Psalm 90: Unterschied zwischen den Versionen

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Variante B als Fließtext
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{{L|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes:
 
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{{L|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes: Gott, du bist unser Schutzraum von Generation zu Generation.
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Gott, du bist unser Zufluchtsort
{{L|2}} Schon vor Erschaffung der Berge, vor der Schöpfung der Erde und der Welt, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
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_ von Generation zu Generation.
{{L|3}} Du lässt den Menschen wieder zu Erdenstaub werden. Du sprichst: Kehrt dahin zurück, ihr Kinder des Erdenmenschen Adam!
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{{L|2}} Schon vor Erschaffung der Berge,
{{L|4}} Tausend Jahre sind in deinen Augen ja nur wie der vergangene Tag oder ein paar Nachtstunden.
+
_ vor der Schöpfung der Erde und der Welt,
{{L|5}} Die wäschst du dir weg wie den Schlaf am Morgen. Sie sind wie schnell wachsendes Gras.
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_ von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
{{L|6}} Am Morgen grünt es, wächst und blüht bis zum Abend. Dann verwelkt es und verdorrt.
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{{L|3}} Du lässt den Menschen wieder zu Erdenstaub werden.
{{L|7}} So vergehen auch wir durch deinen Zorn. Durch die Hitze deiner Wut werden wir verschreckt.
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_ Du sprichst: „Kehrt dahin zurück, ihr Kinder des Erdenmenschen Adam!
{{L|8}} Du deckst unsere Verfehlungen vor dir auf. Unsere gut versteckten Geheimnisse durchleuchtest du mit deiner Gegenwart.
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{{L|4}} Tausend Jahre sind in deinen Augen ja nur
{{L|9}} Denn keiner unserer Tage kann vor deinem Zorn bestehen. Am Ende unserer Jahre bleibt nur noch ein Stoßgebet.
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_ wie der vergangene Tag,
{{L|10}} Die Tage unserer Jahre haben wir siebzig Jahre lang. In guter Gesundheit können es achtzig Jahre werden. Und doch ist Ihr Stolz nur nichtiges Bemühen. Es ist schnell vorbei und fliegt nur so dahin.
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_ wie ein paar Nachtstunden.
{{L|11}} Wer erkennt denn die Wucht deiner Wut und wie furchtbar dein Zorn ist?
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{{L|5}} Die wäschst du dir weg wie den Schlaf.
{{L|12}} Darum bringe uns das Zählen unserer Tage bei. Dann bekommen wir ein Herz voller Weisheit.
+
_ Sie vergehen, so schnell morgens das Gras wächst:
{{L|13}} Wende dich uns wieder zu, du unser Gott! Wann wird das sein? Zeige deinen Dienern dein Mitleid.
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{{L|6}} Am Morgen grünt es, wächst und blüht
{{L|14}} Mache uns morgens durch deine Freundlichkeit satt. Dann werden wir jubeln und uns freuen jeden neuen Tag.  
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_ bis zum Abend. Dann verwelkt und verdorrt es.
{{L|15}} Erfreue uns viele Tage lang. Denn viele Jahre lang hast du uns betrübt. Du hast uns Unglück sehen lassen.
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{{L|7}} So vergehen auch wir durch deinen Zorn.
{{L|16}} Zeige deinen Dienern nun dein Handeln und deinen Kindern deine unfassbare Ausstrahlung!
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_ Durch die Hitze deiner Wut werden wir verschreckt.
{{L|17}} Die Freundlichkeit Gottes, unseres Gottes, sei über uns! Lass unserer Hände Arbeit bei uns Frucht bringen! Ja, die Arbeit unserer Hände bestätige!
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{{L|8}} Du deckst unsere Verfehlungen vor dir auf.
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_ Unsere gut versteckten Geheimnisse durchleuchtest du mit deiner Gegenwart.
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{{L|9}} Denn keiner unserer Tage kann vor deinem Zorn bestehen.
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_ Am Ende unserer Jahre bleibt nur noch ein Stoßgebet.
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{{L|10}} Siebzig Jahre lang haben wir die Tage unserer Jahre,
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_ oder achtzig in guter Gesundheit.
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Und doch ist Ihr Stolz nur nichtiges Bemühen.
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_ Es ist schnell vorbei und fliegt nur so dahin.
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{{L|11}} Wer erkennt denn die Wucht deiner Wut
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_ und wie furchtbar dein Zorn ist?
