Psalm 2: Unterschied zwischen den Versionen

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<poem>{{L|1}}Warum nur verschwören denn sich die Nationen
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_ was schmieden die Völker vergebliche Pläne?
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{{L|2}}Warum nur rüsten die Könige sich,
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_ was gehen die Herrscher gemeinsam in Stellung -
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_ (/|Jahwe|/unserem HERRN/IHM/) entgegen und seinem Gesalbten? -
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{{L|3}}„Wir wollen ihre Fesseln sprengen
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_ und von uns werfen ihre Stricke!“</poem>
  
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{{L|1}}Warum nur verschwören denn sich die Nationen
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<poem>{{L|4}}Der himmelhoch Thronende lacht über sie
was schmieden die Völker vergebliche Pläne?
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_ Es spottet ihrer der Herr.
{{L|2}}Die irdischen Könige lehnen sich auf
 
und Herrscher, die gehen mitsammen in Stellung
 
JHWH entgegen und seinem Gesalbten:
 
{{L|3}}"Wir wollen ihre Fesseln sprengen
 
und von uns werfen ihre Stricke!"
 
{{L|4}}Der himmelhoch Thronende lacht über sie
 
Es spottet ihrer der Herr.
 
 
{{L|5}}Doch dann wird er sprechen zu ihnen im Zorn,
 
{{L|5}}Doch dann wird er sprechen zu ihnen im Zorn,
in lodernder Wut sie entsetzen:
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_ in lodernder Wut sie entsetzen:
{{L|6}}"Wars ich doch selbst, der meinen König krönte
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{{L|6}}„War's ich doch selbst, der meinen König krönte
zu Zion, meinem heil´gen Berg!"
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_ zu Zion, meinem heilg’en Berg!“</poem>
{{L|7}}Lasst sein Geheiß mich neu verkünden:
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Er sprach zu mir: "Du bist mein Sohn,
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mein eigen Kind von heute an.
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<poem>{{L|7}}Lasst sein Geheiß mich neu verkünden:
{{L|8}}Bitte und ich gebe dir  
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_ Er sprach zu mir: „Du bist mein Sohn,
die Heidenvölker zum Besitz,
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_ mein eigen Kind von heute an.
die ganze Welt zum Eigen.
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{{L|8}}Bitte und ich gebe dir
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_ die Heidenvölker zum Besitz,
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_ die ganze Welt zum Eigen.
 
{{L|9}}Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Stab
 
{{L|9}}Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Stab
zerschlagen wie irden Geschirr."
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_ zerschlagen wie irden Geschirr.“</poem>
{{L|10}}Darum, ihr Könige, handelt doch klug,
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lasst euch warnen, ihr Erdenregenten!
+
 
{{L|11}}Dient JHWH in Furcht!
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<poem>{{L|10}}Darum, ihr Könige, handelt doch klug,
Frohlocket mit Zittern!
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_ lasst euch warnen, ihr Erdenregenten!
{{L|12}}Und küsst den Sohn, dass er nicht zürnt
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{{L|11}}Dient (/|Jahwe|/unserem HERRN/IHM/) in Furcht!
und ihr vergeht auf eurem Weg! -
+
_ Verzagt und zittert!
Denn leicht entflammt sein Zorn.
+
{{L|12}}Legt nieder die Waffen, dass er euch nicht zürnt
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_ und ihr vergeht auf eurem Weg! -
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_ Denn leicht entflammt sein Zorn.
 
