Psalm 7

Aus Die Offene Bibel

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Status: Studienfassung zu prüfen – Eine erste Übersetzung aus dem Urtext ist komplett, aber noch nicht mit den Übersetzungskriterien abgeglichen und nach den Standards der Qualitätssicherung abgesichert worden und sollte weiter verbessert und geprüft werden. Auf der Diskussionsseite ist Platz für Verbesserungsvorschläge, konstruktive Anmerkungen und zum Dokumentieren der Arbeit am Urtext.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 7)

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9 ⸂Mein Gott⸃, richte die Völker -
Und richte mich auf, da ich gerecht bin,
Da ich nur Unschuld auf mich geladen habe!
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Anmerkungen[Bearbeiten]





Studienfassung (Psalm 7)[Bearbeiten]




<poem>

1 Ein Shiggajona von (für, über, nach Art von) David, das er JHWH sang wegen der Reden Kuschs, des Benjaminiten.b


2 JHWH, mein Gott, ich suche Schutz bei dir (auf dich setze ich mein Vertrauen):
Hilf mir vor all meinen Verfolgern und rette mich,
3 Damit erc nicht meine Seele (mich)d zerreißt wie ein Löwe,
[Sie (mich)] zerfleischt, ohne dass jemand [sie (mich)] rettet!e


4 JHWH, mein Gott, wenn ich dies getan habe,f
wenn Unrecht an meinen Händen [ist]g
5 Wenn ich Böses tat dem, derh es mir [nun] vergilt (meinem Verbündeten?),
und [wenn] ich grundlos meine Gegner (die, die grundlos meine Gegner [sind]) bedrängte (rettete?),i
6 dann verfolge [mein] Feind meine Seele (mich)j und erreiche [sie]
und trete meine Seele (mich)j zu Boden
und lasse meine Ehre (mich)j im Staub wohnen!k {Selah}l


7 Steh auf, JHWH, in Deinem Zorn!
Erhebe Dich gegen die Wut meiner Feinde (in [Deiner] Wut auf meine Feinde)
Und erwachem, mein Gott (Und erwache zu mir hin?)n, [der] du das Recht eingesetzt hast!o
8 {Und} die Versammlung der Völker umgebe dich
Und über sie kehre zur Höhe zurück!p
9 JHWH richte die Völkerq
Schaff [auch] mir Rechtr, JHWH, gemäß meiner Gerechtigkeits
Und gemäß meiner Unschuld, [die] auf mir [ist]t!
10 beende doch das Böse der Frevler
und festige die Gerechten.
Ein Prüfer auf Herz und Nieren ist der Herr der Gerechtigkeit
11 Mein Schild ist der Herr,
der hilft dem Rechtschaffenden im Bezug auf das Herzen
12 Herr, gerechter Richter
ein Herr, der zürnt an jedem Tag
13 Fürwahr, er wird wiederkehren, das Schwert wetzen
er spannt den Bogen und zielt
14 und für sich hat er Todesgeschosse
seine Pfeile macht er zu brennenden.
15 Siehe! Der Ungerechte kommt in die Wehen mit Üblem
und geht mit Mühsal schwanger und gebiert Trug
16 Er hat eine Grube gegraben und ausgehöhlt
und er soll fallen in die Versenkung welche er macht
17 Und es wendet sich dir Mühsal auf seinen Kopf
und auf seinen Scheitel stürzt sein Unrecht hinab
18 Ich preise JHWH gemäß seiner Gerechtigkeit
und zum Saitenspiel singe ich dem Namen JHWH, dem Höchsten.

