Psalm 3: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Studienfassung erfüllt die meisten Kriterien}}
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{{Zuverlässige Studienfassung}}
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{{Ungeprüfte Lesefassung}}
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{{Lesefassung}}  
  
{{L|1}} Ein Davidspsalm.<br />
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{{L|1}} ''Ein Davidspsalm.''<br />
Als er vor Absalom, seinem Sohn, floh.<br />
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''Als er vor seinem Sohn Absalom floh.''
  
  
{{L|2}} (/|Herr|/Unser GOTT/DU/) , ich hab so viele Feinde!<br />
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<poem>{{L|2}} (/|Herr|/Unser GOTT/DU/) , ich hab so viele Feinde!
: So viele Gegner habe ich!<br />
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_ So viele Gegner habe ich!
{{L|3}} So viele spotten über mich:<br />
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{{L|3}} So viele spotten über mich:
: „Den rettet Gott sicher nicht!“<br />
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_ „Den rettet Gott sicher nicht!“</poem>
{{L|4}} Aber du schützt mich doch, (/|Herr|/unser GOTT/DU/) ,<br />
 
:  bist mein Mächtiger und erhöhst mich:<br />
 
  
  
{{L|5}} Wenn ich zu (/|Gott|/unserem GOTT/IHM/) bete<br />
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<poem>{{L|4}} Und dennoch, (/|Herr|/unser GOTT/DU/) , bist du mir Schutz und Schild,
: erhört er mich von seinem heiligen Berg;<br />
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_ bist mein Mächtiger und erhöhst mich:
{{L|6}} Und schlaf ich auch ein,<br />
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{{L|5}} Wenn ich zu (/|Gott|/unserem GOTT/IHM/) bete
: wache ich doch stets wieder auf -<br />
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_ erhört er mich von seinem heiligen Berg;
Denn (/|Gott|/unser GOTT/ER/) ist mein Helfer.<br />
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{{L|6}} Und schlaf ich auch ein,
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_ wache ich doch stets wieder auf -
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Denn (/|Gott|/unser GOTT/ER/) ist mein Helfer.</poem>
  
  
{{L|7}} Die Unzahl an Kriegern fürchte ich nicht,<br />
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<poem>{{L|7}} Die Unzahl an Kriegern fürchte ich nicht,
: die mich umzingelt haben.
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_ die mich umzingelt haben.
{{L|8}} Erhebe dich, (/|Gott|/unser GOTT/DU/)!<br />
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{{L|8}} Erhebe dich, (/|Gott|/unser GOTT/DU/)!
: Rette mich, Herr!<br />
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_ Rette mich, Herr!
Zerschlag die Kiefer meiner Feinde,<br />
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Zerschlag die Kiefer meiner Feinde,
: Zerschmettre die Zähne der Frevler!<br />
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_ Zerschmettre die Zähne der Frevler!
{{L|9}} (/Unser GOTT/ER/) ist der Retter;<br />
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{{L|9}} (/Unser GOTT/ER/) ist der Retter;
: dein Segen ruht auf deinem Volk.
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_ dein Segen ruht auf deinem Volk.</poem>
  
 
{{Bemerkungen}}
 
{{Bemerkungen}}
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{{Studienfassung}}
 
{{Studienfassung}}
  
{{S|1}} Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David. Während (Als) er floh vor Absalom, seinem Sohn<ref>Vgl. [[2 Samuel 16|2 Sam 16]].</ref>.<br />
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{{S|1}} ''Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.''<br />
 
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''Während (Als) er floh vor Absalom, seinem Sohn.''<ref>''Während er floh vor Absalom, seinem Sohn'' - Die Begebenheit, auf die hier angespielt wird, wird berichtet in [[2 Samuel 16|2 Sam 16]].</ref><br />
  
{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!<br />
 
: [Wie]<ref name="double duty-mah">Brachylogie aus V. 2a; vgl. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; GRAIL; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; MÜN.</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die sich gegen mich erheben (meine Gegner)<ref>Das hebr. {{hebr}}קוּם עַל{{hebr ende}} meint „sich erheben gegen X“ und hat feindliche Bedeutung; vgl. ''ad loc.'' z.B. Gunkel 1968, S. 14. KBL3 listet denn {{hebr}}קָמִים{{hebr ende}} direkt als „Gegner“ (S. 1016). „Viele stehen gegen mich auf“ ist eine übertrieben wörtliche und wenig kommunikative Übersetzung, von der wir daher für die Lesefassung abraten.</ref>!<br />
 
{{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref>„Seele“ ist im Hebräischen gebräuchliches Synonym für „Ich“ (vgl. z.B. Wolff 1973, S. 25f.). Im Deutschen nicht, daher sei für die Lesefassung zum Alternativ-vorschlag geraten.</ref> sagen:
 
: „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a.; „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend.</ref><ref>Das Suffix {{hebr}}תְה{{hebr ende}}- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. [http://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/90 GKC §90]g; ''ad loc.'' auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23.</ref> für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}<ref name="Sela">Die Bedeutung von {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}} „Selah“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}}]. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre.</ref><ref>Kein Strophenbruch; V. 3 und V. 4 bilden eine deutliche Antithese; vgl. z.B. Krašovec 1984, S. 60f.; Kselman 1987, S. 573f.</ref><br />
 
