Psalm 149

Aus Die Offene Bibel

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Lesefassung (Psalm 149)

1Halleluja!

Singt ⸂dem Herrn⸃ ein neues Lied,

ja, singt sein Lob in der Gemeinde der Getreuen!

2Es freue Israel sich über seinen Schöpfer,

und über ihren König sollen Zion’s Kinder jubilieren!

3Mit Tänzen sollen sie Ihn preisen,

aufspielen Ihm mit Tamburin und Zither.

4Denn Wohlgefallen hat ⸂der Herr⸃ an seinem Volk

mit Heil schmückt Er die Unterdrückten.


5Die Treuen sollen jauchzen über diese Herrlichkeit,

ja, jubeln sollen sie auf ihren Lagern -

6Lobpreisungen auf Gott in ihrem Mund,

ein scharfes Schwert in ihrer Hand -

7um auszuüben Rache an den Völkern

und Züchtigung an den Nationen,

8um ihre Könige zu binden

und ihre Adligen zu ketten,

9um Recht zu sprechen, wie geschrieben steht -

oh, welche Ehr’ ist er für die Getreuen!

Halleluja!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 149)

1Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!
Singt JHWH ein neues Lied,a

[singt]b seinen Lob(-preis, Ruhm) in der Gemeinde (Truppe)c der Getreuen (Frommen, Heiligen (?))c

2Israel soll sich seines Schöpfersd (Formers)e freuen,

ob ihres Königs sollen Zion’s Söhne (Kinder) frohlocken(jubeln, jauchzen)f.

3Sie sollen seinen Namen preisen mit (img) Tanz (Reigen)h,

mit Tamburin und Zither sollen sie ihm spielen.

4 Denn (Ja!, (damit))i JHWH hat Wohlgefallen an seinem Volk,

die (seine)j Unterdrückten (Gebeugten, Niedrigen, Demütigen, Armen, Hilflosen, Duldern) glorifiziert (verherrlicht,k schmückt, krönt?l, hat verherrlicht) er mit ([seinem]m) Heil (Sieg; Rettung).


5Jauchzenf sollen die Getreuen (Frommen, Heiligen (?))c ob [ihrer]n Herrlichkeit (Herrlichen)n,

jubelnf sollen sie auf ihren Lagerno (-)p

6Loblieder (-preisungen, Rühmungen, Lobeserhebungen)q Gottes (auf Gott) (sollen sein) in ihrer Kehle (ihrem Mund, singend)

und (gleich einem, (und) das ist)r ein zweischneidiges Schwert (eine Doppelaxt?s) (soll sein) in ihrer Hand (-)p

7 zum Ausüben von Rache (um Rache zu üben, auf dass er Rache übet) an den Völkern (Nationen),

[und von] Züchtigungu (Züchtigungen, und um zu züchtigen, auf dass er züchtiget) an den Nationen (Völkern);

8 zum Binden (auf dass er bindet) ihrer Könige (Herrscher) mit Fesseln (Handschellen)v,

und ihrer Fürsten (Adeligenw, Edlen, Beamten) mit eisernen Ketten (Fußketten)v;

9 zum Gericht-Halten (zum Recht-Sprechen, um Gericht zu halten, um Recht zu sprechen, zum Halten von geschriebenen Recht)x (auf dass er Recht sprechet) wie geschrieben [steht]y.

Er (Dasz) ist (bringt)z Ehre (Herrlichkeit, Pracht, Ruhm) seinen (für seine, seiner)z Getreuen (Frommen).
Halleluja (Preist Jah, Preist JHWH)!


