Psalm 1: Unterschied zwischen den Versionen

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_ der nicht betritt der Sünder Pfad,
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_ nicht sitzt im Kreis der Spötter,
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_ und sie bedenket Tag und Nacht.
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{{L|3}} Er gleicht dem Baum, der, wassernah gepflanzt,
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_ und dessen Blätter welken nicht.
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Und was er tut, gerät ihm gut.</poem>
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<poem>{{L|4}} Nicht so die Frevler!
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_ Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
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{{L|5}} Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht,
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{{S|1}} [Wie] glücklich (gesegnet)<ref>Das hier verwendete Wort {{Hebr}}אַשְׁרֵי־{{Hebr ende}} drückt nicht einen konkreten Segen, sondern ein erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). Ähnlich auch die Seligpreisungen ([[Matthäus_5#s1|Mt 5,1-12]]). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch auf diese Weise als glücklich verstanden wird (vgl. Kraus <sup>4</sup>1972, 3): der „Gerechte“ ({{Hebr}}צַדִּיק{{Hebr ende}}), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet ([[Psalm_1#s2|2]])(Kraus <sup>4</sup>1972, 9). </ref> [ist] der Mensch (Mann)<ref>[[Generisches Maskulinum]]</ref>, der nicht dem Rat (den Plänen)<ref>Das Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Rat. </ref> der Gottlosen (Übeltäter)<ref>„Gottlose“ ({{Hebr}}רְשָׁעִים{{Hebr ende}}) sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). </ref> folgt (gefolgt ist)<ref>Wörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. </ref>,  
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{{S|1}} [Wie] glücklich (gesegnet)<ref>Das hier verwendete Wort {{Hebr}}אַשְׁרֵי־{{Hebr ende}} drückt nicht einen konkreten Segen, sondern erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). Ähnlich auch die Seligpreisungen ([[Matthäus_5#s1|Mt 5,1-12]]). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch sich auf diese Weise glücklich nennen darf (vgl. Kraus <sup>4</sup>1972, 3): der „Gerechte“ ({{Hebr}}צַדִּיק{{Hebr ende}}), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet ([[Psalm_1#s2|2]])(Kraus <sup>4</sup>1972, 9). </ref> [ist] der Mensch (Mann)<ref>Die männliche Form steht hier stellvertretend für jeden Menschen, auf den das Beschriebene zutrifft ([[Generisches Maskulinum]]; vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA128#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 128]). </ref>,  
{und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (gestanden hat)
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der nicht dem Rat (den Plänen)<ref>Das Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Ratschlag. </ref> der Gottlosen (Übeltäter)<ref>„Gottlose“ ({{Hebr}}רְשָׁעִים{{Hebr ende}}) sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). Der Gottlose ist das genaue Gegenstück zum Gerechten ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). </ref> folgt (gefolgt ist)<ref>Wörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. </ref>,  
und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreis<ref>So EÜ. Gemeint ist mit dem „Sitz der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter ({{Hebr}}לֵצִים{{Hebr ende}}) sich gegenseitig zum Spott über Gott animieren (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). </ref>) der Spötter sitzt (saß),  
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_ {und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (betritt; gestanden hat)
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_ und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreis<ref>''im Kreis'' So EÜ. Gemeint ist mit dem „Sitz der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter ({{Hebr}}לֵצִים{{Hebr ende}}) sich gegenseitig zum Spott über Gott herausfordern (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). </ref>) der Spötter sitzt (saß)<ref>V. 1 ließe sich auf zwei Weisen lesen: Entweder handelt es sich bei „dem Rat der Gottlosen folgen“, „auf dem Weg Weg der Sünder stehen“ und „am Ort der Spötter sitzen“ um eine Synonymreihung, die sämtlich für das „sich-Vergehen“ stehen, oder es wird hier durch die Entwicklung von „folgen“-„stehen“-„sitzen“ eine Entwicklung von dynamisch zu statisch ausgedrückt: Der betreffende Mensch verdirbt immer mehr, indem er sich immer mehr an den Kreis der Sünder annähert, bis er sich schließlich ganz bei ihnen niederlässt. Vgl. hierzu die Diskussionsseite.</ref>,  
 
{{S|2}} sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]  
 
