ad loc. Cranfield 1959, S. 304; Kleist 1937, S. 214. So auch die meisten Üss. (Zurück zu v.29)
cbTextkritik: Die meisten Mss. fügen hinzu: „und Fasten“. Von fast allen wird es zur Glosse erklärt, weil eine Einfügung von „und Fasten“ aufgrund der steigenden Wichtigkeit des Fastens in der alten Kirche plausibler sei als eine Auslassung (so z.B. Metzger 1994, S. 85). Wilckens 2014, S. 370, hält es aber auch für möglich, dass es sich hier um eine Parablepsis handeln und ein Abschreiber das καὶ νηστείᾳ und Fasten einfach übersehen haben könnte, und die Tatsache, dass so viel mehr Mss die längere Version haben, macht mir das eigentlich sogar ein wenig wahrscheinlicher. Allerdings nicht wahrscheinlich genug, um von der Mehrzahl der kritischen Editionen abzuweichen, daher folgen auch wir der kürzeren Variante. (Zurück zu v.29)
ccaus (gingen sie fort und) - W. „Von dort fortgegangen seiend“ (Zurück zu v.30)
cdlehrte (wollte belehren) - W. „lehren“, aber dies Lehren ist die Intention, die hinter dem nicht-Wollen v. V. 30, daher im Dt. besser „denn er wollte seine Jünger belehren. Er sagte ihnen:...“ Schön KAR: „Denn er dachte seine Jünger zu unterweisen. / So sprach er zu ihnen:...“. Sonst: „denn er lehrte seine Jünger und sagte zu ihnen“ (Zurück zu v.31)
cein die Hände der Menschen - Biblizismus, „in die Hand von X“ entspricht „an X“, „in die Gewalt von X“. (Zurück zu v.31)
cfist ausgeliefert (wird ausgeliefert werden) - futurisches Präsens, um zu betonen, dass das hier Prophezeite sicher feststeht (vgl. Smyth §1879; ad loc. Cranfield 1959; Kleist 1937; Marcus 2009). Zudem passivum divinum; sinngemäß also „wird [von Gott] in die Hände der Menschen ausgeliefert werden“; vgl. Dschulnigg 2007; Pesch 1977; Schenke 2005. (Zurück zu v.31)
cgnachdem (obwohl) - beide Deutungen des Partizips sind möglich; „nachdem“ z.B. Gnilka 1979; Marcus 2009; Schenke 2005; „obwohl“ Camacho/Mateos 1994; Kleist 1937. Beides trifft die gern gewählte Übersetzung „drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen“ (Zurück zu v.31)
chund - vielleicht besser: Deutung als καὶ zur Markierung schwacher Gegensätzlichkeit (so auch Reiser 1983, S. 115); dann: „Sie verstanden diesen Ausspruch nicht, fürchteten sich aber,...“ (Zurück zu v.32)
ciwar - nicht: „ankam“; γίνομαι als Ersatz von εἶναι - vgl. Louw/Nida 85.6: „to be in a place, with the possible implecation of having come to be in such a place“. Auch hier dient die Erwähnung des nicht näher spezifischen Hauses nur der Verdichtung des Motivs der Privatoffenbarung an die Jünger (wie oft in Mk). (Zurück zu v.33)
cjder Größte (größer) - Komparativ als Superlativ; vgl. Cranfield 1959, S. 307. (Zurück zu v.34)
ckrief die Zwölf und sagte zu ihnen - Offensichtlich sind die Zwölf bereits bei ihm; eine Übersetzung mit „rufen“ macht daher keinen Sinn. ἐφώνησεν meint hier „sich wenden an“; s. Pape 1322; Thayer; ad loc. auch Cranfield 1959, S. 307f. Daher: „Da setzte er sich und wandte sich an die Zwölf und sagte:...“ (Zurück zu v.35)
clwird (soll) - modales Futur; vgl. Smyth 1910a; Zerwick §94; ad loc. auch Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937; Marcus 2009. So fast alle Üss. Theoretisch wäre die futurische Übersetzung aber genau so möglich; „Wenn jemand der Erste sein will, wird er der Letzte von Allen und der Diener von Allen sein“ hieße dann etwa „Wer hoch hinaus will, wird tief fallen“. (Zurück zu v.35)