Anmerkungen

aidiom. Ausdruck; vgl. z.B. auch Jes 42,10; Ps 33,3; Ps 40,3; Ps 96,1; Ps 98,1; Ps 144,9. In Psalmenkommentaren wird es üblicherweise dahingehend verstanden, dass Jahwe etwas „Neues“ getan habe und daher nun auch ein „neues Lied“ erforderlich würde (so z.B. Gunkel 1911, S. 277; Hossfeld / Zenger 2008, S. 861; Waltner 2006, S. 709; Zenger 1987, S. 53. So auch der Midrasch Tehillim: „Der Heilige, geb. sei er! sprach: So wie ich alle neuen Dinge geschaffen habe, so möget auch ihr mir ein neues Lied anstimmen, wie es heisst: Singet dem Ewigen ein neues Lied.“ (Übers. Wünsche 1893, S. 250)). Anders Terrien, der entsprechend der üblichen Deutung des Psalms als „eschatologischen Hymnus“ auch den Ausdruck „ein neues Lied“ dahingehend versteht, dass er von der Zukunft handle (vgl. Terrien 2003, S. 924; ähnlich auch Tomes 2007, S. 247). Wieder anders und wohl am sinnvollsten Gerstenberger 2001, S. 452, der den Ausdruck bezieht auf „a characteristic kind of hymnic presentation“, was sich allein schon deshalb nahelegt, weil der Ausdruck „ein neues Lied singen“ überdurchschnittlich häufig, nämlich in vier der obigen sechs Stellen (Ps 33,3; Ps 98,1; Ps 144,9; Ps 149,3), kommt im Zhg. mit expliziten Anweisungen zum musikalischen Vortrag (vgl. Tomes 2007, S. 238f.). (Zurück zu v.1)
bתְהִלָתוֹ gelesen als zweites Objekt von שִירוּ; so schon Ewald; vgl. auch Ehrlich 1905, S. 391; Gerstenberg 2001, S. 452. Eine Ergänzung von „erschalle“ o.Ä. (so ; Herder; Kraus 1966, S. 965; Nötscher 1953, S. 290) ist ganz unnötig. (Zurück zu v.1)
cvgl. Hossfeld / Zenger 2008, S. 855: „Das Wort קהל „Versammlung“ hat von seiner Verwendung her sowohl militärische (der Heerbann, das Aufgebot) wie kultische (Gemeinde) Konnotationen.“; daher der sekundäre Übersetzungsvorschlag „Truppe“.
Entsprechend wird dann auch das „Chasidim(i.d.R.: „fromm“, auch: „loyal“) mit einem „militärischeren“ Begriff übertragen; meist eben „Getreue“ (so NeÜ, SLT2000, ZÜR, Deissler 1989, Hossfeld / Zenger 2008, Zenger 1987), obwohl es auch von diesen dann i.d.R. als Ausdruck für die versammelte Kultusgemeinde verstanden wird. LUT84, Tafel und Goulder 1998 haben „Heilige“, warum auch immer. (zu v.1 / zu v.5)
dPlural; vermutl. Hoheitsplural (vgl. Dahood 1970, S. 356; Hossfeld / Zenger 2008, S. 855; Kraus 1966, S. 965; ähnlich auch schon Paulus 1815, S. 594). Allerdings gibt es auch Exegeten, die die Existenz eines Hoheitsplural im Hebräischen ganz grundsätzlich anzweifeln. (Zurück zu v.2)
eעשה steht hier im Partizip, womit wohl angedeutet werden soll, dass JHWH Israel nicht nur einst geschaffen hat, sondern „dass Israel auch danach und weiterhin von JHWH „gemacht“ wird.“ (Hossfeld / Zenger, S. 861); auch Ehrlich 1905 kommentiert daher mit „Der Ausdruck bezeichnet hier nicht JHVH als den Schöpfer Israels, sondern als den, der es dazu gemacht, was es ist.“ Wir haben versucht, diesen Bedeutungsaspekt mit „Former“ wiederzugeben, obwohl zugegebenermaßen diese Lösung eher suboptimal ist. Zudem muss allein schon aufgrund der überwältigenden Mehrheit der Übertragungen mit „Schöpfer“ diese Übersetzungsalternative hier bei OfBi die primäre sein. (Zurück zu v.2)
fגִיל (V. 2), עָלַז (V. 5a) und רָנַנ (V. 5b) haben alle mehr oder weniger die selbe Bedeutung, nämlich stehen die Ausdrücke für einen lauten Ausdruck der Freude. Wie man die verfügbaren deutschen Entsprechungen verteilt, ist damit mehr oder weniger dem Belieben des jeweiligen Übersetzers anheim gestellt und entsprechend differieren die verschiedenen Übersetzungsversionen hier auch stark (z.B.:

MENGE: V. 2: jubeln - V. 5a: frohlocken - V. 5b: jauchzen vs.
TAFEL: V. 2: frohlocken - V. 5a: jauchzen - V. 5b: jubeln).

