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Die Volltextsuche hat 36 Ergebnisse für „Psalm 104,29“.

Psalm 104

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Anmerkungen

Studienfassung (Psalm 104)

1 ([Von (für, nach Art von) David])a


Preise, meine Seele, JHWH!b


JHWH, mein Gott,c [du bist] ([ist]) sehr groß!
Du bist bekleidet (hast dich bekleidet) mit Majestät und Herrlichkeit (majestätischer Herrlichkeit/Pracht),d
2 [Bist] mit Licht wie mit einem Mantel umhüllt (verhüllt, ein Eingehüllter),ef


[Oh, du]g [bists], der den Himmel wie eine Zeltdecke ausspannteh (bist ausspannend), e
3 [Bist] der, der bälkte (zimmerte) im (mit) Wasser seine Obergemächeri
[Bist] der, der dortj Wolken [als] seinen Wagen (sein Fahrzeug) [hat],k
[Bist] der, der sich fortbewegt (bist [dich] fortbewegend) auf den Flügeln des Windesl,m
4 [Bists], der macht (bist machend) zu seinen Boten Windenl (seine Boten zu Winden),o
Zu seinen Dienern (Seine Diener [sind]) flammendes Feuerl (Flamme [und] Feuer),p
5 [Bists,] der gründete (bist gründend, er gründete)q die Erde auf ihre Fundamente,r
Damit sie nicht wanken wird auf immer und ewig.
6 Das Urmeer bedecktest du wie mit einems Gewandt.u


Auf (über)u den Bergen sollten Wasser stehen (sich stellen):
7 Vor deinem Schelten mussten (sollten) sie fliehen,l
Vor dem Klang deines Donnerns (deiner donnernden Stimme) mussten (sollten) sie fortlaufen,
8 Mussten (sollten) hinaufziehen [auf] Berge,
Mussten (sollten) hinabsteigen [in] Tälerv
Zum Ort, den du ihnen gegründet hast.
9 [Die] Grenze, [die] du gesetzt hast, dürfen sie nicht übertreten,
Dürfen nicht zurückkehren, um die Erde zu bedecken (dürfen die Erde nicht wieder bedecken).


10 [Oh, du]g [bist] der, der entsendet Quellen in Wadis –
Siew sollen (müssen) zwischen [den]x Bergen fließen (gehen),
11 Sollen (müssen) alle wilden Tiere (alle Tiere dessen vom Berge)y tränken,
Es sollenz [selbst]aa die Wildesel ihren Durst brechenab können (sollen/müssen stillen).
12 Über ihnen wohnt das Gevögel des Himmels,
Von zwischen den Felsen (Zweigen)ac geben siead [ihre]ae Stimme –,
13 [Bists,] der tränkt die Berge von seinen Obergemächern:
Von der Frucht deiner Werke (deines Arbeitens)af soll die Erde sitt (satt) werden.
14 [Bists,] der sprossen lässt das Gras für Vieh
Und Pflanzen zum Nutzen (für den Ackerbau) der Menschen:
Damit [dieser] Brot aus der Erde hervorbringe (um hervorzubringen...),
15 Soll Menschenherzen Wein erfreuen;
Damit ihr Gesicht von Öl glänzt (mehr glänzt als Öl),
Soll Menschenherzen Brot (Nahrung) stärken.ag
16 Es sollen sitt werden (sättigen)ah die Bäume des Feldes (JHWHs),ai
Die Libanon-zedern,aj die er gepflanzt hat.
17 Dort (, auf denen)ak sollen Vöglein nisten,
Der Habicht (Storch?, Reiher?)al in ihren Wipfeln (auf Zypressen)am sein Haus [haben].
18 Die hohen Berge [sollen] den Steinböcken [gehören],
Die Felsen den Klippdachsen Zuflucht [sein].


19 Er machte den Mond für Festzeiten,an
Die Sonne kennt ihren Untergang.ao
20 Du willst Finsternis setzen,
Es soll Nacht werden,ap
In ihr sollen alle Waldtiere schleichen (pirschen):
21 Die Junglöwen brüllen nach Beute,
Um zu fordern von Gott ihre Speise.
22 Die Sonne soll scheinen,
Sie sollen sich sammeln und in ihre Höhlen legen.aq
23 Der Mensch soll an sein Werk gehen
Und an seine Arbeit bis zum Abend.


24 Wie zahlreich (groß) [sind] deine Werke, JHWH!
Sie alle hast du mit Weisheit gemacht!
Voll ist die Erde mit seinem Besitz,
25 So auch das Meer: (Dies – das Meer – [ist], dort [ist] das Meer:)ar groß und weit {die Seiten}:as
Dort [gibt es] Gewürmat ohne Zahl,
Kleine Tiere und große.
26 Dort schwimmen Schiffe, (schwimmen dort gleich Schiffen.)au
[Schwimmt der] Leviathan, den du gebildet, um mit ihm Spaß zu haben (damit er darinnen Spaß habe).av
27 Sie alle warten auf dich,
dass du [ihnen]aw gibst Nahrung zur rechten Zeit.ax
28 Du gibst ihnen (Gibst du ihnen,...) [Nahrung],ay sie sammeln [sie].ay
Du öffnest deine Hand (Öffnest du deine Hand,...), sie werden gesättigt mit Gutem.az
 29 Du verbirgst dein Gesicht (verbirgst du dein Gesicht,...),ba sie werden vernichtet (erschrecken),
Du nimmst ihren Atem (Geist), sie sterben (hauchen aus)
Und zu ihrem Staub kehren sie zurück.bb
  30 Du sendest deinen Atem (Geist) aus, sie werden geschaffen;
Du erneuerst das Gesicht (die Oberfläche) der Erde.
31 Es währe die Herrlichkeit (Pracht) JHWHs auf ewig,
Es freue sich JHWH über seine Werke!


32 Der auf die Erde blickt, so dass sie bebt,bc
Er rührt die Berge an, sie rauchen.
33 Ich will singen JHWH mein [ganzes] Leben,
ich will lobsingen meinem Gott meine [ganze] Dauer,
34 Möge ihm angenehm sein meine Rede (mein Sinnen),
Ich will mich freuen über JHWH!
35 Es mögen (werden) schwinden Sünder von der Erde
Und Frevler, von Dauer [mögen (werden)] sie nicht [sein].


Preise, meine Seele, JHWH! –
Hallelujah (Preist Jah!, Preist JHWH!)!bd

Anmerkungen

Psalm 104 ist ein „Schöpfungshymnus“: Der Psalmist preist (V. 1) die Größe Gottes, indem er sehr umfänglich von dessen Schöpfertätigkeit und Hoheit über seine Schöpfung berichtet.

Vv. 2b-6a: Gott hat den Kosmos geschaffen und die Elemente, die hier als lebendige Wesen erscheinen: Der Wind – die Luft – ist ein geflügeltes Wesen, das Botendienste für Gott unternimmt, das Feuer sein Diener, die Erde kann wanken, das Urmeer trägt Kleidung und kann gescholten werden.

