Psalm 22

Aus Die Offene Bibel

Version vom 26. November 2015, 11:22 Uhr von Sebastian Walter (Diskussion | Beiträge) (Überarbeitet bis 15, begonnen mit 16.)
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Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 22)

1 Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden).a Nach „Hirschkuh der Mörgenröte“ ([Vorzutragen vom] Vorsteher [über das Ritual] „Hirschkuh der Morgenröte“)b Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David


2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen,
[Warum] [bist du] fern von meiner Rettung (von meinem Schreien),c [von den] den Worten meiner Klage ([warum] sind die Worte meiner Klage fern von meiner Rettung)?
3 Meine Gottheit, ich rufe Tag - doch du antwortest nicht (erhörst mich nicht) ,d
Und Nacht - doch [es gibt] nicht Ruhe für mich.e

4 [Auf]f dich - den Heiligen,
Der du thronst über den Lobgesängen Israelsg (Dabei thronst du doch als der Heilige / über den Lobgesängen Israels) -
5 Auf dich vertrauten [doch schon] unsere Vorfahren:
Sie vertrauten - und du hast sie befreit.
6 Zu dir schrien sie - und wurden gerettet,
Auf dich vertrauten sie - und wurden nicht zuschanden.

7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
Der Leute Spott und verachtet vom Volk.
8 Alle, die mich sehen, verhöhnen mich,
Reißen die Lippe[n] auf, schütteln den Kopfh [und spotten:]i
9 „Wälze (Er hat gewälzt) [es]j auf JHWH! Der wird (soll) ihn retten,
Der wird (soll) ihn befreien - er hat ja Gefallen an ihm (er ist ja so gläubig)!“k

10 Ach! (So ists!, Denn) Du [warst] es [doch], der mich aus dem Schoß hervorbrechen ließ,l
Der mir Vertrauen einflößte (dem ich vertraute)m [schon] an der Brust meiner Mutter.
11 Auf dich bin ich geworfen [schon] vom Mutterleib an,n
[Schon] von meiner Mutter Schoß an bist du mein Gott.


12 Sei nicht fern von mir,
Denn die Enge [ist] nahe;o
[Denn] kein Beschützer ist da.
13 Es umgeben mich mächtige (zahlreiche) Stiere,
Gewaltige Baschan[stiere]p umringen mich.
14 Es sperren ihr Maul auf gegen mich
Reißende, brüllende Löwen (Sie sperren ihr Maul gegen mich auf / [wie] ein reißender, brüllender Löwe).q

15 Wie Wasser bin ich ausgeschüttet,
Und es sind gelöst all meine Gebeine.
Es ist mein Herz wie {das}r Wachs -
Es zerschmilzt in meiner Brust.s
16 Trocken wie eine [Ton]scherbe ist meine Kraft,
Meine Zunge klebt mir am Gaumen.t
Willst du mich in den Staub des Todes legen (In den Staub des Todes wirst du mich legen (können))!?

17 Um mich sind Hunde, eine Rotte von Übeltätern umzingelt mich, wie ein Löwe meine Hände und Füße.
18 Zählen kann ich all meine Knochen. Sie aber schauen zu, weiden sich an mir.
19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.
20 Du aber, JHWH, sei nicht fern, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
21 Errette vor dem Schwert mein Leben, aus der Gewalt der Hunde meine verlassene Seele!
22 Hilf mir vor dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern der Wildstiere! Du hast mich erhört.
23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, in der Versammlung will ich dich loben!
24 Die ihr JHWH fürchtet, lobt ihn, alle Nachkommen Jakobs, ehret ihn, erschauert vor ihm, alle Nachkommen Israels!
25 Denn er hat nicht verachtet oder (noch) verabscheut das Elend des Elenden, hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen, und als (da) er schrie, erhörte er ihn.
26 Von dir geht mein Lobgesang aus in großer Versammlung, meine Gelübde erfülle ich vor denen, die ihn fürchten.
27 Die Elenden essen und werden satt, es loben JHWH, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer.
28 Alle Enden der Erde werden dessen gedenken und umkehren zu JHWH, und vor dir werden sich niederwerfen alle Sippen der Völker.
29 Denn JHWH ist das Reich und er herrscht über die Völker.
30 Es aßen und warfen sich nieder alle Fetten (= Mächtigen) der Erde, vor ihm beugen sich alle, die in den Staub sinken. Seine Seele aber erhielt er nicht am Leben.
31 Nachkommen werden ihm dienen. Erzählen wird man vom Herrn der Generation,
32 die noch kommt und verkünden seine Gerechtigkeit dem Volk, das noch geboren wird. Er hat es vollbracht.