{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref>Zu dieser Stelle wird gern erwogen, warum denn ein Schild ''ringsum'' Schutz sein könne (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von ''einer'', Jahve aber von ''allen'' Seiten.“) Das ist unnötig; {{hebr}}מָגֵן{{hebr ende}} „Schild“ wird des öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. KBL3, S. 517) und {{hebr}}בַּעַד{{hebr ende}} „um...herum“ gibt auch einfach die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins an (vgl. z.B. KBL3, S. 135). Der Sinn der beiden Teilverse ist: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn ''eben doch''.</ref>,<br />
 
: [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref>Die letzte Alternative ist die Standartübersetzung. Sie macht aber nicht sehr viel Sinn (=> *''Max ist Moritz' Herrlichkeit''). Gelegentlich wird es daher gedeutet als z.B. „Gegenstand meines Rühmens“=„der von mir Gerühmte“ (z.B. Baethgen 1892, S. 8) oder „Quelle meines Rühmens“ (z.B. Houston/Waltke 2010, S. 202; Kissane 1953, S. 11), was zwar beides möglich ist, aber nicht gut in den Kontext des Psalms passt. Entschieden vorzuziehen ist daher - da ja auch der vorangehende Teilvers und der folgende Teilvers-teil Gottes-prädikationen enthält - die Deutung, die {{hebr}}כָּבוּד{{hebr ende}} als JHWH-Appellativ liest, wie das Wort häufiger in der Bibel verwendet wird. So z.B. ''ad loc.'' Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60.<br />
 
Brettler nun weist darauf hin, dass {{hebr}}כָּבוּד{{hebr ende}} im Hebräischen auch häufiger eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, {{hebr}}כבוד{{hebr ende}} should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“.</ref> und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)<ref>Zum Ausdruck „meinen Kopf erheben“ vgl. KBL3: „cf. akk. [...] das Haupt erhöhen=sich bemühen, jmdn umsorgen: sein Haupt erhöhen=auszeichnen Ps 3,4“ (S. 1124). Man muss dafür nicht mal auf das Akkadische rekurrieren; das „Haupt“ steht im Hebräischen häufiger (ebenso wie „Seele“ in V. 3) für die ganze Person (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83). Übersetze daher: „und der, der mich erhöht“</ref>.<br />
 
  
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<poem>{{S|2}} JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
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_ [Wie]<ref name="double duty-mah">'''tFN''': ''[Wie]'' - Brachylogie aus V. 2a (so z.B. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; auch GRAIL; MÜN).</ref> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)<ref>''meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)'' - Der verwendete Begriff ist ein stehender Ausdruck für „Gegner“ (vgl. KBL3, S. 1016 und s. [[Exodus 15#s7 |Ex 15,7]]; [[Deuteronomium 28#s7 |Dtn 28,7]]; [[2Samuel 18#s31 |2 Sam 18,31]]; [[Psalm 44#s6 |Ps 44,6]]). W. bedeutet er „die sich gegen mich erhebenden“, so deshalb wohl etwas zu wörtlich viele Üss.</ref>!
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{{S|3}} [Wie]<ref name="double duty-mah" /> zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)<ref>''über meine Seele (über mich)'' - Heb. ''nephesch''. Die häufige Übersetzung „Seele“ ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; ''nephesch'' meint hier wie meist den ''ganzen'' Menschen und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“ verwendet.</ref> sagen:
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_ „Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Rettung (Hilfe, Sieg)'' - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend.</ref><ref>'''tFN''': Das Suffix {{hebr}}תְה{{hebr ende}}- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. [http://en.wikisource.org/wiki/Gesenius%27_Hebrew_Grammar/90 GKC §90]g; ''ad loc.'' auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23.</ref> für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}<ref name="Sela">''{<s>Sela</s>}'' - Die Bedeutung von „Sela“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma [http://www.offene-bibel.de/wiki/index.php5?title=Sela {{hebr}}סֶלַה{{hebr ende}}]. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre.</ref></poem>
  
{{S|5}}[Sooft (Wann immer)]<ref name="tempora">Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten. Sicher wird man sie nicht unabhängig von ihrer eigentlichen Temporalsemantik deuten dürfen, da sonst ganz unverständlich bliebe, warum der Autor zu drei verschiedenen Tempora gegriffen hat.<br />
 
Es handelt sich um die Tempora V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).<br />
 
Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; ''ad loc.'' auch Baethgen 1892, S. 8; Beyerlin 1970, S. 79; Kirkpatrick 1897, S. 15; Kissane 1953, S. 11; Kittel 1914, S. 13). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Budde, Craigie, Graetz, Gunkel, Kraus, Kselman, Schmidt und Zuber umpunktiert werden zum Waw-Yiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}}. V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (->umarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br />
 
'''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz: „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“<br />
 
Zu „Wenn ich mich hinlege und einschlafe“ könnte man noch folgendes erwägen: Im Hebräischen kann eine einzige Handlung auch nach obigem Muster durch zwei Verben ausgedrückt werden; häufig markiert dies Ingressivität. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier für die Lesefassung auch überlegen, ob man „sich niederlegen und schlafen“ nicht schlicht mit „einschlafen“ übersetzen und „sich niederlegen“ aussparen will.</ref> ich [mit] meiner Stimme<ref>Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. [[Exodus 24#s3|Ex 24,3]]); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Akkusativ der Zeit (Buttenwieser 1938, S. 400f: „Wenn ich mit meiner Stimme zu Jahwe rufe“ - dies scheint aber eher ein Krypto-accusativus instrumenti in einem nicht-markierten Temporalsatz zu sein), innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft.</ref> JHWH anrufe (anrief)<ref name="tempora" />,<br />
 
