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* ''Textsorten:'' In jeder Sprache sind andere Textsorten üblich, die jeweils großen Einfluss darauf haben, wie der Text verstanden wird. | * ''Textsorten:'' In jeder Sprache sind andere Textsorten üblich, die jeweils großen Einfluss darauf haben, wie der Text verstanden wird. | ||
* ''Stil und Sprachebene:'' Stilistische Elemente wie Wortwahl, gewählte Satzkonstruktionen und verwendte Stilfiguren haben einen Einfluss darauf, wie ein Text verstanden wird. Diese Konventionen sind sprach- und zeitspezifisch. | * ''Stil und Sprachebene:'' Stilistische Elemente wie Wortwahl, gewählte Satzkonstruktionen und verwendte Stilfiguren haben einen Einfluss darauf, wie ein Text verstanden wird. Diese Konventionen sind sprach- und zeitspezifisch. | ||
Neben diesen sprachlichen Eigenschaften ist außerdem der Kontext extrem wichtig, in dem der Text verwendet wird: | Neben diesen sprachlichen Eigenschaften ist außerdem der Kontext extrem wichtig, in dem der Text verwendet wird: | ||
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* ''Adressat:'' An welche Leser richtet sich der Ausgangstext? | * ''Adressat:'' An welche Leser richtet sich der Ausgangstext? | ||
* ''Kultureller Hintergrund:'' In welche historisch-kulturelle Situation „spricht“ der Ausgangstext? | * ''Kultureller Hintergrund:'' In welche historisch-kulturelle Situation „spricht“ der Ausgangstext? | ||
Bei sehr vielen Texten lassen sich diese Fragen nicht eindeutig beantworten, weil mehrere Adressatenkreise gleichzeitig im Blick sind, weil sich mehrere Intentionen mischen oder weil Adressaten und Anliegen des Textes unklar sind. | |||
Für die biblischen Texte werden diese Fragen in der historisch-kritischen Exegese diskutiert. Bei vielen Bibelstellen lässt sich eine klare Mehrheitsmeinung im wissenschaftlichen Diskurs feststellen. Bei andere Bibelstellen ist der Kontext nicht eindeutig festzustellen (siehe unten). | Für die biblischen Texte werden diese Fragen in der historisch-kritischen Exegese diskutiert. Bei vielen Bibelstellen lässt sich eine klare Mehrheitsmeinung im wissenschaftlichen Diskurs feststellen. Bei andere Bibelstellen ist der Kontext nicht eindeutig festzustellen (siehe unten). | ||
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=== Adäquatheit und Äquivalenz === | === Adäquatheit und Äquivalenz === | ||
Eine Übersetzung ist '''adäquat''', wenn sie den angestrebten Zweck erfüllt (Verwendungszweck, Zielgruppe). Sie ist darüber hinaus auch '''äquivalent''', wenn die Funktion des Ausgangstextes und der Übersetzung übereinstimmen<ref>Prunč <sup>2</sup>2002, 168</ref> ('''Funktionskonstanz'''). | Eine Übersetzung ist '''adäquat''', wenn sie den angestrebten Zweck erfüllt (Verwendungszweck, Zielgruppe). Sie ist darüber hinaus auch '''äquivalent''', wenn die Funktion des Ausgangstextes und der Übersetzung übereinstimmen<ref>Prunč <sup>2 </sup>2002, 168</ref> ('''Funktionskonstanz'''). | ||
Beispiel 1: Die adäquate Wortwahl einer Bibelübersetzung unterscheidet sich je nachdem, wer als Zielgruppe im Blick ist –Theologiestudierende, Kindergottesdienst, die Gottesdienstbesucher einer Arbeiterviertels oder eine Schulklasse mit Gehörlosen. | Beispiel 1: Die adäquate Wortwahl einer Bibelübersetzung unterscheidet sich je nachdem, wer als Zielgruppe im Blick ist –Theologiestudierende, Kindergottesdienst, die Gottesdienstbesucher einer Arbeiterviertels oder eine Schulklasse mit Gehörlosen. | ||
Beispiel 2: Eine | Beispiel 2: Eine Studienfassungs-Übersetzung des Vaterunsers erfüllt mit ihren Klammern und Fußnoten nicht mehr die Textfunktion „Gebet“. Sie kann dennoch eine ''adäquate Übersetzung''' sein, wenn sie die Zielsetzung der Studienfassung erfüllt. Die Lesefassungs-Übersetzung dagegen kann die Textfunktion „Gebet” erfüllen. Es ist also möglich, auch ''funktionale Äquivalenz'' anzustreben. (Problem: Oft erfüllt ein Text im Gesamtzusammenhang des biblischen Buches mehrere Funktionen, die in der Übersetzung nicht alle gleichermaßen adäquat wiedergegeben werden können.) | ||
Beispiel 3: Einige Bibelstellen enthalten große sprachliche Probleme (z.B. unbekannte Wörter oder Brüche im Satzbau). In manchen Fällen ist die Aussageabsicht aus dem Kontext dennoch klar zu erschließen. Die meisten Übersetzungen glätten den Text in diesem Fall, damit er z.B. im Gottesdienst problemlos vorgelesen werden kann. Eine Übersetzung in einem wissenschaftlichen Kommentar kann dagegen das Ziel haben, sprachliche Fragen des Ausgangstextes möglichst transparent zu zeigen. In diesem Fall wäre vielleicht eher ein Nachbilden der sprachlichen Probleme adäquat. | Beispiel 3: Einige Bibelstellen enthalten große sprachliche Probleme (z.B. unbekannte Wörter oder Brüche im Satzbau). In manchen Fällen ist die Aussageabsicht aus dem Kontext dennoch klar zu erschließen. Die meisten Übersetzungen glätten den Text in diesem Fall, damit er z.B. im Gottesdienst problemlos vorgelesen werden kann. Eine Übersetzung in einem wissenschaftlichen Kommentar kann dagegen das Ziel haben, sprachliche Fragen des Ausgangstextes möglichst transparent zu zeigen. In diesem Fall wäre vielleicht eher ein Nachbilden der sprachlichen Probleme adäquat. |
Version vom 4. August 2013, 17:30 Uhr
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Funktionales Übersetzen ist eine Übersetzungsmethode, die translationswissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Sowohl für den Ausgangstext als auch für den Zieltext werden hierbei Textfunktionen, Adressaten und kultureller Hintergrund analysiert bzw. definiert.