Anmerkungen

aChorleiter - Heb. menatseach; genaue Bedeutung unklar. Die Primärübersetzung „Chorleiter“ ist mehr oder weniger Konvention. S. noch nächste FN. (Zurück zu v.1)
bNach „Hirschkuh der Morgenröte“ ([Vorzutragen vom] Vorsteher [über das Ritual] „Hirschkuh der Morgenröte“) - Ein weiterer Begriff mit unbekannter Bedeutung. Für gewöhnlich werden diese und ähnliche Angaben in anderen Psalmen so verstanden, dass damit die Melodie eines bekannten Liedes genannt werde, nach der auch dieser Psalm zu singen sei, zu übersetzen wäre also etwa: „[vorzutragen] nach [der Melodie] ‚Hirschkuh der Morgenröte‘“.
Einen wahrscheinlicheren Vorschlag zum Verständnis der sog. „Psalmenüberschriften“ hat 1970 John Sawyer gemacht (s. Sawyer 2011b): In akkadischen Ritualtexten gibt es ähnliche Angaben wie in den Psalmüberschriften; u.a. wird dort häufig spezifiziert, wer den folgenden Text vorzutragen hat und welches Ritual Anlass des jeweiligen Ritualtextes ist. Entsprechend wäre dann in den Psalmen der menatseach nicht der „Chorleiter“ und die „Hirschkuh der Morgenröte“ nicht die Melodie, sondern der menatseach wäre Vorsteher über das Ritual mit dem Namen „Hirschkuh der Morgenröte“, bei dem der Psalm vorzuträgen wäre. Doch ist auch dies nur ein „educated guess“ und „Chorleiter“ und „[nach der Melodie]“ sind in dt. Üss. so etabliert, dass die LF doch besser den Primärüss. folgen sollte. (Zurück zu v.1)
cfern von meiner Rettung (von meinem Schreien) - Eine häufige biblische Metapher: Not wird erfahren als Abwesenheit Gottes; Gott hilft dem Notleidenden nicht, sondern „hat ihn verlassen“ und „hält sich fern“ von ihm - ist gar zu entfernt, um seine Klageworte zu empfangen und helfend darauf zu reagieren (s. ähnlich Ps 10,1; 35,22; 38,22; 71,12; Jes 59,9.11 u.ö.; vgl. z.B. TWAT II, Sp. 770).
Die Worte „von meiner Rettung“ (Heb. 'mischu`ati) werden häufig korrigiert (=> Textkritik) zu „von meinem Schreien“ (Heb. mischaw`ati) (so z.B. BHS; Deissler 1981, S. 102; Kselman 1982, S. 173-5); daher erklärt sich z.B. die Übersetzung „Warum bist du fern von meinem Flehen“ von und HER05. Doch das ist ganz unnötig.
In der LF muss dieser Vers wohl freier übersetzt werden; gut z.B. GN: „Warum hilfst du nicht, wenn ich schreie, warum bist du so fern?“; ähnlich NL. (Zurück zu v.2)
dAntworten ist in Zhgg. wie diesem fast stets ein stehender Begriff für die Gebetserhörungen Gottes. (Zurück zu v.3)
edoch [es gibt] nicht Ruhe für mich - dumijah („Ruhe“) bezieht sich hier wohl nicht auf das „Schweigen“ des Leids, sd. auf das Schweigen des Psalmisten: Im hierigen Sinne findet es sich nur noch in Ps 39,3, wo deutlich vom Verstummen des Psalmisten die Rede ist. S. auch R-S: „Stillschweigen ist mir nicht vergönnt“; T4T: „but I am not able to rest“; Weiser 1959: „und ich kann doch nicht schweigen“ u.ö.