Vv. 6b-9: Gott hat die Erde geschaffen, indem er das Urmeer von über ihr verlagerte (vgl. Gen 1,9f.).
Vv. 10-18: Mit diesem verlagerten Wasser tränkt Gott nun diese Erde und die Lebewesen, deren Lebensraum sie ist: Er tränkt die Berge (V. 13a) und mit dem Bergwasser wilde Tiere, Wildesel und die in den Felsen nistenden Vögel (Vv. 11f.); er tränkt die Erde (13b) und lässt so Gras für Vieh und Menschen sprossen (Vv. 14f.) und er tränkt die Bäume (V. 16), die Lebensraum für die Vögel sind (V. 17), wie die Berge Lebensraum für Steinbock und Klippdachs sind (V. 18).

Vv. 19-23: Gott hat weiterhin Mond und Sonne geschaffen und mit ihnen Zeit und zeitlichen Rhythmus, in dem Raubtiere und Menschen auf der Erde weben und streben.

Vv. 24-31: Schließlich hat Gott erstens das Meer geschaffen als Lebensraum für die Meereslebewesen, den seefahrenden Menschen und den Leviathan (Vv. 24-26); zweitens sättigt er sie (wie er sie in Vv. 10-18 gesittigt hat: Vv. 27-28) und ist insgesamt Herr über Leben und Tod seiner Geschöpfe. (Vv. 29-30).

Vv. 32-35: Diese Rede von Gottes Hoheit auch über den Tod bringt den Psalmisten zum Schluss des Psalms: Weil Gott auch ein gewaltiger Gott ist (V. 32), will er Gott seinen Lobpreis darbringen, denn aus diesem Grund kann er sich auch sicher sein, dass auch Sünder und Frevler dereinst von Gott vernichtet werden: Gott hat die Erde nicht nur gut geschaffen, sondern wird auch weiterhin für ihre Gutheit Sorge tragen – Halleluja!
Dies wird wohl auch von Beginn des Psalms an Anlass des Hymnus gewesen sein. Die ganze Welt ist ja von Tod durchwaltet: Die Vöglein haben ihren Habicht (V. 17), der Mensch seine Löwen (V. 21), die Fische und Seefahrer ihren Leviathan (V. 26). Und Herr über all dies Leben, Töten und Sterben ist Gott, der seinen Geschöpfen den Atem gibt und Atem nimmt (Vv. 29f.). Der Psalmist baut im Zuge des Psalms geradezu eine Dualität von Leben und Tod auf, um seine eigene Seite mit dem Leben, die seiner Feinde aber mit dem Tod zu verknüpfen: Der Gott des Lebens und des Todes soll Habicht, Löwe und Leviathan sein für Frevler und Sünder, nicht aber für den frommen Psalmisten: Er wird Gott singen „für seine Dauer“, der Frevler Leben aber soll „nicht von Dauer sein“.


