Psalm 3: Unterschied zwischen den Versionen

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<poem>{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
 
<poem>{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
_ [Wie]<ref name="double duty-mah">Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN.</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die sich gegen mich erheben (meine Gegner)<ref>Das hebr. {{hebr}}קוּם עַל{{hebr ende}} meint „sich erheben gegen X“ und hat feindliche Bedeutung; vgl. ''ad loc.'' z.B. Gunkel 1968, S. 14. KBL3 listet denn {{hebr}}קָמִים{{hebr ende}} direkt als „Gegner“ (S. 1016). „Viele stehen gegen mich auf“ ist eine übertrieben wörtliche und wenig kommunikative Übersetzung, von der wir daher für die Lesefassung abraten.</ref>!
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_ [Wie]<ref name="double duty-mah">''[Wie]'' - Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN.</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)<ref>''meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)'' - W. „Die sich gegen mich erhebenden“. So auch viele Üss., doch ist das übertrieben wörtlich: Weil dieses „sich gegen jemanden erheben“ die prototypische Handlungsweise von Gegnern ist (s. [[Deuteronomium 28#s7 |Dtn 28,7]]; [[Psalm 92#s12 |Ps 92,12]]), ist der Ausruck „ein sich gegen jemanden Erhebender“ selbst zum stehenden Begriff für Gegner geworden; vgl. KBL3, S. 1016 und s. [[Exodus 15#s7 |Ex 15,7]]; [[Deuteronomium 28#s7 |Dtn 28,7]]; [[2Samuel 18#s31 |2 Sam 18,31]]; [[Psalm 44#s6 |Ps 44,6]].</ref>!
{{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref>„Seele“ ist ein im Hebräischen gebräuchliches Synonym für „Ich“ (vgl. z.B. Wolff 1973, S. 25f.). Im Deutschen nicht, daher sei für die Lesefassung zum Alternativ-vorschlag geraten.</ref> sagen:  
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{{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref>''Seele'' - Im Heb. häufiger Wechselbegriff für „Ich“.</ref> sagen:  
_ „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a.; „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend.</ref><ref>Das Suffix {{hebr}}תְה{{hebr ende}}- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. [http://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/90 GKC §90]g; ''ad loc.'' auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23.</ref> für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}<ref name="Sela">Die Bedeutung von {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}} „Selah“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}}]. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre.</ref><ref>Kein Strophenbruch; V. 3 und V. 4 bilden eine deutliche Antithese; vgl. z.B. Krašovec 1984, S. 60f.; Kselman 1987, S. 573f.</ref></poem>
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_ „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Rettung (Hilfe, Sieg)'' - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend.</ref><ref>'''tFN''': Das Suffix {{hebr}}תְה{{hebr ende}}- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. [http://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/90 GKC §90]g; ''ad loc.'' auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23.</ref> für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}<ref name="Sela">''{<s>Sela</s>}'' - Die Bedeutung von „Sela“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}}]. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre.</ref></poem>
  