Der Vers ist also als „meristisches Hyperbaton“ strukturiert (wie z.B. auch Ps 19,14 (dazu s. FN aq) und Ps 4,5 (dazu s. FN p)): Ähnlich, wie deutlich „Ich rufe Tag“ und „und Nacht“ zusammengehören, gehören auch „du antwortest nicht“ und „es gibt keine Ruhe für mich“ zusammen, beide Paare sind aber aus poetischen Gründen in zwei Zeilen aufgeteilt worden. Die Bedeutung ist dann: „Ich rufe Tag und Nacht, aber du antwortest nicht und [also] ist es mir nicht vergönnt, mit dem Rufen aufhören zu können“.
Syr und Äth hatten offenbar einen anderslautenden hebräischen Text vor sich, nämlich statt dumijah li („Ruhe für mich“) dimitha li („du denkst nicht an mich“); Zorell 1926, S. 311 und Kissane 1953, S. 98 wollen daher auch den hebräischen Text nach dimitha korrigieren (=> Textkritik). Doch er macht Sinn, wie er steht, und wird von den anderen alten Üss. gestützt. (Zurück zu v.3)
f[Auf] - W. „Aber du, der Heilige, der du thronst über den Lobgesängen Israels - auf dich vertrauten...“. Ein sog. „Casus pendens“: Ein Satzglied (hier: „du, der Heilige, der du thronst über den Lobgesängen Israels“) wird aus seinem eigentlichen Zusammenhang im Satz herausgenommen und unverbunden vor den Satz gestellt, um es danach mit einem Pronomen (hier: „auf dich) noch mal aufzugreifen. Gut Eerdmans 1947, S. 172: „And thou, holy one, that inhabitest the praises of Israel, / our fathers trusted in thee.“ (Zurück zu v.4)
gden Heiligen, der du thronst über den Lobgesängen Israels! - Mit dem Ausdruck der Heilige ist hier wie z.B. auch in Jes 5,16; 5,19 (vgl. V. 20); 41,20 (vgl. V. 21); 48,17 (vgl. V. 18) die übermenschliche Gerechtigkeit Gottes bezeichnet (so gut Herkenne 1936, S. 105), aufgrund der er als „der Heilige Israels“ auch stets auf der Seite seines Volkes steht.
Vv. 4-6 sind sehr wahrscheinlich keine Vertrauensäußerung, wie das z.B. Gerstenberger 1991 und Janowski 2003 sehen. V. 7 zeigt deutlich, dass der Hinweis auf die früheren Rettungstaten Gottes der Kontrastierung dient: Ihnen hat Gott geholfen, ihm aber hilft er nicht - ihm, dem „Wurm“. Vv. 4-6 meinen also nicht: „[Warum hilfst du mir nicht?] Aber du bist ja der Heilige, [also wird schon alles gut werden -] du hast ja auch unseren Vorfahren geholfen.“, sondern sie dienen der Unterstreichung der in V. 2 ausgedrückten Verständnislosigkeit: „Warum hilfst du mir nicht? ... Du bist doch der Heilige, der schon unseren Vorfahren, die dich [wie ich] verehrten, geholfen hat!“ Die Argumentation in Vv. 2-6 geht damit ganz ähnlich wie die in Hab 1,12f.: „Bist du nicht von alters her mein Heiliger? Wir werden nicht sterben, JHWH - das hast du, oh Fels, als Gesetz festgesetzt und als Gebot bestimmt (≙ Vv. 4-6)... Warum aber schaust du dann Räubern zu und schweigst, wenn ein Gesetzloser den verschlingt, der gerechter ist als er? (≙ Vv. 2f.)“ Vgl. gut Charney 2013, S. 47; Davis 1992, S. 97; Kissane 1953, S. 99. (Zurück zu v.4)