Allein, um die deutlich parallele Konstruktion in V. 5 auch auf phonetischer Ebene abzubilden, haben wir uns entschieden, „jubeln“ und „jauchzen“ dort und „frohlocken“ in V. 2 zu verwenden. (Zurück zu v.2 / zu v.5)
ghäufig wiedergegeben als beth locale - „im Tanz“. Allerdings ist das direkt darauf folgende בְתׁף וְכִנוֹר, ebenfalls mit der Präposition Beth, zu auffällig und signifikant, als dass es hier je unterschiedlich gelesen und übersetzt werden dürfte. „Der Reigen war, wie die Musik dazu, Gottesdienst und gehörte somit zum Lobe JHVHes.“ (Ehrlich 1905, S. 392) Noch signifikanter ist es, wenn man die nächste Fußnote mit-einbezieht. (Zurück zu v.3)
hTur-Sinai übersetzt hier mit „Schalmei“, was auf den ersten Blick merkwürdig scheinen könnte. Es findet sich eine ähnliche Deutung aber auch bei Zorell 1928, S. 259f., der sich durch Syr. und Tg. (der Tg. allerdings, wenn ich das richtig sehe, hat hier ebenfalls nur „Tanz“, vgl. den Text und die dazugehörige (englische) Übersetzung) dazu veranlasst fühlt, glauben zu müssen, es handle sich hier (und Ps 150,4) u.U. nicht um eine Bezeichnung für „Tanzen“, sondern für ein weiteres Musikinstrument: „[...] videatur esse non chorea (LXX. Hier.), sed (Syr. Targ.) aliquod instrumentum musicum, a mulieribus quoque tractabile (Ex 15,20; Ri 111,34), fortasse sistrum [„Isisklapper“].“; vgl. auch Greswell 1873, S. 267 („Pfeife“). (Zurück zu v.3)
ifür gewöhnlich wird V. 4 gelesen als „gattungstypische hymnische Begründung“ (so etwa Hossfeld / Zenger 2008, S. 864; Kraus 1966, S. 965), mit der der Grund für eine Doxologie angegeben wird. Und in der Tat ist dies eine recht häufige Konstruktion, allerdings wird sie eher zur Danksagung als zum hymnischen Lobpreis verwendet (vgl. z.B. Lande 1949, S. 106f.). Gerstenberger deutet den Vers denn auch stattdessen als „hymnic affirmation“ (vgl. Gerstenberger 2001, S. 454). Hiervon geleitet könnte man das כִי lesen als emphatisch-affirmatives כִי, das bei Voranstellung in etwa die Bedeutung „ja!...“, „wirklich!...“ hat (vgl. z.B. Blommerde 1969, S. 30; Ges 18, S. 539; Gordis 1943, S. 176; auch schon König 1922, S. 175). Ein gutes Beispiel für eine solche „hymnic affirmation“, in der das כִי recht sicher emphatisch-deiktisch gelesen werden muss, ist Ps 135,14. Soweit wir sehen, ist das aber noch nie vorgeschlagen worden, weshalb wir es nur zur Sekundärentscheidung gemacht haben.

Unter Umständen wäre auch möglich, das כִי hier final zu lesen. Ob כִי überhaupt final gelesen werden kann, ist aber unsicher; unsres Wissens nach listet allein HALOT diese Bedeutung und auch nur für 1Chr 21,18, weshalb sich denn auch z.B. Schoors 1981, S. 255 gegen diesen Übersetzungsvorschlag ausspricht. Allerdings ist es durchaus nicht so, dass, gesetzt, dass man diese Bedeutung annimmt, 1Chr 21,18 die einzige Stelle wäre, bei der כִי so übersetzt Sinn machen würde - vgl. allein für den Psalter Ps 17,6 („Ich rufe zu dir, damit du mich erhörst; / neige mir dein Ohr zu, erhöre meine Worte!“); Ps 25,15 (SLT: „Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, daß er meinen Fuß aus dem Netz ziehe.“); Ps 86,7 („Am Tage meiner Not rufe ich zu dir, damit du mich erhörst“). Ein Indiz für die Existenz dieser Bedeutung von כִי ist, dass auch die alt-südarabische und die ugaritische Entsprechung von כִי, die ebenfalls etymologisch auf das protosemitische k- zurückgehen, nachweislich finale Bedeutung haben (vgl. z.B. Höfner 1943, S. 167f. apud Schoors 1981, S. 241; auch Euting/Zimmern 1898, S. 185; Knauf 1988, S. 143; Reckendorf §227) (s. z.B. Ag. XIV 41,22: „ich rufe euch, damit ihr antwortet.“).