  
<poem>{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref>Zu dieser Stelle wird gern erwogen, warum denn ein Schild ''ringsum'' Schutz sein könne (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von ''einer'', Jahve aber von ''allen'' Seiten.“) Das ist unnötig; {{hebr}}מָגֵן{{hebr ende}} ''Schild'' wird des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und {{hebr}}בַּעַד{{hebr ende}} ''um...herum'' gibt auch einfach die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins an (vgl. z.B. KBL3, S. 135). Der Sinn der beiden Teilverse ist: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn ''eben doch''.</ref>,
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<poem>{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref>''ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)'' - W. ''ein Schild um mich''. Weil ein Schild aber ja nicht rundum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von ''einer'', Jahve aber von ''allen'' Seiten.“), besser so: ''Schild'' wird in der heb. Poesie des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und das Heb. ''ba`ad'' (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ''ein Schild um'' mich“ = „JHWH ''Schutz für'' mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn ''eben doch''.</ref>,
_ [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref>Die letzte Alternative ist die Standartübersetzung. Sie macht aber nicht sehr viel Sinn (=> *''Max ist Moritz' Herrlichkeit''). Gelegentlich wird es daher gedeutet als z.B. „Gegenstand meines Rühmens“=„der von mir Gerühmte“ (z.B. Baethgen 1892, S. 8) oder „Quelle meines Rühmens“ (z.B. Houston/Waltke 2010, S. 202; Kissane 1953, S. 11), was zwar beides möglich ist, aber nicht gut in den Kontext des Psalms passt. Entschieden vorzuziehen ist daher - da ja auch der vorangehende Teilvers und der folgende Teilvers-teil Gottes-prädikationen enthält - die Deutung, die {{hebr}}כָּבוּד{{hebr ende}} als JHWH-Appellativ liest, wie das Wort häufiger in der Bibel verwendet wird. So z.B. ''ad loc.'' Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60.<br />
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_ [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref>''mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)'' - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *''Max ist Moritz' Herrlichkeit''). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) ''kabod'' („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies ''kabod'' im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, {{hebr}}כבוד{{hebr ende}} should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“.</ref> und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)<ref>''meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)'' - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier - wie auch im Akkadischen - „''jemanden'' erhöhen“, „jemanden ''auszeichnen''“ (vgl. KBL3, S. 1124).</ref>.
Brettler nun weist darauf hin, dass {{hebr}}כָּבוּד{{hebr ende}} im Hebräischen auch häufiger eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, {{hebr}}כבוד{{hebr ende}} should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“.</ref> und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)<ref>Zum Ausdruck „meinen Kopf erheben“ vgl. KBL3: „cf. akk. [...] das Haupt erhöhen=sich bemühen, jmdn umsorgen: sein Haupt erhöhen=auszeichnen Ps 3,4“ (S. 1124). Man muss dafür nicht mal auf das Akkadische rekurrieren; das „Haupt“ steht im Hebräischen häufiger (ebenso wie „Seele“ in V. 3) für die ganze Person (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83). Übersetze daher: „und der, der mich erhöht“</ref>.
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{{S|5}}[Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimme<ref>'''tFN''': ''ich [mit] meiner Stimme'' - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. [[Exodus 24#s3|Ex 24,3]]); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft.</ref> JHWH anrufe (anrief),
{{S|5}}[Sooft (Wann immer)]<ref name="tempora">Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten. Sicher wird man sie nicht unabhängig von ihrer eigentlichen Temporalsemantik deuten dürfen, da sonst ganz unverständlich bliebe, warum der Autor zu drei verschiedenen Tempora gegriffen hat.
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_ antwortet (antwortete, erhörte<ref>''antwortet'' - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier.</ref>)<ref name="tempora" /> er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).<ref name="tempora">'''tFN''': Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten: V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).<br />
Es handelt sich um die Tempora V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).<br />
 
 
Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; ''ad loc.'' auch Baethgen 1892, S. 8; Beyerlin 1970, S. 79; Kirkpatrick 1897, S. 15; Kissane 1953, S. 11; Kittel 1914, S. 13). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Budde, Craigie, Graetz, Gunkel, Kraus, Kselman, Schmidt und Zuber umpunktiert werden zum Waw-Yiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}}. V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (->unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br />
 
Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; ''ad loc.'' auch Baethgen 1892, S. 8; Beyerlin 1970, S. 79; Kirkpatrick 1897, S. 15; Kissane 1953, S. 11; Kittel 1914, S. 13). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Budde, Craigie, Graetz, Gunkel, Kraus, Kselman, Schmidt und Zuber umpunktiert werden zum Waw-Yiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}}. V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (->unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br />
 
'''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz: „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“<br />
 
'''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz: „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“<br />
Zu „Wenn ich mich hinlege und einschlafe“ könnte man noch folgendes erwägen: Im Hebräischen kann eine einzige Handlung auch nach obigem Muster durch zwei Verben ausgedrückt werden; häufig markiert dies Ingressivität. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier für die Lesefassung auch überlegen, ob man „sich niederlegen und schlafen“ nicht schlicht mit „einschlafen“ übersetzen und „sich niederlegen“ aussparen will.</ref> ich [mit] meiner Stimme<ref>Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. [[Exodus 24#s3|Ex 24,3]]); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Akkusativ der Zeit (Buttenwieser 1938, S. 400f: „Wenn ich mit meiner Stimme zu Jahwe rufe“ - dies scheint aber eher ein Krypto-accusativus instrumenti in einem nicht-markierten Temporalsatz zu sein), innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft.</ref> JHWH anrufe (anrief)<ref name="tempora" />,
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Zu „Wenn ich mich hinlege und einschlafe“ könnte man noch folgendes erwägen: Im Hebräischen kann eine einzige Handlung auch nach obigem Muster durch zwei Verben ausgedrückt werden; häufig markiert dies Ingressivität. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier für die Lesefassung auch überlegen, ob man „sich niederlegen und schlafen“ nicht schlicht mit „einschlafen“ übersetzen und „sich niederlegen“ aussparen will.</ref>  {Selah}<ref name="Sela" />
_ antwortet (antwortete, erhörte<ref>Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier.</ref>)<ref name="tempora" /> er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).   {Selah}<ref name="Sela" />
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{{S|6}} [Wenn] ich mich hinlege und schlafe,
{{S|6}} [Wenn]<ref name="tempora" /> ich mich hinlege<ref name="tempora" /> und schlafe<ref name="tempora" />,
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_ erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)<ref name="tempora" />!</poem>
_ erwache<ref name="tempora" /> ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)<ref name="tempora" />!</poem>
 
