Psalm 1: Unterschied zwischen den Versionen

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<small>Siehe auch: [[Psalm 1 in Leichter Sprache]]; [[Psalm 1/Persönliche Fassung (Sebastian Walter)]]</small>
  
 
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{{L|1}} Wie glücklich, der nicht folgt der Frevler Rat,  
 
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_ der nicht betritt der Sünder Pfad,  
nicht sitzt im Kreis der Spötter,
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_ nicht sitzt im Kreis der Spötter,
 
{{L|2}} der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
 
{{L|2}} der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
und sie bedenket Tag und Nacht.
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_ die Früchte bringt zur rechten Zeit
die Früchte bringt zur rechten Zeit
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_ und dessen Blätter welken nicht.
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Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
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{{L|5}} Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht,
 
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der Sünder nicht im Rate der Gerechten.
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{{S|1}} [Wie] glücklich (gesegnet)<ref>Das hier verwendete Wort {{Hebr}}אַשְׁרֵי־{{Hebr ende}} drückt nicht einen konkreten Segen, sondern erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). Ähnlich auch die Seligpreisungen ([[Matthäus_5#s1|Mt 5,1-12]]). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch sich auf diese Weise glücklich nennen darf (vgl. Kraus <sup>4</sup>1972, 3): der „Gerechte“ ({{Hebr}}צַדִּיק{{Hebr ende}}), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet ([[Psalm_1#s2|2]])(Kraus <sup>4</sup>1972, 9). </ref> [ist] der Mensch (Mann)<ref>Die männliche Form steht hier stellvertretend für jeden Menschen, auf den das Beschriebene zutrifft ([[Generisches Maskulinum]]; vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA128#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 128]). </ref>, der nicht dem Rat (den Plänen)<ref>Das Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Ratschlag. </ref> der Gottlosen (Übeltäter)<ref>„Gottlose“ ({{Hebr}}רְשָׁעִים{{Hebr ende}}) sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). Der Gottlose ist das genaue Gegenstück zum Gerechten ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). </ref> folgt (gefolgt ist)<ref>Wörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. </ref>,
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{{S|1}} [Wie] glücklich (gesegnet)<ref>''glücklich (gesegnet)'' - Das hier verwendete Wort {{Hebr}}אַשְׁרֵי־{{Hebr ende}} ''`ašre'' drückt nicht einen konkreten Segen, sondern erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). Ähnlich auch die Seligpreisungen ([[Matthäus_5#s1|Mt 5,1-12]]). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch sich auf diese Weise glücklich nennen darf (vgl. Kraus <sup>4</sup>1972, 3): der „Gerechte“ ({{Hebr}}צַדִּיק{{Hebr ende}} ''ṣaddiq''), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet ([[Psalm_1#s2|2]]) (Kraus <sup>4</sup>1972, 9).</ref> [ist] der Mensch (Mann),<ref>''Mensch'' - w. „Mann“. Die männliche Form steht hier stellvertretend für jeden Menschen, auf den das Beschriebene zutrifft ([[Generisches Maskulinum]]; vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA128#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 128]). </ref>  
{und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (betritt; gestanden hat)
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der nicht dem Rat (den Plänen)<ref>''dem Rat (den Plänen)'' - Das Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Ratschlag. </ref> der Gottlosen (Übeltäter)<ref>„''Gottlose''“ ({{Hebr}}רְשָׁעִים{{Hebr ende}} ''reša`im'') sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). Der Gottlose ist das genaue Gegenstück zum Gerechten ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA133#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 133]). </ref> folgt (gefolgt ist),<ref>Wörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. </ref>
und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreis<ref>''im Kreis'' So EÜ. Gemeint ist mit dem „Sitz der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter ({{Hebr}}לֵצִים{{Hebr ende}}) sich gegenseitig zum Spott über Gott herausfordern (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). </ref>) der Spötter sitzt (saß)<ref>V. 1 ließe sich auf zwei Weisen lesen: Entweder handelt es sich bei „dem Rat der Gottlosen folgen“, „auf dem Weg Weg der Sünder stehen“ und „am Ort der Spötter sitzen“ um eine Synonymreihung, die sämtlich für das „sich-Vergehen“ stehen, oder es wird hier durch die Entwicklung von „folgen“-„stehen“-„sitzen“ eine Entwicklung von dynamisch zu statisch ausgedrückt: Der betreffende Mensch verdirbt immer mehr, indem er sich immer mehr an den Kreis der Sünder annähert, bis er sich schließlich ganz bei ihnen niederlässt. Vgl. hierzu die Diskussionsseite.</ref>,
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_ {und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (betritt; gestanden hat)
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_ und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreis)<ref>''im Kreis'' - So EÜ. Gemeint ist mit w. „''Sitz'' der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter ({{Hebr}}לֵצִים{{Hebr ende}} ''leṣim'') sich gegenseitig zum Spott über Gott herausfordern (Kraus <sup>4</sup>1972, 4). </ref> der Spötter sitzt (saß),<ref>''sitzt (saß)'' - V. 1 ließe sich auf zwei Weisen lesen: Entweder handelt es sich bei „dem Rat der Gottlosen folgen“, „auf dem Weg Weg der Sünder stehen“ und „am Ort der Spötter sitzen“ um eine Synonymreihung, die sämtlich für das „sich-Vergehen“ stehen, oder es wird hier durch die Entwicklung von „folgen“ „stehen“ „sitzen“ eine Entwicklung von dynamisch zu statisch ausgedrückt: Der betreffende Mensch verdirbt immer mehr, indem er sich immer mehr an den Kreis der Sünder annähert, bis er sich schließlich ganz bei ihnen niederlässt. Vgl. hierzu die Diskussionsseite.</ref>  
 