In jedem Falle würde - gesetzt, man akzeptiert die in der Fußnote t dargelegte Deutung mit „auf dass er“ für Vv.7-9 - diese Übersetzung, sollte sie denn zulässig sein, am besten zum restlichen Psalm passen, da so beide Teile des Psalms makellos parallel laufen würden. (Zurück zu v.4)
ju.U. double duty-Suffix (Zum double duty-Suffix vergleiche Blommerde 1969, S. 10: „In a verse of two stichs a suffix, used with a word in one of the stichs, may at the same time do duty for - and consequently be omittet from - a word of the other stich [...].“); so jedenfalls Ceresko 1986, S. 180. (Zurück zu v.4)
kSekundärentscheidung nach Ehrlich 1905, S. 392; Gerstenberger 2001, S. 454; Hossfeld / Zenger 2008, S. 865. Die Mehrheitsübersetzung hier ist „schmücken“, was aber z.B. im HALOT schon gar nicht mehr neben „to glorify“ erwähnt wird. Ehrlich: „פאר von einem Volk als Objekt gebraucht heisst ihm hohes Ansehen geben, sodass andere Völker sich eine Ehre daraus machen, zu ihm in Beziehungen zu treten.“
Eigentlich wäre dies unsere Primärentscheidung; es tut aber Not, hier anders denn mit „verherrlicht“ zu übersetzen. In V. 5 nämlich ist die Rede von „ihrer כָבוֹד“; und die einzige wirklich sinnvolle Übersetzungsmöglichkeit ist auch hier „Herrlichkeit“, obwohl es sich im Hebräischen um zwei unterschiedliche Wörter handelt. Beides gleich zu übersetzen kann leicht zum Missverständnis führen, dass es sich bei „ihrer כָבוֹד“ notwendig um das „Produkt, Ergebnis“ der פָאַר-Tätigkeit Gottes in V. 4 handle. (Zurück zu v.4)
lso , Herder, Menge, NL, Christensen 2005, Gunkel 1911, Kraus 1966, Terrien 2003; Henne-Rösch + Schmidt 1934: „kränzt“. Ich vermute, sie kommen hierauf durch Zusammenlesung von פאר II und פְאֵר, was aber zweifelhaft ist (vgl. z.B. Ges18, S. 1035). (Zurück zu v.4)
mevt. als double duty-Suffix von בְעַמוֹ zu ergänzen. Zum double duty-Suffix vgl. Fußnote j; zum Grund vgl. die letzte Fußnote. (Zurück zu v.4)
nDas „Herrlichkeit“ hat den Kommentatoren seit jeher einiges an Kopfzerbrechen bereitet.

Seit Baethgen ist man darauf aufmerksam geworden, dass, stünde hinter כָבוֹד („Herrlichkeit“) nur ein Suffix wie hinter מִשְכְבוֹתָם (ihren Lagern“), die Problematik beseitigt wäre (vgl. Boehmer 1903, S. 335; Gunkel 1911 etwa ergänzt daher einfach ein solches Suffix; vgl. Gunkel 1911, S. 338: „„über ihre Herrlichkeit“, bikebodam; Text: „über Herrlichkeit““). Dahood indes hat einen wesentlich simpleren Vorschlag gemacht, um diese crux interpretum aufzulösen: Er liest das Suffix von מִשְכְבוֹתָם einfach als ein auf כָבוֹד zurückwirkendes double duty-Suffix; vgl. Dahood 1970, S. 356 (zum double-duty Suffix siehe Fußnote j).
Nach dieser Lesart wäre „(ihre) Herrlichkeit“ ein Appellativ für Gott (vgl. Dahood 1970, S. 356; so auch schon Boehmer 1903, S. 335; vgl. z.B. auch Ps 106,20 („Sie vertauschten ihre Herrlichkeit mit dem Bild eines Stieres“)), also eher „ihren Herrlichen“ (so Ceresko 1986, S. 180; Dahood 1970, S. 356; offenbar auch Zerr, B. (1979): The Psalms: A New Translation. New York u.a. S. 329). Das ist insbesondere schon deshalb eine naheliegende Lösung, da ansonsten V. 5a im ganzen Psalm das erste Colon wäre, in dem kein irgendwie gearteter Ausdruck für „Gott“ käme; und: V. 5a ließe sich so lesen als Reiteration der Aufforderung von V. 2, was besonders von daher Sinn macht, dass häufig (und auch bei uns) in V. 5 ein Neueinsatz, eine neue Strophe, gelesen wird (so etwa Gerstenberger 2001, S. 454; Hossfeld / Zenger 2008, S. 858.861; Waltner 2006, S. 710; Zenger 1987, S. 54-56). Ohnehin wäre ein Appellativ כָבוֹד für JHWH nicht wirklich überraschend, da die kabod JHWH ja in der ganzen Bibel eine der Selbst-darbietungsweisen Gottes ist; JHWH erscheint als kabod (vgl. z.B. Gierlich 1940, bes. S. 124ff.).
Boehmer’s (und damit mow. auch Dahood’s) Vorschlag fand Zustimmung bei Taylor 1903 und prinzipiell auch König 1903, wobei letzterer allerdings einen weiteren ähnlichen und ebenfalls sinnvollen Lösungsvorschlag macht. Nämlich deutet er den ersten Buchstaben - das Jod - des auf כָבוֹד folgenden יְרַנְנוּ als Haplographie der Abkürzung 'י für den Gottesnamen JHWH und liest dann als „let them exult in the glory of Jahweh“ (König 1903, S. 383) (vgl. auch Christensen 2005, S. 1: „Let the faithful exult in (God’s) glory“), was sinngemäß ja auf das selbe hinausläuft.