cmEr nahm ein Kind, stelltes es in ihre Mitte, nahm es in die Arme - Was macht Jesus hier mit dem Kind? Wörtlich übersetzt klingt der Text so, als stünde im Haus irgendwo ein Kind herum. Das „nimmt“ Jesus, „stellt es“ in der Mitte der Jünger wieder „ab“' nur, um es direkt darauf wieder zu sich heranzuziehen, um es „in die Arme zu schließen“. „Das arme Kind“, möchte man beinahe sagen - fast schon eine kleine Achterbahnfahrt, die es da mitmacht. Vermutlich darf man dies nahm und umarmte aber nicht (nur) wörtlich verstehen, sondern es ist dies eine „Handlungsmetapher“: Jemanden „nehmen und umarmen“ sind symbolische Handlungen, mit der (quasi-)verwandschaftliche Verhältnisse bestätigt oder sogar geschaffen werden (z.B. als Adoptionsvorgang); vgl. Derrett 1983; Grassi 1992; Marcus 2009. Zu „nehmen“ vgl. z.B. Ex 2,9 (auch: LXX); zu „umarmen“ Gen 29,13; 33,4. Diese Adoptionssymbolik ist wohl auch hier im Blick; s. den nächsten Vers. (zu v.36)
cnin meinem Namen (mir zuliebe, um meinetwillen) - vgl. dazu Heitmüller 1903, S. 50, der Beispiele für dieses Idiom in Demosthenes, Isaeus, Josephus, Lukian, Demosthenes und Dio Cassius bringt und kommentiert mit: „An diesen Stellen giebt unsere Formel den Titel, die Kategorie, den Grund bzw. Vorwand an, unter dem, mit bezug auf den dies oder das geschieht.“ Viel besser als die wörtliche Übersetzung daher B/N, NGÜ, NL: „um meinetwillen“; HfA, KAM: „Mir zuliebe“; BB: „uns sich dabei auf mich beruft“. Vgl. auch Grosvenor/Zerwick: „for my sake, out of devotion to me“. (Zurück zu v.37)
conicht mich, sondern (vielmehr) den - vgl. dazu Zerwick §445; ad loc. Grosvenor/Zerwick: „nicht A, sondern B“ ist nach Zerwick ein Idiom, das die Betonung auf B legt: „viel mehr B als A“. Ich denke aber, dass dieses Idiom hier nicht zur Anwendung kommt; es ist hier ja keine Frage von „X mehr als Y“, sondern „X statt Y“ oder genauer „X gleichzeitig mit Y“. Den Sinn trifft eher: „Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt damit gleichzeitig mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt damit gleichzeitig Gott auf.“ (Zurück zu v.37)
cpmit deinem Namen (und dabei deinen Namen verwendete) - Hier sicher instrumentales ἐν; die Alternativübersetzung soll das deutlicher machen. Im antiken Israel war es üblich, den Namen von Göttern, Dämonen und Personen, denen eine enge Bindung zu Gott nachgesagt wurde, für Exorzismen zu verwenden. Besonders häufig wurde der Name Salomo gewählt, aber auch von Jesu Namen ist uns mehrfach überliefert, dass er in Exorzismen benutzt wurde (vgl. z.B. Apg 4,7-11.30). Daraus folgte nicht, dass diese Exorzisten auch Anhänger Jesu waren; vgl. z.B. Apg 19,13-17; auch in einigen heidnischen magischen Texten findet sich Jesu Name derart verwendet, s. PGM 3.420; 4.1233; 4.3020; 12.192; vgl. Marcus 2009 ad loc.. Dass der fremde Exorzist kein Jesusjünger ist, wird schon aus diesem Vers klar; dass er ihm ggü. nicht einmal wohlwollend eingestellt sein musste, V. 39; vgl. ebd. (Zurück zu v.38)
cqWir hinderten ihn daran (haben versucht, ihn daran zu hindern; wollten ihn daran hindern) - hier sicher konatives Imperfekt, sonst machte Jesu Aufforderung in V. 39 nicht viel Sinn - der Schaden wäre schon angerichtet. Zum konativen Imperfekt vgl. BDR §326, Dana §177; ad loc. Cranfield 1959, S. 310, Grosvenor/Zerwick, Taylor 1979, S. 485; ähnlich Kleist 1937, S. 215; so auch viele Üss. (Zurück zu v.38)