: antwortet (antwortete, erhörte<ref>Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier.</ref>)<ref name="tempora" /> er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).  {Selah}<ref name="Sela" /><br />
 
{{S|6}} [Wenn]<ref name="tempora" /> ich mich hinlege<ref name="tempora" /> und schlafe<ref name="tempora" />,<br />
 
: erwache<ref name="tempora" /> ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)<ref name="tempora" />!<br />
 
  
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<poem>{{S|4}} Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)<ref>''ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)'' - W. ''ein Schild um mich''. Weil ein Schild aber ja nicht rundherum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von ''einer'', Jahve aber von ''allen'' Seiten.“), besser so: ''Schild'' wird in der heb. Poesie des Öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. Creach 1996, S. 29f.; KBL3, S. 517) und das Heb. ''ba`ad'' (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ''ein Schild um'' mich“ = „JHWH ist ''Schutz für'' mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn ''eben doch''.</ref>,
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_ [du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)<ref>''mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)'' - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *''Max ist Moritz' Herrlichkeit''). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) ''kabod'' („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies ''kabod'' im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, {{hebr}}כבוד{{hebr ende}} should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“.</ref> und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)<ref>''meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)'' - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier „''jemanden'' erhöhen“, „jemanden ''auszeichnen''“ (vgl. KBL3, S. 1124).</ref>.
 +
{{S|5}} [Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimme<ref>'''tFN''': ''ich [mit] meiner Stimme'' - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. [[Exodus 24#s3|Ex 24,3]]); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]“); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft.</ref> JHWH anrufe (anrief),
 +
_ antwortet (antwortete, erhörte<ref>''antwortet'' - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebets''erhörung''; so auch hier.</ref>)<ref name="tempora">'''tFN''': Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten: V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).<br />
 +
Von der '''Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5''' heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; zur Stelle z.B. auch  Beyerlin 1970, S. 79; Kissane 1953, S. 11). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol {{hebr}}וַיַּנֵנִי{{hebr ende}} besser mit Craigie, Gunkel, Kraus, Kselman, Zuber u.a. umpunktiert werden zum WeYiqtol {{hebr}}וְיַּנֵנִי{{hebr ende}} (=> Textkritik). V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (=>unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „''Wann immer'' ich rufe antwortet er mir.“<br />
 +
'''V. 6''' wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz (=> unmarkierter Nebensatz): „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“.<br />
 +
Ein Weiteres: Im Hebräischen kann ''eine'' Handlung auch nach dem Muster von '''hinlegen und schlafen''' durch ''zwei'' Verben ausgedrückt werden, was häufig ausdrückt, dass mit einer Handlung ''begonnen'' wird. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier „sich hinlegen und schlafen“ auch nur als „einschlafen“ übersetzen.</ref>  er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).<ref>Mit dem ''heiligen Berg (dem Berg seiner Heiligkeit)'' ist der Jerusalemer Berg Zion gemeint, auf dem der Tempel Gottes erbaut war. Nach altheb. Vorstellung wohnte Gott (zumindest „teilweise“) in seinem Tempel auf dem Zion (s. näher z.B. [https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35418/ Zion / Zionstheologie (WiBiLex)]); ein Gebet musste daher zuerst zum Tempel in Zion dringen (s. z.B. [[Jona 2#s8 |Jon 2,8]]), um dann vom Tempel in Zion aus erhört werden zu können.</ref>  {Selah}<ref name="Sela" />
 +
{{S|6}} [Wenn] ich mich hinlege und schlafe ([wenn] ich einschlafe),
 +
_ erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)<ref name="tempora" />!</poem>
  
{{S|7}}<ref>Die hier vorgeschlagene Strophen-Aufteilung ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht vorgeschlagen worden. Str. 1 und Str. 3 sind aber recht deutlich miteinander verknüpft:<br />
 
{| class="wikitable"
 
|-class="hintergrundfarbe5
 
! Strophe 1 || Strophe 2
 
|-
 
| V. 2 Viele Feinde und Gegner || V. 7 Myriaden von Kriegern
 
|-
 
| V. 2 Sie erheben sich gegen mich || V. 8 Erhebe dich!
 
|-
 
| V. 3 Viele ''sagen'' über mich || V. 8 Zerschlage ihnen ''Kinn und Zähne''!
 
|-
 
| V. 3 Es gibt keine Rettung || V. 9 Rettung ist von JHWH
 
|}
 
  
Strophisch ist der Psalm daher aufzuteilen: 2-4 / 5-6 / 7-9.</ref> Ich fürchte mich nicht vor den<ref>Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern<ref>„Volk“, die übliche Übersetzung von {{hebr}}עָם{{hebr ende}}, lässt sich nicht mit einer Zahl näher bestimmen (z.B. Delitzsch 1894, S. 77: *''Myriaden Volkes''). Da hier aber ohnehin die kontextuell angemessenere Übertragung von {{hebr}}עָם{{hebr ende}} „Kriegsvolk, Truppen“ ist, lässt sich diese Schwierigkeit leicht umgehen.</ref>,<br />
+
<poem>{{S|7}} Ich fürchte mich nicht vor [den]<ref>'''tFN''': ''[den]'' - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz.</ref> Myriaden von Kriegern,
: die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
+
_ die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
 