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{{L|12}} Darum bringe uns das Zählen unserer Tage bei.
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_ Dann bekommen wir ein Herz voller Weisheit.
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{{L|13}} Wende dich uns wieder zu, du unser Gott!
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_ Wann wird das sein? Zeige deinen Dienern dein Mitleid.
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{{L|14}} Mache uns morgens durch deine Freundlichkeit satt.
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_ Dann werden wir jubeln und uns freuen jeden neuen Tag.  
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{{L|15}} Erfreue uns so viele Tage lang, wie du uns betrübt hast,
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_ so viele Jahre, wie Du uns hast Unglück sehen lassen.
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{{L|16}} Zeige deinen Dienern nun dein Handeln
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_ und deinen Kindern deine unfassbare Ausstrahlung!
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{{L|17}} Die Freundlichkeit Gottes, unseres Gottes, sei über uns!
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_ Lass unserer Hände Arbeit bei uns Frucht bringen!
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_ Ja, die Arbeit unserer Hände bestätige!
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{{S|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes: HERR, eine Wohnung (Zufluchtsort) bist du für uns gewesen (bist du, warst du) von Generation (Zeitalter, Zeit, Geschlecht, Zeitspanne) zu Generation<ref>D.h. wahrscheinlich „in allen Generationen“</ref>.  
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{{S|1}} Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes:
{{S|2}} Bevor [die] Berge geboren waren (wurden) und du die Erde und die [irdische] Welt<ref>Dieses Wort hat keinen allumfassenden Sinn wie „Kosmos“, sondern ist i.d.R. mit „Erde“ Synonym – hier klar ein Hendiadyoin. </ref> hervorgebracht (geboren)<ref>Das Verb heißt eigentlich „sich (in Schmerzen) winden“ und steht oft in Zusammenhang mit der Geburt. Hier wird es bildhaft verwendet. Die Grenzen der deutschen Sprache machen eine genauere Übersetzung nicht möglich. </ref> hattest<ref>Nach der LXX und anderen Zeugen kein Polel, sondern Polal → Passiv: „Bevor … die Erde und die Welt hervorgebracht waren“ (NET Ps 90,2 Fußnote 3)</ref> (hervorbrachtest), {und} von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott (bist du, Gott)<ref>Die LXX liest „nicht“ ({{Hebr}}אַל{{Hebr ende}}) statt „Gott“ ({{Hebr}}אֵל{{Hebr ende}}) und hängt das als Verneinung an den Beginn des nächsten Verses, dann lediglich: „Bevor..., und von Ewigkeit... bist du.“</ref>.
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{{S|3}} Du lässt [den] Menschen zum Staub zurückkehren<ref>LXX: „Du lässt nicht zurückkehren“ (vgl. letzte Fußnote V. 5)</ref>{{par|Genesis|3|19}} und sprichst: Kehrt zurück (kehrt um), ihr Kinder (Söhne) des Menschen (Adams) (Menschenkinder)!  
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HERR, eine Wohnung (Zufluchtsort) bist du für uns gewesen (bist du, warst du)
{{S|4}} Denn (ja) tausend Jahre [sind] in deinen Augen wie [der] gestrige Tag, wenn er vergangen ist<ref>Eigentlich ein (zeitloses) Imperfekt. Im Kontext des gestrigen Tages als Vergangenheit übersetzt. </ref>, oder (und) eine Wache in der Nacht (Nachtwache)<ref>Kann sich auf die israelitische Nachtzeiteinheit „Nachtwache“ beziehen (NET Ps 90,4 Fußnote 8).</ref>.  
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_ von Generation (Zeitalter, Zeit, Geschlecht, Zeitspanne) zu Generation<ref>D.h. wahrscheinlich „in allen Generationen“</ref>.  
{{S|5}} Du schwemmst sie weg<ref>Die genaue Bedeutung des Verbs ist unklar. NET: „beendest ihr Leben“</ref>, sie sind [wie] Schlaf, am Morgen wie Gras<ref>Oder: „[wie] Schlaf am Morgen, wie Gras“</ref>, [das] aufsprosst. (Du schwemmst sie weg [wie] Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst.)<ref>V. 5 beinhaltet eines der schwierigsten textkritischen Probleme des Alten Testaments. Der Vers ist im masoretischen Text schwierig zu deuten, weil er wenig klar zugeordnete Elemente enthält. Dazu kommen verschiedene Lesarten in LXX und Peschitta, aus der die BHS den möglichen Ursprungstext „Du sähst sie aus Jahr für Jahr, sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst.“ konstruiert (so EÜ, Zür1931). Die Gewichtung der Textzeugen und die lectio difficilior im masoretischen Text (die nicht aus dem Vorschlag erklärt werden kann) gibt diesem aber klar Vorrang. </ref>
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{{S|2}} Bevor [die] Berge geboren waren (wurden)
{{S|6}} Am Morgen blüht (grünt) es und sprosst auf (blüht), zum Abend verwelkt<ref>EÜ: „wird es geschnitten“</ref> und verdorrt (vertrocknet) es.  