Wie glücklich, die bei ihm sich bergen!</poem>
 
Wie glücklich, die bei ihm sich bergen!</poem>
 
 
{{Bemerkungen}}
 
{{Bemerkungen}}
  
 
{{Studienfassung}}
 
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<poem>{{S|1}} Warum (wozu) verschwören sich (befinden sich in Unruhe, murren; haben sich verschworen)<ref>Dieses Verb ist ein nur selten erkannter Aramaismus (in [[Psalm_2#s9|9]].[[Psalm_2#s12|12]] sind weitere). In [[Daniel_6#s7|Dan 6,7.12.16]] hat das aramäische Verb jeweils die Bedeutung „gemeinsam/als Gruppe [an einen Ort] gehen“, wobei immer eine heimliche/intrigante Absprache Teil der Konnotation ist (DBL Aramaic). Die konkrete Übersetzung „verschwören“ ergibt sich aus dem Kontext (vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA157#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 157]): Das parallele Verb aus der zweiten Vershälfte bedeutet etwa, „Pläne zu schmieden“ (vgl. Fußnote dort); ein ähnliches Bedeutungsfeld ergeben die Verben in [[Psalm_2#s2|2]], der mit [[Psalm_2#s1|1]] (und [[Psalm_2#s3|3]]) eine klimaktische Sinneinheit bildet. Dennoch findet sich in deutschen Übersetzungen i.d.R. eine Übersetzung nach dem Sinn von „sich in Unruhe befinden“ (vgl. aber NET, [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&dq=Waltke&hl=de&pg=PA157#v=onepage&q&f=false Waltke 2010], [http://books.google.de/books?id=PpvY6V8xakUC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA50#v=onepage&q&f=false Hunter 1999]). </ref><ref name="Verbformen">Die Verbformen in V. 1 sind auffällig: Qatal (1a) - X-Yiqtol (1b) - Yiqtol (2a) - X-Qatal (2b). Auf den ersten Blick wirken sie so, als müsste man übersetzen:
{{S|1}} Warum (wozu) verschwören sich (befinden sich in Unruhe, murren; haben sich verschworen)<ref>Dieses Verb ist ein nur selten erkannter Aramaismus (in [[Psalm_2#s9|9]].[[Psalm_2#s12|12]] sind weitere). In [[Daniel_6#s7|Dan 6,7.12.16]] hat das aramäische Verb jeweils die Bedeutung „gemeinsam/als Gruppe [an einen Ort] gehen“, wobei immer eine heimliche/intrigante Absprache Teil der Konnotation ist (DBL Aramaic). Die konkrete Übersetzung „verschwören“ ergibt sich aus dem Kontext (vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA157#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 157]): Das parallele Verb aus der zweiten Vershälfte bedeutet etwa, „Pläne zu schmieden“ (vgl. Fußnote dort); ein ähnliches Bedeutungsfeld ergeben die Verben in [[Psalm_2#s2|2]], der mit [[Psalm_2#s1|1]] (und [[Psalm_2#s3|3]]) eine klimaktische Sinneinheit bildet. Dennoch findet sich in deutschen Übersetzungen i.d.R. eine Übersetzung nach dem Sinn von „sich in Unruhe befinden“ (vgl. aber NET, [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&dq=Waltke&hl=de&pg=PA157#v=onepage&q&f=false Waltke 2010], [http://books.google.de/books?id=PpvY6V8xakUC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA50#v=onepage&q&f=false Hunter 1999]). </ref> [die] (heidnischen) Völker (Nationen),
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# „Warum ''haben'' die Nationen ''gewütet''? / Und die Völker - warum ''schmieden'' sie vergebliche Pläne? / Die Könige der Erde ''setzen'' sich zusammen, / und die Herrscher ''haben'' sich bereits ''beraten''“ (so z.B. Carrier 1900, S. 58)
und [warum] schmieden (werden schmieden) [die] Völker (Volksgruppen) vergeblich Pläne<ref>„Pläne schmieden“ ist hier Übersetzung lediglich des Verbs (vgl. GNB). {{Hebr}}רִיק{{Hebr ende}} (vergeblich) ist meist ein Substantiv, bei vielen Wörtern im AT ist der Übergang zum Adjektiv aber fließend. Die Übersetzung könnte also sowohl „Vergebliches“ (Substantiv) als auch „vergeblich“ lauten. Allerdings ist das Verb „Pläne schmieden“ ({{Hebr}}הָגָה{{Hebr ende}}) intransitiv (Clines, ''Dictionary of Classical Hebrew''), deshalb ist {{Hebr}}רִיק{{Hebr ende}} hier als Adverb zu verstehen. </ref> (Vergebliches, Nichtiges) (knurren, grummeln sie)?{{par|Apg|4|25}}
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# Viele Exegeten gehen aber davon aus, dass in der biblischen Lyrik die hebräischen Verbformen mehr oder weniger nach Belieben gesetzt werden können und übersetzen daher alle vier Verben präsentisch: „Warum wüten die Nationen, / warum schmieden die Völker vergebliche Pläne? / Die Könige der Erde setzen sich zusammen / und die Herrscher beraten sich.“ (so z.B. Buth 1992, S. 103; unsere Lösung, da Mehrheitsmeinung).
{{S|2}} Die Könige der Erde (des Landes; irdischen Könige)<ref>Der Genitiv „der Erde“ kann auch als „des Landes“ (lokal begrenzt) oder als adjektivischer Genitiv („irdische Könige“) verstanden werden. Stärker signalisiert wird hier nicht der Gegensatz zwischen den anderen Ländern und Israel, sondern der zwischen den irdischen Herrschern einerseits und JHWH und seinem gesalbten König andererseits. Jener „ist "göttlicher König" und deswegen auch Weltherrscher.“ (Kraus 1960, S. 15)</ref> stellen sich [zum Kampf]<ref>Vgl. Kraus 1960, S. 11. </ref> auf (lehnen sich auf, leisten Widerstand; stellen sich [gerade] auf, werden sich aufstellen)
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# Vielleicht sinnvoller: Der Wechsel von Qatal nach Yiqtol und von Yiqtol nach Qatal wird verstanden als (bedeutungsloser) T-Shift; der Wechsel von VERB-X nach X-VERB drückt jeweils nur die Gegenüberstellung der jeweiligen Subjekte aus („Nationen“ und „Völker“ einerseits, „Könige der Erde“ und „Herrscher“ andererseits): „Warum wüten die Nationen / warum schmieden die Völker vergebliche Pläne? / [Warum] wollen die Könige der Erde sich zusammensetzen / und die Herrscher sich beraten?“
und die Herrscher verbünden (stellen) sich (haben sich verbündet)<ref>Die Grundbedeutung ist, „sich unverrückbar [gg. jmdn.] zu positionieren“ (BDB, TWOT), die Denotation ergibt sich daraus. Das Verb heißt im Qal „gründen, grundlegen“ und kommt im Nifal sonst nur in [[Psalm_31#s14|Ps 31,14]] vor. HALAT sieht dagegen zwei unabhängige Wurzeln. Kraus (1960, S. 11): „schließen sich zusammen“. </ref>
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# Niccacci 2006, S. 9 interpretiert (1b) und (2b) als Umstandssätze: „Warum haben sich die Nationen verschworen / während die Völker vergeblich Pläne schmiedeten? / [Warum] stellten die Könige der Erde sich zum Kampf / während die Herrscher sich gegen JHWH und seinen Gesalbten verbündeten?“</ref> [die] (heidnischen) Völker (Nationen),
gegen JHWH und gegen seinen Gesalbten<ref>Der Gesalbte bezeichnet hier wie meist im AT den von Gott eingesetzten König (TWOT, NBD u.a.; vgl. V. [[Psalm_2#s6|6]]). In Prophetien wird auch der angekündigte Retter Israels so genannt, was im NT dann auf Jesus bezogen wird. Die ungewöhnliche Wiederholung der Präposition sorgt für eine klare Unterscheidung zwischen JHWH und König ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]).</ref>.{{par|Psalm|2|10}}{{par|Apg|4|26}}
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und [warum] schmieden (werden schmieden)<ref name="Verbformen" /> [die] Völker (Volksgruppen) vergeblich Pläne<ref>„Pläne schmieden“ ist hier Übersetzung lediglich des Verbs (vgl. GNB). {{Hebr}}רִיק{{Hebr ende}} (vergeblich) ist meist ein Substantiv, bei vielen Wörtern im AT ist der Übergang zum Adjektiv aber fließend. Die Übersetzung könnte also sowohl „Vergebliches“ (Substantiv) als auch „vergeblich“ lauten. Allerdings ist das Verb „Pläne schmieden“ ({{Hebr}}הָגָה{{Hebr ende}}) intransitiv (Clines, ''Dictionary of Classical Hebrew''), deshalb ist {{Hebr}}רִיק{{Hebr ende}} hier als Adverb zu verstehen. </ref> (Vergebliches, Nichtiges) (knurren, grummeln sie)?{{par|Apg|4|25}}
{{S|3}} <ref>Hier sprechen die erwähnten Könige ([[Psalm_2#s2|V. 2]]).</ref>Wir wollen (lasst uns, zerreißen wir doch) ihre Fesseln (Bande) zerreißen
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{{S|2}} [Warum]<ref>Wahrscheinlich double duty-Präposition aus V. 1a; so z.B. Niccacci 2006, S. 8; auch schon Carrier 1900, S. 58.</ref> stellen die Könige der Erde (des Landes; irdischen Könige)<ref>Der Genitiv „der Erde“ kann auch als „des Landes“ (lokal begrenzt) oder als adjektivischer Genitiv („irdische Könige“) verstanden werden. Stärker signalisiert wird hier nicht der Gegensatz zwischen den anderen Ländern und Israel, sondern der zwischen den irdischen Herrschern einerseits und JHWH und seinem gesalbten König andererseits. Jener „ist 'göttlicher König' und deswegen auch Weltherrscher.“ (Kraus 1960, S. 15)</ref> sich [zum Kampf]<ref>Vgl. Kraus 1960, S. 11.</ref> auf (lehnen sich auf, leisten Widerstand; stellen sich [gerade] auf, werden sich aufstellen)<ref name="Verbformen" />
und ihre Stricke (Bande) von uns abwerfen!
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und [warum] verbünden (stellen) sich (haben sich verbündet)<ref>Die Grundbedeutung ist, „sich unverrückbar [gg. jmdn.] zu positionieren“ (BDB, TWOT), die Denotation ergibt sich daraus. Das Verb heißt im Qal „gründen, grundlegen“ und kommt im Nifal sonst nur in [[Psalm_31#s14|Ps 31,14]] vor. HALAT sieht dagegen zwei unabhängige Wurzeln. Kraus (1960, S. 11): „schließen sich zusammen“. </ref><ref name="Verbformen" /> die Herrscher
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gegen JHWH und gegen seinen Gesalbten<ref>Der ''Gesalbte'' bezeichnet hier wie meist im AT den von Gott eingesetzten König (TWOT, NBD u.a.; vgl. V. [[Psalm_2#s6|6]]). In Prophetien wird auch der angekündigte Retter Israels so genannt, was im NT dann auf Jesus bezogen wird. Die ungewöhnliche Wiederholung der Präposition sorgt für eine klare Unterscheidung zwischen JHWH und König ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]).</ref>:{{par|Psalm|2|10}}{{par|Apg|4|26}}
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{{S|3}} <ref>Hier sprechen die erwähnten Könige ([[Psalm_2#s2|V. 2]]).</ref>„Wir wollen (lasst uns, zerreißen wir doch) ihre Fesseln (Bande) zerreißen
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und ihre Stricke (Bande) von uns abwerfen!
 