{{S|8}} Erhebe dich, JHWH;
 
{{S|8}} Erhebe dich, JHWH;
: rette mich, mein Gott!
+
_ rette mich, mein Gott!
{Ja!,}<ref>Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>Prekatives Qatal; vgl. z.B. Briggs 1906, S. 28; Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578. Andere Analysen: prophetisches Perfekt (Deissler 1989, S. 37; Gunkel 1968, S. 14: „Du wirst zerschlagen“; beide übersetzen aber dennoch präsentisch). Beyerlin 1970; Kirkpatrick 1897 und Kraus 1961 denken, dass in V. 8c eingetreten ist, was der Beter in V. 8ab erfleht hat und nehmen dafür in Kauf, dass sie inmitten des Verses die Zeit einer ganzen Kriegshandlung Jahwes vergehen lassen müssen: „Erhebe dich und rette mich! ... Du hast zerschlagen“</ref> (Schlage auf)<ref>Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“.</ref> all meinen Feinden den Kiefer (Backe);<br />
+
{Ja!,}<ref>'''tFN''': ''{<s>Ja!,</s>}'' - Emphatisches {{hebr}}כִּי{{hebr ende}}; in der LF besser auszusparen.</ref> Zerschlage<ref>'''tFN''': ''Zerschlage'' - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; das Qatal wird aus poetischen Gründen wie ein Imperativ verwendet (so z.B. Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578).</ref> (Schlage auf)<ref>''Zerschlage (Schlage auf)'' - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten und Üss. will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984).</ref> all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
: die Zähne der Frevler zerschmettre!<br />
+
_ die Zähne der Frevler zerschmettre!
{{S|9}} Bei JHWH<ref>Lamed der Zuständigkeit; vgl. z.B. KBL3, S. 484. Wieder heißt dies nur: JHWH ist es, der rettet.</ref> [ist] die Rettung (Hilfe, Sieg);
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{{S|9}} Bei JHWH [ist (sei)] die Rettung (Hilfe, Sieg)<ref>''Bei JHWH ist Rettung'' - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“).</ref>;
: auf deinem Volk [ist (sei)]<ref>Vollzieht man die Sinnlinien des Psalms nach, wird klar, dass diese letzte Äußerung aus der Gewissheit von JHWHs Heilshandeln gesprochen sind; die indikativische Bedeutung ist daher wahrscheinlicher als die konjunktivische.</ref> dein Segen. {Selah}<ref name="Sela" />
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_ auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}<ref name="Sela" /></poem>
  