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_ und du die Erde und die [irdische] Welt<ref>Dieses Wort hat keinen allumfassenden Sinn wie „Kosmos“, sondern ist i.d.R. mit „Erde“ Synonym – hier klar ein Hendiadyoin. </ref> hervorgebracht (geboren)<ref>Das Verb heißt eigentlich „sich (in Schmerzen) winden“ und steht oft in Zusammenhang mit der Geburt. Hier wird es bildhaft verwendet. Die Grenzen der deutschen Sprache machen eine genauere Übersetzung nicht möglich. </ref> hattest<ref>Nach der LXX und anderen Zeugen kein Polel, sondern Polal → Passiv: „Bevor … die Erde und die Welt hervorgebracht waren“ (NET Ps 90,2 Fußnote 3)</ref> (hervorbrachtest),
{{S|7}} Denn (ja) wir vergehen durch deinen Zorn (Gesicht), und durch deine Zorneshitze (Zorn, Grimm, Hitze)<ref>Die beiden Wörter werden ins Deutsche häufig als „Zorn“ und „Grimm“ übersetzt. Letzteres ist jedoch heutzutage nicht mehr allgemein verständlich. Im Grunde sind beide synonym. Das häufige Wort für „Zorn“ heißt ursprünglich „Nase, Gesicht“ und enthält die Konnotation des zornigen Schnaubens. Das zweite Wort heißt eigentlich Hitze und enthält also die Konnotation der Zorneshitze.</ref> werden wir verstört.
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_ {und} von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott (bist du, Gott)<ref>Die LXX liest „nicht“ ({{Hebr}}אַל{{Hebr ende}}) statt „Gott“ ({{Hebr}}אֵל{{Hebr ende}}) und hängt das als Verneinung an den Beginn des nächsten Verses, dann lediglich: „Bevor..., und von Ewigkeit... bist du.“</ref>.
{{S|8}} Du stellst (hast gestellt) unsere Fehler (Missetaten, Ungerechtigkeiten) vor dich, unsere Geheimnisse (verborgenen [Dinge]; was wir verborgen haben) vor das Licht deiner Gegenwart (deines Gesichts).  
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{{S|3}} Du lässt [den] Menschen zum Staub zurückkehren<ref>LXX: „Du lässt nicht zurückkehren“ (vgl. letzte Fußnote V. 5)</ref>{{par|Genesis|3|19}}
{{S|9}} Ja (denn), alle unsere Tage fahren dahin (verschwinden)(sind dahingefahren) durch deinen Zorn (Grimm), wir vollenden (haben vollendet) unsere Jahre wie einen Seufzer (Stöhnen).  
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_ und sprichst: „Kehrt zurück (kehrt um), ihr Kinder (Söhne) des Menschen (Adams) (Menschenkinder)!
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_ oder (und) eine Wache in der Nacht (Nachtwache)<ref>Kann sich auf die israelitische Nachtzeiteinheit „Nachtwache“ beziehen (NET Ps 90,4 Fußnote 8).</ref>.  
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{{S|6}} Am Morgen blüht (grünt) es und sprosst auf (blüht),
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_ zum Abend verwelkt<ref>EÜ: „wird es geschnitten“</ref> und verdorrt (vertrocknet) es.  
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_ und durch deine Zorneshitze (Zorn, Grimm, Hitze)<ref>Die beiden Wörter werden ins Deutsche häufig als „Zorn“ und „Grimm“ übersetzt. Letzteres ist jedoch heutzutage nicht mehr allgemein verständlich. Im Grunde sind beide synonym. Das häufige Wort für „Zorn“ heißt ursprünglich „Nase, Gesicht“ und enthält die Konnotation des zornigen Schnaubens. Das zweite Wort heißt eigentlich Hitze und enthält also die Konnotation der Zorneshitze.</ref> werden wir verstört.
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{{S|8}} Du stellst (hast gestellt) unsere Fehler (Missetaten, Ungerechtigkeiten) vor dich,
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_ unsere Geheimnisse (verborgenen [Dinge]; was wir verborgen haben) vor das Licht deiner Gegenwart (deines Gesichts).  
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_ wir vollenden (haben vollendet) unsere Jahre wie einen Seufzer (Stöhnen).  
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_ und, wenn in Kraft,<ref>Die meisten deutschen Übersetzungen halten es hier mit Luther: „wenn es hoch kommt“</ref> achtzig Jahre.
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{und} Ihr Stolz<ref>D.h. der Stolz der Jahre → die Blüte des Lebens.</ref> [ist] Mühe und Beschwerde (Unglück, Nichtigkeit, Last),
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_ denn (ja) er ist (vergeht) schnell vergangen und wir fliegen [davon] ([dahin]).
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{{S|11}} Wer erkennt die Stärke deines Zorns?
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_ {und} Wie deine Furcht<ref>D.h. „die Furcht vor dir“.</ref> [ist] dein Grimm (Zorn) (und gemäß deiner Furcht deinen Grimm?).
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{{S|12}} Darum (also, so) lehre uns, unsere Tage zu zählen,
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_ damit (dann, und) wir ein Herz der Weisheit (weises Herz) bekommen (erlangen, gewinnen).  
 