aTextkritik: Die in Psalmen häufige, den angeblichen Verfasser angebende Überschrift „von David“ findet sich nicht in allen Überlieferungen des Textes – u.a. nicht Grundtext der BHS / BHQ –, dafür aber gerade in den sehr alten Textzeugen 11QPsa, LXX, Aq und evt. (vgl. Flint 1997, S. 96) in 4QPse. Das ist eine sehr starke Bezeugung; Goldingay 2008, S. 178 etwa sieht diese Überschrift daher als ursprünglich an. Die unterschiedliche Überlieferung lässt sich aber leichter erklären als Ergänzung (statt Streichung) zwecks einer Angleichung der sog. „anonymen“ Psalmen an die häufigeren Psalmen mit Autorenangabe. LXX allein hat wohl aus diesem Grund bei 13 anonymen Psalmen eine solche Angabe, wo der Codex Leningradensis sie nicht hat. (Zurück zu v.1)
bPreise, meine Seele, JHWH - Eine Selbtermunterung zum Gebet; ähnliches findet sich z.B. auch in Ps 34,2; Ps 42,5.11; 43,5; 103,1.22; 116,7; 145,21. Zur wohl dahinterstehenden Vorstellung vgl. am besten Ps 77,2 („Meine Seele weigerte sich, sich trösten zu lassen“); 131,2 („Ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt“): Wie jeder Beter weiß, hat das Herz manchmal seine eigene Dynamik und ist nicht von vornherein dazu bereit(et), beten zu können - daher muss der Beter bewusst Einfluss auf die Stimmung seines Herzens nehmen. Das selbe Motiv findet sich übrigens auch in deutschen Kirchenliedern; man vergleiche etwa Paul Gerhards Lieder „Du meine Seele, singe“ und „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden / nimm wahr, was heut geschieht“. (Zurück zu v.1)
cTextkritik - Die auffällige Aneinanderreihung dreier Gottesbezeichnungen (2x JHWH, 1x mein-Gott) hat in der Textüberlieferung für etwas Verwirrung gesorgt: In einigen heb. Handschriften fehlt eines der beiden JHWH, in einer Handschrift der LXX finden sich drei davon. 11QPsa hat statt „mein Gott“ die Variante „unser Gott“, 4QPsd die Variante „Gott“. Ursprünglich ist sicher die Variante im Fließtext. (Zurück zu v.1)
dMajestät und Herrlichkeit - Zwei häufigere Züge bei der Beschreibung Gottes: „Bei ihm“ ist Majestät und Herrlichkeit und er selbst ist majestätisch und herrlich (vgl. 1 Chr 16,27; 96,6; 111,3; 145,5), daher kann auch einzig er einzelnen Menschen diese Eigenschaften gewähren (vgl. Ps 21,5; 45,2f.; sarkastisch in Ijob 40,10). Das zweite Wort, hadar, kann auch konkret den Schmuck bezeichnen; entsprechend ist es auch in Ijob 40,10; Spr 31,25; Jes 63,1; Ez 16,14 (vgl. ähnlich Ps 93,1) etwas, womit man sich „kleiden“ kann. (Zurück zu v.1)
eMit Licht umhüllt + Himmel ausgespannt - Binnenreim der beiden Partizipien: `oteh-´or + noteh schamajim. (zu v.2)
fmit Licht umhüllt - Ps 104 hat viele Anklänge an die Schöpfungserzählung in Genesis 1; die Rede vom „sich mit Licht umhüllen“ spielt daher wohl auf die auch dort geschilderte Schöpfung des Lichts an. (Zurück zu v.2)
g[Oh, du] - rein funktionale Übersetzung: Die folgenden Verben stehen im Partizip und es ist nicht einmal offensichtlich, dass Gott hier tatsächlich angesprochen ist. Derartige Aneinanderreihungen von Partizipien finden sich aber häufig in hymnischen Psalmen; ihre Funktion ist es, Wesenszüge Gottes aufzuzählen, um ihn damit zu preisen (vgl. z.B. Seybold 1990, S. 114). (Zurück zu v.2 / zu v.10)
hHimmel wie eine Zeltdecke ausspannte - Nach biblischer Vorstellung ist der Himmel ein festes Gebilde (vgl. z.B. Ijob 37,18; Ez 1,22), das „ausgebreitet“ oder „ausgespannt“ (vgl. Ijob 9,8; 42,5; 44,24) wurde, um die Wasser über der Erde vom Überfluten der Erde zurückzuhalten (vgl. z.B. Ijob 37,11). Sehr häufig ist er außerdem vorgestellt als die „Wohnstatt Gottes“. Beides wird hier kombiniert zur Vorstellung des Himmels als dem „Zelt Gottes“, das nach seinem ausgespannt-Werden dann in V. 3 noch weiter ausgebaut wird. (Zurück zu v.2)
iim Wasser bälkte - D.h. JHWH hat im Himmel seine Obergemächer errichtet, indem er im oder mit Wasser - nämlich dem, aus dem der Himmel besteht und das vom Firmament davon zurückgehalten wird, die Erde zu überfluten - seine Wohnung „zimmert“. Die Rede vom Himmel als „Obergemach“ ist schön und sehr treffend - impliziert sie doch, dass Gott zu diesem Obergemach auch ein „Erdgeschoss“ hat, was den Rest des Psalms vorbereitet. (Zurück zu v.3)
jDort - nämlich in den himmlischen Obergemächern. (Zurück zu v.3)
kWolken [als] seinen Wagen - Eine alte Vorstellung; auch der altorientalische Gott Baal wird häufig als „Wolkenreiter“ bezeichnet (vgl. z.B. DDD, S. 704). (Zurück zu v.3)
lWind (Vv. 3f.); Feuer (V. 4); fliehendes Wasser (Vv. 6f.) - man beachte, wie hier der Wind etwas Reitbares (s. nächste FN), das Feuer etwas Dienstbares und das Wasser etwas zur Flucht Fähiges ist - die Natur wird durchgehend personifiziert oder wenigstens „semi-personal“ (Andersen 1972, S. 720) gedacht. Von einer „Entmythisierung der Natur“ kann ins Ps 104 nicht die Rede sein. (Zurück zu v.3 / zu v.4 / zu v.7)
m
Vier Winde.jpg
Flügel des Windes - Die Winde werden in vielen alten Kulturen als geflügelte Gestalten vorgestellt. Im babylonischen Adapa-mythos etwa bricht der Held Adapa die Flügel des Südwindes Šûtu. Zusammen mit einem ihrer drei Brüdern ist sie oben links zu sehen; auf dem ganzen Siegel (s. Wiggermann 2007, S. 142; hier auch weitere Darstellungen der personifizierten vier Winde im Alten Orient) sind auch die anderen beiden Brüder abgebildet. In der ägyptischen Bilderwelt sind die personifizierten Winde mal als geflügelte Humanoide, mal als geflügelte Tierwesen dargestellt; in den beiden unteren Bildausschnitten (zu finden an der Decke des Hathor-Tempels in Dendera; Foto: Olaf Tausch) etwa ist der Südwind ein geflügelter Widder und der Westwind ein widderköpfiger Sperber. Eine schöne Rekonstruktion einer weiteren ägyptischen Darstellung mit allen vier Winden lässt sich hier betrachten. Sehr bekannt sind auch die griechischen personifizierten Winde Boreas, Apheliotes, Notos und Zephyros; oben rechts z.B. ein Bronzerelief von Boreas (Grafik aus Richter 1915, S. 30).
In der Bibel scheinen die Winde personifiziert durch die geflügelten Cheruben gedacht zu sein (vgl. Offb 7,1 („Danach sah ich vier Engel, die auf den vier Ecken der Erde standen und die vier Winde der Erde festhielten...“); verwandt ist die Vorstellung, dass um Gottes Thron herum die vier Engel Michael, Gabriel, Raphael und Uriel stünden; s. NumR 137c; PesRab 188a), auf denen Gott gelegentlich auch reitet (vgl. Ps 18,11 („Er ritt auf einem Cherub und flog und schwebte auf den Flügeln des Windes“) und die anderen Parallelstellen.). Die beiden Zeilen sprechen also von zwei unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln: JHWH ist sowohl Wolken- als auch Wind-/Cherubenreiter. (Zurück zu v.3)
nWinde - Das selbe Wort findet sich in der Zeile zuvor im Sg., hier im Pl. Eine solche Sg-Pl-Variation ist ein häufigeres Stilmittel in der heb. Lyrik (ad loc. vgl. Yona 2005, S. 157). (Zurück zu v.4)
oZu seinen Boten Winde (seine Boten zu Winden) - Diese und die nächste Zeile lässt sich auf vier verschiedene Weisen verstehen; wegen V. 3 ist die wahrscheinlichste Deutung die vierte.
  1. „Er macht seine Boten zu Winden (und Flammen)“, d.h. er lässt seine Engel unter anderem in der Gestalt dieser Elementen erscheinen. Von der Wortstellung liegt diese Auflösung am nächsten; es ist dies auch die Deutung des Verses in Heb 1,7 und es finden sich dafür auch deutliche Parallelen in der frühjüdischen Literatur; s. etwa 4 Esr 8,21f.: „[...] das Heer der Engel [...], deren dienende Schar sich in Wind und Feuer wandelt [...]“. So ist unser Vers auch klar im Midrasch Exodus Rabba verstanden worden: „[JHWH heißt] ‚Der Gott der Heerschaaren,‘ denn er thut den Willen an seinen Engeln. Wenn er will, lässt er sie sitzen, s. Ri 7,11 [...] und zuweilen lässt er sie stehen, s. Jes 6,2 [...], zuweilen lässt er sie in weiblicher Gestalt erscheinen, s. [Sach] 5,9 [...], zuweilen aber in männlicher Gestalt s. Gen 18,2 [...], zuweilen macht er sie zu Winden, wie es heisst Ps 104,4 [...], zuweilen aber auch zu Feuer, s. das. [...].“ (ExR 25,2; Üs.: Wünsche 1882, S. 188f.). So heute noch z.B. Loretz 1979, S. 105: „Der seine Boten zu Winden macht...“