 
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'''Psalm 3''' ist ein Vertrauenspsalm in der Form eines Klagepsalms. Die einzelnen Bestandteile der Psalmengattung „Klagepsalm“ sind klar erkennbar:<br />
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'''V. 1''' ist die „Psalmüberschrift“. Sie gehörte nicht ursprünglich zum Psalm, sondern diese und andere Psalmüberschriften wurden nachträglich zu den Psalmen hinzugefügt. Über den Sinn dieser Hinzufügungen weiß man oft immer noch nichts Genaueres. Doch da es sich um nachträgliche Hinzufügungen handelt, wirkt sich das glücklicherweise nicht nachteilig auf das Verständnis des Psalms im Ganzen aus.<br />
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Mit „JHWH“ in '''V. 2''' setzt der Psalm mit der sog. „Invokation“ ein: Gott wird angerufen, damit er dem folgenden Gebet Gehör schenken möge. Darauf folgt in '''Vv. 2-3''' direkt die „Klage“, in der der Beter sich über das beklagt, was für ihn Anlass zum Beten ist: Er wird von einer Vielzahl von Feinden bedrängt, die mit ihrem Spott darüber hinaus auch noch sein Verhältnis zu Gott angreifen: Gott wird ihn nicht retten.<br />
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Hat Gott also den Beter verlassen?<br />
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Nein: Dieser Spott wird ihm in '''Vv. 4-7''' zum Anlass für eine längere „Vertrauensäußerung“, wie sie sich häufiger in Klagepsalmen findet: Der Beter leidet zwar aktuell unter Bedrängnissen, kann aber dennoch Vertrauen haben, dass Gott ihn wieder retten wird. Grund für dieses Vertrauen sind ihm nach Vv. 5f. bereits gemachte Erfahrungen, in denen sich Gott ihm als Helfer erwiesen hat. Aus diesem Grund muss er sich auch nun vor den „Myriaden von Kriegern“ nicht fürchten (V. 7). Derartige Vertrauensäußerungen sind in Klagepsalmen nie nur Rede ''über'' Gott. Sie dienen auch der Rede ''zu'' Gott und haben eine bestimmte Funktion im Gang der Argumentation von Klagepsalmen: Gott soll daran erinnert werden, was für eine Art von Gott er eigentlich ist - nämlich einer, der immer schon geholfen hat und immer wieder hilft. Würde er dem Beter daher nun nicht helfen, würde er sich damit selbst untreu (vgl. gut Broyles 1989, S. 42f.). <br />
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Nachdem er sich derart wieder der Vertrauenswürdigkeit seines helfenden Gottes vergewissert und Gott an seine eigentliche Vertrauenswürdigkeit erinnert hat, kann er daher in '''V. 8''' von Neuem von seiner aktuellen Situation zu sprechen anheben, diesmal in Form einer „Bitte“: Gott möge ihm doch auch jetzt helfen, indem er „seinen Feinden Kiefer und Zähne zertrümmert“. Und, ebenfalls noch „beschwingt“ von seinem Vertrauen, dessen er sich eben neu vergewissert hat, kann er in '''V. 9''' schließen mit einem kleinen Hymnus: „Bei JHWH ist die Rettung, auf deinem Volk ist dein Segen.“ Ganz ähnlich wie die Vertrauensäußerung in Vv. 4-7 dient auch ein solcher abschließender Hymnus nie nur der Rede über Gott, sondern auch der Rede zu Gott: Auch der abschließende Preis für den „eigentlichen“ Charakter JHWHs soll diesen noch einmal motivieren, dem Beter beizustehen (vgl. ebd., S. 44). Es macht daher viel Sinn, dass der Beter den letzten Vers mit verblosen Sätzen konstruiert hat, die man daher auch übersetzen könnte: „Bei JHWH ''sei'' die Rettung, auf deinem Volk ''sei'' dein Segen.“
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Im Zentrum des Psalms steht also das '''berechtigte Vertrauen in Gott trotz aktueller Bedrängnisse'''. Nicht nur inhaltlich ist das leicht ersichtlich, sondern auch strukturell wird diese Botschaft unterstrichen: Vv. 2f. und Vv. 7-9 sind durch Stichworte miteinander verknüpft und schließen sich so als Rahmen um den zentralen Abschnitt Vv. 4-6, der von Gott als dem immerwährend verlässlichen Helfer handelt, und Vv. 4-6 als das Scharnier zwischen Vv. 2f. und Vv. 7-9 sind der Grund dafür, dass die Aussagen in diesen beiden Abschnitten ganz gegensätzlich sind:
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: A: Wie zahlreich sind meine '''Gegner'''!
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:: B: Wie zahlreich sind, die sich '''gegen mich erheben'''!
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::: C: Wie zahlreich sind, die über meine Seele '''sagen'''...!
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:::: D: Es gibt '''keine Rettung''' für ihn durch Gott!
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: '''Vertrauensäußerung'''
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: A': Ich fürchte mich nicht vor den '''Myriaden von Kriegern'''
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:: B': '''Erhebe dich''', JHWH!
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::: C': Zerschlage meinen Feinden '''Kiefer und Zähne'''!
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:::: D': Bei JHWH '''ist Rettung'''!
  
 
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Version vom 3. Juni 2016, 14:40 Uhr

Syntax OK

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
LF ungeprüft.png
Status: Lesefassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett und kann weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.

Lesefassung (Psalm 3)

1 Ein Davidspsalm.
Als er vor seinem Sohn Absalom floh.


2 ⸂Herr⸃ , ich hab so viele Feinde!
So viele Gegner habe ich!
3 So viele spotten über mich:
„Den rettet Gott sicher nicht!“


4 Und dennoch, ⸂Herr⸃ , bist du mir Schutz und Schild,
bist mein Mächtiger und erhöhst mich:
5 Wenn ich zu ⸂Gott⸃ bete
erhört er mich von seinem heiligen Berg;
6 Und schlaf ich auch ein,
wache ich doch stets wieder auf -
Denn ⸂Gott⸃ ist mein Helfer.


7 Die Unzahl an Kriegern fürchte ich nicht,
die mich umzingelt haben.
8 Erhebe dich, ⸂Gott⸃!
Rette mich, Herr!
Zerschlag die Kiefer meiner Feinde,
Zerschmettre die Zähne der Frevler!
9 ⸂Unser Gott⸃ ist der Retter;
dein Segen ruht auf deinem Volk.

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 3)

1 Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.
Während (Als) er floh vor Absalom, seinem Sohn.a


2 JHWH! Wie zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Feinde!
[Wie]b zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind] meine Gegner (die, die sich gegen mich erheben)c!
3 [Wie]b zahlreich (wie sehr vermehrt) [sind], die über meine Seele (über mich)d sagen:
„Nicht [ist] (Es gibt keine) Rettung (Hilfe, Sieg)ef für ihn durch (trotz) Gott!“ {Sela}g


4 Doch du, oh JHWH, [bist] ein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich)h,
[du bist] mein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit)i und der, der meinen Kopf (mich) erhebt (erhöht)j.
5 [Sooft (Wann immer)] ich [mit] meiner Stimmek JHWH anrufe (anrief),
antwortet (antwortete, erhörtel)m er mir von seinem heiligen Berg (vom Berg seiner Heiligkeit).n {Selah}g
6 [Wenn] ich mich hinlege und schlafe ([wenn] ich einschlafe),
erwache ich, denn JHWH hilft mir (unterstützt mich, stützt mich)m!