Anmerkungen

aShiggajon - Bedeutung unbekannt. Das Wort findet sich sonst nur noch in Hab 3,1. Viele leiten die Bedeutung vom akkadischen schigû („Klageruf“) ab und übersetzen mit „Klagelied“, doch in Hab 3,1 passt diese Bedeutung nicht. (Zurück zu v.1)
bKuschs, des Benjaminiten - Ein Benjaminiter mit Namen Kusch ist in der Bibel unbekannt. Die Überschrift bezieht sich wohl auf eine nicht mehr erhaltene Davidslegende. (Zurück zu v.1)
cer - gemeint sind die Verfolger. Das Heb. kann v.a. in Poesie unvermittelt von einem Numerus zum anderen wechseln („N-Shift), ohne dass dies einen Bedeutungsunterschied machen würde. Im Dt. muss mit Plural übertragen werden. (Zurück zu v.3)
dmeine Seele (mich) - „meine Seele“ ist im Heb. fast stets ein Wechselbegriff für „ich“; so auch hier. (Zurück zu v.3)
eOder, sprachlich naheliegender, aber seltener in Üss. und Kommentaren zu finden: Damit er [mich] nicht zerreißt, wie ein Löwe meine Seele (=mich) zerfleischen würde, wenn niemand [da wäre, der] [mich] rettet. Ähnlich z.B. Houston/Moore/Waltke 2014, S. 79: „Otherwise he will tear me apart like a lion / that snatches me away with no one to rescue me.“ Bei der Primärübersetzung wäre eigentlich statt dem Partizip poreq eher das Yiqtol jiproq zu erwarten (so daher z.B. Ehrlich 1905, S. 13; Herkenne 1936, S. 61; Kraus 1961, S. 54); vermutlich sogar noch eher Weqatal. (Zurück zu v.3)
fWenn ich dies getan habe - Umstrittene Stelle. Drei Deutungen sind gut möglich: (1) Entweder ist für zot („dies“) mit Leveen 1966, S. 440 und ws. Wellhausen 1898, S. 5 zimmot („Böses“) zu lesen („Wenn ich Böses getan habe“), (2) oder der Dichter / ein Schreiber hat zot („dies“) stellvertretend für eine Übeltat gesetzt, die er nicht auszusprechen / zu schreiben wagte („Wenn ich du-weißt-schon-was getan habe“ / „Wenn ich X getan habe“; letzteres z.B. bei Terrien 2003, S. 116), wie sich das häufiger in der Bibel findet (vgl. Schorch 2000, S. 244; s. z.B. ganz ähnlich Ijob 31,7), oder (3) zot („dies“) meint hier „Etwas“, „Irgendetwas“ („Wenn ich Irgendetwas getan habe“ so schon Saadia; ähnlich Halévy 1894, S. 2).
Die häufigste Deutung - die nämlich, dass mit „dies“ zusammenfassend die folgenden Freveltaten angedeutet werden sollen, die dann in den nächsten drei Zeilen ausgeführt werden - ist wegen V. 4b nicht gut möglich, da diese Zeile auch nicht konkreter ist als 4a. (Zurück zu v.4)
gUnrecht an meinen Händen [ist] - Im Alten Israel hing die Vorstellung von Sünde eng mit der der Reinheit zusammen: Untaten beflecken die Hände (Jes 59,3), machen daher Reinigung (1 Joh 1,9) nötig (s. Jak 4,8: „Reinigt die Hände, Sünder!“). Der Unschuldige dagegen hat „reine Hände“ (Ijob 17,9). Sinnvoll daher z.B. STAD: „Wenn ich meine Hände mit Schuld befleckte“. Falls dies nicht mehr verständlich ist, wäre einfach eine Übersetzung à la NL zu empfehlen: „Wenn ich ungerecht war“. (Zurück zu v.4)
hdem, der - gemeint sind mit dem Sg. wieder die vielen Verfolger, s. die nächste Zeile und vgl. FN c (Zurück zu v.5)
iSchwieriger Vers. Meist wird er gedeutet als Wenn ich meinem Freund mit Bösem vergalt / und [wenn] ich meine Gegner grundlos gerettet habe,.... Die Hauptschwierigkeiten bei dieser Deutung sind, (a) dass die Übersetzung „Freund“, „Verbündeter“ sich für das entsprechende heb. Wort nicht nachweisen lässt und (b) dass die Rettung eines Gegners schwerlich eine Schandtat ist. Schwierigkeit (a) wollen Beyerlin 1970 und Gunkel 1968 lösen, indem sie für scholmi (scheinbar: „mein Freund“) meschalmi („der, der mir's vergilt“) lesen, doch ist dies gar nicht nötig und schon scholmi kann „der, der mir's vergilt“ bedeuten (vgl. bes. Macholz 1979, S. 129; so schon Olshausen 1853, S. 49). Wg. Schwierigkeit (b) lies für ch-l-z („retten“) besser l-ch-z („bedrängen, bedrücken“); so z.B. schon Houbigant 1777, S. 4; heute z.B. BHS und Houston/Moore/Waltke 2014, S. 80. (Zurück zu v.5)
jmich - „Seele“ und „Ehre“ sind in den Psalmen häufig nur Wechselbegriffe für „ich“; so auch hier. (zu v.6)