  
  
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Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-3 / 4-6 / 7-9.</ref> Ich fürchte mich nicht vor den<ref>Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern<ref>„Volk“, die übliche Übersetzung von {{hebr}}עָם{{hebr ende}}, lässt sich nicht mit einer Zahl näher bestimmen (z.B. Delitzsch 1894, S. 77: *''Myriaden Volkes''). Da hier aber ohnehin die kontextuell angemessenere Übertragung von {{hebr}}עָם{{hebr ende}} „Kriegsvolk, Truppen“ ist, lässt sich diese Schwierigkeit leicht umgehen.</ref>,
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Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-3 / 4-6 / 7-9.</ref> Ich fürchte mich nicht vor [den]<ref>'''tFN''': ''[den]'' - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern,
 
_ die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
 
_ die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
 
{{S|8}} Erhebe dich, JHWH;
 
{{S|8}} Erhebe dich, JHWH;
 
_ rette mich, mein Gott!
 
_ rette mich, mein Gott!
{Ja!,}<ref>Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578. Andere Analysen: prophetisches Perfekt (Deissler 1989, S. 37; Gunkel 1968, S. 14: „Du wirst zerschlagen“; beide übersetzen aber dennoch präsentisch). Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961 denken, dass in V. 8c eingetreten ist, was der Beter in V. 8ab erfleht hat und nehmen dafür in Kauf, dass sie inmitten des Verses die Zeit einer ganzen Kriegshandlung Jahwes vergehen lassen müssen: „Erhebe dich und rette mich! ... Du hast zerschlagen“</ref> (Schlage auf)<ref>Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. - auch ''ad loc.'' - Hackett/Huehnergard 1984).</ref> all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
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{Ja!,}<ref>'''tFN''': ''{<s>Ja!,</s>}'' - Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>'''tFN''': ''Zerschlage'' - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578.</ref> (Schlage auf)<ref>''Zerschlage (Schlage auf)'' - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984).</ref> all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
 
_ die Zähne der Frevler zerschmettre!
 
_ die Zähne der Frevler zerschmettre!
{{S|9}} Bei JHWH<ref>Lamed der Zuständigkeit; vgl. z.B. KBL3, S. 484. Wieder heißt dies nur: JHWH ist es, der rettet.</ref> [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg);
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{{S|9}} Bei JHWH [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Bei JHWH ist Rettung'' - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“).</ref>;
_ auf deinem Volk [ist (sei)]<ref>Vollzieht man die Sinnlinien des Psalms nach, wird klar, dass diese letzte Äußerung aus der Gewissheit von JHWHs Heilshandeln gesprochen sind; die indikativische Bedeutung ist daher wahrscheinlicher als die konjunktivische.</ref> dein Segen. {Selah}<ref name="Sela" /></poem>
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_ auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}<ref name="Sela" /></poem>
  
 
{{Bemerkungen}}
 
{{Bemerkungen}}
  
 
{{Kapitelseite Fuß}}
 
{{Kapitelseite Fuß}}

Version vom 8. Juni 2015, 13:29 Uhr

Syntax ungeprüft

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 3)

1 Ein Davidspsalm.
Als er vor seinem Sohn Absalom floh.


2 ⸂Herr⸃ , ich hab so viele Feinde!
So viele Gegner habe ich!
3 So viele spotten über mich:
„Den rettet Gott sicher nicht!“


4 Und dennoch, ⸂Herr⸃ , bist du mir Schutz und Schild,
bist mein Mächtiger und erhöhst mich:
5 Wenn ich zu ⸂Gott⸃ bete
erhört er mich von seinem heiligen Berg;
6 Und schlaf ich auch ein,
wache ich doch stets wieder auf -
Denn ⸂Gott⸃ ist mein Helfer.