{{S|2}} sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]  
 
{{S|2}} sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]  
und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird)<ref>Freude und Andacht gegenüber dem Gesetz sind Metonymien der Ursache für ein Leben, das sich an der Schrift orientiert. Da Psalm 1 den gesamten [[Psalter]] einleitet, nennt er mit dieser Aussage eine Schlüsselqualifikation für das richtige Verständnis der Psalmen ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA139#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 139]). </ref>.  
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_ und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird).  
{{S|3}} {Und (Dann)} Er ist (wird sein) wie ein Baum{{par|Psalm|92|13|15}}{{par|Jeremia|11|19}}{{par|Ezechiel|17|5}}, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen)<ref>Gemeint sind künstliche Bewässerungskanäle. </ref>,
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{{S|3}} {Und (Dann)} Er ist (wird sein) wie ein Baum, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen),<ref>Gemeint sind mit diesem Wort künstliche Bewässerungskanäle.</ref> {{par|Psalm|92|13|15}}{{par|Jeremia|11|19}}{{par|Ezechiel|17|5}}  
der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeit<ref>Also: regelmäßig, wegen der steten Wasserversorgung, die ohne solche Bewässerungskanäle nicht möglich wäre (Kraus <sup>4</sup>1972, 6). Dieser Vergleich beschreibt zusammen mit dem Aspekt der nicht verwelkenden Blätter das ewige Leben, das der Gottesfürchtige als „Frucht“ bekommen wird ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA140#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 140]). </ref> und dessen Blätter nicht welken.  
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_ der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeit<ref>''zu seiner Zeit'' - Also: regelmäßig, wegen der steten Wasserversorgung, die ohne solche Bewässerungskanäle nicht möglich wäre (Kraus <sup>4</sup>1972, 6). Wie diese Verheißung zu verstehen ist, ist nicht gleich klar und hängt davon ab, wie alt der Psalm ist: Die Idee eines „ewigen Lebens“ hat sich erst sehr spät in der alttestamentlichen Zeit entwickelt. Ist der Psalm sehr jung, könnte hieran gedacht sein ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA140#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 140]). Andernfalls ist „nur“ gemeint: Der Mensch, von dem hier die Rede ist, wird Zeit seines Lebens ebenso nicht zuschanden werden, wie ein Baum nicht verdorrt, der direkt an Wasserkanälen gepflanzt ist.</ref>  
Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen)<ref>Auch möglich: „Und er bringt alles, was er tut, zum Gedeihen“ („two-place“ Hiphil nach [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA128#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 128]).</ref>.<ref>Ps 1 enthält als Torah- bzw. Weisheitspsalm ein typisches Motiv der Weisheitsliteratur, den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“: Wie man handelt, so ergeht es einem. Gutes Handeln - das Beschreiten des „gerechten Weges“ - zieht in der Regel positive Folgen für den Handelnden nach sich, der Weg des Gottlosen dagegen führt ins Verderben (vgl. z.B. Oeming 2000, S. 50 f.). Der Gerechte speist sich hier aus den von Gott verfügbar gemachten Bewässerungskanälen der Tora. Soweit er der Tora folgt, wird ihm alles gelingen, er wird ''zu seiner Zeit'' Frucht bringen. </ref>{{par|Josua|1|8}}  
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_ und dessen Blätter nicht welken.  
{{S|4}} Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!  
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Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen, bringt er zum Gedeihen). {{par|Josua|1|8}} </poem>
{sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreu<ref>Spreu sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von diesen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide Teile in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu steht im Gegensatz zu dem lebendigen, fruchtbaren Baum ([[Psalm_1#s3|3]]) ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA141#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 141]). Gottlose und Spreu teilen für den Psalmisten dasselbe Schicksal: Sie sind wertlos und bestehen nicht, sie werden im entscheidenden Moment vergehen (vgl. den Beginn von V. 5: „deshalb“ </ref>, die [der] Wind wegbläst (wegblasen wird).{{par|Lukas|3|17}}