{{S|4}} Der im Himmel thront (sitzt, wohnt)<ref>Subst., nicht adv./präd. Ptz., wie aus dem Parallelismus (entspricht „Herr“ in Teil 4b) deutlich wird. Vernachlässigt man diesen, könnte die Übersetzung auch lauten: „im Himmel wohnend, lacht er, Adonai...“ Die Hauptbedeutung von {{Hebr}}יָשַׁה{{Hebr ende}} ist „sitzen“, auf JHWH bezogen „thronen“ (vgl. REB, SLT).</ref>, lacht (wird lachen) [über sie]<ref>Das Objekt am Satzende bezieht sich auf beide Verben (vgl. Luther).</ref>,
 
{{S|4}} Der im Himmel thront (sitzt, wohnt)<ref>Subst., nicht adv./präd. Ptz., wie aus dem Parallelismus (entspricht „Herr“ in Teil 4b) deutlich wird. Vernachlässigt man diesen, könnte die Übersetzung auch lauten: „im Himmel wohnend, lacht er, Adonai...“ Die Hauptbedeutung von {{Hebr}}יָשַׁה{{Hebr ende}} ist „sitzen“, auf JHWH bezogen „thronen“ (vgl. REB, SLT).</ref>, lacht (wird lachen) [über sie]<ref>Das Objekt am Satzende bezieht sich auf beide Verben (vgl. Luther).</ref>,
[der] Herr (Adonai) spottet (verhöhnt; wird spotten) über sie.
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[der] {mein} Herr (Adonai) spottet (verhöhnt; wird spotten) über sie.
 
{{S|5}} Dann (daraufhin) spricht er (wird er sprechen)<ref>Von einer allgemeinen, zu jeder Zeit vorstellbaren Beschreibung wechselt der Psalmist nun zu einer konkreten Beschreibung von JHWHs Handeln („dann“). Die Handlung entfaltet sich vor den Augen des Erzählers ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]; NET Ps 2,4, Fußnote 15). Im Gegensatz dazu interpretiert Kraus 1960 das Folgende als zukünftige Rede (S. 12; Übers. „Einst redet er sie an...“), die folgenden Verse sind dann dem nachgeschobene Erklärung. </ref> zu ihnen in seinem Zorn
 
{{S|5}} Dann (daraufhin) spricht er (wird er sprechen)<ref>Von einer allgemeinen, zu jeder Zeit vorstellbaren Beschreibung wechselt der Psalmist nun zu einer konkreten Beschreibung von JHWHs Handeln („dann“). Die Handlung entfaltet sich vor den Augen des Erzählers ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]; NET Ps 2,4, Fußnote 15). Im Gegensatz dazu interpretiert Kraus 1960 das Folgende als zukünftige Rede (S. 12; Übers. „Einst redet er sie an...“), die folgenden Verse sind dann dem nachgeschobene Erklärung. </ref> zu ihnen in seinem Zorn
 
und mit (in) seinem Zornesbrennen (brennenden Zorn, seiner Zornesglut, Heftigkeit)<ref>Dieses Wort kommt gewöhnlich in Verbindung mit dem vorhergehenden Wort „Zorn“ ({{Hebr}}אַף{{Hebr ende}}) vor und bezeichnet dann „das Brennen/die Heftigkeit seines Zornes“. Hier wird diese gewohnte Verbindung durch den Parallelismus (als Stilmittel) bewusst aufgebrochen ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]). Die beiden Begriffe sind hier referenzidentisch.</ref> erschreckt (wird erschrecken) er sie:
 
und mit (in) seinem Zornesbrennen (brennenden Zorn, seiner Zornesglut, Heftigkeit)<ref>Dieses Wort kommt gewöhnlich in Verbindung mit dem vorhergehenden Wort „Zorn“ ({{Hebr}}אַף{{Hebr ende}}) vor und bezeichnet dann „das Brennen/die Heftigkeit seines Zornes“. Hier wird diese gewohnte Verbindung durch den Parallelismus (als Stilmittel) bewusst aufgebrochen ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 158]). Die beiden Begriffe sind hier referenzidentisch.</ref> erschreckt (wird erschrecken) er sie:
{{S|6}} {und} Ich selbst (ich aber)<ref>Das Waw markiert hier die lose Anknüpfung der direkten Rede an vorher (nicht) Gesagtes und bleibt unübersetzt (Gesenius-Kautzsch §154b) - so ähnlich, wie man auch im Deutschen in Erregung einen Satz mit „und“ beginnt. Alternativ ist es adversativ zu verstehen; dann „aber“ (Davidson, ''Hebrew Syntax'', §155); es ist aber kein wirklicher Gegensatz vorhanden. </ref> habe meinen König auf Zion, meinem heiligen Berg<ref>Zion ist ein poetischer Name für Jerusalem, den Sitz des Königs. Wörtlich „dem Berg meiner Heiligkeit“. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; aufgrund dessen wird die Constructus-Verbindung zu einer einzigen grammatischen Einheit zusammengezogen. Das Pronominal-Suffix rutscht nur aufgrund dieser Tatsache an ihr Ende zu „Heiligkeit“, gehört semantisch aber zu „Berg“ (Gesenius/Kautzsch, §135n, 128o; Davidson, ''Hebrew Syntax'', §24.2).</ref>, eingesetzt (geweiht; setze ein)<ref>LXX: „ich wurde von ihm ... eingesetzt“, das begradigt den unmarkierten Wechsel der sprechenden Person in [[Psalm_2#s6|6-7]]. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke (2010, S. 158)] interpretiert als Vollzugsperfekt: „Hiermit setze ich ein“</ref>.
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{{S|6}} {und} Ich selbst (ich aber)<ref>Das Waw markiert hier die lose Anknüpfung der direkten Rede an vorher (nicht) Gesagtes und bleibt unübersetzt (Gesenius-Kautzsch §154b) - so ähnlich, wie man auch im Deutschen in Erregung einen Satz mit „und“ beginnt. Alternativ ist es adversativ zu verstehen; dann „aber“ (Davidson, ''Hebrew Syntax'', §155); es ist aber kein wirklicher Gegensatz vorhanden. </ref> habe meinen König auf Zion, meinem heiligen Berg<ref>Zion ist ein poetischer Name für Jerusalem, den Sitz des Königs. Wörtlich „dem Berg meiner Heiligkeit“. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; aufgrund dessen wird die Constructus-Verbindung zu einer einzigen grammatischen Einheit zusammengezogen. Das Pronominal-Suffix rutscht nur aufgrund dieser Tatsache an ihr Ende zu „Heiligkeit“, gehört semantisch aber zu „Berg“ (Gesenius/Kautzsch, §135n, 128o; Davidson, ''Hebrew Syntax'', §24.2).</ref>, eingesetzt (geweiht; setze ein)<ref>LXX: „ich wurde von ihm ... eingesetzt“, das begradigt den unmarkierten Wechsel der sprechenden Person in [[Psalm_2#s6|6-7]]. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA158#v=onepage&q&f=false Waltke (2010, S. 158)] interpretiert als Vollzugsperfekt: „Hiermit setze ich ein“</ref>.
{{S|7}} <ref>Jetzt (7-9) spricht der Gesalbte JHWHs ([[Psalm_2#s2|V. 2]]).</ref>Ich will (Lass mich) bezüglich (über, in Hinsicht auf, bezüglich)<ref>Die Deutung dieser ungewöhnlich verwendeten Präposition ist schwierig. Die meisten Übersetzungen lassen sie wie die LXX weg (mit Bezug auf die Valenz des Verbs?). Sie drückt besondere Förmlichkeitbezieht aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA170#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 170]) und bezeichnet entweder die Wiedergabe gemäß der Quelle oder ein Teilzitat. Andere Verständnismöglichkeiten: „berichten über, bekannt machen bezüglich, erzählen von“. </ref> der Anordnung (Einsetzungsurkunde, Königsprotokoll, Gesetz)<ref>Der Begriff entstammt dem sakralen Königsrecht (Kraus 1960, S. 18) und bezieht sich hier auf einen bestimmten Abschnitt des Davidbundes, nämlich Gottes Zusage, Vater des davidischen Königs zu sein und ihn als Sohn zu betrachten ([[2_Samuel_7#s14|2. Sam 7,14]]). Das wird in 7b klar. Vielleicht zitiert der König dabei ein daran angelehntes Krönungsprotokoll (Kraus 1960, S. 18, Wallace 2009, S. 17). </ref> JHWHs bekannt machen (rezitieren, berichten, Rechenschaft ablegen, erzählen):
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{{S|7}} <ref>Jetzt (7-9) spricht der Gesalbte JHWHs ([[Psalm_2#s2|V. 2]]).</ref>Ich will (Lass mich) bezüglich (über, in Hinsicht auf, bezüglich)<ref>Die Deutung dieser ungewöhnlich verwendeten Präposition ist schwierig. Die meisten Übersetzungen lassen sie wie die LXX weg (mit Bezug auf die Valenz des Verbs?). Sie drückt besondere Förmlichkeitbezieht aus ([http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA170#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 170]) und bezeichnet entweder die Wiedergabe gemäß der Quelle oder ein Teilzitat. Andere Verständnismöglichkeiten: „berichten über, bekannt machen bezüglich, erzählen von“. </ref> der Anordnung (Einsetzungsurkunde, Königsprotokoll, Gesetz)<ref>Der Begriff entstammt dem sakralen Königsrecht (Kraus 1960, S. 18) und bezieht sich hier auf einen bestimmten Abschnitt des Davidbundes, nämlich Gottes Zusage, Vater des davidischen Königs zu sein und ihn als Sohn zu betrachten ([[2_Samuel_7#s14|2. Sam 7,14]]). Das wird in 7b klar. Vielleicht zitiert der König dabei ein daran angelehntes Krönungsprotokoll (Kraus 1960, S. 18, Wallace 2009, S. 17). </ref> JHWHs bekannt machen (rezitieren, berichten, Rechenschaft ablegen, erzählen):
 
