Psalm 2

Aus Die Offene Bibel

Wechseln zu: Navigation, Suche

Vorlage:Lesefassung in Arbeit Siehe auch: Psalm 2/Persönliche Fassung (als Fließtext)

Syntax ungeprüft

SF in Arbeit.png
Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 2)

1Warum nur verschwören denn sich die Nationen

was schmieden die Völker vergebliche Pläne?

2Warum nur rüsten die Könige sich,

was gehen die Herrscher gemeinsam in Stellung -
⸂Gott, unserem Herrn⸃ entgegen und seinem Gesalbten? -

3„Wir wollen ihre Fesseln sprengen

und von uns werfen ihre Stricke!“


4Der himmelhoch Thronende lacht über sie

Es spottet ihrer der Herr.

5Doch dann wird er sprechen zu ihnen im Zorn,

in lodernder Wut sie entsetzen:

6„War's ich doch selbst, der meinen König krönte

zu Zion, meinem heilg’en Berg!“


7Lasst sein Geheiß mich neu verkünden:

Er sprach zu mir: „Du bist mein Sohn,
mein eigen Kind von heute an.

8Bitte und ich gebe dir

die Heidenvölker zum Besitz,
die ganze Welt zum Eigen.

9Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Stab

zerschlagen wie irden Geschirr.“


10Darum, ihr Könige, handelt doch klug,

lasst euch warnen, ihr Erdenregenten!

11Dient ⸂unserem Herrn⸃ in Furcht!

Kehrt um mit Zittern!

12Legt nieder die Waffen, dass er euch nicht zürnt

und ihr vergeht auf eurem Weg! -
Denn leicht entflammt sein Zorn.

Wie glücklich, die bei ihm sich bergen!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 2)

1 Warum (wozu) verschwören sich (befinden sich in Unruhe, murren; haben sich verschworen)ab [die] (heidnischen) Völker (Nationen),
und [warum] schmieden (werden schmieden)b [die] Völker (Volksgruppen) vergeblich Plänec (Vergebliches, Nichtiges) (knurren, grummeln sie)?
2 [Warum]d Die Könige der Erde (des Landes; irdischen Könige)e stellen sich [zum Kampf]f auf (lehnen sich auf, leisten Widerstand; stellen sich [gerade] auf, werden sich aufstellen)b
und die Herrscher verbünden (stellen) sich (haben sich verbündet)gb
gegen JHWH und gegen seinen Gesalbtenh.
3 iWir wollen (lasst uns, zerreißen wir doch) ihre Fesseln (Bande) zerreißen
und ihre Stricke (Bande) von uns abwerfen!
4 Der im Himmel thront (sitzt, wohnt)j, lacht (wird lachen) [über sie]k,
[der] {mein} Herr (Adonai) spottet (verhöhnt; wird spotten) über sie.
5 Dann (daraufhin) spricht er (wird er sprechen)l zu ihnen in seinem Zorn
und mit (in) seinem Zornesbrennen (brennenden Zorn, seiner Zornesglut, Heftigkeit)m erschreckt (wird erschrecken) er sie:
6 {und} Ich selbst (ich aber)n habe meinen König auf Zion, meinem heiligen Bergo, eingesetzt (geweiht; setze ein)p.
7 qIch will (Lass mich) bezüglich (über, in Hinsicht auf, bezüglich)r der Anordnung (Einsetzungsurkunde, Königsprotokoll, Gesetz)s JHWHs bekannt machen (rezitieren, berichten, Rechenschaft ablegen, erzählen):
Er hatt zu mir gesagt: Du [bist] mein Sohn.
Ich selbst habe (zeuge) dich heute (an diesem Tag) gezeugtu.
8 Bitte mich darum (verlange/fordere [es] von mir)v,
dann (und) gebe (werde geben) ich dir ([die]) (heidnischen) Völker (Nationen) [als] deinen Erbbesitzw
und [als] dein Eigentum (Besitz) die Enden der Erde (die ganze Welt).
9 Du wirst (sollst, kannst; zerschmettere)x sie mit einem eisernen Zepter (Stab) (Zepter aus Eisen)y zerschmettern (weiden)z,
wie Töpferwareaa wirst (sollst, kannst; zerschlage) du sie zerschlagen (zerschmeißen).
10 Darum (und nun), [ihr] Könige, handelt verständig (kommt zur Einsicht);
lasst euch warnen (zurechtweisen), [ihr] Herrscher (Richter) der Erde (des Landes)!
11 Dient JHWH mit (in) Furcht (Ehrfurcht)
und kehrt um (jauchzt; kreischt)ab mit (in) Zittern!
12 Rüstet ehrlich ab (Küsst [den] Sohn),ac damit er nicht (sonst) zornig wird
und ihr [auf eurem] Wegad umkommt,
denn leicht (schnell, bald) entflammt (entbrennt) sein Zorn (Gesicht, Nase).
Glücklich (gesegnet) [sind] alle, die sich bei (in) ihm bergen (Zuflucht suchen)!