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{{S|5}} Deshalb bestehen (stehen auf; werden bestehen) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gericht<ref>Unklar ist, ob das Endgericht oder ein irdisches Gericht gemeint ist. Möglichkeiten: Gericht, Gerichtsverhandlung (Gesenius<sup>18</sup>, ~ 5), Gerichtshof (DCH, ~ §1d), gesamtes Gerichtsverfahren (TWAT, ~ II.2.a; NIDOTTE, ~ 2), Zeitpunkt des (End-?)Gerichts (TWOT, ~ 6), Urteilsvollzug (im Endgericht?) (DCH, ~ §1e, in 1d in Betracht gezogen)? Kraus <sup>4</sup>1972, 8 glaubt in Anlehnung an [[Psalm_24#s3|Ps 24,3]], es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede. Gut möglich, dass ganz einfach eine allgemeine Wahrheit ausgedrückt werden soll: die Gottlosen bestehen ganz grundsätzlich vor keinem Gericht bzw. in keinem Verfahren. Die parallele Entsprechung „Versammlung der Gerechten“ in 5b ist dann vielleicht die Instanz, die das Urteil fällt ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA142#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 142]). </ref>  
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und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechten<ref>Zum Gebrauch des Begriffs „Gerechter“ s. die Fußnote in [[Psalm_1#note_a|V. 1]]. </ref>.  
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<poem>{{S|4}} Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!  
{{S|6}} Denn (ja) JHWH kennt (wacht über) den Weg der Gerechten,  
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_ {sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreu,<ref>''Spreu'' sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von diesen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide Teile in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu steht im Gegensatz zu dem lebendigen, fruchtbaren Baum ([[Psalm_1#s3|3]]) ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA141#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 141]). Gottlose und Spreu teilen für den Psalmisten dasselbe Schicksal: Sie sind wertlos und bestehen nicht, sie werden im entscheidenden Moment vergehen (vgl. den Beginn von V. 5: „deshalb“).</ref> die [der] Wind wegbläst (wegblasen wird).{{par|Lukas|3|17}}
aber (und) der Weg der Gottlosen (Übeltäter) führt ins Verderben (vergeht)<ref>''führt ins Verderben'' (vgl. SLT, NGÜ, NLB) übersetzt das Verb {{Hebr}}אָבַד{{Hebr ende}}, das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird. </ref>.
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{{S|5}} Deshalb bestehen (stehen auf; werden bestehen) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gericht<ref>''vor Gericht bestehen'' - Wieder ist es abhängig vom Alter des Psalms, wie diese Zeile zu verstehen ist. Ist extrem jung – was aber sehr unwahrscheinlich ist – könnte das „Endgericht“ am Ende der Tage gemeint sein. Weit wahrscheinlicher gemeint ist aber ein irdisches Gericht; gemeint ist dann „nur“: Irgendwann wird Gottlosen in einem Gericht schon ihr gerechtes Urteil gesprochen werden. Die parallele „Versammlung der Gerechten“ in 5b ist dann vielleicht die Instanz, die das Urteil fällt ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA142#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 142]). Kraus <sup>4</sup>1972, 8 schließlich glaubt in Anlehnung an [[Psalm_24#s3|Ps 24,3]], es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede, aber auch das liegt recht fern.</ref>  
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_ und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechten.  
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{{S|6}} Denn (ja) JHWH (kennt=) wacht über den Weg der Gerechten,  
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_ aber (und) der Weg der Gottlosen (Übeltäter) führt ins Verderben (vergeht).<ref>''führt ins Verderben'' (vgl. SLT, NGÜ, NLB) übersetzt das Verb {{Hebr}}אָבַד{{Hebr ende}} ''`abad'', das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird. </ref>
 