Anm. d. Übers.: Eine Beobachtung möchte ich dem Leser nicht vorenthalten: Akzeptiert man Dahood’s double duty-Vorschlag, hat man in den Versen 5-6 vier Cola mit Substantiven mit der Präposition „in“ (בְ) und dem Possessivpronomen „ihre“ (׳ָם), von denen die ersten drei im Zusammenhang mit einem Wort des „Preisens“ oder Rufens „genannt“ werden.
Lassen wir das ominöse „Lager“ einmal außer Acht (Emendationsversuche sind hier häufig (s.u.), was zeigt, dass hier in den Augen diverser Exegeten offenbar etwas nicht zu „stimmen“ scheint), müsste man die beiden Verse eigentlich beinahe besser als ein Quadricolon auffassen. Noch mehr, wenn man die beiden Cola in V. 6 nicht auffasst als Umstandssätze, sondern schlechthin als Nominalsätze, bei denen man sich im Deutschen die Kopula „sein, seien“ hinzudenken muss:

Jauchzen sollen die Getreuen in ihrer kabod,
jubeln sollen sie in ihren [Lagern?],
Loblieder auf Gott seien in ihrem Mund,
ein zweischneidiges Schwert sei in ihrer Hand.

Die Parallelität wird noch deutlicher, wenn man darauf achtet, dass in V. 6b ein Wortspiel versteckt ist: Bei פִיפִיוֹת „zweischneidig“ nämlich handelt es sich eigentlich um eine alte reduplikative Pluralform von פֶּה „Mund, Rede, Klang“. Und חֶרֶב „Schwert“ wird häufig auch metaphorisch für die Zunge verwendet; vgl. Gen 27,40; Ps 57,5; 59,8; Spr 5,4. Beim „zweischneidigen Schwert“ handelt es sich derart gleichzeitig eine „klingende Zunge“ und es wird so, sozusagen „unter der Hand“, zum vierten Glied im Preislied-parallelismus.
Was man an diesen derart syntaktisch-strukturell und semantisch parallelen Versen weiterhin feststellen kann, ist, dass in den letzten beiden Versen die mit בְ bezeichnete „Ortsangabe“ jeweils einen „Teil“ des Menschen bezeichnet: 6a ist das der „Mund“, 6b die „Hand“. Mir ist daher der Vorschlag Königs, den er später in seinem Psalmenkommentar gemacht hat, recht sympathisch: kabod nämlich deutet er dort nicht mehr wie im oben zitierten Aufsatz als „Herrlichkeit“, sondern als „Seele“ (was in den Lexika gemeinhin als Übersetzungsmöglichkeit gerade in poetischen Texten anerkannt ist) und übersetzt mit „Mögen Fromme aufjauchzen in der [d.h. mit Dahood: ihrer] Seele.“ (König , S. 244f.). Auf diese Weise ergäbe sich - wie gesagt, das rätselhafte „Lager“ einmal außer acht gelassen - die sinnvolle Übersetzung:

Jauchzen sollen die Getreuen in ihrer Seele,
jubeln sollen sie in ihrem ?,
Loblieder auf Gott seien in ihrem Mund,
ein zweischneidiges Schwert (eine „klingende Zunge) sei in ihrer Hand.“
Es ist dies aber eine so ungewöhnliche Übersetzung, dass ich mich nicht einmal traue, diese Übersetzungsmöglichkeit als sekundäre Variante in den Text der Studienfassung aufzunehmen. (zu v.5)
oAuch über die ominösen „Lager“ ist schon viel Tinte vergossen worden. Hossfeld / Zenger 2008, S. 855 bieten eine Übersicht über die bereits vertretenen Interpretationen dieser „Lager“. Die „Lager“ könnten bezeichnen:
  • Privat-Ruhelager; sie stünden dann für den Ort, an dem man seinen intimsten Gefühlen Ausdruck gibt (so z.B. Dahood 1970, S. 357; Gerstenberger 2001, S. 455; Waltner 2006, S. 711)
  • Ruhelager von Kriegern (die sich des Nachts von ihrem Kampf erholen) (so z.B. Nötscher 1953, S. 291; auch BasisBibel („Feldbetten“))
  • Gebetsteppiche oder den „Ort, wo man sich niederwirft“ (so z.B. Deissler 1989, S. 569; Zenger 1987, S. 53)
  • Gräber (so z.B. Loretz 2002, S. 361 (nach Füglister, dessen Aufsatz mir noch nicht zugänglich war)).