{{S|2}} sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]  
und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird)<ref>Freude und Andacht gegenüber dem Gesetz sind Metonymien für das Leben nach der Schrift. Da Psalm 1 den gesamten [[Psalter]] einleitet, stellt er damit eine Schlüsseleigenschaft für das richtige Verständnis der Psalmen dar ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA139#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 139]). </ref>.  
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_ und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird)<ref>Freude und Andacht gegenüber dem Gesetz sind Metonymien der Ursache für ein Leben, das sich an der Schrift orientiert. Da Psalm 1 den gesamten [[Psalter]] einleitet, nennt er mit dieser Aussage eine Schlüsselqualifikation für das richtige Verständnis der Psalmen ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA139#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 139]). </ref>.  
{{S|3}} Und er ist (wird sein) wie ein Baum{{par|Psalm|92|13|15}}{{par|Jeremia|11|19}}{{par|Hesekiel|17|5}}, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen)<ref>Gemeint sind künstliche Bewässerungskanäle. </ref>,
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{{S|3}} {Und (Dann)} Er ist (wird sein) wie ein Baum, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen)<ref>Gemeint sind künstliche Bewässerungskanäle.</ref>,{{par|Psalm|92|13|15}}{{par|Jeremia|11|19}}{{par|Ezechiel|17|5}}  
der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeit<ref>Also regelmäßig wegen der steten Wasserversorgung, die andernfalls nicht gegeben wäre (Kraus <sup>4</sup>1972, 6). Der Vergleich beschreibt damit und den nicht welkenden Blättern das ewige Leben, das der Gottesfürchtige als „Frucht“ bekommen wird ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA140#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 140]). </ref> und dessen Blätter nicht verwelken.  
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_ der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeit<ref>Also: regelmäßig, wegen der steten Wasserversorgung, die ohne solche Bewässerungskanäle nicht möglich wäre (Kraus <sup>4</sup>1972, 6). Dieser Vergleich beschreibt zusammen mit dem Aspekt der nicht verwelkenden Blätter das ewige Leben, das der Gottesfürchtige als „Frucht“ bekommen wird ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA140#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 140]). </ref>  
Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen).{{par|Josua|1|8}}  
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_ und dessen Blätter nicht welken.  
{{S|4}} Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!  
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Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen)<ref>Auch möglich: „Und er bringt alles, was er tut, zum Gedeihen“ („two-place“ Hiphil nach [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA128#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 128]).</ref>.<ref>Ps 1 enthält als Torah- bzw. Weisheitspsalm ein typisches Motiv der Weisheitsliteratur, den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“: Wie man handelt, so ergeht es einem. Gutes Handeln - das Beschreiten des „gerechten Weges“ - zieht in der Regel positive Folgen für den Handelnden nach sich, der Weg des Gottlosen dagegen führt ins Verderben (vgl. z.B. Oeming 2000, S. 50 f.). Der Gerechte speist sich hier aus den von Gott verfügbar gemachten Bewässerungskanälen der Tora. Soweit er der Tora folgt, wird ihm alles gelingen, er wird ''zu seiner Zeit'' Frucht bringen. </ref>{{par|Josua|1|8}} </poem>
{sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreu<ref>Spreu sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von ihnen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu stellt einen Gegensatz zum lebendigen, fruchtbaren Baum (3) dar ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA141#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 141]). </ref>, die [der] Wind wegbläst. {{par|Lukas|3|17}}
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{{S|5}} Deshalb bestehen (stehen auf) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gericht<ref>Unklar ist, ob das Endgericht oder ein irdisches Gericht gemeint ist. Möglichkeiten: Gericht, Gerichtsverhandlung (Gesenius<sup>18</sup>, ~ 5), Gerichtshof (DCH, ~ §1d), gesamtes Gerichtsverfahren (TWAT, ~ II.2.a; NIDOTTE, ~ 2), Zeitpunkt des (End-?)Gerichts (TWOT, ~ 6), Urteilsvollzug (im Endgericht?) (DCH, ~ §1e, in 1d in Betracht gezogen)? Kraus <sup>4</sup>1972, 8 glaubt in Anlehnung an [[Psalm_24#s3|Ps 24,3]], es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede. Gut möglich, dass schlicht der Archetyp eines Gerichts gemeint ist – dann bestehen die Gottlosen im Grundsatz vor keinem Gericht bzw. in keinem Verfahren. Die Entsprechung „Versammlung der Gerechten“ in 5b fällt vielleicht das Urteil ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA142#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 142]). </ref>  
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und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechten<ref>Zum Gebrauch des Begriffs s. die Fußnote in [[Psalm_1#note_a|V. 1]]. </ref>.  
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<poem>{{S|4}} Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!  
{{S|6}} Denn (ja) JHWH kennt den Weg der Gerechten,  
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_ {sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreu<ref>Spreu sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von diesen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide Teile in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu steht im Gegensatz zu dem lebendigen, fruchtbaren Baum ([[Psalm_1#s3|3]]) ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA141#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 141]). Gottlose und Spreu teilen für den Psalmisten dasselbe Schicksal: Sie sind wertlos und bestehen nicht, sie werden im entscheidenden Moment vergehen (vgl. den Beginn von V. 5: „deshalb“ </ref>, die [der] Wind wegbläst (wegblasen wird).{{par|Lukas|3|17}}
aber (und) der Weg der Gottlosen (Ungerechten) führt ins Verderben (vergeht; wird ins Verderben führen)<ref>„ins Verderben führen“ übersetzt das Verb {{Hebr}}אָבַד{{Hebr ende}}, das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird (vgl. SLT, NGÜ, NLB). </ref>.
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{{S|5}} Deshalb bestehen (stehen auf; werden bestehen) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gericht<ref>Unklar ist, ob das Endgericht oder ein irdisches Gericht gemeint ist. Möglichkeiten: Gericht, Gerichtsverhandlung (Gesenius<sup>18</sup>, ~ 5), Gerichtshof (DCH, ~ §1d), gesamtes Gerichtsverfahren (TWAT, ~ II.2.a; NIDOTTE, ~ 2), Zeitpunkt des (End-?)Gerichts (TWOT, ~ 6), Urteilsvollzug (im Endgericht?) (DCH, ~ §1e, in 1d in Betracht gezogen)? Kraus <sup>4</sup>1972, 8 glaubt in Anlehnung an [[Psalm_24#s3|Ps 24,3]], es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede. Gut möglich, dass ganz einfach eine allgemeine Wahrheit ausgedrückt werden soll: die Gottlosen bestehen ganz grundsätzlich vor keinem Gericht bzw. in keinem Verfahren. Die parallele Entsprechung „Versammlung der Gerechten“ in 5b ist dann vielleicht die Instanz, die das Urteil fällt ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA142#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 142]). </ref>  
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_ und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechten<ref>Zum Gebrauch des Begriffs „Gerechter“ s. die Fußnote in [[Psalm_1#note_a|V. 1]]. </ref>.  
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{{S|6}} Denn (ja) JHWH kennt (wacht über) den Weg der Gerechten,  
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_ aber (und) der Weg der Gottlosen (Übeltäter) führt ins Verderben (vergeht)<ref>''führt ins Verderben'' (vgl. SLT, NGÜ, NLB) übersetzt das Verb {{Hebr}}אָבַד{{Hebr ende}}, das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird. </ref>.
 