hReißen die Lippe[n] auf, schütteln den Kopf - Zwei Gesten der Verachtung. Zur ersten Geste s. noch Ijob 16,10; Ps 35,21; zur zweiten Ps 44,14; 64,8. (Zurück zu v.8)
i[und spotten:] - das Folgende ist eine Spottrede der der „Leute“, die dem Psalmisten absprechen, dass Gott Wohlgefallen an ihm habe. Vgl. z.B. Gordis 1949, S. 167f. (Zurück zu v.8)
jWälze (Er hat gewälzt) [es] - Ausdruck dafür, etwas jmds. Fürsorge anzuvertrauen, auf dass der sich darum kümmere; s. Ps 37,5; Spr 16,3 1 Pet 5,7. Weil „wälzen“ im Dt. unverständlich ist, folgen viele der freieren Üs. von Mt 27,43: „Vertrau auf JHWH!“ Erwägenswert vielleicht BB: „Soll er doch seine Last auf den HERRN abwälzen!“, ASTADLER: „Der soll seine Sorgen auf Gott abschieben!“
Textkritik: LXX, Syr, Hieronymus und Mt 27,43 lasen statt gol („Wälz“) gal („Er hat gewälzt“). Der urspr. heb. Text bot beide Deutungsmöglichkeiten; viele Exegeten folgen daher dieser Lesart, weil nach ihr kein Perspektivwechsel (Sprechen zum Psalmisten => Spotten über den Psalmisten) in der Rede der Leute stattfinden muss. Angesichts der beiden obigen atl. Parallelen und Ps 55,23, die alle im Imp. formuliert sind, liegt aber auch hier die Lesung als Imperativ näher (so richtig Gordis 1949, S. 167, FN 21). (Zurück zu v.9)
kEr hat ja Gefallen an ihm (er ist ja so gläubig) - stark übersetzt von GN, HfA, R-S: „[Er ist] ja sein Liebling!“
Auch möglich: „Er ist ja so gläubig“, s. z.B. Ps 73,25, wo mit dem „Gefallen“ des Psalmisten an Gott seine Ganzhingabe ausgedrückt wird. Im Kontext macht das vielleicht sogar mehr Sinn, s. den dreimaligen Hinweis auf das „Vertrauen“ der Vorfahren in Vv. 5f. und die Rede vom Gottesverhältnis „von Geburt an“ des Psalmisten. Das ki („doch“) zu Beginn von V. 10 könnte dann mit „Ja!...“, „So ist es!...“ o.Ä. übersetzt werden: In der Tat ist der Psalmist schon von Geburt an tiefgläubig und ergo müsste Gott ihm daher hold sein (vgl. Ps 91,14!); völlig unverständlich ist daher jetzt Gottes plötzliche Abwesenheit. So nur wenige ältere Exegeten (z.B. Ewald); erwogen noch von Olshausen 1853, S. 122f. Vv. 10f. sind daher besser für die LF zu verstehen wie Vv. 4-6: „Früher warst du mir doch gut - [warum also jetzt nicht mehr]?“ (Zurück zu v.9)
laus dem Schoß hervorbrechen ließ - d.h. der bei meiner Geburt Hebammendienst leistete. V. 10 spricht davon, wie Gott sich schon von Geburt an um den Psalmisten kümmerte, V. 11 davon, wie der Psalmist dafür schon von Geburt an Gott tief verbunden war. (Zurück zu v.10)
mTextkritik: der mir Vertrauen einflößte (dem ich vertraute - LXX, Syr, VUL, Hieronymus und Tg hatten offenbar statt dem Text mabtichi („der mir Vertrauen einflößte“) mibtachi („der mein Vertrauen [war]) vorliegen, der auch in einigen Handschriften zu finden ist. Das ist eine sehr starke Bezeugung; warum dem nur Ehrlich 1905, S. 44 und Kissane 1953, S. 98 folgen, ist nicht ganz verständlich; wir folgen MT nur, weil dies eine starke Mehrheitsmeinung ist. (Zurück zu v.10)