crweil er uns nicht folgt (nicht zu uns gehört) - sicher wollen die Jünger dem Exorzisten das nicht verbietet, weil er kein Anhänger der Jünger ist. ἀκολουθέω meint hier - wie schon Mk 8,34 (s. dort FN ba) - „zugehörig sein“; vgl. Pryke 1978, S. 41. Vielleicht hier gewählt wegen dem Gleichklang von wir wollten ihn daran hindern und [zu uns] gehört: ekolüomen - äkoluthei. (Zurück zu v.38)
csmit meinem Namen - ἐπὶ τῷ ὀνόματί verwendet wie oben ἐν τῷ ὀνόματί (s. FN cr); vgl. BDAG: „der Machttaten vollbringt, indem er meinen Namen nennt“. So auch viele Üss. (Zurück zu v.39)
ctschnell - Abwandlung eines jüdischen Sprichwortes; vgl. B/S I, S. 19; Dschulnigg 2007, S. 262; Pesch 197, S. 109; eine Variante lautet etwa: „Wem man Übles getan, dem tut man nicht so schnell Gutes; und wem man Gutes getan, dem tut man nicht so schnell Übles“. Es entspricht ihm ungefähr das dänische Sprichwort „Man kann nicht gleichzeitig pusten und Mehl im Mund haben“: Wem die positive Nennung des Namens Jesu nutzt, wird ihn so bald nicht negativ verwenden. Übersetze vielleicht: „Hindert ihn nicht daran - wer mit meinem Namen Wunder tut, wird ihn nicht gleichzeitig schmähen.“ Wenn der Sentenzen-charakter dieses abgewandelten Sprichworts in der LF noch besser herauskommen könnte, wäre das aber noch besser. (Zurück zu v.39)
cuschlecht von mir zu sprechen vermag (von mir sprechen kann) - δύναμαι vermögen verwendet als Hilfsverb, besser einfach „verfluchen kann“. Vgl. Turner 1927a, S. 355. (Zurück zu v.39)
cvWer nicht gegen uns ist, ist für uns - auch dies ist ein Sprichwort; s. Cicero, Lig 11 (vgl. Cranfield 1959, S. 310). (Zurück zu v.40)
cwZur Strukturellen Zuordnung von Vv. 41f siehe Kommentar. (Zurück zu v.41 / zu v.42)
cxDenn - γάρ denn muss nicht immer eine Begründung für vorangehende Textteile einleiten, sondern kann auch einfach einen neuen Textabschnitt markieren (vgl. z.B. Smyth §2808; Kleist 1932, S. 164f.; ad loc. Kleist 1937, S. 215). Von dieser zweiten Verwendung ist schon länger der Spezialfall bekannt, dass Mk γάρ gelegentlich auch nur verwendet, um in einer Spruchsammlung einzelne Sprüche voneinander abzugrenzen (also exakt das, was wir in Mk 9 vermutlich vor uns haben, s. den Kommentar); vgl. Pryke 1978, S. 128. (Zurück zu v.41)
cy[auch nur] - „einen Becher Wasser zu trinken geben“ ist das geringste Werk der Gastfreundschaft (Pesch 1977, S. 110); es wird hier sprichwörtlich für die kleinstmögliche gute Tat verwendet - daher „[auch nur]“. (Zurück zu v.41)
czeinen Becher Wasser zu trinken gibt - im Griechischen figura etymologica: ποτίσῃ ποτήριον [Wer euch] tränkt mit einem Trunk („Trunk“ aber w. „Becher“). (Zurück zu v.41)
daweil (im Namen, dass) - W. „im Namen, dass“, aber gr. Idiom für „weil“; vgl. BDAG, Heitmüller 1903, S. 48.50; ad loc. Cranfield 1959, S. 312; Grosvenor/Zerwick; Taylor 1979, S. 486. So auch viele Üss. Allerdings seltenes Idiom; daher die Varianten. (Zurück zu v.41)
dbAmen, ich sage euch - nicht-responsives °Amen°. Zusammen mit der Konstruktion οὐ μὴ + Partizip Aorist - der stärkstmöglichen Verneinung zukünftiger Geschehnisse im Griechischen (Wallace, S. 468) - in „wird nicht verlieren“ markiert dies den hierigen Spruch als autoritativ ausgesprochene, absolut gültige Heilszusage. (Zurück zu v.41)