Er hat<ref>Nach den masoretischen Kantillationszeichen, die keine Constructus-Verbindung zwischen „Anordnung“ und „JHWH“ sehen: „...Anordnung berichten. JHWH hat...“ (vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA159#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 159]; NET Ps 2,7, Fußnote 23)</ref> zu mir gesagt: Du [bist] mein Sohn.
 
Er hat<ref>Nach den masoretischen Kantillationszeichen, die keine Constructus-Verbindung zwischen „Anordnung“ und „JHWH“ sehen: „...Anordnung berichten. JHWH hat...“ (vgl. [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA159#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 159]; NET Ps 2,7, Fußnote 23)</ref> zu mir gesagt: Du [bist] mein Sohn.
Ich selbst habe (zeuge) dich heute (an diesem Tag) gezeugt<ref>Das ist zu verstehen i.S.v. „ich bin dein Vater geworden“. Der König wurde gemäß Gottes Zusage ([[2_Samuel_7#s14|2. Sam 7,14]]) als Teil des Davidbundes von ihm formal als Sohn angenommen. Der Brauch spiegelt sich in altvorderorientalischen Sitten wieder, wonach Herren einen treuen Untertanen formal adoptieren und so auf die Stufe eines leiblichen Kindes erheben konnten (NET Ps 2,7, Fußnote 23). Auch andere Könige wurden als Gottessöhne betrachtet, etwa der ägyptische (der den Göttern aber gleichwertig war) oder der assyrische (der eher göttlich bestellter und bevollmächtigter Diener war; Kraus 1960, S. 18f.). Doch der dort vorhandene Zeugungsmythos entspricht hier lediglich der Adoption (Terrien 2003, S. 85; Kraus 1960, S. 19f.). S.a. [http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/s/referenz/29031/cache/14c76b322a8bfbad8ba1629370c93d15/#h20 Biberger, ''Sohn/Tochter (AT), 4.2.3 Ps 2,7'' (Wibilex)]. <br />[http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA159#v=onepage&q&f=false Waltke 2010 Waltke (2010, S. 159)] interpretiert als präsentisch zu übersetzendes Vollzugsperfekt. </ref>.{{par|2_Samuel|7|14}}{{par|Apg|13|33}}{{par|Hebr|1|5}}{{par|Hebr|5|5}}
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„Ich selbst habe (zeuge) dich heute (an diesem Tag) gezeugt<ref>Das ist zu verstehen i.S.v. „ich bin dein Vater geworden“. Der König wurde gemäß Gottes Zusage ([[2_Samuel_7#s14|2. Sam 7,14]]) als Teil des Davidbundes von ihm formal als Sohn angenommen. Der Brauch spiegelt sich in altvorderorientalischen Sitten wieder, wonach Herren einen treuen Untertanen formal adoptieren und so auf die Stufe eines leiblichen Kindes erheben konnten (NET Ps 2,7, Fußnote 23). Auch andere Könige wurden als Gottessöhne betrachtet, etwa der ägyptische (der den Göttern aber gleichwertig war) oder der assyrische (der eher göttlich bestellter und bevollmächtigter Diener war; Kraus 1960, S. 18f.). Doch der dort vorhandene Zeugungsmythos entspricht hier lediglich der Adoption (Terrien 2003, S. 85; Kraus 1960, S. 19f.). S.a. [http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/s/referenz/29031/cache/14c76b322a8bfbad8ba1629370c93d15/#h20 Biberger, ''Sohn/Tochter (AT), 4.2.3 Ps 2,7'' (Wibilex)]. <br/>[http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA159#v=onepage&q&f=false Waltke 2010 Waltke (2010, S. 159)] interpretiert als präsentisch zu übersetzendes Vollzugsperfekt. </ref>.{{par|2_Samuel|7|14}}{{par|Apg|13|33}}{{par|Hebr|1|5}}{{par|Hebr|5|5}}
 
{{S|8}} Bitte mich darum (verlange/fordere [es] von mir)<ref>Eine Bitte passt besser in das dargestellte vertrauensvolle Verhältnis als eine Forderung. </ref>,
 
{{S|8}} Bitte mich darum (verlange/fordere [es] von mir)<ref>Eine Bitte passt besser in das dargestellte vertrauensvolle Verhältnis als eine Forderung. </ref>,
 
dann (und) gebe (werde geben) ich dir ([die]) (heidnischen) Völker (Nationen) [als] deinen Erbbesitz<ref>D.h. Permanenter, erblicher Besitz (TWOT 1342a {{Hebr}}נַחֲלָה{{Hebr ende}}). </ref>
 
dann (und) gebe (werde geben) ich dir ([die]) (heidnischen) Völker (Nationen) [als] deinen Erbbesitz<ref>D.h. Permanenter, erblicher Besitz (TWOT 1342a {{Hebr}}נַחֲלָה{{Hebr ende}}). </ref>
und [als] dein Eigentum (Besitz) die Enden der Erde (die ganze Welt).
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und [als] dein Eigentum (Besitz) die Enden der Erde (die ganze Welt)!
 