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Nach den Psalmen 1-2 folgt mit dem „ersten Davids-Psalter“, Ps 3-41, die erste große Psalmen-Sammlung. Daran, dass Pss 1-2 anders als diese Psalmen keine Überschrift haben, die die beiden Psalmen David zuordnen würden, erkennt man gleich, dass sie nicht zu dieser Sammlung gehören: Offenbar wurde Ps 1 entweder gezielt als Einleitung des Psalmenbuches verfasst oder programmatisch an den Beginn des Psalmenbuchs gestellt, weil er sich besonders gut dafür eignete. Das Selbe lässt sich auch ablesen aus seinem Inhalt: Als „Torah-“ bzw. „Weisheitspsalm“ (und damit auch als jüngerer Psalm als der Rest von Pss. 1-41) verdichtet Ps 1 ein typisches Motiv der Weisheitsliteratur, nämlich den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“: Wie man handelt, so ergeht es einem. Gutes Handeln – das Beschreiten des „gerechten Weges“ – zieht in der Regel positive Folgen für den Handelnden nach sich, der Weg des Gottlosen dagegen führt ins Verderben (vgl. z.B. Oeming 2000, S. 50 f.). Würde er dagegen der weisen Torah Gottes folgen, würde ihm alles gelingen – er würde „zu seiner Zeit“ Frucht bringen.
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Liest man Psalm 1 bewusst als Einleitung des gesamten [[Psalter |Psalters]], nennt er hiermit zugleich auch Schlüsselqualifikationen für das rechte Verständnis der Psalmen ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA139#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, 139]): Auch die Psalmen, die ebenso in fünf Bücher aufgeteilt sind wie die eigentliche „Torah“ – der Pentateuch –, sind „Torah“, sind heilige Weisung Gottes, an der man „Freude“ haben darf und die man bedenken soll, weil sie den Weg weisen, der nicht ins Verderben führt, sondern zum Gedeihen.
  
 
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Aktuelle Version vom 6. Mai 2022, 17:44 Uhr

Syntax ungeprüft

Sehr gut.png
Status: Sehr gute Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit allen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Weitere Verbesserungen dürfen jedoch nach entsprechender Dokumentation auf der Diskussionsseite vorgenommen werden.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 1)

1 Wie glücklich, der nicht folgt der Frevler Rat,
der nicht betritt der Sünder Pfad,
nicht sitzt im Kreis der Spötter,
2 der sich vielmehr der Weisung Gottes freut
und sie bedenket Tag und Nacht.
3 Er gleicht dem Baum, der, wassernah gepflanzt,
die Früchte bringt zur rechten Zeit
und dessen Blätter welken nicht.
Und was er tut, gerät ihm gut.

4 Nicht so die Frevler!
Wie Spreu sind sie, die jeder Wind verweht
5 Daher der Frevler im Gerichte nicht besteht,
der Sünder nicht im Rate der Gerechten.
6 Gerechter Weg: Von Gott umhegt,
der Frevler Weg jedoch vergeht.