dcwird seinen Lohn nicht verlieren (wird ihn bekommen) - ἀπόλλυμι meint nicht nur „verlieren“, sondern auch „nicht bekommen“ (vgl. Louw/Nida 57.67). Das ist hier - in einer Heilszusage - sinnvoller, denn „der wird seinen Lohn nicht verlieren“ würde implizieren, dass er den Lohn bereits erhalten hat. „Nicht nicht-bekommen“ ist damit eine Art doppelte Verneinung, die stärker ist als eine bloße Bejahung und so zusammenwirkt mit dem „Amen, ich sage euch“ und der Konstruktion οὐ μὴ + Partizip Aorist (s. letzte Fußnote): „Ich versichere euch, auf absolut jeden Fall wird er seinen Lohn erhalten. Garantiert.“ (Zurück zu v.41)
ddaber (und) - „und“ zur Verknüpfung von Gegensätzen. (Zurück zu v.42)
deeinen dieser Kleinen (einen der Geringen) - Auf wen „diese Kleinen“ verweist, ist in der Exegese umstritten. Einige denken, dass es sich bei „diesen Kleinen“ um eine Ehrenbezeichnung Jesu für die Jünger handle (s. z.B. Jeremias 1971, S. 113 zu dieser Stelle; Mt 10,42; 18,10.14; 25,40.45). Das ist mindestens schwierig. Mt 18,10.14 verweist es zweifellos auf Kinder; vgl. Mt 18,5f (also die Parallelstelle von Mk 9,42). Und Mt 25,40.45 ist nicht von „einem dieser Kleinen“ die Rede, sondern von „einem meiner kleinsten Brüder“ und die Referenz wird weiter dadurch aufgeklärt, dass sie als hungernde, dürstende, obdachlose, nackte, kranke und gefangene Menschen näher bestimmt werden - man kann diese Stelle also nicht ohne Weiteres mit Mk 9,42 par. parallelisieren. Bleiben Mt 10,42 und Mk 9,42. Auch an unserer Stelle deckt sich ἕνα τῶν μικρῶν einer dieser Kleinen nicht mit ὑμᾶς euch (3. Pers. vs. 2. Pers., außerdem werden die beiden Gruppen „diese Kleinen“ und „ihr“ hier ja offensichtlich miteinander kontrastiert). Zudem kann das Demonstrativpronomen „dies“ in „dieser Kleinen“ nur meinen „solche Kinder wie das, von dem ich in Vv. 33-37 geredet habe“ - wenn man es nicht (wie z.B. Pesch 1977, S. 92) als (bedeutungsloses) redundantes Pronomen deutet (ein Aramäismus; vgl. Dalman 1905, S. 113f; Torrey 1933, S. 290 zu Mt 5,19 - mit dieser Verwendung dürfte man vielleicht auch die Textvarianten erklären können, in denen das Demonstrativpronomen fehlt). Man wird daher hier besser davon ausgehen müssen, dass „diese Kleinen“ wieder die Kinder meint (so z.B. auch Collins 2007, S. 450, Evans 2001, S. 70; Gundry 1993, S. 512.524, van Iersel 1998, S. 312f; gut auch Loader 2012, S. 121f.), was noch wahrscheinlicher wird, wenn man (wie viele) davon ausgeht, dass entweder Vv. 41f oder nur Vv. 42 ursprünglich direkt an V. 37 angeschlossen haben. (Zurück zu v.42)
dfTextkritik: Das εἰς ἐμέ ist textkritisch umstritten. In der überwiegenden Mehrzahl der Mss. steht es; nicht aber in den wichtigen א, D und Δ, was sie etwas zweifelhaft macht. Viele textkritische Editionen haben sie aus diesem Grund auch nicht in den Fließtext mit aufgenommen (vgl. zuletzt auch wieder Greeven/Güting 2005, S. 478); auch einige namhaften Kommentare (z.B. Dschulnigg 2007, Gnilka 1979, Pesch 1977, Marcus 2009) sparen es aus. In die neueren Editionen (NA28, SBLGNT; s. auch Wilcker 2014, S. 385.7) wird es aber (zögerlich) aufgenommen; dem folgen auch wir. (Zurück zu v.42)
dgärgert (vom Glauben abbringt) - σκανδαλίζω kann sowohl „vom Glauben abbringen“ meinen als auch „ärgern“ (außerdem „zur Sünde verführen“, aber das ist hier sehr wahrscheinlich nicht im Blick). Liest man - wie wir, vgl. wieder den Kommentar - Vv.41-42 im Zusammenhang und berücksichtigt die parallele Struktur der beiden Verse, erkennt man, dass ὃς ἂν σκανδαλίσῃ Wer [auch nur einen dieser Kleinen] ärgert/vom Glauben abbringt parallel ist zu ὃς ἂν ποτίσῃ ὑμᾶς ποτήριον ὕδατος Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt. σκανδαλίζω