Partizip: Unterschied zwischen den Versionen

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: Siebenthal 2011, §230-32; BDR §417-25
 
: Siebenthal 2011, §230-32; BDR §417-25
  
Das adverbiale Partizip macht eine '''Umstandsangabe bzw. -ergänzung''' und beschreibt also, ''unter welchen Umständen die Handlung des übergeordneten Verbs vor sich geht''. Es ist sehr häufig und legt im Diskurs mehr Wert auf die Tatsache des Umstands als auf dessen logische Verknüpfung zur Haupthandlung, deren Identifikation es für den Leser dem Kontext überlässt. Darin unterscheidet es sich bspw. von ähnlich aufgebauten mit Konjunktionen eingeleiteten Nebensätzen, deren logische Verknüpfung zum Hauptsatz in der Wahl der Konjunktion zum Ausdruck kommt. Allerdings sind solche Sätze dann auch umständlicher zu formulieren, weswegen das adv. Ptz. in den Schriften des NT wohl auch so beliebt ist.
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Das adverbiale Partizip macht eine '''Umstandsangabe bzw. -ergänzung''' und beschreibt also, ''unter welchen Umständen die Handlung des übergeordneten Verbs vor sich geht''. Es ist sehr häufig und legt im Diskurs mehr Wert auf die Tatsache des Umstands als auf dessen logische Verknüpfung zur Haupthandlung, deren Identifikation es für den Leser dem Kontext überlässt. Darin unterscheidet es sich bspw. von ähnlich aufgebauten mit Konjunktionen eingeleiteten Nebensätzen, deren logische Verknüpfung zum Hauptsatz in der Wahl der Konjunktion zum Ausdruck kommt. Allerdings sind solche Sätze dann auch umständlicher zu formulieren, weswegen das adv. Ptz. in den Schriften des NT wohl auch so beliebt ist. Selten zeigt dbei eine Partikel an, welche Sinnrichtung gemeint ist.
 
   
 
   
 
Adverbiale Partizipien steht niemals mit Artikel. Es gibt zwei Arten:
 
Adverbiale Partizipien steht niemals mit Artikel. Es gibt zwei Arten:
 
* Das '''Participium coniunctum''' (kurz Ptz. coni. oder ''p.c.'') ist zu einem übergeordneten Ausdruck kongruent (d.h. stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit ihm überein), was es mit der übergeordneten verbindet. Es erscheint vor- oder nachgestellt.
 
* Das '''Participium coniunctum''' (kurz Ptz. coni. oder ''p.c.'') ist zu einem übergeordneten Ausdruck kongruent (d.h. stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit ihm überein), was es mit der übergeordneten verbindet. Es erscheint vor- oder nachgestellt.
 
* Der '''Genitivus absolutus''' (kurz gen. abs.) besteht immer aus zwei Teilen: 1. dem Partizip
 
* Der '''Genitivus absolutus''' (kurz gen. abs.) besteht immer aus zwei Teilen: 1. dem Partizip
ist zwar syntaktisch unabhängig, aber hat inhaltlich engen Bezug zum Kontext. Nach BDR §423 erscheint er gewöhnlich nur dann, wenn das Bezugswort des Partizips (ein Nomen oder Pronomen aus dem übergeordneten Satz) "im Satz weder als Subjekt noch als ein anderer Satzteil vorkommt".
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ist zwar syntaktisch unabhängig, aber hat inhaltlich engen Bezug zum Kontext. Nach BDR §423 erscheint er gewöhnlich nur dann, wenn das Bezugswort des Partizips (ein Nomen oder Pronomen aus dem übergeordneten Satz) „im Satz weder als Subjekt noch als ein anderer Satzteil vorkommt“.
  