{{S|9}} Du wirst (sollst, kannst; zerschmettere)<ref>Es bleibt hier unklar, ob es sich um eine Prophezeiung oder um die Vollmacht zur Kriegführung handelt (Vgl. Wallace 2009, S. 18). </ref> sie mit einem eisernen Zepter (Stab) (Zepter aus Eisen)<ref>Kann auch einen Hirtenstab bezeichnen. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; wörtlich „Stab des Eisens“. Vgl. Fußnote V. 6. </ref> zerschmettern (weiden)<ref>So die LXX (vgl. NIV84), die durchaus die ursprüngliche Lesart bezeugen könnte (Vgl. Wilhelmi, ''Der Hirt mit dem eisernen Szepter'', VT 27.2, 1977). Gründe für den Vorzug des MT bei [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA173#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 173]. </ref>,
 
{{S|9}} Du wirst (sollst, kannst; zerschmettere)<ref>Es bleibt hier unklar, ob es sich um eine Prophezeiung oder um die Vollmacht zur Kriegführung handelt (Vgl. Wallace 2009, S. 18). </ref> sie mit einem eisernen Zepter (Stab) (Zepter aus Eisen)<ref>Kann auch einen Hirtenstab bezeichnen. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; wörtlich „Stab des Eisens“. Vgl. Fußnote V. 6. </ref> zerschmettern (weiden)<ref>So die LXX (vgl. NIV84), die durchaus die ursprüngliche Lesart bezeugen könnte (Vgl. Wilhelmi, ''Der Hirt mit dem eisernen Szepter'', VT 27.2, 1977). Gründe für den Vorzug des MT bei [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA173#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 173]. </ref>,
wie Töpferware<ref>Wörtlich: „Gefäß(e) eines Töpfers“</ref> wirst (sollst, kannst; zerschlage) du sie zerschlagen (zerschmeißen).{{par|Offenbarung|2|27}}{{par|Offenbarung|19|15}}
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wie Töpferware<ref>Wörtlich: „Gefäß(e) eines Töpfers“</ref> wirst (sollst, kannst; zerschlage) du sie zerschlagen (zerschmeißen).{{par|Offenbarung|2|27}}{{par|Offenbarung|19|15}}
 
{{S|10}} Darum (und nun), [ihr] Könige, handelt verständig (kommt zur Einsicht);
 
{{S|10}} Darum (und nun), [ihr] Könige, handelt verständig (kommt zur Einsicht);
 
lasst euch warnen (zurechtweisen), [ihr] Herrscher (Richter) der Erde (des Landes)!{{par|Psalm|2|2}}
 
lasst euch warnen (zurechtweisen), [ihr] Herrscher (Richter) der Erde (des Landes)!{{par|Psalm|2|2}}
{{S|11}} Dient JHWH mit (in) Ehrfurcht (Furcht)
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{{S|11}} Dient JHWH mit (in) Furcht (Ehrfurcht)
und freut euch (jauchzt; trauert, kehrt um)<ref>Das Verb, das hier mit „freut euch“ übersetzt ist, wird wegen seiner in diesem Kontext seltsamen Verwendung sehr häufig weggelassen, den letzten Satzteil („mit Zittern“) ordnet man dann 12a zu und stellt einige Satzteile um (s. [[Psalm_2#note_aa|Fußnote dort]]). Die NET bevorzugt das kontextgerechtere alternative Verständnis „kehrt um“ (NET Ps 2,11, Fußnote 32). [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA176#v=onepage&q&f=false Waltke (2010, S. 176f.)] schlägt die Glosse „Feiert [seine Herrschaft]“ vor. Hunter (1999, S. 55) sieht in der überlieferten Form einen schönen Kontrapunkt zu [[Psalm_2#s4|4]]. </ref> mit (in) Zittern!
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und fürchtet euch (jauchzt, zittert, heult, kehrt um?)<ref name="11b-12a">Die Crux interpretum in 11b.12a scheint auf den ersten Blick zu bedeuten: „Jauchzt mit Zittern / Küsst den Sohn“, was offensichtlich keinen Sinn ergibt. Daher sind verschiedene Lösungsvorschläge gemacht worden:
{{S|12}} Küsst [den] Sohn,<ref>Diese Stelle ist schwierig zu verstehen, v.a. weil hier im Gegensatz zu [[Psalm_2#s7|7]] das aramäische Wort für „Sohn“ ({{Hebr}}בַּר{{Hebr ende}}) gebraucht wird und die Wendung „Küsst den Sohn“ sonst nicht bekannt ist. Kraus 1960 hält den Text für verderbt (S. 12). Viele Übersetzungen drehen mit der BHS die Reihenfolge von „Küsst“ und „mit Zittern“ in 11b und 12a um, weiter ersetzen sie „Sohn“ durch „Füße“, dann: „mit Zittern küsst seine Füße“ (als Zeichen der Unterwerfung; So ZÜR, LUT, , Weiser, Gerstenberger, Kraus nach Bertholet, ''Eine crux interpretum'', ZAW 28.1, 1908). Doch das würde den Rhythmus zerstören, außerdem gilt der überlieferte Textbestand als zuverlässig (Terrien 2003, S. 86). Ausführlicher diskutiert bei [http://books.google.de/books?id=nJbZ3d5BF0UC&lpg=PP1&pg=PA160#v=onepage&q&f=false Waltke 2010, S. 160].</ref> damit er nicht (sonst) zornig wird
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* '''11b.12a''': Häufig wird der Text nach einem Vorschlag von Bertholet 1908 von {{hebr}}וגילו ברעדה נשקו בר{{hebr ende}} ''Jauchzt mit Zittern / Küsst den Sohn'' nach {{hebr}}ונשקו ברגליו ברעדה{{hebr ende}} ''Küsst seine Füße mit Zittern'' emendiert. Solche Emendierungen sind aber nur Notlösungen, vorzuziehen ist daher:
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* '''11b''': {{hebr}}גיל{{hebr ende}} ''jauchzen'' wird abweichend verstanden, nämlich als
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** „heulen, sich fürchten“: {{hebr}}גיל{{hebr ende}} dient nicht nur als Ausdruck der Euphorie, sondern auch im Gegenteil als Ausdruck des Entsetzens (vgl. KBL3 zu [[Hosea 10#s5 |Hos 10,5]]: „kreischen, heulen“; DCH zu [[Hosea 10#s5 |Hos 10,5]] und unserer Stelle: „sich fürchten“). Ebenso schon Saadja („Fürchtet ihn mit Zittern!“ (Üs. nach [https://archive.org/stream/saadiaalfajmsar00marggoog#page/n18/mode/2up Margulies 1884, S. 4])) und Ben Eli (vgl. Eissler 2002, S. 103); so auch wir.
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** „umkehren“: Von der Bedeutung in KBL3 geht auch die NET aus: Sie deutet das Wort als „klagt“ und biegt von dort die Wortbedeutung weiter um zum wesentlich kontextgemäßeren „kehrt um“. Dieser Umweg über „klagt“ ist aber wohl gar nicht nötig: Unter anderem hängt {{hebr}}גיל{{hebr ende}} zusammen mit dem arabischen ''&#x11F;wl'' „sich drehen“, was daher z.B. Kön und Ges18 als Grundbedeutung des Wortes annehmen; vgl. ''ad loc.'' auch Levesque 1900, S. 89. Daraus ließe sich ein „umkehren“ durchaus ableiten.
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** „Zittern“: Außerdem hängt {{hebr}}גיל{{hebr ende}} zusammen mit dem ugaritischen ''gwl'' / ''gjl'', das auch für das „Zittern“ z.B. der Zähne (also für Zähneklappern) stehen kann; vgl. Halayka 2008, S. 140. Mit „zittern“ übertragen denn auch in [[Hosea 10#s5 |Hos 10,5]] SLT2000, MEN, H-R, TAF, LUT1912, TEXT, FREE, van Ess u.a; BDB schlägt es zudem für unsere Stelle vor.
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* '''12a''': Für V. 12 hat kürzlich [http://www.bsw.org/Biblica/Vol-87-2006/Ps-2-12-Kusst-Den-Sohn/98/ Sabottka 2006, S. 98] eine simple Lösung ohne Emendierungen vorgelegt: Er versteht das Wort {{hebr}}נַשְקוּ{{hebr ende}} nach der Bedeutung {{hebr}}נשק{{hebr ende}} II „sich wappnen“ (vgl. KBL3, S. 690); interpretiert das Piel als privatives Piel und übersetzt: „Rüstet ab!“. Weiterhin {{hebr}}בַר{{hebr ende}} interpretiert er nach der Bedeutung {{hebr}}בַר{{hebr ende}} II „rein, lauter“ (vgl. KBL3, S. 146; so auch [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/biblia-sacra-vulgata/lesen-im-bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/19/20012//ch/1a0af38147830a2e53ff57ae599543a5/ Hieronymus, Iuxta Hebraicum]; [http://www.jstor.org/stable/pdfplus/527265.pdf?acceptTC=true Davidson 1888, S. 158]; B-R) - was ohnehin naheliegt, da hier in V. 12 ein anderes Wort für „Sohn“ verwendet würde als in V. 7 - und kommt so zu der sehr sinnvollen Übersetzung „Rüstet lauter ab!“. Fast ebenso schon [http://www.chabad.org/library/bible_cdo/aid/16223/jewish/Chapter-2.htm#showrashi=true Raschi] („Rüstet euch mit Reinheit“) und Saadja („Waffnet euch mit Reinheit“ (Üs. nach [https://archive.org/stream/saadiaalfajmsar00marggoog#page/n18/mode/2up Margulies 1884, S. 4])). </ref> mit (in) Zittern!
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{{S|12}} Rüstet ehrlich ab (Küsst [den] Sohn),<ref name="11b-12a" /> damit er nicht (sonst) zornig wird
 