{{S|13}} Kehre doch (Wende dich doch [zu uns]) zurück, JHWH! Wie lange (bis wann)? {und} Habe Mitleid mit deinen Knechten (Sklaven, Dienern)!  
 
{{S|13}} Kehre doch (Wende dich doch [zu uns]) zurück, JHWH! Wie lange (bis wann)? {und} Habe Mitleid mit deinen Knechten (Sklaven, Dienern)!  
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_ [so viele] Jahre, [wie]<ref>Die parallele Satzstruktur weist darauf hin, dass aus der einen vergleichenden Präposition (vor „Tage“) weitere ergänzt werden müssen. In hebräischer Dichtung ist das nicht ungewöhnlich (vgl. V. 5).</ref> wir Unglück (Böses, Unheil) gesehen haben!  
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{{Kapitelseite Fuß}}
 
{{Kapitelseite Fuß}}

Version vom 9. Juni 2013, 20:55 Uhr

Syntax ungeprüft

SF zuverlässig.png
Status: Zuverlässige Studienfassung – Die Übersetzung ist vollständig, erfüllt die Übersetzungskriterien und wurde mit einigen Standards der Qualitätssicherung abgesichert. Verbesserungen sind noch zu erwarten.
Folgt-später.png
Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Psalm 90)

1 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes:

Gott, du bist unser Zufluchtsort
von Generation zu Generation.
2 Schon vor Erschaffung der Berge,
vor der Schöpfung der Erde und der Welt,
von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
3 Du lässt den Menschen wieder zu Erdenstaub werden.
Du sprichst: „Kehrt dahin zurück, ihr Kinder des Erdenmenschen Adam!“
4 Tausend Jahre sind in deinen Augen ja nur
wie der vergangene Tag,
wie ein paar Nachtstunden.
5 Die wäschst du dir weg wie den Schlaf.
Sie vergehen, so schnell morgens das Gras wächst:
6 Am Morgen grünt es, wächst und blüht –
bis zum Abend. Dann verwelkt und verdorrt es.
7 So vergehen auch wir durch deinen Zorn.
Durch die Hitze deiner Wut werden wir verschreckt.
8 Du deckst unsere Verfehlungen vor dir auf.
Unsere gut versteckten Geheimnisse durchleuchtest du mit deiner Gegenwart.
9 Denn keiner unserer Tage kann vor deinem Zorn bestehen.
Am Ende unserer Jahre bleibt nur noch ein Stoßgebet.
10 Siebzig Jahre lang haben wir die Tage unserer Jahre,
oder achtzig in guter Gesundheit.
Und doch ist Ihr Stolz nur nichtiges Bemühen.
Es ist schnell vorbei und fliegt nur so dahin.
11 Wer erkennt denn die Wucht deiner Wut
und wie furchtbar dein Zorn ist?
12 Darum bringe uns das Zählen unserer Tage bei.
Dann bekommen wir ein Herz voller Weisheit.
13 Wende dich uns wieder zu, du unser Gott!
Wann wird das sein? Zeige deinen Dienern dein Mitleid.
14 Mache uns morgens durch deine Freundlichkeit satt.
Dann werden wir jubeln und uns freuen jeden neuen Tag.
15 Erfreue uns so viele Tage lang, wie du uns betrübt hast,
so viele Jahre, wie Du uns hast Unglück sehen lassen.
16 Zeige deinen Dienern nun dein Handeln
und deinen Kindern deine unfassbare Ausstrahlung!
17 Die Freundlichkeit Gottes, unseres Gottes, sei über uns!
Lass unserer Hände Arbeit bei uns Frucht bringen!
Ja, die Arbeit unserer Hände bestätige!

Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 90)

1 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes:

HERR, eine Wohnung (Zufluchtsort) bist du für uns gewesen (bist du, warst du)
von Generation (Zeitalter, Zeit, Geschlecht, Zeitspanne) zu Generationa.
2 Bevor [die] Berge geboren waren (wurden)
und du die Erde und die [irdische] Weltb hervorgebracht (geboren)c hattestd (hervorbrachtest),
{und} von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott (bist du, Gott)e.
3 Du lässt [den] Menschen zum Staub zurückkehrenf
und sprichst: „Kehrt zurück (kehrt um), ihr Kinder (Söhne) des Menschen (Adams) (Menschenkinder)!“
4 Denn (ja) tausend Jahre [sind] in deinen Augen wie [der] gestrige Tag,
wenn er vergangen istg,
oder (und) eine Wache in der Nacht (Nachtwache)h.
5 Du schwemmst sie wegi, sie sind [wie] Schlaf (Du schwemmst sie weg [wie] Schlaf),
am Morgen wie Grasj, [das] aufsprosst (sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst).k
6 Am Morgen blüht (grünt) es und sprosst auf (blüht),
zum Abend verwelktl und verdorrt (vertrocknet) es.
7 Denn (ja) wir vergehen durch deinen Zorn (Gesicht),
und durch deine Zorneshitze (Zorn, Grimm, Hitze)m werden wir verstört.
8 Du stellst (hast gestellt) unsere Fehler (Missetaten, Ungerechtigkeiten) vor dich,
unsere Geheimnisse (verborgenen [Dinge]; was wir verborgen haben) vor das Licht deiner Gegenwart (deines Gesichts).
9 Ja (denn), alle unsere Tage fahren dahin (verschwinden)(sind dahingefahren) durch deinen Zorn (Grimm),
wir vollenden (haben vollendet) unsere Jahre wie einen Seufzer (Stöhnen).
10 Die Tage unserer Jahre, in ihnen [sind] siebzig Jahre,
und, wenn in Kraft,n achtzig Jahre.
{und} Ihr Stolzo [ist] Mühe und Beschwerde (Unglück, Nichtigkeit, Last),
denn (ja) er ist (vergeht) schnell vergangen und wir fliegen [davon] ([dahin]).
11 Wer erkennt die Stärke deines Zorns?
{und} Wie deine Furchtp [ist] dein Grimm (Zorn) (und gemäß deiner Furcht deinen Grimm?).
12 Darum (also, so) lehre uns, unsere Tage zu zählen,
damit (dann, und) wir ein Herz der Weisheit (weises Herz) bekommen (erlangen, gewinnen).
13 Kehre doch (Wende dich doch [zu uns]) zurück, JHWH! Wie lange (bis wann)? {und} Habe Mitleid mit deinen Knechten (Sklaven, Dienern)!
14 Sättige uns am Morgen [mit] deiner Güte (liebenden Treue, Gnade, Liebe),
dann (so dass, damit; und) werden wir jubeln und uns freuen an allen unseren Tagen!
15 Erfreue uns so [viele] Tage, [wie] du uns bedrückt hast (hast Leiden lassen, gebeugt hast),
[so viele] Jahre, [wie]q wir Unglück (Böses, Unheil) gesehen haben!
16 Zeige (lass sehen)r deinen Knechten (Sklaven, Dienern) dein Handeln
und deine Herrlichkeit (Majestät, Macht) ihre Kindern (Söhnen)!
17 Die Freundlichkeit (Gunst) des HERRN, unseres Gottes [sei] über uns!
{und} Das Werk unserer Hände festiges über uns,
und (ja) das Werk unserer Hände, festige es!