Anmerkungen

aDieses Verb ist ein nur selten erkannter Aramaismus (in 9.12 sind weitere). In Dan 6,7.12.16 hat das aramäische Verb jeweils die Bedeutung „gemeinsam/als Gruppe [an einen Ort] gehen“, wobei immer eine heimliche/intrigante Absprache Teil der Konnotation ist (DBL Aramaic). Die konkrete Übersetzung „verschwören“ ergibt sich aus dem Kontext (vgl. Waltke 2010, S. 157): Das parallele Verb aus der zweiten Vershälfte bedeutet etwa, „Pläne zu schmieden“ (vgl. Fußnote dort); ein ähnliches Bedeutungsfeld ergeben die Verben in 2, der mit 1 (und 3) eine klimaktische Sinneinheit bildet. Dennoch findet sich in deutschen Übersetzungen i.d.R. eine Übersetzung nach dem Sinn von „sich in Unruhe befinden“ (vgl. aber NET, Waltke 2010, Hunter 1999). (Zurück zu v.1)
bDie Verbformen in den ersten beiden Formen sind schwierig: Qatal (1a) - Yiqtol (1b) - Yiqtol (2a) - Qatal (2b): Es wirkt so, als stünden hier Vv. 1a und 2b in einem anderen Tempus als Vv. 1b und 2a. Nun ist es in der Diskussion über die hebräischen Verbformen die Mehrheitsmeinung, dass in Poesie die Verbformen mehr oder weniger nach Belieben gesetzt werden können und die temporale Bedeutung aus dem Kontext erschlossen werden müssen (so ad loc. z.B. Buth 1992, S. 103).

Einige Philologen denken aber, dass es recht unwahrscheinlich ist, dass hebräische Verben einfach „entsemantisiert“ verwendet werden können, und plädieren daher dafür, sich darum zu bemühen, auch dort die Verbformen entsprechend ihrer „eigentlichen“ Semantik zu interpretieren; so ad loc. z.B. Niccacci 2006, S. 8f. Die hier verwendeten Konstruktionen wären dann stattdessen zu interpretieren als Qatal (1a) - X-Yiqtol (1b) - Yiqtol (2a) - X-Qatal (2b) und die beiden Formen in 1b und 2b als background-Konstruktionen zu den entsprechenden in 1a und 2a zu deuten: „Warum haben sich die Nationen verschworen / während die Völker vergeblich Pläne schmiedeten? // [Warum] stellten die Könige der Erde sich zum Kampf / während die Herrscher sich gegen JHWH und seinen Gesalbten verbündeten?“ (so Niccacci 2006, S. 9)