Ebenfalls häufig vertreten wurde die Meinung, die „Lager“ stünden schlicht dafür, das etwas bis spät in die Nacht hinein / sehr lange / ohne Unterlass getan würde (so z.B. Alter 2007, S. 513; Ehrlich 1905, S. 78.392; Greswell 1873, S. 299; Hossfeld / Zenger 2008, S. 856; auch BasisBibel; GN; Grünewalder; HfA; NET; NL). Auch Konjekturvorschläge sind öfters gemacht worden (Prinsloo 1997, S. 402 listet sieben verschiedene Vorschläge), die aber sämtlich nicht wirklich überzeugen können (so auch Alter 2007, S. 513).

Als überzeugendste Deutung empfinde ich den von Ceresko 1986, S. 186f., der ob der Parallelität von Vv. 1 und 5 davon ausgeht, dass man „in der Gemeinde der Getreuen“ (V. 1) und „auf ihren Lagern“ (V. 5) im Zhg. lesen müsse; beides gemeinsam konstituierte dann einen Merismus mit der ungefähren Bedeutung „öffentlich und privat“. (Zurück zu v.5)
pGerstenberger hat die grammatische Struktur der Verse 5-9 folgendermaßen nachgezeichnet:
„The term „loyal ones“ ([...] v. 5a) is the only grammatical subject for all the lines down to v. 9a. The closing affirmation v. 9b repeats the term („his loyal ones“), making the whole passage a heroic poem dedicated to the chasîdîm. [...] In terms of grammatical structure, v. 5 is an apposition to the subject chasîdîm (v. 5a), expanded into v. 6, and the follwoing three lines (vv. 7-9), all beginning with an infinitive construct prefixed by the particle le expressing the purpose or mode of an action.“
Wenn man es so deutet, wäre es sinnvoll, V. 6 abzuheben mit einem Gedankenstrich o.Ä. (Zurück zu v.5 / zu v.6)
qPrimärentscheidung einzig wg. obiger „Musikalität“ des Preises.
„Lobeserhebungen“: Streng etymologisch gesehen heißt רוֹמַם eigtl. „Erhebung“ (Kön S. 436: „Erhebung, Rühmen, meton. [...] st. Vermittlung: Lobpreis). Etymologie hin oder her ist aber „Lobpreis“, „Loblied“ einfach das deutsche funktionale Äquivalent zu רוֹמַם, so dass man von einer solchen „wörtlichen“ Übersetzung durchaus Abstand nehmen sollte; daher ist dies die letzte Sekundärentscheidung. (Zurück zu v.6)
rdas waw wurde auch schon als Waw adaequationis oder Waw explicativum gedeutet (vgl. Lexikon / Lemma וְ). Unter Anderem haben Hossfeld / Zenger 2008, S. 856 diese Vorschläge verworfen. Zum Waw adaequationis vgl. bes. Tournay 1985; dagegen z.B. auch Booij 2008, S. 105; bes. aber Vanoni 1991. (Zurück zu v.6)
sso Kraus 1966, S. 965 (Zurück zu v.6)
twas wir hier als Primärübersetzung angegeben haben, ist die Standartübersetzung. Die vier Inf. cstr. mit ל-finalis werden für gewöhnlich so gedeutet, dass die im Psalm Angesprochen das in Vv. 5-6 Genannte tun sollten, damit sie dann auch Rache und Züchtigung üben, Könige und Adelige binden und ein Gericht vollziehen könnten (vgl. z.B. Gunkel 1903, S. 367: „The third strophe [=Vv. 7-9] continues to picture this conquest of the world by Israel. Hitherto the heathen have oppressed them, now the Jews take vengeance; hitherto the heathen wronged them, now the Jews bring punishment.“). Der damit geschilderte Sachverhalt - der nämlich, dass die Frommen / Getreuen mit dem Schwert ein Strafgericht an den Völkern und Nationen verüben würden -, wäre jedoch gänzlich singulär in der Bibel, weshalb etwa Leuenberger 2010 bis ins Henoch-Buch hinein suchen muss, um Parallelen für diesen hier vermeintlich geschilderten Sachverhalt zu finden. Dagegen keineswegs singulär, sondern ein sehr häufiges Motiv in der Bibel wäre das Motiv des JHWH-Krieges, das auch Hossfeld / Zenger 2008 im Psalm verdichtet sehen:
„Die [...] Kriegsmetaphorik des Psalms muss vom Konzept des sog. Heiligen Krieges bzw. des JHWH-Krieges verstanden werden. In diesem ist entscheidend, dass JHWH allein den Sieg herbeiführt, während Israel als bewaffnete Formation nur zuschauen soll (vgl. Ex 14,13f.) bzw. das Kriegsgeschrei ertönen lässt (vgl. Ri 6,21f.). In der Spätzeit des Alten Testaments genügt es, wie 2Chr 20,15-24 zeigt, dass das Volk sogar "nur" Psalmen singt, damit die Feinde vernichtet werden. Dieses „Kriegsmodell“ ist offensichtlich in Ps 149 vorausgesetzt, wenn die Getreuen JHWHs mit dem Schwert in der Hand die Jubellieder auf JHWH singen sollen, um so das Strafgericht über die Feinde auszulösen.“