  2. „Er macht seine Boten zu Winden (und Flammen)“ als Metapher für „schnell wie Wind“ und „gefährlich (?) wie Feuer“. So übersetzt den Vers z.B. der Targum; es ist auch die Deutung des Kirchenvaters Athanasius in seinen Expositiones in Psalmos und noch Edel 1966, S. 139 schlägt diese Deutung vor.
  3. „Er macht zu seinen Boten Winde (und Flammen)“, d.h. er erschafft sie aus Wind und Feuer (entsprechend den arabischen Dschinn, die ebenfalls aus Feuer erschaffen sind; ähnlich vgl. z.B. ApkAbr 19,6, wo die „Feuerengel“ die höchste und über die „geistigen Engel“ gebietende Engelgattung ist. Besonders vom Engel Gabriel, dem Fürsten des Feuers, heißt es in der jüd. Tradition häufiger, er bestehe ganz aus Feuer.). Auch hierfür gibt es Parallelen in der frühjüdischen Literatur; vgl. z.B. 2 Hen 29,3: „Aus dem Fels schnitt ich [= Gott] ein großes Feuer, und aus dem Feuer schuf ich die Reihen der körperlosen Armeen - zehn Myriaden Engel - und ihre Waffen sind feuerig und ihre Kleider brennende Flammen.“ (Üs. nach Kaduri 2015, S. 140; ähnlich versteht unseren Vers z.B. noch Delitzsch 1894: „Machend seine Boten aus Winden...“).
  4. „Er macht zu seinen Boten Winde (und Flammen)“, d.h.: Gott ist Herr auch über Wind und Feuer, die er daher „in seinen Dienst“ nehmen und über die er gebieten kann: Winde sind seine „Dienstboten“, Feuerflammen seine „Diener“. Das ist hier durchaus die wahrscheinlichste Deutung, denn inwiefern Gott z.B. die (Personifikationen der) Winde „in Dienst nehmen“ kann, sieht man ja exemplarisch im vorigen Vers: Als Reittiere. (Zurück zu v.4)
ptFN: zu Dienern flammendes Feuer (Flamme [und] Feuer) - Etwas schwierige Stelle. Der heb. Text wirkt auf den ersten Blick so, als müsste er klar wie im Fließtext übersetzt werden. Im Heb. wäre dann aber zu erwarten, dass Diener, flammend und Feuer alle im selben Numerus und Genus stünden. Hier allerdings ist „Diener“ Maskulin Plural, „Feuer“ Feminin Singular und „flammend“ Maskulin Singular (4QPsa verändert daher das letzte Wort nach Feminin). Gunkel 1926, S. 454; Herkenne 1936, S. 334 und Kraus 1966, S. 708 wollen daher korrigieren von „flammendes Feuer“ zu „Flamme und Feuer“, so dass das vorangehende Pluralpartizip „Diener“ sich auf beide beziehen würde und damit Plural und auch Maskulin sein könnte.
Vermutlich ist dies aber gar nicht nötig: ´esch findet sich bisweilen auch als maskulines Nomen und gehört damit zu jenen, die beide Genera haben können. Es könnte also auch hier als maskulines Nomen aufgefasst werden, womit sich das „flammend“ problemlos auf es beziehen könnte. In der heb. Grammatik findet sich außerdem häufig der Fall, dass ein „kollektives“ Nomen (wie z.B. „Menschenmasse“, in dessen Wortsinn es liegt, dass mehrere Menschen damit bezeichnet werden) trotz grammatischem Singular ein Pluralprädikat erhält (vgl. z.B. JM §148a), was dann hier das Plural von „Diener“ erklären würde. (Zurück zu v.4)
qTextkritik: [Bists,] der gründete (er gründete) - Im MT und ähnlich bei 4QPsI_jasad („Er gründete“) in der Verbform Qatal; in 4QPsd, nach einigen LXX-Handschriften, Hier, Tg und einigen MT-Handschriften aber als Partizip jo(w)sed ([bists,] der gründete“). Im ursprünglichen Text wären beide Varianten gleich geschrieben worden; 4QPsI hätte dann durch nicht-Einfügung des w und MT durch die Vokalisierung vereindeutigt zur Variante 1, die anderen Versionen durch Einfügung des w, durch Vokalisierung oder durch Übersetzung zu Variante 2. Der Wechsel von der zweiten Pers. in V. 2 zur dritten hier (und dann in V. 7 wieder zurück zur zweiten Pers.) ist so schwer erklärlich und so überflüssig , dass die zweite Deutung des ursprünglichen Textes viel besser passt. So auch viele Exegeten (z.B. Clifford 1981, S. 87; deClaissé-Walford/Jacobson/Tanner 2014, S. 771; Kraus 1966, S. 225; anders aber z.B. Hossfeld/Zenger 2008, S. 70 und Krüger 2010, S. 33). (Zurück zu v.5)
r
Das biblische Weltbild (Grafik von www.religionsunterricht-pfalz.de)
Fundamente - Gemeint sind die Säulen, auf denen nach biblischer Vorstellung die Erde über dem Urmeer aufruht; s. die Grafik rechts und vgl. z.B. noch Ijob 38,6; Ps 24,2. Dass die Erde „wankt“, ist ein häufigeres Motiv in der Bibel; vgl. z.B. Ps 46,2; 60,2; 82,5; Jes 24,19 (Zurück zu v.5)
swie mit einem - W. „wie mit dem“; Vergleiche sind im Heb. oft determiniert, wo sie das im Dt. nicht wären. Vgl. ähnlich z.B. Ps 33,7; Ob 4. (Zurück zu v.6)
tDas Urmeer bedecktest du wie mit einem Gewand - nämlich eben mit dem Himmel, der wie ein Zelttuch über die Welt gebreitet ist (vgl. Ijob 38,9: „Als ich Wolken zu seinem (=des Meeres) Gewand machte...“). Ganz recht B-R: „Der Urwirbel, wie mit einem Kleid bedecktest du ihn“.
Textkritik: Die verschiedenen alternativen Übersetzungsvarianten, die sich in fast allen Übersetzungen und Kommentaren finden, basieren sämtlich auf Korrekturen des heb. Textes, die aber nicht nötig sind (nämlich statt kisito („du bedecktest es“) meist kisita(h) („du bedecktest sie“, also die Erde; vgl. hierzu am besten Seidl 1984, S. 46f.), kisata(h) („es (=das Urmeer) bedeckte sie (=die Erde)) oder kesuto („es (= das Urmeer) war seine (=JHWHs) Bedeckung“). Wie in Gen 1 ist also auch hier das Urmeer anders als Himmel und Erde keine der Schöpfungen Gottes, sondern seinem Schaffen schon vorgegeben (vgl. 2 Pet 3,5). (Zurück zu v.6)
utFN: V. 6. Unsere Aufteilung von V. 6 und die Übersetzung des ersten Wortes von 6b mit „auf“ statt „über“ ist ungewöhnlich. Für gewöhnlich zieht man 6a und 6b zu einer Doppelzeile zusammen und übersetzt: „Mit dem Urmeer bedecktest du [die Erde] wie mit einem Gewand / Über den Bergen standen die Wasser“, die beiden Zeilen würden dann beide aussagen, dass Gott zu Beginn der Schöpfung die Erde und selbst die Berge komplett von Wasser bedeckt sein lassen habe. Dagegen spricht aber, dass dafür erstens eine Korrektur des heb. Textes in 6a nötig ist (s. vorige FN), dass zweitens 6a klar zu 2b-5 zu ziehen ist, da 5a.6a eine sehr deutliche Inclusio mit 2b.3a bilden: Gott spannt den Himmel wie eine Zeltdecke aus (2b) und bedeckt das Urmeer wie mit einem Gewand (6a); er bälkt den Himmel im (oberen) Wasser als sein Obergemach (3a) und gründet die Erde auf ihren Fundamenten (gemeint sind die Säulen der Erde im unteren Wasser, s. die Grafik oben). Drittens ist die nätürlichste Bedeutung von V. 8, dass die Wasser auf die Berge hinaufziehen sollen (s. dort), also in V. 6 eher nicht schon über den Bergen stehen. Viertens verwenden 6a und 6b unterschiedliche Verbformen, berichten also offenbar von unterschiedlichen zeitlichen Abschnitten im Handeln Gottes.
V. 6 ist dann besser so aufzulösen: 6a ist wegen der Inclusio zu 1b-5 zu ziehen; 1b-6a berichten dann von der Errichtung der kosmischen Grundarchitektur. 6b-8 leiten dann mit Yiqtol-Verben ein, zu beschreiben, wie die Wasser, mit denen Strophe 1 schloss, dem Willen Gottes gemäß zu handeln hatten (vgl. Weber 2003, S. 182): Sie sollten auf den Bergen stehen (6b), darum sollten sie vor seinem Befehl (7) unter anderem auch dort hin (8a) fliehen, um von dort aus dann als Gebirgsbäche in die Täler fließen zu können (10). (zu v.6)
vhinaufziehen [auf] Berge, hinabsteigen [in] Täler - Gott verlagert also die Wasser von der „ganzen Erde“ an zwei Orte, nämlich auf die Berge, von wo sie dann als Gebirtsbäche wieder hinabfließen, und ins in „den Tälern“ gelegene Meer (vgl. Ehrlich 1905, S. 247; Sutcliffe 1952). Dass hier von zwei verschiedenen Zielorten die Rede ist, macht die alte Handschrift 2QPs deutlich, indem sie einfügt: „zu[ jede]m Ort“.