In jedem Falle sind Vv. 1-2 sehr raffiniert konstruiert: Vv. 1a und b und Vv. 2a und b bilden semantisch einen Parallelismus bilden, morphologisch dagegen sind Vv. 1a-2b chiastisch strukturiert. Wenn Niccacci´s Analyse die richtige wäre, bildeten Vv. 1-2 mit Vv. 1a<=>1b + 2a<=>2b darüber hinaus noch eine Art „syntaktischen Kreuzreim“ (selbstständiger Satz - Umstandssatz; selbsständiger Satz - Umstandssatz). (zu v.1 / zu v.2)
c„Pläne schmieden“ ist hier Übersetzung lediglich des Verbs (vgl. GNB). רִיק (vergeblich) ist meist ein Substantiv, bei vielen Wörtern im AT ist der Übergang zum Adjektiv aber fließend. Die Übersetzung könnte also sowohl „Vergebliches“ (Substantiv) als auch „vergeblich“ lauten. Allerdings ist das Verb „Pläne schmieden“ (הָגָה) intransitiv (Clines, Dictionary of Classical Hebrew), deshalb ist רִיק hier als Adverb zu verstehen. (Zurück zu v.1)
dWahrscheinlich double duty-Präposition aus V. 1a; so z.B. Niccacci 2006, S. 8 (Zurück zu v.2)
eDer Genitiv „der Erde“ kann auch als „des Landes“ (lokal begrenzt) oder als adjektivischer Genitiv („irdische Könige“) verstanden werden. Stärker signalisiert wird hier nicht der Gegensatz zwischen den anderen Ländern und Israel, sondern der zwischen den irdischen Herrschern einerseits und JHWH und seinem gesalbten König andererseits. Jener „ist 'göttlicher König' und deswegen auch Weltherrscher.“ (Kraus 1960, S. 15) (Zurück zu v.2)
fVgl. Kraus 1960, S. 11. (Zurück zu v.2)
gDie Grundbedeutung ist, „sich unverrückbar [gg. jmdn.] zu positionieren“ (BDB, TWOT), die Denotation ergibt sich daraus. Das Verb heißt im Qal „gründen, grundlegen“ und kommt im Nifal sonst nur in Ps 31,14 vor. HALAT sieht dagegen zwei unabhängige Wurzeln. Kraus (1960, S. 11): „schließen sich zusammen“. (Zurück zu v.2)
hDer Gesalbte bezeichnet hier wie meist im AT den von Gott eingesetzten König (TWOT, NBD u.a.; vgl. V. 6). In Prophetien wird auch der angekündigte Retter Israels so genannt, was im NT dann auf Jesus bezogen wird. Die ungewöhnliche Wiederholung der Präposition sorgt für eine klare Unterscheidung zwischen JHWH und König (Waltke 2010, S. 158). (Zurück zu v.2)
iHier sprechen die erwähnten Könige (V. 2). (Zurück zu v.3)
jSubst., nicht adv./präd. Ptz., wie aus dem Parallelismus (entspricht „Herr“ in Teil 4b) deutlich wird. Vernachlässigt man diesen, könnte die Übersetzung auch lauten: „im Himmel wohnend, lacht er, Adonai...“ Die Hauptbedeutung von יָשַׁה ist „sitzen“, auf JHWH bezogen „thronen“ (vgl. REB, SLT). (Zurück zu v.4)
kDas Objekt am Satzende bezieht sich auf beide Verben (vgl. Luther). (Zurück zu v.4)
lVon einer allgemeinen, zu jeder Zeit vorstellbaren Beschreibung wechselt der Psalmist nun zu einer konkreten Beschreibung von JHWHs Handeln („dann“). Die Handlung entfaltet sich vor den Augen des Erzählers (Waltke 2010, S. 158; NET Ps 2,4, Fußnote 15). Im Gegensatz dazu interpretiert Kraus 1960 das Folgende als zukünftige Rede (S. 12; Übers. „Einst redet er sie an...“), die folgenden Verse sind dann dem nachgeschobene Erklärung. (Zurück zu v.5)
mDieses Wort kommt gewöhnlich in Verbindung mit dem vorhergehenden Wort „Zorn“ (אַף) vor und bezeichnet dann „das Brennen/die Heftigkeit seines Zornes“. Hier wird diese gewohnte Verbindung durch den Parallelismus (als Stilmittel) bewusst aufgebrochen (Waltke 2010, S. 158). Die beiden Begriffe sind hier referenzidentisch. (Zurück zu v.5)
nDas Waw markiert hier die lose Anknüpfung der direkten Rede an vorher (nicht) Gesagtes und bleibt unübersetzt (Gesenius-Kautzsch §154b) - so ähnlich, wie man auch im Deutschen in Erregung einen Satz mit „und“ beginnt. Alternativ ist es adversativ zu verstehen; dann „aber“ (Davidson, Hebrew Syntax, §155); es ist aber kein wirklicher Gegensatz vorhanden. (Zurück zu v.6)
oZion ist ein poetischer Name für Jerusalem, den Sitz des Königs. Wörtlich „dem Berg meiner Heiligkeit“. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; aufgrund dessen wird die Constructus-Verbindung zu einer einzigen grammatischen Einheit zusammengezogen. Das Pronominal-Suffix rutscht nur aufgrund dieser Tatsache an ihr Ende zu „Heiligkeit“, gehört semantisch aber zu „Berg“ (Gesenius/Kautzsch, §135n, 128o; Davidson, Hebrew Syntax, §24.2). (Zurück zu v.6)