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=====Die Sinnrichtungen=====
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Das adverbiale Partizip beschreibt zwar einen mit der übergeordneten Aussage zusammenhängenden Umstand, aber hinterlässt keine syntaktischen oder lexikalischen Hinweise auf deren logische Verknüpfung zur Handlung. Diese Verknüpfung kann daher sehr verschieden gedeutet werden. Wer Altgriechisch sprach, nahm die unterschiedlichen Sinnrichtungen vermutlich meist gar nicht als solche wahr. Im Deutschen ist nur im Ausnahmefall eine ähnlich unbestimmte Aussage möglich, z.B. „Mich sehend, blieb sie stehen.“ (Partizipialsatz mit deutschem Ptz. Präsens aktiv) Daher lässt es sich in der Übersetzung meistens nicht vermeiden, das Partizip in eine sinngleiche deutsche Konstruktion aufzulösen.
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'''Im Deutschen''' würde man statt des Partizipialsatzes eher unter Zuhilfenahme eines ''Adverbialsatzes'' formulieren: „Als sie mich sah, blieb sie stehen“ (temporaler Nebensatz), oder „Weil sie mich sah, blieb sie stehen“ (kausaler Nebensatz), je nach Kontext auch „Obwohl sie mich sah, blieb sie stehen“ (konzessiver Nebensatz). Man könnte die Umstandsangabe auch ganz anders formulieren, z.B: „Meiner ansichtig, blieb sie stehen.“ (''Adjektivsatz''), „Bei meinem Anblick blieb sie stehen.“ (''Präpositionalgefüge''; Modalbestimmung) oder „Sie sah mich und blieb stehen.“ (''„und“-Anschluss''). Der Vorteil dieser letzten Formulierung: Sie ist fast ebenso unbestimmt wie das griechische adv. Ptz.
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Die häufigsten Sinnrichtungen des adverbialen Partizips sind:
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* '''1. temporal''' (''Wann?''). Auflösung z.B. als NS mit <u>als, nachdem, während, bevor, sobald</u> oder <u>wenn</u> bzw. Präpositionalphrase mit <u>während, nach, vor</u> oder „<u>und</u>“-Anschluss. Möglich: Satzreihe z.B. mit erst, zunächst, dann, danach, daraufhin, worauf, später, weiter, währenddessen, unterdessen.
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* '''2. modal''' (''Unter welchen Umständen?'' bzw. ''Wie?''). Auflösung z.B. als „<u>und</u>“-Anschluss, Präpositionalphrase mit <u>bei, unter</u> o.ä., oder als NS mit <u>wobei</u> oder <u>indem</u>.
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In den meisten Fällen lässt sich kaum unterscheiden, ob die Beiordnung temporal oder modal gemeint ist. Häufig ist die temporale Auflösung jedoch stilistisch etwas schöner.
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Diese beiden Sinnrichtungen sind ebenfalls regelmäßig anzutreffen:
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* '''3. kausal''' (''Warum?'', ''aus welchem Grund?''). Auflösung meist als NS mit <u>weil, da</u>; auch als Präpositionalphrase mit <u>wegen, aus</u>. Als nachgeordneter HS mit <u>denn, nämlich</u>. Oder man macht die Angabe der Ursache zum HS, die Folge zum NS: <u>x, deshalb y</u> o.ä.
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* '''4. konzessiv''' (''Welchem Umstand zum Trotz?''). Auflösung häufig als NS mit <u>obwohl, auch wenn</u>. Mit zwei HS mit <u>trotzdem, dennoch</u> oder <u>zwar ... aber</u>. Als Präpositionalphrase mit <u>trotz</u>.
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In vielen Fällen muss der Kontext entscheiden, wie stark eine kausale oder konzessive Konnotation ist. Beide könnten nämlich auch wesentlich deutlicher formuliert werden. In vielen Fällen ist ein solches Verständnis zwar inhaltlich möglich, aber eine schwächere temporale oder modale Lösung ist als Übersetzung des recht „unmarkierten“ adv. Ptz. vorzuziehen. Auch im Deutschen kann z.B. eine temporale Formulierung kontextabhängig kausale oder konzessive Konnotationen enthalten – die aus dem Beschriebenen ersichtlich sind, aber nicht extra dargestellt werden, z.B. „Als ich das sagte, ging er hinaus.“
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Relativ selten sind die beiden letzten Sinnrichtungen:
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* '''5. konditional''' (''Unter welcher Bedingung?'', ''In welchem Fall?''). Auflösung i.d.R. als NS mit <u>wenn, falls, sofern</u>.
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* '''6. final''' (''Wozu?'', ''Zu welchem Zweck?''). Auflösung wo passend mit NS und <u>um (zu (können)); damit (kann); (mit dem Ziel,) dass</u>. Im Deutschen häufig als Präpositionalphrase mit <u>zu(r), für</u>. Elegant kann gerade bei der Rede von menschlichen Absichten auch eine kausale Umformulierung sein, etwa: <u>weil ich möchte, dass</u> oder <u>es war nämlich ihr Plan</u> etc. Ein durch <u>mit dem Ziel/der Absicht</u> eingeleiteter Infinitivsatz kann sich ebenso anbieten.
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=====Beispiele=====
 