7 Ich fürchte mich nicht vor [den]o Myriaden von Kriegern,
die sich ringsum niedergelassen haben wider mich.
8 Erhebe dich, JHWH;
rette mich, mein Gott!
{Ja!,}p Zerschlageq (Schlage auf)r all meinen Feinden den Kiefer (Backe);
die Zähne der Frevler zerschmettre!
9 Bei JHWH [ist (sei)] die Rettung (Hilfe, Sieg)s;
auf deinem Volk [ist (sei)] dein Segen. {Selah}g

Anmerkungen

Psalm 3 ist ein Vertrauenspsalm in der Form eines Klagepsalms. Die einzelnen Bestandteile der Psalmengattung „Klagepsalm“ sind klar erkennbar:
V. 1 ist die „Psalmüberschrift“. Sie gehörte nicht ursprünglich zum Psalm, sondern diese und andere Psalmüberschriften wurden nachträglich zu den Psalmen hinzugefügt. Über den Sinn dieser Hinzufügungen weiß man oft immer noch nichts Genaueres. Doch da es sich um nachträgliche Hinzufügungen handelt, wirkt sich das glücklicherweise nicht nachteilig auf das Verständnis des Psalms im Ganzen aus.
Mit „JHWH“ in V. 2 setzt der Psalm mit der sog. „Invokation“ ein: Gott wird angerufen, damit er dem folgenden Gebet Gehör schenken möge. Darauf folgt in Vv. 2-3 direkt die „Klage“, in der der Beter sich über das beklagt, was für ihn Anlass zum Beten ist: Er wird von einer Vielzahl von Feinden bedrängt, die mit ihrem Spott darüber hinaus auch noch sein Verhältnis zu Gott angreifen: Gott wird ihn nicht retten.
Hat Gott also den Beter verlassen?
Nein: Dieser Spott wird ihm in Vv. 4-7 zum Anlass für eine längere „Vertrauensäußerung“, wie sie sich häufiger in Klagepsalmen findet: Der Beter leidet zwar aktuell unter Bedrängnissen, kann aber dennoch Vertrauen haben, dass Gott ihn wieder retten wird. Grund für dieses Vertrauen sind ihm nach Vv. 5f. bereits gemachte Erfahrungen, in denen sich Gott ihm als Helfer erwiesen hat. Aus diesem Grund muss er sich auch nun vor den „Myriaden von Kriegern“ nicht fürchten (V. 7). Derartige Vertrauensäußerungen sind in Klagepsalmen nie nur Rede über Gott. Sie dienen auch der Rede zu Gott und haben eine bestimmte Funktion im Gang der Argumentation von Klagepsalmen: Gott soll daran erinnert werden, was für eine Art von Gott er eigentlich ist - nämlich einer, der immer schon geholfen hat und immer wieder hilft. Würde er dem Beter daher nun nicht helfen, würde er sich damit selbst untreu (vgl. gut Broyles 1989, S. 42f.).
Nachdem er sich derart wieder der Vertrauenswürdigkeit seines helfenden Gottes vergewissert und Gott an seine eigentliche Vertrauenswürdigkeit erinnert hat, kann er daher in V. 8 von Neuem von seiner aktuellen Situation zu sprechen anheben, diesmal in Form einer „Bitte“: Gott möge ihm doch auch jetzt helfen, indem er „seinen Feinden Kiefer und Zähne zertrümmert“. Und, ebenfalls noch „beschwingt“ von seinem Vertrauen, dessen er sich eben neu vergewissert hat, kann er in V. 9 schließen mit einem kleinen Hymnus: „Bei JHWH ist die Rettung, auf deinem Volk ist dein Segen.“ Ganz ähnlich wie die Vertrauensäußerung in Vv. 4-7 dient auch ein solcher abschließender Hymnus nie nur der Rede über Gott, sondern auch der Rede zu Gott: Auch der abschließende Preis für den „eigentlichen“ Charakter JHWHs soll diesen noch einmal motivieren, dem Beter beizustehen (vgl. ebd., S. 44). Es macht daher viel Sinn, dass der Beter den letzten Vers mit verblosen Sätzen konstruiert hat, die man daher auch übersetzen könnte: „Bei JHWH sei die Rettung, auf deinem Volk sei dein Segen.“

Im Zentrum des Psalms steht also das berechtigte Vertrauen in Gott trotz aktueller Bedrängnisse. Nicht nur inhaltlich ist das leicht ersichtlich, sondern auch strukturell wird diese Botschaft unterstrichen: Vv. 2f. und Vv. 7-9 sind durch Stichworte miteinander verknüpft und schließen sich so als Rahmen um den zentralen Abschnitt Vv. 4-6, der von Gott als dem immerwährend verlässlichen Helfer handelt, und Vv. 4-6 als das Scharnier zwischen Vv. 2f. und Vv. 7-9 sind der Grund dafür, dass die Aussagen in diesen beiden Abschnitten ganz gegensätzlich sind:

A: Wie zahlreich sind meine Gegner!
B: Wie zahlreich sind, die sich gegen mich erheben!
C: Wie zahlreich sind, die über meine Seele sagen...!
D: Es gibt keine Rettung für ihn durch Gott!
Vertrauensäußerung
A': Ich fürchte mich nicht vor den Myriaden von Kriegern
B': Erhebe dich, JHWH!
C': Zerschlage meinen Feinden Kiefer und Zähne!
D': Bei JHWH ist Rettung!

