K (gerafft; an neue Kriterien angepasst.) |
|||
Zeile 39: | Zeile 39: | ||
<poem>{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde! | <poem>{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde! | ||
− | _ [Wie]<ref name="double duty-mah">Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN.</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die sich gegen mich erheben | + | _ [Wie]<ref name="double duty-mah">''[Wie]'' - Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN.</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)<ref>''meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)'' - W. „Die sich gegen mich erhebenden“. So auch viele Üss., doch ist das übertrieben wörtlich: Weil dieses „sich gegen jemanden erheben“ die prototypische Handlungsweise von Gegnern ist (s. [[Deuteronomium 28#s7 |Dtn 28,7]]; [[Psalm 92#s12 |Ps 92,12]]), ist der Ausruck „ein sich gegen jemanden Erhebender“ selbst zum stehenden Begriff für Gegner geworden; vgl. KBL3, S. 1016 und s. [[Exodus 15#s7 |Ex 15,7]]; [[Deuteronomium 28#s7 |Dtn 28,7]]; [[2Samuel 18#s31 |2 Sam 18,31]]; [[Psalm 44#s6 |Ps 44,6]].</ref>! |
− | {{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref> | + | {{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref>''Seele'' - Im Heb. häufiger Wechselbegriff für „Ich“.</ref> sagen: |
− | _ „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. | + | _ „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Rettung (Hilfe, Sieg)'' - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend.</ref><ref>'''tFN''': Das Suffix {{hebr}}תְה{{hebr ende}}- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. [http://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/90 GKC §90]g; ''ad loc.'' auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23.</ref> für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}<ref name="Sela">''{<s>Sela</s>}'' - Die Bedeutung von „Sela“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}}]. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre.</ref></poem> |
− | <poem>{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref> | + | <poem>{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref>''ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)'' - W. ''ein Schild um mich''. Weil ein Schild aber ja nicht rundum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von ''einer'', Jahve aber von ''allen'' Seiten.“), besser so: ''Schild'' wird in der heb. Poesie des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und das Heb. ''ba`ad'' (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ''ein Schild um'' mich“ = „JHWH ''Schutz für'' mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn ''eben doch''.</ref>, |
− | _ [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref> | + | _ [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref>''mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)'' - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *''Max ist Moritz' Herrlichkeit''). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) ''kabod'' („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies ''kabod'' im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, {{hebr}}כבוד{{hebr ende}} should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“.</ref> und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)<ref>''meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)'' - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier - wie auch im Akkadischen - „''jemanden'' erhöhen“, „jemanden ''auszeichnen''“ (vgl. KBL3, S. 1124).</ref>. |
− | Brettler | + | {{S|5}}[Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimme<ref>'''tFN''': ''ich [mit] meiner Stimme'' - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. [[Exodus 24#s3|Ex 24,3]]); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft.</ref> JHWH anrufe (anrief), |
− | {{S|5}}[Sooft (Wann immer)]<ref name="tempora">Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten | + | _ antwortet (antwortete, erhörte<ref>''antwortet'' - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier.</ref>)<ref name="tempora" /> er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).<ref name="tempora">'''tFN''': Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten: V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).<br /> |
− | |||
Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; ''ad loc.'' auch Baethgen 1892, S. 8; Beyerlin 1970, S. 79; Kirkpatrick 1897, S. 15; Kissane 1953, S. 11; Kittel 1914, S. 13). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Budde, Craigie, Graetz, Gunkel, Kraus, Kselman, Schmidt und Zuber umpunktiert werden zum Waw-Yiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}}. V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (->unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br /> | Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; ''ad loc.'' auch Baethgen 1892, S. 8; Beyerlin 1970, S. 79; Kirkpatrick 1897, S. 15; Kissane 1953, S. 11; Kittel 1914, S. 13). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Budde, Craigie, Graetz, Gunkel, Kraus, Kselman, Schmidt und Zuber umpunktiert werden zum Waw-Yiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}}. V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (->unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br /> | ||
'''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz: „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“<br /> | '''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz: „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“<br /> | ||
− | Zu „Wenn ich mich hinlege und einschlafe“ könnte man noch folgendes erwägen: Im Hebräischen kann eine einzige Handlung auch nach obigem Muster durch zwei Verben ausgedrückt werden; häufig markiert dies Ingressivität. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier für die Lesefassung auch überlegen, ob man „sich niederlegen und schlafen“ nicht schlicht mit „einschlafen“ übersetzen und „sich niederlegen“ aussparen will.</ref> | + | Zu „Wenn ich mich hinlege und einschlafe“ könnte man noch folgendes erwägen: Im Hebräischen kann eine einzige Handlung auch nach obigem Muster durch zwei Verben ausgedrückt werden; häufig markiert dies Ingressivität. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier für die Lesefassung auch überlegen, ob man „sich niederlegen und schlafen“ nicht schlicht mit „einschlafen“ übersetzen und „sich niederlegen“ aussparen will.</ref> {Selah}<ref name="Sela" /> |
− | + | {{S|6}} [Wenn] ich mich hinlege und schlafe, | |
− | {{S|6}} [Wenn] | + | _ erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)<ref name="tempora" />!</poem> |
− | _ erwache | ||
Zeile 71: | Zeile 69: | ||
|} | |} | ||
− | Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-3 / 4-6 / 7-9.</ref> Ich fürchte mich nicht vor den<ref>Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern | + | Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-3 / 4-6 / 7-9.</ref> Ich fürchte mich nicht vor [den]<ref>'''tFN''': ''[den]'' - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern, |
_ die sich ringsum niedergelassen haben wider mich. | _ die sich ringsum niedergelassen haben wider mich. | ||
{{S|8}} Erhebe dich, JHWH; | {{S|8}} Erhebe dich, JHWH; | ||
_ rette mich, mein Gott! | _ rette mich, mein Gott! | ||
− | {Ja!,}<ref>Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578. | + | {Ja!,}<ref>'''tFN''': ''{<s>Ja!,</s>}'' - Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>'''tFN''': ''Zerschlage'' - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578.</ref> (Schlage auf)<ref>''Zerschlage (Schlage auf)'' - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984).</ref> all meinen Feinden den Kiefer (Backe); |
_ die Zähne der Frevler zerschmettre! | _ die Zähne der Frevler zerschmettre! | ||
− | {{S|9}} Bei JHWH<ref> | + | {{S|9}} Bei JHWH [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Bei JHWH ist Rettung'' - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“).</ref>; |
− | _ auf deinem Volk [ist (sei)] | + | _ auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}<ref name="Sela" /></poem> |
{{Bemerkungen}} | {{Bemerkungen}} | ||
{{Kapitelseite Fuß}} | {{Kapitelseite Fuß}} |
Version vom 8. Juni 2015, 13:29 Uhr
Syntax ungeprüft
Lesefassung (Psalm 3)
1 Ein Davidspsalm.
Als er vor seinem Sohn Absalom floh.
2 ⸂Herr⸃ , ich hab so viele Feinde!
So viele Gegner habe ich!
3 So viele spotten über mich:
„Den rettet Gott sicher nicht!“
4 Und dennoch, ⸂Herr⸃ , bist du mir Schutz und Schild,
bist mein Mächtiger und erhöhst mich:
5 Wenn ich zu ⸂Gott⸃ bete
erhört er mich von seinem heiligen Berg;
6 Und schlaf ich auch ein,
wache ich doch stets wieder auf -
Denn ⸂Gott⸃ ist mein Helfer.
7 Die Unzahl an Kriegern fürchte ich nicht,
die mich umzingelt haben.
8 Erhebe dich, ⸂Gott⸃!
Rette mich, Herr!
Zerschlag die Kiefer meiner Feinde,
Zerschmettre die Zähne der Frevler!