tFN: Die häufige Übersetzung „Es hoben sich Berge, es senkten sich Täler“ ist klar falsch. „Täler“ ist im Heb. feminin, das Verb „sie stiegen hinab“ / „es senkten sich“ aber maskulin. Subjekt sind also sicher die Wasser (vgl. Spieckermann 1989, S. 22 FN 5). (Zurück zu v.8)
wSie - Gemeint sind die „Quellen“, wobei das Wort wie in Joel 4,18 sowohl die Quelle der Bäche als auch ihren Verlauf bezeichnet (so richtig Alexander 1856, S. 35).
Textkritik: LXX hält für das Subjekt immer noch die „Wasser“ aus V. 6b (da das Wort i.d.R. eben nur die tatsächliche Quelle bezeichnet) und erwähnt daher diese Wasser (heb.: מים) hier noch einmal explizit. Ursprünglich ist eher die Version ohne „Wasser“ (anders Kissane 1954 und Loretz 1979); ein Schreibfehler ließe sich auch grafisch leicht erlären (Haplographie wg. der Doppelung von ים (jm) in הרים מים (hrjm mjm). (Zurück zu v.10)
xTextkritik: + [den] nach 4QPsd, LXX: Die Rede ist von den Bergen aus V. 8. (Zurück zu v.10)
yTextkritik / tFN: alle wilden Tiere ist w. „alles Getier des Feldes“; das letzte Wort ist geschrieben mit der selteneren Schreibweise שדי statt השדה (wie in Jes 56,9; s. auch Dtn 32,13; Ps 8,8; 50,11; 80,14; 96,12; Jer 4,17; 18,14; Klg 4,9; Hos 10,4; 12,12; Joel 2,22). In der alten Handschrift 4QPsd findet sich stattdessen „alles Getier Ws (=JHWHs)“; statt „Feldes“ haben die Schreiber dieser Handschrift das Wort also wohl wegen der selteneren Schreibweise offenbar für die ebenso geschriebene Bezeichnung Gottes schaddaj („der vom Berge“) gehalten und durch den Gottesnamen JHWH ersetzt (vgl. Nebe 1981). Angezielt war sicher die Bedeutung „alles Getier des Feldes“. (Zurück zu v.11)
zsollen - Assonanz der beiden ersten Worte in 11a und 11b: jischqu und jischberu. (Zurück zu v.11)
aa[Selbst] - Fokuspartikel wie „nur“, „selbst“ usw. werden im Heb. oft nicht gesetzt, wo das Dt. sie setzen würde; im Dt. muss man sie sich daher dazudenken. Ähnlich z.B. Rut 1,17; Ps 9,21; Ps 13,3; Ob 5.6. Die Wildesel sind deshalb ein Sonderfall, weil diese in den 30er Jahren ausgestorbenen Tiere Einzelgänger in der israelitischen Wüste waren (s. Ijob 24,5; Jes 32,14; Jer 2,24; Hos 8,9) und im Alten Orient daher für ungezügelte Freiheit stehen konnten (Mustafa 1983, S. 64 und vgl. Krüger 2010, S. 168-70). (Zurück zu v.11)
abbrechen - d.h. „stillen“; das Idiom „den Durst brechen“ als „dem Durst seinen Stachel nehmen“, d.h. „ihn stillen“ findet sich auch im Lateinischen (frangere sitim) und im Arabischen (vgl. Driver 1943, S. 19). Der in der Bibel einmalige Ausdruck wird gestützt durch die Handschrift 2QPs; 4QPsd allerdings hat statt jšbrw die Konsonanten jškjrw („sie betranken sich“); Syr setzt voraus: jßb`w („sie wurden satt“; dem folgen deClaissé-Walford/Jacobson/Tanner 2014, S. 771). (Zurück zu v.11)
ac
Felsenbrütende Tauben in einem sog. "Columbarium"
Textkritik: Felsen (Zweigen) - Heb. `opha´im (עפאים). Ursprünglich wäre dies geschrieben worden als `ophaim (עפים); Qere punktiert auch so, als stünden im Ketiv nur diese Buchstaben. LXX, Syr und VUL übersetzen alle mit „Felsen“, setzen also für den ursprünglichen Text das grafisch sehr ähnlliche kephim (כפים; s. in der Bibel noch in Ijob 30,6; Jer 4,29. Das Wort im MT dagegen findet sich in der Bibel nur noch dreimal in Dan 4 und ist damit aramäisch, nicht hebräisch, vgl. Wagner 1966, s. 92f.) voraus. Viele Vögel in Israel bauen ihre Nester nicht in Bäume, sondern sind Felsenbrüter. Rechts etwa ein Bild von Tauben, für die wegen ihres „Felsenbrütertums“ eigene Niststationen namens „Columbarien“ erbaut wurden. Die vorgestellte Szenerie ist also die, dass Gebirgsbäche auf Bergen entspringen und zwischen Felsen, in deren Klüften Vögel brüten, in die Täler hinabfließen. (Zurück zu v.12)
adgeben sie - Plural, da das Kollektivnomen `oph („Gevögel“) in Zeile 1 Sg. ist, aber als Kollektivnomen auch mehrere Tiere bezeichnen kann. Die Variation von Sg. mit Pl. in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen ist ein häufiges Stilmittel in heb. Texten („N-Shift“). (Zurück zu v.12)
aeTextkritik: Lies mit einer MT-Handschrift und einigen alten Üss. qolam („ihre Stimme“) statt qol („Stimme“) (so z.B. Alter 2007, S. 364; König 1927, S. 159). Grafisch ist der Schreibfehler leicht erklärlich: Haplographie des Mem am Ende dieses und am Anfang des nächsten Wortes (vgl. ähnlich Dahood 1970, S. 39). (Zurück zu v.12)
afFrucht deiner Werke - Sehr umstrittener Ausdruck; viele verschiedene Korrekturen des heb. Textes sind vorgeschlagen worden (s.u.). Vermutlich sind sie aber nicht notwendig. Die Frucht von Gottes Arbeit (s. nächster Absatz) ist wohl der Regen, der hier die Berge „tränkt“ und die Erde „sitt macht“, wie er in V. 16 die Bäume „sitt macht“ (das Wort im Heb. kann sowohl „sitt machen/werden“ als auch „satt machen/werden“ bedeuten; zu „sitt werden“ vgl. z.B. noch Sir 12,16). Der Parallelismus mit „du tränkst die Berge“ macht das sehr wahrscheinlich; alternativ müsste man als die Frucht seiner Regenmacher-Arbeit die Pflanzen betrachten, von denen im Folgenden die Rede sein wird (so z.B. Allen 1983; Delitzsch 1894; Kissane 1954; vgl. die ähnliche Parallelisierung von Regen und Sättigung der Lebewesen in PsSal 5,9 („Du sättigst die Vögel und die Fische, / indem du der Steppe Regen giebst, damit das Gras sprossen kann.“) und den Parallelstellen zu 13b). „Die Erde“ stünde dann metonymisch für alle Bewohner der Erde. Auch V. 16 lässt sich so verstehen, dass nicht die Bäume „sitt werden“, sondern „sättigen“, nämlich die Vögel in ihren Zweigen.
Gottes „Arbeit“ ist wahrscheinlich mehr als ein bloßes Befehlen und Gebieten. Nach Ijob 38,37 lässt Gott es etwa regnen, indem er „die im Himmel [gelagerten Wasser-]schläuche ausleert“. Nach b.Taan 9b z.B. muss das (Salz-)Wasser des Urmeeres, das Gott wieder herabregnen lässt, in den Wolken erst noch „gesüßt“ werden. In b.Taan 2ab ist außerdem zu lesen vom „Schlüssel des Regens“, über den (mit Ausnahme Elijas, b.San 113a) einzig Gott gebietet und mit dem er die Schleusen seiner in Dtn 28,12 erwähnten himmlischen Speicher öffnen muss, um es regnen zu lassen (vgl. auch Gen 8,2; Sir 43,14). Gottes Arbeit am Regen wird also häufiger als tatsächliche Handarbeit vorgestellt.
Textkritik: Weil sie sämtlich grafisch nicht sehr nahe am heb. Text sind und auch nicht von alten Handschriften oder Üss. gedeckt werden, seien die wichtigeren Korrekturvorschläge hier bloß aus Gründen der Vollständigkeit angeführt. Das zweite Wort von מפרי מעשיך wollen Nötscher 1953 nach נשאיך („von der Frucht deiner Wolken) und Weiser 1959 nach שמיך („von der Frucht deines Himmels) korrigieren. Als Alternativen für den ganzen Ausdruck schlägt mit Kraus 1966 מרי אסמיך („Vom Nass deiner Kammern) vor; ähnlich Loretz 1979 mit מרי אסמיו („Vom Nass seiner Speicher). EÜ ersetzt den ganzen Ausdruck durch מנשאיך („aus deinen Wolken); dem folgt wohl ASTADLER. Nach jeder dieser Korrekturen wäre also auch in Zeile 2 vom Regen die Rede. (Zurück zu v.13)
agGeht man von der für heb. Lyrik üblichen Doppelzeilenstruktur aus, liegt die obige syntaktische Auflösung am nächsten. Das aber macht nicht viel Sinn; was soll die Freude über Wein zum Ackerbau oder die Ernährung mit Brot zum glänzenden Gesicht beitragen? Vv. 14c-15c sind daher besser wie z.B. Gen 2,5; Ps 4,5; 19,14; 22,3 als hyperbatischer Merismus aufzufassen, was durch die parallele Strukturierung von 14c und 15b einerseits und 15a und 15c andererseits eigentlich offensichtlich ist:
Damit er Brot aus der Erde hervorbringe,
Damit das Gesicht von Öl glänzen kann
Soll Wein Menschenherzen erfreuen
Und soll Brot Menschenherzen stärken.