kDer Staub ist hier wie oft ein Synonym für die Unterwelt (vgl. z.B. Bratcher/Reyburn 1991, S. 69). Hier wirkt wohl noch das Bild des reißenden Löwen nach: Wie ein solcher soll der Feind den Sänger verfolgen und zu Boden reißen, so dass dieser fortan [tot] in der Unterwelt leben muss. Vom Sinn her daher richtig T4T: „Lass meine Feinde mich verfolgen, fangen, in den Boden trampeln und mich tot im Schmutz liegen lassen!“
Vv. 4-6 insgesamt sind eine Unschuldsbeteuerung in Form einer Selbstverfluchung: „[Ich schwöre, ich habe X nicht getan!] Wenn ich X getan habe, soll mir Y widerfahren!“. (Zurück zu v.6)
lDie Bedeutung von Selah ist unklar, s. Lexikon / Lemma סֶלַה. In der LF sollte es daher besser ausgespart werden. (Zurück zu v.6)
merwache - Hinter diesem häufigen Aufruf steht die Vorstellung, dass - da einerseits ja Gott die ganze Welt lenkt und leitet, andererseits aber offensichtlich gerade ein Unrecht geschieht - Gott aktuell „inaktiv“ sein muss (vgl. näher z.B. Schlaf (Wibilex)). Ob dies „schlafen“ wirklich nur eine Metapher für die Inaktivität Gottes ist, oder ob die Vorstellung tatsächlich wörtlich genommen werden muss, lässt sich heute nicht mehr sagen. (Zurück zu v.7)
nTextkritik: Und erwache, mein Gott (Und erwache zu mir hin?) - Die Alternativübersetzung ist der eigentliche Wortlaut des heb. Textes und macht offensichtlich nicht viel Sinn. Lies nach LXX für elaj („zu mir hin“) eli („mein Gott“), wofür nur die masoretische Vokalisierung geändert werden muss (so z.B. Brueggemann/Bellinger 2014; Houston/Moore/Waltke 2014, S. 80), oder deute sogar ohne Umvokalisierung - aber unwahrscheinlicher - elaj als Pluralis majestatis „meine Götter“ (=„mein Gott“, so z.B. Dahood 1965, S. 43; Goldingay 2006, S. 143). (Zurück zu v.7)
o[der] du das Recht eingesetzt hast! - Meist: „Berufe ein Gericht ein“ (gedeutet als prekatives Perfekt, so z.B. Buttenwieser 1938, S. 413; Houston/Moore/Waltke 2014, S. 80) oder „Du hast [ja schon] ein Gericht einberufen“. Das ist unwahrscheinlich; die Kombination der Wörter mischpat („Gebot, Gericht“) und tsawah („einsetzen, gebieten“) findet sich in der Bibel häufig und steht dann stets für den Akt der göttlichen Gesetzgebung (s. Num 27,11; 36,13; Dtn 4,5; 6,20; 8,11; 1 Kön 8,58; 2 Kön 17,34; 1Chr 22,13; 2 Chr 33,8; Neh 1,7; Mal 3,22) oder einmal auch der aaronitischen Gesetzgebung (1 Chr 24,19). Sehr wahrscheinlich wird hier also nicht nur an JHWH, den Weltenrichter appelliert, sondern in dieser Zeile auch noch an JHWH, die „Welt-Legislative“: „Du, von dem doch alle Gebote stammen: Halte Gericht!“ (Zurück zu v.7)
pUnd über sie kehre zur Höhe zurück - nämlich, nachdem du erwacht bist, auf deinen himmlischen Weltenrichterstuhl, um dein Richtamt auszuüben; s. die Parallelstellen und vgl. zur Vorstellung z.B. Tag Jahwes (AT) (Wibilex). (Zurück zu v.8)
qJHWH richte die Völker - ein sogenannter „P-Shift“: In der heb. Lyrik kann plötzlich die Rede zu Gott abwechseln mit der Rede über Gott, ohne, dass dies einen Bedeutungsunterschied machen würde (daher wird auch in der zweiten Zeile wieder fortgefahren mit der Rede zu Gott). Im Dt. würde man auch hier schreiben: „JHWH, du richtest die Völker“. (Zurück zu v.9)
rZu Schaff mir Recht statt der häufigen Übersetzung „richte mich“ vgl. gut Liedke 1971, S. 66f: Die Bitte zielt darauf, dass die durch ein Unrecht gestörte kosmische Ordnung wieder hergestellt werden soll; nicht darauf, dass der Beter gerne als Angeklagter vor dem kosmischen Gericht stehen würde. Sinngemäß also meint die Bitte etwas wie: „JHWH, der du die Völker richtest: Richte mich her“. (Zurück zu v.9)
sgemäß meiner Gerechtigkeit - d.h., wie dies meiner Gerechtigkeit angemessen wäre. (Zurück zu v.9)
t[die] auf mir [ist] - vielleicht ein Wortspiel: Dass Unschuld „auf“ jemandem ist, ist auch im Heb. nicht idiomatisch. Vielleicht soll hier mit der Vorstellung von Sündigkeit und Ungerechtigkeit, die „auf“ ([Ezechiel 33#s10 |Ez 33,10]]; auch Ez 18,31: „Werft von auf euch alle Übertretungen...“) jemandem lastet (Jes 24,20) wie ein Joch (Klg 1,14): Solche lasten gerade nicht auf dem Beter; auf ihm lastet nur Unschuld. (Zurück zu v.9)