und ihr [auf eurem] Weg<ref>Gemeint ist keine Straße, sondern der im übertragenen Sinn eingeschlagene Weg, JHWH zu gehorchen – oder auch nicht (vgl. NET Ps 2,12, Fußnote 36; Anm. zu [[Psalm_67#s3|Ps 67,3]]). </ref> umkommt,
 
und ihr [auf eurem] Weg<ref>Gemeint ist keine Straße, sondern der im übertragenen Sinn eingeschlagene Weg, JHWH zu gehorchen – oder auch nicht (vgl. NET Ps 2,12, Fußnote 36; Anm. zu [[Psalm_67#s3|Ps 67,3]]). </ref> umkommt,
 
denn leicht (schnell, bald) entflammt (entbrennt) sein Zorn (Gesicht, Nase).
 
denn leicht (schnell, bald) entflammt (entbrennt) sein Zorn (Gesicht, Nase).

Aktuelle Version vom 8. November 2015, 10:43 Uhr

Syntax OK

Sehr gut.png
Status: Sehr gute Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit allen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Weitere Verbesserungen dürfen jedoch nach entsprechender Dokumentation auf der Diskussionsseite vorgenommen werden.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 2)

1Warum nur verschwören denn sich die Nationen
was schmieden die Völker vergebliche Pläne?
2Warum nur rüsten die Könige sich,
was gehen die Herrscher gemeinsam in Stellung -
⸂Jahwe⸃ entgegen und seinem Gesalbten? -
3„Wir wollen ihre Fesseln sprengen
und von uns werfen ihre Stricke!“


4Der himmelhoch Thronende lacht über sie
Es spottet ihrer der Herr.
5Doch dann wird er sprechen zu ihnen im Zorn,
in lodernder Wut sie entsetzen:
6„War's ich doch selbst, der meinen König krönte
zu Zion, meinem heilg’en Berg!“


7Lasst sein Geheiß mich neu verkünden:
Er sprach zu mir: „Du bist mein Sohn,
mein eigen Kind von heute an.
8Bitte und ich gebe dir
die Heidenvölker zum Besitz,
die ganze Welt zum Eigen.
9Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Stab
zerschlagen wie irden Geschirr.“


10Darum, ihr Könige, handelt doch klug,
lasst euch warnen, ihr Erdenregenten!
11Dient ⸂Jahwe⸃ in Furcht!
Verzagt und zittert!
12Legt nieder die Waffen, dass er euch nicht zürnt
und ihr vergeht auf eurem Weg! -
Denn leicht entflammt sein Zorn.
Wie glücklich, die bei ihm sich bergen!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 2)

1 Warum (wozu) verschwören sich (befinden sich in Unruhe, murren; haben sich verschworen)ab [die] (heidnischen) Völker (Nationen),
und [warum] schmieden (werden schmieden)b [die] Völker (Volksgruppen) vergeblich Plänec (Vergebliches, Nichtiges) (knurren, grummeln sie)?
2 [Warum]d stellen die Könige der Erde (des Landes; irdischen Könige)e sich [zum Kampf]f auf (lehnen sich auf, leisten Widerstand; stellen sich [gerade] auf, werden sich aufstellen)b
und [warum] verbünden (stellen) sich (haben sich verbündet)gb die Herrscher
gegen JHWH und gegen seinen Gesalbtenh:
3 i„Wir wollen (lasst uns, zerreißen wir doch) ihre Fesseln (Bande) zerreißen
und ihre Stricke (Bande) von uns abwerfen!“
4 Der im Himmel thront (sitzt, wohnt)j, lacht (wird lachen) [über sie]k,
[der] {mein} Herr (Adonai) spottet (verhöhnt; wird spotten) über sie.
5 Dann (daraufhin) spricht er (wird er sprechen)l zu ihnen in seinem Zorn
und mit (in) seinem Zornesbrennen (brennenden Zorn, seiner Zornesglut, Heftigkeit)m erschreckt (wird erschrecken) er sie:
6{und} Ich selbst (ich aber)n habe meinen König auf Zion, meinem heiligen Bergo, eingesetzt (geweiht; setze ein)p.“
7 qIch will (Lass mich) bezüglich (über, in Hinsicht auf, bezüglich)r der Anordnung (Einsetzungsurkunde, Königsprotokoll, Gesetz)s JHWHs bekannt machen (rezitieren, berichten, Rechenschaft ablegen, erzählen):
Er hatt zu mir gesagt: Du [bist] mein Sohn.
„Ich selbst habe (zeuge) dich heute (an diesem Tag) gezeugtu.
8 Bitte mich darum (verlange/fordere [es] von mir)v,
dann (und) gebe (werde geben) ich dir ([die]) (heidnischen) Völker (Nationen) [als] deinen Erbbesitzw
und [als] dein Eigentum (Besitz) die Enden der Erde (die ganze Welt)!
9 Du wirst (sollst, kannst; zerschmettere)x sie mit einem eisernen Zepter (Stab) (Zepter aus Eisen)y zerschmettern (weiden)z,
wie Töpferwareaa wirst (sollst, kannst; zerschlage) du sie zerschlagen (zerschmeißen).“
10 Darum (und nun), [ihr] Könige, handelt verständig (kommt zur Einsicht);
lasst euch warnen (zurechtweisen), [ihr] Herrscher (Richter) der Erde (des Landes)!
11 Dient JHWH mit (in) Furcht (Ehrfurcht)
und fürchtet euch (jauchzt, zittert, heult, kehrt um?)ab mit (in) Zittern!
12 Rüstet ehrlich ab (Küsst [den] Sohn),ab damit er nicht (sonst) zornig wird
und ihr [auf eurem] Wegac umkommt,
denn leicht (schnell, bald) entflammt (entbrennt) sein Zorn (Gesicht, Nase).
Glücklich (gesegnet) [sind] alle, die sich bei (in) ihm bergen (Zuflucht suchen)!