pLXX: „ich wurde von ihm ... eingesetzt“, das begradigt den unmarkierten Wechsel der sprechenden Person in 6-7. Waltke (2010, S. 158) interpretiert als Vollzugsperfekt: „Hiermit setze ich ein“ (Zurück zu v.6)
qJetzt (7-9) spricht der Gesalbte JHWHs (V. 2). (Zurück zu v.7)
rDie Deutung dieser ungewöhnlich verwendeten Präposition ist schwierig. Die meisten Übersetzungen lassen sie wie die LXX weg (mit Bezug auf die Valenz des Verbs?). Sie drückt besondere Förmlichkeitbezieht aus (Waltke 2010, S. 170) und bezeichnet entweder die Wiedergabe gemäß der Quelle oder ein Teilzitat. Andere Verständnismöglichkeiten: „berichten über, bekannt machen bezüglich, erzählen von“. (Zurück zu v.7)
sDer Begriff entstammt dem sakralen Königsrecht (Kraus 1960, S. 18) und bezieht sich hier auf einen bestimmten Abschnitt des Davidbundes, nämlich Gottes Zusage, Vater des davidischen Königs zu sein und ihn als Sohn zu betrachten (2. Sam 7,14). Das wird in 7b klar. Vielleicht zitiert der König dabei ein daran angelehntes Krönungsprotokoll (Kraus 1960, S. 18, Wallace 2009, S. 17). (Zurück zu v.7)
tNach den masoretischen Kantillationszeichen, die keine Constructus-Verbindung zwischen „Anordnung“ und „JHWH“ sehen: „...Anordnung berichten. JHWH hat...“ (vgl. Waltke 2010, S. 159; NET Ps 2,7, Fußnote 23) (Zurück zu v.7)
uDas ist zu verstehen i.S.v. „ich bin dein Vater geworden“. Der König wurde gemäß Gottes Zusage (2. Sam 7,14) als Teil des Davidbundes von ihm formal als Sohn angenommen. Der Brauch spiegelt sich in altvorderorientalischen Sitten wieder, wonach Herren einen treuen Untertanen formal adoptieren und so auf die Stufe eines leiblichen Kindes erheben konnten (NET Ps 2,7, Fußnote 23). Auch andere Könige wurden als Gottessöhne betrachtet, etwa der ägyptische (der den Göttern aber gleichwertig war) oder der assyrische (der eher göttlich bestellter und bevollmächtigter Diener war; Kraus 1960, S. 18f.). Doch der dort vorhandene Zeugungsmythos entspricht hier lediglich der Adoption (Terrien 2003, S. 85; Kraus 1960, S. 19f.). S.a. Biberger, Sohn/Tochter (AT), 4.2.3 Ps 2,7 (Wibilex).
Waltke 2010 Waltke (2010, S. 159) interpretiert als präsentisch zu übersetzendes Vollzugsperfekt. (Zurück zu v.7)
vEine Bitte passt besser in das dargestellte vertrauensvolle Verhältnis als eine Forderung. (Zurück zu v.8)
wD.h. Permanenter, erblicher Besitz (TWOT 1342a נַחֲלָה). (Zurück zu v.8)
xEs bleibt hier unklar, ob es sich um eine Prophezeiung oder um die Vollmacht zur Kriegführung handelt (Vgl. Wallace 2009, S. 18). (Zurück zu v.9)
yKann auch einen Hirtenstab bezeichnen. Der Genitiv beschreibt eine Eigenschaft; wörtlich „Stab des Eisens“. Vgl. Fußnote V. 6. (Zurück zu v.9)
zSo die LXX (vgl. NIV84), die durchaus die ursprüngliche Lesart bezeugen könnte (Vgl. Wilhelmi, Der Hirt mit dem eisernen Szepter, VT 27.2, 1977). Gründe für den Vorzug des MT bei Waltke 2010, S. 173. (Zurück zu v.9)
aaWörtlich: „Gefäß(e) eines Töpfers“ (Zurück zu v.9)
abDas Verb, das hier mit „kehrt um“ übersetzt ist, wird in der Regel übertragen mit „jauchzt“ oder „freut euch“; ersteres ist auch generell die für dieses Wort mit Abstand am häufigsten gewählte Übersetzungsweise. Dabei bedeutet גיל strenggenommen gar nicht „jubeln, jauchzen“. Unter anderem hängt es zusammen mit dem arabischen ğwl „sich drehen“, was daher z.B. König und auch heute noch Ges18 als Grundbedeutung annehmen. Ursprünglich bezeichnet גיל nicht ein freudiges Jubeln, sondern wohl das ekstatische sich-Drehen im Kultreigen (vgl. Ges18, S. 213; Merino 1983, S. 278); „jauchzen“ ist nur eine „annährungsweise Übersetzung“ (THAT I:416) - ja, גיל kann sogar sogar im Gegenteil einen Ausdruck des Entsetzens bezeichnen (vgl. Hos 10,5 - KBL3, S. 182: „kreischen, heulen“; DCH listet daher für Hos 10,5 und unsere Stelle ein גיל IV: „sich fürchten“). Meist wird von Exegeten und Übersetzern seine Bedeutung aber dennoch als „jubeln, jauchzen“ wahrgenommen, und weil es sich derart nur schlecht in den Kontext fügt, wird es hier sehr häufig weggelassen; den letzten Satzteil („mit Zittern“) ordnet man dann 12a zu und stellt einige Satzteile um (s. Fußnote dort).