Wein und Öl beieinander stehen anders als das Grundnahrungsmittel „Brot“ besonders für Festmähler und Festfreude (s. die Parallelstellen zu 15b). Gott gewährt das Lebensnotwendige und schenkt darüber hinaus noch Überfluss und Festfreude.
Alternativ müsste man die letzte Zeile für sich stehen lassen und strukturieren:

Du lässt Pflanzen zum Nutzen der Menschen sprossen,
Damit sie Brot (=Brot) aus der Erde hervorbringen können.
Wein soll Menschenherzen erfreuen
Damit ihr Gesicht von Öl glänzen kann
Brot (=Nahrung) soll Menschenherzen stärken.
Die letzte Zeile würde dann noch einmal das Vorige zusammenfassen und lehem („Brot / Nahrung“), das hier aus 15c wiederholt wird, hätte hier eine andere Bedeutung als dort (ein häufigeres Stilmittel in heb. Lyrik namens „Antanaklasis“) und würde allgemein „Nahrung“ bedeuten (vgl. gut Dahood 1970, S. 41). (Zurück zu v.15)
ahsitt werden (sättigen) - s. zu den beiden verschiedenen möglichen Üss. s. FN af. (Zurück zu v.16)
aiTextkritik: des Feldes (JHWHs) - Im MT: „JHWHs“. LXX hat hier „Bäume des Feldes(wie es sich z.B. auch in Lev 26,4; Dtn 20,19; Jes 55,12 u.ö. findet; zur Schreibweise s. zu V. 11). Wahrscheinlich liegt also die selbe Textgeschichte vor wie in V. 11 (s. FN y): Im ursprünglichen Text war die Rede vom „Feld“, ein alter Schreiber verwechselte dies wegen der seltenen Schreibweise שדי mit der ebenso geschriebenen Gottesbezeichnung schaddaj („der vom Berge“) und ersetzte dies durch den Gottesnamen JHWH (zur Stelle vgl. Sparks 1947, S. 57). (Zurück zu v.16)
ajLibanon-zedern - Bäume, sprichwörtlich für ihre Größe und Majestät. S. z.B. bes. klar Ez 31,3, auch 1 Kön 4,33; Jes 2,13; 37,24. (Zurück zu v.16)
akTextkritik: Dort (, auf denen) - Im Heb. mit Relativpartikel ´ascher eingeleiteter Relativsatz. Diese Relativpartikel wird gestützt von Tg und Sym, nicht aber von LXX, Aq, Syr, Hier und VUL. Am einfachsten ließe sich das damit erklären, dass die Relativpartikel, die auch schon das vorletzte Wort in V. 16 ist, hier von einem Schreiber fälschlicherweise ein zweites Mal geschrieben worden ist. So z.B. EÜ, H-R, HER05, PAT, TAF. (Zurück zu v.17)
al
Storch, Reiher und Gleitaar
Habicht (Storch?, Reiher?) - Trad. übersetzt mit „Storch“, und in der Tat können Störche trotz ihrer bis zu zwei Tonnen schwerer Horste sowohl in weniger stabilen Bäumen wie „Zypressen“ als auch auf „Wipfeln“, also den schwächsten Stellen von Bäumen, nisten; s. das linke Bild. Für die Übersetzung des Wortes mit „Storch“ gibt es aber fast keine Indizien. Syr übersetzt mit chorba´, was sowohl den Storch als auch den Reiher bezeichnen kann (so an jeder Stelle; s. noch Lev 11,19; Dtn 14,18; Ijob 39,13; Jer 8,7). Mit „Reiher“ übersetzen auch Sym, Theod und VUL bisweilen; wenn, sollte man von diesen Üss. also eher auf Reiher schließen.
Sein Name (chasidah) leitet sich außerdem her von chesed („Treue“). Aristoteles berichtet in HA VIII 615b einmal davon, dass alte Störche von den jungen gefüttert würden, und deshalb (!) denken einige, dieser Name passe besonders gut zum Storch. Diese Parallele ist jedoch sehr weit hergeholt. Viel näher ist die talmudische Parallelstelle b.Chul 63a: „Die ‚chasidah‘ ist eine weiße dajjah. Warum lautet ihr Name chasidah? Weil sie Treue (chasidot) gegenüber ihren Gefährten zeigt.“ dajjah nun bezeichnet, wie Dalman in AuS VI, S. 97 richtig anmerkt, einen kleinen Greifvogel (in b.Mez 24b z.B. raubt eine dajjah Fleisch vom Marktplatz und verspeist es auf einem Baum), und entsprechend ist dies die zweite verbreitete alte Üs.: „Habicht“ (so nämlich bisweilen Tg, Hier, VUL, Sym, Sexta). Weitere Indizien sind dann die weiße Farbe (s. eben b.Chul 63a; ebenso TgO Dtn 14,18; TgPsJ Lev 11,19; TgN Lev 11,19; TgPs 104,17: „weiße dajjah“ u.Ä.), die Tatsache, dass er ein Zugvogel ist (vgl. Jer 8,7) und seine Nennung zusammen mit Taube, Schwalbe, Drossel (Jer 8,7), Wiedehopf, Fledermaus und ´anapah (TgPsJ, TgN, FTV, b.Chul 63a: „schwarze dajjah“, also wohl Mohrenweihe, Schieferfalke o.Ä.) (Lev 11,19; Dtn 14,18), sämtlich also eher kleinen Vögeln. Gemeint sein könnte also zum Beispiel der habichtartige Gleitaar, s. rechtes Bild. Dahin weist auch Folgendes: Auf diesen Vogelabschnitt folgt ein Abschnitt über Landtiere (Vv. 18-22) und einer über Meerestiere (Vv. 25f.); in beiden Abschnitten steht an zweiter Stelle ein gefährliches Tier: Auf Steinbock und Klippdachs (Vv. 18-20) folgt der Löwe (Vv. 20f.), auf die kleinen und großen Meerestiere (V. 25) der Leviathan (V. 26). Es machte Sinn, wenn auch hier auf die Vögel (tsipporim, also speziell „kleine Vögel“, statt allgemein `oph, „Vögel“!) eine für dese gefährliche Tierart folgte. (Zurück zu v.17)
amTextkritik: in ihren Wipfeln (auf Zypressen) - Im Heb. beroschim („auf den Zedern“). LXX setzt aber sinnvoller voraus, dass der Urtext beroscham („auf ihrem Haupt“, d.h. „in ihren Wipfeln“) lautete. Dem folgen z.B. auch CTAT; Deissler 1989, S. 407; Kissane 1954, S. 154; Krüger 2010, S. 26: Die Einführung einer zweiten speziellen Baumart liegt poetisch nicht sehr nahe und eine Verlesung der beiden (ursprünglich wohl ohnehin gleich geschriebenen) Worte ließe sich leicht damit erklären, dass „Zedern“ und „Zypressen“ als zwei Edelhölzer häufig in Kombination erwähnt werden, s. etwa 1 Kön 5,8.10; Jes 14,8; Jes 37,24; Ez 27,5 u.ö. (Zurück zu v.17)
anfür Festzeiten - nämlich zum Anzeigen derselben: Noch heute orientiert man sich im Judentum zur Bestimmung der Festzeiten an einem Mondkalender. Zur Bed. „Festzeiten“ vgl. Rudolph 2003. (Zurück zu v.19)
aokennt ihren Untergang - d.h. sie weiß, wann oder wo sie unterzugehen hat. (Zurück zu v.19)
aptFN: 20ab - Häufig nach JM §167a als temporales Satzgefüge übersetzt: „Setzt du Finsternis, wird es Nacht“; „und es soll werden“ für „dann wird es“ soll eine „seltene und poetische“ Konstruktion für solche Satzgefüge sein (ebd.). Das ist aber bei keiner von Joüons Parallelen (notwendig) so: Mic 7,10; Sach 9,5 sprechen klar üble Wünsche aus; ähnlich Ps 146,4. In Ijob 19,18; Ps 40,6; Ps 139,8f. sollen die Kohortativ nur ähnlich wie ein historisches Präsens die Dramatik stärken, z.B.: „Ich will mir die Unterwelt betten - doch du bist da!“
Auch das Jussiv lässt sich aber ja problemlos so verstehen wie die vorigen Yiqtols: Sie sollen anzeigen, dass auch die Nacht (ebenso wie der Tag, V. 22) und das Wimmeln von Waldtieren Gottes Willen unterliegt. Von 20a auf 20b liegt dann zusätzlich zum P-Shift also auch ein D(iathesen)-Shift vor. (Zurück zu v.20)