Ein schönes Beispiel für adverbiale Partizipien liefert der Anfang von Johannes 13, der zunächst die zweite Hälfte des Evangeliums allgemein und dann die Fußwaschung der Jünger einleitet:
 
Ein schönes Beispiel für adverbiale Partizipien liefert der Anfang von Johannes 13, der zunächst die zweite Hälfte des Evangeliums allgemein und dann die Fußwaschung der Jünger einleitet:
 
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stand er vom Abendessen auf...</poem>
 
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Die Sinnrichtungen
 
  
 
====Das prädikative Partizip====
 
====Das prädikative Partizip====

Version vom 25. November 2013, 19:34 Uhr

Diese Seite behandelt das griechische Partizip. Für das hebräische Partizip → Partizip (Hebräisch).
Siebenthal 2011, §227-40; BDR (§411-425)

Das griechische Partizip ist eine Art adjektivische Form eines Verbs. Als Verbalnomen enthält es Elemente sowohl des Verbs – Diathese und Aspekt – als auch des Adjektivs (einer nominalen Wortart) – Deklination und syntaktische Verwendung. (Siebenthal 2011, §227a; vgl. BDR §411) Es kommt anders als das deutsche Partizip in allen Tempora und Diathesen vor.

Das Partizip hat keine inhärente Zeitbedeutung. Das Tempus gibt grundsätzlich den Aspekt an. In Partizipialkonstruktionen kann das abhängige Partizip jedoch im Vergleich zum übergeordneten Verb folgende "konkret gemeinte" Zeitverhältnisse ausdrücken (Siebenthal 2011, §228):

Partizip Präsens gleichzeitig, nachzeitig

weniger häufig: vorzeitig

Partizip Aorist vorzeitig

weniger häufig: gleichzeitig (i.d.R. mit Ind. Aor.)

Partizip Perfekt gleichzeitig
Partizip Futur nachzeitig

Syntaktischer Gebrauch[Bearbeiten]

Siebenthal 2011, §229-40; BDR §412-25

Das Partizip wird auf vielfältige Weise eingesetzt.

  • Wie ein Adjektiv kann es attributiv und adverbial verwendet werden.
  • Dazu kommt der prädikative Gebrauch.

Das adverbiale Partizip ist im NT am häufigsten.

Attributives Partizip[Bearbeiten]

Das Partizip wird wie ein Adjektiv attributiv benutzt.

Deutsches Beispiel: In die Offene Bibel wird das Adjektiv offen attributiv verwendet. In die geöffnete Bibel wird dagegen das deutsche Partizip Perfekt von öffnen attributiv gebraucht. In das Offene ist das Adjektiv substantiviert.