wird also mit der „sprichwörtlich kleinstmöglichen guten Tat“ parallelisiert. Entweder, man geht davon aus, dass dies nichts bedeutet, lässt sich deshalb in der Deutung von σκανδαλίζω leiten von dem „die Kleinen, die glauben“ und übersetzt daher „vom Glauben abbringt“. So z.B. BB, GN, HfA, KAM, LUT, NL. Oder aber man hält Vv. 41f für eine Art „verdrehtes argumentum a maiore ad minus“: Kinder werden in der Antike allgemein - und auch im NT - eher mit Niedrigkeit und Schwachheit konnotiert (vgl. z.B. Aasgaard 2006; Grassi 1992). Erst recht solche, die „aufgenommen“ werden müssen, also Waisenkinder: Sie gehören zu den schwächsten Gliedern der Gesellschaft und stehen so sozial weit unter den Jüngern. In den Vv. 33-37 nimmt aber Jesus eine seiner häufigen „Umwertungen der Werte“ vor: Wer von den Jüngern der Erste sein will, soll der Diener aller sein - selbst „solchen Kindern“ sollen sie dienen (Vv. 36f). In Vv. 41f wird diese Umwertung wieder aufgegriffen: Wer den Jüngern eine kleine Wohltat erweist, wird seinen Lohn erhalten (V. 41). Wer aber ein solches Kind „ärgert“ - d.h., ihm eine kleine Übeltat erweist - für den wäre es besser..., und es folgt die Beschreibung einer der grausamstmöglichen Strafen der Antike (s.u.). Heißt: Handlungen an christusgläubigen Kindern wiegen schwerer als an den christusgläubigen Jüngern: Wenn schon denen, die an den Jüngern handeln, vergolten wird - um wieviel mehr wird dann erst denen vergolten werden, die an Kindern handeln (ähnlich analysiert Stein 2008, S. 447). Dieses argumentum a maiore ad minus funktioniert gerade deshalb - ist gerade deshalb so überraschend und radikal - weil in der opinio communis die Verhältnisse eigentlich umgekehrt sind. Lässt man sich von dieser Deutung leiten, sollte man übersetzen mit „ärgern“; so z.B. BEN, ELB, FREE, Gnilka 1979, H-R, KNO, Marcus 2009, MEISTER, MEN, MNT, PAT, TAF, TEXT.

Seit Deming 1990 glauben außerdem einige, dass sich das σκανδαλίζω auf sexuelle Vergehen gegenüber Kindern bezieht, und es ist dies vermutlich auch möglich, wenn man V. 42 isoliert liest - im aktuellen Kontext macht es aber nicht viel Sinn.

Ich persönlich würde durchaus Deutung 2 den Vorzug geben und habe sie daher auch als Primärübersetzung angegeben, weil sie den Text kohärenter sein lässt; davon abgesehen spricht aber nicht viel gegen Deutung 1. (Zurück zu v.42)
dhist (wäre) - modales Indikativ; vgl. Kleist 1937, S. 216. So fast alle Üss. (Zurück zu v.42)
digut (besser) - sicher Positiv als Komparativ; vgl. Zerwick §145. So auch alle Üss. Kein Semitismus; vgl. z.B. Herodot IX.26.7; auch BDR §245. (Zurück zu v.42 / zu v.43 / zu v.45 / zu v.47)
djwenn ein Eselsmühlstein um seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde - Die Hinrichtungsart, die hier beschrieben wird, nennt sich „Katapontismus“; sie ist in der Antike v.a. deshalb gefürchtet, weil sie dem Toten die Bestattung verwehren sollte (vgl. Pauly X,2, Sp. 2480-2482; ad loc. gut Pesch 1977, S. 114). Derrett 1985 denkt hier an ein Wortspiel: Nicht nur die durch Katapontismos hingerichteten wurden im Alten Israel nicht begraben, sondern auch Esel (vgl. z.B. TDOT IV, S. 469 - daher in Jer 22,19 auch die Rede vom „Eselsbegräbnis“ i.S.v. „gar kein Begräbnis“). Wenn also jemand gerade mit einem Eselsmühlstein um den Hals ins Meer geworfen wird, unterstreicht das noch mal den „Eselsbegräbnis-charakter“ des Katapontismos. Dem folgend hält es auch Henderson 2001, S. 49 für eine weitere - diesmal aber missglückte - Abwandlung einer jüdischen Redensart. (Zurück zu v.42)