Anmerkungen

aD.h. wahrscheinlich „in allen Generationen“ (Zurück zu v.1)
bDieses Wort hat keinen allumfassenden Sinn wie „Kosmos“, sondern ist i.d.R. mit „Erde“ Synonym – hier klar ein Hendiadyoin. (Zurück zu v.2)
cDas Verb heißt eigentlich „sich (in Schmerzen) winden“ und steht oft in Zusammenhang mit der Geburt. Hier wird es bildhaft verwendet. Die Grenzen der deutschen Sprache machen eine genauere Übersetzung nicht möglich. (Zurück zu v.2)
dNach der LXX und anderen Zeugen kein Polel, sondern Polal → Passiv: „Bevor … die Erde und die Welt hervorgebracht waren“ (NET Ps 90,2 Fußnote 3) (Zurück zu v.2)
eDie LXX liest „nicht“ (אַל) statt „Gott“ (אֵל) und hängt das als Verneinung an den Beginn des nächsten Verses, dann lediglich: „Bevor..., und von Ewigkeit... bist du.“ (Zurück zu v.2)
fLXX: „Du lässt nicht zurückkehren“ (vgl. letzte Fußnote V. 5) (Zurück zu v.3)
gEigentlich ein (zeitloses) Imperfekt. Im Kontext des gestrigen Tages als Vergangenheit übersetzt. (Zurück zu v.4)
hKann sich auf die israelitische Nachtzeiteinheit „Nachtwache“ beziehen (NET Ps 90,4 Fußnote 8). (Zurück zu v.4)
iDie genaue Bedeutung des Verbs ist unklar. NET: „beendest ihr Leben“ (Zurück zu v.5)
jOder: „[wie] Schlaf am Morgen, wie Gras“ (Zurück zu v.5)
kV. 5 beinhaltet eines der schwierigsten textkritischen Probleme des Alten Testaments. Der Vers ist im masoretischen Text schwierig zu deuten, weil er wenig klar zugeordnete Elemente enthält. Dazu kommen verschiedene Lesarten in LXX und Peschitta, aus der die BHS den möglichen Ursprungstext „Du sähst sie aus Jahr für Jahr, sie sind am Morgen wie Gras, [das] aufsprosst.“ konstruiert (so , Zür1931). Die Gewichtung der Textzeugen und die lectio difficilior im masoretischen Text (die nicht aus dem Vorschlag erklärt werden kann) gibt diesem aber klar Vorrang. (Zurück zu v.5)
l: „wird es geschnitten“ (Zurück zu v.6)
mDie beiden Wörter werden ins Deutsche häufig als „Zorn“ und „Grimm“ übersetzt. Letzteres ist jedoch heutzutage nicht mehr allgemein verständlich. Im Grunde sind beide synonym. Das häufige Wort für „Zorn“ heißt ursprünglich „Nase, Gesicht“ und enthält die Konnotation des zornigen Schnaubens. Das zweite Wort heißt eigentlich Hitze und enthält also die Konnotation der Zorneshitze. (Zurück zu v.7)
nDie meisten deutschen Übersetzungen halten es hier mit Luther: „wenn es hoch kommt“ (Zurück zu v.10)
oD.h. der Stolz der Jahre → die Blüte des Lebens. (Zurück zu v.10)
pD.h. „die Furcht vor dir“. (Zurück zu v.11)
qDie parallele Satzstruktur weist darauf hin, dass aus der einen vergleichenden Präposition (vor „Tage“) weitere ergänzt werden müssen. In hebräischer Dichtung ist das nicht ungewöhnlich (vgl. V. 5). (Zurück zu v.15)
rREB: „Lass an deinen Knechten sichtbar werden“ (Zurück zu v.16)
sSLT: „fördere“, : „lass gedeihen“ (Zurück zu v.17)