Das Partizip als Attribut[Bearbeiten]
Siebenthal 2011, §236; BDR §412

In Verbindung mit einem Bezugswort (im Beispiel oben: das Nomen Bibel) kann es mit und ohne Artikel stehen und "einem Relativsatz gleichwertig" sein.a

Mit Artikel (determiniert) steht es entweder

  • zwischen Artikel und Bezugswort
παρὰ τοῦ διδόντος θεοῦ πᾶσιν ἁπλῶς καὶ μὴ ὀνειδίζοντος – von Gott, der allen großzügig und ohne Vorwürfe gibt (Jak 1,5)

oder

  • hinter dem Bezugswort, wobei dessen Artikel wiederholt wird.
ἡ γραφὴ ἡ λέγουσαdie Schrift, die besagt (Jak 2,23)

Ohne Artikel (nichtdeterminiert) kann es

  • vor oder hinter dem Bezugswort, ohne eigenen Artikel (analog zur determinierten Variante)
Γίνεσθε δὲ ποιηταὶ λόγου καὶ μὴ μόνον ἀκροαταὶ παραλογιζόμενοι ἑαυτούς. – Aber werdet Täter [des] Wortes und nicht nur [seine] Hörer, die sich selbst betrügen! (Jak 1,22; das Partizip hier kann man auch adverbial verstehen)
  • vor oder hinter dem Bezugswort, aber mit Artikel erscheinen. Der Artikel wirkt als Diskursmarker und hebt das attributive Verhältnis hervor. So signalisiert er Bestimmtheit oder Bekanntes.
σὺ δὲ τίς εἶ ὁ κρίνων τὸν πλησίον; – Du aber, wer bist du, der [du deinen] Mitmenschen (Nächsten) verurteilst? (Bestimmtheit; Jak 4,12)

Zudem kann das attr. Ptz. einem Eigennamen als formelhafte Apposition einen Beinamen beifügen:

Ἰησοῦς ὁ λεγόμενος Χριστός – Jesus, der Christus genannt wird (Mt 1,16)
Das substantivierte Partizip[Bearbeiten]
Siebenthal 2011, §237; BDR §413

Für sich alleine stehend, ohne Bezugswort, ist das attributive Partizip substantiviert. Meist steht es mit Artikel. Es wird wie ein vollwertiges Substantiv behandelt.

ὁ βαπτίζων – Der Täufer (d.h. Johannes) (Mk 1,4)
ὁ ἀγαπῶν τὴν ἑαυτοῦ γυναῖκα ἑαυτὸν ἀγαπᾷ. – Wer seine Frau liebt, [der] liebt sich selbst. (Eph 5,28)
Μακάριος ὁ ἀναγινώσκων καὶ οἱ ἀκούοντες τοὺς λόγους – Wie glücklich [sind] derjenige, der die Worte liest, und diejenigen, die [sie] hören... (Offb 1,3)

Nennenswert ist die häufige Verbindung des subst. Ptz. mit πάς "jeder" zu einer Konstruktion, die wie ein Relativsatz funktioniert.

Das adverbiale Partizip[Bearbeiten]

Siebenthal 2011, §230-32; BDR §417-25

Das adverbiale Partizip macht eine Umstandsangabe bzw. -ergänzung und beschreibt also, unter welchen Umständen die Handlung des übergeordneten Verbs vor sich geht. Es ist sehr häufig und legt im Diskurs mehr Wert auf die Tatsache des Umstands als auf dessen logische Verknüpfung zur Haupthandlung, deren Identifikation es für den Leser dem Kontext überlässt. Darin unterscheidet es sich bspw. von ähnlich aufgebauten mit Konjunktionen eingeleiteten Nebensätzen, deren logische Verknüpfung zum Hauptsatz in der Wahl der Konjunktion zum Ausdruck kommt. Allerdings sind solche Sätze dann auch umständlicher zu formulieren, weswegen das adv. Ptz. in den Schriften des NT wohl auch so beliebt ist. Selten zeigt dbei eine Partikel an, welche Sinnrichtung gemeint ist.

