Persönliche Fassung
Vorbemerkung:
Ich bin nicht der Meinung, dass das folgende die richtige Lesart von Ps 23 ist. Aber wie so häufig gibt auch Ps 23 mehr als nur eine mögliche Lesart her, und da die folgende meines Wissens noch nicht vertreten wurde, möchte ich sie hier gerne verzeichnen.
Nach der besagten alternativen Lesart wären im Psalm zwei Metaphern verknüpft, nämlich die bekannte von Gott als dem Hirten und die eher unbekannte von Gott als dem Lebensretter. Aus der Tatsache, dass Gott „mein Hirte“ ist, würde nicht folgen, dass „ich nichts bedarf“, sondern dass „ich nicht fehle, fehlgehe“ i.S.v. „sterbe“ (vgl. Tappy 1995, S. 266). Stattdessen behütet er mich so gut, dass er auf diese Weise mein „Leben“, meine „Lebenskraft“ zurückbringt und dann auf dem richtigen Pfad führt. Aus diesem Grunde muss ich auch „den Bösen“ (so Sabottka 1972, S. 129), i.e. den Tod, nicht fürchten, denn der Hirte Jahwe - der „Gute“ und „Holde“ - beschirmt mich vor ihm. So sehr sogar, dass er mir sogar im Angesicht dieses „meines Feindes“ (ebd.) den Tisch bereitet. Statt im „todfinstren Tal“ zu sterben, werde ich deshalb für den Rest meines Lebens im Haus des Herrn weilen.
1Ein Davidspsalm.
Jahwe ist mein Hirte.
- Ich gehe nicht fehl.
2 Auf saft´gen Triften lässt er mich rasten,
- er führt mich zu ruhigen Gewässern;
- 3mein Leben gibt er mir zurück.
Er führt mich auf den richtigen Pfaden
- um seines Namens Willen.
4Selbst wenn ich wandle durchs todfinstre Tal
- fürcht ich den Bösen nicht - denn du bist ja bei mir.
- deine Keule und dein Stab, sie geben mir Zuversicht.
5Du bereitest ein Mahl mir vor den Augen meines Feindes
- mit Öl salbst du mein Haupt, mein Becher fließt über.
6Nur der Gute und Holde begleitet mich
- an allen Tagen meines Lebens,
und in Jahwes Haus werd ich wohnen
- für den Rest meiner Tage.
(Sebastian Walter unter Verwendung von Texten der Offenen Bibel)
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