Rut 4

Aus Die Offene Bibel

Version vom 6. Oktober 2015, 10:20 Uhr von Sebastian Walter (Diskussion | Beiträge) (fertig bis 3)
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Syntax ungeprüft

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Status: Studienfassung in Arbeit – Einige Verse des Kapitels sind bereits übersetzt. Wer die biblischen Ursprachen beherrscht, ist zum Einstellen weiterer Verse eingeladen. Auf der Diskussionsseite kann die Arbeit am Urtext dokumentiert werden. Dort ist auch Platz für Verbesserungsvorschläge und konstruktive Anmerkungen.
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Status: Lesefassung folgt später – Bevor eine Lesefassung erstellt werden kann, muss noch an der Studienfassung gearbeitet werden. Siehe Übersetzungskriterien und Qualitätssicherung Wir bitten um Geduld.

Lesefassung (Rut 4)

(kommt später)

Studienfassung (Rut 4)

1 Boas aber ging ins Tora hinauf und setzte sich dort hin. Und, siehe da!,b der Goelc kam vorüber, von dem Boas gesprochen hatte. Da sagte er: „Bieg ab!d Setz dich hier irgendwo hin (setz dich hier hin, Soundso)!“e Und dieser bog ab und setzte sich hin. 2 Dann nahm [Boas] sich zehn Männer von den Ältestenf der Stadt und sagte: „Setzt euch hier hin!“ Und sie setzten sich. 3 Dann sagte er zum Goel: „[Das] Feldstück,g das unserem Bruderh, dem Elimelech, [war (gehörte)], verkaufti Noomi, die zurückgekehrt ist aus {dem Gebiet von} (dem Feld von)j Moab.