Adverbiale Partizipien steht niemals mit Artikel. Es gibt zwei Arten:

  • Das Participium coniunctum (kurz Ptz. coni. oder p.c.) ist zu einem übergeordneten Ausdruck kongruent (d.h. stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit ihm überein), was es mit der übergeordneten verbindet. Es erscheint vor- oder nachgestellt.
  • Der Genitivus absolutus (kurz gen. abs.) besteht immer aus zwei Teilen: 1. dem Partizip

ist zwar syntaktisch unabhängig, aber hat inhaltlich engen Bezug zum Kontext. Nach BDR §423 erscheint er gewöhnlich nur dann, wenn das Bezugswort des Partizips (ein Nomen oder Pronomen aus dem übergeordneten Satz) „im Satz weder als Subjekt noch als ein anderer Satzteil vorkommt“.

Die Sinnrichtungen[Bearbeiten]

Das adverbiale Partizip beschreibt zwar einen mit der übergeordneten Aussage zusammenhängenden Umstand, aber hinterlässt keine syntaktischen oder lexikalischen Hinweise auf deren logische Verknüpfung zur Handlung. Diese Verknüpfung kann daher sehr verschieden gedeutet werden. Wer Altgriechisch sprach, nahm die unterschiedlichen Sinnrichtungen vermutlich meist gar nicht als solche wahr. Im Deutschen ist nur im Ausnahmefall eine ähnlich unbestimmte Aussage möglich, z.B. „Mich sehend, blieb sie stehen.“ (Partizipialsatz mit deutschem Ptz. Präsens aktiv) Daher lässt es sich in der Übersetzung meistens nicht vermeiden, das Partizip in eine sinngleiche deutsche Konstruktion aufzulösen.

Im Deutschen würde man statt des Partizipialsatzes eher unter Zuhilfenahme eines Adverbialsatzes formulieren: „Als sie mich sah, blieb sie stehen“ (temporaler Nebensatz), oder „Weil sie mich sah, blieb sie stehen“ (kausaler Nebensatz), je nach Kontext auch „Obwohl sie mich sah, blieb sie stehen“ (konzessiver Nebensatz). Man könnte die Umstandsangabe auch ganz anders formulieren, z.B: „Meiner ansichtig, blieb sie stehen.“ (Adjektivsatz), „Bei meinem Anblick blieb sie stehen.“ (Präpositionalgefüge; Modalbestimmung) oder „Sie sah mich und blieb stehen.“ („und“-Anschluss). Der Vorteil dieser letzten Formulierung: Sie ist fast ebenso unbestimmt wie das griechische adv. Ptz.

Die häufigsten Sinnrichtungen des adverbialen Partizips sind:

  • 1. temporal (Wann?). Auflösung z.B. als NS mit als, nachdem, während, bevor, sobald oder wenn bzw. Präpositionalphrase mit während, nach, vor oder „und“-Anschluss. Möglich: Satzreihe z.B. mit erst, zunächst, dann, danach, daraufhin, worauf, später, weiter, währenddessen, unterdessen.
  • 2. modal (Unter welchen Umständen? bzw. Wie?). Auflösung z.B. als „und“-Anschluss, Präpositionalphrase mit bei, unter o.ä., oder als NS mit wobei oder indem.

In den meisten Fällen lässt sich kaum unterscheiden, ob die Beiordnung temporal oder modal gemeint ist. Häufig ist die temporale Auflösung jedoch stilistisch etwas schöner.

Diese beiden Sinnrichtungen sind ebenfalls regelmäßig anzutreffen:

  • 3. kausal (Warum?, aus welchem Grund?). Auflösung meist als NS mit weil, da; auch als Präpositionalphrase mit wegen, aus. Als nachgeordneter HS mit denn, nämlich. Oder man macht die Angabe der Ursache zum HS, die Folge zum NS: x, deshalb y o.ä.
  • 4. konzessiv (Welchem Umstand zum Trotz?). Auflösung häufig als NS mit obwohl, auch wenn. Mit zwei HS mit trotzdem, dennoch oder zwar ... aber. Als Präpositionalphrase mit trotz.