Deutliche Beispiele für diesen Gedanken sind etwa Ps 47,3-4: „Als Höchster wird der Herr gefürchtet, / als großer König auf der ganzen Erde. / Er unterjocht uns Völker / und Nationen legt Er uns zu Füßen [...].“ (Grünewalder); Jes 54,5b.15: „Der Heilige Israels ist dein Befreier; „Gott aller Welt“ heißt er. [... Jahwe spricht:] Wer angreift, wird von Mir vernichtet. Wer mit dir kämpft, fällt deinetwegen.“ (Grünewalder) u.ö.
Ps 149 in diese Richtung zu deuten liegt auch deshalb nahe, da das Motiv des JHWH-Krieges auch vergleichsweise häufig in Jes seinen Ausdruck findet; und Bezüge zwischen Jes und Ps 149 sind schon häufiger gesehen worden (vgl. z.B. Deissler 1989, S. 570; ähnlich auch Allen 1983; Booij 2008; Dahood 1970; Hossfeld / Zenger 2008). Zudem fügten sich die Verse, derart übersetzt, deutlich besser in den Kontext des Psalms (einer Doxologie auf JHWH, nicht etwa der tapferen Soldaten Israels).

Wäre es dann nicht auch sinnvoll, wenn dieses hier vermutlich verdichtete Konzept sich auch in Text und Übersetzung ablesen lassen würde? Ich habe deshalb die mit dieser Fußnote „befußnoteten“ Übersetzungsalternativen hinzugefügt, die grammatikalisch auch durchaus möglich sind: Der Infinitivus constructus ist sowohl „a-temporal“ als auch „a-personal“, was so viel heißt, wie „[...] that only the context determines the time/aspect features of the action as well as the subject of the action itself.“ (Arnold / Choi 2003, § 341). Für gewöhnlich führt er Zeit, Aspekt und Subjekt des vorangehenden finiten Verbs fort; in Einzelfällen kann er aber auch beispielsweise Subjektwechsel einführen - vgl. z.B. 1Sam 8,11f. (hierzu auch Beer 1916, §98.7): „[...] Eure Söhne wird er nehmen und sie seinen Kriegswagen und seiner Reiterei zuteilen, auf dass sie vor seinem Wagen her laufen mögen und auf dass er sie (wiederum) zu Obersten über Tausend [...] mache(n könne) [...].“ (leicht abgeändert nach SLT 2000) u.ö. (zu v.7 / zu v.8 / zu v.9)
unicht: „Strafgericht“ o.Ä. - „„Züchtigungen“: Begriff aus der Erziehung [...](Hossfeld / Zenger 2008, S. 868 (Zurück zu v.7)
vEinige Kommentatoren und Übersetzungen möchten die beiden Fessel-Termini durchaus spezifischer als oben vorgeschlagen übersetzen, z.B. mit (1) „Handschellen“ und (2) „Fußketten“ (vgl. z.B. Alter 2007, S. 513; Gunkel 1911, S. 276). Und in der Tat listen etwa König 1922 und Ges18 neben „Fesseln“ auch „Fußeisen“ für כֶבֶל; allerdings gibt es, soweit ich das sehe, für die spezifische Bedeutung „Fuß-ketten“ nicht mehr Anhaltspunkte als den, dass in Ps 105,18 einmal auch Füße mit diesen Fesseln gefesselt werden. כֶבֶל bedeutet „Fesseln, Ketten“; mehr ist nicht wirklich sicher. (zu v.8)
wso sehr schön Schmidt 1934, S. 256) (Zurück zu v.8)
xÜbersetzungsalternativen nach Hossfeld / Zenger 2008, S. 857. (Zurück zu v.9)
ywörtlich: „um an ihnen zu vollziehen geschriebenes Recht“; „wie geschrieben steht“ ist aber die Standart-Übersetzung. Worauf genau das „wie geschrieben steht“ sich bezieht, darüber ist schon sehr viel spekuliert worden. Allerdings ist mir noch keine Auslegung begegnet, die qualitativ wirklich über Spekulationen hinausgehen würde. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass es entsprechend der Wendung כַּכָּתוּב („wie geschrieben steht“) zu verstehen ist - einer Hinweisformel, mit der man sich in der Bibel standartmäßig auf bereits existente, normative Stellen aus der heiligen Schrift bezieht (vgl. Donner 1994, S. 234). (Zurück zu v.9)
zDrei mögliche Deutungen lässt dieser Vers zu.