Anmerkungen

aDieses Verb ist ein nur selten erkannter Aramaismus (in 9.12 sind weitere). In Dan 6,7.12.16 hat das aramäische Verb jeweils die Bedeutung „gemeinsam/als Gruppe [an einen Ort] gehen“, wobei immer eine heimliche/intrigante Absprache Teil der Konnotation ist (DBL Aramaic). Die konkrete Übersetzung „verschwören“ ergibt sich aus dem Kontext (vgl. Waltke 2010, S. 157): Das parallele Verb aus der zweiten Vershälfte bedeutet etwa, „Pläne zu schmieden“ (vgl. Fußnote dort); ein ähnliches Bedeutungsfeld ergeben die Verben in 2, der mit 1 (und 3) eine klimaktische Sinneinheit bildet. Dennoch findet sich in deutschen Übersetzungen i.d.R. eine Übersetzung nach dem Sinn von „sich in Unruhe befinden“ (vgl. aber NET, Waltke 2010, Hunter 1999). (Zurück zu v.1)
bDie Verbformen in V. 1 sind auffällig: Qatal (1a) - X-Yiqtol (1b) - Yiqtol (2a) - X-Qatal (2b). Auf den ersten Blick wirken sie so, als müsste man übersetzen:
  1. „Warum haben die Nationen gewütet? / Und die Völker - warum schmieden sie vergebliche Pläne? / Die Könige der Erde setzen sich zusammen, / und die Herrscher haben sich bereits beraten(so z.B. Carrier 1900, S. 58)
  2. Viele Exegeten gehen aber davon aus, dass in der biblischen Lyrik die hebräischen Verbformen mehr oder weniger nach Belieben gesetzt werden können und übersetzen daher alle vier Verben präsentisch: „Warum wüten die Nationen, / warum schmieden die Völker vergebliche Pläne? / Die Könige der Erde setzen sich zusammen / und die Herrscher beraten sich.“ (so z.B. Buth 1992, S. 103; unsere Lösung, da Mehrheitsmeinung).
  3. Vielleicht sinnvoller: Der Wechsel von Qatal nach Yiqtol und von Yiqtol nach Qatal wird verstanden als (bedeutungsloser) T-Shift; der Wechsel von VERB-X nach X-VERB drückt jeweils nur die Gegenüberstellung der jeweiligen Subjekte aus („Nationen“ und „Völker“ einerseits, „Könige der Erde“ und „Herrscher“ andererseits): „Warum wüten die Nationen / warum schmieden die Völker vergebliche Pläne? / [Warum] wollen die Könige der Erde sich zusammensetzen / und die Herrscher sich beraten?“
  4. Niccacci 2006, S. 9 interpretiert (1b) und (2b) als Umstandssätze: „Warum haben sich die Nationen verschworen / während die Völker vergeblich Pläne schmiedeten? / [Warum] stellten die Könige der Erde sich zum Kampf / während die Herrscher sich gegen JHWH und seinen Gesalbten verbündeten?“ (zu v.1 / zu v.2)
c„Pläne schmieden“ ist hier Übersetzung lediglich des Verbs (vgl. GNB). רִיק (vergeblich) ist meist ein Substantiv, bei vielen Wörtern im AT ist der Übergang zum Adjektiv aber fließend. Die Übersetzung könnte also sowohl „Vergebliches“ (Substantiv) als auch „vergeblich“ lauten. Allerdings ist das Verb „Pläne schmieden“ (הָגָה) intransitiv (Clines, Dictionary of Classical Hebrew), deshalb ist רִיק hier als Adverb zu verstehen. (Zurück zu v.1)
dWahrscheinlich double duty-Präposition aus V. 1a; so z.B. Niccacci 2006, S. 8; auch schon Carrier 1900, S. 58. (Zurück zu v.2)
eDer Genitiv „der Erde“ kann auch als „des Landes“ (lokal begrenzt) oder als adjektivischer Genitiv („irdische Könige“) verstanden werden. Stärker signalisiert wird hier nicht der Gegensatz zwischen den anderen Ländern und Israel, sondern der zwischen den irdischen Herrschern einerseits und JHWH und seinem gesalbten König andererseits. Jener „ist 'göttlicher König' und deswegen auch Weltherrscher.“ (Kraus 1960, S. 15) (Zurück zu v.2)
fVgl. Kraus 1960, S. 11. (Zurück zu v.2)
gDie Grundbedeutung ist, „sich unverrückbar [gg. jmdn.] zu positionieren“ (BDB, TWOT), die Denotation ergibt sich daraus. Das Verb heißt im Qal „gründen, grundlegen“ und kommt im Nifal sonst nur in Ps 31,14 vor. HALAT sieht dagegen zwei unabhängige Wurzeln. Kraus (1960, S. 11): „schließen sich zusammen“. (Zurück zu v.2)
hDer Gesalbte bezeichnet hier wie meist im AT den von Gott eingesetzten König (TWOT, NBD u.a.; vgl. V. 6). In Prophetien wird auch der angekündigte Retter Israels so genannt, was im NT dann auf Jesus bezogen wird. Die ungewöhnliche Wiederholung der Präposition sorgt für eine klare Unterscheidung zwischen JHWH und König (Waltke 2010, S. 158). (Zurück zu v.2)
iHier sprechen die erwähnten Könige (V. 2). (Zurück zu v.3)
jSubst., nicht adv./präd. Ptz., wie aus dem Parallelismus (entspricht „Herr“ in Teil 4b) deutlich wird. Vernachlässigt man diesen, könnte die Übersetzung auch lauten: „im Himmel wohnend, lacht er, Adonai...“ Die Hauptbedeutung von יָשַׁה ist „sitzen“, auf JHWH bezogen „thronen“ (vgl. REB, SLT). (Zurück zu v.4)
kDas Objekt am Satzende bezieht sich auf beide Verben (vgl. Luther). (Zurück zu v.4)
lVon einer allgemeinen, zu jeder Zeit vorstellbaren Beschreibung wechselt der Psalmist nun zu einer konkreten Beschreibung von JHWHs Handeln („dann“). Die Handlung entfaltet sich vor den Augen des Erzählers (Waltke 2010, S. 158; NET Ps 2,4, Fußnote 15). Im Gegensatz dazu interpretiert Kraus 1960 das Folgende als zukünftige Rede (S. 12; Übers. „Einst redet er sie an...“), die folgenden Verse sind dann dem nachgeschobene Erklärung. (Zurück zu v.5)
mDieses Wort kommt gewöhnlich in Verbindung mit dem vorhergehenden Wort „Zorn“ (אַף) vor und bezeichnet dann „das Brennen/die Heftigkeit seines Zornes“. Hier wird diese gewohnte Verbindung durch den Parallelismus (als Stilmittel) bewusst aufgebrochen (Waltke 2010, S. 158). Die beiden Begriffe sind hier referenzidentisch. (Zurück zu v.5)
nDas Waw markiert hier die lose Anknüpfung der direkten Rede an vorher (nicht) Gesagtes und bleibt unübersetzt (Gesenius-Kautzsch §154b) - so ähnlich, wie man auch im Deutschen in Erregung einen Satz mit „und“ beginnt. Alternativ ist es adversativ zu verstehen; dann „aber“ (Davidson, Hebrew Syntax, §155); es ist aber kein wirklicher Gegensatz vorhanden. (Zurück zu v.6)