7 Die Unzahl an Kriegern fürchte ich nicht,
die mich umzingelt haben.
8 Erhebe dich, ⸂Gott⸃!
Rette mich, Herr!
Zerschlag die Kiefer meiner Feinde,
Zerschmettre die Zähne der Frevler!
9 ⸂Unser Gott⸃ ist der Retter;
dein Segen ruht auf deinem Volk.

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 3)

1 Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
Während (Als) er floh vor Absalom, seinem Sohna.


2 JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
[Wie]b zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)c!
3 [Wie]b zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)d sagen:
„Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)ef für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}g


4 Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)h,
[du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)i und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)j.
5[Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimmek JHWH anrufe (anrief),
antwortet (antwortete, erhörtel)m er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).m {Selah}g
6 [Wenn] ich mich hinlege und schlafe,
erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)m!


7n Ich fürchte mich nicht vor [den]o Myriaden von Kriegern,
die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
8 Erhebe dich, JHWH;
rette mich, mein Gott!
{Ja!,}p Zerschlageq (Schlage auf)r all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
die Zähne der Frevler zerschmettre!
9 Bei JHWH [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg)s;
auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}g

Anmerkungen

aVgl. 2 Sam 16 (Zurück zu v.1)
b[Wie] - Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN. (Zurück zu v.2 / zu v.3)
cmeine Gegner (die, die sich gegen mich erheben) - W. „Die sich gegen mich erhebenden“. So auch viele Üss., doch ist das übertrieben wörtlich: Weil dieses „sich gegen jemanden erheben“ die prototypische Handlungsweise von Gegnern ist (s. Dtn 28,7; Ps 92,12), ist der Ausruck „ein sich gegen jemanden Erhebender“ selbst zum stehenden Begriff für Gegner geworden; vgl. KBL3, S. 1016 und s. Ex 15,7; Dtn 28,7; 2 Sam 18,31; Ps 44,6. (Zurück zu v.2)
dSeele - Im Heb. häufiger Wechselbegriff für „Ich“. (Zurück zu v.3)
eRettung (Hilfe, Sieg) - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend. (Zurück zu v.3)
ftFN: Das Suffix תְה- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. GKC §90g; ad loc. auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23. (Zurück zu v.3)
g{Sela} - Die Bedeutung von „Sela“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma סֶלַה. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre. (Zurück zu v.3 / zu v.5 / zu v.9)
hein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich) - W. ein Schild um mich. Weil ein Schild aber ja nicht rundum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von einer, Jahve aber von allen Seiten.“), besser so: Schild wird in der heb. Poesie des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und das Heb. ba`ad (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ein Schild um mich“ = „JHWH Schutz für mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn eben doch. (Zurück zu v.4)
imein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit) - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *Max ist Moritz' Herrlichkeit). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) kabod („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies kabod im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, כבוד should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“. (Zurück zu v.4)
jmeinen Kopf (mich) erhebt (erhöht) - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier - wie auch im Akkadischen - „jemanden erhöhen“, „jemanden auszeichnen(vgl. KBL3, S. 1124). (Zurück zu v.4)
ktFN: ich [mit] meiner Stimme - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. Ex 24,3); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft. (Zurück zu v.5)
lantwortet - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier. (Zurück zu v.5)
m (zu v.5 / zu v.6)
nDie hier vorgeschlagene Strophen-Aufteilung ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht vorgeschlagen worden. Str. 1 und Str. 3 sind aber recht deutlich miteinander verknüpft:
Strophe 1 Strophe 2
V. 2 Viele Feinde und Gegner V. 7 Myriaden von Kriegern
V. 2 Sie erheben sich gegen mich V. 8 Erhebe dich!
V. 3 Viele sagen über mich V. 8 Zerschlage ihnen Kinn und Zähne!
V. 3 Es gibt keine Rettung V. 9 Rettung ist von JHWH
Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-3 / 4-6 / 7-9. (Zurück zu v.7)
otFN: [den] - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz. (Zurück zu v.7)
ptFN: {Ja!,} - Emphatisches כִּי; in der LF besser auszusparen. (Zurück zu v.8)
qtFN: Zerschlage - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578. (Zurück zu v.8)
rZerschlage (Schlage auf) - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984). (Zurück zu v.8)
sBei JHWH ist Rettung - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“). (Zurück zu v.9)