Die NET dagegen deutet es mit „klagt“ und biegt von dort die Wortbedeutung weiter um zum wesentlich kontextgerechteren „kehrt um“ (NET Ps 2,11, Fußnote 32). Der Umweg über „klagt“ ist aber gar nicht nötig - s.o.: גיל kann ganz grundsätzlich den Vorgang des „sich-Drehens“ bezeichnen. Weil es sich derart wesentlich besser in den Kontext fügt, haben auch wir es als Primärübersetzung gewählt.

Ebenfalls möglich wäre vielleicht eine Übertragung mit „Zittern“: Weiterhin hängt גיל nämlich zusammen mit dem ugaritischen gwl / gjl, das auch für das „Zittern“ z.B. der Zähne (also für Zähneklappern) stehen kann; vgl. Halayka 2008, S. 140. Mit „zittern“ übertragen denn auch in Hos 10,5 SLT2000, MEN, H-R, TAF, LUT1912, TEXT, FREE, van Ess u.a; BDB schlägt es für unsere Stelle vor. - „Zittert mit Zittern“ wäre dann eine Art semantische Figura Etymologica; eine kommunikativere Übertragung wäre etwas wie „Verzagt mit Zittern!“. (Zurück zu v.11)
acDiese Stelle ist schwierig zu verstehen. Meist wird sie verstanden nach dem Muster „Küsst den Sohn!“, was aber im Zusammenhang des Psalms nicht viel Sinn ergibt. Viele Übersetzungen drehen daher mit der BHS die Reihenfolge von „Küsst“ und „mit Zittern“ in 11b und 12a um, weiter ersetzen sie „Sohn“ durch „Füße“, dann: „mit Zittern küsst seine Füße“ (als Zeichen der Unterwerfung; So ZÜR, LUT, , Weiser, Gerstenberger, Kraus nach Bertholet, Eine crux interpretum, ZAW 28.1, 1908). Doch das würde den Rhythmus zerstören, außerdem gilt der überlieferte Textbestand als zuverlässig (Terrien 2003, S. 86).
Eine sehr simple Lösung des Problems hat kürzlich Sabottka 2006, S. 98 vorgelegt: Er versteht das Wort נַשְקוּ nach der Bedeutung נשק II „sich wappnen“ (vgl. KBL3, S. 690); interpretiert das Piel als privatives Piel und übersetzt: „Rüstet ab!“. Weiterhin בַר interpretiert er nach der Bedeutung בַר II „rein, lauter“ (vgl. KBL3, S. 146) - was ohnehin naheliegt, da hier in V. 12 ein anderes Wort für „Sohn“ verwendet würde als in V. 7 - und kommt so zu der sehr sinnvollen Übersetzung „Rüstet lauter ab!“, das sich gut in den Kontext des Psalms fügt. Die adverbiale Deutung von בַר ist darüber hinaus ohnehin bereits der Übersetzungsvorschlag des Hieronymus in seinen „psalmi iuxta hebraicum translatus“ gewesen (s. hier) und auch in der Übersetzung von Buber-Rosenzweig die gewählte: „Rüstet euch mit Lauterkeit!“; ebenso z.B. auch schon Davidson 1888, S. 158. (Zurück zu v.12)
adGemeint ist keine Straße, sondern der im übertragenen Sinn eingeschlagene Weg, JHWH zu gehorchen – oder auch nicht (vgl. NET Ps 2,12, Fußnote 36; Anm. zu Ps 67,3). (Zurück zu v.12)