Die funktionalen Translationstheorien setzen bei der Erkenntnis ein, dass die Deutung eines Textes nicht nur von sprachlichen Eigenschaften abhängt, sondern auch vom Kontext seiner Verwendung. Schließlich sind Texte kein Selbstzweck, sondern haben eine kommunikative Intention. Dieses Kommunikationsziel („Textfunktion“) muss bei einer guten Übersetzung berücksichtigt werden.
Der funktionale Ansatz gründet auf der Beobachtung, dass Übersetzungen verschiedene Adressaten, einen anderen kulturellen Kontext sowie unterschiedliche Textfunktionen haben können. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Erzähltext als Lied übersetzt wird, oder auch ein poetischer Text als Studienbibel. Aus dieser Beobachtung folgt auch, dass die eine Übersetzung für alle Menschen und Zwecke prinzipiell unmöglich ist.
Zum Kontext von Texten und Übersetzungen
Sprache und Kontext eines Textes
Die Bedeutung eines Textes ergibt sich aus dem Zusammenspiel zahlreichen Faktoren. Manche dieser Faktoren sind sprachlicher Natur:
- Wortwahl: Jede Sprache hat ein unterschiedliches Vokabular. Oft gibt es mehrere Wörter mit fast identischer Bedeutung. Oft hat ein Wort aber auch sehr unterschiedliche Alternativ-Bedeutungen. Diese Mischung ist in jeder Sprache anders, weshalb es eine absolut exakte Übersetzung prinzipiell niemals geben kann. Zwischen den biblischen Sprachen und dem heutigen Deutsch gibt es hier sehr viele Unterschiede.
- Grammatik: Die genauen Wortformen und der Satzbau funktionieren in jeder Sprache anders. Manche grammatikalischen Eigenschaften der Urtexte (hebräische Satzfolgen, griechische Aspekte) lassen sich im Deutschen nur mit völlig anderen Konstruktionen umschreiben.
- Textsorten: In jeder Sprache sind andere Textsorten üblich, die jeweils großen Einfluss darauf haben, wie der Text verstanden wird.
- Stil und Sprachebene: Stilistische Elemente wie Wortwahl, gewählte Satzkonstruktionen und verwendte Stilfiguren haben einen Einfluss darauf, wie ein Text verstanden wird. Diese Konventionen sind sprach- und zeitspezifisch.
Neben diesen sprachlichen Eigenschaften ist außerdem der Kontext extrem wichtig, in dem der Text verwendet wird:
- Kulturelle Zusammenhänge: Jede sprachliche Aussage setzt kulturelles Wissen voraus. Beispielsweise ruft das Wort „Regenwetter” in Deutschland völlig andere Vorstellungen hervor als in Indien oder in der Sahara. Ähnlich ist es mit Tischsitten, sozialen Normen, Redensarten, Weltbildern, vorausgesetztem Wissen, ...
- Intendierte Leserschaft: Je nachdem, wer als Leser im Blick ist, kann der Text eine völlig andere Aussage haben. Beispielsweise ist der Satz "Das Geld der Reichen wird an die Armen verteilt werden" ein Drohwort für reiche Menschen, für arme Menschen aber ein Heilswort.
Kontext des Ausgangstextes
Um den Kontext des Ausgangstextes zu verstehen, eignen sich die folgenden drei Leitfragen.
- Funktion des Textes: Was ist das Anliegen des Ausgangstextes?
- Adressat: An welche Leser richtet sich der Ausgangstext?
- Kultureller Hintergrund: In welche historisch-kulturelle Situation „spricht“ der Ausgangstext?
Bei sehr vielen Texten lassen sich diese Fragen nicht eindeutig beantworten, weil mehrere Adressatenkreise gleichzeitig im Blick sind, weil sich mehrere Intentionen mischen oder weil Adressaten und Anliegen des Textes unklar sind.