9 ⸂Unser Gott⸃ ist der Retter;
dein Segen ruht auf deinem Volk.
Anmerkungen
Studienfassung (Psalm 3)
1 Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
Während (Als) er floh vor Absalom, seinem Sohn〈a〉.
2 JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
[Wie]〈b〉 zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)〈c〉!
3 [Wie]〈b〉 zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)〈d〉 sagen:
„Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)〈e〉〈f〉 für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}〈g〉
4 Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)〈h〉,
[du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)〈i〉 und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)〈j〉.
5[Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimme〈k〉 JHWH anrufe (anrief),
antwortet (antwortete, erhörte〈l〉)〈m〉 er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).〈m〉 {Selah}〈g〉
6 [Wenn] ich mich hinlege und schlafe,
erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)〈m〉!
7〈n〉 Ich fürchte mich nicht vor [den]〈o〉 Myriaden von Kriegern,
die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
8 Erhebe dich, JHWH;
rette mich, mein Gott!
{Ja!,}〈p〉 Zerschlage〈q〉 (Schlage auf)〈r〉 all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
die Zähne der Frevler zerschmettre!
9 Bei JHWH [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg)〈s〉;
auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}〈g〉
Anmerkungen
a | Vgl. 2 Sam 16 (Zurück zu v.1) | ||||||||||
b | [Wie] - Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN. (Zurück zu v.2 / zu v.3) | ||||||||||
c | meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben) - W. „Die sich gegen mich erhebenden“. So auch viele Üss., doch ist das übertrieben wörtlich: Weil dieses „sich gegen jemanden erheben“ die prototypische Handlungsweise von Gegnern ist (s. Dtn 28,7; Ps 92,12), ist der Ausruck „ein sich gegen jemanden Erhebender“ selbst zum stehenden Begriff für Gegner geworden; vgl. KBL3, S. 1016 und s. Ex 15,7; Dtn 28,7; 2 Sam 18,31; Ps 44,6. (Zurück zu v.2) | ||||||||||
d | Seele - Im Heb. häufiger Wechselbegriff für „Ich“. (Zurück zu v.3) | ||||||||||
e | Rettung (Hilfe, Sieg) - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend. (Zurück zu v.3) | ||||||||||
f | tFN: Das Suffix תְה- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. GKC §90g; ad loc. auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23. (Zurück zu v.3) | ||||||||||
g | { | ||||||||||
h | ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich) - W. ein Schild um mich. Weil ein Schild aber ja nicht rundum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von einer, Jahve aber von allen Seiten.“), besser so: Schild wird in der heb. Poesie des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und das Heb. ba`ad (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ein Schild um mich“ = „JHWH Schutz für mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn eben doch. (Zurück zu v.4) | ||||||||||
i | mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit) - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *Max ist Moritz' Herrlichkeit). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) kabod („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies kabod im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, כבוד should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“. (Zurück zu v.4) | ||||||||||
j | meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht) - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier - wie auch im Akkadischen - „jemanden erhöhen“, „jemanden auszeichnen“ (vgl. KBL3, S. 1124). (Zurück zu v.4) | ||||||||||
k | tFN: ich [mit] meiner Stimme - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. Ex 24,3); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft. (Zurück zu v.5) | ||||||||||
l | antwortet - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier. (Zurück zu v.5) | ||||||||||
m | (zu v.5 / zu v.6) | ||||||||||
n | Die hier vorgeschlagene Strophen-Aufteilung ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht vorgeschlagen worden. Str. 1 und Str. 3 sind aber recht deutlich miteinander verknüpft:
| ||||||||||
o | tFN: [den] - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz. (Zurück zu v.7) | ||||||||||
p | tFN: { | ||||||||||
q | tFN: Zerschlage - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578. (Zurück zu v.8) | ||||||||||
r | Zerschlage (Schlage auf) - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984). (Zurück zu v.8) | ||||||||||
s | Bei JHWH ist Rettung - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“). (Zurück zu v.9) |