nAuf dich bin ich geworfen - Vergleichbarer Ausdruck nur noch in Ps 55,23. Da diese Stelle wiederum stark an Ps 22,9; 37,5 und Spr 16,3 gemahnt, legt sich die Annahme nahe, dass „etwas auf JHWH werfen“ und „etwas auf JHWH wälzen“ gleichbedeutend sind und also bedeuten: „Etwas unter JHWHs Hut stellen.“ Hier wird nicht „etwas“ unter JHWHs Hut gestellt, sondern der Psalmist selbst. Sehr gut daher HER05: „Dir bin ich zu Eigen von Anbeginn“; HfA: „Du bist mein Gott, seitdem mein Leben im Mutterleib begann“.
Glücklich Fügung übrigens, wie dieser Vers vor dem Hintergrund des Existentialismus gelesen werden kann, wo die „Geworfenheit“ die schutzlose Ausgeliefertheit des Menschen an die Welt meint. Nein, sagt Psalm 22: Von Geburt an ist der Mensch auf Gott geworfen und gerade daher der Welt eben nicht schutzlos ausgeliefert. (Zurück zu v.11)
oEnge ist nahe - dazu s. Ps 4,2 (dazu FN f); 25,17: Not wird in der Bibel des Öfteren mit der Metapher des Beengt-seins ausgedrückt. Hier gleich doppelt: „die Enge ist nahe“ - ganz im Gegensatz zum „fernen“ Gott, der den Psalmisten verlassen hat. (Zurück zu v.12)
pBaschan[stiere] - Baschan war eine äußerst fruchtbare Region; die „Baschanstiere“ sind daher hier noch mal als Steigerung der bloßen „Stiere“ erwähnt: als besonders gut genährte und daher besonders gefährliche Vertreter ihrer Art. Vgl. Dtn 32,14 und Ez 39,18, wo die „Baschanstiere“ als besonders nahrhafte Vertreter ihrer Art genannt werden, und Am 4,1, wo sie gar zur Metapher für trinkfreudige Bonzen werden. (Zurück zu v.13)
qreißende, brüllende Löwen ([wie] ein reißender, brüllender Löwe) steht im heb. Text im Sg. Viele denken daher, dass Subjekt des „Maul-Aufsperrens“ die (selbst schon metaphorischen) Baschanstiere wären, die danach noch einmal mit dem Vergleich „[wie] ein Löwe“ näher spezifiziert würden. Wahrscheinlicher ist, dass Löwe hier ein sog. „kollektiver Singular“ mit Pluralbedeutung ist und als ein solcher mit dem Pluralverb „sie sperren ihr Maul gegen mich auf“ konstruiert wird.
Das „Maul-aufsperren“ ist hier nicht wie in V. 8 als Spottgeste zu verstehen, sondern wörtlich als Bild für die von den Löwen ausgehende Gefahr. (Zurück zu v.14)
r{das} - Vergleiche werden im Heb. häufig auch dort mit best. Artikel konstruiert, wo das Dt. einen unbest. Artikel verwenden würde. (Zurück zu v.15)
sEine Reihe starker Metaphern zur Beschreibung der Not: Aus lauter Furcht löst sich der Psalmist regelrecht auf. (Zurück zu v.15)
tZwei weitere Metaphern. Man beachte, dass sie genau das Gegenteilige sagen: Fühlte der Dichter sich in V. 15 noch wie „ausgeschüttetes Wasser“ und sein Herz „zerschmolz“, ist seine Kraft in V. 16 „trocken wie eine Scherbe“ und „seine Zunge klebt ihm am Gaumen“ (W.: „an den beiden Kiefern“). Der Effekt ist der selbe wie im dt. „Vor Panik ist mir heiß und kalt zugleich“. (Zurück zu v.16)