dkzur Sünde verführen will (zur Sünde verführt, ärgert, vom Glauben abbringt) - auch die Deutung von Vv. 43.45.47 hängt davon ab, wie man Vv. 42 zuordnet. Geht man davon aus, dass die Verse mit V. 42 zusammengehören, ist wahrscheinlich, dass σκανδαλίζω in allen vier Versen das selbe meint; dann wäre in allen vier Versen am Wahrscheinlichsten: „vom Glauben abbringt“. Die drei Verse sind aber ws. unabhängig von V. 42 zu lesen (s. den Kommentar). Dann ist unser wichtigstes Indiz für die Deutung von σκανδαλίζω, dass es dasjenige ist, wegen dem man „in die Gehenna geworfen wird“, also sehr wahrscheinlich „zur Sünde verführt“. Deutung als konatives Präsens („verführen will) gut nach Grosvenor/Zerwick: Das Abhauen soll gerade verhindern, dass der Plan der Hand/des Fußes/des Auges gelingt, das zur-Sünde-verführt-Werden ist also noch nicht Realität. Wegen den Subjekten Hand, Fuß und Auge aber wohl besser „zur Sünde zu verführen droht“. (Zurück zu v.43 / zu v.45 / zu v.47)
dl[Denn] - Asyndese zum Ausdruck kausaler Verhältnisse, so gut Reiser 1983, S. 143. (Zurück zu v.43 / zu v.45 / zu v.47)
dmLeben wird hier als Wechselbegriff für das „Reich Gottes“ verwendet; so eigtl. alle. „Reich Gottes“ steht ja denn auch statt „Leben“ in V. 47. (Zurück zu v.43 / zu v.45)
dnGehenna (Hölle) - „Gehenna “ war ursprünglich eine griechische Ortsbezeichnung für das Hinnomtal (גֵּי הִנּׂם gê hinnom) im Süden Jerusalems. Wohl, weil (s. 2Kön 16,3; 21,6) dort unter Ahas und Manasse Kinder geopfert wurden, wurde es nach und nach mythisiert, bis „Gehenna“ als Wechselbegriff für die Feuerhölle verwendet werden konnte. (Zurück zu v.43 / zu v.45 / zu v.47)
doeinzugehen (geworfen zu werden) - ähnlich wie in V. 29 fungiert hier das Aktiv ἀπελθεῖν wie das Passiv βληθῆναι geworfen werden (s. V. 46; vgl. Smyth §1752; ad loc. Grosvenor/Zerwick; Kleist 1937, S. 216). Hier deshalb, weil so das Eingehen ins Leben (εἰσελθεῖν) sprachlich parallel laufen kann mit dem Geworfen-Werden in die Gehenna (ἀπελθεῖν). In V. 45 dagegen steht merkwürdigerweise überall βληθῆναι, und, noch verrückter, auch in fast allen Mss. in V. 47; einige wenige aber ändern hier (nicht aber in V. 45!) wieder zu ἀπελθεῖν. (Zurück zu v.43)
dpin die Gehenna, in das unauslöschliche Feuer - wahrscheinlich: deskriptive Apposition (vgl. Smyth §987; Wallace, S. 48): „ins unauslöschliche Feuer der Gehenna“. Ähnlich Kleist 1937, S. 216; so gut auch HfA, KAM, NL. Hier würde diese Übersetzung aber den Parallelismus von Vv. 43.45.47 zerstören, so dass man wohl bei der (etwas unschönen?) appositiven Übersetzung bleiben muss. (Zurück zu v.43)
dqTextkritik: Vv. 44.46 sind eine Doppelung von V. 48 und fehlen in einigen wichtigen Mss.; daher werden sie heute fast einheitlich als sekundär erklärt. Vgl. z.B. Metzger 1994, S. 86f; Wilcker 2014, S. 396f. Übrigens hat diese Auslassung zu einem kleinen Glaubenskrieg geführt, da gelegentlich einige radikale Anhänger des Textus Rezeptus und einige Verfechter der alleinigen Heiligkeit der KJV heftigst gegen diese Omission angeschrieben haben. Lustig ist z.B. Brill, Matthew (2011): Evangelism Expounded. Enumclaw, 2011. S. 47: „Beachte, dass Satan am Werk war, indem er [einen vorher vorhandenen] Vers aus dem Text entfernt hat. Wenn die „Bibel“, die du verwendest, Mk 9,44 und Mk 9,46 auslässt, geh gleich los und kauf dir eine Bibel (und zwar natürlich die King James Bible, die man auch als die „Autorisierte Version“ kennt)!“ (Zurück zu v.44 / zu v.46)