In vielen Fällen muss der Kontext entscheiden, wie stark eine kausale oder konzessive Konnotation ist. Beide könnten nämlich auch wesentlich deutlicher formuliert werden. In vielen Fällen ist ein solches Verständnis zwar inhaltlich möglich, aber eine schwächere temporale oder modale Lösung ist als Übersetzung des recht „unmarkierten“ adv. Ptz. vorzuziehen. Auch im Deutschen kann z.B. eine temporale Formulierung kontextabhängig kausale oder konzessive Konnotationen enthalten – die aus dem Beschriebenen ersichtlich sind, aber nicht extra dargestellt werden, z.B. „Als ich das sagte, ging er hinaus.“

Relativ selten sind die beiden letzten Sinnrichtungen:

  • 5. konditional (Unter welcher Bedingung?, In welchem Fall?). Auflösung i.d.R. als NS mit wenn, falls, sofern.
  • 6. final (Wozu?, Zu welchem Zweck?). Auflösung wo passend mit NS und um (zu (können)); damit (kann); (mit dem Ziel,) dass. Im Deutschen häufig als Präpositionalphrase mit zu(r), für. Elegant kann gerade bei der Rede von menschlichen Absichten auch eine kausale Umformulierung sein, etwa: weil ich möchte, dass oder es war nämlich ihr Plan etc. Ein durch mit dem Ziel/der Absicht eingeleiteter Infinitivsatz kann sich ebenso anbieten.
Beispiele[Bearbeiten]

Ein schönes Beispiel für adverbiale Partizipien liefert der Anfang von Johannes 13, der zunächst die zweite Hälfte des Evangeliums allgemein und dann die Fußwaschung der Jünger einleitet:

Πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα
: εἰδὼς (Ptc. coni.) ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἦλθεν αὐτοῦ ἡ ὥρα ἵνα μεταβῇ ἐκ τοῦ κόσμου τούτου πρὸς τὸν πατέρα,
: ἀγαπήσας (Ptc. coni.) τοὺς ἰδίους τοὺς ἐν τῷ κόσμῳ
εἰς τέλος ἠγάπησεν αὐτούς.
Καὶ
: δείπνου γινομένου (Gen. abs.),
: τοῦ διαβόλου ἤδη βεβληκότος (Gen. abs.) εἰς τὴν καρδίαν ἵνα παραδοῖ αὐτὸν Ἰούδας Σίμωνος Ἰσκαριώτου,
: εἰδὼς (Ptc. coni.) ὅτι πάντα ἔδωκεν αὐτῷ ὁ πατὴρ εἰς τὰς χεῖρας καὶ ὅτι ἀπὸ θεοῦ ἐξῆλθεν καὶ πρὸς τὸν θεὸν ὑπάγει,
ἐγείρεται ἐκ τοῦ δείπνου

Vor dem Passafest,
: weil Jesus wusste (Ptc. coni.), dass seine Zeit gekommen war, aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen,
: und weil er die liebte (Ptc. coni.), die in der Welt zu ihm gehören,
zeigte er seine Liebe für sie bis zum Ende.
Und
: während [das] Abendessen stattfand (Gen. abs.),
: als der Teufel Judas Simon Iskariot bereits [den Plan] ins Herz gegeben hatte (Gen. abs.), [Jesus] zu verraten,
: und da er sich bewusst war (Ptc. coni.), dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott aus gekommen war und zu Gott gehen würde,
stand er vom Abendessen auf...

Das prädikative Partizip[Bearbeiten]

Verwendete Literatur[Bearbeiten]

Siebenthal 2011 BDR 16

Fußnoten[Bearbeiten]

aBDR §412 1. (Zurück zum Text: a)