Für die biblischen Texte werden diese Fragen in der historisch-kritischen Exegese diskutiert. Bei vielen Bibelstellen lässt sich eine klare Mehrheitsmeinung im wissenschaftlichen Diskurs feststellen. Bei andere Bibelstellen ist der Kontext nicht eindeutig festzustellen (siehe unten).
Kontext der Übersetzung
Um die Qualität einer Übersetzung einschätzen zu können, müssen die intendierten Adressaten und Verwendungszwecke bekannt sein. Dies gilt auch für Bibelübersetzungen. Leider vermeiden es jedoch die meisten Übersetzungsprojekte, diese grundlegenden Fragen zu klären:
- Funktion des Textes: Welchem Zweck soll die Übersetzung dienen?
- Adressat: An welche Leser richtet sich die Übersetzung?
- Kultureller Hintergrund: In welcher historisch-kulturellen Situation soll die Übersetzung verwendet werden?
Die Übersetzung kann also eine andere Funktion haben als der Ausgangstext (Beispiele: Übersetzung eines poetischen Textes als Studienfassung; Übersetzung des Philemonbriefs für den Zweck einer Lesung im Gottesdienst).
Bei Bibelübersetzungen liegt außerdem immer kulturelle Varianz sowie Adressatenvarianz vor, da der große kulturelle und gesellschaftliche Abstand völlig äquivalente Zielgruppen unmöglich macht. Je nach Bibelstelle und gewählter Zielgruppe ist diese Varianz verschieden groß.
Adäquatheit und Äquivalenz
Eine Übersetzung ist adäquat, wenn sie den angestrebten Zweck erfüllt (Verwendungszweck, Zielgruppe). Sie ist darüber hinaus auch äquivalent, wenn die Funktion des Ausgangstextes und der Übersetzung übereinstimmen〈a〉 (Funktionskonstanz).
Beispiel 1: Die adäquate Wortwahl einer Bibelübersetzung unterscheidet sich je nachdem, wer als Zielgruppe im Blick ist –Theologiestudierende, Kindergottesdienst, die Gottesdienstbesucher einer Arbeiterviertels oder eine Schulklasse mit Gehörlosen.
Beispiel 2: Eine Studienfassungs-Übersetzung des Vaterunsers erfüllt mit ihren Klammern und Fußnoten nicht mehr die Textfunktion „Gebet“. Sie kann dennoch eine adäquate Übersetzung' sein, wenn sie die Zielsetzung der Studienfassung erfüllt. Die Lesefassungs-Übersetzung dagegen kann die Textfunktion „Gebet” erfüllen. Es ist also möglich, auch funktionale Äquivalenz anzustreben. (Problem: Oft erfüllt ein Text im Gesamtzusammenhang des biblischen Buches mehrere Funktionen, die in der Übersetzung nicht alle gleichermaßen adäquat wiedergegeben werden können.)
Beispiel 3: Einige Bibelstellen enthalten große sprachliche Probleme (z.B. unbekannte Wörter oder Brüche im Satzbau). In manchen Fällen ist die Aussageabsicht aus dem Kontext dennoch klar zu erschließen. Die meisten Übersetzungen glätten den Text in diesem Fall, damit er z.B. im Gottesdienst problemlos vorgelesen werden kann. Eine Übersetzung in einem wissenschaftlichen Kommentar kann dagegen das Ziel haben, sprachliche Fragen des Ausgangstextes möglichst transparent zu zeigen. In diesem Fall wäre vielleicht eher ein Nachbilden der sprachlichen Probleme adäquat.
Besondere Problematik bei Bibeltexten
Unsicherheit beim Kontext des Ausgangstextes
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- Historischer Kontext geht aus dem Text nicht hervor
- Historischer Kontext ist in der wissenschaftlichen Literatur stark umstritten
- Der historische Kontext eines Textes hat sich innerhalb der biblischen Textgeschichte geändert
- Manche Texte waren schon zu biblischer Zeit offen für verschiedene Funktionen und Adressaten
Mehrere Funktionen und Adressaten der Übersetzung
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Übersetzungstradition
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Heiligkeit des biblischen Textes
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Beispiele
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Weiterführende Literatur
Funktionale Ansätze in der Translatologie
Es gibt in der Translatologie verschiedene funktionale Ansätze. Gemeinsam ist ihnen die Berücksichtigung kommunikationstheoretischer Voraussetzungen.
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Weblinks
- Artikel „Translatologie“ (Wikipedia deutsch)
- Artikel „Skopos theory“ (Wikipedia englisch)
- Artikel „Dynamic and formal equivalence“ (Wikipedia englisch)
- Kapitel „Funktionale Theorien“ aus dem E-Uni-Kurs „Grundlagen des Übersetzens“ (CC-BY-NC-ND, E-Learning-Repository des estnischen Innovation Centre for Digital Education)
- Lehrbuch „Einführung in die Translationswissenschaft. Band 1: Orientierungsrahmen“ (Erich Prunč, Uni Graz)
Anmerkungen
a | Prunč 2 2002, 168 (Zurück zu ) |