drwo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. - Mit diesem Zitat von Jes 66,24 endet die Spruchtrias Vv. 43.45.47. Jes 66,24 lautet: „Sie werden hinausgehen und auf die Leichen der mir untreuen/gegen mich sündigenden Menschen sehen, denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen [...].“ In vielen Kommentaren wird auch dies ins Hinnomtal lokalisiert, weil der Ort, von dem „sie“ „hinausgehen“ werden, Jerusalem ist; „ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen“ dient also bereits dort zur Charakterisierung der Strafe, die Apostaten/Sünder in der Feuerhölle Gehenna zu ertragen haben werden. Ähnlich Sir 7,17 LXX: „Die Strafe des Gottfernen ist Feuer und Wurm.“ Der Wurm symbolisiert dabei vermutlich die ewigwährende Verwesung (so z.B. Gnilka 1979, S. 65; Pesch 1977, S. 115). Marcus 2009 fühlt sich dabei mit Dale Allison an Prometheus erinnert, dem Tag auf Tag bei lebendigen Leibe ein Adler die Leber aus dem Leib frisst, die über Nacht stets wieder nachwächst. Das ist natürlich Eisegese, aber ich finde sie hier ziemlich passend. (Zurück zu v.48)
dsDenn (Denn) - Vv. 49f gehören sehr sicher nicht mit dem vorangehenden Abschnitt zusammen; gemeinsam ist ihnen nur das ominöse „Feuer“, dass hier aber nicht das obige Höllenfeuer meint, sondern etwas Gutes, das zum „Gesalzen-sein“ führt. Zu denn siehe FN cz. (Zurück zu v.49)
dtDenn jeder wird mit Feuer gesalzen werden - einer der schwierigsten Verse im ganzen NT. So am deutlichsten Torrey 1933, S. 302: „Es ist schwer zu sagen, was erschütternder ist - der Vers selbst, der völliger Nonsens ist, oder die Versuche der Kommentatoren, ihm dennoch den Anschein von Plausibilität zu verleihen.“ Bereits 1961 haben Bratcher/Nida 1961, S. 304 15 verschiedene Erklärungen dieses Verses zusammengetragen; selbst den alten Schreibern war der Sinn des Verses schon nicht mehr klar (vgl. Metzgers Referat der verschiedenen Textvarianten in Metzger 1994, S. 87). Ernst 1963, S. 284 denkt sogar, dass der Vers überhaupt keinen Sinn machen soll, sondern als „als schillernde[s] und vieldeutige[s] Rätselwort nur zum Nachdenken“ anregen will.

Heute sind vor allem zwei Erklärungsansätze verbreitet:
(1) Der Vers wird in der bestehenden Form interpretiert. Am verbreitetsten ist die Variante dieses Ansatzes, den Vers mit Lev 2,13 zusammenzulesen und in Zusammenhang zu bringen mit Feueropfern, die vor dem Entzündet-Werden gesalzen werden müssen. Das funktioniert aber nur schwerlich, denn die Tatsache, dass auch Feueropfer gesalzen werden, ist ja etwas ganz anderes als die Aussage, dass Menschenmit Feuer gesalzen“ werden werden. Das einzige andere Konzept, das mir einfällt, in dem die Motive „Feuer“ und „Salz“ zusammenlaufen, ist das der Taufe: In der Antike war es Brauch, Neugeborene zu salzen, um ihre Haut zu kräftigen (vgl. Ez 16,4; dazu gut Preuss 1911, S. 467; zur Stelle auch Raschi). Zum Konzept der Taufe als Neugeburt vgl. Tit 3,5; Joh 3,5 und ws. 1Pet 1,3; zum Konzept der „Taufe mit Feuer“ Mt 3,11 // Lk 3,16, wo vermutlich die ursprüngliche Form von Mk 1,8 bewahrt ist. „Alles wird mit Feuer gesalzen werden“ hätte dann etwa die Bedeutung „Alles muss mit der Feuertaufe getauft werden“, aber sehr sicher muss man dafür um zu viele Ecken denken, als dass das die Bedeutung der Stelle sein könnte.