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 1)

1 [Wie] glücklich (gesegnet)a [ist] der Mensch (Mann),b
der nicht dem Rat (den Plänen)c der Gottlosen (Übeltäter)d folgt (gefolgt ist),e
{und} nicht auf (mit) dem Weg der Sünder steht (betritt; gestanden hat)
und nicht an dem Ort (auf dem Sitz, im Kreis)f der Spötter sitzt (saß),g
2 sondern am Gesetz (Weisung, Tora) JHWHs {seine} Freude (Verlangen, Lust) [hat]
und über sein Gesetz Tag und Nacht nachdenkt (grübelt; leise liest oder rezitiert; nachdenken wird).
3 {Und (Dann)} Er ist (wird sein) wie ein Baum, gepflanzt an Wasserkanälen (Wasserbächen),h
der seine Frucht bringt (gibt; bringen wird) zu seiner Zeiti
und dessen Blätter nicht welken.
Und alles, was er tut, gedeiht (gelingt; wird gedeihen, bringt er zum Gedeihen).


4 Nicht so die Gottlosen (Übeltäter)!
{sondern (vielmehr)} [Sie sind] wie Spreu,j die [der] Wind wegbläst (wegblasen wird).
5 Deshalb bestehen (stehen auf; werden bestehen) Gottlose nicht vor dem (nicht im) Gerichtk
und Sünder [nicht] in der Versammlung der Gerechten.
6 Denn (ja) JHWH (kennt=) wacht über den Weg der Gerechten,
aber (und) der Weg der Gottlosen (Übeltäter) führt ins Verderben (vergeht).l

Anmerkungen

Nach den Psalmen 1-2 folgt mit dem „ersten Davids-Psalter“, Ps 3-41, die erste große Psalmen-Sammlung. Daran, dass Pss 1-2 anders als diese Psalmen keine Überschrift haben, die die beiden Psalmen David zuordnen würden, erkennt man gleich, dass sie nicht zu dieser Sammlung gehören: Offenbar wurde Ps 1 entweder gezielt als Einleitung des Psalmenbuches verfasst oder programmatisch an den Beginn des Psalmenbuchs gestellt, weil er sich besonders gut dafür eignete. Das Selbe lässt sich auch ablesen aus seinem Inhalt: Als „Torah-“ bzw. „Weisheitspsalm“ (und damit auch als jüngerer Psalm als der Rest von Pss. 1-41) verdichtet Ps 1 ein typisches Motiv der Weisheitsliteratur, nämlich den „Tun-Ergehen-Zusammenhang“: Wie man handelt, so ergeht es einem. Gutes Handeln – das Beschreiten des „gerechten Weges“ – zieht in der Regel positive Folgen für den Handelnden nach sich, der Weg des Gottlosen dagegen führt ins Verderben (vgl. z.B. Oeming 2000, S. 50 f.). Würde er dagegen der weisen Torah Gottes folgen, würde ihm alles gelingen – er würde „zu seiner Zeit“ Frucht bringen.

Liest man Psalm 1 bewusst als Einleitung des gesamten Psalters, nennt er hiermit zugleich auch Schlüsselqualifikationen für das rechte Verständnis der Psalmen (Waltke 2010, 139): Auch die Psalmen, die ebenso in fünf Bücher aufgeteilt sind wie die eigentliche „Torah“ – der Pentateuch –, sind „Torah“, sind heilige Weisung Gottes, an der man „Freude“ haben darf und die man bedenken soll, weil sie den Weg weisen, der nicht ins Verderben führt, sondern zum Gedeihen.

