Sela

Aus Die Offene Bibel

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Sela (oder Selah, Heb. סֶלַה, selah) ist ein ein hebräisches Wort, das fast ausschließlich in den Psalmen häufig vorkommt (ansonsten nur in Hab 3,3.9.13). Es fügt sich dabei nicht in bestehende Sätze ein, sondern steht i.d.R. am Zeilenende. Dabei handelt es sich wohl um ein Notierungszeichen oder eine Regieanweisung für die Aufführung. Seine genaue Bedeutung ist bis heute ungeklärt. Viele Exegeten gehen sogar davon aus, dass die Frage nach seiner Bedeutung „wahrscheinlich nie mit voller Evidenz gelöst werden [können wird].“a

Folgerichtig ist in der Geschichte der Bibelrezeption eine Vielzahl unterschiedlicher Deutungen vertreten worden. Von den Übersetzern der Septuaginta (LXX) wurde es als διάψαλμα gedeutet. Allerdings war ihnen die Bedeutung der meisten technischen hebräischen Begriffe in den Psalmen schon nicht mehr bekannt, so dass dem wenig Aussagekraft zukommt. Origenes interpretiert diese Übersetzung als „eine Veränderung oder einen Wechel der Person, des Rhythmus, der Melodie, des Lehrtons, des Sinnes oder der Stärke der Rede“, Eusebius und Gregorius von Nyssa sehen im „Sela“ einfach eine Pause, Sommer (in den „Biblischen Abhandlungen“) und Delitzsch (in seinem Psalmenkommentar) deuten das „Sela“ als ein musikalisches Zeichen, etwa für ein musikalisches Zwischenspiel oder für eine Verstärkung der begleitenden Musik. Mowinckel deutet es in seinen „Psalmstudien IV“ gar als eine Art „Platzhalter“ für verschiedene, vom Volk auszurufende Kultrufe.b

Stieb 1939 hält diese Positionen für weniger stichhaltig als seine eigene Deutung. „Allgemein anerkannt“ sei Wellhausens Herleitung der Partikel סֶלַה vom hebräischen Stamm des Wortes für „erheben“. Daher sei folgende Deutung die richtige:

„Was soll hier erhoben werden? Nur das Auge kann gemeint sein! Der betende oder vorbetende Leser soll das Auge hinaufsteigen lassen, um die betreffenden Verse zu wiederholen. סֶלַה ist Wiederholungszeichen! Dieser seither versteckte Schlüssel löst, wie wir sehen werden, alle Rätsel auf der hier in Frage kommenden Linie und muß somit der richtige sein. Namentlich bilden offenkundig die einmal oder mehrfach zu wiederholenden Selaverse stets den Kern des betreffenden Psalms.“c

Auch Gyllenberg 1941 hält diese Deutung für durchaus möglich und ergänzt:

„[Es] gehört Sela der älteren Psalmensammlung, Ps 2-89 an. Zufolge einer Veränderung der Lage, die wir nicht kennen, ist Sela in späterer Zeit entbehrlich geworden, wurde aber in den älteren Psalmen nicht gestrichen. Man verstand seine Bedeutung [schon damals (!)] nicht mehr, und die Abschreiber haben es sowohl weggelassen als versetzt, wie LXX zeigt. “d

Um die Bedeutung von „Sela“ zu ermitteln, müsse man sich also an die Psalmen halten, die durch Strophenbau und / oder Kehrverse „gegen größere Veränderungen mehr oder weniger geschützt gewesen sind.“e Bei einer Betrachtung derselben aber „zeig[e] sich sofort, daß Sela irgendwie in Verbindung mit dem Kehrvers vorkommt.“ f Gyllenberg selbst geht davon aus, dass „Sela“ Signal dafür sei, dass die betreffenden Versteile nicht vom Vorsänger, sondern vom Volk (nach-)zu(-)singen war.

Es kann diese Beobachtung zwar die Interpretation Stiels stützen, evident macht sie dieselbe aber immer noch nicht. Was aber Stiel und Gyllenberg zeigen, ist, dass dadurch, dass „Sela“ auf irgendeine Weise zusammenhängt mit speziellen strukturellen Einheiten der Psalmen, die Interpretation von „Sela“ als Vortragsanweisung (i.e., als Wiederholung, als Signal zum Sprecherwechsel o.Ä.) wahrscheinlicher ist als etwa die Interpretation als musikalisches Zeichen oder als Kultruf-Anweisung.

Anmerkungen zur Umsetzung, wenn für „Sela“ ein musikalisches Zeichen, etwa für ein musikalisches Zwischenspiel vorausgesetzt wird[Bearbeiten]

Diese Anweisung ist für heutige Musiker ein wesentliches Element, die einen Psalm musikalisch umsetzen wollen. Wenn Wenn „Sela“ eine Angabe für die Instrumentalbegleitung ist, dann hat sie logischerweise nur Bedeutung, wenn der Psalmengesang tatsächlich wie im 1. und 2. Tempel mit Musikinstrumenten begleitet wird. Das war aber bei der bis ins 20. Jh. in der Katholischen Kirche zwingend vorgeschriebenen – einstimmig und ohne Musikinstrumente (choral) – Praxis nicht gegeben. Über diese traditionelle, unbegleitet einstimmige Singweise für Psalmen, Psalmodie genannt, kann hier nachgelesen werden.

Weitere Informationen[Bearbeiten]

Weitere Informationen (nicht Quelle des Artikels): Wikipedia.de

Quellen[Bearbeiten]

  • TWOT, 1506 סֶלַה
  • DBL Hebrew, 6138 סֶלַה
  • Gyllenberg, R.: Die Bedeutung des Wortes Sela, in: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 58 (1-2/1941). S. 153-156.
  • Stieb, Robert: Die Versdubletten des Psalters, in: Zeitschrift für die Alttestametnliche Wissenschaft 57 (1-2/1939). S. 102-110.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

aGyllenberg 1941, S. 153. (Zurück zum Text: a)
bVgl. Stieb 1939, S. 102f. (Zurück zum Text: b)
cStieb 1939, S. 104. (Zurück zum Text: c)
dGyllenberg 1941, S. 154. (Zurück zum Text: d)
eGyllenberg 1941, S. 154. (Zurück zum Text: e)
fGyllenberg 1941, S. 154. (Zurück zum Text: f)