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Anmerkungen

ains Tor - Mit dem „Tor“ ist in biblischen Texten nicht nur die Tür gemeint, die das Innere einer Stadt vom Äußeren einer Stadt abgrenzt, sondern ein größerer Platz, der im Alten Israel die selbe Funktion hatte wie z.B. die griechische Agora: Ein Versammlungsplatz, auf dem Handel getrieben wurde, die städtische Selbstverwaltung „tagte“ und wo - bes. wichtig für unsere Stelle - v.a. auch Recht gesprochen wurde. Das kleine Dorf Betlehem hatte wahrscheinlich überhaupt keine Tore; dass „Boas zum Tor geht“, ist wohl eine Anspielung auf Dtn 25,7 (s. Anmerkungen). (Zurück zu v.1)
bsiehe da! - Wie in Rut 2,4 (s. FN m) drückt auch hier das „siehe da!“ aus, dass überraschenderweise genau das richtige passiert. Gut daher OEB: „Just then the [Goel] came along“; „Und zufällig kam just in diesem Moment auch der Goel vorbei...“ (Zurück zu v.1)
cGoel - Zum „Goel“ s. die Anmerkungen. (Zurück zu v.1)
dBieg ab - nämlich auf die Seite zu den auf dem Torplatz stehenden Bänken. Die meisten Üss. übersetzen sinnvoll: „Komm her!“; am besten , HfA, NL: „Komm herüber!“ (Zurück zu v.1)
eirgendwo hin (hier hin, Soundso) - Umstrittener Ausdruck. In der LF sollte er am Besten mit HfA, NL u.a. Üss. ausgespart werden, da er sich nicht wirklich erklären lässt.
W. etwa „bestimmt stumm“. Der Ausdruck findet sich sonst nur noch zweimal in der Bibel und steht dort für einen nicht näher spezifizierten Ort (s. 1 Sam 21,3; 2 Kön 6,8); viele verstehen außerdem das palmoni in Dan 8,13 als Zusammenziehung dieser beiden Worte mit der selben Bedeutung. Vergleichbar ist außerdem eine Passage im ägyptischen Archivdokument 17.2, wo in einem Streitgespräch zweier Schreiber der erste den zweiten mit „du leerer, sinnloser Name!“ beschimpft und der zweite Schreiber den ersten mit „Du Wer-ist-es“ beleidigt. Schon LXX, VL und VUL verstanden entsprechend auch hier das peloni almoni („irgendwo / Soundso“) als Bezeichnung des Goel und übersetzen z.B. ho deina („der So-und-So“, so einige LXX-Mss), kruphie („du Verborgener“, so andere LXX-Mss) oder quicumque es („wer auch immer du bist“, VL). Dem folgend wird dann auch hier in allen modernen Kommentaren und Übersetzungen das peloni almoni so verstanden, dass damit der Goel bezeichnet, sein Name aber aus irgendeinem Grund verschwiegen werden solle: „Der und der“, „So-und-so“; „Herr Dingsbums“ (Hajek 1962, S. 77), „mein Lieber“ (diese häufige Übersetzung soll eine freie Übersetzung dieses „So-und-so“ sein, die schwerlich zu rechtfertigen ist). Der Grund dafür ist dann ganz rätselhaft; beliebt sind z.B. Erklärungen à la der Erzähler konnte sich eben nicht mehr an den richtigen Namen des Goel erinnern, der Erzähler wolle „das Verhalten und die Haltung dieses ‚Lösers‘ negativ qualifizieren“ (Zenger 1986, S. 81) oder gar, dass der Erzähler nur deshalb hier peloni almoni verwendet, um den Leser noch einmal daran zu erinnern, dass dies übrigens eine Erzählung und kein historischer Bericht sei (Berlin 1994, S. 99; Holmstedt 2010, S. 183). Der Text will aber offenbar doch so verstanden werden, dass es hier Boas ist, der den Goel als peloni almoni bezeichnet, und warum er den Goel gleich zur Eröffnung des Gesprächs beleidigen sollte, ist nicht einzusehen; man hat also nach anderen Erklärungen zu suchen.
Knight/Levine 2011, S. 115 und Sasson 2012, S. 255f. haben daher kürzlich geleitet von 1 Sam 21,3; 2 Kön 6,8 vorgeschlagen, dass man auch hier den Ausdruck besser als Ortsbezeichnung verstehen und daher besser mit „hier irgendwo“ übersetzen solle; in Ermangelung eines anderen Vorschlags haben wir dies als Primärübersetzung angegeben.
Vorgeschlagen sei außerdem folgendes: In der hebräischen Bibel gibt es bisweilen das Phänomen, dass ein Erzähler etwas in der wörtlichen Rede eines Charakters nicht wiedergibt und schlicht mit „dies und das“ o.Ä. abkürzt, weil es dem Leser schon bekannt ist, so z.B. in Ri 18,4: „Dies und das hat Micha mir getan“; 2 Sam 14,3: „Du sollst dies [und das] mit dem König reden“; 17,5: „Dies und das hat Ahitopel geraten, ich aber habe dies und das geraten.“ u.ö. Vielleicht ist auch das peloni almoni hier so zu verstehen, man müsste übersetzen „Komm herüber, setz dich hier hin! So und so.“, und das „So und so“ wäre dann die Abkürzung des Schreibers dafür, dass Boas dem Goel nun darlegt, wie die Sache sich verhält. Aber dies wurde bisher noch von niemandem vorgeschlagen. (Zurück zu v.1)
fzehn Männer von den Ältesten der Stadt - gemeint sind nicht die ältesten Bürger der Stadt, sondern Familienoberhäupter, die im Alten Israel in derartigen Fällen als eine Art Schöffen fungierten. „Die Zehnzahl ist symbolisch zu verstehen, zumindest gibt es keine Bestimmungen in den Gesetzen des AT, die vorschreiben würden, daß ein Gericht mit genau 10 Ältesten besetzt sein muß. Die Zehnzahl unterstreicht vielmehr die Vollständigkeit des Gerichts am Tor. Boas Vorgehen ist ‚lupenrein‘ und ohne ‚Verfahrensfehler‘ [...].“ (Frevel 1992, S. 129). (Zurück zu v.2)
gFeldstück - s. zum Begriff FN e zu Rut 2,2. (Zurück zu v.3)
hBruder - Hier im Sinne von „Verwandter“; dass gerade „Bruder“ verwendet wird, ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Dtn 25,5 (s. Anmerkungen und vgl. z.B. Rischer 2001, S. 158; Zakovitch 1999 S. 154). (Zurück zu v.3)
iverkauft - „Verkaufen“ trifft die Rechtslage nicht gut, denn Land war im Alten Israel eigentlich nur für eine begrenzte Zeit „verkäuflich“ und würde dann wieder an die Familie zurückfallen, die es verkauft hat (vgl. z.B. Lipiński 1976, S. 126; ThAT IV, S. 871). Strenggenommen müsste man hier mit „verpfänden“ o.Ä. übersetzen, doch würde das die LF wohl nur unnötig verkomplizieren; auch fast alle neueren Üss. übersetzen daher mit „verkaufen“. (Zurück zu v.3)
j{dem Gebiet von} (dem Feld von) - Zum Ausdruck s. FN e zu Rut 1,1. (Zurück zu v.3)