aglücklich (gesegnet) - Das hier verwendete Wort אַשְׁרֵי־ `ašre drückt nicht einen konkreten Segen, sondern erstrebenswertes, gesegnetes Glück in einer Beziehung mit Gott durch Bundesgehorsam aus (Waltke 2010, 133). Ähnlich auch die Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Psalm 1 kann als Definition dafür gelten, welche Art von Mensch sich auf diese Weise glücklich nennen darf (vgl. Kraus 41972, 3): der „Gerechte“ (צַדִּיק ṣaddiq), der falsche Wege meidet (1) und sich stattdessen der Torah, der Weisung Gottes zuwendet (2) (Kraus 41972, 9). (Zurück zu v.1)
bMensch - w. „Mann“. Die männliche Form steht hier stellvertretend für jeden Menschen, auf den das Beschriebene zutrifft (Generisches Maskulinum; vgl. Waltke 2010, 128). (Zurück zu v.1)
cdem Rat (den Plänen) - Das Wort kann sich auch auf die Pläne und Ziele einer Person beziehen, umfasst also mehr als einen einmaligen Ratschlag. (Zurück zu v.1)
dGottlose(רְשָׁעִים reša`im) sind solche, die vor dem Gesetz Gottes schuldig sind und sich Gott bewusst widersetzen (Kraus 41972, 4). Der Gottlose ist das genaue Gegenstück zum Gerechten (Waltke 2010, 133). (Zurück zu v.1)
eWörtlich: „im Rat der Gottlosen geht/gegangen ist“; Übs. vgl. NGÜ, REB, NET. (Zurück zu v.1)
fim Kreis - So . Gemeint ist mit w. „Sitz der Spötter“ ihr Versammlungsort (TWOT 922d), wo die Spötter (לֵצִים leṣim) sich gegenseitig zum Spott über Gott herausfordern (Kraus 41972, 4). (Zurück zu v.1)
gsitzt (saß) - V. 1 ließe sich auf zwei Weisen lesen: Entweder handelt es sich bei „dem Rat der Gottlosen folgen“, „auf dem Weg Weg der Sünder stehen“ und „am Ort der Spötter sitzen“ um eine Synonymreihung, die sämtlich für das „sich-Vergehen“ stehen, oder es wird hier durch die Entwicklung von „folgen“ – „stehen“ – „sitzen“ eine Entwicklung von dynamisch zu statisch ausgedrückt: Der betreffende Mensch verdirbt immer mehr, indem er sich immer mehr an den Kreis der Sünder annähert, bis er sich schließlich ganz bei ihnen niederlässt. Vgl. hierzu die Diskussionsseite. (Zurück zu v.1)
hGemeint sind mit diesem Wort künstliche Bewässerungskanäle. (Zurück zu v.3)
izu seiner Zeit - Also: regelmäßig, wegen der steten Wasserversorgung, die ohne solche Bewässerungskanäle nicht möglich wäre (Kraus 41972, 6). Wie diese Verheißung zu verstehen ist, ist nicht gleich klar und hängt davon ab, wie alt der Psalm ist: Die Idee eines „ewigen Lebens“ hat sich erst sehr spät in der alttestamentlichen Zeit entwickelt. Ist der Psalm sehr jung, könnte hieran gedacht sein (Waltke 2010, 140). Andernfalls ist „nur“ gemeint: Der Mensch, von dem hier die Rede ist, wird Zeit seines Lebens ebenso nicht zuschanden werden, wie ein Baum nicht verdorrt, der direkt an Wasserkanälen gepflanzt ist. (Zurück zu v.3)
jSpreu sind die Schalen von Getreidekörnern, die früher durch Dreschen von diesen gelöst und dann durch Worfeln von ihnen getrennt wurden. Dabei warf man beide Teile in den Wind, der die leichten Spelzen wegblies, während die Körner wieder auf den Boden fielen (Douglas, Chaff, in: NBD 1996). Die nutzlose Spreu steht im Gegensatz zu dem lebendigen, fruchtbaren Baum (3) (Waltke 2010, 141). Gottlose und Spreu teilen für den Psalmisten dasselbe Schicksal: Sie sind wertlos und bestehen nicht, sie werden im entscheidenden Moment vergehen (vgl. den Beginn von V. 5: „deshalb“). (Zurück zu v.4)
kvor Gericht bestehen - Wieder ist es abhängig vom Alter des Psalms, wie diese Zeile zu verstehen ist. Ist extrem jung – was aber sehr unwahrscheinlich ist – könnte das „Endgericht“ am Ende der Tage gemeint sein. Weit wahrscheinlicher gemeint ist aber ein irdisches Gericht; gemeint ist dann „nur“: Irgendwann wird Gottlosen in einem Gericht schon ihr gerechtes Urteil gesprochen werden. Die parallele „Versammlung der Gerechten“ in 5b ist dann vielleicht die Instanz, die das Urteil fällt (Waltke 2010, 142). Kraus 41972, 8 schließlich glaubt in Anlehnung an Ps 24,3, es wäre hier stattdessen vom Betreten der heiligen Stätte die Rede, aber auch das liegt recht fern. (Zurück zu v.5)
lführt ins Verderben (vgl. SLT, NGÜ, NLB) übersetzt das Verb אָבַד `abad, das häufig etwas altertümlich als „zugrunde gehen, umkommen“ übersetzt wird. (Zurück zu v.6)