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Version vom 13. April 2016, 12:15 Uhr

Syntax OK

Sehr gut.png
Status: Sehr gute Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit allen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Weitere Verbesserungen dürfen jedoch nach entsprechender Dokumentation auf der Diskussionsseite vorgenommen werden.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 1)

1 Wie glücklich, der nicht folgt der Frevler Rat,
der nicht betritt der Sünder Pfad,
nicht sitzt im Kreis der Spötter,
2 der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
und sie bedenket Tag und Nacht.
3 Er gleicht dem Baum, der, wassernah gepflanzt,
die Früchte bringt zur rechten Zeit
und dessen Blätter welken nicht.
Und was er tut, gerät ihm gut.

4 Nicht so die Frevler!
Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
5 Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht,
der Sünder nicht im Rate der Gerechten.
6 Gerechter Weg: Von Gott umhegt,
der Frevler Weg jedoch vergeht.

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 1)

1 [Wie] glücklich (gesegnet)a [ist] der Mensch (Mann)b,
der nicht dem Rat (den Plänen)c der Gottlosen (Übeltäter)d folgt (gefolgt ist)e,
{und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (betritt; gestanden hat)
und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreisf) der Spötter sitzt (saß)g,
2 sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]
und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird)h.
3 {Und (Dann)} Er ist (wird sein) wie ein Baum, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen)i,
der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeitj
und dessen Blätter nicht welken.
Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen)k.l


4 Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!
{sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreum, die [der] Wind wegbläst (wegblasen wird).
5 Deshalb bestehen (stehen auf; werden bestehen) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gerichtn
und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechteno.
6 Denn (ja) JHWH kennt (wacht über) den Weg der Gerechten,
aber (und) der Weg der Gottlosen (Übeltäter) führt ins Verderben (vergeht)p.