(2) Eine Rückübersetzung ins Hebräische/Aramäische soll die Aussage des Verses klären. Man rekonstruiert dabei entweder die Form כִּי כָל אִיש בָּאֵש יָמְלָח denn jeder Mensch wird/muss im/mit Feuer gesalzen werden oder כִּי כָל בָּאֵש יָמְלָח denn jeder/alles wird/muss im/mit Feuer gesalzen werden. Zu den bekannteren Vorschlägen zählt dann (ich ordne an nach steigender Wahrscheinlichkeit):

  • Statt אִיש Mensch habe im Urtext ursprünglich אֵש Feuer gestanden: Jedes Feuer wird durch Feuer gesalzen werden (Chajes 1899, S. 53f.) - aber das ist ja noch sinnloser als der griechische Text
  • Hebr. מלח salzen habe auch die Bedeutung zerstören (was mindestens zweifelhaft ist): Alles wird durch Feuer zerstört werden. (Fields 1985, S. 302f.). Ähnlich Carmignac 1967, der מלח nicht als מלח II salzen, sd. מלח I auflösen (wie Rauch) deutet: Alles wird sich im Feuer auflösen (wie Rauch) (vgl. Manns 1998, S. 130).
  • Baarda 1959 denkt bei der Rekonstruktion nicht an hebr. מלח salzen, sondern an aram תבל salzen, und schlägt vor, im ursprünglichen Text habe aber nicht תבל, sondern טבל taufen gestanden: Jeder wird im Feuer getauft werden (vgl. Frayer-Griggs 2009).
  • Statt איש באש Mensch im/mit Feuer habe ursprünglich אשר יבאש gestanden: Alles, was verfault, wird gesalzen (Bergmann 1904 nach Halévy 1903). Ähnlich schlägt Torrey 1933, S. 300 vor, בָּאֵש im/mit Feuer als das Partizip von aram באש verderben zu deuten: Alles Verderbliche wird gesalzen.
Ich bin nicht sicher, wie man am Besten in der LF vorgehen sollte. Nach unseren neuen LF-Kriterien verwenden wir in Fällen, in denen das Anliegen des Urtextes unklar ist, eine „unauffällige und gut etablierte Übersetzung“. Die Standardübersetzung ist „Alles wird mit Feuer gesalzen werden“ - aber die ist nicht unauffällig, weil sinnlos. Von den „sinnvollen“ Alternativen ist die beste zweifellos die von Torrey, aber die ist so gewaltig Sondermeinung, dass sie wohl auch keine Alternative für die LF ist. Vermutlich müssen wir also trotzdem bei der Standard-Übersetzung bleiben. (Zurück zu v.49)
duwerdet (wollt) - wahrscheinlich deliberatives Futur, um die Frage als rhetorische Frage zu markieren (vgl. Dana/Mantey §178.4; Wallace, S. 570 u.ö.). „wollt“ auch in vielen Üss. (Zurück zu v.50)
dvHabt (teilt) Salz unter (in) - Fast einheitlich: „Habt Salz in euch“, als sollte man Salz „in seinem Körper“ haben. Wie merkwürdig der Satz ist, wird erst deutlich, wenn man es in einer etwas verfremdeten Form sieht: KAR: „In euch selber sollt ihr 'Salz' haben“. Kürzlich aber Lattke 1984, S. 54: „Habt (=teilt) unter euch Salz“. Das macht wesentlich mehr Sinn; vielleicht darf man hierbei sogar an eine Abwandlung des alten Sprichwortes (das schon bei Aristoteles, NE VIII.4 und Cicero, Laelius 19 (67) überliefert ist) denken, man kenne einander erst, wenn man einen Scheffel Salz miteinander gegessen habe. (Zurück zu v.50)
dwund haltet [so] - [so] gut nach Cranfield 1959, S. 317, der den ersten Imperativ als Bedingung für den zweiten liest. (Zurück zu v.50)