(1) - die Mehrheitsdeutung: All das zuvor geschilderte, von den „Frommen“ erreichte, bringt ihnen oder ist ihre Ehre / Ruhm (Ruhm nach BDB u. Zorell); Übersetzung: „Das bringt seinen Frommen Ruhm.“ o.Ä.; vgl. z.B. Gerstenberger 2001, S. 455: „All the heroic accomplishments of the chasîdîm are considered their „glory“ [...].“ Das Problematische an dieser Deutung ist, dass damit gerade in einer Doxologie Gottes ein Motiv, das öfter im Zhg. mit Gott verwendet wird (vgl. z.B. Jes 2,10.19.21; s. auch THAT I:471f.) hier sogar mit dem selben Vokabular auf seine „Frommen“ übertragen würde. Vorzuziehen ist daher:
(2) Gesetzt, dass man Deutung von כָבוֹד als Appellativ für Gott akzeptiert, lässt sich auch die Bedeutung dieses Verses lesen i.S.v. „JHWH ist ihre Herrlichkeit“; V. 9b drückte dann einen ähnlichen Gedanken wie V.5a aus. So z.B. Bernfeld; Buber; RVmg; Tur-Sinai; Zunz und neuerdings wieder Zenger 1987, S. 53 und Hossfeld / Zenger 2008, S. 855.
(3) Diese Deutung erscheint mir am sinnvollsten, sie ist aber gleichzeitig die am seltensten Vertretene. Ehrlich 1905, S. 392, verstand die hier erwähnte „Verherrlichung“ nicht als Zustand („Dies / er ist), sondern dynamisch: „Etwas ist Pracht, ist=es bedeutet Pracht, das heisst, es bringt solche ein.“ Auch Gunkel verstand die Verherrlichung als Widerfahrnis und übersetzt: „so werden all seine Frommen verherrlicht.“, und die BasisBibel übersetzt sehr frei: „So zeigt sich sein Glanz in der Welt. / Alle seine Frommen haben daran teil.“ Dieses Verständnis scheint mir das Richtige zu sein; es ist sehr gut möglich, dass hier ein häufigeres Motiv der Bibel seinen Ausdruck findet: „Er ist die Herrlichkeit seiner Frommen“ müsste verstanden werden i.S.v. „An Jahwes Herrlichkeit [ebenso wie an seinem Sieg, s.o.] haben seine Erwählten Anteil, Israels König (Ps 21,6; 45,4.5; Spr 14,28), die Frommen (Ps 149,9; vgl. Mi 2,9), Jerusalem (Ez 16,14) und der Zion (Klgl 1,6).“ (THAT I:472).

Nicht zunächst die „Frommen“ JHWH’s sind hier „prächtig, herrlich, voll der Ehre“ - diese Aussage machte gar keinen Sinn in einer Doxologie auf JHWH. Sondern JHWH ist es, und vermittels JHWH auch seine Frommen. Diese Lesart macht auch den Zusammenhang zwischen einer zukünftigen Aussicht auf Heil und Rettung und der damit begründeten aktuellen Doxologie auf JHWH klar: Die Aussichten sind gerade deshalb schon jetzt sicher und darum schon jetzt preiswürdig, weil die Aussicht auf Herrlichkeit und Sieg zunächst die Aussichten JHWHs sind, und erst vermittels dieser seiner Aussichten auch die seiner Getreuen, auf die diese seine Ehre und Herrlichkeit abstrahlt. V. 9 wäre so die Wiederholung gleichzeitig der Verse 4b und 5a, was gut zur Struktur des Psalmes passt. Und es klänge hervorragend zusammen mit Vers 4b, wenn man auch dort (s.o.) ein double duty-Suffix läße: Mit seinem Sieg verherrlicht JHWH (auch) seine Frommen. (zu v.9)