aqLöwen sind in der Antike noch häufiger als nachtaktive, in (Gebirgs-)höhlen wohnende Tiere vorgestellt; vgl. für die Bibel noch Ijob 38,40; Hld 4,8; Am 3,4; Nah 2,13. Auch in einem ägyptischen Spruch zum Schutz des Horus heißt es: „Der Schutz des Horus ist der Löwe in der Nacht, der im Westgebirge umherzieht“ (TUAT II/3, S. 369). Ähnlich auch in Griechenland, z.B. bei Herodot (Hdt 7.125f: „Nachts [vom Gebirge] herabkommend und ihr Reich zurücklassend fielen sie (=die Löwen) weder Mensch noch Vieh an; nur die Kamele raubten sie).“ und in der Sage vom nemeischen Löwen, der nach Diod 4.11.3f. in einer Höhle haust. Jensen 2016, S. 79 erwägt daher gar, ob zu dieser Zeit der schon lange ausgestorbene Höhlenlöwe vielleicht noch lebte. Zur Verortung des Löwen in den Wald vgl. noch Jer 5,6; Am 3,4. (Zurück zu v.22)
artFN: So auch (Dies – das, dort [ist]) - schwer erklärliche Verwendung des Demonstrativpronomens zeh. LXX, Syr, Hier, VUL und Tg übersetzen schlicht mit „Dieses Meer (ist)...“ (wofür im Heb. der Artikel ganz ausgereicht hätte), eine rein automatische Übersetzungen des Pronomens. 11QPsa streicht das Pronomen; vielleicht ein Indiz dafür, dass es dem Schreiber ebenfalls überflüssig schien.
Zur Üs. mit „dort“ vgl. Ges18, S. 294; so die meisten Üss., z.B. EÜ, LUT17. Warum hier aber ein Deiktikum kommen sollte, ist ebenso wenig erklärlich. Zu „so [auch]“ vgl. HALOT, S. 264; Berlin 2005, S. 81; z.B. auch Zorell 1928, S. 181 („item mare magnum...“); ähnlich offenbar die Verwendung z.B. in Ps 24,6. Trotz der wenigen Belege für diese Verwendung wird man sich hier notgedrungen wohl hieran anschließen müssen. (Zurück zu v.25)
asgroß und weit {die Seiten} - d.h. „groß und weit [nach allen] Seiten“, vgl. Ges18, S. 438. Das selbe Idiom findet sich auch in Gen 34,21; Jes 22,18; Jes 33,21. (Zurück zu v.25)
atGewürm - Heb. remeß. Das Nomen und das dazugehörige Verb bezeichnen eigentlich speziell Kriechtiere und Gewürm auf der Erde; von Wassertieren aber auch in Gen 1,21; Lev 11,46; Ps 69,35. Gemeint sind hier also wohl Meerwürmer, Seeschnecken etc. und in Vv. 25f. steigert sich derart nach und nach die Größe der genannten Tiere: Gewürm - kleine Tiere - große Tiere - Leviathan. (Zurück zu v.25)
auschwimmen Schiffe (schwimmen dort gleich Schiffen.) - die umstrittenste Stelle des Psalms. Auf den ersten Blick scheint wegen dieser Zeile in Vv. 27f. gesagt zu werden, dass Gott Schiffe füttere, und in V. 29, dass Gott nicht nur Lebewesen, sondern auch den Schiffen den Atem geben und auch nehmen könne, in welchem Falle dann die Schiffe erschrecken und sterben würden. Hinzu kommt die grammatische Schwierigkeit, dass „Schiffe“ Feminin Plural ist, das Verb „schwimmen“ aber Maskulin Plural. Die einfachste Erklärung ist die, dass die Schiffe hier metonymisch für die (vielen) Menschen auf diesen Schiffen stehen, was sich auch im Maskulinum des Verbs niederschlägt. Vermöge seiner Schiffe ist der Mensch auch ein „Wassertier“, vermöge der Größe seiner Schiffe nach dem Leviathan sogar das größte von ihnen.
Alternativ ließen sich die „Schiffe“ mit Ehrlich 1905, S. 251f. als adverbialer Akkusativ des Vergleichs erklären (vgl. GKC §118r; z.B. auch Psalm 11,1; Ps 21,8; mit ähnlicher Syntax Ijob 24,4: „[Wie] Wildesel in der Wüste arbeiten [sie] in der Früh“): „Die kleinen Tiere und die großen schwimmen dort [wie] Schiffe“. Einige ältere Exegeten haben außerdem unwahrscheinliche Textkorrekturen vorgeschlagen, nämlich für onijot („Schiffe“) entweder emoth („Schrecknisse“, so z.B. Gunkel 1926; Herkenne 1936) oder taninim („Tiefe“; so z.B. Schlögl 1915; Weiser 1959), zwei Bezeichnungen für weitere Meeresungeheuer neben dem Leviathan. (Zurück zu v.26)
avum mit ihm Spaß zu haben (damit er darinnen Spaß habe) - Das mythische Meeresungeheuer Leviathan (vgl. Jer 27,1) wird hier degradiert zum Schoßhündchen Gottes.
Grammatisch sind beide Auflösungen möglich; nach der Parallelstelle Ijob 40,29 liegt aber die Deutung im Fließtext wesentlich näher. Vgl. auch b.AZ 3b, wo Rabbi Aricha Gottes zwölfstündiger Tagesablauf schildert: Die ersten drei Stunden studiert er die Torah, die zweiten drei Stunden beurteilt er die Welt (und weil er dabei stets erkennt, dass er sie eigentlich zerstören müsste, entscheidet er jeden Tag von Neuem, gnädig zu sein), die dritten drei Stunden ernährt er sie und die vierten drei Stunden vergnügt er sich mit dem Leviathan.
Gemeint ist nicht „um ihn zu verspotten“ (Grill 1959, S. 102; so schon Athanasius); vgl. richtig Kwakkel 2017, S. 83. Ohnehin stünde dafür im Heb. das Verb im Qal statt im Piel. (Zurück zu v.26)
awTextkritik: [ihnen] (wie in V. 28) findet sich zusätzlich in 11QPsa und LXX. Dass „sie“ es sind, die gesättigt werden sollen, ist aber auch so klar und das „ihnen“ aus V. 28 wirkt auch im MT zurück auf V. 27 („backward gapping“); 11QPsa und LXX explizieren also wohl nur das „ihnen“ aus V. 28 und man muss nicht von zwei unterschiedlichen Textversionen ausgehen. (Zurück zu v.27)
axzur rechten Zeit - W. „zu ihrer (d.i. der Nahrung) Zeit“; ähnlich in Ps 1,3 (Zurück zu v.27)
ayNahrung / sie aus V. 27 steht hier nicht mehr explizit, ist aber klar mitgemeint. Eine ähnliche Verschränkung von backward gapping und forward gapping findet sich z.B. auch in Ob 18. (zu v.28)
azsie werden gesättigt mit Gutem, wie in Vv. 13.16 die Erde von Gott „gesättigt“ wird. Eine ähnliche Gedankenverbindung findet sich explizit in PsSal 5,9f.: „Vögel und Fische sättigst du, indem du der Wüste Regen gibst, so dass grünes Gras wächst, um in der Wüste Futter für alles Lebendige zu bereiten.“ (Zurück zu v.28)
baverbirgst dein Gesicht – Die Bedeutung dieser Redewendung ist recht eindeutig: Die Rede vom „Verbergen des Gesichtes“ findet sich häufiger in der Bibel und bedeutet wörtlich „nicht hinsehen“ (s. z.B. Ex 3,6; Ps 10,11; 51,11); in Bezug auf JHWHs Gesicht ist der Ausdruck dann sprichwörtlich geworden für einen Gnadenentzug JHWHs (s. Dtn 31,17f.20; Ps 13,2; 22,25; 27,9; 30,8; 44,25; 69,18; 88,15; 102,3; 143,7; Jes 8,17; 54,8; 59,2; 64,6; Jer 33,5; Ez 39,23f.29; Mic 3,4): JHWH verbirgt sein Gesicht vor jemandem = JHWH schaut jemanden nicht mehr gnädig an (und lässt so zu, dass Unheil über ihn hereinbricht). (Zurück zu v.29)
bbZu Zeilen 2 und 3 vgl. Gen 2,7: Der Mensch ist aus Erde/Staub gebildet (Gen 3,19, 18,27; Ps 103,14) und wird erst durch die Einhauchung von Gottes Atem zum lebendigen Wesen (Pred 12,7; Jes 57,16; Jer 38,16; LXX hat daher hier wie in V. 30 „deinen Atem“ statt „ihren Atem“). Stirbt er, wird er daher nach dem Tod wieder zu „Staub“ (Gen 3,19, Ijob 10,9; 34,15; Pred 3,20), aus dem dann wieder andere Menschen entstehen können (Ijob 8,19) – der alttestamentliche „Circle of Life“, der auch in der Ringkomposition von Vv. 29f. (vgl. Renaud 1981, S. 16) zum Ausdruck kommt:

„Du verbirgst dein Gesicht, sie erschrecken;

Du nimmst ihren Atem, sie sterben
Und zu ihrem Staub kehren sie zurück.
Du sendest deinen Atem, sie werden geschaffen;
Du erneuerst das Gesicht der Erde.“ (Zurück zu v.29)
bcDer auf die Erde blickt, so dass sie bebt – Das Heb. hat in 32a andere Verbformen als sonst in 27-30.32b, nämlich ein Partizip („anblicken“) und ein Wayyiqtol („beben“). 32 gehört daher nicht in die Reihung in diesen Versen, wie die meisten Üss. übersetzen, sondern ist eine Umschreibung Gottes (Er ist „der, der auf die Erde blickt“) und das Wayyiqtol gibt die logische Folge dieses Blickens an (so dass sie bebt“; vgl. JM §118h). Richtig daher FREE: „Der die Erde anschaut, und sie bebt; er rührt die Berge an, und sie rauchen.“ V. 32 ist damit der exakte Gegenvers zu V. 5. (Zurück zu v.32)
bdDas bekannte Hallelujah findet sich hier das erste Mal in der Bibel und auch sonst nur im Psalter. Es kann sowohl am Ende vom Psalmen stehen (z.B. Ps 106,48) als auch am Anfang (z.B. Ps 111,1). LXX verschiebt es an den Anfang von Ps 105; dem folgen grundlos z.B. Dahood 1970; deClaissé-Walford/Jacobson/Tanner 2014; Herkenne 1936. (Zurück zu v.35)