aWährend er floh vor Absalom, seinem Sohn - Die Begebenheit, auf die hier angespielt wird, wird berichtet in 2 Sam 16. (Zurück zu v.1)
btFN: [Wie] - Brachylogie aus V. 2a (so z.B. Craigie 1983; Dahood 1965, S. 15; Ehrlich 1905, S. 5; Kissane 1953, S. 10; Kselman 1987, S. 574; auch GRAIL; MÜN). (Zurück zu v.2 / zu v.3)
cmeine Gegner (die, die sich gegen mich erheben) - Der verwendete Begriff ist ein stehender Ausdruck für „Gegner“ (vgl. KBL3, S. 1016 und s. Ex 15,7; Dtn 28,7; 2 Sam 18,31; Ps 44,6). W. bedeutet er „die sich gegen mich erhebenden“, so deshalb wohl etwas zu wörtlich viele Üss. (Zurück zu v.2)
düber meine Seele (über mich) - Heb. nephesch. Die häufige Übersetzung „Seele“ ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; nephesch meint hier wie meist den ganzen Menschen und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“ verwendet. (Zurück zu v.3)
eRettung (Hilfe, Sieg) - I.d.R. übersetzt mit dem etwas blassen „Hilfe“. Der Psalm stellt aber den Beter ganz deutlich als von Feinden bedrängt dar; kontextuell angemessener ist daher „Rettung“. So gut auch Alter 2007, MÜN u.a. Die ebenfalls häufiger Übersetzung mit „Heil“ oder gar „Erlösung“ ist kontextuell unpassend. (Zurück zu v.3)
ftFN: Das Suffix תְה- ist in der hebr. Poesie häufig bedeutungslos und dient nur der „poetischen Emphase“; vgl. GKC §90g; ad loc. auch Schmidt 1934, S. 6; Kraus 1961, S. 23. (Zurück zu v.3)
g{Sela} - Die Bedeutung von „Sela“ ist unklar; vgl. Lexikon/Lemma סֶלַה. In der Lesefassung sollte es daher besser gestrichen werden, da es sonst nur ein unverständlicher Fremdkörper im dt. Text wäre. (Zurück zu v.3 / zu v.5 / zu v.9)
hein Schild um mich (bist Schutz für mich, schützt mich) - W. ein Schild um mich. Weil ein Schild aber ja nicht rundherum schützt (vgl. z.B. Gunkel 1968, S. 14: „Ein gewöhnlicher Schild deckt nur von einer, Jahve aber von allen Seiten.“), besser so: Schild wird in der heb. Poesie des Öfteren auch rein metaphorisch für „Schutz“ verwendet (vgl. z.B. Creach 1996, S. 29f.; KBL3, S. 517) und das Heb. ba`ad (meist: „um...herum“) kann auch nur die Relation des Schutz-für-jmdn-Seins angeben (vgl. z.B. KBL3, S. 135): „JHWH ist ein Schild um mich“ = „JHWH ist Schutz für mich“. Der Sinn der beiden Teilverse ist daher: Viele sagen, es gäbe keine Rettung für den Beter von Gott - aber Gott schützt ihn eben doch. (Zurück zu v.4)
imein Mächtiger (mein Herrlicher, mein Ansehen, meine Herrlichkeit) - W. auf den ersten Blick „meine Herrlichkeit“. Das macht aber nicht viel Sinn (=> *Max ist Moritz' Herrlichkeit). Sinnvoller daher folgende Deutung: (1) kabod („Herrlichkeit“) ist hier wie öfter eine Bezeichnung für Gott, den „Herrlichen“, so dass alle drei aufeinanderfolgenden Aussagen Bezeichnungen für Gott enthalten: „mein Schild/Schutz“, „mein Herrlicher“, „der, der meinen Kopf erhebt“ (so z.B. Christensen 2005.3, S. 1; Dahood 1965, S. 15; Krašovec 1984, S. 60). (2) Brettler weist darauf hin, dass dies kabod im Heb. auch häufig eine Qualität eines Kriegers bezeichne - „Thus, כבוד should probably be translated with a word from the semantic field of strength, possible as „power“.“ (Brettler 1993, S. 140). Beide Aspekte kombiniert ergibt „mein Mächtiger“. (Zurück zu v.4)
jmeinen Kopf (mich) erhebt (erhöht) - W.: „Der, der meinen Kopf erhöht“. „Mein Kopf“ ist im Heb. (ähnlich wie die „Seele“ in V. 3) ein Wechselbegriff für „Ich“ (vgl. z.B. Ryken 1998, S. 185.359f.; Schroer/Stäubli 2001, S. 83); „jmds Kopf erhöhen“ heißt daher hier „jemanden erhöhen“, „jemanden auszeichnen(vgl. KBL3, S. 1124). (Zurück zu v.4)
ktFN: ich [mit] meiner Stimme - Oft analysiert als adverbialer Akkusativ der Art und Weise (vgl. z.B. Ex 24,3); was dann aber zwingen würde, entweder „laut“ zu ergänzen oder gar „Mit meiner Stimme“ als Ausdruck für „laut“ zu lesen; beides ist recht gezwungen. Andere Analysen: Innerer Akkusativ (Houston/Waltke 2010, S. 192: „Ich rufe meine Stimme“) oder doppeltes Subjekt (Baethgen 1892, S. 8; Duhm 1899, S. 12; Gunkel 1968, S. 14: „Meine Stimme [und] ich rufe[n]); was aber ebenso gezwungen ist. Guten Sinn macht die Analyse als Accusativus instumenti (Ehrlich 1905, S. 5; Kraus 1961, S. 27: „Mit meiner Stimme rufe ich“); dies allerdings ergäbe eine merkwürdig redundante Konstruktion. Man wird sich wohl für die letzte Möglichkeit entscheiden müssen; letztendlich bleibt die Stelle aber etwas rätselhaft. (Zurück zu v.5)
lantwortet - Das auf einen Flehruf folgende „Antworten“ Gottes steht in der Bibel fast ausnahmslos für eine Gebetserhörung; so auch hier. (Zurück zu v.5)
mtFN: Die folgenden Verbtempora sind schwierig zu deuten: V. 5: Ich rufe (Yiqtol) - er antwortet (Wayyiqtol) - V. 6: Ich lege mich nieder (Qatal) - ich schlafe (ein) (Wayyiqtol) - Ich erwache (Qatal) - er hilft mir (Yiqtol).