oZion ist ein poetischer Name für Jerusalem, den Sitz des Königs. Wörtlich „dem Berg meiner Heiligkeit“. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; aufgrund dessen wird die Constructus-Verbindung zu einer einzigen grammatischen Einheit zusammengezogen. Das Pronominal-Suffix rutscht nur aufgrund dieser Tatsache an ihr Ende zu „Heiligkeit“, gehört semantisch aber zu „Berg“ (Gesenius/Kautzsch, §135n, 128o; Davidson, Hebrew Syntax, §24.2). (Zurück zu v.6)
pLXX: „ich wurde von ihm ... eingesetzt“, das begradigt den unmarkierten Wechsel der sprechenden Person in 6-7. Waltke (2010, S. 158) interpretiert als Vollzugsperfekt: „Hiermit setze ich ein“ (Zurück zu v.6)
qJetzt (7-9) spricht der Gesalbte JHWHs (V. 2). (Zurück zu v.7)
rDie Deutung dieser ungewöhnlich verwendeten Präposition ist schwierig. Die meisten Übersetzungen lassen sie wie die LXX weg (mit Bezug auf die Valenz des Verbs?). Sie drückt besondere Förmlichkeitbezieht aus (Waltke 2010, S. 170) und bezeichnet entweder die Wiedergabe gemäß der Quelle oder ein Teilzitat. Andere Verständnismöglichkeiten: „berichten über, bekannt machen bezüglich, erzählen von“. (Zurück zu v.7)
sDer Begriff entstammt dem sakralen Königsrecht (Kraus 1960, S. 18) und bezieht sich hier auf einen bestimmten Abschnitt des Davidbundes, nämlich Gottes Zusage, Vater des davidischen Königs zu sein und ihn als Sohn zu betrachten (2. Sam 7,14). Das wird in 7b klar. Vielleicht zitiert der König dabei ein daran angelehntes Krönungsprotokoll (Kraus 1960, S. 18, Wallace 2009, S. 17). (Zurück zu v.7)
tNach den masoretischen Kantillationszeichen, die keine Constructus-Verbindung zwischen „Anordnung“ und „JHWH“ sehen: „...Anordnung berichten. JHWH hat...“ (vgl. Waltke 2010, S. 159; NET Ps 2,7, Fußnote 23) (Zurück zu v.7)
uDas ist zu verstehen i.S.v. „ich bin dein Vater geworden“. Der König wurde gemäß Gottes Zusage (2. Sam 7,14) als Teil des Davidbundes von ihm formal als Sohn angenommen. Der Brauch spiegelt sich in altvorderorientalischen Sitten wieder, wonach Herren einen treuen Untertanen formal adoptieren und so auf die Stufe eines leiblichen Kindes erheben konnten (NET Ps 2,7, Fußnote 23). Auch andere Könige wurden als Gottessöhne betrachtet, etwa der ägyptische (der den Göttern aber gleichwertig war) oder der assyrische (der eher göttlich bestellter und bevollmächtigter Diener war; Kraus 1960, S. 18f.). Doch der dort vorhandene Zeugungsmythos entspricht hier lediglich der Adoption (Terrien 2003, S. 85; Kraus 1960, S. 19f.). S.a. Biberger, Sohn/Tochter (AT), 4.2.3 Ps 2,7 (Wibilex).
Waltke 2010 Waltke (2010, S. 159) interpretiert als präsentisch zu übersetzendes Vollzugsperfekt. (Zurück zu v.7)
vEine Bitte passt besser in das dargestellte vertrauensvolle Verhältnis als eine Forderung. (Zurück zu v.8)
wD.h. Permanenter, erblicher Besitz (TWOT 1342a נַחֲלָה). (Zurück zu v.8)
xEs bleibt hier unklar, ob es sich um eine Prophezeiung oder um die Vollmacht zur Kriegführung handelt (Vgl. Wallace 2009, S. 18). (Zurück zu v.9)
yKann auch einen Hirtenstab bezeichnen. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; wörtlich „Stab des Eisens“. Vgl. Fußnote V. 6. (Zurück zu v.9)
zSo die LXX (vgl. NIV84), die durchaus die ursprüngliche Lesart bezeugen könnte (Vgl. Wilhelmi, Der Hirt mit dem eisernen Szepter, VT 27.2, 1977). Gründe für den Vorzug des MT bei Waltke 2010, S. 173. (Zurück zu v.9)
aaWörtlich: „Gefäß(e) eines Töpfers“ (Zurück zu v.9)
abDie Crux interpretum in 11b.12a scheint auf den ersten Blick zu bedeuten: „Jauchzt mit Zittern / Küsst den Sohn“, was offensichtlich keinen Sinn ergibt. Daher sind verschiedene Lösungsvorschläge gemacht worden:
  • 11b.12a: Häufig wird der Text nach einem Vorschlag von Bertholet 1908 von וגילו ברעדה נשקו בר Jauchzt mit Zittern / Küsst den Sohn nach ונשקו ברגליו ברעדה Küsst seine Füße mit Zittern emendiert. Solche Emendierungen sind aber nur Notlösungen, vorzuziehen ist daher:
  • 11b: גיל jauchzen wird abweichend verstanden, nämlich als
    • „heulen, sich fürchten“: גיל dient nicht nur als Ausdruck der Euphorie, sondern auch im Gegenteil als Ausdruck des Entsetzens (vgl. KBL3 zu Hos 10,5: „kreischen, heulen“; DCH zu Hos 10,5 und unserer Stelle: „sich fürchten“). Ebenso schon Saadja („Fürchtet ihn mit Zittern!“ (Üs. nach Margulies 1884, S. 4)) und Ben Eli (vgl. Eissler 2002, S. 103); so auch wir.
    • „umkehren“: Von der Bedeutung in KBL3 geht auch die NET aus: Sie deutet das Wort als „klagt“ und biegt von dort die Wortbedeutung weiter um zum wesentlich kontextgemäßeren „kehrt um“. Dieser Umweg über „klagt“ ist aber wohl gar nicht nötig: Unter anderem hängt גיל zusammen mit dem arabischen ğwl „sich drehen“, was daher z.B. Kön und Ges18 als Grundbedeutung des Wortes annehmen; vgl. ad loc. auch Levesque 1900, S. 89. Daraus ließe sich ein „umkehren“ durchaus ableiten.
    • „Zittern“: Außerdem hängt גיל zusammen mit dem ugaritischen gwl / gjl, das auch für das „Zittern“ z.B. der Zähne (also für Zähneklappern) stehen kann; vgl. Halayka 2008, S. 140. Mit „zittern“ übertragen denn auch in Hos 10,5 SLT2000, MEN, H-R, TAF, LUT1912, TEXT, FREE, van Ess u.a; BDB schlägt es zudem für unsere Stelle vor.
  • 12a: Für V. 12 hat kürzlich Sabottka 2006, S. 98 eine simple Lösung ohne Emendierungen vorgelegt: Er versteht das Wort נַשְקוּ nach der Bedeutung נשק II „sich wappnen“ (vgl. KBL3, S. 690); interpretiert das Piel als privatives Piel und übersetzt: „Rüstet ab!“. Weiterhin בַר interpretiert er nach der Bedeutung בַר II „rein, lauter“ (vgl. KBL3, S. 146; so auch Hieronymus, Iuxta Hebraicum; Davidson 1888, S. 158; B-R) - was ohnehin naheliegt, da hier in V. 12 ein anderes Wort für „Sohn“ verwendet würde als in V. 7 - und kommt so zu der sehr sinnvollen Übersetzung „Rüstet lauter ab!“. Fast ebenso schon Raschi („Rüstet euch mit Reinheit“) und Saadja („Waffnet euch mit Reinheit“ (Üs. nach Margulies 1884, S. 4)). (Zurück zu v.11 / zu v.12)
acGemeint ist keine Straße, sondern der im übertragenen Sinn eingeschlagene Weg, JHWH zu gehorchen – oder auch nicht (vgl. NET Ps 2,12, Fußnote 36; Anm. zu Ps 67,3). (Zurück zu v.12)