Anmerkungen

aDas hier verwendete Wort אַשְׁרֵי־ drückt nicht einen konkreten Segen, sondern erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus (Waltke 2010, 133). Ähnlich auch die Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch sich auf diese Weise glücklich nennen darf (vgl. Kraus 41972, 3): der „Gerechte“ (צַדִּיק), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet (2)(Kraus 41972, 9). (Zurück zu v.1)
bDie männliche Form steht hier stellvertretend für jeden Menschen, auf den das Beschriebene zutrifft (Generisches Maskulinum; vgl. Waltke 2010, 128). (Zurück zu v.1)
cDas Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Ratschlag. (Zurück zu v.1)
d„Gottlose“ (רְשָׁעִים) sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus 41972, 4). Der Gottlose ist das genaue Gegenstück zum Gerechten (Waltke 2010, 133). (Zurück zu v.1)
eWörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. (Zurück zu v.1)
fim Kreis So . Gemeint ist mit dem „Sitz der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter (לֵצִים) sich gegenseitig zum Spott über Gott herausfordern (Kraus 41972, 4). (Zurück zu v.1)
gV. 1 ließe sich auf zwei Weisen lesen: Entweder handelt es sich bei „dem Rat der Gottlosen folgen“, „auf dem Weg Weg der Sünder stehen“ und „am Ort der Spötter sitzen“ um eine Synonymreihung, die sämtlich für das „sich-Vergehen“ stehen, oder es wird hier durch die Entwicklung von „folgen“-„stehen“-„sitzen“ eine Entwicklung von dynamisch zu statisch ausgedrückt: Der betreffende Mensch verdirbt immer mehr, indem er sich immer mehr an den Kreis der Sünder annähert, bis er sich schließlich ganz bei ihnen niederlässt. Vgl. hierzu die Diskussionsseite. (Zurück zu v.1)
hFreude und Andacht gegenüber dem Gesetz sind Metonymien der Ursache für ein Leben, das sich an der Schrift orientiert. Da Psalm 1 den gesamten Psalter einleitet, nennt er mit dieser Aussage eine Schlüsselqualifikation für das richtige Verständnis der Psalmen (Waltke 2010, 139). (Zurück zu v.2)
iGemeint sind künstliche Bewässerungskanäle. (Zurück zu v.3)
jAlso: regelmäßig, wegen der steten Wasserversorgung, die ohne solche Bewässerungskanäle nicht möglich wäre (Kraus 41972, 6). Dieser Vergleich beschreibt zusammen mit dem Aspekt der nicht verwelkenden Blätter das ewige Leben, das der Gottesfürchtige als „Frucht“ bekommen wird (Waltke 2010, 140). (Zurück zu v.3)
kAuch möglich: „Und er bringt alles, was er tut, zum Gedeihen“ („two-place“ Hiphil nach Waltke 2010, 128). (Zurück zu v.3)
lPs 1 enthält als Torah- bzw. Weisheitspsalm ein typisches Motiv der Weisheitsliteratur, den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“: Wie man handelt, so ergeht es einem. Gutes Handeln - das Beschreiten des „gerechten Weges“ - zieht in der Regel positive Folgen für den Handelnden nach sich, der Weg des Gottlosen dagegen führt ins Verderben (vgl. z.B. Oeming 2000, S. 50 f.). Der Gerechte speist sich hier aus den von Gott verfügbar gemachten Bewässerungskanälen der Tora. Soweit er der Tora folgt, wird ihm alles gelingen, er wird zu seiner Zeit Frucht bringen. (Zurück zu v.3)
mSpreu sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von diesen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide Teile in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu steht im Gegensatz zu dem lebendigen, fruchtbaren Baum (3) (Waltke 2010, 141). Gottlose und Spreu teilen für den Psalmisten dasselbe Schicksal: Sie sind wertlos und bestehen nicht, sie werden im entscheidenden Moment vergehen (vgl. den Beginn von V. 5: „deshalb“ (Zurück zu v.4)
nUnklar ist, ob das Endgericht oder ein irdisches Gericht gemeint ist. Möglichkeiten: Gericht, Gerichtsverhandlung (Gesenius18, ~ 5), Gerichtshof (DCH, ~ §1d), gesamtes Gerichtsverfahren (TWAT, ~ II.2.a; NIDOTTE, ~ 2), Zeitpunkt des (End-?)Gerichts (TWOT, ~ 6), Urteilsvollzug (im Endgericht?) (DCH, ~ §1e, in 1d in Betracht gezogen)? Kraus 41972, 8 glaubt in Anlehnung an Ps 24,3, es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede. Gut möglich, dass ganz einfach eine allgemeine Wahrheit ausgedrückt werden soll: die Gottlosen bestehen ganz grundsätzlich vor keinem Gericht bzw. in keinem Verfahren. Die parallele Entsprechung „Versammlung der Gerechten“ in 5b ist dann vielleicht die Instanz, die das Urteil fällt (Waltke 2010, 142). (Zurück zu v.5)
oZum Gebrauch des Begriffs „Gerechter“ s. die Fußnote in V. 1. (Zurück zu v.5)
pführt ins Verderben (vgl. SLT, NGÜ, NLB) übersetzt das Verb אָבַד, das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird. (Zurück zu v.6)