Von der Verbfolge Yiqtol - Wayyiqtol in V. 5 heißt es gelegentlich, dass in diesem Kontext Wayyiqtol auch die regelmäßige Folge eines regelmäßigen Geschehens angeben könne (vgl. z.B. GKC §111.4; zur Stelle z.B. auch Beyerlin 1970, S. 79; Kissane 1953, S. 11). Das ist wohl nicht so, deswegen sollte das Wayyiqtol וַיַּנֵנִי besser mit Craigie, Gunkel, Kraus, Kselman, Zuber u.a. umpunktiert werden zum WeYiqtol וְיַּנֵנִי (=> Textkritik). V. 5 ist dann ein unmarkierter temporaler Nebensatz (=>unmarkierter Nebensatz) mit zwei durch Waw apodoseos verknüpften iterativen Yiqtol-Verben: „Wann immer ich rufe antwortet er mir.“
V. 6 wird gerne gedeutet als Bericht über ein einmaliges vergangenes Geschehen: „Ich legte mich hin und schlief / ich erwachte wieder, denn JHWH hilft mir.“ Das wäre theoretisch möglich, aber dann wäre eigentlich zu erwarten, dass auch „erwachen“ im Wayyiqtol steht. Daher ist V. 6 besser zu deuten als unmarkierter Konditionalsatz (=> unmarkierter Nebensatz): „Wenn ich mich hinlege und schlafe / erwache ich wieder: JHWH schützt mich (habituelles Yiqtol)“.

Ein Weiteres: Im Hebräischen kann eine Handlung auch nach dem Muster von hinlegen und schlafen durch zwei Verben ausgedrückt werden, was häufig ausdrückt, dass mit einer Handlung begonnen wird. Zum Beispiel kann ein Mensch im Hebräischen „aufstehen und gehen“=„losgehen“; „anheben und sprechen“=„das Wort ergreifen“ etc. Entsprechend könnte man hier „sich hinlegen und schlafen“ auch nur als „einschlafen“ übersetzen. (Zurück zu v.5 / zu v.6)
nMit dem heiligen Berg (dem Berg seiner Heiligkeit) ist der Jerusalemer Berg Zion gemeint, auf dem der Tempel Gottes erbaut war. Nach altheb. Vorstellung wohnte Gott (zumindest „teilweise“) in seinem Tempel auf dem Zion (s. näher z.B. Zion / Zionstheologie (WiBiLex)); ein Gebet musste daher zuerst zum Tempel in Zion dringen (s. z.B. Jon 2,8), um dann vom Tempel in Zion aus erhört werden zu können. (Zurück zu v.5)
otFN: [den] - Auch ohne Artikel determiniert durch Relativsatz. (Zurück zu v.7)
ptFN: {Ja!,} - Emphatisches כִּי; in der LF besser auszusparen. (Zurück zu v.8)
qtFN: Zerschlage - W. auf den ersten Blick „du zerschlägst/hast zerschlagen“, was aber dazu zwingen würde, zwischen der Äußerung von Vv. 8ab (der Bitte) und 8c (Der Erfüllung der Bitte) eine ganze Kriegshandlung vergehen lassen zu müssen (so aber dennoch z.B. Beyerlin 1970; Kraus 1961). Besser: Prekatives Qatal; das Qatal wird aus poetischen Gründen wie ein Imperativ verwendet (so z.B. Buttenwieser 1938, S. 397; Dahood 1965, S. 20; Houston/Waltke 2010, S. 193; Kselman 1987, S. 578). (Zurück zu v.8)
rZerschlage (Schlage auf) - Die Parallelität von 8c zu 8d zeigt, dass wir hier durchaus nicht an Backpfeifen und Ohrfeigen zu denken haben, wie das die Mehrzahl der Exegeten und Üss. will. Daher nicht: „Schlage meinen Feinden auf die Backe“, sondern „Zerschlage meinen Feinden den Kiefer“. Unter Umständen spielt der Psalmist mit diesem Ausdruck auf eine alte Rechtspraxis an: Im Alten Orient war v.a. für Vertragsbruch die Strafe verbreitet, dem Übeltäter die Zähne zu zerbrechen (vgl. Hackett/Huehnergard 1984). (Zurück zu v.8)
sBei JHWH ist Rettung - d.h.: „JHWH ist es, der rettet“ (ein sog. „Lamed der Zuständigkeit“: „Für die Rettung ist JHWH zuständig“). (Zurück zu v.9)